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Breslauer Sonntagsblatt der Schlesischen Volkszeitung, 1884, Jg. 13, No. 8

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tßreiS tiist'lcljiitjrltrf) mtäroärtä im 3n« u. HuSlanbe burd) tote $oft unb in SBreSlau 1 3JZt., burd) Sotportcure

fret in’S §au8 1 Wit. 5 'jßfg.

^oE^dftmg.

3nfertion8=®ebtttjren: bie lfpaltlgt ißetit^eite ober bereu SRautrt 15 $fg.

@$pebition unbgnferaten-üttma^me:

SSregtau, .gmnmeret 39/40.

M 8 .

SBreSIttu, Smmtttß, 24. Stöntar 1884. XIII. 3nfjrpniV

$8oc6cn=$$ale«i>cc.

gebr. 24. E. Quinquagesima. @o.: 3efiiS toeiffagt ben 3ihr gern fein Seibeir (Sue. 18).

« 25. 51$. 3Jiatti)ia8, Upoflel.

» 26. 2). Wlargarita Sortona.

= 27. Sli. SHfdjermittroodj. gafl» unb abflinenjtag. 58e=

ginn ber gcfcploffenen Qeit unb ber 40täg. gafie.

» 28. S. ©ebentfeier aber ^eiligen, bereu Steiiquieen in nuferer Siojefe aufberoabrt roerben.

» 29. g. gejl ber Sornenfrotte Sptifli.

3Rät'ä 1. ©uitbert, ©ifepof. gtanjtófa 9łomana.

^afhmcfjt — Sjffdjenuittmorij.

SCritt Ijer, Sn Ijett’re (Srbentufl, Sie taumelnb eilt Bon ge fl ;u gejl;

©ielj, toaS, toeim roelf bie ©lütc fällt, Sir bleibt Born ©lüde biefer SBelt —

@in Slfdjenrejl!

Somm, beuge Sein BefrängteS §aupt 3« frommem (Stufte am Slltarl

Sc$ SieSfeitS äfft mit falfdjetn @d)ein, Sa8 3enfeitß nur, e§ bleibt allein —

Unroanbelbarl K.

Ä fi d OI i f e.

Seher ©egenjtanb, jeher Entrag imb fomit and) her ©tat toirh im Ebgeorbnetenljaufe einer breifadjcn Beratung unterworfen. 2Ran benft, nidjt bloß hoppelt, fonbern breifad, hält am heften. 3)er $ultuSetat bat nun glüdlidj hie gtoeite Beratung ober, toie ber parlamentarifdje ÄnnftauSbrud Ijeifjt, bie „gtoeite Se«

fung" ühertounben. SBäl)tenb bie fortfcbrittlidje ißreffe fid) über ben Berlanf ber Schotten bei biefer gtoeiten Sejung nodj in ootficbiigeS ©Ąroeigen ^üöt, nimmt bie nationalliberale fßreffe bereits ben SJfnnb fo noü, al§

ftecfe iE)r in jeher Badentafdje ein ißfannfucben. gbre

©pracze ift fo rot) unb plump,

als

fdjöpfe fte auS einem ©adträgerlepifon.

Säbelt bo§ Zentrum bie teils ladjerlidjen, teils traurigen EitSroücbfe in nuferem l)öl)eren ÜRäbcbenfdjul«

toefen, g. S3, baß ©djtoimmen her SBacfftfdEje, fo ruft ein Berliner Blatt in freiem Sone auS: „Preußen n, brauest ©olbatenmütter! 9JZäbd)en, bie turnen, reiten unb fĄtoimmen, fmb fein toeidjeS gßa^g in bet

$anb beS Beid)toater8!" Ob her gamilie, her Äüt^e unb bem ^auStoefcn aber mit fold)’ „«erftaat«

ltdjten" gungfrauen unb grauen gebient ift? Unb ioeld)’ eine Sfo^eit liegt barin, unferen grauen in'S

®eMt gu jagen, fte Ratten nur bie Euf gäbe, bem 'Staate fßreußen ©olbaten gu liefern!

gorbert ba§ Sentrum ben fonfeffionetlen ©fjarafter her BolfSfdjule unb flogt e§ bariiber, baß an einer fa«

ĄolifĄen Unioerfttät ungläubige ißrofefforen bogteren, fo min e§ mit „her greiljeit her 2Biffenfd)aft grünb«

lid) aufräumen"; bann haßt eS „bie freie ©eifteSbil«

bung" unb «erlangt „®e(}ergerid)te". 2Ran muß ben giftigen Ouatfd) (efen, um glauben gu fonnen, baß er toirftid) gefĄrieben unb gebrudt toorben ift.

Stimmt bie SDte^r^eit beS Ebgeorbneten^aufeS ben Entrag an, baß toö^renb beS IpauptgotteSbienfieS her Unterricht in ben gortbilbimgSj^ulen nidjt fiattfinben falle, fo begreifen bie liberalen nicht, toie bie Ronfer«

«atioen, bie bod) nur ein S3einftod am ftüpenbm fßfa^l her ^Regierung feien, „fo breift fein tonnten", bem ßultuSminifter eine ©djlappe beignbringen, unb I)ält ba§ 3«itrum ben Sulturfämpfern % ©ünbenregiftcr Oor, bann „oerfcbleppt" eS bie Berljanblungen unb fjgte^t fte in’S Unenblidje". paubert aber her natio«

tiaUiberalc cpjerr D. ©puent ftunbenlang finnlofeS geug,

ober ergebt ft^ §err Bird;oto in breitfpurigen ©rörte«

rungen über ba§ hoppelte ©djrifitoefen unb bie EtterS- grenge her Ebiturienten, bann Ijüßt fid) bie „nationale"

$reffe in nadjfid)tige§ @d)roeigen.

SßaS haben bie moderen Bertreter be§ fatbolifdjen BotfeS bei her gtoeiten Sefung be§ SultuSctatS getl)an?

Sltit SJZut unb #raft, mit toeifer Uebertegung unb toarmer Siebe gu nuferer ^eiligen Äirdje Ijaben fte bie gntereffen her geljn SRiOionen preußifdjer ßat^olifen oertreten; fte Ijaben ben Klagen, bie, fo lange her firdjenpolitifdje Äampf fortbauert, nid)t oerftummen fonnen, EuSbrud gegeben; fie Ijaben bie ^Regierung auf»

geforbert, iljrc #tele in her $ird)en= unb ©djulpolitif flar gu legen; fte haben Uebelftänbe in unferem @d)ul«

toefen, bie Ueberbürbung her Sinber mit unnützem Sehr«

ftoff gerügt unb greißeit für bie franfenpftegenben Or=

ben geforbert; fte tooKen jene ebten ©djroeftern, bie als ©ngel her Barmßergigfeit in bie .fjütten her Er«

mut unb an Sranfenlagern SRägbebienfte oerrtdjten, nidjt unter poligeiticber Kontrolle roiffen, eine gorbe«

rung, ber fid) felbft ber fegeffioniftifdje Ebgeorbnete Dr.

SIjileniuS, ber auS SOjä^riger ärgtlidjer IßrapiS ba§

fegenSreidje SBirfen ber ©Ąroeftern fennt, ood unb gang anfdjtoß. Sa§

3entrum

bat, toeil baS Bott hungert, roeil bie fojtale grage rote ein MfiereS ©efpenft um«

ge^t, toeil in her ©ifel unb m ©cbleften fRctftanb Ijerrfdjt, unb auS anberen triftigen ©vünben gegen bie gorberung oon gtoei SRiHionen SRarf gu Bilber=Eit fäufen für bie Berliner Btufeen geftimmt. ga, ba§

aöe§ bat bie fdjtoarge §unbertgarbe getban — aber toarutn? Sie Stberolen jagen eS, „nur mit ba§ Sanb in Eufregung gu bringen, nur um bie SBäbter in eine gereigte Stimmung gu oerfeben". gn her ißotitif be§

gentrumSfübrerS foH her ^Religion tebigtidb bie Euf«

gäbe her fDtaSfierung ftaatSfeinblicber 3mede gufaden;

Sierra Dr. Sßinbtborft toar eS nur um „rbetorifdje prügelet", um „plumpe, rabuliftifebe (ftreitfüd)tige) Ś(opffIed)terei" gu tbttn. Stidjt für bie fatbolifd)e fRe=

Itgion unb bie greibeit beS ©laubenS trat baß

3en=:

trnm in bie ©djranfen — benn bie ^Regierung bat ja

„bem religiöfen Beroußtfein baS toeitefte ©ntgegenfom«

men betoiefen unb atleS getban, maS fte tbun tonnte"

fonbern „bie gefdbidten äRanöoer" beS ^errn BSinbt*

orft (gur Ebtoecbfclung toerben fie balb „plump", halb

„gefebidt" genannt) batten nur bie Eufgabe, ben „$ut=

turfampf in ©ang gu haften". Sagt baS 3cntrum:

©ebt unS bie ©cbutftbtoeftern gurüd, öffnet bie fßrie«

fterfeminare" tc., fo treibt eS „frommen Betrug", her aber „unbarmbergig bloßgeftedt" unb „entlarot" toor=

ben ift, Bon ment? Statürlidb oon bem nationaHibe«

raten „©efcbicbtSfmf^er", „Äunjtfenner" unb gnbigo«

fabrifanten o. ©pnern, her fidj fogar «ermaß, über

^erm Dr. 2ßinbtl)orft toißeln gu tootlen, habet aber über fßlattbeiten unb feid)te§ ©ef^mäp nicht btnau§=

tarn. Siefer $err ift tppifdb für nufere 3edriĄtung;

Enmaßung unb §aibroifferei reichen fid) bie $anb;

überall toirb mit breitem ißb^afenfcbtoalle baS große 2Bort geführt, in ben .gedungen unb im -Parlamente, unb bait man bie #erge bran, fo fie^t man niĄtS als Blöbfinn unb Errogang. „fBfaul, toaS bran ift," jagte her gndjB oerä^tlicb, als er einen {'(einen Bogel laut fcblagen hotte.

Unb toeldje fRoHe bat bie ^Regierung bet her gtoeiten Sefung beS ŚultuSetatS gefpielt? Offen geftanben, eine recht betrübenbe. Betrübenb in begug auf bie SRcgie«

rung felbft, toelcbe rcol)l feiten bureb il)re Bertreter ein fo unoerftänbigeS unb unoerftanbeneS ©piel Ijat fpielen (affen, toie bieSmal, betrübenb aber auch in begug auf bie fircbenpolitifdje Sage, toelcbe fid) nad) allebem ful=

turfätnpfeiifcber a(S je geigt. 2Bir hoben bereits barattf bingetotefen, baß bie Bertreter her ^Regierung auf bie

Klagen unferer Ebgeorbneten fid) enttoeber auSfd)toiegen ober lange Sieben Rieften, bie fo gut toie nid)t§ be=

fagten. gn ber feltenen Äunft, mit oielen frönen (Borten nichts gu tagen, bflt inSbefonbere ÄultuS«

minifter o. ©oßter gu einer großen gertigfeit gebracht.

