• Nie Znaleziono Wyników

Stahl und Eisen, Jg. 36, Nr. 52

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Stahl und Eisen, Jg. 36, Nr. 52"

Copied!
24
0
0

Pełen tekst

(1)

L e it e r des w irts c h a f t lic h e n T e ile s

G e n e ra lse k re tä r D r. W. B e u m e r , G e sc h ä f ts fü h re r d e r N o r d w e s t lic h e n G ruppe

des V e r e in s d e u ts ch e r E is e n - u n d S t a h l-

in d u s trie lle r.

STAH L« EISES

Z E IT S C H R IF T

L e ite r d e . te c h n is c h e n T e ile s I r . O n g . 0 . P e t e r s e n ,

st e llv e r t r . G e s c h ä f ts fü h re r d e s V e r e in s d e u ts c h e r

E ise n h ü tte n le u te .

F Ü R D A S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N .

N r . 5 2 . 2 8 . D e z e m b e r 1 916. 3 6 . Jahrgang.

U e b e r die V e r w e n d u n g von K o k s in G a s e r z e u g e r n fü r M a rtin ö fe n .

Von ®rX3ng. H . M a r k g r a f in Essen-Ruhr.

j j a ß Koks in den gebräuchlichen Gaserzeugern anstandslos vergast werden kann, dürfte von niem andem mein- bezw eifelt werden, zum al wenn m an sich erinnert, daß Koks schon seit langer Zeit in Gaserzeugern für Sauggasm aschinen und in Gas­

anstalten zur Beheizung der R etortenöfen Verwen­

dung findet.

Schwierigkeiten, die in H üttenw erken liier und da bei der Vergasung von Koks auftreten, sind in den m eisten Fällen darauf zurückzuführen, daß der Koks nicht in der geeigneten Form verarbeitet wird.

Entw eder wird er zu großstiiekig aufgegeben — dann reichen die Schachthöhen nicht zur Bildung eines einwandfreien Gases aus, da der Koks zu locker liegt und der Sauerstoff der Luft nicht genügend G elegenheit besitzt, die bekannten R eaktionen ein­

zugehen — , oder der Koks ist zu grusig, in welchem Falle die Brennstofflagerung im Schacht so dicht wird, daß die Pressung der Vergasungsluft nicht ausreicht, den W iderstand in der K oksschicht ge­

nügend gleichm äßig zu überwinden.

Sehr oft scheitern auch Versuche, Koks m itzu­

verwenden, daran, daß er m it Brennstoffen gem ischt wird, deren Asche gegenüber der des Kokses eine solche Zusam m ensetzung besitzt, daß beide Aschen gem ischt eine Schlacke von sehr niedriger Schm elz­

tem peratur ergeben. D ie Folge hiervon ist, daß der Gaserzeuger sehr schnell verschlackt. E s ist deshalb in vielen F ällen der getrennten Vergasung des Brenn­

stoffes der Vorzug zu geben.

D as aus K oks hergestelltc Generatorgas besitzt, wie schon in einem früheren A ufsatz1) eingehend ausgeführt wurde, im allgem einen der G asanalyse nach ungef&hr dieselbe Zusamm ensetzung wie das aus Stein­

kohle erzeugte. Sein Kohlensäuregehalt kann jedoch m it Leichtigkeit auf eine sehr geringe Menge be­

schränkt werden, da Koks ohne Schwierigkeiten in hohen Schütthöhen vergast werden kann. D ie B e­

reitung eines guten Generatorgases aus Koks ist demnach einfach zu nennen.

Trotzdem also an und für sich gegen das Gene­

ratorgas aus Koks hinsichtlich seiner analytischen Zu-

>) V gl. S t. u . E . 1916, 20. J a n ., S. 53/61.

LII.„

sam m ensetzung und seiner H erstellung keine ernst­

haften Bedenken erhoben werden können, zeigte jedoch der praktische Betrieb ein verschiedenartiges Verhalten bei der Verwendung im Martinofen. D ie Oefen gingen m it reinem Koks langsamer.

V ielfach wird behauptet, bei der Verwendung von Koks würde die Gasmenge zu gering, so daß dadurch die Dauer der Schm elzungen verlängert würde. D iese A nsicht muß als irrig bezeichnet werden, da aus 1 kg Koks mehr Generatorgas entstellt als aus 1 kg Kohle.

B ei gleicher D urchsatzleistung der Gaserzeuger m üssen demnach m it Koks genügende Gasmengen erzeugt werden.

Zur Prüfung der auffälligen Erscheinung, daß trotz reichlicher Mengen und guter Beschaffenheit des Gases m it reinem Koks der Schm elzgang nicht in derselben Zeit durchzuführen ist w ie m it Stein­

kohle, wurden vor kurzem an einem Martinofen von 35 bis 40 t E insatz planm äßige Versuche angestellt.

D as Ergebnis ist in Kürze folgendes:

W ährend m it einem Gas, das aus etw a einem D rittel Koks und zwei D ritteln Steinkohle dem Ge­

w ichte nach hergestellt war, einwandfrei geschmolzen werden konnte, wurde es schon schwierig, m it der H älfte Koks und der H älfte K ohle zu arbeiten.

Mit reinem Koks war jedoch die Schm elzung nicht fertigzum achen. Durch richtige E instellung der Luftzufuhr gelang es zwar, im Ofen eine lange F lam m e zu erzeugen. W enn die verbrennenden Gase auch eine sehr geringe Leuchtkraft besaßen, konnten sie doch immerhin m it dem Auge als Flam m en er­

kannt werden. Auch die entw ickelten Temperaturen waren sehr hoch, da das Gewölbe und die abziehenden Köpfe N eigung zum „L aufen“ zeigten; weiter gingen die Kammern sehr heiß. Trotzdem arbeitete das eingeschm olzene B ad nicht in der gew ünschten W eise.

Mehrere durchgeführtc Versuche zeigten immer das gleiche Bild.

B ei genauer Beobachtung der F lam m e ergab sich nun, daß diese auffällig bestrebt war, sich nach dem Gewölbe hin zu entw ickeln. A uf eine E ntfernung von etw a einem D rittel der H erdlänge behielt sie noch die Führung aus dem Gaszug, doch dann flatterte sie gewissermaßen auseinander, im Gegensatz zu der

158

(2)

12 4 6 S ta h l u n d E is e n . li'e ra e r von Siem ens und die Eisenindustrie. 3 6 . J a h r g . N r. 62.

Flam m e aus Steinkohlengas, die sich auf das ganze Bad legte und so m it der Schlacken decke bzw. dem eingeschm olzenen Stahl in innige Berührung kam (vgl. Abb. 1 und 2). Hierin dürfte d ieürsache für den veränderten Ofengang gefunden sein. D ie m it Koks­

generatorgas im Ofen entw ickelte W ärme wird weniger dem Bade zugeführt, sondern verteilt sich nielir im ganzen Ofenraum.

Dieses auffällige, verschiedenartige V erhalten von zwei Gasen, die der A nalyse nach einander sehr ähneln, dürfte wahrscheinlich auf das Vorhandensein bzw.

F ehlen von Kohlenwasserstoffdämpfen zurückzuführen sein. Leider liegen über das Verhalten von K ohlen­

wasserstoffen bei der Erzeugung hoher Temperaturen verhältnism äßig w enig sichere Beobachtungen vor. D ie

tung sind. Zu den aus Steinkohle im Gaserzeuger

T f .. «

A b b ild u n g 1 u n d 2.

G a s e rz e u g e rb e trie b m it K o h le . G a s e rz e u g e rb e trie b m it K o k s.

dampfförmigen Verbindungen, die sich zum Teil an den kälteren Stellen der Leitungen bzw. K anäle zw i­

schen den Gaserzeugern und Martinöfen als Teer oder teerige Krusten absetzen, werden in den hocherhitz­

ten Gaskammern der Martinöfen unter dem Einfluß der W ärme in einfachere Verbindungen übergeführt, wobei sich häufig fester Kohlenstoff abscheidet. In welchen Mengen und bis zu welchem Grade die Zer­

setzung vor sich geht, hängt von den verschiedensten B edingungen ab. D ie K onzentration und die Ge­

schwindigkeit der Gasmengen, ferner die H öhe der Temperaturen dürften wolil die H auptrolle hierbei spielen. E in Teil der Kohlenwasserstoffverbindungen wird jedoch als solche, w enn auch in einfacher Form , zusam m en m it ausgeschiedenem Kohlenstoff in den Ofenraum gelangen, wo der verglühende Kohlenstoff der Flam m e die Leuchtkraft verleiht. Bei der Ver­

gasung von Koks entstehen nur w enig Kohlenwasser­

stoffverbindungen; deshalb erhalten die Flam m en auch nur geringe Leuchtkraft.

