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Theologisches Literaturblatt, 2. September 1927, Nr 18.

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Theologisches Literaturblatt.

U nter M itw irkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r d e r t h e o l o g i s c h e n W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

herausgegeben von

Dr. theol. Ludwig Ihmels und Dr. theol. Ernst Sommerlath

Landesbischof in Dresden. Professor in Leipzig.

Nr. 18. Leipzig, 2. September 1927. XLVI1I. Jahrgang

Erscheint vierzehntägig Freitags. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter sowie vom Verlag. — Inland-Bezugspreis: Rm. 1.25 monatlich Bezugspreis für das A usland vierteljährlich: Rm. 3.75 und Porto; bei Zahlungen in fremder Währung ist zum Tageskurse umzurechnen. — Anzeigenpreis: die zwei gespaltene P etitzeile 40 Goldpfennige. — Beilagen nach Uebereinkunft. — Verlag und Auslieferung: Leipzig, Königstr. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 62873

Mowinckel, Sigmund, Jesaja-Disciplene.

Zahn, Theodor, Die Offenbarung des Johannes.

Larsen, J. Anker, Bei offener Tür.

Schulze, Martin, D., Die Idee des Reiches Gottes bei Kant.

Frank, Carolus, S. J., Philosophia naturalis.

Utitz, Emil, Charakterologie.

Schwarz, Hermann, Auf Wegen der Mystik.

Heinzeimann, Gerhard, D., Kirchliche Gemein­

schaft und Volksgemeinschaft.

Girgensohn, Karl, D. Dr., Sechs Predigten.

Kolbe, Johannes, Mein Konfirmandenunterricht in katechetischen Entwürfen.

Hilbert, Gerhard, D., Bezirk und Gemeinde.

Neueste theologische Literatur.

Mowinckel, Sigm und, Jesaja-Disciplene. P ro fe tien fra J e ­ saja til Je re m ia . Oslo 1926, H. A schehoog & Co.

(IV, 150 S. gr. 8.)

Seinem Je sa ja b u c h lä ß t d e r V erfasser dies B uch ü b er ,,die J e sa ja sc h ü le r“ folgen. Zu ihnen re c h n e t e r die nicht- jesajanischen T eile von Je s. 1—39, die B ücher M icha, Nahum, Zephanja, H ab ak u k , Dt. 32, das d euteronom ische G esetz und den D ekalog, d er aus v ielen G ründen „unm ög­

lich m osaisch sein k a n n “. Am Schlüsse ist S. 137— 148 die Q uellenscheidung m itg eteilt, auf w elch e r das B uch b eru h t.

D en H a u p tin h a lt b ild et eine Einführung vor allem in das W esen d e r P ro p h e tie d es sie b e n te n Ja h rh u n d e rts, ihre

„n atio n alistisch en ", „no m istisch en “, „m ythologisch-dogm a- tisc h e n “ T en d en zen und endlich auch ihre Form , die einen Ü bergang zur K unstdichtung b e d e u te t. D am it ist gegeben, daß die w ich tig sten P ro b lem e des A lte n T e sta m e n ts hier eine D arstellung finden. D er V erfasser gibt k la re n E inblick in seine Stellung zu ihnen, ohne den Q uellenbew eis im einzelnen vorzulegen. A n sein er S tellung zum m essia- n ischen G ed a n k e n m ag die R ichtung se in e r A uffassung gezeigt w erd en . E r b e d e u te te in d ie ser Z eit noch nicht das Bild eines eschatologischen, m ythisch g efärb te n W esens, sondern die zukünftige V erw irklichung eines K önigsideals, das im G ru n d e dem ganzen O rie n t eigentüm lich w ar, im Zu­

sam m enhang m it den O rak eln , w elche die T em p elp ro p h e­

te n beim T h ro n b esteig u n g sfest des H e rb stes und bei den T h ro n b esteig u n g en d e r K önige zu v erk ü n d ig en pflegten.

G egen Sellin und D ü rr w ird b e to n t, daß E schatologie im eigentlichen Sinne, und in V erbindung dam it d er G e d an k e eines M essias, d e r ä lte re n Z eit völlig frem d ist, gegen G reßm ann, daß es k e in e g em einorientalische E schatologie gibt, und daß d er M essias auf k ein en F all eine re in poli­

tisch e G rö ß e ist, w eil P olitisches und R eligiöses im a lte n Isra e l u n tre n n b a r sind, gegen G unkel, daß n ich t das M essiasbild das K önigsideal b estim m t h at, sondern das U m g ek eh rte eine T a tsa c h e ist, auch n icht als b loßer ,,H of­

stil , sondern als religiöse Ü berzeugung, w elche im König einen A doptivsohn G o tte s sieht, n ich t im Sinne m y tholo­

gischer H erk u n ft w ie in Ä gypten, so n d ern infolge s a k r a ­ m e n ta le r A usrüstung m it gö ttlich en K räften . Die A uf­

nahm e des Idealkönigs in das p ro p h etisc h e Z ukunftsbild Passe in die Z eit d e r idealw idrigen K önige d e r Zeit vo r

dem Exil und sei die n otw endige V oraussetzung für die spätjü d isch e E schatologie. Als K onzession an die em pi­

risch e W irk lich k eit habe m an das K önigsideal in die T hronbesteigungsliturgien, die an sich d essen nicht b e­

durften, aufgenom m en, und von da aus sei die P ro p h etie bestim m t. A uf diese W eise zeigt sich des V erfassers selbständige Stellung in den S tröm ungen d er a ltte sta m e n t- lichen W issenschaft u n serer Z eit. B ed en k en liegen n ah e in bezug auf das dabei v o rau sg esetzte V erstän d n is gew isser P salm en, die zu T hron b esteig u n g slitu rg ien w erd en . A b er vo r allem v erm iß t m an, zum al bei einem Buche, das auf ,fS tu d en ten , P a sto re n und L e h re r" b e re c h n e t ist, d en H in­

w eis auf den in allen diesen sehr ird isch en S tröm ungen w irk sam en und sich selb st k u n d g eb en d en lebendigen G ott.

D a 1 m a n.

Zahn, T heodor, Die Offenbarung des Johannes. E rste H älfte K ap. 1—5 m it ausführlicher E inleitung. 1924.

Z w eite H älfte K ap. 6— 22. 1926. Leipzig, A. D eichert, Dr. Scholl (633 S, gr. 8), 12.— und 12.— Rm.

Zahns A uffassung d e r O ffenbarung Jo h an n es w ar seit langem aus sein er E inleitung in das N eue T e sta m e n t b e ­ k a n n t. Sein K o m m entar h a t die B edeutung, für diese A uf­

fassung die vollständige D urchführung und ex eg etisch e B egründung und dam it den ab sch ließ en d en B ew eis zu bringen. Die E inleitung (S. 1— 130) sic h e rt in großange­

le g te r U n tersuchung den S ta n d p u n k t d e r A uslegung. Z. ist sozusagen ein d a n k b a re r S ch ü ler des Irenaus. In Iren au s' A ngabe: die O ffenbarung Jo h a n n e s ist von dem Z ebedaiden Jo h a n n e s in P atm o s am E nde d e r R egierung D om itians ge­

schaut, sieh t e r die einzige Ü berlieferung d e r K irche (S. 1 bis 40), d e r das Selbstzeugnis des B uches en tsp ric h t (S. 40 bis 54), (auf 11, 2 ff. und 17, 9 bis 11 kom m t Z ahn hier nicht zu sprechen) und die von d e r v ern ein en d en K ritik nicht um gestoßen ist (S. 54— 100). E in Ü berblick ü b e r die Li­

te ra tu r zur O ffenbarung des Jo h an n es, d er sich w esen tlich nu r m it d e r v o rrefo rm ato risch en und refo rm ato risch en Z eit b efaß t (S. 100— 127), und A n gaben ü b er die T e x tü b e r­

lieferung (S. 128— 130) b eschließen die E inleitung. Die A uslegung besch äftig t sich am s tä rk s te n m it d en drei e rste n K ap iteln (S. 131— 316), verg leich sw eise w enig m it K ap itel 4—22 (S. 316— 629). Sie e n th ä lt eine R eihe von

