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Zeitschrift für Kirchengeschichte, 1896, Bd. 16, H. 4.

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Academic year: 2021

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ZEITSCHRIFT

l ' f J U

KI RCHENGESCHI CHT E.

l l K I t A U S G H G K H K N V O N

D. THEODOR BR1EGER,

O R D K N T L . P R O F E S S O R D E R K I R Ü H E N O R R r i l l C I I T K A N D E R U N I V E R S I T Ä T L E I P Z I G ,

UND

Lic BER NHA RD BESS,

I ’R I V A T D O Z F .N T E N D E R K I R C I I E N G E S C H I C H T E A N D E R U N I V E R S I T Ä T H A R R U I I O .

XYI, Band, 4. Heft.

GOTHA.

F R I E D R I C H A N D R E A S P E R T H E S .

1890.

^________________ r

D ie H e f te d er „ Z e its c h r ift fü r K ir c h e n g e s c h ic h te “ e r sc h e in e n zu B e g in n e in e s je d e n Q u artals.

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Studien zur Geschichte des Bufssakraments

von

Lic. Leop. Carl Goetz,

a l t k a t h o l i a c h e r P f a r r e r i n P a s s a u .

II. Die päpstlichen R e se rv a tfä lle in d er Bufsdisziplin Romipetae *.

Aus dem grofsen Gebiet der päpstlichen Reservationen behandelt die folgende Studie ein sehr begrenztes F eld : die R e s e r v a t f ä l l e in de r B u f s d i s z i p l i n . Wir haben nämlich bei den päpstlichen Reservationen zu unterscheiden zwischen Reservatfällen in Strafsachen und solchen in Bufs- fällen.

1) S. die erste Studie Bd. XV, S. 321 ff. Nr. 5 dieser Studie über die unechten Ablafsbullen in den Acta Pontif. inedita von v. Pflugk- Harttung sollte nachweisen, dafs ein von 844 datiertes Ablafsprivileg Sergius’ II. an das Kloster Montmajour wegen seiner Terminologie des Inhalts und der Art der Ablafsverkündigung „in die Zeit um resp. nach 1000 n. Chr. zu verweisen“ ist. Eine durchaus s i c h e r e B e s t ä t i ­ g u n g de r R i c h t i g k e i t m e i n e r d o r t a u f g e s t e l l t e n B e h a u p ­ t u n g und d e s B e w e i s e s d a f ü r , finde ich heute in einer in Gail.

Christiana I instrumenta eccl. Arelatensis p. 104 enthaltenen Urkunde.

Es ist das ein Ablafsprivileg von Sergius IV. aus dem Jahre 1010 an das Kloster Montmajour. Der Wortlaut der Ablafsverkündigung ist in beiden Urkunden derselbe, die in meiner Studie behandelte angeblich von Sergius II. stammende ist also eine nach der von Sergius IV. an­

gefertigte, im Interesse des Klosters in das Jahr 8 4 4 zurückdatierte Kopie bzw. Fälschung. Diese Thatsache liefert auch den Beweis für die S i c h e r h e i t d er in m e i n e r S t u d i e b e f o l g t e n p h i l o l o g i ­ s c h e n M e t h o d e und r e c h t f e r t i g t m e i n e B e h a u p t u n g ü b e r i h r e n w i s s e n s c h a f t l i c h e n W e r t d u r c h a u s .

fSöitsclir. f* K .-G . X V I 4. 3 6

(4)

Erstere sind die Reservatfälle, die auf der Stellung des Papstes als obersten Richters und Gesetzgebers für die ganze Kirche beruhen, die ein Ausflufs seines Jurisdiktionsprimates sind, die sich im wesentlichen erstrecken auf die sogenannten causae majores in der Leitung der Kirche z. B. Einsetzung und Absetzung von Bischöfen, Äbten, Entscheidung über Streitigkeiten zwischen Klöstern und Bischöfen, l e t z t ­ i n s t a n z l i c h e Entscheidung über Exkommunikationen etc.

Verschieden in ihrem Wesen von diesen Reservatfällen des Papstes sind die Reservatfälle in der Bufsdisziplin.

Die Aufgabe der folgenden Untersuchung ist nun dar­

zustellen, wie die Sitte dieser Reservatfälle entstand, sich fortbildete und verschwand: n ä m l i c h di e S i t t e , di e s p ä t e r z u m p ä p s t l i c h e n R e c h t w u r d e , d a f s f ü r g e w i s s e s c h w e r e V e r b r e c h e n n u r d u r c h p e r s ö n ­ l i c h e W a l l f a h r t n a c h Ro m — da h e r d e r N a m e R o m i p e t a e — di e Bi i f ser A b s o l u t i o n d. h. A u f ­ e r l e g u n g d e r B u f s s t r a f e u n d W i e d e r a u f n a h m e in d i e G e m e i n s c h a f t d e r K i r c h e e r h a l t e n k o n n t e n .

Diese Verbrechen waren, um vorgreifend das zu be­

merken, Mord und Unzucht.

Bei den Reservatfällen der Bufsdisziplin handelt es sich also einmal immer um die p e r s ö n l i c h e W a l l f a h r t des Biifsers nach Rom und dann — wenigstens in den aller­

meisten Fällen — um Mord und Unzucht. Natürlich als diese Sitte einmal recht in Übung war, gingen die Büfser bzw. wurden sie auch wegen verwandter Fälle nach Rom zur Absolution geschickt. Man gewöhnte sich eben schliefslich daran, in dem Papst die oberste Instanz auch für die Entscheidung ungewöhnlich schwieriger Bufsfälle zu sehen. Von einer solchen sonderbaren Rom wallfahrt berichtet Petrus Damiani im liber gratissimus XVIII (M. G. H. li­

belli de lite I, 42). Ein gewisser Hieremias gab seinen Jagdhunden Weihwasser zu saufen, sanctificatam aquam can- tabro stultus immiscuit et canibus suis, ne incantari per mäle- ficium potuissent ad clevorandum obtulit. Die Hunde kre­

pierten plötzlich und Hieremias in doppeltem Schreck über seine Sünde und den erlittenen Verlust, . . . M arino pres-

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5 4 3

bitero omnem rei seriem, prout se habebat veritas, innotescit et tantae audaciae tantique sacrilegii dari sibi penitentiam flebi- liter querit. Aber bei diesem ungeheuerlichen Vorkommnis weigerte sich Marinus, ihm die Bufse aufzuerlegen, und so blieb ihm denn nur die Wallfahrt nach Rom zum Papst übrig, nec aliud super illo statuere quibuslibet hinc inde pul- satus precibus adquievit [scZ. M arinus] nisi ut si penitentiam veraciter quererct ad apostolicae sedis apicem necessario pro­

per aret. Cui tandem ille necessitate compidsus partcit atque apud Eomanam aecclesiam penitentiae iudicium, quod flagitabat accepit.

Wenn aber auch bei den Reservatfallen der Bufsdisziplin solche Beispiele Vorkommen, die nicht Mord oder Unzucht, sondern nur diesen verwandt oder sonst Ausnahmefalle der Bufsdisziplin sind, so lassen sie sich doch immer deutlich von den Rerservatfallen kirchenrechtlicher Art in Strafsachen genau unterscheiden. Ein Grundfehler der römisch-katho­

lischen Auffassung und Darstellung der Reservatfalle, in den vor allem Hausmann in seiner „Geschichte der päpstlichen Reservatfälle“ (Regensburg 1868) verfällt, ist darum d e r , dafs beide Arten der Reservatfalle miteinander vermischt werden. So kommt es einerseits, dafs Hausmann bei Gregor I.

