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Die Zukunft, 28. April, Jahrg. XIV, Bd. 55, Nr 30.

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M. Jahrg. Hex-lin,den28.sprit. 1906. Alt30.

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Marginalien ........................·....121

Totenfeier inJapan. Vonzafcadio Heut-u .....·.........129

Umkrihanischeø Tagebucip VonHatt »san«-recht ...... .....185

Balken-,- vonChottfried Zoepfc ............. .....146

Heldstsnsseigem Vonzchmidh Coekceu, siedend-»O Hitfchfekd, Gift-ein 151 pur-. VonOssat Bilde .·-.....................154

prvppehkr. Voneinhau. ...................... .157

Nachdruck verboten.

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Erscheint jeden Sonnabend.

Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzelneNummer 50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

Wilhelmstraße3a.

1906.

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seitens-istsin

Berlin, den 28. April 1906.

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UTarginalien

IweineueRitter dürfenfortan dasOrangebandund dashellblaueKreuz

;· desHohenOrdensVomSchwarzenAdlertragen. HerrJosephMaria VonRadowitzhatdenvom erstenPreußenköniggestistetenOrden alsLohn fiirdie inAlgesirasgeleisteteArbeiterhalten. TausendZungenlobenihnjetztz undkeinefragt,warumdersolchenRuhmeswürdigeMannamManzanares vverwittern, vierzehnJahre langmüßiginMadrid sitzenmußte. Oftwurde hier dieFragegestellt;niekamhörbareAntwort.NichtbeimKaiserinGunst;als ein ausbismärckischerZeitUeberlebender denMignons verdächtig;und als GatteeinerRussinlängst,dichtneben dem Generalvon Werder,ausHolsteins SchwarzerListe.Solebenwir. UeberallfehltsantüchtigenDiplomaten:und Einer,derivaskann,bleibtaus solchenGründen imSchatten.Er maglächeln, wenn eraufdemachtspitzigenSilberstern,denernun andieBrust heftendarf, denAltpreußenspruchliest:suum cuique.TritternocheinmalsinsLicht?

Unwahrscheinlich.AmneunzehntenMaiwirderachtundsechzigJahre alt, ist nichtmehrgesundund wollteschonnachAlfonsosberlinerVisitedenAbschied nehmen.Werihn,der demReichamBosporus nützlicherenDienstgeleistethat als in derProvinz Kadiz,in einwichtigeresAmtriefe,gestündedamitja auch, daßdieVersetzungvonKonstantinopel nachMadrid einFehlerwar. Undso langeesmöglichist,vermeidetman solchesBekenntnißgern.Derzweiteneue Adlerritter istPhilipp FriedrichKarlAlexander Botho FürstzuEulenburg undHertefeld, GrafvonSandels. KeinHertefeldvonGeblüt,keinEnkeldes Fritz-Polte,derdasSchranzenthumseinerStandesgenossenmitsoboshaftem Leckermaulhöhnteund,alsman ihmdeneinzigenSohninden Krieggegen den

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122 DieZukunft.

Korsenschleppenwollte,inhellerWuthschrieb:»Ichkann meinerEmpörung nochimmernichtHerrwerdenund will esauchnicht.MeineVerachtunggegen denUrheberwerdeichmitinsGrabnehmen·VonPatriotismus sprechensolche Leute,dievomStaat leben,i1nmer.Glaubemir,meinSohn,als einemalten, erfahrenenundvonVorurtheilen freienManne:derMilitärstandisteinesplen- dideMisere.Wennman eineZeitlangdaringearbeitethat, so fühltman erst dasAngenehmederJndepedenz und,wienützlichsichDermacht,derals ein Privater seineGüterselbstbewirthschaftet.Er dient demallgemeinenBesten undbrauchtmitseinerMeinung nichtzurückzuhalten.EristeinfreierMann, der auch frei sprechendarf.EineKlasse,diejeder Ehrebar und blosist, läßt sichzu Allembrauchen;folglichist sienützlich.Jchwunderemichübernichts mehr(unterdemDickenWilhelm).Jcherkennemehrundmehr,daßdiePolitik dieWissenschaftdesBetrugesist.Undsowirdesbleiben,bisvernünftige Landesversassungendaseinwerden, dieKrafthaben,dieGroßenzubinden.«

