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BESCHREIBENDER TEIL

1. Das Quellgebiet des Tekes

Zwischen den Bergen des Tschuwartal und Ulabaschi betritt der Tekes ein breites Tal. Dieser Abschnitt des Tekes-Laufes ist eine schöne Terrassenlandschaft, welche das Gebiet pleistozäner Vergletscherung von der Beckenreihe des Issikul-Tekes scheidet. Über die Fluvioglazialter- rassen des Tekes, sowie über den genetischen Zusammenhang dieser und der Becken hatte ich bereits Gelegenheit in einer meiner Abhand­

lungen zu berichten.1 Gegen das Quellgebiet des Tekes zu, in geringer Entfernung von der Mündung des Tiek-Flusses, verschwinden die Terras­

sen plötzlich. Oberhalb der Mündung des Tiek folgt ein kleines Schlucht­

tal, welches im Krinoidenkalk des Unterkarbons und dem aufgelagerten, lebhaftgrünen Porphyrittuff eingeschnitten ist. Oberhalb der Schlucht, in einer Höhe von etwa 2550 m über dem Meere stiess ich auf die ersten Spuren des einstigen Gletschers. Mächtige Granitblöcke liegen zwischen den aus Karbonkalk und Porphyrittuff aufgebauten Berghängen. Zwar fand ich in Kürze den rosafarbenen Granit auch anstehend vor, an den Berghängen gewahrte ich jedoch keinerlei Spuren von Bergrutsch und auch die zerstreute Anordnung der Blöcke deutet auf die Arbeit des Gletschers hin.

Die ersten wahrscheinlichen Gletscherspuren befinden sich dem­

nach auch hier bereits in der W aldzone; die obere Grenze der Nadel­

wälder kann hier nämlich auf 3000 m geschätzt werden. An dieser Grenze trifft man Gletscherspuren an, die auf eine Stirnmoräne schliessen lassen, welche bei weitem sicherer zu erkennen ist, als die erstgenannte.

Hier ändert sich auch bereits das Aussehen des Tales, die Talsohle w ird breiter, verflacht und verringert ih r Gefälle. Je höher w ir steigen, umso schöner entfaltet sich vor unseren Augen der verlassene Boden des einstigen Gletschers. Die Länge des glazialen Trogtalabschnittes des Tekes beträgt etwa 6 km. Der Tekes-Pass befindet sich in einer Höhe von 3200 m, er ist flach; eine seengeschmückte Rückenlandschaft breitet

1 Gy. Phinz: Die Vergletscherung des nördlichen Teiles des zentralen Tien­

schan-Gebirges. (Mitteil. d. k. k. geogr. Ges. i. Wien, 1909.)

1 3 2 GYULA PRINZ (6) sich hier aus, umgeben von ebenfalls bloss 3500—3600 m Höhe errei­

chenden Berggipfeln. An den Hängen der letzteren reihen sich Hänge­

täler, Kare aneinander, die jedoch derzeit durchwegs unterhalb der Grenze dauernder Schneebedeckung liegen.

Auf dem flachen Rücken des Tekes-Passes befinden sich 18—20 kleinere, dunkle Seen. Die kleineren erreichen eine Fläche von 100 — 150

to2 ; der grösste, kreisförmige, dessen Durchmesser etwa 50 m betragen mag, w ird von den Kirgiskajsaken Karakul genannt. Die m it Seen über­

säte Rückenlandschaft ist echter Moränenboden.

Das Moränenfeld des Tekesbaschi bricht an seinem Südostrande jäh ab und w ird durch eine etwa 100 m hohe, steile Bergwand von dem in der Tiefe sich dahinschlängelnden Koksaj-Tale getrennt. Es muss demnach das Bett des pleistozänen Tekesbaschi-Gletschers nach dem

Fig. 1. Grosse Moräne des Tekesbaschi (im Vordergrund B = Fluviátiles Erosions­

tal des Bordokakpak. In der Richtung SE ein Kar, westlich davon Urtalboden, unterhalb desselben Muldental aus der Burkhanzeit. Rechts horizontales,, rotes

Tertiärkonglomerat. H. = 3300 m .

