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Bcrfaßvctt gegen ^tüißtige unb gegen Sibwcfcnbe, bie fifl) ber aßcßr|)fiici)t entgogen ßaßett

Bon D r. § e i n r i c ß N e m ß e , ©taatSanWattfdßaftgrat int Neicß Sjuftigminifterium

I. S a i friißere fRecßt (§§276, 277 ©tißD.) ließ bie §außt*

üerßanbtung gegen einen Stbwefenben auf ©runb einer bffenU ließen Sabung gu, wenn bie Sat m it ©etbftrafe ober ©in*

gießung, attein ober in BerBinbung miteinanber, Bebroßt war, im allgemeinen atfo nur in wenigen ©aeßen ber fteinen Sri*

minatität. g ü r mittlere unb ftßwere ©traffaeßen faß e§ ein Beweigfießerunggöerfaßren unb ■— naeß ©rßeBung ber öffent*

ließen Silage unb Bei Berbaeßtggriinben, bie einen §aftBefeßt reißtfertigten — ein 3ü>ang§öerfaßren gut ©eftetlung be§ StB*

Wefenben öor. SttS Neget üertangte eä bemnaeß, baß ber Stn*

gettagte öor bem Nicßter erfeßien. N ur ßierbureß ßiett e§ bie ginbung ber SBaßrßeit unb eines gerecßteit Urteitgfßrucßeg für gewäßrteiftet.

Siefer au§ li&eraliftifcßen ©ebantengäitgen erwaeßfene

©ntubfaß ßat fid) nießt Bewäßrt. ©r ift baßer Bei Befonber?

gearteten Berfaßren Bereits früßer getegentlicß burißBrocßert worben (bie früheren Borfcßriften ber ©tSpD. üßer ba§ Ber*

faßreu gegen StBwefenbe, weteße ficß ber SBeßrßfticßt entgogen ßaBen, § 473 NStBgO., § 9 StBf. 3 Botf§B©., § 9 ß iff. 1 NytucßtSt©.). Sen enbgüttigen Brucß m it ber Bergangen*

ßeit ßat man jeßt aus fotgenben ©rünben üollgogen:

Bei ben einfadfen Berteßrgöerßältniffen ber früßeren 3 e^

mag e§ ßaufig nießt am Büfett SBüten beg Stngeftagten ge*

legen ßaBen, wenn er nießt gur ©ericßtgftette erfeßien. Sie gorberung, in feiner St&wefenßeit öon ber ^auptüerßanbtung grunbfaßtieß aBgufeßett, ßatte barnaiS eine gewiffe Bereeßtigung-

§eute liegen bie Berßättniffe anber§. Sie neugeittießen Ber*

feßrgmittet Begünftigen eine griudjt be§ NeeßtäBrecßerS gang erßeBIicß. ©ie ermöglichen e§ ißm eBettfo, oßne Befonbere iNüße gum Sermin gu fomnten ober wenigfteng fein Slu§Biei&en g»

entfeßutbigen. SBertn ber Singefiagte ßeute in ber ^außtüerßanb*

tung feßtt, liegt e§ in ber Sieget an feinem Böfen Bütten. ®r entfißieb Bigßer'barüBer, oB ber ©taat auf bie Sat m it einer

©träfe antworten tonnte, ober oB er bie ©egenwirfung auf ba§ BerBrecßen fü r unBeftimmte 3 eit, üieiteießt fü r imnter, ßinaugfdficBen muffte. @§ liegt auf ber Sganb, baß ber Necßt§*

Breißer babureß eine Befugnis erßiett, bie er nießt ßaBen barf- 3'ür baS Stnfeßen ber ©trafred)t§ßftege unb be§ ©taateä ift e§ untragbar, wenn ber Sater feiner St&urteitung ein ent*

fdjeibenbeg §inberni§ in ben Bkg legen fann.

