• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 7. November, Jahrg. XVII, Bd. 65, Nr 6.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 7. November, Jahrg. XVII, Bd. 65, Nr 6."

Copied!
50
0
0

Pełen tekst

(1)

XVI-L Jahrg. ZW, den7.you-suchet»—«»W-l908«W- W»w«««.k» Alt-.6.-...

Herausgeber-

Æaximilian Hardm

Inhalt:

.

Seite

GegendenKaiser -.........................207

DieUnverbelferliclka Vonsinds-Disout-tut ............·.216

Englands Bahnbau inHibiriem vonYkoyatd sinnig ... ......-224

DieUngläubigem vonCamikte Jkamiaation ..........·.231

DieHolzksniggburg. VonYasimikiau pfeisfet ............241

paritäkinpreutzenks Vonsue-thing crzserger .. ..........243 Nachdruck verboten.

V Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzelneNummer 50Pf-

H

Berlin.

Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZa.

«1908.

(2)

»ja

z»,r««««

durch-

den

Vers-IF

eless

Zukunft Berlin-,

IfiUeecmsrøsasse

BE

,-

lecke-»Men-

JnnølemeEis-

sowse ehe-sola-

sckmmckliclee

anneensExjøedsth

Die Hypotheken-Abteilung des

Sankt-aus« carl Nonsens-geh

Kommenditgesellschaft aufAktien Kapital: 5Millionen Tilgt-k.

Berlin W.8,Französische-Strasse No. l4, lzileinegrosseAnzahlvorzüglicherObjektein Berlin uuclVororlen zurliypolheksriscnen belellrungzuzeilgemässem Zinslusse nachzuweisen, undzwar fürdenGelklzeber

völligkostenirei

llutnhuresllolelksvlunutle

ÄppartementeundZimmer mit Bad;

cakltoanitz Restes-rent-

lleuexSchauspielliuuslcruncl llolelExcelrlor

Nollendorfplatz l Anhaltek Bahnliof

Evstltlassige Weins u. Bieprestaussants

1

Wellbekanntes Haus. Herrliche Lagea.kl. Alster

lellllIBllllllM. W.Lll.lillllcllllWASM

Feine Französische Küche

Neue Direktion.

Gänzlich renoviert

AlleWalten sicalllcll sämtliche existierende. bezüglichexakqu Akhzjk

sing geprültl untlvorzügliche-«schussleis ungunlihqrtrolisns alslage-·u.sciieihengeweure.

« automatischKenelier-Buchsen u.PislolemLuiwallen. Tesclrins,Revolversowie

siimlliclre Jagdgerälschallen lielert clie Brot«-lu-IfulktsItl’-tII1-;k(-lts · -

Berlin sW4S,Fr.euriclislrassxzfllqåklfmk

»-’«« las-losz umsonst u.pas-losrei.

Issäcller’8IFatentsIkM

Reise-Artikel Hochkeine Lederwaren

MORITZ MÄDLER

Leipzig Berlin Frankfurt a.M.

l Peter

sslr.8 Leipzigerstr.101j2 Kaiserstr.29

Hamburg Neuerwall 84 Preislisle gratis:Mokltz Mädleiql«elpzlg-Llnclenaa.

(3)

ulsunfL

---.. »

«"-.

-

ll'«l-

Berlin, den 7.November 1908.

s IX-)Mc f

Gegen den Kaiser.

Thatbestand.

