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Die Zukunft, 1. Juli, Bd. 28.

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Academic year: 2022

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(1)

Mie Zukunka-

Herausgehen

Maximilian Hart-en.

O

KelxtundzwanzigllerBand.

CO-—

Berlin.

Verlag der Zukunft.

1899.

s-« !

ZW-

(2)
(3)

Anhalt

Abschied...............514

Albert,Michael........,.408

Anthropogeographie.......597

Arbeitstätte, Ernst Haeckels...601«

Aussperrung,die,inDänemark·606 Barrett,Elizabeth f.Browning. Beardsley, Aubrey Vincent ... 42

Beschäftigungdie,der Nerven- ·«'kranken.............292

Bevölkerungfrage,die,inFrank- reich.............·543

Bismarck undFritzReuter ...221

Bismarcks Todestag.......177

Bliefenbach....·.......384

Browning,Robert undElizabeth Barrett ...·.·......555

ChlodwigsBermächtniß.....393

Dämon,der...... « .....·.610

Dänemark, f. Aussperrung Dreyfus .............481

s.Notizbuch 391,433,613. Dreyfus-Lärm,der........521

Eisenzahn,der .......... 1

Empfinden, das,der Mütter .·.593 Ende, das,desJulianus ....253

Erfindung, malerische.......361

Ethik,über.....·......574

Faust-Ansstellung,eine ·..·.254

Ferienbörsen....·......168

Finanzminister,diedeutschen..131

Frankreich,s. Bevölkerung- frage. Frauenfrage, f. Keh- Freuden, die,desBerühmtfeins. 18 Friedenskonferenz,f. Notiz- bueh311 « Fürstenfpiegel..........348

Geldbewegung ..........44

Geldnoth.............562

Geschichtaussassung,parodistische.488 Gesegnete,die .....·.·.·462

Gespräche,drei,überReligion..137

GewehrbeiFuß.........517

Gioconda, la...........378

Glückfpiele,dieöffentlichen....530

Glück, fündiges....·.....609

Goethe..............359

s.a.Notizbuch 388. Greif, Martin,undKarlduPrel270 GroßdeutfchlandundOesterreich401 Haeckel f. Arbeitstätte· Hebbel s. Neues- Heim,imneuen .·..·.... 82

Hochfommer...·.......218

Hofacht..............569

Hofmann, Ludwigvon .....301

JaundAmen ..........428

Inmemoriam .........·.333

Jntellektuellen,die........ 11

Inventur,einekleine.. 55,107 JphigenieinBergen.·..... 97

ItaliensNoth..........374

Kaiser, der,imReichstag’.... 49

Kaiserbesuch aufdemfranzösischen Schulschissf.Notizbuch 312. Kaiser-Kanal,der .......·313

f.a.Kaval. Kampf,ein,umsRecht.....261

Kanal s.Sturm. s.a.Kaiser- Kanal s.a.Notizbuch431. Katholikenversammlung,die...498

Kautsky alsTheoretiker.....278

(4)

Kautskyals,—Wirthschafthiftoriker241 Keh, Ellen,unddieFrauenfrage318 Kirche s. Notizbuch 566.

Kolker,der ............337

Komplikation,diesoziale.....450

Komplott,ein? .·........380

Krach,dergalizische.......171

Krank! ....·.·.......214

Leo XIlL undfeinNachfolger..329

Lemurien .............441

Link,the missing........236

Löwenmaul,das .........153

Malerifche Ersindung, f. Er- findung Mehring, Franzf.Geschicht- ausfafsung Messalina............136

Millerand s.Notizbuch48 MondlichtnndFluth....·..536

Münster, Graf f. Notizbu eh392. Nervenkranke s.Beschäftigung NeuesvonHebbel...,....192

NietzschesGeisteskrankhett....208

Nonpossumus ..........475

Notizbuch47;311, 388, 431, 565, 613. Oesterreichs.Großdeutfchland Partei,dieredaktionäre .....161

