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schen Siege brachten vielen Offizieren in den höheren Kommandostellen verdiente Ehren ein; der Kronprinz

W dokumencie Briefe der Kaiserin Friedrich (Stron 127-131)

wurde für seine Verdienste m it der Feldmarschallswürde belohnt, eine Ehre, die auch dem Prinzen Friedrich Karl zuteil wurde. Vier Tage später, am 31. Oktober, schrieb die Kronprinzessin:

„ Ic h habe D ir seit der großen Neuigkeit der Kapitulation von Metz nicht mehr geschrieben. W enn man nur hoffen könnte, daß Paris sich vor der schrecklichen Alternative einer Be­

schießung oder einer Hungersnot ergeben w ü rd e ! Es hat keinen Sinn fü r die Franzosen, länger W iderstand zu leisten — dies würde Frankreich die entschwundene militärische Ehre nicht wiedergeben — sondern nur endloses und schreckliches Elend über viele Tausende von Unschuldigen bringen. Ich glaube, daß

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B rie fe d e r K a is e rin F r ie d r ic h

man es im allgemeinen dem General Trochu zu verdanken hat, daß sie nicht nachgeben wollen; er opfert die Einwohner seiner eigenen persönlichen E itelkeit. Die Kaiserin ist in W ilhelm s­

höhe, kehrt aber, wie ich höre, heute oder morgen nach E ng­

land zurück. F ritz hat den Rang eines Feldmarschalls erhalten, und F ritz-K arl auch — es ist das erstemal, daß ein Prinz dieses Hauses diesen T ite l bekommen h a tl Ich glaube, er ist in der T at wohl verdient. Die K önigin ist heute nach F ra n kfu rt ge­

fahren, um den Großherzog von Hessen und die ganze Fam ilie zu besuchen, auch die Herzogin von H am ilton . . . Ich höre bei­

nahe jeden Tag von Fritz — e9 geht ihm gut, aber er ist bei dem Gedanken an die Verlängerung des Krieges und die Be­

lagerung von Paris bedrückt.

W aldy hat sich von seiner K rankheit vollkommen erholt und sieht sehr gut, wenn auch noch etwas mager, aus. Die anderen sind gesund. W ie geht es dem lieben Leopold ? Ich habe so lange nichts von ihm gehört. Die drei gefangenen Marschälle werden nach Kassel gesandt — so w ird wenigstens der Kaiser Gesell­

schaft haben. Es scheint so außerordentlich, daß w ir die fran­

zösische Armee gleich en gros gefangen haben!

D ie ,Times“ ist so interessant, daß w ir im m er m it Ungeduld auf ih r Kommen warten. Die E rbitterung gegen England ist noch sehr groß, und die Bevölkerung sehr ungnädig gegen alles Englische. Ich halte das fü r ungerecht; es macht m ich sehr un­

glücklich. Ich kann nichts dafür, wenn ich bei solchen Gelegen­

heiten heftig werde und unangenehme Bemerkungen, die ich höre, m it einer Vehemenz zurückgebe, die nicht immer klug ist.

Solche Reden rühren einen wilden Trotz in m ir auf und bringen m ich außer Fassung. Ic h muß mich selbst m it dem Ge­

danken trösten, daß die Deutschen alle Berechtigung haben, in einer Erregung zu sein, die ihnen sonst frem d is t; sie macht sie ein wenig ungerecht, man muß bedenken, daß ihre Existenz beim Ausbruch des Krieges auf dem Spiel stand, der ihnen in so ungerechter Weise auf gezwungen worden ist. N atürlich ist dies fü r mich noch viel unangenehmer, als fü r irgendeinen anderen.“

D e r deutsche Z o rn ü b e r E n g la n d s N e u tr a litä t wuchs w e ite r; eine W o c h e später, a m 7. N o v e m b e r, sprach die K ro n p rin z e s s in ih re n K u m m e r ü b e r d ie deutsch-en glische S p a n n u n g v o n neuem a u s :

„W as D u über die Stimmung, die zwischen Deutschland und England herrscht, sagst,“ schrieb sie an ihre M utter, „is t nur

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zu w ahrl Sie macht m ir das Herz schwer. Man kann nur Geduld haben! Ich weiß, daß sie auf die Dauer nicht bestehen bleiben wird. Sobald in Deutschland die Leidenschaften und Nerven der Bevölkerung sich ein wenig beruhigt haben und die Menschen Zeit haben werden, zu untersuchen, worauf ih r eingebildeter Zorn gegen England beruht — diese Zeit haben sie jetzt nicht — werden sie erkennen, wie kindisch die Gründe und wie gering­

fügig die Tatsachen waren, die sie in maßloser Übertreibung so ärgerlich gemacht und außer sich gebracht haben. Ich bin fest davon überzeugt, daß sie sich ihrer Ungerechtigkeit gründlich schämen und dankbar fü r Englands freundliche und herzliche Sympathie sein werden, ebenso wie fü r seine große und glän­

