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Die Zukunft, 16. November, Jahrg. XXI, Bd. 81, Nr 7.

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Konstantinopel.

1453.

sp- ieBelagerung von Konstantinopel durchsdieTürkenlenktun-

· sere erste Aufmerks amkeitaufdiePsers onunddenCharakterdes großen Zerstörers Mahomet derZweitewar derSohn Amuraths desZweiten,und obschon seineMutter mitdenTiteln einer Chri- stinund Prinzessin geschmücktworden ist, gehörte sie doch wahr- scheinlicherzudenzahlreichen Veischläferinnen, welchedenHarem desSultans ausjedemHimmelsstrichebevölkerten. Seine ersteEr- ziehungund Gesinnungen waren dieeines frommenPiuselmans nes,und sooftermiteinem Ungläubigen sprach-,reinigteerHänd-e und AntlitzdurchvdiegebotenenCeremonien derAbwaschung Al- terund Herrschaft scheinen seinen enghierzigsen Vigottismus gemil- dertzuhaben;seinhochstrebender Geist vserschmähtees,eineMacht über seinereigenen anzuerkennen, und inseinen vertraulichien Stunden swagteser(wie erzählt -wird),fdenPropheten vonMsekkaals einen Räuber und Betrüger zubrandmarken. Jndessen beharrte derSultan auf anständiger Ehrerbietung gegen dieLehreundden DienstdesKoran, seine geheimen Gespräch-emüssenvor denOhren derMengestetsheilig gehaltenworden sein;und wirsollten Arg- wohn gegen die Leichtgläubigkeitvon Fremden und Sektirern schöpfen, welche sogeneigt sind,zuglauben,daßein gegen die Wahrheit verhärtetes Gemüthmit überlegener Verachtung des Unsinnesund-Jrrthumes ausgerüstet sein müsse.Von dengeschick- testenLehrern unterrichtet, machteMahomietfrühzeitige undsschnelle Fortschritte aufdemPfadedesWissens;es wirdversichert,erhabe außer seiner Pluttersprachse fünf Sprachen,das Arabische,Per- sische, Chaldäischeoder Hebråische,dasLateinischieund Griechsische geredet oder verstanden. Persischmochtein derThatzuseinem

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206 DieZukunft-

Vergnügen,Arabischzuseiner Erbauung beitragen-: solcheStu- dien sindder orientalischen Jugend geläufig. Bei demVerkehr zwischenden Griechenund Türken mochte ein-Erober-er wünschen, mitdemVolk,Über das erzuherrschen sich sehnte,reden zukön- nen; sein eigenes Lobinlateinischer Poesieoder Prosa mochte einen Wegzum OhrdesFürsten finden;aber welchen Nutzen, welche Eigenschaftkonnte demStaatsmann oderGelehrt-endieun- förmliche Sprache seiner hebräischenSklaven empfehlen DieGe- schichteund Geographie derWelt war seinem Gedächtnißgegen- wärtig;dasLeben derHeldendesMorgenlandes, vielleicht auch desAbendlandes erregteseinenWetteifer; sein-eGeschicklichkeitin derAstrologie wirddurchdieThorheit jener Zeit entschuldigtund setzt einige Anfangsgründe derWissenschaftderMathematik vor- aus;und einprofaner Geschmackan denKünsten verrieth sichin seiner Einladung und freigiebigenBelohnung italienischerMaler.

Aber derEinflußderReligion und Wissenschaftbliebgegen seine wilde und zügelloseNatur wirkunglos. Jchwill die«Geschichte von denvierzehn Edelknaben,denen serwegen einer gestohlenen Melone denBauchaufschlitzen ließ,odervon derschönen Sklavin, deren Haupt ervom Kopftrennte, um dieJanitscharen zuüber- zeugen, daßervon Liebenichtbeherrschtwerde,weder nachschreis ben noch glaubeich selbst festdaran. Seine Nüchternheitwird- durchdasSchweigendertürkischenAnnalen bezeugt,welche Drei, nur Drei,aus Osmans GeschlechtdesLastersdesTrunkes besich- tigen. Abereskann nicht geleugnet werd-en, daß seine Leidens chaf- tenzugleich wüsthendundunerbittlich waren ;daßerimPalastwie- aufdemSchlachtfeldStröme Blutes aufdiegeringste Herausfor- derung ver-goßund daßldieEdelsten dergefangenen Jünglinge häufig durch seine unnatürliche Wollust geschändetwurden. Jm albanesischen Krieg studirteerdieLehrenund übertrafbald das·

