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Stahl und Eisen, Jg. 38, Nr. 41

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, Leiter des wirtschaftlichen Teiles

Generalsekretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl­

industrieller.

Z E I T S C H R I F T

Leiter des technischen Teiles 2)r,-^Jng. 0. Petersen

Geschäftsführer des Vereins deutsche*

Eisenhöttenleute

F Ü R D A S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N .

N r . 4 1 . 1 0. O k t o b e r 1 9 1 8 . 3 8 . J a h r g a n g .

D ie E n tw icklu ng d es R ech tes der G roßindustrie im Jahre 1917.

Von Justizrat Dr. R. S chm id t-E rn sth au sen , Rechtsanwalt beim Obcrlandcsgcricht Düsseldorf.

I ^ i e Teilnahme an in d u strierech tlich en

^ Fragen ist auch im dritten und vierten Kriegsjahre nicht zum Stillstand gekommen. Reue Anschauungen haben sich auf dem Gebiete des Ent- eignimgrechtes zugunsten großindustrieller Anlagen zur Geltung gebracht, die Einwirkung staatlicher Wirtschaftsmaßnahnien auf laufende Verträge hat eine Fülle von Rechtsfragen gezeitigt, und nicht zu­

letzt bedarf die Rechtsstellung der Industrie gegen­

über den Besü'ebxmgen zur Schaffung , von Staats­

monopolen, die besonders auf dem Gebiete der Eick-, trizitätsversorgung hervorgetreten sind, des wissen-,

■schaftliehen Rüstzeuges. Aber auch.das Ürsprungs- gebiet unserer Berichterstattung, das Recht der Gewerbeordnung und der weitere Kreis der ge­

werblichen Rechtsbezichungcn haben in dem Be­

richtsjahr 1917 eine willkommene Belebung erfahren.

Zwar sind die Jah re sb e ric h te der R egierungs­

und Gewerboräte seit 1914 nicht mehr erschienen und sollen erst wieder erstattet werden, wenn die allgemeine Lage eine ordnungsmäßige Bericht­

erstattung zuläßt, dafür fehlt es aber nicht an P riv a ta rb e ite n auf diesem Rechtsgebiete. Wir nennen Blums „Rechtskunde des Ingenieurs“*) und den. anregenden Aufsatz von Svrup über „Das be­

hördliche Verfahren bei der Errichtung industrieller Anlagen“2), der aus seiner Praxis als Regierungs- 'dezement die vorhandenen Unvollkommenheiten des Gesetzes gründlich aufdeckt. Ob, wie er annimmt, den von ihm angeregten Verbesserungsvorschlägen im Rahmen der Neuordmmg der preußischen Ver­

waltung stattgegeben werden konnte, muß allerdings bezweifelt werden, da sich die Vorschläge größten­

teils nur im Wege der Reichsgesetzgebung verwirk­

lichen ließen, sowohl was die Aenderung des in

§ 16 aufgestcllten V erzeichnisses, als auch.was

•den Vorbescheid, die Zusammensetzung der behörd­

lichen Instanzen und die öffentliche Bekanntmachung anbelangt. Unsere Stellungnahme zu einer Abände­

rung des Verzeichnisses muß der Zeit nach dem Kriege

!) B esprochen in S t. u. E . 1917, 23. Au?-, S. 78-3.

£) S t. ii. E . 1918, 18. A pril, S. 329/35.

A E l.

Vorbehalten bleiben. Daß eine solche Abänderung, über kurz oder lang zur Erörterung kommen dürfte, ergibt sich aus einschlägigen Aufgaben, die gegen­

wärtig für die Gewerbeassessorprüfung gestellt werden und die für und gegen eine Erweiterung des Verzeichnisses , sprechenden Erwägungen zum Gegen­

stände haben.

lieber die durch Bundesratsverordnung vom 13. Dezember 1917 getroffene Neuregelung der Lohn­

pfändung liegt, uns ferner ein Aufsatz von Rechts­

anwalt Jnssen vor, der, aus der Praxis für die Praxis.

geschrieben, dem Arbeitgeber eine wertvolle Anleitung fürsein Verhalten bei Lolmbcschlagnahmen gewährt1).

Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen wir die Bestrebungen der G esellschaft von Freunden und F.örderern der Rheinischen /Friedrich-.

W ilhel-m s-U niversitätzu Bonn, die der hundert­

jährigen Alma mater mit Rat und Tat zur Seite stehen will, um unter gleichmäßiger Berücksichtigung der Natur- und Geisteswissenschaften die wissen­

schaftliche Forschung zu vertiefen und dem Ge­

genwartsbedürfnis der schaffenden Stände anzu­

passen. In treffendem Bilde hat Geheimrat Pro­

fessor Dr. Duisberg von der Symbiose von Wissenschaft und Praxis gesprochen, und als be­

sonders, glückliches Vorzeichen betrachtet es die Rechtskommission, daß Herr Geheimrat Prof.

Dr. Landsberg die Reihe der Vorträge mit einer Einführung in die Aufgaben der Lehrtätigkeit und Forschung auf dem Gebiete des Industrierechtes2) eröffnet hat, die für die Errichtung eines neuen Lehrstuhles die Grundgedanken darbietet. Auf dem

G ebiete des g e w e rb lic h e n K o n zessio n srec h tes

mußten wir in unserm Berichte Nr. 83) eine Ent­

scheidung des Landeswasseramtes, die der Ge­

werbekonzession.die Eigenschaft eines besonderen Titels im Sinne des § 379 des Wassergesetzes ab­

*) W ir hoffen, daß die Arbeit bald in „ S tah l und Bisen“ veröffentlicht werden kann.

*) Vgl. St,

u.

E. 1917, 16. Ang.,

S.

750/2.

*) St. u. E. 1917, 24. Mai, S. 490. . 125

(2)

930 S ta h l u n d E isen. D ie E n tw icklu n g d es Rechtes der G roßindustrie im Jah re 1917. 38. J a h rg . N r. 41.

spricht, zum G egenstände unserer Kritik m achen.

E ine vollständige B estätigung unserer Gegenansicht finden v ir in den Bem erkungen, m it denen H e r r ­ m a n n diesen Beschluß b egleitet1).

D aß der Nachbar kein R echt darauf hat, daß die Gewerbekonzession beim Vorlicgen gew isser tatsäch ­ licher Voraussetzungen versagt werde, spricht der Bayerische V erwaltungsgerichtshof in einem U rteil vom 2. Juni 1916 m it aller B estim m theit aus2).

S elbst im F alle, daß eine das ortsübliche Maß über­

steigende Einwirkimg auf sein Grundstück durch Zuführung von Gasen usw. m it Sicherheit vorauszu­

sehen ist, steh t die E rteilung der Genehmigung im Ermessen der Behörde, und w enn daraufhin die An­

la g e errichtet ist, kann er nach § 26 der G. 0 . (Reichs- Gewerbeordnung) m it einer K lage auf E instellung des Betriebes nicht gehört w erden, obwohl er nach

§ 907 des B G B . (Bürgerliches Gesetzbuch) in allen sonstigen Fällen verlangen kann, daß auf den Nachbar­

grundstücken n ich t Anlagen hergestellt oder gehalten werden, von denen m it Sicherheit vorauszusehen ist, daß ihr B estand oder ihre B enutzung eine unzulässige Einw irkim g auf sein Grundstück zur F olge hat.

E ine bekannte Streitfrage w egen der Konzessions­

pflicht der von einer G e m e in d e oder dem S t a a t e b e t r i e b e n e n A n la g e n hat durch eine Entscheidung des preußischen Oberverwaltungsgerichtes3) ihre L ö­

sung gefunden. D as U rteil w endet sich gegen die A nsicht, als ob nur die m it Gewinnabsicht be­

triebenen A nlagen genehm igungspflichtig wären, und unterwirft alle objektiv nach ihrer technisch-indu­

striellen E igenart gewerblichen Betriebe, z. B. auch die städtischen Wassertriebwerke dem Erfordernis der gew erberechtliehen Genehmigung.

Genehm igungspflichtig sind als Teile der D am pf­

kesselanlagen auch die S a u g z u g a n l a g e n zur Er­

zeugung künstlichen Zuges4).

S c h a m o t t e ö f e n sind zwar in § 16 nicht unter den genehm igungspflichtigen A nlagen aufgeführt, aueh m it den dort aufgeführten R öst-, K alk-, Ziegel­

und Gipsöfen nicht identisch, werden aber von der Preußischen Praxis auf Grund eines Ministerial­

erlasses vom 2. Mai 1908 (M inisterialblatt der H andels­

und Gewerbe-Verwaltung 1903, S. 166) als geneh­

m igungspflichtig behandelt.

