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Thorner Presse 1900, Jg. XVIII, Nr. 145 + 1. Beilage, 2. Beilage

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Academic year: 2021

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B ezugspreis

fü r T h o r n und Vorstädte frei ins H ans: vierteljährlich 2 M a rk , monatlich 67 Pfennig, in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 50 P f. monatlich, 1,50 M k. vierteljährlich;

für auswärts: bei allen Kaiserl. Postanstalten vierteljährlich 1,50 M k. ohne Bestellgeld.

Ausgabe

tä g lic h abends m it NuZschlus; der S on n - und Feiertage.

Lihrislleitling m>- Geschäftsstelle:

Katharilltttstrasze 1.

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Anzeigenpreis

fü r die P e liis p a ttM e oder deren N,un» 10 P fe n n ig . Anzeigen werden angenonnnen in der Geschäftsstelle T h o r» , Knth<,ri»c»slras,c I , den Anzeigenbeförderniigsgeschäste»

„In v a lid e n d m ik " in B e rlin , Hnascnstei» n. A n g le r i» B e rlin und Königsberg, M . Dnkcs in W ie», sowie von alle» andere» Anzeige,ibesördernngzgeschcifte» des I n - und Anslandes.

Annahme der Anzeigen fü r die nächste Ausgabe der Leitung bis 1 U h r nachmittags.

145. Sonntag den 24. Juni 1900. X V III. Iahrg.

Johannes Gutenberg zum Gedächtnisse.

A ls im Jahre 1469 die Regiern»» von Venedig dem ersten Drucker in dieser S ta d t, Johann von Speyer, ein P riv ile g ertheilte, besagte dieses in dem stolz einhcrschreitenden Amtsstile, welcher der die Meere beherr­

schende» königlichen Lagiinenanslalt gemäß W ar: daß in den 5 folgenden Jahren ganz und gar niemand, wer es auch sei, die ge­

nannte Kunst, Bücher zu drucken, in dieser berühmten S ta d t Venedig und ihrem Be­

zirke ausüben könne, dies zu thun vermöge, oder wagen dürfe, als der M agister J o ­ hannes." Heute gedeihen auf dem Erdkreise tansende und taufende von Werkstätten, in denen jeder Tüchtige frohen Sinnes vermag, das Schwierigste als sein Bestes auf dem Schönheitsgebiete zn geben, das Johannes Gnteuberg der W elt gespendet hat.

Das Venetianer P riv ile g , vielleicht das erste Dnikkprivileg, ist ein charakteristischer Ausdruck dafür, wie hoch die seltsame „neue Kunst zu schreiben" von den weltklngen A ^ r e n m hex Regierung der mächtigen Republik gewerthet wurde, in deren H aupt­

stadt, wie K a r l Falkenstein in seiner „G e­

schichte der Buchdruckerkunst" «»giebt, bis znm Jahre 1500 schon 200 Werkstätten im Betriebe waren. Wie ein Wunderwerk, das sorgsam gehütet und treu geübt werden müsse, mag ihnen diese Erfindung erschienen sein, nnd wie ein Wunderwerk hat sie gc w irk t. Nichts, was der Menschengeist i»

Jahrtausende« ersönne», hat die Mensche»

sich so re la tiv nahe gebracht, als die m it so einfache», ursprünglich leicht transportabel»

M itte ln arbeitende Kunst, die der M ainzer P a triz ie r in S tra ß b n rg nnd M a in z über­

dacht ,n,d in seiner Vaterstadt znr V o ll- end.ing gebracht hat fü r alle Stände, fü r ore W elt. J „ den Dienst aller nnd von allem hat sie sich gestellt, und wenn ihre soweit gehen muh, das; sie auch vas K „lt"rfe i„d lic h e nnd das Häßliche hin- l?>, ^N ft in das Leben der Weite und

n wisen w ir, das nur der Gegensatz

w i- Ä n w E '""b

„ W as » n r der gleiche von einst und der König Selbst im bescheidensten Haus trifft,n a n 'N je tz o .

ein Buch."

So hatte einst i „ „ hie Wende des G uteiiberg-Jahrhiiiiderts znm Z e ita lte r der Reformation Sebastian B ra u t, der weltklnge A elrhrte und Korrektor, in einem lateinischen Gedicht, das „V o n der Vorziiglichkeit der von Deutschen erfundenen Drnckknnst"

gejubelt, nnd das strahlende Gesicht .,.,,..^ "d e s ' das von einem Märchenbnche eiilziickt ist, sinnende Ange der Jungfrau, vle^ni einem poetischen Werke B ild e r und Hoffnungen der eigenen Seele gefunden hat, r ^ u k b a r e Hochachtung des Gelehrten, der

rührende Demuth der

L Z ! U . L > m d

Schein auf ih r s o r g e n - ^ ""ld e n Leben fallen sieht, sie v e rm ä h ^ n ^",G e w u ß t eine Empfindung unserer Z e it „ , i t der E bastiau B r a n ts :

„Was nur der Reiche von einst und der Koni»

zu eigen besessen.

Selbst im bescheidensten Sans trifft man es jepo.

ein Buch."

So sei denn gegrüßt, Meister Johannes, zu den, Tage, den man deinem Gedächtnisse geweiht h a t: du unvergleichlicher K u ltu r- förderer, du V e rm ittle r der Freude, des Wissens, seelischer Erhebung. Einsam mag dein Ende gewesen sein, durch dein Nach­

leben wirkst du fo rt in einer W elt voll Leben, T h a tkra ft nnd buntem Wechsel.

E in feinfühliger Kenner der Druckknnst nnd ih re r Geschichte, D r. Oskar von Hase, hat einst in seiner Leipziger Rede fü r einen

„G utelibergpfenilig" m it Hellem Klänge ge­

sagt: „D es Kaisers sind die deutschen Buch­

drucker von alten Zeiten her, sie führen seit

— nnd „G o tt grüß' die Kunst" ist ih r W ahl- und Wanderspruch. M ögen in dieser Errniierungszeit die Nachfahren der alten großen M eister sich geloben, dnrch die E h r­

lichkeit und Schönheit ihrer Leistungen den alten S to lz und die alte B itte zu recht­

fertigen.

