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Uuf bem linfen Ufer ber Untereibe ÿmfdjen Marburg unb Stabe beßnt f i * eine, mit bem SDteereêfpieget faft in gleicher £>öße gelegene, öoUfommen ebene gtücße, oßne Guettai unb SSätber, oßne ©anbftreden unb tegitcpeê

©teindjen: eê ift bie Sftarfcß unb jwar baê alte Sanb, eine einzige mette grüne frutßtbare, faft malbbaumtofe ©bene. Sie fette, bunïie £umu§f(ßicßt ift ein ©efeßent beê ©tbftromê, ber, ermattenb in feinem ïaum geneigten 23ette bie ii)m beigemengten ©eßtemmteiteßen, feine teßte ffraeßt, feit altéré hier nieberfefet, meit in ben Übergangszeiten jmifepen ©bbe unb gtut (ben fogenannten Staujeiten) bie tragenbe tr a f t beê Stromes öoüftanbig auf*

gehoben mirb. ©§ mag übrigens aueß burcE) cßemifcße UuSfcßeibung, ßer=

beiqefüßrt bureß tßermifeßung oon Süß» unb Satzftut, fomie bureß baê Ub=

fterben tiefet» unb tattgepanzerter Snfuforien im 83radroaffer eine mefent»

ticbe SSermeßrung ber üftieberfeßtäge, beê SobenfaßeS Ejerbeigefüfjrt merben.

UuS biefen Vorgängen aber ertlärt fiep bie £öße, bie Scßicßtung tu ben feinften feßiefrigen S3tättcßen unb bie rein erbige 93efcßaffenßett beê JJcarfdp»

bobenS. ©in mitbmaeßfenber, ein SBatbbaum gehört ßier ju ben größten

©ettenßeiten; bie ©eßöfte befcßattenb unb bie SBege befäumenb, ftrtben mir nur ben g-rueßtbaum. Saß non biefem töftlicßen »oben jegltcßeS SSmtelißen auSgenußt mirb, barf unê nießt munbern; ba reißt fieß SBtefe an Sßtefe, Uder an Uder; nadj ber Scßnur gezogene ©räben, Sandte unb Sßege teilen bie üppige, mit Dörfern unb fpöfen überfäte Sanbfcßaft; ein riefenßoßer

®amm bejeießnet am ^orijonte bie ©renje ber Süiarfcf) gegen ben Strom ßin* er ift Scßuß» unb Srußmatt, er ift bem üJiarfcßbemoßner 23erg unb

¿urg er ift bie SebenSfrage ber ßinter ißm moßnenben Siebter.

3 n einer §öße oon 5— 10 m begleitet er bie gtußufer, gegen bie SMnbung be§ Stromes ßin feine Starte oerboppetnb, naeß innen ju fteu, nadi außen ßin fanft geböfeßt. Sie »öfeßungen finb in ber Uleget mit einem fitzartigen «Hafen betreibet, ber ben ©rbmatt fomoßt gegen bie gierige gtut at§ aueß gegen bie Ubbrödetung zur ßeit ber Sürre feßüßt; fern 9HauStocß, tein imautmurfSßaufen barf bie ffiafennarbe oerunzteren; benn aueß berartige tteine Unebenheiten tonnen ber g lu t UngriffSpuntte barbteten.

Sft bie üîafenbede, bie zugteieß gute tßießroeibe giebt, bei ßefttgent XBogen*

brang abgefeßürft, fo mirb bureß fäßriicßeS „Seftiden" ober „Senaßen eine bauerßaftere Söetteibung gefeßaffen: man breitet tangeê S djilf ober

©troß auf ber fcßabßaften ©teile ber 33öfcßung auê unb ßeftet baêfelbe bureß querüber gelegte ©troßreifen, bie man oermittetft ber Seicßnabet in turzen ümifeßenräumen fußtief in bie ©rbe brüdt, feft an ben 33oben. gatts

*) ¡Quelle: SlltmerS, SKaricfienlmii),,

auch biefe Mattenoerfleibung noch nicht jum gewünfdjten Biele fuhrt, Wirb bie Söfdjung mit ©ranit» uttb ©anbfteinquabern ober fef)r hartgebrannten ßiegein (hoüanbijchen Slinfern) beiegt, benen man burch gement bte nöttge Serbinbung giebt.