Pchar-ke-bogi...........478

Pompeji,einneues .......587

Prel,Karldus.Greif. Reaktion, die,inItalien. ....102

Reize, die,unddasLeben....225

Religion s.Gespräche. ReligionundVerbrechen..... 25

Renans Briefwechsel.......120

Rennes,in............265

Reuter s. Bismarck. Ruhm, junger ..........560

Ruskin, Joha,alsSozialreformer 503 Schmetterling,der........420

Schnitter, der....,......360

Selbstanzeigen 92, 165, 305, 345, 473,512 Semeftralbilanz.......... 93

777 ................290

Sinneseindrücke,verwirrte. ... 32

SkizzenbucheinesFlaneurs...468

Sozialdemokratie s. Wahlaus- sichten Sozialreformers. Ruskin. Spaniens Armee.......·.297

StiefelknechtundGoethes ,,Faust«129 Strauß, Richard,undseine Leute412 Sturm imKanal........·353

Talmud, der.........·.156

ThaliainAmerika...·....342

Todesangst............370

Traum, der,vom Totenreich...205

Ungarnam Scheidewege... .335

Velazquez.............446

Volk, das,von Rom.......183

Volksfchule,dienordamerikanische88 Voltaireunddie Komnenen ...459

Wahlaussichten, die,derSozial- demokratie ..·........465

Wiener Gemeindestatut,das..·258

Wohlthätigkeit,neapolitanische.. 75

Zeitschriften-Verbotauf den Bahn- höfenf. Notizbuch 438. Zionistenkongreß,der,inBasel.422 ZuchthausiJubiläum..·....134

Zuchthausvorlages. Notizbuch47. ZumdreißigstenJuli......182

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P qs FIE-

Der Eisenzahn.

ÆautTestamentvon 1437 hatte Friedrich seineLänder unterseinevier

« T Söhne so getheilt, daßdiefränkischenBesitzungenseinem ältesten undseinemdrittenSohn,JohannundAlbrecht, zufielen,dieMarkaber zunächstungetheilt auf seinen zweitenSohn, Friedrich, überging,während demvierten,ebenfallsFriedrich genannten SohneinbedingterAnspruch aufdie Altmark und diePriegnitz fürdieZeit seiner Großjährigkeitzu- gesprochenwurde, einAnspruch,derindessen, vorübergehendeVerhält- nisseabgerechnet,eineBedeutung fürdieMarknicht erlangthat. Friedrich derZweitewar eininbesonderemSinn friedliebendcr, dochinvollstemMaß fest entschlossenerCharakter.Diegeniale Art,mit der der VaterimMittel- punkteinerdurchaus aufdasganzeDeutschlandgerichtetenPolitik stand, lag ihmzwarfern;aberdurchAbgrenzungderbrandenburgischenLänder undnamentlichdurch festeBegründungderlandesherrlichenMacht hater Bedeutendes geleistet.DieritterlichenSelbstherrlichkeiten,die derObrig- keitspottenzudürfengeglaubt, hatte FriedrichderErste sovölligzerschlagen, daßsiesichfügengelernt hatten.Nungalt es, auchdie Städte zumGehor- samzuzwingen,siezulehren, daßnichtdasselbsteigeneInteresse dieseroder jenerStadt auf KostenderanderenStädteunddesplatten Landes, sondern dasWohldergesammtenMarkgrafschaftdasEntscheidende,1daß nichtder

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2 DieZukunft.