289 290

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E x k u rsen , in d e n e n sich die G eleh rsam k eit, S orgfalt und S ch arfsin n ig k eit Zahns glänzend b ew äh ren , z. B. ü b e r den K ult des A sklepios (S. 253— 264), ü b e r die Zahl des A n ti­

ch risten (S. 457 ff.). Die sieben B riefe an die G em einden v e rs te h t Zahn als A n sp rach en an ihre Bischöfe. Die G e­

m einden sind n u r in den S ätz e n m it p lu ra lisch er A n re d e gem eint. Die G rundv o rau ssetzu n g für die E rk läru n g Zahns ist: Jo h an n es w a r P ro p h et, re d e te auf G rund e k sta tisc h e r (hypnotischer) E rleb n isse; die K en nzeichen d er ech ten P ro p h e tie sind 1. ihre W u rzeln in d e r G e g e n w a rt des P ro ­ p h eten , 2. das E in tre te n d e r W ahrsagung (S. 43 f.). D em ­ gem äß legt Z ahn die O ffenbarung des Jo h a n n e s so aus, daß e r zeigt: sie w u rz e lt in dem k lein asiatisch en C hristentum d e r D om itianischen Z eit und gibt W ahrsagungen, die sich teils schon e rfü llt haben, teils noch erfüllen w erd en . Es ist ihm sichtlich eine F re u d e zu zeigen, daß sich die A n ­ sp rach e an den Bischof von Sm yrna nach 60 J a h re n im M arty riu m P o ly k arp s erfü llt h a t (S. 231—241). E r h ält sich für b e re c h tig t w ie v erp flich tet, die teils bildlichen, teils an d erw eitig un b estim m ten A ussagen d e r O ffenbarung des Jo h an n es so zu e rk läre n , daß sie m it d er schon ge­

sch eh en en G esch ich te n icht in W id ersp ru ch kom m en und von ihnen angenom m en w e rd e n kann, daß sie sich in einer u n b e k a n n te n Z ukunft noch erfüllen. Die W o rte ü b er die b a l d i g e W ie d e rk u n ft J e s u erg än zt e r d u rch den H in­

w eis auf M ark. 13, 32 (S. 158 f.) und schafft sich d ad u rch die M öglichkeit, die Z u k u n ftsb ild er d e r O ffenbarung des Jo h a n n e s auf eine für uns noch zukünftige E n d zeit zu b e ­ ziehen, die d ann freilich m it d e r Z eit des Jo h a n n e s gar k ein en u n m itte lb a re n Zusam m enhang h at. Die sieb en K önige von 17, 9— 11 sind für Zahn sieben W eltreich e, von d e n en das röm ische d as sech ste ist. (H ätte Jo h a n n e s so v e rsta n d e n w e rd e n w ollen, so h ä tte e r n ich t ßaoiXeig, so n ­ d e rn ßdOiXsidi sch reib en m ü s s e n . ) D er T em pel G o ttes von 11, 1— 2 m it seinem B ra n d o p fe ra ltar und seinen V or­

höfen ist ihm Sinnbild für die K u lts tä tte d e r ju d en ch rist­

lichen G em einde Jeru sa le m s in d e r E n d zeit (S. 424), und die Z e rtre tu n g Je ru salem s durch die H eiden ist ihm ohne jede B eziehung zur E ro b eru n g Je ru sa le m s d u rch T itu s und sachlich bedeutungslos. Die 1000 J a h re d e r H errsch aft Je s u auf E rd e n leg t Z ahn sich m it Ps. 90, 4 zu rech t. Das W eib von 12, 1 ff. ist Z ahn ein christgläubiges Israel d er E n d z eit und ih r Sohn tro tz d er d eu tlic h en B ezugnahm e auf Ps. 2, 9 n ic h t d e r M essias, so n d ern ein lebensfähiger K reis d e r C h risten h eit. Seine E rhöhung in den T hron G o tte s b e d e u te t, daß d iese r lebensfähige K reis d e r C hri­

ste n h e it n ä h e r an G o tt h e ra n g e rü c k t w ird; w eshalb darauf d e r T eufel aus dem H im m el gew orfen w ird, b le ib t un ­ e rk lä r t (S. 436— 445). A n d e re rse its h ä lt Z ahn sich auch für b e re c h tig t, die O ffenbarung des Jo h a n n e s von dem , w as m an als ap o k a ly p tisc h e L ite ra tu r zusam m engefaßt h at, a b ­ zu rü c k e n (S. 136— 140), ebenso von d e r ,,F a b e l" von einer W ie d e rk e h r N eros (S. 486—498). Die F rag e, h a t K ap. 12 o d er ü b e rh a u p t etw as in den Z ukunftsaussagen d e r O ffen­

b a ru n g des Jo h an n e s Z usam m enhang m it m y th isch en Ü ber­

liefe ru n g en ? b e h a n d e lt Z ahn nicht. — W as Z ahns K om ­ m e n ta r vo r v iele n ä n d ern seine E ig e n a rt gibt, ist das B e­

m ühen, die O ffenbarung des Jo h a n n e s von d e r V o rau s­

setzung aus zu d eu ten , daß sie V isionen ü b e r die w irk ­ liche E n dgeschichte, die d er K irche je tz t noch b e v o rste h t, bringt. Bei d ie se r V oraussetzung v e rlie rt die Z eitgeschichte des Jo h an n es für sein Bild d e r E ndgeschichte jede tie fe re B edeutung. M anchen w ird das ein V orzug sein. M. E.

kom m t m an dam it in W id ersp ru ch m it dem T e x t selbst.

K ap. 11 und 17 zeigen zu deutlich, daß für d en V erfasser d er O ffenbarung des Jo h an n es die E reignisse d e r E n d ­ geschichte sich u n m itte lb a r an die sein er Z eit (68— 70 n. Chr.) an sch ließ en und sich w esen tlich u n te r den selb en B edingungen vollziehen w ie diese. Ich m uß in d e r A u s­

schaltung d e r Z eitgeschichte aus d er D eutung von K ap. 11 und 17 einen Irrw eg sehen. D as h a t d ann seine K onse­

q u en zen für die D eutung zah lreich er E in zelheiten. Bei a lle r E h rerb ietu n g v o r dem E rn st ch ristlich er Ü berzeugung und vor d e r G ed ieg en h eit d e r w issenschaftlichen L eistung, die in dem K o m m en tar zu finden sind, k an n ich n ich t um hin zu u rteilen : H ier h a t das B em ühen, die Erfüllung d e r P ro ­ p h e tie offen zu h alten , das V erstän d n is für die F estig k eit ih re r V erw urzelung in d e r G e g en w art des P ro p h e te n ge­

schädigt. — Es liegt tief im W esen d er O ffenbarung des Jo h an n es, ih res en d geschichtlichen In h alts und ih rer visio­

n ä re n F orm , b eg rü n d et, daß jede A uffassung m eh r oder m inder von S ch w ierig k eiten b e d rü c k t bleibt. A b e r m. E.

m uß dies B eides fe stg eh alten w e rd en : die O ffenbarung des Jo h a n n e s will n icht so v e rsta n d e n w erden, daß die E n d ­ g eschichte d u rch Ja h rta u se n d e , w ie sie die K irche seitdem e rle b t h a t, von d er Z eit ih re r E n tsteh u n g g e tre n n t ist, und sie ist doch ein p ro p h etisch es Buch, durch das d er lebendige G o tt zu uns re d e t. B ü c h s e l - R ostock.

Larsen, J . A n k e r, Bei oifener Tür, M ein E rlebnis. M it einem V o rw o rt von G rönbech, K openhagen. Leipzig, Z ürich 1926, G reth lein & Co. (76 S. 8) K art. 2.50 Rm.

D er D äne A n k e r L arse n h a t sich auch in D eu tsch lan d d u rch seine b eid en großen R om ane ,,D er S tein d e r W eisen und „M a rth a und M aria" ü b e r sein K önnen ausgew iesen.

So h a t e r w ohl das R ech t, se in er G em einde und d ann auch allen, die zuhören w ollen, einmal „b ei offener T ü r" von dem H intergrund, dem tiefen z e n tra le n E rleben, das h in te r seinem M enschentum und seinem Schaffen ste h t, zu sp re ­ chen. L a rsen ist M ystiker, a b e r k e in e r von den v e r ­ schw om m enen, die im R ausch ih re r eigenen G efühle u n te r­

gehen, so n d ern k la r und n ü ch tern . Es liegt eine h erb e K ühle ü b e r seinem E rzählen. W as e r erzäh lt, mag wohl seltsam ersch ein en , a b e r es klin g t w ahrhaftig, n ach E r­

fahrung. E r h a t eine K in d h eit g eh ab t, ü b e r der, w ie er w ohl zu w eilen sp ü re n k o n n te, das L icht d e r E w ig k eit s tra h lte . A b e r d ann schw and es, und die S eh n su ch t blieb zu rü ck . D er W eg d u rch die T heologie und die T heosophie erw ies sich als ein Irrw eg, d e r n ich t in d en H im m el und das P a ra d ie s z u rü ck fü h rte. A b e r d ann lic h te te sich doch m it einem M ale d e r W eg n ach H ause; die B litzstrah len , w ie d e r V erf. es n en n t, p lö tzlich e m ystische E rleb n isse kam en, s e lte n e rs t u n d ku rz, a b e r schließlich w u rd e n sie Z ustand.