(gtne SBanberung auf ber Sappe (bem 2— 4 m braten, etwa§ er»

babenen müden) be8 Reiches jeigt unS überrafd)enbe ©egenfähe: auf ber einen ©eite bie neuesten Slnjchwemmungcn beS MeereS mit Stofen, ntden»

bem ©cfiilf, tedenber glut, braufenben Sßelien, ireifc£)enben Möwen, unb m ber fierne geblähte ©eget unb raud)enbe Schlote; unb auf ber anberen eme grobe qefegnete ©bene, überfät mit fe ttig e n Dörfern, ragenben Surm»

fpiben, mit roogenben ©aatfelbern unb im ©rafe fici) ftredenben mtuber»

herben, mit äBagengeraffel, mit blinfenben ©enfen, mit Saubenfch wärmen unb Serdjengetriller. Unter bem Seid)e hinweg finb ©tollen geführt, bie entmeber mit Saiten ober ©anbftein auSgetleibet finb. Stefe ©tollen auch

©chteufen ober ©iele genannt, foüen ba§ SBaffer au§ ben ©räben unb Sa»

näten ber Marfd| tos Meer führen, aber auch bie Serbinbung mit bem gjteere für bie Sewoljner beS MarfdjgebteteS offen halten. lebf bteier

©ieie finb St)ore angebracht, bie fich nur nach aufien öffnen, alfo burd) ba§ auSmünbenbe SBaffer aufgeftopen, burch bie anbrängenbe g lu t aber ge»

fchioffen werben. ^ ,

$ie eigenartigfte ber M a rg e n ift ba§ alte £anb, eigenartig burch ba§ Uugfehen unb bie Senuputtg be§ SobenS, burch bie Sauart ber Raufer, burdi bie Sitten, bie Fracht unb ben @efic£»tsfc£)iiitt feiner Sewof)ner.

SBährenb im ailgemeinen bie Marfd) nichts befitjt, wa§ ben §orijont be»

Cngen tonnte, fo 'ift im alten flanbe ein freier SiuSbiid oom Seiche au§ ein Sing ber Unmöglichleit, ba ein SBaib oon Obftbäumen bie ganje 3Karfd) bebedt- nicht biofe bie ©arten hinter bem £aufe, fonbern auch bie SBege, bte Stäuber ber 9tder, bie i£>öfe unb bie Seid)e ber fieinen Sinnenfliiffe finb beiefet mit Sirfchen», Äpfel» unb Bwetfdjenbäumen, ¿mifchen benen fper nttb ba auch ein fRiefe oon einem üBalnufibaunt aufragt. Sie Saumblüte hüllt bie gante £anbfd)aft in einen weihen ober rotangehaud)ten ©chleier, in welchem Segionen fummenber unb fchwirrenber Snfetten SReitar au§ ben Slütenlelchen trinten, unb wenn ju r geit ber Dbftreife bie _ Sirfd)bäume unter ber Saft ber Saufenbe rubinroter grüßte fich neigen, bie rotbadtgeu Gipfel wie gemalt au§ bem grünen Saube heroorfchauen, bie oioletten, mit tartem ©dmelj überhauchten Bwetfdjen un§ oerführerifch anbliden, währenb in ihrem ©chatten Ä£)renfelber wogen unb wohlgenährte mirtber bem @e»

fchäfte be§ iöieberfäitens obliegen, ba faf?t un§ (Srftaunen über bte gret»

gebigteit, mit welcher bie Statur über biefe ©egenb ihr güühorn au.»

gefebüttet. Ser gute Soben, bie Milbe be§ StimaS, - ftetjen hoch bie Seiche wie Sßinbfänge üor ber Marfd) — machen bte Dbftjucht neben er

©¿hiffahrt jur £auptnal)rung§queile ber Slltlänber, beren f^nradtjafte

¿eugniffe auf ben Märften oon Sremen unb Hamburg ebenfo gefugt ftnö,

wie in Slmfterbam, Sonbon, Stodfjolm unb Petersburg. ES geijört nid)t gu ben Seltenheiten, baff ein Sauer ben Ertrag feiner Dbfternte auf 2000— 2400 SRarf jährlich bewertet, wogegen bie Ergebniffe bes SanbbaueS (IRapS nnb iRoggen) unb ber 95ie£)guc£)t gurüdfteljen.