Beispiel seinesVaters ;und-die Eroberung von zweiKaiserthü- mern, zwölf Königreichenund zweihundert Städten, eine ruhm- redigeund schsmeichelhafte Aufzählung,wird seinem unbesiegba-s ren Schwert zugeschrieben. Erwar ohne ZweifelKrieger,vielleicht Feldherr; Konstantinopelhat seinen Ruhm besiegelt,aber wenn- wir dieMittel,dieHindernisseund dieThaten"vergleichen, muß.

Mahomet derZweite erröthen,wenn erneben Alexander und Ti- mur gestelltwird. Unter seiner Anführungwaren dieosmanischen Streitkräfte lstets zahlreicheralsihre Feinde;dennochwurden ihre- Fortschrittevondem-Euphratund dem-AdriatischenMeer begrenzt- und seine Waffen durch Hunyadyiund Skan-derbeg,dieBhodiser--- ritter und denpersischen König gehemmt.

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KonstantinoveL 207 Unter derRegirung Amuraths kosteteerzweimaldiehöchste Würde undstieg zweimalvomThron herab;sein zartesAlter war nichtimStande, dieWiedereinsetzung seinesVaters zuhindern, aber niekonnte erdenWesiren verzeihen, welch-ezudieserheil- samenMaßregel gerathen hatten. Seine Vermåhlung mitder Tochtereines turkomannischen Emirs wurde gefeiert;und nach zsweimonatigen Festlichkeiten reisteer mitseinerjungen Gattin von Adrianopel ab,um inderStatthalterschast Magnesia zuresi- diren. VorAblaufvon sechs Wochenwurde erdurcheinplötzliche Botschaftvom Diwan zurückgerufen, welche ihmden TodAmu- raths und den meuterischen Geistder Janitscharen verkündete.

Seine Schnelligkeit und Thatkraft gewann ihrenGehorsam;er ging miteiner auserlesenen Leibwachieüber denHellespont undin einer Entfernung von einer Meile von Adrianopel fielendieWe- sireund Emire,dieJmameundKadis,dieSoldaten und dasVolk

demneuen. Sultan zuFüßen.Sie erkünstelten Thränen, erkünstel--

tenFreude; erbestiegdenThron imAltser von einundzwanzig Jah- ren und entferntedieUrsachezum Aufruhr durchdenTod,den unvermeidlichen Todseiner unmündigen Brüder. DieGesandten von Europa und Asienerschienen bald,um ihmzuseinerThron- besteigungGlückzuwünschenund sich-um seine Freundschaftzu bewerben,und er führtegegen Alle dieSpracheder Mäßigung und desFriedens DieZuversichtdesgriechischen Kaiserswurde durchfeierlicheEide und schöne Verheißungen,womit erdieGe- nehmigung desVertrages besiegelte,wieder hergestelltund ein-e reiche VesitzungandenUferndesStrymon fürdiejährliche Zah- lungvon dreihunderttausend Aspernals KostendesUnterhaltes einem osmsanischen Prinzen angewiesen,derauf sein Ansuchenam byzantinischen Hofefestgehaltenwurde. IndessenhättendieNach- barnMahomets über dieStrengeIzitternsollen,womit derjugend- liche MonarchdiePrachtdesHofhaltes seinesVaters abstellte;die Ausgaben desLuxuswurden injenedesEhrgeizes verwandelt und eineunnütze Schaarvon siebsentausend Falkenierenentweder ausseinem Diensteentlassenoderunter seine Truppen gereiht.Jm erstenSommer seinerRegirungsbesuchte -ermiteinem Heerdie asiatischen Provinzen; nachdemaberMahometdenStolzdesKa- ramaniers gedemüthigt hatte, nahmerdessen Unterwersung an, um auchnicht durch das kleinste Hindernißvon derAusführung seinesgroßen Planes abgelenktzuwerden.