Schmelzen des Eises der Schauplatz überaus interessanter Verände­

rungen gewesen sein.

Das Tal des Bordokakpak ist V-förmig, die Talsohle somit rein fluviatilen Ursprungs; die südlichen, also nach Norden blickenden Ab­

hänge sind von Nadelwäldern bedeckt. In diesem Tale stürzt das Was­

ser, seines grossen Gefälles wegen in Kaskaden abwärts und ist daher

— nach Angabe der Kirgisen — wenigstens bis Juli nicht passierbar.

A uf dem höchsten Moränenhügel des Tekesbaschi stehend, sah ich zwei Täler von meinem Aussichtspunkte ausgehen, eines nach Nordwesten, dieses Hess unzweifelhafte Spuren eines 6 km langen Gletschers der Burkhanzeit erkennen, ein anderes nach Osten, in welchem die Spur des pleistozänen Gletschers nur durch die etwas unterhalb meines Aus­

sichtspunktes sich erstreckenden, durch das Eis bewirkten Exkavationen bezeichnet wird, aber auch diese befinden sich hoch über der Talsohle, oben an den Berghängen.

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Östlich des Koksaj-Tales w ar ein weites Firnbecken das Sammel­

gebiet des pleistozänen Tekes-Gletschers. Es ist dies ein flaches, breites, in Muldentäler gegliedertes, mächtiges Becken, dessen Ausdehnung ich auf wenigstens 50 /cm2 veranschlagen muss. Dieses einstige Firnbecken ist auf dem in Fig. 2., besonders aber in Fig. 3. skizzierten Panorama sehr gut sichtbar.

Die Gebirgsstruktur des Gebietes pleistozäner Vergletscherung kann ich in Anbetracht der schnellen Reise natürlich nur flüchtig skizzieren, nichtsdestoweniger steht m ir diese in ihren Häuptzügen doch ziemlich kla r vor Augen. Oberhalb der Tiek-Mündung fand ich über dem Krinoiden- kalk des Unterkarbons grünen Porphyr.ttuff und über diesem, den auf Analogien gestützt als oberkarbonisch bestimmten, heli-geblichgrauen Kalkstein. Unter dem Unterkarbon liegt rosa Granit. Es bereitet keinerlei Schwierigkeiten, die Lagerungsverhältnisse dieser Gebilde an den Berg­

hängen selbst weiter zu verfolgen, da ihre Farben auffallend kontrastieren.

Im Tekes-Tale aufwärts gehend tritt das rote Konglomerat in stetig

wach-Fig-. 2. (Fortsetzung- d. Fig. 1.) Grosse Moräne des Tekesbasohi (im Vordergrund) und Muldental des Ivoksaj (K). Im Hintergrund eisgeformte Erhebung in Form

eines Brotlaibes.

sender Menge im Gerolle des Flüsschens auf. In dem Konglomerat wieder herrscht der Granit vor. Dann wieder tritt K alk des Unterkarbons als an­

stehendes Gestein in enger Verbindung m it porphyritischen Gesteinen auf.

In dem sich zusehends verflachendenTale gewinnt allmählich der Moränen­

boden das Übergewicht. An der Stelle der Unterwaschung des Tekesbaschi- Plateaus durch den Koksaj-Fluss, treten horizontalgelagerte, rote Konglo­

meratbänke zu Tage. Die den Koksaj und Tekesbaschi unmittelbar um­

gebenden Berge sind fast ausschliesslich aus rotem Sandstein und Kon­

glomerat aufgebaut, die sich auf dem bereits vorhandenen Grundgebirge ablagerten, beginnend bei etwa 3000 m absoluter Höhe, in einer Mäch­

tigkeit von 4—500 m. Das pleistozäne Firnbecken ist in rotes Konglo­

merat eingebettet. In ganzer Höhe des nordöstlich vom Koksaj befind­

lichen ersten Berges sind in horizontaler Lagerung die Schichten des

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Sandsteins zu sehen. Der benachbarte zweite Berg (auf Panorama­

skizze Fig. 1. in SE-Richtung) jedoch verrät vom Scheitel bis zur Sohle das Fehlen des Sandsteins, obschon er sich in gleichem Niveau m it erste- rem befindet. Die Sandsteinbänke stossen gegen Nordost auf Gebilde höheren Alters.