A n ihrem Schöpfer aber w ird sich immer bewahrheiten, was ein begeisterter Verehrer von ihm, Johann A rnold, aus dem fränkischen M arktbergel, der in Leipzig stndirt hatte und späterhin dem Drnckge- werbe angehörte, in einem lateinischen Lob­

gedicht anf die Druckknnst prophezeite, das im Jahre 1541 in M a in z erschien:

„W ie w ir die Sonne erschauen in ewigem G o ld ­ h aar erstrahlen.

S o Wird in ewigem Lob im m er erglänzen dein R u f.

I n das Elhsinm ziehst du. nachdem du die Zeiten geschmncket,

UuS aber bleibt dein R u h m , ewig w ä h rt dieser Besitz.

I ) r , Heinrich Heidenheinier.

Sekretär an der M ainzer Stadlbibliothek.

Jahrhunderten den^N eichsadlerim ' Wappen" von dem Tode des M inisters Grasen M n -

Politrsche TaqeSschan.

D as P a r i s e r Zuchlpolizeigericht ver- nrtheilte den Redakteur des „Echo de P a ris "

Lepelletier wegen Beleidigung des Oberst­

leutnants P icq n a rt zn 2000 Franks Geld­

buße und 100000 Franks Schadenersatz.

D er f r a n z ö s i s c h e Senat hat am Donnerstag m it 211 gegen 41 Stim m en einen A n tra g angenommen, nach welchem Preßvergehen gegen das S taatsoberhaupt gegen P arlam entarie r und gewisse hohe Be­

amte nicht mehr m ir von dem Schwnrge richt, sondern auch von dem Znchtpolizeige richt verfolgt werden können. — Die Amnestie Kommission der DePntirtenkainmer »ahm nach langer Berathung einen A n tra g an, dahin gehend, die Regierung aufzufordern, kraft ihres Rechts der In itia tiv e eine vollständige Amnestie-Vorlage einzubringen.

Das e n g l i s c h e Oberhaus hat am Donnerstag die zweite Lesung der Uganda- Eisenbahn-Vill angenommen.

I n P o r t u g a l hat das M inisterin», dem König die Demission überreicht. Dem Vernehmen «ach ist der F ührer der Kvnser Patinen Hintze R ibeiro m it der Neubildung des Kabinets betraut worden. D as M iniste­

rium De Castro ist seit dem 18. August 1898 im Am t. Der G rund des Ministerwechsels ist noch unbekannt. De Castro ist Progrcssist R ibeiro Führer der Negencrados. Ribeiro.

der De Castros Nachfolger w ird , w a r auch dessen Vorgänger von 1892 —98.

K ö n i g M i l a n ist am Donnerstag zur K »r „ach K arlsbad abgereist und w ird dort bis M itle J u li verweilen. Nach seiner Rück kehr w ird König Alexander in s Bad nnd darauf „ach P a ris reisen. König Alexander dankte der Regierung in einem Schreiben fü r den gute» Zustand des Landes, den er bei seiner Rundreise kennen gelernt habe.

D er Tod M u r a w i e w s erfolgte nach offiziöse» Nachrichten ans Petersburg am Donnerstag M orgen wahrscheinlich infolge eines Blutergusses ins Gehirn. Seiner Ge­

wohnheit gemäß begab sich der G ra f bald, nachdem er frü h aufgestanden w ar, ins A r- beitskabinet und setzte sich Lei völligem Wohlbefinden an den Schreibtisch. S päter nahm der G ra f den Kaffee, muß sich jedoch, wie anzunehmen, berr is „»W ohl gefühlt habe», da er den Kaffee nicht austrauk.

Nach kurzer Z e it tr a t der Diener ein und land den M in iste r auf der Diele liegen.

Dre in aller Eile herbeigerufenen Aerzte onnten n u r den bereits eingetretene» Tod feststellen. — Gras M n ra w ic w w a r W ittw e r, aus seiner kurzen Ehe entstammen zwei.

Kinder, eine „„» m e h r in Rußland ver- ieirathete Tochter nnd ein Sohn. — Der Name des M inisters w ird zwar M u ra w ie w geschrieben, aber M u ra w io w ausgesprochen.

E r hat auch eine Bedeutung. M u ra w ie w heißt zn deutsch etwa „von den Ameisen"

oder „zu den Ameisen" gehörig. — Der deutsche „Reichsanzeiger" nim m t

raw iew m ir N o tiz durch den Abdruck der

„Wölfischen Telegramme". I n der „N ordd.

w ird offiziös an der Spitze des M u ra w ie w folgender

„Z nm zweiten M a l A llg . Z tg ."

B la tte s dem Grafen Nachruf gewidmet:

innerhalb weniger Jahre w ird dem be­

freundeten großen Nachbarreiche in einem Augenblick ernstester A rb e it der europäischen D iplom atie der Leiter seiner auswärtige»

