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DIE TEKTONIK DER UMGEBUNG DER THERMEN UND DIE ENTSTEHUNG DER THERMEN

LAUEN THERMEN VON EGER (ERLAU)

DIE TEKTONIK DER UMGEBUNG DER THERMEN UND DIE ENTSTEHUNG DER THERMEN

Die aus paläozoischen, mesozoischen Gebilden und untergeordne­

tem eozänen Kalkstein aufgebaute Masse des Bükk-Gebirges ist gegen die Große Ungarische Tiefebene, beziehungsweise nach SW gegen das Mätra-Gebirge längs zahlreicher, verschieden großer Verwerfungen treppenförmig in die Tiefe gesunken. Diese niedergesunkenen Schollen wurden nachher von jüngeren Formationen, nämlich von Sedimenten des Oligozäns, Miozäns und Pliozäns überlagert. Die das Blikk-Gebirge durchquerenden Hauptverwerfungslinien liegen — zu mindest im SW- lichenT eil — in der Richtung NO —SW und sind demnach parallel dem Streichen des Gebirges, oder aber stehen sie senkrecht zu diesem und haben die Richtung NW —SO oder N—S.

Diese Verwerfungen durchschneiden nicht allein d is emporragende alte Massiv des Bükk-Gebirges, sondern durchqueren zu wiederholten- malen auch das umliegende, aus alt- und jungtertiären Bildungen erbaute Hüge'land. Die mehrfach gekreuzten Verwerfungslinien häufen sich g-rade in der Nähe von Eger, am südwestlichen Rande des Bükk- Gebirges, so daß hier ein recht kompliziertes Bruchsystem entstanden ist, wo an einigen mehr geöffneten Stellen die Thermen emporsteigen.

Es ist unzweifelhaft, daß die Thermen nicht aus einer einzigen Spalte, sondern einem System sich kreuzender Haupt Verwerfungen und einer Anzahl kleinerer, parallel oder quer verlaufender Nebenspalten ent­

springen. (Siehe Fig. 2.) Diese Bruchlinien sind jedoch an der Ober­

fläche nicht überall sichtbar, da selbe in den leicht denudierbaren Gebilden oft ganz verschwinden. Dennoch w ird die Richtigkeit der obigen Erläuterung durch das gehäufte Auftreten der Quellen erhärtef, die sich in verschiedenen Richtungen gruppieren; ferner durch die Verbreitung der, den Ort einstiger Quellen bezeichnenden Süß wasserkalke. Letztere haben im großen und ganzen wohl eine N—S-liche Verbreitung, trotzdem aber ist es sehr wahrscheinlich daß, die Quellen, — welche die Kalktuffe erzeugt haben — nicht längs einer einzigen von N nach S verlaufenden Bruchlinie, sondern an den Kreuzungspunkten mehrerer NNO—SSW- licher Verwerfungen emporgestiegen sind.

Die gegenwärtigen lauen Thermen entspringen aus etwa drei paral­

lelen NNW—SSO-lichen und aus etwa drei, die vorigen schiefwinkelig schneidenden, NO—SW-lichen Verwerfungsspalten, beziehungsweise aus deren Schnittpunkten. Wahrscheinlich sind die Thermen an jenen Stellen, wo die Spalten einander kreuzen, am ergiebigsten und am wärmsten- Am auffallendsten ist dies an den Quellen der Schwimmschule für

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Männer und der Spiegelbäder zu konstatieren, wo sich die Quellen augenmerklich in der Richtung NNW —SSO rangieren. Unter den Spie­

gelbädern durchquert vermutlich noch ein ONO—WSW-licher Bruch die erwähnte Spalte, w eil hier einerseits die Thermen auch außerhalb des Spiegelbades — im sogenannten „Groschenbade“ — in einer grö­

ßeren Gruppe aufsteigen, anderseits aber die Thermen des Spiegelbades unter sämtlichen in Eger vorkommenden, die wärmsten sind.

