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Herausgeber-
Æaximilian Hardm
Inhalt:
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Seite
GegendenKaiser -.........................207
DieUnverbelferliclka Vonsinds-Disout-tut ............·.216
Englands Bahnbau inHibiriem vonYkoyatd sinnig ... ......-224
DieUngläubigem vonCamikte Jkamiaation ..........·.231
DieHolzksniggburg. VonYasimikiau pfeisfet ............241
paritäkinpreutzenks Vonsue-thing crzserger .. ......».....243 Nachdruck verboten.
V Erscheint jedenSonnabend.
Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzelneNummer 50Pf-
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Berlin.
Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZa.
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Berlin, den 7.November 1908.
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Gegen den Kaiser.
Thatbestand.
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machtundzwanzigstenOktoberabend standinderlondonerZeitung TheDain TelegrapheinArtikel,derdenTitel»TheGerman Em- peror and England« trugund alspersonalinlervjewbezeichnetwar.Der VerfasserließdenDeutschenKaiserindirekterRede zu einem entamteten bri- tischenDiplomatensprechen.»IhrEngländerseidvölligverrückt.Oftund lauthabe ich Enchgesagt,daßeiner derheißestenWünschemeinesHerzens derist,mitEnglandinbesterFreundschaftzu leben. FalschheitundArglist sindmeinemWesen fremdnndmeinHandeln beweistdieWahrhaftigkeit meiner Worte.Daß Jhr sie mißdeuletund mirnichtglaubt,empfindeichals eineschwerepersönlicheBeleidigung.EingroßerTheilEurerPressewarnt dasVolk,dieHand,dieichEuch hinstrecke,zufassen,undbehauptet,meine andereHand halteeinenBrilanien bedrohendenDolch. Jchkann immernur wiederholen,daß ichEnglandsFreundbin. Aberichbin in meinem Land mit diesemGefühlin der Minorität. JnbreitenSchichtenDeutschlands,unten undimMittelstand, istdieStimmungEuch unfreundlich.MitallerKraft arbeiteichanderBesserungunsererBeziehungemundJhrsehtinmir denErz- feind.WährenddessüdafrikanischenKriegeswarDeutschlandvonbittersler FeindschaftgegenEuch erfüllt.OeffentlicheundprivateMeinungkehrte sich widerEngland.Wasaberthat ich?WerhatdennderRundreisedervonden Buren Abgeordneten,die eineeuropäischeJntervention gegenEucherwirken sollten,ein Endegemacht?Jch.DieLeutewaren inHollandundFrankreich bejubellwordenundauchdasdeutscheVolkhätteihnengernKränzegewunden.
Jchaberweigertemich,siezuempfangen:undsoforthörtedieAgitationaufund 16
208 DieZukunft.
EureFeindekonntennichtsausrichten.AlsinSüdasrikaderhitzigsteKampf tobte,fordertendieRegirungenvonRußlandundFrankreichunsauf,gemein- samvorzugehenunddieBeendungdesKriegeszuerzwingen;sie meinten, dieStunde seigekommen,womanEnglandbisin denStaub erniedernkönne.