Sie EuSfid)ten auf bie 3n!unft finb alfo trop ber

„Begnabigungen" eingelner Bifcböfe wenig rofig. Unb e§ ift rec£)t begeiebnenb für bie fircbenpotitifd)e Sage, baß in bemfetben Eugenbticfe, roo ber Bifdjof oon SRünfter unter unbefdjreiblicbeut gnbel feiner Siögefanen in feine (Refibeng guriidfebtt, ber hinter bem ©rgbifcbof oon ©nefen«(ßofen, Äavbinal ©rafen Sebod)oto3fi, er«

(offene ©tedbrief erneuert toorben ift!

Unb mag fod man gn ben Sügen, Berbrebungen unb Berleumbungen ber nationadiberalen unb ber ihr oerroanbten (ßreffe fagen? ©od man im Beroußtfein, baß bie preußiftben Äatbolifen ftd) bureb fotdjeS @e=

febmäp nicht irre machen (affen, baß fie ihre energt«

fdben unb fonfeqnenten Bertreter im Sanbtage um fo höher fehlen, je mehr bie ©egner fid) geben, bie SentrnmSfübrer gu oerlteinern — fod man, fagen toir, über ba§ perfibe ©ebabren lachen, ober fod man mit oerbienter ©robbeit anttoorten? Euf einen groben Stop gehört groar ein grober Äeil, aber ftidfd)toeigenbe Beradjtung ift auch eine Entroort. Sie fatbolifd)e (ßreffe muß e§ unter ihrer BSürbe batten, auf foldze (Rid)tS=

toürbigfeiten gu entgegnen, benn in ben Eugen beS fatboliftiben BotfeS bebarf bie Haltung beS 3^ntrnmS feiner (Rechtfertigung, unb bei ben oerbiffenen Siberalen mürben bie fcblagenbften Ergumente nicht oerfangen.

Smte, toie bie @d)reiber ber »fRational-gtg.«, »Äöln.

gtg.c unb Äonforten, gleichen ben Budboggen; haben fie fid) einmal feftgebiffen, bann finb fie nicht mehr ioS gu friegen. 3" ben fipen gbeen inefer (Rergeler unb ©tänfer gehören and) bie „3toiftigfeiten im fl er if a ten Sager"; nenerbingS hoben bie potitifdjen BSetterpropbeten auSgetüftelt, baS 3^trnm werbe in eine rechte (fonferoatioe) unb Kufe (fortfd)ritt(id)e) jpätfte gerfaden. @8 ift intereffant, gu beobachten, toie eine Partei, bie felbft an ber ^albierungefranfheit unb gad«

fudjt leibet, bie ftcb fd)on toieberbolt fpattete unb fid) felbft ben Äopf abfd)lug, immer unb immer wegen ber 3ufunft beß Zentrums in Eengften ift. Sa§ gange tourgelt in blaffem (Reibe unb im Beroußtfein ber eige«

neu ©<btoäd)e, unb „ber flaffcnbe (Riß im 3^trnm"

ift nichts EnbereS, als ein frommer (Bunfd) ber (Ra«

tionadiberalen. EIS (Rapoleon I. bie ägpptticben (ßpra«

nuben oergebenS bombarbieren ließ unb bie Äugeln fleh an bem ©ranit platt gingen, tröftete er ftcb mit ber Hoffnung, bie ©teinriefen würben wohl oon felbft (Riffe befommen unb auSeinanber faden. (Rapoleon ift aber längft tot, unb bie (ßpramiben fielen noch....

Bergegenmärtigt man ftcb bie Äu(turfd)lad)ten bet lepten (Bochen mit adern, toaS brum unb bran bängt, fo ift e§ fein (Bunber, wenn man an ber (ßolitif eben folgen ©fei empfinbet, toie bei einem ©lafe fauren, fd)olen, ungenießbaren BiereS; auf ber anberen ©eite aber müffen bie Borfommniffe ein neuer Sporn, für unS fein, nicht gu erlahmen im Äarnpfe, fonber celabenem ©eroebr auf ber (Bad)c gu fielen, um ber ftcb einfcbletcben roid, fei eS als (Botf im Śd fette, fei eS als toilber ©ber, ein§ auf ben fßelg' gu brennen. (Bir müffen and) barauf achten, baß ber Äulturfampf, ber unS Äatbolifen fefipn fo Diel beS e'bel«

ften jpergbtuteS gefoftet bat, nicht oerfntupft. $an«

beln mir alfo, bann gehört bie 3ufunft unS, unb bann wirb ©ott baS ©ebet ber Äatbolifen erhören unb feiner l)eit. Äirdje ben grieben fdjenfen.

(2)

Sorget! mo# Sorgen.

„Sorgen madgt (Sorgen!" geißt ein belannteS Spricgroort, metcgeS fcgon uralt iß unb als Sgema in Stört unb Sdgrift ungäglige SJale „abgebrochen"

würbe. Eber bie brei Störte erfcgeinen gerabe in un«

fcrer Seit fo ingaltSfägmer unb bebeutenb, bag mir fein teereS Strog gu brefdgen goffen, Wenn wir geute ba§

„Sorgen" einmal unter nufere ffeber nehmen unb gie unb ba einige fünfte beleucgten, bie man fonft toogl überfielt. Sa§ Sorgen iß ein SrebSfdgaben im §anbel unb Sertegr, ber auf unfere ganzen fogtaten Sergält«

niffe gerftörenb einmirft, unb Eufgabe ber ißreße ift eS, immer mieber auf jenes Hebet gingumeifen unb mit igrem gangen ©inßuße auf beffen Sefeitigung gilt«

guarbeiten.

S>a§ gange Sorgfpßem würbe mit einem Sdßage gerfaßen, wenn §anbroerler unb $änbter aufgörten, Erbeit unb Staren auf Srebit gu geben. Ster niegt galten fann ober will, ber foil and) niegt taufen, bem Jollen and) feine Erbeiten geleiftet, feine Staren ge«

liefert werben; jtänbe btefer ©runbfag feft, fo würbe baS Sorgen wogt bafb ein Sttbe nehmen unb bamit audg bie ewigen Stagen ber Saufleute unb fpanbmetfer Oergummen. So aber tragen jene in erfter 2inte fetbft bie Scgulb an einem Uebelftanbe, ber immer weiter um ftd) greift. Eber fragt man ben Saufmann unb

$anbmerfer: „Stamm, borgt igr benn?" fo erhält man gnr Entwert: „Stir tönnen niegt anberS, bie Sonlur«

reng gwingt uns bagu, unb waS mir niegt tgnn, tl)un gunbert anbere." Snbeßen fommt e§ boĄ nur auf ein energifcgeS Sorgegen an, unb wenn in jeher Stabt, in jebern Sorfe fcgon eine grögere Engnfjl Saufleute unb fjanbwerfer einig finb, jeber Stare unb Erbeit bie SRedgrwng beigufügen unb bie EuSfbgrung neuer Euf*

träge ^artnätfig gu oerweigern, bis bie alte Sdjulb ge«

orbnet ift, fo fann baS feine Stirfnng nic^t oerfefflen.

©in ehrenhafter Sunbe wirb fdjott oon fefbft feine Ser«

pßidßungen erfüllen, unb an benjenigen, Welche bie Stemming nicht gutwillig unb prompt honorieren, fann bem §anbwer!er nidjt oiet gelegen fein, fold)e „Sunb*

ßgaft" mag er ruhig unb neibloS ber „Sonfurreng"

überlaffen. ©S fomm t=;\ur auf ein energifcgeS Euf«

raffen an, ben alten Sopf abgufdgneiben. Sietfad) wirb für Staren unb ErbeitSleiftungen ein halbes, ja fogar ein runbeS ooßeS ftagr S'E oerlangt unb leiber auch bewilligt wegen ber „Sonfurreng". Sommt bann ber

©laubiger nad) Neujahr mit ber fRedgnmtg, fo wirb er Wohl gar noch grob angefahren ober fegnöbe abgeroiefen, unb mancher ©efcgäftSmann fte^t ßd) in ber Hoffnung enblich einmal gu feinem ©elbe gu fommen, oon S5od)e gu Stoche getäufegt unb gerät oiefleiegt fefbft in Ser«

legengeit. Ungäglige ©eßgäfte finb burd) faule Sunben, benen fie geborgt, fcgon gu ©runbe gegangen. Sie jelbft müffen ben ffabrifanten unb ©roghänblern prompt begabten unb haben ihre Starten überall bei faulen Sunben herumhängen. Stirb bann wohl ein folder fhlechter gagter gemahnt, fo ift er oft eigenfmnig unb frech “fi» holt nun anberSroo feine Staren, ohne bag eS ihm einfällt, feine alte Scgulb gu beden. $ft baS niht fcgänblicg? Natürlich fptelt fieg bei bem neuen Lieferanten baSfetbe Spiel ab. Euf gerichtlichem Stege iß folgen Leuten, bie planmäßig S^nlben machen unb

£anbmerfer unb Saußeute betrügen, in ber 9teget nicht beigufommen, ba fie meift nichts als Slunber heftigen unb ein ißrogeß ebenfo foftjpielig als fruchtlos fein Würbe. Stir haben einen Slann gefannt, ber trog eines fdhßnen SerbienßeS überall borgte, weil er hoch etwas „@elb unter ben gingern haben muffe". Leiber blieb eS nicht lange in ben gingern, eS rollte halb in bie Sdjnapsfneipe. Sdgließlid) oergog ber Staun, unb bie ©ejchäftSleute hatten baS Sadßegen. Sielfach aber ift eS auch Sequemlichfeit, ©ebanlenloßgfeit unb {flechte Engewohnheit, bie 9ted)nungen unbegahlt gu laßen. S>er

§anbmerfer foil gut unb billig unb prompt ben Euf«

trag ausführen, ba ift eS bodg gerabegu unoergeil)tid;, ben Staun auf bie faucr oerbienten ©rofegen warten gu laßen. Stug benn ber §anbmerfer unb ©efcgäftS«

mann nicht leben? Sott er barum bitten unb betteln, maS er reegtmüßig gu forbem hat? „Segagle ßetS prompt, waS Sn fchulbig biß!" baS faßte ßch jeber gut Sßidgt machen, bann würbe baS Sorgunmefen ein

©nbe nehmen, welches wie ein brüdenber Elp auf

£anbmerf unb ©ewerbe laßet, unb ein Stüd fokale grage würbe gelöß fein.

