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Von Hgl. G ew erb einsp eK tor Dr. BENDER, C harlottenburg.

A nläßlich d er P ariser A usstellung im Jah re 1900 w urde angeregt, die K rankheitsverhältnisse d er deutschen A rbeiter zu veranschaulichen. H ierbei stellte sich heraus, daß eine zuverlässige Statistik d e r gew erblichen K rank­

heiten nicht besteht, ab e r an d e r H and d e r F eststellungen einer K ranken­

kasse m it Individualkarten zu beschaffen sein w ürde. D as R eichsam t des Innern b e a n trag te daher, die von d e r L eipziger O rtskrankenkasse zur V er­

fü g u n g g estellten K artenurkunden statistisch v erarbeiten zu lassen. D er R eichstag bew illigte 1903 fü r diese statistischen A rbeiten den auf m ehrere Ja h re zu verteilenden B etrag von 325000 M, eine Sum m e, die d er h erv o r­

rag en d en B edeutung d e r F ra g e fü r die A rbeiterschutz-G esetzgebung a n g e­

m essen ist. D as W erk ist n u n m eh r abgeschlossen und soeben im D ruck er­

schienen x).

D er erste Band ist d er B esprechung des E rgebnisses, d er zw eite und dritte sind den Z ahlentafeln fü r das m ännliche G eschlecht, der vierte denen fü r das w eibliche G eschlecht g ew idm et. N ach einer allgem einen E inleitung unterzieht d er T e x t die Z ahlentafeln einer eingehenden B esprechung. Teil A b ehandelt die ver- sicherungsplichtigen und freiw illigen M itglieder ohne B erücksichtigung der

x) K rankheits- und S terblichkeitsverhältnisse in d er O rtskrankenkasse für Leipzig und U m gegend. U ntersuchungen ü b er den Einfluß von G eschlecht, A lter und Beruf. B earbeitet im K aiserlichen Statistischen A m t — A bteilung fü r A rbeiterstatistik — u n te r M itw irkung des K aiserlichen G esundheitsam tes.

4 Bände m it 4 g raphischen T abellen und 104 Z eichnungen im T exte. Berlin, 1910, K a r l H e y m a n n . M 30,—.

A B H A N D L U N G E N

B eru fsan g eh ö rig en , T eil B die v ersicherungspflichtigen M itglieder nach Be­

ru fsg ru p p en , T eil C nach B erufsarten, Teil D die freiw illigen M itg lied er a u s­

g e w ä h lte r B erufsarten, T eil E die A lkoholiker und die W o ch en b etten . Die V erfasser zeigen, d aß die V ergleichung d e r auf dieselbe Anzahl

( z . B. 1000 P erso n en ) bezogenen g esu n d h eitlich en A ng ab en d er allein sichere

W eg ist, die K rankheits- und S terb lich k eitsv erh ältn isse v ersch ied en er P e r­

so n e n g ru p p e n zu erg rü n d en . Sie bew eisen, d aß alle a n d e r e n B eh an d lu n g s­

arten (z. B. d e r V ergleich nach P ro zen tsätz en d e r E rk ran k u n g sfälle) nicht zu einem richtigen E rgebnis führen. W ie leicht es ist, F ehlschlüsse zu m achen, m ö g e fo lg en d es Beispiel e rlä u te r n :

