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Stahl und Eisen, Jg. 33, Nr. 9

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h h ™ L 1 B EISFM -'“S""-

GesduItśfBhrcr der B [ Ą J * * > ® s a d j , Jf l i I U stellvertr. GeschaitsIOhrcr

Nordwestlichen Gruppe ' * * 4 1 j | deJ Yereins deutscher

des Yereins deutsdier Eisen- und Stahl

industrieller.

EisenhDttenleute.

Z E IT S C H R IF T

FUR D A S D E U T S C H E EISE N H U T T E N W E SE N .

Nr. 9. 27. Februar 1913. 33. Jahrgang.

Mit aufrichtigein Schmerzc. haben wir den Mitgliędern des Vereins deutscher Eisenhtttten- leute die T rauerkunde zu uberm ittcln, daB unser Elirenm itglied J o h n F r i t z , der Altmcister der nordam erikanisćhen Eisenhiittcnlcutc, am 13. F eb riiar d. J. aus seinem arbeitsreichen, gesegneten Leben abberufen worden ist. E in ruhiger Tod h a t dcm fast Einundneunzigjahrigen in seinem stillen Heim

zu Bethlehem in Pcnn- sylvanien dic Augen fiir imm er geschlossen.

Welche wechsclvollen Schicksale den deut- schem Stam ine E nt- sprossenen beglcitct,und was er insbesondere fiir die Eisenindustrie der Yereinigten S taaten ais einer ihrer tiichtigsten und hervorragendstcn Y ertreter geleistet h at, ist erst kttrzlioh auf diesen B lattcrn einge- hend

den.

der Freunde

cschildcrt wor- von seiner h a t der E n t- Getragen Zuneigung

genossen aller Laridęr,.

in denen m an Eisen erzeugt und reekt, ge- nieBen diirfcn. Nacli- dem er noch bis in sein hohes Alter fiir den Be- ruf, dcm er in vorbild- licher Treue*anhing, ge- w irkt hatte, brach seine bis dahin kriiftige Ge- sundheit im F riihjahr 1912 u n te r d crL ast der Ja h re zusammen. Seit- dem krankelte er, und wenn er auch zeitweilig sich wieder etwas cr- holte, so siechte er doch trotzliebcvollsterPflege allmiihlich dahin.

3Iit John F ritz ist einer der Fithrer aiif dem Gebiete des Eisen- hiittenwesens von uns geschieden. Sein An- denken aber wird fort- leben im Gediichtnis schlafene in der Zeit

der Mu Be sich der gro­

Ben Erfolgc seiner rast- losen Tiitigkeit erfreuen und, wie selten einer, die Yerehrung der Berufs-

seiner Zeitgenossen, und sein Naine wird einen ehrenvollen Rang einnehmen sowohl in der Geschichte des Eisens ais auch in den x\nnalcn unscres Yereins. Mit Stolz durften wir ihn zu den Unsrigen zahlen, m it W ehm ut stchen wir an seinem Grabę.

Seine R uhestatte h a t John F ritz auf dem herrlichen Fricdhofe zu Nisky gefunden, an einer Stelle, die er sich selbst ausgewiihlt hatte. D ort liegt er gebettet in den Httgel, zu dem des E n t- schlafenen eigene Schopfung hinttbergruBt, der machtige Bau der Bethlehem Steel Works.

Y e r e i n d e u t s c h e r E i s e n h ii 11 e n 1 c u t e.

D or Y orsitzendo:

$r.=3ug. D. Sc. F . Springorum, Kimigl. K om m erzienrat.

D er G oschaftsfiilirer:

E. Schrodter.

45

(2)

340 Stahl und Eiscn. ■Die Bedeutung des Giefereiwesens. 33. Jahrg. Nr. 9.

Die B edeutung des G ieSereiw esens, d e r B e r u f desG ieB erei-In g en ieu rs und seine A u sbildung an d e r T ech n isc h e n H ochschule.

Von Dozent i5)r.*3ng. E . L e b e r in Breslau.

D

ic Tatsache, daB mail sieli entschloB, an der jungsten deutschen Technischen Hochschule in Breslau ein selbstandiges Lehrfach fiir das GieBerei- wesen cinzurichten, ist ein deutlicher Hinweis, daB ein Umschwung in der Auffassung uber die Bedeutung des Giefiereiwesens fiir das Leben unserer Technik, W irtschaft und K u ltu r eingetreten ist. Ganz ob- jektiv gesprochen, h atte somit m. E. die gieBerei- mannischc W eit Grund, fiir diese Einsiclit der lhaB- gebenden Kreise dankbar zu sein, iusbesondere H errn Professor Simmersbach, der dic Initiative bei Begriindung dieses Lehrfaches gefuhrt hat,

W enn wir kurzweg vom GieBerciwcsen śprechen, so miissen wir uns bewuBt bleiben, daB hierm it einer Abkiirzung Raum gegeben ist, die allgemein ilblich ist und im gewollten Sinne verstanden wird, jedoch nicht notwendig so verstanden zu werden braucht. Auch wenn wir uns auf den Ausdruck Eisen- un d StahlgieBerei beschriinken, so bleibt imm er noch ein Unterschied zwischen dem, was m an logisch ais Eiscn- und StahlgieBerei bezeichnen muB, und tłem, w as praktisch d aru n te r verstanden wird, weil ja letzten Endes kein Stttck Eisen und keiu Stiick S tahl, welche Form es nun immer haben mag, unsere Eiscnhiittcn- und GieBereibetriebe verlaBt, das nicht ursprunglich gegossen wiire; und doch wird keiner von uns den Begriff bei gutein Willen miB- vcrstehen. Denn in Wirklichkeit handelt es sich um zwei Gebiete, dic innerlich zusammengehoren, die sieli aber dennoch stcllcnweise und zeitweise von einander losgelost haben und sogar auseinander- gehalten werden m iisse n . Hierfiir machen sich, vom heutigen Standpunkte aus betrachtet, zwei Griiiide geltend, cimnal ein geschichtlicher, der friiher ein saclilicher war, und das andere Mai ein dauernd saclilicher Grund. DaB m an heute das EisengieBereiwesen neben der machtigen Eisen- huttenindustric ais etwas Selbstandiges empfindet, ist eben auf den Losl6sungsvorgang zuriickzufuhren, der m it der Erfindung der Umschmelzofen, die an Stelle der Hochofen traten, einsetzte und der im 18. Jahrliundert durch dic Einfiihrung der Dampf- maschine verschiirft wurde. Diesem Yorgang ver- danken noch heute die vielen selbstiindigen Eisen*

gieBereibetriebe ihr Dasein. Das BewuBtsein elie- maliger ziinftiger Zusammengeliorigkeit m it dem Eisenhuttenwesen ist vielerorts giinzlich geschwundcn, und nur der Bezug des Rohoisens von der H tttte erinnert noch danin. Der zweite Grund ist, wie gesagt, saclilicher A rt und bcrechtigt auch dazu, eino Grenzlinie zu zielien, und zwar eine solche, die den Begriff Eisen- und StahlgieBerei auf den- jenigen Inlialt beschrilnkt, den es in der vorliegenden

A rbeit h at, die auch dem W ort GieBerei-Ingenieur seinen gebriiuchlichen Sinn gibt und ebenso das Gebiet uirigrenzt, das m it gewissen Einschrankungen ais selbstandiges Lehrfach aufzufassen ist. Diesen sachlichen G rund bildet ganz einfach das Formen des GuBstiickes, indem diese T atigkeit von scliarf umrissener Eigenart den sonstigen formgebenden Arbeiten des Walzens, Pressens, Schmiedens usw.

gegeniibergestellt wird. Das H andw erk des GieB- formens gibt dem GieBerciwcsen im engeren Sinne sein Gepriige; aus der H erstellung der GieBform entspringen alle weiteren Anordnungen, Eiurich- tungen in teclinischer und selbst organisatorischer H insicht, die es von dcm m achtigen G ebiet des Eisenhiittenwcsens scheiden. Im GieBereibetrieb spiiren wir, abgesehcn von besonders gelagerten Einzelfallen, infolgcdessen, rein auBerlicli, sinnlich genommen, niehts m ehr von der wuchtigen GroB- artigkeit der Eisenhiitte.

Aber innerlich betrachtet, werden wir hier dennoch bei genauerem Zusehen eine GroBe u n d Bedeutung gewahr, die m an im allgcmeinen untersehiitzt, und diese Bedeutung kom m t am klarsten und ent- scliiedensten zum Ausdruck, wenn m an das Eisen- gieBereiwesen vom w irtschaftlieh-statistischen Stand- p u n k t aus betrachtet. E s w ird daher von Vorteil sein, einen Augenblick hierbei zu verweilen. Leider muB aber gesagt werden, daB die S ta tistik der giefiereitechnischen Erzeugnisse, nam entlich im Hin- blick auf das Ausland, schwer zu beschaffen und sehr liickenhaft ist, wahrend m an der S tatistik der Halb- fabrikate und Walzeisen eine viel griiBere Sorgfalt zuwendet. Es wiire daher zweifellos an der Zeit und von groBem N utzen, ein gleiches auch dem Eisen- und StahlguB zuzubilligen. In der H aupt- saclie muBte ich mich bei den statistischen An- gaben auf Deutschland beschriinken. Um einen annehm baren V’ergleichsmaBstab zu besitzen, seien die Gesamt-Roheisenerzeugungsziffern fiir die Jahre 1910, 1911 und 1912, soweit wie vorliegend, ins Gedachtnis zuriickgerufen:

Z ahlentafel 1. R o h e i s e n e r z e u g u n g .

OO

!

1911 | 1012

t I t

Ver. S ta ate n . . . 27 740 000 24 028 000 30 203 000 D eutschland . . . 14 793 000 15 534 000117 869 000 K n a l a n d ... 10 380 213 9 874 136 ? F ran k reieh . . . . 4 001 000 4 426 000 *4 827 OOOi Oesterreich . . . . 2 010 000 ? 1 » R u B l a n d ... 3 040 000 ? ?