©S lann ja jeber, ber ftd) oon ber §änbe Erbeit ernährt, in 9?ot unb in Serlegen^eit geraten, borgen gu müffen, boĄ folge Leute werben auch ftgon jorgen,

bag bie Scgulb begahlt wirb. Serwerflich unb burd) nicgtS gu entfcgulbigen aber iß baS leichtfertige Srebit«

geben unb baS gemohnheitSmägige Sorgen. ©S gibt Leute, welche fo an baS Sorgen gewöhnt finb, bag . fie, felbß Wenn ße ©elb haben, pringipieß nicht gutwillig gaglen unb fid) trog ihrer Sdgulben gang „behaglich"

fühlen: Steg mit biefen ißarafiten (Scgmarogern) ber

©efeflfegaft, liefert ihnen nichts, arbeitet niegt für fie, warnt ©ure ©efchäftSfreube oor ihnen, bie am LebenS- marl beS §anbmerfS unb SleingewerbeS nagen!

gn Dielen gamitien, gumal in Erbeiterkeifen iß eS üblich, „auf baS Sücgel^en gu holen". S>ie Sparen werben angefd)rieben unb faßen aße acht Sage ober aße Sionate begahlt werben. S)aS iß oom Söfen. S>a*

burch, bag bie Staren auf Stunfd) unb ohne ©elb gu haben finb, werben ben Enfcgaffungen Diet weniger

©chranlen aufgelegt, als wenn fie bar begahlt werben mügten, unb bie §auSfrau, welche ben ©rofegen gwei«

mal in ber $anb gerumbregen würbe, ege fie ign in ben Laben trägt, gegt ogne Scheuten unb leiber oft ogne — Serßanb unb IRadjbenfen eintaufen, wenn bie Staren auf 9ted)nung gefegrieben Werben. Sommt bann ber LögnungStag, fo wirb ein Seit abbegaglt, ein 9teß bleibt ftegen, unb ber erfte gonbS gu Scgutben iß ba.

®ie Leute geraten immer tiefer in bie Stäbe unb wißen fid) enb(id) niegt rnegr gu helfen, als bei ßiaegt unb Sebel gu oerfegwinben. Unb iß eS nid)t unerträg«

lieg, bei jebern Lohntage aßeS oerbiente ©elb gleich wegtragen unb für bie nädjßen Stodgen wteber auf bem Srodnen fißen gu müßen ? SDiefeS Saufen „auf ben S?onat" ober „anf'S Südgeldgen" iß ber ärgße Ser«

fügtet gum leidgtfinnigen Sorgen unb faßte in jeber georbneten §auSga!tung unter aßen Umßänben Der*

mieben werben. Stir gaben einmal baS Santo eines ErbeiterS bei ffleifdger unb Säder emgefegen unb ge«

łaunt, WaS bort in oiergegn Sagen an Softbarleiten fonfumiert worben war. Stagrtid), einen folgen LupuS würbe manege mogigabenbe fjamtlie bem Stagen neigt gegönnt gaben. Siüßten jene Leute aßeS bei §eßer unb Pfennig bar begabten, fo mürben fie aueg gewiß in tgren Enfprü^en befdjeibener gewefen fein. SDb aber Säder unb ffleifdjer naeg oiergegn Sagen überhaupt gu igrem ©elbe tommen, iß eine große grage.

„Segagle, waS ®n fcgulbig biß, unb laufe niegt, waS 2>u nidgt begaglen lannß!" Stir fegäßen einen billigen 9iod ober ein einfaches Sleib, weites begaglt iß, weit göger, als einen eleganten tlebergieger ober eine feine sJiobe, bie geborgt finb. Stic mandjeS ®äm«

egen trägt einen £>ut mit gebern, Sögeln unb Slumen

— aber er iß niegt begaglt — gängt fiĄ einen teuren, gang mobernen Slunber um ben Leib — aber er iß niegt begaglt, fegmebt in Ladftiefetcgen mit gogen Eb«

fügen über bie Straße — aber fegabe! fie ßnb nidß begaglt. @S gegärt aßerbingS ein gutes Stüd Uu«

oerfrorengeit unb S^amlofigleit bagu, auf Soßen be§

§anbmer£erS unb Heineren ©efcgäftSmanneS in Sag«

rung unb Sleibung LupuS unb Serfcgmenbung gu trei ben, aber gentgutage moflen bie SRenfdgen megr feget«

neu als fein, unb „Staub unb guter Son" fteigt ignen fo gu Sopfe, baß bie Enfprücge mit ber Sörfe niegt megr batangieren. Sa muß benn geborgt werben, unb oom Sorgen gum Sdgminbe! unb Setrug iß fein weiter Steg, ©s ließe fieg nodg oiet über bieS traurige ©e«

bredgen nuferer Sät fagen, aber wenn biefe wenigen Störte ben ©rfolg gaben, baß berjenige, ber ftd) fdgut«

big füglt, reueooß an feine Sruß Hopft ur.h fidg oom Sorgen gnr Sargaglung befegrtj, fo iß igr Smed er«

reidgt.

--- 2 ---

(@Ąlu§ om 20. gebruar.)

Sctttftiflmtb, Serlin. SaS Ebgeorbneten«

gau§ gat bie gmeite Lefung beS SultuSetatS beenbet (oergt. erften Leitartifet). SefonberS toar e§ ber ©cgul«

etat, toelcger, unb groar an brei Sagen, bie Ebgeorb«

neten auf baS Lebgaftefte befcgaftigte. SaS Zentrum trat gegen bie religionSlofe Sdgule, weldje bie Liberalen roilnfcgen, auf unb für bie fonfeffionefle ©cgnle ein, forberte and), baß ber ©inßuß oon ©emeinbe, Sircge unb cfamtlie auf bie Leitung ber ©cgnle geloagrt bleibe, unb betonte, baß niegt baß oiele Stiffen, fonbern ber moralifcge §alt, toelcger eine oerßänbige reliqiöfe @r=

giegung gewägre, orbentliege SRenfcgen geranbilbet. S)en liberalen besagten natürlich bieje Sorberungen nicht unb fie betämpften fie auf’S lebgaftefte, ogne aber ba«

bei über igre bekannten, abgebrauegten Siebengarten ginauSgufommen.

gm Laufe ber Stocge ift ferner ber gtoeite ber oer#

bannten Sifcgöfe ißreußenS, ber Sifdgof oon SRün«

ßer, in feine Siefiheng gurüdgefegrt, begrüßt oon utienblicgem gubel unb empfangen mit märdgen«

gaften geßlidßeiten, roetige in magrgaft rügrenber Steife bie Liebe unb Engänglicgfeit ber Śatgolifen gu igren Sifcgöfen geigte, So roarm nun aber and) unfer §erg biefe greube mitempfmbet, fo wenig tonnen mir unS oergeglen, baß ber Staat, inbem er ben Stfdfof oon SRünfter gurüdfegren ließ, nur ein ungaltbareS Eußen«

wert ber maigefe^tidgen geftung preiSgab, unb baß bie Siegierung bie Ebficgt gu gaben fegeint, baS Stefen ber SRaigefeggebung gu retten, inbem fie in ber gorm ben Stünfcgen beS tatgolifcgen SolfeS fieg guoortommenb ermeift. Sinr fo iß eS and) gu oerßegen, wenn baS galbamtlid)e Organ ber Staatsregierung, bie »ißro«

oiogiabSorrefponbeng«, ßcg in fatbungSooßem Sone oerbreitet über „baS Vertrauen ber tatgolifcgen Seoöt«

terung in bie Serfögnlicgfeit unb Untßcgt ber Staats«

regierung", ber Staatsregierung, mit ber „im Sone feinbfeligen SJiißtrauenS unb überqueflenber Serbitte«

rung" gar nidgt megr gerebet Werben fönne, ber Staats«

regientng, beten „entgegenfommenber Haltung" wie

„oerfögnlidgen Ebßcgten" gar nid)t megr „naeggegotfen gu werben brauege", ja, bie bereits fo großes an ben Satgoliten ißreußenS getgan gäbe, baß fie fogar „ber

©efagr irgenb toelcger SRißoerftänbniffe oon irgenb toelcger Seite ein« für aßemat übergoben fei". Siad) foldgen Leiftungen foßte eS unS nidgt wunbern, wenn bie Dfßgiöfen nädgftenS audg ben SotfSjubel in SRün«

ßer als SemeiS ber ^nfriebengeit ber Satgolifen mit ben tircgenpolitifcgen SRaßnagnten ber Siegierung auS«

beuten würben. Soßte man nun in Serlin mirflieg in biefem großen grrtume befangen fein, bann glauben mir, baß bie Siegierung f elb er fcgon mit ber #eit bem Uninute beS tatgolifcgen SolfeS neue Siagrutig geben wirb. SSenn baS Sott fielst, wie trofc einer folcgen, oon unS mit gerglicgem Samte aufgenomuieneni SRaß«

reget bie Äircge bod; nodg beginbert wirb in igrer grei«

geit, baß eS nod) ferner unmöglich fein wirb, bie gro«

ßen Lüden in ben Steigen beS SleruS ginlänglidg gu fegtießen, unb Wenn ber EuSbitbung junger ©eißltdgen noeg fortgefetjt fjinberniffe in ben S3eg gelegt werben, bann — wirb bie greube halb getrübt werben unb mieber ber Erbitterung gegen bie Siegierung wa«

egen. Sie Satgotcfen finb eben entfcgloffen, fieg um jeben ißreiS bie greigeit igrer Sircge mieber gu er«

ringen; teine SieiuungSoerfcgiebengeit in politifdgen gra«

gen fann in unS bie Uebergengung trüben, baß giuter biefem ^iele aßeS gurüdßegen muffe; oom gürfteu bis gum ErbeitSmann werben bie Satgotiten eintreten bis gum legten Etemguge für bie SSieberertangung igrer fircglicgen greigeit. Sßeil aber bie Singe einmal fo liegen, iß eine Seenbigung beS SulturfampfeS im Staats«

intereffe bringenb geboten. Senn wenn audg bem Staate an einem grieben mit ber tatgolifcgen föircge wenig ge«

legen fein foßte, fo galt er bodg jebenfaüS ben Ärieg mit feinen tatgolifcgen S ärgern unb Untertganen nidgt für erfprießlieg, unb ben grieben mit ignen fann er nur gaben bureg einen griebenSfcgluß mit ber Äircge, mit bem Ipeil. ©tugl.