«

machtundzwanzigstenOktoberabend standinderlondonerZeitung TheDain TelegrapheinArtikel,derdenTitel»TheGerman Em- peror and England« trugund alspersonalinlervjewbezeichnetwar.Der VerfasserließdenDeutschenKaiserindirekterRede zu einem entamteten bri- tischenDiplomatensprechen.»IhrEngländerseidvölligverrückt.Oftund lauthabe ich Enchgesagt,daßeiner derheißestenWünschemeinesHerzens derist,mitEnglandinbesterFreundschaftzu leben. FalschheitundArglist sindmeinemWesen fremdnndmeinHandeln beweistdieWahrhaftigkeit meiner Worte.Daß Jhr sie mißdeuletund mirnichtglaubt,empfindeichals eineschwerepersönlicheBeleidigung.EingroßerTheilEurerPressewarnt dasVolk,dieHand,dieichEuch hinstrecke,zufassen,undbehauptet,meine andereHand halteeinenBrilanien bedrohendenDolch. Jchkann immernur wiederholen,daß ichEnglandsFreundbin. Aberichbin in meinem Land mit diesemGefühlin der Minorität. JnbreitenSchichtenDeutschlands,unten undimMittelstand, istdieStimmungEuch unfreundlich.MitallerKraft arbeiteichanderBesserungunsererBeziehungemundJhrsehtinmir denErz- feind.WährenddessüdafrikanischenKriegeswarDeutschlandvonbittersler FeindschaftgegenEuch erfüllt.OeffentlicheundprivateMeinungkehrte sich widerEngland.Wasaberthat ich?WerhatdennderRundreisedervonden Buren Abgeordneten,die eineeuropäischeJntervention gegenEucherwirken sollten,ein Endegemacht?Jch.DieLeutewaren inHollandundFrankreich bejubellwordenundauchdasdeutscheVolkhätteihnengernKränzegewunden.

Jchaberweigertemich,siezuempfangen:undsoforthörtedieAgitationaufund 16

(4)

208 DieZukunft.

EureFeindekonntennichtsausrichten.AlsinSüdasrikaderhitzigsteKampf tobte,fordertendieRegirungenvonRußlandundFrankreichunsauf,gemein- samvorzugehenunddieBeendungdesKriegeszuerzwingen;sie meinten, dieStunde seigekommen,womanEnglandbisin denStaub erniedernkönne.

Jch antwortete, Deutschlandwerde nieanderVorbereitungeinerNiederlage Britaniens mitwirken,nie für einePolitikzuhabensein,die es in einen Kon- fliktmiteinerSeemachtvom Rang Englandszubringenvermöchte.Jm ArchivdesSchlossesWindsorltegtdasTelegramm,in demichdamals der KöniginVictoria denPlanEurerFeindeundmeineabweisendeAntwort meldete. DasistnochnichtAlles.JuderSchwarzenWoche (imDezember 1899),alsEureFehlschlägesichhäuftenundeinBriefmeinerverehrtenGroß- mutter dentiefenKummerihresGemüthesverrieth, begnügteichmichnicht mit einerschnellmeineSympathieausdrückendenAntwort,sondernthat noch mehr: ich ließvon einemmeinerOsfizieredieKopfzahlund diePositionder inSüdafrika aufbeiden SeitenfechtendenTruppen feststellen,entwarf nach diesen Angabenden untersolchenUmständenfür EnglandsInteressentaug- lichstenFeldzugsplanundschickteihn,alsmeinGeneralstabihngebilligthatte, nach England.Auch diesesDokument liegtinWindsor Castle.Und mein Kriegsplanglichin allemWesentlichendemvomLordRobertsdannmitErfolg ausgeführtenHandelt so einFeindEnglands?AberJhrsagt,unseszottm- baubedroheJEuchNein:WirbraucheneinegroßeFlotte,umunserenHandel undunsereanderenInteressenzuschützen.Der KreisdieserInteressenwird sichnocherweitern. WirmüssenunsfürdieAuseinandersetzungvorbereiten, die im StillenOzean(früher,alsMancheglauben)nöthigwerdenwird.Ja- pansrascherAufstiegundChinasErwacheuzeigt,welcheAufgabentmFernen OstenvondeneuropäischenMächtenzubewältigensind.UmfürdenKampf

umdieZukunftdesStillenOzeausinBereitschaftzusein,brauchenwir eine starkeFlotte.WennindiesemKampf einst britifcheunddeutscheGeschmade sürdieselbeSache streiten,wirdauch England sichderThatsachefreuen,daß Deutschland sicheinegroßeFlottegeschaffenhat.«DasistderHauptinhalt derpersonal lerviow. EinSeitenpsaddesGesprächeshattenachMakokko geführt.DerKaiser bestritt, daßDeutschlandshastigesEintreten für Muley HasidvondemWunschbewirkt wordensei,denWestmächtenamAtlasden Weg zusperren,undbehauptete, FrankreichsKonsulseivielfrüheralsDeutsch- landsvonTanger nachFez,indieResidenzdesneuen Sultans, zurückgekehrt

