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Henry non Heifeler, Der rußUnÖÖcutiche Dichter

SaS 9tu$stanbbeutid)tum als ©anjeS genommen, atfo bie 3beutfct>en im einfügen SKuffifhen % :ih m it © in fh lu ft ber 23a(tentanbe, je rfä lit nach feiner ©e=

fd)ict)te unb nad) feiner fojiaien unb ful-- tureltcn S tru ftu r in jw ei gefonberte Sßettcn. Sem eigentlichen 9tuftlanb- beutfd)tum, ben 9iad)tommen ber bäuer­

lichen Siebter ber zweiten £>ätfte beS 18. unb ber erften Sjätfte beS 19. 3 ahr ' hunbertS, biefen jmei P lüliotten 23auern ftanben gegenüber ein zahlenmäßig ge­

ringe^ beutfheS Stäbtertum unb bie 200 000 Palten, bereu ©efd)id)te auf bie 2tuffegetung £ivlanbs burch gübifhe Kaufleute im 13. 3eit) rtiunt’crt, ben Sd)tt>ertbrüber» unb ben Seutfchen Orben jurüefgeht. S ie ©egenfätje jnnfeheu biefen beibeu ©nippen bes 9lußlanbbeutfd)tumS treten fla r in ihrem bichterifchen Schaffen Zutage. SaS bäuerliche 91uf?lanbbeutfch- tum bat feinen eigenen 23aum im beut- fchen Sichtenuatb, beim beS Kolottifien

£ ö b f a cf „©infam fampft bas Sßotga- lanb" ift hoch eine ©efd)id)te bes ©ßotga- beutfehtums, trenn fid) auch bie Sprache Zuweilen ins Sicbterifche erhebt, unb S a m u e l K e l l e r (©ruft Schrill) mit feinen frommen 2lbenteuergefd)id)ten ift Stäbter, trenn er auch ins Koloniffentum SübritßlanbS eingetaucht ift. Sas Olufp tanbbeutfd)tum ift m ithin ber ©eil bes 2tustanbbeutfd)tumS, ber bichterifch am trenigften geleiftet t>at. SaS 23attentum bagegen hat bis auf ben heutigen ©ctg bie mciften fchöpferifchen ©eifter auf biefem

©ebiet, feit ©Uunfwlb £enj, bem greunbe

©oethes, ju rerjeichnen. §eute flehen eine ganze 9leihe baltifcher <Dflonxaufd)riftfteller uttb £ p rife r in ber beutfehen Sichterfront.

So© ift es bem 23attentum verfugt ge­

blieben, bem beutfehen Q3olf einen tvirf- lid) großen Sichter ju fchettfen, tvie es ihm auf iviffenfchaftlichem ©ebiet ber

©Belt erftflaffige ©rohen gefchenft hat.

S a mutet es tvie ein QButtber an, baß gerabe bas 91uf;laubbeutfchtuin vor ber 3erftörung feiner K u ltu r burch beit P o l- fchetviSimts b e n großen Sichter bc*

SeutfchtumS im 2tuslanbe hervorgebracht hat, ber alle anbent, felbft bie volfsnaben ßpifer ber Siebenbürger Sachfen, hinter fid) laut. SS ift ö e n r p v o n ö e i f c l e r (1875— 1928), ben auch SSilhelm Schnei­

bor in feinem trefflichen P u h „S ie aus- laubbeutfche S id ru n g unferer S eit" ben grofjten Sichter bes 2luSlanbbeutfd)tums

nennt. . _ ,

Öeifeler ift feineSwegS, tvie (yr. ©Bol- terS in feinem ©eorge-Puh behauptet hat, „im tiefften 9lußlanb unter bem g la tte n beS Kremls aufgetvachfen". ©r fam nicht aus bem Äoloniftentum, fonbern bas fulturell unb trabitionSmüßig bem Pattentum naheftehenbe unb auch von bat- tifdten ©lementen burchfe^te S e u t f d i -t u m b e r ö a u p -t f -t a b -t S -t . P e -t e r s ­ b u r g ift eS, bem bie urfprüngitch aus Otbenburg ftamnienbe Fam ilie v. Seifeler burh ©enerationen angehörte. ©S ift ein glänjenber PeweiS fü r bie ©igenftänbig- feit beS hoben $iutturnioeauS btefes 50 000— 60 000 Köpfe umfaffenben 'Pe­

tersburger SeutfhtumS m it feinen alten

©emeinben, feinen berühmten Shulen unb Sßohtfahrt^anftalten, baf? ein folher S ihfe’ r in ihm tvachfen fonnte, ber trot) tieffter ©rfaffung ber ruffifhen K u ltu r unb ber ruffifhen SolfSfeele urbeutfh toar. S er Kenner ber ruffifhen fiite ra tu i S r 'llrtb u r fiutßer, früher PloStau, jetzt geipjig, fheitit »on ih n j n b«r „S eut*

fchen p o ft auS bem Often":