Eucg bie Serfucge ber Siegierung unb ber igr nage«

ßegenben gebergelben, bie Urfadge beS Kultur«

tampfeS gu Derbunfein, iß reegt begeiegnenb. Ser neuefte Serfudg naeg biefer Stiftung ift eine Sdgrift oon ÜRorih Suf „Unfer SieicgSfangter". §err Sufd) gat ben Sorgug gegabt, wägrenb beS lebten gelbgugeS einer ber bem SieidjStangler am nädgßen ßegenben ofß«

giöfen $orre[ponbenten gu fein; gürft SiSmard nannte ign ja fein „Süftgcgen" unb gat ogne gweifel Dieter ©teßen in „SüfcgcgenS" Sagebudg: @raf SiSmard unb feine Leute" für bie SRit« unb Siadgtoelt ginterlegen laßen; aber oieteS gat ^»err SSufdg aueg naeg eigenem ©ntbünfen erbaegt unb in gorm gebraegt. ©in ©emifdg oon SBagrgeit vnb Sicgtung iß beim audg fein neueßeS Sud) geworben. Untoagr befonberS bie Segauptungen, baß ber „oberfcgleßfcge igrießer" Sdjaffranef burdg feine nationat«polnifd)en Seßrebungen, unb baß ber Sirettor ber egemaligen tatgolifcgen Ebtcilung im SultuSmimßerium, @eg. Siat Dr. ßiägig, burdg Segünftigung beS S^ntumS wefent«

lieg gum EuSbrudge beS „ÄuiturfampfeS" beigetragen gälten. Ser fclige Pfarrer ©djaffranef ßanb politifd) auf ber Seite ber 1848 er gortfdgrittSpartei, b. g. er oerweigerte wie biefe bie Steuern, er trat audg für ben ©ebraueg ber polnifcgen Spracge in ben ©cgulen

(3)

8 beS polnifdjen DberfchtefienS ein — er tief; unter feine

Vilber ben ©a| lithographieren: „Sie SRutterfprache ift ber ©cfßüßel gur retigiöfen unb wiffenfchaftlichen

©rgiehung beS VolfeS", — aber irgenb ein gegen ben S3eftanb beS preußifdfen «Staates gerichtetes Veßreben ift ihm felbft Don feinen fjeinben niemals gur Saft ge»

legt toorben. — Sa3 §errn Dr. Ärälgig betrifft, fo wirb ber ^intoeiS barauf genügen, baß berfelbe lange Balfre in Derfdfiebenen SanbeSteilen mit beutfd)=polni|cher Veoölferung als ©taatSanwalt gcwirft hat unb babei fieh beS Vertrauens ber ^Regierung in bem SRaße er»

freute, baß er fehtießlieh gunt hödtjftgeftellten fatholtfchm Beamten beS «Staates beförbert würbe. — Sir müffen unS mit biefen Vemerfungen begnügen; e§ wirb fpäter einmal (Sache einer ernften unb wahrheitsgemäßen ©e- f^ichtSforf^ung fein, alle bie Verfuge, welche gemalt Werben, um bie Verantwortung für ben Sutturlampf non ben Sputtern ber Sehulbigen abgufd)üttelen, im Sufammenhangc gu beleuchten. @S wirb fich bann herauSfteden, baß eine ber in bie Seit gefegten Unwahr«

feiten non ber anberen aufgehoben wirb.

|; I ©nblidj ift SluSfidR norhanben, baß 'baS © cl) u 1 b o«

ationSgefeh Sattheit wirb. SaSfelbe ift nunmehr fo weit fertig, baß eS an baS HIbgeorbnetenhauS gelangen famt. Sie wichtigsten fünfte beS @efeh=@ntwuvf8 betreffen bie gefehlten 2lnfprü<he ber Selber auf Vefolbung, HllterSgulage, ißenfionierung unb Verforgung ihrer Hinterbliebenen; ferner bie ^Beteiligung beS ©taateS an ben ©cbuHaften, unb gwar bireft ober inbirelt burch Ueberweifung ber ©runb» unb @ebäube«©teuer für

©dfulgwede; bann fallen gum HluStrag gebradß werben bie fragen betreffs ber Sragung ber ©dfutiaß in Baden, in benen bie ©emeinbe nidß fpegied bagu Der»

pflichtet ift, fowie Hlbgrengung berjStedjte berfenigen, welche bie Saften tragen u. f. w. @S wirb fdfon auS biefen Sin»

beutungen erfidßlich, eine wie fd)Wermiegenbe Aufgabe mit bem ©chulbotationS«©efeh an baS Slbgeorbneten«

hauS herantritt.

3n Seipgtg ift ein großer V°ßbiebßahl in ben frühen SQtorgenßunben beS 6. ßebruar int Verliner Vahnhofe terübt worben. Qwei Vriefbeutel, weldfe außer ©infclfriebebriefen bettarierte Sertfummen im Vetrage oon etwa 80000 2Rarf enthielten, unb Don benen ber eine nach Verlin, ber anbere in ber Stich»

tung Vitterfelb=9J?agbeburg weiter gu beförbern war, finb im genannten Val)nhofe auS bem SRagagin beS VoßwagcnS cntmenbct worben. Äurge ^eit nach ©nt bedung beS Verbrechens h«t man ben einen Veutet, feines baren ©elbinhaltS beraubt, hoch bie ©infdjreibe«

briefe mit ben Sechfein je. entfjaltenb, aufgefunben.

Ser gweite ber geßolßenen ißoftbeutel iß mit {amtlichen barin Derwal)rten Sertpapieren am 11. b. $RtS. unter abgeftocheneni Stafen aufgefunben worben. Ser Sieb hat fich mit bem baren ©elbe, etwa 26000 9Jtf. im gangen, begnügt.

3m öftcvveid)tfa)Cll Slbgeorbnetenljaufe hot eine SRajorität oon 177 gegen 137 Stimmen ber Hinmen«

bung ber HluSnahmebeßimumngen über Sien unb Um»

gebung gugeftimmt. Sie Stufe hat «derlei politifche Sieben gum genfter h'uauSgehalteu unb, obwohl ©raf Saaffe ber hinten fein Sort gab, baß bie Slegierung bie 31uSnat)megefehe nur gegen bie Stnardßßen unb nicht etwa gegen eine politifche Partei in Hlnmenbung bringen werbe, gegen bie HluSnahme=Verfügungen ge«

ftimmt. ©S fenngeithnet bieg wieberum bie Saftif ber Sinfen, welche überall ihrer Abneigung gegen bie Sie gierung HluSbrucf geben gu müffen glaubt unb feine fadfliche Vehanblung ber Singe fennt. ©eiten hat Wohl eine politifche Partei eine foldfe traurige Stade gefpielt, als bie liberalen Deßerrei^S bei ^Beratung ber StuSnahmebeftimmungen über Sien unb Umgebung.

'— ©hre macht bem öfterreiihifchen SleichSrate bie ein«

mütige Hinnahme beS ©efeßentwurfS, betreffenb bie

©ntfdfäb igung unfdfulbig Verurteilter. Vei unS in Seutfchlanb oerhätt man fich leiber noch immer gegenüber ben Stufen nadh ©ntfdjäbigung folder Un=

glüdtid)en ablehnend.

©in überaus wichtiges Hlftenftüd iß in biefer Sodje Don Stom ber ©eiftlidjfeit gugegangen.

Ser Heü- ®«ter hat in feiner großen oberhirtlichen Sürforge für bie Äird)e unter Dem 8. Bebruar eine

©ncpflifa an bie frangöfifchen Vifd;öfe er»

laßen, worin er ber gegenwärtigen Sage ber frangöft»

f<hen Kirche in Btanfteich feilt Hlugenmerf guwenbet.

Slachbem ber Heil. Vater ber großen VerDienfte Branf»

teichS um bie ßir^e gebacht, welche bem Sanbe ben Xitel ber erftgeborenen Sodßcr ber Kirche eingetragen,

erwähnt er and) bie trüben feiten, in welken ber Unglaube gur Herrfdjaft gelangte. ©leid) tool)! habe fich Branfreidf immer wieber auS folhem Verfalle em=

porgeraßt unb ber Seit gu alten gdten Veifpiete Don erteudfeteu unb für bie ßirdfe begeiferten SDtännern geliefert. Ser Heil. Vater fchitbert fobann weiter bie fegenSreid)en Böigen, Welche baS mit bem Heit. Stuhle unb ber frangöjtfehen Kirche abgefchtoffene Sonforbat für bie Station gehabt, unb bettagt, baß bie Rladf»

hoher eigenmächtig wichtige Veftimmungen beS fionfor»

bate§ abgefchafft hoben. Htm fchmcrgtichften hoben ba§

Dätertiche §erg ©r. Heiligfeit in neueßer Beit bie SDtaß«

regeln gegen bie ©chute unb bie frommen DrbenSge«

noffenfhaften berührt. Ser Hott- Vater geigt, baß bem HlbfaU Don ©ott unb ber $ird)e immer noch ein Hlb fad Don ber flaatlidjen Drbnung gefolgt fei. ©r for«

bert bal)er ben ßleruS auf, in ©inigfeit unb ©djor»

fam mit ben Vifhöfen auf biefe ©efal)ren ftetS ein offenes Hinge gu halten unb bie Baien gum ©ebete, gur Sreue unb HluSbauer gu ermuntern. Ser Heil- Vater fhließt baS herrliche Htnfhreiben mit folgenben Sorten: „©rfennet, ©Ijrm. Vrüber, in adern, waS Sir bisher gefagt, Unfere Dätertiche ©eftnnung unb bie

©röße ber Biebe, mit wether Sir gang granfreih umfaßen. Sir gweifetn auh niht, baß eben biefeS SeugniS Unferer innigften BUI,eigung gur Vefeftigung unb ©tärfung jenes heitfamen VerbanbeS gwifhen Brant»

reih unb bem Hlpoftoiifhen ©tuhle beitragen wirb, woraus jebergeit nicht geringe unb niht unwichtige Vorteile für beibe Seite erfloffen. 3n biefent fteubigen

©ebanfen wünfdjen Sir ©uh, ©hrw. Vrüber, unb

©uren Rlitbürgern bie größte Büde ber himmlifhen

©oben, als bereu Unterpfanb unb als VemeiS UnfereS befonberen SohtwodenS Sir ©uh unb gang Bronf»

reih ben apoftolifhen ©egen liebeood im Hemm er»

teilen."