Sin ben mit Dbftbäumen befefjten SBegen giefjen fidj in langen geilen bie bunten fpäufer hin, fo bah man ftunbenlang gwifc^en ben menfcEjIid^en SBohnungen fpowanbert, ohne ben Übergang eines SorfeS ins anbere gu merfen. ®aff ber Stitlänber oon ben friefifdjen Sewofjnern ber benachbarten ÜRarfdjgebiete wefentiich öerfc£)ieben ift, baS geigt uns gunächft feine 2Sof)=

nung; im Eegenfag gu ben friefifctjen unb nieberfächfifd^en Raufern liegt bei it)m baS grobe, boppelflüglige ££)or gurrt Einfahren beS ftorneS, bie Srefdjbiele ober Senne, fowie bie Stallungen nach ‘)em Su, an ber Strafe bagegen befinben fich bie Sßohnräume. SJtaffioe SJcauern fucf»t man oergebenS; bie .paitStuättbe fyabtn gur Erunblage weih ober heßgrün ge=

ftricheneS Sachwert, beffen eingelne gelber mit fünftlidjem Eemäuer auS=

gefüllt finb; in biefem gadj finb ineinanber gefcf)ac£)telte Quabrate, in jenem Stauten ober gidgadfiguren, auch Sreuge, Sreiede ober eine Sßinbmühle gu fehen. SJtan meint, oor SRofaifarbeit gu ftehen. 3m Erbgefdjoh bilbet bie grohe, heßgrüne Shüre mit bem pradjtfenfter barüber baS .'pauptftüd;

baS Iefdere geigt in ber Stifte auf blauem Erunbe ben gotbenen Samen beS Sehers, umrantt oon fimftlerifd) gefdjniirten SlrabeSfen, bie burd) ihre reiche Sergolbung fowie burch bie oerfcfjiebenen grünen, roten, blauen, weihen garbentöne ben beften Sinbrud machen unb gugieidj geugniS ab»

legen oon bem fixeren ^Reichtum, ber fich hinter Sf)ür unb genfter birgt, nämlich in ben Schränfen, Settfiften unb Seinenfoffern ber Sorratsfammer.

üfterfwürbig ift aber ber Umftanb, bah bie Shür ohne Schloff unb fi'linfe unb oon aufjen Weber gu öffnen, noch gu fchlieffen ift; fie ift nämlich nur eine Sottf)ür, beftimmt, bie fd)neße Stettung jener Schäle bei geuerSgefafjr gu ermöglichen: baher ift fie nur oon innen burch gurüdfd)ieben beS Soppel»

riegelS gu offnen. Über bem Sßradjtfeufter läuft ber §auptbalfen hut, welcher Eiebel unb Unterbau fdjeibet, unb ber gleidjfaßS burch Sdjnitgerei unb SJtalerei auffällt; er Weift auher ber 3ahreSgaf)t ber Erbauung unb bem tarnen beS Sauherrn and) bie SDeoife ber Suwohner auf, gewöhnlich in gortn eines finblicf) frommen Spruches: „S at ewige Eot (Eut) mafet rechten 9Rot", ober: „2Bat frag’ if nah be Sü (Seute), Eott h^lpet mi".

Sie fdjrägen Sailen, welche ben Eiebel umfaffen, finb über ben g irft f)io=

auS üerlängert, unb biefe Serlängerungen bilben baS fogenannte Schwanen»

geidjen, baS — ba eS in feiner SRarfcf) unb feinem Eeeftlanbe ber Um»

gegenb, fonbern erft in SRorbflanbern angetroffen Wirb — jebenfaUS bie flämifdje SIbfunft ber Stitlänber anbeutet, eine Sermutung, bie burch «obere Umftänbe geftii|t wirb.