Jch antwortete, Deutschlandwerde nieanderVorbereitungeinerNiederlage Britaniens mitwirken,nie für einePolitikzuhabensein,die es in einen Kon- fliktmiteinerSeemachtvom Rang Englandszubringenvermöchte.Jm ArchivdesSchlossesWindsorltegtdasTelegramm,in demichdamals der KöniginVictoria denPlanEurerFeindeundmeineabweisendeAntwort meldete. DasistnochnichtAlles.JuderSchwarzenWoche (imDezember 1899),alsEureFehlschlägesichhäuftenundeinBriefmeinerverehrtenGroß- mutter dentiefenKummerihresGemüthesverrieth, begnügteichmichnicht mit einerschnellmeineSympathieausdrückendenAntwort,sondernthat noch mehr: ich ließvon einemmeinerOsfizieredieKopfzahlund diePositionder inSüdafrika aufbeiden SeitenfechtendenTruppen feststellen,entwarf nach diesen Angabenden untersolchenUmständenfür EnglandsInteressentaug- lichstenFeldzugsplanundschickteihn,alsmeinGeneralstabihngebilligthatte, nach England.Auch diesesDokument liegtinWindsor Castle.Und mein Kriegsplanglichin allemWesentlichendemvomLordRobertsdannmitErfolg ausgeführtenHandelt so einFeindEnglands?AberJhrsagt,unseszottm- baubedroheJEuchNein:WirbraucheneinegroßeFlotte,umunserenHandel undunsereanderenInteressenzuschützen.Der KreisdieserInteressenwird sichnocherweitern. WirmüssenunsfürdieAuseinandersetzungvorbereiten, die im StillenOzean(früher,alsMancheglauben)nöthigwerdenwird.Ja- pansrascherAufstiegundChinasErwacheuzeigt,welcheAufgabentmFernen OstenvondeneuropäischenMächtenzubewältigensind.UmfürdenKampf
umdieZukunftdesStillenOzeausinBereitschaftzusein,brauchenwir eine starkeFlotte.WennindiesemKampf einst britifcheunddeutscheGeschmade sürdieselbeSache streiten,wirdauch England sichderThatsachefreuen,daß Deutschland sicheinegroßeFlottegeschaffenhat.«DasistderHauptinhalt derpersonal i«lerviow. EinSeitenpsaddesGesprächeshattenachMakokko geführt.DerKaiser bestritt, daßDeutschlandshastigesEintreten für Muley HasidvondemWunschbewirkt wordensei,denWestmächtenamAtlasden Weg zusperren,undbehauptete, FrankreichsKonsulseivielfrüheralsDeutsch- landsvonTanger nachFez,indieResidenzdesneuen Sultans, zurückgekehrt
Als dieJnterview (amneunundzwanzigftenOktober)inDeutschland bekanntwurde, glaubteneinfältigeGemüther,MeinungundWortdesKai-
GegendenKaiser. 209 sers seiengefälscht,entstelltodermindestensdurch grobenVertrauensbruch ansLichtgebrachtworden.DieEnttåuschungkamschnell.WolsssTelegraphi- schesBureau unddieNorddeutscheAllgemeineZeitungübernahmenden Ar- tikel desDainT.legt-aph.Damit warderWortlaut beglaubigt;warauch erwiesen,daßderKaiserdieVerbreitungwünsche.NunbrachderSturmlos;
drinnen unddraußen.WuthundHohn, GeheulundGelächterimAusland;
überall.(Nurein paarbritischeSchlauköpse,dieunsereMachtquellenganz verschüttetsehenmöchten,lobtendiefriedlicheAbsichtWilhelms,derebendoch Britenblut in den Adernhabe.)JnDeutschlandeineleidenschaftlicheEmpör- ung, wiesieeinHalbjahrhundertlangnichterlebtward;inNord undSüd;
in allenStänden;auchin der Armee. Niemals war über denKaiserlaut so geredet,nienochsogeschriebenworden. DaßderReichskanzlervon der JnterviewundvondemWillenzurVeröffentlichungnichts gewußthabe, galt alsgewiß.PersönlichesRegiment, Absolutismus,impulsivesHandeln,ro- mantischePolitik,Pflichtdesverantwortlichen Berathers:all die alten Leit- motivehörtenwirwieder;nur war dasOrchesterdiesmalvielgrößerund spieltefottissimo. Was wird derKanzler thun?Ermußgehen.Dem Kai- ser sagen, daßsolcheUeberrumpelungendenErfolgdesReichsgeschäftesver- eitelnunddaßGewissenund Selbstachtung ihm raschenRücktrittbesehlen.
