• Nie Znaleziono Wyników

Stahl und Eisen, Jg. 8, No.2

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Stahl und Eisen, Jg. 8, No.2"

Copied!
77
0
0

Pełen tekst

(1)

AbonnemenŁspreis fttr N ic h tv e re ln s*

m it g li e d e r : 2 0 M a r k

ja h r lic h excl. Porto.

^ Die Zeitschrifl erscheint in mouatlickn Heflen.

--- D C

mTtTOTm?TTrmHmnnnrrmm;nmnrTmnrrTTnnmTHHgmtm?>^v(mnmtfa

tahl und Eisen.

Instrlionipnii

25 Pf.

ftłr die zw eigespaltene

P elitzcile boi J a h r e s in s e r a t angcm essener

R abatt.

U3KHKHHaaBBŁiHga>3BPCKati^BupauŁ;t».;UHu>3U«ubtłi4nxicK5i

^—*T7 g r*—f-* ^

Iśeitsohrift " \

fflr das

d e u t s c h e E i s e n h u t t e n w e s e n .

Hedigirt von

Ingenieur E . S c lir o d te r* und G eneralsecretar Dr.

W.

B c n in e r , Geschaftsfuhrer desVerelns deutscher Eisenhllttenleute, GeschafUfOhrer der nordwestlichen Gruppe des Vereins

deutscher Eisen- und Stahl-lndustrieller, fur den technischen Theil fflr don w irthschaftlichen Theil.

C om m isaions-Y erlag v o n A. B a g e l in D tlsssldorf.

Fełmiar 1888. 8. Jahrgang,

Die AmÓrtisation der Preufsisclien Staatseisenbalm- Kapitalscłiuld.

Nicht eher werden wir von einer vollstundigen Ordnung der gesam m tstaatlichen Finanzverhaltnisse in Preufsen reilen kOnnen, ais bis u n ter norm alen Zustanden jede Veran!assung aafhort, die Ueberschiisse der Staatseisenbahnyerw altung zu etwas Anderęm za verwenden ais zur Tilgung der Staatseisenbahnschuld und direct fur die wii thścbaftliche Hebung des Latides durcli Ermafsigung der -Tarife.

D r. Hammacher.

er »Verein zur W ahrung der wirth- scliaftliehen Interessen von Handel und Gewerbe« zu Berlin hat jiingst eine Schrift veroffentlichl, welche die Frage der Amortisalion der Preufsisclien Slaats- eisenbahn Kapitalschuld in aufserordentlich klarer und Iichtvoller W eise behandelt. Es wird im Ein- gange der Schrift daran erinnert, dafs nur wenige Monate noch fehlen, um den fiinfunddreifsigjahrigen Zeitabschnitt zu beenden, vor welchem in Preufsen ein Gesetz erlassen w urde, dem ahnliche Er-

\v{igungen zu Grunde lagen, wie sie der Abg.

Dr. H am m acher in den oben cilirten W orten ausgesprochen hat. Das Gesetz vom 30. Mai 1853 bezweckte. freilich. zunachsi durch E in - f ( iiir u n g der gesetzlich bereits 183rf festge- slelllen Eisenbahnsteuer und durch die Bc- stim m ung, dafs die E rtrage dieser S teuer zum A nkauf von A ctien der betreffendcn Bahnen verwendet werden sollten, den Staat allm ahlich in den Besitz der Bahnen zu bringen. Im G runde aber handelte es sich hierbei um eine vollstandige Amortisation des in Eisenbahnen angelegten Kapitals, durch welche Mafsregel die S taatsregierung in den Stand gesetzt worden wSre, den w irthschaftlichen Verhąltnissen durch das Eisenbahnw esen diejenige Forderung an- gedeihen zu lassen, die der Abg. H am m acher

II.8

und dessen politische Freuride erstreben. Um zu zeigen, wie dieses fiirsorgende Gesetz nach kurzer Zeit wieder aufgehoben w erden konnte, wirft die Schrift zunachst einen Blick au f die Entwicklungsgeschichte der preufsisclien Eisen­

bahnen, die w ir liier freilich nu r in ganz kurzeń Ziigen skizziren konnen.

Im Gegensatz zu England w ar keiner der nordwestlichen K ulturstaalen E uropas in den 3 0 er Jahren unseres Jahrhunderts weniger dazu vorbereitet, das Eisenbahnwesen aufzunehm en, ais D eutschland.

Fiir die wenigen Hafen seiner kurzeń Kiislen w ar durch Kunst nicht viel geschehen; die wenigen schiffbaren Fliisse waren n ur hochst m angelhaft regulirt, und die Anzahl und Be- deulung der Kanale kauni erw ahnensw erth.

Das Netz der Kunststrafsen aber w ar zu jener Zeit kaum so dicht wie das Netz der Schienen- wege, w elches sich heute uber unser Vater]and ausbreitet.

In ihren intellectuellen Kraften folgte die Nation im grofsen und ganzen einer zw ar wissenschaftlichen, aber m ehr abstracten und schongeistigen Richtung, welche die Reprasen- tanten der geistigen Bildung fast zur Nicht- achtung der a u f . praktische Ziele gerichteten W issenschaften rerleitete, so dafs diese in keiner

1

(2)

68 Nr. 2. „ S T A H L U N D E I S E N . " Februar 1888.

Weise don Fakultatsw issenschaften ais eben- biirtig erachtel wurden. Diese Richtung hatte die sorgfiiltigere Pflege der technischen Disciplmen in besonderen Lehranstalten iiberschen lassen, denn es w aren bis dahin nur die ersten An- fónge mit der Griindung technischer Institute in einzelnen deutschen H auptstadten gemach!

worden. Darnach waren die technischen Krafte nach Zahl, Ausbildung und E rfahrung nu r in unzureichendem Mafse Yorhanden. W enn daher Deutschland fiir die Aufnahme des Eisenbahn- wesens in technischer Beziehung nur ungeniigend vorbereitet w a r , so bot die w irtlischaftliche Entw ickelung in m anchen Richtungen doch be­

reits bessere Grundlagen. Die grofsen See- handelsplatze hatten ihre weit verzweiglen Ver- bindungen bereits dam als fast iiber die ganze W eit, die deutscbe Handelsfiotte w ar, nachst derjenigen Englands, die leistungsfiihigste, die bedeutendsten Messen auf dem Continent wurden in Deutschland abgehalten, und den Giiterverkehr vennittelte ein Frachtfuhrm annsw esen, welches sich aus sich heraus so trefflich entwickelt und organisirt hatte, dafs es dem damaligen Yerkehr fast ebenso entsprach wie die Eisenhalm en dem heutigen. Politisch w ar das Land der Gegen- satz aller C oncentration. Von iiber 30 Landern und Landchen sorgte jedes in engherziger Weise fiir sich allein, und von den nahen Landes- grenzen w ar auch der Sinn des Yolkes eingeengt.

Beziiglich seiner Schulen aber nalim Deutschland bereits dam als die erste Stelle ein, und da, aus- gehend von einer Yerhaltnifsmafsig grofsen Zahl von Universitaten, die geistige Bildung in der Nation weile Verbreitung gefunden hatte, so w aren die schlunm iernden T alente zahlreich yorhanden, welche zur selbststiindigen Ge- staltung gelangten, ais m it dem Eisenbahnwesen ein Anlafs kam, sie zu erwecken.

Die politische Zerstiickelung und Uneinigkeit D eutschlands hat der Entw icklung seines Eisen- bahnwesens aber nach einer R ichtung ein ganz bestim m tes Geprage gegeben. Jeder Staat, auch wenn er kaum grofs genug fiir den Anfang und das Ende einer Eisenbahn w ar, wollte seine eigenen Schienenwege haben, dereń Richtung oft nach den engherzigsten und kurzsichtigen Sonderinteressen bestimm t wurde. Diese A rt der Herstellung, dam als absurd und hinderlicli und zu vielen Umwegen, W inkeln und todten Ecken fuhrend, hat aber doch in der Folgę erm oglicht, m it verhaltnifsm afsig kurzeń Absclmitts- und Richtungslinien die Maschen zu schliefsen und die directen W ege herzustellen. Jenem par- ticularistischen Zuge in der Entwicklung ist es zu danken, dafs die Eisenbahnen ziemlich gleichmafsig iiber das Land vertheilt, und dafs auch die localen Interessen in weitem Umfange gew ahrt w orden sind. Denn wie durch eine Entw icklung, welche zunachst den grofsen

Richtungslinien folgt und durch das Streben nach móglichster Genlralisation gestutzt wird, die localen Interessen - in den H intergrund ge- driingt werden, und wie schw er es wird, die letzteren spater zur Geltung zu biingen, das lehrt die Geschichte der Entw icklung des Eisen- bahnw esens in F rankreich.

Die Schrift giebt sodann eine ubersichtliche Geschichte der preufsischen B abnen, zugleich die gesetzlichen Bestitnm ungen iiber die Eisen- bahnunternehm ungen zum S taat und zum Publikum m ittheilend, und geht dann im zweiten Theile zu einer uberaus klaren und erschopfenden D arlegung der Verhandlungen iiber, welche im Landtage aus Anlafs der Verstaatlicliung der Mehrzahl unserer Bahnen gefiihrt wurden. Da in diese Darlegung auch in geschiekter W eise die Aeufserungen der Presse der verschiedenen politischen Parieien verflochten sind, so wird man die Schrift ais einen seh r w erthvollen Beitrag zur Geschichte der Bahnverstaatlichungen bezeichnen diirfen, auf den noch hiiufig zuriick- gegriffen w erden wird, weil er m anches Materiał enthalt, das sonst n u r sehr schw er zuganglich ist. Indem w ir nach dieser R ichtung hin auf die Schrift selbst verweisen, verweilen w ir noch einen Augenblick bei den Schlufsfolgerungen, welche dieselbe beziiglich der B edeutung billiger T ransportm ittel fiir die giinstige Entw icklung unserer w irthschaftlichen Yerhaltnisse zieht.