Siefer grunbfäßiicße ©eficßtspuntt ßat große pra!tifiße Bebeutung. ©erabe in ben mittleren unb fdjweren ©traffätle^

Befteßt ßäufig — abgefeßen öon ber eigentlichen ©träfe be3

©cßutbigen — ein öffenttießeg BebürfniS naiß ber Stufttärung einer Sat burdj bie §auptöerßanbtung, an ber geftftettung ber ©cßutb ober Unfcßuib eines Befißutbigten unb ber Branb*

martung beg ©d)utbigen burdj ba§ U rte il Siefe 3 i et e

©trafrecEjtSfoflege fönnen aueß in StBwefenßeit be§ SäterS et*

reicht werben. BiSßer tonnte er ißre ©rreidjung üereitetn, fogar, wenn bag Beweigmateriat einen eBenfo üottftänbigeü

©d)utbbeweig wie in feiner ©egenwart gutieß. Sie Bet*

feßiebung ber §auptüerßanbiung big gur ©eftetlung ober ©t*

greifung beg Säterg gteiißt ben SNißftanb nid)t aug. §äuffS ift ßiermit überhaupt nießt gu rechnen, g n jebem g a ü e .1 aber ber Stuffcßub ber §auptoerßanbtung mißtieß, weit fw erfaßrungggemäß bie Beweigmittet üerfiüdjtigen, wobureß bet Nadjweig beg BerBredjeng in fpäterer 3eit gefäßrbet

töitb-64. Saljrg. 1935 §eft 33] SKuffäjje 2335

$ud) eine „BeweiSficgermtg" iann bie ©efagr nid)t Beheben.

$ ü r bie fpätere (Srttfdjeibimg über ©cgulb ober Unfd)ulb beS Slbwefenben ift nicht ber ^n g a lt ber Säften, fonbern nad) bem

©runbfag ber Unmittelbarieit ber ifjauptoerganbiung in erfter Sinie baS Ergebnis ber münblicgen Berhanbiung entfegeibenb.

®S genügt nicht, baß bie Säften üoffftänbig ftnb. SSie münb*

Kegen SluSfagen, bie in aller Sieget baS gunbament eines Urteils bilben, muffen auSreicgenb unb guoetläffig wiebergolt beerben fönnen. BoffenbS unerwünfegt erfegeint bie frühere Siegelung, wenn bie ©träfe — ober eine oon mehreren

©trafen — trog ber Slbwefengeit beS Stngettagten Ooffftrecft Serben tonnte, fo bei Egren*, ©elb* unb BcrmögenSftrafen.

©leicgeS gilt, wenn bie ¡gauptoerganblung eine nahbrücfiid)e SBirfung in ber öffentlicgfeit, ©enugtuung unb Befriebigung beS öffentlichen ©ühnebebürfniffeS ober SfBfdfrecfung, erhielt hätte unb bie ©traflofigfeit ber Sat nachteilige g-olgen für bie ftaatlidje Drbnung unb baS Stnfehen ber ©taatSfügrung fieforgen lieg.

SJian hat früher geftenb gemacht, nur bie perfönKcge Betnegmung beS Sängeflagten unb baS Qu^ammtn* unb

©egeneinanberwirfen gwifetjen ihm, bem ©taatSanwatt unb bem ©eriegt gäbe eine fiebere Unterlage für 5aS Urteil. ®er

©ebanfe ift in biefer Beraffgemeinerung nicht berechtigt. £rog beS hohen SBerteS, ben bie Bernehmung beS Sängeflagteu in ber ¡gmuptoerganblung hat, ift er testen EnbeS nur eins in ber Saht ber Beweismittel. ES hängt Oon ber Sage beS gaffeS ab,

°B gerabe biefeS Beweismittel entbehrt werben tonn ober nicht.

SSenn bie fonftigen Beweife ergiebig finb, tarnt häufig auch

°hne Bernehmnng beS Sängeflagten feine ©cgulb ober Unfcgulb äioeifetsfrei feftgeftettt unb auf eine Berganblung ohne ihn ein fidjereS U rteil gegrünbet Werben. SSie ©ache liegt nid)t OttberS, als Wenn ein anWefenber Stngetiagter bie Ein*

taffung üerweigert unb als faaffiüer Sugörer bie Berhanbiung über fid) ergehen Iaht, pfftr ben neugeitlicgcn ©trafprogeß gilt bas nnt fo mehr, als in ihm baS ©eftänbniS unb bie Ein*

taffnng beS Stngefiagten gur @ad)e immer ftärfer gurüeftreten Segenüber ErfenntniSguelten, bie oon feiner ißerfon un*

ff_&hängig finb. ®ie frtminaliftifcE)e SJBiffenfigaft, bie Sfftebigin,

^edfnif nnb Ehemie ftetten heute ja Bereits Borgänge feft, bie ber Sängeflagte burd) Erttärungen ftf|ied}terbingS nicht erfchüttern tarnt. Sind) unter biefen ©efid)tSpunfteu hat bie Efttwictlung ber Seit ben ©runbfag, feine Berurteiiung üt 2lb*

Uoefenheit gngutaffen, überhott.