Reichthum einzelner Geschlechter,sonderndas,geruhsameWohllebencaller UnterthanendasZiel sei. Dennwenn sichdie StädteanFriedrichdenErsten angeschlossenhatten, sowaren sie dochweit davonentfernt gewesen,Diesaus AchtungvorderObrigkeitoderin demWunsche,überihrereigenenHoheit einelandesherrlicheGewaltzuschaffen,gethanzuhaben.Vielmehr sahen siein demneuen Markgrafennureinen Verbündeten inihremKampfgegen dieQuitzows,denAdelüberhaupt.Denn nach dieserRichtung hin,der ,VerdrückungundVertreibungallesAdelss war diePolitikderStädte im ganzenDeutschland gerichtet;und inersterLiniezähltejaderLandes- herrzurNobilität. Diesen möglichstbei Seite zuschieben, sichunab- hängigundauf KostendesLandesselbstzu einemeigenenkleinen Staats- wesenzumachen,bildete fortgesetztdasJdealderstädtischenPolitik·Ein Landesstaat aber,deralleInteressendesLandesumfassen sollte,konnte selbstverständlichsolcheBildungen,die dasGedeihendesGanzen schädig- ten undoftgenug wilde EmpörungendesgemeinenMannes gegen denregirenden Rath hervorrieer, nichtdulden. EinesolcheEmpörung brachnun in den zwar zu einemGemeinwesengeeinten,aberaufeinander eifersüchtigenStädten Berlin und Köllnaus. Aber undDas istdas Bezeichnende die,Viergewerkeunddie Gemeinde· wandten sichanden KurfürstenumHilfegegendenRathüberungewohnteBeschwerung,die ihr geschehe«.AlsodergemeineBürger wußte,daßAbhilfeseiner traurigen LagenurbeimLandesherrnzufinden sei.Undsoweitwar dessenAnsehen auch schonbefestigt,daßselbstderRath,dersonstdemFürsten jedenEingriff in diestädtischeSelbstregirung versagte,dieVermittelungdesFürstenan- rief, ,die GemeinheitzumGehorsamgegen denRathzuzwingen«.Der Kur- fürst vertröstetebeideParteienmitgutenWorten bis zuseinerAnkunftund gab, nachdem diese erfolgtwar undvielerleiVerhandlungen stattgefunden hatten,dennun wiedergetrenntenStädten eine ganzneue Verfassung,die bei allerWahrungkommunalerSelbständigkeitdochmehrerederstaatlichen HoheitrechtedemLandesherrnwieder zusicherte. Außerdemmußtendie Städte Landhergeben, aufdem derKurfürsteinSchloßzu bauenanfing, von demJeder wußte,daßesdenMuthwillenderBürger brechenundfie imZaum halten sollte.Aberwiewenigwaren dochdieGeschlechterin der Stadt gewillt, aufdenersten Wurf ihre trotzigeSelbstherrlichkeit aufzuge- ben! Ueberallvielmehr, ,binnenundaußerLandes,beiFürsten,Herren, Mannen undStädtenssuchtensie Bündnifsegegen denLandesherrn abzu- schließenundwarfenderfürstlichenBurg gegenüberBefestigungen auf.

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DerEisenzahn 3

Friedrich aber, stattmitGewalt gegen dieAufftändischeneinzuschreiten,er- botsichzumSchiedsgericht, forderte,alsBerlinDies ablehnte,die Stadt zu,GleichundRecht«;ja sogar,alsBerlin daraufhindenkurfürstlichen Richter gefangen setzte,dieKanzleidesKurfürstenstürmteundDiesemselbst dieThorederStadt sperrte, zögerteFriedrichnochmitgewaltsamenMitteln undschlug friedliche Verhandlungen durchandereStädtevor. Erstals Berlinauch dieseabschlag, glaubte Friedrich,allefriedlichenMittelerschöpft zuhaben,und besetzteeinigeStadtdörfer. Undmerkwürdiggenug:,so trotzig Berlinalle Mittel desFriedensvonsichgewiesenhatte, so schnellschwand derMuthvordemErscheinendeskriegerischgerüstetenMarkgrafen.Denn sobaldderMarkgrafvordenThorender Stadt erschien, gabendieRath- mannen nachunderklärten nun, sichdemSpruchder Stände fügenzu wollen. Selbst jetztnoch wünschteFriedrich nämlichnicht,vonseinerMacht Gebrauchzumachen,sondern verlangtedenrechtlichenAusspruchderStände, ,damiteinJeglichererkennenmöge,wie gargütig,rechtlichundaufrichtig WirUnsgegen dieUnserenin Kölln und Berlingehaltenundanders nicht alsRechtbegehrtundgesprochenhaben-«UndwennFriedrich sichmit derAus- weisungderRädelsführeralseinziger StrafedesAufstandes begnügte,der Stadt dagegendie 1442 gegebeneVerfassung beließundnur einigerein landesherrlicheRechtewiederansichnahm, soerkenntmandeutlichdieRicht- schnur des Kurfürsten.Eshandelte sichnur darum,dieUebermachtder Patrizierzubrechen,abergewißnicht darum,in das materielleEmporblühen der Städteeinzugreifen.DenStädten denninBerlin war derselbst- herrlicheDünkel aller Städte gebrochen war imStaat die Stelle ange- wiesen,in dersiedem ganzen LandeNutzenundSegen bringen solltenund

