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Das Reich Gottes im Alten und Neuen Testament : (eine systematische Darstellung nach Ursprung, Erscheinungsform, Bereich und Ziel) : I Teil : Vorbemerkungen

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Academic year: 2021

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(1)

Emil Kula

Das Reich Gottes im Alten und Neuen

Testament : (eine systematische

Darstellung nach Ursprung,

Erscheinungsform, Bereich und Ziel)

: I Teil : Vorbemerkungen

Collectanea Theologica 20/1, 83-109

1939

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DA S REICH G O T T E S IM A LTEN UND NEUEN

T E S T A M E N T .

(Eine sy stem a tisch e D arstellu n g nach Ursprung, Erscheinungsform , B ereich und Z iel).

I TEIL.

VORBEM ERKUNGEN.

1. Philosophische Begriffsbestimmung des Gottesreiches.

a) D e r B e g r i f f d e s G o t t e s r e i c h e s .

D er Begriff G o t t e s r e i c h bezeichnet o b j e k t i v de n G e ­ g e n s t a n d , d er Begriff G o t t e s h e r r s c h a f t s u b j e k t i v die H e r r s c h e r t ä t i g k e i t G ottes.

D e r Begriff d es G o ttesreich es stellt eine R elation v o r: G ott — Schöpfung. Es ist dies d a s V erhältnis des H e rrsch e rs zum B eh errsch ten . In diesem w eitesten Sinne fassen w ir die H errsch aft G ottes als ein V erhältnis G o ttes zu r Schöpfung.

G ott steh t d er W elt nicht im S inne d es m etap hy sischen D u a l i s m u s g egen ü b er. D er D ualism us sch liesst eine H errschaft G ottes in d er G eg en w art aus, indem er beiden P rin zip ien gleiche D au er u nd P o ten z zuschreibt, w enngleich von v ersch ied en er Intensität, som it doch von u ngleicher D auer inbetreff d e r künf­ tigen B eh au p tu n g ih rer H errschaft. D er D ualism u s versch ieb t die entgültige H errsch aft G ottes in die Endzeit, nach errungenem S ieg des g uten P rin zip es ü ber d as böse. Eine U n tersch eid un g zw ischen einem extrem en und g em ässig ten D ualism u s ist für u n sere U n tersu ch u n g belang los. S ow ohl d e r p arsisch e und m a- nichäisch e extrem e m etap h y sisch e D ualism us, w ie auch d e r

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P essim ism u s S ch o p en h a u ers und E d u ard v. H artm an n s führen zu gleichen E rg eb n issen . E b ensow en ig w ird S tu a rt M ill’s Lehre von d er U nfügsam keit d es W eltstoffes u n d d e r d ad urch ent­ stan d en e n E in sch rä n k u n g d es g uten P rin zip s dem Begriff einer richtigen R elation G ottes und d er S chöpfung gerecht.

Zu den gleichen falschen F olg eru n g en führt d er P a n t h e i s ­ m u s in allen sein en E rscheinungsform en.

D er P an th eism u s, d er G o tt als d a s εν καί παν im Sinne ein er einzigen S u b sta n z an nim m t un d die W elt als d eren S eins­ w eise, als E rsch ein u n g o d er M odifikation bezeichnet, führt zum A kosm ism us, denn er benim m t d er H errschaft G o ttes jeden realen G egenstan d.

D er P an th eism u s a ls E volutionism us, E m anatism us und E xplik ationism u s entrü ckt die W elt dem H errsch aftsbereich e G ottes, indem er die S chöpfung irgen dw ie m it dem W esen des S ch öp fers identifiziert.

D er A n tipode d es D ualism us, d e r M o n i s m u s , führt zum selb en unm öglichen E rgebnis, d a er als Im m an entism us un d Evo­ lutio n ism u s in gleicher Linie m it dem P an th eism u s W elt un d W eltg ru n d als eine W esen sein h eit fasst.

E bensow enig w ie die v o rg e n an n ten L ehren, v erm ag d er D e i s m u s den Begriff d e r G ottesh errsch aft rich tig zu erfassen. Er leug net zw ar nich t den G eg en stan d d e r G o ttesherrschaft, verneint a b e r die T ätig k eit d er H errschaft G ottes, indem er den S chöpfer von d essen S chöpfung sich zu rückziehen lässt.

D ie F olg eru n g des D ualism u s ist ein „streiten d er G o tt“, die F o lg eru n g des P an th eism u s u n d d es M onism us ein „sich b eh e rrsch e n d er G o tt“ u n d die F olg eru n g d e s D eism us ein „ru­ h en d e r G o tt“ . W ollten w ir noch au s dem „G ott im E rleb n is“ d e s M odernism us den S ch lu ss ziehen, käm en w ir zu einem im E rleben „erw achend en G o tt“.

K eines d er eben g en an n ten S ystem e kann dem Begriff der G o ttesh errsch aft g erech t w erden. F ür diese S ystem e b esteh t g eradezu die N otw endigkeit den B egriff d es G o ttesreich es zu elim inieren.

D ie christliche W elta n sch au u n g , p h ilo so p h isc h in d e r p h i­ lo so p h ia p eren n is zusam m en g efasst, w ird dem Begriff d e s G o ttes­ h errsch aft vollauf gerecht, d a sie in gleicher W eise G ottes Im m a­ n enz im G eschö pfe w ie seine T ra n szen d e n z beton t.

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b) B e g r ü n d u n g u n d G e g e n s t a n d d e s G o t t e s ­ r e i c h e s .

G o ttes H errschaft ist in d er aktiven S chöpfung b egrü nd et, die ein A usfluss d e r A llm acht G o ttes ist. S om it ist die relatio, die d er Begriff d er G o ttesh errsch a ft o d e r d es G ottesreich es im w eitesten Sinne d es W o rte s d a rste llt d iese: d er allm ächtige G ott b e h e rrsc h t seine von ihm in s D asein gerufene S chöpfung ohne E in sch rän k u n g . D a s ist au ch die Lehre d er alt- u nd n eu testa- m entlichen O ffenbarungsreligion.

D ie philos. B ew eise für die M öglichkeit und T a ts ä c h lic h ­ keit einer S ch öpfung und O ffenbarung g lauben w ir u ns an dieser S telle ersp a re n zu dürfen, eb en so die U n tersch eid u n g zw ischen creatio in ten siv a un d exten siv a u n d prim a u nd sec u n d a. Den S chriftbew eis führen w ir o h n e R ücksicht auf die sub tilen p h ilo ­ so p h isch en U n tersch eid u n g en .

Ü b e r die M öglichkeit der S chöpfung geben die O ffenba­ rungsschriften beid er T estam e n te k lare s Z eu g n is: Job 42, 2: Scio, q u ia om nia p o tes. M th. 19, 26: ap u d hom ines hoc im possibile est: a p u d D eum autem om nia p o ssib ilia sunt. Mc. 14, 36: om nia tibi p o ssib ilia sunt. Le. 1, 37: qu ia non erit im po ssibile ap u d D eum om ne verbum ·).

D ie T a tsa c h e d er S chöpfung w ird neb en vielen anderen Stellen au sg e sp ro c h e n in P s. 148, 5: ip se dixit et facta sunt, ip se m an d av it et c reata sunt. Als G ru nd d er W eltsch öp fu ng w ird von d er S chrift die A llm acht G ottes angeführt. Sie w ird gleichzeitig als U rm ach t (po ten tia a se) und als Ü berm acht auf­ gefasst. D a s e rste re bezeu g t 1 Tim 6, 16: so lu s p o te n s — qui so lu s h a b e t im m o rta lita te m 2). D er C h ara k te r d er Ü berm acht erg ib t sich au s d e r A rt und W eise wie die A llm acht auf blo ssen W illensbefehl hin w ir k t3). A llm acht und H errsch aft G o ttes u n ter­ scheiden sich begrifflich v o n ein an d e r w ie G run d u n d Folge. D en G ru n d b ezeich net gu t d a s lateinische om n ip o ten s (W eish. 18,

*) Abgesehen von den 5 Unmöglichkeiten: a) Kontradiktorisches, b) das Geschehene ungeschehen zu machen, c) Sünden, d) alles, was dem Wesen Gottes und seinen Attributen widerspricht, e) freie Ratschlüsse rückgängig machen; s. Pohle-Gierens, Dogmatik, Paderborn 1936, I 219.

2) Vgl. Pohle-Gierens I, 218 f. 3) Pohle-Gierens, Ebda.

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15) — παντοδύναμος, die F olge d a s griechische παντοκρχτωρ. Cyrill v. Jeru salem sag t in seiner 8 K atechese: παντοκράτωρ εστίν ό πάν­ των κρατών ΐ).

D er Begriff d er A llherschaft G ottes sch liesst w iederum ein: das E igentum srecht, dom inium p ro p rie ta tis u nd d as R egie­ rung srech t, dom inium iurisdictionis. D er Begriff des E igen tu m s­ rech tes b ezieh t sich auf die g esam te Schöpfung. P s. 23, 1 : D om ini est te rra et plenitud o eius, o rb is terraru m et universi, qui h a b ita n t in eo 2). D a s dom inium iurisdictionis bezeugt jed es­ m al d er Titel ’л к , dom inus. A usserdem 1 Tim . 6, 15: rex re ­ gum et D om inus dom inantium . D a sse lb e bezeugt E sth er 13, 9: D om ine rex om nipotens, in ditione enim tu a cun cta su n t p o sita et non est, qui p o ss it tuae re sistere voluntati. E b enso Offb. 5, 13: Sedenti.... et gloria et p o te sta s (κράτος) in sae cu la saeculo­ rum . D a s gleiche drü ck t au s P s. 144, 13: regnum tuum om nium saeculorum . Bei 1 T im . 1, 17: βασιλεύς τών α ιώ νω ν3).

In Bezug auf dualistische, p antheistisch e, m on istische und und deistische A nschauungen schliessen die O ffen barun gssch riften jed en Zw eifel aus.