W eshalb jedoch die Flam m e auch die Führung im Ofen verliert, bleibt vorläufig noch ungeklärt.

Man könnte der Meinung sein, daß die V olum en­

verhältnisse hierbei von ausschlaggebender Bedeu-

gebildeten Gasmengen komm en noch in den Gas­

kammern die Gase, die sich aus den dampfförmigen Kohlenwasserstoffen durch Zersetzung bilden. D ie letzten Stufen der Zersetzung sind K ohlenoxyd, W asserstoff und teilw eise Methan. E s tritt also eine Vergrößerung des Gasvolumens in der Gaskammer ein. Wird demnach als Ersatz für Kohle nur so viel Koks vergast, daß die in den Gaserzeugern gebildeten Gasmengen dieselben bleiben, so würden, gleiche Erhitzung in den Kammern vorausgesetzt, bei Koks geringere Gasvolumina durch die Gaszüge gehen.

D am it würde natürlich die Geschwindigkeit des Gas­

stromes verlangsam t, wodurch eine Abweichung von der ordnungsmäßigen Flamm enführung erklärt wäre.

Auf Grund dieser Ueberlegungen wurde bei den Versuchen m it Koks die Gaszufuhr verstärkt, so daß die Ge­

schwindigkeiten in den Gasziigen un­

bedingt gleich bzw. höher werden m ußten w ie bei Steinkohlengas. D ie Flamm enführung wurde jedoch dadurch nicht verbessert. D ie Gase zeigten w eiter das B e­

streben, sich nach dem Gewölbe hin zu entwickeln.

Der Gedanke, daß das spezifische Gewicht der Verbrennungsgase eine Holle spielen könnte, liegt nahe, doch dürfte es schwer, wenn nicht unmöglich sein, durch theoretische Berechnungen Aufklärung über diese V erhältnisse zu bekommen. V ielleicht ist auch der in den Flam m en des Steinkohlengases ent­

haltene, fein verteilte glühende Kohlenstoff von B e­

deutung für die Flamm enführung.

E ine Lösung dieser für die Verwendung von Koks in hüttenm ännischen Betrieben sowohl zurzeit als auch voraussichtlich in Zukunft äußerst wichtigen Frage dürfte sehr zu erstreben sein. Man wird sie wohl nur durch planm äßig angestellte praktische Versuche finden können; sie dürfte auf eine besondere G estaltung der Ofenköpfe hinauslaufen.

Bei den beschriebenen Versuchen war es aus verschiedenen Gründen nicht m öglich, diese Frage weiter zu verfolgen. Zweck dieser Zeilen ist es, weitere Kreise zur Vornahme von Versuchen anzu­

regen, wozu auch trotz der heutigen großen In ­ anspruchnahme der Martinwerke vielleicht doch hier oder da Gelegenheit sein dürfte.

W e r n e r v o n S ie m e n s u n d die E is e n in d u s trie .

(Zu seinem 100. Geburtstage, 13. D ezem ber 1916.) Von O t t o V o g e l in Düsseldorf.

(S c h lu ß v o n S eite 1201.)

| - ? e i dem Umstand, daß jede w irklich bedeutende N euerung auf technischem Gebiet Werner S ie­

mens uneingeschränktes Interesse erregte, ist es wohl zu begreifen, daß die Herstellung der nahtlosen Röhren nach dem M a n n e s m a n n v e r f a h r e n bei ihm volles Verständnis fand.

„K ennzeichnend für die geistige Spannkraft, die Werner Siem ens bis zuletzt eigen w ar,“ sagt C. M a t- s c h o ß 1) „ist sein Eintreten für die E ntw icklung des M annesmann-W alzverfahrens, das damals eine „wahre

l ) Z e its c h r ift d es V e re in e s d e u ts c h e r In g e n ie u re 1 916, 16. D e z ., S. 1066.

(3)

28 . D e z e m b e r 1916. Werner von Siem ens und die Eisenindustrie. S ta h l u n d E is e n . 1247

R evolution“ des W alzwesens einzuleiten schien.

Kennzeichnend ist aber auch diese Episode am Ende seines Lebens gerade für seine begeisterte Liebe zur Technik. N icht der W unsch, zu großen R eichtüm ern neue zu erwerben, nicht die Sehnsucht nach weiterer Ausdehnung des M achtbereichs seiner Firm a, son­

dern ausschließlich die Befriedigung, an einem großen Fortschritt der Technik m aßgebend m itarbeiten zu können, treibt ihn zu dieser neuen Arbeit. D as Eigenartige, vollkom m en N eue reizt ihn. Der Glaube au den Anfang einer großen neuen E ntw icklung treibt ihn zur In itiative selbst auf K osten der eigenen ge­

schäftlichen Entw icklung. So sehen wir ihn am Ende des Lebens noch einm al abseits vom W ege.“

A m 14. Januar 1889 berichtete Werner seinem Bruder Karl in S t. Petersburg:

„D ie R ö h r e n f a b r i k a t i o n in K o m o t a u ist je tz t z. T. in gutem Gang, und in w enigen Wochen is t das ganze W erk in T ätigkeit. Um die Röliren reißen sich je tz t nam entlich die R riegsm inister aller Länder und zahlen beliebige Preise! Schade, daß w ir in England noch nicht fertig sind, doch dafür werden uns die E xperim ente erspart! E ine Röhren­

bestellung für sehr hohen Druck für Chile ist durch die englische Tube Co. für Mannesmann abgeschlossen und w ird jetzt in K om otau ausgeführt! D as hat in England große A ufm erksam keit erregt . . ,.“ und w enige W ochen darauf, am 11. März 1889, schrieb er: „ . . . E s w äre durch den Kupferkrach w ahrschein­

lich G elegenheit, Rußland für eine M a n n e s m a n n ­ a n la g e zu erwerben. H ast D u L ust? S ei nur über­

zeugt, daß die Fabrikation a u s g e z e i c h n e t geht.

Man m acht jetzt schon 16 tons Röhren tä g lich in K om otau m it einem V iertel der Maschinen. Für K riegsm aterial wird jeder Preis gezah lt!“ . . .

Ueber die später ausgeführte riesige M a n n e s ­ m a n n r o h r l e i t u n g in K e d a b e g hat Siem ens in der M ai-Sitzung des Jahres 1891 im Verein für Ge- werbfleiß ausführlich berichtet1).

D ie Geschichte des in der ganzen W elt bekannten R e g e n e r a t i v o f e n s , dieser epochemachenden E r­

findung von Werners Bruder, F r ie d r i c h S ie m e n s , ist in unserer Zeitschrift bereits von zuständigster Seite behandelt worden2), so daß ein näheres E in ­ gehen darauf sich hier erübrigt. Aus nachstehenden Briefstellen Werners geht hervor, w elch innigen A n­

te il auch er an der richtigen A usgestaltung dieses O fensystem s nahm.

M eran, den 27. D ez. 1856.

An K arl in Petersburg. . . F ritz hat m its einem alten, neuerdings sehr verbesserten Ofen sehr gute R esultate erreicht, S t a h l , selbst P latina m it w enig K ohlen g e s c h m o lz e n . D ie Sache scheint sehr w ich ­ tig zu werden. Er bleibt jetzt in London bei seinem Ofen! Ich halte sein Prinzip (regenerativ!) für sehr fruchtbar und auch für den H üttenbetrieb sehr an­

1) E in A u szu g a u s d iesem V o rtra g b e fin d e t sielt in S t. u . E . 1891. J u n i , S. 516.

