• Nie Znaleziono Wyników

Stahl und Eisen, Jg. 22, No. 24

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Stahl und Eisen, Jg. 22, No. 24"

Copied!
63
0
0

Pełen tekst

(1)

Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften.

Abonnementspreis

für Nichtvereins­

mitglieder:

2 4 M a rk jährlich excl. Porto.

Insertionspreis

4 0 Pf.

für die zweigespaltene

Petitzeile, bei Jahresinserat

angemessener Rabatt.

ZEITSC H R IFT

FÜR D A S D E U T S C H E EISE N H Ü T T E N W E SE N .

R e d i g i r t v o n

Ingenieur E. Schrödter, und G eneralsecretär Dr. W. Beutner, Geschäftsführer des Vereins dcutschor EisenhUttenleute. Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins

für den technischen Theil

C o m m is s io n » -V e r ln g v o n A . B a g e I in D ü ss e ld o r f.

deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den w irtschaftlichen Theil.

Nr. U . 15. December 1902.

22. Jahrgang.

Stenographisches Protokoll

der

Hauptversammlung des Vereins „Eisenhütte Oberschlesien“,

Z w e ig v e re in s d e s „ V e r e i n s d e u ts c h e r E is e n h ü tte n le u te “ ,

im Theater- und C oncerthaus zu Gleiwitz am Son ntag den 30. Novem ber 1902.

T a g e s o r d n u n g : 1. Geschäftliche Mittlieilungen.

2. Das neue Schlammversatzverfahren beim oberschlesischen Kohlenbergbau. Vortrag des Hrn. Berg- werksdirector W a c h s m in u - K a tto w itz . .

3. D as Cartellproblem auf dem 26. Deutschen Juristentage. Referat des Hrn. Landgerichts-Präsident N e n t w i g - Gleiwitz.

4. Stahlformguls und seine Verwendung. Eine Betrachtung unter dem Eindrücke der Düsseldorfer A u s­

stellung. Vortrag des Hrn. Hütteningenieur B. 0 s a n n -B e rlin .

lo rsitz e n d e r H r. G en e ra ld irec to r N ie d t -G le iw itz : H . H . ! Im N am en des V o rstan d e s d er

„ E ise n h ü tte O b ersch lesien “ eröffne ich die h e u tig e H au p tv ersam m lu n g und heifse Sie A lle von ganzem H erze n w illkom m en. In sb eso n d ere spreche ich den g e e h rte n sta a tlic h e n und stä d tisc h e n V e r tr e te rn , sodann u n seren v e re h rte n F re u n d e n , H rn . G eh eim rath P ro fe ss o r D r. W e d d i n g aus B e rlin , E h re n m itg lie d u n se re s H a u p tv e re in s, sow ie H rn . P ro fe sso r R u d e l o f f von der T echnischen H ochschule zu C h a rlo tte n b u rg fü r ih r E rsch e in en m einen D an k aus.

M. H . ! B evor w ir in u n se re in te rn e n G esc h äftsa n g ele g en h e ite n e in tre te n , m öchte ich an dieser S te lle unserm tie fen S chm erze A usdruck v erle ih en ü ber den u n e rw a rte te n H in g a n g des e rs te n In d u strie lle n D eu tsch la n d s, des W irk lic h e n G eheim en R a th s, E x ce lle n z F r i e d r i c h A l f r e d K r u p p zu E sse n , E h re n m itg lie d u n se re s H au p tv e rein s. D as E re ig n ifs is t unendlich tra g isc h dadurch gew orden, dafs sein h o ch h erzig es öffentliches W irk e n ihn n ic h t davor b e w a h rt h a t, dafs sein P riv a tle b e n in den S taub gezogen w orden ist. E in e grofse, edle T h a t unseres K a ise rs w a r es, dafs Se. M a jestät, um m it den k aiserlic h en W o r te n zu red en , sich als O b erh au p t des D eutschen R eichs b ei dem B e g rä b n ifs einfand, um den Schild des deutschen K aisers ü b e r dem H ause und dem A ngedenken des V ersto rb en en zu h alten , w o für w ir deutsche In d u s trie lle unserm K a ise r g rö fste n , e h re rb ie tig e n D an k schulden. T au sen d e und A b erta u sen d e d er M ita rb e ite r K rupps, die

XXIV.»» 1

(2)

1326 Stahl und Eisen. Hauptversammlung des Vereins Eisenhütte Oberschlesien. 22. Jahrg. Nr. 24.

gesam m te In d u strie , so auch u n se r V erein tra u e rn an dem frisch en G rabe des V erew ig ten . Um u n se re r in n ig en T h eiln ah m e A usdruck zu geben, b itte ich Sie, m. H ., sich zum ehrenden A n­

g edenken an den V ersto rb en e n von Ih re n P lä tz e n zu erheben. (G eschieht.)

In d er V o ra u sse tzu n g , m. H ., dafs Sie d am it g e rn e in v ersta n d en sind, sch lag e ich Ih n en im N am en des V o rstan d e s vor, ein H u ld ig u n g steleg ram m an Se. M a je stä t den deutschen K aiser, A lle rh ö c h st w elc h er b e k a n n tlic h h eu te in u n s e re r N ähe, in N eudeck, w eilt, zu senden, dessen W o r tla u t d e r S c h riftfü h re r des V ereins, H r. G en e ra ld ire c to r L i e b e r t , z u r V e rle su n g b rin g e n w ird.

(G rofser B eifall.)

H r. G e n e ra ld ire c to r L ie b e r t-F rie d e n s h ü tte : D er vom V o rstan d in V o rsch la g g e b ra c h te E n tw u rf zum T eleg ram m an Se. M a je stä t den deu tsch en K a ise r, N eudeck, la u te t:

„ E u r e r M ajestät h u ld ig e n in tie fs te r E h rfu rc h t die h eu te zu ih re r H auptversam m lung in G leiw itz v e re in ig te n ü b er 3 0 0 M itg lie d er d e r „ E ise n h ü tte O b ersch lesien “ , Z w eigverein des „V e re in s d eu tsch e r E ise n h ü tte n le u te “ , und b rin g en E u re r M a je stä t a lle ru n te rth ä n ig s te n D an k d a r fü r das hoch h erzig e E in tre te n , durch w elches E u re M a je stä t die L a u te rk e it des N am ens des v e re w ig te n E h re n m itg lie d es u n se re s H au p tv e rein s, K ru p p , zu w ah ren g e ru h te n . E u re r M a je stä t edle T h a t findet b e g e iste rte n W id e rh a ll in u n se re n d an k e rfü llte n H erze n . G o tt segne und sch ü tze E u re k a ise rlic h e und k ö n ig lich e M a je s tä t! “ * (B ravo!) V o r s i t z e n d e r : M. H .! S ie h aben den W o r tla u t g e h ö rt und sofern kein W id e rsp ru c h erfolgt, nehm e ich an, dafs u n se r A n tra g angenom m en ist. — Ic h h öre k einen W id ersp ru ch und c o n s ta tire einstim m ige A nnahm e.

D es w e ite re n g la u b t Ih r V o rstan d Ih re m Em pfinden R ech n u n g zu tra g e n , w enn er- Ihnen v o rsc h lä g t, auch ein T eleg ram m abzusenden und z w a r an das D irec to riu m d e r nun v erw aisten K ru p p sch en W e rk e nach E sse n . Ich b itte H rn . G en e ra ld irec to r L ie b e rt, die L ie b en sw ü rd ig k eit zu h ab en , auch dieses T eleg ram m z u r V erle su n g zu b rin g en . (B eifall.)

H r. G en e ra ld irec to r L ie b e rt-F rie d e n s h ü tte :

„D ie h eu te in G leiw itz ta g e n d e , von m ehr als 3 0 0 M itgliedern besu ch te H a u p t­

v ersam m lu n g des V ereins „ E ise n h ü tte O b ersch lesien “ , Z w eig v erein des „V erein s d eu tsch e r E is e n h ü tte n le u te “ , g ie b t h ie rm it ih r e r tie fen T ra u e r A usd ru ck ü b e r das H inscheiden des h o ch g e eh rte n E h re n m itg lie d es ih res H a u p tv e re in s, E x cellen z F rie d ric h A lfre d K rupp.

U n erse tz lic h is t d e r V e rlu st, w elchen die gesam m te deutsche In d u strie , d eren v o rn eh m ster V e r tr e te r H e rr K rupp w ar, durch seinen H in g an g e r litte n h a t, und aufs sch m erzlich ste b e k lag e n w ir es, dafs schm ähliche V erleum dungen sich se lb st diesem um das W o h l se in e r A rb e ite r besonders h o ch v e rd ien te n M anne n ahen und den F rie d e n d er le tz te n T ag e seines L eb en s stö ren k o n n te n .“

V o r s i t z e n d e r : M. H .! Ic h fra g e auch h ier, ob W id e rsp ru c h g elten d gem ach t w ird . E in W id e rsp ru c h e rfo lg t n ich t, auch die A bsendung dieses T eleg ram m s is t h ie rm it von Ih n en ein­

stim m ig g en e h m ig t w orden, w ofür ich Ih n en von H erze n danke.

U nser H au p tv e re in , d e r „V erein d eu tsc h e r E is e n h ü tte n le u te “ , w ird zu E h re n seines hoch­

a n g e se h e n e n , dahingeschiedenen E h re n m itg lie d es eine besondere G e d ä c h tn ifsfe ie r, w elche am 13. D ecem ber er. in D ü sse ld o rf s ta ttfin d e t und an d e r sich auch eine g rofse A n za h l a n d e re r K ö rp e rsch a fte n b eth e ilig e n w erden, v e ra n s ta lte n . Ic h w o llte n ic h t verfeh len , Ih n en dieses nam ens des H au p tv e re in s h eu te b e re its m itzu th e ile n . (B eifall.)