Vielleichthaterdarangedacht·Sicher seinemHerrn hartenTadelnichter- spart. »WaswollenSie dennnun wiedervonmir? Diesmal habe ichSie ja sogargefragt.UndSiehabendieVerössentlichunggebilligt:unterdem zu- stimmenden Bericht stehtJhrB.« Ungefährsomagdie Antwort gelautet haben.AmletztenOktoberabenderfuhr derErdkreis, daß derKaiserdasMa- nuskriptandenKanzlergeschicktunddieVeröffentlichungerst gestattet habe, alsdessenZustimmungeingetroffenwar;dieseZustimmung stütztesichaber nicht aus eigeneKenntniß,sondernaufeinGutachtendesAuswårtigenAmtes;
wenn derKanzlerdasManuskriptselbstgelesenhätte,wäreesmitseinem Willennicht veröffentlichtworden;da er dieihm unterstelltenBeamten mit seinerVerantwortlichkeitdeckenmüsse,habeerseinenAbschiederbeten und nach dessenAblehnungdieErlaubnißzurVeröffentlichungdesThatbestandes erwirkt,»umungerechtenAngriffenaufSeineMajestätdenKaiserdenBoden entziehenzu können«. DasstandinderNorddeutschenAllgemeinenZeitung, wurdein alleErdtheile telegraphirtundtrugausallenunsdasEchofröh- lichenGelächtersheim. Wahroderunwahr, hießesamnächstenTag:der Kanzler,unterdemsolcheZuständemöglichwurden, mußmorgenvomSchau- platz verschwinden.Amersten,amzweitenNovembertaghiebAllesin blin-
Io-
210 DieZukunft.
derWuth ausdenKanzlerein.AufdenLieblingderPresse.Deristandem ganzenUnheilschuld.DerhatunsSchandeundSpott eingebracht.Dermuß fort:dennseinAnsehenisthinundseinKreditfürimmer vernichtet.Von demKaiserwar kaumnochdie Rede.Die Meutebellteauf falscherFährte..
DieNebenfragen
Ueber dieUnzulänglichkeitder in derNorddeutschenveröffentlichtenCr- klärungbrauchtman kein Wortmehrzu verlieren. Der Autorwaroffenbar- umallesAugenmaß,allenRespektvorderMuttersprachegekommen.Kopslos.
Hat vielleichtauch nichtdie ganzeWahrheitgesagt.Abernicht(wienochheute unterDeutschenundFremdendieMehrheit glaubt)einfachgelogen,sondern denVorgangso dargestellt,wieihndieAktenerweisen.DerKaiseristin Ro- minten,derKanzlerinNorderney,derStaatssekretärdesAuswärtigenin Berchtesgaden.UnterdenSchriftstücken,die ausOstpreußenandieNordsee gelangen,isteinBriefdesGesandtenFreiherrnvonRücker-Jenisch,derwäh- rend derReisen desKaisersdieinternationalenAngelegenheitenvorzutragen unddieVerbindungmitdemKanzlerund demAuswärtigenAmtherzustellen- hat.EindemFürstenBülow verwandter Herr: da, verhießdieHoffnung, geht gewißAllesglatt.ErschickteinManuskript, dessenVeröffentlichung OberstStewart Wortley,derHerr aufHighcliff,alsnützlichempfohlenund—
derKaisergebilligthat,undfragt,»imAllerhöchstenAustrag«,ob derKanz- ler etwaGrundzumWiderspruchfinde.KeineAndeutung,daßessichumeine Jnterview,um besondersWichtigeshandle. (WußteFreiherrvonRückt-Je- nischnicht,waserweitergab?MußteerdenVetternicht aufdieBedeutung derSachehinweisen?Unddiesemimaktiven und impassivenSinnbequemen Millionär hatteman für nahe ZeiteinenBotschafterpostenerstenRanges zugedacht.)Englisch,dünneBlättchen,schlechteSchrift: FürstBülowhatkeine Lust,denArtikel zulesen»WasderKaiser fürnützlichundJenischmindestens fürpublizirbarhält,kann zuernstenBedenkendochkaumAnlaß geben.Herr vonMüller,derdasReichimHaagvertrittundjetztzurDienstleistungnach Norderneybefohlenist, erhältdenAuftrag,dasManuskriptzuPrüfungund- BerichterstattungansAuswärtigeAmtzusenden.Weristdazuständig? Der DezernentderPreßabtheilungistbeurlaubt DerUnterstaatssekretärnochnicht
langeimAmt.AlszuverlässigsterAktenkennergiltinderPolitischenAbtheilung GeheimrathKlehmetDerbekommtWortleysBlättchen,meint,ersollenurprü- fen,obdieAngabenrichtigseien,undmeldet,ersehekeinBedenken,dasgegen diePublikation spreche.(Ein Beamter,derfast anderthalbJahrzehntein der
GegendenKaiser-. 211 PolitischenAbtheilungist,würdigbefundenward,inAlgesirasamKonferenz- tischzusitzen,dortfreilichfürseineBescheidenheitvondemHerrnTardieumit verdächtigemLobspruchgespeistwurde,abernichtsoblindseinkann,daßereine BombefüreinOstereihält.Ermußtemerken,waserdavorsichhatte;mußte auchdieLücken undMängelderAngabenerkennen·)DieserBericht,derseinen VerfasseralsuntauglichzuselbständigerArbeiterweist,gehtnachNorderney.
