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zu THORN.
ZU DER
Książnica
Kopernikańskaw
ToruniuÀM
DIENSTAGDEN 5.
APRIL 1881STATTFINDENDEN
OEFFENTLICHEN
PRÜFUNGALLER
KLASSEN
LADET
IM NAMEN
DES LEHRERKOLLEGIUMS
EIN[Dr. թւ
JS
trehlke,
Direktor.INHALT:
Deber den
Accusativmit
dem Infinitiv im Deutschen. VonEugen
Herford.Schulnachrichten von
Ostern
1880 bisOstern 1881.
VomDirektor.
THORN 1881.
1881.
Progr. No.32.
Gedruckt inder
Buchdruckerei von J.Buszczyński.
f
Ueber den
Accusa
tiv
mit dem Infinitiv im Deutschen.Die Struktur des Accusativs mit
dem Intiuitiv oder des Infinitivsmit dem
Accusativ— wie sie auch von Einigen genannt
ist z. B.Winer in seiner
Grammatik p. 303 —findet sich
nicht nur in der griechischenund lateinischen, sondern auch
inden
slavischenund
germanischenSprachen.
Ueber
das
eigentlicheursprüngliche
Wesendes Acc.
c. Inf.sind
trotz des hohen Alters der Struktur dieAnsichten unter den Grammatikern noch
immergeteilt. Neuerdings hat
der berühmte SlavistMiklósi
cheine Erklärung
fürden Gebrauch
des Accusativsaufzustellen
versucht,
welche darauf ausgeht, die bisherigenAnsichten
der Grammatiker überdiese Construktion von Apollonius an bis
auf die neuesteZeit
sämmtlich alsunzulässig
zurückzuweisen.Gegen
ihnhat
G.F.
Schoemann inden
Fleckeisen’schen Jahrbüchern ')
eine Kritik undEntgegung veröffentlicht.
Obdiese
volles Licht in die Sachehineingebracht : wage
ichnicht zu entscheiden.
Jedesfallswird
man aberdarin wol
Schoemannzustimmen
,daß
der Grund, weshalb
beim Infinitivdas Subjekt
imAccusativ
auftrete, in der Bedeutung des Accusativszu
suchen sei.Dies will Miklosich
inAbrede stellen.
„Dauns
— sagt er —
dieursprüngliche
d. h. diemit seiner Entstehung
zusammenhängendeBedeutung
desAccusativs
ein Geheimnisist und auch für alle
Zukunft einsolches
bleibenwird, so
könnenauch
die Gegnernicht an
dieZurückführung
der Bedeutungdes Accusativs in diesem bestimmten
Falle d. h.wo er zur
Angabe
des Subjektsdes
Infinitivsdient,
auf dieUrbedeutung
desAccusativs denken“.
Doch
überlassen wir diesen Streitden Gelehrten
— da ichkeineswegs
die Absichthabe, mich etwa durch Aufstellung
einer neuen Ansichtüber das
bisherunergründete
Wesen des Acc. c. Inf.in denselben
einzumischen.Nicht wie
diese Constructionentstanden
und zu erklären sei,will
ich untersuchen, sondern daß siein unserer Muttersprache vorhanden ist
oder, richtigergesagt,
vor handen gewesen ist:
will ichim
Folgendennachzuweisen
versuchen,und
zwaran
der Hand der geschichtlichen Entwicklung unserer Sprache. Ichsagte
, vorhandengewesen, denn
ich will damit vonvornherein erklären, daß
wir inunserer
heutigenSprache den eigentlichen Accusativ mit dem Infinitiv
nichtmehr haben, sondern
nureine
ihm verwandte,wenn auch
allerdings nahean
ihnheranstreifende
Construktion, nämlichnach den
Verben dersinnlichen
Wahrnehmung: sehen und hören, sowie
nach heissen(— befehlen),
finden, bitten,fühlen, lassen.
Einerseitsist
beieinem
Teildieser Verba
derInfinitiv durch Entstellung aus
demParticip
entstanden,
wie z. B. bei finden՝)
Neue Jahrbücher
fürPhilol.
und Piidag. 40. Jahrgang101. Bd. 1870,
S. 187.1
der
Gebrauch noch heutigesTages schwankt. Andrerseits ist
bei diesenVerben meist
der Accusativunmittelbar mit
demregierenden
Verbumzu
verbinden, undes
fällt dadurcheine
derHauptbedin
gungen und Anforderungen fort, welche
an einen richtigenAcc.
c. Inf.zu stellen
sind. Denn hören wir, was unser Altmeister aufgrammatischem Gebiet,
J.Grimm,
in seiner GrammatikIV.,
114,über
diese Struktur sagt:,,Ueberall,
wo einim Satz ausgedrückter Accusativ
nichtzum herr
schenden
Verbo,
sondernzu dem abhängigen
Infinitiv dergestalt gehört,daß er
beiAuffassung
des ganzen in zweiSätze den
Nominativ des zweitenabhängigen Satzes
gebildethaben
würde,ist
die Construktion desAccusativs mit
dem Infinitivvorhanden“. Grimm
zeigt dann andem Beispiel
: ihpat
inqueman, dass
dieser Satz zwar zerlegbarist
in:ih pat
in daz er quâmi, trotzdem aber keinenAccusativ mit
dem Inf. gewährt, weilnach
geschehner Auflösung derAccusativ in
noch beipat
verbleibt,also nicht
zum Infinitiv gehört.,,
Sicheres
Kennzeichen der Construktion desAcc. c. Inf.
—sagt
Grimm weiter—
ist,daß sie nie
die Praepositionzu
verträgt“ undweiter
unten„darum haben
jene derConstruktion
desAcc. mit
dem Inf. verwandtenInfinitive nach sehen
undhören
niedas
zuangenommen“.
Grimm erklärtalso
die Struktur nach diesen Verben,nach denen ja
чп der That noch heute derAccusativ mit
dem Infinitivganz
gäng undgäbe
ist, nurfür eine
demeigentlichen
Acc.c.
Inf.verwandte, und macht dies
u.A. an folgendem
Beispiel klar. „Wirkönnen
einlateinisches audio te domum
•exstruere
nichtübersetzen
:ich
höredich
einHaus
bauen;
diese ansich untadelhaft gebildete
Phrase würde nurin den
Munddessen gelegt
werden können, derdas Geräusch des Bauens vernähme.
In der
älteren
Sprache dürftesie aber auch
ganz denSinn
derlateinischen
enthalten“. In
derThat hat das Ahd.
undMhd.
dieVerba
der sinnlichen Wahrnehmung in weiterem Sinne gebraucht,als das Nhd. und
äusser „sehen“
und „hören“noch andre
Verba besessen, die jetzt teilsausge
storben
sind,teils
eine etwasandere
Bedeutung angenommenhaben.
Jedesfallswerden
wireinen
richtigenAcc. c.
Inf.nach „sehen
“ u.„hören
“ nurdann
anerkennen, wenn sie nicht in
eigentlicher,sondern übertragener Bedeutung
stehen (wenn„hören
“so viel als „erfahren
“bedeutet).
Es ist
also
dieStruktur
des eigentlichenAccusativs mit dem Infinitiv
heute ausgestorben.Mag sie auch
mancheVorzüge gehabt haben, namentlich
den der Kürze,so
wirdsie schwerlich
Jemandheute
wieder zur Geltung bringenwollen. Immerhin aber bleibt
esinteressant
,den
Spureneiner
sprachlichen Erscheinungin unserer
Muttersprachenachzugehen
unddieselben von
ihrem erstenErscheinen bis zu ihrem
plötzlichenVerschwinden mit
Genauigkeitzu
verfolgen. Unsere Struktur findet sichgleich
in demältesten sprachlichen Denkmal unserer Literatur,
dergotischen
Bibelüber
setzung des Ulfilas,und erreicht
ihr eigentlichesEnde erst mit Lessing.
Beginnen
wir also mit
demGotischen.
Das Vorhandensein des Acc. c. Inf.im Gotischen
istäusser von Grimm
а.а. О.
IV. 115auch von
Gabelentz und Loebe ')II.
§.253
nachgewiesen und durchBeispiele belegt,
dienatürlich keinen Anspruch
auf Vollständigkeit machen können. Eine sehr eingehendeAbhandlung ist
darüber von Otto Apelt(Weimar) in
derGermania2) veröffentlicht.
Daß
das Gotischedas Vorhandensein
unserer Struktur bezeugt, darf an sich nichtauffallen,
dawir
esim
Gotischennur mit
einemUebersetzungswerk zu thun haben,
und zwaraus
einer Sprache, inder diese
Construktion ein volles Heimatsrechtbesaß,
undes bekannt
ist,mit welcher Treue
und GewissenhaftigkeitUlfilas seiner Vorlage
folgte.Solche Stellen, an
denen erunabhängig
vom Griech.den Acc.
c. Inf.gesetzt
hat, will manaus lateinischen
Vorlagenerklären.