Öeifeier nimmt unter beit beutfehen Sichtern beS lebten Sierteljahrhunbcrts eine ganz einzigartige Stellung ein. 9lir- genbS finbet ftd) eine fo hartnonifhe Ser- biitbuttg beutfhen unb ruffifhen ^öefens mie bei ihm. Seine Siche ju Sufjlanb mar eben n ih t „literarifdtcn" ilrfprungS, nicht baS (Ergebnis fleißiger ®ofiojeroffij-£ef- türe ober gelegentlicher ?lußlanb-9?eüen, fie etttfprang vielmehr einem wirtlichen Pcrroachfenfcin mit ruffifher Srbe unb ruf- Üiheu gUcnfhen. ünb hoch mar ber gebür­

tige Petersburger fein 9Huffc, ber in beut- fher Sprache biditete, fonbent ein beutfeher CTiditcr mit beutfeher eseclc. SaS zeigen

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am beutticpften gerabc feine perrlicpfien Ppitologifcpen Stübien an ber ‘Peters­

burg1-’1’ H uioerfität getuibtnet ttat, an ber peroorragenbe ‘Profefforett teprten. S r tuar jebenfaUS, als er m it breütnbjmanjig 3 apren naep OJiüncpen ging, ein SOlann uott feingefepliffenem ©eift unb umfaffen- ber 23itbung. ©r patte einen 3ug inS ünioerfale, überfprang ffaattiepe unb nationale ©rennen unb erfaßte tiefein«

bringenb in Überfettungen nidtt nur bie

©ieittung StufjlanbS, fonbern auep bie eng*

tifdte unb franjöfifdpe. S r tjat alte Saunen pufcpfiitS, aber auep R obert 23romning, SeatS, Qß. 23. ^eatS unb anbere überfept.

3)er junge ‘Petersburger mürbe ganj SQiüucpener, grünbete eine Fam ilie unb fummelte in feinem Sicpterpeim „Q3orber*

leiten" bei 23rattnenburg itt Oberbapern einen regen SmmbeSfreiS um fief). ün«

erfepienen 1903. Stefan ©eorge mibmete Seifeier im „Siebenten 9 iin g " ben Q3ier- geiler:

2tn Senn).

SaS Sehen gog um bieft ben fepönen jault.

So braudtt bir nie »or fcpludtt unb flut ju graun 3 ür üicle gier gibft bu bictj feinem gang ünb fiicftft mit leptem ffreit ben testen frans.

©eorge mag reept paben in begug auf bie Sugenblprif unb bie äffpetifep-über- national beftimmte Qßeltanfcpauung beS jungen Petersburgers. Seifeier felbft pat fpüter gefugt, er föttne cS niept mepf faffen, mie er einmal baoon gefepmärmt habe, ber ganzen SOienfcppeit angugepörett fei beffer, als einer bestimmten N ation.

(1906) unb bem märepenpaften Suftfpiel

„ ® i e m a g i f cp e £ a t e r n e" ffürgt er fiep fepon in ben tepten S tre it unb greift nací) bem pöcpften Strang. Siefe beiben im S?remt fpietenben büpnengemaltigcn Stüde finb oon einer in ber beutfdten Sicptung fonft niept Porfommenben Srfaffung ber ruffifdten Seele getragen. S ie graufige einem poepgeftimmten beutfdten Sicpter tieffíe SJienfcppeiiSprobteme ben Seelen naftegebradtt.

SaS m it bem QBettfriege über ben S idtter pereinbreepenbe fepmere Scpidfal unb bie Trennung oon Seutfcplaub (tat iörpertidter Seiben unb feelifdter Quatcn erbutben. S rft 1922 gelang itjm bie 5l»d)t. 3» 9m f3lanb fdtrieb er, mo iftrn ber ¿raum Pon Seutfdttanb immer rnädt- tiger emporftieg, jene 25?orte oon ber 3u- gettörigfeit jutu beutfdten 93olf als ber einzigen 9teatifät unb fügte (tinjvt:

„Sielicidtt muft ein 20Zcnfc(t in meiner Sage getoefen fein, um überpaupt auf folcpe

©ebanfen ju »erfatten. Stnberen ift bie 3 u- gepörigfeit ju einer beftimmten 9tation ein felbffocrffänbticper 23efiit. 3cp aber, jwar oon beutfepem 23tut, aber in 9iuf?laub

3 n feinen Sagebudtaufjeicpuungen, ben 3>c a r g i n a 1 i e n, aus ben 3 a(tren

T i e

§ e u r ç ï>on Ô o i f o l o o J o ( c n m a í t c beë T i d) t e v s

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her Sprachen unb baS nie gans erreichte 3bcat einer Übertragung frember Sich- tung inS Seutfche, fo feft «berjeugt iff er baoon, ein beutfeper, nur ein beutßber Sichter 31t feilt, unb macht nie ben 93er*

fuci), in ruffifcher Sprache 31t fchreiben.