Reservatfälle findet, die natürlich rein strafrechtlicher Natur sind, weil — wie wir sehen werden — die notwendige Vor­

aussetzung für das Bestehen der Reservatfalle in der Bufs­

disziplin, nämlich die peregrinatio als Bufsleistung erst im Entstehen war, die aber Hausmann ganz gleichsetzt den späteren Reservatfällen in der Bufsdisziplin. Anderseits hat darum auch die römische Auffassung kein Verständnis für das prinzipielle Abkommen der Bufsreservatfälle am Ende des 12. Jahrhunderts und sieht Bufsreservatfälle zu einer Zeit, wo sie schon längst in strafrechtliche Reservatfälle sich umgebildet haben.

Gerade aber weil die Bufsreservatfälle sich mit den strafrechtlichen Reservatfällen vermischten, können wir

— wenn wir uns den Grundbegriff der Bufsreservatfälle scharf vor Augen halten — ihre Entwickelung und ihr Ab­

kommen bzw. Untergehen in dem allgemeinen Strom der

3 6 *

(6)

strafrechtlichen Reservatfalle genau verfolgen. Damit ist also die Begrenzung unserer Aufgabe nach der einen Seite ge­

geben.

Da nun die Entwickelung dieser Bufsreservatfiälle von ihrer Grundlage bzw. Voraussetzung bis zu ihrem Abkommen bzw. Umbildung geschildert werden soll, so ist es nicht Zweck der Untersuchung, s ä m t l i c h e s in dieser Frage vor­

handenes Material beizubringen und alle in den Quellen überlieferten Bufsreservatfalle aufzuzählen. Zumal da die Bufsreservatfälle einander sehr gleichen und vielfach — im Text der Urkunden selbst bis in kanzleimäfsige Einzel­

heiten — typisch sind, würde das keinen grofsen Wert haben.

Hierin liegt also die Begrenzung der Aufgabe; dafs in der folgenden Untersuchung aus dem vorhandenen Quellen­

material alle einzelnen verschiedenen Momente, die in Be­

tracht kommen, zusammengefafst, dargestellt und so möglichst objektiv und quellenmäfsig diese Entwickelung der Ge­

schichte der Reservatfälle in der Bufsdisziplin geschildert wer­

den soll x.

I.

Die Grundlage für die Entstehung der RF. ist die pflicht- mäfsige peregrinatio als Bestandteil der poenitentia, d. h. die als Bufsleistung angesehene und als solche auferlegte Exi- lierung oder Wallfahrt. Schmitz 2 bezeichnet die Wallfahrt als Bufssurrogat, man wird ebenso gut sagen können, dafs die Wallfahrt eine Bufsstrafe wie jede andere war, eben dem Geist und den Bedürfnissen der Zeit entsprechend 3.

Ein uraltes Stück christlicher Frömmigkeit sind ja die freiwilligen Devotionswallfahrten nach den heiligen Orten zumal Jerusalem, über deren Brauch aber auch Mifsbrauch ja schon — um das nur kurz zu erwähnen — Hieronymus

berichtet (Schmitz p. 153).

1) Für Reservatfälle gebrauche ich im folgenden die Abkürzung RF. 2) Die Bufsbücher und die Bufsdisziplin der Kirche, S. 153.

3) H i n s c h i u s , Kirchenrecht V, 1, p. 81 Anm. 8, p. 40 Anm. 7, p. 105 Anm. 4 u. 5.

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5 4 5

Je weiter wir in das Mittelalter hinein kommen, desto häufiger werden diese Wallfahrten, entsprechend dem sich steigernden Wunderglauben der Zeit, der meinte durch den Besuch solcher Stätten, die besonders heilige Reliquien bar­

gen, höhere Gnaden sich gewinnen zu können. Unter diesen Gnadenorten ragten hervor Jerusalem, Tours, Compostella und Rom, letzteres zumal als die Stadt, welche die Gräber der zwei Apostelfürsten Petrus und Paulus barg l. Mit der Zeit entwickelte sich für die Wallfahrten eine Art Organi­

sation. In Kürze sei nur verwiesen auf die Empfehlungs­

briefe, die den Pilgern zumal Klerikern von den Bischöfen mitgegeben wurden und den ersteren gastfreundliche Auf­

nahme in Klöstern verschafften 2. Die Satzungen der Bufs- bücher billigen den Pilgern Almosen zu, Poenit. Theod. 1. II, XIV, 11 decimas non est legitimum dare nisi pauperibus et peregrinis, sive laici suas ad ecclesiam (Schmitz 549) und schreiben ihre Beherbergung als Christenpflicht vor, Poenit.

Vinniai 33 : . . . peregrini in domibus nostris suscipiendi sunt (Schmitz 506). Hospitäler 3 für die nach Rom oder Jeru­

salem Wallfahrenden wurden gegründet, und zum Schutz der Pilger erliefsen die Päpste Dekrete an die Fürsten, deren Länder die Pilger durchzogen, untersagten die Be- drängung und Ausbeutung der Wallfahrer und nahmen sie unter ihren besonderen Schutz. Systematisch wurde das letztere ja dann besonders ausgebildet, als an die Stelle der friedlichen Wallfahrt nach Jerusalem die in Waffen zum Kampf gegen die Ungläubigen trat. Die Edikte der Päpste über die Vergünstigungen der cruce signati bilden mit ihren immer reichhaltiger werdenden Bestimmungen ein stehendes Stück in den Kreuzzugsbullen.

Aber nicht diese f r e i w i l l i g e Wallfahrt ist die eigent­

liche Grundlage der RF. Vielmehr ist das d ie ei nen T e i l der B u f s l e i s t u n g b i l d e n d e , al s B u f s w e r k a u f ­ e r l e g t e p e r e g r i n a t i o . Diese wird in einer Reihe der

1) Vgl. L o e n i n g , Geschichte d. Deutschen K. Rechts II, 7 3 f.

2) Form. Marculf. II, 49. M. G. H. legg. sect. Y, formulae ed. Zeumer 104. 3) Cf. e. g. Loewenfeld ep. pontif. ined. p. 209, nr. 350.

(8)

Bestimmungen der Bufsbücher erwähnt und zwar schon in den ältesten, bis an den Anfang des 6. Jahrhunderts zurück­

reichenden vortheodorischen Bufsordnungen.

Die g e w ö h n l i c h e n V e r b r e c h e n , wegen deren dem Laien die Bufsperegrinatio auferlegt wird, sind Mord und Unzucht. Es ist das wesentlich für die eingangs erwähnte Begrenzung der RF. in der Bufsdisziplin. Die Arten und Abarten der Verbrechen sind natürlich verschieden.

Eine Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r A r t e n des Mo r d e s innerhalb der leiblichen und geistlichen Verwandtschaft, der mit peregrinatio bestraft wird, enthält das Poenit. Vallicella- num II, 6 de parricidis 1 .* qui patrem et matrem, sororem aut fratrem sive filium seu compatrem aut filium de sacro lavacro, seu proprium seniorem et alios similes, videlicet presbiterum aut suam uxorem voluntarie occiderit X V annos peniteat, V ex ipsis peregrinando eat aut in monasterio cum luctu poeniteat.