HerrvonMüllerlegt ihnrnitdemManuskript,dasernochimmernicht liest, nichteinmalflüchtiganblättert,zu denfürdieUnterschriftfertigenSachen undderKanzlersetzt,ohnezuahnen,waserthut,unterdennun historischen NamenKlehmetfeinB.Erledigt. Norderney-Rominten-Highclisf-London.
DieHerren Jenisch, Müller, Klehmetscheinenmirschuldigerals derKanz- ler.HattenlsieAngst,sichdieFingerzu verbrennen? Scheutenalle Drei den Zorn desHerrn,der sichzwar zueinerFragebequemen,eineverneinendeAnts wortabernicht hören mochte?Wahrscheinlich.AuchdenFürstenBülowhat mehr als«PapierundSchrift wohldieFurchtvordemAergergeschreckt,der hinterden dünnenBlättchenlauernkonnte.Gewißwieder einVersöhnung- artikelmit denschönstenBetheuerungenundallzupersönlichemAccent.Nicht geradeangenehm.Wer aberselbstvorein paarWochenmit einerenglischen JuterviewsotiefinsFettnäpfchengerathenist,kannsichmitseinerVoraus- sichtpublizistischerWirkungen nicht brüsten.VielleichtmußtedemKanz- ler daranliegen, seinenHerrn( dervonderSchweigsamkeitOesterreichsjust verstimmtwar unddenEmpfangSzögyienyishinausschiebenwollte) für wichtigeEntscheidungenbeiguter Launererhalten.Daßerstumrngeblieben wäre,wenn ergeahnt hätte,wasWortleyansLichtzubringentrachtete,darf selbstderFeind ihmnichtzutrauen; selbstderFreundaber,daßerkleinenKon- fliktengernausbiegt.DerKaiser,ein als Gentleman bekannterBritenoberst, VetterJenischund derAktennibelungKlehmet:garsoschlirnmkonntedieSache nicht sein.Undman mußdieWiderstandskraftfürdenBalkanstreit sparen.
EinewunderlicheGeschichte; keinefürchterlicheDasMerkwürdigste dünktmich,daßin denWochen,diezwischenderRundreiseundderVeröffents lichungdesManuskriptes lagen,weder der demKanzlerverwandte Freiherr vonJenisch nochderdemPreßbureauchefbenachbarteGeheimrath Klehmet vondem zu erwartenden Kanalfeuerwerksprach. Jstsnicht der Redewerth, wenn derDeutscheKaisersichin direkterRede anEnglandsVolk wendetund Staatsgeheimnisseentschleiert?Unbetråchtlicheressprichtsichuntchollegen sonstschnellherum.Werhatte hiereinInteresse daran,zuschweigenund den Kanzlerungewarntzulassen? Spätermagauf solcheFragengeantwortet
212 DieZukunft.
werden. Jetztgehtsum Größeres.DieMaßgebendenwerdenkünftignicht- mehr sämmtlichzurselbenZeitverreisen,dasAuswärtigeAmtwird einemo- dernereOrganisation,diePolitischeAbtheilung endlicheinenDirektorbe- kommen.VersehenundDummheitenwerdenauchdannmöglichbleiben.Der- Chefwarwieder einmalzusanft.WollteerdieGeschichtein allenfünfErd- theilen ausschellenlassen,dannmußteerzugleichauchdieLeichenderSchul- digenserviren.Aber dieKlehmetiadegiebtKeinemdasRecht,dasAus- wärtigeAmtfüreinNarrenhaus,die darin arbeitendenRäthe fiir Jdioten zu erklären.DiesesGeschäftkönnten wirunseren Feindenüberlassen.gegen derenWühlarbeitdiejetztGeschmähtenindiesemunruhvollenHerbstsichbis zurKrafterschöpfungzuwehren hatten.UebertragtdenFallinsJournalisti- sche.DerVerlegeroderHauptkapitalistreichteinManuskriptzurPrüfung ein.Rechnet natürlichdarauf, daßes angenommen wird;will aberseineBe- scheidenheitundKorrektheitzeigen.DerersteundderzweiteRedakteurdrücken sichvonderEntscheidungweg;weilsieUnheilwitternundsichJupiters Blitz allzunah fühlen.DerNachtredakteur,andendiePrüfungpflichtabgeschoben wird,ahnt,wasihmdräut,undläßtkeinBedenkenwachwerdenNachderVer- öffentlichungentstehtein Sturm :und derChefredakteursagt(mitgutemGe-.