S e it u nserm le tz te n B eisam m ensein am 4. M ai d. J . in B e u th e n O.-S. h a t sich d e r M it­

g lie d sta n d des V ereins „ E ise n h ü tte O b ersch lesien “ w iederum g e h o b e n , und z w a r g eh ö re n ihm g e g e n w ä rtig 4 7 5 M itg lie d er an. L e id e r h a t auch d er T od in die R e ih e n u n seres V ereins w iederum schm erzliche L ü ck en g erisse n . E s sta rb e n s e it u n se re r le tz te n H au p tv ersam m lu n g u n se re M itg lie d e r: F a b rik b e s itz e r E n n o v o n M ü n s t e r m a n n , K attovvitz; M aschineninspector Z a n d e r , B e u th e n O .-S .; P ro c u ris t M a x O e l s n e r , R ieg e rsd o rf. — W ir b e k lag e n a u fric h tig den H in g a n g d ie ser belieb ten und tre u e n V erein sm itg lied e r und b itte ich Sie, sich zu E h re n der V e r­

sto rb en en von Ih re n P lä tz e n zu erheben. (G eschieht.)

* Die auf obiges Dank- und Huldigungstelegramtn erfolgte Allerhöchste Antwort, welche ara 1. December Mittags beim Vorsitzenden eintraf, lautet folgendermafsen:

„Vorstand der »Eisenhütte Oberschlesien*, Gleiwitz.

Neudeck Schlofs, 1. December 1902.

Seine Majestät der Kaiser und König lassen für die patriotische Kundgebung bestens danken.“

(3)

15. December 1902. Hauptversammlung des Vereins Eisenhütte Oberschlesien. Stahl und Eisen. 1327 M. H .! W ir haben heute als V erein „ E ise n h ü tte O b ersch lesien “ officiell Ivenntnifs davon zu nehm en, dafs u n se r v e re h rte s V o rstan d sm itg lied , H r. G eheim rath J ü n g s t , am 1. d. M. sein A m t als e rs te r W e rk sd ire c to r der h iesigen K öniglichen H ü tte n ie d erg ele g t h a t, um in den R uhe­

sta n d zu tre te n . W e n n m an, m. H ., 31 J a h r e an einem solch v e ra n tw o rtu n g sre ich e n P o ste n g e sta n d e n h at, w enn man eine d e ra rtig e A rb e itsla st h in te r sich h a t, w ie H r. G eheim rath J ü n g st, so h a t m an zum A usruhen gewil's volles R ech t. W ir a b e r, die M itglieder des V ereins „E ise n ­ h ü tte O b ersch lesien “ , beklagen a u fr ic h tig , dafs H r. G eheim rath J ü n g s t uns verla sse n w ill und w ünschen ihm eine la n g e g lückliche Mufse in B erlin . H r. G eheim rath J ü n g s t g eh ö rte zu den B e g rü n d e rn u n seres V ereins und is t se it dessen B estehen sein s te llv e rtre te n d e r V orsitzen d er.

M it grö lstem I n te r e s s e , j a m it jugen d lich em E ife r h a t e r Bich auch in den D ien st unseres V ereins g e s te llt und n ic h t n u r als H ü tte n m an n , sonder« in je d e r B ezieh u n g kön n te er, w enn e r n ic h t allzu bescheiden w ä r e , m it R e c h t von sich sagen w ie der D ic h te r: „ N e n n t m an die b esten N am en, so w ird auch d er m eine g e n a n n t“ . E in en solchen Mann zu ehren, m. H ., h ie lt I h r V o rsta n d fü r seine P flic h t und le g t Ih n en dem gem äfs lie u te den A n tra g v o r, H rn . Geheim en B e rg ra th J ü n g s t zum „ E h re n m itg lie d e “ des V ereins „ E ise n h ü tte O berschlesien“ zu ernennen. (B ra v o !)

M. H . ! S ie ru fen z w a r A lle B rav o , ich mnfs a b e r d er O rdnung w egen tro tz d em noch fragen, ob sich irg en d ein W id ersp ru ch gegen den A n tra g des V o rstan d es erh eb t. D a dies nich t g esch ie h t, is t H rn. G eheim rath J ü n g s t die ihm zu g e d ac h te E h ru n g w id erfah ren , die gröfste, w elche ein V erein vornehm en k a n n , e r is t zum „ E h re n m itg lie d e “ e rn a n n t w orden. H r. G eheim ­ r a t h J ü n g s t is t zu u n se re r F re u d e anw esend und h a t g eh ö rt, w ie w ir A lle ü b er ihn denken un d h ab e ich als V o rsitz e n d e r j e t z t n u r noch die angenehm e P flich t, da H r. G eh eim rath J ü n g s t n ic h t gegen die E rn e n n u n g p r o te s tir t, in I h r e r A lle r N am en dem G efeierten u n seren h erz lich sten G lückw unsch d a rz u b rin g e n . (G eschieht d urch H a n d sc h la g ; B rav o !)

M. H . ! B evor w ir zu den V o rträ g en sc h re ite n , w ill ich Ih re A ufm erksam keit noch a u f einen R e g is tr ir a p p a ra t lenken, w elc h er h eu te h ie r a u s g e ste llt w orden ist. D ieser A p p a ra t ist von einem M itgliede u n seres V erein s c o n s tru irt und dien t z u r U ebenvachung d er B e g ic h tu n g d er H ochöfen.* E r g ie b t ein anschauliches B ild von -den A rb e itsv o rg ä n g en a u f d er H ochofengicht, indem er diese V o rgänge durch e le k trisc h e U e b e rtra g u n g autom atisch n ie d ersch reib t. B ei den th e u re n B ren n sto ifp reisen und dem a llse itig e n B estreb en , die w erth v o llen G ichtgase w eitgehendst a u szu n ü tz en , d ü rfte er I h r In te re s se finden und in d ie ser A nnahm e kam I h r V o rstan d m ehrfach an ih n h e ra n g e tre te n e n W ünschen, den A p p a ra t h ie r au szu ste lle n , nach.

M. H .! E s is t m ir soeben eine D epesche aus D ü s s e ld o rf von unserem H auptverein ü b e r­

b ra c h t w orden. Sie l a u t e t :

„N och tie f bew eg t d urch das tra g isc h e E re ig n ifs in E ssen w issen w ir uns einig m it Ih n en in heifsem D an k fü r unseren k aiserlic h en H e rrn , fü r den E delm utli, m it w elchem A lle rh ö c h std e rse lb e fü r die E h re eines T o d te n , unseres in G o tt ruh en d en E h re n m itg lie d e s, e in g e tre te n ist. Zu Ih re n heutigen V erhandlungen senden w ir Ih n en u n se r G lü ck a u f und den W unsch glü ck lich en V e rla u fs.“ (B rav o !) M. H . ! Mit R e c h t spenden Sie B eifall und gebe ich unserem D ank fü r die so freundliche B e g rü fsu n g unseres H au p tv e rein s aufs h e rz lic h s te in Ih r e r A lle r N am en an dieser S telle A usdruck, indem ich m it g rö fste r G en u g th u u n g a u f die volle U ebereinstim m ung d er G esinnung Hinweise, w elche zw ischen O sten und W e ste n h errsc h t.* *

M. H .! H r. G eh eim rath J ü n g s t b itte t um s W o rt, ich e rth e ile es ihm.

H r. G eh eim rath J ü n g st-G le iw itz : M. H .! D u rch die W a h l zum E h re n m itg lie d e unseres V erein s haben Sie m ir eine grofse F re u d e b e r e ite t und g e re ic h t m ir die W a h l z u r hohen E h re.

H aben S ie herzlich en D an k ! D iese E rn e n n u n g g ie b t m ir neuen M uth und neue L u s t, w e ite r a u f dem F e ld e des E ise n h ü tte n w e sen s zu a rb e ite n . H e rv o rra g en d e te chnische K rä fte des deutschen E ise n h ü tte n w e sen s haben in la n g e r, m ühevoller A rb e it V o rsch riften fü r L ie fe ru n g von E isen und S ta h l entw orfen. D er „V erein d eu tsch e r E is e n h ü tte n le u te “ h a t diesem E n tw ü rfe im J a h re 1 9 0 0

* Der Apparat ist in „Stahl und Eisen“ 1902 Heft 15 S. 816 beschrieben.

** An den Vorstand des Hauptvereins wurde hierauf nachstehendes Telegramm entsandt:

„Verein deutscher Eisenhüttenleute.

Herzlichen Dank für das freundliche Telegramm. Gleiche Gefühle beseelen uns im Osten wia Sie im Westen. W ir gaben Diesem Ausdruck mit ehrerbietigem Huldigungs- und Danktelegramm » i Se. Majestät. In alter Treue.“

(4)

1828 Stahl und Eisen. Hauptversammlung des Vereins Eisenhütte Oberschlesien. 22. Jahrg. Nr. 24.

die F orm g e g e b e n , w ie solche uns g e g e n w ä rtig v o rlie g t. D ie chem ische Z usam m ensetzung des E ise n s is t h ierb ei n ic h t b e rü c k sic h tig t w orden. W a h re n d die V o rsch riften fü r L ie fe ru n g von F lu fs s ta h l, F lul'seisen und Scliw eifsei^en in a u sre ich e n d er W e ise b e h a n d elt s in d , is t das K a p ite l

„ G u fseisen p riifu n g “ n u r k u rz g efa fst und b e d a rf nach A nsicht v ie le r F ach g en o ssen ein er erw eite rn d e n B e ra th u n g . D e r „D eu tsch e V erband fü r M a te ria lp rü fu n g d er T e c h n ik “ h a t den „V erein d e u tsc h e r E ise n g ie fse ro ie n u au fg e fo rd ert, sich au diesen B e ra th u n g e n zu beth eilig en . D ieses is t geschehen, doch i s t es d er betreffenden Commission bis j e t z t n ic h t g elungen, zu einem b efriedigenden R e su lta te zu g elan g en , und w ird sie d a h e r die U n tersu ch u n g en w e ite r fo rts e tz e n . D ie V erein ig u n g am e rik a ­ n isc h e r E ise n g iefse r v e rfo lg t ein gleiches Ziel. A u f G rund eines so rg fä ltig a u fg e ste llte n ¡P rogram m s sind se h r um fangreiche U n tersu c h u n g en , w elche die p h y sik a lisc h en E ig e n sch a fte n upd die chem ische Z usam m ensetzung um faTsten, a u s g e fü h rt, doch auch h ie r is t ein abschliefsendes E rg e b n ifs n ic h t e rre ic h t w o rd e n , da verg leich en d e U n tersu c h u n g en , abw eichende R e s u lta te erg a b en . D e r „ I n te r ­ n a tio n a le V erb an d fü r M a teria lp rü fu n g der T e c h n ik “ h a t sich in dem in B u d a p est im S ep­

te m b e r 1901 a b g e h alten e n C ongrefs eb e n falls mtF d e r A u fstellu n g e i n l i e i t l i c h e r P rü fu n g sm e th o d en fü r G nfseisen und G ufsw aaren b e s c h ä ftig t' und ein er C om m ission, w elche aus F ach g en o sscn d e r verschiedenen L ä n d e r g e b ild e t is t, den A u ftra g e rth e ilt, dem im A pril 1 9 0 4 in P e te rs b u r g ta g en d e n C ongrefs en tsp rech en d e V orschläge zu u n te rb reiten .