Merkwürdige Verwechselungen sind dem Ober- landcsgericht Braunsehweig in einem U rteil vom 16. Mai 19165) m iterlaufen, das sieh m it den Ab­

wässern einer C h lo r k a liu m f a b r ik beschäftigt und

•) Juristische Wochenschrift 1917, S. 247. D aß bloße landespolizoilicho Genehmigungen keinen T itel darstellen, ist in dem Beschluß derselben Behörde vom 21. Nov.

1916 (Preußisches Verwaltungsblatt, 38. Jg ., S, 311) zu­

treffend au-sgeführt.

: ) Juristische Wochenschrift 1917, S. 247.

*) II I. Senat, U rteil vom 17. April 1916: Gewerbe- archiv, Bd. 16, S. 341.

4) Thüringisches Oborvonvaltungsgericht, U rteil vom 21. Ju li 1914: Jahrbuch 1914, S. 119; Gewerbearchiv, Bd. 16, S. 354.

*) Braunschweigische Zeitschrift' fü r1 Rechtspflege, Jg . 63, S. 134; Gewerbearchi», Bd. 16, S. 190.

hierbei in Frage zieht, ob der § 26 der GO. auf H ü tten ­ werke und m it ihnen verbundene A ufbereitungs­

anstalten Anwendung finde. Kalifabriken sind im- Verzeichnis des § 16 ausdrücklich als genehm igungs­

pflichtig angeführt und genießen daher unbedingt den Schutz des § 26. S ie gehören wTeder zu den Auf­

bereitungsanstalten, da diese nur eine Verarbeitung der gewonnenen Mineralien olme deren chemische- U m setzung bezw ecken, noch wTerden sie als zu einem Bergwerke gehörige B etriebsanstalten angesehen1)- und sind daher von den Vorschriften der Gewerbe­

ordnung nicht ausgenom men. E bensow enig sind sie H üttenw erke, und w enn sie es wären, dann w ürden sie als solche ebenfalls den Schutz des § 26 zu be­

anspruchen haben.

U eber die K onzessionspflicht der A n s t a l t e n f ü r g a l v a n i s c h e V e r z in n u n g haben wrir bereits im Jahre 1910 ein G utachten erstattet2) und uns dahin ausgesprochen, daß säe zu den konzessionspfliehtigen A nlagen gehören. In einem U rteil vom 80. Mai- 19163) h a t sich das Sächsische Oberverwaltungs- geriebt in dieser seitdem nicht mehr erörterten F rage auf unseren Standpunkt gestellt. Auch darin, daß sich die Vorschrift des § 16 hinsichtlich der Ver­

zinnungsanstalten nur auf größere A nlagen, nicht a u f kleine B etriebe bezieht, in denen das V erzinnen von.

Gegenständen nur h a n d w e r k s m ä ß i g oder nur g e ­ l e g e n t l i c h vorgenom m en w ird, stim m t das U rteil m it den Grundsätzen überein, die w ir hinsichtlich;

der V e r s u c h s - u n d L a b o r a t i u m s b e t r i e b e schon, früher entw ickelt haben4).

Gehen wir nun zu dem

V e r f a h r e n b e i d er K o n z e s s i o n s e r t e i l u n g über, so sind zunächst die Erlasse des Herrn K r i e g s - m i n i s t e r s vom 27. März 1917 und des Herrn H a n ­ d e l s m i n i s t e r s vom 19. April 1917 anzuführen,.

über die wir bereits berichtet haben5). D anach w ird für S p r e n g s t o f f a b r i k c n u n d G e s c h o ß f a b r ik e n eine v o r l ä u f i g e K o n z e s s i o n i e r u n g eingeführt.

Sie ergeht durch die Generalkommandos und erstreckt sich sow ohl auf den Bau als auch auf den Betrieb- der Anlagen. An S telle der Sicherheiten, die das- regelm äßige Konzessionsverfahren b ietet, tritt hier eine Ueberwaehung der nur vorläufig genehm igten B etriebe durch die bei den K riegsam tsstellen cinzu- richtenden A usschüsse, denen eine Zentralaufsichts­

behörde übergeordnet ist. Besondere Genehmigungs­

bedingungen sollen in allen Fällen den A r b e i t e r ­ s c h u t z u n d d ie A u f r e c h t e r h a l t u n g d er e r ­ f o r d e r l i c h e n E r z e u g u n g s l e i s t u n g sicherstellen.

U E rlaß des Handelsministers vom 21. Febr. 1S76:

Zeitschrift für Bergrecht, Bd. 17, S. 117.

2) D ritter Bericht der Rechtskommission, S. 4.

3) Jalirbuchder Entscheidungen des Sächsischen Ober­

verwaltungsgerichtes, Bd. 23, S. 310; Gewerbearchiv.

Bd. 16, S. 530.

4) Siebenter Bericht der Rechtskommission, S. 5.

5) St. u .E . 1917, 12. Ju li, S. 655. Die im Ministerial­

b la tt der Handels--und Gewerbe-Verwaltung 1917, S. 148.

veröffentlichten Erlasse sind inzwischen auch im Gewerbc- archiv, Bd. 16, S. 537, abgedruckt worden.

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10. O ktober 1918. D ie E n tw icklu n g des'Hechtes der G roßin du strie im Jah re 1917. S ta h l u n d E isen. 031

D am it erscheint zugleich der Schutz der Bevölkerung gegen Gefahren ans dem Betriebe gew ährleistet.

Eine R ücksichtnahm e auf etw aige bloße B elästi­

gungen der O effentlichkeit oder auf bloße R achteile der Rachbaren ist in dem Erlaß nicht vorgesehen, da eine solche hinter dem K riegszw cek zurücktreten muß und die zivilrechtlichen Ansprüche gewahrt bleiben, sow eit nicht § 26 der GO. eingreift. Daß der Schutz dieser Gesetzesvorschrift auch der vor­

läufig genehm igten Anlage zur S eite steht, ist un­

bedenklich anzim ehmcn, da hierfür nur eine obrig­

keitliche Genehmigung vorausgesetzt wird und die Zuständigkeit der Generalkommandos als Träger der vollziehenden G ew alt nach der herrschenden R echt­

sprechung Bedenken nicht unterliegen dürfte.

Wir erblicken hierin den Ansatz zu einer R echts- entwickelung, die den Bedürfnissen der Industrie entspricht und im F r ie d e n w e i t e r a u s g e s t a l t e t w e r d e n m u ß entw eder nach Art des § 117 des Preußischen L andesverw altungsgesetzes oder in An­

lehnung an die V orschriften der Zivilprozeßordnung über die einstw eilige Verfügung, die ergeht, w enn der Antrag nach dem ersten Anschein als begründet erscheint. Mit R echt hält S y r u p in seinem oben angeführten A ufsatze jedenfalls den ersten W eg für gangbar. Ob eine genügende Verbesserung und B e­

schleunigung tatsächlich dam it zu erreichen ist, wird noch der näheren Prüfung bedürfen.

Auf jeden F all is t durch den E r la ß d e s H e r r n K r i e g s m i n i s t e r s die Frage wieder in Fluß gekom­

men. Daß dieser Erlaß leider noch vielfach m i ß ­ v e r s t a n d e n wird, lehrt beispielsweise folgender Fall.

Ein H ochofenwerk reicht einen dem § 17 der GO.

entsprechenden Antrag auf Genehmigung einer Erz­

taschenanlage ein und erhält m it Erm ächtigung des Herrn Kom mandierenden Generals von dem Herrn Regierungspräsidenten „unter Abstandnahm e von den gesetzlichen Formvorschriften die beantragte Ge­

nehmigung fü r so lange, als die Fabrikation für die Zwecke der deutschen Heeresverwaltung erfolgt, längstens jedoch für die D auer des Belagerungszu­

standes“ . D a das'Werk, das fü r die fraglichen Lager- cinrichtungen 650 000 J l aufwenden w ill, hierzu einer dauernd gesicherten R echtsstellung bedarf, beantragt es nunmehr, daß m an ihm endgültig die Genehmigung erteile. Hierauf ergeht im Benehm en m it dem Ge­

neralkommando der. Bescheid, daß dem Antrag aus rechtlichen Gründen nicht entsprochen werden könne.

Es heißt dort weiter:

Die Bedingim gen, unter denen die Fortführung des Betriebes der Erztasclienanlage in Friedens­

zeiten gestattet werden wird, können nur im ordent­

lichen Genehmigungsverfahren festgestellt werden.