Phili,derSkalde,dessenMutter dieGroßnichtedesletztenHertefeldwar, führtseit1898denNamen des clevischenGeschlechtes;hatvondessenWesens- artabernichtsgeerbtundähneltwederdemSamuelHertefeld, derdasHavel- luchentwässertund dem Anbaugewonnenhat,nochdemFriedrichLeopold, der über denhalb frommen,halblüderlichenPrunkdesvonderLichtenaube- herrschtenberlinerHofes sogrimmigeWortefand.Jst auch nichtderrichtige Typus Eulenburg.KeinervondenstarkenPolitikerndesobersächsischenDy- nastenhauses.Dichter,Komponist,Spiritist (wiederneue ChefdesGroßen Generalstabes);undaufdieDauer,wieesscheint,nichtaus derGunstzu drängen.»Erliebt denKaiser so innig,lebtnur vonseinemBlick;undesist so wohlthuend,diesesSchwärmeraugestets aufsichgerichtetzufühlen«

Jmmer geht,wenn PhilisName wiederauftaucht,einZittern durchdieReihen.

Nun derSchwarzeAdler; wofür?Raschwar einVerschendrausgemacht.

Eulenburg,hießes,warBotschasterinWienund hat seinealtenBeziehungen jetztbenutzt,umdenGrafenGoluchowskifürdenSekundantendienstzuwerben.

NochunwahrscheinlicheralsRadowitzensRückkehrinsSonnenland. Erstens hat Goluchowski(wie hier bewiesenwardundwieerselbstviaParismelden ließ)demDeutschenReichgarnichtdenDienstgeleistet,fürdenWilhelms Eifer so burschikosdankte,sondernfürdieFranzosenmindestensebensoviel gethanwiefüruns.ZweitenswarderFürstzuEulenburgin Wienniepep

sona gratissima(höchstensimPalaisMetternich)undhättefürAlgesirns nichtsWerthvolleszu wirkenvermocht. AuchmitHolsteinsSturz,über den soVielUUkIUMSgeschriebenwird,brauchtdieneue AuszeichnungdesGüns- lingsnichtzusammenzuhängenDiebeidenWirklichenGeheimenRåthehabcn

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Marginalien .12.3 stangegemeinsam,spätergegen einander gearbeitetundinLiebenbergwird die Freude nichtkleingewesensein,alsdieKunde kam,derMitwisser seiend- flichnun gefallen,derAusternfreunddem Troubadour undseinemKundnicht mehrgefährlich.DochderKaiser hattekeinenGrund,dieseFreudenochdurch einenHuldbeweiszuwürzen.Wozuin dieFerneschweifen? Phili hat sich wieder»bethätigt«.Diesmal sinds nichtSkaldensängeoderMethlieder,ists keinWaldmärchen,SeemärchenoderMärchenvonderFreiheit,sondernein Prachtwerk,dasWilhelmdenZweitenundanderedemSchwärmeraugegroß scheinendeMännerverherrlicht.DasExemplarkostetfünf-hundertMark und ausdem Titelblatt istderschwarzeAar zuschauen. Noch nicht aufderBrust desHerausgebers,demähnlichesVerdienstdenSitzimHerrenhaus,Bot- schafterrangundFürstenhuteingebrachthat?HöchsteZeit.suum cuique.