—J

* Yorlaufige Zahl.

(3)

27. Februar 1913. D ie Bedeutung des GiejScreiwesens. Stahl und Eisen. 347

Z ahlentafcl 2. G i e B e r e i r o h e i s e n e r z e u g u n g . Z ahlentafcl 3. D e u t s c h o G u B W a ro n e r z e u g u n g .

1910 1911

t

% der lloheiscn-

erzeugung t

% Jer lioheisen- erzeugung Ver. S taaten 5 344 014* 19 4 540 443* 19 D cutschland 2 053 457 18 2 820 882 18

England

: F rankreich 606 682 15 71 8 0 9 2 10

i Oesterreich 264 010 13 200 255

RuBland 382 003 12,5 _ _

GuBwaren 1. Sphm elzung . JuB w aren 2. Sóhm olzung . ta h lfo rm g u B ...

GuBw aren in sg esam t auBer T e m p e rg u B ...

1010

t 80 403 2 65 1 0 1 2 203811**

2 995 880

1911 t 90 082 2 823 094 209 372**

3 188 548

Yielleicht diirfte es nicht ganz unzweckmaBig sein, bei der Lttckenhaftigkeit des Stoffes zum Ver- gleich in Zahlentafcl .2 die Erzeugungsziffern fiir GieBereiroheisen daneben zu stellen.

Nach den Yeroffentlichungen des Statistischen Amtes wurden, abgesehcn von TemperguB, den icli in Erm angelung der Unterlagen auf etwa 120 000 t schiitze, in Dcutschland dic in Zahlcntafel 3 zu- saminengestellten Mengen von Gufiwaren erzeugt.

Sehr niitzlich ware es natUrlich, wenn wir un- gefiihr wiiBten, in welche A rten von GuBwaren diese Ziffern sich aufteilen, schon allein, um den W ert annahernd bestimm en zu konnen; indessen die statistischen Aufzeichnungen lassen uns hier wiederum stark im Stich. Im m erhin gelangen wir zu einiger- maBen angenaherten Yorstellungen. wenn wir dic schon erwahnte S tatistik des Kaiserlichen S tatisti­

schen Amtes (Zahlcntafel 4) fiir die Ja h re 1909 bis 1911 zu R atę ziehen und eine sehr angenaherte Aufstellung des Yereins deutscher EisengieBereien

fiir das Ja h r 1909 daneben stellen (Zahlcntafel 5).

— DaB die Aufstellung der Zahlcntafel 5 sehr mangel- liaft ist, geht schon aus der erheblichcn Abweichung gegen dic Summen der Zahlentafcl 4 hervor; os fehlt auBerdem dio Angabe der Erzeugung an Stahl- formguB. Dio Ziffer der GuBwaren m it unbe kanntem Verwendungszweck ist auBerordentlich hoch. Yor allem ist anzunehmen, daB die Ziffer der MaschinenguBerzeugung in W ahrheit betriieht- licli hoher ist. Rechnen wir noch fiir das Ja h r 1911 eine StahlformguBerzeugung** von 269 372 t im W erto von 90 509 000 J t f u n d in Erm ange- lung sicherer U nterlagen schatzungsweiso eine TemperguBerzeugung von etwa 120 000 t im Worte yon rd. 48 Mili. J t h in z u , so erhalten wir fiir das J a h r 1909 eine GesamtguBwarenerzeugung von 3332548 t im Gesam twerte von 6G8 475 000 J l.

F iir 1910 erhalten wir u n te r Beriicksichtigung einer StahlformguBerzeugung yon 263 811 t im W erte von 89 695 740 AL un d 115 000 t geschatzten Tempcr- gusses im W erte von 46 000 000 . H, insgesamt 3 110 886 t GuBwaren im W erte von 617121740 J l.

Z ahlentafcl 4. D e u t s c h e G u B w a r e n e r z c u g u n p

1909 1010 1911

t .li t .11 JL

,, „ ( GesehirrguB

GuBwaren 1 °

1. Schm elzung } 55 425

12 069

| die T onne

> zu j 108,97 J l

62 020 18 443

} die T onne J* zu J 87,98 J l

0 90(5 04 970 24 206

| die T onne

/ zu

) 92,57 Jl

07 494 7 355 000 80 403 7 063 000 96 082 8 894 000

n o ____ ( GesehirrguB

GuBwaren | °

2. Schm elzung |

138 863 351 261 1 898 691

] dio Tonno

Ł U

) 177,18 Ji

134 714 367 581 2 149 317

1 die T onne

z ZU

) 178,90 M

125 421 384 501 2 330 172

) die Tonne

}■ zu

) 183,08 ll 2 3S8 815 423 257 000 2 051 012 474 363 000 2 840 094 521 072 000 In sg esam t Graugufi 2 45 6 309 430 612 000 2 732 075 481 426 000 2 942 176 529 966 000

Zahlentafcl 5. D e u t s c h e G u B w a r e n c r z e u g u n g in 1909.

Bedeutungsyoll fiir unsero B etrachtuns ist nun

M a s c h in e n g u B ... 1 OOO 000 Ofen- u n d G e s e h ir r g u B ... ; 120 OOO I R ohrenguB ...i 335 OOO Bau und K a n a l i s a t i o n ... j 125 000 Tem perstahlguB u n d schm iedbarer GuB . I 115 000 E m aillierter H andelsgu B ...i 31 000 { S a n itiits g u B ... | 19 000 GuB fo r chem ische I n d u s t r i e ...■ 1 200 Gufiwaren m it unbek. Verw endungszw cck ; 485 OOO

das Yerhiiltnis der gesam ten GuBwarenerzeugung zu der Gesamterzeugung an FluB- und SchweiBeisen- yerkaufsm aterial. Bedient m an sich zu ihrer Berech- nung der Yeroffentlichung des Kaiserlichen S ta tisti­

schen Amtes, so ergibt sich fiir das J a h r 1910 eine gesamte FluB- und SchweiBeisenerzeugung yon

i 2 231 200

* EinschlieBlich Ferrosilizium .

** Vgl. St. u. E. 1912. 28. M arz, S. 548.

f A is m ittleren W ert fiir Stahlform guB habo ich m angels an d erer U nterlagen entsprechend d er S ta tistik d e r Oberschlesischen Berg- u n d H u tten in d u strie in St. u. E . 1912, 4. A pril, S. 591 rd. 340 JC f. d. t angenom m en.

(4)

348 Stahl und Eisen. Die Bedeutung des Gieflcreirccsens. 33. Jahrg. Nr. 9.

13155 070 t im W erte von 1 700 480 000 .11 und liir das J a h r 1911 eine solehe von 14 551 164 t im W erte von 1 885 132 000 ./(, so daB also alles in allem fur das J a h r 1910 eine silmtliche Erzeugnisse der Eisen- hiitten- und GieBereiindustrie umschlieBende Waren- inenge von 16 265 9 5 6 1 im W erte von 2 317 601 740 JC un d fiir 1911 von 17 883 712 t im W erte von 2 553 607 000 J i anzusetzen ist.

Aus einer Gegcniiberstcllung der GieBereierzeug- nisse einerseits und der SchweiB- und FluBeisen- erzeugnisso anderseits ergibt sich alsdann fiir das J a h r 1911 die fiir das GicBcreiwcscn — wolilbemerkt im engeren Sinne — bedeutsam e Tatsache, daB fiir beide Ja h re m it zicmlicher Uebereinstimmung der G e w i e h t s a n t e i l d e r g e f o r m t e n G u B w a re n an d e m G e s a i n t u m s a t z an Ycrkaufsw arcn iiber- h a u p t rd. 1 9 % u n d d e r W e r t a n t e i l d a r a n 2 5 % b e t r u g . F erner m aeht der G u B w a r e n - u m s a t z v o n d e r W a r e n in e n g e a n e i s e n - h i i t t e n m a n n i s c h e r E r z e u g u n g im engeren Sinne (SehweiB- und FluBeisenwaren) ausgedriickt d em G e w ic h te n a c h 23 % u n d d e m W e r t e n a c h rd . 35,5 % aus. Fiir das Ja h r 1912 haben sich die absoluten Zahlen wiederum um ein betriicht- lichcs gehoben, und dic Anteilziffern der GuBwaren- erzeugung haben sich gewiB nicht verschlechtert.

Ins reehte Licht aber werden diese Ziffern erst geriickt, wenn man sie m i t d e n E r z e u g u n g s - u n d W c r t - z i f f e r n a n d e r e r w i c h t i g e r l n d u s t r i e n i n V e r - g le ic h stellt. W e d e r d ic G e s a m t e r z e u g u n g s - m e n g e a l l e r M e t a l l h u t t e n c r z e u g n i s s e , die beispielsweise im Jahre 1910 (spatere Angabcn liegen nicht vor) 484 000 t im W erte von 289 433 000 J i ausm achte, n o c h d ic Z a h l e n d e r g e s a m t e n T e e r i n d u s t r i e o d e r e i n e r a n d e r e n b o d e u t e n d e n c h e m i s c h - t e c h n o l o g i s c h e n I n ­ d u s t r i e r e i c h e n h e r a n . Und daB sich die soeben angefuhrten W ertziffern noch betrachtlich steigern, sobald wir Bcarbcitung oder Verfeincriing hinzu- rechnen, liegt auf der H and.

Auch nach einer andern R ichtung bietet ein Ycrgleich der verschiedenartigen Eisenerzeugnisse Interesse; stellt m an namlich die D urchschnitts- werto fiir die Tonne Yerkaufsware nebeneinander, wie es in Zahlentafel 6 geschehen ist, so zeigt sieli, daB der StahlformgiiB und die GuBwaren zweiter Schniel- zung bei ihrem D urchschnittsw ert vou 336 bzw.