2) D r. L . B e c k : Z u m 5 0 jä h rig e n J u b ilä u m d e s R c- g e n c ra tiv o fe n s. S t. u. E . 1900, 1. D e z ., S. 1421/7.

wendbar. Ich habe ihm entsprechende Vorschläge gem acht.“

Sheffield, den 26. J u li 1857.

An Karl in Petersburg. „. . . M it den Oefen geht es gut. Stahlschm elzöfen schm elzen zwar leich t zu­

sammen, doch Glüh-, Schw eiß- und M essingschm elz­

öfen sind v ö llig bewährt, und Puddelöfen scheinen sich ebenfalls prächtig zu machen. D er olle Fritz s itz t m it schwarzem G esicht im m er dabei und hat nur Auge und Ohr für Oefen. H a t sich nich t ein T itelchen verändert!“ . . .

B erlin, den 18. Oktober 1858.

An Karl in Petersburg. „ . . .D a n n würde die Sache auch unsere ganze anderw eitige T ätigkeit lähm en, was gerade jetzt, w o die Oefen so brillant fortgehen und uns so leichter G elegenheit bieten, sehr v ie l zu verdienen und eine großartige T ätigkeit zu entfalten, doppelt unzw eckm äßig w äre! . . .“

B erlin, den 25. Oktober 1858.

A n W ilhelm in London. „. . . Verschaffe D ir doch das Buch von S c h in zl) über W ärmemessungen usw.

E in sehr brauchbares Buch, aus dem man v ie l lernen und v ie l A rbeit sich ersparen kann. Er begrüßt die Gasöfen (ohne R egeneration) als den größten F ort­

schritt der neueren Zeit. E s is t m erkwürdig, w äh­

rend hier alle W elt Gasfeuerungen anlegt und dafür schwärmt, hängt man in England halsstarrig beim alten — ich glaube, w eil es nicht englisch ist! . . .“

Berlin, den 2. N ovem ber 1858.

An Friedrich in W ien. „. . . Wir gehen m it Oefen je tz t hier ganz m unter vor, und ich denke, lange sollen die günstigen Nachrichten nicht mehr auf sich warten lassen. Ich habe je tz t zw ei recht tüchtige junge Leute, die ich fortwährend m it Zeichnungen und Projekten für verschiedene Zweige des Ofen­

baues beschäftige. Für m ich is t das auch eine ganz gute Schule, denn ich lerne so in praxi bei den K on­

struktionen auf alle m öglichen vorauszusehenden D in ge R ücksicht nehmen. Ich habe so Schm elz-, Puddel-, S tahl-, Glas-, Ziegelöfen durchkonstruiert und erwarte nun das höchste U rteil der Praxis darüber. Von den K onstruktionen, die sich v o ll­

komm en praktisch bewähren, werde ich D ir Kopien schicken. Tue D u dasselbe, dam it w ir bald zu ganz probaten Konstruktionen kom m en.“

B erlin, den 15. Novem ber 1858.

An W ilhelm in Paris. „. . . Unser H ansen (bei F ritz) m acht p r a c h t v o l l e n S t a h l d u r c h e i n ­ f a c h e s Z u s a m m e n s c h m e l z e n v o n G u ß - u n d S c h m i e d e i s e n (zw eim al Schm elzen H auptsache!).

W ir k o m m e n o h n e W is s e n in S t a h l f a b r i k a ­ t i o n h i n e i n ! “

B erlin, den 15. Novem ber 1858.

An Karl. „. . . D eine Ofensorge laß nur fallen.

Ich betreibe die Konstruktion jetzt selbst m it Vor-

0 S c h i n z , C .: D ie W ä rm e m e ß k u n s t u n d d e r e n A n ­ w e n d u n g z u r C o n s tru c tio n v o n A p p a r a te n f ü r d ie I n d u ­ s tr ie u n d f ü r h ä u s lic h e B e d ü rfn iss e . M it A tla s . S t u t t g a r t 1858. A tl. P o l. N e b s t C o m p e n d iu m . 1858.

(4)

1248 S ta h l u n d E ise n . Werner von Siem ens und die Eisenindustrie. 3 6 . J a h r g . N r. 5 2 .

lieb e und kenne die Sache gründlich. Unser Stah l­

ofen in Karlswerk ist der einzige, welcher gelungen ist, und Stahlschm elzen ist die schw ierigste Sache.

H ans w ird je tz t m it Macht in Sachsen bauen, und es w ird bald an Vorbildern und Erfahrungen kein Mangel sein. Glaube m ir, es is t nam entlich für R uß­

land eine wahre Segens- und hoffentlich auch Goldes­

quelle! D ie Durchfiilirung hat freilich ihre Schw ie­

rigkeiten, die früher w ohl zu gering veranschlagt wurden. . .

Berlin, den 9. November 1859.

An Karl in S t. Petersburg. . . Puddelöfen sind die schwierigsten von allen, da das E isenoxyd m it der Zeit die Regeneratoren verstopft, diese also öfter gereinigt resp. um gebaut werden müssen. Außer Glüh- und Schw eißöfen sind für Rußland Glasöfen besonders w ichtig. . . . “

Berlin, den 28. Januar 1865.

A n K arl in St. Petersburg. „. . . M it F ritz’ Ge­

schäften geh t es je tz t recht gut. Er beherrscht seine Sache praktisch w ie theoretisch jetzt vollständig, entw ickelt sich auch als Geschäftsmann, seit er dazu gekomm en ist, jeden Menschen als einen Ofen m it besonderen Kapricen so zu behandeln, w ie es seiner N atur zusagt! N ach W ilhelm s M itteilung haben die Oefen in E ngland und Frankreich im letzten Jahre schon etw a 5000

£ eingebracht. D as läßt sich gut

an. Auch hier und in Oesterreich sind schon gute Ueberschüsse. Wäre nicht nachgerade Zeit, auch in Rußland m al w ieder vorzugehen? . .

Berlin, den 14. September 1866.

An Karl in Petersburg. „ . . . Laß k ü n ftig doch nichts bauen, ohne vorher gute Zeichnungen an Fritz zur Begutachtung zu schicken. Man muß sich an einen Propheten halten. Verbesserungsprojekte mußt D u bei Strafe sofortiger E ntlassung D ir vom H alse halten. F ritz’ Oefen gehen säm tlich untadelhaft, und es ist w irklich Selbstm ord, sich dann noch auf eigene D ilettantenkonstruktion einzulassen. Sehr gespannt bin ich natürlich auf weitere N achrichten! “

Paris, den 5. M ai 1867.

An W ilhelm in London. „. . . W ie mir gestern von W heatstone m itg eteilt wurde, hast D u seitens der Gruppenjury den großen Preis für R egenerativ­

öfen nach lebhafter D ebatte bekom m en!“1)

Der R egenerativofen war für d ie Brüder Siem ens nach und nach zum reinsten „M ädchen für alles“

geworden; selbst für Leuchtturm zwecke sollte er herangezogen werden, w ie folgendes Seineiben zeigt:

B erlin, den 3. Septem ber 1859.

A n W ilhelm in London. „. . . E tw as gefährlich is t die e l e k t r i s c h e B e l e u c h t u n g fü r L e u c h t - t i ir m e im m er, da das Licht ein m al erlischt, w as großen N ach teil bringen kann. H abe m ich v iel m it einer besseren Methode gequält, aber bisher ohne ge­

nügenden Erfolg. E in Regenerativofen m it Guck­

loch und einem sich drehenden Spiegel davor oder

1) F rie d ric h S iem en s, d e r e ig e n tlic h e E rf in d e r, is t d a b e i le id e r le e r a u sg e g a n g e n .

Prism a scheint mir der beste Ersatz der Oellampe für große L ichter!“

Leider gestattet es der zur Verfügung stehende R aum nicht, in E inzelheiten aus der so hoch bedeut­

samen Erfindungsgeschichte des S ie m e n s - M a r t in - V e r f a h r e n s einzugehen; es sei dieserhalb auf das schon eingangs erwähnte Buch von Elnenberg: „D ie Unternehmungen der Brüder Siem ens“, S. 241/364, sow ie auf die vorliegenden Siemensbriefe verwiesen.

H ier nur eine Stelle, die sich auf die Bezeichnung S ie m e n s - M a r t in - O f e n bezieht.