Als w ollte die Schrift die A uffasung des D ualism us a u s ­ drücklich au ssch liessen , bezeugt sie w ied erh o lt die au sschliessliche H errsch aft G o ttes ü b e r seine Schöpfung. So in D t 32, 39: videte qu o d ego sim solus, et non sit alius D eus p ra eter m e: ego occi­ dam , et ego vivere faciam : percutiam , et ego san a b o , et non est qui de m anu m ea p o s sit eruere. S chön sag t G ie re n s 4): „Als h ätte G o tt d er H err sch o n zum v o ra u s auf den D u alism us B ezug nehm en w ollen, lehrt er durch den M und des Isaias 45, 6, 7: „Ich, d er H err, u nd kein anderer, bin es, d er d a b ild et d a s Licht und m acht die F instern is, d e r da m acht den F rieden und schafft d as B öse; ich, d er H err, m ache alles d a s “.

D o ch auch der P an th eism u s und M onism us m it ih rer B e­ h au p tu n g von d e r W esenseinheit von S chö pfer und S chöpfung scheitern an zahlreichen O ffenbarungsaussprü chen. An vielen S tellen w ird die Schöpfung als G e g en stan d d e r H errschaft G o ttes a ls etw as aussergöttliches, w esentlich und real versch ied enes

*) zit. bei Pohle-Gierens I, 221. s) ebda.

*) ebda.

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bezeichnet. S ehr deutlich ist d e r g riechische W o rtla u t von Rom. 4, 17: καλοδντος (Θεοό) τα μή ’όντα ώς όντα. A ehnlich P s. 148, 5: ip se dixit et ia c ta su nt, ipse m and avit et creata sunt. D er P a u li- nische A u ssp ru ch καλείν τα μή όντα ως όντα ist eine and ere A us­ drucksform d esse lb e n A ussp ru ch es in 2 M akk. 7, 28: ποιείν εξ οόκ όντων, w a s eine E m anation, o d e r g a r eine W esensiden tifizie­ ru n g im Sinne d es P a n th e ism u s o d e r M o nism us au ssc h liesst !). E b en so deu tlich sp rich t G en. 1, 1: in p rin cip io creavit D eu s coelum et terram , d a s U niversum , alles A u sse rg ö ttlic h e 2).

G egen die D eisten, die einen H errschaftstitel au s d e r S ch ö p ­ fung zugeben, b ra u ch en w ir an d ieser S telle keine O ffen b aru n g s­ texte anzuführen. W enn s p ä te r von d er g öttlich en V orsehu ng gesp ro ch en w ird, w e rd en w ir u n s m it dem D eism u s a u se in a n d e r­ setzen m üssen.

N unm ehr w äre die F ra g e n ach d er u n g e t e i l t e n H e r r ­ s c h a f t G o t t e s zu erö rtern . D ie ungeteilte H errsch aft G ottes ergibt sich au s d er T a tsa c h e d e r n ich tm ittelb aren E rschaffung d er W elt du rch G ott. U n serer T h ese w id ersp rech e n die G n o sis u n d alle au s ih r stam m en d en System e.

D ie A nnahm e von M itb eh errsch ern d e r S chöpfung m it G ott a u s dem T itel d e r M itsch ö p fu n g w id ersp rich t nicht allein d e r O ffenbarung, so n d ern se lb st d er V ernunft. D enn ein G esch öp f k an n w ed er H a u p tu rsach e d e r S chöp fung sein, noch au ch In stru ­ m entalu rsach e 3). D ie K irchenväter seh en in der creatu ra creatrix einen W id e rs p ru c h 4). T h o m a s von A quin, d er in sein er Jug end die M öglichkeit einer m ittelb aren S chöpfung v ertreten hatte, Hess sp ä te r diese A nsicht als u n h a ltb a r fallen, ln d er B ew eisführung führt er alles, w a s B ezug h a t auf d a s ens in qu antum e s t ens, auf die ca u sa u n iv ersa lissim a zurück, w ä h ren d S uarez vom Be­ griff d e r sch öpferischen T ätig k eit au sg eh t, w elche sich ih rer N atu r nach nicht auf d ieses o d e r jen es Sein b esc h rän k e n lässt, s o n ­ d ern alles schaffbare Sein u m fa s s t5).

q Pohle-G ierens I, 431.

2) W eitere Schriftstellen bei Pohle-Gierens I, 430; Weish. 7, 21 ; Sir 8, 1; Job. 1, 3; Röm. 11, 36; 1 Kor. 8, 6; Kol. 1, 16; Hebr. 1, 2; 2, 10; 3, 4!

3) L e h m e n , Theodizee, 201 f. und 203 f.

*)

vgl. Athanasius, Or. 2 contr. Arian. n. 21; Augustinus, De gen. adt lit. IX. 15, 28 bei Pohle-G ierens 1, 443.

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D ie O ffenb arungsschriften h eben G o ttes alleinige S chöpfer­ m acht oft hervor. Is. 44, 24: E go sum D om inus, faciens om nia, extend ens coelos solus, et nullus m ecum . A ehnlich Is. 45, 12: E go feci terram , et hom inem su p e r eam creavi ego.... 2 E sdr. 9, 6: T u ip se, D om ine, solus, tu fecisti coelum , et om nem exer­ citum eo ru m : terram , et universa qu ae in ea su n t: m aria, et om nia quae in eis su n t: et tu vivificas om nia haec. Job 9, 8: qui exten d it coelos so lu s, et g ra d itu r su p e r fluctus m aris. P s. 95, 5 : quoniam ip siu s est m are, et ip se fecit illud. Jer. 10, 10 ff. ....qui enim form avit om nia, ip se est: et Israel v irga h ered itatis eiu s: D om inus exercituum nom en illi. cf. H ebr. 1, 10 ff: zitiert P s. 101, 26 und P s. 109, 1. H ebr. 3 ,4 : qui autem om nia creavit, D eu s est. Offb. 4, 11: ....quia tu creasti om nia, et p ro p te r v o ­ luntatem tuam erant, c reata sunt.

U n d w enn d er S ap ien tia im A. T . und dem λόγος im N. T . eine sch ö p ferisch e T ätig k eit zu g esch rieb en w ird, d ann nur im S in n e d er W esensgleichh eit d e r göttlichen P erso n e n , auf G ru n d d e r P erich o rese. Joh. 5, 17 identifiziert die T ätig k eit C hristi und d es V aters: P a te r m eus u sq u e m odo o p eratu r et ego operor. E b en so Joh. 5, 19: non p o te st filius a se facere quidquam , nisi qu o d vid erit p atrem facientem . D esgleichen Joh. 14, 10: a me ipso n on loq uo r, P a te r autem in me m an ens, ip se facit opera.

Ü berw ältigen d ist in d ieser H insicht ü b er die A uffassung d er Schrift und der K irche d a s ü bereinstim m en de Z eugnis der V äter. Cyrill von A lexandrien, Adv. N estor. IV, 2: „D en ein­ zelnen P e rso n e n g etre n n t für sich T ätigk eiten beilegen, heisst nichts an d eres, als drei g etre n n te und von ein an d e r versch ie­ den e G ö tter a u ssp re c h e n “. A thanas., Ep. 1 ad S erap., 28: „D er V ater w irk t alles durch den Logos im HI. G e ist“.

„W enn dag egen d er hl. Cyrill v. Jerusalem , die W erke G ottes nach au ssen zu trennen, sie den einzelnen P erso n e n g etre n n t für sich zu ap p ro p riie ren un d so w e n ig sten s eine g e­ w isse T re n n u n g d e r P erso h n e n auch im im m anenten Leben G o ttes nahezulegen scheint, indem er dem V ater den E ntw urf d es W eltp lan es, dem S ohne die A usführung d esselben u nd dem hl. G eiste die H eiligung d er K reaturen zu sch reib t, so ist er w o h l­ w o llen d im Sinne d es G esetzes d e r A p p ro p riatio n en zu inter­ pretieren, u n d zw ar um so m ehr, a ls er s o n s t d iese D istink tio n

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doch nicht konstant durchführt (Schwane, Dogmengeschichte S. 126)i).

U n sere A usführungen können ab g esch lo ssen w e rd en m it dem A xiom : o p erari seq u itu r esse. Die H errsch aft G o ttes ü b er die gesam te S chöpfung kom m t so m it der ungeteilten D reifaltig­ keit ungeteilt zu.

A u sser dem H errsch aftstitel d er W elterschaffu ng besteh t ein zw eiter d er W e l t e r h a l t u n g . N achdem die Schöpfung von G ott a b so lu t nicht n u r im W erden, so n d ern auch im Sein abhängt, kann sie o hne G ott nich t im D asein v erh arre n 2). G ott ist kein G o tt im Sinne d er D eisten. Aus sein er positiv — aktiv — direkten E rh a ltu n g d er W elt erw äch st G o tt ein n euer H e rrsch afts­ titel. Infolge ih rer ab so lu ten A bhängigkeit ist die S chöpfung ihrem S chöpfer in allem direk t u n terta n — au ch in ih rer E xistenz.