ES liegt auf ber §anb, baß ein fo erheblicher ißunft

*bie bie ffrrage nach ber ißflidjt nnb bent Stecht beS Slngefiagten äur SInwefenheit in ber ¡gauptoerganblung m it ben auS ben hotitifeijen Stuffaffungen ber Seit geborenen ©runbgebanfen beS ©trafbrogeffeS gufammenhängt. Stad) ber Einteilung beS porigen ^uhehuirberts Betrachtete man ©taat unb 3led)tS*

orecher im ©trafprogeß als gwei Parteien, bie üor bem Bicgter OQS Stecht fachen, ©cgug beS SinbiüibuumS, and) beS SRed)tS*

orecherS, Oor ber Staatsgewalt war eine auS bem ©ebattfen bet ©ewattenteilung entftanbene $orberung ber oergangenen Eboche. ©eibft wenn ber oon bem öffentlichen 2tnfiäger oor*

belegte Beweis üöffig übergeugte, mußte ber Stidjter Oon btefer Sgaltung auS eine Entfcgeibung abtehnen, wenn er nur

^ue Partei gehört hatte. SänbererfeüS fd)ente man fid) aber, beit ©ebanfen beS $arteiprogeffeS bahin gn Enbe gu benfen, boß auch ber Sffngeflagte auf fein Butteiredjt, in ber igaupt*

bfrhanbhtug gu erfdfeinen unb m it feiner Berteibigung ge*

| ° t t gn werben, üer§icf)ten_ bürfe unb fein ungegorfameS Ausbleiben gefeglid) als ftifffhweigenben Bergicgt gu be*

i i Qdjten. blieb eben bei ber halben Söfung. Siet ber neuen Pfießgebung ift ein ©trafoerfahren, baS unter affen Um*

uoitben ber ©eredjtigfeü gunt ©iege oergilft, ben Unfchulbigen

^ ^Rechtfertigung unb ben ©cgulbigen ber gerechten ©träfe

|mührt. ES barf feinen Unterfdjieb machen, ob ber Sängeffagte öerteibigt, an ber ¡gauptüerganblung untätig teilnimmt Pet fid) fogar burcC) flu c h t ber richterlidfert ©ewalt gu ent*

Iffhen oerfudjt. Snt legten ff-affe muß ber ©runbfag ber

£ünb!id)feit nnb Unmittelbarfeit, foweit eS fid) um ben 2lit*

muagten haitbelt, bem Sutereffe ber ©trafred)tSpflege wcid)eu.

Snt ©d)rifttum beS Oortgen Sflhr hunbertS Würben gegen

bie Slburteilung eines Slngeflagten in 2lbwefenheit gelegent*

lieh noch aitbere Bebenfen erhoben. Sffan wanbte ein, baS Urteil gegen ben ülbwefenöen ftege nur auf bem ifJapier, baS Berfahren führe gu einer unerquicflidfen ISoppelarbeit, weil nach ber Ergreifung ober ©efteffung beS flüchtigen hoch in aller Siegel eine neue Berhanbiung ftattfinbe, baS Slbwefen*

heitSnrteil minbere auch wegen feines meiftenS prooiforifd)en EharafterS bie Bebeutung beS ftrafridjterlichert Urteils über*

haupt. ISaS ©efeg Ifat biefe Stippen forgfältig oermieben, fo baß biefe Bebenfen feiner weiteren Bebanbhmg bebürfen.

f m übrigen ift baS neue Berfaßren gegen flüchtige nicht für bie fä lle beS alltäglichen SebenS berechnet, ©egen ben ab*

wefenben Befdjulbigten wirb in ben meiften fä lle n , wie bis*

her, bie iQauptöerbanblung nicht ftattfinben. Stur wenn baS SiedjtSempfirtben beS BolfeS — fei eS wegen ber ©djwere ber j£at ober ihrer 2I r t — bie balbige Slburteilnng oertangt, fommt baS Berfaf¡ren gum Suge. ES barf baljer auch nidft auS

©efidjtSpunfteu betrachtet werben, bie burd) bie Beobachtung afftäglidjer ©trafoerfahren .gewonnen finb.