W erner, der sich im A ugust 1868 zwecks E in ­ führung des R egenerativofens in W ien aufhielt, schrieb von dort unter dem 2. A ugust an seinen Bruder W ilhelm in London: „. . . Gregor w ird D ir den Vorschlag gem acht haben, D ich m it Martin auch für die übrigen Länder, wo keine P aten te sind, zu vereinigen. M artin hat in Sachsen und w ohl auch in anderen deutschen S taaten P aten te genom m en, hat sehr in telligen te Agenten, und das W annenstahl­

schm elzen heißt in D eutschland überall das „M ar- t i n s c h e “ Verfahren. Dagegen ist n ich t anzukämpfen, höchstens gegenseitig das Geschäft zu verderben.

K o h n 1) m eint, M artin w ürde sich sehr gern m it D ir vereinigen, würde auch einverstanden sein, das Ver­

fahren des Stahlschm elzens aus E isen im W annen­

ofen das „ S i e m e n s - M a r t i n s e h e “ zu n e n n e n 2) und eine Vereinbarung über gem einschaftliche E x ­ p loitation zu treffen. Ich rate, es zu tun, sonst habt Ihr alle nichts! Du hast die Zeit verpaßt. Auch D ein erstes hiesiges P aten t hat gar kein en W ert m ein, da es nich t binnen Jahresfrist ausgeführt ist, w ie Du wohl w eißt. Ich rate, Gregor zu instruieren, m ein auf Anlage einiger ganz großer A nstalten in Norddeutsch­

land hinzuw irken, vielleich t Krupp und eine große alte oder neue A ktien-Stahlfabrik in Schlesien in Szene zu setzen, ferner Gregor zu autorisieren, m it Martins A genten P e i p e r s für N orddeutschland in Verhandlung zu treten .“ . . .

W ie w ir aus der Kruppschen Festschrift wissen, war in der T a t bereits M itte 1869 ein Martinofen auf den Kruppschen Werken in Tätigkeit.

W eniger glücklich als Friedrich Siem ens m it seinem R egenerativofen war W ilhelm Siem ens m it seinem L ieblings- aber auch Sorgenkind, dem so­

genannten „direkten Prozeß“. Ihm schw ebte dabei der Gedanke vor, den H ochofen für die Stahlerzeu­

gung ganz zu umgehen. Bessem er auf diese Weise zu schlagen, wurde ihm fast zur fixen Idee, der er seitdem den besten T eil seiner Kraft und viele M illio­

nen opferte, ganz ähnlich, w ie er in einer früheren Periode seines Lebens der „R egenerativ-M aschinc“

nachgestrebt hatte2).

1) D e r V e r tre te r M a rtin s in O e ste rre ic h .

2) W ie a u s o bigem S c h re ib e n e in w a n d fre i h e r v o r ­ g e h t, s t a m m t d ie B e z e ic h n u n g S i e m e n s - M a r t i n - V c r - f a h r e n e r s t a u s d em J a h r e 1868 u n d n ic h t s c h o n a u s d em J a h r e 1S66, w ie C. P e i p e r s in s e in e n p e rsö n lic h e n

„ E r in n e r u n g e n a n P ie r r e M a r tin “ a n g ib t. ( S t. u . E . 1912, 17. O k t., S. 1743.)

2) E h r e n b e r g a. a. 0 . . S. 349.

(5)

2 8 . D o z e m b e r 1910. Werner von Siem ens und die Eisenindustrie. S ta h l u n d E is e n . 1249

Naturgem äß interessierte sich Werner von Sie­

mens auch für diese Erfindung seines Binders. Er berichtete hierüber mehrfach an Karl in Moskau:

Berlin, den 24. Februar 1872.

„ . . . W ilhelm schreibt ganz fidel darüber, daß sein neuer Eisenprozeß — m it Kohlenpulver aus dem ge­

schm olzenen Erze das E isen in weichem Zustand aus­

zufällen — vollständig gelungen sei! Er hofft, Eisen künftig billiger als Gußeisen zu machen. D as wäre eine sehr einfache, aber kolossal w ichtige Erfindung, die W ilhelm s Nam en unsterblich machen würde!

Auch für Kedabcg nicht zu verachten! . . .“

B erlin, den 28. N ovem ber 1872.

„ .. .D ein en Brief vom 25. gestern abend erhalten.

Mich hat darin besonders erfreut, daß W ilhelm s Eisenprozeß m it so brillantem R esultat ins Leben getreten ist. E s muß nun notw endig Entscheidendes geschehen, um dies auch für Deutschland nutzbar zu machen. E s lä ß t sich dies auf die eine oder andere W eise bewirken, und es scheint m ir je tz t der rechte Zeitpunkt dazu. Veranlasse W ilhelm , m ir recht bald genaue Angaben über die erzielten R esultate zu schicken. E s ist für Eisenunternehm ungen der Zeitpunkt hierselbst günstig. . . . W ilhelm soll nur gleich seine Bedingungen angeben. H a t er denn das P aten t in Preußen erhalten? Er sollte es doch auch in Sachsen nehmen. . . .“

Am 7. D ezem ber 1872 beglückwünscht Werner in einem längeren Schreiben W illiebn zu seinem Er­

folge: „. . . D eine E rfolge m it dem R o t a t o r haben m ich ganz ungem ein erfreut! D as ist m al ein solider Erfolg, der D ir v ie l Geld und Ehre bringen wird.

Ich w ill sehr gerne dazu m itw irken, die Sache auch hier schnell zur Geltung zu bringen. D ie Zeit scheint m ir dazu gut zu sein, da Eisen- und Stahlunter­

nehmungen hier sehr vogue sind! H ast D u denn eigentlich hier das P aten t? W ie wäre es, w enn Du in Wrien einen R otator aufstelltest (E xposition)1) und dam it S tah l m achtest? D as würde die Sache m it einem Schlage in der ganzen W elt zur Annahme bringen! D u m ußt auch in Sachsen ein P aten t nehmen, so w ie in Rußland und Schweden. Frank­

reich und Am erika w irst Du w ohl besorgt haben.

B itte , schicke m ir in einem besonderen Briefe oder kleinen Memoire die w esentlichen Bedingungen, unter welchen D u m it einer hier auf D ein e Sache zu bildenden Spezialgesellschaft in Verbindung treten würdest. Vielleicht wird die Diskonto-Gesellschaft die Sache in die H and nehmen. Andernfalls m öchte ich direkt m it dem großen w estfälischen Berg- und H üttenverein, dessen Hauptabgeordneten ich recht gu t kenne, in Verhandlung treten. Ich muß mich aber auf bestim m te D a ta stützen können.“

Noch am gleichen Tage sandte er an Friedrich Siem ens folgende M itteilung: „. ... W ilhelm s R o t a ­ t o r p r o z e ß hat sich sehr gut bewährt. In zw ei Stunden h at er aus dein Erz m it nur 10 % Eiscn- vcrlust v ö llig w eiches und ganz reines E isen erhalten,

J ) W ie n e r W e lta u s s te llu n g 1873.

und nach späterem Zusatz von etw as K ohle oder Spiegeleisen Stahl. . . .“

Am 7. Januar 1873 bat er K arl in London:

„. . . Mache doch W ilhelm darauf aufmerksam, daß sein Eisenprozeßpatent in sechs Monaten ausgeführt oder eine Prolongation nachgesucht werden muß, die in der R egel nur auf ein Jahr erteilt wird. E s wäre vielleicht ganz zweckmäßig, wenn ich im Ge­

werbeverein m al einen kleinen Vortrag über seine Methode hielte. D ann muß er m ir das Material schicken, denn die R esultate sind doch nur ent­

scheidend.“

R echt interessant ist auch der folgende Brief:

Berlin, den 15. Februar 1873.

An Karl in London. „ . . . Von mehreren Seiten bin ich gefragt, ob große lagernde Massen von E isen­

oxyd (in und bei Berlin) nicht durch W ilhelm s Prozeß technisch verw ertet werden könnten. Nähere E r­

kundigungen ergaben, daß hier täglich allein in drei Fabriken (Schwefelsäure und A nilin) ca. 500 Zent­

ner über 60 % E isen enthaltendes E isenoxyd er­

zeugt werden, w elche fast um sonst zu haben wären.