9kur fechS 3ahrc waren bent Sichter noch befdEjieben, nachbetn er in bie beutfebe Heimat surüefgefunben hatte. Sie finb erfüllt bon leibenfd>aftlichem literarifchem Schaffen. 9leben einer reichen überfeiner*

tä tig fe it fettrieb er 3mei 9koPelten, eine eines aufgefunbenen SofumentS, ttub lange galt Seifeier in ber beutfeheu Öffentlichkeit nur als ber ©erauSgeber.

gS hanbelt fict) um bie 9kieberfchrift eines jungen ruffifcheu OffisierS in einem bot*

fchewiftifchen ©efängniS. S e r Sichter teifjt ben fchlichten Sienfdten burch bie SobeS*

gewißheit unb Bertiefung 3m- inneren Überwinbung beS SobeS gelangen, be- bor il)n bie Äuget beS SenEerS trifft.

Seine fdteinbar unbeholfenen unb buch an bas ©eheitnnis beS SobeS greifenben

©ebanfen enthalten rie t twtt ruffifcher Seele, geformt bon beutfeher Sceifterhanb.

gittett © ipfel feiner Schöpferkraft er­

reicht Seifeier in ben nun entftehenben Sratnen. 3 w lieblichen „ S 0 cf) 3 e i t s » f p i e l : S e r j u n g e fp a r 3 i P a t" t r it t neben bie ‘perfonifiEatiott knabenhafter reiner 9)känntichfeit Äonöiw üam ür als reinfte Serkörperuttg ber 3 wigfrättlicb- Eeit. S ie kraftboll ttttb wie ftetS bei Sei- feler in bühttenffarEen S ilb e rn fortfebrei- teitbe Sonbtung w irb bon einem Äon*

fliEt höchffer Seelcnkcufcbbcit porwärts- gefriebett.

2luch in ber Bearbeitung bes griectu*

fchett Stoffes „91 ü d k e h r b e r 211- f e ff i S" w irb eS einem Elar, in welchen Söben fich biefer große Oiicnfcbbeitsbicb- ter bewegt. Sofmannsthal übernimmt in

feiner Bearbeitung beSfelbett Stoffes allerhanb Sott traft e aus bem ©riechifchen, um bie Sonbtung farbiger 311 geftalten:

Serakies muß 3uerff als fuftlofer Säu­

fer erfcheincn, bis er fich 31m rettenben S at ber Befiegung beS SobeS auf rafft;

ber S afer beS 2tbmet repräfentiert baS gemein egoiffifche 2ltter ttfw. Seifeier ocr- 3id)tet auf biefe Sißonansen unb fchafft ein S tüd bon ftriftallener S tilre iu h ä t unb Sannoiüe, beS gropett "Problems beS SobeS würbig. weiSheitSbolle 9kegieruttg feine Schulb gefühnt 311 hoben unb feinen geliebten Äinbern, bem Sohn ¡Jjobor unb berSoch- ter Äfenja, ein glückliches S o tt 31t hin­

tertaffen. S a bricht baS Söerf 3ufammen (ber cPfeubo-Stnitri bleibt hinter ber Bühne). S ie Schläge, bie ihn treffen, ttächffen ffehettbe Sochfer Äfenja. Okuehbetn er fich ih r in SSahrßeit gezeigt, überwin­ oetttionen überwinbenb, in fetjönen bra- tttatifchett B itb e rn nicht nur gefühls­

mäßig, fottbern auch gebaut lieh reich 31t geftalten Permochte.

ünb baS 9)kerkwürbige unb Sragifche an biefetn ©roßen iff ber 31ml S e il burch fei­

nen fonberbaren SebenSlauf bebiugte üttt- ftciub, baß er f e i n e m S o l l e g a n 3 u n b e k a n n t g e b l i e b e n i ft. Sßobt finb feilte Schriften, off nach jahrelangem .'Kühen, erfebienen; auch bie tneiffett feiner Stüde haben eine 2lufführung — immer m it großem grfotge — erlebt. Sroßbem würbe bie jeßt, 3ebtt 3 ohre nach feinem

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Sobe, non feinem Gotm 23 c r n t o. & e i=

f e t e v beforgtc St u S g a b c f e i n e r g e=

f a m m e i t e n 2B c r f e *) oon einem grofjen S e il ber beutfcbcn Tpicffc begrübt, als t)anbele es fid> t>ier um einen neuen Siebter. (Es bat fict> fogar eine 23iibue

¿u einer Sluffübritng eine# SraniaS non

geifeter mieber entfcbioffeu. JSaS ift Diet ju tnenig. Gine fo fet)r ber ^ a t unb bem Kampf bingegebene 3 e it follte bicfen S if t e r ber 23erinncrticbung m it offenen Slrmen empfangen unb fid) in ib't at# ben Q3er!ltnber allgiitiger T>ientdibeitsmerte in urbeuticber Raffling nertiefen.

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03erlag Oftartfleeberg bei Seipjig. 1938.