»konnten.Leichternochalsdie Städte wußteFriedrich auchdieBifchöfein denstaatlichen Organismus einzugliedern;undin demGeist aufrichtiger Frömmigkeit,derFriedrich beseelte,gründetederKurfürst fürden Adel den Schwanenorden,der dasBekenntnißderchristlichenWahrheit durchdieThat seinund ein Vorbild wahrhaft adeligen Wesensund Lebensabgeben sollte.

WennspäterdiesemOrden dieStiftungeinerBrüderschaftfürdasBürger- thumfolgteundeinestrengereSonntagsheiligung befohlen wurde, so sieht man, wieFriedrichbemühtwar,wiedersittlicheAnschauungenin der ganzen Bevölkerungzu wecken. Aber in demandieGutsherren gerichtetenVerbot derSonntagsarbeit lagzugleichdieFürsorge fürdengemeinenMann auf demLande,derdie Arbeitzuverrichten hatte, eineFürsorge,dielebhafter nochin derVerordnungunsentgegentritt, daßdieBauern ,keinenandern

Jst

(8)

.

4 DieZukunft-

Dienstodersonstwasthun sollten, gebenoderverpflichtetseien,anders,als vorAltersgewesen,unddaneben mitnichts beschwertwerdenin keinerlei Weise.cWiedergemeineMann in den Städten vordemUebermuthder Geschlechter,sowurdeauchderBauervorUebergriffenderGutsherren durch denKurfürstengeschützt.Kurz:überall imInneren herrschtedielebendigste Fürsorge,dieschärfsteAufmerksamkeitauf Alles,wasdenMenschenzu ir- dischemWohlbefindenund zu einemchristlichernstenLebenhinzuführenge- eignet ist. NatürlichbedingteaberdasGedeihenauch möglichsteSicherheit vonaußen;undnichtnur demCharakterdesKurfürsten,sondern auch dieser LagederSache entspraches,wennFriedrichinderauswärtigenPolitikvor- nehmlichdenFriedenzuerhalten suchte-«

Diese Sätze fand ichin dervomProfessorDr.ErnstBerner verfaßten

»GeschichtedespreußischenStaates«,derenzweiteAuflagevordreiJahren erschienenist.Siezeichneninknappen,abercharakteristischenStrichendas Bild desnüchternen,klugwägendenundkräftigzupackendenZollernsprossen, dersein Regenteninteressesehr gut verstand,daslüsterneLangenderihm widerstrebendenGewalten brach unddurchdieErwerbungderStadt Kon- bus,derGrafschaftWernigerodeundderNeumark seine Hausmacht statt- lich mehrte. HerrBerneristköniglichpreußischerHausarchivarundhatden Mann,in dem dasbedächtige,schlichteundbescheideneZollernwesensichbe- sonders deutlichundanmuthig verlörperte,hatBismarcks «zuverlässigen, treuen undritterlichenHerrn«ganznachderneuestenModeWilhelmden Großen genannt. DerVerdacht,ersei geneigt,einenHohenzollernallzu gering einzuschätzen,kanndiesenHistorikeralso nicht treffen. Deshalbkonnte esnützlichsein,beiihm Belehrungzusuchen, eheman dasDrama »Der Eisenzahn«las, fürdasHerrJosef Lauff,derMajor, Jntendanturrath undPoet dazu,dieVerantwortung trägt. Auchdervon derwiesbadener JntendanzverschickteFestspielführerbringt jaein paargeschichtlicheDaten;

abersie sind willkürlichund kritiklosgewähltunddie nettillustrirte Fibcl, in dervon »einerApostrophedesKurfürstcnandiesich selbst wiederge- fundenenBürger«erzähltundähnlichesStilg estümpergeleistetwird,wendet sichwenigeranerwachseneMenschenalsandengläubigenDauphingeschmack.