Wenn imJanuar dieRitterdesHohenOrdens imSchloßzum Ka- pitel versammelt sind, empfängthoffentlichnochein dritterGetreuer die Ac- coladeFreiherrSpeckvonSternburg, DeutschlandsBotschafterinWashing- ton,ist nichtseitgesternerstdieserEhre würdiggeworden. WelcheMühsal undKümmernißhat ihm,bis esendlichuntergebrachtwar,allein dasFritzen- denkmalbereitet,mit demderKaiserdieVankeesbeglückte!WahresVerdienst darf nichtungekröntbleiben;bleibtsheutzutageauchnicht.Radowitzdurfte, jweil seineFrauRussinist, nicht nachPetersburg. Speckdars,trotzdemer eine Amerikanerin geheirathethat,in denVereinigtenStaatendasDeutsche Reichrepräsentiren.Repräsentirtesaberauchwie keinAnderervorihm. Hat erreicht,daßamerikanischeKriegsschiffe,nachdemsiezweimaleingeladenwaren undinMarseille (ohneeingeladenzusein)denPräsidentenLoubetbegrüßt hatten, UqchKielkamen,dqßMilliardäryachtenbeiDüsternbrookankerten und MorganundGenossenfürdie KielerWochekostbarePreisspenden lieferten.

Tritt,wiederGesandteeinesVasallenstaates,aufdemBahnhofan,wenn Herr

Rooseveltabfährt,derihm,vielleichtzumDankfürsolcheHuldigung,seinePserde leihtundihnmiteinemJovislächelnspockynennt. DieMöglichkeiteinesan-

ständigenHandelsvertrages haterunsnochnichtnähergebracht.Thut nichts.

MußdasAnseheneinerGroßmachtnichtungemeinzunehmen,wennihrVertre- teraufdcmBahnhosHonneurmacht,miteinemneckischenKosenamengerusen wirdund,währendderPräsidentaufReisenist,einenhuldoollgeliehenenGaul besteigendarf?JetzthatSpeclcywiederbewiesen,daßerdrübennochimmerdas Tüpselchenist.Stattnach SanFranziskozufahrenund zusehen, oberdendurch

’ErdbebenundFeuersbrunstdesHausesundderHabeberaubtenDeutschennüt- zenkönne,haterinPittsburg eineTafelredegehalten.Aus derivirzunächster-

fahren,das3derHerr,deraufdemfürunsereWirthschaftwichtigstenPostensitzt, 10’«·

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124 ,- DieZukunft-

seit1885nichtin dergrößtenJndustriestadtderVereinigtenStaaten war- DieReiseistkurzundbequem. HatderBotschafter auchin derkongreßloseu Zeit so furchtbarviel zuthun, daßersichnichtfrüherschonn:iteigenenAugen vonderEntwickelungdespittsburgerGewerbesüberzeugenkonnte?Seiter aufdemWeginsGeneralkonsulatvon KalkuttazurNachfolgeHollebens berufen ward,ist manchesJahrvergangen. TrotzdemkeineMuße zusokleiner Fahrt.ErsetztdieTiefedesGemüthesdemGenialen dieAnschauung?Doch- die Redelehrtunsnochmehr.DeutschlandsBoden, vernehmen wir,birgt nichtsoreicheSchätzewiederandererLänder.Hier stock’ichschon.WerKohle, EisenundKalihat, braucht sichinderFremdeeigentlichnichtarmzunennen.

Und wieistDeutschlandzu einermächtigenIndustriegekommen?DerFrei- herrhatirgendwo gelesen,derSiegdeutscherArbeit seidemBündnißvon

WissenschaftundIndustriezu danken-.Dasist nichtfalsch;wirdvon dem BotschasteraberraschderRegirung alsVerdienstzugeschrieben.Die(,,Wil- helmderGroßeundseineisernerKanzler«)gabdasKommandowort: »und- diewissenschaftlicheArmeeänderteihreTaktik undwandte sichpraktischen Aufgabenzu;sowurdeim modernenDeutschlandderProfessor undForscher derBegründerderGroßindustrie«.Etvoiläjustemontcomme on ecrit l’histojre. Dochkommtsnoch besser.NachdemGroßvaterder Enkel.Wil- helm derZweite ist »einüberlegenerGeist,der dieWissenschaftin denDienst derJndUstriespannenwill« undsogardiePlänezu einemLaboratorium sach- kundigzu ändern vermag; »istbekanntlicheiner derhervorragendstentechni- schenFachmännerundMeister aufdemFeldederMechanikinDeutschland-«