„D ie b eid en Polizisten, die Z eit und d e r R aum , lo c k e rte n ih re H an d sch ellen ." U nd h ier ste h e n w ir nu n im z e n tra le n E rleb n is des Verfassers: die D inge öffnen sich ihm, „es gibt k e in e E n tfern u n g ; alles ist hier. Es gibt k ein e V ergangen­

h eit un d Z ukunft, alles ist je tz t." „Die E w ig k eit ist J e tz t und je tz t zugänglich." Es ist das u ra lte E rleb n is des M y­

stik ers, das w ir h ie r finden, a b e r n ich t egoistisch genossen, so n d ern in d e n A lltag hineingestellt. „D as Ew ige heiligt das Z eitliche, das Z eitliche v e rw irk lic h t das Ewige.

D ieser Zug ist das E ig en artig e und S ta rk e an d e r m y­

stisch en G ru n d h altu n g des Verf. M an w ird n u n gewiß a n d e re r M einung sein k ö n n en und g era d e an d ieser uni­

v e rsa le n m ystischen H altung, die alles in dem E rleb n is des

„ew igen J e tz t" auflöst und d arum k e in e n Sinn für die schw ere, a b e r notw en d ig e E rfah ru n g des A b sta n d e s h at,

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K ritik ü b en m üssen. A b e r dennoch w ird m an au ch die G röße und G eschlossenheit dieses E rlebnisses ach ten . Ist es doch auch ein Sym ptom für das unruhige und n erv ö se S uchen u n se re r Zeit, das hier in den großen m ystischen S trom , d e r du rch die Z eiten fließt, eingem ündet ist. — Dem Buch ist ein e in fü h ren d es V o rw o rt von Prof. von G rönbech, dem R eligionsgeschichtler an d e r U n iv e rsitä t K openhagen, vo rau sg esch ick t. W a l t e r S c h a d e b e r g - Leipzig.

Schulze, M artin, D. (U n iv ersitätsp ro fesso r in K önigsberg i> Pr.), Die Idee des Reiches Gottes bei Kant. K önigs­

b erg 1925, G räfe u. U nger, V erlag. (35 S.)

Die Id ee des R eiches G o tte s als den G eg en stan d des d ritte n S tü ck es von K an ts „R eligion in nerhalb d e r bloßen V e rn u n ft“ fü h rt uns Schulze in sein er A rb e it eingehend vor, um uns k la r zu zeigen, w orauf K an t in diesem d ritte n S tü ck seines W e rk e s eigentlich hinausw ill. K an t will hinaus auf die re in e unm oralische V ernunftreligion, die einm al ganz an d ie S telle des K irchenglaubens tr e te n soll, m it dem sie zur Z eit noch v e rq u ic k t ist. H at die V ernunftreligion allen K irchenglauben üb erw u n d en , d ann ist die V erw irklichung des R eiches G o tte s auf E rd en gegeben. D ieses b e ste h t in d e r A llein h errsch aft d e r V ernunftreligion und dam it des G ottes, dessen O ffenbarung sie ist. J e tz t b e d arf freilich die V ernunftreligion noch d e r G em einschaft d e r G läu­

bigen. A b e r diese G em einschaft w ird unnötig, w enn die V ernunftreligion e rst allgem ein oder, w ie K an t au ch sagt, öffentlicher R eligionsglaube gew orden ist. D ann sind alle von G o tt u n m itte lb a r (durch die V ernunft) ü b e r ihre Pflicht b e le h rt und du rch die E rfüllung d erselb en seine D iener.

D iese religiöse S e lb stän d ig k eit a lle r m ach t nach K a n t das W esen d er u n sic h tb are n K irche aus, von w elch er b e i d er re in e n V ernunftreligion allein die R e d e sein kann.

Die kleine, ü b e ra u s sorgfältig v e rfa ß te S ch rift b rin g t uns k e in e n eu en E rk e n n tn isse und E insichten. U nd doch liegt ihr W e rt n ich t allein in ih re r h isto risch en B edeutung um ih res Zusam m enhanges m it dem K antjubiläum w illen.

Die S chrift h a t ihre b e so n d ere M ission in d e r sch arfen H erau sarb eitu n g des U n te rsch ied e s von V ernunft- und O ffenbarungsreligion. Zw ischen b eid en muß m an w ählen.

D as ist freilich d en m eisten T heologen e tw as S e lb stv e r­

ständliches. A b e r eb en n ich t allen. U nd eb en deshalb h a t Schulzes S ch rift ihre M ission, J e 1 k e - H eidelberg

Frank, C arolus S. J., Philosophia naturalis (C ursus philo- sophicus in usum scholarum . B. III). F rib u rg i Brisg.

1926, H e rd e r u. Co. (XV, 365 S. 8) G eb. 7.20 Rm.

In d e r A n tik e w a r die P h y sik n ich t w ie gegenw ärtig eine em pirische W issenschaft, so n d ern b ild e te einen T eil d e r Philosophie. M an su ch te sich des N a tu re rk e n n en s auf dem W ege des N ach d en k en s ü b e r die D inge zu b em äch ­ tigen. D abei e rsch ien die R e a litä t d e r E rscheinungen m ehr o d e r w en ig er als se lb stv erstän d lich gegeben; es ist b e ­ zeichnend, daß se lb st ein A risto te le s die b e k a n n te n v ie r E lem en te einfach aus d e r volkstüm lichen B e trach tu n g s­

w eise aufnahm . N atü rlich blieb die N aturphilosophie so vorw iegend in form alen Begriffen ste ck en . D ie m itte l­

alte rlic h e S ch o lastik se tz te die a n tik e n T ra d itio n e n fort.

U nd noch die N eu sch o lastik v e rh a rrte in den a lte n G e­

leisen. E ine D u rch b rech u n g d ie se r L inie ist von einem für Jesu ite n sc h u le n b estim m ten L eseb u ch n ic h t zu e rw a rte n . D em gem äß h a n d elt F ra n k im e rste n T eil (von d e r N atu r d e r k ö rp e rlic h e n Dinge), im e rs te n B uch ü b e r die P ro p rie ­ tä te n a lle r n a tü rlic h e n Dinge und z w ar z u e rst ü b e r die in ­

a k tiv e n P ro p rie tä te n , 1. ü b e r die Q u an tität, 2. ü b e r den R aum und die A rt d er G eg en w a rt in ihm, 3. ü b e r die Zeit, w obei die K an tisch e A uffassung von R aum und Z eit als su b jek tiv er A nschauungsform en a p rio ri zu rückgew iesen w ird zugunsten ein er o b jek tiv en A uffassung, n ach der R aum und Zeit zw ar n ich t ein ens re a le e t physikum sein soll, a b e r ein ens ra tio n is cum fundam ento in re (das F u n ­ d am en t des R aum es die A usdehnung d e r K ö rp er, das F u n ­ d am en t d e r Z eit die re a le D au er d er K örper), sodann ü b e r die a k tiv e n P ro p rie tä te n o d er ü b e r die K a u sa litä t a ller n a tü rlich en Dinge, 1. ü b e r die w irk e n d e K a u sa litä t d e r n a tü rlich en Dinge, 2. ü b e r die finale K a u sa litä t d e r n a tü r ­ lichen Dinge, 3. ü b e r N atu rg esetze und ü b e r W u n d er. Im K ap itel 2 (von den Z w eckursachen) v e rte id ig t e r die T a t­

säch lich k eit d er T eleologie gegen die Leugnung d e r Z w eck­

id ee und ste llt fest, daß S etzung von Z w eck u rsach en n u r d e n k b a r ist als A usw irkung e in e r z w e c k setzen d en V er­

nunft, b rin g t also das R ech t des teleologischen G o tte s ­ bew eises zu r G eltung, L e tz te n E ndzw eck a ller Dinge n e n n t e r die E h re des W e ltu rh eb ers, D en Begriff des N atu rg esetzes b e h a n d e lt e r als einen o b jek tiv en und sp rich t ihm n icht absolute, a b e r re la tiv e N o tw en d ig k eit zu.