Deutschlands I n d u s t r i e u n d G e w e r b e produciren weit uber den Bedarf des eigenen L andes; die Existenz dieser Production ist dem- gemafs abhiingig von der M óglichkeit, den Ueberschufs, im W ettbew erb m it den Erzeug- nissen anderer Lander, auf dem W eltm arkt ab- zusetzen. In dem von diesem W ettbew erb be- dingten schweren Kampfe bleibt Sieger, w er die beste W aare zum billigsten Preise an den Ab- satzort legen kann; in dem W eltm arktpreise aber bilden die T ransportkosten im m er einen sehr erheblichen F actor, ganz besonders aber fiir die deutscbe Production.

Die Erfiillung der ersten Bedingung fur den Sieg, die gute bezw. beste Beschaffenheit der W aare, liegt m eistens, unter den gleichen Be­

dingungen , unter denen auch das Ausland arbeitet, in der Hand der P roducenten selbst;

Deutschland scheint auf dem besten W ege, in dieser Beziehung den Kampf uberall aufnehm en zu konnen. H insicbtlich der die Preisstellung mit bedingenden T ransportkosten ist die deutscbe P roduction jedoch aufserordentlich im N achtheil.

Die verschiedenen R ohm aterialien lagern fur die gem einsam e Verarbeitung geographisch sehr un- g unstig, da die Z usam m enbringung derselben m eistens weite T ransporte erfordert. An diese Lagerungen gebunden, hat die gewerbliche Thatigkeit in den Bezirken des Binnenlandes also weit von der K iiste, die hochste Ent-

(3)

Februar 1888. , S T A H L UND E I S EN. " Nr. 2. 69 wicklung und Ausbildung erlangt. Demgemafs

ist der Bezug auslandischer R ohm atcrialien und Halbfabricate kostspielig, ebenso wie die Ver- sendung der Fabricate nach den Hafen. Fiir alle diese Ti'ansporte aber ist die Production in der H auptsache auf die Eisenbahnen ange- wiesen, da Deutschland, abgesehen von seinen wenigen H auptstrom en, eines Netzes von W asser- strafsen fiir den Binnenverkehr und die Ver- bindung m it den Ilafen, wie es concurrirende andere L ander hesitzen, zur Zeit noch er.tbehrt.

Aber nicht nu r die industrielle Production, sondern auch das umfarigreichste und dam it w ichtigste G ew erbe, die L a n d w i r t h s c h a f t m i t A c k e r b a u u n d V i e h z u c h t , h at heute in erheblichem Mafse m it dcm weiten T ransport ihrer Erzeugnisse zu rechnen. Denn m it der zunehm enden Beweglichkeit der schnell sieli verm ehrenden Bevolkerung, m it dem Anwachsen im m er zahlreicherer Platze, an denen sich, der besseren A rbeitsgelegenheit w eg en , der Ueber- schufs der Bevolkerung des platten Landes concentrirt, mit der gewaltigen Entw icklung der landw irthscbaftlichen Nebengewerbe zu Grofs- betrieben in voller Bedeutung und m it dem hierbei erforderlichen Eingreifen der sp e cu la tirai H andelsthatigkeit, ist auch die Landw irthschaft gezwungen, mit der Moglichkeit des Absatzes auf weite Entfernungen sehr ernst zu rechnen und, wie bei der Industrie, die Kosten der T ransporte den sonsligen Kosten der Production zuzurechnen.

Fiir den H a n d e l aber ist die leichte Be­

weglichkeit der W aaren eine der hauptsach- lichsten Grundlagen des Bestehens und der Entw icklung; denn je giinstiger die Um stande sind, unter denen er seine bedeutungsvolle

Aufgabe erfullen kann, Verm ittler zwischen Be- darf und Angebot zu sein, und je um fassender er iu bezug auf locale A usdehnung seine Unter- nehm ungen betreiben kann, desto vortheilhafter fiir die Gesarntlieit und gew innbringender fiir sich wird er jene Aufgabe erfiillen konnen.

H a n d e l , L a n d w i r t h s c h a f t und I n ­ d u s t r i e aber bilden zusam m en die wirth- schaftliche G rundlage des S taates, und die m oderne Entwicklung auf allen Gebieten m acht den S taat beżflglich seiner hochsten Interessen im m er m ehr abhangig von der Festigkeit und S icherheit jener G rundlage, v o n d e m G e - d e i h e n u n d d e r E n t w i c k l u n g d e s w i r t h - s c h a f t l i c h e n L e b e n s .

W ie dieses aber von den T ransporU er- haltnissen und in D eutschland, speciell in Preufsen, ganz besonders von den Erleichterungen abhangt, welche im Eisenbahnverkehr geboten w erden konnen, ist hier wolil ausreichend er- wiesen worden. Fiir den hierbei mnfsgebenden Guterverkehr liegen diese E r l e i c h t e r u n g e n f a s t a u s s c h l i e f s l i c h a u f d e m G e b i e t e d e r F r a c h t p r e i s e , d e r T a r i f e .

Die E rreichung der in dieser Beziehung nothw endig weit zu steckenden Ziele ist aber von der Erfiillung zweier Bedingungen ab­

hangig. D ie E i s e n b a h n e n a i s s o lc h e d iir f e n n i c h t a i s Q u e l l e n b e t r a c l i t e t w e r d e n , a u s d e n e n d e m S t a a t e d i r e c t E i n n a h m e n z u r B e s t r e i t u ng s e i n e r a l l ­ g e m e i n e n B e d i i r f n i s s e z u f l i e f s e n . Diese Einnahm en mufs und w ird der S taat sichecer und m it grofserem Erfolge aus der Entw icklung des wirthscliaftlichen Lebens schopfen, wenn dasselbe durch die hochste Leistungsfahigkeit der Eisenbahnen befruchtet wird. Zweitens ist

R e c h n u n g s j a l i r Gesammter Ist-Ueberschufs

J l

D a v o n s i n d v e r w e n d e t Die Bestimmung

Yorbehalten iiber

J l mr Veninsung

der Staaiseisenbalm-

Eapiialscfaald J t

1) zur Yerreebnunf::

auf bewilligto \ ZU1‘ \ e i - Eiscnbahnanleihen, reebnung auf 2) hezw. zur plan- | bewilligte

mąrsigen Amorti- | Anleihen sation von Eisen* i

bahnschulden

! zu Staat s- ausgaben irn

allgemeinen J l 1882/83 . . . .

1883/84 . . . . 1884/85 . . . . 1885/86 . . . . 1886/87 {nach desa Elal) 1887/88 (nach dera EW)

138 111 576,76 147 849 144,54 186 087 055,49 193 827 473,63 i 212 749 1S4,00 j 222 003 302,00

95 756 845,32 109 848 924,05 140 543 558,12 [l56 452 087,62 160 607 443,48 166 943 688,22

1) 15 597 279,1(3 — 2) 4 005 204,23

1) 19 267 950,56 2) 4 040 438,33!

1) 14 266 448,80|

2) 3 648 721,71 j

1) - i 157 950,00 2) 3 630 880.16: 7 680 626,91 1) — ! 626 790.13 2) 4 070 130,64!

1) — i 5 289 268,67 2) 4 137 781.07!

2 200 000,00 6 981 456,58 2 200 000,00 11 669 956,08 19 479 464,26

2 200 000,00 23 705 928,94 2 200 000,00 45 244 819,75 2 200 000,00 43 432 564,04

13 570 791,47 821 875,52 8 148 862,60

I I ? ! ^

1 100 827 73(!,4i •S30 152 546,81 1) 49 131 (578,52! 13 754 635,7 1 ll« l514189,(55 2) 23 53315(5.14

72 664834,66

22 541 529,59

(4)

70 Nr. 2. „ S T A H L UND E I S E N . * Februar 1888.

bei dem in den deutsclien Landern zur Herr- schaft gelangten Staatsbahnsystem diese hochsle Leistung auf dem Gebiete der Frachtpreise n ur zu erreichen d u r c h A m o r t i s a t i o n d e r S t a a t s e i s e n b a h n k a p i t a l s c h u l d ; durch sie kann allein die Moglichkeit gegeben w erden, die Tarife allmahlicli um denjenigen Betrag zu er- mafsigen, den die Yerzinsung des fiir die Her- stellung angelegten Kapitals nichl m ehr erfordert.

Ais A nhang ist der Schrift die auf vorstehender Seite befindliche hóchst schatzensw erthe Tabelle beigegeben.

Man ersielit aus dieser Tabelle, welche Be- trage aus den Ueberscluissen der Preufsischen Staatseisenbahnen in den letzten 6 Jahren — fiir 18S6/87 und 1 8 8 7 /8 8 nach dem Etat — zur Amortisation der Staatseisenbahnkapital­

schuld und zu allgem einen Ausgaben des Staates verw endet worden sind.

Dafs diese Ueberschiisse hauptsachlich aus dem G iiteryerkehr,* der ja die AusfaHe im Personen- vcrkehr decken und die H underte von Millionen fiir unsere Bahnhofspalaste aufbringen rmifs, herstam m en, ist eine ebenso ausgem achte That- sache, ais dafs fur den Giiterverkehr die Kohlen- und Eisenindustrie die wichtigsten Frachten- zubringer sind.** Dafs m an seitens der Stnats- eisenbahnvervvaltung bestrebt gewesen sei, sich diese fiir ihre eigene P rosperitat so wichtigen F racbtenzubringer zu erhalten und durch billige F rachten dereń W ettbew erbsfahigkeit namentlich dcm Auslande gegeniiber zu starken, davon ist in betheiligten Kreisen nicht eben sehr viel be- kannt geworden, obgleich man gerade das bei der Y erstaatlichung der Balinen mit Sicherheit voraussetzen zu diirfen meinte.

A eufserte doch der H err Minister der offent- lichen Arbeiten bei der Yerstaatlichungsdebatte am 11. Novbr. 1879 w Srtlich: „Das gemischte Eisenbalinsystem nothigt zu einer unw irthschaft- lichen Concurrenz, zu einer Y erschw endung im Bau und Betrieb, zu einer Yerschw endung in der Y erw altung und M aterialbeschaffung, zu einer Yerschwendung in der Bewegung des Verkehrs se lb st, welche sich auf ganz enorm c Sum m en beziffert. Diese Yer-

* Ygl. die Denkschrift: »Der Westfal. Kohlen- bergbau und die Staatseisenbahnverwaltung.« III.