3n Italien iß ein Htttentat auf ben Völlig oerfuht worben. Hirn 17., morgens 2Vs Uhr, alS ber Don einer Bagb heimfet)renbe fWgug ©orneto (im ®ir=

henftaat) pafßeren mußte, griffen oier mit ©ewehren bewaffnete Bnbioibuen ben auf biefer ©trede bienft»

huenben ©enbarmen an. Sief er gab mehrere Reooloer»

fhüffe ab unb fheint eines ber Bnbioibuen Dermunbet gu hoben, benn ein blutiges Safdjentuh würbe gefun»

ben. Hlußerbem würbe eine mit ©yploßonSftoff gefüäte, mit angegünbetent Bimber yerfhene Blafhe aufgefunben, weihe bie Bnbioibuen auf ber Blüht Don ßh geworfen hatten. ÜOtan hat bisher bie Hlttentäter nod) nidjt er«

mittelt. — Sie italienifdje Regierung hat für ihren

©ewaltftreih gegen bie fßropaganba niht einmal bie Vititgung ber liberalen ißreffe gefunben. Sie tabelnben Urteile mehren ßh fornohl in Italien wie im HIuS»

lanbe. Sie fßroteßnote beS VatifanS geht auf bie @e=

fhihte ber Veopaganba ein unb weift nad), baß ber unioerfale ©harafter berfelben bereu Dodftänbige finatt«

giede ©elbftänbigfeit bebinge. Sie flöte erinnert an bie DorauSgegangenen, für bie ißropaganba günftigen

©erihtSurteile unb fhließt, inbem fie angeigt, baß ber Vatifan gur ©iherung neuerlicher ©henfnngen geeig«

nete Rlaßregeln im Bntereße ber ißropaganba ergreifen werbe. Sie fatholifhen Völfer tonnen mit fleht Don ihren Regierungen ©hulj für baS Seltinfitut ber ißro«

paganba Derlangen, welheS ©igentum ber gangen ta=

tholifhen Sirhe iß unb in fo eminenter Seife ben Bntereffen ber adgemeinen häßlichen Kultur unb Bioi*

lifation bient. Sdlan fann auS bem Vorgehen gegen bie ißropaganba wieber mit DoÜfter Seutlihfeit erten»

nen, in Weiher unerträglichen Bage ßh baS ißapfttum unb bie fatholifhe Äircße gegenwärtig ber italienifhen Regierung gegenüber befinbet.

Sie Vorgänge im befhäftigen fortbauernb in hohem ©rabe bie Hlufmerffamfeiit ber europäifhen Siplomatie, weil ße in einem Bortjdjreiten jener Vc»

wegung eine ernfte ©efaljr für ba§ mähfam erhaltene

©inoernehmen gwifhen ben gunädßt beteiligten Rlähten erblidt. Saß man auh in unfern maßgebenben Greifen ber ©ntwidelung ber Singe in Htegppten eine lebhafte Seitnahmc fhentt, geht auS Hlrtifeln ber offigiöfen

„Vreffe" hetoor. Sie Bage in Hlegppten wirb täglih gefahrooder. Sie feit Bahrljunberten mühfom gepßcgten Äeime hrißüher Kultur ßehen auf bem ©piele.

Feuilleton.

<Sht tier^ättgttt§Uoöet Sdjnfj»

Sort 3r. ©.

(gottjefeuttg.)

: ©leih barauf oerabfdjiebete ßh ber Äaifer cor ber Herzogin. Vor bem ©eijloße angenommen, bradj er in bie Sorte au8: „SaS ift eine Brau, ber felbft unfere gmeihunbert Kanonen feine Burht haben einßößen fönnen !„

SaS ruhige, feße, toürbeootte Veneljmen ber Her»

gogin Buife hatte bem Äaifer imponiert, ©ie hatte er*

reiht, toaS ße Wollte: ße hatte bie HanblungSroeife ihres ©ernahtS oerteibigt, für hr Banb gebeten unb burh ihren unerfhrodenen dftut ben ©roherer gur dJZilbe geftimmt. Sen ißtünberungen unb Vermüftungen ber frangößfhen ©olbaten würbe augenbtidtih ©inhatt ge»

than, unb Rapoleon gog ohne Hlufenthalt weiter.

©ein Vefud) bei ber Hergogin hatte bei ben Ve»

wohnern SeimarS großes Hluffeljen gemäht; bie ©e«

rühte oon ber Vertreibung beS HergogS waren aber baburdj niht oerbrängt worben; ße waren auh ©oetlje gu Dljrcn gefommen unb erfüllten ihn, ben langjäh»

rigen Breunb beS Hergog8 mit großer Unruhe. Surdf bie nähtlihen Hluftritte in feinem ©htafe geftört unb erfdjredt burh allerlei böfe Racßrihten über baS ®e«

fd)id beS BanbeS unb feiner fürßlihen Bamilie, befanb ßh ber angehenbe SihtergreiS in fieberhafter Stuf*

regung unb fhritt gebanfenooU im ©arten auf unb ab, Wie er bieS oor Sifhe gewöhnlih gu huu pßegte. — 3n biefer Stimmung trat fein ©efretär, ber Dr. Rie»

mer, an ihn heran.

„Run, mit waS für HmbSpoßen trägt man ßh benn heute?" fragte ihn ©oethe.

„Roh immer bamit, baß ber Bärß feineS ShroneS entfett werben foUe. Sie gange ©tabt iß ood baoon, bie Vürger ßnb niebergefhlagen unb traurig, unb felbß bie SDrbre, weihe ben frangößfhen ©olbaten bie Bort»

fefeung beS ißlünbernS unterfagt, hat unter fotcßen Um»

ftänben nur geringen ©inbrud gemäht, obfhon bie Brangofen gang greutid) gewirtfhaftet haben."

„Sie Singe ßnb über alle SRaßen greulih," Der»

fe^te ©oethe. „Von Ratur gu getaffener Vetradßung ber Vegebenheiten aufgelegt, Werbe id) boh grimmig, fobalb id) fehe, baß man ben Rlenfdjen baS Unmög»

iidße abforbert. Saß ber Hergog oerwunbete, ihreS

©olbeS beraubte preußtfdje Dfßgiere unterftüht, baß er bem helbenmütigen Vlüher nah bem ©efedjt oon Bü»

bed einen Vorfdjuß oon oiertaufenb Shalern mähte, baS will man eine Verfhwörung nennen? baS gebenft man ihm übel auSgutegen? ©eßen mir ben Bad, baß heute ober morgen Unglüd bei ber großen frangößfhen Hlrmee einträte; waS würbe Wohl ein ©enerat ober ein Betbmaifdjati in ben Htugen beS ÄaiferS Wert fein, ber niht gerobe fo hanbelte, wie nufer Hergog in bem oorliegenben Bade mirflidj geljanbelt hat? 3h fage

©uh, ber Hergog fod fo hanbetr, wie er ßanbelt! @r muß fo hanbetn! ©r tl)äte feljr unreht, Wenn er je anberS hanbelte! 3a, unb müßte er barüber Banb unb Beute, Ärone unb 3epter oerlieren, wie fein Vorfahr, ber unglüdlidje 3°hann, fo fod unb barf er bodj um feine Hanb breit oon biefer eblen ©inneSart unb bem, WaS ihm dJlenfdjen» unb Bürßenpßiht in folhen Baden oorfhreibt, abweihen. Unglüd! waS ift Unglüd? SaS ift ein Unglüd, wenn ßh ein Bärß bergleihen oon Bremben in feinem eigenen Hanfe muß gefaden laßen.

Unb wenn eS auh bahnt mit hm fäme, wohin eS mit fenem 3ohann einß gefommen iß, baß beibeS, fein Bad unb fein Unglüd gewiß wäre, fo fod unS baS niht irre mähen, fonbern mit einem ©teden in ber Hanb Woden mir unfern Herrn, wie jener BufaS Äranah ben feinigen, in’S ©lenb begleiten unb treu an feiner ©eite auShatten. Sie Äinber unb Brauen, wenn ße unS in ben Sörfern begegnen, Werben meinenb bie Hingen auf»

fhlagen unb gu einanber fprehen: baS ift ber alte

©oethe unb ber ehemalige Hergog oon Seimar, ben ber frangöfifhe Äaifer feineg ShroneS entfeßt hat, weil er feinen Breunben fo treu im Unglüd war; weil er feine alten Saßenfameraben unb geltbrüber niht modte oerhungern laßen!"

Hier rodten bem alten Sihter bie Shränen ßrorn*

weife über beibe Vaden herunter, unb auh ber junge Riemer war fo ergriffen, baß er feineS SorteS mäh»

tig war.

Rah einer furgen fßaufe, unb nahbent er einige Baßung gefammelt hatte, fuhr ©oethe fort:

„3h

ro'd um'S Vrot ßngen!

3h

'Did ein Väntelfänger werben

(4)

iinb u lifer Unglüct in Siebern oerfaffen! 3dj miß '-n alle Dörfer unb in alle ©deuten gieren, too irgenb ber 9?ame ©oetlie befannt iß; bie ©cganbe ber Deutfchen

»ritt id; beßngen, unb bie Sinber fatten mein @d;anb=

lieb auSroenbig lernen, bis fie Scanner werben, unb bamit meinen §errn mieber auf ben Dljron herauf unb bie gremblänber can ben irrigen herunter fingen!"

©oetlje fdjnaufte förmlich, a(§ er biefe Sorte fprad), unb feine ©lieber gitterten wie ©fpenlaub. Der junge [Riemer mar gang erftaunt über bie Art unb Seife, in melier ber Dieter feinem gepreßten bergen Sufi ma^te, benn bisher hatte e§ gefc^ienen, als ob bie Oaterlänbifdjen Angelegenheiten für i^n giemltcl) gleich’

giltig feien. 3efct geigte eS pdf, baß fein QnnereS ein ŚBultan mar, ber nur auf eine Gelegenheit gum AuS«

bruĄ gewartet hatte, ©eine ©rregung mar aber auch fo groß unb gewaltig, baß ber junge ißriaatgelehrte nicht mehr wagte, eine ßrage an ihn gu rieten. —

©tumm ging man einige ÜDiinuten im ©arten auf unb nieber, als ©hriftiane erfdjien unb ber peinlichen ©tim«

mung eine anbere Stiftung gab.

,,©e. ©pcetteng ber ißetr 2)tavfd)att finb eben gm rüttgefehrt unb laffen ben §errn ©eheimen 9tat bitten, heute mittag fein ©oft fein gu matten. Dem §errn SKarfchatt mußte etmaS fehr greubigeS begegnet fein, benn er ift ungewöhnlich heiter!" fügte fie ihrer ©iw tabung hingu.

„34 fall mit bem SOiarfchatt gu SJiittag fpeifen?

baju bin ibh nun heute juft nicht aufgelegt, inbeS ab«

fchlagen barf idfS ihm bod; mahl nicht. Salprfchein«

li4 iß eS heute ber legte Dag, ben er bei unS Der«

bringt: bie Armee marfchiert ohne S^eifel auf [Berlin laß. Darum fagi bem SRarfdjatt, ©hrißiane, baß ich e§ mir für eine hohe ©hre fd;ägen mürbe, fein ©aß gu fein."