Als dieJnterview (amneunundzwanzigftenOktober)inDeutschland bekanntwurde, glaubteneinfältigeGemüther,MeinungundWortdesKai-

(5)

GegendenKaiser. 209 sers seiengefälscht,entstelltodermindestensdurch grobenVertrauensbruch ansLichtgebrachtworden.DieEnttåuschungkamschnell.WolsssTelegraphi- schesBureau unddieNorddeutscheAllgemeineZeitungübernahmenden Ar- tikel desDainT.legt-aph.Damit warderWortlaut beglaubigt;warauch erwiesen,daßderKaiserdieVerbreitungwünsche.NunbrachderSturmlos;

drinnen unddraußen.WuthundHohn, GeheulundGelächterimAusland;

überall.(Nurein paarbritischeSchlauköpse,dieunsereMachtquellenganz verschüttetsehenmöchten,lobtendiefriedlicheAbsichtWilhelms,derebendoch Britenblut in den Adernhabe.)JnDeutschlandeineleidenschaftlicheEmpör- ung, wiesieeinHalbjahrhundertlangnichterlebtward;inNord undSüd;

in allenStänden;auchin der Armee. Niemals war über denKaiserlaut so geredet,nienochsogeschriebenworden. DaßderReichskanzlervon der JnterviewundvondemWillenzurVeröffentlichungnichts gewußthabe, galt alsgewiß.PersönlichesRegiment, Absolutismus,impulsivesHandeln,ro- mantischePolitik,Pflichtdesverantwortlichen Berathers:all die alten Leit- motivehörtenwirwieder;nur war dasOrchesterdiesmalvielgrößerund spieltefottissimo. Was wird derKanzler thun?Ermußgehen.Dem Kai- ser sagen, daßsolcheUeberrumpelungendenErfolgdesReichsgeschäftesver- eitelnunddaßGewissenund Selbstachtung ihm raschenRücktrittbesehlen.

Vielleichthaterdarangedacht·Sicher seinemHerrn hartenTadelnichter- spart. »WaswollenSie dennnun wiedervonmir? Diesmal habe ichSie ja sogargefragt.UndSiehabendieVerössentlichunggebilligt:unterdem zu- stimmenden Bericht stehtJhrB.« Ungefährsomagdie Antwort gelautet haben.AmletztenOktoberabenderfuhr derErdkreis, daß derKaiserdasMa- nuskriptandenKanzlergeschicktunddieVeröffentlichungerst gestattet habe, alsdessenZustimmungeingetroffenwar;dieseZustimmung stütztesichaber nicht aus eigeneKenntniß,sondernaufeinGutachtendesAuswårtigenAmtes;

wenn derKanzlerdasManuskriptselbstgelesenhätte,wäreesmitseinem Willennicht veröffentlichtworden;da er dieihm unterstelltenBeamten mit seinerVerantwortlichkeitdeckenmüsse,habeerseinenAbschiederbeten und nach dessenAblehnungdieErlaubnißzurVeröffentlichungdesThatbestandes erwirkt,»umungerechtenAngriffenaufSeineMajestätdenKaiserdenBoden entziehenzu können«. DasstandinderNorddeutschenAllgemeinenZeitung, wurdein alleErdtheile telegraphirtundtrugausallenunsdasEchofröh- lichenGelächtersheim. Wahroderunwahr, hießesamnächstenTag:der Kanzler,unterdemsolcheZuständemöglichwurden, mußmorgenvomSchau- platz verschwinden.Amersten,amzweitenNovembertaghiebAllesin blin-

Io-

(6)

210 DieZukunft.

derWuth ausdenKanzlerein.AufdenLieblingderPresse.Deristandem ganzenUnheilschuld.DerhatunsSchandeundSpott eingebracht.Dermuß fort:dennseinAnsehenisthinundseinKreditfürimmer vernichtet.Von demKaiserwar kaumnochdie Rede.Die Meutebellteauf falscherFährte..

DieNebenfragen

Ueber dieUnzulänglichkeitder in derNorddeutschenveröffentlichtenCr- klärungbrauchtman kein Wortmehrzu verlieren. Der Autorwaroffenbar- umallesAugenmaß,allenRespektvorderMuttersprachegekommen.Kopslos.