Dieses setzt eine öffentliche Bekanntm achung vor­

aus, die zurzeit aus kriegswirtschaftlichen Gründen nicht erfolgen kann und daher bis zur Beendigung des Kriegszustandes verschoben werden muß.

Es wird anheim gestellt, alsdann den Antrag auf dauernde Genehmigung im ordentlichen Ver- falren erneut zu stellen.

W ir haben gegen diesen Bescheid E in s p r u c h (Rekurs) bei dem Herrn H andelsm inister erhoben, dessen Entscheidung noch aussteht. D enn es kann nicht anerkannt werden, daß der Erlaß des Herrn Kriegsministers dem Fortgang des ordentlichen Ver­

fahrens irgendw ie entgegenstände, im Gegenteil ist die vorläufige Bau- und Betriebserlaubnis nur als eine H ilfsm aßnahm egedacht, die neben dem ordent­

lichen Verfahren hergeht. Genau so, w ie wir bei Enteignungen gleiclizcitig die militärische Beschlag­

nahm e beantragen, suchen wir bei Konzessionen der fraglichen Art gleichzeitig die militärische Bau- und Betriebserlaubnis nach und erblicken in der ge­

sicherten R echtslage, die allein die Entscheidung der Zivilbehördc gewährt, den Grund, um beide);Ver­

fahren nebeneinander m it m öglichster Beschleunigung zu betreiben.

's lieb er das Verfahren, das die g l e i c h z e i t i g e B e ­ h a n d lu n g der Anträge- auf E rteilung einer g e - w n r b e r e e h t li c h e n G e n e h m ig u n g u n d e in e r w a s s e r r e c h t l i c h e n V e r le i h u n g zum Gegenstände h at, haben wir uns im Bericht Kr. 7, S. 6, geäußert.

D a auch in den neuesten Entscheidungen das Landes­

wasseram t an den dort hervorgehobenen Grund­

sätzen streng festh ält1), so sei nochmals hervor­

gehoben, daß beide Bewilligungen gleichzeitig be­

antragt w erden können und das Vorverfahren zu verbinden ist, nach Abschluß desselben aber eine Trennung bei der Beschlußfassung einzutreten hat und zuerst über die wasserrechtliche Verleihung, dann durch gesonderten Beschluß über die gewerbe- rechtliche Genehmigung zu entscheiden ist. E s emp­

fiehlt sich, die Behörden in der m ündlichen V erhand­

lung hierauf aufmerksam zu m achen, da bei der N euheit des wasserrechtlichen Verfahrens hierüber noch vielfach Unklarheiten bestehen und eine Ver­

bindung der Beschlüsse unweigerlich in der höheren Instanz zur Aufhebung führt, die das Verfahren nutzlos verlängert. Gegeninteressenten finden iu solchen geringfügigen Form verstößen der Behörden eine bequeme W affe, um ) die R echtskraft der E n t­

scheidungen aufzuhalten.

B ei der Frage, ob m an gegen einen Bescheid, der unzulässige B edingungen enthält, im W ege des Ein­

spruches angehen soll, muß sich der U nternehm er auch die Gefahr einer Verschlimmerung des B e­

scheides ( r e f o r m a t i o in p e j u s ) aus Gründen des öffentlichen Interesses vor A ugen halten. So z. B.

h atte eine Gerberei die Genehmigung des Stadtaus­

schusses zu einer Betriebserweiterung erhalten, aber m it einer Vorbehaltbedingung hinsichtlich der E in­

leitung ihrer Abwässer in die städtische Kanalisation, wonach der Polizeibehörde das R echt Vorbehalten bleiben sollte, die Ableitung jederzeit zu untersagen.

D er Vorbehalt war in dieser Form zw eifellos irnzu-

fj 'i Beschluß vom 27. März 1917: Ministerialblatt der Handels- und Gewerbe-Verwaltung 1917, S. 242^ Preu­

ßisches Verwalt ungsblatt, Bd. 33, S. 651;- Gewerbearchiv, .Bd. 17, S. 20.

/

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D S t S ta h l u n d EiseTi. D ie E n tw icklu n g des Hechtes der G roßin du strie im Jahre 1917. 38. J a h rg . E r. 41.

lässig1), und die Gerberei, die auf Grund vorläufiger Erlaubnis den Bau schon errichtet h atte, erhob gegen diesen Vorbehalt Einspruch. D er Herr Minister hob daraufhin aber nicht bloß den Vorbehalt, sondern d en ganzen Bescheid auf und versagte die Geneh­

m igung überhaupt, w eil es einer* einheitlichen R e­

gelung der Abwässerverhältnisse sämtlicher dortigen- Gerbereien bedürfe und auch die Bekanntm achung des Planes unzulässigerweise unterblieben sei. Hier­

au f verfügte die Polizeibehörde die Schließung der neuen A nlage, eine Verfügung, gegen die der U nter­

nehmer m it der V erwaltungsklage anging. D as Preu­

ßische Oberverwaltungsgericht'-) hat sich allerdings über die Zulässigkeit einer solchen Verböserung nicht ausgesprochen, aber die K lage abgewiesen, w eil der Genchmigungsbcscheid des Stadtausschusses auf­

gehoben sei und daher die nach § 25 erforderliche Genehmigung fehle. D ie Entscheidung erscheint als unvollständig, denn cs kam doch gerade auf die Frage an, ob der Bescheid im ganzen in der Ministerial- instanz aufgehoben werden konjite, obwohl nur der Unternehmer Einspruch erhoben hatte. Aber die F rage dürfte zu bejahen sein, w eil das Verbot der Schlechtersteilung des Beschwerdeführers im B e­

schlußverfahren3) wegen des darin wahrzuuehmenden öffentlichen Interesses nicht anerkannt ist.

Zum W ie d e r a u f b a u v o n A n l a g e n , die infolge von K rlegsbogebenheiten zerstört worden sind, wird es, sow eit wesentliche Veränderungen unterbleiben, einer neuen gewerbepolizeilichen Genehmigung nicht bedürfen*). A uch eine m ehr als drei Jahre dauernde

‘ E i n s t e l l u n g d e s g e s a m t e n G e w e r b e b e t r i e b e s , die nach § 49, Abs. 3, der GO. das Erlöschen der Genehmigung nach sich ziehen w ürde, h at während, der K r i e g s z e i t diese Wirkung nicht5). D ie gesetz­

widrige Versagung oder Verzögerung der gew öhn­

lichen Bauerlaubnis m acht die Gem einde schaden­

ersatzpflichtig6).

D ie

b e n a c h te ilig e n d e n E in w irk u n g e n a u f b e n a c h b a rte G ru n d stü c k e

erzeugen bekanntlich, sow eit sie rechtswidrig sind (vgl. für Im ponderabilien § 906 des B G B .), im F alle

') Siehe Bericht Nr. 2, S. 2; Belicht Nr. 4, S. 4 und neuestens die oben in Anmerkung 9 angefiilirtc Entschei­

dung des Thüringischen Obcrverwaltungsgerichtes vom 21. Ju li 1914.

2) III. Senat, Bescheid vom 8. .Juli 1910: Gevrerbe- archiv, Bd. 10. S. 188.

а) Aber im Verwaltungsstreit verfahren gilt dieses V er­

b o t: Preußisches Vcrwnltuugsblatt, Bd. 24, S. 56, Bd. 37, S. 203, und S c h u lt z e n s t e i n : l)ie Untersuchungs- und die Verhandlungsmaxime, Berlin 1913.

*) Vgl. Bericht Nr. 2, S. 2; Nr. 4, S. 8.

б) Die Zeitdauer des Krieges ist auf die dreijährige F rist nieht in Ansatz zu bringen. Bekanntmachung über Fristung im Sinne des § 49, Abs. 3, der Gewerbeordnung 'v o m 3. Aug. 1917: Reichsgesetzblau 1917, S. G80.

a) Gemäß § 75 des Allgemeinen Landrechtes. E in ­ leitung, der auch in der Rheinprovinz gilt. — Urteile des Reiclisgeriohtcs, V II, Zivilsenat , vom 15. Jan . 1918;

VH,- 324/1917, in Sachen A. M. 'Feuerversicherung gegon S ta d t S., und Juristische Wochenschrift 1917, S. 54S;

letzteres Fabrikbauten in Wohnvierteln betreffend.

des Verschuldens einen Schadenersatzanspruch aus unerlaubter H andlung und, wo es an einem Ver­

schulden fehlt, einen U n t e r l a s s u n g s a n s p r u c h nach § 1004 des B G B. D ieser Unterlassungsanspruch wird aber gegenüber genehm igungspflichtigen An­

lagen von ihrer genehm igten Errichtung ab gemäß

§ 26 der GO. durch einen anderen Anspruch ersetzt.