„34 toerbe e§ auSri4ten. $aben benn ber $err

©eheime [Rat nidpS über baS ©dpcffal beS jungen SRanneS gehört, ben geftern bie ßrangofen gefangen mit ß4 foitgeftihn haben? Sonnten ©ie benn bei biefer Gelegenheit fid) nicht bei bem §errn SRarßhaÜ nad; ihm ertunbigen? DaS junge, hübf4e SDiäbcpen bauert mich bo4 gar gu fehr, wenn ich bebenfe, baß bie Seutcßen am nächften ©onntag ß4 wollten trauen laffen. ©eben ©ie, §err ©eheime [Rat, ba§ finb gang gemeine Seute, wie man fo fugt, aber fie halten auf bie [Religion unb Deradjfen ben ©egen ber Sirche nidjt."

„©ehe unb fage bem 9Jiaijd)alI, maß i4 Dir auf«

getragen habe," ermiberte Goethe, unb ©hrißiane trat ben [Rüdmeg an.

„[Rad; bem ©efdjict beS jungen SRantieS lönnten ß4 ©to. ©pcetteng aber bodj ’mal ertunbigen," meinte Ziemer, „Wenn ß4 eine fcgidiidje Gelegenheit bar«

bietet. Wh felber liegt ber arme Deufel fehr am bergen."

„Sollen fehen, ob fidj’S thun läßt," ermiberte

©oethe, erteilte bem jungen Doltor noch einige litte«

rarifdje Aufträge unb entließ ihn. Auch ber Dichter

»erließ ben ©arten, um ß4 für bie Dafel angutleibcn.

(gort( folgt.)

Süte <md) iw ttitglM treue Wienerin.

Auf ®enferid;’S, beS graufamen SönigS ber San«

baten in Afrifa, Befeljt warb ©ubemon, ein ungemein teiger unb cngefehener $err gu Sarthago, Weit er Sa«

tholit mar, aller feiner ©liier beraubt, bann mit feiner gangen gamilie geästet unb enblid; fogar noch feine eingige Docfjter Warta ihm entriffen unb als Eflaoin an fgtifdje $anbe(Sleute oerlauft. Wit ihr mürbe auch eine ihrer bisherigen Aufroärterinnen oerlauft, auf baS nämliche ©djiff gebracht, unb beibe tarnen in ©t)rl)u§, einer ©tabt ©grienä, als ©flaoinnen gu einer unb berfetben tgertfcgaft. — Allein obwohl fie fegt beibe

©flaoinnen Waren, fo fuhr hoch bie treue Dienerin, bie über baS SoS ihrer ehemaligen, oon ihr göttlich geliebten ©ebieterin oöttig untröftlid; mar, fort, bie arme Waria gu bebienen, in ber Arbeit gu unterjlügen unb ihr So§ möglichft gu erleichtern.

DieS fiel ber ^errfhaft auf, baß eine ©llaoin gegen ihre Witjllaoin fich fo ehrerbietig unb bienftfertig ermieS. Beibe Würben bemnacg über ihr früheres 95er«

hättniS befragt, unb Watia'S ©taub unb eble Abl'unfi iam an ben Dag.

Salb oerbreitete fid) in ber gangen ©tabt baS ©e«

rüd)t oon ber fo feltenen, felbft im Ungtüde noĄ treuen Anhänglichleit einer ©llaoin gegen ihre ehemalige @e«

bieterin. Die @ef<hid)te erregte Berounbetung unb all«

gemeine Deilnaljme an bem hurten unoerfdjulbeten ©chid«

fale ber eblen, fcgon in ber Blüte ihrer @ahre fo tief gebeugten Waria. — Wefjrere csolbaten au§ ber Be«

fagrmg oereinigten ß4, fĄoffen ihre ©rfpamiffe gufam«

men unb tauften Waria famt ihrer Dienerin, bie ihr eine wahre ßreunbin gemefen, loS. Der Bif^of Dgeo«

boret nahm fid; ber Befreiten Weiter an, unb nach einiger Seit hatte ber tiefgebeugte ©ubemon, ber in bie Dienfte beS SaiferS Balentinian getreten mar, bie unerwartete unb nnbefd)reiblid)e greube, feine oerlorene Dochter mieber in feine Arme gu fdßießen.

Sie bantbar Werben Sater unb Dod)ter ihr geben lang ber treuen Dienerin gemefen fein!

--- 4 ---

[Bont £<m$en.

(@me gaflnacEitS-SetraĄlung.)

Daß ©anteoal itnb Dong fcßier untrennbar gu ein«

anber gehören, braucht nicht erft bemiefen gu werben,

©ie finb nach unferer gefettfchaftiichen Anfcßauung Der«

fettet wie Urfahr unb Sitfung. Sie gwei fröhliche

©efetten bürfen mir unS fie benfen, bie in einem be=

ftimmten $aS einßerf^reilen. Sährenb be§ gangen WittelalterS war er mit ben ffaftn acßtSbeluftigungen Derbunben.

3m Bergleich gu einem ßafcßing, wie er bamaiS in Augsburg ober Nürnberg, in Sötn ober ßranffurt, in Sien ober ißrag gefeiert mürbe, Weifen nufere ntobernen Dange eine gemiffe Armut ber Sonn auf. Die frühere Wannigfaltigleit ber Bewegung hat fid) bis gu einer gemiffen ©rßarrung abgetönt. Die Bhßthmtl iß oon

©efegen umfchnürt, bie man früher einerfeitS nicht ge«

fount, anbererfeitS außer acht gefaffen hat. Auch hierin mußte fich bie inbioibnette Freiheit eine Befdfränfung gefallen laffen. ©in Wägblein, welches nur mit ber rhptßntifchen SenntniS, wie fie baS moberne geben be«

bingt, auSgeftattet iß, würbe auf einem mittelalterlichen {JaßnacßtSball wenig umworben fein. So finb all bie Dünge- geblieben, in benen fich bamaiS bie höflich ge fittete 3ugenb freifeite, ©o berichtet eine ©broni!

©chlefienS Oon 1406 oon; Smötfertang, Dotentang, wlnifcßen Dang, Sapriotentang, Drehtang, Bortang, Saun er, Daubentang, ©eßmotter. Die rhptßmifchen Bewegungen unferer jeßigen 3ugenb beden biefetben oiefleießt inSgefamt nicht. Unb in ber Witte beS 16.

3ahrhunbertS begegnen unS wieberum neue Dünge, oon benen nnS oft wenig mehr als ber Barne erhalten ge«

blieben: Warfgraf Sarolt Dang, ber Saiferintang, Bruber«Sunrabtmaß — maßrfcßeinlid) nad) bem Barnen eines befannten Barren —, ber fpoppeltang, ber §upf«

auf, ber ißroporg unb ber Bachtang. Oft waren fie fremblänbifchen UrfprungeS unb bann, wie atteS 3m«

portierte, umfomeßr beliebt, ©o finben wir bamaiS auf ben ©arneoalS«Belußigimgen DeutfchlanbS überall bie ©aittarbe, ©altorelto, ben ißaffamego, la volte du roy, la courante du roy, la belle Anglaise unb bie Babuane. AIS befonberS eigentümlich auS biefem 34rhunbert iß ber „Sücßentang" gu ermähnen. „Da müffen Alle", lautet eS in einer alten Duelle, „ber Kücßenmeißer, ©ilbermeifter, ©cßanltifcßbiener, $ücßen=

tneeßt mitfamt ben Wägben unb ©cßnßbuben in einem Dange oor ben ©äßen be§ ^mufeS ben Beihen führen, ein 3?gU4er mit feines AmtcS Saßen, als ber Soch mit bem Söffet, ber ©chant mit ber Sanne, ber Saffer«

träger mit feiner Bütte. Da werben etliche oerfeßmärgt, fcßeußlicß oermumt ober fonft ßößießer oerßeHt. 3n

©umma: eS wirb nichts unterfaffen, baS bie ßreube ergögen macht’". Saßtjdheinlich iß auS biefem Südjen«

tang ber heutige „SehrauS" ßeroorgegangm.

Bad) bem breißigjäl)rigen Sriege weifen bie Dünge in Deutfchlanb eine ooÜßänbige Wetamorphofe (Ber«

änberung) auf. Wan war eben in bie Atamobe-Seit gefommen. Wit ber Setrüttung beS BeicßeS ging bie

@eringfd)ägung beutfdjen SefenS naturgemäß §anb in

§anb. Sie bie Bitbung, gewann auch ßbe Art ber Belüftigung bie „Welfche" gönn. Die eigentlichen beutfehen Dange gelten al§ gemein, ©elbß baS Boll feheint fie oergeffen gu haben. Dafür ergäben unS bie Ueberlieferungen auS jener Se'l oon einer Sourante, oon ber ©aittarbe, bem Branie, ber Bourre, bem fßaffepieb, bem Dauphin, bem ißaffamego, ber Balte unb bem ©anatp. Ser übrigens glaubt, baß burd) biefe fremblänbifchen Dangformen feinere ©efittung unb hößfd)e Wanieren nach Deutfchlanb oerpßangt würben, irrt gewaltig, ©ine ©hronif jener ©poche melDet troden:

„AuS bem weiften Dang, fo ©aittarbe genannt, fetten

ungäl)lbare Dotfchläge bei ben Belüftigungen erfolgt fein".

UebrigenS ^errfĄte bei aß biefen frangöfifchen Dangen, fofern fie menigftenS in ber befferen ©efeüfchaft auf«

treten, eine merfmürbige ©itte. Weißens [langte nur immer ein ißaar, inbem ber tgerr bie Dame aufforberte.

Dann führte bie Dame ben tperrn gum Bloß gurüd unb wählte fich einen neuen Dünger. Drog folcßen SmangeS, ber oon ber Ungebunbenheit beim Dangen in früheren ©pochen grell abßad), müffen bie Betufti«

gungen wenig Anfprucß auf äftfeetifdje Berechtigung erheben bürfen. Bon ber ©arrabanbe, einem Dange mit ernftem, feierlichem ©harafter, ber, wie oben er«

wähnt, fchon oor ber Alamobe«Seit in Deutfdpanb heimifch gemefen, berietet ein Seitgenoffe, „baß gmifeßen ißr unb ben alten ©aufeltängen ber Börner fein fonber«

licßer Unterfcßieb fei".