Eine ähnliche Z u s a m m e n s t e l l u n g der verschiedenen U n z u c h t s f ä l l e bietet das Poenit. Valicellanum I , 19 2: si quis fornicaverit cum vidua p a tris sui aut vidua barbani sui aut cum germana sua aut cognata sua aut pater turpi- tudinem filii sui relevaverit aut cum filiastra sua X annos peregrinus p eniteat, I I ex Ms in pane et aqua et si pere- grinare non potest, pro uno anno det. solid. X I I , si laicus est tondatur et dim ittat hominem liberum (cf. Poenit. Theod. lib.

I , II, c. 16 3: si cum matre quis fornicaverit, X V annos poeniteat et nunquam mutet, nisi dominicis diebus. A t hoc tarn profanum incestum ab eo similiter alio modo d ic itu r, ut cum peregrinatione perenni V I I annos peniteat).

Neben diesen beiden Hauptverbrechen finden wir noch ganz vereinzelt den Me i n e i d genannt als Vergehen, das mit peregrinatio zu sühnen ist. Poenit. Columb. 20 4 : si quis laicus periuraverit . . . si autem non per cupiditatem, sed mortis timore hoc fecit, tribus annis inermis exul poeniteat in pane et aqua . . .

Die Z e i t d a u e r der peregrinatio ist verschieden nach

1) S c h m i t z p. 351. 2) S c h m i t z p. 274. 3) S c h m i t z p. 527. 4) S c h m i t z p. 600.

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den Verbrechen, nach ihrer besonderen Beschaffenheit, nach den Umständen, unter denen sie begangen wurden, je nachdem ein Mord z. B. mit Überlegung und Willen oder aus Notwehr oder Zufall geschah. So setzt der angeführte canon 6 des Poenit. Valic. II die Bufswallfahrt auf fünf Jahre fest, während c. 19 des Poenit. Valic. I für Unzucht zehn Jahre peregrinatio auferlegt, und der Meineid in dem angeführten Kanon mit drei Jahren Wallfahrt bestraft wird.

Es finden sich daneben auch noch andere Ansätze, je nach­

dem die Satzungen des betreffenden Bufsbuches eine mildere oder strengere Richtung vertreten. Poenit. Casin. capit. de homicidio 24 1 wird die Unzucht mit der Patin mit lebens­

länglicher peregrinatio bestraft, während z. B. die altera si- nodus L u d Victoriae 2 weit milder bestimmt: c. 6: qui me- chatur m atris est, I I I annis cum peregrinatione p erenni, ein Strafsatz, der auch in das Poenit. Cummeani capit. iudiciorum c. V II, c. 12 3 übergegangen ist. Ja es finden sich, wie der oben angeführte canon 16 d. 1. I des Poenit. Theod.

zeigt, in derselben Bestimmung verschiedene Sätze für das gleiche Verbrechen, eine Erscheinung, die wir gerade im Poenit. Theod. bei dessen kompilatorischem Charakter öfter treffen 4.

Öfters wurde eine peregrinatio von s i e b e n J a h r e n Dauer auferlegt — vgl. den eben genannten c. 16 1. I Poenit. Theod.5 —, man berief sich dabei darauf, dafs die Vergebung für solche Sünden nur durch die siebenfältigen Gaben des hl. Geistes zu erlangen sei. Im Poenit. Vinniai 21 6 wird die siebenjährige Bufszeit mit dem Schriftwort:

septies cadet iustus et resurget i. e. post V I I annos penitentiae potest vocari iustus qui cecidit . . . begründet. Poenit. Valic.

I, 1 7 wird die peregrinatio überhaupt als Bufsstrafe für Mörder mit dem Beispiel Kains gerechtfertigt: more Cain vagus et profugus sit super terram.

Die A r t u n d W e i s e , wi e die p e r e g r i n a t i o al s

1) S c h m i t z p. 404. 2) S c h m i t z p. 494. 3) S c h m i t z p. 658. 4) Cf. S c h m i t z p. 514. 5) S c h m i t z p. 153.

6) S c h m i t z p. 504. 7) S c h m i t z p. 247.

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T e i l d e r Bu f s e a n z u s e h e n i s t , s c h e i n t n a c h de m W o r t l a u t d e r T e x t e v e r s c h i e d e n zu sein.

Einmal haben wir zu unterscheiden zwischen der Exi- lierung und. der Wallfahrt, der eigentlichen peregrinatio. Bei der Besprechung der von Geistlichen zu leistenden peregri- natio wird sich das deutlich zeigen.

Für die W a l l f a h r t wird verhältnismäfsig selten als t e r m i n u s gebraucht: e x u l fiat extra terminos suae patriae 1, oft dagegen das Verbum „ p e r e g r i n a r e 11in verschiedenen Zusammensetzungen. So heifst es im Poenit. Valic. I, c. 19 2

peregrinus p e n ite a t“ ; im Poenit. Valic. I I, c. 6 3 peregri- nando e at , bei lebenslänglicher Wallfahrt cunctos dies vitae suae peregrinando finiat Poenit. Valic. II, c. 3 4, oder Poenit.

Casin. capit. de homicidio c. 24 vitam suam peregrinando finiat 5.

Bei dem Wortlaut der Texte müssen wir auch darauf achten, in w e l c h e m V e r h ä l t n i s di e p e r e g r i n a t i o z u r g a n z e n B u f s l e i s t u n g steht.

Im c. 7 des Poenit. Valic. II 6 scheint die p e r e g r i n a t i o in e i n e m g e w i s s e n G e g e n s a t z z u r e i g e n t l i c h e n Bu f s e zu s t e h e n , denn es heifst bei der Strafbemessung V annos exul fiat extra terminos suae patriae (a) deinde X V annos inermis poeniteat (b).

Als e i g e n e r T e i l d e r Bu f s e wird sie offenbar in c. 6 des Poenit. Valic. I I 7 angesehen, unter der Gesamtzahl der Bufsjahre werden die fünf der peregrinatio aufgezählt:

X V annos peniteat, V ex his peregrinando eat.

Bei lebenslänglicher Wallfahrt decken sich natürlich die Begriffe Bufse und Wallfahrt. Aber auch bei kürzerer Bufsfrist ist manchmal die Zeitdauer von peregrinare iden­

tisch mit der von poenitere, so wenn es im Poenit. Valic. I, c. 19 heifst8: X annos peregrinus peniteat I I ex his in pane et aqua, oder in c. 6 der altera sinodus Luci Victoriae 9:

1) So Poenit. Valic. II, c. 7. S c h m i t z p. 352. 2) S c h m i t z p. 274. 3) S c h m i t z p. 351. 4) S c h m i t z p. 350. 5) S c h m i t z p. 404. 6) S c h m i t z p. 352. 7) S c h m i t z p. 351. 8) S c h m i t z p. 274. 9) S c h m i t z p. 494.

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5 4 9

qui mechatur m atris est, I I I annis c u m p e r eg r i n a t i o n e p e r e n n i .

