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D er Nordabhang der Gebirgsgegend zwischen Agias und Musart

BESCHREIBENDER TEIL

4. D er Nordabhang der Gebirgsgegend zwischen Agias und Musart

Zwischen Ochotnitschij und der Schlucht des Agias-Flusses, am Süd­

rande des Tekes-Beckens lehnt sich eine riesengrosse, 65 km lange Trümmerhalde an das Gebirge an. Bei Ochotn tschij beträgt die Breite der Trümmerhalde kaum 2 km, zwischen den Tschong-Musart und Aksu Flüssen 10—12 km, an ihrem Ostende in der Nähe des Agias w ird sie wieder schmäler, bleibt aber immer noch 7—8 km breit. Der obere Rand der Halde der Schuttzone zieht sich ständig zwischen den Höhen­

linien 2000—2100 m hin, ohne Rücksicht auf das östliche Gefälle des Tekes-Beckens. Das Gefälle der Schuttzone gegen das Innere des Tekes- Beckens zu, ist ein ziemlich gleichmässiges, meiner Schätzung nach beträgt es 100 m auf je 3-5 km. Am Fusse der Schuttzone treten viele wasserreiche Quellen zu Tage. Zwischen Tschong-Musart und dem Aksu allein zählen die Kirgisen deren sechzig, worauf wohl auch die Benen­

nung „Dalum Bulak“ hinzielt. Das Wasser der aus dem Gebirge heraus­

tretenden kleineren Flüsse und Bäche versiegt auf dem Schuttbande gänz­

lich, das der grösseren durchquert jedoch, wenngleich m it bedeutender Einbusse an Wassergehalt, das durchlässige Trümmergestein und gräbt tiefe Betten in dasselbe. So schuf sich der Kitschine-Musart an der Stelle, wo ihn der von Ochotnitschij zum Agias führende Weg kreuzt, ein Bett von 10 m Tiefe. Den Mukurmutu-Flüssen gelingt es nur bei be­

trächtlicher Wassermenge den Gesteinschutt zu passieren, was ja auch der Umstand beweist, dass sie auf der Trümmerhalde nur geringe Ero­

sionsarbeit leisten können.

Längs der Mukurmutu-Flüsse führt der Pfad nach Nordosten an den Fuss der Schütthalde, da sich der Tschong-Musart weiter stromauf­

wärts nirgends durchwaten lässt. Der Tschong-Musart zerteilt sich hier in 7—8 Arme und bildet ein wenigstens tausend m breites Inudations- gebiet. Dieses Überschwemmungsgebiet w ird von kaum meterbreiten Ufern eingesäumt. Den Aksu-Fluss durchwatete ich ebenfalls in der Gegend des unteren Randes der Schutthalde, auch hier traf ich auf keinerlei nennenswerte Terrassen. Bis hieher w ar das Terrain flach, jenseits des Aksu-Flusses aber gelangten w ir auf der Schutthalde immer

höher emporsteigend in welliges Hügelland, in ein Gebiet lössbedeckter Schotterhügel.

Zwischen dem Temirgenbulak, einem linksseitigen Nebenflüsse des Agias und dem Tekes-Becken erhebt sich ein Vorgebirge bis zur Höhe von 3260 m. Der Nordhang dieses Vorgebirges ist steil, auf einer Halde von 3-5 km erklim m t der Saumpfad die Höhe von 800 m, das- heisst die Böschung ist etwa eine 23%-ige.

Der Hang ist ganz m it Nadelwald bedeckt. In der Höhe von 2820 m erreicht man den Rand eines Plateaus, das in breite, schüsselförmige Täler zerfällt, welche von 3000—3200, am höchsten Punkte 3600 m hohen, kuppigen Hügeln umgeben sind. In den schüsselförmigen Tälern fehlen die Nadelwälder, ihre Gewässer durchbrechen den äusseren, in der Richtung des Tekes-Beckens gelegenen Rand in ste Iwandigen Schluchten. Diese Physiognomie steht in keinem orogenetischen

Zusam-1 4 2 GYULA PRINZ ( 1 6 )

Fig. 6. Plateau des Tschedschinbulak m it Spuren g-lazialer Erosion.