M. H .! M ir a ls Obmann sowohl d er Commission des „V erein s d eu tsch e r E ise n g ie lse re ie n “ a ls auch d e r Com mission des in te rn a tio n a le n V erb an d e s is t die V erp flich tu n g a u f e rle g t, die w e ite re n erfo rd e rlich e n S c h ritte ein zu le ite n — eine sch w ierig e A u fg a b e , zu deren L ö su n g ich m ir Ih re U n te rstü tz u n g e rb itte n m öchte. E s is t a u f f ä llig , dafs die V o rsch riften fü r L ie fe ru n g von F lu fs ­ sta h l, F lu fseisen und S chw eifseisen tr o tz d er w eitgehenden A nforderungen in a n n ä h e rn d b efrie d ig e n d e r G e sta ltu n g v o rlie g e n , w äh ren d die betreffenden V o rsch riften fü r G u fseisenprüfung noch als u n ­ g e n ü g e n d b ez eich n e t w erden m üssen. E s s te h t auch nich t zu e r w a r te n , dafs h ie r in n ä c h s te r Z eit eine a lls e itig b efriedigende L ö su n g e rre ic h t w erden w ird . D ie G ründe dieser au ffällig en E rs c h e in u n g m öchte ich in F olgendem suchen:

1. D ie D a rste llu n g des F lu fs s ta h ls , F ln fseise n s und Schw eifseisens is t in w isse n sc h a ftlic h e r und te c h n isc h e r B ezieh u n g in b estim m te B ah n en g e le ite t, w elche zu sich eren R e su lta te n fü h ren . Diese E ise n so rte n e n th a lte n n u r B e im e n g u n g en , F re m d k ö rp e r, in s e h r g e rin g e n M engen, in B ruchtlieilen.

2. D er P ro c e ls des U m schm elzens des R oheisens im Cupolofen in d er g e g e n w ä rtig üblichen W e ise is t noch se h r unvollkom m en und g ie b t keine S ich e rh e it, g le ichbleibend ein Gufs- eisen von b estim m ter Q u a litä t zu e rh a lte n . D ie in dem G nfseisen e n th alten e n F re m d ­ k ö rp e r sin d s e h r m an n ig fach er A rt und b e tra g e n oft bis 8 °/°-

B e k a n n t sind wohl die E in w irk u n g en , w elche die einzelnen F re m d k ö rp e r, je d e r fü r sich, a u f die Q u a litä t des G ufseisens ausüben. E s h a t auch diese E rk e n n tn ifs d ahin g e f ü h r t, dafs oft bei L ie fe ru n g von G ufseisen G re n z w e rth e dieser F re m d k ö rp e r v o rg esc h rieb en w erden. So sollen z . B . bei L ie fe ru n g m ancher G ufsw aaren die F re m d k ö rp e r M a n g a n , P h o sp h o r und Silicium den G renz- w e rtk 1 : 1 : 2 n ic h t ü b ersc h re ite n . N ich t h in reich en d b e k a n n t sin d je d o ch die E in w irk u n g e n , w elche die im G ufseisen befindlichen F re m d k ö rp e r in i h r e n m a n n i g f a c h e n . M i s c h u n g s v e r h ä l t - n i s s e n b e i v e r s c h i e d e n e n T e m p e r a t u r e n ausüben. So haben. S chm elzversuche ergeben, dafs die - fü r G ufseisen so a u fse ro rd en tlic h h ohe B ie g e fe stig k e it von 3 8 kg/qm m sow ohl b ei 1,46 °/o Silicium und 0 ,7 5 °/o M angan, als auch bei 3 ,0 7 °/o Silicium und 1,59 M angan e rre ic h t w erden kan n . E in e w eitere S ch w ierig k e it e rg ie b t die E rf a h ru n g , dafs die F e s tig k e it des G ufseisens von an n ä h e rn d gleichem G efüge und g le ic h e r chem ischer Z usam m ensetzung v ersc h ied e n sein k a n n . So h a t m ir e r s t v o r einigen T a g e n H r. A. S u l z e r - W i n t e r t h u r m itg e th e ilt, dafs bei v ie r T h eilen eines S c h w u n g ra d e s , w elche, aus dem selben R o h m a te ria l g e g o s s e n , das g leiche G efüge z e ig te n und die g leiche chem ische Z usam m ensetzung e n th ie lte n , doch eine v erschiedene F e s tig k e it gefunden w urde. D ieses sin d auch die G ründe, w eshalb die Commission des „V e re in s d eu tsch e r E ise n ­ g ie ß e r e ie n “ es fü r g efä h rlich e ra c h te te , G re n zw e rth e d er im G ufseisen e n th a lte n e n F re m d k ö rp e r v o r­

zu sch reib e n , und zu d er A n sic h t g e l a n g te , dafs die V o rsch riften fü r P rü fu n g von G ufseisen sich n u r a u f die p h y sik alisch en E ig e n sch a fte n des G ufseisens e rstre c k e n sollen. D ie V ere in ig u n g am erik an isch e r E ise n g ie fse r d agegen is t d er A nsich t, dafs die U ntersu ch u n g sm eth o d en sich a u f die p h y sik a lisc h en E ig e n sc h a fte n u n d a u f die chem ische Z usam m ensetzung des G ufseisens e rstre c k e n m üssen — gew ifs ein vollkom m enes P ro g ra m m und um so m ehr b e re c h tig t, a ls das am erik a n isc h e R oheisen im allgem einen g e rin g e re Q u a n titä te n an F re m d k ö rp e rn , b esonders an M angan und S ilicium , e n th ä lt, als d as d eu tsch e R oheisen. D ie se r U m stand e rsc h w e rt es in hohem M afse, e i n h e i t l i c h e P rü fu n g sm e th o d en a u fz u ste lle n , w ie es d er „ I n te rn a tio n a le V erband fü r M a teria lp rü fu n g e n d e r T e c h n ik “ a n s tre b t. M eine B itte an die E ise n g ie fse r u n se re s V ereins g e h t d a h in , den Cupolofen-

(5)

15. December 1902. Hauptversammlung des Vereins Eisenhütte Oberschlesien. Stahl und Eisen. 1329 procefs ein er g enauen B eo b ach tu n g zu u n te rw e rfen , das aus gleichem R o h m ate rial e rh a lte n e G ufs- eisen ein er v erg leich en d en U ntersu ch u n g a u f B ie g e fe stig k e it, B ie g e a rb e it und S c h la g fe stig k e it zu u n te rz ie h e n , w enn irg en d m öglich das G ufseisen zu a n a ly sire n und m ir die R e su lta te m itzu th e ile n . An die V e rb ra u ch e r des G ufseisens ric h te ich die B itte , bei vorkom m enden aufsergew öhnlichen E rsch e in u n g en , B rüchen u. s. w ., B ru ch stü ck e des G ufseisens zu sam m eln und m ir zu w eiteren U n te r­

su chungen zuzusenden. 31. H . ! N u r durch Z usam m enw irken d er E ise n g iefse r und E ise n v e rb ra u c h e r können b efriedigende R e s u lta te e rre ic h t w erden.

V o r s i t z e n d e r : M. H . ! Die W o rte des H rn. G eheim rath J ü n g s t w erden n ic h t u n g eh ö rt v e rh a lle n und m öchte ich Sie b itte n , H rn. G eh eim rath Jü n g s t, den Obmann d e r Commission des

„V e re in s d eu tsch e r E ise n g in fsereie n “ sow ie der Commission des „ In te rn a tio n a le n V erbandes für M a teria l­

p rü fu n g d er T e c h n ik “ , in je d e r B ezieh u n g zu u n te rs tü tz e n und diese A rb e ite n zu fö rd e rn , dam it dieselben zu einem auch fü r uns g u te n und zw eckm äfsigen R e s u lta t führen. — H ierm it is t P u n k t 1 d e r T a g e so rd n u n g e rle d ig t und gehen w ir j e t z t zum 2. P u n k t über. (E s folgte dann ein V o rtra g des H rn . B e rg w e rk sd ire c to r W a c h s m a n n ü b e r: „ D a s n e u e S c h l a m m v e r s a t z v e r f a h r e n b e i m o b e r s c h l e s i s c h e n K o h l e n b e r g b a u “ , d er in n ä c h ste r A usgabe ab g e d ru c k t w erden w ird.)

V o r s i t z e n d e r : M. I I . ! W ir kommen j e t z t zum d ritte n T h eil u n se re r T ag e so rd n u n g , und ich b itte H rn. L a n d g e ric h ts-P rä sid e n te n N e n t w i g , das W o rt zu nehm en zu seinem R e fe ra t ü b e r:

Das Cartellproblem auf dem 26. Deutschen Juristentag.

H r. L a n d g e ric h tsp rä sid e n t Nentwig - G le iw itz : II. H .! Am 4. Mai d. J . h a t Ihnen in B euthen O.-S. d er G e n e ra lse c re tä r des „ C e n tra lv erb an d e s d eu tsch e r I n d u s tr ie lle r “ , H r. B u e c k , ü b e r das C artellw esen einen ü b erau s in te re ssa n te n V o rtra g g e h a lte n , w elc h er den gesam m ten E n t­

w ick lu n g sg a n g um fafste und erschöpfte. Inzw isch en is t in d er O effentlichkeit d er K am p f für oder w id er die' C a rtelle im m er h e ftig e r e n tb ra n n t- In Z eitsch rifte n wie in se lb stä n d ig erscheinenden A b h an d lu n g en w ird die F ra g e nach d er N ü tz lic h k e it und S chäd lich k eit der S y n dicatbildungen e r ö r te r t, und es v e rg e h t fa s t kein T a g — n u lla dies sine lin e a — * an w elchem sicli n icht, j e nach d er S tellu n g der betreffenden Z eitu n g zu den In te re s se n te n k re ise n , freundlich oder

feindlich g eh a lte n e A rtik e l in d er T a g e sp re sse fänden.