H underttausende von Zentnern liegen jetzt nutzlos da! D as aus den Schwefelsäurefabriken stammende Oxyd hat aber etw a 2 % Schwefel. D as und die schlechte pulvrige Beschaffenheit h ält die E isen­

industrie bisher von der Verwendung zurück. B e­

sprich doch m al m it W ilhelm , ob er glaubt, m ittels seines neuen Prozesses dies Oxyd zu gutem Eisen verwenden zu können. D ann g ib t es keinen besseren Ort für eine Eisenanlage als Köpenick, w elches allein täglich 300 Zentner liefert.“ . . .

Trotz aller angekündigten Erfolge des „ d ir e k ­ t e n V e r f a h r e n s “ schien Werner noch im mer nicht so ganz von der D urchführbarkeit desselben über­

zeugt gewesen zu sein, denn er schrieb am 13. Oktober 1875 an W ilhelm in London: ,,. . . D aß D eine E isen­

resultate je tz t günstig ausgefallen sind, freut mich sein-. H alten denn die Oefen je tz t dauernd aus?

Schicke doch baldm öglichst etw as von D einem che­

m isch reinen Eisen für unsere Magnete. W eiches E isen ist gar nicht mehr aufzutreiben, — eine wahre K a la m itä t!“ . . .

N icht zu verwechseln m it dem „direkten Prozeß“

ist das verbesserte „ L a n d o r e - V e r f a h r e n “ , und recht bezeichnend in dieser H in sich t folgende S telle eines B riefes vom 28. A pril 1877 an W ilhelm in London: „. . . D ein Eisenprozeß m acht ein täglich wachsendes Aufsehen in D eutschland, da m an davon m it Recht, eine W endung des E isenhüttenw esens zugunsten Deutschlands darin erblickt. W ir haben hier fast gar kein Eisenerz, w elches sich für den Bessemerprozeß eignet, während cs für D einen E rz­

prozeß teilw eise sehr geeignet erscheint. D u könntest jetzt auf bedeutendes Entgegenkom m en seitens der R egierung rechnen, wenn D u auf einem bestim m ten Wege vorgehen w olltest. E s herrscht aber eine ge­

w altige Verwirrung der A nsichten darüber, ob Du

den Siemens-M artin-Prozeß, den verbesserten Lan-

(6)

1250 S ta h l lin d E ise n . Werner von Siem ens und die E isenindustrie. 36. J a h r g . N r. C2.

doreschen m it E rz, anstatt Schm iedeisenzusatz zum Gußeisen, oder D einen eigentlichen Erzprozeß, der den Hochofen beseitigt, vor Augen hattest bei vielen Deiner Anführungen. Darüber, w ie es eigentlich m it letzterem in praxi steht, kann ich den vielen An- fragern leider keine Auskunft geben, da ich selbst absolut nichts darüber w eiß. Ich weiß nur, daß Du vor einem oder zw ei Jahren daran laboriertest, daß zu schnell verzehrt wurde, daß die Ballen sich nicht recht schweißen lassen w ollten, w ozu D u einen neuen Quetschapparat konstruiertest. Seitdem hast Du m ir gegenüber absolutes Schweigen über D eine w eiteren Fortschritte und R esultate beob­

achtet. N ach Deiner alten P raxis m ußte ich daraus schließen, daß sie nicht günstig waren, da Du über günstige R esultate m itteilender zu sein pflegst.

Jetzt hast Du Unruhe in die ganze deutsche E isen­

industrie geworfen, und es wäre eine patriotische H andlung von D ir, w enn Du die Sachlage ganz klar und unverschleiert der O effentlichkeit übergeben würdest. Ueberlege D ir das doch.“

D a man w ohl die Vorliebe der Brüder Siem ens für alles, w as sich auf S tah l und Stahlgew innung bezog, in w eiten Kreisen kannte, so wurden sie auch von den verschiedensten Seiten zur B eteiligung an neu zu gründenden Unternehmungen dieser Art aufgefordert. H ier nur einige derartige Belege.

Berlin, den 14. Novem ber 1871.

A n W ilhelm in London. „Eben war G r u s o n bei mir. Er h atte Fritz verfehlt, der gleichzeitig m it ihm komm en w ollte. Gruson inacht zwei Propositio­

n e n .

Entweder m it seiner A ktiengesellschaft auf

deren 38 Morgen großem Grundstück bei Pirna eine Stahlfabrik anzulegen, bei der er sich gut be­

teiligen würde, oder, was ihm lieber wäre, diese A n­

lage in Buckau im Zusammenhänge m it seinen dorti­

gen Werken zu machen und D ir royalty zu zahlen.

Er würde dann erst m äßig anfangen, aber m it großem P lan, um dann schnell zur größten Ausdehnung vor­

zuschreiten. Er w ill dann Krupp Konkurrenz machen und nam entlich Stahlpanzer kultivieren sowie Ge­

schütze gießen. E r h ält Magdeburg für besser, da von dort W assertransport sei und er die Sache mehr in der Hand habe.“

Berlin, den 21. N ovem ber 1871.

An Karl in Tiflis. „ . . . W egen der Stahlfabrik in Sachsen besuchte m ich neulich G r u s o n . Er hat jetzt am m eisten L ust, selbst in Buckau eine S tah l­

fabrik anzulegen und Erz und E isen von Sachsen komm en zu lassen. D ie Sache ist bis W ilhelm s R ück­

kehr von R om vertagt. Bald darauf kam S c h w a r t z - k o p f f , dessen A ktien auf 138 in die Höhe gegangen sind, m it einem R ussen, der ihm den Antrag gem acht hat, ein Eisen- und Stahlwerk zwischen dem Onega- und Ontariosee — am N ishnijkanale — anzulegen.

Schwärtzkopff w ies ihn an uns, i. e. W ilhelm möchte sich aber selbst (privatim ) m it etw a 50 000 Rubel beteiligen. D ie Sache scheint nicht schlecht, wenn die Erzanalysen richtig sind. . . . Schwartzkopff

schlägt ganz richtig vor, es sollten nur Gußstahl­

blöcke gem acht und nach England und D eutschland roh verkauft w erden.“

B erlin, den 19. D ezem ber 1872.

An W ilhelm in London. „ . . . Vorgestern kam ein Ingenieur F. W e il aus Paris, m ir schon länger ober­

flächlich bekannt, m it dem Antrag zu m ir, ich möge dem technischen K onsultativcn-K om itee einer großen

„K öniglich Ungarischen E isen- und Kohlengcsell- schaft“ beitreten. Durch präsentiertes Schreiben des ungarischen M inisters war er autorisiert, außer praktischen, hohen Berg- und H üttenleuteir L i e b i g , P e t t e n k o f e r , H o f m a n n , K u n h e i m und mich aufzufordern. D ie ersten beiden hatten brieflich akzeptiert. Bedingungen sollte jeder selbst angeben.

N atürlich war die Sache nur eine Finanzspekulation auf unseren N am en, d am it Herr E r la n g e r — die treibende Seele, w ie es scheint — sein Geld vom Publikum bald w iederbekom m t. Ich lehnte selbst­

verständlich ab, da E isenindustrie nicht m eine Sache wäre. Ich überzeugte m ich aber aus den Gesprächen und Vorlagen, daß es sich w irklich um eine groß­

artige Unternehm ung handelt, so recht geeignet, um D einen Prozeß im großen zur Geltung zu bringen.“

Berlin, den 25. Januar 1886.