Vereinzelt findet sich auch in dem öfter angeführten c. 1 9 des P o e n i t . Val i c. I di e M ö g l i c h k e i t der R e ­ d e m p t i o n d e r W a l l f a h r t angegeben: et si peregrinare non potest, pro uno anno det solid. X I I . Diese Thatsache scheint mir von ziemlichem Belang für die Beurteilung des Ursprungs dieses Poenit. Valic. I. Schmitz hat die Behaup­

tung aufgestellt, es gebe eine Gruppe römischer Bufsbücher, deren Hauptvertreter eben dieses Poenit. Valic. I sein soll3 die durchaus e i g e n t ü m l i c h e Satzungen hätten, unabhängig von den britischen Bufsbüchern. Diese Behauptung von Schmitz ist viel angefochten, z. B. neuestens auch von Hin- schius l. Der fragliche canon 19, der die Möglichkeit der Redemption der Wallfahrt enthält, spricht selbst entschieden gegen die Behauptung von Schmitz. Denn Schmitz selbst verficht (p. 149) mit viel Eifer die Behauptung, die Re­

demptionen seien „ eine spezielle Eigentümlichkeit der angel­

sächsischen und deutschen Nationalkirche“. „Somit“, sagt er, „erscheint die Schlufsfolgerung gerechtfertigt, dafs die Redemptionen in der römischen Universalkirche, welche die kanonischen Satzungen bei Auflage der Bufse als Norm be­

achtete, nicht angewendet wurden, sondern eine partikuläre Eigentümlichkeit der angelsächsischen und deutschen Landes­

kirche waren. Kommen demnach Redemptionen in einem Bufsbuche vor, so sind dieselben ein Beweis dafür, dafs das Bufsbuch vor allen in den beiden erwähnten Landeskirchen praktische Bedeutung gefunden hat.“ In der Anmerkung 3 läfst er sich für seine Behauptung allerdings die Hinterthüre offen, „es handelt sich hier stets um g ener e l l e Redemp­

tion svorschriften, in einzelnen Fällen wurden auch in Italien Kompensierungen der Bufse mit Geldsummen gestattet“.

Aber er vergifst einmal dabei gerade unseren wichtigen Kanon anzuführen und berichtet einen Fall zur Zeit des Petrus Damiani. Dann aber ist gegen diese Ausflucht wohl

1) V, 1, p. 92 Anm. 4. Vgl. Tiib. Theol. Quartalschrift, Bd. LXVI, 1884, S. 312 f. (Funk) und Theol. Litztg. 1883, nr. 26.

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ausschlaggebend die Erwägung, dafs es sich bei der Be­

urteilung des Ursprungs der Bufsbücher um das P r i n z i p der Redemption bzw. ihre g r u n d s ä t z l i c h e M ö g l i c h k e i t handeln mufs und nicht darum, ob das eine Bufsbuch mehr als das andere Fälle von Redemptionen erwähnt. Jedenfalls darf unser Kanon mit Sicherheit den Hinschiusschen Beweisen (a. a. O.) dafür zugefügt werden, dafs das „poenit. Valic. I in einer Reihe von Bestimmungen, welche Schmitz für eigen­

tümlich erklärt, britische Bufsbücher benutzt h at“.

Alle diese Bestimmungen betreffen die Bufse von L a i e n , und ich gehe nun zu den entsprechenden S a t z u n g e n f ü r K l e r i k e r über.

Poenit. Valic. I , c. 1 lautet1: si quis cl e r i c u s homi- cidiuvn fecerit X annos exul poeniteat postea recipiatur in patria, si bene egerit poenitentiam in pane, qui testimonio com- prdbatus epi scopi vel s a c e r d o t i s , a p u d quem p e n i t u i t et cui commi s s us f u i t et satisfaciat parentibus eius quem occidit vicem flii reddens et dicens: quaecunque vultis faciam vobis. Si autem non satisfecerit parentibus illius, nunquam recipiatur in patria. Sed more Cain vagus et profugus sit super terram.

G-lossa: exul id est peregrinus extra patriam vadens.

Schmitz bemüht sich nun, den „ clericus “ aus dem Text hinwegzudeuten, um laicus dafür einzusetzen. Es wider­

spreche ganz der sonstigen Disziplin und der von der Kirche allzeit auf die klerikale Würde genommenen Rücksicht, einen Kleriker mit Exilierung zu bestrafen. „Auch 2 ist der Zwek einer derartigen Bestimmung für einen Kleriker nicht ein­

zusehen, wie denn auch die weitere Verordnung „testimonio comprobatus episcopi vel sacerdotis apud quem penituit“ für einen Kleriker, der ja naturgemäfs seinem e i g e n e n Bischof zur Bufsleistung übergeben werden mufste, ebenso sinnlos, wie in der kirchlichen Gesetzgebung ungebräuchlich ist“ [!].

1) S c h m itz p. 247. 2) 1. c. p. 249.

(13)

5 5 1

Die Umdeutungsversuche werden von vornherein dadurch hinfällig, dafs e in a n d e r e s B u f s b u c h , das nach der Schmitzschen Theorie über die Bufsbüchergruppen ganz un­

abhängig vom Poenit. Yalic. I sein müfste, g a n z g e n a u d i e s e l b e n B e s t i m m u n g e n hat.

Poenit. Vinniai c. 23 1 lautet in voller Übereinstimmung mit Poenit. Valic. I, 1: si quis clericus homicidium fecerit et occiderit proximum suum et mortuus fuerit X annis e x t o r e m fieri oportet et agat poenitentiam V I I annorum i n a l i o o r b e et tribus ex ipsis cum pane et aqua per mensuram peniteat et tribus X L suis jejunet cum pane et aqua per mensuram et I U I äbstineat se a vino et a carnibus, et sic impletis X a n n is, si bene e g e r i t et c o m p r o b a t u s f u e r i t t e s t i m o n i o a b b a t i s s e u s a c e r d o t i s q u i 2 c o m m i s s u s f u e r a t recipiatur in patria sua et satisfaciat amicis eius, quem occiderat et vicem pietatis et obedientiae reddat p a tri aut m atri eius, si adhuc in corpore sunt et dicat: ecce ego pro filio vestro quecunque dixe- ritis mihi faciam. Si autem non satis egerit, non recipiatur in eternum. Wiederholt ist dieser Canon bzw. der des Poenit. Yalic. I, 1 im Poenit. Columb. B. c. 1 3, wo Schmitz als Quelle nur Poenit. Valic. I, 1 angiebt.

Die einfache Anführung und Vergleichung dieser beiden Stellen genügt, die Haltlosigkeit der Wegdeutungsversuche von Schmitz zu erweisen.

Die B u f s b ü c h e r a l s o k e n n e n di e S t r a f e d e r V e r b a n n u n g bzw. W a l l f a h r t a u c h f ü r Ge i s t l i c he . Dafür mögen noch einige Beispiele folgen. Poenit. Valic.

II, 3 4 wird ein Bischof wegen Mord zu lebenslänglicher Wallfahrt verurteilt. Schmitz hilft sich damit, dafs der de­

ponierte Bischof vollständig als Laie behandelt werde. Die­

selbe Bestimmung hat das Poenit. Cumm. 5 capit. iudiciorum c. I , 1, unmittelbar darauf c. I , 3 heifst es von einem

1) S c h m i t z p. 504. Cf. auch Funk in d. Tüb. Theol. Quartal­

schrift a. a. 0 . 2) cui cf. Poenit. Columb. B. c. 1; S c h m i t z p. 596.