Diemohammedanischen, insbesonderedietürkischenKasuisten habenerklärt, daßkeinVersprechendieGläubigengegen dasJn- teresseund diePflicht ihr-er Religion binden und daßderSultan

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feineeigenenund feinerVorgänger Verträge aufhebenkönne.Die Gerechtigkeit und Großmuth Amuraths hatte dieses unmoralische Vorrecht verachtet;aberseinSohn, obschonderStolzestederMen- schen, vermochte sichvom EhrgeizezudenniedrigstenKünstender Verstellung und desBetruges herabzulassen. Friedetrugerauf den Lippen, KriegimHerzen; erseufzte ohneUnterlaß nachdem Besitzvon Konstantinopel und die Griechen gab-endurch ihre eigeneUnklugheit denerstenVorwand zudem vierhängnißvollen Bruch.Statt sichzubemühen, vergessenzuwerden, folgtendie Gesanidtenfeinem Lager,um die Bezahlung, ja, sogareine Er- höhungdesJahrgeldes inAnspruchzunehmen;derDiwan wurde durchihre Klagen belästigtund derWesir,ein geheimer Freund derChristen, fühlte sich gedrungen,dieGesinnungen seinerBrüder auszusprechen. »Ihr thörichtenund erbärmlichen Römer,« sagte Kalil, »wirkennen Eure Anschläge,aber Jhrkennet Eure Gefahr nicht;dergewissenhafte Amurath istnicht mehr;aufdem Thron sitzteinjungerEroberer, denkeine Gesetze binden,demkeineHin- dernissewiderstehen können;wenn Jhr seinen Händen entgehet, so preisetdiegöttliche Barmherzigkeit, welchedieStrafeEurer Sün- dennoch verzögert.Warum suchet Jhruns durcheitleund mittel- bareDrohungen zuschrecken? Lassetdenflüchtigen Urchan los, krönetihnzumSultan von Romanien, rufetdieUngarn von jen- seitsderDonau zuHilfe, waffnetdieNationen desWestensgegen uns und seidversichert, daßDies Euer Verderben nur heraus-for- dern und beschleunigenwird.« Wenn aberdieGesandten über die ernsteSprachedesWesirsinBesorgnißund Bestürzung geriethen, wurden siedurchdiehuldvolle Aufnahmeund diefreundschaftli- chenWort-edesosmanischen Fürsten beruhigtund Mahom-et er- theilteihnendieVersicherung, daßer nach seiner Rückkehr nach Adrianopel ihren Beschwerdenabhelfenundfürdaswahre Inter- essederGriechen sorgenwerd-e. Kaum war eraber überdenHelles- pontzurückgegangen,alserden Befehlerließ,das Jahrgeld zu unterdrücken undihreBeamten vonden Ufern desStrymon zu vertreiben; durch diese Maßregelverriethersein-e seindsälige·Ge- sinnung und der zweiteBefehlverkündete, ja, begann gewisser- maßendieBelagerung von Konstantinopel. AnderEnge des Bos- poruswar inAsienschonvon seinem GroßvatereineFesteerbaut worden ;er beschloß,gegenüber,aufder europäischen Seite,ein furchtbareres Kastellzuerrichten,und tausendMaurer erhielten Befehl, sichaneinem fünfMeilen von dergriechischen Hauptstadt entfernten Platze, der Asomaton hieß,zu versammeln. Ueber- redung istdas Hilfmittel desSchwachen,nur daß der Schv.7;:che