So fpricht entfchieben bafür bie garbenliebhaberei, bie rti(i)t blofs an ber Sluhenfeite beS fpaufeS, fonbern auch Qn her Sede, ben SBänben —

fofern biefe nicpt mit gapencefliefen belegt finb — , bett genfterrapmen, Spüren unb bett gefcpnipten X^üreirtfaffuttgen ©elegenpeit gefugt bat, fiep ju betpätigen. Ser tünftler ift ber Sauer fetbft, ber tein größeres Ser»

gnügett ¿u fennen fcpeint, al§ mit fßinfel uttb garbentopf ba§ Sattere feine§

niebrigett 2Sopnraume§ immer mit neuem Sleibe auSjuftatten.

(gegen grembe ift ber üllttänber ¿unäcpft mifitrauifcE), guritctEjaitenb;

erft wenn man ibn bei feiner fdjwacpen ©eite ju faffen öerftept, inbem man fein .peittt unb feine fpeimat bewunbert, öerfcpwinben bie Sßolfen bes ttJliptraueni öon feinem (gefiept; ein felbflgefatligeS ©cpmunjeln ¿udt um bie SDtunbwinfel; tücpe unb Setter fowie bie ©dpleufen feiner Serebfamfeit tpun fid) auf, unb gern fepreitet ber Sauer in Sade unb Sttancpefterpofe feinem ©afte üoran, um ipm Obftgarten, ©epeune, Siepftanb, befonberS ben reiep gefepnipten, bunt bemalten ©cplitten, ¿u ¿eigen, unb bie gefepäftige

^au§fran geleitet ipn burep bie ülbteilung bes Snnern, wo er bie fepar*

lacproten, ¿ierlicp gebreepfeiten ©tüple mit golbüerjierter tttüdlepne unb bunten ©¡pfiffen aus Seppidjftoff, bie lange ttieipe ber meffingbefcplagenen Seinenfoffer mit ffiäbern, bie groben Sacpelöfen, bie uralten, braunen Sletber»

fepränte bewunbern mup. Seber biefer eprwürbigen, oft lunftoott gefepnipten

©pinbe pat feine ®efpiepte; ber eine ift non ber jungen grau in§ £auS gebradit worben, ber anbere tion ber ©cpwieger» unb ber britte öon ber Urgropmutter. Sie garbenliebpaberei bes SlltlänberS pat namentlicp auep in ben Sircpen ipren Uusbrud gefunben, fofern biefe in iprem buntfepedigen

©ewanbe an bie japanefifepen Sempel erinnern.

g ü r bie SIbftammung ber Slltlänber öon ben gtamlänbern fpriept ferner ipre äupere ©rfepeinung; jene perlulifcpen ©eftalten mit rotem, öottetn ®e»

fid)t, redenpaften (gliebern unb fleifcpiger giitte, wie w ir fie in ben übrigen beutfepen äJtarfcpen antreffen, fudjen wir pier oergebens; nur mittelgrop, fcplanf, mit fcpmalem, burepgearbeitetem ©efiept, geraber ober fdjwacpgebogener tttafe, bufcf»igen Srauen unb fdjlauen Slugen tritt un§ ber SDtann entgegen, wäprenb an grauen unb fttiäbcpen ba§ ©benmap ber ©eftalt, bie ßierlicp»

feit ber ©lieber, ber fdjwebenbe ©ang, bie rofige grifepe ber §aut, ba§

feingefepnittene p ro fil unb bie Slarpeit be§ pellblauen 2tuge§ ben Sefcpauer mit füttern ©ntjüden erfüllen. Unb in ber Sinberwelt würbe jeber 9 M er Sppen genug ¿u ©ngetSgeficptern finben. Sn fpäteren Sapren ftettt fid) bei bem weiblidien ©efcplecpt Wopl eine Steigung ¿u gröperer Körperfülle ein; erftaunlicp aber wirb eS immer bleiben, wie jugenblicp unb mäbepen»

paft fcplanf fid) bie meiften grauen erpalten. Sie Slltläuber teilen mit ipren

©tammeSöerwanbten in ffottanb bas ißplegma beS ganjen SepabenS, finb aber tropbem gerabe wie jene greunbe ber SebenSluft, bes ©efangeS unb SanjeS; fie paben ferner ,teil an bem ftarf fonferöatioen ¿fuge öer Sieber»

länber unb befunben biefen in ber Serbannung alles tnobifepen SujuS, tn Sejug auf §au§gerät, Sauart, Kleibung, auep barin, bap ber Slltlänber nur eine 211tlänberin peimfüprt unb niepts anberes fein w ill als ein Sauer.