D er Ersatzanspruch, w enn wir ihn so nennen sollen, setzt ebenfalls kein Verschulden voraus und richtet sieh auf B eseitigung der Sehadensursache oder Geldersatz, ist aber in beiden Beziehungen be­

schränkt. D er erste Anspruch kann näm lich nicht auf E instellung des Betriebes, sondern nur auf die H erstellung von Einrichtungen, w elche die benach­

teiligenden Einwirkungen aussehließen, gerichtet werden. D er Schadenersatzanspruch um faßt nur den zukünftigen Schaden und steht zu dem Bc- seitigüngsanspruch in einem Abhängigkeitsverhäitnis derart, daß Schadenersatz nur gefordert werden kann, w enn solche Einrichtungen sich als untunlich oder m it einem gehörigen Betriebe mivereinbar erweisen.

Uebcrail aber ist die V oraussetzung eines Anspruchs, daß der E igentüm er die B enachteiligung nicht zu dulden verpflichtet ist: Er kann die E ingriffe nicht uneingeschränkt verbieten, sondern sein Eigentum selbst ist eingeschränkt, insofern er die Zuführungen dulden m uß, wenn sie ihn in seinem E igentum Lieht w esentlich beeinträchtigen oder auf einer ortsüb­

lichen Benutzung desFabrikgrim dstückes beruhen und dem seinigen nicht besonders zu geleitet werden (§ 906 des B G B .).-

Aber die bestehenden Einschränkungen lie s Eigen­

tum s g e n ü g e n n i c h t , um die Industrie, deren Stellung in dieser Beziehung noch e r h e b li c h s c h l e c h t e r a ls d ie d e s B e r g b a u e s ist, vor A usbeutung zu schützen. D iese R echtslage machen sich die N achbarn der industriellen W erke zunutze und erzielen dadurch Vorteile, die bei gerechter A bwägung aller Verhältnisse als h ö c h s t u n b il li g empfunden w erden müssen.

Wenn Gegenden m it dünner Besiedelung und ge­

ringen Bodenpreisen durch die Industrie erschlossen werden, der die W ohnhausbebauung nachfolgt, wenn die Gem einde ebenso w ie jeder einzelne Besitzer dieser Entw ickelung eine Steigerung des Grund­

stückswertes und der Steuerkraft, jeder Gewerbe­

treibende imd Arbeitnehmer ihr die Erhöhung des W ertes seiner Leistungen verdankt, w enn m it einem W orte alles von der Industrie leb t imd Nutzen zieht, dann ist es unzeitgem äß, daß-die Gesetzgebung diesen Verhältnissen nicht Rechnung trägt und der In­

dustrie in Ansehung der N achteile, die m it ihr für die Nachbarn nun einmal verbunden sind, sowohl d ie A u s g l e i c h u n g m i t d e n V o r t e i l e n , die sie ihnen schenkt, v e r s a g t , als auch den Gesichtspunkt des Zuvorkommens („Prävention“ ) v ö llig a u s ­ s c h l ie ß e n d dem, der sieh erst später in indu­

strieller Gegend ansiedeit, dieselbe R echtsstellung w ie dem Ureinwohner einräumt. W eiterhin beruht es auf einer unwirtschaftlichen Anschauungsweise, dein Begriff der O r t s ü b l i c h k e i t , der für die

(5)

10. O ktober 1018. D ie E n tw icklu n g des Rechtes der G ro ß in d u strie im Jah re 1917. S ta h l u n d E isen. 933

Statthaftigkeit der Zuführungen entscheidend ist, einen s t a r r e n M a ß s t a b im terzuiegen, das A u s - d e h n u n g s - u n d V c r v o llk o m m n u n g s b e d ü r f n is der im wirtschaftlichen W ettbewerbe m it dem In- und Ausland stehenden Unternclunungen hier­

bei außer acht zu lassen imd den Kreis der Vergleichung m it anderen Betrieben, innerhalb dessen das U rteil über die U eblichkeit gewonnen wird, auf die Ortschaft selbst zu beschränken.

Gegenüber den einzelnen Vorschriften des gelten­

den R echtes betrachtet wären die sich hieraus er­

gebenden Vorschläge nicht gegen den § 26 der GO.

oder den § 1004 des B G B ., sondern gegen den die immateriellen Zuführungen betreffenden § 906 des BGB. und gegen die zu enge Anwendung zu richten, welche die Lehre von der Vorteilsausgleiclnm g, die in dem den Schadenersatz behandelnden § 249 des BGB. nicht besonders erwähnt ist, in der R echt­

sprechung gefunden hat. D ie Vorschläge würden sieh also auf die §§ 249, 906 des B G B. beziehen, aber nur die I n d u s t r i e betreffen, und könnten aus diesem Grunde bei einer D u r c h s i c h t d e r G e ­ w e r b e o r d n u n g in einer etw a hinter § 26 daselbst einzufügenden Bestim m ung berücksichtigt werden.

Einer ausdrücklichen Ausdehnung, auf den B e r g b a u würde gemäß § 6 der GO. der Um stand nicht ent- gegenstchcn, daß die Gewerbeordnung im allgemeinen auf den Bergbau keine A nwendung findet. W ürde die Industrie sich auf diese W ü n s c h e einigen, so würde ein A u s s c h u ß m it der Ausarbeitung der f e s t e n V o r s c h lä g e zu beauftragen sein. W as die Frage der P räven tion 1) anlangt, so kann § 150 des Preußischen A llgem einen B erggesetzes zum Vorbilde dienen, der lautet:

„Der. Bergwerksbesitzer ist nicht zum Ersätze des Schadens verpflichtet, w eicher ah Gebäuden oder anderen A nlagen durch den Betrieb des Berg­

werkes entsteh t, wenn solche A nlagen zu einer Zeit errichtet worden sind, wo die denselben durch den Bergbau drohende Gefahr dem Grundbesitzer bei Anwendung gew öhnlicher Aufm erksam keit nicht unbekannt, bleiben konnte.

Muß w egen einer derartigen Gefahr die E rrielr tung- solcher A nlagen unterbleiben, so hat der Grundbesitzer au f. die V ergütung der W ertsver­

minderung, w elche sein Grundstück dadurch etw a erleidet, keinen Anspruch, w enn sich aus den U m ­ ständen ergibt, daß die Absicht, solche A nlagen zu errichten, nur kundgegeben wird, um jene Ver­

gütung zu erzielen.“

Mit dem Schutz gegen s t ö r e n d e G e r ä u s c h e beschäftigen sich die gründlichen Ausführungen von Kammergerichtsrat R a s c h im Preußischen Ver­

waltungsblatt, J g. 39, S. 73 ff, 86 ff.

Zahlreiche im Berichtsjahr ergangene U rteile bringen für die

U Nicht nur im Bergrecht, sondern auch iin Eisenhahnrecht gilt der ; G rundsatz der Prävention schon nach den heute bestehenden Gesetzesvorschriften.

Vgl. Anm. 35.

A bw ässerbeseitigung

Gesichtspunkte bei, die von allgem einem W erte sind.

Wir verweisen in dieser Beziehung auf den Bericht Nr. 6 und heben hervor, daß nach preußischem R echt die E inleitung industrieller Abwässer nicht auf Grund des einem jeden zustehenden Gemeingebrauches an den W asseriäufcn g esta ttet ist, sondern nur auf Grund des Eigentum s am W asserlauf oder der befristeten V e r l e i h u n g , deren auch der E igentüm er dann be­

darf, wenn er das W asser zum N achteil anderer ver­

unreinigen w ill, die er zu entschädigen hat, falls er w egen der überwiegend nützlichen Folgen des Unter­

nehmens die Verleihung trotz dieser Benachteiligung erhält. H at die Abwässeranlage aber schon vor dem 1. Januar 1913 b e s t a n d e n , dann ist ihre R echt­

mäßigkeit im Einzelfall zu prüfen und die Verun­

reinigung im Rahmen seines R e c h t s t i t e l s oder in den Grenzen des G e m c in ü b i ic h e n , bei Grund- wasserverunreinigung naeh näherer Maßgabe der

§§ 200, 379, Abs. 4 b , statth aft. D aneben genießen die nach § 16 der GO. genehm igten A nlagen den Schutz des § 2 6 1), ohne daß jedoch das Landes­

w asseram t2) die gewerbliche Genclnnigimg als be­

sonderen T itel anerkennt, was zur F olge hat, daß sie einerseits an die Grenzen des Gemeinüblichen gebunden sind oder die Verleihung nachsuchen m üssen, anderseits aber gem äß § 26 nicht zur B e­

triebseinstellung gezw ungen werden können. D er A n s p r u c h d er d u r c h d ie A b w ä s s e r g e s c h ä ­ d i g t e n E ig e n t ü m e r beruht auf § 1004 des BGB.

und gegenüber genehm igten Anlagen, die unter das Verzeichnis des § 16 der GO. fallen, auf § 26 der GO.

und bei Grimdwasserverunreinigung auf den für Preußen oben angeführten landesreehtlichen Vor­

schriften. D em zufolge wurde eine genelunigte Kali­

fabrik verurteilt, der Gemeindeschulc gutes Trink­

wasser in früherer Menge zu verschaffen3). Zwei Stadtgem einden und zahlreiche Fabriken, die .ihre A bwässer in die Orla leiten, wurden verurteilt, ge­

eignete Schutzvorrichtungen zu treffen, um die Ab­

w ässer so zu klären, daß nur eine in die Grenzen des Ucblicheii fallende Verunreinigung zurückbleibt4).