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IKonstantinopel. 209 seltenüberreden kann;dieGesandten diesKaisersversuchten ohne Erfolg, Mahomet von seinem Vorhaben abzubringen. Siestellten ihmvor,daß sein GroßvaterdieErlaubnißManuels nach-gesucht habe,um einSchloß auf seinem eigenen Gebiete zubauen ;daß dagegen diese doppelteBefestigung, welchedie.Meerenge beherr- schen würdeznur bezwecken könne,dieVerbindung derVölker zu stören,dieLateiner,dienachdemSchwarzenMeer Handel trieben, aufzufangen und vielleichtderStadt dieLebensmittel abzuschnei- den. »Ich sinne aufkeinUnternehmen gegen dieStadt,«erwi- derte dertreuloseSultan, »aberdas Reichvon Konsstantinopel wirddurch dessenMauern gemessen. HabtJhr dieBedrängnißmei- nes Vaters vergessen,alsJhr»einVündnißmitdenUngarnschlos- set,alssieinunserGebiet zuLand-e einbrachenund derHelles- pont von den fränkischenGaleeren gesperrt wurde? Amurath mußtedieFahrt überdenVosporus erzwingen, aberEure Macht kamEurer Vöswilligkeit nicht gleich. Jchwar damals ein Kind und inAdrianopel; dieMuselmännerzitterten und dieGaburs höhnteneineWeile unsereSchmach. Nachdemaber mein Vater aufdemSchlachtfeldezuVarna gesiegthatte, thaterdasGelübde, einSchloß aufdem westlichen Gestadezubauen,und esistmeine Pflicht,seinenSchwurzuerfüllen. Habt JhreinRecht, habt Jhr dieMacht,meine Handlungen aufmeinem.eigenenBoden zumei- stern? Denn dieserVoden istmein ;soweit dieGestadedesBos- porus reichen, ist Asienvon denTürken bewohntund Europa von den Römern verlassen. Kehret heimund meldet Eurem Fürsten, daßdergegenwärtigeOsmane vonseinenVorgängern sehrver- schied-en ist, daß seine Beschlüsse ihr-e Wünsche übertreffenunddaß ermehr vollbringt, alssie beschließenkonnten. KehretinFried-en heim,aber derNächste,der mir eine ähnliche Botschaft bringt, erwarte, lebendig geschundenzuwerden« Nach dieser- Erklärung hatte Konstantin, derErstederGriechen anMuth wieanRang, beschlossen,das Schwertzuziehenund denTürken dieAnnähse- rung und Festsetzungam Vosporus zuwehren. Erwurde durch den Rath seinergeistlichenund weltlichen Minister entwaffnet, welcheeinminder hochherzigesund inder Thatminder klugies Systemalssein eigenesempfahlen, nämlich: ihreGeduld und lan- genLeiden zuerhärten,denOsmanen mitdem Namen und der SchulddesAngreifers zubrandmarken und sichwegenihreseige- nen HeilesundderZerstörungeiner Fest-e,dieinderNäheeiner großenund volkreichenStadt nicht lange behauptetwerden könne, auf Zufallund Zeitzuverlassen.Unter Hoffnungenund Vesorg- nissen,Vesorgnissen der Weisen und Hoffnungen der Leicht-

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210 DieZukunft.

gläubigen, entschwandder Winter ;daseigenthümliche Geschäft je- desMensch-enundjederStunde wurde verschobenund dieGrie- chen schlossen ihre Augengegen diedrohend-e Gefahr, bisdieAn- kunftdesFrühlingsunddes Sultans ihrVerderben entschied.