Essen, G. D. Baedeker.

ł *Nach den uns soeben zugegangenen Erlauterungen zum neuen E lat der Preufs. Staatseisenbahnen sind die Einnahm en aus dem gesammten Guterverkehr

von 453 512 734 ,J( im Jahre 1885/86 auf 473 228 13:5 „ r 1886/87, m ithin um 19 715 399 J l oder 4,3 % gestiegen.

Von den Gesammteinnahmen (Tit. 1 bis 6 des Etats) eiitflelen auf den G iiteryerkehr 69,9 % gegen 69,1 % im Yorjahre. A uf F r a c h t g u t entfielen im Jahre 1S86/87 im ganzen 419 826 368 J / , d. h. SS,7 %, wShrend auf Eil- u. Esprefsgut 2,8 %, au f Postgut 0,2 %, auf Yieh 3,7 auf Militargut, frachtmafciges Dienst- gut, Leichen und Nebenertrage 4,6 % entfielen.

schw cndung, d e r e n W i r k u n g c n u n s c r u V e r k e h r b c l a s t e n , konnen wir nicłit liinger tragen, und ihnen ein Ende zu m achcn, halle ich fiir eine ernste Pflicht der Regierung."

Und ebenfalls vom Ministertische aus hiirten w ir ani 4. F ebruar 1887 die W orte: „ W i r h a b e n n i e m a l s g e s a g t , d a f s w i r e i n F i n a n z g e s c h i i f t m a c h c n w o l l e n . W ir treiben kein Privatgeschaft. Die Staatseisenbalin- verwallung ist keine B rauerei, kein Actienge- schiift. Der Zweck ist d e r: w i r w o l l e n d e n W o b l s t a n d d e s L a n d e s h e b e n . "

Die am 14. Jan u ar 1888 gehaltene Thron- rede e rth a lt nachfolgenden P a ssu s:

„Noch giinstiger scheint sich das Ergebnifs des laufendeu B echnungsjahres vom 1. April 1 8 87/88 zu geslallen. W ahrend bei F eststellung des S taa tsh a u sh alts-E ta ts fiir dasselbe zur Deckung des Ausgabebedarfs eine Anleihe von m ehr ais 40 Millionen Mark nothw endig erschien, lassen die bis jetzt vorliegcnden linanziellen Y erw altungsresultate lioffen, dafs w iederum hervortretende M inderausgaben, iiberwiegend je- doch namhafte Mehreinnahmen bei den Be- lriebsverwaltungen des S taates, hauptsachlich bei der Staatseisenbahnverwaltung, sowie Mehr- iiberweisungen vom Reich im ganzen einen Ueberschufs ergeben w erden, w elcher denjenigen des Vorjahres noch betrachtlich ubersteigen und auch durch die enlsprechende A nw endung der Yorschriften des Eisenbahngarantiegesetzes in der R echnung des laufenden Jahres nicht erschdpft w erden w ird.“

Hoffentlich ist dam it der Z eitpunkt ge- kommen, dafs m an sich an die W orte des Abg. Dr. Ilam m acher, die wir diesem Artikel vorangesetzt haben, erin n ert, dafs m an mit anderen W orten aus den Ueberschiissen der Staalseisenbalm verw alturig nicht n u r anderen Ressorts Geschenke m acht, die in letzter Linie aus den Taschen derer konimen, welche die F rachten zahlen, sondern dafs man diese Ueber- schiisse einerseils zur Tilgung der Staats- eisenbahnschulden,* andererseits zur Erm afsigung der Tarife ver\vendet. Letzteres ist speciell fiir den Kohlenbergbau , wie fiir die Eisen- und Stahlindustrie am Niederrhein und in W estfalen, eine L ebensfrage; ohne den Ausbau eines W asserstrafsennetzes und — bis zu dessen Fertigstellnng — generelle Erm afsigung der Eisenbahnfrachlen miissen diese beiden In- dustrieen, welche in hervorragender W eise auf den W etlbew erb mit dem Auslande angewiesen sind, zum Erliegen kom m en. Mogę man ihnen helfen, ehe es zu spat i s t ! Dr, JT. Beumer.

'* „Wenn Preufsen seine Eisenbahnschulden nicht j in 50 Jahren am ortisirt haben sollte, ist es schlim m er

! daran ais Oesterrcieh, Frankreich, ja Kufsland. die

| in dieser Zeit in den unentgeltlichen Besit/, der i P rivalbahnen kommen.* I)r. ffamm aeher.

(5)

Socialpolitisclie Bedenken. II.*

Vom Yogol S traufs erziihlen A inm enm archcn, cr verberge, wenn dic Yerfolgung ihn erm udet, den Kopf in einem S trąuch und w ahnę sich nun gesichcrt, weil er den Jiiger nicht selie.

Kinder spotten iiber des einfaltigen Thieres Dumra- lieit, gereifte Man ner §tecken das H aupt in den Busch des Staatssocialism us oder der Ausnabnie- gesetze gegen die Socialdeinokratie und fiihlen sich nun iiber dic gesellschaftliche Zukunft be- ruhigt. Bcgeistert w ird unsere Socialgesetzgebung gepriesen; niemals soli die W eit Grofsartigeres erlebl haben, ein goldenes Z eilalter der Ruhe und Sicherheit diinkt einzelnen Schw arm ern nicht m ehr fern. Leider sind die Gefahren vor wie nach gleich grofs. Es ist allerdings keine dank- bare Aufgabe, das laut zu verkiinden. K assandra w ar das unleidlichste Fraucnzim m er in T rojas Hallen, behielt aber zuletzt recht. Feldm arschall Graf von Moltke geifselt in der bcrUhmten Ein- leitung des G eneralstabsw erkes iiber den deutsch- franzosischen Krieg die G rundfehler unserer dam aligen Gegner mit den harlen W o rte n : „Die W ahrheit zu suchen, lohnt nicht der Miihe, sie auszusprechen, wSre u npatriotisch.” Vermeiden w ir in socialen Dingen ahnliche Yorurtheile, wir konnten sonst arge E nttauschungen erfahren.

Die w ahre Vatcrlandsliebe besteht nicht im blinden Einver§tandiiisse mit der jeweiligen Tagcsm einung, sondern unter U m standen im schonungslosen Kampfe dagegen. W ir zollen grundsatzlich der allgemeinen Einfflbrutig von Krankenkassen, Un- fallversibherung, Alters- und Invaliden-, W ittw en- und W aisenversorgung vollcn Bcifall, sind aber fest iiberzeugt, dafs dadurch der Socialdem okraten Einflufs nicht gebrochen wird.

W as veranlafst die M achthaber der Gegcn- w art, den Staatssocialism us auf ihre Fahnen zu schreiben? Sind’s religiose, m enschliche oder politischc Riicksichlen?

Religiose wohl kaum , denn das urspriingliche G hristenlhum w ar in W ort und T liat die Ent- sagung jeglichen Standesunterschiedes und per- sonlichen Besitzes, die unbedingte Gleiehheit und Gutergemeinscbaft, oder nach heutigen BegrilTen der reine Com m unism us. Der Socialdcm okrat kann schlagend auf die ersten christliclien Gc- m einden lnnweisen und sieb m it dereń Grund- siitzen ganz einverstanden erkliiren. Die ein-

* W enngleich wir nicht m it allen Ausfuhrungen unseres verehrten M ilarbeiters einverstanden sind, so enthalten dieselben doch so beheragensw erthe Ge- sichtspunkte, dafs w ir dem Artikel die Aufnahme nicht nur nicht versagen mochten, sondern denselben der besonderen Beaehtung unserer Leser empfchlen.

Die Reduction.

fachcn Gedanken der Stifter w urden beseitigt, nachdem die neue Lehre Vornehm e und Reiche in grofser Zahl gew ann, nachdem sie sogar Stastsreligion zu w erden strebte.

S ind’s H um anitatsrucksichten ? Menschliches Elend ist so alt wie die W eit. Dem Arbeiter- slande erging es vor Jahren nicht besser ais heute, im Gegcntheil scl dech ter. Die Erw arm ung unserer S taatsleute beginnt erst m it dem Zeit- punkt e, wo man sich der Gefahren des Socia- lisnius bewufst wurde, ais seine G rundsatze nicht m ehr allein in den Kopfen einiger Denker spukten, sondern zahlreiche Anhiinger aus den unteren Sliinden gewannen. Der Anstofs liegt w esentlich in politischen Erw agungen, in der Besorgnifs um unser bedrohtes Staatsw esen.

Trolzdem die Z:ihl der socialdem okratischen Reichstagsabgeordneten bei der letzten W ahl auf die H alfte h e ra b sa n k , stieg die S u mmę der Stimmen erheblich. Die nacheinander folgenden Zunahm en lassen beinahe ein m athem atisches Gesetz erkennen. Das Uebel frifst weiter, zieht taglich neue Anhiinger in seinen Bannkreis und wird unwiderstehlich, wenn das H eer vor dessen Einflufs nicht bew ahrt werden kann.

Socialistische E ltern zeugen und erziehen socialistische Kinder, das ist N aturlauf. Ein mit socialistischer M utterm ilch genahrter R ekrut wird w ahrend der kurzeń Dienstzcit schw erlich von seinen Irrthiim ern gebcilt, eher fiir diese den einen oder den anderen Genossen noch gewinnen.

Schon eine solche M inderheit im stehenden Heere wiirde dessen Grundfesten erschuttern. Man denke nu r an die Miiglichkeit, dafs ein socialistiscb an- gehauchtes deutsches A rm eccorps einem fur die P ariser Gom m une schw annenden franzosischen gegenuberstande. F ehlt dem grofsten H eerc der innere gpUiche H alt, das vaterlandische Gefiihl, so unterliegt es selbst einem schw acheren Gegner, der an diesem Gebrechen nicht leidet. Das zahl­

reiche, gut bewaffnete und geschulte neapolita- nische H eer zerstob wie Spreu vor Garibaldis begeisterter Schaar.