H insichtlich des W u n d ers v e r tr itt F ra n k seine M öglichkeit sow ohl gegen die W underleugnung w ie gegen die W eg­

erk läru n g , und zw ar u n te r den G e sich tsp u n k ten d er R e ­ la tiv itä t d e r von G o tt g e se tz te n N atu ro rd n u n g und d er A b ­ so lu th eit des gö ttlich en Schöpferw illens, G egenüber d e r S kepsis b e h a u p te t er die zuverlässige E rk e n n b a rk e it des W unders! Im zw eiten B uch h a n d e lt e r von d en v ersch ie­

d e n en O rdnungen d e r n a tü rlic h e n D inge und ih ren w e se n t­

lichen U n tersch ied en und zw ar im e rste n T r a k ta t von dem w esen tlich en U n tersch ied des organischen u n d u n o rg a­

nischen R eiches oder vom L eb en im allgem einen. H ier kom m t zu r S p rach e die ta tsä c h lic h e E x isten z eines L eb en s­

prinzips, die Einigung des L ebensprinzips m it M aterie (das L ebensprinzip als S eele o d er Lebensform ), die N a tu r des L ebensprinzips, die D efinition des Begriffes L eben. E r b e ­ stim m t das L eben als die F ä h ig k e it im m an en ter S e lb st­

bew egung. Im zw eiten T r a k ta t dieses B uches h a n d e lt er von dem w esen tlich en U n tersch ied d er O rganism en u n te r sich o d e r von den v ersch ied en en S tufen des L ebens in d e r T endenz, die E ig en art d er m enschlichen Seele im A b stan d von d er T ie rse e le h erau szu h eb en .

In d e r G eg en w a rt ist N atu rp h ilo so p h ie w issenschaftlich n u r m öglich auf dem G runde d e r e x a k te n N atu rw issen ­ sch aft und m it B eziehung auf ih re F orschungsergebnisse.

S ow eit k ath o lisch e T heologen W issen sch aftlich k eit a n ­ streb en , suchen sie d enn auch den Z usam m enhang m it den n atu rw issen sch aftlich en V erhandlungen zu w ahren, u n te r d en O rd en n am en tlich B e n e d ik tin e r und Je su ite n . D em ­ gem äß geht F ra n k ein auf die V erhan d lu n g en ü b e r V italis­

mus im d ritte n B uch des e rs te n T eils (über die K o n stitu ­ tio n d e r k ö rp e rlic h e n S ubstanz) und ü b e r E volutionism üs im zw eiten Teil. In d e r F rag e n ach d e n le tz te n G ründen d e r K ö rp e r w eist e r den M onism us (A tom ism us und D yna­

mismus) ab. S eine eigene B ehandlung des P roblem s k n ü p ft e r u nglücklicherw eise an den scho lastisch en A ristotelism us an. D er a risto te lisc h e „H ylom orphism us“ e n th ä lt doch eb en einen ganz unm öglichen D ualism us. A b e r v o n diesem a risto telisc h en D ualism us von M aterie und F o rm kom m t F ra n k h ier w ie sonst n ich t los, und so k a n n e r au ch an diesem P u n k te n ich t zu ein e r irg en d w ie befriedigenden Lösung des Problems gelangen. In den den Evolutionismus

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b etreffe n d en F ra g e n zeigt sich F ra n k gut u n te rric h te t. E r k e n n t die T a tsa c h e n d er P aläo n to lo g ie und gibt in d ieser H insicht eine gew isse E volution zu. A b e r die E ntw icklungs­

th e o rie n sow ohl L am arcks w ie D arw ins w eist e r en tsch ie­

d en zurück, indem e r fe stste llt, daß für u n sere K en n tn is d er T a tsa ch en w e d e r aus zufälligen M odifikationen noch aus H äufung e rw o rb e n e r E igenschaften n eu e F o rm en e n t­

stehen. E ine gew isse E volution, so w eit sie ex p erim en tell n achgew iesen ist, räu m t F ra n k in gew issen G ren zen ein, a b e r n icht als E ntw icklungsgrund d e r E n tsteh u n g n eu er A rten . Die w ichtigste F rag e d e r E n tw ick lu n g sleh re b leib t im m er die nach d e r E n tsteh u n g des M enschen, und so b e ­ h a n d e lt F ra n k d iese F rag e speziell in einem S chlußkapitel.

N atü rlich w eist e r das H erau sw ach sen des M enschen aus e in e r T ierg attu n g m it a lle r E n tsc h ie d e n h e it ab, ja er e r ­ k lä rt die E n tsteh u n g des M enschen aus U m bildung einer T ie ra rt für positiv unm öglich. In d e r T a t ist die D eszen­

d e n zth eo rie an diesem P u n k te nichts w ie m onistisches P o stu lat, also n ich t S ache n a tu rw isse n sch aftlich er F o r­

schung, so n d ern lediglich n a tu rp h ilo so p h isch e T heorie.

Die an geblichen F u n d e von M ittelg lied ern zw ischen M ensch und Affe o d er von tie rh a fte n U rform en des M en­

sch en re d u z ie rt er sachlich rich tig auf ih ren w a h re n W ert:

es sind nichts w ie m ate rialistisch e P h an tasiegebilde.

H äck els P ith e c a n th ro p u s e rectu s ist v e rd ie n te r L äch erlich ­ k e it anheim gefallen. S elb st die ä lte s te n fossilen R este p rim itiv er R assen zeigen schon einen w irk lich en M en­

schen, d essen Intelligenz im sch arfen A b sta n d vom T ier sich in V erw endung von G eg en stän d e n zu W erk zeu g en b e ­ k u n d et. In jedem F alle b leib t also d e r M ensch als v e r­

n u n ftb e g ab te s W esen P ro d u k t g ö ttlich er Schöpfung.

L. L e m m e - H eidelberg.

Utitz, Em il (P rofessor in H alle), Charakterologie. C har­

lo tte n b u rg 1925, R. H eise. (VII, 398 S. gr. 8) K art. 14 M, Die C h arak tero lo g ie ist von jeh er das S orgenkind aller Psychologie. F a s t z w eitau sen d individualpsychologische W e rk e w eist die B ibliographie von S te rn s g ru n d leg en d er

„D ifferentiellen Psychologie“ bis zum J a h re 1921 auf; se it­

dem sind m in d esten s w e ite re z w eih u n d ert hinzuge­

kom m en, a b e r m an k a n n n ich t sagen, daß es b ish er ge­

lungen w äre, die zahllosen P roblem e, die die In d iv id u alität psychologisch im m er von neuem aufgibt, auch nu r einiger­

m aßen lückenlos zu lösen. W ir b esitzen H u n d e rte von T y p e n und Schem en, gu te und schlechte, sorgfältig em pi­

risch gew onnene und sp ek u lativ k o n stru ie rte , a b e r jeder, d e r auf diesem G e b iet zu a rb e ite n beginnt, findet im m er w ie d e r neue T atsa c h e n und B eobachtungen, die in keins d e r a lte n Schem en passen. L etztlich h ängt das freilich zu­

sam m en m it d e r unerschöpflichen p sychischen T iefe der E inzelseele, in d e re n k o m p lizierte S tru k tu r jed er P sycho­

loge im m er w ie d e r stau n e n d h ineinschaut. W ir steh en g era d e h ier vo r ein er M annigfaltigkeit d e r M aterialien , d e r E rgebnisse, d e r M ethoden w ie nirgends sonst in d er Psychologie. Es m uß nun zu E h ren d er m o d e rn en Psycho- logie gesagt w erden, daß sie h ier alle n th a lb e n ta p fe r an die A rb e it geht. Ü berall, wo m an h e u te von G anzheitlich- k e it, von S tru k tu r, von D ispositionellem , von K om plexen und G e sta lte n sp rich t, ist m an sich b ew ußt, daß m an n o t­

w endig fo rtsc h re ite n m uß zur G an zh eit des leb en d en Indi­

viduum in sein e r E in zig artig k eit, daß m an jede T e ils tru k ­ tu r nu r auf dem H in terg ru n d d e r G e s a m ts tru k tu r v e r­

ste h e n kann. U titz g eh ö rt zu den erste n , die das b e to n t haben, er ist in d er T a t ein er d er B eru fen sten , d e r eine

Zusam m enfassung d e r n e u e ste n Lage d er ch a ra k te ro lo - gischen F orschung geben kann. A ls H erau sg eb er d e r cha- ra k tero lo g isch en Ja h rb ü c h e r, d e re n p rä c h tig e r z w eiter B and so eb en ersch ien en ist, h a t e r b e re its gezeigt, daß er n ich t n u r bei m ethodischen und prin zip iellen F rag en ste h e n bleibt, so n d e rn auch in d e r e x a k te n E in z e la rb eit an fü h ren d er S telle s te h t; d a h e r h a t er in d e r v o rliegenden Schrift um so m eh r das R echt, seine A rb e it einm al p rin ­ zipiell zu re c h tfe rtig en und einen Ü berblick ü b e r die g e­

sam te c h a rak tero lo g isch e Lage u n se re r psychologischen F orschung zu geben. D as B uch gibt keine eindeutige neue T ypologie w ie e tw a Ja sp e rs, M üller-F reienfels, Ju n g ; es ist au ch n ich t m ethodisch so stren g und e x a k t w ie S tern , ab e r es stre ift fast alle c h a ra k te ro lo g isch b e d eu tsam en F r a ­ gen, H ier liegen fre ilic h a u ch se in e F e h le r: vieles fließt d u rch ­ ein an d er, sp e k u la tiv e und em pirische B e trach tu n g en w e rd e n oft verm engt, W ertu n g en , b eso n d ers a e sth e tisc h e r A rt, sind allzu häufig. A b e r m an w ird das gern ü b e r d er F ülle des Stoffes und d er L ite ra tu r, die d e r V erfasser b e h e rrsc h t und v e rw e rte t, ü b e r d en dringend n ötigen B egriffsklä­

rungen, die e r bringt, ü b e r dem feinsinnigen p sycholo­

gischen V erständnis, das er den E rsch ein u n g en e n tg eg en ­ bringt, ü b erseh en . E ine k u rze In h a ltsü b ersich t w ird auch d en N ichtpsychologen von d e r N o tw en d ig k eit dieses Buches, das w irk lich eine L ücke ausfüllt, ü b erzeugen. D er e rs te T eil d ien t v o rw iegend d e r B egriffsklärung. D er u n ­ g eheure U m kreis d e r C h a rak tero lo g ie w ird ab g e ste c k t.