In d er Hl. S chrift ist diese Lehre k lar a u sg e sp ro c h e n : W eish. 11, 26: q u o m o d o p o te st aliqu id p erm an ere, nisi tu v o luisses, aut q u o d a te vocatu m non esset, c o n se rv a re tu r? P s. 103, 29: auferes spiritum eorum , et deficient et in pulverem suum reventen tu r. D ie HI. Schrift fa s st die W elterh altu n g b ald ak tiv als T ra g e n o d er Zusam m enhalten, b a ld p assiv als B estehen o d er W o h n en in G o tt3). H ebr. 1, 2 f.: p er quem fecit et saecula, qui p o rta n s - que om nia verb o v irtu tis suae. Kol. 1, 16 f.: om nia p e r ipsum et in ip so c reata sunt.... et o m nia in ip so co n stan t. Apg. 17 ,2 8 : in ip so enim vivim us, et m ovem ur, et sum us. D ie K irchenväter bezeichnen die W e lte rh altu n g a ls eine fortgesetzte Schöpfung. So kann au ch die H errschaft G o ttes au s d e r W e lte rh altu n g als eine co ntinuatio d er H errsch aft a u s dem S ch ö p fu n g sak t an g e­ sehen w erden. A b schliessend u n d zu sam m en fassen d k ann g e­ s a g t w e rd en : G ottes H errsch aft ü ber die S chöpfung ist onto lo gisch b eg rü n d et in der E rschaffung und E rh altu n g d e r W elt d u rc h G ott. A ndere H errsch aftstitel w ie E rlö su n g und E n dzielrich tun g w erden s p ä te r b e h a n d e lt w erden.

c) D i f f e r e n z i e r u n g d e r G o t t e s h e r r s c h a f t . O bw ohl vom W e sen G ottes au s b e tra c h te t die g esam te S chöpfung eind eutig d e r H errschaft G o ttes un terstellt ist, so

*) Pohle-Gierens I, 416. 2) L e h m e n , Theodizee, 217. 3) Pohle-Gierens I, 446.

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können w ir von d er S chöpfung au s b etra ch tet doch gew isse A bstufungen u nd U nterschiede w ahrnehm en. W ie die S chöpfung näm lich differenziert ist, so kann an a lo g auch die H errschaft G o ttes au fgefasst w erden. A nders u n tersteh t G ott die leblose, a n d e rs die belebte, an d e rs die belebte-u nv ern ün ftige, an d e rs die vernünftige S chöpfung. Alles G eschaffene b eh e rrsch t G o tt exem pli ca u sa — als E xem plarursache, originis c a u sa — als D a se in s­ grund, co nserv ationis, co n cu rsu s et g u b ern atio n is ca u sa — als E rh a ltu n g sg ru n d und finis c a u sa — als Z ielursache.

Alle relativ vollkom m enen G eschöpfe b e h e rrsc h t G ott als ca u sa ex em plaris p erfecta sim pliciter, indem e r sie an seiner V ollkom m enheit irgendw ie teilnehm en lässt. Die H errschaft durch seine sapientia in B ezug auf den W eltp lan subsu m ieren w ir unter die E xem plarursache.

G ottes H errschaft aus d e r ca u sa originis w u rd e bereits beh an d elt.

G o tt b eh e rrsch t sein W erk auch als ca u sa conservationis, con cu rsu s et g u b ern atio n is. W eil die S chöpfung, w ie sch o n ein­ m al b eto n t w urde, nicht nur in ihrem W erd en von G ott a b ­ hän g ig ist, so n d ern auch in ihrem Sein, daru m ist eine co n se r­ vatio p o sitiv a et directa notw endig, w a s nebenbei die U nhalt­ b ark eit d es D eism us w ied er einm al beleuchtet. D arau s, d a ss G o tt erste U rsach e d er W elt in jed er H insicht un d in d er d en k b ar vollkom m ensten W eise ist, en tsp rin g t die gänzliche un d allsei­ tige A bhängigkeit d er W elt von G ott. D ie H errschaft G o ttes du rch den co n c u rsu s divinus w ird d av o n abgeleitet, d a ss die G eschöpfe in v o llstän d ig er A bhängigkeit zum S chöpfer steh en, also nicht nur in ihrem W erden und Sein, so n d ern auch in ihrem W irken innerlich und u n m itte lb a r1).

D urch seine scientia visionis b e h e rrsc h t G ott alle G e­ setze d e r S chöpfung in allen ihren A usw irkungen, neben den G esetzen d er leblosen und d er b eleb ten unvernünftigen N atur, du rch seine scientia m edia au ch die fu tu ra lib era u nd fu tu ra- biiia d er v ern u n ftb eg ab ten Schöpfung. G ottes H errschaft erstreck t sich w eiterhin im W illen G ottes auf die W elt als dem S ek un ­ d äro b je k t in aller V ollkom m enheit des göttlichen W illens ohne alle E inschrän kung und P o ten zialität.

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S chliesslich b eh e rrsch t G ott seine S chöpfung als Z w eck­ u rsache. D er E ndzw eck ist d er B ew eggru nd zur Schöpfung. D er ist w esentlich G o tt selb st. D ie N ebenzw ecke kö nn en diesen E ndzw eck nicht aufw iegen. S einer s e lb s t w illen ist die S chöpfung d a — G ru n d g en u g für eine H errschaft. M it R ücksicht auf die vernünftigen G eschöpfe tritt die E n d u rsa ch e a ls H errschaftstitel noch deu tlich er hervor.

Ein U ntersch ied soll n o ch h erv o rg eh o b en w e rd en : G ottes H e rrsch aft ü ber die u n belebte und b ele b t-u n v e rn ü n ftig e und ü b er die vernünftige Schöpfung. Ü b e r die u n b eleb te u nd b e le b t­ unvernünftige S ch öpfung h errsch t G ott durch d a s n otw end ig w irkende N a tu rg esetz: lege natu rali. Die zeitw eilige S u sp ension d er N aturg esetze du rch G o tt in den W u n d ern b e stä tig t die Re­ gel, in unserem F alle u nsere T h ese. D ie vernünftigen G eschöpfe u n d ihre freien H an d lu n g en b e h e rrsc h t G o tt a u s s e r d u rc h die lex n a tu ra lis n och durch die lex m oralis, durch die S anktion d es S ittengesetzes. G leichw ie G ott die leblose und b e le b t un ver­ nünftige N atu r lege n atu rali d u rc h alle Zeit, auch nach einer tellurisch en W ied erern eu eru n g b eh errsch en w ird, gen au so w ird er seine H errschaft ü ber die vernünftigen L ebew esen du rch seine S anktion d es S itteng esetzes ü b er den statu s viae h in au s im sta tu s term ini ausüben.

W ä h ren d w ir die H errsch aft G o ttes ü b e r die S ch öpfung die durch G ott als E xem p laru rsach e, als D a sein s-, E rh a ltu n g s­ g ru n d un d als Z ielursache b eg rü n d et ist, a ls die H errschaft G ottes im w eitesten Sinne des W o rtes fassen m öchten, w ollen w ir die san k tio n ierte G o ttesh errsch a ft ü b er die vernünfitigen Lebew esen als H errschaft im eng eren Sinne bezeichnen. Im eigentlichen Sinne d es W ortes, den w ir u n serer U n tersu ch u n g zugru nde legen, w ollen w ir die H errsch aft G ottes fa sse n : 1) als H errschaft im dieseitigen th eo k ra tisc h en Reiche im A. T ., 2) im d iesseitigen Reiche d e r G nad e im N. T . u n d 3) im R eiche d er endzeitlichen H errlichkeit. D iese drei G e sich tsp u n k te w erden die G ru n d la g e d e r H a u p ta b sch n itte u n serer A b hand lun g sein.

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2. Ursprung, Bereich und Dauer des Qottesreiches.

a) U r s p r u n g d e s Q o t t e s r e i c h e s .

U nter U rsp ru n g v erstehen w ir an d ieser Stelle den zeitli­ chen A nfang d es Q o ttesreich es in d er V ergangenheit, u n ter D au er eine etw aige B egrenztheit o der U n beg ren zth eit in d er Zukunft, u n ter B ereich die gesam te S chöpfung in allen ihren E rsc h ein u n g s­ form en d es S eins un d d er W irkungen, vom U rsp ru n g an und fortlau fend m it d er D a u er d es G o ttesreiches.

In sein er S chrift „De civitate D e i“ XII, 16 sa g t A ugusti­ n u s: „Ich w age nun freilich nicht zu sagen, G o tt d e r H err sei einm al nicht H err g e w e se n “. D ieser A u sspruch ch a rak terisie rt d a s P ro b lem : konnte G o ttes w e se n h afte A llm acht u n d A llh err­ schaft o h n e einen realen G e g en stan d s e in ? D ies w ar zw eifellos d e r Fall, ehe noch die W elt w ar. Um an d ieser S chw ierigkeit vorbeizukom m en, b eh a u p te ten einige die E w igkeit d er S ch öp­ fung. O rigenes h atte in περί αρχώ ν I, 2 die B eh aup tu ng au fg e­ stellt: die W elt ist anfanglos, in H inblick auf G o ttes U n v erän­ derlichkeit, in H inblick auf G ottes Güte, die niem als un b etätig t bleiben, auf seine A llm acht, die nie o hne G eg en stan d d e r H err­ schaft sein konnte. In d er F olgezeit w iederholten die A lbigenser diese Lehre, G ilbert de la P o rree, ja so g a r M eister E ck h art nicht ausgenom m en.

Auf G rund d e r O ffen b aru n g w u rd e d iese A nsch au u n g von m ehreren Konzilien und S ynoden verurteilt. Ü ber die M öglich­ keit einer ew igen S chöpfung sa g t d er hl. T h o m a s 1) : m undum n o n sem p er fuisse, so la fide ten etu r et d em o n strativ e p ro b a ri n on potest. In seinem W erke „De aetern itate m u n d i“ argu m entiert er so : „D ie U nm öglichkeit ein er ew igen S chöpfung m üsste en t­ w eder in einer U nzulänglichkeit d er U rsa ch e o d er in einem W id erstreb en o d e r sonstw ie w id ersp ru ch sv o llen V erhalten des O bjektes b eg rü n d et sein. D as lässt sich a b e r alles nicht geltend

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m achen. F o lglich g ib t es keinen p h ilo so p h isch en G ru nd , d e r die fragliche U nm ög lich keit d artä te. D ie U rsa ch e kann näm lich n ich t unzu län g lich sein, d a sie unendlich, allm äch tig ist; d a s O b jek t k ann nicht W id e rsta n d leisten, d a es nich ts ist; ein so n stig e r W id ersp ru ch ist nicht aufdeckbar, d a g eschaffen sein u n d ew ig sein sich nicht begrifflich a u ssc h lie sse n “.