A n Friedrich in Dresden. , , . . . Eben waren hiesige G eschäftsleute m it einem Franzosen bei m ir und teilten m ir sonderbare Geschichten m it. D er bekannte P . W e il in Paris (ein Deutscher) hat einen Prozeß gefunden und überall patentiert, durch den er Guß­

eisen (Roheisen), Ingots in einer V iertelstunde bis 25 M inuten in Stah l feinster Q ualität verwandeln kann! S ie haben das Verfahren an eine Pariser Gesellschaft für 200 M illionen Francs verkauft m it entsprechender A nzahlung. D as deutsche, je tz t erst ausgelegte P aten t hat ein Herr E . B u r ck h a r d t an der H and und w ill darauf eine Gesellschaft gründen. Ich habe abgelehnt, sie aber an Georg verw iesen.“

„ S oviel ich von dem Franzosen erfuhr, besteht die Methode darin, Gußeisen in einem Salzbade zur K irschglut zu erhitzen. Je nach der D icke des Stückes genügt dann eine Viertelstunde bis 25 Minu­

ten, um das Gußeisen zu entkohlen und auch alle anderen Unreinigkeiten, w ie Schw efel und Phosphor, zu beseitigen. E s genügt dann eine kurze Behand­

lung unter dem Dampfhamm er oder durch die W alze, um den schönsten, sogar schweißbaren und durch­

aus hammergaren Gußstahl herzustellen. Man stellt die 100 kg für 12 Francs her!“

„ D ie Leute waren w ie trunken von der Bedeutung der Sache. D ie vielfachen Proben, die sie m itführten, zeigten in der Tat eine Stahlqualität ersten Ranges.

Man kann jede H ärte usw . erzielen. A uffallend ist m ir nam entlich die große G eschwindigkeit, m it der das Gußeisen sich entkohlt.“

„D u w irst jedenfalls — schon w egen Landore —

Stellung zur Sache nehmen m üssen. S ie scheint

durchaus ernsthaft zu sein. . . .“

(7)

2 8 . D e z e m b e r 1916. IF e rn er von Siem ens und die Eisenindustrie. S ta h l u n d E is e n . 1251

Durch ihre schon eingangs erwähnte Beziehungen zum K a u k a s u s wurde die A ufm erksam keit der Brüder Siem ens recht bald auf die dortigen E r d ö l ­ v o r k o m m e n und ihre A usnutzung hingelenkt. E s ist daher leicht einzusehen, daß m an auch die A us­

gestaltung der E r d ö l f e u e r u n g frühzeitig ins Auge faßte. Auch hierfür einige w enige Belege aus dem umfangreichen Briefw echsel Werners:

Berlin, den 20. Januar 1865.

An K arl in S t. Petersburg. „. . . D eine P e t r o - l e u m s p e k u l a t i o n e n m ögen für dort recht gut sein. H ier ist das Petroleumfieber gew altig im Er­

löschen, und m an kehrt zum alten Oel zurück, wo man es verlassen h atte. D ie Idee, den sogenannten Pularisateur (dummer N am e) durch Vermischung von fein verteiltem Petroleum m it der nötigen Luft zur Verbrennung desselben zu benutzen, ist ganz gut. Wäre vielleich t für Kriegsschiffe geeignet, die m an m it Petroleum heizen w ill, wegen des geringen Raum es, den es einnim m t. Für andere Zwecke ist P etroleum zu teuer und die W indbeschaffung um ­ ständlich.“

Charlottenburg, den 13. Dezember 1884.

An Friedrich in Dresden. „. . . Ich schicke D ir einen B rief von K arl über einen zu erbauenden P e t r o l e u m - F l a m m o f e n im Kaukasus. E s ist interessant, welche m ächtige H itze die strahlende lange Petroleumfiamrne abgibt und w ie sie zer­

störend w irkt, wo sie Mauerwerk trifft !“

„Meiner A nsicht nach m üssen w ir unseren ganzen Betrieb auf N aphtha einrichten, und zwar nicht allein die Raffinierung des Kupfers und die K e s s e l - h e iz u n g — w elche schon lange im ganzen Kaukasus m it N aphtha geschieht — , sondern auch die E r z ­ r e d u k t i o n . E s handelt sich also um den Bau eines großen Ofens für Pctroleum flam m e, welcher zur E in ­ schm elzung der gerösteten Erze sowohl w ie zur Kupfereinschm elzung zur Raffinierung geeignet ist.

R egenerativ braucht der Ofen nicht zu sein — w ie die Erfahrung gelehrt h at — , da die H itze durch die einfache Flam m e groß genug wird. . . . D en nötigen Zug gib t schon der D am pfstrahl, und w enn man dabei einen kleinen Schornstein hat, so wird m an ein Gleichgewicht erzeugen können. B itte, laß uns m al einen solchen Ofen konstruieren. Ich denke, m an wird die Raffinieröfen und einen Teil der Schm elz­

öfen in Baku aufstellen m üssen, wo das Petroleum nichts kostet und w ohin das fertige Kupfer doch transportiert w ird.“

Charlottenburg, den 22. Dezember 1884.

An Friedrich in Dresden. „. . . D u hast wohl recht, daß ein P e t r o l e u m o f e n ausprobiert tverden muß. Ich halte das auch nicht für schwer, da man in der D am pfdichte und im Durchmesser der Strahlen M ittel hat, die Flam m enlänge zu regulieren. Uebri- gens glaube ich, daß kom prim ierte L uft, nam entlich erwärmt, bessere R esultate als D am pf geben muß.

W ie D u w ohl w eißt, war ich vor langen Jahren mal m it W ilhelm in Swansea, um einen Ofen für den

Kupferflammofenprozeß zu probieren, der m it der von m ir angegebenen D oppelschaltung (heißes und kaltes Ventil) versehen war, um d ie F la m m e n im m e r in d e r s e l b e n R i c h t u n g g e h e n z u la s s e n , w as die Kupferleute für nötig hielten. E s ging ganz gut, aber hat doch keine D auer gehabt.“

Werner von Siem ens ist, w as nicht allgem ein be­

kannt sein dürfte, der Erfinder der m a g n e t i s c h e n E r z s c h e i d e r , und recht lesensw ert ist ein Vortrag, den er am 7. Juni 1880 im Verein für Gewerbfleiß in Berlin darüber gehalten h at1). Schon am 21. F e­

bruar desselben Jahres hatte er Karl hierüber ein­

gehende M itteilungen gemacht: „. . . E in ganz nied­

liches Geschäft habe ich m it Herrn K a u s e u r in Belgien (Compagnie asturienne) abgeschlossen. Wir liefern ihm eine Maschine zur Trennung gekleintei magnetischer von unm agnetischen Erzen, welche 20 ton s in 12 Stunden trennt. W enn sie das gut tu t, hat er für die erste Maschine, welche 15 tons trennen soll, 20 000 frs. und für die zw eite, schwächere, 10 000 zu zahlen bei Abnahm e hier. D as kleinere M odell, welches ich früher schon m al machen ließ, tu t es sehr hübsch, und ich zw eifle keinen Augen­

blick, daß die schon fertig projektierte große die Aufgabe gu t leistet. Unser Oberberghauptmann, der das Modell hier arbeiten sah, hat gleich von Oker gekleinte Kupfererze geschickt zur Probe. E s scheint auch dam it ganz gut zu gehen. D as Erz hat 20 % Kupfer, also wahrscheinlich gerösteten Kupfer­

kies. D avon scheidet sich nicht ganz die H älfte als m agnetisch aus, welches noch etw a 5 % Kupfer hatte. D as ist zwar noch v iel, doch schon ver­

sprechend. Ich h ätte gar nich t geglaubt, daß sich eine Trennung dabei maehen ließe. Für Zink- (G al­

mei-) E rze m it E isen w ird der Apparat von großer W ichtigkeit werden. . . .“

P . S., den 17. D ezem ber 1881.

An Karl in S t. Petersburg. ,,. . . Kom m en die P latin a und auch Goldsande nicht m it E i s e n e r z e n gem ischt vor? D ann wäre für den Erzscheider, der 20 t E rz täglich (in 10 Stunden) scheidet, dort eine gute Verwendung!“

Berlin, den 18. Mai 1883.

An Geheimrat Dr. W edding in B erlin . „In D eutsch­

land ist leider noch kein einziger magnetischer A uf­

bereitungsapparat in T ätigkeit, Spanien und Belgien gehen hierin der W elt voran! In Schlesien wäre gew iß v iel nützliche Verwendung für Zinkerze, doch die v is inertiae scheint im Berg- und H üttenw esen besonders kräftig zu sein hinsichtlich N euerungen!“

Auch die B r i k e t t i e r u n g d e r E i s e n e r z e hat Werner von Siem ens frühzeitig in A ussicht genomm en, was gleichfalls nicht allgem ein bekannt sein dürfte.