Streng wahrt er bie althergebrachte Sitte, fo auch ieite' ^er 93^äutigam bei ber »erlobmtg ftatt beg Ütingeg — ber »raut bie fogenannte „<$d)te"

überreicht, bie meift in groben, alten ÜJiünjen ober eigeng ¿u biedern ¿wed geprägten aRebaillen beftef)t, worauf bie Spmbole ber Siebe unb ©l)e 9?=

prägt finb: ineinanber gelegte fpänbe, flammenbe §erjen, iofenbe Sauben re.

Siefe SKünjen finb gamilienfd)ähe unb oererben fidj oon ©efdjlecht ¿u ®e»

fd)lecht. Siefelbe alte, ehrwürbige Sitte ift and) bei ber £>ochjeit gewahrt roorben. Unter 500— 800 fpocf^eitggäften fann fid) ber Stltlänber feine rechte Ijocf^eit benfen. Sie geier nimmt brei Sage in Slnfprud) unb finbet nicht im §aufe ber »raut, fonbern beg »räutigamg ftatt. Ser erfte Sag oereinigt bie ©äfte ¿um „OdhfenfcE)lacf)ten"; natürlich) fommen fie nur

¿um probieren ber Speifen unb ©etränfe unb behnen fchon biefe »orfeier bi§ in bie 9tad)t aug. i m ¿weiten Sage, bem beg „»rotbadeng", tragen bie ©äfte SKilch unb »utter ing ^o^jeitshaug, um fich bann an bem oon fRofinen ftro^enben, ferneren fpod^eitggebäd ¿u erlaben. Slm 3lbenbe biefeg

¿meiten Sageg bringen üierfpännige, iwdjgetürmte SSagen im (Salopp, unter ißeitfchenfnall, äRufif unb qgiftolenfd)iefeen bie Slugfteuer ber »raut an»

gefahren, ftattticfje, fchwere Seinenfoffer, ftiloolte, mächtige ft'teiberfd)ränfe,

»erge oon »e^eug, altertümlidje, rote Sifd)e unb ¿ierlid) gebrechfefte Stühle, unb obenauf thronen »efen unb Spinnrab, finnig bie »eftimmung ber roirtlidjen fpaugfrau anbeutenb. 3>n beftimmt oorgefchriebener gorm beginnt ber »räutigam mit bem anfaljrenben Unecht um bie SRitgift ¿u hanbeln, unb enblid) wirb fie ihm auggehänbigt, nad)bem er oerfprodjen, feine »er»

lobte hoch in ©h«u ¿u haiten unb ben funbigen IRoffelenfer burch Srunf unb Srinfgelb ¿u befriebigen.

Slm britten Sage, bem eigentlichen fpod^eitgtage, wirb bie »raut tu feftlid)em ¿uge aug bem ©Iternhaufe abge^olt; bie Sanbegfitte fchreibt ihr fchwa^e Ä'leibung oor an ihrem @hreut«9^ unb auf bem fopfe trägt fie bie oom ißrebiger üerwal)rte unb gegen Seihgebühr überlaffene »rautfrone, einen fi’opfpufj aug u^äljtigen, fünftlichen »lumen, Q'UÜdEjtert, ¿itternabeln,

©olb» unb Silberfugein; bag SRerfwürbigfte an bemfeiben finb aber bie beiben aufrecht ftehenben glügel aug ©olbbrofat. Ser fircf)tid)e 5lft ber Stauung ift auch füer ber für¿ere Seil ber geier, währenb Schmaufen,

¿edfen, San¿en unb Rubeln ben übrigen Seil beg Sageg unb bie »acht in iknfprud) nehmen. Sie »raut legt ben fteifen »rauta^ug ab unb ftellt fid) ben ©äften im ¿ierlidfen ÜJiü^cEien aug ©olbbrofat, im gäddjen oon feinem fctjwa^en Such mit echten ©olbtreffen, im fur¿en galtenrod oom fd)önften firfctjroten Sud)e, in h°ihha^ 9 en @<huhen w it großen Silber»

fchnallen, in feiner weiter Spi^enf(f)ürge, mit ber fech§facf)en §alsfd)nur aug Silberperlen unb ber ¿Wölf ©Hen langen Silberfette um bie Saille oor, unb Sadfoerftänbige haben biefen Schmud, ben übrigeng auch bie anberen alg ©äfte gefabenen grauen tragen, auf 1800— 2000 Söiarf gefdjäht. (Sie Silberfetten gehören nicht ¿um allfonntäglichen Sihmud, fonbern an ihre