S u arez stim m t T h o m a s d arin zu, d a ss eine u n v erän d erlich e ew ige W elt keinen W id ersp ru ch einschliesst, v erneint es ab e r von d er v erän d erlich en W e lt1). D iese U n tersch eid u n g dürfte rich tig s e in ; d enn m it d er V erän d eru n g ist d as N acheinander, ein Z u sta n d v o rh er, ein a n d e re r n achher, also die Zeit, n a tu r­ n o tw en d ig gegeben. Z eit und E w igkeit a b e r sind nicht k om m en­ su ra b el, d a die Z eit in d er E w igkeit nich t form ell, so n d ern em i­ nenterw eise en th alten ist. A lso k an n ein W esen, d a s form ell in d er Z eit ex istiert, nich t ew ig sein 2).

K laren B escheid ü b er die nichtew ige D a u e r d er S chöpfung gib t die O ffe n b a ru n g 3). „W ollte m an die F rag e d u rc h b lo sse V ernunftgründe e n tsch e id en “, bem erk t L e h m e n 4), „so m ü sste m an vor allem u n tersc h eid en zw ischen dem W eltg an zen , o d er d e r W elt als g eo rd netem , einh eitlichen G anzen, und dem W elt­ stoff, o d e r dem Stoff, a u s dem die W elt gebild et ist. Als ein­ heitliches G anze genom m en, h a t die W elt ohne Zweifel einen A nfang; d en n sie ist durch unzählige su b stan zielle un d akzi­ dentelle V e rän d eru n g en un d die gegenseitige E inw irkung d er K örper b ed in g t u nd sch liesst m ithin n otw endig eine A u feinan der­ folge ein. W as ab e r eine A ufeinanderfolge hat, m uss n otw en d ig einen A nfang h a b e n ; eine an fanglose A ufeinanderfolge g ib t es nicht. W ill m an also u n tersu ch en , ob die W eit vielleicht von E w igkeit existiere, so m uss m an die F rag e nach d e r D a u er des W eltganzen au ssc h eid en und die U n tersu ch u n g auf die D au er d e s W eltstoffes b e sc h rä n k e n “. D iese F rag e kann n ich t a p o ste ­ riori entschieden w erden , so n d ern a priori. Es frag t sich, ob d er W eltstoff v o n Ew igkeit h er sein, o d e r in d e r Zeit erschaffen w e rd en m üsste. „D a d e r Stoff a b e r unm öglich von E w igkeit in

*) Pohle-Gierens I, 443 f. 2) Pohle-Gierens I, 444. 3) Pohle-Gierens I, 440.

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B ew egung sein kann, weil B ew egung eine V eränderung ist, diese ab e r n o tw en d ig einen A nfang hat, so h ätten w ir u ns den ew i­ gen Stoff, w enn es einen solchen gäb e, n otw en d ig a ls eine tote, sta rre und ab so lu t träg e M asse zu denken. N un lä sst es sich a b e r kaum begreifen, d a ss G ott den Stoff erschaffen habe, um ihn eine E w igkeit hin d u rch in a b so lu te r U ntätigkeit zu lassen und ihm e rst in d er Zeit B ew egung m itzuteilen, w ä h ren d es doch n ä c h ste r Z w eck eines jeden W e sen s ist, sich sein er N atu r g e­ m äss zu b etätig en und zu w irken. O bgleich w ir auf diesen G rund hin nicht b eh a u p te n w ollen, d a s s ein ew iger Stoff eine ab so lu te U nm öglichkeit sei, so w ird m an doch zug estehen m üssen, d ass die U nm öglichkeit einer ew igen E xistenz des Stoffes einen seh r geringen G rad von W ahrscheinlichk eit für sich hab e. W ir können uns som it d arau f b esch rän k en , d er von einigen aufgestellten Be­ h au p tu n g entgegen zu treten, d e r Stoff existiere no tw en d ig von E w igkeit h e r“ >).

Die n otw endige E rschaffung d es W eltstoffes von Ew igkeit h e r kann nicht bew iesen w erden. „F ür G ott k ön nte eine zeitliche S chöpfung unm öglich ersch ein en nur w egen sein es von Ew igkeit g efassten B eschlusses, die W elt zu erschaffen; allein d er ew ige W ille G ottes, die W elt zu erschaffen, ist nicht n o tw en d ig der W ille, sie von E w igkeit zu erschaffen, au ch die G eschöpfe fo r­ d ern kein ew iges D asein, den n da die E xistenz der endlichen W esen a u s se r ihrer W esen h eit liegt, so kann sie im m er n u r eine kontingente sein; is t a b e r für die G eschöpfe als solche die E xis­ tenz ü b e rh a u p t nicht notw endig, dan n kann sie erst rech t nicht als eine ew ige für sie notw en d ig sein “ 2).

G estü tzt auf A ristoteles versuchten einige durch die An­ nahm e einer ew igen, anfanglosen Zeit d er Schw ierigkeit au sz u ­ w eichen. A risto te le s 3) arg u m en tiert: „V or jedem bestim m ten Z eit­ punkt gibt es ein F rü h e re s; so n st Hesse sich ja nicht sagen, d a ss etw as frü h er sei als die W elt; d a s F rü h ere un d S pätere, d as V orher und N achher sind a b e r Z eitteile; folglich g ab es vo r jedem a b se h b a re n Z eitpunkt schon eine Zeit, und som it ist die Z eit im m er, ohne je m a ls angefangen zu h a b e n “. D ieser Beweis

*) L e h m e n , Theodizee, 207. 2) ebda S. 207 f.

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b ein h altet eine V erw echslung d er „Z eitteile“ d e r im aginären und d er w irklichen Zeit. D ieselbe V erw echslung m acht K ant in seiner Kritik d e r reinen V e rn u n ft1).

D ie Zeit als die Z ahl d e r B ew egung in ih rer A ufeinander­ folge 2) fassen d , können w ir sag e n : D ie Z eit existiert d u rc h die A ufeinanderfolge d e r V eränderung in d e r S chöpfung, also m it d er S chöpfung. Die Zeit ist nicht früher als die S chöpfung. D ie S chöpfun g ist n ich t ein D ing a se, so n d e rn ab alio, a lso nicht anfanglos, so n d e rn b eg in n en d . S om it ist d er A ugenblick des W erd en s d er S chöpfung gleichzeitig d er A ugenblick d es W e rd en s d er Zeit u nd nachdem d a s W erd en d er S chöp fu ng auch die V er­ w irklichung des realen G ru n d e s d e r G o ttesh errsch aft. D a nach M en sch en art g esp ro ch en jede H e rrsch aft einen realen b eh errsch ten G eg en stan d v o rau ssetzt, können w ir den B eginn d e r G o tte s­ h errsch aft zu B eginn d er S ch öpfung als dem realen G eg enstand d e r H e rrsch a ft G ottes ansehen.

D a ss G o tt v o r d er realen E xistenz d e r Schöpfung nicht H err gew esen ist, können w ir nich t b eh au p ten , denn d e r A ntritt der H errsch aft ü b e r die real g ew o rd en e S chöp fu ng w ürde eine V eränderu ng in G o tt b einh alten. In einem für u n s u n fa ssb a ren und u n au ssp rech lich en Sinne w a r G o tt au ch v o r d er R ealisie­ ru n g d e r S ch öpfung H e rr; die Idee d er S chöpfung w a r in G ott existent. Auch d as V o rhandensein der Idee d e r S chö pfun g in G o ttes S ch ö p fu n g sp lan sch liesst eine A rt H errsch aft ein. G o tt b eh e rrsch te die S chöpfung, b ev o r sie w ard, in sein er Id ee d a ­ durch, d a ss er ihr durch diese Idee ihre S einsform v erliehen hat. Eine A nnahm e von ew igen K reisläufen irg en d einer S chöpfung zur R ettung d e r H errsch aft G o ttes v o r d e r E x isten z d er jetzigen S chöpfung im Sinne d e r N euplatoniker g lauben w ir n ich t erst e rö rtern zu m ü s s e n 3). Die Z uhilfenahm e d es Begriffes „von je h e r“ d u rch A u gu stinus ä n d e rt n ich ts am P ro b le m 4).

D ie obigen U n tersu ch u n g en b ezogen sich auf den zeitlichen U rsp ru n g d er G o ttesh errsch a ft ü b erh au p t. D er A nfang d es G o tte s ­ reiches im th eo k ra tisc h en R eiche^im A Tt.T* im R eiche”der G n ad e

*) L e h m e n , Theodizee, 209 f.

J) Aristoteles, zit. bei L e h m e n , Kosmologie, Freiburg 1920, 175. 3) Cf. dazu Augustinus, De civ. Dei, X. 31.

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im N. T . und im Reiche d er endzeitlichen H errlichkeit kom m t an zu stän d ig er Stelle zu r Sprache.

b) B e r e i c h d e r H e r r s c h a f t G o t t e s .

Um den Bereich des G o ttesre ic h es darzutun, k ann um fassend g esa g t w erden : D en G e g en stan d d er G o ttesh errsch a ft b ild et alles aussergö ttlich e Sein. D abei sin d B ereich und G egen stand k o n ­ g ruente Begriffe. Es scheint som it G ott m it R ücksicht auf die b esch rän k te S chöpfung nu r eine b esc h rän k te H errsch aft au szu ­ üben. D enn seine p o ten tia re g n an d i, die gleich ist d er p oten tia crean d i, also unendlich, kann durch die gegenw ärtige S chöpfung nicht erschöpft w erd en; eb en so durch keine an d e re Schöpfung, denn schon d er B egriff des au sserg ö ttlich en S eins sch liesst im m er eine B esch ränkth eit ein. Eine seinem W esen a d ä q u a te S chöp­ fung kann G ott nich t h erv o rb rin g en ; d as hiesse einen zw eiten vollko m m en en G ott schaffen. D ann w äre sein H errsch aftsbereich sein er H errsch aftsm ö glich keit gleichförm ig. D och d as ist ein U nding.