3) S c h m i t z p. 596, vgl. auch Poenit. Cummean. VI, c. 12, S c h m i t z p. 630 und an verschiedenen anderen Stellen. 4) S c h m i t z p. 350.

5) S c h m i t z p. 654.

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Mönch 1 der mordet, cum peregrinatione perenni mundo moriatur.

Entsprechend der bei den Laien geübten Praxis werden auch bei den Geistlichen n o c h a n d e r e V e r b r e c h e n als wi e d e r Mo r d mi t V e r b a n n u n g b e s t r a f t , und zwar vor allem auch Un z u c h t .

c. 3 der sinodus Aquilonalis Britanniae 2 enthält die B e ­ s t i m m u n g : cum mutiere vel cum viro peccans quis expellatur, ut alterius patriae coenubio vivat et peniteat confessus I I I annis clausus, et postea fra ter illius altari siibjectus, anno uno dia- conus, I I I presbiter, I V episcopus et äbas suo quisque ordine privatus doctoris iudicio peniteat. Poenit. Cumm. capit. iudic.

C. VII, 1 3 hat die Bestimmung si quis fornicaverit, ut sodomite fecerunt, episcopus X X V ann. poeniteat, V ex his i. p . e. a.

et ab omni officio deponatur, peregrinando finiat dies vitae suae. . . . Biaconus et Monachus X I I ann., I I I ex his i. p . e. a. et a [officio] deponatur, peregrinando vitam suam finiat.

Für das Doppelverbrechen der Unzucht und des Mordes, d. h. der Erzeugung und Tötung eines Sohnes, bestimmt das Poenit. Vinniai c. 12 4 : et [scZ. clericus] e x t o r i s e x i s t a t i n p a t r i a s u a donec implevit numerum V I I annorum et ita iudicio episcopi vel sacerdotis officio suo re stitu a tu r, diese Be­

stimmung findet sich auch im Poenit. Columb. c. 2 5.

Ein weiteres mit peregrinatio zu bestrafendes Vergehen ist der D i e b s t a h l . Hierüber bestimmt die sinodus Aqui­

lonalis Britanniae 6 c. 3: M o n a c h u s c o n s e c r a t a f ü r a t u s i n e x i l i o a n n o et a l t er o c u m f r a t r i b u s p e n i t e a t . Si autem iteraverit exilium patietur. c. 4: furatus cybum X L , si iterato I I I X L m a s , si tertio anno, si q u a r t o , j u g i e x i l i o s u b a l i o a b b a t e p e n i t e a t .

Für B e t r u g setzt das Poenit. Vinniai c. 30 resp. 32 7

1) Der Mönchsstand wird hier bezeichnet mit den Worten si autem post votum perfectionis. Vgl. dazu ibid. C. XXXV, 1 ( S c h m i t z p. 676), hier wird unterschieden a) sacerdos post votum perfectionis, b) sine gradu [i. e. sacerdotii] autem monachus, c) secularis autem sacerdos, d) Episcopus non de secularibus. 2) S c h m i t z p. 493. 3) Sc hmi t z "

p. 656. 4) S c h m i t z p. 503. 5) S c h m i t z p. 597. 6) S c h m i t z p. 493. 7) S c h m i t z p. 506.

(15)

gleichfalls Exil fest: si quis clericorum siib falso nomine re- demptionis captivorum inventus fuerit et dispoliare ecclesias et monasteriis arguatur usque dum confundatur, si conversus fuerit, annum integrum peniteat . . . si autem non conversus fuerit excommunicetur et anathema sit cum omnibus chri- stianis, e x t e r m i n a b i t u r de p a t r i a sua et virgis virgeatur usque quo convertatur si conpunctus fuerit.

Ein weiterer einmal vorkommender Fall der peregrinatio für Geistliche ist die Verletzung des Beichtgeheimnisses.

Poenit. Casin. 105 l : si quis sacerdos palam fecerit et secretum poenitentiae usurpaverit, et quaevis homo intellexerit et decla- ratum fuerit, quod celare debuerat, ab omni honore suo in cunctum populum deponatur et diebus vitae suae peregrinando finiat.

Wie oben schon bemerkt, können wir bei der Bufse der Geistlichen scharf trennen zwischen exul poenitere und pere- grinare. Der beiden gemeinsame Gesamtbegriff der Strafe ist extoris, exterminari de patria.

Exul poenitere ist identisch mit dem Leisten der Bufse in einem anderen Kloster, unter der Aufsicht eines anderen Bischofs, das geht vor allem aus dem angeführten c. 23 Poenit. Vinniai hervor.

Im Gegensatz dazu steht die eigentliche peregrinatio, pere­

grinando dies vitae finire, das in dem angeführten c. 1 Poenit.

Valic. I ausdrücklich in Gegensatz gestellt wird zu exul poenitere.

Die Z e i t der E x i l i e r u n g ist auch hier verschieden, nach dem Verbrechen und nach der Strenge des Bufsbuches, sie geht von 3, 7, 10 Jahren bis zu lebenslänglichem Exil.

Die Bufsbücher ergeben also, dafs sowohl den Laien als den Geistlichen die Strafe der peregrinatio auferlegt wurde und zwar wesentlich für die zwei Hauptverbrechen des Mordes und der Unzucht.

Dieses unbestimmte — vagus et profugus — Umher sch weifen der Büfser gab bald zu vielen Klagen über dabei eingetretene Mifsstände Veranlassung. Ich führe der Kürze wegen nur

1) S c h m i t z p. 4 2 8 .

(16)

eine B estim m ung aus d er A dm onitio generalis K aroli M agni von 798 an, nr. 79 *: Item ut isti manyones et cotiones qui sine omni lege vagabundi vadunt per istam terram non sinantur vagare et deceptiones hominibus agere, nec isti nudi cum ferro [sei. die z u r V erschärfung d er peregrinatio um den L eib ge­

schm iedeten K etten un d Reife] qui dicunt se data sibi poeni- tentia ire vagantes: m e l i u s v i d e t u r , u t s i a l i q u i d i n - c o n s u et u m et c a p i t a l e c r i m e n c o m m i s e r i n t , ut in uno loco perm aneant laborantes et servientes et poenitentiam agentes secundum quod sibi canonice inpositum sit.

Diese u n b e s t i m m t e n Bufswallfahrten trafen nun zu­

sammen mit der Sitte der freiwilligen "Wallfahrten nach Rom etc., und so bildete sich nach und nach die Sitte her­

aus, auch die Wallfahrt an bestimmte hl. Orte als Bufse aufzuerlegen. So heifst es im Mailänder Statut von 1059 2:

archiepiscopo prom ittente, quod omnes orationis causa procul ipse dirigeret sive videl. Homam sive T u ro n u m, ipse autem archiepiscopum profecturum se ad B . Jacobi venerabüem tu- mulum. Diese Sitte kam eben auf als Folge der zur Er­

langung der Absolution nach Rom unternommenen Wallfahrt.

I I .