wissen),wenn derJnhaltdesManuskriptesihmbekanntgewordenwäre,hätte erKopfundKragendrangesetzt,denDruck zuhindernWirhaben Aergereser- lebt·WerzweiLustrenlangin denhöchstenTönendeuHerrn,denGrafen,den FürstenvonBülowgepriesenhat,darfihnwegendieserarmsäligenSache nicht mitverächtlicherRede zurThiirhinausweisen.(Standen aufdenBlätterngar, wiegeraunt wird, lobendeRandbemerkungendesKaisers,so istAlleserklärt.)
EinearmsäligeSache ists.Von denVertheidigernvorgezerrt,umvon derHauptfrageabzulenkenHöllischklugeBriten wollten dieVeröffentlichung:.
drumwäresiemit oderohneZustimmungdesKanzlersirgendwomöglichge- worden. UndhatdennerstdieVeröffentlichungunsgeschadet?Nursie?Je- derpatriotischeBrite,derWilhelmsWorte hörte,war verpflichtet,siederRe- girung seinerHeimath mitzutheilen.Jeder hätteesgethan.Dann wardas Unheilgeschehen.Daßes ansLichtkam,warnochdasBeste füruns. Denn nun siehtauchdieMasse,dieallzu langeblindblieb,dieGefahr;undkann sich wehren.WennHerrKlehmetnichtBeamterwäre,dürftenwirglauben,erhabe- sichentschlossen,feinemVolk denschwersten,denheilsamstenDienstzuleisten.
Die in derNorddeutschenAllgemeinenZeitungveröffentlichteErklä- rungwarungeschickt,abernichtfeig.Hattesiewirklich,wieaufhundertBlät- ternbehauptet ward,denZweck,Angriffevom Kaiserabzuwehren? ,,Unge- rechteAngriffe«(so stehtsimText);dievor-aussetzten,daßderKaiserdie
GegendenKaiser. 213 MeinungdesVerantwortlichennichterstagt habe.Nursolche.AlsoAngrisfe
vonderfalschenSeite.Die anderenhältderKanzlernichtfürungerecht,son- dernmehrtihreWuchtnoch.DennersagtvorallemVolk,daßerderVer-.
öffentlichungdes Artikelsnichtzugestimmthätte,wenn ihmderInhaltbe- kanntgewesenwäre. Damitistfestgestellt,daßderKaiservorFremdenSätze gesprochenUnd zurPublikation bestimmt hat,die derKanzlerdemReichs- interesseschädlichfindet.Ungemeinschädlich:dennerglaubt,dasVersehen seinerBeamtennurdurchdasAngebotseinesRücktrittessühnenzukönnen.Da isteinMarkstein,den derAbendwindnichtumwehenwird.IstdasEnde der Monarchenmystik.SeitdemerstenNovembertagdesJahres1908darfkein DeutscherKaiseraussprechen,daßervonGottesbesondererGnadeerleuchtetsei.
Denn dervierteKanzlerdesReicheshatofsengesagt,daßervonseinenVortra- gendenRäthensicherereErkenntnißdespolitischNothwendigenundMöglichen fordern dürfealsvondemTrägerderKrone.NachseinerUeberzeugungmußte HerrKlehmetwissen,daßdievonWilhelm demeeiten gesprochenenWorte demReichsgeschäftschadenwürden.Undweil derSchade soungeheuerist, wollte derhöchsteChef selbstdenFehlerdesUntergebenenbüßen. Aufder BasisdieserUeberzeugunghaben KaiserundKanzler sichgeeinigt.