©teile treten für getüöfjnltcE) foictje ton mächtigen ©ernfteinperlen, unbaud) ber SBert foidier letten wirb auf 200 unb meijr fOtart angegeben.) ®egen ba§ ®nbe ber geier wählen ©raut unb ©räutigam nod) einmal tfjre_ ttebften Sugenbfreunbe junt £anj unb nehmen auf btefe SBetfe gewtffermafeen 21b-- f* 4 ton Sugenb nnb Sugenbtuft. ®te SKnftf fpielt fobann bteatti)er«

aebracbte ©eile: „Hht gewt be @aw“ . worauf bte ©raut an ber ©ptfce k »

|ifd,e§ fßtafc nimmt, ein weites £ud) auf bem Stoffe ouSbmtet unb bte ßod»eit8gefäente in Selb ober ©ilberäeug entgegenmmmt. Slm ©nbe ber Seiet w irft fie ba§ $ifd)tudj ton fid) unb erfennt au!i ber fRt^tung ber gipfet, weilte iljrer greunbinnen bie nädjfte ift, bie $od)jett ntacfjen wtrb.

1. DlbenBurger £anb trab Seute. ®eeft unb Warfcf). Ser DlbenBurger Sauer. 38i|.

SuftBarfeiten. Singen unb glucken. — 2. Sie Süneßurger §eibe. — 3. ®a§ Woor. — 4. ©in norbbeutfdjeg ©rntefeft. — 5. SSeftfälifcße unb pommerictie Sauernfdjaft. — 6. Sie W arf SranbenBurg al§ M tu ria n b . — 7. 9iad) bem ©»reetualb. — 8. ®a§

DberBrucf). — 9. Seriin.

1. ^f&enimtger Jattb ttttb cicufe.*)

@eeft utti» SJlarfd).

3Btr [jaben es I)ier natürlicE) nur mit ben 33ewof)nern bes @rof)f)erjog=

tmrtS, nidjt benen ber ©ntiatien ju t£)un, alfo mit bem »on ber ißrooinj

£amto»er unb ber Dtorbfee eingefdjloffenen .'pauptinnbe, o£)ne bie gürften*

tümer ®utin unb Sirfenfelb. ®ie 93e»ölferung biefeS SanbftridjeS ift eine feljr biinne, benn e§ wohnen nur 55 SLRenfdjen auf bem üuabratfiiometer;

baju ift fie ungleich »erteilt, benn wäijrenb man in ber beften SDiarfdjgegenb (Sreis Düelgönne im Sutjabinger Sanbe) 62 ®öpfe auf bem Quabrat=

iiiometer ¿iitjit, redjnet man auf ber olbenburgifdjen ®eeft 58 unb auf ber münfterfdjen ®eeft, mo nod) etwa jwei S)ritteiie mit .geibe bebecEt finb, 30.

2öir begegnen i)ier bem ®egenfa&e ¿wifdjen ®eeft unb SJiarfd), ber für baS ganje Dlbettburger ßanb djarafteriftifd) unb aud) für unferen ßwed »cm SS3idE)tigieit ift, inbem bie Strt unb ßebenSWeife ber 93e»öiferung wefentlid) auSeinanbergeijt, je nadjbem fie bem mageren ober fetten ©oben angeprt, wie benn aud) bie SMfsftämme »erfdjieben finb; benn wiifjrettb in ber SJJarfdj fid) überall griefett niebergelaffen fjaben, werben bie ®eeftbiftrifte

»on bem alten Stamme ber ©adjfen bewohnt.