Z ur früheren F eststellu n g zurückkehrend, können w ir sagen, d a ss seine H errschaft d urch die S chöpfung nicht insofern b e­ grenzt ist, als w ä re G ott einer g rö sseren und au sg ed eh n teren H errschaft nicht m ehr fähig, so n d ern in dem Sinne, als alles, w a s von G ott sein D asein hat, und d a s ist alles a u ss e r G ott Existente, sein er H errsch aft unterw orfen ist.

A ugustinus bem üht sich die logische R eihenfolge d er Voll­ k om m en h eitsg rad e a lle r im Reiche G ottes im w eitesten Sinne enthaltenen G eschöpfe aufzustellen, indem er s a g t 1): „U nter den W esen näm lich, die irgendw ie D asein h a b e n u nd nicht sin d w as G o tt ist, von dem sie erschaffen sind, stehen die m it Leben b e ­ gab ten ü b e r den leblosen, d a s will sag e n : die, die Z eu g u n g s­ o d er auch b lo ss S trebeverm ög en h ab en , ü ber denen, die dieser T rieb e e n tb eh ren ; und u n ter den L ebew esen steh en die sin n b e ­ gab ten ü b e r den sinn en tb eh ren d en , w ie die T iere über den B äu­ m en ; u nd u n ter den sin n b eg ab te n stehen die V ernunftw esen über den vernunftlosen, wie die M enschen ü b e r den T iere n ; und u n ter

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den V ernunftw esen stehen die un sterblichen über den sterb lichen , wie die Engel ü b er den M enschen. D iese Ü b e ro rd n u n g beru h t auf der n atü rlichen R an g o rd n u n g “. Bei den vernünftigen W esen darf die H errsch aft G ottes nicht auf die durch den G n a d en stan d m itt G o tt v erbund enen G eschöpfe b esc h rän k t w erden . Auch die durch die S ünde von G o tt ab g e k eh rten M enschen in statu viae und term ini, sow ie die verdam m ten Engel befinden sich im H errsch aftsb ereich e G ottes. E s darf nicht ü b erseh en w erd en, d a ss w ir auch h ier noch den Begriff des G o ttesreich es zu n äch st im w eitesten Sinn g e b rau ch t hab en . Im G ottesreich im eigentlichen S in n e !) h a b e n die b eid en letzgenannten G ru p p e n se lb stv e rstä n ­ dlich keinen Raum .

C o h a u s z 2) b em erk t richtig, d a ss w ir den H e rrsc h a fts­ bereich G o ttes nicht allein auf unseren P la n eten b esch rän ken dürfen.

D a s so eb en von A ugustinus angeführte Z itat sp rich t er nicht im Sinne u n seres Z u sam m enhanges, d a h e r u nvollständig, so d a ss w ir den B ereich d er G o ttessh ersch aft noch über die „realen D in g e “ h in au s um die N atu rgesetze und um die freien E ntschlüsse d e r vernünftigen W esen erw eitern m üssen. O b w o hl die N atu rg esetze ein erseits ein G egenstan d d e r H errsch aft G ottes sind, da sie als solche von G ott h errü h ren , bilden sie an d erseits ein Mittel d er H errschaft G ottes, insofern G ott du rch die N a tu r­ gesetze alles natürliche G eschehen von sich ab h än g ig m acht. B eide B eziehungen stehen innerhalb d es B ereiches d er G o tte s­ herrschaft.

ln gleicher W eise um schliesst G o tt verm ittels sein er scien tia m edia alle freien E n tsch lü sse d er vernünftigen W esen, sow ohl jene d e r G eisterw elt in tem po re p ro b atio n is, w ie die d er M en­ schen in statu viae. Alle die erw äh n ten G egebenheiten, die realen D inge, die n aturgesetzlich notw endigen E rscheinungen, eb en so w ie die freien W illensakte d er M enschen w e rd en nicht im s ta tu s q u o verbleiben. D er E ntropie zufolge, die gleichfalls n atu rg e­ setzlich b eding t ist, w ird die S chöpfung (ausg en o m m en die reinen G eister, die sich in diesem Sinne in einem u n verän derlich en Z u ­ sta n d befinden) in ein an d e res S tadium übergehen. M ag dies

>) vgl. S. 91 unten.

2) Der gottmenschliche Reich Jesu Christi: Linzer Theol. Quartal­ schrift 1937, S. 388.

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w ie im m er geschehen und wie im m er aussehen, auch dann w ird alles au sserg ö ttlich e Sein im H errsch aftsb ereich e G ottes ver­ b leiben. Auch d e r Ü b erg an g der M enschen aus dem statu s viae in den statu s term ini b ed eu tet n u r eine Z u stan d sän d e ru n g inner­ h alb d erselb en G renzen.

Auch die S uspen sion d er N aturgesetze im W un der geschieht inn erhalb d es H errschaftsbereiches G ottes.

O bw o hl w ir in den vorigen A usführungen selten den Be­ griff G ottesreich verw endeten, so b ed eu tet das nicht eine Ver­ sch ieb u n g d e r T erm ini o d er ein V erlassen des vorgezeichneten W eges. G o ttesh errsch a ft und G o ttesreich w u rd en scho n eingangs als K orrelativa gefasst, beide im w eitesten Sinne.

B isher bew egten w ir uns in d er S p h ä re d es G esch öp flich - N atürlichen. W ie w ir sp äter sehen w erden, tritt d a s G o ttesreich in d er S phäre d es Ü b ern atü rlich en erst rech t in E rscheinung. In den H errsch aftsb ereich G o ttes fallen som it alle E rcheinungen d e r G nadenw irk ung, von d er g ra tia m ere sufficiens angefangen bis zur visio beatifica.

D a ss w ir die o p eratio n es divinae ad in tra o d e r auch die ad extra, w ie auch die p ro cessio n es u nd m issio n es in nerhalb der T rin itä t in den H e rrsch aftsb ereich G ottes in u nserem Sinne nicht einbeziehen können, leuchtet von selb st ein, um nicht einen p an th eistisch en o d er m onistischen sich se lb st b eh e rrsch e n d en G ott zu konstruieren. U nd ü berd ies b e sc h rä n k t sich d a s G o tte s­ reich, wie b e re its o ben festgestellt w urde, auf d a s au sse rg ö ttlich e Sein.

Die O ffenbarungsschriften zeichnen, w enngleich nicht sy ste ­ m atisch und erschöpfend, so do ch m it klaren un d erh ab en en W o rte n den B ereich des R eiches G ottes. Alle Stellen, die sich auf die S chöpfung durch G ott beziehen, lautem in diesem Sinn. A usserdem b estätig en viele A ussprüche d er Schrift direk t den H errschaftsb ereich G ottes o der C hristi. So M tth. 5, 35: D er Him m el ist sein T h ro n und die Erde d e r Schem el sein er F üsse. P s. 102, 19 s a g t: Sein (G ottes) Königtum h e rrsc h t ü b er alles. 2. Chr. 20, 6: D u b ist H errsch er ü ber alle Reiche d er Völker. D a sse lb e sag t Sir. 17, 4 m it Bezug auf die Ü b erg ab e der H errschaft G o ttes an C h ristu s: Er setzte ihn... zum H errsch er ü b e r all seinen B esitz (ein). Vgl. dazu 1. C hr. 29, 11; P s. 102, 22. G ott ist d e r H err Him m els und d er Erde, M tth. 11, 25.

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Die H errschaft G ottes gilt nicht n ur allgem ein dem W elt­ all, sie gilt u n m ittelbar allen einzelnen G eschöpfen, „den Vögeln des Him m els und den Fischen des M eeres“, als p artib u s pro to to : (Sir. 17, 4 : 1 Mo. 1, 26 ; W eish. 9, 2 ; 10, 2).

D ie H errschaft G ottes gilt allen V ölkerschaften d er Erde (2 Chr. 20, 6 ; P s. 144, 13).

U nter den H errschaftsbereich G ottes fallen die G edanken und freien E ntschlüsse der M enschen. G ott ist es, der H erz und N ieren erfo rsch t (Ps. 70, 10; Offb. 2, 23).

Aus allen Stellen, die die Engel als B oten G ottes erschei­ nen lassen, erschliessen w ir ihre U n tertänig keit unter G ottes H err­ schaft (Luc. 1, 13; 2, 10; M tth. 1, 20 u. s. w.).

G ross an Zahl sind ferner die Stellen, die sich auf d as W ir­ ken d e r G nade beziehen.

c) D a u e r d e s G o t t e s r e i c h e s .

W enn w ir die Frage nach d e r D au er des G o ttesreich es be­ an tw orten w ollen, m üssen w ir den A nfangs- und den E ndpunkt nennen : von — bis. Ü b er den zeitlichen A nfang w urde bereits im vorigen A bschnitt „ U rsp ru n g “ gehandelt. Ungleich leichter ist d er E ndzeitpunkt des G ottesreich es zu erm itteln.

Einige E xegeten setzten in W eish. 1, 14: (D E U S) creavit enim , ut essen t om nia, d as e sse n t = p erm aneren t, und schliessen auf ew ige D au er der geschöpflichen Existenzen. D as zitierte D ic­ tum darf nicht isoliert b etra ch tet w erden. D as ut esse n t om nia ist nur eine U m schreibung und E rklärung des v o ranstehen den nec laeta tu r in p erditione vivorum , sow ie d es zw eiten T eiles von Vers 14 et sanabiles fecit nationes orbis terrarum . D arau s folgt, dass sich das ut essent o m n i a , gar nicht auf o m n i a , seil, facta bezieht, sondern auf die vivi, re sp . auf die san ab iles nation es. S tatt d er U m schreibung könnte es heisssen : die n ation es o m n e s w erden o der können bestehen, weil sie sanabiles sind und G ott ihren U nterg ang nicht will (nec laetatur). Eine G leichsetzung des essent mit p erm an eren t geschieht nicht dem Sinn und dem Zu­ sam m enhang en tsp rech en d . Es folgt aus W eish. 1, 14 nicht die N otw endigkeit ein er ew igen Existenz der S chöpfung, som it auch nicht des G ottesreiches.