Bei ber Säuberung fnitpft baS ©efeg wieber an Beftim*

mungen an, bie nocí) in ben meiften $aríifuíarrecí)ten ber erften §älfte beS Oorigen f aI)rhunbertS enthalten waren unb erft burd) bie Einfteffung ber folgenben Seit üerfegüttet worben finb (ügl. § u g o STceger, ®aS ©trafoerfahren gegen 2IB*

Wefenbe, B erlin 1869 unb f . § a e b e r l i n , ©ammlung ber neuen beutfegen ©trafprogeßorbnungen, ©reifSwalb 1852). ES ift gier niegt ber auf bie großen Berfcgiebenijeiten biefer

©efege hiuficgtiich ber Suläffigfeit ber Einrichtung nnb ber SBirfungen beS SlbwefenheitSoerfahrenS eingugegen. ©eine

©runbgebanfen taffen fid) jebenfalls über fie unb baS mittel*

aíteríídfe 9ied)t ginweg bis in bie Seit b'er SSfnfänge beS beut*

fdjen ©trafprogeffeS oerfolgen.

®ie ©trafprogeßgefege ber anberen europäifegen Sauber fcgließen fieg beim Berfagren gegen Slbwefenbe teils ber fran*

göfifegen ©efeggebung an — fo Belgien, SDioitafo unb Supern*

Burg — . ©ie fennen üor ben ©ehwurgeriegtert ein Son*

tumagialüerfagren m it öffentlid)er Borlabnng beS Befdjul*

bigten unb gewähren eine neue Betganölung, wenn ber Sffngeflagte fid) ftefft ober gur Sgaft gebracht wirb (Code d’instruction Criminelle 0. 17. iffoO. 18Ö8 2lrt. 465 ff.). Seils fennen fie ein SlbwefengeitSOerfahren, baS niegt m it einem proüiforifdfen Urteil eitbet. ©o finbet in ber ©djweig (2lrt. 148 beS BunbeSgefegeS über bie BunbeSftrafred)tSpfIege o. 15. f uni 1934) gegen ben abwefenben Sffngeflagten unter S utaííun9 eines BerteibigerS bie ^auptoerganblung ftatt, wenn baS ©e*

riegt fein perfönlicgeS Erfcgeinen niegt für notwenbig eradjtet.

®er in Bbwefengeit Berurteilte fann binnen 10 Sagen, feit bem igm baS U rteil gur SenntniS gelangt ift, beim BunbeS*

ftrafgeridjt fcgriftlid) bie Slufgebung beS Urteils anbegegren, wenn er burd) ein unOerfcgnlbeteS §inberniS abgegalten worben ift, in ber Sgauptüerganbiung gu erfcgeinen. SBirb bie Slnfgebung Bewilligt, fo finbet eine neue igauptoerganblung ftatt. SSa3 ©efud) um SlufgeBnng gemmt ben Boffgug beS Urteils nur, wenn baS ©eriegt ober fein fßoäfibent eS oerfügt.

ES ift bemerfenSwert, baß ber Entwurf biefe» ©efegeS (o.

10. ©ept. 1929, Slrt. 150) bie Slnfgebung beS 2lBwefengeitS*

Urteils unb eine neue tQanptüerganöiung üorfag, wenn ber Berurteilte eS naeg ©eftellung ober Ergreifung üerlangte.

g ü r ign gat baS ©efeg alfo eine Berfcglecgterung gebracht.

®ie gleicge Senbeng geigt bie italienifcge ©efeggebung. ©ie fannte bereits üor Einführung ber fafegiftifegett ©taatsform ein Sontnntagialüerfahren (§§ 471 ff. © tißö. ü. 27. ^ u li 1913). SBägrenb aber früger eine neue Berganblung ftatt*

finben mußte, wenn ber Berurteilte gn SuhtgauS, einer grei*

geitsftrafe oon megr als fünf hagren ober gn bauernber SlmtS*

nnfägigfeit üerurteilt worben war, begält nah ber neuen

©trafprogeßorbnung beS fafdfiftifdjert Ita lie n s (SIrt. 498 ff.) baS Urteil niegt nur Beftanb, fie fcgließt fogar auSbrücfiid) ben ffiahWeiS ber unöerfhulbeten ©äuntniS^unb — wenn ber Berurteilte nod) megr als ein S aht ©efängniS gn oerbüßen gat •— bie Einlegung eines BehtSmittelS auS. SSaS Sontu*

magialoerfahren ift u. a. fh lie ß lih aueg noh in Bußlanb, baS eS früger niegt fannte (§ 265 ©tfßD. 0. 25. Biai 1922

2336 Sluffäjje [Suriftifcpe 2Botf)cnfdjrtft uttb § 846 ©tf)S£). 0. 20. Koü. 1864), unb in öfterreicf) unb

her Dfcpecpoflowafei (§§412 ff. ©tfjSO. 0. 23. Sftat 1873) befannt.