Hat vielleichtauch nichtdie ganzeWahrheitgesagt.Abernicht(wienochheute unterDeutschenundFremdendieMehrheit glaubt)einfachgelogen,sondern denVorgangso dargestellt,wieihndieAktenerweisen.DerKaiseristin Ro- minten,derKanzlerinNorderney,derStaatssekretärdesAuswärtigenin Berchtesgaden.UnterdenSchriftstücken,die ausOstpreußenandieNordsee gelangen,isteinBriefdesGesandtenFreiherrnvonRücker-Jenisch,derwäh- rend derReisen desKaisersdieinternationalenAngelegenheitenvorzutragen unddieVerbindungmitdemKanzlerund demAuswärtigenAmtherzustellen- hat.EindemFürstenBülow verwandter Herr: da, verhießdieHoffnung, geht gewißAllesglatt.ErschickteinManuskript, dessenVeröffentlichung OberstStewart Wortley,derHerr aufHighcliff,alsnützlichempfohlenund—

derKaisergebilligthat,undfragt,»imAllerhöchstenAustrag«,ob derKanz- ler etwaGrundzumWiderspruchfinde.KeineAndeutung,daßessichumeine Jnterview,um besondersWichtigeshandle. (WußteFreiherrvonRückt-Je- nischnicht,waserweitergab?MußteerdenVetternicht aufdieBedeutung derSachehinweisen?Unddiesemimaktiven und impassivenSinnbequemen Millionär hatteman für nahe ZeiteinenBotschafterpostenerstenRanges zugedacht.)Englisch,dünneBlättchen,schlechteSchrift: FürstBülowhatkeine Lust,denArtikel zulesen»WasderKaiser fürnützlichundJenischmindestens fürpublizirbarhält,kann zuernstenBedenkendochkaumAnlaß geben.Herr vonMüller,derdasReichimHaagvertrittundjetztzurDienstleistungnach Norderneybefohlenist, erhältdenAuftrag,dasManuskriptzuPrüfungund- BerichterstattungansAuswärtigeAmtzusenden.Weristdazuständig? Der DezernentderPreßabtheilungistbeurlaubt DerUnterstaatssekretärnochnicht

langeimAmt.AlszuverlässigsterAktenkennergiltinderPolitischenAbtheilung GeheimrathKlehmetDerbekommtWortleysBlättchen,meint,ersollenurprü- fen,obdieAngabenrichtigseien,undmeldet,ersehekeinBedenken,dasgegen diePublikation spreche.(Ein Beamter,derfast anderthalbJahrzehntein der

(7)

GegendenKaiser-. 211 PolitischenAbtheilungist,würdigbefundenward,inAlgesirasamKonferenz- tischzusitzen,dortfreilichfürseineBescheidenheitvondemHerrnTardieumit verdächtigemLobspruchgespeistwurde,abernichtsoblindseinkann,daßereine BombefüreinOstereihält.Ermußtemerken,waserdavorsichhatte;mußte auchdieLücken undMängelderAngabenerkennen·)DieserBericht,derseinen VerfasseralsuntauglichzuselbständigerArbeiterweist,gehtnachNorderney.

HerrvonMüllerlegt ihnrnitdemManuskript,dasernochimmernicht liest, nichteinmalflüchtiganblättert,zu denfürdieUnterschriftfertigenSachen undderKanzlersetzt,ohnezuahnen,waserthut,unterdennun historischen NamenKlehmetfeinB.Erledigt. Norderney-Rominten-Highclisf-London.

DieHerren Jenisch, Müller, Klehmetscheinenmirschuldigerals derKanz- ler.HattenlsieAngst,sichdieFingerzu verbrennen? Scheutenalle Drei den Zorn desHerrn,der sichzwar zueinerFragebequemen,eineverneinendeAnts wortabernicht hören mochte?Wahrscheinlich.AuchdenFürstenBülowhat mehr als«PapierundSchrift wohldieFurchtvordemAergergeschreckt,der hinterden dünnenBlättchenlauernkonnte.Gewißwieder einVersöhnung- artikelmit denschönstenBetheuerungenundallzupersönlichemAccent.Nicht geradeangenehm.Wer aberselbstvorein paarWochenmit einerenglischen JuterviewsotiefinsFettnäpfchengerathenist,kannsichmitseinerVoraus- sichtpublizistischerWirkungen nicht brüsten.VielleichtmußtedemKanz- ler daranliegen, seinenHerrn( dervonderSchweigsamkeitOesterreichsjust verstimmtwar unddenEmpfangSzögyienyishinausschiebenwollte) für wichtigeEntscheidungenbeiguter Launererhalten.Daßerstumrngeblieben wäre,wenn ergeahnt hätte,wasWortleyansLichtzubringentrachtete,darf selbstderFeind ihmnichtzutrauen; selbstderFreundaber,daßerkleinenKon- fliktengernausbiegt.DerKaiser,ein als Gentleman bekannterBritenoberst, VetterJenischund derAktennibelungKlehmet:garsoschlirnmkonntedieSache nicht sein.Undman mußdieWiderstandskraftfürdenBalkanstreit sparen.