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W ohl kann m an das, w as auch G ie r e n s 1) in W eish. 1 ,1 4 sieht, in Ps. 103,5 finden": Qui fundasti terram su p er stabilitatem suam : non inclinabitur in saeculum saeculi.

Viele andere Stellen sp re ch en deutlich von einer ew igen H errschaft G ottes, die ih rerseits einen G egen stan d v o ra u sse tz t; so 2 Mo. 15, 18: D er H err w ird herrschen ew ig und im m erdar. P s. 10, 16; D er H err h errsch t im m er und in alle Ewigkeit. Von C hristus sag t Luc. 1, 3 2 : Er w ird über d as H aus Jakob ewiglich h errschen. Offb. 11, 15: Er (C hristu s) w ird h errschen in alle Ew igkeit. 1 P etr. 5, 11 : Ihm sei die Ehre und H errsch aft von Ewigkeit. Ebenso Offb. 1, 6 .; 1 Tim . 6, 16:... w elchem sei Ehre un d ew ige H errschaft. Amen. P s. 144, 13: D eine H errschaft (ist) von G eschlecht zu G eschlecht. „W ährend für die geistigen W e­ sen sich die ethische F o rderung des ew igen F o rtb estan d es oder d er U nsterblichkeit mit einer M acht geltend m acht, der sich die W eisheit, Heiligkeit und T reue G ottes nicht zu entziehen v er­ m a g “ 2), können w ir auf G rund der sicheren theologischen Lehre sagen, dass G ott tatsächlich der W elt, im ganzen wie in ihren einzelnen Teilen, niem als seinen erh alten den Einfluss entzieht, sondern seine ganze S chöpfung vielm ehr d er S ub stanz nach in alle Ew igkeit erhalten und niem als vernichten w ird. Einen W elt­ un terg an g im Sinne d er W eltvernichtung kennt auch die O ffen­ b aru n g n ic h t; w ohl a b e r eine U m bildung, sei es eine tellurische o d er eine andere. — Es w erden som it nach der U m bildung so ­ w ohl der „neue H im m el“ wie auch die „neue E rd e“ im B ereich des G o ttesreich es v erb le ib en 3). D urch die W eltum bildung w ird die H errsch aft G ottes nicht u nterbrochen, den auch die W ied e r­ erneueru ng ist ein Ausfluss d er H errschertätigkeit G ottes. D as Reich G ottes a ls solches w ird ew ig dauern, d. i. ohne aufzuhö­ ren. D ass inzw ischen die S chöpfung andere Form en annehm en w ird, hat nichts zu sagen. D as G ottesreich ersch ein t überh aup t nicht in einer einzigen G estalt, so n d ern in vielen E rscheinungs­ form en, die entw eder eine kontinuierliche Kette bilden, ineinan- 5 ’ * der greifen, oder gleichzeitig auftreten. So bleibt das G ottesreich, durch die Schöpfung als „Eigentum G o tte s“ begrün det, stän dig bestehen. Innerhalb dieser G estalt w echseln andere E rscheinungs­

>) Pohle-Gierens, I. 446. 2) ebda.

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form en des G ottesreiches. Es ersch ein t als th eo k ratisch es Reich im A. T., als Reich d e r G nade im N. T., als Reich d er endzeitlichen V ollendung im statu s term ini. Innerhalb dieser Form en w echseln w ieder andere a b : so innerhalb des th eo kratischen Reiches im AT die einzelnen sich m ehr un d m ehr vervollkom m nenderen S tu­ fen des B undes zw ischen G ott und dem auserw äh lten Volke, im neutestam entlich en Reiche d er G nade offenbart sich das Reich G o ttes äusserlich in d er G ründun g d er Kirche, innerlich durch die G nadenheiligung d er S eelen; ja selbst als G egenstück des endzeitlichen R eiches der V ollendung w ird d as Reich S atan s, w enn w ir es so nennen dürfen, als B eweis d er strafsank tion ierten H errschaft G ottes bestehen bleiben.

D iese E rscheinungsform en haben w ohl ihren A nfang und ih r Ende, w obei beide Term ini n u r sch w er o d er g ar nicht zu erm itteln sind, w ä h ren d das G ottesreich als solches u n u n terb ro ­ chen in alle Ew igkeit b esteh en bleibt.

W ie w ir uns zu Beginn un serer A bhandlung mit dem P ro ­ blem befassten, d a ss G ott seine H errschaft im m er betätigen m üsse: w as vom B eginn seiner H errschaft galt, gilt ebenfalls von ihrem E nd e; sie k ann nicht unbetätigt bleiben. Die O ffenbarungs­ schriften, die w ir auszugsw eise schon oben zitierten, geben da­ von klares Z eugnis.

3. „Gottesreich“ u. „Himmelreich“.

W ir sprachen b ish er oft von d er H errsch aft G ottes, w enig vom Reiche G ottes. D och tu t dies u n serer U n tersu ch u n g keinen A bbruch. D ie H errschaft setzt ein O bjekt v o rau s, und die Sum m e der b eh e rrsch te n O bjekte und der H errsch aftsak te nennen w ir Reich, w a sT au ch mit B ereich w iedergegeben w urde. D ass hier nicht ein leeres T errito riu m in F rage kom m t, ist selbstverständlich >)·

О Vgl. dazu Dalman, Die Worte Jesu, Leipzig 1898, S. 77 : „Es kann kein Zweifel darüber obwalten, dass sowohl im A. T. als in der jüdischen Li­ teratur das”auf Gott bezogene malkuth stets „Königsregiment“, niemals „Königreich“ bedeutet,’wobei an das von ihm beherrschte Gebiet zu denken wäre... Ein orientalisches Reich ist heut wie im Altertum kein Staatswesen in unserem Sinne,"kein"irgendwie verfasstes Volk oder Land, sondern eben eine „Herrschaft“, welche einen bestimmten Bereich umspannt“. Dalman

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In den heiligen Schriften beider T estam en te kom m en neben den Begriffen G ottesreich und G ottesh errsch aft noch viele andere v o r w ie: Him m elreich, Reich G ottes, Reich C hristi, Reich Christi und G o ttes, Reich. An dieser Stelle können w ir ebenso die fol­ genden oft vorkom m enden B ezeichnungen anführen: herrliches Reich, zierliche Krone, Krone des Lebens, Seligkeit, G lückselig­ keit, ew iges Leben, Leben, Buch des Lebens und ähnliche m ehr. D iese N am en bezeichnen ein und denselben G egenstand, ab er nach verschiedenen G esichtspunkten. So w ollen die beiden ersten B ezeichnungen G ottesreich und H im m elreich den U rsp ru n g und den H errscher nennen: das Reich kom m t von G ott, ist durch G o tt begründ et und G o tt selbst führt die H errschaft. Reich Christi b esa g t dasselbe von C hristus. Reich C hristi und G o ttes deutet hin auf die W irkgem einschaft von G ott V ater und G ott Sohn im selben Reiche und auf die Ü bergabe der H errschaft an C hristus aus dem Titel der Erlösung. Him m elreich b esag t den him m li­ schen U rsprung, nicht selten deutet es auf den Himmel hin als unser Ziel. (Vielfach ist aber g erad e dieser A usdruck sprachlich b ed in g t; vgl. w eiter unten). D er A usdruck h errlich es Reich will die E rhabenheit des R eiches G ottes und dessen E rstreb ens — W ürdigkeit darlegen. Die W orte Seligkeit, G lückseligkeit, ew iges L eben und Leben schildern den Z ustand des M enschen im G ot­ tesreiche. U nd schliesslich heissen die A usdrücke zierliche Krone, K rone d es Lebens und Buch des L ebens nichts an deres, als das Reich G ottes ist der Lohn für die Erfüllung des W illens G ottes als erforderliche V orbedingung.

Von allen diesen angeführten B ezeichnungeu kom m en unver­ hältnism ässig oft die beiden A usdrücke G ottesreich und Himmel­ reich vor. U nd um den Inhalt, bezw . um die B eg rü nd un g der V erschiedenheit im G ebrauche dieser beiden Term ini in den n eu- testam entlichen Schriften geh t die K ontroverse.

Ü ber den G ebrauch dieser zwei A usdrücke sind sich die Exegeten nicht einig. W ä h ren d die einen sich mit d er S yno- nym ität begnügen und gleich zur T ag eso rd n u n g ü b ergeh en, suchen andere den Inhalt dieser beiden Term ini abzugrenzen und

nimmt im selben Zusammenhänge gegen Krop Stellung (Krop, La pensée de Jésus sur la royaume de Dieu, 1897, 21 f.) „der in seiner Definition“ un domaine à la tête duquel se trouve un roi“, die lokale Bedeutung des Ausspruchs für die ursprüngliche“ hält.

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zu unterscheiden, o d e r sie lassen die V erschiedenheit im G e­ brauche von äu sseren geschichtlichen T atsac h en abhängen.