In einer sehr bemerkenswerten Entscheidung vom 10. Februar 19155) stellt das R eichsgericht folgende Grundsätze auf:

D ie Genehmigung nach § 16 der GO. umfaßt die Anlage m it allem , was dazu gehört und es ist daher zu prüfen, ob die Abwässeraniage im Plano vorgesehen ist. (S ie besteht im vorliegenden Fall darin, daß die B eklagte die Abwässer auf die'H alde hebt und sie von dort nach dem Bache durchsickem läßt.) Ist die A nlage danach genehm igt, so ist w eiter

M Oberlandesgericht Braunschweig, U rteil vom 16. Mai 1916; Gewerbearchiv, Bd. 16, S. 191.

-) Bericht Nr. 8, S. 2, und oben Anm. 5 und 6.

3) Siehe das in Anm. 10 angeführte U rteil und die K ritik unten, T ext vor Anm. 28.

*) Oberlandesgericht Jen a: Zeitschrift für die ge­

samte W asserwirtschaft, Bd. 12, S. 1277. Das Beiehs­

gericht h a t durch Urteil vom 11. Ju li 1917, V., 81/17, die Entscheidung bestätigt.

*) Daselbst, S. 182.

(6)

934 S ta h l u n d E isen. D ie E n tw ic k lu n g ' des H echtes der G roßin du strie im Ja h re 1917. 38. J a h rg . N r. 41.

zu prüfen, ob sich die benachteiligenden Einwirkungen g a n z ausschließen lassen. In diesem Falle ist die B eklagte nach § 26 der GO. zur H erstellung ge­

eigneter Einrichtungen verpflichtet. Dies ist unter U m ständen auch dann der F all, wenn sich die nach­

teiligen Folgen nur t e i l w e i s e beseitigen lassen.

Jedoch darf dies nicht zu einer unbilligen B elastung des Unternehmers m it doppelten Ansprüchen führen.

E s darf nicht die M öglichkeit bestehen bleiben, daß die B eklagte, auch p en n sic alle m it einem gehörigen Betrieb vereinbarten Vorkehrungen trifft, doch in vollem oder in solchem Um fange schadenersatz­

pflichtig bleibt, daß die K o s t e n der Vorkehrungen in keinem V e r h ä l t n i s z u r H e r a b m in d e r u n g d er E r s a t z a n s p r ü c h e stehen.

Dieser letzte G esichtspunkt ist von W ichtigkeit gegenüber der von dem Oberlandesgericht Braun­

schw eig vertretenen A nsicht, daß dem auf N atural­

entschädigung belangten Unternehmer auch unver­

hältnism äßige Aufwendungen zuzum uten seien, da ihm der § 251 des BG B. nicht zu statten komm e.

D iese Annahm e ist für A nlagen, die den Schutz des

§ 26 genießen, und um eine solche hat es sich ge­

handelt, zw eifellos unrichtig1). Sow eit Geldent­

schädigung zu leisten ist, muß dieselbe regelmäßig in K apital gew ährt w erden, nur für den zukünftigen Schaden kann eine R e n t e n l e i s t u n g in Frage komm en. Auch kann dem Unternehmer nicht ver­

sagt werden, sich durch geeignete Anträge, insbeson­

dere auf E intragung einer G r u n d g e r e c h t i g k e i t , gegenüber späteren Ansprüchen zu schützen2).

D ie obigen Grimdsätze des Reichsrechtes, w elche für die Abwässerfrage gelten , sind auch auf die W a s s e r e n t z ie h u n g anwendbar3).

Abgesehen von diesen Fragen beschäftigen sich die auf dem Gebiete des

W a sse rre e h te s

ergangenen E ntscheidungen hauptsächlich m it der V'asserentnalune, den W asserbüchcm und den W assergenossenschaften. Wir heben die E ntschei­

dungen hervor, w elche die N iersgenossenschaft und die Grundstücksentwässerung von Herne betreffen4),

O Entscheidung des Reichsgerichts vom 7. Okt. 1S97:

Juristische W ochenschrift 1897, S. 610; Oberlandcsgericht Düsseldorf, IV. Zivilsenat, Urteil vom 21. Okt. 1912;

Gewerbearchiv, Bd. 13, S. 378.

2) Reichsgericht, V. Senat, U rteil vom 17. Okt. 1917:

Juristische Wochenschrift 1918, S. S7.

3) Entscheidungen de3 Reichsgerichts, Bd. 90, S. 47 und „52. auch die Geltung des A rt. 644, code civil be­

treffend; ferner Juristische Wochenschrift 1917, S. 39.

4) Landeswasseramt, II.:'Senat, Urteil vom 15. Dez.

1916: Preußisches Verwaltungsblatt, Bd. 38, S. o20( und Preußisches Oberverwaltungsgerieht, II. Senat, U rteil vom 24. Okt. 1916, daselbst S. 476.

und verw eisen w egen der Organisation der Wasser­

straßenbeiräte und Wasserräte auf den A ufsatz von B o c h a l l i 1).

Für ein Werk der Sprengstoffindustrie h atten wir uns m it Eingriffen zu beschäftigen, die dem schon seit dem Jahre 1785 ausgeübten W a s s e r ­ b e n u t z u n g s r e c h t seiner Pulverm ühlen aus An­

laß eines W asserlieferungsvertrages drohten, den eine Talsperrengcnossensehaft m it einer entfernt liegenden Stadtgem cindc abgeschlossen h atte. Wir gelangten dazu, eine gesam tschuldnerische H aftung der Ge­

nossenschaft und der Stadtgem einde auf Zuführung derjenigen W assermengen anzunehmen, die der Leistungsfähigkeit der Triebwerke bei Inkrafttreten des Privatflußgesetzes vom 28. Februar 1843 nach dem durch die damalige Oertlichkeit bedingten Maße des W asserzuflusses entsprechen. D enn dieses Gesetz gew ährt den Besitzern der damals rechtm äßig be­

stehenden Triebwerke ein W iderspruchsrecht gegen W asserentziehim g im U m fange ihrer damaligen W assorbenutzung, und der § 42 des W assergesetzes w iederholt diese Vorschrift. E benso ist ein An­

spruch auf Ersatz des bisherigen und noch entstehen­

den Schadens gegeben.

Mit D e i c h a n g e l e g e n h o i t e n und S t a u w e r k s ­ g e n e h m i g u n g e n für die Großeisen- und M etall­

industrie waren wir mehrfach beschäftigt.

Durch ein Urt eil des Preußischen Oberverwaltungs­

gerichtes v om 9. Oktober 1917 ist die Frage, ob die W asserentnehmer der Ruhr und ihrer Nebenflüsse, deren W erke oberhalb der A nlagen des R u h r t a l ­ s p e r r e n v e r e i n s liegen und daher von diesen nicht gespeist w erden, gleichwohl zum B e i t r i t t zu dieser W a s s e r g e n o s s e n s c h a f t gezw ungen und zu den B eiträgen auf Grund der B estim m ungen des Ruhr­

talsperrengesetzes herangezogen werden können, in bejahendem Siim e entschieden worden. D as Urteil führt dazu, daß den A nliegern ein W asserzins auf- erlcgt wird, woran dessen rechtliche N atur als Ge­

nossenschaftsbeitrag nichts ändert. E s wird dem­

nächst in der „Juristischen W ochenschrift“ ver­

öffentlicht und von unbeteiligter S eite besprochen werden.