Dasist nichtetwaerfunden.DieseSätzehatdasoffiziöseDepeschenbureau allenZeitungengemeldet.Wasmachtman mitsolchemRedner? Derböse Bismarckhätte-ihnvielleichteineneloquentenStreber gescholtenundunsänf- tiglichheimgewiukt.Wirwissendie Sortebesserzuschätzen,die den Mund nichtaufthun kann,ohnedaßervom Lobihres Herrn überfließt.Aufdem weitenRundderErdeistkeinReich,dessenVertreter sovonihremKaiser oderSultan,König oderPräsidentenzu reden wagen.Derbritischeoder bel- gischeKoburger,dieinGeldsachen dochihrenMann stehen, sindvonihren MinisternnieöffentlichalsFinanzgeniesgepriesenworden.DerSternburger hatsgewagt.Das blaueKreuz« mit denvierAdlernfürunserkernigesSpeckchen!

Einanderer Botschaster,dersichsolcherLeistungfreilichnichtrühmen darf, ist jetztin argemGedräng:Granonts. Jn Rombekrittelt,weilersich mitdemBeileidderberlinerRegirungerst einstellenkonnte,als dievesuvia- uischeLavafastschonerkaltetwar. JnBerlin l)artgetadelt,weilernichteisrig genug mit deritalischenPressegearbeitet,dieLockerungdesBündnissesnicht

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Marginalien 125

verhinderthabe DieserTadelistungerecht.DiePresseistnichtüberallsoleicht undsobillig zuhabenwie beiuns;HerrBarråreverfügtüberdiewirksamsten Düngemittel;undkeinBotschafterdesDeutschenKaiserskonntedenGlauben

andenWerthdesBündnissessichern,seitItaliensichFrankreich, Frankreich sichBritanien versöhnthat. »Die internationalePolitik isteinflüssigesEle- ment,dasunterUmständenzeitweiligfest wird,aberbeiVeränderungender AtmosphäreinseinenursprünglichenAggregatzustandzurückfällt.DerDrei- bundisteinestrategischeStellung,welcheangesichtsder zurZeitseinesAb- schlussesdrohendenGefahren rathsamund unter den obwaltenden Verhält- nissenzuerreichenwar. EristvonZeitzuZeitverlängertworden und es mag gelingen,ihnweiterzuverlängern;aberewigeDaueriftkeinemVertragzwischen Großmächtengesichertundes wäreunweise,ihnalssichereGrundlagefür alleMöglichkeitenbetrachtenzuwollen,durchdie inZukunft dieVerhältnisse, BedürfnisseundStimmungenverändert werden können,unterdenenerzu Stande gebrachtwurde.« DashatBismarckvordreiLustrengeschrieben;und imnächstenSatzwiederholt,derDreibundhabe,,dieBedeutungeinerstrategi- schenStellungnahmein dereuropäischenPolitik nachMaßgabeihrer Lagezur ZeitdesAbschlusses.«EinestrategischeAusstellungistvoneinertaktischenzuun-

terscheiden.StrategiebereitetdieOperationenvor;aufdemSchlachtseldherrscht

dann dieTaktik.JchhabeGrund,zuglauben,daßBismarcknie angenommen hat,einfranzösischerAngriffausdasReichslandwerde unterallenUmstän- densofortdieMobilmachungdesitalienischenHeeresbewirken.Jhm genügte, denFranzosendieMöglichkeiteinersolchenKoalitionzuzeigen;underhätte seinenLandsleutengerathen, höflichundohneGrollvondenJtalienernAb- schiedzunehmen,wenn dielateinischeVerbrüderungund diefranko-britische entente cordiale Ereignißgewordenwäre,alsernochimSachsenwald saß.