B artm ann stellt fest, dass der fragliche Begriff bei M tth. fast stets mit „H im m elreich“ w iedergegeben w ird, bei den ü b ri­ gen neutestam entlichen S chriftstellern ebenso stän d ig m it „Reich G o tte s“. „Es sind zwei v erschieden e A usdrücke für dieselbe S a­ che... Sachlich ist diese S p rachverschieden heit von kein er B edeu­ tu n g “. D ie sprachliche V erschiedenheit m indert sich fast bis zur Ü bereinstim m ung“, so fäh rt er fort, „w enn m an bed enk t, dass die Juden zur Zeit C hristi die G ew ohnheit hatten, den Namen G ottes zu verm eiden und dafü r lieber einen E rsatznam en, zumal „H im m el“, als den O rt der W ohnu ng G ottes einzusetzen. C hri­ stu s teilte gew iss nicht diese Scheu der Ju d en vor dem Jah v e n a­ men. Vielleicht aber h at er sich bisw eilen dem S prach geb rauch sein er Zeit angeschlossen. Vielleicht auch haben w ir im Him m el­ reich eine freie Ü bersetzung des Evangelisten s e lb s t“ !). In sein er Schrift „D as H im m elreich und sein K önig“ 2) sag t derselbe B art­ m ann: „ob Jezus beide Form eln abw echselnd g eb rauchte oder nur eine, und ob M atth äus dann etw a aus schriftstellerischen G ründen seinen T erm inus frei w ählte, is t nich sicher auszum a­ chen. Aus d e r apokryphen zeitgenössischen L iteratur ist zur Auf­ hellung des P roblem s nichts zu gew innen.., W enn d er zweite und dritte E vangelist den T erm in u s H im m elreich des ersten mit Reich G ottes w iedergeben, so folgt d arau s, dass sie beide F or­ meln für inhaltlich gleich halten... Vielleicht w a r der A usdruck ,H im m elreich’ volkstüm licher, weil der Jude a u s b ek a n n te r Scheu, den N am en G o ttes zu nennen, gerne eine E rsatzbezeichnung w ählte," in unserem Falle also die W oh nu ng G o ttes sta tt der P erso n . M ald onat (C om m ent, in q u atu o r Evangel, tom. 1. In M atth. 3, 2) erin n ert an den geistigen, tran szen d en ten C harak ter des R eiches, d er durch das W o rt Himmel an g ed eu tet w erde. Die heidenchristlichen L eser von M arku s und L ukas w aren w ohl m ehr für den T erm inus, ßaatXsia vob θεού v o rb e reitet“ 3).

0 B. Bartmann, Das Reich Gottes in der Hl. Schrift : Bibi. Zeitfra­ gen. Münster, 1912. S. 148.

2) Paderborn, Schöningh 1904.

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D enselben S tan d p u n k t wie B artm ann v ertritt L. K östers S. J. Er b em erkt: „W enn M atthäus sta tt Reich G ottes m eist Him­ m elreich sag t, so b ekundet er dam it n ur die spätjü dische Scheu, den N am en G ottes unm ittelbar au sz u sp re c h e n “. Himmel wird als ein E rsatznam e für G ott gebraucht, wie sich schon au s dem N e u e n 1) und Alten T e s ta m e n t2) e r g ib t3). Sachlich bezeichnet M atthäu s also genau dasselbe, wie er denn auch da, wo die P a ­ ralleltexte Reich G ottes haben, H im m elreich schreibt. Im übrigen bra u ch t er selb er das W o rt Reich G o ttes im gleichen Sinne. Eine andere, noch nicht b eantw ortete Frage ist, w arum gerade M atthäus diese Form b ev o rzu g t: vielleicht nu r d eshalb, w e ils e in Evangelium sich an die Ju d en c h riste n w e n d e t4).

Entgegen d er A nsicht B o ussets, d er den ständ igen G ebrauch vom H im m elreich „vom Schriftgelehrten M atth äus in die W orte Jesu ein geb racht se in “ lä s s t5), beh au p tet G ail die U rsprü nglich ­ keit gerade dieses A usdruckes bei Jesus. „Jesu R eichsgotteshof­ fnung ist losgelöst von allem, w as sie so n st an das jüdische Volk fesselte, sie ist g anz tran szen d en t, jenseitig im vollen Sinne des W o rtes. Es fesselt sie nichts m ehr an diese W elt, sie ist von einer än d ern W elt, von der er, der M enschensohn auch kam . In diesem Sinn g eb rau ch te Jesu s auch w ohl m it V orliebe die Be­ zeichnung H im m elreich (βασιλεία των ουρανών), w ie die Ü berliefe­ ru n g bei M atthäus zeigt, so d ass m an fragen könnte, ob er ü b er­ h au p t den A usdruck βασιλεία του θεού g eb rau ch t hat, und ob nicht bei M arkus und Lukas, die für heidenchristliche Leser schrei­ ben, eine K orrektur v o rlieg t“ 6).

D erselben A uffassung vom G ebrauch des B egriffes Himm el­ reich sch liesst sich S chnederm ann an und nennt den B egriff sp e- zivisch — jü d is c h 7), o der er sp rich t vom en tsp rech end en h eb räi­ schen (im Sinne des jüdischen U rsprun gs, so n st aram äisch en) A usdruck für G ottes R eich8).

0 Mt. 5, 34; 21, 25; Lc. 15, 18; Jo. 3, 27.

2) 1 Makk. 3, 19; 4, 10; 2 Makk. 3, 15; 7, 11 ; 2 Chr. 32, 20. 3) vgl. Gustaf Dalman, Die Worte Jesu, Leipzig 1891, S. 167 ff. 4) L. Kösters, Die Kirche unseres Glaubens, Freiburg 1935, S. 78. 6) zit. bei Gall, a. a. o. S. 471, Anm. 3.

6) ebda, S. 471.

7) Schnedermann, a. a. o. S. 171. ») ebda, S. 107.

(24)

Auch P. H ilarin F elder stim m t d erselb en A nsicht zu, w enn er sag t: „U nter der M alkuth scham aim o d er M alkuth Jahve, dem Reiche Q ottes o d e r dem H im m elreich — Himmel ist nur m etonym ische B ezeichnung G ottes — v erste h t die Hl. Schrift wie d er sem itische S p rac h g eb ra u ch eben die konk reten königlichen Rechte, die G ott ü b er die W elt besitzt, die A u süb un g dieser Rechte vonseiten G ottes und ihre A nerkennung vonseiten der M enschen, mithin ein Reich, das vom Himmel regiert w ird und d urchau s dem Himmel u nterw orfen sein will — eine H im m elsherrschaft, ein K önigsregim ent G o tte s“ 1).

W ä h ren d die zitierten A utoren die beiden einschlägigen A us­ drücke für inhaltlich gleich b etra ch ten und ihren verschied enen G ebrauch für gew öhnlich historisch bed in g t sehen, grösstenteils durch die jüdischen A dressaten des ersten E vangelium s, will Schäfer einen inhaltlichen U nterschied zw ischen beiden fe ststel­ len. S einer A bhandlung „D as Reich G ottes im Lichte d er P a ra ­ beln des H errn “ entnehm en w ir seine diesbezügliche A nsich t: „D er A usdruck H im m elreich a b e r deck t sich nicht einfachhin m it Reich G o tte s 2) ; vielm ehr hebt er eine b e so n d e re Seite d ieses R eiches hervor, näm lich die, dass es ein so lch es ist, d a s nicht der gegenw ärtigen O rdnung der D inge entstam m t (Jo. 18, 36), so n d ern vom Himmel h er als ein neu es in dieselbe h in ein tritt; es tritt zur W elt in n atürlichen und sittlichen G egensatz (M tth. 5, 3 ; 19, 14; 23, 24), weil es seinem U rsp ru n g (C hristus, Jo. 3, 31), seinem Inhalt (G nade und W ah rheit, 1 Kor. 15, 50) und seinem Endziel (ew ige G lorie) nach ü bernatürlich ist. In diesem antithetisch en C h ara k te r d es B egriffes H im m elreich liegt der G ru n d für die V orliebe, mit d er g erad e der hl. M atth äus ihn g e­ w ählt h a t; bekanntlich schrieb dieser E vangelist für die Ju d en ­ christen, un d den fleischlichen M essiashoffnungen d e r jüdischen N ation g egenüber kam es ihm d arau f an, zu zeigen, d a s s d as m essianische Reich ein übernatürliches, geistiges sein m üsse, eine W ahrheit, die ihnen eben schon der A usdruck ih rer theologischen Schulen nahelegen könne. Es ist näm lich d e r Begriff Reich G

ot-9 H. Felder, Jesus von Nazareth, Paderborn 1ot-937, S. 1ot-91, oder H. Felder, Jesus Christus, Paderborn 1, 1911 185.

2) „Die Ansicht Schürers, als stehe in βασιλεία τών οορανών das ουρανός einfach metonymisch für Gott, der im Himmel wohnt, wird mit guten

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Grün-tes sow ohl, wie der Begriff Him m elreich nicht erst durch den Heiland oder die E vangelisten neu g ep räg t >), so n d ern beide Be­ zeichnungen sind vom H errn h erübergenom m en aus den von den rabbinischen S chulen beeinflussten religiösen A nschauungen des V olkes“ 2)... D e r H eiland g eb rau ch te beide B ezeichnungen in sei­ nen L ehren; M atthäus w ählt a u s dem oben b erü hrten G rund g e­ rade den A usdruck H im m elreich au s; die übrigen Evangelisten, die für die H eid enchristen3) schrieben, bevorzugten das W o rt: R eich^G ottes“ 4).

G ustaf D alm an beleuchtet das P roblem vom philologischen S tandp unkt und gelangt zu einem ähnlichen E rgebnis, mit A us­ nahm e der B ezugnahm e des B egriffes Him m elreich auf die T ra n ­ szendenz. D er Ü bersicht h alb er lassen w ir die geistreichen A us­ führungen D alm ans w örtlich folgen: „D er % βασιλεία τών ουρανών en tsp rech en d e jüdische A usdrück ist aram äish : m a l k u t h a ’ d i s e m a i a ’ h eb räisch : m a l k u t h s a m a i m. D abei ist b ea ch ­ tensw ert, d ass s a m a i m stets artik ellos ist, w o ra u s zu ersehen, d ass auch das aram äische ś e m a i a ’ nur d esh alb determ iniert ist, weil das jüdische A ram äisch für dies W o rt keine andere F orm b esitzt“. Es folgen B ew eise aus d er M ischna: Ber. II 2: m a l k u t h s a m a i m Sanh. VI, 4: ś e m s a r n a i m der Name G ottes, u. a.; dagegen stets m i n h a s a m a i m vom Himmel Sanh. X 1, Ned. X 6. D er U nterschied w ird dad urch veran lasst sein, dass in d er zuletzt genannten R ed en sart der eigentliche Sinn von s a m a i m noch em pfunden w ird, w ä h ren d s o n st s a m a i m nur E rsatz für ,G o tt’ ist.

den bekämpft von Lipsius, Jahrb. f. prot. Theol. 4, 189 ff.“ zit. bei Schäfer, a. a. o., S. 2, Anm. 2.