Eine zweite, m it der vorherigen parallel verlaufende NNW—SSO- liche Spalte ist jene, welcher die Quellen der sogenannten „Damen­

schwimmschule“ und die des EusABETH-Bades entspringen. Wahrschein­

lich fällt auch die nächst der Blechfabrik emporsteigende kleine Quelle in die südliche Verlängerung dieser B ru ch lin ie ; ferner aber dürfte auch das Wasser der m it Nr. 5 und Nr. 2 bezeichneten, nördlich gelegenen Brunnen seine höhere Temperatur der entlang dieser Bruchlinie auf­

steigenden Therme verdanken. Es ist nicht zu bezweifeln, daß die Bruchlinie, welche die unterhalb der Schießstätte auftauchende eozäne Kalkscholle gegen NW abgrenzt, auch die „Damenschwimmschule“

durchquert, die ihre größere Wassermenge offenbar dieser Kreuzung zu verdanken hat. Zugleich kann man aber auch beobachten, daß die Wassertemperatur jener Brunnen, die längs dieser NO—SW-lichen Linie angelegt sind, von der gewöhnlichen abweichend etwas höher ist. W ahr­

scheinlich wurde gelegentlich der Fundamentierung des linkseitigen Pfeilers, der über den Fluß gebauten Brücke, das laue Thermalwasser ebenfalls in der Verlängerung der obigen Bruchlinie aufgeschlossen. Es ist jedoch zu bemerken, daß an letzterer Stelle wahrscheinlich der Fall einer Kreuzung m it einer neueren NNW—SSO Bruchlinie vorliegt, in deren nördliche Verlängerung die Kalktuffablagerungen der Festung Eger und Tetemvar fallen. Die Quellen der einstigen Domkapitel­

wäscherei (des sogenannten „K is melegviz“ ) reihen sich endlich entlang einerNO—SW-Linie,die wahrscheinlich auch von einemNNW—SSO-lichen Bruch durchquert wird.

Die Entstehung der Thermen von Eger

kann ebenso wie bei anderen ähnlichen Thermalquellen (z. B. jenen von Budapest) folgendermaßen e rklärt w e rden:

Die in den naheliegenden Eozän- und Triaskalksteingebieten des Biikk-Gebirges fallenden Niederschläge sickern in das Gestein hinab und verschwinden in den Spalten, Klüften und Höhlen der Kalksteine.

Durch das von mehr-weniger offenen Spalten durchsetzte Kalkgebirge dringen die Niederschläge immer tiefer, bis zu den wasserundurch­

lässigen Liegendschichten hinab, über welchen sie sich dann ansam­

meln. Der wasserführende Kalkstein ist teilweise eozänen, teilweise mitteltriadischen Alters; besonders im letzteren häuft sich unterirdisches Wasser auf. Die wasserundurchlässige Grundlage liefern unzweifelhaft

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die Tonschiefer des Karbons. Das absickernde Wasser bewegt sich in der Kalksteinmasse nicht nur abwärts, sondern breitet sich auch seit­

wärts aus und dringt auch über einzelne Verwerfungen hin, in unter jüngeren Deckenbildungen liegende Schollen ein, welchen tiefer liegen­

den Regionen eine weitere Ansammlung ermöglicht w ird. H ier gelangt das Wasser zugleich unter größeren hydrostatischen Druck.

Das in solche größere Tiefen hinabdringende Wasser übernimmt die dort vorherrschende höhere Temperatur und dringt, sobald es längs der Verwerfungen einen offenen Aufstieg findet, infolge des hydiostati- schen Druckes und der Spannungskraft seiner Gase an die Oberfläche.

Diese Theorie des Aufstieges kann wohl in mehreren Punkten an- gezweifelt werden, da aber an der Entstehung und dem Aufstieg der

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Kg. 1.

Geologisches P rofil durch die Therm engruppe von Eger.

1. Holozän. 2. Pleistozän. 3. Pannonische (Politische) Stufe. 4. Mittlerer Rhyolittuff. 5. Unteres und oberes Oligozän. 6. Oberes Eozän. 7. Mittlere Trias. 8. Karbon.

Thermen ausser den vielen komplizierten, geologischen, chemischen und physischen Ursachen wahrscheinlich auch solche Faktoren teil­

nehmen, deren Erkennung und Feststellung im allgemeinen noch nicht möglich zu sein scheint, müssen w ir m it der älteren Theorie vorlieb­

nehmen, solange diese nicht durch eine einwandfrei begründete, bessere ersetzt wird.