DasGeplärr,vondem dieGassejetztwiderhallt,ist sinnlosundblamirtuns nur nochmehr; bringtunshöchstensGuicciardinisHeuchelschwüre,dienicht sechsDreierwerth sind.DieRömer wärenEselgewesen,wennsieandersgehan- -delthätten;sindnichtuntreugeworden,sondernhabenihrePolitikdenvexän- derten,,Verhältnissen,BedürfnissenundStimmungen«angepaßt.Undan

dieserAenderungist GrafMontsUnschuldig.NichterhatdieRepublikdem Empire vermählt,VictorEmanuelunddieMontenegrineringeärgert.Unsere Schreiber habeneinmerkwürdigesTalent,immerdenFalschenzupacken.

UnsereAbgeordnetenmachensnichtbesser.Wer die Redenliest,dieam fünftenApriltagimReichstagüberDeutschlandsinternationale Politikgehal-

tenwurden, mußglauben,bei unswerdeder ernstesteFleißvomstärkstenGe- nie bedientund nurTreulosigkeitundUndankderNachbarnhemmeGermania

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126 - DieZukunft.

aufihrem Weg.EinP arlament,dasbeisogroßemAnlaßsokümmerlichesZeug bietet,darsnichtklagen,wenn esverachtetwird.BeisogroßemAnlaß:diepoli- tischeBilanzdesReicheswar zuprüfenuntdievomVolk zurAufsichtBe- rufenen mußtendenfürdasDefizitverantwortlichenGeschäftsleiternderbe- Wahrheit sagen.Fiel ihnen nichtein; sie wiederholten,wasihnendieOffi- ziösenvorgesagthatten.FreiherrvonHertling,einkluger,gebildeterMann, HistorikerundPolitiker,DoktorundProfessorgar,leisteteeineRede,dieihn als VertretereinergroßenPartei aufdiesemGebietunmöglichmachenmüßte.

DieEnthüllungendes MaterhabeneingewissesUnbehagenhinterlassen.(Wo denn? JmMatin ist nichts enthülltworden;was da über dasWerdenund Wachsenderfranko-britischenJntimitäterzähltwurde,warlängstbekannt) WenninItalien dieRegirung sichmit demPapst verständigte,würde das BündnißmitDeutschlandgefestigt.(Das Bündniß,daserstmöglichward, alsderPapstdieHerrschaftüber Rom verlorenhatte;dasBündnißmit der VormachtdesProtestantismus.)DasDeutscheReichwirdgehaßt,weil es alsHortchristlicherKultur jedenrevolutionären Ansturmabzuwehrenver- mag.(Nunkennen wirendlichdenGrund;undwissen,warum inFrankreich

nur dieRötheftenfürunssind.)DasBestezuletzt.»Nordamerikawarauf derKonferenznicht vertreten;wäre es vertreten gewesen«so hätteesimJnter- essedesFriedensgewirkt.«Dasist nichteinverzeihlicherLapsusDas wurde in einer mitstaatsmännischerAllurevorgetragenenRedegesagt;undkein ZwischenrufunterbrachandieserStelleden Redner-«Werauchnur die Re- portermeldungenüber dieKonferenzgelesenhatte,wußte,daßder Vertreter Nordamerikas inAlgesirashinterundvordenCoulisseneinewichtigeRolle gespieltundstets für Frankreichgestimmthat.Wer esnichtweiß,also nicht einmaldenvonäußertsichtbarenVerlaufderSache kennt, sollte sichhüten, öffentlichdarüber zu reden.FreiherrvonHertling siehtin demErgebnißder KonserenzeinenErfolg deutscherStaatskunst. AuchHerr Bassermann,aus dessenMundman oftverständigeRedehört,bewiesdiesmal, daßervonden- VorgängenkeineAhnunghat.Die inParisveröffentlichtenDocumonts Di- plomatiques,ohnederenKenntnißeinhalbwegs ernsthaftesUrtheilüber dendeutsch-französischenHadernichtzufällenist,sinddenHerren offenbar unbekannt geblieben. MüßtedasHoheHaussichnichtschämen?Unddoch dünktjedesM. d. R.sichüber dieJournalistenzunfterhaben (dereuWeis- heitesnachstammelt)undheischtEhrfurchtvor seinergeweihtenPerson,die nachimmunemBelieben einenMinisterseligsprechenund verdammen kann.