186 J i ais die hochstwertigcn Erzeugnisse der Eisenindustrie aufzufassen sind und sie diese Stellung sowohl der vorhergegangenen G attierung ais auch der cigentumlichen A rt der Formgebung zu danken haben, wobei nicht zu yergessen ist, daB der Preis fiir die Tonne GrauguB etw a zwischen 100 und 400 JC schwankt.

Ein weiteres Moment, das mindestens ebenso scharf die Bedeutung des GieBereiwesens fiir unser W irtschaftsleben und zugleich fiir unser Kiiltur- leben beleuchtet, ist die Zahl der bestehenden GieBereibetriebe und der darin besćhiiftigten Per- sonen. Bei der letzten am tlichen Berufs- und Be-

Z ahlentafel 0. V e r k a u f s \ v o r t d e r E is e n e r z e u g n i s s e im J a h r o 1911.

Ji t. <1. t

.u f. <l. t FluBeisenrohbloeke 86,75 FluBeisenfertig-

FluBeisenhalb- erzeugnisso. . . 141,08

erzeugnisse . . . 89,12 SohweiBeisenfertig-

GuBeisen erster erzeugnisso. . . 147,99

Sohmelzung . . 92,91 GuBeisen zw eitor

SchwciBeisenroh- Schm elzung . . 182,00

lu p p en ... 115,00 Stahlform giiB . . 336,00 triebszahlung aus dcm Jahre 1907 ergaben sich nicht weniger ais 2163 Betriebe und 165 314 Pcrsoncn.

Die erstere Zahl stiirimt m it der Summę der in der

„G em einfaBlichenDarstellungdesEisenhutteriwesens"

nam entlieh aufgefflhrten GieBereibetriebe ziemlich iiberein. (In den Vereinigten S taaten fehlten bei einer Betriebszahlung im Jahre 1912 nur vier GicBercien, um dic Zahl 6000 voll zu machen.) Wenn in ihr aucli cinc groBere Zahl kleiner und klcinstcr B etriebe mit- liiuft, so lehrt doch cin Blick in das genannte Ver- zeichnis, daB der groBere Teil stattlich e Betriebe sind, dic u n te r Leitung eines besonderen B etricbs- lciters stehen. Auch hier diirfte das V erhilltniś der in GieBcreibetrieben beschiifligten A rbeiter (nicht Personen) zu den b e i d e r E i s e n v e r a r b c i t u n g i i b e r h a u p t besćhiiftigten Krilftcn von W ichtigkeit sein. Die schon einmal erwahnte Aufstellung des Kaiserlichen Statistischcn Amtes gibt fiir das Ja h r 1910 alles in allem fiir in EisengieBercien, SchwciB- eisen und Flufieisenwerken tiitigc Arbeiter dic Zahl 323183 an, w ahrend in E i s c n g i e B e r c i c n all;ein 120 281 A r b e i t e r , d. h. 3 7 % d e r G e s a m t z a h l , Beschaftiguiig fanden, so daB, wenn w ir dic Stahl- gieBercicn schatzungsweise einbeziehen, 4 0 % sicher nicht zu liocli gegriffen ist. Wenn auch dicse Zahlen nicht ais crschopfend anzusehen sind, so wird ihr V erhaltnis zueinander schwerlich eine erhebliche Yerschiebung erleiden.

W eiterhin aber diirfeu wir bei einer B etrachtung iiber die Bedeutung des GieBereigewerbes nicht jene U nternelim ungen auBer aclit lassen, die ilirc Erzcug- nisse im GieBereibetrieb absetzen. W ir wissen, daB schon vor langeren Jah ren eine Industrie ins Lcben tra t, die heute in Bliite steh t, und dic aus­

schlieBlich fiir GieBereibetriebe arbcitet. Indem ich nur oberflachlich diese Zahl iiberschlage, ziihle ich in Deutschland schon 35 solcher U nternehm cn, die lediglich Putzereim aschinen, Formmaschinen, Kupolofen, Aufbereitungsanlagen, Pfannen, Form- ka^ten, Form sande und sonstigen GieBereibcdarf liefern. Es folgt die groBe Schar derjenigen, deren Erzeugnisse zu einem erheblichen Bruchteil in GieBereien Absatz finden, der F abriken fiir Trans­

port- und Ilebezeuge, fiir PreBluftwerkzeugc, fiir Gebliisc und Kompressoren, fiir feuerfeste Materia- lien; und schlieBlieh darf das Nachstliegende nicht yergessen werden, daB die GieBerei doch ein H aupt- abnehm er der Eisenhiittenw erke ist. Auch das ist ohne Zweifel kennzeichnend fiir die auBerordentliche

(5)

27. Februar 1913. Dic Bcdeutung des Gicflerciwcsens. Stahl und Eisen. 349

Eutfaltung des GicBcreiwesens, daB wir allein in Deutschland mindestens ein starkes D utzend Zivil- iiigenieure zahlen, die ihre K raft nu r in den Dienst der E rbauung und E inrichtung von GieBereien ge- stellt haben. W eiterhin gibt es in Deutschland allein

gegangen. H eute liegen die Dinge so, daB die altcn Modelle, wie sie beispielsweise noch dio Ilsenburger und Sayner H iitte besitzen, die schiineren sind. Die F ortschritte, die das Kunstgewerbe, wie z. B. die Tischlcrei, Giirtlerei, Metalldriiclcerei, K eram ik u. a..

zwei Fachvereine, dereń Mitglicdschaft sich aus. den letzten Jah ren gcniacht h at, sind auf detn Gebiete des Eisenlcunstgusscs nicht zu verspuren, und wenn etwas aus ihm werden soli, so muB auch GieBereiuntcrnehmeru und -ingenieuren zusąmmcn-

setzt, von denen ein erheblichcr Teil akademische Ausbildung genossen hat.

Fassen wir alle diese A rbeitskrafte, dic m ittelbar und u m nittelbar aus dem GieBereigcwerbe ihren Lebensunterhalt ziclien, iiberschliigig zusąmmen, so wird die Zahl von 200 000 heute ganz gewiB nicht zu hoch gegriffen sein. Was diese Ziffcrn kulturell bedeuten, das liiBt sich nicht m it zwei W ortcn sagen, und eine E rlauterung wilrdc uns zu weit fiihren.

Doch auf zwei P u h k te moclite ich hinweisen. Ein- mal ist docli, wie sehon gesagt, die fragliche Industrie nicht allein mafigebend fiir die Lobenshaltung dieser 200 000 Menschen, sondern auch fiir die ihrer Fa- milien, die m it ihren Brotgcbern zusąmmen doch, schlecht gercchnet, eine Gemeinschaft von sicherlich y2 Million Scclen bilden. Dic Entw icklung des Ge- werbes aber bestinnnt wiederum nicht nur ihre Kaufkraft fiir Lebensm ittel, sondern auch fiir Bil- dungsmittcl, und es muB dazu bem erkt werden, daB der gelerntc Form cr einer der bestbezahlten Arbeiter ist, dessen Stundenverdienst in groBeren Stadten kaum u n te r 70 Pf. liegt und bis 1 J l und mehr anstcigt, und daB Form er, die im A kkord arbeiten, durchaus nicht selten m it Monatslohnen von 200 bis 250 J l nach H ause gehen.

Die sonstigo unm ittelbare Bcdeutung des GuB­

eisens ais Kulturelcm ent kom m t yielleicht nur noch in seinen Beziehungen zur B aukultur und ais Materia!

zur Herstellung von Kunstgcgenstanden in Frage.

Was den ersten P u n k t anbelangt, so spielt es heute eine geringere Rollo ais in friiheren Zeiten, in denen man es fertig brachte, ganze Fassaden aus GuBeisen hcrzustellen in dcm jewcils bcyorzugten klassischcn Stil. Seitdeni dic Aestlietik des Tnigerbaues so ver- heiBungsvolle Anlaufe gem acht hat, ist das GuB- eisen stark zurttckgedrangt bzw. an den O rt ver- wiesen, wo es seinen inneren Eigenschaften nach liirigehort. GuBeisen soli hauptsilchlich auf Druck beaniprucht werden, und so benutzt man es heute im Architekturbau fast nur noch ais F uB punkt und Stiitzpunkt fiir Triigcr, Pfeiler und S&ulen. B ekannt sind die Bemtthungen, die man aus gicBereitcch- nischen Kreisen m acht, die guBeisernen Siiulen an Stelle der schmiedeiserncn wieder stiirker ein- zufiihren, und diese Bewcgung h a t, abgcsehen von anderm, auch ihre innere iistlietische Berechtigung, da hier kein Gegensatz zwischen Form und Material- eigenschaft besteht; das GuBeisen ist den An- spriichen auf Tragkraft, die hier gestellt werden mussen, durchaus gcwachsen.

Der KunstguB, der einst in Bliite stand, ist, ebenso wic das ganze K unsthandwerk, in den letzten Jahrzehnten des yorigen Jahrhunderts zuriick-

dicse Technik den AnschluB an den gewerblichen Kiinstler, wie wir sie auf anderen Gebieten in l l i c m e r s c l u n i d , B e h r e n s , K l e i n h e m p c l u. a.

besitzen, finden.

Was sonst das GuBeisen kulturell bedeutet, das liegt eigentlich alles in dcm einen W ort Maschine.

W as wiire die Maschine ohne Eisen-, Stahl- und MctallguB; indessen, die Maschine kulturell betrachtet, ist einProgram ni fiir sich, das n urangedeutet werden kann. Sio h a t uns nicht allein die neuzeitlichc Ziyilisation gcbracht, sondern auch den tiefstgehenden EinfiuB auf unsero gcsellschaftlichen, w irtschaft- lichen und solbst sittlichen Zustande gehabt. Sie steht am Tor der neuen Zeit. Bcdenkt m an aber, welche bedeutungsyolle Rolle die Maschine nicht allein in wirtschaftlichcr, sondern ilberhaupt in kulturcller H insicht spielt, so muB es ein erhobender Gcdanke fiir den GieBereimann sein, daB fast alle Maschinen, die in der ganzen W eit gebaut werden, m it einer yerschwindendęn Ausnahmc yielleicht, ihren U rsprung in der GieBerei haben, daB etwas sehr Wesentliches daran seinem Denken und seinem Konnen entsprungen ist, namlich die Yerwirklichung der Form und das M ateriał, das der Maschine Dauer ycrlciht.