JnBerners Darstellung liegendieDinge einfach;wirseheneine in der Jugendgeschichtekeines Staates selteneSituation :denVersucheinesstarken Herrn, Widerständeniederzuzwingenundaufden Trümmern einerPoly- archiediebronzeneSouverainetät einesHerrschergeschlechteszubegründen.

JederneueRegent,deranseinen BerufundanseineBeglückerkraftglaubt,

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DerEisenzahn 5

wirdzunächstdanach trachten,denherrischenAnspruchkleinerDespotenaus demWegezu räumen,umfürdieungehemmteBethätigungeigenenWollens dieBahn freizumachen.JnderMark,die kaumdünktesunsheute noch glaublich! bisinsfünfzehnteJahrhundert hineineineHeimstätte politischerLeidenschaftwar,recktesichdenneuen Regentenin wildem Wider- streben zuerstdasJunkerthum entgegen. UnddaFriedrichderErsteden TrotzderRitterfronde zermürbthatte,war FriedrichdemAnderen,derim Volksmunde derEiserneoderderEisenzahn hieß,dasProgrammvorge- schrieben:ermußtedenneuerstandenenMachtfaktor,diePatriziertyrannis in denanBedeutung wachsendenStädten,wieman jetztgernsagt,»zer- schmettern«unddenBrandenburgern nebstihrenUmwohnern zeigen,daßes imZollernlande fortannur eineGewalt,einenWillen gab,dendesals irdischeVorsehung eingesetztenKurfürsten. Diese Zerschmetterungwarnur möglich,wennderFürstsich,nachaltemcaesarischenVorbild, aufdenDemos stützteund derMasseder»gemeinenBürger«dieersehnte Befreiungvom JochderstadtischenZwingherren versprach.DasthatderEiserne, der,wo esnöthigwurde, auch recht geschmeidigsein konnte, undsokamerans Zielundsah,alserAlbrechtAchillesdieRegirung überlassenhatte,vonder Plassenburgin ein derkurfürstlichenGewaltgewonnenesLand.

Einneuer Raupach hättedieseStaatsaktion säuberlichinSzenenund Aktegegliedert, trefflichepragmatischeMaximen nicht gespart,einBischen schillerndeoder garkörnerischeLiebehineingerührtund einePuppentragoedie fürdieunreifereJugend zurechtgezimmert.HerrLaufswolltemehrund spannte,-wieerselbstVielleichtsagenwürde,dieSehnedesWunschesstraffer.

Der"Ruhm,einleidlichwirksames Theaterstück,dasficheineWeileaufdem Brettergerüsthält, geschaffenzuhaben, genügt seinem Ehrgeiznicht;er möchteinseinerHohenzollern-Tetralogie,derenersten Theil,den»Burg- grasen«,wirschonerduldethaben,denzweifelndenRottenbeweisen,daßdie Mark, daßPreußen—undamEnde auch Deutschland—Alles dem nürn- berger Grafengeschlechtverdankt. DieserBeweisistin tönendenTafelreden, denenJeder stummundartigzulauschen hat, leichtzuführen; schwerer schonin einemkritischerAnfechtung ausgesetztenHistoriendrama,vordem derWiderspruchnicht, durch höfischeSitte gehemmtoderdurchdieFurcht

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6 DieZukunft-

vorhart drohenderStrafeverschüchtert,zumSchweigengezwungenwird.