Auch d e r V orstand des D eutschen J u r is te n ta g s h a t die M aterie vor sein F orum gezogen und u n te r die B e ra th u n g sg e g e n stä n d e fü r seine 2 6 . T a g u n g , w elche in d er Z eit vom 9. bis 13. S ep­

te m b e r in B e rlin s ta ttfa n d , die F ra g e aufgenom m en: „W elch e M afsregeln em pfehlen sich fü r die re c h tlic h e B e h an d lu n g d er In d u s tr ie c a r te lle ? “

In w eiser R ü ck sich tn ah m e a u f diese E rsch e in u n g en im öffentlichen L eben h a t mich I h r V or­

s ta n d e rsu c h t, Ih n en ein k u rz e s R e fe ra t ü b e r den V e rla u f je n e r B e ra th u n g e n zu geben und zw a r, d a j a dieser V erla u f durch die T a g e sp re sse genügend b e k a n n t ist, wohl in d er A bsicht, durch dieses R e fe ra t eine U n te rla g e fü r eine neue fru c h tb rin g en d e D iscussion in d ie ser V ersam m lung z u schaffen. D iesem E rsu c h e n e n tsp re ch e ich um so lie b er, als es m ir G elegenheit g ie b t, einiger- m afsen die U rsachen an g e b lic h er E rg e b n ifslo sig k eit d e r B e ra th u n g e n au fz u k lären , w elche E r g e b n i s ­ lo sig k e it zum G egen stan d m eist u n g e re c h tfe rtig te r A ngriffe a u f den J u r is te n ta g durch die P re sse g em ac h t w orden ist. V o rb e re ite t w aren die B e ra th u n g e n durch zw ei G u tach ten des P ro fesso rs D r. W ä n t i g in M ünster und des A dvocaten D r. L a n d e s b e r g e r in W ien. B eide G utachten g eh e n behufs N achw eises der N o th w e n d ig k e it eines g esetz g eb e risch e n E in sc h re ite n s im w esen t­

lichen von d er U n tersu c h u n g aus, w elchen E iniiufs die C a rte lliru n g einm al a u f die P r o d u c t i o n s - t e c h n i k , sodann a u f die A r b e i t e r v e r h ä l t n i s s e , endlich a u f die G e sta ltu n g d er P r e i s b i l d u n g hab en . In e rs te re r B ezieh u n g — P ro d u c tio n ste ch n ik — sin d die R e su lta te dieser U ntersu ch u n g v erh ä ltn ifsm ä fsig ca rte ilfre u n d lic h , so dafs h ie ra u f a u f dem J u r is te n ta g e se lb st N iem and z u rü c k ­ gekom m en ist. H insich tlich des E influsses a u f die A rb e ite rv e rh ä ltn isse m eint W ä n t i g , es sei ohne w e ite re s einleuchtend, dafs die fo rtsc h re ite n d e C a rte lliru n g die S te llu n g des A rb e ite rs beim A b sch lü sse des A rb eitsV ertrag es v e rsc h lec h te re . E r w eist h ie rb e i' a u f die in E n g la n d bestehenden gem einsam en V erbände d er A rb e itg e b e r und A rb eitn eh m er, sogenannte A llia n ze n , hin, a u f die, wie ich h ie r k u rz vorw eg nehm en w ill, a u f dem J u r is te n ta g e d er L a n d g e ric h ts ra th K n i e m a n n und in n e u e s te r Z e it in einem in d er „ Z u k u n ft“ erschienenen A rtik e l P ro fesso r K l e i n w ä c h t e r aus Czerno- w itz als se g en v e rsp rec h en d znrückgekom m en ist. A uch L a n d e s b e r g e r sie h t in dem W achsthum d e r C a rtellb ew eg u n g eine G efah r fü r die A rb e ite rv e rh ä ltn isse , w elche zum indest das P o s tn la t rec h t- f e rtig e , dafs die G ese tz g eb u n g und V e rw a ltu n g das C o alitionsreclit und die C o alitio n sfreih eit der L o h n a rb e ite r rü c k h a ltlo s u n d in vollem M afse an e rk en n e. D er H r. R e fe re n t is t a u f diesen P u n k t n ic h t n ä h e r zurückgekom m en. Ich kon n te m ich m it dem H inw eis b egnügen, dafs K lag e n seiten»

d e r co a litio n irte n A rb e ite rv e rb ä n d e se lb st n irg en d s la u t gew orden sind und som it je d e r G rund,

(6)

1330 Stahl und Eisen. Hauptversammlung des Vereins Eisenhütte Oberschlesien. 22. Jahrg. Nr. 24.

in B e rü c k sic h tig u n g d er A rb e ite rv e rh ä ltn isse s ta a tlic h vorzugehen, en tfalle. E s blieb som it — als piece de re sis ta n c e — fü r die B e ra th u n g e n die in d e r T h a t am sch w ersten zu b ea n tw o rten d e F ra g e nach dem Einflufs der C a rtelle a u f die P re isb ild u n g . H ie r w aren die G u tac h te n in d e r A nnahm e sch äd lich er W irk u n g e n d er C a rtelle so ziem lich einig, indem als ih r im m an en ter Zw eck die E rz ie lu n g des m öglich g rö fsten K ap italp ro fite s durch m onopolistische B e h e rrsc h u n g des W e lt­

m a rk te s bezeichnet und aus diesem B estreben die N othw en d ig k eit g esetz g eb e risch e n E in g re ife n s h e rg e le ite t w urde.

D r. W ä n t i g h ä lt ein solches E in g reifen fü r nothw endig, w elches die S elb sth ü lfe d er in M itleidenschaft gezogenen K re ise e rle ic h te re und a n r e g e , also A rb e ite rv e rb ä n d e , O rg an isatio n en der C o n su m en ten , endlich die S tä rk u n g d er C oncurrenz durch E in b lick e in die T h ä tig k e it der c a rte llirte n U n tern e h m u n g en , P u b lic itä t a lle r B esch lü sse, die a u f P re is e und P ro d u c tio n B e zu g haben. Am Schlüsse d e u te t e r a u f die Z w eckm äfsigkeit d er V e rsta a tlic h u n g so lch er B e trie b e hin, von denen u n m itte lb a r die W o h lfa h rt des V olkes, w enn n ic h t g a r die W e h rfä h ig ­ k e it des L an d es ab h ä n g t. —

D r. L a n d e s b e r g e r w ü n sch t ein E in g reifen d er G ese tz g eb u n g nach der R ich tu n g , dafs a lle C a rtelle, ih re concrete G estaltu n g , G eb a h ru n g und P o litik u n te r S ta a tsa u fsic h t g e s te llt und zu diesem Z w ecke eine C artellb eh ö rd e e rric h te t w erde, bei w e lc h e r ein öffentliches C a rte ilre g is te r g e fü h rt und dadnrch eine w ü n s c h e n s w e r te P u b lic itä t der B eschlüsse, die eine F e s ts e tz u n g d er P re is e , d er P ro d u ctio n sm en g e, d er E in k a u fs- und A b sa tz v e rh ä ltn iss e zum G eg en stän d e haben, e rre ic h t und g e s ic h e rt w ird. — D ie B e ra th u n g e n h ie rü b e r fanden am 11. S eptem ber in d er u n te r V o rsitz des O b erre ic h san w alts O l s h a u s e n tag en d en zw eiten A b th eilu n g s ta tt und w ä h rte n m it k u rz e r M ittag sp a u se von 9 Uhr M orgens bis in die se ch ste N a c h m ittag sstu n d e. D er e rste R e fe ren t, H r. P ro fe sso r D r. M e n z e l , b eg rü n d e te — zum T h eil u n te r H e ran z ieh u n g rech tsp h ilo so p h isch e r G ru n d sätz e — folgende T h e se n :

1. D er D eutsche J u r is te n ta g sp ric h t seine U eberzeugung d ahin aus, dafs fü r eine g e setz lic h e R e g elu n g d er In d u strie c a rte lle v o re rst die E in fü h ru n g öffentlicher C a rte llre g is te r und die S ta tu iru n g ein er A usk u n ftsp flich t g eg e n ü b er d er S ta a tsv e rw a ltu n g von S eiten der c a rte l­

lirte n U ntern eh m er, ih r e r O rgane und C om m issionäre em pfohlen w ird.

2. D er J u r is te n ta g e r k lä r t eine R eform der G ese tz g eb u n g ü b er die w irtlisc b aftlich e n Corpo- ra tio n e n und insbesondere über die A ctien g e sellsch a ften nach der R ic h tu n g fü r w ünschens- w ertli, dafs d er S ta a tsv e rw a ltu n g diesen K ö rp e rsch a fte n g eg e n ü b er die W a h ru n g öffentlicher In te re s se n erm öglicht w ird.

N achdem ich d a ra u f m einen S ta n d p u n k t a ls den des P ra k tik e rs dahin fe stg e le g t h a tte , dafs ich z u r Z eit ein gesetz g eb e risch e s E in sc h re ite n n ic h t fü r g eboten era ch te , erg riff H r. S ectionschef K l e i n aus dem ö sterreich isch en Ju stiz m in iste riu m das W o r t zu einem wohl 1 ' /2 stü n d ig en V o rtra g e . E r v e rla n g te die S te llu n g der C a rtelle u n te r das gem eine R e ch t, h ie lt ab e r doch g eg e n ü b er den u n le u g b aren G efahren, w elche die C a rtellb ild u n g für das öffentliche W o h l m it sich b rin g e, eine S o n d erg ese tzg e b u n g fü r geboten. Aus d er F ü lle d er m it g era d ezu fasc in iren d e r B e re d sa m k eit zum A usdruck g e b ra ch te n G edanken hebe ich n u r F o lg en d es h e rv o r:

1. E rfo rd e rlic h sei eine B estim m ung gegen den Z w ang zum E in tr itt in die C a rtelle, d er durch U n terb ie tu n g e n und sonstige g esch ä ftlich e S chädigungen g e ü b t w erde. D e r § 123 des B ü rg erlich en G esetzbuches, der n u r den physischen und psychischen Z w ang (B edrohung) trä fe , reic h e zum S ch u tze n ic h t aus.