Diese Ver
mutung istnicht
nur neuerdings, sondernauch
schonin alter
Zeit ausgesprochen. Solesen
wir in’)
Ulfilas.
Veteris et novitestamen ti
versionisGothicae
fragmenta etc. ediderunt H. C. deGabelentz
etDr.
J.Loebe-
Lipsiae1843.
a) Germania,
herausg. von C.Bartsch,
Wien 1874 neueReihe,
7. Jahrgang.den Prolegomena
zuUlñlas
vonGabelentz L,
XVIII., nota48
„versiofacta est,
inquit (sc. Ben- zelius),non
aliunde,quam authentica
graeca, latino tarneninterprete
quiiile cumque
fuit, nonin
consulto“.
Es unterliegt
namentlich nachden
neuerdingsvon Bernhardt
') geführten Untersuchungenkeinem Zweifel,
„da$ aufdie Gestaltung unseres jetzigen
got.Bibeltextes die in Italien verglichenen lateinischen
Uebersetzungen vielfach eingewirkt haben, indem sie die got.Schreiber zu Aenderungen
undnamentlich zu Nachträgen
veranlassten“ (Apelt a. a. 0.). Ichwill nun
beiAnführung
derBelegstellen
jedes Mal bemerken, wo derGote unabhängig vom
Griech.den Acc.
c. Inf. gesetzthat. Es
findet sichunsere
Struktur:I. nach
Verben der Meinungs- und Willensäusserung:1. nach qithan
:Marc.
8,27 hvana qithand mik mans visan.
Aehnlich v.29 athan jus hvana
mikqithoth
visan.Ebenso Luc. 9, 18. 20. Joh. 12,
29manage!---
qêthun theihvôn varrtban.Luc.
20,
27thaîei
qithand ustassni visan. Ebenso Marc. 12,
18. Skeir. (Ausgabevon
Bernhardt)2
)II b. (von
Grimmcitiert) than
qath tho veihon
j ah himinakundon gabaurthanthara thairh thvahl usthulan. 2. Cor.
4,6 unthe
guthsaei qath urriqiza
liuhathskeinan. Luc.
20,41
hvaivaqithand xristu
sunuDaveidis
visan?Roem.
15,8
qitha aukxristu lesu andbath vaurthana. v: 9
íth thiudosîn
armahairteinshauhjan guth. in v: 8 ist statt
desgriech.
Infin.ȚSȚevTjaHai das got.
Particip,
vaurthana gesetzt. Ebenso2 Tim. 2, 18 qithandans
usstassju
vaurthana.2.
nach viljan:Marc.
7, 24 jahgaleithands in
gard ni vildavitan
mannan jahni mahta
galaugnjan.Marc.
10,36 ith
is qath ïm: hvavileits tanjan
mik igqis? Luc.19,
14ni
vileimathana
thiudanonufar unsis.
v:27
thaieini vildedun
mik thiudanonufar sis. 1
Cor 7, 7 ïthviljau
aliansmans
visan sve miksilban. 1
Cor.10,
21ni
viljau aukizvis
skohslamgadailaus
vairthan.1 Cor.
11,
3 viljauth than Izvis vitan.1 Tim.
2, 4saei alians mans
viliganisan jah 'm
ufkunthja sunjos qiman. 1 Tim.,2, 8
viljau nu vairansbidjan in
allaim stadiin.1
Tim5, 14 viljau nu juggos liugan.
Gal. 6,
13
akvileina
izvisbimaitan.
3. nach
taiknjanund us
—.Luc.
20,20 taiknjandans si к
garai^țansvisan.
2 Cor. 7, 11in allama ustaiknideduth izvis
hlutransvisan.
4. nach
fraletan Marc. 1,
34 jah ni fralailotrodjan thos unhulthons.
Marc. 5,37 jah
ni fralailot ainohun ízemith sis
afargaggan nibai paitru.5. nach sokján: Joh. 7, 4 ni manna
auk in
analaugneinwa taujith jah sokeith sik uskunthana
visan. Hier ist der got. Accus, abweichend vom
G
riech. gesetzt,
wo der Nom.
c. Inf. steht(
ճՃԺՃ
հ-
Օշ ret սօէՕՀ ¿y irappTjfflą ¿Ivai).II. nach Verben des Erkennens
und
Glaubens.1.
nach munnan,galaubjan u. a.
Marc. 14,64 tharuh
eisallai gadomidedun
in a skulanvisan
dauthau.Luc. 2, 44
hugjandona
ingasinthjam ina visan qemun.
Luc. 20,6 galaubjand
aukallai
•fohannen
praufetu
visan.1 Cor. 7, 26
man nu thata goth visan. 2 Cor.10, 7
jabai wasgatrauaith sik
silban xristausvisan. 2 Cor. 11, 5 man
auk ni vaihtaimik minnizo
gataujanthaim
ufarmikil
visandam apaustaulum.Phil.
1, 17 munandanssik aglons
urraisjanbandjom
meinaim, woim
Griech.der
Nominativ c.
Inf.steht
olópevoi iïiù/nvèyeípet
v. Phil.2, 6 saei
in guthaskauneinvisands ni vulva
rahnida visan sik galeiko gutha, wo der griech. Text bietet т/ Ііртмуроѵ j-pjm.To w ¿Іѵш ïaa iïsw.Phil. 3, 7
ak ei thatei
vas mis gavaurki, thatuh rahnidain
xristaussleitha visan,
wo dergriech.
Text
mit
Auslassung von¿Ivat hat:
րլ-ր<¡pat
oui táv-/pia-ov fypíav.
v: 8svethauh all dómja
sleithavisan,
v: 13ik
miksilban ni
nauhman
gafaban. 1 Tim. 6,5
hugjandane faihugavaurki- visangagudein. Skeir. VlIIb.
franjins laisein
svikunthaba in allaim alamannam fauravisan rahnidedun.’) Bernhardt:
Kritische Untersuchungen über die got. Bibelübersetzung, Meiningen1864
u. Elberfeld1868.
2
) Vuliila oder diegot. Bibel mit dem entsprechenden griech.
Text, herausg. von C. Bernhardt, Halle1875.
2. nach
vênjan.1
Cor. 16,7
unte venja mik
wo weilo saljanat ïzvis,
wo dergr iech.
Textden
Nom.c. Inf.
bietet:
èÀmÇa)֊—
impñvai.2 Cor. 5, 11
venjajah
in mithvisseim izvaraim svikun- thans visan uns, wo der griech. Text /;//«< weglässt.3. nach vitan.
Luc.4,
41 untevissedun silban
xristu inavisan.
III. nach unpersönlichen Verben
und Wendungenfindet
sich nur vereinzelt eindem griech.
nachgebildeter Acc. c. Inf.
Luc. 16,
17azetizo ist hiinin jah airtha
hindarleithan thauvitodis ainana
vrit gadriusan.Job. 18,
14batizo ist ainana
mannan fraqistjan faurmanagein. Roem. 13, 11 mel ist uns ju us slepá urreisan.
Col.1,
19,20 unte
inImma galeikaida alla fullon
bananjah thairh ina
gafrithon allain
imma. Skeir, Ic.,gadob
nu vasmais
thanssvesamma
viljinufhaus- jandans
diabulaudu ufargaggan
anabusn guths,thanzuh aftra svesamma
viljin qaqissans vairthannasjandis
laiseinai.
Besondersauffallend
—weil vom
Griech. und Lat.abweichend
—ist diese
Construction nach varth z. B. Luc. 4, 36 jah varth afslauthnan alians, griech. xat sțeveto ծսյփօՀ èmтшѵтас.
Sonstzieht
derGote
bei unpersönlichen Verbindungeneinfachen
Infin.vor.
So z. B.Luc. 6, 2 wa taujid thatei ni skuld
ist tanjanin sabbato dagam. 2
Cor.7,26
thatei goth 1st mann svavisan.
Marc. 10, 24,25 hvaiva aglu ist th aim
hunjandam
afar faibanin thiudangardja guths
galeithan,v. 25
azetizo istulbandau thairh
thairkonethlos
galeithanthau gabijamma
inthiudangardja guths
galeithanu. ö.
Bisweilen steht der Infin.mit dem Dativ
der Person.2 Cor.
5,
8
gatrauamjah valjam
maisusleithan
us thamma leikajah
anahaimjaim visanat fraujin (weil
zu valjanunsis zu
ergänzen ist).O efter
nach varth z. B. Luc.6, 6 jah varth than
in antharammadaga sabbato
galeithanimma
insynagogein. Aehnlich
Luc. 16, 22, 18,25. 1 Cor.