A u f dieser G ru n d lag e b i l d e t e n s i c h n u n g a n z u n ­ g e z w u n g e n d i e R F . a u s u n d zw ar wie die D arstellung d e r E n tw ick e lu n g d u rch au s k la r e rg ie b t, n icht als ein päpstlicherseits beanspruchtes R echt, sondern als eine im m er m ehr ü b erh an d nehm ende G ew ohnheit, die die P äp ste ge­

schickt auszunützen verstanden und die sie d arum be­

günstigten.

E in B üfser k am a u f seiner peregrinatio nach R o m , das j a als W allfah rtso rt sehr beliebt w ar. N ichts w ar n a tü r­

licher, als dafs er trachtete, das O berh au p t d er K irche, den P a p s t zu sehen, durchaus naheliegend w a r e s, zum al w enn es sich um ein ungew öhnlich grofses V erbrechen handelte,

1) M. G. H. legg. sect. II, Capitularia Reg. Francor. I, 61 , Conc.

Cabil. 813, c. 45, Couc. Mogunt. 847, c. 20. 2) Mansi 19, 894.

(17)

5 5 5

um dessentw illen d er B üfser lange oder lebenslänglich w an ­ d ern m u fste, dafs er dem P a p s t sein L eid k la g te , heftigen R eueschm erz bekundete, die L eiden seiner W an d ersch aft e r­

zählte un d den P a p st um seine F ü rb itte bei G ott u n d um seine V erm ittelung bei seinem B ischof etw a zu r V erk ü rzu n g seiner Bufszeit bat.

E s b rauchte das w eder seitens des B üfsers noch seitens des P ap stes im bew ufsten G egensatz zu d er A n ordnung des Bischofs zu geschehen, u n d geschah wohl auch im A nfang nicht. Seitens des Büfsers w ar es eine ganz n atü rlich e H andlung, dafs, w enn er durch die W allfah rt nach Rom dem A postelfürsten P e tru s und seinem — licet in d ig n e vicem g eren s — N achfolger dem P a p s t seine D evotion bezeugt hatte, er auch seine Milde anflehte.

E benso n atü rlich w ar es, dafs der P a p st diesen H ilferuf anhörte u n d nach K räften annahm . D ie P äp ste w aren doch von je h e r in der A usbreitung ih rer M achtsphäre viel zu p rak tisch , als dafs sie nicht eifrig diese G elegenheit ergriffen h ä tte n , m ühelos ihre M achtstellung zu erw eitern , sich nicht n u r als oberste G esetzgeber d er K irch e, sondern auch als höchstes B ufsgericht wie als letzten und höchsten G ew issens­

ra t fü r die V erbrechen der ganzen C hristenheit h inzu­

stellen.

F ü r die R ichtigkeit dieser A nnahm e sprechen denn auch die urk u n d lich en Z eugnisse, die ältesten E rw äh n u n g en der A usbildung dieser Sitte. E in m al sehen wir, dafs in d er be­

schriebenen W eise die Büfser bei ihrem A ufenthalt in Rom dem hl. V ater ih r L eid k lag te n und seine F ü rb itte e r­

wiesen.

D afs die P äp ste diese Hilfe freudig gew ährten, sehen w ir d a ra u s, wie sie nach den ältesten U rk u n d e n ihre F ü rb itte u n d H ilfeleistung den betreffenden Bischöfen kundgeben. B e­

zeichnend ist, dafs, d a w ir diese E rscheinung zum erstenm al in den P apstbriefen vorfinden, sie gleich von den P äp sten als etw as G ew ohnheitsm äfsiges, oft G eschehendes als all­

gem eine Ü b u n g hingestellt w ird. Ä hnlich h a t z. B. Gelasius 494 das e r s t e päpstliche D e k re t ü b e r K irchw eihe eingeleitet m it den W orten, er verfüge das gemäfs der a l t e n bestehen­

(18)

GOETZ,

den Sitte *. So schreibt B enedikt III . an den B ischof R atald von S tr a f s b u r g 2 in einer d er ältesten U rk u n d e n , die w ir zu r G eschichte d er R F . besitzen: D um de universo mundo credentium agmina catervim confluerent ad limina beatissimorum apostölorum Petri et Pauli quidam vestrae diöcesis homo venit . . .

N ahezu dieselbe R ed en sart w endet N ikolaus I. 3 ein ­ m al an.

M ehr Sinn — d a die R F . sich rasch verm ehrten — h atte die P h ra se schon im M unde Jo h an n es X . 4, d er an H e rm a n n von Cöln ü b e r die Bufse des B ruderm örders B eringerus s c h re ib t: precipue cum de diversis m undi partibus multorum inauditi excessus ac errata nefaria et crimina hinc inde passim nuncientur, quorum quia cura nobis omnium et cottidiana sollicitudo incumbit et compati necesse est et condolere p a riter et misereri.

Diese einfache, natü rlich e E n tste h u n g d er R F . schil­

d e rt N ikolaus 5 selbst in einem seiner E d ik te: quidam vestrae dioceseos vir Hugo nomine venit qui lachrymoso affatu nostro pontificio retulit qualiter fratricidium antiquo koste cogente fecerat, et qualiter sub poenitentiae iugo pro tanto facinore a vestra fuerat constitutus beatitudine. Nos autem tantae adver- sitatis piaculum et fra tern i sanguinis audientes effusionem, non paucas fundentes lachrymas contristati sumus. Tarnen . . . sancimus . . .

Diese naturgem äfs rasch um sich greifende Sitte hatte bald z u r F o lg e , dafs d i e B i s c h ö f e s e l b s t s i c h a n d e n P a p s t w e n d e t e n .

E s w ar j a in ihrem eigenen Interesse gelegen, d ad u rch zu v e rh ü te n , dafs m ehr u n d m ehr die B üfser g e g e n den

1) Vgl. meinen Artikel: „ D a s Alter der Kirchweihformeln des liber diurnus“ in der D. Zeitschrift für Kirchenrecht, neue Folge V, 1.

2) v. P f l u g k - H a r t t u n g , Acta Pont. ined. III, nr. 3, p. 3. 3) Bei I v o , Decretum X, 173. 4) Bei F l o s s , Privilegium Leonis, p. 104.

5 ) Bei I v o X, 184.

(19)

W illen un d g e g e n die A n o rd n u n g des Bischofs sich an den P a p s t wendeten.

Derartige Anfragen finden wir denn auch gleich in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts.

So fragte der B ischof Salom on von K onstanz bei N iko­

laus I. 1 an inbetreff d er Bufse für B ruderm örder.

L a m b e rt von L e M ans legte einer K indesm örderin sieben­

jä h rig e Bufse auf, u n d nach A blegung derselben w endete er sich an Stephan V. 2 m it d er A nfrage, ob un d wie w eit n u n ­ m ehr eine M ilderung eintreten könne.

Ebenso hatte H erm an n von Cöln nach dem erw ähnten Schreiben Jo h an n es X . dem B ru d erm ö rd er selbst die Bufse auferlegt und fragte n u n im V e rla u f derselben im allgem einen nach, welche M ilderung etw a nach der M einung des P apstes ein treten könne. E in en ähnlichen Bescheid a u f eine A nfrage des Bischofs R ainaldus Comensis ü b e r die W ied erv erw en d u n g eines D iakons haben wir von A lex an d er II.

