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Die Ignoranzklausel der Schulthei8privilegien *

W dokumencie Pisma wybrane, tom IV (Stron 83-109)

E rl li u t e r u n g d e r A b k ii r z u n g e n:

AGZ - Akty grodzkie iziemskie z czasów Rzeczypospolitej Polskiej, t. 1-9, Lwów 1868-1883.

CPH - Czasopismo Prawno-Historyczne, t. 1-27, Poznań 1948 IT.

DKM - Dokumenty kujawskie i mazowieckie przeważnie z XIII wieku, ed. B. Ulanowski,

Archiwum Komisji Historycznej, t. 4, 1888.

KDKK - Kodeks dyplomatyczny katedry krakowskiej ś. Wacława, 00. F. Piekosiński, t. 1-2,

1874, 1883.

KDKM - Kodeks dyplomatyczny Księstwa Mazowieckiego, ed. T. Lubomirski, Warszawa 1863.

KDMP - Kodeks dyplomatyczny Małopolski, t. 1--4, 00. F. Piekosiński, 1876-1905.

KDWP - Kodeks dyplomatyczny Wielkopolski, t. 1--4,00. I. zakrzewski; t. 5, 00. F. Piekosiński, Poznań 1877-1908.

KDWP, seria nowa - Kodeks dyplomatyczny Wielkopolski, t. l, ed. Z. Perzanowski,

War-szawa-Poznań 1975.

RH - Roczniki Historyczne, t. 1--40, Poznań seit 1925.

VBAG - Visitationes bonorum archiepiscopatus necnon capituli Gnesnensis saeculi XVI, ed.

B. Ulanowski, Cracoviae 1920.

ZDM - Zbiór dokumentów małopolskich, 00. S. Kuraś, t. 1-8, 1962 bis 1975.

Der AnsiedIungsprozeB, unter dem Begriff der Kolonisation zu deutschem Recht bekannt, besitzt heute eine umfangreiche Literaturl. Er wird sowohl von der wirtschaftlichen aIs auch von der juristischen, demographischen und technischen Seite her behandelt. Man betont seine Rolle in der EntwickIung der SHidte und Darfer. Die Errungenschaften der deutschen und der polnischen Forscher sind groB. VieIe streitige Probleme wurden griindIich aufgekIiirt. Die formale Seite der Lokationsurkunden weckte jedoch kein graBeres Interesse2. Es ist aber offensichtlich, daB sich die Schreiber fUr

* Przedruk z: Zeitschrift der Savigny - Stiftung fUr Rechtsgeschichte, Germanische

Abtielung [Weimar] 1976, Bd. 93, s. 155-183.

l Z. Kaczmarczyk, Kolonizacja niemiecka ikolonizacja na prawie niemieckim w średniowiecznej Polsce, [In:] Stosunki polsko-niemieckie w historiografii, t. l, Poznań 1974, S. 218-326.

2 Eine bibliographische Zusammenstellung von polnischen Formularen gibt J. Luciński,

Formularze czynności prawnych w Polsce w wiekach średnich, Studia Źródłoznawcze, t. 18

(1973), S. 149-178. Der Verfasser beschrlinkte sich auf diejenigen Formulare, die das polnische Landesrecht betreITen, S. 151.

diese Zwecke des Formulars bedient haben3• Zwar trifft es zu, daB die in Polen bekannten libri formularum erst aus dem 14. und 15. lahrhundert stammen, aber dies bedeutet noch nicht, daB sie nicht schon friiher geschaffen wurden und daB man sich ihrer nicht schon damais bedient habe4•