DieBefehleeines Gebiet-ers,dernieverzeiht,bleiben selten unvollzogen. AmsechsundzwanzigstenMärzwar der bezeichnete Punkt Asomatonmiteinem thätigen Schwarme türkischerArbeiter bedeckt unddieMaterialien wurden zuSsee undLand emsigaus Europa und Asien herbeigeschafft. Der Kalk war inKataphry- giengekauft worden,dasVauholzwurde indenWäldern von He- riakleaund Nikodemia gefälltund dasSteinwierk aus denanato- lischen Vrüchen gehauen. Jedemdertausend Maurer waren zwei Arbeit-er zugetheiltund Jedemzuseiner täglich-enArbeit einMaß von zweiFuß aufgegeben".-Die Festewurde ineinem Dreieck ge- baut; jederWinkel war von einem starkenund massiven Thurm flankirt,einer aufdemAbhangedesHügels,zweilängsdemGe- stade;eineDickevon zweiundzwanzig Fußwar fürdieNiauerm von dreißig fürdieThürme befohlen und das ganze Gebäude wurde miteiner festen Plattform von Blei bedeckt. Mahom-et selbst betrieb und leitete dasWerkmitunermüdlich·em Eifer;seinedrei Wesire geizten nachderEhre, ihre Thürme recht schnellzuvoll- enden;derEiferderKadis wetteiferte mitdemderJanitscharem diegeringsteArbeit wurde durchdenDienstGottes unddesSul- tans geadseltund dieEmsigkeitderArbeit-er durchdenBlickeines Despoten beschleunigt, dessenLächelnGlückeshoffnung, dessen FDräuenTodesbote war. Der griechische Kaiser sahmitSchrecken dieunaufhaltsamen FortschrittedesWerkes undbestrebte sichum- sonst, durch Schmeichelei und Geschenkeeinen unversöhnlichen Feind zubesänftigen,der diegeringste Gelegenheit zum Streite suchteund insgeheim veranlaßte Eine solche Gelegenheit mußte baldund unvermeidlichgefundenwerden. DieRuinen prachtvol- lerKirch-en, ja, selbstdiemarmornen Säulen, diedemHeiligenErz- engelMichaelgeweiht gewesenwaren, wurden von denfrevelhaf- tenund räubserischenMuselmännern ohne Bedenken verwendet;

und einige Christen,welch-eeswagten, sichderFortschaffung zu widersetzen, empfingenvon ihren Händendie Krone desMärtyrer-—- thumes.Konstantin hatteum eine türkisch-eWache angesucht,um dieFelderund Ernten seiner Unterthanen zubeschützenfDieWas-i wurde aufgestellt,aberihre erste Vorschriftwar,denMaurthieren undPferdendesLagersfreieWeide zugestattenund ihreBrüder zuvertheidigen, wenn sievon denEingeborenen belästigtwerden sollten.Das Gefolgeeines Osmanenhäuptlings hatte seinePferde

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KonstantinopeL 211 für die NachtinreifemKorngelassen;derSchadewurde gefühlt, das Unrecht geahndet und von beiden Nationen Mehrere inei- nem unordentlichen Zusammentreffen erschlagen.Mahomet hörte dieKlagemitFreuden und entsendeteeine Abtheilung, um das fchuldige Dorf auszurotten; dieSchuldigenwaren entflohen,aber vierzigargloseundunschuldige sSchnitterwurden von detrSoldiaten niedergemetzelt Bis zudieser Herausforderung hatte Konstanti- nopeldemBesuchdesHandels und derNeugierde offen gestan- den;bei demerstenLärmen wurden dieThoregeschlossen,aberder Kaiser,noch auf MöglichkeitdesFriedens hoffend, ließamdritten Tagseine türkischen Gefangenen freiund sprachineiner letzten Botschaft die feste Ergebung eines Christ-enundSoldaten aus; ,,da weder Eide noch Verträge noch Unterwerfung denFrieden sichern können, so führe,« sagteerzuMahomet, »Deinen gottlosen Krieg fort.Mein Vertrauen ruhtinGott allein ; wenn esihm gefallen sollte,Dein Herzzuerweichen,werde ichmichüberdieglückliche Veränderung freuen,und wenn erdie Stadt inDein-eHändelie- fert, mich ohneMurren inseinen heiligenWillen fügen.Bisaber derRichterderErde zwischenmirund Dirausgesprochenhat,ist esmeine Pflicht,inVertheidigung meines Volkes zuleben und zusterben«Die Antwort desSultans war feindsäligund ent- scheidend;erhatte seine Fesstungwerkevollendet undstelltevorsei- nem Abzugnach Adrianopel einen wachsamen Agamitvierhun- dert Janitscharen auf,um von den Schiffenjeder Nation, die innerhalb ihres Kanonenbereiches kommen würden, Zollzuer- .heben. Ein venetianisches Schiff, welchesden neuen Herrendes Bosporus Gehorsamweigerte,wurde miteiner einzigenKugelin den Grund gebohrt. DerPatron und dreißig Matrosen retteten sichin demBoote, wurden aber inKetten nachder—Pforte ge- schleppt,der Befehlshabergepfählt, feine Gefährten enthauptet, und derGeschichtschreiberDukas sahzu Demotika ihreLeichenden