Dakann der keckeVersuchnur gelingen,wenn derGestalter sichvorherbe- müht hat,ausseinerilluminirten WeltdasVolk zuverbannen, dierast- loswimmelnde Masse, die,wieunkluginjedem Augenblickauch ihrBe- ginnen scheint,schließlichinlangerundstillerArbeit dochdieBedingungen dcsDenkensundHandelnswirkt,die alleindieMöglichkeiteiner vorwärts führendenEntwickelunggewähren.Dieinsolcher heimlichenArbeit ge- schmiedeteKettedurchbrechenmanchmal großePersönlichkeiten,die ganze Völker in dasLebensgesetzihrer Individualität zwingen.WerallesGe- schehenabervonAuserwähltengeplantundvollendetsiehtunddieTräger dieser geheimnißvollenTelcologiein einerbesonders begnadetenundzur FührerschaftgeweihtenFamiliezu erkennenwähnt,Derverirrt sichindas- nächtige,dieVernunfteinlullende Dunkel politischer Mystikundverliert indieserKinderstubensphäredenfreienBlickfürdiegemeine Wirklichkeit derDinge.DemSchicksal solcher Unmündigen istHerrLauff nichtent- gangen. Er konnteihm nicht entgehen;dennseine Absichtwar nicht,den GeisteinerZeit lebendigwerdenzulassen,sondern,im trübenSpiegeldes eigenenGeistes,nachFaustensHohnwort,dastendenziösverzerrteBild einer Epochezuzeigen,wiesiedembegrenzten Verständnißeines in derFurcht desHerrn Erwachsenenheuteerscheint.

DerPreußenhistorikerWilliamPierson,derkeinUmsturzmann, nicht einmalein lauerLiberalerist, hatdasVerfahren FriedrichsdesZweiten»ge- waltsamundwiderrechtlich«genanntundvon desKurfürsten stärkstem Widersacher,demberlinerBürgermeisterBerendRyke,gesagt,erhabe »mit MuthundThatkraft«fürdasstädtischeRecht gekämpftund sei »inder Fremde durcheinenmärkischenEdelmann, dersichHofdankverdienenwollte, ermordet worden«.Vielleichtist dieseAuffassungfalsch; vielleichtistesim goethischenSinn schlechtundmodern, unseren heutigen, individualistisch geprägtenRechtsbegriffbei derBetrachtung so ferner, so jungerKulturen alsMaßstabzubenutzenundmiteinemaus denTagen nach Rousseau, KantundJhering stammenden EmpfindendasHandelneinesFürstenund einesbrandenburgischenBürgers richtenzuwollen,dieum dieMitte des fünfzehntenJahrhundertslebten undderenengeVorstellungweltwiruns jetzt,imBesitzunendlich gemehrter Bildungmöglichkeiten,kaumnochrekon- struirenkönnen.KeinStaat ruht aufdemreinenMarmor desRechtes, jedenhatdieGewaltdemkreißendenChaos entbunden;und was derPolitiker

»Kulturfortschritt«nennt,istim WesentlichendasBemühen,denBannkreis

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DerEisenzal)n. 7

derGewaltzu verkleinern unddengerechtenAnspruchdesEinzelnengegen die unter demBorwande desStaatsinteresses geheischteWillkürdurchfeste Schrankenzuschützen.DaßimJahre1447 daspolitischeLeben derMark erstamAnfang dieser Entwickelung standunddaßeinZollernfürstdamals nichtüberjuristischeZwirnsfädenstolpernwollte: darüber kannheutehöch- stens nochinBezirksvereinenStaunen entstehen.Sothörichtaberwie der Einfall,FriedrichdenZweitenzutadeln,weilereinharterHerr,nichtein sanfter HüterbürgerlicherFreiheitenwar, genauso thörichtistdie Ver- blendung,die in demEisenzahn nichtdentüchtigen,klug rechnendengekrön- tenGeschäftsmannsieht, sonderndenineinsamerHeilandshoheitthronenden Walter desRechtesund derBürgerwohlfahrt.SelbstimholdestenTraum dachtederzäheMannwohlnichtdaran,alseinHeilsbringerundVolksbeglücker gefeiertzu werden. Herr Laufs leistet ihmdiesenDienst.EinerderVerkünder seiner»Jdee« esisteinMetzger spricht »mitWucht«zu denBürgern:

»Fragt Euch selbst,was früher Ihrgewesen!

JmmärkschenSand einjammerselig Volk!