So p la tt es yielleicht klingen mag, es bleibt dennoch wahr, daB der GicBereiunternchmer eine so unent- behrliche Rolle in der Entw icklung ćcr Zivilisatiou spielt wie der Fleischor und Biickcr im Alltagsleben.

Unscre Ziyilisation ist ohno Industrie, und diese wiederum ohne Maschinen, d. li. ohne EisenguB, nicht denkbar. Und ahnlich wie m an im Alltags­

leben, ob m it R echt oder Unreclit, davon spriclit, daB jene Gewerbe, die fiir des Leibes N otdurft sorgen, ihr gute3 Auskoiutncn finden, so m eint man auch heuto noch, daB eine geschickt geleiteto Eisen- gicBerei ihren Mann ernahrt, und es wird nicht leicht fallen, diese Auffassung zu widerlegen. Jedenfalls aber braucht dem EisengieBereigewerbe, im ganzen genommen, sehon aus diesem G runde um seine Zu- k u n ft nicht bange zu sein. Wenn der P ra k tik e r immer nur seine eigene F abrikation vor Augen h at, yergiBt er leicht oder bedenkt selten, was alles von den iibrigen Fachgenossen und Sonderfachleuten her­

gestellt wird. D a ist zunachst die L andw irtschaft m it ihren so wichtigen Dreschmaschinen, Stroli- pressen, Erntcm aschinen, Pflugscharkorpern, S aat- maschinen, Sclirot- und Quetschniiihlen, Eggen, Diiiigerstreuern, Schleudeni usw., die ja im wesent- lichen niclits anderes sind wie aus sauber geformten und geputzten GuBstiicken zusam m engesetzte Korper.

Man denko ferner an den Bau der U nzahl yon Dampf-

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350 Stahl und Eisen. Die Bedeutung des Gieflereiwsens. 33. Jahrg. Nr. U.

maschinen, Yerbrennungsmotoren, Dam pfturbinen aller A rt, Klein- und GroBgasmaschinen, an den ge- waltigen Bedarf der elektrischen Industrie m it ihren Polgchiiusen, Magnetgestellen, Motoren usw. usw., an den groBartig entwickelten Bau von Werkzeug- maschinen, von denen m anchmal eine iiber 300 t wiegt, an dic gewaltige Rohrenindustrie, an die maclitjge HartguBindustrie m it ihren W alzen, Zer- kleinerungsmaschinen, Panzertiirm en usw.

Das aber sind nur die Kamen einiger Mąschinen- gruppen. Wieyiel Tausende von Selbstandigen Ma- schineiłausfuhrungen fiir irgcndeine Sonderverwen- dung mag es geben, zu denen dann noch abermals Tausende von G uBstuckarten, wie GcfiiBe fiir die chemische Industrie, Koch- und andere Geschirre, Oefen, GuB fiir Bauzweeke, emaillicrte W aren, Sani- tatsguB und H underte, vielleicht Tausende von GuB- korpern kommcn, Iiber dereń Yerwendung man nichts Niiheres weiB.

Alle diese Maschinen, A pparate und Gegcnstiiiide leisten nun irgend einen wichtigen Dienst in unserem Industrie- und K ulturleben, und der Zweck, dem sie dienen, stelit seine genauen Anforderungen an den Stoff selbst und an seine Formen. Diesen An­

forderungen nach zwei Seiten h a t der GieBereimann gerecht zu werden. Mit der Yielseitigkeit und der Kiihnheit unserer industriellen Einrichtungen aber sind diese Anforderungen nicht nu r vielseitiger, sie sind auch genauer und, was oft noch wichtiger ist, enger begrenzt worden, und die Bedingungen werden luirter ais zu irgendeiner Zeit vorher gestellt. Dam it sage ich dem Fachm ann gewiB nichts Neues, nur muB es in diesem Zusammenhang betont werden, weil dam it die Stellung des GieBereimanns eine andere geworden ist, und zwar seine Stellung nicht ais Berufsmensch allein, sondern auch ais K ulturm ensch;

das ist hier das Wichtige. Zu keiner Zeit h at der GieBereimann so hohe Ycrantwortungen zu tragen gehabt wie heutzutage (man denko nur an die wich­

tigen GuBteile an Flugzeugen und K raftwagen), zu keiner Zeit h at er so scharfe Lieferungsbedingungen zu crfiillen und Gewahr zu leisten gehabt; m an denke an die Festigkeitsyorschriften, an die einzuhaltenden W andstiirken, an die Gewichtsbeschrankungen, For- derungen, die oft m it einer Nachdriicklichkeit, ja Schroffheit gestellt werden, die in gar keinem Yer- haltnis zu dem Wagnis der Auftragsubernahm e und noch weniger zu den gezahlten Preisen stehen. Zu diesen Schmerzen aber, was hier ebenfalls nicht iiber- gangen werden darf, kom int noch der groBte in G estalt des Ausschusses, den die neidischeri G otter so ungleich zu verteilen pflegen.

So hat das GieBereiwesen stiindig an wirtschaft- licher wie technischer Bedeutung zugenommen.

Im m er verwickelter,umfangreicher und auch schwerer werden die GuBteile, imm er groBer werden die Be- triebe und die Erzeugungsziffern, im m er schśirfer wird der W ettbewerb, imm er neuen Yerwendungs- zwecken werden der GrauguB, der StahlguB, die Sonderlegierungen und nicht zuletzt der MetallguB

zugefuhrt und dementsprechend hóhere Anspriiche an die Form tcchnik und an die maschinellen E in ­ richtungen gestellt; dem entsprechend wird auch eine wirtSchaftlichere Betriebseinrichtung, straffere Betriebsgliederung und scharfe K ostenrechnung ge- fordert und, was noch wichtiger ist, hoherwertige Materialeigenschaften verlangt.

Im m er aber, wenn sich ein technisches Gewerbe in einem Zustand des Aufstieges befindet und Fach- fragen wie die oben gestreiften zu einer Liisung drangen bzw. zu unumganglichen ernsten Forde- rungen werden, dann fiingt m an an, sie auch von der wissenschaftlichen Seite anzufassen. E s ergibt sich von selbst, daB der reine P ra k tik e r nicht mehr die Sache allein machen kan n ; es w ird notwendig, daB, wie Ledebur es einmal ausdriickte, „zu den Ilerren vom Leder sich d iellerren derF edergesellen11.

W arum h a t m an n u n im hoheren technischen U nterricht das GieBereiwesen solange vor anderen Ge- werben, dio eine bedeutend geringere Rolle spielen, zuriickgesetzt und setzt es heute noch zuriick? W ar es die geringe wirtschaftliche, vielleicht die geringe zivilisatorische oder gar die geringe kulturclle Be­

deutung, die es h a tte ? Ich glaube, daB wir m it der letzten Frage den K ernpunkt getroffen haben: Es liegt in der N atur der Sache, u nd dieE rfahrung zeigt, daB sich vor allem solche Gebiete einer besonderen G unst bei der Aufnahme ais hoheres Lehrfach er- freuen, die einer moglichst wissenschaftlichen, syste- matischen D arstellung und Behandlung zuganglich sind und sich durch theoretisches Durcharbeiten und exakte Yersuche aus sich heraus ausbauen und fortentw ickeln lassen. So w ar es in den ersten Jah r- zehnten des verwichenen Jahrhunderts m it den m aschinentechnischen und baufachlichen Wissen- schaften; dann h atten wir dasselbe B ild bei dem eisenhtittenmannischen Lehrfach, und so ist es heute bei der GieBerei. Das GieBereiwesen ist noch immer eines der wenigst wissenschaftlich behandelten Ge­

biete, wenigstens insoweit es nicht schon von der Theorie des Eisens m it erfaBt wird. E s stelit heute da, wo etw a vor vierzig oder funfzig Jahren das Eisenhiittenwesen stand. Noch gehort bei ihm un- endlich viel m ehr ureigenste Betriebserfahm ng dazu ais auf irgendeinem andern technischen Gebiet, um ein fertiger Fachm ann zu sein, und m anche glauben daraus sogar die Berechtigung herleiten zu durfen, geringschatzig auf den gieBereimannischen Beruf herabzublicken, wahrend diese hohe W ichtigkeit der Erfahrung im GieBereifach doch eigentlich nur beweist, wie schwierig der Stoff ist. W as h a t m an, um n u r e i n Beispiel zu nennen, nicht schon alles v e rsu c h t, um dichten GuB herzustellen.

Im m er wieder m acht die Praxis einen Strich durch die Rechnung. U nd doch kann dieser Zustand des unwissenschaftlichen Arbeitens und Ausprobierens nicht fortdauern, durfen die Bemiiliungen nicht aufhoren, auf wissenschaftlichem Wege vorzudrin- gen. Wie vieles ist doch schon besser geworden!

Wie viel hoheren Anspriichen ist das GuBeisen

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27. Febniar 1013. Die Bedeutung des Clic/Scrciicesens. Stahl und Eisen. 351

lieutc gewaclisen infolge der Ergebnisse wissen- schaftlicher Versuche und Forschungen. Das einzelnc kann hier nicht alles aufgezahlt w erden; jedoch wer Augen h a t zu sehen und in der M aterie lebt, sieht, daB es sich in allen Ecken regt, die GieBereipraxis fiir die Wissenschaft zu erschlioBen; und daB cs an zahlreichen Problenien niclit fehlt, das ist bekannt genug.