zende M ild tä tig ke it und die meisterhaften Beschreibungen unserer Taten in seiner' unvergleichlichen Presse, der ersten Presse der W elt. Auch jetzt kann, wie ich sicher bin, viel getan werden, um Mißverständnisse aufzuklären und Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Es hat keinen Sinn, auf beiden Seiten Fehler zu machen, bis w ir in einen ernstlichen Streit oder in eine tief­

wurzelnde Abneigung hineingeraten sein werden, fü r die die ganz* W e lt zu büßen hat. A lle diejenigen, die nach Deinen eigenen gerechten und wahren W orten, wie ich, m it Herz und Seele beiden geliebten Ländern ergeben sind — der Sache der Freiheit und K u ltu r — deren Hauptträger sie sind — müssen jetzt durch viele bittere Augenblicke hindurchgehen. Aber der F all ist nicht hoffnungslos. W enn England Nachsicht m it seinem aufgeregten Bruderlande haben w ill, das jetzt während seines Kampfes keine Zeit zur Überlegung hat, so werden, wie ich weiß, V ernunft und Zuneigung wiederkehren. Die Ursache fü r all den Ärger ist in W irk lic h k e it diese: bei Kriegsausbruch glaubte Deutschland natürlich, da es ohne Vorbereitungen zu den W affen greifen mußte, in der größten Gefahr zu sein und wandte sich an die Engländer, als an seine einzigen Freunde, um sie um H ilfe zu rufen. England betrachtete die Lage anders _ es zog vor, statt M itspieler Zuschauer zu sein, hielt auch wahr­

scheinlich -die Gefahr, in der Deutschland schwebte, nicht fü r so groß, wie die Deutschen selber — kurz es entschloß sich, neutral zu bleiben. E in Schrei der Enttäuschung und des Ärgers stieg in Deutschland auf; das V o lk sagte: „W enn w ir vernichtet werden, so w ird England die Schuld daran tragen. Es weiß und erkennt an, daß w ir unfair und ungerecht angegriffen worden sind und w ill jetzt ruhig Zusehen, wie w ir zugrunde gehen, ohne einen Finger zu unserer Unterstützung zu regen. W enn es nur seine Meinung zu unserem Nachbarn, der so plötzlich unser Feind

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B rie fe d e r K a is e r in F r ie d r ic h und die freundlichen Anerbietungen, die England seitdem un­

aufhörlich gemacht hat, anerkannt und geschätzt werden.

Nach meiner Ansicht hat Deutschland m it dem was ihm am meisten Kummer macht re ch t; sein Gefühl ist wohl zu verstehen, denn ich kann nicht umhin zu glauben, daß England den K rieg hätte verhindern können und sollen, und zwar durch eine Zu­

rechtweisung der angreifenden Partei. Deutschland ir r t sich da­

gegen vollkommen in der Annahme, daß England durch seine Liebe zu Frankreich und seine Eifersucht auf uns gehindert worden ist, daß Lord Granville französisch empfindet und daß die Neutralitätsgesetze zu unserem Nachteil und Frankreichs V orteil ausgelegt worden sind; auch wurden viele gering­

fügigere Tatsachen gegen England vorgebracht, übertrieben und verdreht, so daß sie Trotz, Argw ohn und alle möglichen un­

freundlichen Gefühle erzeugten, die nun überall an ganz harm­

losen und freundlich gesinnten Engländern ausgelassen werden.

Das Unglück ist, daß unsere offiziellen Vertreter weder geeignet sind, hier eingreifen zu können noch fü r ihre Stellung passen, wie B ernstorff und Lord Augustus Loftus. Jeder hat bei aller guten Gesinnung Fehler und bévues m it unglücklichen Folgen begangen. W enn aus dem gegenwärtigen Kriege ein großes deutsches Kaiserreich hervorgeht, darf niemand von den Genann­

ten auf seinem Posten bleiben. E in A m t von so ungeheurer W ich ­ tigkeit muß den besten Köpfen und Männern, die beide Länder hervorbringen können, Vorbehalten bleiben, so daß auf beiden Seiten die W ürdigsten repräsentieren. Ich bin sicher, daß nichts alles schneller einrenken könnte. B itte entschuldige meine Offen­

heit.

Inzwischen beschäftigten zwei wichtige Fragen den König von Preußen und seine militärischen Ratgeber, unter denen der Kronprinz, Prinz Friedrich Karl und Bismarck an erster Stelle standen. Die erste dringende Frage befaßte sich m it dem Problem, wie der Krieg auf die schnellste Weise beendigt werden könne. Die zweite, vielleicht nicht weniger wichtige Frage, berührte die Zukunft Deutschlands. Obgleich die regulären fran­

zösischen Armeen entscheidend geschlagen worden waren,

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