Noch iibler ais bei der Linie wiire es mit der Landw ehr bestellt, der voraussichtlich im nach sten Feldzuge keine kleine Aufgabe ^obliegt.

Jeder mit solchen Dingen Y ertraute kennt dereń Neigung zu einer gewissen Zwanglosigkeit und ihre sonstigen Scbw achen. W er jem als dagegen hat ankam pfen m ussen, wie der Verfasser in den letzten Feldzflgen, dcm grau t vor der A ussicht, dafs sich zu diesen Mifsstanden auch noch socia­

listische Sclirullen gesellen kiinnten. Die Gesell­

schaft w are voin militiirischen S tandpunkte aus nicht n u r w erthlos, sondern sogar gefahrlich.

(6)

72 Nr. 2. . S T A H L U N D E I S E N . " Februar 1888.

Mit Recht sucht man slreng und unnach- sichtig die Kaserncn vor jegliclier B eriihrung m it dem gefahrlichen ZiindstofTe zu bewahren. Ge- lingt das aber dauernd, wenn dic ganze iibrige W eit davon erfullt ist? W ird unser Heer ais H ort aus der allgemeinen Noth bervorragen, w enn eine socialistiscbe Hocbfluth die unteren Stiinde uberschw em m t? Geschiebt dies W under nicht, dann stiirzen die heutigen Slaalenbildungen des europiiischen Festlandes wie K arlenhauser zusamm en.

Die sociale Frage ist zur Machtfrage geworden.

Die Ausnahm em afsregeln sollen einen vorlaufigen Nothdam m gegen die Socialdem okratie bilden, die socialpolitischen Gesetze aber kiinftig ihren W uhlereien den Boden entzieben. Krankenkassen und Unfallversicherung sind eingefiihrt, es er- ubrigen noch Alters- und lnvaliden-, W itlwen- und W aisem 'ersorgung, die man ais Schlufssteine bezeichnet.

F urst Bismarck hat das Recht au f Arbeit verkundet, zw ar nicht so klipp und klar, wie es die Socialdem okratie wOnscbt, aber doch verbliimt.

In w eiterer Folgerichtigkeit m ochten wir wissen, ob die socialen Gesetze ais Erfiillung berechtigter Forderungen oder nu r ais freiwillige Gaben staat- lich beaufsichtigter und unterstiitzter W ohlthatig- keit gelten sollen, welche den Bediirftigen von der unsicheren und druckenden Anflehung der Privatm iidtbatigkeit oder der Gemeinden befreit.

Der U nterschied diinkt uns keineswegs gleich- giiltig, denn im einen Falle kann man jeden Augenblick weilere Schritte auf der betretenen Bahn anstellen, im anderen Falle aber nicht, ist vie!mehr zur grundsatzlichen Feststellung des Umfanges der Berechtigungen verpflichtet. Auf letzterem Standpunkte stehen hoffentlich unsere S taatslenker n ic h t; werden sie aber H alt m achen, wenn die T hatsache vorliegt, dafs die beabsich- tigten Zugestiindnisse ihren Zweck verfehlt, dafs das Anśchwellen der Socialdem okratie nicht ver- hindert worden ist?

Einstweilen fuhrt der S taat einen etwas be- denklichen Eiertanz aus, gelit nach dem gewohn- lichen S prichw orte: »wie die Katze um den heifsen Brei herum «, was keineswegs zur Be- ruhigung atigstlicher G em uther beitragt und die Socialdem okratie in ihren F orderungen bestarkt.

Im hiesigen Bezirke und an anderen Stellen bestanden, wenigstens auf den Berg- und Hutten- werken, bereits aufser den Krankenkassen meist besondere U nterstutzungskassen fur Invalide, W itt- wen und W aisen. Es sei nur an die Knappschafts- vereine erinnert, von denen drei im .niederrheinisch- westfalisehen Bergbaubezirk — in Bochum, Essen und Miilheim a. d. Ruhr — vorhanden sind. Der Yoranschlag des Markischen Knappschaftsvereins zu Bochum betragt fiir das Jah r 1888 dS 5 114 975.

IIiervon entfallen auf I im lid e , W ittwen und Waisen -Jt 3 447 8 5 0 , auf die Krankenkasse

J t 1 247 399, au f allgemeine Ausgaben 85 567, au f Riicklage J(j 3 3 4 1 5 7 . Beriicksichtigt man neben diesen gewaltigen Sum m en, wozu Arbeit- geber und Arbeitnehm er je die Halfte beitragen, noch die freiwilligen Leistungen der Zechen an A rbeiterw ohnungen, V erzehrs- oder Gonsum- anstalten u. s. w., bedenkt man ferner die verhalt- lufsmafsig hohen Lohne bei nur 8stundigerS chicht, so miissen eigentlich im genannten Bezirke eitel Ruhe und Zufriedenheit herrschen. Trotzdem kostete es bei der letzten R eichstagsw ahl grofse A nstrengungen, in Bochum und D ortm und die H elzparteien zu schlagen.

Nirgends sind die W ohlthatigkeitsanstalten in gleich grofsartiger Weise vorhanden wie auf den W erkeu von Friedrich Krupp, und doch unterlag der Besitzer in den Reichstagswahlen friiher und jiingst einem nam enlosen Socialisten, allerdings mit klerikaler Hiilfe. Sachkenner behaupten, das sei unm oglich gew esen, sofern die K ruppschen A rbeiter nicht theilweise gegen ihren eigenen B rolherrn gestim m t hatten.

Die Socialdem okratie verlangt weit m ehr ais die Sorge in Nothfallen des m enschlichen Lebens, sie erklart das alles fiir ganz unzureichend, fur nebensachlich, behauptet so g a r, m an biete ab- sichtlich das nur, um den H auptforderungen arg- listig auszuweichen. Sie will an den Geniissen der Gegenwart theilnehm en, sich nicht m it ihres E rachtens m ageren Brocken bei Zwangslagen abspeisen lassen, sie weist bohnisch auf die Gold- stiicke der Reichen h i n , bestreitet diesen das alleinige R echt, sich gute Tage zu verschaffen, und gewinnt dam it den vollen Beifall der be- gehrlichen Menge. Konnten die vom S taate ein- gefiihrten und beabsichtigten Mafsnahmen die Gegner entwafTnen, so m ufste das liingst in einzelnen Bezirken gescheben sein, wo freiwillig das gescheben ist, was der S taat nunme hr allgem ein einfOhren will.

Die nachsten Forderungen sind m ehr Lohn, weniger Arbeit. Das W eitere w ird sich finden.

Mit dieser einfachen Zauberform el schlagen die F iihrer der Socialdem okratie jeden Staatssócia- listen bei der urtheilslosen Menge und finden obendrein willkom mene U nlerstiilzung anderer P arteien, die aus allerhand Sonderriicksichten bem iiht s in d , die Geschafte Jener freiwillig zu besorgen. Antnige des H rn. Rintelen ilber W ahl- beeinllussungen der Arbeitgeber, m afslose Arbeiter- schutzgesetze, sind W asser auf die socialistiscbe Muhle. Mit N orm alarbeitstag beginnt man, m it N orm allohn endet man.

Im Reichstage bekunden die V ertreter der I Socialdem okratie unverkennbares Geschick. Leider

bieten sich ihren Angriffen n u r zu viele wunde t Punkte d a r, die leichter zu tadeln ais zu ver-

; bessern sind. Dafs die ungeheuren Geldsummen,

; welche die Heere verschlingen, ein Krebsschaden an

(7)

Februar 1888. „ S T A H L U N D E I S E N . " Nr. 2. 73 der w irlhschaftliehen Zukunft sind, dafs die poli-

lisclie S pannung in E uropa jeden Augenblick in einen furclitbaren Krieg ąuszubrechen drolit, das sind unleugbare Kehrseiten des hochgeriihm ten F ortschrittes m enschlicher Gesittung. Die socia- listisclien Reichstagsm itglieder beuten das m it vollem Erfolge aus. Unseres Erach Lens liegt in der stellenweise hervortretenden Mafsigung eine grofsere Gefalir ais in dem wusten Gesclirei nach U m sturz. Ein Most ist wenig gefahrlich, desto m ehr ein Mann von der geistigen Bedeutung und der personlichen Ehrenhaftigkeit wie Bebel; trotz- dem w iderstrebt es dem mensclilichen Gefiihle, unbescholtene Leute zu iichten, dereń Verbrechen lediglich in der Y erbreitung ihrer Ueberzeugung besteht.

Ebensowenig wie im Mittelalter die gewaltsam getauften .luden w ahre Christen w urden, ebenso włenig wird die Socialdem okratie durch Ausnahme- gesetze bekehrt, aber von dem Staatssocialism us hofft man W underdinge. Einen Schalk mufs es spafshaft beruhren angesichts der mit merk- wiirdiger Geflissenheit dafur hervortretenden Be- geisterung. Alles beeilt sich, seine Zustim m ung und T heilnahm e zu erh arten , um ja nieht in den Yerdacht boser Ketzerei der allein selig- m achenden W irkung desselben zu kommen. Jeder Y orschlag, der dem A rbeiterstande zu helfen verspricht oder ihm schm eichelt, beriilirt diese plotz- lichen M enschenfreunde h ochst »sym pathisch«, jeder Zweifelsiichtige wird scheel angesehen und hartherzig gescholten. Jeder P ascha und Eilendi, jeder Kadi und Mollah der Glaubigen schwort beim Bartę des P ropheten, dafs er von Beginn an in der socialen W olle gefarbt gewesen sei und ihm nur die Gelegenheit zur Yerkiindung gefehlt habe. Yielleiclit erleben w ir’s nocli, dafs | wenn — in um gekehrter A nw endung eines biblischen W ortes — nieht m ehr gepfiffen, auch nieht m ehr gelanzt wird.