II. Die SorauSfegmtgen, unter benen baS Serfapren gegen eilten glücpttgen' burcpgefüprt werben laitn, regeln bie neuen §§ 276 unb 277. Sei 2fbwefenpeit beS Sefcpulbigten ttrirb in ber Siegel, wie biSper, bie Sgauptüerpanbfmtg niept ftattfinben. SBeitn e§ fic^ jebocfi um eine S traftat panbelt, beten Balbige 2IBurteiIung baS KedftSentpfinben beS SoifeS bedangt, fu ll bie Sgaugtüetpanbfung burcpgefüprt werben. @3 Wirb fid) BjierBet meiftenS um fernere Serbrecpen panbefn, bie einen Serftop weniger gegen ben emyeltten SoifSgenoffen als gegen ben Seftanb unb bie ©teperpeü be3 Staates unb beit

©ebanfen ber SoIfSgemeittfcpaft entpalten. DaS @efe| ftettt e3 jebod) niept auf bie befonbere ©cpwere ber Dat ab. ©S w ill and) Kaum für bie SBürbigung aitberer ©eficptSpunfte taffen.

3 m ©inyelfatt wirb bafjer auep yu erwägen fein, ob etwa bie 2Iu 3fegung ber ©aepe ber (Ermittlung ber SBatjE^eit abträgltcE) fein fönnte, ob bie © traflofigleit be3 DäterS ba§ Sertrauen beS SoifeS yut Ked)tSpffege minbern würbe ober ob fiel) ber Sefcpulbigte im Sefig oon Smtern ober SermögeitSftüden be»

finbet, bie ipnt burd) bte ©trafüottftredung im 3 nianbe ent»

yogen werben fömten. 3 m ©inflang m it ben meiften früljeren beutfegen unb ben Kecpteu anberer eutopaifepet ©taaten fäpt ba3 ®efeg ba§ Serfapren niept nur Bei beftimmten Dat»

Beftänbeit yu. Die ©trafüerfolgungSbepörben füllen mögiiepft freien (Spielraum. bei ber SSürbigung be3 eiuyelnen g-alleS paben.

Der Segriff beS glüdptigeu fe^t ein Doppeltes üorauS:

Dafj ber Sefcpulbigte fief) im 21uSlartb aufpalt ober im 3 ^ laitb oerbirgt unb bap er fid) babutep ber beutfegeu ©ericptS»

barieit eutyiept. ©3 ift niept nötig, baff er fiep im 2IuSlanb ober 3 nlattb berborgen pat, um ba3 ©trafoerfapreit yum ©r»

liegen yu bringen ober bap er fiep wegtigftenS wegen ber yut Unterfucpung ftepenben Dat entfernt pat. Sgätte ba3 ©efeg bie guläffigieit 'be3 SerfapratS an biefe Sebinguitgen gehtüpft, fo Wäre eine gtope Unficperpeit be3 fprojeBgangeS perüor»

gerufen worben, häufig wirb bie ©taatSanwaltfcpaft bie Se»

weggrünbe für bie gfitcpt überpaupt niept natpprüfen föuuen.

Der Bwaug yu einer geftftettung in biefer Kicptung ift baper oon ip r ferngepalten worben.

Den 2lu§gleid) für bie weite Raffung be3 SegriffeS be3 glücptigen gibt § 277 2Ibf. 2. Unter ben fflüdptigen föunen fitf) auep Sefcpulbigte befinben, bie fidp niept in Böswilliger

» fie p t entfernt paben. Die ©efapt, bap ein foteper Sefcpttl»

bigter in Slbwefenpeit oerurteilt wirb, ift ywar niept grop.