J) “So stellte z. B. W eiss (Neutest. Theol..S. 593) die Ansicht auf: die Bezeichnung βασιλεία τών οϋρανών statt τοδ θεοδ bei Mtth. sei vom Evangelis­ ten selbst erst gebildet, als mit dem Fall Jerusalems die Hoffnung auf eine irdische Vollendung der Theokratie in Israel bereits aufgehoben war. Diese Ansicht wird von Cremer, Bibl.-theol. Wörterb. der entliehen Grä- zität, Gotha, 5. Aufl. 1888, S. 190 als schlechterdings hinfällig bezeichnet, zit. bei Schäfer, a. a. O. S. 2£Anm. 8.

2) Schäfer, a. a. O. S. 2:

3) Dalman, a. a, O. S. 155: „Die jüdische Sorge, den ,Vater’ durch den Beisatz im ,Himmel’ als Gott stets kenntlich zu machen, konnte dem Hellenisten überflüssig erscheinen“.

(26)

W enn m a l k u t h a ’ d i s e m a i a ’ so n st nichts anderes ist als G ottesh errsch aft, so folgt d arau s noch nicht, d ass jeder G e­ danke d aran erlo sch en gew esen sein m üsste, dass m an dabei die W ohnstätte G o ttes statt des daselb st T h ro n en d en nannte. Schim eon ben Lakisch (um 260 n. C hr.) h at d er him m lischen R egierung) (m a 1 k u t h s a m a i m die ird ische R egierung) m a 1- k u t h h a a r e ç g eg enüber gestellt (Ber. R. 9.). Ihm ist also, Him­ m el’ hier die W oh nstätte G ottes... D agegen nennt Jochan an ben Z akkaj (um 80 n. C hr.) das Joch des him m lischen R egim ents O l m a l k u t h s a m a i m neben dem Joche von Fleisch und B lut 'o l b a s a r w a d a m und stellt som it G ott dem M enschen gegenüber. D er U nterschied in d er A uffassung ist ab e r von ge­ rin g er B edeutung, w eil in jedem Falle die him m lische H errschaft im U nterschied von d er irdischen nichts an deres ist als die G ot­ tesh errsch aft im U nterschied von allem m enschlichen Regiment. Auf die H erkunft und d as W esen d e r G o ttesh errsch aft w ird d a ­ bei nicht w eiter reflektiert. N ur d er U nbek anntsch aft m it jüdi­ scher A nsdrucksw eise ist es zuzuschreiben, d ass es noch im m er vorw iegend üblich ist, in η βασιλεία των ουρανών einen Hinweis auf die T ranszendenz d er so bezeichneten G rösse zu sehen. Nicht die βασιλεία w ird durch diesen A usdruck als tran szen d en t bezei­ chnet, son dern d er βασιλεύς; ή βασιλεία των ουρανών ist die H err­ schaft des transzendenten G ottes. Am allerw enigsten h at das plu- ralische s a m a i m , s a m a i a ’ wozu es keinen S ingular gibt, etw as mit d er Siebenzahl d er Himmel zu tun. Ein H ellenist konnte ja w ohl mit dem griechischen οι ουρανοί einen derartigen G edan­ ken verknüpfen, aber desh alb ist dies für M atthäus, d er nichts d erartiges andeutet, nicht ohne w eiteres anzunehm en. Ein Zeugnis für den von Jesu s mit τών ουρανών verbunden en Sinn haben wir auch in dem von M arkus und Lukas ausschliesslich an g e w an d ten E rsätze του θεού. D ie E vangelisten haben offenbar b eid es für gleichbedeutend gehalten, und da sie dam it die jü disch e B edeu­ tung des A usdruckes m a l k u t h s a m a i m treffen, w ird bei Je­ su s das gleiche V erständnis desselben v o ra u sg esetzt w erden d ü r­ fen. — N ach J. W eiss (Die P red ig t vom Reiche G ottes, 1892, S. 9) und H. J. H oltzm ann (Lehrb. der neutest. Theologie I, 191 f.) hätte M atth äus den A usdruck nur in Jesu M und gelegt, das ursprüngliche w äre ή βασιλεία του θεου. Aber die m odernen M iss­ v erständn isse von ή βασιλεία τών ούρανών m achen es n u r allzu b

(27)

e-greiflich, d ass M arkus und Lukas heidnischen Lesern gegenü ber den spezifisch jüdischen A usdruck verm ieden und sich dabei an die griechische Bibel anschlossen, w elche keine H im m elsherr­ schaft, sondern n u r eine G ottesh errsch aft k e n n t1). D iese R ede­ w eise ist auch die der T argum e, w elche m a l k u t h d a i a i se t­ zen, w o“ d er hebräische T ext davon redet, d ass Jhvh König ist. Jesus w ird den volkstüm lichen A usdruck vorgezogen haben, weil

auch er die’ N ennung des G ottesnam ens gern v e rm ie d 2).

Auf Seite 83 derselben Schrift w eisst D alm an die B eh aup ­ tung H oltzm anns zu rü ck 3), „als w äre Him m elreich nur ein an d e­ re r Name fü r”die T age des M essias“.

Einen neuen Beleg für die Z ulässigkeit d er A nnahm e von dem stellvertretenden G ebrauch von Him m elreich für G ott findet D alm an bei M atth. 5, 34; 23, 22. „D er S chw ur έν τφ οορανφ w ird von Jesu s als dem S chw ure bei G o tt gleichw ertig an gese­ hen. E r setzt dabei voraus, dass man absichtlich eine G ottesb e­ zeichnung verm eidet, indem man die T h ro n stätte G o ttes sta tt sei­ n er nennt, nicht aber, d a ss der Himmel selb st als G ottesbezei­ ch n u n g g e m e in t w erde. Jesus betont, d ass auch ein solch er S chw ur ein S chw ur sei, der, w enn geschehen, g eh alten w erden m üsse (M tth. 23, 22)... G egen die A usdrucksw eise als solche h at Jesus nichts einzuw enden“ 4).

Auch L ukas 10, 20 kann als Beweis in diesem Falle ang e­ w endet w erden. „Die Nam en der Jünger sind angeschrieb en sv τοίς οορανοίς (Iv τφ οορανφ), d. h. die Jün ger sind als solche G ott b ekann t und w erden nicht vergessen . Im ,Him m el’ steh t für ,bei G o tt’. G em eint ist d a s Buch G ottes von Ex. 32, 32 f. und das B uch d er Lebendigen von P s. 69, 28 (vgl. Js. 4,3; D an. 12, l “5).

W ir b rachten m it A bsicht eine g rössere Anzahl selbst w i­ d ersp rech e n d er A nsichten, um die F rage von m ehreren G esichts­ punk ten zu beleuchten und zugleich die noch nicht ü b erw u nd e­ nen Schw ierigkeiten des P roblem s aufzuzeigen. Eine A nführung 0 Siehe Ps. 103, 19; 148, 11 ; Tob. 13, 1; Weish. 6, 5 ; 10, 10; Sal. Ps. 17, 4 ; (nicht zu übersehen ist der protest. Standpunkt des Verfassers; jedoch als Bew eis für den Sprachgebrauch mögen selbst Apokryphe gel­ ten). Dan. 3, 54.

2) Dalman, a. a. O. S. 75—77. 3) Lehrb. der neutest. Theol. I., 189. 4) Dalman, S. 168 f.

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w eiterer A utoren dürfte zur Lösung nicht beitragen. W ir m üssen un s mit d er F eststellung begnügen, d a ss der A usdruck у βασιλεία τών οορανών m a l k u t h s a m a i m ein spezifisch jüdischer Begriff ist, den M atthäu s m it R ücksicht auf seine jüdischen A dressaten als etw as ihnen geläufiges, ohne S orge m issverstanden zu w e r­ den, verw endet, und den w iederum M arkus und L ukas gerade mit R ücksicht auf ihre heidenchristlichen L eser als diesen frem d und w enig geläufig, durch die allgem ein in h ellenistischen Krei­ sen, schon au s d er LXX h e r b ek anntere Form y βασιλεία τού θεού,

ersetzt.

Die F rag e K östers S. J., w arum gerad e M atthäus den Aus­ druck H im m elreich g eb rau ch t, scheint d adurch (b e so n d ers ab er du rch die A usführungen D alm ans) w en ig sten s teilw eise gelöst. D agegen m uss die andere noch nicht gestellte F rage, w arum M atthäus an drei Stellen (6 , 3 3 ; 12, 2 8 ; 2 1 , 3 1 ) !) auch ß. τού

θεού gebraucht, offen bleiben, w enn m an sich nicht mit d er An­ nahm e begnügen will, das dem M atthäus, dem beide Begriffe g e­ läufig w aren, im F lusse des S chreibens diese drei G ottesreich — W endungen u nterlaufen sind, zum al e r auch hier sorglos sein konnte, von den Ju d enchristen m issverstanden zu w erden.

(Forsetzung folgt).

W eidenau — B og um in N o w y E m il K ula.

9 Im Zusammenhang damit sei noch auf folgende zwei „Nicht-Him- melreich-Stellen“ bei Matthäus verwiesen ; nämlich 13, 43 und 26, 30 wo von der βααιλεία τοδ πατρός die Rede ist.

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