7,10.
Grimm
spricht
darüber S. 115in
derAnmerkung. Auch Schoemaun
a. a.O. S.
191, Anm.3 meint, dass
nach solchen
impersonellenFügungen
der Acc. c.Inf. nicht
echtgotisch war
;er
sieht darinnur
eine Nachahmung der griech.und lat. Struktur
undsagt:
„dass die echt gotische Strukturvielmehr
denDativ als
Casus desbeteiligten
Objektszu
varthoder jenen Formeln
setzt,und den
Infim,
dessen Subjektsich
dann vonselbst
versteht, ohne weitere Angabe desselben dazustellt,
wie es nicht nur Ulfilas selbstan
vielenStellen thut, sondern auch
diespätere
Sprache immer,wie:
esist ihm (oder für
ihn) besser (zu) schweigen u.dgl.
, einacc. c.
inf.aber
beisolchen
Formeln unmöglichist“. — Ich
übergehesolche Fälle,
indenen
nach haitan,vaurkjan, tanjan
derAcc. c. Inf.,
zumTeil
unabhängig vom Griech.gesetzt ist. Es entsprechen solche Fügungen nicht
denAnforderungen Grimm
’s, weil
beiihnen
derAcc.
unmittelbarmit dem
regierenden Verbumzu
verbindenist. Der Acc.
c.Inf.
nachVerbis
der sinnlichenWahrnehmung,
wo dieselbenin
eigentlicherBedeutung gebraucht
sind,bedarf
ebenfalls keiner besonderenBesprechung.
Meist folgt jedoch nach diesenVerben statt
des Inf. das Partie, nach griech. Vorgang z. B. Luc.5,2: jah
gasaw tva skipa
standandona Luc.18, 36 gahausjands than managein faurgaggandein frah.
Marc.13,26
jah
than gasaihvand sunu mans qimandan. Job. 10, 12gasaihvith vulf qimandan. 1 Cor.
8,10 jabai
auk hvas gasaihvith
thukthana habandan kunthi.
Seltenhat
umgekehrtder Gote den
Infin. gewählt,
woim Griech.
dasPartie, stand
z. B. Marc. 13, 29than
gasaihvith thata vairthan (statt"ептргетаити pivópeva). Job. 6, 62 jabai nugasaihvithsunu mans ussteigan (йесоруте —âvaßaivovTd).So
viel über
das Vorkommenunserer
Strukturim
Gotischen, die ichlediglich
ausNachahmung
undEntlehnung aus den vorliegenden Quellen erkläre.
Wäre derAcc.
c.Inf. eine dem
Goteneigentümliche Sprachform gewesen
,warum wandte
er siedann
nichtöfter auch in
solchenFällen
an,
wo dasGriechische on
gebraucht statteines Acc. c. Inf.,
deran
vielen Stellensehr
guthätte
stehen
können?er
setzt thateiund
geht damitdem
Acc.c. Inf.
ausdem
Wege.Immerhin bleibt
esschwierig, eine sprachliche Erscheinung
nuraus einem
Uebersetzungswerkeerklären zu müssen, wie
esimGotischen derFall ist. Wer möchtemit Entschiedenheit behauptenwollen : wie weit der Gote sonst von dieser Struktur Gebrauchgemacht
habe, wenn ihmdie
Flügelso
zu sagen nicht gebunden waren ?5
Ich komme nun
zum
Althochdeutschen. ImAllgemeinen
wird die Annahmeeiner Nachahmung und Entlehnung auch
hierfestzuhalten
sein,mit
dem Unterschiede, dafies hier das
Lateinischewar, an das
sich die Prosaschriftsteller desAhd. anklammerten. Ueber
dieZeit,
dievorzugsweise hier in Betracht kommt
,sagt
Wackernagel ’)S. 31. „Die
Literaturist
vor waltendgeistlich
und darum reichan
Prosa ; diese aberist, allein die
Predigt ausgenommen, Prosa
derUebersetzung:
wo Eigenes
geschaffen,
giltnur
diepoetische
Form“. Dementsprechend
werden wir sehen,dațj unsere Struktur von
den Prosaschriftstellern meistsklavisch
nachgeahmt,
inder Poesie
dagegen z. B. vonOtfrid
fastganz gemieden ist.
Ehe ich dieahd. Prosaschriftsteller bespreche, schicke
icheinige
Beispieleaus
Schade’
sLesebuch* 2)
voraus. Dortfinden
wir:8,
17 mihhil gütlichiht
daz dër mandën almahtigun truhtin
sinanfater
uuësanquidit
(aus dem Vaterunser, Freising-Münchener Handschrift) 13, 45
kasëhantêinan
lëpèn (imhymnus paschalis)
14, 11arstantan truhtinan
stimmusprichit lûtmârrêrü.
Solcheund
ähnliche Stellenaus Hymnen, Glossen
undInterlinearversionen
jenerZeit
sindaber
für unsereUntersuchung wertlos,
da namentlich die letzteren„nichts
weiter als Verdeutschungen waren, welche
der Urschrift Wortfür Wort
ohneRücksicht
auf Zusammenhang und Bau desSatzes
nachgehen“ (Wack. a. a.
0.) Ich gebedeshalb aus Kero
3)
nureinzelne Proben.
’
) W. Wackernagel Geschichte der deutschen Literatur,"Basel
1848.2
)0.
Schade. AltdeutschesLesebuch,
Halle1862.
3) Schilteri thesaurus Tom. I. Pars, altera. Keronis interpretado
Reguláé
St.Benedict!
Theotiscaetc. Ulm 1726.
■>)
Tatian, herausg. von E. Sievers, Paderborn1872.
6)
Notker,
herausg. vonHattemer,
Band III. Ausserdem benutzteich
dieAusgabe
vonSchillerns, thes.
antiq.6
) 0. Erdmann. Untersuchungen überdie
Syntax der SpracheOtfrids.
II.
20alliu
keuuisso dei discoomlerit uuesan
uuidaruuartin.III.
pidiukeuuisso alle
ze Iterate uuissanqhuedamees.
VII,27 so uns Getan
kelaubpameessimblum
uuesan kekakanuuastan u. ö.,ganz
wörtlichnach
derlat.
Vorlage. Ichgehe dann zu Tatian4),
der dieStruktur ebenfalls im
Anschlussan die lat. Vorlagen anwendet
nachden Verbis: wollen, wissen, meinen,
thunu.
a., nur selten habe ich den Inf. trotzdes lat.
Partie, gefunden z. B.194,
2. — 4, 12Bouhnitun
thositiem
о fater, uuenan her uuoltiinan ginemitan
uuesan 19,2 inti
ihthuon (ivvuih)
uuesan mannö fiscârâ. 60,6 ih uueiz megin
fonmir
ûzgangen(zu vergi, mit
OtfridIII, 14, 36
ich iritanta— thia
kraft hiar faranfona
mir)80,
7inti sár
gibôther thiê jungiron
stigan in skéf. 90,1 uuenan quedent
mih
man uuesenmannes
sun?91,
4 uuazsagênt
thiêbuocherâ
thaz gilimpha Heliam zi êrist queman?194, 2
thesanfondâmes
— quedansih Crist
cuning uuesan (woim Latein,
invenimushune
dicentem stand).239,
3 sô uuillihinan uuonên
unzih quimu
, uuaz thihthés 240, 2
nohthaz selbâ
niuuâniu
thesan mittilgartbifâhan magan thiê
zi scribanne
síntbuoh ü.
a.m.
An
Tatian schliesse ich
Notker5) an, den
Hauptvertreter derahd.
Prosa der St. GalierSchule.
Dort war
„die Hauptsachefür die
gelehrteThätigkeit
dieantike
,namentlich
dielateinische
Lite
raturund
die eigene Hebung inlat. Poesie
und Prosa.Der
Sprache derHeimat
bediente man sich zur Erklärung der geistl. undweit. Schriften und
sonst zur Verdeutlichungdes
Schulvortrags“(Wack.
78).Es ist also lauter
Uebersetzungs- undErklärungsprosa
, die wir beiN. finden,
weshalb die grosse Anzahlder
Acc. c.I. in
seinen Schriften leicht erklärlichist. Es genüge
hier nureinzelne anzuführen, zumal
0. Erdmann6) eine vollständige Uebersicht
der vonN. mit
demAcc. c.
Inf. verbundenen
Verbagiebt (a.
a.0. § 344). Namentlich will
ich solche Stellen hervorheben,in
denen N. einen erläuterndenumschreibenden Zusatz
giebt und unabhängigvom
Lat. die Construktionanwendet.