Dennoch ist der GieBereimann von heute lcein Schwarzkunstler mehr, so viel ihm auch noch ver- borgen ist, und so viel Schwierigkeiten aucli am Wege liegen mijgen; er w ill nicht allein, er m uB zum Lichte durclulringen. Diese Schwierigkeiten aber, die sich nicht m ehr ohne "Wissenschaft bewaltigen lassen, dic hohe V erantw ortung, die die vorw arts stiirmende neuzeitlichc Technik ihm auferlegt, die yielseitigen Anforderungen, die der Beruf an das Wissen und die Personlichkeit stcllcn, diese Mo- niente sind es, die die M eisterwirtschaft bereits fast ganz hinweggefegt haben, die den GieBerei-Ingenieur an ihre Stelle setzte und ihm eine gehobenere Rolle anwies, kurz, ihm die Berechtigung gaben, sich ais K ulturm ensch hoher einzuschatzen. Allcr­

dings vollzogsich dieser Vorgang langsam, und er ist heute noch nicht vollendet, denn u n te r dem raschen Aufschwung der Industrie wurde die wissenschaft- liche Behandlung des Gegenstandes zunachst noch Ycrnachlassigt; der Techniker, der sich aus dem Meisterstande heraus entwickelt h atte, und der Maschinentechniker m it M ittelschulbildung fand seincn Weg zur GieBerei. Vielfach aber wurde auch der akademisch gebildete Maschineningenieur, ver- einzelt auch derEisenhiitteningenieur in die GieBerei verschlagen; das erstere w ar meist in kleineren und mittleren Betrieben der Fali, wenn nicht der Besitzer selbst die Leitung des Betriebes ubernahm , der dann haufig, nam entlieh dann, wenn die GieBerei m it einer kleinen Maschinenfabrik yerbunden w ar, maschinentechnische Ausbildung m itbrachte; der letztere Fali tr a t ein, wenn m an etwa in m ittleren oder groBeren Betrieben der Alleinherrschaft der Meister sa tt war, besonders wenn groBere Anforderungen an organisatorische Tiitigkeit gestellt wurden. GroBe Maschinenfabriken setzten dann in die GieBerei- betriebe einen ihrer Maschineningenieure, H iitten- werke m it GieBereibetrieb etwa einen Hochofen- ingenieur. Wechselten diese dann ihre Stellungen, so blieben sie beim GieBercifach, un d so haben viele der heutigen fiihrenden GieBereifachleute ihre Tiitig- keit dem U m stand zu danken, daB sie von ihrer ur- sprungliclien Richtung abgedriingt wurden. Und so ist die Verteilung heute noch; in vielen Fiillen leitet der mehr oder weniger studierte Besitzer selbst seine GieBerei, ein groBer Teil von KleingieBereien arbeitet ausschlicBlich m it Meistern, ein anderer Teil m ittlerer und auch groBerer Betriebe m it Technikern, wieder ein groBerer Anteil m it Akademikern ohne ursprung- liche Fachausbildung, und nur sehr wenige leitende IngenieUre sind von H aus aus GieBereifachleute.

Es soli hier niclit daruber gerechtet werden, ob diese

Lage der Dinge gut oder schlecht ist; die meisten stehen auf Grund ihrer Erfahrungen und ihres E n t- wicklungsganges sicherlicli an ihrem Platze, die Frage bleibt nur, ob cs in Zukunft so weitergehen soli.

ZahlemniiBig zu beweisen, daB es besser ware, wenn

^alb rd iejen ig en , die einen gieBereitechnischen Betrieb leiten, auch eine entsprechende Ausbildung hiitten, wird in vereinzelten Fiillen durchaus moglich sein, im allgemeinen aber nioht. Aber kein Einsichtiger wird bestreiten, daB auch der Besitzer und Selbst- leiter einer Maschinenfabrik m it GieBerei oder der zukilnftige E rbe einer solchen iiber einen gewissen Scliatz giefiereitechnischer Kenntnisse verfiigen muB.

Selbst der M aschineningenieur, sei es nun, daB er in der Praxis ais Betriebsingenieur oder ais Kon- stm k teu r ta tig ist, wird g u t tu n , wenn er sich m it gieBereitechnischen Kcnntnissen riistet. Nicht allein, daB dem Betriebsingenieur nicht eben selten auch der GieBereibetrieb unterstellt wird und der Mascliinen- konstrukteur die Anfertigung einer form- und gieB- gerechtcn Zeichnung verstehen sollte; m it dem GieBereibetrieb, aus dem allo diejenigen A pparatc und Maschinen heirorgehen, m it denen er sein Leben lang zu schaffen h a t, sollte er ebensogut und ebenso- weit v e rtrau t sein wie der GieBerei-Ingenieur m it der Maschinenkunde. Indessen hieBe es, wie es ja auch hier und da geschieht, die Dinge auf den Kopf stcllcn, w enn m an behaupten wollte, daB ein Maschinen­

ingenieur in den GieBereibetrieb geliore. Solche Meinungen sind fiir Stellen verstandlich, auf denen der Beruf des GieBerei-Ingenieurs zu dem geruhigen Dasein eines Verwaltungsbeamten ,,verkalkt“ ist, in dem tagein tagaus dasselbe hergestellt und ge- leistet, wo jahraus jahrein 2 % AusschuB gem acht wird, und wo seine Yerminderung auf 1 ,8 % ais persćinliches Yerdienst gefeiert wird, eino gelegent- liclie Term inubcrschreitung aber Chef und Meister sehon unruhige Niichte verursacht. Wer jedoch einen tieferen Blick in das unruhige Getriebe einer voll- beschaftigten GieBerei m it ihren IIu n d erten v o n GuB- stuckarten, m it ihren eiligen, sehr eiligen und brand- eiligen A uftragen und ihren zahllosen Anforderungen getan h a t und m it erfahrcnen und gereiften Mannern Aussprache gepflogen h a t, der weiB, daB es ohne einen soliden fachtechnischen U ntergm nd heute nur u n te r groBen Miihen gelingt, seiner Aufgabe H err zu werden, daB von einem Auslernen und Fertigwerden iiberhaupt nicht die Rede sein kann, und daB vor allem nur der in allen Siitteln gerecht ist, der, auBer daB er eine angemessene Bildung empfangen, sich den W ind eines halben oder gar eines ganzen D utzends von Betrieben um die Nase h a t wehen lassen. D arum soli der GieBereimann, so g u t wie jeder andere auf- strebende Berufsmensch, in jiingeren Jahren nicht rasten, um nicht zu rosten.

Diese beiden P unkte also, die Forderungen an die Person und die Forderungen an die W issenschaft, drangen die GieBereikunde zur Technischen H och­

schule, auch sie will u n te r B erufung au f ihre hoh w irtschaftliche B edeutung einen P latz an der Sonne;

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352 Stahl und Eisen. Die Bedeutung des Gieflereiwescns. 33. Jahrg. Nr. 9.

dic Ausbildung des Giefiereimannes ist bis heute noch, obwohl wir schon einige Jahrzehnte giinstigster Entw icklung hin ter uns haben, etwas vollig Un- geregeltes. Wie liegen denn die Dinge bei dcm giefiereitechnischen U ntcrrich t? W ar er denn so ganz vernachlassigt bisher? so wird m an fragen.

Im allgemeinen ganz gewiB, an einzelnen Stellen nicht. An der einen oder andern Hochschule werden teils vortrefflichc Vortriige iiber GieBereikunde gehalten, aber leider noch lange nicht allgemein und, wenn cs gcschieht, m eist nich t u nter Berucksich- tigung aller F aktoren und m it d e r j e n i g e n E i n - d r i n g l i c h k e i t , die d erB e n if fur sein eigenstes Lehr- fach yerlangen kann oder m uB , und zwar aus dem einfachen Grunde, weil es sozusagen eine physische U m noglichkeit sowohl fiir den Lclirer ais auch fiir den H orer ist. Die groBen eisenhuttenmannischen Vortriige h a tte n ohnedies schon eine ungeheure Stoffm asse zu bewaltigen, so daB hier ein richtiges MaBhalten und Abwagcn schon im eigenen Gebiet eine K unst war. Die Gefahr wissenschaftlicher U eberfutterung lag nahe, und das wurde in den letzten Jahren bei dem allgemeinen Anwachsen des Wissens- stoffes nicht besser, sondern schwieriger. W ir sehen das am deutlichsten daran, daB sich bereits mehrere Gebiete von dcm Grundstdck der EisenhiUtenkunde losgelost haben, wie die Metallographie und W alz- werkskunde. Sie konnte unmoglich den Wissens- stoff des ganzen GieBereiwesens noch in ihr Lehr- bereich hineinzwangen u n te r vollcr Beriicksich- tigung der praktischcn Erfordernisse.

Etw as Aehnliches gilt von der mechanisch- metallurgischen Technologie, auch sie h a t eine un- gewohnliche Stoffiille zu bewaltigen; ihr fiillt die Aufgabe zu, zuniichst allgemeine K cnntnis der M etallverarbeitung und -bearbeitung zu crmoglichen.

Zwar bictet sie auch in der speziellen Technologie eingehendere Darstellung von Fabrikationsverfahren, aber in der Yorfiihrung der v e r s c h i e d c n s t c n wichtigen Technologien liegt wiederum die Ein- engung. Es soli nicht verkannt werden, daB stellen- weise die GicBereitechnik gut dabei wegkommt, aber doch imm er nur m it der durch den Charakter, Zweck und Umfang des Lehrgebietes gebotenen Be- schrankung. Das gilt in noch st&rkerem MaBe von der mechanischen Technologie. Alle diese Lehrfacher sollen keine GieBereifachlcute vorbilden und konnen es auch nicht. W ir erkennen das sofort, wenn wir uns ganz allgemein vcrgegenwartigen, um was es sich bei der gicBereimannischen Ausbildung handelt.