EinewunderlicheGeschichte; keinefürchterlicheDasMerkwürdigste dünktmich,daßin denWochen,diezwischenderRundreiseundderVeröffents lichungdesManuskriptes lagen,weder der demKanzlerverwandte Freiherr vonJenisch nochderdemPreßbureauchefbenachbarteGeheimrath Klehmet vondem zu erwartenden Kanalfeuerwerksprach. Jstsnicht der Redewerth, wenn derDeutscheKaisersichin direkterRede anEnglandsVolk wendetund Staatsgeheimnisseentschleiert?Unbetråchtlicheressprichtsichuntchollegen sonstschnellherum.Werhatte hiereinInteresse daran,zuschweigenund den Kanzlerungewarntzulassen? Spätermagauf solcheFragengeantwortet

(8)

212 DieZukunft.

werden. Jetztgehtsum Größeres.DieMaßgebendenwerdenkünftignicht- mehr sämmtlichzurselbenZeitverreisen,dasAuswärtigeAmtwird einemo- dernereOrganisation,diePolitischeAbtheilung endlicheinenDirektorbe- kommen.VersehenundDummheitenwerdenauchdannmöglichbleiben.Der- Chefwarwieder einmalzusanft.WollteerdieGeschichtein allenfünfErd- theilen ausschellenlassen,dannmußteerzugleichauchdieLeichenderSchul- digenserviren.Aber dieKlehmetiadegiebtKeinemdasRecht,dasAus- wärtigeAmtfüreinNarrenhaus,die darin arbeitendenRäthe fiir Jdioten zu erklären.DiesesGeschäftkönnten wirunseren Feindenüberlassen.gegen derenWühlarbeitdiejetztGeschmähtenindiesemunruhvollenHerbstsichbis zurKrafterschöpfungzuwehren hatten.UebertragtdenFallinsJournalisti- sche.DerVerlegeroderHauptkapitalistreichteinManuskriptzurPrüfung ein.Rechnet natürlichdarauf, daßes angenommen wird;will aberseineBe- scheidenheitundKorrektheitzeigen.DerersteundderzweiteRedakteurdrücken sichvonderEntscheidungweg;weilsieUnheilwitternundsichJupiters Blitz allzunah fühlen.DerNachtredakteur,andendiePrüfungpflichtabgeschoben wird,ahnt,wasihmdräut,undläßtkeinBedenkenwachwerdenNachderVer- öffentlichungentstehtein Sturm :und derChefredakteursagt(mitgutemGe-.

wissen),wenn derJnhaltdesManuskriptesihmbekanntgewordenwäre,hätte erKopfundKragendrangesetzt,denDruck zuhindernWirhaben Aergereser- lebt·WerzweiLustrenlangin denhöchstenTönendeuHerrn,denGrafen,den FürstenvonBülowgepriesenhat,darfihnwegendieserarmsäligenSache nicht mitverächtlicherRede zurThiirhinausweisen.(Standen aufdenBlätterngar, wiegeraunt wird, lobendeRandbemerkungendesKaisers,so istAlleserklärt.)