Solesen wir in
derEinleitung zu
desBoetius Tröstungen
derPhilosophie:
uuérzuîvelôt Romanos
iuuuésen allere
rîcho herren unde írógeuuált
kán zeende dero
uuérlte(Schade’s
L. В.64, 1).
Die folgenden Citatenach Hattemer: I.
22b, pechnâta ichsia uuésen
mínuáramún. 24a,
unde er
chádtén éid
uuésen tiureren dén mansuûore
bidemo lébenden
(ein erläuternder Zusatz), 42a
,síd tu
uuéistkót
tia uuerltríhten. III. 97 a, Pediu ist offen (liquet)
sâldâ uuésen alleskûotes follûn.
AusN.’
s Psalmen(Hatt.
IL, 64ff)
z. B. Ps.17,
17 unde uuólta mihuuésen sina sponsam
(gemâlun). Ausden
хатт^пріш desAristoteles 390
a,Aristarchum
chidis tuuuésin grammaticum III.
427ъ,
alsó mán aeneamsaget uuésen
pézeren daune mezentium(wieder
einselbständiger Zusatz).
520ъ, taz man gûot uuânit uuesen daz kûota únde úbel uuésen daz ubela (aus Aristot. ттгрі èppTjvsíaç). So hat
Notker
einigeMale wenigstens
diese Konstruktionaus
eigenem Antriebegewählt.
ImGanzen aber können wir wol
vonihm, ebenso wie
von Tatian, behaupten,daß
er dem Lat.folgt.
Wie
verhält sichnun
ihnengegenüber
Otfrid* *
) „Otfrid schreibt unddichtet deutsch
“(Wackern.).
Wir
dürfen also
beiihm
auchin syntaktischen
Fügungen Selbständigkeit voraussetzen.Nun sehen wir uns
inseinem ganzen
Evangelienbucheaber
vergeblich nach auffallenden, überden
heutigenSprachgebrauch hinausgehenden
Accusativen undInfinitiven um.
Wirfinden
diese Struktur beiihm
lediglichnach den Verbis: sehen,
hören,heissen,
lassen,bitten
—wie
nochheute,
z. В. I. 15, 47thu sihis
sunliaban
zi martolonneziahan I. 25, 15 Tho uuard
himiloffan,
thenfáter
hort er spréchan u. a.m. Das einzige,
vomNhd.
abweichende Beispiel wäredas schon
vorher bei Tatian ange führte III.
14,36
ihirkán ta,
ih sågen thir,thia
kraft hiar fåran fona mir.Sehr eingehend
und erschöpfendhat 0. Erdmann
in demschon vorher
citiertenWerke §
338—44 den
Otfrid’schen Sprachgebrauch auch in
dieserBeziehung besprochen
undmit
Beispielen belegt.— Es
kämen nun nochin
Betracht dieDenkmäler
von Müllenhofu. Scherer2
), worin man dieGeberreste
der ahd.und
altsächs.
Dichtungäusser Otfrid
und Heliand zumersten Mal vollständig
beisammenfindet.
Auch hier bewegt sich die Struktur des
Acc.
c. Inf.im
Ganzen indenselben
Grenzen,wie
beiOtfrid.
z. B.XXXI.
, 3er
liiez die sinephaphen
ein guot liet machen. XLVII.,4 dó
erin
sach vorim
stân u. a.m.
— Aus Schade’s LB.
habe ich ebenfalls keinauffallendes Beispiel aus
der späteren Zeit des Ahd.anzuführen. Für die Uebergangszeit aus
dem Ahd.zum Mhd.
istbesonders
ein Bruchstückaus
dem12. Jhdt.
wichtig, eineGebersetzung
derersten Abschnitte
destractatus
Nortpertide
virtutibus,mitgeteilt bei Graff3)
1,281 ff.Dieses Bruchstück
nimmt unterden
wenigen Sprachdenkmälern des12.
Jhd.,die uns den
üebergang desAhd. in’
sMhd. nachweisen, durch
seine reine Sprache und freieüebersetzung
deslat.
Texteseine
vorzügliche Stelle ein.Hier ist nun
oftstatt
deslat. Acc.
c. Inf. nach dicereund anderen Verbis
einSatz mit
daz angewendet. Soist S.
282 indem
Abschnitt„de
fide"das lat.
„quidproderit,
fratresmei,
si fidemquis
dicatse
habere, opera autem bona nonhabeat
“ übersetztdurch:
wazhilfet mine
brodereob ir
sprechen!daz ir geloubich
sigent. S.
283„De Caritate
“heisst es:
inpraeceptis
vero deicaritas obtinet prin-
cipatum sineperfectione nihil
deoplăcere
posse. Paulustestatur apostolus
qui песmartyrium пес
secuiicontemptum
пес elemosinarum largitionem sine caritatis officioquicquam
proficere posse osten dit = In allen gotes geboten ist diu minne de hereste. âne die so St. Paulus sprich!! daz gote nieth geliehenmuge,
daer sprich!!
daz weder diu marterenoch
dirrewerlte
uermanunge noch almuosen vrume sige ân dieminne. S.
284.Si forte
quilibet quaerat quissit
proximus. seiat
omnemxtianum
recte die!proximum
= uuilduauer
wizzen wer dinnaheste
sige? Daz ist ainigelich geloubigér.
So wird demlat.
Acc.c. Inf.
hiergeflissentlich aus
demWege gegangen:
einBeweis,
daßdamals
die deutsche Sprache diese Fügung nicht liebte. ImGanzen
wirdalso für
das Ahd.1) Otfrid,
herausgg. von Kelle, 1856.
2) Denkmäler
deutscherPoesie und
Prosaaus
demVIII—XII.Jahrhdt.,
herausg. vonK. Müllenhof und
W. Scherer, Berlin1873.
•
3)
Diutisca. Denkmäler deutscher Spracheu.
Literatur aus alten Handschriftenzum 1
Mal teils herausg., teilsnachgewiesen
u. beschrieben von J. Graff.i 7
die
Behauptung
richtigsein,
daß in der früherenProsa,
wowir es
lediglichmit
Uebersetzungenzu
thunhaben
, der Acc. c.Inf., entsprechend den lat.
Vorlagen,beibehalten,
in der Poesieaber
und in der späteren
Prosa
gemiedenist.
Im Mittelhochdeutschen
finden
wir dieseConstruktion
nochseltner.
Deshalb sagtGrimm IV., 114 mit
Recht„für das Mhd.
wirdes schon Mühe oder
Vorsichtkosten,
echteunzweideutige Acc. c.
Inf.nachzuweisen
“. Er führt indessen einigeunleugbare
Beispielean,
wie:ich
woltealle liute wesen als ich bin. (Diese Stelle
Ղ Cor.7, 7 lautete später in
dersog.
4tenBibelübersetzung
[1470—
73] ichwill all menschen sin als
michselber ; jetzt
habenwir
stattdes
Inf.den Conjunctiv in
dieserStelle
desN. T.).
Das Citat Grimm’s ist aus
M.Haupt ’)
L, 222(Pfaffenleben,
v.197).
Ich
stelle
diesem Beispielaus
demselbenBruchstück noch folgende
an die Seite: I., 222,
257wir hoeren
uns die schrifftmanen.
I, 218,65
ich waene, diepfaffen unt die
nunnenein
gemeinezbiwort chunnen.
IL,259, 723
(aus dervrone botschaft)
dazsi gloubent
dise botschaft geschribensin
von gotes chraft. —In den sonstigen
Quellen, die mir für das
Mhd.zu
Gebotestanden, habe
ichim
Großen undGanzen nur
wenige auffallendeFälle
unserer Strukturgefunden. Am
häufigsten findet sich der Acc. c.Inf.
nachden Verbis der sinnlichen Wahrnehmung
(inden
Nibelungen z. B.nach
„sehen“ 115
Mal).Ich will indes einige Beispiele
nach Verbendieser
Artanführen, weil
dieselbenim Mhd.
bisweilenvom
heutigen Sprachgebrauch etwas abweichendgebraucht
wurden,sodann
weil außer sehenund
hören damalsnoch andre
Verba dersinnlichen Wahrnehmung, wie
kiesen,verneinen vorhanden
waren. Sofindet
sich:Bit. 5166
ich hörtin wolden
erstensín
(wowir
heute sagen müssen: ichhörte
wol,dass
er dererste sei). Iwein
800 deshörtet ir
mich ouch nüjehen.
Minnes.I., 97 b ich sah vil liebte
varwe bandie beide. Parzival
580,2
dâGâwân
hôte vernomenMunsalvaege nennen. Parz. 639,
21ouch
mohte mandâ schouwen
iezwischen
zwein frouwen einen clarenriter
gen.Tristan 12998
man sachdicke in ir
innerenkleben
derminnen
werk von Worten als golt indeine
horten.Trist. 13451
wer gesach ie mere künegindurch roten
spilgemeine
sin.Nibel.