Soviel ich sehe, um viererlei. Einm al um das Iland- werkliche selbst und dann um dasjenige, was ihm das Handw erk erst ermoglicht. Zu dem letzteren gehort einfach alles, was zum Bau der Anlage und zu r inneren A usstattung der GieBerei gehort, zum erstereu dic M aterialuntersuchung und -behand­

lung sowie alles, was dam it zusam m enhangt (Schm el­

zen, GieBen, Putzcn, Yerschiinern) und die F o rm ­ technik m it allem Zugehorigen fAufbereiten, Trocknen, Arodellherstellung). Ais d ritte s kom m t

eine aller F abrikation voraufgehende vorbereitende Tatigkeit hinzu, bei der die genaueren Bedingungen, u n te r welchen die F abrikation vor sich gehen soli, also auch die Selbstkosten, festgelegt werden, u nd schlicBlich viertens eine alle Betriebszwcige iiberwachende, verwaltungstechnische, organisato- rische Beschaftigung.

Es wiirde zu weit fiihren, wollte ich ausfiihrlich begriinden, warum der GieBereimann die grund- legenden Kenntnisse nach allen vier Riclitungen besitzen muB; der P raktiker er Fali r t es ja tagtaglich, wie notig er sie h at, und es liieBe Wasser in den Rhein tragen, Breiteres dariiber auszufuhren. N ur iiber die Frage, wie weit man in der D arstellung aller dieser P unkte gehen soli, konnte Zweifcl bestehen, was nam entlich 111 bezug auf die Ausbildung nacli der w irtschaftliclien und organisatorischcn Seite hin gilt.

Jedenfalls wird m an sich nicht der E rkenntnis vcr- schlieBen, daB hier ein Gebiet vorliegt, fiir dessen Schwierigkeit und problematischcn Charakter zum m indesten der Sirin geweckt werden muBte, wenn- gleich auch hier gerade konkrete K enntnisse ein Zurechtfinden in der Praxis ganz erheblich erleichtern und 111. E . sogar notig sind.

Angcsichts dieser ganz bestim m ten Anforderungen, die aber dic P raxis je nach dem C harakter der Stellung in vollerem oder beschrankterem MaBe an den Fach- mann stellt, muB naturlich auch die F rage gestellt werden, auf welche Weise und wic weit dic Hoch­

schule ihnen entgegenkommen kann.

Zuniichst w ar die Rede vom Bau und der An- ordnung der GieBerei. Das Gebiet besitzt, wie schon erw ahnt, einen solchen Umfang, wenn wir die vielerlei A rten von GieBereien und ihre Sonderanspriiche ins Auge fassen, daB im Ralimen der Yortriige iiber GieBereikunde zuniichst nu r ein beschrankter Raum dafiir iibrig sein wird. Bei einer so starken Entwick­

lung des Gewerbes u nd der fortw ahrend zunehmenden Zahl von N eubauten verschicdensten Charakters aber wird sich vielleicht m it der Zeit eine gesonderte Behandlung von selbst notwendig machen, und es ware zu erwiigen, ob nicht etw a ein Teil der prak- tischen Uebungen in der A rt auszufiillen ist, daB der Studierende die eine oder andere einschlagige, auf G rund bcstim m terY oraussetzungen gestellte Aufgabe an H and der im V ortrag gebotenen Unterlagen lost, Arbeitsdiagrannne entwirft, verschiedene Jloglich- keiten der Raum anordnungen skizziert u. dgl., ohne dabei an Konstniieren zu denken. Indessen stellt die Praxis so haufig kleincre oder groBere Anforderungen nach der konstruktiven Seite, daB iiberall da, wo die Gelegenheit fiir solche Betiitigung felilt, das gieBereitechnische P ra k tik u m auch dafiir unter Umstiinden einen gewissen Raum lassen muBte.

W ichtiger ais TJebungsstoff ist jedoch die zweite G ruppe von vorbereitenden Beschaftigungen, das Zeiclinunglescn, Priifen auf Form gerechtheit, Fest- legen des Form verfahrens, des GieBverfahrens und Berechnen der Selbstkosten. Diese Dinge konnen dem Studierenden 111. E. nu r dadurch niiher gebracht

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27. Februar 1913. D ie Bedeutung des Gieflereiuesens. Stahl und Eiscn. 353

werden, daB er selbst die Zeichnungen in die Ilan d nim m t und sich nicht durch geistloses Nachzeichnen, sondern vertieftes Studium allmahlich in den Stoff einlebt und iiber die einzelnen P u n k te AufschluB zu gewinhen sucht. Durch ausgezogene Handskizzen,

gehort, das zeigt uns am deutlichsten ein Blick auf die freie Lehmformerei. Sich aus den verschiedenen auf der Patise aufgezeichneten Schnitten m it einiger F ertigkeit den entsprechenden GuBkórper zusam- menzudenken, dazu gehort eindringliches Bemiihen berechnung11 S. 62 bis 66, 68, 94 und 95 vorge-

schlagenen und in „S tah l und Eisen“ 1909, S. 625 u. f.

angewendeten Yerfahren, liiBt sich iiber den Aufbau der Form und die Lage der Kerne K larheit schaffen, das Anlegen von Schreckplatten und der A nschnitt verdeutlichen, das vorteilhafteste GicBverfahrenusw.

festlegen. So ist eine naturliche Grundlage fiir gieBereitechnische Uebungen gegeben, in denen sich dann bei Besprechung und Behandlung einzelner Beispiele eine zwanglose Aussprache iiber vieles ergibt, das der Yortrag nicht alles erfassen kann.

Denn fiir mich unterliegt es kemem Zweifel, daB der bloBe V ortrag dem H orer alle dic genannten Dinge iiberhaupt nicht naher zu bringen vermag. Auch wenn der Studiereńde zehnmal das im Kolleg Nieder- geschriebene durchliest und sich beispielsweise iiber den grundsatzlichen Unterschied der verschiedenen Form verfahren klar ist, so daB er sich notigenfalls in der P rufung dartiber ausweisen konnte — in das Wesen der Form technik ist er deshalb doch nicht gut wie ausge-

etwa nach dem von mir in meiner „Selbstkosten- ^ a a d Uebung, und das in noch hóherem Mafie, wenn es sich um den gedanklichen Aufbau der Form dreht.

Denn hier handelt es sich nicht um die Vorstellung des Kórpers selbst, sondern sozusagen um ein nega- tives Lesen der Zeichnung; und was haufig die Sache am meisten erschwert, ist nicht immer das Erkennen der Form in Uinrissen, die um den in Gedanken aufgebauten Korper herum gebaut werden muB, und um die einzelnen Kerne, sondern das Formen um Durchbriiche, Kanale, Einspriinge usw. herum , die m an oft aus der Zeichnung miihsam zu folgern geniitigt ist, aber nicht weiB auf blau sehen kann. Wie oft sind hier die Falle so schwierig gelagert, daB selbst gewiegte und langerprobte Lehm former ihre N ot haben, und wie oft werden durch scheinbar gering- fiigige MiBgriffe oder miBverstandene Auffassung teure Stitcke zum AusschuB, und wiire es nur durch das Verwechseln von rechts und links eines Nockens o. dgl. Sehr schon driickt Max E y th , der D ichter- Ingeriieur, diese Erscheinung in seinem Gedicht

„ In der GieBerei11 aus, in dem es heiBt:

„ E s ist ein Schaffen, wio K nappenw erk, H ier s in k t eino Grubo, d o rt w ic h s t ein B erg, D as w tthlt u n d w iram elt, d as m au ert u n d klobt, B is sich dio F orm aus dera G runde erh eb t:

U nform liche Massen, p lu m p u n d schwer, M it K ohlen und Gassen in kreuz und qu er:

W as voll ist, w ird hohi, u n d Was hohl ist, w ird voll, N u r P eter* weiB, was d ra u s w erden soli.

D as Stehendo hiingt, u n d d as H angende ste h t, I n des Form ers G ehirn is t alles v erd reh t.

Dj.s ist eino K u n s t, dic d e r Him raol seh en k t;

N ich t jed er k a n n denken, wio P e te r d en k t.

U nd schlflpft e r h eraus au s dem griiulichen B au, E rk liirt er voll E ifer d ir alles genau,

So g lau b st du ih m kaum , daB, w as dich v erw irrt, E in Sehiffsm aschinenzylinder w ird .“

Som it aber h andelt es sich bei der GieBerei und- besonders der Form erei um eine eigenartige, bild- nerisehe Tatigkeit, die ganz auf der Anschauung beruht, und os liegt in der N atu r der Sache, daB cs oft langwieriger und eindringlicher Erkliirungen bedarf, um selbst iu W irklichkeit einfach liegende, typische Falle der Form teilung und Form m oglich- keiten zu verdeutlichen. Es ist also n u r riąturlicJi, daB man sowohl dcm Lehrer wie dem Lernenden die Aufgabe durch D arbietung gutgcwiihlten An- schauungsm aterials zu erleichtern bem iiht sein muB.

Mit einem Blick kann m an gerade au f unserem Ge­

biete m ehr erfassen, ais das S tudium des besten Buches oder Y ortrages zu yerm itteln verm ag.

Es v ersteh t sich fem erhin von selbst und bedarf keiner weiteren E rorterung, daB der GieBereimann aus den gleichen Griinden wie der E isenhiittenm ann tlber eingedrungen. Es ist beinahe so

schlossen, daB er etw a in der Lage wiire, an H and seiner Aufzeichnungen die verschiedenen Form - moglichkeiten und darunter wieder die w irtschaft- lichste irgendeines, selbst nur wenig verwickelten Stuckes zu bestimmen. Es ist eben hier wie auch auf anderen Gebieten. W er sich beispielsweise not- diirftig iiber das Wesen eines Diagrammes klar ge­

worden ist, kann noch lange nicht in Diagrammen denken, ist noch lange nicht heimisch im Lesen dieser Schreibart, oder, um ein Beispiel aus anderen Gebieten heranzuziehen, wer Noten zu lesen vermag, un d wiire er selbst ein durchgebildeter Klavier- oder Geigen- spieler, kennt sich noch lange nicht im Lesen oder g ar Spielen der P a rtitu r aus. Ganz ebenso ist es bei den yerschiedenen oben angefuhrten Dingen. Durch das m ir vorschwebende gieBereitechnische Praktikum soli eben erst der Yortrag fruchtbar geinacht und ergiinzt werden. Wenn dann auch zunachst niehts Vollkommenes erreicht wird, so ist doch dem An- fiinger der Bodcn fiir selbstandiges W eiterarbeiten vorbereitet. Ueber dieses MaB hinaus zu wirken, liegt im allgemeinen iiberhaupt nicht im Ziel der Hochschule. Zugleich aber wiiBte ich nicht, auf welch anderem Wege m an das Interesse und die Liebe zum Bemf erregen und nahren konnte; ist doch Berufs- liebe niehts anderes wie das leidenschaftliche Ringen um ein tieferes Durclulringen und Uebersehen der Zusammenhiinge und der Bedeutung einer Tatigkeit, an die m an den groBeren Teil seines bewuBten Daseins setzt, Und daB zu einer solchen hoheren Berufsauffassung eine gewisse Leidenschaftlichkeit

* Verla2 Stahleisen 1910.