Die c h a ra k tero lo g isch e B edeutung von S y m p to m atik und M ilieu w ird d ab ei ebenso b e rü ck sich tig t w ie die v e r ­ sch ied en e Schichtung, N iveaubildung, E n e rg e tik d e r C ha­

ra k te re . A b e r auch das Z erb rech en ap rio risch er, sp e k u la ­ tiv e r C h a ra k te ro lo g ie n un d F o rm eln an d er F ü lle psy­

c h is c h e n L ebens w ird k la r g e s e h e n und m a c h t die A u s­

führungen ä u ß e rst w irk lich k eitsn ah e. D er zw eite T eil w e n d e t sich den eingeschlagenen und einzuschlagenden ch a ra k tero lo g isch en M eth o d en zu. D er V erfasser p rü ft seh r sorgfältig zu n äch st die physiognom ischen W ege, und zw a r von d e r T ierphysiognom ik an, und zeigt, w elche große A rb e it g erad e auf diesem G e b ie t b e re its in d e r ä lte re n Psychologie g e leistet w o rd en ist. V or d e r pseud- aristo te lisc h e n Physiognom ik bis zur G raphologie von K lages ist eine w e ite r W eg, auf dem m anche u n v e rlie rb a re E r­

k e n n tn is begegnet. G e ra d e diese P a rtie n d e r G eschichte d e r P sychologie k e n n t d er V erfasser ä u ß e rst gründlich und es d ü rfte ihm gelingen, m anches V ergessene w ie d e r fru c h t­

b a r zu m achen. F re ilic h e r w eiß, daß die C h arak tero lo g ie n ich t n u r eine M eth o d e v erw e n d e n m uß; d a h e r kom m en au ch die a n d e re n zu ihrem R ech t: an z w e ite r S telle die v ersc h ie d e n en F o rm en d e r T e m p e ram en ten leh re, die auch schon eine ansehnliche G esch ich te b esitzt, ja, lange Z eiten allein das c h a r a k te r o lo g is c h e A rb eitsfeld b e h e rrsc h t h a t.

N am en, w ie H ip p o k ra te s, G alen, K an t bis K retsch m er v e r­

tr e te n h ier die T rad itio n . M it R e ch t fo rd e rt a b e r U. die R eform a lle r d e r T e m p eram en ten leh ren , die n u r auf ein er E b en e au fb au en . A ls d ritte r W eg w e rd e n die eigentlich sy stem atisch en C h arak tero lo g ie n g eschildert. F ü r U. ist das d e r „K önigsw eg", auf den alle a n d e re n hinführen.

H ierh er g eh ö ren die F o rm en individualpsychologischer K asuistik, die gleichsam von u n te n h er an d en T ypus h e r­

ankom m t und von d e r F ülle zur E in h eit s tre b t; d ed u k tiv e F orm en, w o b ei m it R ech t die einfache logische aprio risch e D eduktion, die im b e ste n F a lle zu ein e r u n w irk lich en V er­

m ögenspsychologie führt, v erw o rfen w ird, die „ p e rsp e k ti­

vischen" C h a ra k tero lo g ien d ann a b e r auch die w e it­

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an schaulichen und w e rth a fte n C h arak tero lo g ien v e r­

sc h ie d en ste r F ärbungen. D ie K ritik U. an diesen F o rm en zeigt sich am sch ärfsten und b e ste n in dem K ap ite l ü b er Simmel, die F o rd eru n g stren g ster, n ü ch ­ te rn s te r E m pirie w ird m an psychologisch im m er auch dem b le n d en d sten Intuitionism us V orhalten m üssen.

A uch sonst zeigt U. h ier einen k la re n k ritisc h e n Blick, etw a in d e r B ew ertu n g von Ja sp e rs, M ü ller-F reien fels und v ie ler an d e re r. H ie ran schließen sich die M eth o ­ den d e r d ifferen tiellen Psychologie im en g e ren Sinne an.

D ie P sychographie w ird m. E. zu schnell als v e ra lte t und aussichtslos ab g etan . D ie oft ein g ew an d ten m ethodischen B ed en k en dagegen sind n ich t u n ü b erw in d b ar, und die du rch sie erm öglichte G ew innung von w ertv o llstem E in ­ z e lm aterial ist n ich t von v o rn h erein zu v erw erfen . D aß sie bis je tz t noch n icht allzu viel für die ch arak tero lo g isch e A rb e it b e ig etrag en hat, sp rich t n ich t an sich schon gegen sie. Im großen und ganzen w ü rd e ich d e r K ritik an d er bisherigen e x p e rim en tellen Individualpsychologie zu­

stim m en. U. w e rte t sie durch au s hoch. A b e r auch hier ta d e lt e r häufig Schw ächen, die n ich t u n überw indlich sind.

S ich er ist jedenfalls, daß eine e x p e rim e n telle C h a ra k te ro ­ logie uns h e u te m eh r n o t tu t, als eine sp e k u lativ e und m etap h y sisch e; daß freilich die a lte n T e stm eth o d en n ich t genügen, ist zw eifellos richtig. D ie ex p e rim e n te lle P sy ­ chologie s te h t eb en h ie r v o r neuen, großen A ufgaben, d e re n Lösung ich n ic h t so schnell a b leh n e n w ü rd e, w ie es U titz tu t (S. 163). A nhangsw eise folgt noch eine K ritik d e r p sy ch iatrisch en und psy ch a n aly tisc h e n C h a ra k te rfo r­

schung. D ie b eid en le tz te n H au p tte ile w en d en sich e in er S y ste m a tik d e r C h a ra k tero lo g ie und d e r C h a ra k te re zu.

In ihnen s te h t n atu rg em äß das am m eisten A n fech tb are, G ru n d sätzlich verm isse ich hier die em pirischen, e x p e ri­

m en tell gew on n en en T atsach en b efu n d e, so daß diese K a­

p ite l seh r oft in d e r P hänom enologie des C h a ra k te rs ste c k e n b leib en und n ich t zur eigentlichen Psychologie kom m en. Ä u ß e rst w e rtv o ll ist auch h ier die F ülle d e r G e sic h tsp u n k te und die W e ite des B lickes. Die Ü ber­

w indung d e r E in d im en sio n alität und d e r M ehrdim ensio- n a litä t zu G u n sten d e r A llseitig k eit d er C h a ra k te re ist un- au fg eb b ares G u t d e r C h arak tero lo g ie; die Einbeziehung d er rh y th m isch en und dynam ischen M om ente en th ü llt neu e P e rsp e k tiv e n zu ein e r ganzheitlichen Individualpsycho­

logie und zur Ü berw indung v e r a lte te r T em p eram en ten - lehren. D agegen sind noch zu u n b estim m t die A us­

führungen ü b e r G ew ich tig k eit und In te n sitä t, die nicht scharf v o n e in an d e r ab g e g ren zt sind. Die B erücksichtigung d e r G e g lied erth eit sch ein t m ir dagegen w ie d er etw as d u rch au s W esen tlich es zu treffen, auch h ie r v erein ig t sich d e r V e rfasser m it den tra g e n d ste n E rgebnissen aller m o d ern en Psychologie. A ll die a n d e re n C h a ra k te rm o ­ m en te: S p o n ta n e itä t, R e z e p tiv itä t, B ew ußtseinsgrad, K o n ­ tingenz tr e te n m eh r o d e r w en ig er d eu tlich h erv o r; d a ­ gegen sind die Ich erleb n isse re c h t schem atisch b e h a n d e lt und b e d ü rfen ein e r stren g en K o n tro lle an den e x p erim en ­ te lle n B efunden. A uf die m a te ria le n G e sich tsp u n k te b ra u c h t n ich t w e ite r eingegangen zu w erden, sie bringen verd ie n stlich e K läru n g en d e r Begriffe T rieb , W ille, Gefühl, Intelligenz u, a. vom S ta n d p u n k t des C h ara k te ro lo g en aus;