419,4den
man silit gewannen hân (insofern auffallend, als wir
heuteden
Inf. Perfekt,in solcher Verbindung nicht
mehrgebrauchen). Nib. 1986,1
er hörte beidenthalben die viende stân (was wirheute auch mit
„daß“
auflösen müssen). 204,2 manmohte kiesen fliezen den bluotigen
bach. 387,2 die kôs manan ir waete vil
hêrlichen wagen. 1461,2do
kôs manvil
dervrouwen trûreclîchen
stân.1242,1 er
sluogüf
Hildebrande,daz man
wol vernam Palmunge
diezen. 961,2
só verneinetselbe krímiiddé
klagen und allezir gesinde den Sifrides
tot. 1343,4ich
hoere min diu liuteniwan für
eilendejehen.
107,1ouch
lioere ichiu
selben der degenheite jehen.Das
mhd. jehen c. Dat. derPerson
und Génit, der Sache könnenwir hier nur durch einen
conjunctionalen
Satz
auflösen = ich höre,dass
manEuch
Tapferkeit zugesteht,beilegt.
AehnlichWalter 43,9 frouwe,
ich hoereiu so vil
derfugende jehen.
Gudr.856,1 daz man
wol vernamdiu ruoder an den banden
krachenmanegem
man154,2 é
west ich michsiechen,
nü bin ich wolgesunt.
772,1urloubes
hört mansgern
die zwêne richegraven. Hartman’
s BüchleinI.
1458ja waene
ichmich vergäbet
hân,IL, 53
ichhoere ie noch
die wisen loben undeprisen
vollkommene minneze dem
besten gewinne.Walt. 37,
19do
sijaemerlich ir liebez kint sach toeten
(wo der Infin.passivisch zu
verstehenist).
In
den Mystikern des14.
Jhd. z. B. indem
Heiligenleben vonH.
v.Fritzlar
habeich
nur Fällenach
: heissen, finden,
sehen gefunden.Aus Meister
Eckhart’s
Predigtenmöchte
ich anftiren: I.
,6,
16 nûmöhtet ir
sprechen,
in derséle sin niht dan
bilde von nature — wosin
indes-auchConjunctiv
seinkann.
MehrBeispiele und
Belege habe ichim Mhd. nicht gefunden. Daß aber
der Acc. c.Inf.
inanderen
Sprachdenkmälern,die
mir unzugänglichwaren, noch
eine reiche’)
AltdeutscheBlätter von
Moriz Haupt u.H.
Hoffmann, Leipzig1836.
Anwendung
im
Mhd. gefunden, weist0. Apelt
inseiner
sehreingehenden
Programm- Abhandlung')
nach. Ichverweise
namentlich auf die von ihm gegebeneUebersicht
derVerba,
S.12—17, worauf Apelt
S. 17sagt:
„Sogroß
aufden
ersten Blick dieZahl
der angeführten Belege scheint, sowenig beweisend
sindsie doch für die
Originalität derConstruktion
im Mhd.“ und
weiter unten ,,es wäreerstens
schwerabzusehn,
weshalb dieguten
mhd. Dichter auf eineFügung hätten verzichten
sollen,
die für dieLeichtigkeit
desReims
oftso entschiedene
Vorteile bot;zweitens
aber stehenin
volksmässigen Dichtungendie
Beispiele nur äußerst vereinzelt da,während
sie ihreneigentlichen
Sitz in der gelehrten Poesiegeschichtlichen und
geistlichen Inhaltshaben,
in derüberall
wenigstens die Möglichkeitvorliegt,
dieAnwendung
der Fügung auf dieKenntnis
desLatein und Entlehnung
aus demselbenzurückzuführen
Ehe
ichnun zum Neuhochdeutschen übergehe, schicke
ich nocheinzelne Schriftsteller
voraus ausdem
Ende des 15.Jahrhunderts, also aus
derUebergangszeit zum
Nhd. Zunächstist es Sebastian
Brant'sNarrenschiff3
), das einige Belege des Acc.c.
Inf.aufweist. Wir
lesen 19,8wer
anttwurt,ее
man froget jn,Der zeigt sich
selbs eynnarren
syn.108,1 nit
meyn uns narrensyn allein.
EinEinfluß des Lateinischen liegt hier wol unzweifelhaft vor,
denndas Narrenschiff ist
jaim
Wesentlicheneine
Uebersetzung und Zusammenkittung von Stellenaus verschiedenen alten bibli
schen und klassischen
Schriftstellern. Wir
finden darumin
den eigentlichen UebersetzungswerkenBrant’s öfter diese Struktur
z. B.in
seiner Uebersetzung desCato I., 67
ichacht
die erstetugent syn
betwingen wol diezungen dyn. III.
429was
du weistnit
rechtsyn getan.
IV.,518, so glaub
mersyn zu vorhten
dirden
menschen dannall ander
thier.Ferner im
Facetus229: ob yemans wyrdig acht dich
syn.—
Nochweniger
darfdiese
Strukturauffallen
beiNicolaus v.
Wyle,Rats
und Stadtschreiber
zu Nürnberg,
zuletztKanzler
des Grafen Ulrichvon Würtemberg. Er gehört zu den
besten Uebersetzern jenerZeit, schrieb
verschiedeneWerke
undselbst Einiges
über die deutsche Sprache,besonders
über dieRechtschreibung und
Interpunktion. Wackernagel sagtüber
ihn a. a.0.
S.361:
„esist eine bewußte und innerhalb aller Unpäßlichkeit
dennoch geschickte, ja anmuts- undwürdevolle Uebertragung lateinischer
Redeweise auf diedeutsche
Rede, lat. Wort
stellung,lat.
Periodenbaues auf deutscheWorte, deutsche Sätze. Allerdings
gehörte W.mehr schon
derspätem
Zeit, als noch der eigenenan
und ganz der nächstfolgendengelehrten Richtung
derdeutschen Literatur“. In seinen
Translationen3
)finden sich Accusative
und Infinitivein großer Zahl, sowol
inden Vorreden und
Zuschriften, dieursprünglich deutsch
sind, als in den Ueber- setzungen. Wennnun
dasLatein
auch einengroßen
Einfluß auf ihn gehabt hat, so lassensich doch vielleicht
nicht alle Beispiele ausEntlehnung
erklären. Ich führe namentlichsolche aus
denVorreden
an. Aus der Vorrede der1.
Translation:wiewol
ichwaisz
derovil sein.
Bl.a
iy.desshalben aber not
gewesen ist: mich
in disen Translatzen bei demLatein
hüben sein, Bl. aiiy.
dass
ich bekenn| diss buchlin
guts und args innjm begreiffen,
Bl. aiiiy. Deszhalb
ich acht | mir löblichersein: mich disz obgemeldet
werckalso
volbracht haben. Aus derVorrede
derandern
Translation,S. XVI.: Und
wann dieselben
hochgelertenmann bedeücht hat
|sollich
Hysterien der arbayt werdtseyn | das
siezu
lateinischerzungen gesetzt werden
| so hab ichgemaynt
| sich wol gebürnI
das u. s. f.Aus
derVorrede
der3. Translation S. XXII. Und
sagestdarbey |
dichlieb
habenweder
ein Junckfrawen noch ein vermähelte | noch ein witwe. Aus der Vorrede der5.
Tr.,S. XXVIII.
So ich wundergenommen
hab| disen man
Poggium der kunst wolredens undschreybens
sovol
gewesensein---
das einyeder
maynen musz|
sollichs zusampt der kurtzweyligenergetz-
’) Apelt:
Bemerkungen
über den Acc.c. Inf.
im Ahd.und Mhd.
Weimar1875.
2) Seb. Brant
’s
Narrenschiff, herausg. vonF. Zarncke, Leipzig 1854.
3) Nie.
v.Wyle’s Translationen, Augsburg 1536.
I 9
lichkeit
nicht klayne
vernunfftund
weiÿhayt auffim haben. Aus
der Vorrede der6.
Tr.,
S.XXX:
Dann
dirist
todsabgangen
dein eelichhaufcfraw
|die
ichhab erkennt
sein under keiischen frawendie keüschest.
Ausd.
Vorrede der14. Tr.,
S.LXXVI:
Deszgleichen inn der Bibel |von den gesipten freunden
dises stammens Abrahaegeschehen sein
|auch
funden wirt. W.wendet
diese Strukturauch
öfteran, wenn
der Substantivsatz von einemRelativsatz abhängt
z. B.einen Sendbriff
den ichmayn
dich lesenwerden
= epistolamquam
putote
lecturumesse, eine Verkürzung,
umwelche
wir diefrühere
Sprachebeneiden,
können, da uns jetzt nur die schwerfälligeAusdrucksform
gestattetist: „einen Sendbrief,
von dem ich glaube,dajj
du ihnlesen wirst“
, oder„den du, wie
ich glaube, lesen wirst“.