I X .33

* D *r F orm er P e te r, d er in dem G edicht ais han • delndo Person a u f tr itt.

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354 Stahl und Eisen. Die Bedeutung des Giejicreiwcsens. 33. Jahrg. Nr. 9.

eine griindliche chemische Ausbildung verfiigen muB und sieli die theoretische wie praktische Seite dieser Grundlage in gleichem Umfange durch denselben Studiengang, dasselbe ubliche eisenhuttenmiinniscli- chcmische P raktikum soweit aneignet, daB er ohne weiteres bei E in tritt in die Praxis die chemischen Untersuchungen in einem gieBereiteclmischen L a­

boratorium auszufiihren vermag. Das gleiche gilt von den mechanischcn Priifungcn des Eisens.

Dic wichtigste Frage jedoch bezuglich des theo- retischen gieBereitechnischen U nterrichts ist die Frage der metallurgischen Ausbildung, weil hier die einzige Gefahr eines ZusammenstoBes m it dem eisenhutteńm annischen U nterricht zu vermuten, aber im Grunde genommen dennoch nicht zu be- fttrchten ist. Die Eiscnhiittenkunde und GieBerei- kunde gehen in yielen P unktcn eine lange Strecke m iteinander, und wenn m an den im Laufe der Zeit praktisch herausgebildeten eisenhuttenmaiinischen Lehrverhaltnissen Rechnung tragt, so wird m an iiber- all da, wo eisenhuttenmannisches Studium bereits getrieben wird, dieses ais die natiirliche Yoraus- setzung des gieBereimannischen betrachten. x\nders lage die Sache, wenn die GieBereikunde im Laufe der Zeit hier und da ais unabhiingiges Lehrgebiet ange- fordert werden sollte. D er Eisenhiittenm ann sowohl wie der GieBereimann bedient sich des Martin- verfahrens, des Flammofenprozesses, des Tiegelofens un d Elcktrostahlofens, infolgedesseu kann sich die gieBoreimannische Unterweisung, ohne zu kurz zu kommen, u nter Berufung auf diese Darbietungen, einschlieBlich der zugehorigen Nebenprozesse und Einrichtungen, auf das Herausheben des W ichtigsten bezuglich der genannt enG ebiete beschranken, w ahrend sic sich der ausgiebigen Darstellung der chemisch- physikalischen und betriebstechnischen Seite des Kupolofenprozesses, der Kleinbessemerei, des Teni- perns, ais ausschlicBlich der Herstellung von Form- guB dienenden Yerfahren, nicht versclilieBen darf.

Was aber die metallurgische Chemie des GuBeisens und des Stahlgusses anlangt, so kann die Behandlung dieses Gegenstande.s unmoglich aus dem Zusammen- hang der grundlegenden Darstellungen, die sich auf die Eigenschaften und Zustandsformen des Eisens im allgemeinen und die einzelnen Eisenarten im besonderen, so wie im eisenhiittenmannischen U nter­

richt geboten, herausgerissen werden. Auch hier kann und soli sich die Giefiereikunde im groBen und ganzen anlehnen und bescheiden, dafur aber muBte sie m it um so m ehr Griindlichkcit bei den fiir sie so auBerordentlich wichtigen Erscheinungen der Seigerung, der Lunkerbildung, des Schwindens und Ausdehnens, der Gasausscheidung und verw andten Fragen verwcilen. Ebensowenig konnte auf eine eingehendere, grundsatzlich unerliiBliche Darlegung der wechselseitigen Beeinflussung der Frem dkorper, auf dio Eigenschaften der verschiedenen GuBarten verzichtet werden, ein Kapitel, bei dem ich aus nahe- liegenden Griinden besonders auch die elektrischen

und magnctischen Eigenschaften, den EinfluB der Flam m en, den der W arm ebehandlung und chemischer K orper beriicksichtigt wissen inochte. Im tibrigen bleibt, wenn sich auch hier und da W iederholungen nicht vermeiden lassen, die chemische M etallurgic dieselbe, ob es sich nun um Erzeugnisse des Hoch- ofens, Thomas-, Bessemcr- oder M artinbetriebes han- delt, ob das Eisen ais R olnnaterial gewonnen oder ais FormguB oder Halberzcugnis aus dem B etrieb komrnt. D am it aber ist nichts anderes gesagt, wie daB sich die GieBereikunde grundsatzlich auf der breiteren Grundlage der eisenhiittenm annischen Me- tallurgie aufbauen muB, und allen Meinungen und Yersuchen, den GieBereimann durch eine Sondor- ausbildung aus diesem Zusam m cnhang herauszu- losen, muB widersprochen werden. Aber dariiber dari kein Zweifel sein, daB dem jenigen, der gieBerei- miinnische Sonderausbildung an der Technischen Hochschule oder Bergakademie sucht, heute die Moglichkeit dazu gegeben sein rnUBte; dafur ist die gieBereimannische Technik nun doch endlich reif geworden.

W ahrend so die GieBereikunde nach der m etal­

lurgischen Seite hin und bezuglich der M aterialpriifung in gewissem Sinne gebunden ist, h a t sie nach der form- technischen Seite und allem, was bei der F abrikation hinter dem Schmelzen und GieBen liegt, viillig freies Feld, d. h. also in bezug auf das Form en selbst und was dam it zusam m enhangt, die A ufbereitung und Trocknerei, ferner M odellherstellung, die GieB- technik, das Fertiginachen un d Verschonern des Gusses durch Piitzen, Beizen, Schleifen, Polieren, Emaillieren. D ann aber auch beziiglich alles dessen, was zu den Obliegenheiten der GieBereileitung ge- liort: Studium der Zeichnung, Kostenberechnung, Organisation. W ahrend m an aber in der P ra sis von dem eisenhiittenmannischen Anfanger im allgemeinen kauni m ehr ais chemiscne F ertigkeiten und eine durch die praktische Zeit erworbene allgemeine U nterrich- tung verlangt, werden von dem gieBereimannischen Neuling viel m ehr K enntnisse handw erklicher A rt, wie sie der Beruf eben m it sich bringt, gefordert werden mussen, und deshalb ist auch dem GieBereimann nichts zwcckdienlichcr ais eine griindliche P ra k ti- kantenzeit, die m. E. besonders fruchtbringend ist, wenn sie zum groBen Teil in der Lehm form erei zu- gebracht wird.

Ist dem Studierenden keine Moglichkeit gegeben, sich iiber die H erstellung von M3tallguB zu unter- richten, so tra g t m an lediglich den praktischen Yer- haltnissen Rechnung, wenn auch diese R ichtung des Gewerbes in entsprechend beschriinkter F orm rnit- behandelt wird, da doch fast jede groBere GieBerei, nam entlich wenn sie im AnschluB an eine Ma- schinenfabrik arbeitet, selbst ihren Bedarf an Metall- guB zu decken pflegt.

Im ubrigen kann der GieBereimann einer griind- lichen Allgemeinkenntnis der Metalle nich t ent- behren. Sie wird ihm geboten in der M ateriał-

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27. Februar 1913. Ueber neue Bdhrengiefiereien, Bauart Ardelt. Stahl und Eisen. 355

kundc, metallurgischen Technologie und Metall- hiittenkunde.

Maschinentećhnische Kenntnisse, die, wie wir zeigten, aus verschiedenen Griinden unentbehrlich sind, werden ihm iiberall nach allen Richtungen hin, allgemeiner und besonderer A rt, reichlich geboten, wiilirend die Vorfiihrung gieBcreitechnischcr Ma- schincn in zwąekdienlicher Form der GieBereikunde yorbehalten bleiben miiBto.

Nach allem Yorangegangenen nun zu glauben, die Hochschule konne fertige GieBerei-Ingenieure cntlassen, d;is wiire, wie das auch schon zwischen- durcli angedeutet wurde, ein grundlicher Irrtum . Kein Einsichtiger konnte etwas derartiges verlangen.

Aber sie kann, was bisher, soyiel m ir bekaunt, noch nicht geschehen ist — und das w ar dic Absicht zu zeigen — , den Geist aufschlicBen fiir den tieferen Sinn und In h alt des Berufes; sie soli ihm ein un- cigenniitziges Interesse oder, wenn m an will, Liebe zu seinem Beruf erwecken, die ihm die so notige Selbstachtung gibt, durch dic allein er die fach- lichen Schwierigkciten iiberwindet, und ohne die er

so leicht der E nttau sch u n g und E ntm utigung an- heim fallt. Die verwirrende M annigfaltigkeit von Obliegenhcitcn soli sie ihm klaren, dam it er sich im Anfang leichter zurechtfindet und einlebt, ihm gewisse unumganglich notige F crtigkeiten m itgeben, miih- s^Ug&j; Sichdurchfinden, unbefriedigendes Auf-sich- selbst-Angewiesenseiu crsparen und dem Vorgcsetz- ten dic Arbeit der Einfuhrung erleichtern.