doch sind hier g e ra d e die psychologischen G rundlagen zu gering — m an vergleiche e tw a d as S ch w eb en d e und U n ­ k la re in dem K ap ite l ü b e r die G efühle. D er le tz te T eil endlich g ib t eine Ü bersicht ü b e r v e rsch ied e n e C h a ra k te re , jedoch ohne sy stem atisc h e K lassifizierung in ein e r b e ­

stim m ten R ichtung. D ad u rch e rh ä lt d ieser A b sch n itt d en V orteil einer u n b eg ren zten W eite, die sich n ich t auf E in­

se itig k eiten b e sc h rä n k t und d e r W irk lic h k e it c h a ra k te ro - logischer M annigfaltigkeit re c h t nah e kom m t. D ie K lassi­

fikation s ta tt d e r S y stem atik ist zw eifellos eine B ereich e­

rung d er C h arak tero lo g ie. A b e r auch in haltlich sind diese A bgrenzungen o ft n eu und b e a c h te n sw e rt; h ier zeigt sich d er psychologische T iefblick des V erfassers von seiner b e ste n Seite. S elb stv erstän d lich — das liegt im W esen des B uches — ist auch hier m ehr a n g e d e u te t als ausgeführt, a b e r A nregungen geben diese kurzen, sk izzen h aften T y ­ p en doch m ancherlei. C a r l S c h n e i d e r - Leipzig,

Schwarz, H erm ann (Prof. in G reifsw ald), Auf Weges der Mystik. D rei g rundlegende E rö rte ru n g e n d er Philo­

sophie des U ngegebenen. (W eisheit und T at, H eft 3.) E rfu rt 1924, K u rt S ten g er. (64 S. gr. 8) 1.10 Rm.

Ein gehaltvoller, n ich t eb en leich t faßlicher B eitrag zu dem v ie lv e rh a n d e lten m ystischen T hem a. Im e rste n V or­

tra g e r ö r te r t Vf. den ihm eigenen Begriff d e r „U ngegeben­

h e it" G ottes. „O hne die G o tth e it e x istie rt nichts, a b e r sie selb st ist Schw eigen geg en ü b er allem R ed en d e r B estim m t­

heiten, . . . sie ist stille W ü ste ohne L eb en und E xistenz, sie ist u nseiendes Sein, sie ,ist‘ nicht, sondern ,w e st‘ nur."

Sie g ew innt ih r L eb en n u r im M enschen, und zw ar in ein er eigentüm lichen h ö ch sten W erterfah ru n g , die d rei K enn­

zeichen h a t: B eseligung in einem u nendlichen W ertg eh alt, H erau sg eh o b en h eit ü b e r alle V erläufe d e r physischen W elt, U n e rre ic h b ark e it solchen W e rte rleb e n s du rch eige­

nes B em ühen — eine scharfsinnige A n aly se des m ystischen Vorgangs, w obei n u r zu fragen w äre, ob n ich t in ihm auch d a s M erkm al g esetzt ist, daß die G o tth e it n ich t „ w e st“, sondern ist. D er z w eite V o rtrag b e sp ric h t das „V erhältnis von G lück und G o tt". Es gibt ein E ntw icklungsglück (z. B.

Jugend) und ein E rgänzungsglück (z, B, Liebe), b eides h a t eine ü b erin d iv id u elle T iefe, d rän g t auf V ereinigung m it dem A llleben, — das ist die G o tte sg e b u rt in d e r Seele, von d e r M eister E c k a rt re d e t. D er d ritte V o rtrag : „P ersö n lich k eit und G em einschaft" ist b eso n d ers g ed an k en sch w er. W as ist P e rsö n lic h k e it? G eistiges S eelentum aus einem Z entrum h eraus. W ie w ird P e rsö n lic h k e it? D urch W ollen von A u f­

gaben, du rch liebende, un selb stisch e H ingabe für A n d eres.

U nd hier gibt es Stufen, vom eth isch en Idealism us, d er sich an Id een hingibt, zur sozialen G em ein sch aftstreu e im R ahm en eines V olkes, zur h ö ch sten S tufe d e r „alles-sein- k ö n n e n d e n “ G üte, die in L iebe zum w e rd e n d e n G o ttestu m in jed er S eele en tb re n n t. D agegen ist die „B ildungsper- sö n lich k eit", die nu r sich selb er sieh t und sucht, zur U n­

fru c h tb a rk e it v e ru rte ilt. — Verf. kom m t von d er d eu tsch en M ystik und d er P hilosophie F ic h te s her, e r v e r tr itt einen tiefen und edlen Idealism us, d en er in seinem Sinne d u rch ­ aus religiös au fbaut, — a b e r ob d er „ung eg eb en e" G o tt, d e r n u r im M enschen zu sich selb st kom m t, dafü r d er tra g ­ fähige G rund is t? Lic, P e t e r s - G öttingen.

Heinzeimann, G erh ard , D. (o. P ro fesso r d e r Theologie an d e r U n iv e rsitä t Basel), Kirchliche Gemeinschaft und Volksgemeinschaft. (Pädagogisches M agazin. H eft 1076.) L angensalza 1926, H erm ann B ey er u. Söhne, (39 S, 8,) In diesem u n te r d en „S ch riften zur po litisch en B ildung"

von d e r G esellschaft „D eu tsch er S ta a t" in F rie d ric h M ann's

„P ädagogischem M agazin" verö ffen tlich tem H eft h a n d e lt es sich um einen D, P aul A lth au s und D. E m anuel H irsch

„in G em einschaft des G e istes" g ew id m eten V ortrag, den

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d e r V erfasser b ei d er le tz te n H au p ttag u n g jen er G esell­

schaft g e h alten h a t und zw ar m it dem au sd rü ck lich en A uf­

trag , die B edeutung d e r K irche für die V olksgem einschaft k la r zum A u sd ru ck zu bringen. E r h a t das auch getan, in­

dem e r von dem refo rm ato risch em Begriff d e r K irche aus und u n te r B etonung ih re r „sic h tb a re n U n sic h tb a rk e it und u n sich tb aren S ic h tb a rk e it" ebenso ein Z usam m enfallen von K irche und Volk, als eine ungeschichtliche und u n ev an g e­

lische Scheidung b e id e r G rößen ab leh n t. In trefflichen A usführungen h a n d elt d e r V erfasser von d en k o n k re te n B eziehungen b e id e r zu ein an d er und tr itt für d as du rch die G esch ich te b e w ä h rte und dem W esen b e id e r en tsp re c h e n d e B ündnis ein. D och w ird die K irche ih re r A ufgabe dabei n u r gerecht, w enn sie sich im m er w ie d e r als die w e ltü b e r­

w indende M acht w a h re n G laubens und re c h te r L iebe b e ­ h a u p te t und m it w eitem H erzen den v e rsc h ie d e n en Schich­

te n und B edürfnissen des Volks g eg en ü b ersteh t, w ie auch a n d e re rse its d e r S ta a t seine p a ritä tisc h e G rundeinstellung n ich t zu ein er das b e so n d ere V erh ältn is des C hristentum s zum d eu tsch en V olk ig n o rieren d e n G leichm acherei au s­

a rte n lassen darf. V on jedem einzelnen G lied u n serer K irche a b e r fo rd e rt d e r V erfasser einen w irk lich en W illen z u r K irche, d er zu k irch lich er M ita rb e it fü h rt. M an w ird sich freu en dürfen, daß auf jen er Tagung die B edeutung d er K irche und ihr D ienst am V olk in so k la re n und e n tsc h ie ­ denen, feinsinnigen und w arm en W o rte n zum A u sd ru ck ge­

kom m en ist. D, H o f s t a e t t e r - M agdeburg.

Girgensohn, K arl, D. Dr. (f P ro fesso r a. d. U n iv e rsitä t Leipzig), Sechs Predigten. M it einem Bilde des V er­

fassers. Leipzig 1926, Dörffling u. F ra n k e . (80 S. gr. 8.) K art. 3 Rm.