Denn in ben fcpweren hätten, in benen bie ©taatSanwaltfcpaft ba§ »wefenpeitsoerfapren anregen wirb, ift niept gu be»

füregten, bap bem Sefcpulbigten ba3 Serfapren unbefannt bleibt. 21rt biefer ©teile ift gleicpyeittg and) baS SerpältniS be3 2lbwefenpeit30erfapren§ yu ben Sorfcpriften über ben KecptSpilfeoerfepr m it bem 21u3lanbe geregelt. Die Staats»

anwaltfcpaft folf in erfter Sinie auf bie ÜluSlieferung beS fflücptigen bebaept fein. Der ©rpebung ber 21nflage brauept jeboep niept in allen Raffen ber Serfucp einer SluSlieferung OorauSyugepen. ©r erübrigt fiep y. S., wenn bie SluSlieferung wegen erpeblicper recptlicper ober tatfäcplicper Sdpwierigfeiten Oon eomperein feinen (Erfolg üerfpricpt. Dap bie Staats»

anwaltfcpaft ben im 3nlanb befinblitpen Däter in erfter Sinie yum perfönlicgeit ©rfepeinen üor ©eriept ywingen, ber 2lb»

urteilung unb ber ©trafoollftrecfung an feiner fßerfon yufüpren mup, oerftept fiep Oon felbft. Das Slbwefenpeitsoerfapren foü ip r niept bie SOfüpen ber Kacpfotfcpung naep einem Serbrecper erfparen. Solange fiep ber Sefcpulbigte im Sereicpe ber riepter»

liepen ©ewalt befinbet ober befinben fann, fott bie §auptoer»

panblung opne ben Slngeflagten baper nur ftattfinben, wenn bie ©rmittlungen naep bem Slnfentpalt be3 fflücptigcn er»

gebniSloS geblieben jinb. ©3 wirb oon ber Sage beS einyelnen

§aHe§ abpangen, ob fid) bie ©taatSanwaltfcpaft m it ben üblidjen poliyeilidjen Kadjiorfdjungen begnügen fann, ober ob fid) yunädjft aud) bie weiteren gapnbungSmapnapmcn, wie ©teefbrief, gapnbrtng burep $ olt)eifunf ober SermögettS»

befepfagnapme ynm ft m ä t ber ©efteifung (§ 290 © t$ D .),

als ergebnislos erwiefen paben müffett. ©egen einen 21uS länber fott bie ©taatSanwaltfipait ben 2Intrag auf ©inleitung

eiltet 5ii)it)efen^eit§üerfai)ren^ in ber iRcgei nieijt jtellen, e^ nl benn, baf) and) gegen ipn ©tcaffolgen wenigftenS teiitoeife t't SBirffamfeit gefegt werben föunen. ©leicpeS g ilt Bei einen' Sefcpulbigten, ber ftaatenloS ift.

DaS Serfapren gegen ben fylüdjtigeit fegt einen be^

fonberen 21ntrag ber ©taatSanwaltfcpaft oorauS. Diefer W«5 in ber Kegel m it ber 2lnflage oerbunben werben. @r fann abe"

aitcp fgäter, unb ywar bis yur Serfünbuitg beS red)tSfräftigen Urteils, geftelft werben. SKan fann bie §auptoerpanblung fomit yur ©ryielung eines Urteils in 21bwefenpeit fortfüpreU/

Wenn fiep ber 21ngeflagte üor Seenbigung feiner SernepmunS über bie 21nflage entfernt unb bie SorauSfegungen fü r &'e Durdjfüprung ber §augtoerpanbiung gegen einen flüchtigere üorliegen. ©ine nodjmalige öffentliche Sabung (§§ 279, 280) ift in biefem ffaKe niept nötig, ba ber 2lngeffagte baS Se*) fapren fennt. ©ie würbe nur yu einer Seryögerung füpreit. ö 0 bie in ben §§ 276 21bf. 1 unb 2 unb 277 21bf. 2 unb 3 enf paiteiteit SorauSfegungen üorliegen, entfdfeiöet lebiglid) Ute

©taatSanwaltfcpaft. DaS ©eriept ift infoweit att ipre 21ur faffitng gebuuben unb fann bie ©töffitung ber Uuterfucpuü0 niept ablcpnen, wenn e§ bie erwapnten SorauSfegungen nid)' für üorliegenb patt. Die Kooelle, bie naep ben 2IusfüpruW gen beS KeidpSfuftiyminifterS Bei iprer Sefanntgabe an btt t ref fe ein SSegbereiter ber fünftigeit ©efamtreform beS © tra r proyeffeS ift, yeigt ait biefer ©teile bcutlirf) ein ber gc^

planten Steuerungen, ffü r bie fonftigen SroätStiorauSfeguitgC'1 ober bie fßroyeffpinberniffe bleibt eS bei bem allgemeine''

©runbfag, baf3 baS ©eriept fie in jeher Sage beS Serfapren»

oon 2lmtS wegen yu prüfen pat.