EinearmsäligeSache ists.Von denVertheidigernvorgezerrt,umvon derHauptfrageabzulenkenHöllischklugeBriten wollten dieVeröffentlichung:.

drumwäresiemit oderohneZustimmungdesKanzlersirgendwomöglichge- worden. UndhatdennerstdieVeröffentlichungunsgeschadet?Nursie?Je- derpatriotischeBrite,derWilhelmsWorte hörte,war verpflichtet,siederRe- girung seinerHeimath mitzutheilen.Jeder hätteesgethan.Dann wardas Unheilgeschehen.Daßes ansLichtkam,warnochdasBeste füruns. Denn nun siehtauchdieMasse,dieallzu langeblindblieb,dieGefahr;undkann sich wehren.WennHerrKlehmetnichtBeamterwäre,dürftenwirglauben,erhabe- sichentschlossen,feinemVolk denschwersten,denheilsamstenDienstzuleisten.

Die in derNorddeutschenAllgemeinenZeitungveröffentlichteErklä- rungwarungeschickt,abernichtfeig.Hattesiewirklich,wieaufhundertBlät- ternbehauptet ward,denZweck,Angriffevom Kaiserabzuwehren? ,,Unge- rechteAngriffe«(so stehtsimText);dievor-aussetzten,daßderKaiserdie

(9)

GegendenKaiser. 213 MeinungdesVerantwortlichennichterstagt habe.Nursolche.AlsoAngrisfe

vonderfalschenSeite.Die anderenhältderKanzlernichtfürungerecht,son- dernmehrtihreWuchtnoch.DennersagtvorallemVolk,daßerderVer-.

öffentlichungdes Artikelsnichtzugestimmthätte,wenn ihmderInhaltbe- kanntgewesenwäre. Damitistfestgestellt,daßderKaiservorFremdenSätze gesprochenUnd zurPublikation bestimmt hat,die derKanzlerdemReichs- interesseschädlichfindet.Ungemeinschädlich:dennerglaubt,dasVersehen seinerBeamtennurdurchdasAngebotseinesRücktrittessühnenzukönnen.Da isteinMarkstein,den derAbendwindnichtumwehenwird.IstdasEnde der Monarchenmystik.SeitdemerstenNovembertagdesJahres1908darfkein DeutscherKaiseraussprechen,daßervonGottesbesondererGnadeerleuchtetsei.

Denn dervierteKanzlerdesReicheshatofsengesagt,daßervonseinenVortra- gendenRäthensicherereErkenntnißdespolitischNothwendigenundMöglichen fordern dürfealsvondemTrägerderKrone.NachseinerUeberzeugungmußte HerrKlehmetwissen,daßdievonWilhelm demeeiten gesprochenenWorte demReichsgeschäftschadenwürden.Undweil derSchade soungeheuerist, wollte derhöchsteChef selbstdenFehlerdesUntergebenenbüßen. Aufder BasisdieserUeberzeugunghaben KaiserundKanzler sichgeeinigt.

Mußteman danachden RücktrittdesKanzlersfordern? FürstBülow istkeinschöpferischerGeistundhatvieleFehler gemacht;aber ausihnenge- lernt undin denschlimmstenTagenderTürkenkrisisgegenmanche äußere undinnereSchwierigkeitsichnicht schlechtgehalten.ErführtwichtigeVer- handlungenunddürfteindieserernstenStunde nur weggescheuchtwerden, wenns ganzunvermeidlichwäre. Der BlickausdieKandidatenlistewecktkeine Sehnsucht.HerrvonMackensenhat sicheinstum dieLeitungdesTattersall beworben undistdanneintüchtigerCorpskommandantgeworden.Das be- weist nochnicht, daßereinbrauchbarerReichskanzlerwürde.Für diesesAmt könnteunsheutederfähigsteGeneralnichttaugen,weilerdieGewohnheit,vor demAllerhöchstenKriegsherrnstramm,mit derHandanderHosennaht,zu stehen,nicht mehrabzulegenvermöchte·DerHerzogvonTrachenberghatim schlesischenOberpräsidiumgezeigt,daßerdieFolgen seinesHandelnsundUn- terlassens nicht voraussieht FürstFürstenbergisteinösterreichischerKavalier:

undderersteBeamte desDeutschenReichesmußdochwohlinDeutschlander- wachsensein«FreiherrvonMarschall,den einstarkesKonsortiumvonselt- samerMischungstützt,hatinKonstantinopelundimHaagdieHoffnung enttäuschtundwürdekaiserlicheWünschestetsebenso fügsamerfüllenwie andemTag,da inseinem ZimmerPaulKaysernachDiktatdieDepeschean