Uebrigens fehlt an einzelnen Stellen die volle sociale Reife der Staatsbehiirden. Die »Kolnische Zeitung* berichtet unter dem 28. November 1887 aus Ma i nz :

, Durch heute verkiindigtes Urtheil des hiesigen Landgerichts wurde, nachdem dessen Zustandigkeit reichsgerichtlich festgestellt war, der Militarfiscus fiir schuldig erklart, an den M ilitarinraliden Karl Burkhardt, fruheren Post- hulfsboten in F rankfurt a. M., eine lebens- langliche U nterstutzung von 1260 J l im Jahre | und alle Kosten zu tragen, nachdem er bisher das fiir Gem eine zuliissige Jićichste Ruhegehalt von 57 J t bezogen hatte. B urkhardt war 1887 fiir das B randenburgische Fufs-Artillerie- Regim ent Nr. 3 in Mainz ausgehoben und w ahrend seiner R ekrutenzeit durch drei Unter- offiziere d erart mifshandelt worden, dafs seine i Arbeitsfahigkeit aufgehoben und Hiilfsbediirftig- |

keit eingetreten ist. Die Unteroffiziere haben von den M ilitargerichten schw ere Strafen er- halten, die U ntersucliung iiber den Fali w ar auf personliches Betreiben des Corps-Com- m andeurs eingeleitet w orden.“

Die Socialdem okraten bezeichnen selbst ais Gtundbedingungen ihrer Erfolge allgem eines ge- heimes W ald rech t, unbedingte Prefs- und Ver- sam m lungsfreiheit. Die beiden letzteren Befug- nisse w urden ihnen durch A usnahm egesetze nieht nu r beschrankt, sondern vo)lstandig benom m en, w ahrend das W ahlrecht in vollem Umfange be- stehen blieb. Unserm Geschmacke hatte das Um gekehrte entsprochen.

Die B athgeber der Krone liihrten 1866 zur Strafe und Biindigung des w ahrend der Conflicts- zeit hochst storrigen Mittelstandes das allgem eine W ahlrecht fiir den R eichstag in einer nirgends bestehenden U nbeschranklheit ein und zogen dam it die deutscbe Socialdem okratie grofs. Am 21. F ebruar 1887 vertheilten sich die W ahler- stim m en auf die verschiedenen Fractionen wie folgi:

Zu* oder Ab- /Q nahmo gegen 18S4 N alionailiberale . . 1 658 158 = 23,4 + 661 125 Centrum ... 1 627 095 = 22,9 + 248 701 Gonservative . . . . 1 194 504 = 16,8 -j- 333 441 Social-Deraokraten . 774 1 2 8 = 10,9 + 224 192 D eutsdie Reicbspartei 693 1 9 5 = 9,8 + 305 508 Freisinnige P artei . . 559 3 0 2 = 7,9 + 447 702 EIsafs-Lothringer . . 247 654 = 3,5 + 82 083 P o l e n ... 213 6 2 6 = 3,0 + 9 438 V o lk sp artei... 109 3 7 2 = 1,5 + 13 481 W i l d e ... 25 9 0 3 = 0 , 4 + 3 134 7 102 937 + 1433401

.

Im Jahre 1877 erhielten die Socialdem okraten von 5 4 0 1 0 2 1 Stim m en 4 9 3 2 8 8 oder 9,1 %, im Jahre 1884 von 5 669 536 Stim m en 549 936 oder 9,7 %, im Jahre 1887 von 7 1 0 2 9 3 7 Stim m en 7 7 4 1 2 8 oder 10,9 %, sind also stetig gestiegen und behaupten die viertstarkste Stelle, wenn auch nieht an A bgeordnetenzahl, jedoch an W ahlstim m en, von dereń G esam m tśum m e sie beinahe ł/s besitzen. Eine unm ittelbare W irkung der A usnahm egesetze auf die W ahlen ist also keineswegs nachw eisbar, hóchstens darf man be­

haupten , ohne diese Mafsregeln w are die Zu- nalim e noch starker gewesen. Der T rost, dafs ein grofser Theil der fiir die Socialdem okraten abgegebenen Stim m en ihren Ansichten nieht huldige, ist ein schw acher, nam entlich fiir die- jenigen, welche das allgemeine W ahlrecht ais besles seiner Zeit em pfohlen, eingefiihrt und seither unangetastet belassen haben. In bei- stehendem Diagramm sind die W andlungen der socialdeniokratischen Abstimmungen zu Berlin seit 1867 verzeichnet, die Stim m enzahlen ais Senkrechte (Ordinaten) fiir die betreffenden W ahl-

(8)

74 Nr. 2. . S T A H L U N D E I S E N / F ebruar 1888.

ja h re (Abscissen), mafsstablicli aufgetragen, und gelten fiir die Ordinalen 10 000 Stim m en gleich 1 m m .

Die 1878 erfolgte Auflosung des Reichstages wegen Ablehnens der Ausnahm egesetze gegen die Socialisten steigerte dereń Stim m enzahl von 31 522 au f 56 1 4 7 , dagegen scbeint die An- riąhme und D urchfuhrung den Einflufs der P artei auf die Yolksmassen zeitweise geschw acht zu haben, denn die Stim m enzahl sinkt 1881 auf 30 871 herab, erhebt sich aber 1 8 8 4 und 1887 sprungartig auf 68 582 und 94 259, ein Beweis, dafs die gestorte Organisation vollstandig wieder hergestellt ist. Von Verlangerung und Ver- scharfung der Socialistengeselze erw arteu wir w enig, das Heil liegt allein in der Abschaffung des unbeschrankten geheimen W ahlrechtes. .L e suffrage universel est un rasoir entre les m ains d’un singe“ , sagt ein kluger Franzose und trifTt dam it unseres Erachtens den Nagel auf den Kopf.

W ahlkam pfe, in welche die breiten Yolks- m assen unm ittelbar hineiugezogen sind, gehijren zu den hafslichsten Erscheinungen des politischen Lebens. Uebertreibungen, Liigen, Verleumdungeu, Hetzereien und Anstachelung der niedrigsten,selbst- suchtigsten Triebe ungebildeter Leute spielen dabei die erfolgreichsten R o lle n , sind stark benutzte und bew ahrte Mittel zur E rlangung recht vieler Stim m en. In solelien W ahlkam pfen ver- hallen ungehort W ahrheit und R ech t, Vernunft und M afsigung; die Geschichte b ew e ist, dafs allemal daraus schlim m stes Demagogenthum entspriefst.

Vom ruhigen verstandigen Slaatsbiirger zu verlangen, sich regelmafsig m it diesen wider- w artigen Plagen zu befassen, m it ahnlichen Mitteln die gute Sache vor einer Niederlage zu b ew ahren, erscheint uns ebenso unsinnig, ais

von einem reinlichen, saubergekleideten Menschen zu verlangen, sich in den Slrafsenpfulzcn zu walzen, weil dies anderen Leuten behagt. Auf dem Boden des allgemeinen W ahlrechtes bluht der Weizen der Socialdem okratie. Der S taat h at ihr diesen Grund selbst angewieseu und ge- diingt, sucht allerdings hinterher durch unzu- reichonde Mafsregeln die W irthschaftzu erschw eren, anstall in voller Erkenntnifs kiihn die Axt an das Grundubej zu legen. Die slaatsfreundliclien Parteien wollen zu Hulfe kommen, in Verlangerung der W ahlperioden ein schw achliches Heilmittel- clien bieleń. Die A ntragśieller besitzen nicht den M utli, ihre innerste Ueberzeugung von der Yerwerflichkeit unseres W ahlgesetzes auszu- sp re c h e n , sie furcnten sich vor den W iihlern.

U nser „ceterum censeo“ aber la u tet: „ F o r t m i t d e m a l l g e m e i n e n W a h l r e c h t ! *

Dem Reichstage ist eine N achw eisung uber die Reclm ungsergebiiisse det Berufsgenossen- schaften auf G rund des Unfallversicherungsgesetzes fur das R echnungsjahr 1886 nebst einer Denk- schrift zugegangen. Die Enlschadigungsbetrage beliefen sich fiir die Verletzten in den Berufs- genossenschaften auf M 1 711 699, wozu noch die Entschadigungen fiir die Yerletzten bei den Staatsbetrieben in H ohe von 20 3 666 kom m en.

Diesen Auslagen stehen die ,la u fe n d e n “ Ver- waltungskosten von -Jb 2 3 2 4 299 gegeniiber.

Selbst entschiedene A nhanger der Berufsgenossen- schaften verhehlen ihre Bedenken iiber diese Ergebnisse nicht. Die »Kolnische Zeitung^ vom 11. Januar d. J. sagt u. a . : „Auf den ersten Blick erscheint die H ohe der laufenden Ver- w altungskosten aufserordentlich grofs, da sie im Belrage von 2 324 299 J(> die G esam m tsum m e der Entschadigungen (1 7 1 1 6 9 9 JL) und 612 6 0 0= ^ Obersteigt. W enn auch daran feslzuhalten ist, dafs eigentlicli der Kapital\Yerth der gezahlten Renten den Ycrw altungskosten gegeniiber zu stellen ist, so erscheint es doch ais ein Mifsvcr- haltnifs, das ernsler Prufung bedarf, dafs fiir die besokleten Beamten der Unfallversicherungs- anstalten jahrlich iiber ein Drittel m ehr aus- gegeben werden mufs ais an die Yerungliicklen und dereń H in terb lieb en en /

Nach oben angegebenen Zahleu verausgabt der Markische Knappschaftsverein in B ochum auf 100 fiir U nterstutzungen an V erw altungs- kosten J t 1 ,8 2 , dagegen die Berufsgenossen- schaften auf Jl> 100 fiir U nfallentschadigungen an Verwaltungskosten J i 135,8 oder 74 m ai m ehr ais der Knappschaftsverein.

Die Verwaltungskosten der R heinisch-W est- fiilischen Maschinenbau- und Kleineisenindustrie- Berufsgenossenschaft betragen etw a l/a der Ge- sam m tausgaben fiir 1 8 8 5 /8 6 einschliefslich der fiir Bildung des Reservefonds eingezogenen

(9)

Februar 1888. „ S T A H L U N D E I S E N . * Nr. 2. 75 Betrage, w ahrend der M arkische Knappschaftsverein

elw a nur ‘/eo seiner Gesamrntauslagen fur Ver- w altungskosten bedarf, dem nach 20 mai w eniger ais die genannte Berufsgenossenschaft.