Unter den Lokationsurkunden unterscheidet man zwei Arten:

a) Privilegien, die von dem Machthaber fUr einen geistlichen oder weltlichen Grundherren ausgestellt wurden. Sie berechtigten den Empfanger zur Durchfuhrung der Ansiedlungsaktion. Die Voraussetzung fur diese Aktion war Immunitat, Befreiung einer oder mehrerer Siedlungen von der Gerichtsbarkeit der fUrstlichen Beamten und von den Leistungen fUr den Fursten, die man als Lasten des polnischen Rechts bezeichnet. An ihre Stelle treten von da an die deutsche Gerichtsbarkeit und die deutschen Lasten. b) In Anlehnung an das fUrstliche Privileg - in der weiteren Entwicklung erweist sich das Landesherrenprivileg fUr das Doń aIs unnotig, denn sowohl die Kirche aIs auch die Ritterschaft erreichten fUr sich vollsHindige okonomi-sche und gerichtliche Immunitat - schlieBt der Gutsherr ein Abkommen mit dem Ansiedlungsuntemehmer ab, manchmai villieus, am haufigsten

seoltetus, advoeatus genannt. In diesem Abkommen legt man die Rechte und Pllichten des Lokators und der Ansiedler fest. Weil bier der SchultheiB aIs Kontrahent auftritt und ibm diese Urkunde ausgehandigt wird, nennen wir sie das SchultheiBprivileg;sie wird manchmal in den Urkunden privilegium seulteti, privilegium seultetiale genannt, obwohl auch andere Termini (privi-legium loeacionis. Jundacionis. radieale. capitale. originale u. a.) vorkommen. Nach der Aufzahlung der Rechte und Pllichten des SchultheiBen und der Bauem - Ofters wird auch die Frage der Ausstattung des Pfarrers beriihrt - bringt das SchultheiBprivileg eine besondere Formel. Der Vrkun-denaussteller, indem er das deutsche Recht erteilt, gesteht gleichzeitig seine totale Ignoranz: quoniam iura Theutoniea sunt nobis prorsus (penitus) ineognita5• Und eben das ist erstaunlich. Man konnte solche Ignoranz bei einem Aussteller aus dem 13. lahrhundert verstehen, in dero friiheren Zeitabschnitt der Ansiedlungsaktion iure Theutonico6• Wie kann man aber diese Erscheinung erkliiren, wenn sich einer solchen Ignoranzklausel eine

3 S. unten Note 39.

4 Ober das Formular des Griindungsprivilegs fUr Krakau s. S. Estreicher, Kraków i Mag-deburg w przywileju fundacyjnym krakowskim, Ku uczczeniu Bolesława Ulanowskiego, Kraków 1911, S.406. Anm. 3. "Ober das Formular der Lokationsprivilegien vg!. L. Łysiak, Własność sołtysia (wójtowska) w Małopolsce do końca XVI wieku, Kraków 1964, S. 16.

s Es ist dies also eine zweite, fUr die SchultheiBprivilegien charakteristische KJausel. Vor

kurzem lenkten wir die Aufmerksamkeit auch auf die sehr oft auftretende onomastische

KJausel, Nominis impositio. Nazwy administracyjne osad łokowanych na prawie niemieckim, Łódź 1974. S. 51.

6 Das Breslauer Recht, der Stadt Krakau verliehen, mufite in dem FundationspriviJeg dem Fiirsten und der Kanzlei gut bekannt sein, stellt Estreicher fest, a.a.O., S. 404.

Die Ignoranzklausel der SchultheiBprivilegien 85 Kanzlei bedient, wie wir es noch am Bnde des 15. Jahrhunderts, also nach drei Jahrhunderten der Ansiedlung nach deutschem Recht sehen? Behandeln wir diese Klausel genauer: versuchen wir ihre Bedeutung zu erkiaren!

Zuerst stellen wir einige Beispiele zusammen:

1294 K.DWP 2, Nr. 727: Et quoniam iura predicte civitatis Sroda (=

Neumarkt) sunt nobis incognita, protestamur, quod in prescriptis et aliis omnibus, que suorum commodum respiciunt dominorum, ad iura predicta volumus nos tenere.

1298 K.DWP 2, Nr. 789: Protestamur nichilominus presentibus, quod salvum sit nobis idem ius Teutonicum Novi Fori, cum ad presens ignoremus in solucionibus, exactionibus et serviciis, que racione iuris vel cimsuetudinis competunt vel competere poterunt in futurum, quo iure villa est locata.

1334 K.DWP 2, Nr. 1139: Et quoniam iura nobis (dem Brzbischof von Gnesen) et eidem Bogufalo (dem Domherrn) Srzedensia sunt prorsus incognita,

omnia et singula iura, que comodum et honorem canonicorum respiciunt, salva volumus et integra reservari.

