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BESCHREIBENDER TEIL

2. Das Tiek-Tal

Der erste linksseitige Nebenfluss des Tekes, der jedoch den Haupt­

fluss an Bedeutung weit übertrifft, führt nach Angaben der Kirgis-Kajsaken den Namen Tiek (Tijek). Die Länge des unteren, V-förmigen Abschnittes des Tiek-Tales beträgt 6 km. Um die Mündung des Kurganbulak sind Moränen angehäuft, zwischen deren steilen unwegsamen Ufern die bei­

den Flüsschen sich vereinigen. Das Vorwärtskommen ist durch die tief ausgewaschenen Moränen dermassen erschwert, dass w ir auf unserem Wege nach dem Tiek-Passe ihretwegen zum Kurganbulak-Tal empor­

steigen mussten. Aber auch so ist das Pfadklimmen noch gefährlich;

gerade gelegentlich meines Überganges waren zwei Kirgisen m it dem Abhäuten eines abgestürzten Pferdes beschäftigt. Der Rücken der Moräne befindet sich meinen Messungen nach in einer Höhe von 2820 m.

Hinter der Stirnmoräne im Kurganbulak-Tale breitet sich das Tal aus und die Nadelwälder bleiben, wie gewöhnlich, zurück. Die W ald­

grenze reicht bloss bis zum Fusse der Stirnmoräne empor.

Oberhalb der Mündung des Kurganbulak, in einer Entfernung von 2-5 km, findet eine Gabelung des Tales einesteils nach Ostnordost, anders- teils nach West statt. Hier also vereinten sich die beiden Gletscher, deren Rückgang — wie es scheint — nicht gleichmässig vor sich gehen konnte.

Darauf weisen die Spuren eines in dem nach dem Passe führenden Tal befindlichen, längst verschütteten Seebeckens hin, dessen Entste­

hung möglicherweise aus der von dem mächtigeren Hauplgletscher auf die Schmelzwässer des bereits weiter zurückgegangenen zweiten Gletschers ausgeübten Stauwirkung sich erklären liesse. Dieser obere Abschnitt des Tiek-Tales trägt das Gepräge der bekannten Muldentäler.

Frischgrüne Matten nehmen den breiten feuchten Talboden ein, auf denen die Vieh- und Rossherden der Kirgisen reiche Sommerweide finden.

Gegenwärtig sind weder im Tekesbasclii und Koksaj, noch aber im Tiek-Tal Firnfelder vorhanden. Am Tekesbasclii war zwar am 18.

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tiger Stelle freilich, ein perennierendes Schneefeld ; an die bis 3600—3700 m hohen Berggipfel liegen noch unterhalb der Schneegrenze.

Anfangs des unteren Endes des ober­

sten Abschnittes des Tiek-Tales, nimmt das Tal eine Wendung fast genau nach der Nebentäler des Kokdscher getrennt, welches wahrscheinlich m it jenem Tale der FRiEDERiCHSEN-schen Karte identisch ist, das den Namen Tek (Tiek?) führt. Vom Tiek-Pass aus ist diese Wasserscheide, sowie das Quellgebiet des Kokdscher-Tek gut sichtbar. Die Länge des Trogtales im oberen Abschnitte des Tjek beträgt von den unterhalb des 3450 m hohen Passes gelegenen Rundhöckern an bis zur W in­

dung 5 km und senkt sich auf 3250 m.

In der Fortsetzung desselben Muldentales befindet sich ein anderes, m it entgegen­

gesetztem, etwas steilerem Gefälle, das vom ersteren durch die erwähnte niedere Wasserscheide getrennt wird. Wohl nicht an Ort und Stelle, sondern als ich schon daheim die physiographischen Bilder ver­

glich, fiel es m ir ein, dass dieses Tal in nächster Nähe eine gute Analogie der hydrographischen Eigentümlichkeit des Tekesbaschi bieten könnte. Hätte der pleistozäne Gletscher des „T ek“ im Kok- dscher-Tale eine hohe Stirnmoräne ab­

gelagert, u. zw. so, dass sich seine Wasser­

stauten, hätte das Schmelzwasser die nie­

dere Wasserscheide durchbrochen. Na­

türlich bleibt immer noch der eigentümliche

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Unterschied zwischen den beiden Tälern bestehen, dass es sich hier um das Zusammentreffen zweier Täler in der Tiefe, dort aber um die Unterbrechung eines Tales in der Mitte handelt.