S3erg unb Ebene, .gteibe unb Sumpfianb bebingen nidjt allein bie giatur ber ißfianjen unb SDiere, bie ifjnen entftammen, fonbern and) ber äföenfdjen. ¿er Siroler unb Schweiger ift ba§, wa§ er ift, nidjt allein burdj gewiffe Stbftammung unb üiaffentreujung, fonbern wefentlid) aud)

:) ©renjBoten II., ©. 177

ff-burcE) bie Üllpennatur, bie fein Sebenêelement ift. SBiCE matt tÉ>n ôerftei)en, fo muff man bte Sanbfdjaft berftef)en, itt bie ii)tt ber Zünftler „überm

©ternenjelt" als Staffage gefept E)at. ©benfo wirb fic£) uns ber Olben- burger aus feinem Sanbe unb beffen ©egenjäjjen, ber ©eeft unb ber äftarfd), entwicfeln.

Unter ©eeft öerfteijt man in bem ganzen norbweftlidjen Seutfdjlanb, baê bon ähnlicher SBefdjaffenheit wie Olbenburg ift, baê E)öE)er gelegene, meift fanbige, mei)r ober weniger magere unb trodene Sanb, Wie benn geeft ober güft in ber plattbeutfdjen Sprache trocien bebeutet. ®ë tritt biefer üluêbrucf nur im ®egenfa|e zu ben bon ber ©eeft überall fcEjarf ab- gegrenzten Ütieberitngen jener Sänber, ju üftarfif) unb SDÎoor, auf. Sie Dlbenburger ©eeft hat im ©üben beê ©ropherzogtumê il)re größte SBreite, non ba §ie£)t fie, burch grope SKoore ju r 9?ed)ten unb befonberê ju r Sinfen eingeengt, in ©eftalt einer niebrigen fjügelfette norbwârtê an ber ©tabt Olbenburg borbei, unb lauft, ben Sabebufen zur SRedjten laffenb, auf bie

©tabt Setter ju, welche auf einer fdjmalen ©eeftijalbinfel gelegen, wie bon einer ginne in bie üppige 9Jîarfd)fÎcid)e non Seöerlanb ijinabfdjaut. Sie ftinlic^feit biefer pgelfette mit Sünen ift ganz augenfcheinlid); ja bie Sünengeftalt ift an nieten Orten, wie z- SB. in ben Ofenbergen, nod) boll- fommen erhalten, unb eê tann feinem gweifel unterworfen fein, bap bie

©eeft baê ältere, bie äftarfch baê jüngere Sanb ift, bem bie gifdje eine gute geit fpäter £ebewol)l gefagt haben, alê jenem. Sie großen £eibeftäcf)en, bie einen beträchtlichen Seil beê Dlbenburger Sanbeê auêmad)en, wieberholen im Keinen ben ©harafter ber Süneburger £eibe, ber w ir im folgenben eine befonbere ^Betrachtung wibmen.

äftan fönnte ben ©ropljerzog non Olbenburg ben Sßfjarao mit ben fieben fetten unb ben fieben mageren tüfjen nennen; bie fieben mageren finb bie ©eeft, bie fieben fetten bie SÄarfd). DJcarfd), ein Sßort, baS fprachlich unb fachlich an baê lateinifcpe mare unb baê franjbfif^e marais erinnert, peipett bie fetten Ütieberungen an ben gilupmünbungen unb DJceeres- lüften, bie jenen 2Mnbungen benachbart finb. ©in eigentümlicher, burcp Slnfdjwemmung gebilbeter, fchwerer ShDn&°ken' genannt, ber neben Sljon, Sehm unb ©anb aud) Sorf unb anbere Sßflanjenteiie, SOtufcheln,

äftan fönnte ben ©ropljerzog non Olbenburg ben Sßfjarao mit ben fieben fetten unb ben fieben mageren tüfjen nennen; bie fieben mageren finb bie ©eeft, bie fieben fetten bie SÄarfd). DJcarfd), ein Sßort, baS fprachlich unb fachlich an baê lateinifcpe mare unb baê franjbfif^e marais erinnert, peipett bie fetten Ütieberungen an ben gilupmünbungen unb DJceeres- lüften, bie jenen 2Mnbungen benachbart finb. ©in eigentümlicher, burcp Slnfdjwemmung gebilbeter, fchwerer ShDn&°ken' genannt, ber neben Sljon, Sehm unb ©anb aud) Sorf unb anbere Sßflanjenteiie, SOtufcheln,

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