DieseVerflechtung
und Zusammenziehung zweierSätze
bei Relativsätzenwerden wir später
noch beiLuther, Opitz, besonders aber
bei Lessingan
treffen. Endlichfinden wir
auchbei
Greller v. Kaisersperg, der den Uebergangaus
dem 15. zum16. Jahrhundert bildet, den Acc. c.
Inf.In
seinenPredigten '):
ermeinet
nittgott
eins sein81a
-,mit lauter stymmen veriohen sy
sich sein diener des hoechstenkünigs 84a, er enpfindet
sichderselben
unwirdig sein128
b-
Sodann ein Beispiel,worin die
Struktur schon durchden Zusatz
von zuverderbt ist — es ist
dies wol die frühesteSpur
—sie bekennen
sich selbernichtz zuo
sein(Wackernageľs Lesebuch III.
19, 36).Wir kommen nun zum eigentlichen Nhd., zum16. Jahrhundert. Voran stelle ich Martin Luther,
denn ihm gebührt mit vollem
Rechtdie erste Stelle in
der Geschichte dernhd.
Literatur,nicht
bloj) der Zeitordnung wegen. Anseinem
reichenTische haben
die späteren,selbst unsere
großen Klassikerals Gäste gesessen,
denn sieverdankten ihm viel, auch
inBezug
auf dieSprache. Herder
namentlich undLessing
sprechen dieses dankbar aus. Da£man
auch heutenoch
immer tiefer inLuther
’s Sprache einzudringen
sucht, beweisenso
manchegelehrte
Specialforschungenz.
B. Dr.E.
Opitz: über Luther’s Sprache,
Halle 1869, der auf die Syntax allerdingsnicht näher eingeht.
—Ehe
ichnun
seinHauptwerk,
die Bibelübersetzung, bespreche,will
icherst solche
Fälle unserer Struktur hervorheben,die
ich in seinenanderen Schriften
undBriefen
gefundenhabe.
Ich behalteauch
beiihm die in den ältesten Ausgaben und Drucken
vorkommendeOrthographie bei,
ebenso wie inmeinen
anderen Citaten.Aus
seiner Schrift: Das 7. Capitel S.Pauli zu den Chorinthern ausgelegt
durch M. Luther, Wittbrg1523. 1.
woaber
der unchrist nicht leyden
wollt|
seyn gemalh Christenzu
seynnoch
Christlichzu leben.
Bl.F
iijb- Aus: Ein
weyseChristlich
Meszzu
haltenetc.,
Wittbrg1524. 2.
dadurchman
furGott
| für allenenglen
undmenschen
| sich bekennetchristen zu
seyn Da
Aus:Ein bericht
ane.
guten freundvon Beider gestalt
desSacraments,
1529. 3. wennsie solchen befelh Christi mit
ernstverstünden
auffdie priester geschehen
Ciij. Aus:
Widder dieBullen
des Endchrists,1522.
4. un ich nugewisz bin \---
die seinenon grund
úrid ursach---
widder die Christlichewarheit
handelnA
ijb- 5.in
der Bullen die man sagtnewlich
auf)Rom
—kommen
seynA
ijb-
6. und so ichaber
malgleich
tzuliessedem trewmer
seynentrawm war
sein---
7. wie willdas folgen |
auch in derChristenheyt alszo
sein müssen Вiij
8.also
dases
offenbarist
|Christenheyt
eyn geistlich gemeyn sein Ca-
Aus: Einsermon
von demnewen Testament
dasist
von derheyligen
Messe, W.1522 9.
da ichbesorg \ alle tag
mehr dan tausent mesz gehalten werden A iij. Aus: Von der Babylonischen gefengknuji der Kirchen (o. J.) 10, wann ich beger \ solichfürtrefliche
kriegsfurermit vil titelen gezyerdt werden
a iiijb- 11.
deskelchs--- | den
dochunser herr Christus
hatyedermann
woellen gemeyn seinb ij.
12.sprechen \
dasjheuigeso
ervon dem
glauben dieRoemer leerete |
syenüt betreffen C.
13.Ein history
schreibt erin seim abwesen
geschehenC
b- 14.
alsbald vermeynend die eilenden sichschwerlich
gesündethaben
e iij.15.
uff das
wirdas wort
verstandendas
testament sein,iiij. 16. das verstastu leichtlich wor
sein,2
’
) Geiler v. Kaisersperg,Predigten:
das schoene buoch genannt derSeelen
paradifj, Strassburg1510.
f
i
j1-17.
aberyetz. wóllent
syealso verstrickt
seindas gewissen
unserfreyheit, k.
18.wann
syebezwungen würden zuzulassen |
unsalle die
getäuffetseind
|gleich
priester zusein,
q.19. oelung --- I
die doch derApostel hat wollen
gemeyn sein r.20. welches
sacrament ich zitfgelegt habnüt anders
sein dann — r iijb-
Aus:Widder
die hymelischenpropheten
vonden bildern und Sacra
ment (O.
J.). 21.
auchhabe
ich die bilde Stürmer selbstsehen und hören lesen | aus
meyner ver deutschten Bibel, D iij. 22. das
ichgleich
den geystfület aus ym
reden Gb
-Aus:
Von derWinckel-
messcund paffen
weihe,Wittbrg 1534. 23.
wir hören Christumselbst | durchs Pfarrhers
mundmit
unsreden und befehlen,
L iij.Aus: Von
anbeten des Sacramentsdes
heyligenleychnams Christi, Wittbrg 1523.
24. wenn ich eynwortt an
eynem orttfund
solch deuttunghaben, A iij.
Aus:Das
Ihcsus
Christus eyn gebornerJude sey, Wittbrg
1523.25.
und ichbette solche
tolpelund knebel gesehen den Christen
glauben regirn und leren, A ijb
- Aus:Handlung so mit
D. M.Luther uff
demdem keyp: Reichstag zu Worms
ergangenist | etc. 26.
Wider dieselbigen
bekenn ich mich hefftigergewesen sein
a iiij. Aus: Das ХШІ.u. XV.
Capitel S. Johannis durch M. Luther gepredigtund ausgelegt, Wittbrg
1539.27.
alshoeretestu Christum gegenwertig
dir sagen,H
iij.28. also
hoerestu| und
sihest gewislich auchden Vater |
sichgegen,
dir erzeigen, M iiijb 29., Darumb wo du hörest das Evangelion rechtgelcret
werden|
oder sihest einenmen
sehengetaufft
werden,О
ij.30.
was heisst nu |den
Vatergeehret
werdenjnn
dem Son? xiij.31.
undwissen \
was wir jnn seinem nainenbitten
von Gottgewislich gewehret
sein xiijъ-32,
Darumb wer da wil aus solchem zweiuel jmgeholffeu
werden,bb.
33, Wie wirs sehengewaltiglich gehen
und erfüllet werden,qq.
üij
!>■ 34,
obsie
gleich sich desselbenauch
wollengerhümet
sein,55
ij.Aus:
Das XVI.und XVII.
Capitel S. Johannis | gepredigt und ausgelegt durch D. M. L. Wittbg 1538. 35. wie wir | sehen und
hoeren | Christum mit werten
|geperden und Zeichen
sichgegen
uns erzeigenDd ij. 36.
daser sehen soit | auch die
seinenalle sich für jm schewen
undlauffen
| undsogar
niemand beyjm stehen.
Dd iijъ-Ferner habe
ichnoch in
Luther’s Werken,
bearbeitet von Dr. J. K. Irmischer,Erlangen
1832, Band 21,folgende Acc.
c.Inf. gefunden; aus:
Dr. M. Luther’s
Sermon von Be
reitung zum Sterben, 1519. 263. Zum 12. 37. Das so du damit dich bekümmerst und das glaubst für dichgeschehn.
265 zum 15. 38,gott
will | diesacrament
einWahrzeichen
und urkundsein.
267 zum
16. 39,
dieweil du nitglaubst |
die ding|
die dir daselb anzeigt| geben
und versprochenwerden.
Die angeführten
39 Beispiele beweisen
zur Genüge:daß Luther
inausgedehntem
Mapevon
unsererStruktur
Gebrauch gemachthat,
es findet sichhier
derAcc.
c. Inf.nach Verbis
dersinn
lichen Wahrnehmung
(9
Mal);nach Verbis
der Meinungs- und Willensäusserung (16 Mal), nachV.
desErkennens
und Glaubens(11
Mal),nach unpersönlichen
Verbisund Wendungen (3
Mal).Das zu
vor dem Inf.
findet sich 3 Mal,also
nochvereinzelt
bei Luther.5 Mal ist
derAcc.
c.Inf.
in
verkürzten
Relativsätzen angewandt.Hierin
trittbesonders
dieKürze und Einfachheit hervor,
welche Luther’
s Spracheim Allgemeinen auszeichnet. —
An unsereStruktur streift
ferner oftnahe heran
die elliptischeAusdrucksweise nach wollen mit
dem Particip, desPraeterit.