W ir iibersehen keinesw egs, dafs die ersten Jahre Versuchszeiten sind, dafs dieEntschadigungen w achsen und daher das Verhaltnifs derselben zu den Yerw altungskosten sich a n d e rt, aber die H auptschaden liegen in der Organisation, und nur durch grundliche Aenderungen ist eine Besserung moglich. Das Genossenschaftswesen zu beseitigen, diirfte gegenw artig kaum m ehr angehen; man mufs sich m it dem selben abfinden und durch Beseitigung einer ganzen Zahl von Sectionen und Berufsgenossenschaften W andel schaffen.

Die Yielschreiberei bei den Genossenschaften ist grenzenlos. Das verbrauchte Papier beźiEfcrt sich nicht nach Gentnern oder T onnen, sondern nach W aggonladungen. Die unbedeutendste, nicht einmal arbeitsunfahig m achende Verletzung verlangt Ausfiillung von 3 F o rm u la re n , welche in geschlossenen Briefum schlagen an Seclion, Polizei und Y ertrauensm ann gehen. W arum nicht in solchen Fallen eine einzige vorlaufige Anzeige inittelś P ostkarte geniigt, bleibt unerfindlich.

Der Yerfasser ist zwei Jahre lang V ertrauenstnann g e w e se n , dabei mit einer Menge iiberfliissiger I Dinge geplagt w orden, hat aber w ahrend dieser i

Zeit thatsachlich nu r „leeres S troh gedroschen“, und hegt den Y erdacht, dafs es m it m anchem Anderen kaum besser hestellt ist. Nur wenige Berufsgenossenschaften erkanrilen die Nothwendigkeit, durch m oglichst einfache, spar- sam e Ilaushaltung die Klippe zu umschiffen, zwischen welche das Gesetz die A rbeitgeber leider lenkte. Einzelnen ist das sogar thatsachlich durch die Ungunst der bestehenden V erhaltnisse nicht moglich gewesen, und hier trifft die Schuld allein Gesetzgeber und A usfiihrungsbehorde.

W enn der S taat bei der Invaliden- und A ltersversorgung die Berufsgenossenschaften zu T ragern der Y ersicherung inachen will, so liegt augenscheinlich der G rund in der Einsicht, sich m it Schaffung des G enossenschaftsw esens griind- lich geirrt zu h ab en , und in der Absicht, nachtragheh durch Ueberweisung w eilerer Thatig-

keit aus der Sackgasse herauszukom m en, Das ist in der Denkschrift zu den G rundzdgen der Alters- und Invalidenversorgung ziemlich klar ausgesprochen. Es heifst d o r t : „ Die letzteren — nam lich die Berufsgenossenschaften — w erden durch U eberweisung der neuen Einrichtung einen festeren Kitt und m ehr Inhalt erhalten. Dadurch wird zugleich den Bedenken hegegnet, dafs die­

selben durch die soeben durchgefuhrte berufs- standige Organisation fur die Zwecke der Unfall- yersicherung ein zu grofser A pparat s in d .“ Ein schSrferes A rm uthszeugnifs konnte der Gesetz­

geber sich selbst nicht ausstellen. W eil er einen F ehler gem acht, will er einen zweiten begehen, um den ersten auszum erzen oder abzuschwiichen.

Auf diesem W ege liegt nicht das H e il, sondern in griindlicher A ufraum ung des ungeheuerlichen A p p a ra te s, der hedauerlicherw eise trotz viel- seitiger W arnungen geschaffen w u rd e , und ju st deshalb ist die B eachtung der von den ver- schiedenen w irthschaftlichen V ereinen, welche am 2. und 3. December v. J. in Berlin tagleu, gegebenen R athschlage dringend nothw endig.

Offen gestanden zweifeln w ir daran, dafs dies der Fali sein wi r d , befiirchten vielm ehr, dafs die Regierung ihren Vorschlag, den B erufsgenossen­

schaften die G eldw irthsehaft der Invaliden- und A ltersversorgung aufzubiirden, durchdruckt, dam it aber das G enossenschaftswesen in eine noch bedenk- lichere Lage ais die gegenwiirtige bringt. Niem and gesteht gern begangene Mifsgriffe ein.

Einzelne Heifssporne w aren auf dem besten W ege, sich schon ais Apostel der neuen Heils- w ahrheiten zu fiihlcn. Sie sahen bercits im Geiste aus einer berufsgcnossenschaftlichen Vor- standsversam m lung eine A rt Staats- oder W irlh- schaftsrath e n tste h e n , dessen tiefe W eisheit in allen Fallen die richtigen Bahnen anzeigen sollte.

Leider m achten besonnene, nuchterne M anner diesen Seifenblasen bald ein jah es Ende und wiesen die S treber in die gebiihrenden Schranken z u r u c k , w oriiber die Eiferer gewaltig erbosten.

Einstweilen ist Unterstutzung der Verletzten und Hinterbliebenen, aber nicht Vielschreiberei, Ver- w altungssport und Beschaftigung m it fremden Dingen Zweck der Unfallversicherung.

J. Schlink\

2

(10)

76- Nr. 2. , S T A H L U N D E I S E N . ” Februar 1888.

Ueber das Yerlialten von Eisen und Eisenconstructionen im Fener.

Yon A. Martens, Ingenieur in Berlin.

Die Erforscbungen uber die Veranderungen der Festigkeitseigenschaften von Eisen durch die Einwirkung der W arnie haben schon lfingere Zeit den Gegenstand lebhaflen Interesses gebildet.

Ueber die wesentlicben Ergebnisse der ein- schliigigen V ersuche liabe ich vor Jahren in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1883, S. 127 berichtet und beschranke m ich deswegen d arauf, hier ganz kurz die dort gegebenen Schaulinien zu wiederholen. Sie beziehen sich auf die Untersuchungen des F r a n k l i n - h i s t i t u t e , F a i r b a i r n , S t y f e , K o l l m a n n u n d E n g l i s c h e A d m i r a l i t a t und zeigen im grofsen und ganzen, wie eine erliebliche Fcstigkeitsabnahme bei allen untersuchten Eisensorten erst zwischen etwa 300 und 500 Grad cinzulreten pflegt. Bei 500 Grad darf m an die Festigkeit aller Eisen­

sorten kaum auf die Halfie ih rer grofsten Festigkeit veranschlagen, die, soweit erkenntlich, bei etwa 100 bis 200 Grad eintreten diirfte.

(Yergl. Fig. 1.) T rotz der bereits zahlreichen U ntersuchungen (auch in neuerer Zeit sind noch m ebrere Reihen ausgefiihrt) ist unsere Kenntnifs iiber die Yeranderungen unter dem Einflufs der W arm e nicht in der Weise erweitort worden, dafs der C onstructeur h ierron Gebraucb machen konnte. Letzterer braucht ganz besonders die A ngabe, um wieyiel bei der Erw arm ung die elastiseben Eigenschaften, nam entlich die Elasti- citalsgrenze, verandert w erden. Die Festigkeit

kann ilfm um so w eniger ein Mafs fur die Ver- lafslichkeit seiner Constructiorien bei F euersgefahr geben, ais bei dem erhitzten Eise.i weit m ehr ais beim kalten die Zeit (d. i. die Streckge- schwindigkeit) einen hervorragenden Einflufs auf die Ergebnisse der Bruchfestigkeit hat. Ganz besonderer W erth mufs d aher auf die Feststellung des Elastiftitatsmoduls, der P roportionalitats- und Streckgrenze am erhitzten Eisen gelegt w erden.

Dieser Frage ist der V e r e i n z u r B e f o r d e - r u n g d e s G e w e r b e f l e i f s e s in Gemeinschaft m it dem V e r e i n d e u t s c h e r E i s e n h i i t t e n - l e u t e naher getreten. Die Y ersnchsausfiihrung stofst in bezug auf die Feinm essungen auf ganz erliebliche S ch w ien g k eiten , so dafs leider der F ortgang der Untersuchungen bisher nu r ein langsam er sein konnte. Die V ersucbe selbst sind bekannterm afsen so um fassend geplant und es ist ein so rciches, sorgfaltig ausgew abltes Materiał zur Verfiigung gestellt, dafs m an auf rech t w erthvolle AufschlUsse iiber die Veran- dernng der Zerreifsungsfestigkeits - Eigenschaften rechnen darf.

W ie der Ve r e i n f u r Ge w e r b e f 1 e i fs schon die Frage iiber die Wi r kung der W arm e auf die Zugfestigkeil des Eisens* der Losung naher gebracht hatte, so hat er auch durch Stellung

* V e r h a n d i u n ge n d e s Y o r e i n s z u r Be- f o r d e r u n g d e s G e w e r b e f l e i f s e s 1878 und 80.

© a io tc -ffu tK j 3es fte-tio d e i cFesM ^-ficiłeu -voh S ta fit uttć

1

S tscn -£>ei -ftofićtt Sem-petaUweii.

aKutA>* 1. eKoCCman**.

9 2. %

r 3. cBczzctnete-iicn. 9 n 4. £<&,m'w9wv>e+i. SfzcinUCi-n ć^wat,

5 . c o .

6 . £ c w m o o t . S t o e n , (jc^ć-tcA . 9 u t c f v $

T. S R o ta fa , , f

8. t99Cf-j 'Gotowy n

o. ćUtj 9. o<f\wtd. ^ % „ o

10.£oajófoto 9 « 9 9

11. SwKiłtamtntt- B 9 ^

12. S c A .m i< 9 * « i o ^ n . j m a l , 13. c o . t y j o t f i y f i i z c 14. & ł a f \ C C a n c o tc

(11)

F cbruar 1888. „ S T A H L U N D E I S E N . * Nr. 2. 77 der Preisaufgabc uber das V erhalten von eisernen

Saulen im F euer* zwei sehr wichtigc und lehr- reiche V ersuchsreihen verańlafst und diirfte sich durch den Erfolg in der T h at ein Verdienst um den F o rtschritt des Gewerbes erw orben haben.