(10)

214 DieZukunft.

PaulKrügersehrieb.Vonihm hat schonBismarckgesagt,seinProgrammbe- steheausdenfünsWortem ,,Inomnibus wieSeineMajestät!«BessereMän- nerwären zufinden;würdenamEndeabernichtgesuchtDenFürstenBülow mußman morgenvielleichtwiederbekämpfen.Gesternhaterbewiesen,daßer, wennsnichtandersgeht,fleißigundmuthig seinkann.Spät;dochfürdieseAb- rechnungistjetztnichtMuße.UndjedeKanzlerkrisiskönntein den dunklen Ta- genderKaiserkrisisdieAufmerksamkeitnurvom wichtigstenPunktablenken.

Die Hauptfrage.

DieKaiserkrisisistAllen sichtbargeworden.SeitsechzehnJahrenward hiergesagt, daßsiekommenmüsse,wenn erwachenderMassenmuthzurWahr- hastigkeitnichteinWunderwirke. SeitdemMärzdesJahres1890hattedie mächtigstedeutscheStimme sieangekündet.WarBismarckeinverbitterter Greis,derins Amtzurückwollte?HaternichtAlles,wasgeschehenist,vor-

ausgeahnt?Wirmüssendafürsorgen,daßnichtauchseinedüstersteProphezei- ungnocherfülltwird. Wir wollennichtneueSündenböckeindieWüsteschicken; nichtbetitelteundbesternteHerrenzuPrügelknabenmachen.DieHalbmänner, derenschädlicherEinflußJahrzehntelang, Unheil zeugend,fortgewirkthatte, sind beseitigt.Wassieangerichtethaben,siehtjedesungetrübteAuge.Ob die SpurihresTrachtensjeganzwegzuwischenseinwird,bleibtfraglichDochder Ringistgesprengt.UndunzulänglicheRathgebernistensichüberallein.Jetzthat die Nationmit demKaiserzu reden. Nur mitihm.DieFehlerderHandlanger verschwindenneben derfurchtbarenGefahr,dieerheraufbeschworenhat.Dem Reichheraufbeschworenhätte,auchwenn keins dervorBritenohrenvonihm gesprochenenWortegedrucktwordenwäre.MerktdieKurzsichtnochimmernicht, daßdieVeröffentlichungderJnterview in demtraurigenStückdeutscherGe- schichtedereinzigeAktist,derunsTrostgewährenkann?Daßin dem Streitum

dasBestimmungrechtdesdeutschenVolkesdieHauptsragenurlautendarf:Hat derDeutscheKaiserdieSätze,die derbritischeOberst ihmzuschrieb,gesprochen?

Erhat siegesprochen.Konntesiesprechen.Undhat,alsersielas,in ihnendenAusdruckseinesDenkensundWollens erkannt SeineAbsichtwar, denBritenzusagen,daßersieherzlicherliebe,alsderMehrheitseinerLands- leuteerwünschtsei; daßerihrReichvordemZusammbruchbewahrt,intief- ster Noth ihnen,dieimLandkriegrathloswaren, denwirksamenFeldzugs- plan geliefert,dieheimlichwühlendeFeindschaftder(ihnenjetztcngbefkeun- deten) Mächtevereitelt,dieEinladungineinantibritischesBündnißnichtnur

abgelehnt,sondern,trotzdem sieVerschwiegenheitbedingte,nachLondon ge-

(11)

GegendenKaiser. 215 meldethabe;unddaßdiedeutscheFlottezumKampfgegenJapanundChi- nabestimmtsei.DieMehrheitderDeutschenhaßtEngland(alsohabt Jhr dieKriegsgefahrvorderThürunddieWahl,obJhkMngen losschlagen odernochhastigcrDreadnoughtsbauenwollt).Wennichdierussischenund französischenAnerbietungen,die imVertrauen aufunsereDiskretionnach Berlinkamen,nichtabgewiesenundflinkmeinerGroßmuttermitgetheilthätte, wäre esEuchschlechtgegangen(uberlegtalso,obRußlandundFrankreich zuverlässigeFreundesind).UmEuchausderOhnmachtzuhelfen, habe ich, derhöchsteKriegsherrdesdeutschenHeeres,einenFeldzugsplanfürdie bri- tischeArmeeausgearbeitet(alsodieNeutralitätpflichtverletzt)unddemGroßen GeneralstabzurPrüfung übergeben(alsodieZeitmeinerklügstenOffiziere inEnglandsInteresse belastet).MeineFlottebaueich,um fürdenKampf