1339 K.DK.M, Nr. 62: Et quoniam dictum ius Culmense nobis est incognitum,

omne ius, quod pertinet ad commodum et utilitatem dominorum in bonis, consimili iure locatis, pro nobis [...] per presens privilegium similiter reservamus, salvis7 omnibus illis articulis, qui superius sunt expressi.

1368 KDWP 3, Nr. 1568: Et quia alia iura Novi Fori prorsus sunt nobis

incognita, ideo pro nobis sana et integra reservamus.

1376 KDWP 3, Nr. 1727: Et quia iura Maydeburgensis civitatis, quo iure dicta villa Kyczino est locata, nobis sunt prorsus incognita, omnia iura, que commodum et utilitatem respiciunt dominorum. salva nobis et integra in omnibus reservamus.

1400 KDWP 5, Nr. 7: Et quoniam iura Maydeburgensia vel Srzedensia nobis sunt penitus incognita, ideo omnia iura, utilitates, laboreset honores. que respiciunt utilitatem, commodum dominU et honorem, nobis plenarie [...] reservamus, prout in aliis nostris villis capituli fieri est consuetum.

1448 VBAG, S. 509: Et quoniam iura predicte civitatis (Srzoda) nobis sunt incognita, protestamur, quod scultetus cum villanis prefate ville nostre ad omnia iura predicte civitatis teneantur et sint astricti, ut aUe ville ecclesie supradicte Gneznensis ad omnia, que respiciunt (et) faciunt utilitatem. commodum et honorem dominorum.

Wir fanden 49 Beispiele solcher Klauseln in den durchgesehenen dip-lomatisehen Codices. Sie sehópfen aber unsere Quellen nieht aus. Erwahnungen iiber sie erhielten sich in gro Ber Zahl in einer Quelle aus dem Anfang des 16. Jh., in den Gnesener Visitationes8• Ihr Verfasser, die Besichtigung der

1Im gOOruckten Text falsche Lesung: solutis; S. KDKM, Nr. 78.

8 Visitationes bonorwn archiepiscopatus necnon capituli Gnesnensis saeculi XVI, 00. B. Ulanow-ski, Cracoviae 1920.

Giiter des Erzbischofs durchfiihrend, verlangte von den SchultheiBen diese Urkunden. Sie interessierten die kirchliche Verwaltung besonders: wahrend die Bauernfelder mansi solubiles bildeten, waren die des SchultheiBen liberi a censu9• Diese Freiheit muBte man mit einer Urkunde beweisen. Falls der Visitator das SchultheiBprivileg in die Hande bekommen hatte, gab er seinen Inhalt an. Manchma1s schrieb er es vollstandig ab. Solche Kopien von SchultheiBprivilegien samt der Ignoranzklausel fanden wir in 14 Fallen. Demzufolge wuchs die Zahl unserer Klauseln auf 63.

Am haufigsten aber wird das SchultheiBprivileg formelhaft zusammen-gefaBt. Eine solche Zusammenfassung ist offenbar ausreichend. Oftmals stellt man fest: et non amplius continetur in privilegiis (Visitationes, S. 41, 39, 270), et non amplius de clausulis privilegii (S. 53), et non plura puncta

in privilegio, quam superius expressa, continentur (S. 268), et ea de privilegio notata, quae ibidem fuerunt scripta et non plura (S. 45), et nihil plus in privilegio meminit, de iudiciis et re iudicata, ut (scoltetus) perciperet aliquod de ipsis, nihil meminit (S. 43). Aus diesen Formeln sieht man, welche Aufmerksamkeit der Schreiber auf die genaue Darstellung des Inhaltes dieser Urkunden verwendete. Es ist dies selbstverstandlich: im Moment der Anfertigung hatte das SchultheiBprivileg eine praktische Bedeutung; von ihm hing die GróBe der erzbischóflichen Einkommen ab, und um sie zu erhóhen, fiihrte man die Besichtigung durch.