2. E in e sinngem äfse N achbildung des § 7 4 des H an d elsg esetzb u ch es, durch w elchen b ek a n n tlich H an d lu n g sg eh ü lfen gegen eine alizu d rü ck e n d e C o ncurrenzclausel d er P rin c ip a le g e s c h ü tz t w erden sollen, fü r die C a rte ilv e rh ä ltn isse k ö n n te sowohl den M itgliedern se lb st, w ie ev e n tu e ll den G eg en co n trah e n te n eine g rö fse re w i r ts c h a f tlic h e U n ab h ä n g ig k e it sichern.

3. A naloge A nw endung der W n c h e rg e se tz e g egen den Z w ang der E in h a ltu n g la n g b e fris te te r A b n ah m e v erträg e bei v e rä n d e rte r W i r t s c h a f ts la g e .

4. F ü r gew isse einschneidende B eschlüsse d er C a rtelle E in stim m ig k e it d er C a rte lla n te n oder w en ig sten s eine q u alificirte M ehrheit.

5. A uf A n tra g g rö fse re r In te re sse n v e rb ä n d e solle in eine U ntersuchung d er P re is fra g e durch einen s ta a tlic h e rs e its o rg a n isirte n E h re n ra th e in g e tre te n w e rd e n ; d ie ser solle b e re c h tig t sein, g eg e n ü b er ü b erm ä fsig er P re issc h ra u b u n g zu n ä c h s t eine M ifsbilligung, und w enn diese n ic h t ablielfe, eine A echtung dahin au szu sp rech en , dafs die P e rsö n lic h k e ite n , denen ih r E rw e rb so bedeutend h öher ste h e als das G em einw ohl, von allen öffentlichen E h re n ä m te rn ausgeschlossen w ürden.

(7)

15. Deceraber 1902. Hauptversammlung des Vereins Eisenhütte Oberschlesien. Stahl und Eisen. 1331 N ach lä n g e re r D e b a tte , in d er zum T h e il re c h t w underliche, bei d er K u rz e der m ir zu­

gem essenen Z e it h ie r n ic h t zu e rö rte rn d e w eitere V o rsch läg e gem ach t w urden, g e la n g te schliefslich n u r d e r A n tra g a u f S ta tu iru n g ein er g esetzlich en A nskunftspflicht d er c a rte llirte n U n tern e h m er und ih re r O rgane d e r S ta a ts re g ie ru n g geg en ü b er z u r A nnahm e. A ufserdem w urde die endg ü ltig e B eschlufsfassung dem P len u m überw iesen und in d er P le n a rs itz u n g vom 12. S eptem ber die g an ze A n g eleg en h eit d e r B eschlufsfassung des n äch sten J u ris te n ta g e s V orbehalten. D ieses n e g a tiv e R e s u lta t w a r unschw er vorauszusehen. Z u n äc h st is t d er g a n z e Stoff u n zw e ifelh a ft h au p tsäc h lic h v o l k s w i r t ­ sch aftlich en und n ic h t ju ristisc h e n In h a lts. Sodann w ar d e r R echtsboden, von welchem aus a u f dem J u r is te n ta g e g e s tritte n w urde, ein w esen tlich v ersch ied en er. S äm m tliche H e rre n aus O esterreich w aren in der N o tw e n d ig k e it ein er das C arteilw esen reg eln d en G esetzgebung einig, w äfirend w ir R eichsdeutsche in d er überw ieg en d en M ehrheit diese U eberzeugung n ic h t t e i l t e n . N atü rlich , denn d er ö ste rre ich isch e S ta a t h a t in dem G esetz vom 7. A p ril 18 7 0 ein au sdrückliches C a rtellv erb o t, dessen B e se itig u n g durch eine zw eck en tsp rech en d e G esetzgebung in O esterreich schon m ehrfach, w enn auch erfolglos, a n g e s tre b t w orden ist. — B ei den A bstim m ungen in d er A bth eilu n g w aren säm m tliche T lieiln eh m er aus O esterre ich u n te r der L e itu n g des H rn . K l e i n v o llstän d ig z u r S telle.

D ie Z ah l d er R eich sd eu tsch en w a r v erh ä ltn ifsm ä fsig g erin g , da in ein er an d eren A bth eilu n g die ju r is tis c h viel w ich tig ere F ra g e d e r A b änderung u n se re r C ivilprocefsordnung b e ra th e n w urde. So k o n n te sicli in d er A b th eilu n g eine bestim m te M ehrheit fü r irg en d einen d er A n trä g e n ic h t zusam m en- finden. D er von H rn . J u s tiz r a th D r. S i m o n meinem R e fe ra te e n tsp re ch e n d g e s te llte A n tra g ,

„ d e r J u r is te n ta g solle e rk lä re n , dafs eine g e setz lic h e R e g elu n g des C artellw esen s z u r Z eit noch n ic h t a n g e b ra c h t s e i“ , w urde m it S tim m engleichheit ab g e le h n t, w äre a b e r ohne das zielbew ufste E in g re ife n d er H erro n aus O esterre ich m it erh e b lich e r M a jo ritä t angenom m en und so ein positives R e s u lta t geschaft'en w orden. D ies d er V e rla u f d er B e ra th u n g e n des J u ris te n ta g e s ü b e r das C a rte llp ro b le m !

M. H . ! G e sta tte n Sie m ir, nach diesem R e fe ra t noch einen k u rze n k ritisc h e n B lick a u f die gem achten V orschläge zu w erfen. — Von v o rn h erein is t _es k la r, dafs einige dieser V orschläge re in ju r is tis c h e r B e tra c h tu n g n ic h t u n te rw o rfe n w erden können. V e rsta a tlic h u n g g a n z e r B etrieb e — w ie des B erg b au es und des H ü tte n w e se n s — is t eine F ra g e von so hoch finanz- und h an d e ls­

p olitischem In h a lt, dafs fü r die ju ristisc h e C onstruction bei E rw ä g u n g d er N ü tzlich k e it kein Raum b le ib t. E inem A n tra g e a u f E in räu m u n g eines g rö fseren sta a tlic h e n E influsses a u f w ir ts c h a f tlic h e V erein ig u n g en k a n n m an w egen se in e r allgem einen F assjin g zustim m en oder ihm w idersprechen, ohne durch das E in e oder das A ndere viel zu erreic h en . E r e rin n e rt in se in er In h a ltlo sig k e it ein klein w enig an das a lte S p ric h w o rt: „W asch e m ich, m ache m ir a b e r den P e lz n ic h t n a fs .“

Im einzelnen a b e r h ab e ich zu b em erk en : G egen die E in fü h ru n g von C a rte ilre g iste rn lä fst sich n ic h t viel sag en , gleichviel ob diese E in fü h ru n g bei ein er C e n tral-C a rtellb eh ö rd e oder bei den m it d er F ü h ru n g der schon j e t z t b estehenden H a n d e lsre g iste r b e tra u te n B ehörden erfolgen s o l l ; doch k an n es sich n a tü rlic h n u r um die P flic h t z u r E in tra g u n g des anatom ischen A ufbaues d e r G ebilde, ih re G ründung, ih re S ta tu te n sow ie ih re A uflö su n g handeln. Von ein er E in tra g u n g un d P u b lic iru n g a lle r C artellbesclilüsse k ann dagegen ü b e rh a u p t keine Rede sein, w eil eine solche P u b lic itä t g eg e n ü b er d er in- und auslän d isch en C oncurrenz je d e v e rstä n d ig e G esch äftsh an d h ab u n g unm öglich m achen w ürde. V iel v ersp rec h e ich m ir fre ilic h von der E in fü h ru n g solcher R e g iste r n ic h t. Ic h fü rc h te Vielmehr, dafs die dam it verbundene B e lä stig u n g g rö fse r als d er d arau s erhoffte N u tze n sein w ird ; aufserdem w erden die o rg a n isirte n C a rtelle j a je t z t schon in die H an d els­

re g is te r e in g e tra g e n , und die E rfa h ru n g e n , die w ir z. B. m it dem B ö rse n re g iste r gem acht haben, erm utliigen g e ra d e n ic h t zu ausnahm sw eisen N eueinführungen a u f diesem G ebiete.

D ie g ew ünschte A uskunftspflicht d er C a rte llle ite r g eg e n ü b er d e r S ta a ts re g ie ru n g is t t a t ­ sächlich j e t z t schon v o rh a n d e n ; w ill m an sie auch g e setz lic h festleg en , so w äre dagegen nichts zu e rin n e rn . In w ie w e it d e r K leinsche V o rsch lag zw eckm äfsig i s t , fü r gew isse einschneidende B eschlüsse E in stim m ig k e it oder w en ig sten s eine bestim m te M ehrheit zu fordern, w erden Sie, die Sie zum T h e il m itten in den V erw altu n g en steh en , am besten se lb st b e u r t e i l e n . — In d isp u ta b el is t fü r mich sein w e ite re r V orschlag, C a rte llle ite r, die überm äfsigen P ro fit e rstre b e n , gleichsam zu ä c h te n ; eine W ied e re in fü h ru n g des lä n g s t v e ra lte te n In s titu ts d er tu rp itu d o des röm ischen und d er A n rü c h ig k e it des altd eu tsch e n R e ch ts in u n se re m oderne R ech tso rd n u n g h a lte ich als J u r is t fü r ausgeschlossen. E s b le ib t danach zu e rw ä g e n , inw iew eit es geboten scheint, den u n le u g b aren und ungeleu g n eten U ebelständen, w elche die C a rteilb ild u n g g e z e itig t h a t, w ie Z w ang zum B e itr itt durch ru in ö se U n terb ie tu n g en und so n stig e w ir ts c h a f tlic h e S chädigungen, F e s th a lte n an la n g fristig e n V e rträ g e n , V e rk a u f von R ohstoffen und H alb z e u g fa b ric a te n nach dem A uslände zu b edeutend n ie d rig eren P re ise n als nach dem In lan d e , w irksam entgegen g e tre te n wrerden solle und könne.