P o litik entrisse». D er dahingegangene Staatsm ann w a r ein überzeugter B e rtre te r der Grundanschaunng, daß dem deutsche»

und dem russische» Reiche die Möglichkeit, ja die geschichtliche Bestimmung gegeben sei, in „„gestörtem Frieden nnd srenndwilliger Nachbarschaft der Pflege ih re r K u ltu ra n f- gabcn zn leben. Z u den gegenwärtig zwischen den Höfen, wie den Kabinetten von B e rlin und S t. Petersburg bestehenden vertrauensvolle» Beziehungen hat G ra f M u ra w ie w während seiner kurzen, aber er­

folgreichen Laufbahn i» vollem Maße bei­

getragen." D ie „W iener Abendpost"

widmet dem Grasen M u ra w ie w einen sym­

pathischen Nachruf, in welchem sie seine Verdienste «in die E rhaltung des W elt­

friedens und »m das Zustandekommen der Hanger Konferenz hervorhebt »nd ihn als H aupttrügcr des herzlichen Einvernehmens zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland feiert, das auf dem Balkan schon so manchen friedlichen E rfo lg gesichert habe. Der Petersburger „H e ro ld " schreibt in einen, dem Andenken des Grafen M u ra w ie w ge widmeten A rtikel, G ra f M u ra w ie w habe in den wenigen Jahren seiner Am tsführung zu einem nicht geringen Theile znr M ehrung des politischen Ansehens Rußlands beige tragen. E r habe die Friedensliebe Nuß lands als leitendes P rin z ip der auswärtige»

P o litik Rußlands zu Grunde gelegt. A ls wirklicher Kenner der deutsche» P o litik habe er erkannt, daß die aufrichtige Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland zn den stärkste» Förderungsm ittel» der beiderseitigen Interessen gehöre.

D er K h c d i v e ist zum Besuch der K önigin V ik to ria in England eingetroffen E r hatte unterwegs an der Seekrankheit sehr zn leide» und ist überdies an Diph th e ritis erkrankt, sodaß er in P o rt V ikto ria a» B ord der Jacht „O sborne" bleiben muß

— Nach einer E rklärung deS D r. Semon leidet der Khedive an einer septischen H als entzündn,,g und darf fü r die nächste Z e it keine Zusammenkünfte haben.

Zw ei neue P e s t f ä l l e sind am M ittw och in S m y r n a vorgekommen; im Ganzen sind 9 Personen an Pest erkrankt. — I n C e y - l o n sind in der vergangenen Woche4 4 Pest fälle, von denen 14 tödtlich verliefen, festge­

stellt worden. — I n O P o r t o ist ein Mädchen an der Beulenpest erkrankt «nd is o lirt worden. D ie ausländischen Regierungen wurden amtlich benachrichtigt.

Z n A s c h a n t i l a n d sind nach Meldungen von Eingeborenen, wie „R euters B ureau"

aus Accra meldet, bei dem letzten Ausfalle ans Kumassi der Gouverneur verwundet »nd 8 Offiziere getödtet worden.

Deutsches Reich.

B e r lin . 22. J u n i 1900.

— D er Reichskanzler Fürst zn Hohenlohe gedenkt bereits morgen frü h nach Bad Ragatz

>l der Schweiz abzureisen.

— Staatssekretär G ra f B ü lo w hat sich am Donnerstag alsbald nach dem Eintreffen u K iel an B ord der Jacht „Hohenzollern"

begeben. G ra f B ü lo w übernachtete auch an B ord und nahm am F re ita g in der Be­

gleitung des Kaisers an der Segelfahrt der Jacht „M e te o r" theil.

— Dem „Reichsanzeiger" zufolge ist dem Generalleutnant z. D . von O idtm ann in B e rlin , bisher Inspekteur der Kriegsschulen, der Rothe Adlerordeu 1. Klasse m it Eichen­

laub verliehen worden.

— A n f der gestrigen Tagesordnung des Bnndesraths stund die V orlage betreffend

die Besetzung des Stellen der juristischen M itg lie d e r des R eichs-M ilitärgerichts, des O b e r-M ilitä ra n w a lts nnd der M ilitä r a u - wälte m it Ausschluß der Stellen des baye­

rischen Senats. D as R eichs-M ilitärgericht soll, wie es heißt, ans zwei Senatspräsi- denten, einem O b e r-M ilitä ra n w a lt, zwei M i- tärauw älteu «nd acht M ili'tärgerichtsräthen bestehen.

— D as preußische Staatsm inisterium hielt heute unter Vorsitz des Fürsten Hohenlohe Sitzung ab.

— Die Nachricht, daß eine Angliedernng der Nautische,, Abtheilung des Neichsmarine- amts an den Admiralstab der M a rin e be­

absichtigt sei, w ird demeutirt.

— Die Enthüllung des Denkmals fü r Herzog Friedrich vo» Schleswig-Holstein, den V a te r der Kaiserin, findet anf Wunsch der Kaiserin am 20. J u li ds. J s . in K iel statt.

— M a jo r F re ih e rr v. Reihe,lstci» ist wegen seiner Betheiligung am Burenkriege nicht, wie die „T im e s " gemeldet hatte, zn sechs M onaten, sondern n u r zn sechs Wochen Fcstnngshast v e rn rth e ilt worden, die er in Glatz verbüßt.

D e r Saatenstand im preußischen Staate stellte sich „ in die M itte des M o ­ nats I n » ! folgendermaßen d a r: W in te r- weizen 2,7, Sommerweizen 2,7, W in te r- spelz 2,2, W interroggen 3,2, Sommerrogg. 3,3, Sommergerste 2,6, Hafer 2,6, Kartoffeln 2,6, Klee 3,6, Luzerne 2,9, Wieseiiheu 3,5. Aus einem großen Theile der Berichtsbezirke w ird über ungewöhnliche Trockenheit ge­

klagt, namentlich ans Ost- nnd Westprentzen.

Klagen über «»genügenden Regenfall liegen aus den Provinzen Posen, Schleswig-Hol­

stein und ans den Negierniigsbezirken S te ttin , K öslin, Oppeln, Stade und T r ie r vor. D ie zahlreichen, seit E in t r it t des wärmeren W etters strichweise niederge­

gangenen G ew itter brachten dort, wo sie sich entluden, auch genügend Niederschlüge.

Oldenburg, 22. J u n i. Der neue Groß­

herzog von Oldenburg Friedrich August ver­

sammelte die höchsten Beamten der Residenz um sich und h ie lt an sie eine Ansprache.