DemKanzlerwurdenKränzegewunden; rechts,links und mitbeson- dererEmsigkeitin der Mitte.Aber derarmeKanzlerwurdeohnmächtigund

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Marginalien. 127 mußteausdemSaal getragenwerden.Seitdemisterkrank.UnterderLast derGeschäftezusammengebrochen,lasenwir.Lasen,daßkeinErsatzzufindensei unddiesefurchtbareStunde selbstdenZweiflergelehrthabe,was dasReichan demEinenbesitze.Darüber wollenwirheutenichtrechten;keinunfreundliches WortindieKrankenstuberufenZusammengebiochen?Soschlimmwirdsnicht sein.Herr BernhardvonBülowwar nie,wieseinVater,die,,HeiligeKraft«

desAuswärtigenAmtes,einFanatikerderArbeit.EinKanzler,demsechsStaats- fekretärealsDezernentendienen,brauchtsichauchnichtzuüberbürdenDieletzte Zeitmag mehrArbeitgebrachthaben.Richthofen,derinstillerErgebenheitsei- nenPflichtwegabtrabte,wargestorbenundHolsteinin extremis; schonseitden RosentagendesvorigenSommers nichtmehrzuwichtigemDienstheranzu- ziehen.MehrArbeitund, draußenunddrin,vielmehrAergeralssonst;denn nichtswolltenachWunschklappen.DazudievonängstlichenFreundenoftbe- klagteNeigung,zu vielzuessenundsichzuwenigzubewegen.EineGrippe,die nochnichtganzüberstandenist; unddochdenWunsch,indenReichstagzugehen, iveildasGerede überMarokkovor demformellenSchlußderKonferenz,wenn dieAbgeordneten sichin dieOsterferiensehnen, sichernichtsolangnndso lästigwirdwienachderPause. ImSaalists heiß,einSonnenstrahlblendet dasAuge,derüberfüllteMagenwillsicherleichtern:Ohnmacht, Erbrechen undimLKrankenbette dannschwereMigrainen.Dasist nochnichtgefährlich.«

Aber derArzt weiß,daßderVaterinnichtvielhöheremLebensalter einem Schlaganfall erlegenist,siehtdenLeib desSohnesmitallzureichlicherFett- schichtgepolstertunderinnertsich, daßeinbritischerKollegedem ermüdeten HirnBalfourseineRastkur verordnethat.DieVerantwortlichkeitwiegtnicht leichtundVorsichtkann niemalsschaden: also aufdrei bis vierWochenins Bett,nichtsvon Geschäften,keineAufregungundnamentlichkeinBesuch.

WennBesucheerlaubtwürden,kämederKaiserwiedertäglichzu,,seinemBern- hard«nndpolitischeGesprächewärennichtzuvermeiden;alsderKaifernach Homburggereistwar,wurdedieThiirdesKrankenzimmersauchsofortgeöffnet.

WasdiesesSymptom bedeutet,wirdspäterzuprüfensein.Solangevon einerGefahrdesZustandesgeredetwird,möchteauchichnichtallzuernsthaft vonPolitiksprechen.Suuin cuique: dem Leidendenzuerst.Wasfrommt ihm?Erhatalle Ordenund Würden ;hörtvielleichtabernichtoft gutenRath.