B ei meinem R e fe ra te a u f dem J u ris te n ta g e w a r ich von d er A nsicht au sg eg a n g en , dafs diese E rsch e in u n g en a u f die N eu h e it ih res A u ftre ten s im W i r t s c h a f ts le b e n zu rü c k zu fü h re n seien, die

(8)

1332 Stahl und Eisen. Hauptversammlung des Vereins Eisenhütte Oberschlesien. 22. Jahrg. Nr. 24.

s p ä te r, w enn die E rfa h ru n g e n g e re ifte r sein w ürden, von se lb st verschw inden w ürden. Ich habe die B ew egung seitdem u n a u s g e se tz t v e rfo lg t und dabei w ahrgenom m en, dals die K lag e n aus den In te re s se n te n k re ise n sich fo rtw ä h re n d m ehren. So g in g v or W ochen ein R u n d sch reib en der Colonial- w a a re n h iln d le r des Iie rz o g th u m s O ldenburg d urch die Z eitu n g en , w elches ein böses L ic h t a u f das V orgehen des S a lz c a rte lls gegen das k leine S alin e n w erk B e n th e b ei H a n n o v e r, das dem C a rtell n ic h t b e itre te n w ollte, zu w erfen g ee ig n e t ist. E r s t k ü rz lic h w urde m ir ein lä n g e re s Schreiben ein es H rn . K lönne aus D ortm und zu g e sc h ick t, in dem b itte r K la g e g e fü h rt w u rd e ü b er die syndi- -cirten E isen w erk e, w elche das R o h m ate rial n ac h dem A uslande w e it b illig e r v erk a u fe n a ls im In la n d e und d ad u rc h den d eu tsch en E ise n b a u a n sta lte n je d e E x p o rtfä llig k e it abschneiden. U nd in d e r K ölnischen V o lk sz e itu n g finden sich in ein er R eihe von A rtik eln , die zum T h e il sich g egen einen V o rtra g ric h te n , den w ohl in äh n lic h e r W eise w ie in B euthen I lr . B ueck in K öln g eh a lte n h a t, A nschuldigungen d er sc h w e rste n A rt gegen die G e sc h äftsg e b ah ru n g v ie ler S y n d icate und C artelle.

Ich b in b e re it, diese m ir zu g ä n g lic h gem achten S c h riftstü c k e liier nied erzu leg en . S e lb st­

v e rstä n d lic h k an n ich n ic h t b e u rth e ile n , inw iew eit diese K lag e n th a tsä c h lic h b e re c h tig t sind.

W e rd e n sie a b e r d er S ta a ts re g ie ru n g geg en ü b er in ih ren t a ts ä c h lic h e n U n te rla g e n als ric h tig erw iesen, so i s t a lle rd in g s d e r V erd ac h t nahe g e rü c k t, dals w ir es n ic h t m it v o rü bergehenden U eb elstän d en , sondern m it ein er chronischen, den C a rte lle n ihrem W esen nach eigenen K ra n k h e it zu tliu n h ab e n , und die S ta a ts re g ie ru n g w ird n ic h t lä n g e r zö g e rn können u n d dürfen, gegen die C artelle vorzugelien, doch n ic h t m it halb en M afsregeln, w ie A uskunftspflicht und C a rte ilre g iste r, sondern, w ie ich es auch schon a u f dem J u r is te n ta g e a u g e d e u te t habe, vo rzu g eh en d urch A us­

d ehnung d er W u c h e rg e se tz g e b u n g a u f die C a rte llle ite r, w elche die ihnen d urch die C a rte lliru n g in die H an d g egebene M acht au sbeuten zum S chaden des G em einw ohles. D as W u c h e rg e s e tz b ed e u te t den s ta a tlic h e n S chutz des w ir ts c h a f tlic h S chw ächeren g egen die A u sb eu tu n g durch den w irth sc h a ftlic h S tä rk e re n . D ixi e t sa lv av i anim am meain. Som it k ö n n te ich scliliefsen, w enn ich n ich t, g e s tü tz t a u f m einen la n g jä h rig e n V e rk e h r m it h e rv o rra g e n d e n obersch lesisch en In d u strie lle n , m einer in n ig s te n U eb e rz eu g u u g A usdruck geben w ollte, dafs, w ie im m er Ih re B e ra th u n g e n und M a ß n ah m e n auch a u f diesem G ebiete a'usfallen m ögen, sie n ic h t durch S u g g estio n b eeinflnfst sein w erd en , wie ich ü b e rh a u p t die oberschlesische In d u strie fü r u n fäh ig h a lte , sich auch durch die m afsg eb en d sten B ehörden su g g e rire n zu la ssen . (L e b h a fte r B eifall.)

V o r s i t z e n d e r : Ich eröffne die D iscussion ü b er den V o rtra g des H rn . L a n d g e ric h ts-P rä sid e n te n und b itte die H e rre n , sich zum W o r t zu m elden.

H r. C om m erzienratli Caro - G le iw itz : M. H . ! Ic h sp rech e w ohl in I h re r A lle r N am en, w enn ich H rn . L a n d g e ric h tsp rä sid e n t N e n t w i g f ür die uns soeben v o rg e tra g e n e n A usfü h ru n g en v e r­

b in d lich sten D an k sag e. D ieselben h aben uns n ic h t lediglich, w ie d er H e rr V o rre d n e r au sfü h rte , d azu g e d ie n t, einen U e b e rg a n g zu ein er allgem einen D iscussion zu b ild e n , v ie lm e h r w aren die A u sfü h ru n g e n an sich fü r uns h o c h in te re s sa n t und ü beraus le h rre ic h . D e r H e rr L a n d g e ric h ts­

p rä s id e n t h a t uns b e r ic h te t, dafs das R e su lta t des J u ris te n ta g e s in A n g eleg en h eit eines g e s e tz ­ g eb e risch e n V orgehens gegen die C a rtelle zu n ä c h s t ein n eg a tiv e s gew esen ist. O hne a u f die ein zeln en D etails d e r A usführungen eingehen zu können, — denn die uns zu r V erfü g u n g stehende Z eit w ü rd e dies n ic h t g e s ta tte n —■, m öchte ich n u r hervorlieben, dafs das uns m itg etlieilte n e g a tiv e R e s u lta t in sofern erfreu lich ist, als es uns einen B ew eis d a fü r g ieb t, dafs auch die H e rre n J u r is te n sich bei ih re n B e sch lu isfassu n g e n von d er U eb e rz eu g u n g le ite n lie fs e n , dafs es sich bei dem C arteilproblem zu n ä c h s t um eine in d e r E n tw ic k lu n g begriffene w irth sc h a ftlic h e F ra g e h a n d e lt, und dafs es r e c h t bedonklich sein k ö n n te , in diesem S tadium der A n g ele g en h e it m it g e s e tz ­ g eb erisch en M afsnalnnen v o rzu g eh eu . A uch h aben uns die E rfa h ru n g e n a u f an d e ren G ebieten g e le h rt, dafs bei dem E in g re ife n des G e se tz g eb ers in w irth sc h a ftlic h e n D ingen im Effecte m anchm al das G eg en th eil von dem e rz ie lt w ird, w as d e r G ese tz g eb er g ew o llt h at.

Im übrig en können w ir w ohl feststellen , dafs auch die S ta a ts re g ie ru n g a u f dem S tan d p u n k te ste h t, die C a rtelle als solche n ic h t an sich v erb ie te n zu w o lle n , d enn sie w ird d a ra u f B ed ach t nehm en m üssen, die d eutsche In d u s trie geg en ü b er d er I n d u s tiie des A uslandes c o n c u rre n zfäh ig zu e rh a lte n , uud b e s itz t die In d u s trie des A uslandes, sow eit sie d u rch C a rtelle un d T ru s ts g e e in t ist, n ic h t n u r in B ezug a u f den V ertrieb d e r e rz e u g te n F a b r ic a te , sondern auch in der A r t , die F a b ric a te h e rz u ste lle n , n atu rg e m äfs einen w esen tlich en V o rsp ru n g g eg e n ü b er ein er n ic h to rg a n isirte n In d u strie . W e n n w ir es h ie rn a c h d an k b a r a n e rk en n en m ü ssen , dafs es n ic h t in d er A b sich t der S ta a ts re g ie ru n g l ie g t, sich p rin c ip ie ll einem durch den W e ttb e w e rb g eb o ten en Z usam m enschlufs d er In d u strie lle n e n tg e g e n z u s te lle n , so w ü rd e es a n d e re rse its u n ric h tig s e i n , w enn w ir uns dem F actu m v ersch liefsen w o llte n , dafs th a tsä c h lic h b ei den C a rte lle n , w ie solche z u r Z e it b esteh en , tr o tz des g u te n und redlichen W ille n s d er einzelnen In te re s s e n te n , n u r G ü n stig es und V o r t e i l ­ h afte s zu schaffen, schw erw iegende U ebelstände in die E rsch e in u n g g e tre te n s in d , w elche neben

(9)

15. December 1902. Hauptversammlung des Vereins Eisenhütte Oberschlesien. Stahl und Eisen. -1333 d en für die G esam m theit sich ergebenden g ro fsen V o rth eilen in ein zeln en F ä lle n das W irth sc h a fts - leben in n am h after W e ise u n g ü n stig b ee in flu sse n , vielm ehr is t es u n se re P f li c h t, die zu T a g e g e tre te n e n U ebelstän d e eingehend zu p rü fe n , dann w erden w ir auch M ittel und W e g e finden, sie in erfo lg re ic h e r W eise zu beseitigen.

H r. L a n d g e ric h tsp rä sid e n t N e n tw ig h at m itg e th e ilt,. w elche V o rw ü rfe gegen die C a rtelle, bei dem J n r is te n ta g e z u r S prache k a m e n , und g e s ta tte ich m ir bezü g lich d er einzelnen P u n k te F olgendes ä u s z u fü h re n : In e rs te r R eihe h a n d e lt es sich um eine K lag e, w elche j a vielfach auch in d e r P re s s e B eh an d lu n g gefunden h a t. D ieselbe b e z ie h t sich a u f die billigen E x p o rtp re ise geg en ü b er den In lan d su o tiru n g e n , w onach die deutschen w e ite rv e ra rb e ite n d e n In d u strie n n ic h t n u r in ih re r E x p o rtth ä tig k e it, so n d ern auch im In la n d sg e sc h ä fte g esch ä d ig t w erden. W enn bezüglich des höchsten im In lau d e zu erzielen d en P re is e s den C artellen e in e rse its durch die A uslands- co n cu rren z und a n d e re rse its durch die lim itirte H öhe des S ch u tzzo lles nach oben hin G renzen g ezogen sind, so is t a u f der an d eren S eite n ic h t zu leug n en , dafs nach dem A uslande th eilw eise so au fse ro rd en tlic h n ied rig e P re is e g e s te llt w orden s in d , dafs h ie rd u rch der deutschen w e ite r­

v era rb e ite n d e n I n d u s trie schw ere S chädigungen zu g e fü g t w urden. W ie d er se h r g e e h rte H e rr V o rre d n e r h erv o rg eh o b e n h a t, w erden die E rfa h ru n g e n , w elche nach dieser R ich tu n g hin gesam m elt w orden sind, bei sp ä te re n M afsnahm en d er C a rtelle in B e rü c k sic h tig u n g gezogen w erden m üssen.