Wir bearbeiteten ferner für W erke der Groß­

eisenindustrie die Genehm igung zw eier K l ä r a n ­ l a g e n und die H erstellung einer der größten K r a f t ­ g e w i n n u n g s a n l a g e n unter A usnutzung alter im Jahre 1804 verliehener Stau- und Eigentum srechte gegen den Widerspruch der w egen ihres W asser­

werkes beteiligten Stadtgem einde. Ueber das Er­

gebnis w erden wir berichten. .

‘ ) Preußisches Vcnvaltungsblatt, Bd. 38, S. 659.

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(7)

1t). O ktober 1918. Vom W inderhitzerbau in den Ver. S ta a ten von N ordam erika. St«thl u n d E isen. 935

V om W inderhitzerbau in den V erein igten Staaten von N ordam erika.

V on B etriebschef ®ipl.«3n0. 0 . H ö h l in Herrenwyk i. Lübeckachen.

U

eber den Stan d des W inderhitzerbaues in den Vereinigten Staaten verbreitet sich A r th u r -J, B o y n t o n , der Leiter des Hochofenwerks der N ational Tube Co, Lorain, Ohio, in einer ausführ­

lich en Abhandlung1), die er in der letzten Versamm­

lung des American Iron and S te e l In stitu te zu St.Louis vorlegte.

B oynton geht kurz auf die geschichtliche E n t­

wicklung der Heißwindverwendung im Hochofen­

betrieb ein, erwähnt, daß bereits die ersten m it festem Brennstoff beheizten W inderhitzer eine Ersparnis von 400 bis 500 k g B rennstoff je t R oheisen ermög­

lich ten , und daß nach Einführung d er. Gichtver­

schlüsse und damit der Gasbeheizung der Apparate fü r lange Jahre fast völliger Stillstand in ihrer E n t­

wicklung eintrat. E rst als die Einführung der Gas­

maschinen dem H ochofengas einen neuen W irkungs­

kreis schuf, tr a t der W inderhitzer für den Hochöfner wieder mehr in den M ittelpunkt des Interesses, galt es doch jetzt, hohe W indtemperaturen m it m öglichst geringen Gasmengen zu erzielen.

D ie normale W inderhitzeranlage in den Vereinigten Staaten bestand vor w enig mehr als zehn Jahren u u s vier Apparaten m it einer Gesam theizfläche von 14 000 bis 18 000 qm, w obei die Gitterwerkskanäle fast allgem ein 230 m m Q die Steinstärken etw a 75 m m betrugen. Aber ein großer,T eil der H eiz­

flä ch e war m eistens unwirksam, w eiLdie Kanäle sich versetzt hatten und die Steine mehr oder w eniger verschmort und m it ; Gichtstaub v ö llig verkrustet

■waren. D ie Verbrennung der Gase im E rhitzer blieb m ehr oder w eniger d enf Zufall überlassen; die H aupt­

sach e war, daß der Apparat m öglichst lange betriebs­

fähig blieb, so daß m an also von selb st auf keine z u hohen Tem peraturen kam . 500 bis 5 5 0 0 wurden an Ausnahmefällen erreicht, und das auch nur auf Kosten des Gasverbrauchs; hatten die Essengasc

•doch häufig höhere T em peratm en als der Wind, Derartige W ärmegrade konnte natürlich jeder Ofen auch bei norm alem Gang ganz gu t gebrauchen; es fe h lte eine W ärmereserve für Störungen, jeder R ück­

gang in der W ärmetemperatur, z. B. bei der R eini­

gu n g der Apparate, brachte den Ofen aus dem Gleichgewicht u n d bedingte erhöhten Brennstoff­

verbrauch oder geringere E rzeugungf D as einzige M ittel zur Abhilfe dieser fast unm öglichen Verhält­

nisse schien die Erhöhung der Winderhitzerzahl zu sein , als durch die E in fü h ru n g 'd er Gasreinigung gründlich W andel geschaffen wurde.

Das H aupterfordem is bei einem Erhitzer ist eine m öglichst schnelle W ärmeübertragung zwischen Mauerwerk und Gas und L uft. D ie Schnelligkeit; m it

*) The Iron Trade Review 1917, 11. Ja n , S. 155/8;

18. Jan., S. 200/10; 25. Jan., S. 256/8. The Iron Age 1917, 18. Jan ., S. 202/5; 25. Jan ., S. 254/8.

der die w-ährend der Heizperiode im Msuerwerk des Erhitzers aufgesparte W ärmem enge an den durch- streichenden W ind abgegeben wird, ist das Maß für die W irksamkeit des Gitterwerks, m it ändern W orten fü r die Größe des Apparates. D ie Zahl der Apparate ergibt sich dann aus dem Verhältnis der H eizperiode zur B lasezeit. B ei der geringen Leitungsfähigkeit der feuerfesten Steine wird es n ötig, m it m öglichst großer H eizfläche zu arbeiten, die ihrerseits w ied er' abhängig is t 'v o n der Stein- stärko und der • Kanalweite des Gitterwerks. Je geringer die Steinstärke, desto mehr Steine lassen sich bei gegebener Kanalweite auf den Querschnitt unterbringeu, desto größer wird also die H eizfläche, die dann w eiterw ächst m it der steigenden Ver­

engerung der Gitterwerkskanäle. D ie größtm ögliche H eizfläche und die größte M enge Gitterwerk wird augenscheinlich erreicht, wenn die Gittersteine so dünn als m öglich “ und die Gitterwerksöffnimgen gleich der Steinstärke sind. Als Beispiel m ag dienen, daß ein Winderhitzer m it Heizkanälen von 90 mm W eite und 50 m m Steinstärke rd. 36 % mehr Mauer­

werk imd rd. 85 % mehr H eizfläche hat als bei den früher üblichen Maßen von 230 m m und 75 mm.

D ie Erfahrung gibt hier als zw eckentsprechende Ab­

m essungen fü r die Steinstärke, die jedenfalls so be­

messen sein muß, daß die Bausicherheit außer Frage ist, 50 bis 65 m m und 90 bis 140 m m für die H eiz­

zü ge. Zu beachten ist, daß die Gefahr der Quer­

schnittsverengerungen und Versetzungen in den Fach­

werkskanälen durch eine verhältnism äßig geringe Ausdehnung und Zusammenziehung des Blauerwcrks ebenfalls einer zu w eit gehenden H erabsetzung der Abmessungen praktisch entgegensteht.

D ie W ärmeübertragung ist weiterhin abhängig von den Ström ungsverhältnissen innerhalb der ein­

zelnen Gas- und L uftström e selbst. Am idealsten wäre die W ärmeübertragung, w enn jedes Gas- oder Luftteilchen während seines ganzen W eges durch das Gitterwerk m it der >,W andung in Berührung stände. Praktisch ist dieses Ziel naturgem äß nie vollständig, sondern nur bis zu einem gewissen Grade zu erreichen. In je höherem Maße dies geschieht, um so schneller und vollständiger wird die Wärme­

übertragung vor sich gehen. Erfahrungen in dieser R ichtung liegen keine vor. W ohl aber scheint es das Grundprinzip des Pfoser-Strack-Stum m -Ver- fahrens1) darzustellen, das doppelt so v ie l Gas w ie gew öhnlich durch den Erhitzer hindurehschickt, ohne die Abgastemperaturen ungünstig zu beeinflusseii.

D ie bedeutend erhöhte Gasgeschwindigkeit, die eine erhöhte Reibung und ein ständiges Durchcinander- wirbcln der Gasteilchen bedingt, scheint die Wärme-

*) Vgl. S t. u. E . 1917, 11. J a n ., S. 25/31; 18. J a n ., S. 52/3.

l

I

(8)

9od S tahl u n d lilsen . Vom '‘iFindcrhi'tterbaw in den Vcr. Staaten von N o rd a m erik a . 38. Ja h rg . N r. 41.

Übertragung so gü n stig zu beeinflussen, daß sich die Zahl der W inderhitzer verringern läßt. Versuche än älteren W inderhitzern ergaben tatsächlich eine be­

deutend verbesserte W ärmeübertragung, aber auf Kosten der W irksamkeit des Erhitzers. D a sich nach

Abbildung 1.

Geschweifte G ittersteine m it glatten Läufern.

Boyntons Meinung dieselben Ergebnisse erzielen lassen durch eine entsprechende Verengerung der Fachwerkskanäle, und zwar ohne Herabsetzung der Leistungsfähigkeit', wohl

aber unter gleichzeitiger Vergrößerung der H eiz­

fläche, ist in den Vereinig­

ten Staaten dem Verfahren keine w eitere B eachtung geschenkt worden.