E r sagte u. a .: „Ic h betrachte mich als den ersten, um meinen Oldenbnrgern zn dienen, und bitte Sie, daß S ie m it m ir fü r das Volk arbeiten, wie ich m it Ih n e n . Denn die Beamten sind des Publikum s wegen da nnd nicht umgekehrt. Ich habe das größte V ertrauen zu meinen Beamten und bitte S ie um ein gleiches m ir gegen­

über. Ic h liebe ein offenes W o rt und bitte Sie, m it m ir zu sprechen, wie S ie denken, selbst wenn es m ir unangenehm ist. Die Beamten sollen m ir dem Publikum leben nnd ihm näher treten. Ich werde in der nächsten Z e it viel im Lande herumkommen.

Ich werde mich sehr freuen, wenn die Leute zn m ir kommen. Ic h bin ein Freund von einem Kranz oder einer Blume. Ich wünsche aber nicht besondere Empfänge und Festlichkeiten. Denn erstens schickt sich das nicht im T ra u e rja h r, und dann wünsche ich auch nicht, daß dafür Ausgaben gemacht werde«:. Wenn ich aber z. B . Blum en er­

halte, dann freue ich mich."

M a in z, 22. J u n i. D er siebente allge­

meine deutsche Journalisten- nnd S c h rift­

stellertag wurde heute V o rm itta g eröffnet.

M itta g s fand ein Festbankett in der S ta d t- ialle statt. I n der am Nachmittag abge- .laltenen öffentlichen Sitzung wurde das Anfnahmegesuch der deutsch-österreichischen Schriststellergenossenschaft in den Verband m it 26 gegen 22 Stim m en abgelehnt. Zum V o ro rte wurde München gewählt. Dem V o ro rte bleibt die W ahl des O rtes der nächsten Delegirten - Versammlung vorbc-

jalten.

Getreidehandel nnd Land- wirthschast. -

D er „Korrespondenz des Bundes der Landw irthe" w ird hierzu geschrieben:

„Interessante S tre iflich te r auf den Gegensatz zwischen Getreidehandel nnd Lgyd-

(2)

W irthschaft w erfen einige der neuesten Jahresberichte von H andelskam niern. S o sagt die H andelskannner fü r K re is M a n n ­ heim w ö r t lic h :

„ D a s Getreidegeschäft w a r fast das ganze J a h r 1899 hindurch nnbefriedigend und m ,lohnend, bei schwachen! Absah «nd sinkendem P reisstand. D ie gute einheimische E rn te it i V e rbind un g m it den reichlichen V o rrä th e n Am erikas und der Aussicht auf große E rträ g e in A rg e n tin ie n und A u stra ­ lie n lahm ten jeden A n la u f zu einer Besse­

rung.«

A u s diesen W o rte n kann man den Schluß ziehen, daß eine gute E rn te der deutschen L a n d w irth e den G etreidehändlern schlecht in den K ra m paßt, daß ihnen also eine M iß e rn te lieb er ist. Noch deutlicher spricht sich die H andels- und Gewerbekainmer f i i r Schwabe»

und N eu bn rg also a u s : „D ie G etreide­

ernte im J a h re 1899 w a r eine überaus reiche und die W itte ru n g bei E in b rin g u n g der E rn te allenthalben so günstig, daß n n r nnberegnete, gute Q u a litä t a lle ro rte n zu M a rk te kam. S o wünschenswerth und fü r das allgemeine V o lk s w o h l von »rotzter W ich tigke it ein solches Ernteergebm tz ist, so w en ig günstig ist es fü r den Handel in diesen A rtik e ln . W enn die Q u a litä t in ganz Deutschland und darüber hinans gleich g ut, wenn ü b e ra ll der B e da rf durch eine reiche E rn te auch q u a lita tiv gedeckt ist und wenn die P re isla g e allerorten fast die gleiche ist, dann h at der Getreidehandel ein höchst undankbares Feld und kaun nichts v e r­

dienen.«

D ie genannte Korrespondenz bemerkt d a z u : M a n sieht, der G etreidehandel kann n u r verdienen, w enn es der deutschen L an dw irthsch aft schlecht geht. wenn sie w enig und schlechtes Getreide geerntet hat, das ih r b illig abgepreßt werden kaun.

Die Wirren in China.

D ie Lage in T ien tsin erscheint nicht m in de r bedrohlich a ls in Peking. D abei lie g t T ien tsin n n r etwa 50 K ilo m e te r von der Küste e n tfernt, könnte also von einer Entsatztrnppe in 1 ^ Tagen erreicht werden.

Nach den nettesten Nachrichten w ird T ientsin durch reguläre chinesische T ruppen bom- b a r d ir t und die Lage a ls sehr kritisch be­

zeichnet. Ueber eine weitere Ausdehnung der U nruhen liegen heute keine Nachrichten v o r, w o h l aber machen sich die W irkungen des Anfstandes auf den Handelsverkehr auch au O rte n empfindlich bemerkbar, die von der Bewegung nicht direkt b e rü h rt worden sind. D ie Rüstungen der M ächte nehmen ihren F o rtg a n g , allen voran J a p a n , das be­

re its fünfzehn Transportschiffe fü r T ru p p e n ­ tra n s p o rte gechartert und sechzehn K rie g s ­ schiffe bereitgestellt hat. Auch R uß land hat aus Odessa 6000 M a n n nach Ostasien ab­

gehen lasse». D ie deutschen T ru p pe n werden W ilhelm shaven in G egenw art des Kaisers am 3. J u li verlassen. T ro g der Käm pfe m it den Boxers und den chinesischen T ruppen W ird die F ik tio n aufrecht erhalten, daß ein fo rm e lle r Kriegsznstand zwischen C hina und den M ächte» nicht besteht. D a s geht hervor aus einer P ro k la m a tio n der A d m ira le . D ie ­ selbe Auffassung vertreten w ird in einer zweifellos aus dem B e rlin e r A u s w ä rtig e n A m te stammenden offiziösen M itth e ilu n g in>