Bur ein einziger beutfdfjer Dang wußte allen Sanblungen ber Wöbe unb ben freaiblänbifc£)en Dßör«

heilen, welche ße einfdjleppte, trog gu bieten. @S war bieS ber Saiger. Dabei iß cS mol)t angegeigt, auf ben Urfprnng, fomeit berfelbe menigftenS befannt iß, beS Bäheren eingugehen. 3" feinem intereffanten Serie:

„Der Dang unb feine ©ejeßiehte", Batirt Bubotpß Boß ben Solger auf baS gmötfte 3aßrl)unbert gurüd. „An«

genommen, fagt er, baß man bamaiS bie Bewegungen beS DreioiertclatteS, nad) welkem fid) fieß beim ©eßett oiete Wcnfcßen unmittlürtid) bei bem gmeiten Biertel auf ben ©pigen ßeben, liebte — maS liegt ba näßer, als baß trgenb ein frößlicßer Dünger mit feiner Dame ßatt ber brei ©djritte beS einen DaftS oorWärtS bereu in gwei Daften fed)S in einem SreiS auSfüßvle. Die Suß an ber Beuerung, wie fie bei jebem Bergnügen ßerrfeßt, unb einige Hebung jeßufen fo ben Saiger. Allein bie Ummälgung, welcße er einführte, brachte fofort ©efahren für ihn mit. Bisher hatte man nämlich nur reihen«

weife gelangt, inbem jeber ^err feine Dame bei ber

$anb führte. Bun begannen mit einemmate gwei unb gwei als Baat langen. SleruS unb Dbrigfeit eiferten freilich bagegen, unb ber hochtoeife Bat oon Ulm erließ, 1406 eine Berorbnung, nach weteßer jeber, ber ben Saiger langte, eine ©träfe oon fünf Rettern gaßlen füllte, ©leicßwoßt mucߧ bie Suß an biefem Dange oon 3aßr gu 3«ßr. BefonberS ber prunfootte

©inn ber oberbeutfeßeu freien BeicßSftäbte fanb ©efatten an biefem Bergnügen. Senn man nun erwägt, wie man bort, gumat in Schwaben, biefem Dange gngetßan war unb ißm felbft jben Barnen Saiger guerft guge«

legt gu haben feßeint, fo iß bie ©rfinbung beS SalgerS {ebenfalls einer ber liebenSmürbigfien ©d)wabenßretcße, Bereu Bieter fo oft oerfannte beutfiße BollSßamm ge«

gießen Werben barf".

Berbrängt mürbe ber Saiger feitßer niemals auS Deutfcßtanb. Daß er bie Berroßung bureß ben breißig«

jä()rigen Srieg unb bie Barrßeiten ber Alamobe«©po(ße überbauerte, faßen mir bereits. ^öcßßenS mußte er 'icß burd) anbertmoßer importierte Dünge eine gemiße Befcßränlung feiner Beliebtheit gefallen laffen. {freilich and) nur in ben ©alonS oorneßmer Sreife. 3m Bolle behauptete er attgeit feine ©tettnng atS gaoorittang, fetbß als Wennet, ©aootte, ©coßaife unb jfranęaife,

©igue unb ©ßaronne neben ißm gelangt würben.

Selcßen Borgug er ßeute genießt, weiß man, Ba«

mit fett jeboeß meßt gefagt werben, baß nidßt jbie mannigfachen Dünge, welcße ßeute in ber Wöbe ßnb:

alfo B°da unb Wagurta, Sontre unb Quabritte, Bolonaife unb Sotitton, oft genug mit ißm um bie i»errfcßaft ringen. Aber ein ©runb bafür, weSßalb ißnen ber Saiger fdsroertieß gum Opfer fällt, liegt moßl in ben ßerrlicßen Bßpißmen, jwelcße bie Ssmpo«

nißen ber Beugeit für feinen Dali gefeßaffen ßaben.

©cßon burd) ©ßopin bleibt ißm 'bie Unßerblicßleit für bie ©alonS geßcßert, unb fo lange in ber 3«genb bie Saß am großfinn nießt oöttig ertötet iß, müffen ißr bie ßerrlicßen Seifen oon ©trauß unb Burner and) bie Bewegungen beS SalgerS geläufig erßalten.

Bad) ©crbicttft. Oberft: ,,©ie uetbienen öffentlich oor bem [Regiment gelobt gu roetbeu, ba @ie bnrep 3hte Umftcht baS gange [Regiment auS einer höhlt fatalen Sage befreit; hätten mir ficieg, fo betauten ©ie eine Bcrbienftmc- taitte." — ©otbat: „Unb fo, §etr Ober ft?" — DberfU

„Drei Doge AiiUetarrefi, roeit ©ie’S Alant nicht hatten."

Daß ift ßart. ®in bieberer Sanbberoohncr, ber gum erftenmate in Die Steftbeng tarn, faß bafetbft über einer Apo»

tßefe als getchen einen ^jirfeß, unb barunter ftanb mit gob benen »Bncpftaben baS Sort: „§itfcb«Apo'h'(<'‘* — „$>a8 ift both arg,“ twinte er, „bet un3 auf bem Dorfe haben mir nich einmal eine Apothefe für Atenfdjen, unb hier in ber großen ©tobt haben’« jogar eine für fjirfhe."

$ters« eine [Beilage.

(5)

Beilage ?mn Breslauer Sonnlagsblatt.

Jfo 8* SBreStau, Sonntag, 24. Februar. 1884*

©me 93ł$i(f)farm in Stalifotmcin

betreten mir ben Suhftaß einer fotzen SRilęhfarm, bann «erben mir überragt Don ber wahrhaft peinlichen {Reinlidjfeit, weldje §ier ^errfĄt; bie Suft ift rein unb frifd), jebe ©de ^eÜ, aber nidjt grell etleud)tet. Zer für ad)tunboiergig Sülje berechnete ©tall ift f)unbert guß lang unb oiergig guß breit, Jeher ©tanb hat eine SSreite non fünf, Jebe Srippe eine foldje oon groei guß.

Zie et»a§ fertig abfaßenbe Plattform, auf toeldjer bie Suh fteljt, ift fedjfthalb guß lang, unb jebem Ziere ift ein Luftraum non neunljunbett Subiffuß gegeben. Zer gange {Raum ift burd) gtoei ftd) treugenbe acht guß breite (Sänge in oier gleidj große Quartiere geteilt.

Zie ©tänbe enben in eine leidjt geneigte {Rinne, burd) welche bie gaud)e in ben Seiler abläuft; in letzteren

«erben aber and) bie ©yfremente, fobalb fte fallen, oon bem ftetS antoefenben ©taüwä^ter burd) eine Bute hinabgetoorfen. ©r^eHt «irb ber ©tali burd) adjtgeljn große Zoppelfenfter, bereu unterfte unb oberfte Slbtei«

lungen geöffnet «erben tonnen, unb «äljrenb be§ 2Rel«

ten§ am frühen SRorgen finbet bie SMeudJtung burd) feftgefdjraubte Rampen mit {Refleftoren ftatt. SRit un=

naĄfiĄtlic^er ©trenge «irb auf perfönlidje {Reinlid;teit gebrungen. Unb fo rein wie bie {Dtenfdjen,

fo rein ift aud) baS Sieh unb ber ©tafl, nidjt ber gering fte Zunft beleibigt bie oer«

toö^ntefte {Rafe. Zie Bager ber Sül)e, »eiche au§ ©anb unb barüber gefreuten bürren Slättern befielen, «erben jeben Zag ooö«

ftänbig erneuert, ©ine ©tunbe oor bem {Dielten «irb gefüttert, im ©omrner frifdfeS

©raS, nur etroaS mit Sleie überfprenfelt, im SBinter mit gelben {Rüben unb reidjlidjer, mit «armem SBaffer ungerührter Sleie, §eu

«irb jeher Suh fo oiel oorgetoorfen, als fte freffen mag. SUIeS ift oon befter Qualität unb ooßauf genügenb, aber eS «irb both auch ftreng barauf geachtet, baß eine Heber«

ftitterung unb gutteroerfdh»enbung nicht ftatt«

finbet. Sin jeher Srippe ({Raufen eyiftieren nicht) ift ein $al)n ber burch alle S3aulid)=

teilen her garm führenben SBafferleitung angebracht, welcher breimal täglich geöffnet

«irb. SBie bie Fütterung, fo ift auch 6«

S3el)attblung ber Ziere eine auSgegetd)nete.

Zie SDtelfer beginnen puntt 5 Ut)r il)re S3e«

fd)äftigung. Zie {Diildj Jeher Suh «irb fe«

parat gewogen unb ba§ ©eroi^t auf eine

©d)icfertafel gefchrieben, bie mit ber SOtild) ber {Btild)magb überantwortet wirb, «eiche bie warme glüfßgfeit im SBinter in breite, feidjte {pfannen, im ©omnter aber in tiefe Sannen, bie oon ftießenbem, fühlen SBaffer umfpült «erben, gießt.

Za§ {Dtild)hau8 nimmt bie «etliche ©eite ber garm ein, unb wenn fd)on bie ©tal«

lungen peinlich rein gehalten «erben, fo ift bitfeS ©ebäube fo weiß unb fauber, baß e§

eine Bilie befchämen tonnte. Słuch bie {Diil^magb, welche hier bag {Regiment führt, ift ein ZRufter oon {Reinlich*

feit; ber SBeftßer ift in biefent fßuntte unbeugfam, benn nach feiner Slnficßt gibt e§ feinen ©toff auf ©rben, ber fo leicht bie ihn umgebenben ©erüdje auffaugt, wie ÜRilch unb Sutter. Um 8 Uhr morgens ift bie fämt«

liehe Slrbeit in bem SRtldJhaufe geihan, unb nun be*

ginnt bag SBafĄen ber ©efäße, guerjt mit «armem unb bann mit foltern SBaffer, unb ift bieg grünblich gefdjehen, fo «erben alle mit tattern SBaffer gefüllt, tteldjcS erft fortgegoffen »irb, wenn fee roieber in @e<

brauch genommen »erben füllen. Slber nicht allein bie

©efäße «erben grünblidj abgefpült, fonbern aßeS, »a§

fich in bem {Raunte befinbet, einerlei, welchem ^»ede e§ bient, unb fdjließlid) »irb biefe SBianipulation auch an ben SBänbcn unb auf bem gußboben oorgenomuten.

Su biefent S«edc wirb ein @umutifd)lauch mit einem meffingenen äRunbftücf an ben SBafferhahn gefdjraubt, unb mit bem SKunbftücf an ber §anb get)t bie {Dtilch*

magb burch ben gangen {Raum unb richtet ben SBaffer«

Prahl auf JebeS {planen unb in jebe ©de, unb ba ber ©trat)! mit foldjer ©ewalt wie nuS einem ©pri^en«

fchlauche herauSfchießt, fo ift bie {Reinigung eine fe!)r grünbliche. Ziefe Vorrichtung ift eine äußerft praftif^e unb billige, Seit unb Slrbeit fporenbe unb finbet in

gang Salifornien aßgemeine Slnroenbung. (Sine SBaffer«

ieitung, felbft toenn ein 93runnen gegraben «erben muß, ift fo billig in anbetradjt ber enormen Slrbeitßerfparniß, gar nidjt gu gebeuten beß unfdjäljbaren SBerteß bei geuerßnot. SBeldjen enormen ©eroinn an $eit gewährt fte aßein im Set gleidj gu ber ©inridjtung, »ie fte auf beutfdjen ©eljöften gu finben ift, too bie Sage toaffer«

fdjteppenben ©efinbeß eine fteljenbe ©rfdjeinung finb!