F ast allgem ein werden die Winderhitzer m it seit­

lich angeordneter Verbren- nungskannner und m it quadratischen Gitterwerks­

kanälen gebaut. An ein­

zelnen S tellen h a t m an zur Vergrößerung der H eiz­

fläche zu geschw eiften Steinen gegriffen und zu­

sam m en.m it glatten Läu­

fern verarbeitet (Abb. 1).

Der Gewinn an H eizfläche b eträgt etw a 11 % gegen­

über einem Mauerwerk aus glatten Steinen. Einen brauchbaren W eg zur Ver­

größerung der H eizfläche bei bestellenden Appara­

ten hat m an auf dem Loruin-Hochofehwerk be­

schriften, indem m an in

die 76 X 228 mm großen H cizzügo diagonale an den Ecken zugeschärfte Ziegel in die einzelnen Kanäle von dor Kuppel aus einsohob. Die rechteckigen Zügo wurden so in dreieckige um gew andelt und der Gewinn an H eizfläche betrug fast 40 %.

Betreffs der Verteilung dor Gaso über das Gittor- werlc steben sieh zwei A nsichten ziem lich schroff gegenüber. Von einer S eite wird aut Grund von Ver­

suchen mit kaltem Wind behaupte!, der aus dem Vor-,

brcnnungsschacht. aufsteigende Gasstrom ziehe dicht an der Kuppel entlang und dann- durch die äußeren K anäle abwärts, so daß also diese das m eiste Gas und som it die höhere Temperatur erhielten. Im Gegensatz hierzu steh t die Annahme, daß die neben dem Verbrennungssehacht liegenden Teile des Gitter­

werks dessen w ärm ste Zone darstellten, weshalb zur besseren V erteilung der H eizgase die innere W and des Verbrennungsschaehtes hochgezogen und als fächerförm ige Feuerbrüeko m it etw a 0,75 mm m itt­

lerer H öhe ausgcbildet wird1).

W ährend der ersten Meinung entgegengelialten

•werden kann, daß der Versuch unter Bedingungen gem acht wurde, die sich zu w enig m it der W irklich­

keit decken, wird der günstige Einfluß der Feuer­

brücke von vielen Seiten bezw eifelt, schon aus dem einfachen Grunde, w eil die Erfahrung zeig t, daß die Lebensdauer der Brücke m eist keine sehr große ist?). A u d i der Versuch, die 'Gasverteilung dadurch zu beeinflussen, daß die Gitterwerkskanäle im m itt­

leren Teile des Querschnitts enger genom m en wurden als in den seitlichen Teilen, führte zu keinem besseren Ergebnis3), als m it norm alem Gitterwerk.

iSc/rn/ffA v i

J

Abbildung 2. Windorhitzer der Joliet-W orke m it zentralom Heizschacht und Sammelkanal für die Abgoso.

Von einschneidendem Einfluß auf. die Gasver- toihm g ist aber ohne Frage die Anordnung der Kamin- anschlUsse. Bei seitlicher Verbrcimungskammcr hat

ri Die Ausführungen beziehen sieh auf die in Amerika geltenden Ansichten, Dor Vollständigkeit, wegen sei auf einen Aufsatz von G. J a n t z e n : „Die Druckluftheizung;

der steinernen W inderhitzer“ , S t. u. E. 1917, 22. Nov., S. 1005/9, verwiesen.

!) St. u. 14. 1918. 21. .März, S. 240/2.

a) St. u. E. 11)14, S. Okt., S. 1509/75.

(9)

10. O ktober 1918. V o m W in d e rh ilze r b a n in d e n V e t Staaten von N orjkzm erika.. S ta h l u n d E iso n , .9.37

Abbildung 4. Beheizung der Winderhitzer. V enti­

lator für L uft und Gas, von gemeinsamem Motor angetrieben.

Erhitzerquerschnitts entnahm, kam man in dem Streben nach einer m öglichst großen H eizfläche im Gitterwerk von selbst zu dessen Verkleinerung.

H eute beansprucht er höchstens die H älfte seines früheren Platzbcdarfs, und man könnte ihn noch kleiner w ählen, wenn m an auch bei seitlicher Anord­

nung von der der besseren Gasverteilung halber bevorzugten ovalen zur kreisrunden und auch bau­

lich sichereren Form überginge. Anderseits hat man versucht, die weiten Verbrennungsschächte bei alten Apparaten dadurch nutzbar zu m achen, daß m an ihren oberen Teil gleichfalls m it Gitterwerk aus­

setzte. In einzelnen Fällen hatte man damit E rfolg, doch komm t diese Bauart bei Neubauten ja über­

haupt nicht in Frage, w eil der Gewinn an Heizfläche bei dem engen Vcrbrennuugsschacht neuzeitlicher W inderhitzer nur ganz unbedeutend wäre, beträgt

Abbildung 3. W inderhitzer der Carnegie Steel Co.

zu Duquesne, P a., m it innerem Verbrennungs- Bchacbt und darunter liegendem KanalanschluQ.

über, die Gase nach ihrem Gang durch das Gitter­

werk in einem besonderen Ringkanal zu sammeln und dann zum Kam in zu führen (Abb. 2), oder aber durch den Boden des Erhitzers hindurch einen zentralen Anschluß an den Schornstein herzustcllen (Abb. 3).

Während früher- der Verbrennungsschaeht m it den Seitenw änden annähernd die H älfte des ganzen

xllm

doch sein Querschnitt bei den neuen Apparaten auf den South-W crken der JlÜnois S teel Co. nur etw a 2,5 qm. In diesem F alle würde lediglich die Gasver­

teilung günstig beeinflußt. W ie w eit inan aber tro tz­

dem in dem Bestreben, dem Verbrennungsschacht eine größere H eizfläche zu geben, gebt, zeigt die Anordnung der neuen W inderhitzer m it m ittlerem Verbrennungsschacht auf den Gary-Werken. Hier ist der obere Teil der M ittelkammer m it dichtstelien- den Längsrippen versehen, die dem Schaelitquer- sclinitt eine zahnartige Innenlinie geben.

Gereinigtes Gas erfordert bekanntlich zur Ver­

brennung ein inniges Vermischen m it der L uft. D es­

halb benutzt m an j e t z t vielfach besondere Brenner, die aber zur Erziel,ung einer guten M ischung so hohe Gas- und Luftgeschw indigkeit verlangen, daß Her K am inzug zu diesem Zwecke nicht mehr gen ü gt, und daß besonders bei großen Erhitzern m it sehr

126 sich ein doppelter Kaminanschluß, dessen Stutzen

gleichmäßig zur M ittellinie des Apparates liegen, gut bewährt, w enn im Unterbau des Gitterwerkes für freien und widerstandslosen Durchgang hin­

reichend gesorgt wird. Bei zentrischer Lage des Verbrennungsschachtes ging m an neuerdings dazu

Sc/7f7/ff ß -c -ß -ß

iSc/tn/rf f - f

(10)

938 Stahl und Eisen. Vom WlncUrhitxerbau in den Ver. Staaten von Nordamerika. 38. Jahrg. Nr. 41.

engem G itterw erk zum B e ­ t r i e b m i t k ü n s t l i c h e m Z u g übergegangen w erden m uß. Auf V orschlag von A. N. D ie h l b rin g t m an a u f den Joliet-W erken der Jllin o is S te e l Co. sowohl d as Gas als au ch die L u ft u n te r D ru ck in den E r ­ h itzer, u n d zw ar m it H ilfe von zw ei V en tilato ren , die au f d e r gleichen 'Welle sitzen u n d von einem ge­

m einsam en M otor augetric- ben w erden (A bb. 4).

D ie große H eizfläche von ScA m 'ff C -C

fe s tg e ste llt h a t, daß die S trah lu n g sv erlu ste bei den W in d erh itzern m it e tw a 10 % d e r zu g efü h rten W ärm em enge1) anzusetzen sind, w ird d e r g rö ß te W e rt a u f g u te Isolierung geleg t. F rü h e r b egnügte m an sich m it einer etw a 50 m m sta rk e n S ch ich t aus g etro ck n eter g e k ö rn te r H ochofenschlacke, die zw ischen den M antel u n d das M auerw erk gegeben w urde, t a t dies a b er w eniger w egen d er W ärm e­

stra h lu n g als w egen der A usdehnung des M auer­

w erkes. H eu te w ird A sbest in P la tte n fo rm . oder als A sbestzem ent, fern er K ieselgur in S teinform oder z e rk le in e rt als W ärm eschutzscliicht verw endet. K ie­

se lg u r soll bei gleicher D icke besser w irken als As­

best, doch w ird v ielfach den A sb estp latten , die au f d er Inn en seite des M antels b efestig t w erden, des be­

quem en A rbeitens h a lb e r d er V orzug gegeben. Ab­

geschlossene E rfa h ru n g e n au f zahlenm äßiger G ru n d ­ lag e ü b e r den V orteil einer d erartig en ^Isolierung liegen bisher noch n ic h t vor.