So schrieb er bereits am 17. N ovem ber 1885 an Karl in S t. Petersburg: „. . . Uebrigens könnte man sich das nötige Zementierungseisen2) leicht selbst

1) A b g e d ru c k t in se in e n W is se n s c h a ftlic h -te c h n is c h e n A rb e ite n , B d . I I , 2. A u fl., B e rlin 1891, S. 4 3 0 /4 .

2) F ü r d ie K u p f e r h ü tte i n K e d a b e g .

(8)

1252 S ta h l u n d E is e a . Werner von Siem ens und die Eisenindustrie. 3 6. J a h r g . N r. 5 2 .

machen. W enn man das ausgelaugte E rz, w elches w esentlich aus E isenoxyd besteht, m it 1 bis 1 y2 Aequi- va len t Kohlenpulver und etw as Ton zu einem steifen Brei verarbeitet und in Z ie g e l f o r m t , so braucht man diese nach dem Trocknen nur in dem m öglichst abgeschlossenen, m it Petroleum flam m e geheizten Flam m ofen bis zur hellen R otglut zu erhitzen. E s reduziert sieh dann das E isen zu Eisenschwam m . Der Petroleum flamme darf dabei kein großer Ueber- schuß an L uft gegeben werden. D ie reduzierte E isen­

masse muß m an entweder im vollkom m en abge­

schlossenen Ofen abkühlen lassen, oder man muß die noch hell glühenden Stucke direkt in die Lauge werfen, wo sie desoxydierend wirken sollen. Sie werden dabei wohl zerfallen, w as aber nichts schadet.

Ich riet diese Mischung von gepulvertem Eisenerz m it K ohle dem J o e G o r d o n , und sie bildet jetzt die Grundlage von F r i t z ’ n e u e m E is e n p r o z e ß . Man braucht die E rhitzung nur bis zum Schmelzen zu treiben, so erhält man — je nach der Menge der zugesetzten K ohle — entweder Gußeisen, Stah l oder Flußeisen. Dieser Prozeß könnte vielleicht m it Vor­

te il in Daschkessan zur Eisenfabrikation m ittels P e­

troleum benutzt w erden!“

D as E i n b l a s e n v o n K o h l e n s t a u b in d e n H o c h o f e n , ein in allerjüngster Zeit wieder auf das Tapet gebrachter Vorschlag, wurde 1876 schon von unserem Werner Siem ens — allerdings für die Kupfer­

gewinnung — angeregt. „V ielleicht kannst D u auch m al das E inblasen von Kohlenstaub in den H och­

ofen probieren,“ riet er seinem Bruder Karl, der da­

m als in Kedabeg w eilte, „ging es, so würde sicher die H älfte des Brennmaterials gespart w erden.“

Werner interessierte sich aber auch für alles, w as das Eisenhüttenw esen selbst betraf. „W eißt D u, w ie sich der große Gasgenerator gem acht hat, den C o w p e r bauen w o llte? “ fragt er am 3. Dezember bei Friedrich in E ngland an, und an W ilhelm richtete er am 27. Mai die briefliche Anfrage: , , . . . W as hältst Du denn von der n e u e n E n t p h o s p h o r u n g ? D ie Sache lag verdam m t nahe, denn M agnesialkalk- (D olom it-) Steine haben w ir ja vor etw a 20 Jahren schon m it gutem Erfolg gem acht!“

Als B eweis für die letzte Behauptung führen wir nachstehend ein Schreiben Werners vom 12. März 1858 an: An W ilhelm in London. „. . . Ich glaube w irklich, es lohnte sich der Mühe, eine F a b r ik f e u e r f e s t e r S t e i n e u n d T i e g e l anzulegen. Ist in England M a g n e s i t billig zu beziehen? In Oester­

reich gibt es große Gebirgszüge davon. Auch in Schlesien.“

Werner hat sich überhaupt v ie l m it der Her­

stellung feuerfester S teine beschäftigt, w ie die fol­

genden beiden Schreiben zeigen mögen:

Berlin, den 6. Januar 1858.

An W ilhelm in London. „. . . Mein Vorschlag, I n f u s o r i e n k i e s e l zu ff. S t e i n e n zu verwenden, scheint sich sehr gut zu bewähren. D ie S tein e sind fast so leicht w ie Wasser, fast gar nicht w ärm eleitend und selbst im Knallgebläse, das reines P la tin a in

4 Lth. schweren Stücken w ie E is zerschmolz, nur eben verglasbar. Scham otte w ird sogleich eine dünn­

flüssige Perle. — D ie S teine zeigen eine große Zu­

kunft zu haben. In der Lüneburger H eide sind m äch­

tig e Lager von reinem Infusorienkieselm ehl. D a m üßte m an dann eine große Ziegel- und Tiegelfabrik anlegen. Große H itze ist nötig, die liefert ja aber der Ofen!“

Berlin, den 17. März 1858.

An Karl in Petersburg. „. . . D ie Anwendung hoher H itzegrade w ird uns ein sehr reiches F eld in Steinw aren, Ziegel usw. aufschließen, und ich glaube, w ir werden bald Geld und Raum , hier w ie dort, genug gebrauchen, um diese Sache nutzbar zu m achen!“ . . .

Werner Siem ens hatte bei seinen verschiedenen Besuchen in England die Ueberzeugung gewonnen, daß m an dort gegenüber Deutschland in vielfacher B eziehung rückständig sei. B e r e it s ' am 5. Januar 1865 teilte er diese A nsicht seinem Bruder W ilhelm m it, indem er sclirieb: „. . . In England ist m an in der B enutzung der abgehenden W ärme noch nicht so w eit w ie hier. H ier findest D u w ohl keinen einzigen Puddelofen, bei welchem nich t die gesam te abgehende W ärme zur D am pfbildung benutzt w ird ,“ . . . und am 12. März bemerkte er: „In der E isenindustrie ist m an hier doch w eiter als in England. N ach den A n­

gaben des Borsigschen D irigenten hat man hier doch höchstens 10 bis 12 % E isenverlust beim Puddeln und braucht n ich t v iel über halb, höchstens zw ei D rittel so v iel Kohle. Man w endet nur Treppenroste an, d ie sich sehr v ie l besser bewähren sollen.“

Durch seine w ell bekannten Arbeiten auf dem G ebiete des Telegraphenwesens war er naturgemäß frühzeitig auf die verschiedenen Qualitäten des E i s e n d r a h t e s aufmerksam geworden. D as zeigen folgende Briefstellern

London, den 1. Ju n i 1860.

An Karl in S t. Petersburg. „ . . . Holzkohlendraht muß m an n ie von England nehmen, w ird überhaupt nachgerade eine M ythe! E s sollten uns B edingun­

gen der Leistungen vorgeschrieben werden! Der vorjährige Holzkohlendraht soll in der T at besonders schlecht ausgefallen sein, w eil Ihr ihn hart verlangt h ä ttet.“

Berlin, den 11. Januar 1863.

An W ilhelm in London. „ . . . D u w irst in diesen Tagen die Drahtproben von Gregor und eine G u ß ­ s t a h l d r a h t p r o b e von F uncke & Ilu eck in H agen erhalten. Letztere ist besonders beachtenswert für oberirdische Linien. A bsolute F estigkeit soll 150 000 sein anstatt 40 000 (Eisen) und kostet nur 6 R eichs­

taler pro Zentner. Man braucht nur halb so vie l Stan­

gen und Isolatoren und kann v ie l leichteren D raht nehmen. Für China z. B. sehr w ichtig! Schweißen tu t er zwar, doch nicht besonders. W ir w ollen L ö t ­ v e r s u c h e m i t K n a l l g a s g e b l ä s e 1) machen, um den D raht auch für K abel brauchbar zu machen.

l ) A u to g e n e s S c h w e iß e n !

(9)

2 8. D e z e m b o r 1916. Werner von Siem ens und die Eisenindustrie. S ta lil u n d E ise n - 1253

Sicher ist, daß Stah l das E isen bei der Telegraphie bald ganz verdrängen w ird !“

Berlin, den 15. Mai 1886.

An Friedrich in London. „ . . . E s kom m t jetzt aus England Stahldraht von ungewöhnlicher F estigkeit in den H andel (durch Siem ens Brothers erhalten).