H ie rz u is t es ab e r erfo rd e rlich , dafs die fü r bestim m te B e trieb szw eig e b eg rü n d eten C a rtelle n ic h t n u r das In la n d s g e s c h ä ft, sondern auch das A u sla n d sg esc h äft u m fassen , da n u r in diesem F a lle eine sachgem äfse und die b estellenden S chädigungen verm eidende R e la tio n zw ischen In lan d s- und A u sla n d sn o tiru n g z u r D u rc h fü h ru n g g elan g e n k an n . E s ist dies ein P u n k t, w elcher bei d e r un­

lä n g s t in K öln sta ttg e fu n d e n e n B e ra th u n g bezü g lich B eg rü n d u n g eines W a lz w e rk ssy n d ic a ts zu r S p ra ch e kam , und w elch er bestim m end d afü r w a r , bei d e r in A ussicht genom m enen B eg rü n d u n g eines V erbandes fü r S tabeisen die V erein ig u n g n ic h t n u r a u f das In lan d zu besch rän k en , sondern das E x p o rtg e sc h ä ft u n b ed in g t m it einzubeziehen. B esteh en d e S yndicate w e rd e n , sow eit sie zu r Z e it n u r das In la n d sg e sc h ä ft um fassen, diesen F e h le r n a c h trä g lic h zu c o rrig ire n haben, denn n u r ein S y n d ic a t, w elches In - und A u sla n d sg esc h äft u m fafst, w ird die H e rste llu n g e in e r v ern ü n ftig e n R e la tio n zw ischen In lan d s- und A u slan d sn o tiru n g en bew irken können.

D er fern ere U ebelstand, w elcher infolge d er T h ä tig u n g la n g sic h tig er A bschlüsse m it allen bösen, sich h ie ra u s erg eb en d en Conseciuenzen in E rsch e in u n g tr a t, is t den In te re s se n te n in so le b h a fte r E rin n e ru n g , dafs in Z u k u n ft se ite n s d er S yndicate d e ra rtig e V erkäufe, w elche g ee ig n e t sind, ein specu lativ es M oment in die V e rk a u fs th ä tig k e it h in e in zu b rin g e n , w ohl verm ieden w erden.

Ic h glaubej dafs die vorlieg en d en E rfa h ru n g e n genügen w erden, um die S yndicate im allgem einen zu v era n lassen , in Z u k u n ft n u r k u r z b e friste te A bschlüsse zu m achen.

A b er ein a n d e re r g ro fse r N ac h th eil, den ich h ie r besonders z u r S p rach e brin g en m öchte und d er w eder bei den V erh an d lu n g en des J u r is te n ta g e s , noch bei den vielen A bhandlungen ü b er die C a rtelle m einer M einung nach bis j e t z t genügend h ervorgehoben w orden is t, mufs sich dadurch ergeben, dafs, w enn in n e rh a lb eines In d u strie z w e ig e s eine C a rte llb ild u n g sta ttfin d e t, diese sich n u r a u f ein zeln e B ran ch en d er betreffenden In d u strie e rs tre c k t, n ic h t a b e r die G esam m theit derselben um fafst. E in besonders le h rreich e s B eispiel nach dieser R ic h tu n g b ie te t g era d e die E ise n in d u strie . D ie B e streb u n g e n , sich a u f diesem G ebiete zusam m enzuschliefsen, g ingen se in er Z eit von der F e rtig e is e n -In d u s trie aus, und w urde, w ie Ih n en b ek a n n t, b e re its vo r ein er lä n g eren R eihe von J a h r e n z u n ä ch st d e r deutsche W a lz w e rk s v e rb a n d g eg rü n d e t. D erselbe um fafste lediglich den gem einschaftlichen V erk au f des W a lz e ise n s, ohne dafs a u f den übrigen G ebieten d er E ise n in d u strie eine V erstä n d ig u n g b estan d , und e rs tre c k te sich blofs a u f den V erk au f des W a lz eise u s a u f dem deutschen M ark te, ohne den E x p o rt m it einzubeziehen. D ieser V erband, w elch er g eg e n ü b er dem frü h e re n Z u stan d e fre ie r C oncurrenz den M itgliedern reich lich e V o rtlieile ein b ra ch te , h a tte z u r n atu rg e m äfse n F olge, dafs a u f dem G ebiete d er W a lz eise n in d u strie , deren B e trie b e sich infolge der C a rte lliru n g , im V ergleiche zu an d e ren n ic h t durch V erbände g ee in te n B etrieb en , re n ta b le r g e s ta lte te n , eine grofse A nzah l n eu e r C oncurrenten en tsta n d en . D ieser U m stand m ufste schliefslich dazu fü h re n , dafs d e r D eutsche W a lz w e rk sv e rb a n d nach einem 6 jä h rig e n B esteh en z u r A uflösung g ela n g te . E s verblieb n u r d er V erband O berschlesischer W a lz w e rk e , w elch er sp ä te rh in in E rk e n n tn ifs des U m standes, dafs es unzw eckm äfsig sei, als einziges G ew erbe in n e rh a lb d er E ise n ­ in d u strie c a r te llir t zu sein, se in e r O rg a n isa tio n das in O berschlesien nunm ehr b estehende R oheisen- sy n d ic a t an g lie d e rte . W ie b ek a n n t, lie fe rt das O berschlesische R oh eisen sy n d icat denjenigen M itgliedern des W a lz w e rk sv erb an d e s, w elche n ic h t im B e sitz e eig en e r H ochöfen sind, das erfo rd erlich e R oheisen zu P re is e n , w elche in A b h ä n g ig k e it von den je w e ils e rz ie lte n W a lz eise n erlö se n stehen. Im W e ste n w a r die E n tw ic k lu n g nach A u flö su n g des D eu tsch en W a lz w e rk sv e rb a n d e s eine andere. E s en tstan d en d o rt R ohstoffverbände, w elche die K ohlen- und R oheisen in d u strie um fassen, und d er H albzeu g v erb an d , w äh ren d es b isla n g noch n ic h t gelu n g en ist, die W a lz e ise n in d u strie zu syndiciren.

(10)

H ierd u rch sind (und das sind F ra g e n , die uns in le tz te r e r Z eit in e r n s te r W e ise besch äftig en ) fiir d iejenigen W a lz w e rk e , w elche a u f A n k a u f d e r Rohstoffe und des H alb zeu g s angew iesen sind (die so g en an n ten re in e n W a lz w e rk e ), schw erw iegende U ebelstän d e in E rs c h e in u n g g e tre te n , denn w ä h ren d es den Rohstoff- und H alb zen g v erb än d en m öglich i s t , a n g e m e sse n e , den S elbstkosten en tsp rech en d e P re is e zu erzielo n , b ild e t d er W a lz e ise n m a rk t, an g e sic h ts m an g eln d er V erstä n d ig u n g , den T u m m e lp la tz w ild e ste r C oncurrenz, so dafs die rein en W a lz w e rk e sich in e in e r schw eren K risis befinden und zum T h e il in ih r e r E x iste n z b e d ro h t erscheinen.

D ies k en n z eich n e t einen so schw erw iegenden w ir ts c h a f tlic h e n U e b e ls ta n d , d a f s , w enn es n ic h t gelingen s o llte , einen Zusainm enschlufs a u f dem G ebiete d er W a lz e ise n in d u strie zu finden und som it den K re is der V erein ig u n g en a u f dem G ebiete d er deutschen E ise n in d u strie zu schliefsen, h ie ra u s ein b e re c h tig te r A ngriff gegen die C a rtelle ü b e rh a u p t lie rg e le ite t w erden m ü fste , und es erg ä b e sich der fiir den C a rte ilfre u n d ü b era u s b e k la g e n sw e rth e Z u stan d , dafs von S eiten der rein e n W a lz w e rk e , also aus dem K re ise der M o n tan in d u strie h era u s, sich eine b e re c h tig te G e g n e rsc h aft gegen die C a rtelle e ta b lire u w ürde.

Ich freu e mich, c o n sta tire n zu können, dafs a u f ein er am 22. N ovem ber er. s ta ttg e h a b te n S itz u n g in K öln d e r B esclilufs g e fa fst w urde, die V o ra rb e ite n z u r B ild u n g eines R h e in isc h -W e st­

fälisch e n W a lz w e rk sv e rb a n d e s, w elch er den A u sg an g sp u n k t fü r G ründung eines D eutschen W a lz ­ w erk sv erb a n d es b ieten w ü rd e , in die W e g e zu leiten . T ro tz d er S ch w ierig k eiten , w elche d er L ö su n g d er A ufgabe en tg eg e n stellen , hoffe ich a u f ein b ald ig es erfreu lich es .R e s u lta t und z w a r u n te r g le ic h z e itig e r S y ndicirung des In - und A uslan d sg esch äftes. D enn den leiten d en W e rk e n der w estlichen E is e n in d u s trie , w elche in R ohstoff- und H alb z eu g v e rb ä n d en g ee in t s i n d , f ä llt n ic h t n u r die P flic h t zu, durch F ö rd e ru n g d er C a rte llb ild u n g a u f dem G ebiete d e r W a lz e ise n in d u strie die L a g e d er fü r u n se re deutsche I n d u s trie w ichtigen rein e n W a lz w e rk e zu ein er e rträ g lic h e n zu g e s ta lte n und sich som it einen nam h aften A bnehm er ih r e r E rz e u g n isse leben sfäh ig zu e rh a lte n , sondern auch die A ufgabe, durch eine en tsp rech en d e O rg a n isa tio n sa rb e it a u f der g an z e n L in ie u n b e re c h tig te A ngriffe gegen das C artellw esen fe rn z u h a lte n .