Bei der Wiedergabe des Inhaltes der Urkunde lieB der Schreiber diese Ignoranzklausel nicht unbeachtetI°. Er hat ihren Wortlaut zwar nich t zusammengefaBt - es ware nicht leicht - aber er verkiirzte sie. Der Autor erwahnt manchmal diese Klausel ausdriicklich und zitiert den Anfang: et non plures particulae in privilegio continentur, sub illa tam en clausula finem accipit: quoniam iura Srzedensia etc. (S. 37); et tantum de privilegio, in cuius finali conclusione etiam illa clausula annotatur: et quoniam iura Srzedensia

(S. 267-268).

Haufiger aber nimmt der Schreiber diese uns interessierende Klausel auf, ohne es anzudeuten, indem er einfach ihren Anfang zitiert (et quoniam praedictae civitatis Srzoda iura sunt nobis incognita, S. 198; et quoniam iura

civitatis Culmensis nobis sunt prorsus incognita, S. 314; quoniam autem iura

9 Eine Gegeniiberstellung in der Urkunde von 1359, AGZ 3, Nr. 9.

10AIs Beweis dient die Urkunde aus dem lahre 1298, uns sowohl aus der Zusarnmenfassung,

VBAG, S.426, aIs auch aus dem vollstiindigen Text bekannt, DKM, S. 369, Nr. 17. In dem

vollstiindigen Text lesen wir: et quoniam iura dicte civitatis Srzoda nobis sunt incognita [...j, nobis salva et integra protestamur; in dem abgekiirzten Text: et quoniam iura Srzedensia (= das Neumarkter Recht) etc. - Wir haben festgestellt, daB in einem Fali der Schreiber in den Visitationes das Auftreten dar Ignoranzklausel in der verkiirzten Urkunde nicht vermerkt hat, hatte er doch vor den Augen ein privilegium vetustissimum et difficillimum ad legendum. indiget renovatione, VBAG, S. 421.

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Novifori sunt nobis penitus ignota etc., S. 234, 370); nicht einmal immer den

ganzen Anfang (sed quoniam ius Srzedense etc., S.90; quoniam autem iura

Magdeburgensia etc., S.272; quoniam iura Novi Fori etc., $. 290, 297, 372;

et quoniam iura Srzedensia, S. 233). Mancbmal geht die Verkiirzung sogar

noch weiter: et quoniam iura etc., S. 305, 409.

In den obigen Beispielen, auch in dem letzten, haben wir keinen Zweifel, daran, daB der zitierte Text der Anfang der Ignoranzklausel ist. Unsere Uberzeugung findet ihre Bestatigung in einer Urkunde von 1439; wir kennen sie aIs Zusammenfassung und als vollstandigen Text.

Die Zusammenfassung in den Visitationes sieht so aus: et quoniam iura

Srzedensia etc. (S. 354). In dem vollstandigen Text lesen wir, ZDM 2,

Nr. 545: et quoniam iura dicta Srzedensia sunt nobis penitusll incognita. omnia ergo et singula iura, utilitates et honores, quae utilitatem (nostram) quomodolibet prospiciunt [...], nobis [...] salva reservamus12•

Wir vermuten, daB wir unsere Klausel auch in den folgenden Wendungen suchen miissen: et non plures clausulae in privilegio continentur, residuum

refert sub constitutione iuris Srzedensis (S. 267), et ad alia puncta, quae ins Srzedense respiciunt (S. 58). In den Visitationes fanden wir 110 verkiirzte

Klauseln. Dies ist eine grofie zahl, und gleichzeitig ist es ein wichtiger Hinweis dafUr, wieviele SchultheiBprivilegien verlorengegangen sind. Infor-mationen uber sie verdanken wir schon einer Arbeit vam Anfang des 16. Jh.13 Es ist klar, daB diese verkiirzten Texte nicht viel zum Verstandnis der Ignoranzklausel beitragen. Sie bleiben aber fur den Historiker dennoch nicht ohne Wert. Dank diesen Texten konnen wir die alteste Nachricht uber die besprochene Klausel fur das Jahr 1290 (S. 233), und die jungste - fUr das Jahr 1492 (S. 70) ansetzen. Die verkurzten Klauseln bleiben auch nicht ohne Bedeutung fUr die statistische Darstellung. Mit ihnen ist unsere Quellengrundlage sehr reich:

vollstandige Texte verkurzte Texte

63 110 173

Es ist eine gemeine, dem Formular des deutschen Rechts eigentiimliche Klausel. Auch nicht ohne Grund stellt man in den Visitationes fest: et

tantum de clausulis privilegii; concluditur tamen privilegium hoc s i c u t e t a l i a: Quoniam iura Szredensia etc. (S. 269). Man sol1 aber nicht annehmen,

II Im gedruckten Text falsche Lesung: plenitus. 12 S. auch Anm. 10.