,die
ich sehr oft beiLuther gefunden habe,
z. B.er wil sin wort an allen
orten getriben.haben
(ineinem
brief! an diezu
Franckfort,1533,
Bl. D.) oder: denn waser hat wollen
von unsgethan
und gelassen haben (in: Widder diehymelischen
propheten.Bl.
Jiij), oder:und
wolle jmalso
gedienethaben (in:
dasXIV.
und XV.Capitel
S. Johannisx.,
Bl.Dij) was wir
durcheinen
conjunktionalen Satzmit
„daß“und
demInf.
Passivauflösen müssen
= „dass ihmalso gedient
werde“
.Diese
beidenConstruk- tionen sind also nahe
verwandt,und
zeichnetsich
die letztere ganzbesonders
durchLeichtigkeit und
Kürzedes Ausdrucks
aus.—
Ichkomme
nunzu Luther’s
Meisterwerk,seiner
Bibelübersetzung, derHauptgrundlage unserer
nhd.Sprache, denn
siehat eine gemeinsame deutsche Schriftsprache
angebahnt.Bekanntlich ging Luther in ihr zuerst auf die Ursprachen
zurück.
Ihr ist,so
vieleNachfolger
sieauch
gehabt hat,
inden großen
undwesentlichen
Dingen nochkeine Uebersetzung
gleich gekommen.— Was
nun unsereStruktur betrifft, so werden
wiruns im
altenTestament
nachechten
Accusa-tiven und
Infinitivenvergeblich umsehn
, da diese Fügungim Hebräischen
eigentlichunbekannt war. Nagelsbach ')
zieht dahinsolche
Fälle, wo der Infin.constructus Subjekt
desSatzes ist als
Verbumund
Nomenzugleich, indem vom Inf.
einObjektsaccusativ abhängt. Er führt (a.
a.6.
S. 206)
als Beispielan
Gen. 29, 19, welche Stellewörtlich übersetzt lauten
würde: besser
ist mein Geben sie (accus.) Dir, als mein'Gebensie einem
Andern. Hierist „mein Geben
“ Nomen,aber
zugleichVerbum
undzwar
ein solches, das einen concentrierten
Satz repräsentiert,indem
Subjektund Prädikat
darinenthalten sind
=„daß
ichgebe
“.Er
führt dann weiterals Beispiel
an Ps. 133,1: „wie köstlich
und lieblichist es, daß Brüder auch
beisammen wohnen“
, woim
Hebräischender
Subjekts-
Infinitiv steht. Sonst wirdunsere Struktur im
a.T. nur
angewandt nachden
Verben:sehen ;
hören, finden. Ich führe folgendes Beispielan (die
Citatebeziehen
sich auf dieeditio
prima,1524) 1
Samuel.19, 20
undsie sahen
zweenCho:
Propheten weyssagen, was als eineArt
Zeugmaaufzufassen
ist, ähnlich wieim N.
T. Math. 21, 15 (ichcitiere
dasN. T. nach
dereditio
princeps, Decemberausgabe1522). Da
aber diehohen
Priester und Schrifftgelertensahen---
die kinderym tempel schreyen
(woim
griech. Textdas Particip.
zpaÇovraçstand).
Luther hat zuweilenZeugmen angewandt, dem Griech. folgend z. B. 1 Cor. 3, 2 páÀa պահ łmiriaa,
օծ ßpwpa,
wo wir hinzufügen müsten: zumEssen.
Ausdem
а. T. führe ichnoch an: 4
Mos. 11,10Da
nuMoses das volck
horetweynen unter yhren
geschlechten.Richter
7, 15Da
Gideonden horet solchen 'trawm ertz
elenund
seyne auslegung“.
Im N. T., woim
griech.Text
bekanntlich schon öfter statt desAcc.
c.Inf.
einSatz mit on
angewandt war, (Winer,* 2
p. 303„der Gebrauch des Acc. c.
Inf.ist im
N. T. vcrhältnissmässigselten, gewöhnlicher
steht einSatz
mit<m ganz
in derWeise
der späteren Sprache“)
findenwir
die Struktur zunächstauch nach
: sehenund
hören, und zwarsetzt Luther trotz des griech. Partie,
fastdurchweg den Inf.
So Apostelg. 3,9
Und essähe
yhnalles volck wandeln
und Got loben(wieder eine Art
Zeugma),
.während der Grundtexthat
¿likv
au
ròv яеріяатооѵтаzai
alvowra. Ebenso 6, 11Wyr
haben yhn horet lester wortreden wider Mosen
ÇàzTptóapev aòrouZaÀoõvroç).
7, 56 ich siheden
hymel offen unndes
menschenson
zurrechten
Gottis stehen (ttecopw —èarã>ra). 9,
12und hat gesehen ym
gesicht eynenman
zu yhmhyneyn
körnen und die hand auffyhn
legen. Math. 20, 3 ersähe
anderean
dem niarcktmüssig stehn.
Job. 1, 37 zween seyner
jungemhoreten
yhn reden.1, 52
von nuan werdet
yhrden
hymeloffen
sehen unddie Engel
Gottisauff und
nydersteygen.
5, 19 was er sihetden
vatter thun 20, 12 sihetzween
Engellyn weyssen kleydern
sitzen. Nach„hören
“ wärenoch
besonderszu erwähnen
dieStelle: 3
Job. 4 ichhabe
key ne grossere freudedenn
die|
das. ich hore meinekinder
ynn der warheyt wandeln (àzoócoта
èp.à réxva èvrr¡
dZgdelą лер^тгатоиѵта),
weilhier
das Verbum inuneigentlicher Bedeutung
gebraucht ist (= erfahren); heute mästenwir
einen conjunk-tionalen Satz mit daß darauf
folgenlassen. — Während
inden
angeführtenBeispielen, denen
leicht noch andere hinzuzufügenwären,
sich der Inf. statt des griech Partie,findet, hat
Lutherselten
inUehereinstimmung mit dem
griech. Textdas Partie, beibehalten,
z. B. Joh. 20, 6und sihet die leynen
gelegt (fiecopet — zslpeva'). An manchen Stellenhat
Lutherstatt
der griech. Par- ticipialconstructionnach
sehn undhören
auchschon einen Satz mit dafs
gesetzt z. B.Apostelg.
8,
23
ichsehe das
du bist vollbitter
galle — woim
Griech.орй аг
livrastand,
v.30 Philippus
horetdas er den propheten Isaiam
laß —-gzooasv
aorou àvaggvíóazovroç. — Beidem Verbum finden wechselt
Lutherzwischen
dem Particip,wie es
der Grundtext darbot, unddem
Infinitiv;’
) Hebräische Grammatik von C. W. E.Nägelsbach, Leipzig 1869.
2
) Grammatikdes
Neutestamentlichen Sprachidioms,Leipzig 1867.
mit
dem Partie, z. B.Luc.
8,35 sie funden den menseden
sitzendzu den fassen.
Math. 26,40
er fand sieaber schlaffen, an
welcher Stelle allerdings schonin
der nächsten Ausgabe desN.
T.Wittenberg
1526,das Partie, schlaffend
steht, inUebereinstimmung mit dem Grundtext,
was auch dieneueren Ausgaben beibehalten
haben.In den
Parallelstellenhat Marc. 14, 37.
40 dasParticip.,
während Luc. 22,45
den Infin.schlaffen
hat. Luc.2,
12 yhr werdet findendas
kind yimwindel
gewickelt |und ynn
eynerkrippen ligen. Der
Urtexthat hier
beideMale
das Partie.,ebenso
die Ausgabe 1526, der dann auch die neueren Ausgaben gefolgtsind.
Endlich erwähne ich noch das vonGrimm
citierteBeispiel 2
Petr. 1,13 denn
ich achtes
billichseyn.
Sohaben die
ältesten Ausgaben, während der Grundtext âixaiov dè т^оЪдш hat. Spätere neue Ausgaben haben ein zuvor dem
Inf. seyn eingeschoben, während dieCanstein'sehe
Ausgabe von1867 den
griech.Text wörtlich
wiedergiebt,also den Inf. seyn ganz
weglässt. —In
derBibelübersetzung hat
Luther,im Vergleich mit
seinen übrigenSchriften
,den
Acc.c.
Inf. selten und namentlichin weniger
auffal
lendenBeispielen
gebraucht, wasaber
leicht erklärlich ist, da erim
griech. N.T. meist schon
eineconjunktionale
Satzbildungstatt
desА. с. I. vorfand.