3ft baß fDtelten beenbet, fo übergeben bie DRetfer bie SRild) unb bie Zafeln, worauf baß ©rgebniß jeber eingelnen Suh oergeidjnet ift, ber 3Ritd)magb, welche erftere in bie oben befdjriebenen ©efäße fdjüttet. 3ft fie barin genügenb abgetüijlt, bann «irb fie gefeiht, unb gwar burch einen oier Saß breiten Sh^inber, ber im 3nnern, nahe bem Sopfe, ein leidhteß Zrahtgefledjt hat, auf «eldjeß ein hoppelt gufammengelegteß DRouffetintud) fommt. Zie gefeihte SRilcI) wirb 36 ©tunben in ben Seßer gefteßt, burd) toeldjen ein ©front Daten SBaf«

ferß läuft; mitten int Seßer ift ein ©ementbafftn, worin bie Sannen biß gu brei Viertel ihrer fpölje oont SBaffer umfpült «erben. Za bie beften gettfügetdjen guerjt an bie Oberfläche tommen, fo wirb, wenn eine hochfeine Zafelbutter gemacht «erben foß, fd)ott nad) odjtgeljn

©tunben eine erfte ©ntraljmung oorgenommen. SB aß

barauftjin noch an hie Oberfläche tritt, ift weniger gut, aber mit anberem 9łahm oermifĄt, fann eS hoch im«

mer nocß gu ©peifebutter oerarbeitet werben. — Zer {Rahm wirb, bettor er in bie Suttermafcßme lommt, gefeilt Wie bie SRilcß. Zie ©eihe, burch weldje ber {Rahm getrieben wirb, ift folgendermaßen lonftruiert:

©ine gplinbrifdje Sanne ift in halber $i>he burch einen Soben in gtoei Abteilungen gerieben, in biefem Soben hängt eine fonifc£)e ©eihe, burch wddje ber oben ein«

gefüllte {Rahm oermittelß einer §anbpumpe, beren

©tempel genau in bie ©eihe paßt, burcßgepreßt wirb, um bann fofort in bie S[an<ßarb=Suttermafchine ge«

brad)t 3it werben. Zie Sutter ift in oiergig {Dünnten fertig. Zer nödjfte {ßrogeß ift bag Sneten, welches ebenfaßS mit einer ßRafcßine, unb gwar in breißig bis oiergigpfünbigen Quantitäten ooßbracßt wirb. Ziefe {Diafcßine beließt au§ einer flacßen Zrcßfcßeibe, bie auf einem ©efteße rußt; an ber ©eite ber ©cßeibe befinbet fleh an einem ftarfen, aufrecht fteßenben §olgftfibe ber an ber BängSfcite tief gefurchte, naeß bem Zreßer etwas gugefptßte Sneter, welcßer fo lang ift, baß er big gur ÜRitte ber Zreßfäßeibe rei(ßt, wo er mit einer Sur bei befeßigt ift. Zie Zrcßfcßeibe ift fiebartig bnrcßlöcßert, bamit bie auSgefnetete glüffigfeit in ein unterhalb ber fßiafcßine fteßenbeS ©efäß ablaufen fann. Smifcßen bem

um feine Adjfe fteß breßenben Sneter unb ber Zreß*

fcßeibe muß bie Sutter ßinburchgeßen unb wirb habet tüchtig bureßgefnetet. Zag Zreßen wirb bureß einen {Dtann beforgt, wäßrenb bie fDülcßmagb barauf aeßtet, baß be§ ©men aueß nießt gu oiel getßan werbe; fte wirft aueß wäßrenb beS ZreßeuS bag nötige ©atg auf bie Sutter unb nimmt guweiten eine Srobe, um fieß gu oergeWiffern, ob feßon genug gefolgert fei ober mißt.

{Racßbem nun bie Sutter grünbltcß, aber nießt über«

trieben gefnetet unb in gehörigem DRaße gefalgen wor«

ben ift, wirb fie in ßölgernen {ßreffert in gmeipfünbige Quantitäten gepreßt unb gewinnt babei bie gönn oon anbertßalb S°D Du Zurißmeffer ßaltenben {Roßen, bie oergiert unb an betben Sopfenben feßarf abgefeßuitten finb. Zamit ift bie Arbeit ber {Dtilcßmagb unb ißre§

©eßilfen beendet, unb ber Serpacfer übernimmt bie {Roßen, um fie fofort gu oerfenben. $u biefem Swede fdßlägt er jebe berfelben in ein neues, blütentoeißeS

©tücf DRouffeline unb legt fie in eine feingearbeitete Sappftßacßiel, bie eine ©tifette trägt, auf welker ber Zag angegeben ift, an bem bie betreffenbe Sutterroße gemaeßt warb. Außerbem finbet auf ber Stilette fieß noeß fotgenbe gnfdjrift: „Baffen ©ie gefäßigß bie Sutter nießt in biefer ©dßacßtel unb [teflen ©ie biefelbe nießt in bie {Räße oon anbei er Sutter, oon ®e=

müfe ober fonftigen {RaßrungSmitteln. ©ie foß an einem füßlen, luftigen Orte aufbe«

maßd, aber nießt oon ©iS berührt werben."

Zer Serfanbt naeß ©an granciSco, ber jpauptßabt SalifornienS, finbet mitteift ®p«

preßgugeS ftatt, unb nocß an bemfelben Abenb erfolgt bie Ablieferung an ben ©mpfänger.

Zie norbamerifanifeßen Saßnen fommen näm«

ließ bem Subtifum in begug auf bie Seför«

berung preffanter ober rafdj oerberblicßer Staren weit meßr entgegen, als jene in

©uropa, beren bureaufratifcß gefeßutte Se=

amte ba§ ausgetretene ©eleife, in toelcßem fie fieß bewegen, buvcßauS nießt oevlaffen woßen. gm ©ommer wirb audj SRitdß in Sannen naeß einigen Saßnftationen oerfenbet;

biefe Saunen finb oerjcßließbar, ben einen

©cßtflffel ßot bie SRilcßntagb in fänden, ben onbern ber ©mpfänger, fo baß atfo eine {Dfilcßoerfätfcßung gwifeßen Abfenbung unb

©mpfang nießt ftattfinben fann. Sum ©cßluffe möge als burißauS nießt unwidßig bemerft werben, baß eS jeben Abenb ber {Dülcßmagb obliegt, genau bie {DZildjprobuftion beS Za«

ge§ gu notieren, gßi Sucß ift fo eingerieß«

tet, baß bie Rainen ber Süße fo aufeinanber folgen, wie ße im ©talie fteßen, für bie SRorgenmilcß ift bie eine, für bie Abenbmitcß bie anbere Sotonne. {Racßbem oon ber ©e»

famtmenge bie in ber tpauSßaltung unb für bie Sätber oerbramßte {Diilcß abgegogen iß, wirb ber oerbleibende fReß ber SBinfcßaft gutgefeßrieben. Zäglicß wirb ein folcßer Ab«

fcßluß gemaeßt, unb fo ooßfommen iß baS

©ßßem, baß am ©nbe beS gaßreS einige wenige ©tun«

ben genügen, um bag ©efamtrefultat fowoßl, wie baS für jebe eisgelne Suß feftgufteßen.

£>te (Befahren uttferet Smgoögel.

Stenn bie gegenwärtige grüßlingSmitterung nocß weiter anßätt — unb baS wirb fie allem Anfdjeine naeß; benn ba eS jeßt faß nirgenbS ©cßnee unb ©8 meßr gibt, fo mag ber Stinb fommen, maßet er miß, er ift lau, ba er über feine falten gläcßen weßt — bann rnüßen in ben näcßßen Zagen aßentßalben bie erften gvüßlingSboten Eintreffen: Bercßen unb Stare;

unb finb ße erft ba, bann folgt immer einer naeß bem anbern oon ben lieben Sängern, bann fingen mir halb mieber: ,,Afle Sögel finb fcßon ba, afle Sögel, aße!"

bann fucßen fie fämtlicß wieber ißre befannten ffttögcßen auf, bie Stare ißre ©tarfäften, bie Bercßen ißre gel=

ber, wo ße nötiges gaßr brüteten unb fangen, bie

©cßmatben nufere Käufer unb ©täße, bie fie nießt oer*

geffen ßaben, wenn fie aueß in Aftifa weilten ju ber Seit, ba bei un§ bie ©ßriftbäume brannten, bie Deinen Baubjänger aße bie ißnen befannten SBälber unb ©arten.

Aber werben ße aueß mirflid) aße mieberfeßren? Stenn gerßreutc

(nadjbenBid) Dor feinem Sfeifefoffet)':

„86er ber fiufut, wenn id) nur wüßte, wo id) meinen Koffetfcblüffel babe; bob' ibn rcabrfd)cmtid) in ber ßevftreuung in ben Koffer einge«

fdjtoffen."

Cytaty

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©raf tpugo war tiefbewegt unb in feinen Singen fchimmerten Zhräncn. Zie ©räfin, welche ihren ©alten alß einen feljr ftarfen unb fräftigen Wann gelaunt, war et [taunt über

bert gegen eins gu wetten, baß bei ber aßgemeinen Unbeliebtheit ber SabalSoorlage aisbann noch wehr Gegner berfelben in ben BeidfStag gewählt werben, als feßt fd)on barin ß$en,

beße Silbergelb barauS gu prägen. H&#34;ßl baS nicht Bergest auf aßen gefunben Berßonb oerlangen ? 3Bar aber baß Anfängliche baß BoBtommene, baß h°ihße BoBfommene, bem

baumeß; tauteß Seben hatte and) Darin ge|errfcht, aber feine ©eihnadßSfreube, fein Sinberjubel. ©in meiteS Sdjneefelb bedt bie ©rbe, majeßätifd) ragt baß Schloß oon

SVerben in foldjem gatte bie polnif ch.en Rati onali» ■' ft en unb Rlilitariften ruhig unb neutral bleiben? Rleiner Sluffaffung nad) — nicht! Damit will, ich &#34;id)t Jagen, baß im

Sluch bie fdjöne ©enia trug ihr Wäschen fehr hoch unb wollte von ber 3ugenb, bie fih »orwiegenb aus ßanbwerfern unb Kaufleuten retrutierte, nidjts w iff en, benn fie

hanblnng, wie er benn überhaupt bringenb bittet, baß in biefe Kirche nichts UrpaffenbeS unb ffiefcputacflofeS gebracht Werbe. Slußerbem erhält bie 2Jticpaeli8fird)e in Breslau

liege, unb barum baS 3^ntrum für benfelben nicht jlimmen lönne. DaS 3cntrnm mürbe bereit fein, in bie lommiffarifche Vetotung beS ©efe%eS eingutreten, menn reeße AuSß^t