umdenStillen Ozean starkzu werden(alsomerktEuch, daßwir dagroße Ambitionen haben,underzähltdengelbenMännern,daßwirihnenansLeben wollen). DashatWilhelmderZweite,DeutscherKaiserundKönigvonPreu- ßen,vorEngländerngesagt.Daß Einer,dersichderMachtentkleidenwill, so spräche,wärenochzubegreifen.Auchihm müßtestaatsmännischerSinn empfehlen,dieHerrscherhosfnungdesErbennichtimKeim zuzerstören.Daß Einer,derweiterregirenwill, sichdraußensoumallesVertrauen,umallen Glauben anseineEignungfürdieeinfachstenAufgabenderPolitikgebrachthat, ist ohneBeispielinderneuen Geschichte.OhneBeispielauchdieWirkungdieser Worteaufdemweiten Rundder Erde. Angeln,Romanen, Slaven,Mon- golenstehengegen unsvereint. VomWeißenbis zum Gelben MeerWuth undHohn.Wenn dasBalkangewittervorbeigezogenist,werdenbehendeVer- mittlerin Wien leisanfragen,obOesterreich-UngarnnochLust habe,allein mitdiesemNachbarimSchmollwinkelzubleiben.UndvielleichtdieAntwort hören,daßdierichtigeEinschätzungderberlinerDiskretion schonausderZeit dererstenenglischeanterviewWilhelmsstamme. Deshalb seidemBundes- genossenja auchüberBosnienunddieHerzegowinanichtsanvertrautworden.

WillderKaiserundKönigderKroneentsagen?Ingeringerer,innicht selbst verschuldeterFährniß hat sein Großvaterdaran gedachtDen Enkel wirdkeinFrauenwunschund keineVolksdrohung drängen.Sein Willeist frei.

Docherdarf sichnichtdarübertäuschen,daßseineVolksgenossenjetztgegen ihn sindunddaßkeinKanzler sich,deraltenicht nochein neuer,halten kann, dernichtausdem Munde desKaisersdieBürgschastunverbrüchlicherSelbst- bescheidungbringt.Diemuß Deutschlandfordern. AuchdasHausHohen- zollern.Jn diesergrausam ernstenStunde noch. Sonstwird es zuspät.

J

Cytaty

Powiązane dokumenty

Allerdings hat Graf Struensee am einundzwanzigften und am sünfund- zwanzigsten Februar dieses Jahres laut den Alten eine für Jhre Majestät höchst beleidigende Erklärung abgegeben;

nünftiger existiren solle: so ist eben die Voraussetzung hier nicht«daß es auf- die Besonderheit des Charakters ankomme. Es ist bei einer vollendeten Or- ganisation des Staates nur

Ex sagt die Gestalten und Klänge, und merkt, daß er nicht das Erlebniß sagt, nicht den Grund, nicht die Einheit, und möchte innehalten und kann nicht und fühlt die Unsagbarkeit wie

(Wirklich nur: eine Krone; nur achtzigPfennige für einen Band von zehn Bogen. Dieser merkwürdige, unter dem Patriarchenbart nie alternde Herr Herman Bahr muß immer was Besonderes

ung bestreiten kann, wurden auchdiesefremd klingenden Worte mit der ge- ziemendenEhrerbietunghingenommen. Aehnlich war das Empfinden, das bald darauf die in Potsdam vor

Und der Deutsche Kaiser, dessenInteresse unlöslich mit dem des Reiches verbunden ist und der schondeshalb nie etwas dem ReichSchädliches wollen kann, lebt nicht im Ne-

Platz eingenommen, den man ihnen anweist. Hören wir lieber Lister: er zeichnet nach dem Leben. »Der Gedanke, seine Schneider könnten auch nur das Geringste zu seinem Ansehen

Bezeichnend für den Geist des Dirigenten war, daß er sogar die den Tages- anbruch verkündenden Fanfaren im zweiten Aufzug mit Gefühl blasen ließ. Auch die uniformen Bewegungen der