Girgensohn h a t seinem H auptwerke ein W ort M eister E c k e h a rd ts v o ra n g este llt: D as W esen d e r S eele sei b e ­ sch rieb en in den beiden T ä tig k e ite n : E rk e n n e n und L ie­

ben. — Es ist ein reich es M enschenleben, w o E rk e n n e n und L ieben sich im G leichklang au szu w irk en verm ögen! W e r d iese sechs P re d ig ten still liest, d er s te h t u n te r dem E in ­ d ru c k : H ier sp rich t ein P re d ig e r zu sein er G em einde, d er ihr ein F ü h re r im E rk e n n e n und im L ieben sein k o n n te. N icht zu G efühl und Stim m ung ru ft seine P red ig t, sie zeigt die in n ere E in h eit d e r G e d an k en , auch sc h ein b ar k o m p lizierte r und sch w ierig er T e x tstü c k e . D abei w ird dem H ö rer b is­

w eilen eine e rn ste G e d a n k e n a rb e it zugem utet. D och zum al die S ch ü ler G irgensohns w e rd e n ihm als dem U n iv e rsitä ts­

p re d ig e r gern noch einm al in d e r p ra k tisc h e n A uslegung einiger S tü ck e des B riefes lauschen, d e r ihm w ie kaum ein a n d e re r lieb w ar. Im B rief des P au lu s an die G a la te r le b te G irgensohn, des A p o stels B o tsch aft w a r für d en P red ig er zum leb en d ig en M itte lp u n k t seines ganzen L ebens ge­

w orden! N eb en den d re i P re d ig te n ü b e r „die B ekehrung des P au lu s" (I, 11—24; II, 11— 18; II, 18—21), in denen G irgensohn als feinsinniger Psycholog u n d v e rste h e n d e r S eelso rg e r aus dem T e x t d e r G e g en w art A n tw o rt auf ih re F ra g e n und N öte gibt, s te h t eine 4. aus dem G ed a n k e n k re is d esselb en paulinischen B riefes: d e r Z u ch tm eister und seine Ü berw indung (Gal. III, 21—29). In ih r finden w ir das für G irgensohns gesam te L e b e n sa rb e it so b ezeic h n en d e U rteil, daß P au lu s „d en K am pf d e r a lte n und n e u e n W e lt­

anschauung en tsch eid e, indem e r b eid e A uffassungen gegen­

ein an d er ab g re n z t und sie k raftv o ll m ite in a n d e r v e rb in d e t und d a d u rch dem E vangelium J e s u C h risti die F ü h ru n g und H errsch aft ü b e r w ertv o lles E rb e d e r a ltte sta m e n tlic h en G e d a n k e n w e lt sic h e rt." G irgensohn's b eso n d e re G abe,

V erstan d und H erz, W ille und G ed a n k e n in ih re r T iefe gleichm äßig zu erfassen und auf das rich tig e Ziel hinzu­

führen, tr i t t in seinen P re d ig te n s ta rk in E rscheinung, Die M ehrzahl a lle r P re d ig te n le id e t ja daran, daß sie e n tw e d e r ein a b s tra k te s Schem a ohne B ezugnahm e auf die N öte und F ra g e n d er Z eit bilden, o d er a b e r in d e r A n ­ passung an die Z eitb ed ü rfn isse aufgehen, ohne d en z e it­

losen G eh alt des E vangelium s zu w ahren. In dem v o r­

liegenden B ändchen a b e r sind b eid e G efah ren auf das g lücklichste ü b e rb rü c k t. D en tie fste n E in d ru ck h a t auf m ich in d ie se r H insicht die P re d ig t ü b e r „die H eilung des tro tzig en und v erz a g te n H erzen s" (Jer. 17, 5— 14) gem acht.

„Die S eligpreisung d e r geistlichen A rm u t" (M atth. 5, 3) b ild et d en A bschluß d er P red ig ten , die in den J a h re n 1916— 18 in d e r U n iv e rsitä tsk irc h e in D o rp at g eh alten sind.

Im m er w ie d e r spiegelt sich in ihnen das p ersö n lich e E r­

leb en des P red ig ers w ie d er; e r sch eu t sich nicht, den G egensatz, die P a ra d o x ie des S c h riftw o rtes zu unserem D en k en h e rau szu k eh ren . A b e r w ichtige^ ist ihm das a n d e re : E r sucht m it n achgehendem V e rsteh en im H erzen d er H ö rer das aufzurufen, w as zum E vangelium von Je su s C hristus h in d rän g t und es b ejaht. D arum stellen d iese P r e ­ d igten ein eindrucksvolles Zeugnis dar, das d e r G eg en w art n ich t w en ig er zu sagen h a t als dem v erg an g en en J a h rz e h n t.

G irgensohns G ru n d riß d e r D ogm atik zeigt uns, w ie das b iblische Zeugnis d e r K irche von Je su s C hristus fü r die G e g en w art fru c h tb a r g em acht w e rd e n k a n n und m uß, in se in er F o rd eru n g ein er p n e u m atisch en E xegese w ag te e r die theologische W issen sch aft n eu auf die gew iß n ich t neue, a b e r unb ed in g t n o tw en d ig e V oraussetzung a lle r ih re r A rb e it hinzuw eisen und b e fe stig te d am it w e ith in das V e r­

tra u e n auf die In sp iratio n d e r Schrift. In diesem B ändchen d e r wenigen, zufällig erhaltenen Predigten Girgensohns

— (Sie w u rd en auf W unsch ein zeln er G em ein d eg lied er von ihm gegen seine G ew ohnheit s p ä te r nied erg esch rieb en .) — ist uns eine p ra k tisc h e V eranschaulichung g esch en k t, w ie e r selb st seine th eo retisch -w issen sch aftlich en Ä ußerungen ü b e r die re c h te S chriftauslegung im D ienst d e r W o rt­

verkündigung in die T a t u m zusetzen su ch te. D iese V e r­

öffentlichung w ird darum n ich t n u r „seinen S chülern und F re u n d e n ", so n d ern auch vielen, die ihn n ich t k a n n te n , in d e r b a ltisc h e n H eim at w ie im d eu tsch en V ate rla n d e , w e it m eh r als eine w e rtv o lle E rin n e ru n g an d en H eim gegan­

genen b ed eu ten . B a r i n g - Leipzig.

Kolbe, Jo h an n es, Mein Konfirm andenunterncht in k ate- chetischen Entwürfen. F re y s ta d t (N iederschlesien),

1926, R. G eisler. (144 S. gr. 8.)

D er K o n firm an d en u n terrich t, für d en so m an ch e V or­

schläge zu sein er N eu g estaltu n g gem acht sind und im m er neu e H ilfsm ittel d a rg e re ich t w erd en , h a t in jü n g ster Z eit eine so e rh ö h te B edeutung gew onnen, daß die F ra g e n icht w ohl zu um gehen ist, ob d e r U n te rric h t sich h ier in a lte n B ahnen fo rtb ew eg en kann. D ie n ach m ein er A n sich t w ich­

tig ste F ra g e ist die, ob e r noch im A nschluß an L u th ers K leinen K atechism us e rte ilt w e rd en soll. W ie es scheint, w ird diese F ra g e in w e ite n K reisen d e r P a sto re n sc h a ft en tsch ied en b ejah t. In den K reisen d e r L e h re rsc h aft e r ­ freu t sich d e r K atechism us b e k a n n tlic h n ich t m ehr d er frü h e re n W ertsch ätzu n g .

D er V erfasser oben g en an n ten B uchs g e h ö rt zu denen, die d en W e rt des K leinen K atechism us im k irch lich en U n ­ te rric h t, b eso n d ers im K o n firm an d en u n terrich t, seh r hoch ein sch ätzen . E r, d er V erfasser ein er schon in 8. A uflage

(7)

v orliegenden, v ie lg e b rau ch ten K atechism usauslegung, h a t uns h ie r u n te r obigem T itel eine für d en K onfirm anden- u n te ric h t allein b e re c h n e te A uslegung dieses B üchleins ge­

geben. V orausgeschickt ist eine k u rz e A u sein an d ersetzu n g m it d e r F o rd e ru n g arbeitsschulm äßigen R elig io n su n ter­

richts, in dem K olbe ein b e re c h tig te s M om ent willig a n e r­

ken n t. E r b ezw eifelt nur, daß die d u rch sch n ittlich e B e­

gabung des L e h rers au sre ich t, um so hohen A nfo rd eru n g en zu e n tsp rech e n . Ich m eine, es lägen auch an d e re B ed en k en seh r nahe, w ie z. B. dieses, daß m ancher U n terrich tssto ff

— z. B. G eschichtliches — d ieser M ethode ü b e rh a u p t w id e rstre b t, und daß hier eine s ta rk e B eschränkung des U n terrich tssto ffes nötig w ird, w eil das F o rtsc h re ite n sich ohne F ra g e b ei d iese r M ethode verlangsam t.

Die A uslegung des seh r reichlich d arg e b o te n e n Stoffes b e w a h rt eine im ganzen k irchliche H altung. D aß eine B e­

handlung d er S a k ra m e n te nach L u th ers K leinem K atech is­

mus ab g eleh n t w ird, h a lte ich nicht für gut; auch dies nicht, daß die K onfirm ation n u r re c h t k u rz b esp ro ch en ist.