E in w eiterer m öglicher F all, der sehr nahe lag, w ar der, dafs d i e B i s c h ö f e , dam it eben die B üfser nicht o h n e u n d g e g e n i h r e n W i l l e n sich an den P a p st w endeten, i h r e B ü f s e r s e l b s t m i t B r i e f e n a n d e n P a p s t s c h i c k t e n .

E s w aren das erstens F älle, in denen die Bischöfe selbst dem B üfser eine bestim m te Bufse m it peregrinatio auferlegt hatten, dabei den Büfser m it einem Schreiben an den P a p st sendeten u n d wegen einer M ilderung d er Bufse anfragten bezw. den Büfser der M ilde des Papstes em pfahlen. D as ersehen w ir aus einer diesbezüglichen A ntw ort von N ikolaus I.

an R udolf von S tra fs b u rg 4: quidam vir nomine Thiothart venit, vestrae beatitudinis epistolam gerens, quam nostro contulit p raesulatui, cuius paginam perlegentes matricidam illum esse

1) Bei I v o X , 185. 2) Bei I v o X , 186; H a u s m a n n 1. c.

p. 43 und S c h m i t z 1. c. p. 155 schreiben unrichtigerweise den Brief S t e p h a n III zu vgl. H i n s c h i u s p. 106 Anm. 2. 3) L ö w e n f e l d ep. Pont, ined., p. 42, nr. 77. 4) I v o X, 173.

Zettschr. f. K.-G. XVI, 4. 3 /

(20)

cognovimus. E in k u rz es treffliches Beispiel für diese P ra x is b ietet eine U rk u n d e von A lex a n d er II. an den B ischof Goff- redus C onstantiensis 1 [in N orm ania], die ich d arum ihrem W o rtla u t n ach folgen lasse: Alexander Goifrido Constantie episcopo. Presentium portitor litterarium [wird zum typischen A nfang aller derartig en A ntw orten d er P äp ste an die Bischöfe] literas fraternitatis vestre ad nos deferens, manum misericordie lacrimdbiliter a nobis petiit, dicens se filium suum sine baptismate in lectu suo noctu iuxta se mortuum reperisse et ob hoc a vobis quinquennam penitentiam accepisse. Circa quem intuitu p i e t a t i s et r o g a t u v e s t r e d e v o t i o n i s vi- scera misericordie exhibentes duos annos penitentie super ne­

gligentia defuncti filii a vobis iniuncte apostolica auctoritate remisimus.

In anderen F ällen baten die Bischöfe den P a p st um seine Z ustim m ung bezw. fragten bei ihm a n , ob eine bestim m te vom F rag esteller angegebene M ilderung nach des P ap stes U rteil em pfehlensw ert sei un d eintreten könne.

Diese Ü b u n g z. B. bietet eine U rk u n d e von A lexander II.

an den B ischof O dolricus von P a d u a d a r 2 : H o g a b a s , u t presbitero Albizoni presentium latori misericordiam impendentes officium m i s s e c o n c e d e r e m u s Significasti enim eum cum matre sua fornicatum fuisse et ob hoc penitentia Z F annorum accepta, septem iam annos explevisse, octo quidem adhuc super esse. E x quibus unum sibi causa misericordie tueque dilectionis precibus indulsimus.

W ied er in anderen F ällen — und das geschah m ehr und m e h r, nachdem die G ew ohnheit d er R F . sich eing eb ü rg ert hatte — legten die Bischöfe bei d erartig en gröfseren V e r­

brechen d er zwei in B etra ch t kom m enden A rten M ord u n d U n zucht g a r keine Bufse m ehr a u f, sondern schickten die B üfser d ire k t m it B riefen zum P ap st, dam it dieser die Bufse auferlege.

D as ist z. B. der G edank en g an g des Schreibens B ene­

1) L ö w en feld p. 39, nr. 70. 2) L ö w e n fe ld p. 56, nr. 114.

(21)

5 5 9

d ik ts III. an Salom on 1 von K onstanz ü b e r die Bufse eines B ruderm örders, in dem B enedikt auch Salom on w egen seiner unterw ürfigen G esinnung lobte. Caritatis tuae fraternitatem almißcis sanctorum p atrum cernimus regulis ut condecet oboe- dire, quociens nostrae apostolicae sedi, que c a p u t et m a g i s t r a omniuni ecclesiarum dei consistit illa r e v e r e n t e r d i r i g i s de q u i b u s g r a v i t e r l a p s i s a b s q u e e i n s o r a c u l o n o n p r e s u m i s s u b v e n i r e.

A lexander II. 2 leitet eine ähnliche E n tsch eid u n g m it den W o rten ein : Presbiterum, quem apostolice sedis examini iudi- candum fraternitas taa direxit, quia p a tris thorum, proh dolor, nefanda fornicatione fedavit 3 . . . G regor V II. 4 g eb ra u ch t die W e n d u n g : latorem praesentium , quem fraternitatis tuae litterae homicidio macidatum nobis denunciaverunt . . .

Ä hnlich wie die B ischöfe, so e m p f e h l e n a u c h d i e C h r i s t e n s e l b s t schon im 9. Ja h rh u n d e rt die R o m ­ w a l l f a h r t .

So b erich tet die v ita S. Convojonis 1. I I I , c. 1 ( f 868) 5 von einem Mönch, er habe gegen seinen W illen einen anderen M önch, seinen leiblichen B ru d e r getötet. D a ra u f seien die M önche zusatnm engekom m en und hätten ihm als H eilm ittel fü r ein so grofses V erbrechen die W a llfah rt nach Rom em ­ pfohlen. Adm onuerunt illum fra trem , ut statim pergeret ad papam urbis Romae et a tanto pontifice susciperet poenitentiam.

Tune Ule afflictus profectus est ad Romanum Pontificem et prostratus coram eo indicavit ei, quo modo in$tigante diabolo

Germanum fratrem peremisset.

D iese G ew ohnheit der R F . m ufste n atü rlich in der C hristenheit die M e i n u n g b e f ö r d e r n , dafs das U r t e i l ü b e r d i e s c h w e r s t e n V e r b r e c h e n n u r d e m P a p s t z u s t e h e ; ihrerseits — wie w ir gleich sehen w erd en , — h aben die P ä p ste natürlich im Interesse ih rer M achterw eite­

ru n g diese G ew ohnheit und M einung n u r gefördert.

1) v. P f l u g k - H a r t t u n g I I I , nr. 4 , p. 4. 2) L ö w e n f e i d p. 4 6 , n. 92. 3) Vgl. dasselbe im Edikt Alex. IT. bei I v o X , 14.

4) J a f f e , Bibi. II, 52. 5) Mabillon acta ss. ordin. Bened. saec. IV, 2, 215 f.

(22)

D a h e r k o n n te es denn V orkom m en, w as uns z. B. ein B rief G regors V II. 1 berichtet, dafs die C hristen zum al V er­

w andte ein an d er selbst w egen gröfserer V erbrechen beim P a p s t an k lag ten u n d d ire k t den R ichterspruch des P apstes anflehten.

G erad e derartig e Vorfälle m ufsten n atü rlich dazu bei­

tr a g e n , in den P ä p sten m ehr und m ehr die M einung auf- k om m en zu lassen, es handle sich hier um ein päpstliches

R e c h t .

I I I .