„H a m b u rg e r Korrespondent«, wonach in B e r lin e r amtlichen Kreisen die Beschießung und Einnahm e der T a k u fo rts nicht als ein A k t aufgefaßt Werde, der den Kriegsznstand gegen die M ächte und E h in a in v o lv ire . Es handle sich d arum , die Basis fü r die Ope­

ratio ne n zu r R e ttu n g der fremden S ta a ts ­ angehörigen zu schützen. Diese B asis, die b is znr Einnahm e der F o rts n u r in den Kriegsschiffen lag, sei durch die E rö ffn u n g des Feuers seitens der Besatzung der T aku ­ fo rts bedroht w orden, und es sei ein A kt der N o th w e h r gewesen, wenn die K rieg s- schiffskommandanten die F o r ts durch H in - einlegung von Besatzung dauernd unschädlich machten. Nach w ie v o r sei die Aufgabe der M ächte v ie l m ehr die einer in te rn a tio ­ nalen Rettungsgesellschaft, als eine A ktion m it bestimmten politischen Zielen.

D ie Z a h l der Deutschen in C hina, welche in den V e rtra g s h ä fe n wohnen, betrug im J a h re 1899 nach dem „O stasiat. Lloyd«

n u r 1134, die Z a h l der Frem den überhaupt 17193. D ie Z a h l der Deutschen steht d aru n te r erst an siebenter S te lle , denn es w aren 1899 in den V e rtra gsh ä fen an- sässsg: 5562 E nglä nd er. 2440 Ja p a n e r, 2335 A m erikaner, 1621 Nüssen, 1423 P o r ­ tugiesen, 1183 Franzosen. D ie Frem den, welche in den europäische,» K olonien Tsing- ta n , P o r t A r t h u r und Hongkong wohne», sind in dieser S ta tis tik nicht m itgezählt.

D ie Z a h l der von A u slä n d e r» , in den V e rtra g sh ä fe n e ta b lirte n F irm e n betrug 1899 933. I n der Z a h l der F irm e » steht Deutschland m it 115 an d r itte r S te lle und W ird n u r ü b e rtro ffm von 401 englischen

und 195 japanischen. D ie Z a h l der russi­

schen F irm e n b e trä g t n u r 19, diejenige der amerikanischen 70 und der französi­

schen 76.

Um einer w eiteren Ausdehnung der U n­

ruhen vorzubeugen, haben die A d m ira le der vo r Takn ankernden in te rn a tio n a le n F lo tte am Donnerstag die V eröffentlichung folgen- gender P ro k la m a tio n beschlossen: ,

W ir machen h ie rm it allen Vizekonigen, Küsten-, F lu ß -, S ta d t- und P ro v in z ia l-B e - hörden C hinas bekannt, daß w ir n n r gegen die B oxer nud diejenigen Leute, die »ins auf dem Marsche „ach P eking zur B e fre i­

ung unserer Landslente entgegentreten, n n t W a ffe n ge w a lt vorgehen.« . . . .

D ie W irk u n g der U nruhen macht sich nn H andelsverkehr auch außerhalb des Bereichs der B o x e r - Bew egung bemerkbar. S o w ird aus S h a n g h a i vom Donnerstag ge­

meldet : D a s D arniederliegen des Handels macht 20 000 A rb e ite r b ro tlo s . D ie Konsuln beschlossen, den Doyen der Konsul»

in Tschifn telegraphisch zu ersuchen, sich m it den dienstältesten Seeoffizieren in Takn wegen sofortiger Unterstützung in V e rbind un g zu sehen.

A lle Nachrichten aus Tak», T ie n tsin »nd Peking müssen infolge der Zerstörung der T elegraphenverbindnng durch D am pfer 250 M e ile n w e it nach Tschifn, westlich von W e i- h ai-w e i, zur telegraphischen U eb erm itteliing überbracht werden. A u s Tschifn meldet

„R e u te rs Bureau« vom Donnerstag m it der Bem erkung, daß aus Peking seit v ie r­

zehn Tagen keine Nachrichten v o rlie g e n : E in nnbeslätigtes Gerücht besage, A d m ira l S eym onr sei gezwungen w orden, nach Tientsin zurückzukehren.

E s kann keinem Z w e ife l unterliegen, daß die S ta d t T ien tsin in den Händen der B oxer ist. Ueber das Schicksal der F re m - denniederlassuugen gehen die Nachrichten w e it auseinander. Nach einem Telegram m des amerikanischen A d m ira ls Kem pf vom Donnerstag sind das amerikanische Konsulat und ein großer T h e il der Fremdenkon­

zessionen znm T h e il zerstört. E ine H ilss- trnppe, d aru n te r 130 amerikanische S o l­

daten, gehen nach T ientsin ab. Nach einer S h a n g ha ie r M e ld u n g des Londoner „ D a ily Expreß« von« Donnerstag wurde Tientsin am F re ita g v o r acht T agen von zwei S eiten von Boxerbanden angegriffen. D ie ­ selben beschossen zunächst die Eingeborenen- stadt an zw ölf S te lle n und rückten dann gegen die Fremdenniederlassung v o r. D ie Eisenbahilstatiou w a r von einer russischen T rn p pe na bthe ilttttg von 2000 M a n n m it 10 Geschützen besetzt. A ls die B oxer d o rt ankamen, gaben die Russen h in tereinander 50 S a lven ab. I h r Feuer scheint den Boxern u n e rw a rte t gekommen zu sein; es richtetete ein ungeheures B lu tb a d a n ; etwa 300 B oxer w urden getödtet, 200 verw undet.

Nach der „T im e s « richteten die B oxer an, F re ita g v o rig e r Woche in T ie n tsin der Eingeborenenstadt große Verheerungen an.