Die erste dieser Y ersuehsreihen w urde von P r o f . B a u s e h i n g e r i n M i i n c h e n * * , die zweiłe von M. M o l i e r u n d R. L ii h m a n n i n H a m b u r g * * * ausgefiihrt. Die zweite Reihe bietet fur die unm ittelbar praklische Ausnutzung der Ergebnisse unzweifelhaft ein noch grófseres Interesse, ais die friiher angestellte erste. W enn ich daher m it Riieksicht auf den m ir zur Ver- fiigung gestellten R aum mich auch vorwiegend m it der M ó l l e r s c h e n Arbeit befassen mufs, so mag ich es doch nicht unterlassen, hier fur die in sich bedeutenden Arbeiten B a u s c h i n g e r s das Verdienst in A nspruch zu nehm en, die An- regung fur die M o l l e r s c h e Arbeit gegeben zu haben. B a u s e h i n g e r hat den Muth gehaht, dic so em pfindliche und w erthvolle W e r d e r - Maschine fur seine Untersuchungen zu benutzen und hierdurch zur N achalunung anzuregen. Die Verhaltniśśe haben es ihm leider nicht gestattet, seine Versuche w eiter auszudehnen. Obwohl die Einw endungen M o l l e r s f B a u s e h i n g e r zur A usfiihrung einer zweiten V ersuchsreihe ver- an lafsten , in w elcher er denselben Rechnung trug, so sind doch die nach einem breiter an- gelegten P iane durchgefiihrten Yersuclie Mi i l l e r s erschopfender, wenn sie auch in bezug auf die Genauigkeit und Yollkomm enheit der Messungen sich mit denen B a u s c h i n g e r s nicht vergleichen konnen.

Aus der M ó l l e r s c h e n Arbeit will ich nun- m ehr, so kurz es angeht, die praktisch wichtigsten Schlnfsfolgerungen herausziehen und w erde die- selben zugleich an der H and der durch die ein- gehende U ntersuchung der T rum m er bei dem grofsen S p e i c h e r b r a n d e i n B e r l i n , K a i s e r - s t r a f s e 42, gem achten Erfahrungen benutzen, um a u f einige wichtigc Punkte bezuglich der Feuersicherheit von Eisenconstructionen hinzu- weisen.

M o l i e r m acht zunachst mit Recht darauf auftnerksam , dafs fiir Saulen in B auconstructionen die Annahme einer vollkomtnen centrischen Be- anspruchung die unw ahrscheinlichste ist und h at deswegen seine Versuche alle so ausgefiihrt, dafs in der Regel die R esultante des Druckes um 10 mm aufserhalb der Saulenm ittellinie lag, so dafs die zu erw artende Durchbiegung der

* V e r h a n d l g . d. V e r . f. G e w b f I . 1885. —

»StahI und E isen« 1886, S. 208.

** M i t . t h e i l u n g e n a u s d e m m e c h a n i s c h - t e c h n i s c h e n L a b o r a t o r i u m i n M u n c h e n 1885 Heft XII, 1887 Heft XV.

ł ł * V e r h a n d l . d. Ve r . f. G e w b l l . 1887, Seile 573.

t ‘D e u t s c h e B a n z e i t u n g * 1886. Nr. 53 uud 55.

w agerecht cingespannten Saule nach unten ge- richtet w ar. Da das F euer unter der Saule angefacht w urde, so w ar bei dieser A nordnung zugleich die gelahrlichste A rt der Inanspruch- nahm e gegeben. Die V ersuche w'urden in einer einfachen hydraulischen P rcsse durchgefuhrt, dereń Construction im Original nachgesehen w erden mag. Die K raftm essung geschah durch M anom eter, welche den Druck im Cylinder an- ze ig te n , die D urchbiegungsm essung m it einem Fiihlhebel. Beide Methoden miissen zw ar an- gesichts der offen zu Tage liegenderi Miingel ais roli und recht ungenau bezeichnet werden, indessen kom m en die hierdurch verursachten Triibungen des Ergebnisses praktisch wenig in B etracht, da sie durch die Zahl der V ersuche und nam entlich durch den befolgten P lan einiger- mafsen unschiidlich gem acht w erden. Es mag deswegen geniigen, hier kurz auf diese Punkte aufm erksam gem acht zu haben. Die Messung der E rw arm ung geschah, wie bei den B a u ­ s c h i n g e rsch en V ersuchen, durch Schmelz- legirungen.

Nach einer eingehenden Besprechung der U m stiinde, welche Anlafs zur schiefen Bean- spruchung sein k o n n en , erlautert M o l i e r die zur Berechnung von Saulen angew endeteu Form eln von E u l e r und S c h w a r z und schliefst hieran eine eigene Form el zur Berechnung excentrisch be- an sp ru ch ter Stabe auf Zerknickungsfestigkeit, bezuglich w elcher auf das Original verwiesen w ird, welches man ja bei naherem Eingehen a u f die Sache doch nicht wird entbehlen konnen.

Diese Form el w ird auf Grund der Versuchs- ergebnisse schliefslich dahin erw eitert, dafs sie diejenigen Q uerschnittsabm essungen lie fe rt, fur welche die Siiule bei den gem achten Annahnien auch noch standsicher im F euer bleibt.

Zu den Versuchen sind rohrahnliche glatte Saulen ohne F ufsplatte und Kapitał berm tzt;

m an w endete in der Regel fiir jede Yersuchs- stufe 2 Saulen von gleichen A btnessungen, die eine aus S chm iedeiśen, die andere aus Gufseiseii an. Alle Eisenstiitzen hatten 62 bis 64 qcm Q uerschnitt, 120 mm inneren und 150 mm aufseren D urchm esser, also 15 mm W andstarke.

Die Gufssaulen hatten an jedem Ende eine Ver- stiirkung um 5 m m von 40 mm B re ite ; sic w aren 1, 2 und 4 m lang, w ahrend die Lange der Schmiedesśiulen 1 und 2 m beteug. Um den Einflufs der Q uerschnitlsform zu erw eisen, w urden volle Saulen vou 90 mm D urchm esser also etw a 64 qcm Flachę uud 1, 2 und 4 ni Lange benutzt. Die genieteten Stiitzen hatten bei 2 rn Lange um stehend gezeichneten Q uerschnitt Fig. 2. W inkel und Flacheisen zusam m en haben wiederum 64 qcm Querschnittsflache.

Um dic W irkungen zu zeigen, welche Schulz- vorkehrungen auf die Standsicherheit der Saulen im F euer haben, sind folgende P robestucke her-

(12)

78 Nr. 2. „ S T A H L U N D E I S E N . * Februar 1888.

F i s . S-

4<£57,2X 57,2X7,9 2 FI. 115 X 13 G itte rst 50 X 8 --- »

gerichtet. Eine Gufssaule w urde oben und unten m it Flantschen von 280 mm D urchm esser und aufserdem in 300 mm Abstanden mit jeweilig 4 arigegossenen Dornen von 48 mm Liinge ver- sehen. Um letztere w urde Bindedrabt geschlungen, w elcher den 60 mm dicken Cementputz von 1 Tiieil Cement und 3 Theilen Sand fest hielt.

Aehnlieh w ar ein gleiehes Schm iederohr um- m antelt. Eine Nietstiitze w urde m it Fohrenholz von 30 mm Starkę um m antelt, welches durch eine Hiille von 1 mm starkem Eisenblech ein- geschlossen w ar. Je eine Gufs- und Schmiede- saule w urde m it 1 Theil Cement und 1 Theil Sand ausgegossen, w ahrend in eine zweite Gufs- saule ein G asrohr von 00 m m Durchm esser eingefuhrt und mit 1 Theil Cement und 3 Theilen Sand vergossen wurde. Der Cementkern sollte die Standfestigkeit erh o h e n , das G asrohr der Gufssaule dieselbe auch dann noch erhalten, wenn sie im F euer Risse bekam.

M o i l e r s Schlufsfolgerungen aus seinen Ver- suchsergebnissen lassen sieli etw a wie folgt zusam m enfassen:

1. Entgegen den Ergebnissen der ersten B a u s c h i n g e r s c h e n Versuchsreihe findet M o l i e r , dafs b e i 10 G u f s s a u l e n k e i n e R i s s e d u r c h A n s p r i t z e n i m g l i i h e n - d e n Z u s t a n d e e n t s t a n d e n s i n d . B a u s c h i n g e r kom m t bei seiner zweiten Reihe zu ahnlichem Ergebnifs. Der U m stand, dafs M o l i e r m it frisch gegossenen Sauien a rb e ite te , lafsl bei ihm die sonderbare V erm uthung entstehen, dafs das Gufseisen, iihnlich dem Cement, m it dem Alter seine Festigkeitseigenschaften andern moge. Es liegt wohl niiher, an eine verschiedene G attirung des Eisens oder an eine bei den verschiedenen V ersuchsreihen benutzte andere G ufsw eisezu denken: B a u s c h i n g e r s erste Saulen w aren Ausschufsstucke.

2. Aus B a u s c h i n g e r s Yersuchen sowie aus anderweitigen Erfahrungen weifs m an, d a f s G u f s s a u l e n t r o t z d e r d u r c h s c h n e l l e n W ii r m e w e c h s e 1 e t w a e i n g e t r e t e n e n R i s s e n o c h t r a g f a h i g b l e i b e n k o n n e n . Diese Risse konnen bei gegenseitigen Yerschiebungen der Bruch- (juerschnitteund beim A uftreten von Biegungs- m omenten gefahrlich w erden. Man mufs daher erstens die G u f s s a u l e n c e n t r a l b e l a s t e n und kann sie zweitens nach M o i l e r s Yorgehen m it einem eingesetzten Kern (Gasrohr) rerseh en , zu dessen Be

festigung jedocli zweckuiafsig die Cement- m ortelfullung yermieden wird, da sie wegen ihrer Dampfentwicklung gefahrlich werden kann. (W egen der bei den Versuchen getragenen Lasten und den erzeugten S p an n u n g en , wegen des Vergleiches der Standsicherheiten u. s. w . wolle man das Original einsehen.)