Nach dieser Theorie also, im Falle w ir die Maximaltemperatur der Egerer Thermen auf 31° C, die absolute Höhe des Niederschlagein­

sickerungsgebietes (Nagy-Eged, Värhegy) auf 500 m, den geothermischen Gradienten der Erdrinde auf 1° C per 33 m, endlich die Temperatur des versickernden Wassers durchschnittlich auf 9° C setzen, müßte der Niederschlag im Trias-Kalkstein mindestens 700—800 m tief

unter die Oberfläche eindringen, um die Temperatur der Thermen von Eger annehmen zu können.

Wahrscheinlich mischt sich den aufsteigenden Thermen unterwegs auch das kalte Wasser einzelner höher gelegener Wasserhorizonte bei, weshalb w ir annehmen dürfen, daß die Thermalwässer noch größeren Tiefen entstammen, wo sie eine entsprechend höhere Temperatur an­

nehmen können. Es wäre z. B. möglich, daß aus der westlich von den das Wasser emporleitenden NNW—SSO-lichen Verwerfungen herabgesun­

kenen jüngeren Schichtenreihe und zwar aus den pannonischen Sand­

schichten und dem Rhyolittuff kaltes Wasser zu den längs der Bruchlinien aufsteigenden Thermalwässern hinzufließt. Die Mischung des Wassers der jüngsten Alluvialschotter m it den Thermen muß auf jeden Fall angenommen werden. Das Tal des Eger-Flusses w ird nämlich von allu­

vialem Schotter bedeckt, und der niedriger liegende Stadtteil wurde auf diesem Grund gebaut. Dieser Schotter führt reichliches Grundwasser, welches parallel m it dem Eger-Fluß langsam abwärts 'strömt. Dieses Grundwasser w ird durch mehrere Brunnen erschlossen. Die B ruch- spalten, durch welche die Thermen aufsteigen, werden von diesem Alluvialschotter überlagert; das Grundwasser mischt sich also sicherlich m it dem Quellenwasser. Hingegen überzieht auch Thermalwasser zu dem Grundwasser und erwärmt dieses in der Nähe der Quellen, wie ich das im folgenden noch wiederholt erwähnen werde.

Die Entwickelungsgeschichte der Thermen von Eger.

Wann die Thermalquellen von Eger ihre Tätigkeit begannen, kann sicher nicht bestimmt werden. Wahrscheinlich schon während der levan- tinischen Zeit, im Pleistozän aber ganz bestimmt. Sie kamen auf der tiefsten pleistozänen Oberfläche (circa 170—175 m über dem Meere) der alten Ebene des Ur-Egerflusses zum Vorschein und bildeten offenbar kleinere-größere Moraste, in welchen sich der K alktu ff ablagerte. Die Oberfläche des Kalktuffes liegt circa 20 m über dem jetzigen Talniveau.

In den lauwarmen Wässern der Moraste und Teiche lebte eine interes­

sante Tierwelt, die in vielen Beziehungen noch ein levantinisches Gepräge besaß. Trotz der klimatischen Abkühlung waren hier mehrere, aus älteren Epochen zurückgebliebene Relikten-Arten (N e ritin a Prevostiana, Melanopsis acicularis, Corbicula flu m in a lis) aufzufinden, es entstanden sogar interessante Variationen und neue Arten (Melanopsis Doböi, M. Legdnyii.)

In der zweiten Hälfte des Pleistozäns vertieften sich die Täler sehr rasch und m it der absinkenden Erosionsbasis kamen auch die Quellen an tieferen Punkten zum Vorschein. Dieser Prozeß setzte sich im Holozän und im Laufe der historischen Zeit fort, so daß heute die Quellen bedeutend südlicher und in tieferen Niveaus hervortreten

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(153 m ü. d. Meere), während die einstigen Quellenabsätze die Stadt terrassenförmig umgeben. In den jetzigen Thermen lebt von den e r­

wähnten Reliktenarten keine mehr und konnte ich blos das Vorkom­

men von Valvata p iscin a lis und G u iñ a ría ovala feststellen, die ü bri­

gens auch schon im K alktuff aufzufinden sind.