D ie fremden T ruppen erwiese»» sich stark genug, die Fremdenniederlassungen zn schütze». Nach einer amtlichen javanischen M e ld u n g aus Tschifn sind jedoch am D iens-

tag die Fremdenniederlassuttgett n i Tlentsm durch Feuer zerstört worden. — D e r b ri- tische A d m ira l B ruce meldet aus T a t,, „ i einem T elegram m ohne D a tu m : D ie ver­

bündeten T ru p p e n halte» die T a k u fo rts und Tongkn sicher besetzt und werden z»n, E n t­

satz der E uropäer in T ien tsin vorrücken, so­

bald sie in genügender S tärke sind. M orge n werden T ruppen aus Hongkong und über­

morgen 300 M a n n aus W e ih a iw e i er­

w a rte t. M a u g la u b t h ie r in T aku, daß der K a m p f run d um T ientsin fo rtd a u e rt.

D ie englische Schntzwache in T ien tsin niüßte etwa 3000 M a n n stark sem. - A m F re i­

tag ist aus T ie n tsin in S h an g ha . die Nach­

rich t eingegangen, daß reg ulä re chinesische T ruppen die S ta d t b om öardlreri und die dortige Lage sehr kritisch ist.

Nach der „W eseler Z tg .« haben bereits V erw andte des v o r T aku verw undeten K om ­ mandanten des deutschen Kanonenbootes

„ I l t i s « , K orvettenkapitäns L au s, folgende De­

pesche erhalten, d a tir t Tschifn, 21. J u n i, 7 U h r 10 M in u te n , n a ch m itta g s; „B efinde»

gut. W ilh e lm .«

Ueber die Beschießung von Takn meldet die M annschaft des in S h a n g h a i aus Takn eingetroffenen englischen Schiffes „L a d y « : D a s U ltim a tu m der vereinigten F lo tte n - sührer an die Kom m andanten der F o rts be­

sagte, wenn die F o rts nicht b is M itte rn a c h t des 16. J u n i k a p itn lirte n , w ürde am 17. J u n i um 2 U h r das B om bardem ent be­

ginnen. D ie fremden Schiffsosfiziere suchten

»in M itte rn a c h t den chinesischen G eneral auf und fragten ih n , w as er z»r th un ge­

denke. D e r G eneral erw iderte, er w olle den K am pf aufnehmen. Um 1 U h r eröffneten die Chinesen das Feuer. D e r erste Schuß ging durch das Takelwerk der englischen Korvette „A lgeriue«. Englische Einwohner

von T ien tsin und Taku befanden sich an B o rd des britischen Kriegsschiffes „M o n o - cacy«, das getroffen w urde, ohne daß je­

doch erheblicher Schaden angerichtet worden w äre. D a s P u lv e rm a g a z in des russischen Kanonenbootes „G ilja k « e x p lo d irte ; 20 russische M atro sen w urden dabei getödtet.

W ie die „M ü n c h . Neuest. Nachr.« aus angeblich bester Q uelle aus Brüssel erfahren, h at der letzte Notenwechsel der Mächte volles E iliverständniß über folgende Punkte ergeben: N ied erw erfun g des Anfstandes, H erbe ifü hrun g der Absetzung der Kaiserin- N egentin, J n te rn irn n g derselben im A us- lande, Wiedereinsetzung des Kaisers Kwangsn, jedoch unter europäischer K o n tro lle , schließ­

lich form elles Versprechen a lle r M ächte, die gegenwärtige S itu a tio n nicht zn r E rw erbu n g neuer Chinagebiete zn benützen.

I n der französische» Kam m er erklärte am Donnerstag der M in is te r des A u s w ä r ti­

gen Delcasso, Frankreich w ird , v e re in t m it R uß land, in» Einvernehm en m it den übrigen M ächten a» der Herstellung der O rdn un g arbeiten und fü r die Einsetznng einer R egierung in Peking sorgen können, welche imstande ist, allen A u slän de rn in C hina diejenige S icherheit zn gewährleisten, welche die Chinesen in Frankreich genießen.

I m englischen Unterhause erklärte am Donnerstag L o rd B a lfo u r, es sei unmöglich, schon jetzt zn sagen, welche M a ß re g e ln in Z u k u n ft getroffen werden.

D ie chinesische Presse in S h a n g h a i be­

hauptet im E in kla n g m it früheren Nach­

richten, in der M andschnpartei feien ernste Zw istigkcite» ausgebrocheu. I m Palaste zu Peking herrsche V e rw irru n g . D ie K aiserin- N egentin schicke sich an zu fliehen. P rin z Tnanhsutttng und K n n g yi seien entschiedene Widersacher J n n g ln s und der Gemäßigten, welche dem T hrone rathen, die fremden M ä c h t- zn versöhnen. D ie meisten dieser i»

der chinesischen Presse auftauchenden Ge­

rüchte sind dein „Renterscheu B u reau« zu­

folge, M eldungen der chinesischen P ro v iu z ia l- beamten entnommen.

D ie beiden deutschen Seebataillonc werden am nächsten Dienstag M it t a g von W ilhelm shaven aus in G egenw art des Kaisers ih re F a h r t nach Ostasien antreten.

D ie beiden Lloyddam pfer „W itte k in d « und

„F ra n k fu rt« werden bereits am S o n n ta g in W ilhelm shaven ladebereit sein. D e r T ra n s ­ p o rt der M a r in e -In fa n te r ie w ird derart fo rm irt, daß jedem S e eb a taillon f i i r die O perationen im Gelände eine Feldbatterie, P io n ie r- und H andw erkerabtheilnng zuge­

th e ilt werden.

Säm m tliche Leute beider B a ta illo n e werde»» m it Tropenhelm en «nd K h aki-A n­

zügen ausgerüstet. D ie W n e lle Beschaffung dieser A usrüstung, die in dem erforderlichen Umfange n atü rlich nicht vorliegen, e rfo rde rt noch mancherlei Anstrengungen. S o müssen znm Beispiel a lle in 1000 Tropenhelm e

wenigen Tagen a ngefertigt werden.