13Lysiak betont, welch eine kleine zahl von SchultheiBprivilegien bis zum heutigen Tag

erhalten geblieben ist, Malopolskie dokumenty lokacyjne w praktyce sądowej XIV-XVI wieku,

daB jedes SchultheiBprivileg diese Klause1 enthalten hat. Ihr haufiges Auftreten muB jedoch fur bewiesen gehalten werden. Die oben zusam-mengestellten Texte weisen eine weitgehende Ahnlichkeit auf. Von manchen kann man sogar sagen, daB sie nach demselben Formular zusammengestellt wurden, weil sie sich beinahe wortlich wiederholen14. Das eben berechtigte uns, nur ein paar Beispiele aus allen 63 anzufUhren. Diese Formelhaftigkeit hat zur Folge, daB die besprochene Klause1 in so vielen Fallen in verkurzter Form auftritt, ohne daB es mit einem Verlust fUr den Historiker verbunden ist. Auf die bestehenden Varianten weisen wir in den weiteren Darlegungen hin.

Die Ignoranzk1ause1 ist der Aufmerksamkeit der Historiker nicht ent-gangen. Als erster erwahnte sie A. Naruszewicz 1785: "es ist uns nicht bekannt, woher die Bezeichnung Neumarkter (Recht) gekommen ist, denn man hat von ibm auch vor J ahrhunderten nicht gewuBt. Das bezeugt auBer den anderen Urkunden das Gesetz des Gnesener Erzbischofs aus dem Jahre

1355: et quia iura Srzedensia sun! nobis prorsus incogni!a"15. T. Czacki, der sich mit dem Neumarkter Recht bescbaftigte, behauptete 1800, daB das Privileg des Gnesener Domkapitels vom 6. 5. 1390 (KDWP 3, Nr. 1897)

von diesem Recht in einer "se1tsamen Art" spreche und zitierte die in ibm enthaltene Ignoranzk1auseI16.

Bandtkie erorterte 1812 die Erteilung des deutschen Rechts und kon-statierte, daB es erteilt wurde, "indem man es in Einze1heiten nicht gekannt und nicht gesehen hat, was es eigentlich bedeuten sone, welche Gewohnheiten es gab, die man zugelassen hat. Sogar jede Mitteilung war schwer, da es lange keine Sammlungen davon gegeben hat [...] Wir haben dafUr orters uberzeugende Beweise in den Verleihungen, wo eine ehrliche Meldung dariiber geauBert wird. So hatten die Ansiedlungsherren und ihre Kanzler in Polen und Deutschland gar keine Ahnung davon, und sie konnten sie auch nicht haben"17.

Auch Wiszniewski sieht 1840 unser Problem: "Die Fursten erteilten das deutsche Recht, ohne dessen Folgen fUr sich selbst zu sehen, und noch mehr, ohne zu wissen, was dieses verliehene Recht bedeutete. Das wurde

KDWP 3, Nr. 1498, 1525, 1526, 1604; KDWP 3, Nr. 1586, 1614, 1615, 1638; KDWP 3,

Nr. 1568, 1812, 1834.

IS A. Naruszewicz, Historia narodu polskiego od początku chrześcijaństwa, t. 6, Warszawa 1785, S. 204 Anm. Der Verfasser benutzte damals die durch J. Korytkowski spater gedruckte Urkunde, Prałaci ikanonicy katedry metropolitalnej gnieźnieńskiej od r. 1000 aż do dni naszych,

Gniezno 1881-1883, t.4, S. 304 Anm. 3.