Dafter
sichaber
sonstan das
Griech. nichtsklavisch
band, beweist
z. B.seine
von dem griech. Textabweichende
Construction nachden
Verbensehn
undhören.
ImGanzen lege
ichhier
auf seine Bibelübersetzung—
wie auf andereUeber- setzungswerke
keinenzu hohen Wert,
dennfür sprachliche
Untersuchungen könnendoch nur selbst
ständige Werke
einen entscheidenden Wert
behalten.—
Nächst Lutherkommen hier
inFrage
dievon O.
Schadeherausgegebenen Satiren und. Pasquille
’). Dieselbensind nicht
bloft inculturhisto-
rischer Beziehunginteressant,
weilwir
inihnen
diebeste
Auskunft erhalten über alles wasin jener grossen
Zeit die Volksmassenbewegte, sondern
auchin sprachlicher Beziehung
wichtig. Der Verfasser sagtdarüber in seiner sehr lehrreichen Vorrede, S. VI.: „Es bilden
die Satiren undSchmähschriften
die ganzeReformationszeit hindurch
einen eigenen breitenZweig
der Literatur, derneben seiner
praktischen,unmittelbar ins
Lebeneingreifenden
Bedeutung auchin literarischer
undsprachlicher Beziehung
erkannt seinwill“. Wenn
wiralso
indiesen Schriften
derStruktur
desAcc. c.
Inf. öfter begegnen,so ist dies
ein Beweisdafür,
daftdieselbe
derVolkssprache
des 16.Jhdt.
nicht fremd war.Der Herausgeber
führt II., 367 eine
Reihe wichtiger Accusative undInfinitive
an,nämlich :
II., 7,26
daft ersie gar hat wollen
sich derweit und
zeitlicher gueter entschlagen.9, 27 Pharao ist
derseine
priesterwil besitzung uf
dererden
haben.14,
12von
demsie ursach und anfang irer
freiheituf sich körnen sagen.
33,33 seine nachvolgen
wil ervolkomen
sein.17,6 und als
dann thut ernicht wie ir gesagt
die apostelnthun
sollen. 35,11 er hat gewölt
die apostelund
Irenachkomen, priester
und geistlichen,im
am nechsten nachvolgenund
inseinem
beispil leben. 110,13
bekenn dieding war
sein. Kurz vorher führtder Herausgeber einige andere
Beispiele an, dieer
nichtals rechte Accusative mit
d. Infinitivgelten
lassenwill;
ichcitiere
indes 7,11
daft icheuch
allein
dem ingeweid Christi zusein begere, weil
hierindas zu
vor demInfinitiv
erscheint, dasLuther schon
vereinzeltgebraucht
hat.Ich
möchte diesenBeispielen
nochan
dieSeite stellen
III.,185, 28
die geistlichenherren haben
bifthär
mögen sehen die gebot gots so offenlich undschantlich übertreten
„verachtund
gleichmit
fueften treten,
got undsein
sun unserenherren Jesum Christ so
jämerlichlestem “, weil sehen hier in
uneigentlicher Bedeutungsteht und
die Infinitive passivisch aufzufassen sind. — Sehr häufig finden wir ferner unsere Struktur bei Ulrichvon Hutten,
der am liebsten und all sein Bestes lateinisch schrieb underst
gegenEnde seines Lebens
der deutschenAbfassung den Vorzug gab.
Ichführe
zunächst Beispiele an,
die ich in derAusgabe, Wittenberg,
1520gefunden habe: Eugenius
derals
ergesehen das
Concilium zuBasel
widersich fürgang
haben, Bl. big. sagtdas
brotunschmackhaft
sein, big. das er geglaubtsich von
’)
Satiren und
Pasquille aus der Reformationszeit,herausgeg.
von Oskar Schade.Hannover 1863
2.13
ir
geliebt werden, dij. wo dise glaubtendie
sei unsterblichsein, g Dyerumb ist
unsTeütschen gar nichts mit
beholffen| das
jarin zwey teyl geschiden sein, n
y.Dann er meint gautz
nichts vonden Romanisten unterlassen
sein, niij. syewollen
das wir öffentlichglauben j
einenbuchstaben
inirem
geistlichen rechten mer thun| dann
sechshundert gesätz
derRöm. keyser,
y.y. dieweil
syesehen |
sich angewantheit
irerleib
durch die füllereybeschädigt werden,
try. das sye sich nun mer betrogen werden verstehen,и
und meyn gantz solichs baldtgeschehen
,и
i ichglaub j das on schaden irer
zuht und eer nit zugeen,.у i. Meynstu yemant auch
vonden
törlichenmenschen so närrisch sein yiy.
Dazu füge ich noch einzelneBeispiele aus
der Ausgabe von Booking’
):I.
371,26
yedoch hab ich gemeyntkein zeit
mir unbequämlichsein. 448, 33 das
du mich keinen fleiß dir danckbarkeitzu
erzeigengespart haben spüren sóit. 449,
12 dasman sehen
mag,deutsch blut noch
nitversygen noch das
adelich gewächs teütschertugent
gantz auszgewurtzelt sein. II.87, 9 damit
diegedachten
Carthuser auchmeniglich uns
unrechtgeschehen vermercken. 133, 24
demwil
ichalbie zu wissen gethan
haben, raeyne
meinung gar nitsein 136,9
dennes ye
unbillichist,
in demstandt--- also
gelebt werden. 144,6 das (schwer!) Hieronimus vonden ertzketzern und
der falschenkirchen
heistverstanden werden.
145, 19uber das
symeine bûcher
undschlifft
nitgut sein außgeben. Hutten
verrätin
diesenBeispielen
deutlich, daßer
öfter undlieber im
Latein sich bewegt hat. — Vereinzelt findet sich sodann unsere Construction bei Hans Sachs* 2):nun glaub
ich nit auff Erd ein herberkrankheit sein I., 455a
;darbei
du magst verstehn zu lestdein krankheit
sein diealler best,
457a- derhalb
ichurtheilt
gar das Sprichwort seinun
war.Ebenso
bei Sebastian Frank
, einem„der ersten deutschen Schriftsteller,
derin dieser Thätigkeit
seinen Beruffand
undvon
ihr lebte“ (Pischon 3). Er verfasste
mehrere durchtreffliche Darstellung
ausgezeichneteWerke:
dasZeitbuch,
die 1. deutsche Weltgeschichte,die nicht
bloß übersetzt war,das Weltbuch,
dieGermania4
), ein Gegenbildzu
dem Werk desgroßen
Römers.Aus diesem
letzterenWerke
führeich
folgendeAcc.
c. Inf.an: den they! glaubten sie siegenn werden 5b-
Gott,den sie den
kriegenvor
sein glaubten7a- wie mann
nochbeüt
waarsein
sibet 13a es
erfandtsich
anjm diß
Sprichwort war sein19b
- dasjn vil
nitonbillich Phocam
genentsein sagten 63ъ-
das dieJuden
vermeynten, Christum von einerJungfrawen
geboren sein65a
- die jnden tauff angenommen haben
.sagen44
b- daher
jn etlichmit dem aussatz
gestrafft seinsagen
44b-— Joh. Fischart endlich,
der fruchtbarste Schriftstellerdes
16. Jahrhdt., gebrauchtden Acc. c. Inf.
sehrhäufig, selbst
in seinen Originalwerken,so daß es
unmöglich ist,diese Struktur
beiihm aus
bloßerEntlehnung und Nachahmung zu
erklären. Ich führezunächst
Belege aus seinemglückhaften
Schiff5 6
)an: 297
ichweiß
ich werdnoch
oftmalssehn
solchs vonewern nachkommen
geschehen.576 das sie
ein solchs beynahvollbrächten,
дwelches
sein unmöglichvil
gedächten. 1008 und welcherauß
der art willschlagen,
den soll keinTeütschen sein,
man sagen“, welchenSatz wir
heute auflösen müssen in: von dem soll mannicht
sagen,daß
er ein Deutscher sei.In solchen
Relativsätzenwendet später Lessing mit Vorliebe unsere
Struktur an. — Ferner eitlere ichaus
der Ausgabe Fischart’s
von Scheible0
), BandX.: „Von
der Rinderzucht“
,S. 589
Demosthenes schlug esihnen
ab,mit gleichen
wertenfürgebend,
sichunbereytet
sein. 590 willauch
nichtin
abredsein :
mich,so
vilmir thunlich
’)
Ulrichsvon
Hutten Schriften, herausg.von
E. Becking,Leipzig
1860.2
) H. Sachs, NürnbergerAusgabe 1558
—61.
3
) Leitfadenzur
Geschichte derDeutschen
Literatur von F.A.
Fischon.12. Auflage. 1862.
4