T — Temirgenbulak-Tal.

menhang m it den tektonischen Verhältnissen. An dem Aufbau des in Rede stehenden Vorgebirges nehmen kristalline Urgesteine und Karbon­

kalkablagerungen teil. Die alten kristallinen Gesteine, namentlich Mus- kovit-Gneis m it Granulit und amphibolhaltigem Quarzdiorit befinden sich in saigerer Stellung, so dass ihre Schichtenköpfe auf den flachen Hügel­

gipfeln zu Tage treten. Die Kalkgesteine des Karbons wieder streichen durch die Ebene, ohne diesen Umstand im Antlitz der Gegend zum Aus­

druck gelangen zu lassen. Das nackte Felsgestein ist bloss von einer dünnen Verwitterungskrume bedeckt, obzwar den Verwitterungsprozessen keine grossen Hindernisse im Wege stehen. Die obgenannten Gesteine bekunden der Verwitterung gegenüber verschiedenen Wiederstand und doch gelangt dies im A ntlitz der Täler nicht zum Ausdruck. Das Gesagte zusammen­

fassend, scheint es uns zweifelsohne eine Tatsache, dass das flache Plateau seine Gestalt in jüngster Zeit angenommen hat, u. zw. infolge

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der Arbeit des pleistozänen Eises. Das Wirkungsgebiet des pleistozänen ses stellt die Skizze Fig. 6. dar.

Das eisgeschliffene Plateau w ird durch ein tiefes Tal, das Temir- gembulak-Tal von dem im Süden sich erhebenden Hochgebirge geschie­

den, dem w ir den Namen Zwillings-Gebirge beilegen wollen. Die pleisto­

zänen Eismassen des Tschedschinbulak-Plateaus entstammten zweifelsohne diesem Gebirge. Einige Tage später hatte ich Gelegenheit von der Mitte des Tekes-Beckens aus, sowie aus dem Kaschan-Tal zu beobachten, dass die Höhe der Gipfel des Zwillings-Gebirges zwischen 4200-4300 m eine annäherend gleiche sei. Zwischen den Gipfeln befinden sich schöne, grösstenteils gänzlich m it Firnschnee erfüllte Nischentäler. Die untere Schneegrenze muss hier wohl zwischen die Höhenlinien 3500—3600 m verlegt werden.

Auch hier stehen w ir einer, der des Tekesbaschi ähnlichen Situation gegenüber. Senkrecht zur Bewegungsrichtung des pleistozänen Eises bildet sich ein Flusstal, das die Schmelzwässer des zurückweichenden Gletschers in entgegengesetzter Richtung abzapft, während das Plateau von diesen Wässern isoliert wird.

Der höchstgelegene Punkt des Tschedschinbulak-Plateaus befindet sich auf der Wasserscheide des Aksu. Das sich uns hier darbietende Bild zeigt den Mittellauf des Aksu. Hier gelang es m ir hinein zu blicken zwischen die inneren Bergriesen, welche sich schon bedeutend über 5000 m erheben. Selbstverständlich sind die Gipfel vollkommen firn ­ bedeckt und mächtige Hängegletscher streben dem Boden der Kare zu.

Die zentralen Gebirgsketten senden mächtige Nebenkämme in der Rich­

tung des Tekes-Beckens aus, jedoch können die zwischen diesen Käm­

men talwärts eilenden Schmelzwässer nicht geradeaus an den Rand des Beckens gelangen. In der südwestlichen Fortsetzung des Tsched- sqJiinbulak-Plateaus erheben sich ähnliche Plateaus zu ähnlicher Höhe, diese wurden durch die Gewässer des Aksu bloss in einer einzigen Schlucht durchbrochen. In dieser Pforte des Aksu vereinigen sich sämtliche Flüsse. Die Plateaus sind auch in der genannten Richtung unbewaldet. das Bergland zwischen Agias und Aksu. Die fluviatilen Ablagerun­

gen der Mitte des Tekes-Beckens bilden eine glatte Terrassenfläche.

Das am Rande des Beckens dem Gebirge entführte Geschiebe bildet eine allmählich gegen das Gebirge ansteigende, in verschwommen ineinander greifende Hügel zerlegte Schuttkegelzone. Die Schuttzone verschlingt das Wasser sofort, sie zeigt, gegenüber den frischen, grünen Wiesen der Alluvialebene, ein dürres, trostloses Bild in gelbem Farben­

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ton und ist zwischen 1800—2000 m gelegen. Zwischen den Höhenlinien von 2000—2800 m an den Nordwänden zieht sich die Zone der Nadel­

wälder hin. Die Berghänge sind grösstenteils sehr steil, was den Anstieg fü r eine Karawane m it Pferden überaus beschwerlich gestaltet. Zwischen den Höhenlinien 2800—3000 m folgt dann die oben beschriebene Plateau­

reihe, die bis zum Tale Tschong-Musart reicht.

H ier sei erwähnt, dass gegenüber meinem Beobachtungspunkte die Kaschan-Plateaus am Nordrande des Tekes-Beckens ebenfalls in ähnlicher Höhe, m it 2700—2800 in beginnend, sich gegen Norden bis 3000—3100 m erheben.