16 T. Czacki, O litewskich i polskich prawach. Dzieła wydane przez E. Kaczyńskiego, t. l, Poznań 1843, S. 301 Anm.

17 J. W. Bandtkie, Zbiór o przedmiotach prawa polskiego, Warszawa-Wilno 1812, S. 89;

auf der Seite 99 zwei angefiihrte Klauseln, die erste aus dem Jahre 1390, die zweite - des

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oft in den Urkunden festgestellt [...] Dieser Zweifel war rur die Privilegienem-pfanger sehr giinstig, weil sie dann dieses Privileg verschieden interpretieren und erkI aren konnten. Die Kanzlisten, die es geschrieben hatten, konnten sich auf das geschriebene Magdeburger Recht nicht stiitzen, weil es ein solches noch nicht gab, und wenn doch schon irgend etwas geschrieben war, so wurde es noch nicht veroffentlicht"18. Diese Klausel hatte auch der Anonymus L. Ł. 1843 nicht auBer acht gelassen: "Die Privilegien lehren uns, daB die Konige auch nicht gewuBt haben, was sie verliehen, und ihre Kanzler wuBten auch nichts naheres,,19. Auch Lubomirski bemerkte 1861 diese Klausel: "Die Bauern in ihrer Eile lieBen den Landesherren nicht genug Zeit, um sich mit dem Inhalt des neuen (deutschen) Rechts bekannt zu machen, und wenn die letzteren die Privilegien erteiIten, so muBten sie gestehen, daB sie es nicht bekannt machten"20.

Nach Właclimirski-Budanow (1868) versuchten die Kolonisten, die Na-tionalitatsrechte, die sie gewohnt waren, zu bewahren. "Um sie anzulocken, gewahrleisteten die Fiirsten diese Rechte. Damit aber verzichteten sie nicht auf ihre eigene Jurisdiktion. Es bedeutete nicht die Erteilung einer autonomen Gerichtsverfassung und Verwaltung, sondern nur diejenige der niederen Gerichtsbarkeit fUr solche Verbrechen, die keine Todesstrafe zur Folge hatten". Mehr "konnten die fUrstlichen Beamten, Woiwoden und Kastellane den Kolonisten nicht zusichern, das ist selbstverstandlich. Auch aus dem Grunde konnten die Feudalherren keinen direkten Nutzen aus der ihnen erteilten, niedrigen Jurisdiktion ziehen, weil sie nicht imstande waren, alle Vergehen nach den ihnen unbekannten Rechten und Gewohnheiten zu untersuchen, was sie manchmal in den von ihnen erlassenen Privilegien aussprechen. Sie sagen z.B., daB ihnen das Stadtrecht ganz unbekannt sei. Es ist klar, daB der FUrst durch den Feudalherrn eine neue Verwaltungsform nach deutschem Recht in jeder Siedlung schaffen und daB dieser einen mit den deutschen juristischen Gewohnheiten vertrauten Beamten ernennen sollte. Solche Umstande dienten aIs GrundUige fUr die allgemeine Ernennung der SchultheiBen und der Vogte in den Siedlungen und bestimmten die urspriingliche Form dieser Einrichtung"21.

E. Schmidt schreibt iiber unsere Klausel im folgenden Abschnitt: "In den meisten Fallen aber wurde den neuen Stadten vom Landesherrn einfach das deutsche Recht (ius teutonicale) ohne nahere Bestimmung verliehen, und zwar schon zu einer Zeit (1210 KDWP l, Nr. 66 u. o.), aIs es an einer schriftlichen Aufzeichnung, somit an einer sicheren Festsetzung dieses

18M. Wiszniewski, Historia literatury polskiej, t. 2, Kraków 1840, S. 383. 19 L. Ł., O soltystwach w Polsce, Biblioteka Warszawska, t. 3 (1843), S. 293.