Noch istdasGlück ihmtreu. DieErkrankungkonntenicht gelegener kommen;sieersparteihmdieimmerhinschwierigeRedeüber die internationale LagedesReichesundbrachteihm HymneninsHaus,dieeralsAufrechter geradejetztwohlselbstvondenGetreustennichtvernommen hätte.Die De- pescheanGoluchowfkifielnichtmehrin dieZeitfeinerVerantwortlichkeitund

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128 DieZukunft.

guteMenschenkönnenbehaupten,siewärenichtabgeschickt,wenigstensnicht vonBerlinausveröffentlichtworden wenn derKanzlernichtohnmächtigge- wesenwäre. Nunsollteergehen.HellereTage sindkaumnochzuhoffen.Jn großenZeitungenhatüberdasVerhältnißzumKaiserAllerleigestanden,was wie dasEchoeinesStöhnensklangund, trotzderoffiziösenKorrektur,zur günstigenStunde dieerwünschteWirkungnichtverfehlenwird. AmHof hat derHochgestiegenemächtigeGegnerunddieGruppe,dieihm einstdenWeg ebnete,nennt ihnlängstundankbar,weilersiefüreineWeile in dieFinster- nißgebrachthat.HerrvonHolstein istauchnochsehrrüstig,pflegtpünktlichzu quiitirenundhat sichniemalsgescheut,abgerisseneFädenwiederanzuknüpfen, wenn ein Strickdraus werdenkonnte.Tout depenclde la maniore donton faitenvisager les choses au r0i. UndauchohneHaßundFeindsäligkeit ließesichamEndenachweisen,daßwir unterdem viertenKanzlernichtall- zueinträglicheGeschäftegemachthaben.Geht ersetzt,soreiteterdenGesund- heitrestund denNimbus. Kann,alsFürstundMillionär,mitdergeliebten Frau leben,wosihmbehagLReitemGolfspielen,diePolster ablegen,nurmit denMenschen,Bildwerlen undBüchernverkehren,dieihmgefallen.Der Kaiser, dasParlament unddiePressehaben ihnebenerst solautgelobt,daß siedas bis zumTagdersichtbarenOhnmacht Geleistete nicht mehrtadeln können;so laut, daßdieTonart,wenn ermitneuen Helfernim Amtbliebe, sichnichtlangehalten ließe.Gehterjetzt,dann kündetdieLegendespätenEn- kelnnochseinenRuhm.DesMannes,derdieLandwirtheklugbeschwichtigt, dieUnverantwortlichensachtzurückgedrängt,denohneseineMitschuldentstan- denenMarokkozwistohne Ehrverlustbeigelegt,denMaulwurfin einer Bü- gelfallegefangenundohneMurren sichimReichsdienstverbrauchthat. Nach ein«paarJahrenkönnte einmindergünstigesUrtheil gefälltwerden.Daß Leute, denenerdasVergnügennichtgönnt,aufseinenRücktritthoffen,darfihnnicht bekiimmern.NuransichselbstsollderWeiseindiesemFall denken;undandie Sache natürlich,dieihmzurBetreuunganvertraut ist.WilldieSache, daßer bleibt?Er wird dieFragebesahen.Jederhältsichfürunentbehrlich,fiirden bestenverfiigbarenMann; undjederKanzlerhatseit1890deantimen erzählt, nurihm gelingemanchmalnochdieAbwendungjäherEntschlüsse.Capriviund HohenlohehabenandiesemWahn sichinschwerenStundengeröstet;dennKei- nervonBeidenwolltejegestehen,daßerfreiwillignichtvomSitzderMachtzu scheidenvermochte.DaßerdieMacht liebt, brauchtauchderGrößtenicht schamhaftzubergen; dochnur der KleinehaschtnachdemScheinderMacht.

UnddieHoffnung,Gefährlicheszuhindern?Nie ward einemStaatsmann als Verdienst angerechnet,daßerunvermeidlicheEntwickelungenverzögerthat.

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TotenfeierinJapan. 129

Totenfeierin Japan.