D ie ärztliche Untersuchung der M a n n ­ schaften beider Seebataillonc h a t ergeben, daß 1600 Leute fü r die A u s fü llu n g beider Seebataillone auf kriegsm äßige S tärke erforderlich sind. Dieser B e d a rf w ird nach der „K ie le r Z tg .« durch F re iw illig e aus dem I X . Arm eekorps gedeckt. Auch in anderen Armeekorps ist die A u ffo rd e ru n g an die Soldaten ergangen, sich als F re iw illig e fü r C hina zu melden. I n M a in z erfolgten soviel Anm eldungen, daß von jeder Kom pag­

nie n u r d re i M a n n berücksichtigt werde»

konnten.

Nach der „Post« sind beim O berkom ­ mando der M a rin e dieser Tage zahlreiche M eldungen von Zivilpersonen zum fr e i­

w illig e n E in t r it t in die beiden S eebataillone eingelaufen. D ie Gesuche werden ohne Ausnahnie einen abschlägigen Bescheid er­

halten.

D e r Kaiser ließ sich am Donnerstag in K ie l beim Besuch des »ach C hina be­

stimmten Kanonenbootes „Luchs« m it der ver­

sammelten M annschaft Photographiren und h ie lt dann an dieselbe eine Ansprache. D er Abgang des „Luchs« verzögert sich infolge einer Maschineuabäuderung um etwa eine Woche.

Proviirzialnachrichten. ^

s Briesen, 22. J u n i. (Kanalisation. Schwere rletznng M it tödtlichem Ansgange.) Der Herr giernngspräsident hat sich m it der in Aussicht lommenen Kanalisation unserer S ta d t und m it n von den „Deutschen Wasserwerke» in Berlin«

' diesen Zweck ausgestellten allgemeinen P ro- te. insbesondere auch m it der Ableitung der hinutzwiisser in den fiskalischen Friedecksee unter - Bedingung einverstanden erklärt, das; das zuleitende Wasser durch ein Sedimentir-Bassm nihrt w ird. — D er Schuhmacher Saß brachte le rn in einer Aufw allung über Nohheiten, lche seiner Tochter durch ihren Ehemann, den liiksrichtiae» Arbeiter Sondowski. zugesagt wen. dem letzteren außer mehreren anderen nletznngen einen Stich m it dem Schustermeffer den Rücke» bei. welcher die Lunge vorletzte.

!gs zusammen nnd wurde m das hiesige

Johaiiniter-Krankeiihaiis gebracht, wo er heilte verstarb. Sein Schwiegervater wurde verhaftet und in das hiesige Gerichtsgefängniß eingeliefert.

Aus dem Kreise Culm, 21. J ittil. (Reif und ElS) lag Dienstag morgen auf den Feldern. A u f manche» Necken» hänge» die B lä tte r der Kartoffel- pflanze» erfroren, schwarz «nd schlaff hernieder.

Danzig. 22. J u n i. (Das Standbild des Prinzen Friedrich K a rl), welches der Kaiser dem 1. Leib»

hnsarenregiment znr Aufstellung auf seinem Ka- serneiigrundstück geschenkt hat. w ird am Sonnabend V orm ittag feierlich enthüllt werden. Die Ueber- gäbe des Denkmals air das Regiment w ird der Fliigeladjntant von Mackense» in» Auftrage des Kaisers in Gegenwart des Regiments und der hiesigen G eneralität vollziehe». Der 3 Fuß hohe Sockel des Denkmals ist aus schwedischem G ranit, wahrend die über lebensgroße Figur aus Sand- uem gemeißelt ist. Die das Denkmal zierenden Waffenembleme sind aus M e ta ll. Der P rin z ist m der Uniform des 1. Leibhtsmeiiregiiiiellts m it D ^u w n ^ darasstellt. Die eine! Hand ru h t auf

Ein Floßerkunststiick hat der 55 jährige Flößer vapke oU'o 'Lchworuinav bei Konitz m it dem Leben bezahlt. Einige M eilen von Konitz be­

findet sich die a i P - M ü h l b o f e r S c h l N ^ e r e n mächtiges Gefall einen Niagyrawasserfall im Kleinen darstellt und deren Ausnutzung znr E r­

zeugung elektrischer K ra ft ei» viel besprochenes Projekt ist. Hapke, der fü r den Kaufmann Fabian in Tnchel Holz i>ou Schwornigatz nach Bromberg den Brahcfluß hinab zu flößen hatte, hatte schon einmal die Tollkühnheit begangen, m it dem Floß die Schleuse hinabznfahren. Beim zweiten M o le Prallte er m it dem Kopf derart gegen einen Quer- standet-, daß ihm der halbe Schädel buchstäblich abgeschnitten wurde. Der M an n w ar sofort eine Leiche. Hapke hinterläßt eine seit längerer Z eit bettlägerige Frau nnd 7 unversorgte Kinder. — Die am 29. v. M ts . ihren E ltern, den Arbeiter Bannach'schen Eheleute» in K o n i t z entlaufeuen beiden Knaben im A lte r von 13 bezw. 8 Jahre», sind noch immer nicht aufgefunden. M a n hat sie an mehreren Orten, zuletzt auf der Zernpelburger Chaussee südlich von Kamin gesehen. Bei derÄn-

»üherinig vo» Personen verstecken sie sich im Ge- treidefeld. Die E ltern haben eine Vclohnnng von 15 M a rk anf die Znrückbringnng der Knaben aus­

gesetzt. — Zu 8 Monaten Gefängniß wurde der Buchhalter Schmelter von der Strafkammer D a n z i g am Donnerstag wegen größerer in der Fischerschen Brauerei in Danzig verübter Unter­

schlagungen iilite r Zubilligung mildernder Um­

stände vernrtheilt. — Ei», Dienstmädchen in C r a n z bei Königsberg kratzte einer, kleinen Pickel auf der Nase m it dem Fingernagel ab. B ald schwoll die Nase stark an. Der A rz t stellte B lu t­

vergiftung fest. Tags darailf w ar das Mädchen eine Leiche.

