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Der Sieg von W örth erfreute die Kronprinzessin außer

W dokumencie Briefe der Kaiserin Friedrich (Stron 112-115)

ordentlich; sie schrieb an die Königin Victoria am 11. August:

„D u wirst m ir nicht böse sein, wenn ich mich der lieben von Marie Goltz freundlich geliehenen Hand bediene, um D ir diesen B rief zu schreiben, da ich mich hingelegt habe, um ein wenig zu ruhen, was ich sehr nötig habe. Eben erhielt ich Deinen lieben B rief vom 8., fü r den ich mich beeile, D ir herz- lichst zu danken. Ich bin gerührt und entzückt über Deine ehr­

liche Freude an meines geliebten Fritzens Sieg! D er Erzieher der Kinder, Leutnant O’Danne, ist gestern, von Fritz geschickt, hier angekommen und brachte m ir den eingeschlossenen Brief, den ich zurückzusenden bitte. Ich bin sicher, daß die Beschrei­

bung der Schlacht von W örth in Fritzens eigener Handschrift D ich interessieren w ird ; sie ist so bescheiden und ganz wie sein eigenes liebes Selbst. Leutnant O’Danne hat an der Schlacht teilgenommen und war voller Bewunderung fü r Fritzens Ruhe während der langen Stunden, in denen er kommandierte, denn diese furchtbare Schlacht dauerte den ganzen Tag. Leutnant O’Danne sagt, daß es Fritz gut ginge und er natürlich außer­

ordentlich viel zu tun hätte.

Du fragst, ob ich irgendwelche Freunde oder Bekannte ver­

loren habe. Leider hört man jeden Tag von neuen, die ge­

fallen sind. E in alter Freund von Christian, M ajor Senff, der 88

früher im selben Regiment wie Christian stand, ist von einer Granate in Stücke gerissen worden. Der Arme war immer voller W itz und Laune.

Gestern abend besuchte ich den alten General Esebeck und seine Frau, die ihren zweiten Sohn verloren haben; er hinter­

läßt eine Frau, die gerade einer Entbindung entgegengeht, und ein kleines Kind. Sie waren zwei Jahre sehr glücklich ver­

heiratet; der Kummer der armen M utter war herzzerreißend.

Dann ist ein Schwager des H errn von Schweinitz schwer ver­

wundet worden, ebenso wie mein früherer Page, Leutnant M üller, General von Bose, einer unserer fähigsten Offiziere, hat eine schwere Fußverwundung.

W ir erwarten stündlich die Nachricht von einer anderen großen und furchtbaren Schlacht, wahrscheinlich in der Nähe von Metz, da die Franzosen alle ihre K räfte zu einer großen Anstrengung zusammenzuraffen scheinen. Der zitternde Eifer, m it dem w ir die Telegramme verschlingen, ist nicht zu be­

schreiben. W ie dankbar werden w ir sein, wenn diese schreck­

liche Zeit vorbei ist und man wieder in Frieden leben kann.

260 verwundete Preußen kamen gestern in Berlin an, denen heute ein Zug m it verwundeten Franzosen folgte. Ich muß D ir mitteilen, und Du wirst, wie ich glaube, froh darüber sein, daß die gefangenen und verwundeten Franzosen überall m it großer Freundlichkeit und Sorgfalt aufgenommen werden.

Als ich beim Kriegsausbruch sagte, daß die Odds stark gegen uns stünden, war ich der Meinung der meisten Men­

schen, daß die Franzosen den Rhein überschreiten würden, ehe w ir unsere Truppen sammeln könnten. Fritz erwartete niemals, daß er imstande sein würde, seine Armee aufzustellen, da er glaubte, die Franzosen würden die Pfalz, Darmstadt und Baden besetzen und die Armee am Versammeln hindern. W ie sie unsere Städte behandelt haben würden, haben w ir durch ihre barbarische Beschießung und Einäscherung der offenen Stadt Saarbrücken gesehen. W ir fürchteten, daß unsere fruchtbaren Rheinprovinzen verwüstet und die Schlachten auf deutschem Boden geschlagen werden würden. Das war die angenehme Aussicht, die w ir vor drei Wochen hatten. Aber ich zweifelte nie daran, daß der E rfo lg auf unserer Seite sein würde, wenn w ir unsere K räfte rechtzeitig zu versammeln vermochten. Ich war gestern in B erlin und besuchte das Barackenhospital, das m it wunderbarer Schnelligkeit am Kreuzberg gebaut worden ist und sich in sehr gesunder Lage befindet. Der Bau w ird von unseren besten Wissenschaftlern geleitet und w ird sicher ein