WasAuge,dasübereinejapanische Schulklafse hinschweift, freut sichanden jungen Gesichtern.DerungeübteEuropäerblick unterscheidet zunächstnichts Speziellesinden Physiognomien;aberetwas ungemein Angenehmes scheint allen gemeinsam.DieseZüge sind nicht scharf ausgeprägt;imVergleichmitabend- ländischen Gesichtern scheinen sienur halb skizzirt: so weich ist ihre Umrißlinie.

Nichts verräthDreistigkeitoderSchüchternheit,ruhigesoderexaltirtes Wesen, Gleich- giltigkeitoderNeugier.MancheGesichter schon erwachsener Jünglinge sindvon kindlichsterTreuherzigkeitundFrische;einige unbedeutend,andereinteressant, einzelne von feminiuerSchönheit.Aber allezeigeneineseltsame Gelassenheit,dieweder Haßnoch Liebeausdrückt,keinheftiges Gefühl,nurvollkommeneRuheundSanft- muth,wiedieträumerischeGelassenheitderBuddhabilder.Späterwirdsich dieser EindruckleidenschaftloserBeherrschtheit nachundnach verlieren;wenn Dujedes einzelne Gesicht besserkennenlernst,wirdessich durchcharakteristischeMerkmale, dieDirfrüher entgingen, mehrundmehr individualisiren·Aberdieser ersteEin- druckwirdsichnieverwischenUndnachvielen Erfahrungenwirdman sich seiner erinnern, weilersovielvondemjapanischen Charakterenthüllte, dernur nach langerBekanntschaftganzbegriffenwerdenkann. Wars nicht,denktman· dann, alshabeeinBlitzunsdamals dieTiefederRassenseele erhellt,mitihrerunper- sönlichenLiebenswürdigkeitnndihren unpersönlichenSchwächen,undempfundenwir nichteinBehagen,alsseienwirindünne, reine,klareLuft getretenundunsere Nerven vomDruckeinerbeklemmenden Atmosphäre befreit?

Jchglaube,eswar deriiberspannte Fourier,dervondenschrecklichenGe- sichternder,,Civilisirten" sprach. Einerlei: erhätte geglaubt, seine physiognomische Theoriebestätigtzufinden,wenn ergesehen hätte,wiederersteAnblickeines Europäergesichtesindiesem öftlichstenOstenwirkte. Alles,wasman unsdaheim aneinerPhysiognomiealsschön,interessantodercharakteristisch preist,verliert in ChinaoderJapandieGeltung.DiedenGesichtsansdrnck bestimmenden Schatten, uns alsZeichenunseres eigenen Gesichtsalphabetes vertraut, sinddemOrieutalen aufdenersten Blickunsichtbar.Ersieht zunächstunrdas Charakteristische der·

Rasse, nichtdesJndividuums·Dieevolutionistische Bedeutungdestiefliegenden Auges,dervorspringenden Stirn, derHabichtsnase,dermassiven Kinnlade, dieser Symbolederaggressiven KraftundGewohnheit,offenbarte sichdersanften Rasse inderselben intuitiven Weise,wiesicheinemzahmenThier diegefährlicheNatur deserstenihmbegegnendenräuberischenFeindes offenbart. Den Europäern schienen diegeschmeidigen, kleinen, seingesichtigenJapanerKnaben; nochimmerwirdjeder eingeborene Commis einesKaufmaunesinYokohama boy genannt. DenJapanern erschienendierothharigen,derben,trunkenen europäifchenSeeleute wieUnholde, Shojos (Meerdämoneu);von denChinesenwerdendie Abendländer biszumheutigen»

Tag ,,fremde Teufel-«genannt.Diegroße Statur,diederbeKraft,dieherausfor- derndeHaltungderFremden vertiefteinJapannochdenseltsamen Eindruck ihrer Gesichter.DieKinderweintenvorFurcht,wennsie ihnen aufderStraße begegneten;

ineutlegenereuGegendenkommtesnoch jetzt vor, daßder Anblickeineseuropäi- schenoderamerikanischen GesichtesdieKinderinSchreckenundFurcht versetzt-

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