3. Das K o k d s c h e r-T a l.

Die vom Mintör-Syrt zu Tale fliessenden Gewässer nimmt der Kokdscher (Karkara) auf. Zweimal bot sich m ir Gelegenheit den oberen Abschnitt des Kokdscher-Tales zu sehen. Am 19. Juli des Jahres 1906 führte mich mein Weg vom Tekesbaschi über den Kubergenty-Pass zur Mün­

dung des Mintör-Flusses und von da zurück auf den Kakpak-Pass und am 24. August desselben Jahres, als ich das ganze, zwischen dem

Tiek-Fig. 4. Mintör-Syrt vom Kubergenty-Pass aus gesellen. Im Vordergrund Mulden­

täler der Kokdscker-Gegend.

Pass und dem Westende des Mintör-Syrt gelegene, in der Luftlinie 25 km breite Tal durchquerte.

Die Form des vom Kubergenty-Pass, also von der Wasserscheide des Kokdscher und Koksaj (Bordokakpak) gegen Süden führenden Tales, ist die einer regelmässigen Mulde. Die Höhe des Passes beträgt 3530 m, der Talausgang befindet sich neben dem Kokdsclier-Flusse in 3170 m Höhe.

Vom Kubergenty-Pass aus öffnet sich eine herrliche Aussicht gegen Südosten auf den Mintör-Syrt und das A dii tör-Gebirge, sowie die Aschutör- Kette. Dem Passe gegenüber, in süd-südöstlicher Richtung (164°J sieht man das glaziale Muldental des Mintör Flusses (Djaktasch). Zwischen dem Mintör und dem Kakpak-Syrt erheben sich abgerundete Höcker- Berge, die den Anschein erwecken, als wäre ihre Eisdecke erst jetzt zerschmolzen.

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Dieser Teil des Quellgebietes des Kokdscher erhebt sich über die Grenze der Nadelwälder, an den Talhängen und auf den Syrt-Plateaus breiten sich feuchte Wiesen aus (Fig. 5).

Vom Kubergenty-Pass sah ich das Bild der östlichen Hälfte des Mintör-Syrt, sowie des Westrandes des Kakpaksyrt. Vom Tiek-Pass aus aber, also etwa 8 km w eiter nach Westen, konnte ich die Gegend in der Richtung des Mintör- und Kokdscher-Zusammenflusses überblicken. Auf dem Zwischenland des Mintör- und Kokdscher-Flusses erhebt sich eine aus Karbonkalk bestehende Gebirgskette; sie besitzt, wie ich vom Tiek- Passe aus beobachten konnte, Pässe, deren Höhe 3200—3500 m und Gipfel, deren Höhe 3500—3800 m betragen. Die Hänge der Gebirgskette sind massig steil, ihre Wasserrisse flach und breit. Spärlicher Graspflanzen­

wuchs bedeckt die Halden. Das Kokdscher-Tal ist übertieft, die gras­

bedeckten Talhänge fallen in der Nähe der Flussufer steiler ab, auch beginnt hier die zerfurchende W irkung der Denudation. Der vom Tiek- Passe dem Kokdscher zueilende Bach fliesst in einem ebenfalls in Karbonkalk eingesenkten, tiefen Canon. Die Mündung dieses Baches in den Kokdscher ist in einer Höhe von 2800 m gelegen, diejenige des Syrt, vom Kaschkatör-Pass (Friederichsen) bis zumTübbaschi. Sein östlicher Teil erscheint durchschnittlich etwa 3650—3700 m hoch und sein Nord­ Haupttal umsäumenden Berge m it dem Mintör-Syrt in einer Fläche liegen.