E s w erd en dann eine A nzahl von W in d erh itzern im B ilde v o rg e fü h rt u n d k u rz beschrieben. A bb. 5 s te llt einen W in d erh itzer d ar, w ie er au f d en E d g a r- T hom son-W erken d e r C arnegie S te e l Co. in Ver­

w endung is t; er is t ein A p p a ra t ä lte re n D a tu m s, d e r sich a b e r au f m eh reren W erk en in je d e r Be­

ziehung b e w ä h rt h a t. E s a rb eiten im m er v ier E r ­ h itz e r au f einen H ochofen. D ie A ußenm aße sin d 30,34 m H öhe u n d 6,65 m M anteldurchm esser, d er ovale V erbrennungsschacht m iß t 3,35 m x 1,5 m .

Scfiniff.ß-S Se/mffi-f Sc/mffC-C A bbildung 5.1

W inderhitzer der Edgar- Thom son-W erko.

1 2 0 0 0 qm , die g e ­ ringe K analw eite u n d die eigenartige W in d fü h ru n g , die s p ä te r noch n ä h e r besprochen w erden, m achen in diesem F alle den S k ü n st­

lichen Zug > unum ­ gän g lich n ö tig . Sein V orteil b e ru h t auf d e r genauen u nd vom A pparatew är­

t e r unabhängigen Zum essung u nd An­

seh u n g von Gas und L u ft u n d auf der

M öglichkeit, den G asverbrauch genau überw achen zu k ö n ­ nen.

W ährend zum Aus- m a u e m d e r W ind­

e rh itz e r im allg e­

m einen n u r scharf-

A b bildung 6. W inderhitzer der South-W erke der Jllin o is S te el Co. m it G itterw erk aus geschw eiften Steinen.

g e b ra n n te S teine e rs te r W ah l in F rag e kom ­ m en , w erden tro tz d e m vielfach f ü r die u n te re n T eile des M auerw erks S teine zw eite r W ah l v er­

w e n d e t, ohne d aß irgendw elche B eanstandungen z u verzeichnen w ären. S eitd em m an neuerdings

J e d e r A p p arat is t im stande, in d e r M inute etw a 1270 cbm W ind au f rd . 6 0 0 0 z u erhitzen.

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1 ) D ie Zahl d ü rfte zu niedrig sein ; v g l. S t. u. E , 1914, 19. Febr., S. 305/10.

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(11)

0. Oktober 1918. Vom Winderhitzerbau in den Ver. Staaten von Nordamerika. Stahl and Eisen. 939 Auf den South-W erken d er «Illinois S teel Co.

■sind z u rz e it U m b au ten im G ange, w obei a lte W ind­

e rh itz e r m it neuem en g g eg ittertem M auerw erk zu­

g e s te llt w erden. D ie G esam thöhe is t 33,5 m , der D urchm esser 6,55 m , die norm ale W in d te m p e ra tu r soll rd . 7 0 0 0 b etrag en . E in e r von diesen A p p araten , d e r in A bb. 6 w iedergegeben is t, w u rd e m it ge­

schw eiften S tein en au sg esetzt. Zu jed em H ochofen g ehören drei A p p arate. A ehnliche W in d erh itzer, die in G ruppen von jo drei au f'e in e n H ochofen arb eiten , sin d auf einer R eihe v on W erken im B au begriffen

oder im B etrieb, i '*■

E in W in d erh itzer m it zentrischem S ch ach t ist in Abb. 7 w iedergegeben. E s ist d er E r h itz e r 'd e r G ary-W erke, d e r w egen d e r B a u a rt des oberen Teiles

■des V erbrennungsscbachte3 schon v o rh e r e rw äh n t w urde. D e r A p p a ra t is t 33,5 m hoch bei 6,70 m D urchm esser. D er u n te re T eil des V erbrennungs- sch ach ’tes h a t einen D urchm esser v on 1,83 m . D ie A p p a ra te sollen in V ierergruppen arb eiten u nd 1375 cbm W in d in d e r M inute au f 7 7 0 0 erhitzen.

E ine von allen bisherigen W in d erh itzern a b ­ w eichende innere A nordnung z u r V ergrößerung d er H eizfläche u n d z u r m ö g lich st vollkom m enen A us­

n u tz u n g d e r Gase zeigen die neuen V i e r k a m m e r - A p p a r a t e d er Jo liet-W erk e d e r Jllinois S teel Co.

{Abb. 8)1). D e r kreisrunde V erbrennungsschacht ist seitlich ang eo rd n et, das G itte rw e rk ist in drei neben­

einanderliegenden K am m ern u n terg eb rach t, die n a c h ­ ein an d e r vom G ase d u rc h s trö m t w erden. Von der

U eberlegung ausgehend, daß sich m it ab n eh m en d er T em p eratu r die G asmenge v erm in d ert, v errin g ert sich d e r S c h ach tq u e rsch n itt u n te r gleichzeitiger Ver­

e n g eru n g {der G itterw erkskanäle, v W äh ren d d er Q uerschnitt d er einzelnen K am m ern von 15,5 qm a u f 12,5 qm u n d 9,1 qm z u rü ck g eh t, b e trä g t j[die K analw eite en tsp rech en d 114 m m , 89 m m u n d 76 m m , wobei g le ic h z e itig ; die S te in stä rk e von 50 m m in den e rsten K am m ern auf 38 m m in d e r le tz te n gesunken is t, u n d die Z ahl d er K anäle im G itterw erk sich a u f 362, 492 u n d 490 s te llt. Z ur besseren G as­

verteilung ist d er obere Teil d er zw eiten ’u n d d er m itcre Teil d er d ritte n K am m er m it doppeltem G itter­

w e rk «ausgesetzt, dessen A nordnung aus Abb. 8 er­

sichtlich ist. D ie G esaantheizfläche dieses E rh itz e rs b e trä g t 12 000 qm . E r lie fe rt in d er M inute rd . 1130 cbm W in d von 7 0 0 0 bei einer A b g astem p eratu r, die u n te r 1 5 0 ° lieg t. D a die H eizperiode gleich d er B lasezeit zwei S tu n d e n d a u e rt, genügen zum B etrieb eines Ofens zwei dieser E rh itz e r, doch sind einstw eilen drei f ü r je d e n Ofen vorgesehen.

W as die Z ahl d e r z u einem H ochofen gehörigen W in d erh itzer a n g e h t, so h a t dieselbe in le tz te r Z eit vielfach eine H erab setzu n g von v ie r au f drei S tü c k

■■ i - ■ . u s r r ' S

') E in o ähnliche innere A nordnung zeig t der w ohl in der P raxis nioht allzu h äu fig verw end ete W ärm eausgleioh- apparat v o n Gjors und H arrison. S t. u. E. 1903, 1. April. S. 4 49, u n d 1899. 15. März, S. 2 7 3 ; ebenso O s a n n , E isen h ü tten k u n d e I, S. 2 3 3 /4 .

erfahren. D as B estreb en , überall m it m öglichst w enig B rennstoff H öchstleistungen, z u erzielen,^ver­

la n g t eine m ö g lich st geschlossene H eizfläche, m it an d eren W o rten eine m öglichst geringe Z ahl von E rh itz e rn m it einer m öglichst großen H eizfläche.

N ach B o y n to n m üssen f ü r jed en H ochofen drei A pparato von je 9000 bis 10 000 qm H eizfläche eigentlich allen Zufälligkeiten des B etriebes gew achsen

A bbildung 7 . Im B a u begriffener W inderhitzer der Gary-W erke m it besonderem A usbau des oberen V er­

brennungasch achtes.

sein, w enn au ch zugegeben w erden soll, d aß örtliche V erhältnisse von g roßem E in flu ß sind. W elcher B a u a rt d e r Vorzug zu geben ist, d er alten od er d er n euen (M ehrkam m er-)Form — es sind inzwischen auch b ereits D re ik a m m e ra p p a ra te im B au begriffen — , m ag einstw eilen d ah in g estellt bleiben, w enn auch die b isher erzielten E rfolge ein gew altiges W o rt f ü r die n e u e B a u a rt sprechen. E s m üssen a b e r jed en ­ falls n o ch w eitere E rfah ru n g en a b g e w a rte t w erd en , bis sich ein k lares U rte il d a rü b e r fällen lä ß t. —

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