Die n e u e re n V erhandlungen ü b er d en K leinen K atech is­

m us L u th ers sch ein en dem V erfasser u n b e k a n n t geblieben zu sein. Es w äre doch für das B uch von V orteil gew esen, h ä tte e r sie b erü ck sic h tig t.

A u g u s t H a r d e l a n d , D., K ropp b, Schlesw ig.

Hilbert, G erh ard , D., Bezirk und Gem einde. Leipzig 1926, A. D eichert. (Dr. W. Scholl.) (25 S. gr. 8) 1 Rm.

Dem V erfasser kom m t es in d ieser B roschüre d arau f an, die bei dem W achstum u n se re r g ro ß städ tisch e n G em einde im m er b re n n e n d e re F rag e: B ezirk und G em einde prinzipiell zu b e le u ch ten und für die w e ite re E ntw icklung R ichtlinien zu geben. E r will w e d e r eine G em einde, die ohne G lie­

derung in B ezirke sich in ein er E in h eit b e h a u p te t, die d e r M annigfaltigkeit d e r B edürfnisse und G ab en in ih re r M itte nich t m ehr g e rech t w e rd e n kann, noch eine V erselb stän - digung d e r B ezirke, die zu e in er V erschw endung d e r K rä fte und v erhängnisvollen A uflösung d er G em einde führt. Ihm ersc h e in t ge rad e das N eb e n ein an d er und In e in an d e r d ieser b eid en G rö ß en nötig und segensreich, d a sie b eid e nicht k ü n stlich e O rganisationen, so n d ern geschichtlich ge­

w o rd en e O rganism en sind, die sich um d en gem einsam en M itte lp u n k t des W o rte s G o tte s bilden. Es kom m t nu r d a r­

auf an, daß jede d ieser G rö ß en ih re eigentüm liche A ufgabe erh ält, so daß z. B. d e r G em einde die eigentliche K u lt­

p red ig t und S a k ram en tsv erw altu n g , dem B ezirk a b e r die B ib elstu n d e und v o r allem auch die E inzelseelsorge so n d er­

lich auch an d e r k o n firm ie rten Ju g e n d b leib t. A uch tr itt d e r V erfasser für eine sch ä rfe re Scheidung von K irch en ­ v o rsta n d und G e m e in d e v e rtre tu n g ein und w eist dem e rs te re n die ä u ß e re n G esch äfte, d e r le tz te re n a b e r die in n e ren A n g e leg e n h eiten d e r G em einde zu, n a tü rlich n u r m it d e r V oraussetzung, daß sie n ich t auch w ie jene auf dem W eg d e r W ahl, so n d ern d u rch die Zusam m enfassung d e r L e ite r und H elfer d e r B ezirksgem einden sich bildet, ein Z ukunftsbild, das freilich auf m an ch en W id e rsta n d stoßen und dessen V erw irklichung jedenfalls in d er n äc h ste n Z eit nicht zu e rw a rte n sein w ird. A uch d e r V erfasser re c h n e t k einesw egs m it ein e r allgem einen Billigung und schnellen D urchführung sein er V orschläge, Sie sollen n u r einm al m it allem E rn st d u rch d a ch t und von v e rsch ied en en S eiten ge­

p rü ft und e r ö r te r t w e rd e n und sie v e rd ie n e n das auch.

W as uns h ie r in g e d rä n g te r K ürze von k u n d ig er F e d e r d a r­

g e b o ten w ird, fußt w irk lich auf ein e r gründlichen B e­

obachtung und re ic h e n E rfahrung und kom m t aus einem tiefen V erstän d n is für die b e so n d eren B edürfnisse d er G eg en w art, die sich n ich t im m er m it d en ehrw ürdigen F o rm en v erg an g en er T age d e c k e n noch auch m it ä u ß e r­

lichen O rganisationen begnügen, sondern auch für den L eb en strie b des G eistes und das g o ttg ew o llte R ech t des C harism a R aum und F re ih e it verlangen.

D. H o f s t a e t t e r - M agdeburg,

Neueste theologische Literatur.

Unter Mitwirkung der Redaktion

zusammengestellt von Oberbibliothekar Dr. Runge in Göttingen.

Scholastik und Mystik. Koch, Joseph, Durandus de S. Porciano 0. P. Forschungen zum Streit um Thomas von Aquin zu Beginn d.

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Allgemeine Kirchengeschichte. Deissmann, Adolf, Die Stock­

holmer Bewegung. Die Weltkirchenkonferenzen zu Stockholm 1925 und Bern 1926 von innen betrachtet. Mit 4 Taf. Berlin. Furche- Verl. (V, 203 S. 8) 6 Rm.

Reformationsgeschichte. Bauer, Karl, Valerand Poullain. Ein kirchengeschichtl. Zeitbild aus d. Mitte d. 16. Jahrh. Elberfeld, Buchh.

d. Erzieher-Vereins (337 S. gr. 8) 12.50 Rm. — Luther, Martin, Werke.

Krit. Gesamtausg. Bd. 48. Weimar, H. Böhlau (L, 750 S. 4) 48 Rm.

Kirchengeschichte einzelner Länder. Flaskamp, Franz, Die homiletische Wirksamkeit des hl. Bonifatius. Hildesheim, Fr. Borg­

meyer (XXIII, 40 S. gr. 8) 5 Rm. — Hopf, Walther, Jeremias Gott­

helf im Kreise seiner Amtsbrüder u. als Pfarrer. Bern, A. Francke (168 S. 8) 1.50 Rm. — Korff, M. M., Graf, Am Zarenhof. Erinnergn.

aus d. geistl. Erweckungsbewegung in Rußland von 1874—1884. Aus d. Russ. übeitr. von Maria Kroeker. Wernigerode, Missionsverl. Licht im Osten (79 S. 8) 1.25 Rm. — Mahling, Friedr., Carl Mi r bt und August Nebe, Zum Gedächtnis August Hermann Franckes. Zu seinem 200jähr. Todestage. Mit 8 Abb. Halle, Buch. d. Waisenhauses (IV, 124 S. gr. 8) 2.50 Rm. — Reymann, Gottfried, Zur Geschichte der Kirchgemeinden Koiskau und Campern (Chronik). Görlitz 1926, Hoff­

mann & Reiber (138 S. 8) 2 Rm. — Borg, L., Neue religiöse Wege des russischen Geistes. Novye religioznye p u t i russkago ducha. Mainz, Matthias-Grünewald-Verlag (207 S. 8) Lw. 4 Rm.

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Christliche Kunst. Kautzsch, Rudolf, Romanische Kirchen im Elsaß. Ein Beitrag z. Gesch. d. oberrhein. Baukunst im 12. Jahrh.

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Taf. 4) 16 Rm.

Dogmatik. Schiatter, Adolf, Die Gründe der christlichen Gewißheit.

Das Gebet. Reden. Stuttgart, Calwer Vereinsbuchh. (155 S. 8) 2 Rm.

— Stange, Carl, Dogmatik. Bd. 1. Einleitung in d. Dogmatik. Güters­

loh, C. Bertelsmann (XXVII, 242 S. gr. 8) 8 Rm.

Apologetik und Polemik. Kann, Ernst, Die Ueberwindnng des Christentums durch den aristokratischen Gedanken. Weimar, Fink (193 S. 8) 5 Rm. — Schöffel, Simon, Noch haben wir eine Kirche!

(Ecclesiam habemus!) Halle (Saale), C. Ed. Müller (43 S. 8) 2 Rm.

— Steinbrinck, Otto, Katholische Reformation. Eine Betrachtung über d. Gegenwart im Lichte d. Zukunft d. deutschen Katholizismus.

Paderborn, Junfermann (119 S. 8) 2 Rm.

Praktische Theologie. Schulte, Joh. Chrysostomus, Pastorales und Aszetisches für Seelsorger unserer Tage. Zur Neuorientierung in d. heutigen Seelsorge. Ges. Vorträge u. Aufsätze. Stuttgart, O.Schloz (XI, 228 S. 8) Lw. 5 Rm.

Homiletik. Brückner, Paul, Dennoch bleibe ich stets an dir. Ein Jahrg. Predigten, zumeist über frei gewählte Texte u. Thema-Reihen.

Elberfeld, Buchh. d. Erziehungs-Vereins (455 S. gr. 8) 6 Rm. — Vierzehn Grabreden. Von Eberhard Baumann, Wilhelm Fresenius, Paul Gennrich, D. Kähler, Hans Kopp, Friedr. Langenfaß, D. Richter, W. Schlatter, D. Schöttler u. D. Schullerus. Halle (Saale), Buchh. d. Waisenhauses (V, 49 S. gr. 8) 2 Rm. — Kalbe, Walther, Friedrich Seusing, Ernst

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