Lokalnachrichten.

Thor»,, 23. J u n i 1909.

— ( G n t e n b e r g f e ie r . ) Wie in M ainz, dem Geburtsorte des Erfinders der Bnchdruckerkunst.

Johannes Gutenberg, finden zu Ehren seines Gedächtnisses in vielen größeren nnd kleinen Druckst ädten in diesen Tagen Feier» statt. V o r­

nehmlich ist der morgige Johannistag zu größeren festlichen Beranstaltungen ausersehen. I n Thor», in deren M auern die erste Drnckerpresse im Jahre l568 durch den Leipziger Buchdrucker S tan isla ns Wurffschaiifel aufgestellt wurde, 128 Jahre später, als Gutenbergs Erfindung geboren ward. ist von einer solchen offiziellen Feier abgesehen worden.

Es winde dabei von den Angehörigen des Buch- druckgewerbes hier von der Erwägung ausge­

gangen. daß sich der Feier in M ainz das ganze und imgetheilte Interesse der Bnchdrnckerwelt zu­

wenden werde nnd besondere Veranstaltungen anderwärts ih r Abbruch thun würden. Dieser Ge­

sichtspunkt wurde «msomehr vertreten, als vor zehn Jahre,,, au» 450. Jnbiläninstage der Er­

findung der Buchdrucker-kimst. allüberall, so auch m Thor». Festlichkeiten zu Ehren Gutenbergs begangen wurden, und die Anregung znr gegen­

wärtigen Feier nicht von Berufskreisen, sonder»

von der Stadtgemeinde M ainz ansgiua. Jedoch ist gerade die großangelegte Feier in M ainz der Anlaß geworden, daß Gnteubergs Gedächtniß im ganzen deutschen Reiche, selbst in anderen Staate», überall da, wo die Bildung eine S tätte hat.

wieder gefeiert w ird. M it hohem S tolz empfindet jeder Volksgenosse die nicht mehr bestrittene T hat­

sache. daß die Erfindung der Bnchdruckerknnst das Werk eines Deutschen w ar. daß ihre Wiege in Deutschland staiw. und von hier aus vermöge dieser Kunst eine Knltiiraiifgabe fn r die ganze W elt begonnen werden konnte, von weitragender Bedeu­

tung. Gutenbergs Kunst ist auch in Thorn znr ausgedehnte» B lü te gelangt. Die viele» Kriege und die Pest, die in früheren Jahrhunderten Thorns Entwickelung beeinflußten, ließen auch das Druckgewerbe in Thorn seit seiner E in - sührung bis vor wenigen Jahrzehnten sich nicht genügend entfalten. Friedrich Königs Erfindung, am Anfange dieses Jahrhunderts gemacht, die Schnellpresse, gelangte erst vor etwa 35 Jahren hier zur Ausstellung; solange w ar es die Hand­

presse. die in mehreren hölzerne», später in einem eisernen Exemplar der Ausübung der Drnckerknnst diente. Inzwischen hat die Schnellpresse in ver­

schiedenen Ausführungen in Thor» Eingang gefunden und heute kündet der Gang von zwölf Druckzylinder» von dem Aufschwünge, den das Druckgewerbe auch in Thorn genommen, hat.

Alle werden m it mechanischer K ra ft getrieben, die man sich hier zuerst ausgangs der 70er.Jahre zu nutze machte. Die Leistungsfähigkeit der Thorner Bnchdrnckereien ist nicht gering und auch über Thor» hinaus zur Anerkennung gelangt.

» » » S P Z N K L

Gebnrtsfeier Gutenbergs. wohl angebracht, daß auch in Tborn das Andenke» des Eifmders dadurch eine dauernde U r n n i i erfahre,

Stadtbehörden. dem Bettpiele vieler anderer

S S S L rZ L L

genossen in besonderem Maße nnd kiU'det den zukünftigen Geschlechtern, daß auch in Thorn d»e volle Bedeutung von Gutenbergs segensvollex Erfindung erkannt und gewürdigt wurde. D'ch S ta d t Thor» ist diesen Ehre „zo ll dem Meister- Gntenberg umsomehr schuldig, als, sie selbst ich früheren Jahrhunderten in einer eigenen B r M

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biet erschlossen und ausgebeutet werden V^rd. W ir stehen im Handel nnd auf industriellem Gebiete hinter England und werden außer von diesem von keinem anderen

D ie beiden Todten (von der Schiffsbesatznng) wurden m it der deutschen Flagge umwickelt, auf ein B re tt gebunden und langsam hernntergelasse», während des

Königsberg. nicht in Aussicht «nd beruhen alle bisherigen Zeitungsnachrichten anf Kombinationen. Z tg .&#34; meldet, daß gegen die Verbreitung der Lepra durch de»

redungen des deutschen Geschäftsträgers m it dem Staatssekretär Hay erreicht worden. Die Wünsche Deutschlands, welche dahin gehen, das diplomatische Korps in Peking

industrie und des Handels, den Vertretern der Eisenbahn und des Schiffsverkehrs M ittel und Wege finde» wird, um die „Kohlennoth&#34;, eine Frage, welche nicht

gegen Vorbereitungen. D ie Truppen arbeiten fieberhaft an der Anlage von Verschanzungen, Schützen- grüben, Steinw ällen und Verhauen vor der S ta d t. D ie Brigaden

richtete gleich nach dem Einsteigen eine» Nickel. Es kamen später noch mehrere Personen hinzu, darunter mehrere Offiziere. Wahrend der F ahrt hielt der Führer

Bisher ist erst ein Arm der Leiche aufgefunden worden. Die Nachricht von der Ausfischung eines Armes im Mönchsee war falsch. Der Arm wurde am Donnerstag früh 7