Ich durchquerte das Koksaj-Becken gegen den Kubergenty-Pass zu (3520 m) in gerader Richtung nach Süden. A uf dem Grunde des Koksaj fand ich in Kürze unter dem roten Sandstein den fü r die Schicht­

gruppe des Unterkarbons bezeichnenden Kalkstein, die Lagerungsver­

hältnisse der Schichten konnte ich jedoch wegen den geringen Dimen­

sionen des Aufschlusses nicht bestimmen. Auch gegen Süden enden auf dem Kubergenty-Pass die mächtigen roten Sandsteinlager, da vertikal­

gerichtet gepresste, grünlichgraue und lilafarbene tonige Sandsteine auf- treten.

Der rote Sandstein stösst demnach sowohl im Osten, als auch im Süden auf ältere Gebilde.

Der geologischen S truktur nach geurteilt, haben w ir es in dem Gebiete des roten Sandsteines m it einem Senkungsgebiet zu tun, das allem Anscheine nach langsam zwischen die älteren Gebilde einsank, deren einst hochgelegene Decke es bildete. Dieses Einbrechen und Ab­

sinken w ar zugleich Ursache jenes Umstandes, dass die leichtverw it­

ternden Sandsteinmassen der Denudation noch nicht zum Opfer fielen. Das A lter des Bruches würde uns wichtige Daten fü r die Erklärung des eigentümlichen hydrographischen Bildes von heute liefern. Der Ein­

bruch der ganzen roten Sandsteinmasse ist in die Zeit vor der pleisto- zänen Vergletscherung zu verlegen, wobei jedoch die Entstehung des Niveauunterschiedes zwischen dem Plateau des Tekesbaschi und dem Boden des Koksaj-Tales unerklärt bleibt. Auf dem Grunde des Koksaj- Tales tritt unter dem roten Sandstein schon das Unterkarbon hervor, so dass w ir hier das tiefste Niveau des roten Sandsteines vor uns haben, während unter dem Plateau des Tekesbaschi das Unterkarbon sich noch nicht vorfindet. Der Koksaj befindet sich demnach dem Plateau gegen­

über verhältnismässig eher höher als tiefer, ich bin daher geneigt anzu­

nehmen, dass der Grund des Niveauunterschiedes in der W irkung der Austragung zu suchen sei (Fig. 3.).

Nach alledem halte ich es für wahrscheinlich, dass der Tekes-Glet- scher seinen Ursprung aus dem Firnbecken des Koksaj nahm. In der Richtung gegen den Bordokakpak mag der Tekes-Gletscher einen Abfluss besessen haben, der infolge seines bedeutenden Gefälles, ganz wie heute, der Schauplatz einer ausserordentlich energischen, rückwärtsschreiten­

den Erosion gewesen sein mag. Der Tekes-Gletscher jedoch lagerte seine Geschiebe auf den derzeitigen Tekesbaschi ab, während durch die schmale Öffnung des Bordokakpak bloss Schmelzwässer talwärts strömten. Gele­

gentlich des Gletscherrückganges blieben bei verhältnismässig geringem

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Gefälle die Schmelzwässer zwischen den in grosser Menge zurückgelasse­

nen Moränen des Tekesbasclii eingeschlossen, während sie in der Richtung gegen den Bordokakpak munter hervorsprudeln konnten. A uf diese Weise w ar die Möglichkeit der stetigen Vertiefung der Bordokakpak- Scharte gegeben, die allmählich den Koksaj ganz in ihren Bereich zog.

Der gegenwärtige, etwa 100 m betragende Niveauunterschied des Koksaj scheint gegenüber dem Tekesbaschi-Plateau zwar etwas zu gross, als dass dessen Entstehung durch die verhältnismässig kurze Zeit währende Erosion erklärt werden könnte, aber ermöglicht scheint sie trotzdem, durch den leichten Zerfall des Sandsteines.

Der Tekes-Gletscher mag demnach eine Länge von wenigstens 15 km besessen haben.