D afs das bei den P äp sten w irklich der F a ll w a r, ist durchaus k la r , w enn w ir b e t r a c h t e n , w i e d i e P ä p s t e s i c h g e g e n d i e B i s c h ö f e u n d B ü f s e r v e r h i e l t e n .

W en n es sich hier n u n um die T h ä t i g k e i t d e r P ä p s t e b e i d e n R F . h a n d e lt, so lassen sich d a zwei M omente u n tersch eid en : erstens die i n d i v i d u e l l e B e h a n d l u n g d e r e i n z e l n e n F ä l l e , d an n ab e r auch d er a l l g e m e i n e G a n g d e r E n t w i c k e l u n g , die m ehr u n d m ehr zutage treten d e U m b ild u n g d er R F . von einer kirchlichen G ew ohn­

heit zu einem päpstlichen Recht.

D ie e i n z e l n e n F ä l l e , die also, wie schon oben gesagt, in B etrach t k o m m en , sind bei der B egrenzung des T hem as dieser S tudie un d der G rundlage d er R F . entsprechend M o r d u n d e r s c h w e r t e U n z u c h t in ihren verschiedenen A barten.

D ie T h ä t i g k e i t d e r P ä p s t e i n d e r E n t s c h e i d u n g d e r e i n z e l n e n F ä l l e , wie w ir sie aus den A n tw o rt­

schreiben an die Bischöfe, sowie aus den B eglaubigungs­

schreiben 2, die die B üfser an die Bischöfe erhielten, kennen, bew egte sich n u n w ieder in einer doppelten R ichtung.

E s finden sich F älle vor, in denen die T h ä t i g k e i t d e s P a p s t e s d a s b i s c h ö f l i c h e R e c h t u n d d i e A n o r d ­ n u n g d e s B i s c h o f s n i c h t d u r c h k r e u z t e , sondern verhältnism äfsig w enig oder g a r n icht störte. B em erken

1) J a f f e p. 14. 2) Vgl. J a f f e , Bibi. II, 328.

(23)

5 6 1

will ich aber, dafs das in d er einschlägigen L itte ra tu r ganz vereinzelte F älle sind.

E in U n ik u m geradezu ist z. B. der B rief Jo h an n es X . an H erm a n n 1 von C öln, der u. a. auch ü b er die Bufse eines K ölnischen P rie ste rs, der einen M ord begangen hatte, handelt.

D e r P a p s t lehnt näm lich auch a u f die d irek te A nfrage H erm an n s hin je d e E inm ischung in das R echt des Bischofs ab.

W ie m it diesem M örder nach den hl. Canones zu v e r­

fahren sei, wisse j a H erm an n selbst zu r G enüge. U n d w enn w irklich nach genügend geleisteter Bufse ihm eine rem issio g ew äh rt w erden könne, so wolle er, Jo h an n , das lieber ganz dem U rteil H erm anns überlasten. D en n H erm an n — und das ist d er w esentliche G ru n d Jo h an n es X . — kenne eben selbst den L ebensw andel des Büfsers und verm öge zu be­

urteilen, ob er nach seinem B enehm en einer rem issio w ü rd ig sei. G erade dieses, das w ichtigste, k önne H erm an n um so besser beurteilen, als er den B üfser im m er v o r A ugen habe und d er B üfser sich j a niem als vom B ischof entfernen dürfe.

D agegen erteilt d an n Johannes A uskunft ü b er den nicht m ehr d er Bufsdisziplin, sondern dem G ebiet der kirchlichen G esetzgebung angehörenden F a ll, ob dieser P riester nach vollständig geleisteter Bufse w ieder sein A m t an treten könne, u n d b eg rü n d et seine E n tscheidung ausführlich m it B ibel­

stellen. Z um Schlufs em pfiehlt er d ann w ieder im allgem einen dem H e rm a n n , a u f die reum ütige B ufsübung des P riesters zu achten und ihm d an n die M ilde nicht zu verw eigern, denn nach den W o rten d er Schrift v erachte G ott ein dem ütiges u n d zerknirschtes H erz nicht.

Gleichfalls selten s i n d d i e F ä l l e , in denen d e r P a p s t d e n B ü f s e r m i t e i n e m S c h r e i b e n a n d e n B i s c h o f z u r ü c k s c h i c k t , i n d e m e r i h n d e r M i l d e d e s B i s c h o f s e m p f i e h l t . E inen dieser wie gesagt seltenen F älle finden w ir bei G regor V II. x, d er dem Bischof Re- m edius von L incoln einen M örder m it d er E m pfehlung z u r M ilde zu rü c k sc h ic k t; tu a tarnen re lig io , s i eum p r o comm isso

1) F l o f s 1. c 1 0 9 f. 2) J a f f e p. 52.

(24)

GOETZ,

crimine perspexerit dignum Beo exhibere fructum poenitentiae, hoc sibi misericorditer provideat . . .

D a die T h ä tig k e it d er P äp ste in den R F . derjenigen der Bischöfe parallel v e rlä u ft, so können w ir wohl annehm en, dafs dies vielfach F älle gew esen seien, in denen die Bischöfe n ich t d ire k t un d selbst um das E ingreifen des P apstes baten, sondern eher solche, in denen die B üfser ohne V orw issen ih re r Bischöfe in Rom den hl. V ater anflehten. Gleichfalls einen solchen seltenen F a ll, in dem d er P a p st nicht d ire k t in die A m tsgew alt und B ufsgerichtsbarkeit des Bischofs als iudex proprius ein g reift, finden w ir in dem Schreiben G re ­ gors V II. an Josfredus, B ischof von P a ris A. E in W alteru s de D uaco h atte G regor persönlich angefleht, d er P a p st möge sich fü r ihn bei seinem B ischof — dem E rzb isc h o f von Rheim s — verw enden un d ihn diesem zu r M ilderung em ­ pfehlen. D er P a p st lehnt das ab, weil ihm die Sache nicht k la r genug erscheine; dagegen verfügt e r die W ied erau f­

nahm e d er U n tersu ch u n g u n d nach deren A usfall für den W a lte r entw eder A bsolution oder neue E x k om m unikation.

In d er M ehrzahl d er F älle griffen ab er die P äp ste in der verschiedensten W eise in die B ufsgerichtsbarkeit d er Bischöfe ein. E s k a n n uns das nicht w u n d e rn , w enn w ir lesen , in welch überm äfsig devoter W eise m anchm al die Bischöfe den R a t des P apstes einholten, oder diesem die E n tscheidung der F älle ganz überliefsen.

D ie T h ä t i g k e i t d er P äp ste bestand nach den vo r­

liegenden T ex ten zunächst im wesentlichen in M i l d e r u n g d er von den Bischöfen auferlegten Bufsstrafe.

. Diese M ilderungen w aren teilweise solche E rleichterungen, die m it d er Bufsstrafe als solcher n icht d ire k t in Z usam m en­

h an g standen und m anchm al eher den V erw andten un d der F am ilie des B üfsers zugute kam en. Teilw eise w aren es Mil­

derungen in den äufseren L ebensum ständen des Büfsers, die Jm w eiteren Sinn z u r Bufse gehörten. So verfügte N ikolaus I.

in dem R F . des B ru d erm ö rd ers H ugo 2, dafs dem H ugo das beim S tra fa n tritt genom m ene V erm ögen zurückgegeben w er­

1) J a f f e p. 268. 2) Ivo X, 184.

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