Eins aber diirfte aus allein G esagten herausleuch- ten, nam lich die Tatsaehe, daB w ir es bei dem Beruf des GieBereimanns m it einem Kreis von Betiitigungen zu tun haben, die dem F achm ann und Menschen eine Fiille der Anregung bieten und Gclcgenhcit geben, seine Begabung und F ahigkeit nach den ver- schiedensten Seiten zu entwickeln, wie es in anderen B erufsarten so leicht nicht więder vorkom m t. Ueber alles hinaus wiichst aber die hohe w-irtschaftliche und zivilisatorische B edeutung des GieBercigewerbes, die dem einzelnen eine k ulturell gehobene Lebcns- stellung gibt, und dic ihre W irkung belebend und erhebend zuriickstrahlt in das Leben jedes F ach- genossen, der es ernst m cint m it seiner Arbeit.

U e b e r neue Rohrengiefiereien, Bauart Ardelt.*

Von Oberingenieur R o b e r t A r d e l t , Ardeltwerke, Ebersw'alde.

(H ierzu Tafel 2 und 3.)

I \ i e H a n n o v e r s c h e E i s e n g i e B e r e i , um fiir beide Anlagen nur einen Schmelzbetrieb A k t i e n g e s e l l s c h a f t , A n d e r t e n - M i s - notig zu haben.

b u r g , besitzt bereits seit Jahrzehnten eine Die Neuanlage ist so ausgestattet worden, daB RohrengieBerei fiir die Erzeugung von Muffen- in ihr ununterbrochener Tag- und N achtbetrieb und Flanschenrohren bis zu den groBten Ab- untcrhaltcn werden kann. Ais B etriebskraft dient messungen. Diese GieBerei w ar fiir die H erstellung der im Werke erzeugte D rehstrom von 190 V Span- der kleineren Rolirsorten nicht m ehr geniigend nung. Die Beheizung der Trockenkammern sowie leistungsfahig, und so entschloB sich die Gesell- das Trocknen der Formen erfolgt durch Braunkohlen- schaft im vorigen Jahre, einen neuzeitlichen E r- brikettgas, das in einer von der Hannoverschen ganzungsbau aufzufiihren, nachdem die angestellten EisengieBerei selbst erbauten Gaserzeugeranlage Erwiigungen iiber einen Umbau eines Teiles der erzeugt wird. Diese Anlage m it drei Gaserzcugern, alten Anlage solchen ais unzweckmaBig h atten B auart Blczinger, von 1780 mm Schachtdurch- erscheinen lassen. — In dem Neubau werden nun- messer und 2000 mm Schachthćihe liefert fiir den mehr Rohre bis zu 200 mm 1. W. und in Baulangen gesainten GieBereibetrieb und fiir die Beheizung der bis 5 m hergestellt. Dampfkessel das Gas, so daB im ganzen W erke

Die neue Anlage (s. Abb. 1) wurde neben der keine Rostfeuerungen in Anwendung sind. D er alten so untergebraeht, daS beide Anlagen zugleich im Ifeizwert des erzeugten Gases betriigt 1450 W E/cbm . Betrieb gehalten werden konnen; auch wurde darauf Das Gas h a t folgende Zusam m ensetzung:

Riicksicht genommen, daB sich der Neubau ohne C02 ... 4,9 %

weiteres beliebig verlangern laBt. Ferner w ar die Lage Cn Hm . . . ... 41.1%

der vorhandenen N ebenw erkstatten, wie Putzerei, ... ” ! brennbare Abstecherei, Probierraum und Asphaltierhalle, die c o * ' ' . . . .. J B estandteile zugleich der alten und der neuen Anlage dienen ---

55 0

~°'—

sollen, fiir die Lage des neuen Teils m it maBgebend. Bei der K upolofenanlage (s. Abb! 2 bis 5) ist auf WC|1 a Forderung zu beruck- mfi lichste Verringerung von Materialbewegungen s chtigen, daB von der neuen Kupolofenanlage aus ^ MenschenkraDft 4 en wordcn. Die G attierung das flussige Eisen au kurzestem und beąuem stem hieht auf dem | oheisenplatZ) das R oh. und

^ CgC 111 dle alte AnlaSe gebracht werden kann, | mcheisen wird in Yorderkippwagen geworfen und

* Vgl. St. U. E. 1910, 2. F eb r., s. 185; 2. M arz, ailf der Gattienm gswage, die sich vor jedem Kupol-

S. 362. ofen befindet, gewogen. Die Begichtung erfolgt durch

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356 Stahl und Eisen. Ueber neue lićhrengiefiercien, Bauart Ardelt. 33. Jahrg. Kr. 9.

-36000-

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Proi/er-u.Msfec/i- { Scfiuppe/i

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Mech. Wer/fsro/r

Formfosfe/t/ager

AbbildungX.Lageplan dor Rohrengiclierei-Anlagoder HannoversohenEisengieCeroi

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27. Februar 1913. Ueber neue llóhrenyiePereien, B auarl Ardelt. Stahl und Eisen. 357

einen fahrbaren Schragaufzug, B a u art A rdelt, indem der Wagen auf die Aufzugpritsolie gefahreu wird.

Mit dieser geht er lioch und entleert seinen Inlialt sclbsttatig in die Giohtoffnung, um darauf zu er- neuter Fiillung auf den Roheisenplutz zuriickzu- kehren. D er gleiche Yorgang spielt sieli m it dem Sclimelzkoks und K alkstein ab. Das gesehmolzene Eisen wird in fahrbare P fannen abgestoehen und unter die Oeffnung in der GieBbiihne gefahren, von wo sie der Velozipedkran hebt und zu den Dreh- gestellen fahrt, um das Eisen zu vergieBcn. Die dem Kupolofen entstrom ende Schlacke wird in einfachen zweiradrigen Schlackenwagen abgefangen, in denen sie bis zum E rk a lte n verbleibt.

Danach wird sie in Stucken entleert und von den mitgerissenen Eisenteilen befreit.

Die fiir die Kupolofen gewahlte Funken- kammer bietet fiir den D auerbetrieb die meisten Yorteile. Infolge ihres groB be- messenen Querschnittes verm ag die schwache Windstromung die leichten Ascheteilchcn nicht herauszuschleudern; sie fallen auf den Boden der Funkenkam m er zuruek und konnen von da durch einen der Kupolofen zur H ttttensohle hinabgeworfen werden. Die Dacher und Rinnen werden somit durch die Kupolofenlosche nicht verunreinigt, 'auclrist keine Gichtflamme iiber der Funkenkam m er sichtbar. Ausbesserungen an der Kanim er sind jahrzehntelang ausgeschlossen, da sich keinerlei Teile derselben den aufwiirtsstro- nienden, heiBen Gasen in den Weg stellen.

Der fiir den Betrieb der Kupolofen erfor- derliche W ind wird von einem der drei vor- handenen Jaegerschen Hochdruckgeblase geliefert.

An den beiden elektrisch angetriebenen Drehgestellen (s. Abb. 6) sind die Form - kasten befestigt. Ań jedem Drehgestell h a t eine patentierte Ardeltsche Rohrform stam pf- maschine Aufstellung gefunden. Die Muffe wird nach unten geformt. Ein Mann setzt am unteren E nde des Form kastcns das Muffen- modell ein; darauf w ird das guBeiserne Schaftmodell mittels des Laufkranes in den Form kasten ein- gclassen, und die Stam pfarbeit m it der Maschine kann beginnen. Die Maschine wird hierzu iiber den Form kasten geschwenkt, der Stam pfer durch An- ziehen einer Druckschraube hcrabgelassen, die Maschine in Bewegung gesetzt und gleich darauf der Form sand in den Form kasten geworfen. Nach etwa einer Minutę bei den kleinsten und nach etwa zwei M inuten bei den 200-mm-Rohrformen ist die Form lioehgcstampft, so daB die Maschine still- gesetzt und an ihrem Ausleger wieder zur Seite gedreht -werden kann. N un zicht der schon erwahnte Laufkran das Schaftmodell aus der Form heraus und setzt es in den nachsten Rohrform kasten wieder ein, worauf das Stam pfen von neuem beginnen kann. Nach dem Aufstampfen der Form wird diese

m it einem Gemisch von W asser, G raphit und Koks geschwiirzt und darauf m it Gas getrocknet.

Sind alle Form en am D rehgestell fertig, so werden

\

die Kerne, die inzwischen in der K em m acherei angefertigt worden sind, m ittels des Laufkranes

^on den Kernwagen gehoben und in die Formen eingesetzt, und das GieBen beginnt. Die von dcm Velozipedkran durch die Oeffnung gehobene und zu dem Drehgestell gefahrene GieBpfanne wird von dcm Laufkran erfaBt und von den Arbeitern in die Form en entleert. Sofort nach dem AbgieBen werden m ittels des Laufkranes die Kernspindeln her- ausgezogen und gleich darauf die gegossenen Rohre.

Diese wrerden auf einen Trausportwagen gelegt und iiber den SchragablaB (Abb.7) derP utzereizugefahren.

Zwischen den beiden Drehgestellen befindet sich die Form sandaufbereitung. Beim Ziehen der abge- gossenen R ohre sind die Drehgestelle so gedreht, daB die F orm kasten m it den zu z i eh en den Rohren u n m ittelb ar neben dem Becherwerk stehen, so daB der aus den F orm kasten fallende Sand u n m ittelbar vor die Einwuirfsoffnung des Becherwerks fiillt, welches den m it neuem Sand yerm isehten und wieder angefeuehteten Form sand in ein sich drehen- des Vielecksieb fórdert. H ier wird er gesiebt und aufgelockert und fiillt dann in den V orratsbehalter, aus welchem er wiederum nach Bedarf den beiden Stam pfm aschinen zugeteilt werden kann. E in ein- ziger Arbeiter regelt den K reislauf des Form sandes, indem er n u r den Sand in das Becherwerk ein- zuschaufeln hat.

A bbildung 2. K upolofen der H annoversehen EisengieJJerei A.-G.

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