20 I. T. Lubomirski, Rolnicza ludność w Polsce, Biblioteka Warszawska, t. 20 (1861), S. 15. 21M. F. Władimirskij-Budanow, Niemieckoje prawo w Polsze iLitwie, S. Petersburg 1868,

Rechtes uberhaupt noch fehlte. Also konnten auch die Fursten der slawischen Lander die Einzelbestimmungen des deutschen Rechts nicht kennen und verliehen mit diesem Recht nicht einen bestimmten Gesetzeskodex, sondern erkannten damit den deutschen Ansiedlern nur die drei Grundsatze der Befreiung von allen Lasten des polnischen Rechts, der personlichen Freiheit und der Befugnis, ihr offentliches Leben bis zu einem gewissen Grade selbstandig zu ordnen, zu. So werden auch die Einzelbestimmungen und Unterscheidungen des Magdeburger oder Neumarkter Rechtes den Landes-und GrLandes-undherren nicht naher bekannt gewesen sein, was sie ubrigens auch bis tief in das 14. lahrhundert hinein in ihren Urkunden Offentlich zuges-tanden. Aus dieser Unbekanntschaft der Fursten mit dem deutschen Rechte ist es auch zu erkiaren, daB sie das doch nur auf stadtische Verhaltnisse zugeschnittene Magdeburger oder Neumarkter Recht auch an sehr zahlreiche Dorfer verliehen. Mit dieser Ubertragung sollte eben nicht mehr aIs die Anerkennung jener eben angefuhrten drei Grundsatze ausgesprochen werden,,22.

Nach Tyc (1924) machte sich eher die Tendenz zur Anwendung des deutschen Rechtes auf die einheimischen Verhaltnisse bemerkbar. "Charak-teristisch unterscheidet sich davon die Versicherung mancher kirchlicher Urkunden (z.B. KDWP 2, Nr. 727): Et quoniam iura predicte civitatis Sroda

sunt nobis incognita ..."23 Fur Warężak (1929) dagegen war die Ignoranzklausel

einer der wichtigsten Beweise fUr den EinfluB des polnischen Rechtes auf die Dorfverfassung nach deutschem Recht24• Denselben Satz wiederholte 1937 Masłowski. Er fUgt hinzu, daB "die Grundherren versucht haben, die alten materiellen Nutzungsrechte aufrechtzuerhalten, indem sie das deutsche Recht fur die gunstigste Organisationsform zur Verwaltung ihrer Guter gehalten haben"25. Unsere Klause! notierte auch Z. Kędzierska (1938), indem sie eine Urkunde von 1400 (KDWP 5, Nr. 7) zitierte, aber sie befaBte sich mit ihr nicht weiter26.

G. Schubart-Fikentscher, die sich nur auf Schmidt beruft, stellte 1942 fest: "Das 'deutsche Recht' ist mehrfach deutlich aIs Sammelbegriff verwandt worden, im Unterschied zum einheimischen Recht. Ob man aber weiter sagen kann, dieser allgemeine Ausdruck sei gewahlt, weil die slawischen Fiirsten Einzelheiten bestimmter deutscher Stadtrechte nicht gekannt hatten,

22 E. Schmidt, Geschichte des Deutschtums im Lande Posen unter polnischer HerrschaJt,

Bromberg 1904, S. 125-126.

23 T. Tyc, Początki kolonizacji wiejskiej na prawie niemieckim w Wielkopolsce (1200-1333), Poznań 1924, S. 70.

24 J. Warężak, Rozwój uposażenia arcybiskupstwa gnieżnieńskiego w średniowieczu z uwzględ-nieniem stosunków gospodarczych w XIV iXV w., Lwów 1929, S. 100.

25 J. Masłowski, Kolonizacja wiejska na prawie niemieckim w województwach sieradzkim,

łęczyckim, na Kujawach iw Ziemi Dobrzyńskiej do roku 1370, Poznań 1937, S. 290.

26 Z. Kędzierska, Wsie na prawie niemieckim w powiecie sądowym poznańskim w latach

Die IgnoranzklauseI der SchuItheiBprivilegien 91

erseheint mir sehr zweifelhaft, zum mindesten fUr Schlesien. Denn hier ist schon friih erkennbar, wie bekannt einzelne Stadtreehte waren und eben deswegen unter ihrem Namen verliehen wurden,,27.

Lysiak konstatierte 1964, daI3 ius Theutonicum nieht nur die deutsche Geriehtsbarkeit bedeute. "Oft berufen sieh auf dieses Reeht die Ansiedlungs-urkunden, die auf diese Art und Weise die grundlegenden Reehte und besonders die Pilichten der SehultheiI3en bestimmten. Es ging dabei um die

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