Die diese gedachte Fläche zerteilenden Erosionsgräben sind muldenför­

mig, zeigen Spuren glazialer Tätigkeit, ja selbst die umliegenden Berge sind abgeschliffen, abgerundet. Schärfere Felskämme, Felsrücken sind, den Rand des Haupltales ausgenommen, nirgends zu erblicken.

Das Haupttal nämlich ist einigermassen übertieft, so, dass die Glie­

derung der unterwaschenen Talhänge leicht vor sich geht. Aus diesen meinen Beobachtungen erhellt, dass der Abhang des Mintör-Syrt sich einst gleichmässig bis auf den Boden des Kokdscher-Tales erstreckte, u. zw. im präglazialen Zeitalter und dass pleistozäne Gletscher flache Muldentäler herausarbeiteten, endlich, dass sich der Fluss des Talbodens

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Blickauf denKokdscher (K) unddessenNebentäler. M = Minr-Fluss.A = Ajusu-Tal. U = Uralma-Tal.

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natürlich m it Gras bedeckt; die reich gegliederten Teile hingegen sind ziemlich aufgeschlossen und vom Tiek-Pass aus konnte ich selbst in einer Entfernung von 20—30 km diejenigen horizontal gelagerten Sandstein- und Konglomeratbänke beobachten, aus denen die Decke dieses Teiles der Hochebene besteht. Diese scheinbar horizontalen Gesteinsbänke aus klastischem Material, befinden sich jedoch allem Anscheine nach in einer m it der Denudationsfläche identischen Lagerung.

In der Mündungsgegend des Mintör und Kokdscher kam es zur Bildung eines 500—600 m breiten Überschwemmungsgebietes. Nicht das Tal des Kokdscher benannten Flusses ist das Haupttal, sondern das des Mintör, desgleichen fliesst der Mintör in einem Nebental des Jaktasch.

Die Kirgisen benennen auch hier bloss die Wege und Weiden und je nach der W ichtigkeit derselben, erhält das Haupttal verschiedene Namen.

Der Zusammenfluss des Mintör und Kokdscher geht im Niveau vor sich,

chend, in senkrechter Stellung befindliche Phyllite aufgeschlossen sind.

Vom Uralma-Pass brauchten w ir insgesamt blos 25—30 m abwärts­

zusteigen, um in einem Muldental des Uralmabaschi unseren Weg zum Turuk-Tale auf dem unteren Syrt fortsetzen zu können. Auf dem Rücken zwischen T uruk und Uralma befindet sich auf den Phylliten hellgrauer Karbonkalk in diskordanter Lagerung; die Schichtung des letzteren konnte ich jedoch nicht genau erkennen. Die Erhebung des höchsten Punktes der Rückenlandschaft, den die Hügel selbst nicht mehr über­

ragen, betrug 3280 m. A uf dem Plateau befindet sich eine nasse Wiese, die nach Angaben der Kirgisen niemals austrocknet. Es scheint, dass die Quellen, welche die Wiese speisen, aus der höheren Stufe des Mintör-Syrt unter dem horizontal gelagerten Sandstein hervorbrechen.

Ich stieg abwärts in das Orto-Turuk-Tal, bis zu dessen in 2860 m Höhe gelegenen Punkte, um durch das zweite, das westliche Quelltal des Orto-Turuk auf die Wasserscheide des Saridschas und Kokdscher, auf die Höhe des Mintör-Syrt zu gelangen. Bei der Vereinigung dieser

ausser-( 1 5 ) ZUR GLAZIOLOGIE ZENTRALASIENS 1 4 1

halb des Tales und auf dem Rückenplateau des Syrt befindet. In 3000 m Höhe stand ich inmitten einer grossen Sumpfwiese von Schüssel­

form, deren Südrand sich bis zu 3350 m erhebt. Hier befindet sich der Törujruk-Pass, sowie die Saridschas-Kokdscher-Wasserscheide. Der Töruj- ruk-Pass ist also d e r n i e d r i g s t e a u f d e r g a n z e n Linie des T e r s k e i-A 1 a t a u. Zur eingehenderen Schilderung dieses tiefen Ein­

schnittes der mächtigen Gebirgskette w ird sich m ir bei der Besprechung des Saridschas-Gebietes Gelegenheit bieten.