3. D ie d e r G u f s s a u l e z u g e m u t h e t e B e l a s t u n g d a r f n u r s o g r o f s s e i n ,

• dafs die im F euer einseitig erw arm te und angespritzte Siiule infolge des entstebenden Biegungsm om entes k e i n e Z u g s p a n n u n g e n e r f a l i r t ; letztere rniissen wegen der Gefahr bei etwaiger Rifsbildung vermieden w erden.

4. Y ie l w i c h t i g e r a i s di e F r a g e w e g e n d e s z u v e r w e n d e n d e n M a t e r i a l s i s t d i e A n w e n d u n g r i c h t i g e r C o n s t r u c t i o n s - v e r h a l t n i s s e . Die Gufs- und die Schmiede- siiule kann in gleichem Mafse feuersicher construirt w erden, wenn die A bm essungen richtig gew ahlt w erden. Die Saulen diirfen nicht zu schlank construirt w erden. Es empfiehlt sich, L/D (Lange zum D urchm esser) kleiner ais 10 zu wab len, wenn die S aule be- weglich, und L/D 1 7 , w enn sie fest eingespannt ist. Es ist hier darauf auf- m erksam zu m a c h e n , dafs absolute Feuer- sicherheit bei dem im F euer geborenen Eisen nicht erw arlet werden kann.

5. D u r c h d e n Rl a n t e l l a f s t s i c h d i e W i r k u n g d e s F e u e r s l i i n g e r e Z e i t auf- h a l t e n ; die Siiule wird vor iiberm afsiger, einseitiger E rw arm ung durch das F eu er und vor einseitiger A bkiihlung durch A n­

spritzen geschutzt.

6. Gufseisen kann leiehter ais Schm iedeisen in einem Q uerschnilt angehaufte M alerialfęhler enthalten, welche sich dem A uge entziehen.

L i i h m a n n em pfiehlt d ah e r, S a u l e n m i t s i c h t b a r e n K a l t g u f s s t e l l e n j e d e n f a l l s n i c h t z u v e r w e n d e n ; ma n dat f diesen Satz wohl au f alle aufserlich sichtbaren M aterialfehler ausdehnen.

In wie liobem Mafse die Eisericonstruction in H ochbauten durch die bei grofseren Briinden gem achten Beohachtungen in Mifscredit gehracht worden w aren, wissen die verehrten Leser zur Geniige. Selten hat wohl eine B randstelle auf den ersten Blick dieser E rfahrung so sehr das W o rt geredet ais die T ru m raerstatte des Brandes in der K a i s e r s t r a f s e zu B e r l i n . Aber gerade die Erfahrungen, welche sich an d er H and dieser T riim m er gewinnen lassen, zeigen auch, wie sehr die oben unter -3 und 4 gegebenen Regeln berechtigt sin d , und in w ie h o h e m M a f s e d i e U n s i c h e r h e i t i n f o l g e m a n g e l h a f t e r C o n s t r u c t i o n d i e i n d e r F e s t i g k e i t s v e r - m i n d e r u n g d e s e r w a r m t e n E i s e n s be- I g r u n d e t e G e f a h r f l b e r w i e g t .

(13)

F ebruar 1888. , S T A H L U N D E I S E N . "

W eil diese T rum m er so in jeder Beziehung lehrreich sind, soli versucht w erden, dem Leser in knapper F orm ein Bild zu geben, wobei auf Mafse und Details der Bauausfiihrung nicht w eiter eingegangen werden wird ais unum ganglich nóthig.

Der Interessent w ird in den vielfachen Veroffent- lichungen* das N ąnere jederzcit leicht linden.

Das Gebaude w urde zum Lagern von Textil- sloflen, Tabak u. a. m . benutzt. Aus dem unlen skizzirten G rundrifs (Fig. 3) ersieht man, wie die Raume um einen inneren H of G gruppirt w aren, von welchem in allen Geschossen grofse Fenster Licht empfingen. Die U m fassungswande w aren nach drei Seiten ebenfalls mit grofsen Fensteroffnungen versehen. Das Gebaude halle 5 Geschosse und w ar 21 m hoch. Es w ar durch eine B randm auer in zwei Theile ge- theilt. Die Decken w urden durch Gruppen von gufseisernen Saulen g etragen, w elche die auf Consolen gelagerten Unterzuge und einen Tlieil der K appentrager stutzlcn. Zw ischen die K appentrager w aren Kappen eingewolbt. Die Unterzuge lagen also vollig frei, w ahrend die K appentrager big auf den untern F lantsch ver- steckt w aren. In einzelnen Geschossen lag die W aare bis zum Kopf der Saulen angehiiuft;

einzelne Geschosse w aren leer. Das F euer soli durch Unvoisichtigkeit ausgekom m en sein und die Zerstorung nahm so sehnell u berhand, dafs ein grofser Theil des Gebaudes bereits eingesturzt war, ais die F euerw ehr kam. Letztere konnie n u r von den N achbarliiiusern aus den Angriff unternehm en, da die eisernen Th ii ren in den Treppenhausern verschlossen w aren und den Z utrilt hinderlen. Aufserdem w aren die Kappen

* Z. B; »Ce n t r a ł b l a t t d ' e r B a u v e r w a l t u ng«,

^ D e u t s c h e B a u z e i t u n g * u. a. m. Es steh t zu erwarten, dafs sęinerzeit auch der ausfOhrliche ainf- liche Bericht uber den Befund auf der Bramlstiitte

Nr 2. 79 der Boden grofstentheils bereits so unsicher. dafs an ein Betreten nicht zu denken w ar.

Die unheim liche Schnelligkeit, m it w elcher der Einsturz erfolgle, und der grofse Um fang, den die Verwiistung annahm , kann nUr durch das Zusam m entreffen vieler ungiinstiger Zustande erkliirt w erden. D er Brennstoff (die W aare) w ar bis nahezu an die U nterzuge gehauft. Nach dem Zerspringen der Fensterscheiben entstand ein aufserst lebhafter Zug, durch den ais Schlot wirkenden Hof veranlafst, w elcher das Feuer lebhaft anfachte und die Stichflam m e in ihrer Richtung von aufsen nach dem Hofe quer gegen den unteren F lantsch der U nterzuge fuhrte. Diese m ufsten verhaltnifsm afsig sehnell ergliihen und bogen unter der starken Belastung stark durch, wobei die K appentrager nachgeben konnten, die Kappen Risse erhielten und vielleieht zum E in­

sturz kam en. Auch die Saulen sind, wie dies aus den T rum m ern spiiter erkannt w orden ist, vielfach unterhalb der Kopfe zum Ergliihen ge- kom m en. Die gebogenen Unterzuge driickten mit ihren Flantschen auf die vorderen Kanten der um 230 mm ausladenden Console. Hier- durch w urden die Saulen nam entlich dann sein- stark excentrisch beansprucht und iiberlastet, w enn das betreffende Gegenfeld einsturzte und das angehorige Gonsol som it entlastet w ar.

Der Bruch tra t unm ittelbar u nter dem Kopf der Saule ein, wo der schw achste Q uerschnitt ur d zugleich der Angriffspunkt des I^euers war.

Diese Bruchform konnte sich um so leicli- ter bilden, ais etwa 1,5 m hoher ein zweiler schw acher* P u n k t, die Verzapfung der beiden iibereinanderstehenden Saulenschafte sich befand.

Die Verzapfung fand in der iiblichen W eise durch ineinandergesetzte Zapfen von 30 mrn Liinge sta tt. Die geschilderten Inanspruchnahm en er- folgten mit einer solchen Gesetzmafsigkeit, dafs fast alle nicht gebrochenen, dem F eu er ausge- setzt gewesenen Saulen unm ittelbar unter dem Kopf Verbiegungen und zum Theil Rifsbildungen zeigen. Es standen noch lange nach dem Brande Saulen, von denen die eine unter dem Kopfe zwiebelformig aufgebliiht und mit Schubspannungsrissen verselieri w ar.

(Fig. 4.) Sie h atte centrische Be- laslung erfahren und w ar deswegeri auch trotz des Ergliihens gerade geblieben. Eine andere Saulenflucht stand ebenfalls n o ch , obgleich die untere S aule, gleichfalls unter dem Kopf, vollig zum B ruch gekom m en w a r, wobei das obere Saulenende sich in das untere einstauchte. —

* H ierm it soli uhrigens nicht gesagt sein , dafs diese A rt der Yerbindung zweier ubereinander stehender Saulen eine schlechte sei.

ver6ffeuUicht werden wird. p;g 3

Cytaty

Powiązane dokumenty

Zur Erhebung einer Schaulinie ist auf der Achse des Zeigers c eine Trommel angebracht, welche sich mit der Belastungszunahme dreht, während ein Schreibstift

Mannesmann erwähnt allerdings,* dafs er beim Erhitzen von Sclimiedeisen mit Holzkohlen in einem glühenden Tiegel binnen 25 Minuten eine 3 1/2 mm starke

Im Sommer 1877 wurde mit der Anlage dieser Werft, begonnen und zwar zunächst mit Einrichtungen für einen Betrieb bis zu 800 Arbeitern. Diese Anlage erwies sich

ofen m ehr, Silicium ins Roheisen überzuführen zur Darstellung von hochgrauem Giefserei-Roh- eisen, welches ein mehrmaliges Umschmelzen vertrage, ohne w e i f s und

forderung des Genossenschaftsvorstandes eine sehr vernünftige Unfallverhütungsmafsregel, welche jedenfalls ebenso gerechtfertigt ist wie d ie , dafs dem Schwindel

säure einige Tropfen verdünntes Ammoniak hinzugefügt werden; doch darf es nicht danach riechen. Die Chloride gehen dann in Hyderoxyd über und lassen sich gut auswaschen. Die

„Will m an sich ub er das W esen der neuen O rdnung im grofsgewerblichen B etriebe ein zutreffendes U rtheil bilden, so m ufs m an das V ereinigungswesen der

fugte er erlautem d hinzu, „noch gar nicht lange ver- heirathet; meine Frau stam m t vom Lande, kennt keine fremde Sprachen und ist von puritanischer