.wilden Thieren preisgegeben. DieBelagerung von sKonstantinopel wurde biszumnächstenFrühling verschoben, abereinosmanisches Heerbrachgegen Morea auf,um dieStreitkräftiederBrüder Kon- stantins abzulenken. Jn dieser EpochedesUnglückeswurde einer dieser Fürsten,derDespot Thomas,mitderGeburt eines Sohnes gesegnet oder betrübt, »des letzten Erben,« sagtder trauernde Phranza, ,,des letzten Funkensdesrömischen Reiches«

Die Griechenund dieTürken verbrachtenein-en unruhigen und schlaflosenWinter: Jenewurden durch ihre Besorgnisse,Diese

'-durch ihre Hoffnungen,Beide durchdieRüsstungenzuVertheidi- gungund Angrisf wach erhalten; und diezwei Kaiser, welchedas

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212 DieZukunft,

Meistezuverlieren oderzugewinnen hatten,waren von demNa- tionalgefühlam Tiefsten angegriffen. JnMahomet wurde dieses Gefühl durchdasFeuerderJugendund desTemperamentes ent- flammt; ervertrieb sichdieMuße,indem erzuAdrianopel den stolzen Palast DschehanNuma (WachtthurmderWelt) baute,aber fein ernster Gedankewar unabbringbar aufdie Eroberung der Stadt derKaiser gerichtet. Jn tiefer Nacht,um diezweiteWache, fuhrervonfeinem Lager aufund befahl augenblickliches Erschei- nen feines ersten Wesirs Die Botschaft,dieStunde, der Fürst, seine eigene Lage setztendasschuldig-e GewissenKalilPaschas,der dasVertrauen Amuraths besessenund zuseiner Wiedereinsetzung gerathen hatte,inBestürzung.BeiderThronbesteigung desSoh- nes war derWesirinseinemAmt unddemScheinderGunstbe- stätigtworden ;aber demgreifenStaatsmann entging nicht, daß erauf dünnem, glattem Eis schritt,dasunter seinen Füßenein- brechenund ihninden Abgrund stürzenkonnte. Seine Freund- schaft fürdieChristen, welcheunter dervorigenNegirung unschäd- lich sein mochte, hatte ihnmitdemNamen Gabur Ortachi, Milch- sbruder der Ungläu-bigen, gebrandmarkt; und er unterhielt aus Habsuchtein erkauftes und hochverrätherisches Einverständniß, welches nachdemSchlußdesKriegesentdecktund bestraftwurde.

Alserdenkaiserlichen Befehl empfing,umarmt-e er,vielleichtzum letzten «Male, seine FrauundKinder, füllteeinen BechermitGold- stücken,eilte nachdemPalast,betete denSultan an und brachte nach orientalischer Sitte den geringen Tribut feinerPflichtund Dankbarkeit dar. »Nicht istmein Wunsch,« sprach Ntahomet,