N ach unserer A nalyse enthält derselbe M o ly b d ä n , und zwar- nur 0,4 %. A uch 0,1 % A ntim on war darin, aber w ohl nur als Verunreinigung. E s lohnte sich, m al einen Versuch m it Zusatz von etw as M olybdän (W asserblei) oder irgendeinem m olybdänhaltigen Erze (M olybdänglanz) zu machen. D ie H altbarkeit ist ganz merkwürdig groß! M olybdän war zwar bisher teuer, aber es ist m öglich, daß m an neue Quellen gefunden h a t.“

B ei einem Manne w ie Siem ens, der ein eifriges M itglied vieler technischer Vereine und w issenschaft­

licher Gesellschaften war, kann es uns n ich t auffallen, daß er alle N euerungen auf den verschiedensten Ge­

bieten m it E ifer verfolgte und sich auch darüber m it seinen Brüdern brieflich unterhielt. So kam es denn auch, daß er den „ S o n d e r s t ä h l e n “ , w ie wir heute zu sagen pflegen, ein w achsam es Auge schenkte.

Berlin, den 23. Oktober 1858.

An W ilhelm in London. „ . . . W ir haben gefunden, daß W o lf r a m s t a h l (jetzt hier das große Ereignis, da der Stah l ausgezeichnet) M agnete von ganz un­

gew öhnlicher Stärke gibt. W arten — Versuche im Gange. B ehalte da doch für und gegen P aten te im A uge.“

Berlin, den 30. J u li 1867.

An H im ly 1) in Kiel. ,,. . . D einen letzten Brief, das Geschäft anlangend, so scheint m ir, als wenn umgekehrt das manganrciche Wolframerz das bessere sein könne, da M a n g a n für Stahlfabrikation als sogenannte „M edizin“ notw endig ist. Ich w ill 'Wil­

helm eine Quantität Wolframerz schicken, dam it er in seiner Stahlfabrik W o l f r a m s t a h l für Stahl­

m agnete m acht.“

Berlin, den 30. D ezem ber 1869.

An K arl in London. „ . . . E in e sehr w ichtige Frage ist die des M a g n e t s t a h ls . D arauf beruht je tz t unsere halbe Fabrikation. W ilhelm übernahm vor einigen Jahren die A nfertigung des W olfram stahles und lieferte sehr guten, so daß w ir alle hiesigen Ver­

bindungen fallen ließen.“

Berlin, den 15. Novem ber 1858.

An W ilhelm in Paris. „. . . Teil mache je tz t viele Versuche m it S t a h l k o m p o s i t i o n e n , M o ly b d ä n ­ s t a h l fast noch besser als W olfram. Auch C h r o m ­ s t a h l nicht übel. K annst D u dort W olfram- oder Molybdätifjuellen ausfindig m achen, so läßt sich dam it sehr viel verdienen. Der Fortschritt viel größer w ie M anganzusatz!“

Berlin, den 15. Mai 1886.

A n Friedrich in London. „ . . . Ich bin jetzt dahinter gekom m en, w arum Flußeisen (sowohl Bessem er w ie

’) S iem cu s S ch w ag er, w a r P ro fe sso r

in Kiel.

Siem ens-M artin) m agnetisch so schlecht w irkt. E s kommt, das vom M a n g a n , w elches wahres G ift für den M agnetism us ist! 10 % Mangan m achen E isen ganz unm agnetisch — bei sonst guten E isen- und Stahleigenschaftcn. W ir m üssen uns wieder nach Holzkohlen-Puddeleisen um sehen“ .

B erlin, den 30. Mai 1885.

An K arl in St. Petersburg. „. . . W ir haben m it elektrischen Zahnrädern schrecklich v ie l Schw ierig­

keiten m it Bädern bei schneller R otation gehabt.

Auch reine Kupfer-Zinn-Bronze hat sich im E ingriff m it Gußeisen nicht bewährt. E s brechen im m er ein­

zelne Zähne. Erst seit uns eine rheinische Fabrik unter dem N am en „ T i e g e l g u ß s t a h l “ beide Räder aus weichem Stahl gieß t, bei dem die Zähne niem als brechen, höchstens sich krumm biegen, sind w ir aus aller N ot, . . .“

Durch die Beschäftigung m it der e l e k t r o l y t i ­ s c h e n Kupfergewinnung, einem Lieblingskind W er­

ners, war er ohne w eiteres auf die A n w e n d u n g d er E l e k t r i z i t ä t z u r G e w in n u n g d e r M e t a l l e im allgem einen und des E isens im besonderen gekommen.

R echt bezeichnend sind in dieser H in sich t die nach­

folgenden Schriftstücke.

Berlin, den 22. Februar 1878.

An W ilhelm in London. „. . . Ich habe schon daran gedacht, Schm iedeisen k ü n ftig aus Gußeisen durch galvanische Zersetzung im feurigen Flusse herzustellen. D . h. Schm iedeisen w ird niederge­

schlagen, und Gußeisen lost sich auf: D abei fielen natürlich alle Verunreinigungen fort. D ie Frage ist nur, 1. ob sich ein Oxydulschlackenbad von niedrigem Schm elzpunkt hersteilen, und 2. ob es sich dauernd geschm olzen erhalten lä ß t.“

„D ie beste Schlacke wäre die Puddclschlacke, welche Oxyduleiscn ist und leicht schm ilzt. Gute Oefen, w elche ohne O xydation das Bad lange flüssig halten und beejueme H antierung zulassen, würdest D u w ohl fertig kriegen. D a die Zersetzungen im feurigen Fluß ungem ein schnell vor sich gehen, so wäre die Sache im Auge zu behalten.“

Berlin, den 18. Oktober 1881.

A n W ilhelm in London. , , . . . Ich erinnere D ich an D ein Versprechen, mir eine Einrichtung für e l e k ­ t r i s c h e S c h m e l z u n g e n zu schicken. D ie Sache muß je tz t energisch in die H and genomm en werden, um zu verhindern, daß andere darin einen Vorsprung erhalten.“

Berlin, zwischen 15./16. April 1886.

„H andelsbericht: . . . A l s ein weiterer w esentlicher und vielversprechender Fortschritt der E lektrotech­

nik ist zu begrüßen, daß der elektrische Strom in chemischen Fabriken und in der M etallurgie immer ausgedehntere Verwendung findet. N ich t nur die Gewinnung reinen Kupfers und die Scheidung der E delm etalle wird schon überwiegend auf elektrischem W ege ausgeführt, auch für Gewinnung von anderen, früher nur auf sehr um ständlichem und kostspieligem

159

Cytaty

Powiązane dokumenty

Aus der luxemburgischen Eisenindustrie. Die Verkehrsscluvicrigkoitcn sind erheblich, dio K okszufuhr sehr besehrankt; die A rbeiter drohen wieder m it Streik.

teilungsbehälter nachgepruft und berichtigt. Die Zuleitungen zu den Brennern wurden reichlich bemessen, eine Vorsichtsmaßregel, die sich zumal bei kälterer W itterung

Die einzelnen Luflspießstiche Der Kropfballen der Wanne wird, weil er infolge werden auf der Bodenfläche vorsichtig zugedrückt, seiner Höhe einer besonderen,

schwefelung im Roheisenmischer liegen nur dürftige Angaben vor. P e st steht, daß der Schwefelgehalt des Eisenbades mit dem M angangehalte desselben Schwefelmangan

deten Mittel nicht völlig genügen, so ist das Bestreben gerechtfertigt, daß man danach trachten muß, die Fehlerquellen zu verringern, das Maß der Oxydation

lagerung verschieden hoch liegen kann, ist es nicht m öglich, eine Aenderung der Korngröße praktisch zu erreichen.. Wird die „untere Rekristallisationstem ­

herde und K onverterauskleidung benutzten belgischen Sande zu b eträchtlichen Schw ierigkeiten. In der am erikanischen L iteratur finden sich hierüber eine R eihe von

bar gelagerten Mqdellplattc a. Bei der Herstellung einer Form werden zunächst die einzelnen Teile der Maschine in die durch den Grundriß der Abb. 1U gekennzeichnete