Qm übrigen gelten fü r baS Serfapren bie allgemeine'1 Sorfd)riften, foweit ipiten niept bte »wefenpeit be§ Sefdjul';

bigten eutgegenftept ober etwas anbereS auSbrücftid) beftim" '1 worben ift. Durd) bie 21bwefenpett beS 2lngeflagteit ift u. ^ bereits bie 2Inwenbung ber Sorfd)riften ber §§ 230 216f. >/

235, 243 21bf. 2 erfter §albfag unb 21bf. 3, 257 unb 258 fotoet' ber 2ingefiagte in fra g e fommt, 265 unb 266 fowett eS U®

um eine Seleprung ober um Kecpte beS 21ngeflagten panbel”

auSgefdfloffen. Der in 2iBwefenpcit Serurteilte fann «D SBieberetnfegung in ben üorigen ©taub gern. § 235 © tS ~;

niept oerlangen, ba in bem 21Bfdpnitt über bie igauptoerpan^

lung gegen "flüchtige bie aKöglicpfeiten yur Sefeitigung Urteils abfd)ltepeub geregelt fiitb (§ 282 b). Die in § -D.

©tiß-D. oorgefdpriebene Sernepntung be§ 21ngefiagten ül»e feine perföitiicpen Serpältniffe wirb ba§ ©eriept in »ielen Ratten bttrd) Srftfteffnn-S6" au® ^en ®ttcn ober burd) ®r"

örterung m it bem Serteibiger beS 2tngeflagten erfegen fönne"

DeSgleidjett wirb eS bem Serteibiger beS 21ngeflagten ©eleg®1.

peit geben, fü r ben flüchtigen frag en ober SeweiSantrage i ftellen unb ©rflarungeit abyugeben. ©letcpeS g ilt für ^

©d)lnpauSfüpruitgen unb »antrüge beS 21ngeflagten. @S auf ber §anb, bap bte Durcpfüprung ber §auptOerpanbl«1'|

gegen einen flüchtigen auep niept an ben Sorfcpriften

§ 265 ©tfßO. fepeitem barf. Der 21ngeflagte, ber fidp öe Durd)füptung ber §auptüerpaublung burd) bie glud)t entyfW' bamit auf feine petfönlidfe Serteibigung üor bem ©erW gänylid) oeryieptet unb bem Serfapren bie fcpwerfteu ® t« ^ f niffe in ben SBeg legt, fann niept erwarten, baf) er wie o erfepienene 21ngeffagte bepaubelt wirb.

D a baS 2IbwefenpeitSurteif gruubfägficp beut tu ©egeü wart beS 2Iugeflagtcn gefällten U rteil gteiepftept unb bie fteffuug ber 2tnflagefcprift unb beS ©xöffnungSbefd)iuffeS b u ^ bie öffentliche Sabung erfegt werben muffen, pat baS h in ben §§ 279 unb 280 fü r biefe befonberS eingepenbe so fepriften gegeben. Die öffentliche Sabung fott ben Singeflag m it bem 3npnlt ber 2tnflage genau befannt maepen. U , weiter möglicpft jeher SSJeg befdjritten werben, um ipm Äem niS oon bem Serfapren yu oermittein. ©erabe auf otett fegten ifiunft liegt entfcpeibenbeS ©ewiept. Sei einem *‘

wefenpeitSurteif m it uuabänberfidper SBirfung mup bte » - oermeibbare Unficperpeit ber öffentlichen Sabung ino0lw l auSgefdjaltet werben.

64. 3al)rg. 1935 §eft 33] Buffet (3e 2337

©er ^ni)a£t ber öffentlichen Sabung beit fid) im wefent»

ließen m it bem bes ©röffitungSbefcßluffeS. (Sin gewiffer ©piel»

raum befteljt infofern, als baS ©efeß bie Borfcßriften in bie fo r m Bon ©off»Borf(hriften fteibet. f i t ber öffentlichen Sabung finb ber Angeflagte unb bie ihm ju r Saft gelegte

raum befteljt infofern, als baS ©efeß bie Borfcßriften in bie fo r m Bon ©off»Borf(hriften fteibet. f i t ber öffentlichen Sabung finb ber Angeflagte unb bie ihm ju r Saft gelegte