Ich h ab e le b h a ft b ed a u e rt, dafs der V e r tr e te r u n seres H au p tv e re in s, H r. In g e n ie u r S c l i r ö d t e r , b e h in d e rt w a r, den h eu tig e n V erh an d lu n g en beizuw ohnen, denn es la g in m ein er A bsicht, ihm , g le ic h z e itig m it G rüfsen an die M itglieder u n se re s H au p tv e rein s, für die b evorstehenden B e ra th u n g e n d er zw ecks B ild u n g eines R h e in isc h -W e s tfä lis c h e n S tab e ise n v erb an d e s ein g e se tz te n Commission, w elc h er H r. S clirö d te r als M itglied an g eliö rt, den W u n sch b esten E rfo lg e s nam ens der oberschlesischen F ach g e n o sse n au szu sp rech en . (Zustim m ung.)

V o r s i t z e n d e r : M. H .! D ie Z eit sc h re ite t allzu sch n ell vor. D as T hem a fo rd e rt zw a r g e ra d ezu D iscussionen h era u s und es k ö n n te noch se h r la n g e d a rü b e r g esprochen w erd en , a b e r es kom m t noch ein V o rtra g , d er g eh a lte n w erden mufs. Ich mufs deshalb die D iscussion schliefsen und n u r noch H rn . L a n d g e ric h tsp rä sid e n t N e n t w i g u n se re n D an k zum A usdruck b rin g e n . D er H e rr P rä s id e n t, w elcher j a auch M itglied u n seres V ereins ist, w a r im m er ein g ro fse r F re u n d von uns In d u strie lle n , er h a t uns w ied e r d urch seinen au sg ez eic h n ete n V o rtra g eine grofse L ie b en sw ü rd ig ­ k e it erw iesen. N ochm als h e rz lich e n D ank. (B rav o !)

E s fo lg te dann als P u n k t 4 d er T a g e so rd n u n g ein V o rtra g des H rn . H ü tte n in g e n ie u r B . O s a n n - B e r l in ü b e r: „ S t a l i l f o r m g u f s u n d s e i n e V e r w e n d u n g . E i n e B e t r a c h t u n g u n t e r d e m E i n d r ü c k e d e r D ü s s e l d o r f e r A u s s t e l l u n g “ , dessen V eröffentlichung eben falls in einem der n ä c h ste n H efte erfolgen soll.

1334 Stahl und Eisen. Hauptversammlung des Vereins Eisenhütte Oberschlesien. 22. Jahrg. Nr. 24.

An dem gem einsam en M ahle, das sich w ie üblich an die V ersam m lung ansclilofs, nahm en 2 2 0 P erso n e n th e il. D er V o rsitzen d e, H r. G en e ra ld ire c to r N i e d t , h ie lt im V e rla u f desselben u n te r dem le b h aften B e ifall der T h eiln eh m e r einen se h r b em erk en sw e rth e n K a is e rto a s t, den er n ac h e in e r trefflich e n B ele u ch tu n g der gesam m ten g e g e n w ä rtig e n W i r t s c h a f t s l a g e m it dem freudigen H inw eis schlofs, dafs d er In d u s trie in d er P e rso n des K aisers ein s ta rk e r H elfe r z u r S eite steh e, der, wie alle H o h en zo llern , auch dem deutschen H ü tten w esen seine F ü rso rg e widm e, der den Z ug d e r Z eit w ie kein A n d erer v e rste h e und die A n fo rderungen k en n e, die das z w a n z ig s te J a h rh u n d e rt ste llt. H r. G e n e ra ld ire c to r L i e b e r t b eg riifste in la u n ig e r R ede das neue E h re n m itg lie d , die G äste und die V o rtra g en d e n . G eheim rath J ü n g s t d an k te und G eh eim rath W e d d i n g b ra c h te im N am en d e r G äste a u f den V o rsitze n d en und den S c h riftfü h re r des V erein s ein H och aus. — D er V e rla u f der H auptversam m lung w ird allen T h eiln eh m e rn in b e s te r E rin n e ru n g bleiben.

(11)

IB. December 1902. Stumm - Denkmal. Stahl und Eisen. 1335

S tu m m -D en k m a l.

V or l ' / 2 J a h re n schied F r e ih e r r C a r l F e r ­ d i n a n d v o n S t u m m - H a l b e r g aus diesem L eben. In D an k b a rk e it ih res v erew ig ten Chefs eingedenk, konn ten die A ngehörigen der W e rk e d e r F irm a G ebrüder Stum m schon am S on n tag , den 3 0 . N ovem ber d. J .,

ein m onum entales S tan d b ild e n th ü l­

len, das anch . vor d er O effentlichkeit Z eugnifs v o n , dem hohen A nsehen ab- legen soll, in dem der V erew ig te bei den A ngehörigen d er von ihm g elei­

te te n W e rk e stand.

D o rt, wo die E ise n ­ w erke und d er O rt N eunkirchen an ein ­ an d e r g ren z en , h a t das D enkm al sei­

nen S ta n d o rt ge­

funden. Z urE inw ei- h u n g h a tte n sich die F am ilie n m it­

g lie d er, die B eam ­ te n - und A rb e ite r- A bordnungen der Stum m schen W e r ­ ke, fe rn e r die g an ze g e w a ltig e sü d w est­

deutsche In d u strie , a ls deren V orkäm ­ p fe r, F ü h re r und B a h n b re ch e r der V erew ig te von der

„ P o s t“ m it R e ch t b ez eich n e t w ird, sow ie A bgeordnete und In d u strie lle aus alle n T heilen

des R eiches eingefnnden. A ls V e r tre te r des K aisers w a r H r. G e n e ra lle u tn a n t v o n D e i n e s , commandi- re n d e r G en eral des 8. A rm eecorps, erschienen, auch G e n e ra lo b erst F re ih e rr v o n L o e w ar anw esend.

D ie F e ie r begann m it dem D an k g e b et „ W ir tre te n zum B e te n “ , v o rg e tra g e n von dem H ü tte n ­ g esan g v e re in in B e g le itu n g d er G rubencapelle

„ K ö n ig “ . D a ra u f b e s c h ritt H r. G en e ra ld irec to r T h . Z i l l i k e n das R e d n erp u lt und h ie lt folgende A n sp ra c h e :

„Am 8. M ärz vorig en J a h re s schied aus th a te n - reichem L eben, in fa s t vollendetem 6 5 . L e b e n s­

ja h r e , H r. C arl F re ih e r r von S tu m m -H a ib e rg ,

ein vornehm er, k ern d e u tsch e r M ann, u n w an d e lb ar

| in seinem C h a ra k te r, w ie in zielb ew n fster E n e rg ie , in der P flich te rfü llu n g s tre n g gegen sich se lb st, wie gegen je d e n Ä ndern, ein leuchtendes B eispiel A llen, die fü r die w irth sch a ftlic h e und sociale W o h l­

fa h rt des deutschen V a te rlan d e s ein w arm es H e rz h a ­ ben ! D ie ra u h e H and des Schick-

— sals h a t ihn das in

w enigen Ja h re n be­

v orstehende hu n ­ d e rtjä h rig e J u b i­

läum der N eunkir- chener W e rk e sei­

n e r F irm a , die e r in 4 3 jä h rig e r un ­ erm üdlicher T h ä - tig k e it zu g ro fa er A usdehnung und B lü th e fü h rte , le i­

d e r n ic h t m ehr e r­

leb en la sse n . Gleich schw er h a t d ie se r u n e rse tz lic h e V e r­

lu st die F am ilie, die en g ere H ei- m atli und das V a te r­

l a n d , sow ie die T au sen d e so lc h er getroffen, denen e r nich t blofs A rb e it­

g eb e r , sondern auch ein tr e u e r B e ra t h e r und w ohl­

w o llender F re u n d w ar. »Die b e s te W o h lfa h rtsein ric h ­ tu n g is t die V er­

h in d e ru n g d er so­

cialdem okratischen A g itatio n u n te r den A rb e ite rn .« D as sind se in e eigenen W o rte , m it w elchen er sich se lb st so trefflich g ez eich n e t h a t ! S chutz der F ra u , H ülfe den W ittw e n , W a ise n und B e d rä n g te n , w a r seine sociale L o su n g ! M it k larem B lick und scharfem V erstä n d e b e g a b t, e rk a n n te er s te ts das B e ste zum W ohle se in er U ntergebenen; in tr e u e r A n­

h ä n g lich k e it an seine heim ath lich e S cholle, in in n ig e r L iebe zum R eich, w a r er seines K a ise rs und K önigs a lle z e it a rb e its- und k a m p fb e re ite r D ien e r! D as A ndenken an seine stolze, bedeu­

tu n g sv o lle P e rsö n lic h k e it w ird sicherlich ein i.iiv erg än g lich es se in , und es m ehren sich die

!

Cytaty

Powiązane dokumenty

Amerika ist nicht eingetreten. Es soli dort gebriiueh- lich sein, daB die Hochofenwerke Abschliisse machen fiir Rohmaterialien, ohne Festsetzung der Mengen, nur fur

Der einzige erwiesene allotropisehe Zustand voii Eisen ist der unmagnetische; seine Eigenschaften konnten an gewissen Ńickel- oder Mangan-Stahlsorten

tionsstahl kann in elektrischen Öfen zurzeit nicht billig genug hergestellt werden, um m it Siemens- oder M artinstahl in erfolgreichen W ettbew erb zu treten,

Die Vereinigten Staaten haben jedenfalls vor ihren beiden Mitbewerbern den Vorzug, der größte Verbraucher von Eisen und Stahl sowohl im ganzen als auch auf den Kopf

daß vielmehr nur durch große Erzmengen der Schwefel des Koks am Übertritt ins Eisen verhindert werden kann, während es überhaupt nicht gelungen ist, dem Eisen

erze an und für sich sehr leicht reduzierbar sind, aber wenn dieselben im Hochofen zwischen Koks und Kalkstein fest eingelagert sind, daß die Gase durch

Sollte hier der Vorschlag des Zentralverbandes deutscher Industrieller nicht vielleicht praktischer sein als alle diese Beschränkungen der Wohngelegen- heit, die

Zu den neuesten Arbeiten gehört die Aufstellung von Vorschriften für den Eiseubetonbau in Gemeinschaft mit dem Deutschen Beton-Verein, eine Arbeit, welche geeignet