»meine Geschenke zurückzunehmen,sondern vielmehr, sieüber Dein HauptzuhäufenundzuIvervielfachen Dafür verlange ichvon Dir abereinvielwerthvolleresund wichtigeres Geschenk: Konstantino- pel!«Sobald sichderWesirvon seinemStaunen erholt hatte,er- widerte er: »Der selbe Gott,derDireinen so großen Theildesrö- mischenNeiches gegeben hat,wirdDir denUeberrestunddie Haupt- stadtnicht versagen.Seine Vorsehungund DeineMachtsichernden Erfolgsund ichselbstund- alle Deine übrigengetreu-en Sklaven werd-en Gutund Blut zumOpfer bringen« »Lala« (Lehrer), fuhrderSul- tanfort,,,siehstDudieses Kissen?Dieganze Nacht habe ichesin meiner Aufregung von einer Seite zurander-en geworfen;ichbin vomLager ausgestanden,habe michwieder niedergestreckt,aberkein Schlaf ist auf diesemüden Augen gefallen. Hüte Dichvor dem Goldeund Silber derRömer ;inWaffenfindwirüberlegenund mitderHilfeGottes und durchdieFürbittedesPropheten wer- denwirbaldHerrenvonKonstantinopel sein.«Um- dieStimmung

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Konstantinopel.· 213 der Soldaten zuerforschen,wanderte er oftallein und verkleidet durchdieStraßen;und eswar verderblich,den Sultan zuer- kennen,wenn erdenBlicken derMenge verborgen bleib-en wollte.

Erbrachte seine Zeitzu,indem erdenPlan derfseindlichenStadt zeichneteund sichmitseinenFeldherren und Kriegsbaumeistern berieth, aufwelch-en Punkten er seineBattserien aufstellen,von welcherSeite erdieMauern stürmen,woerdieMinen sprengen, wo die Strickleitern anlegen solle;und dieArbeiten desTages wiederholtenund verbessertendieGedanken der Nacht.

Während Mahomet dieHauptstadtdesOstens bedrohte, flehte dergriechisch-eKaiser inbrünstigdieMächtedesHimmelsund der Erde umBeistand san. Aberdieunsichtbar-en Mächtewaren taub gegen seineBitten und die Christenheit sahmitGleichigiltigkeit denFall von Konstantinopeh welches wenigstens einVersprechen derHilfeleistunigvon dereifersüchtigsenund zeitlichen Politik des Sultans von Egyptenerhielt. EinigeStaaten waren zuschwach, andere zuentlegen;dieeinen betrachtetendieGefahralseingebü- det,dieanderen als unvermeidlich; dieabendländiifchenFürsten

waren in endloseheimische Kämpfeverwickelt und der römische

Papstzürnte wegen derFalschheitund HsartnäckigkeitderGriechen.

Statt zuihren GunstendieWaffenund Schätze Jtialiens zuver- wenden, hatteNikolaus der Fünfte ihr-en nahen Untergang ge- weissagtund seineEhrehingvon derErfüllungder Prophezei- ung ab. Vielleichtbesänftigte ihnderäußersteGrad ihrer Noth, aber seinTNitleid kamzuspät, seine Bestrebung-enwaren schwach undunwirksam:undKonstantinopel gefallen,bevordieGeschswader von Genua und Venedig aus ihren Häer segelnkonnten. Selbst dieFürst-envon Morea und dergriechischen Jnfeln zeigten kalte Parteilosigkeitz diegenuefischeKolonie zuGialata unterhsandelte übereinen Sondervertrag und derSultan ließ sieindertrüge- rischen Hoffnung, daß seineMilde siedenSturz desReich-esüber- leben lassenwürde. Eine SchaarPlebejserund einigebyzantinische Großeentzogen sich niedriger WeisederGefahrihresVaterlan-»

desund derGeiz derReichen verweigerte demKaiserund sparte fürdieTürkendiegeheimen Schätze,womit siezuihrer Werth-ewi- gung ganze Heerevon Söldnern hättenanwerben können. Der dürftigeund all-einstse«hendeKaiser rüstete sich indessen, seinem furchtbaren Feindezubegegnen;aberwenn sein MuthderGefahr gleichkam,war seineStärke dochdemKampfe nicht gewachsen.Zu Anfang desFrühlingssäubertedietürkisch-eBorhut dieFleck-en und DörserbisandieThorevon Konst-antinopel;was sichunter-

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