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B rie fe d e r K a is e rin F rie d r ic h

E rfo lg sein. Man trocknet den Grund aus, gräbt Brunnen, legt eine provisorische Feldbahn, Gas und Telegraph an. 1600 Mann können in den Baracken behandelt werden. Die Kosten tragen der Staat, die Stadt und ein Komitee, dem ich angehöre. Dann fuhr ich zum Rathaus, um das Depot von Leinwand und V e r­

bandstoffen, Bettwäsche und Kleidern zu besichtigen. Alles w ird von dem eben genannten Komitee und von einer Anzahl Damen besorgt, die sich dort täglich versammeln, oder von Soldatenfrauen, die fü r ihre T ätigkeit bezahlt werden. Nach­

mittags besuchte ich meinen Viktoria-Basar, der in derselben Weise tätig ist und Darmstadt wie Karlsruhe m it H ospital­

leinen versorgen soll. Jedes Zeichen der Sympathie von seiten Englands w ird m it Freude und Dankbarkeit aufgenommen und anerkannt. Freundliche Gaben aus Manchester und L i v e r ­ pool sind dankbar angenommen und freudig begrüßt worden.

Elend und Leiden sind ungeheuer und werden noch größer werden. Aber ich muß sagen, daß im ganzen Lande keine Frau ist, welcher Klasse sie auch immer angehören mag, die nicht ih r Letztes gerne hergibt, um die Leiden von Freund und Feind zu erleichtern. Es ist ein großes Liebeswerk, das manches angstvolle und schmerzende Herz tröstet, weil es die fieberischen Gedanken beschäftigt.

Ich hoffe bestimmt, die Erlaubnis zu erhalten, nach H om burg zu gehen und dort ein kleines Lazarett auf meine eigenen Kosten einzurichten. Ich habe schon eine ganze Menge Dinge dafür zusammen, und verschiedene freundliche Gaben helfen zu seiner Fertigstellung.

Ich war noch von den gestrigen Aufregungen sehr m üde;

Schlaf und Appetit sind nicht immer die besten, aber im ganzen geht es m ir recht gut, meine süße kleine Sophie wächst und gedeiht und ist mein Trost und Vergnügen.

Die älteren K inder verstehen nicht viel von dem, was vor sich geht, trotzdem sie es sehen und hören. W illy und V icky zeigen jedes auf seine Weise viel Interesse an den Tages­

ereignissen ..

Der Sieg von W örth brachte dem Kronprinzen eine ungezählte Menge von Gratulationen ein. Am 19. August schrieb er in sein Tagebuch:

„ M ir w ird aus der Heim at ungemein viel Lob gespendet, weit mehr, als ich es verdient habe. Ist es aber nicht eine eigene Fügung, daß ich, der ich viel lieber in W erken des Friedens

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Anerkennung erntete, verurteilt bin, solche blutige Lorbeeren zu erringen? Möge dereinst der friedliche T e il meiner A u f­

gabe desto heilbringender sein! Auch aus England kommen m ir Beweise von Teilnahme fü r meine Siege, was mich unend­

lich erfreut. So hat beispielsweise Lord Granville in einem Privatbriefe an meine Frau förm lich gegen den Gedanken pro­

testiert, als ob seine P o litik durch Sympathie fü r Frankreich geleitet würde.“

In ihrem vom 4. August datierten Brief an die Königin Victoria hatte die Kronprinzessin dem „wundervollen Ge­

dicht“ Freiligraths wärmsten Beifall gespendet. Nun war sie erfreut und geschmeichelt, von der Königin Victoria, die ihr am 17. August schrieb, zu hören, daß es von Mr. Theodor Martin ins Englische übersetzt worden sei.

Drei Tage später schrieb die Kronprinzessin, welche noch

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