Mußteman danachden RücktrittdesKanzlersfordern? FürstBülow istkeinschöpferischerGeistundhatvieleFehler gemacht;aber ausihnenge- lernt undin denschlimmstenTagenderTürkenkrisisgegenmanche äußere undinnereSchwierigkeitsichnicht schlechtgehalten.ErführtwichtigeVer- handlungenunddürfteindieserernstenStunde nur weggescheuchtwerden, wenns ganzunvermeidlichwäre. Der BlickausdieKandidatenlistewecktkeine Sehnsucht.HerrvonMackensenhat sicheinstum dieLeitungdesTattersall beworben undistdanneintüchtigerCorpskommandantgeworden.Das be- weist nochnicht, daßereinbrauchbarerReichskanzlerwürde.Für diesesAmt könnteunsheutederfähigsteGeneralnichttaugen,weilerdieGewohnheit,vor demAllerhöchstenKriegsherrnstramm,mit derHandanderHosennaht,zu stehen,nicht mehrabzulegenvermöchte·DerHerzogvonTrachenberghatim schlesischenOberpräsidiumgezeigt,daßerdieFolgen seinesHandelnsundUn- terlassens nicht voraussieht FürstFürstenbergisteinösterreichischerKavalier:
undderersteBeamte desDeutschenReichesmußdochwohlinDeutschlander- wachsensein«FreiherrvonMarschall,den einstarkesKonsortiumvonselt- samerMischungstützt,hatinKonstantinopelundimHaagdieHoffnung enttäuschtundwürdekaiserlicheWünschestetsebenso fügsamerfüllenwie andemTag,da inseinem ZimmerPaulKaysernachDiktatdieDepeschean
214 DieZukunft.
PaulKrügersehrieb.Vonihm hat schonBismarckgesagt,seinProgrammbe- steheausdenfünsWortem ,,Inomnibus wieSeineMajestät!«BessereMän- nerwären zufinden;würdenamEndeabernichtgesuchtDenFürstenBülow mußman morgenvielleichtwiederbekämpfen.Gesternhaterbewiesen,daßer, wennsnichtandersgeht,fleißigundmuthig seinkann.Spät;dochfürdieseAb- rechnungistjetztnichtMuße.UndjedeKanzlerkrisiskönntein den dunklen Ta- genderKaiserkrisisdieAufmerksamkeitnurvom wichtigstenPunktablenken.
Die Hauptfrage.
DieKaiserkrisisistAllen sichtbargeworden.SeitsechzehnJahrenward hiergesagt, daßsiekommenmüsse,wenn erwachenderMassenmuthzurWahr- hastigkeitnichteinWunderwirke. SeitdemMärzdesJahres1890hattedie mächtigstedeutscheStimme sieangekündet.WarBismarckeinverbitterter Greis,derins Amtzurückwollte?HaternichtAlles,wasgeschehenist,vor-
ausgeahnt?Wirmüssendafürsorgen,daßnichtauchseinedüstersteProphezei- ungnocherfülltwird. Wir wollennichtneueSündenböckeindieWüsteschicken; nichtbetitelteundbesternteHerrenzuPrügelknabenmachen.DieHalbmänner, derenschädlicherEinflußJahrzehntelang, Unheil zeugend,fortgewirkthatte, sind beseitigt.Wassieangerichtethaben,siehtjedesungetrübteAuge.Ob die SpurihresTrachtensjeganzwegzuwischenseinwird,bleibtfraglichDochder Ringistgesprengt.UndunzulänglicheRathgebernistensichüberallein.Jetzthat die Nationmit demKaiserzu reden. Nur mitihm.DieFehlerderHandlanger verschwindenneben derfurchtbarenGefahr,dieerheraufbeschworenhat.Dem Reichheraufbeschworenhätte,auchwenn keins dervorBritenohrenvonihm gesprochenenWortegedrucktwordenwäre.MerktdieKurzsichtnochimmernicht, daßdieVeröffentlichungderJnterview in demtraurigenStückdeutscherGe- schichtedereinzigeAktist,derunsTrostgewährenkann?Daßin dem Streitum
dasBestimmungrechtdesdeutschenVolkesdieHauptsragenurlautendarf:Hat derDeutscheKaiserdieSätze,die derbritischeOberst ihmzuschrieb,gesprochen?