DieQuitzows hier,dieAlvensleben dort Fuchs lagbeiFuchsundWolfbeiWolfimLager, BisFriedrich erst,derHohenzoller,kam Undkurzer Hand sieaus denNestern flammte.

...Dann kamdieGroßmannssucht, DerAllessraß,derNimmersattderStädte;

Das Kapital,derGeldsackderGeschlechter, Saß EuchimNacken,bisJhr Friedrichrieft.

Erkam undsah unddämmtedie Gewalt ...

Durch ihnwarduns dasLebenerstzumLeben!

Ergab uns,waswirbrauchten dieVerfassung!«

UndderKurfürst selbsthatvonseinem Werthkeinegeringere Meinungals derMetzger;dennerherrschtdieBerliner an:

»Ihrum mich her laßt Euren Herzschlag stehn, DenOdemhaltet dennderKurfürstspricht.«

Erspricht dann,inrasselndemRenommistenton, rechtthörichtesZeug.Der Hörersollin ihmaber denHeilandderMärkerweltsehen,denAllmächtigenund Allgütigen,dem dieGnade Gottesmit demgüldenenReif auchdenGlorien- scheinumdieSchläfe schmiegte...UndeineRednerei,diesolcheZumuthun- genstellt,sodieGeschichtefälscht,dasgesundeSelbstgesühljedes Einzelnen undder ganzenVollheit sodreistbeleidigt, istin derScheidestundedesneun- zehntenJahrhunderts aufdengeschändetenSchaugerüstendesdeutschen

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8 DieZukunft.

Nordens möglich,wirdvomUnwillen undEkel derempörtenMenge nicht niedergezischt,vonhistorischenundästhetischenKritikern nichtmit derFuß- spitzefortgestoßen?ZwischendemWeißenMeer und der Adriagiebteskein Land,woähnlicherUnfug selbstandynastischenFeiertagen heute nocheine Stättefände.DenRuhmderDuldsamkeit darfdenDeutschenderzweiten wilhelminischenEpochekein anderes Volkstreitig machen.

GebildeteLeserwürdenärgerlichdreinblicken,wennihnen auf diesen Blätterneine Kritik desneuestenHohenzollerndramasgebotenwürde.Herr Laufsistein zujeder ernsten literarischenThätigkeituntauglicher Dilettant;

seine Dichterqualitätenerheben sich nichtum einesZollesBreiteüber die einesvonTanten undBasenbewunderten Weinreisenden,deranFabi- läumstagendieFirmaundderenjeweiligen Chef,anPolterabendendie CousinenundderenFreier besingt.UndsogarimKreisdieserehrenwerthen HerrenwürdesichMancherderStrophe schämen,in dieHerr Laufsneulich einenläppischenGrabgrußanJohann Strauß ausklingen ließ:

»DieMuseaber stehtinhehrem Schauer ErhobnenArmes vordemMarmelstein Und meißeltdortintiefgefühlterTrauer Das schlichteDenkwort ,Unvergessen«ein.

Und-wie vomHimmel sehndie liebenSterne- MitgoldnenLettern strahltesindieFerne-«

Jn diesemStil,der unter demMittelstandederKalenderpoesiebleibt, istdasganzeDramavomEisenzahngeschrieben.Allepapiernen Blüthenlaben den Betrachterz»derselbe«,»unentwegt«,»zielbewußt«:Allesist da;und an»klirrendenSchritten«, »donnernden«Reden, »flammenden«Blicken, ,,funkelnden«und»gluthenden«Augen istkeinMangel.Es wäre einallzu billigesVergnügen,einenHerrnzuverhöhnen,derkeineszenischeAnweisung niederschreibenkann, ohne sprachlichzuentgleisen,undderseinesKurfürsten Heldengrößedadurchzusteigern glaubt, daßerihnvoreinerwichtigenpoli- tischenEntscheidungvon einem kleinenMädchenumstimmen läßt..Auchdie

»aktuellenAnspielungen«,vondenenZeitungauss chnittemir in dieFestung- zelleKundebrachten, reizenmeineneugierige FreudeanRäthsellösungen nicht. ObdemBürgermeisterthederBürgermeisterKirschner ähnlichsein

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