Erhat siegesprochen.Konntesiesprechen.Undhat,alsersielas,in ihnendenAusdruckseinesDenkensundWollens erkannt SeineAbsichtwar, denBritenzusagen,daßersieherzlicherliebe,alsderMehrheitseinerLands- leuteerwünschtsei; daßerihrReichvordemZusammbruchbewahrt,intief- ster Noth ihnen,dieimLandkriegrathloswaren, denwirksamenFeldzugs- plan geliefert,dieheimlichwühlendeFeindschaftder(ihnenjetztcngbefkeun- deten) Mächtevereitelt,dieEinladungineinantibritischesBündnißnichtnur
abgelehnt,sondern,trotzdem sieVerschwiegenheitbedingte,nachLondon ge-
GegendenKaiser. 215 meldethabe;unddaßdiedeutscheFlottezumKampfgegenJapanundChi- nabestimmtsei.DieMehrheitderDeutschenhaßtEngland(alsohabt Jhr dieKriegsgefahrvorderThürunddieWahl,obJhkMngen losschlagen odernochhastigcrDreadnoughtsbauenwollt).Wennichdierussischenund französischenAnerbietungen,die imVertrauen aufunsereDiskretionnach Berlinkamen,nichtabgewiesenundflinkmeinerGroßmuttermitgetheilthätte, wäre esEuchschlechtgegangen(uberlegtalso,obRußlandundFrankreich zuverlässigeFreundesind).UmEuchausderOhnmachtzuhelfen, habe ich, derhöchsteKriegsherrdesdeutschenHeeres,einenFeldzugsplanfürdie bri- tischeArmeeausgearbeitet(alsodieNeutralitätpflichtverletzt)unddemGroßen GeneralstabzurPrüfung übergeben(alsodieZeitmeinerklügstenOffiziere inEnglandsInteresse belastet).MeineFlottebaueich,um fürdenKampf
umdenStillen Ozean starkzu werden(alsomerktEuch, daßwir dagroße Ambitionen haben,underzähltdengelbenMännern,daßwirihnenansLeben wollen). DashatWilhelmderZweite,DeutscherKaiserundKönigvonPreu- ßen,vorEngländerngesagt.Daß Einer,dersichderMachtentkleidenwill, so spräche,wärenochzubegreifen.Auchihm müßtestaatsmännischerSinn empfehlen,dieHerrscherhosfnungdesErbennichtimKeim zuzerstören.Daß Einer,derweiterregirenwill, sichdraußensoumallesVertrauen,umallen Glauben anseineEignungfürdieeinfachstenAufgabenderPolitikgebrachthat, ist ohneBeispielinderneuen Geschichte.OhneBeispielauchdieWirkungdieser Worteaufdemweiten Rundder Erde. Angeln,Romanen, Slaven,Mon- golenstehengegen unsvereint. VomWeißenbis zum Gelben MeerWuth undHohn.Wenn dasBalkangewittervorbeigezogenist,werdenbehendeVer- mittlerin Wien leisanfragen,obOesterreich-UngarnnochLust habe,allein mitdiesemNachbarimSchmollwinkelzubleiben.UndvielleichtdieAntwort hören,daßdierichtigeEinschätzungderberlinerDiskretion schonausderZeit dererstenenglischeanterviewWilhelmsstamme. Deshalb seidemBundes- genossenja auchüberBosnienunddieHerzegowinanichtsanvertrautworden.
WillderKaiserundKönigderKroneentsagen?Ingeringerer,innicht selbst verschuldeterFährniß hat sein Großvaterdaran gedachtDen Enkel wirdkeinFrauenwunschund keineVolksdrohung drängen.Sein Willeist frei.
Docherdarf sichnichtdarübertäuschen,daßseineVolksgenossenjetztgegen ihn sindunddaßkeinKanzler sich,deraltenicht nochein neuer,halten kann, dernichtausdem Munde desKaisersdieBürgschastunverbrüchlicherSelbst- bescheidungbringt.Diemuß Deutschlandfordern. AuchdasHausHohen- zollern.Jn diesergrausam ernstenStunde noch. Sonstwird es zuspät.
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