W eiß m an von zw ei B erufen A und B nur, d aß B eruf A auf 12000 K rankheitsfälle 600 (5 vH ) an L u n g en sch w in d su ch t au fw eist, B eruf B auf 3000 K rankheitsfälle ab er 200 (62/ 3 v H ), so erscheint B eruf B v erh ältn ism äß ig stä rk e r m it L un g en sch w in d su ch t b e la ste t als Beruf A. D ie S c h lu ß fo lg eru n g ä n d e rt sich ab er so fo rt, sobald m an a u ß erd em noch w eiß, d aß d e r Beruf A 30000 M itg lied er und d e r Beruf B 10000 M itg lied er zählt. D ann sieht m an, daß die b eh an d elten 600 und 200 S chw indsuchtsfälle in beiden Fällen g en au = 2 vH d er M itgliederzahl w a re n ; hiernach kön n te m an schließen, daß B eruf A und B gleich stark m it L u n g en sch w in d su ch t b e la s te t sind. A ber auch d ieser Schluß trifft nicht zu, denn B eruf B kann — w ie die Z u sam m en ­ stellu n g I zeigt — trotz d e r Ü bereinstim m ung in d e r Z ahl viel g ü n s tig e r als B eruf A d er S chw indsucht g e g e n ü b e r dasteh en , da in den versch ied en en A lters­

klassen beim B eruf A ste ts eine g rö ß e re K rankheitszahl zu verzeichnen is t Z u s a m m e n s t e l l u n g I.

A ltersklasse

B e r u f A B e r u f B

M itglieder­

zahl

Fälle von L ungen­

schw indsucht vH

M itglieder­

zahl

Fälle von L ungen­

schw indsucht vH

20 bis 30 15000 225 l'/a 4 000 45 1'/»

31 » 40 10000 200 2 3 000 50 I G

41 » 50 4 000 120 3 2 000 55 2 */,

üb er 50 1 000 55 5Va 1 000 50 5

zusam m en 30 000 600 2 10000 200 2

A bw eichend von and eren S tatistiken w ird d e r Z ah len sto ff nich t fü r eine R e i h e von K alenderjahren g e tre n n t v o rg eleg t, so n d ern die zahlreichen ü b e r eine R eihe von Jah ren (1887 bis 1904) zerstreu ten B eo b ach tu n g en w erd en in eine E i n h e i t zu sam m en g efaß t. D ieses V erfah ren b ie te t den V orteil, daß fü r die K rankheiten und die B erufe m e h r Z ah len reih en erh alten w erden, w elche dem G esetze d e r g ro ß e n Z ahl g e n ü g e n ; au ß erd em sind die E inflüsse d er S chw ankungen d e r w irtschaftlichen Lage und d es C h a ra k te rs d e r e in ­ zelnen K alenderjahre m e h r au sgeglichen. A us dem M aterial ein er K ran k en ­ kasse w erden hierdurch zu verlässige E rfah ru n g en hinsichtlich d e s G e s u n d ­ h e i t s z u s t a n d e s n a h e z u e i n e r M i l l i o n m ännlicher und m eh r als e in e r V iertelm illion w eiblicher P erso n en g e w o n n en .

S T A T I S T I K D E R G E W E R B L I C H E N K R A N K H E I T E N 351 F ü r zahlreiche B erufe u n ter den betrachteten 108 m ännlichen und 79 w eiblichen B erufsarten sind die K rankheiten d er M itglieder in d er Be­

sp rech u n g h erau sg eh o b en w orden. Es lag jedoch nicht im Plane des W erkes, alle etw a vo rh an d en en V erbindungen von K rankheit und B eruf aufzufinden und aufzudecken. D och sind m annigfache W ege gezeigt und erp ro b t w orden, au f denen man zu diesem Ziele gelangt. Aus d er Fülle des w ertvollen Stoffes m ögen an dieser Stelle n u r solche F eststellungen E rw äh n u n g finden, die hier besonderes Interesse haben, da eine ersch ö p fen d e B ehand­

lung bei dem U m fange des M aterials ausgeschlossen ist.

Im Teil B w erden zunächst die G esu n d h eitsv erh ältn isse d e r G ärtnerei, Land- und F o rtw irtsch aft und d er polygraphischen G ew erb e geg en ü b erg estellt.

Aus diesen F eststellungen sei n u r herv o rg eh o b en , daß auffallend viel G icht­

erkrankungen u n ter den S chriftgießern und Schriftsetzern erm ittelt w urden.

In folgedessen w urde die F rag e gep rü ft, ob diese E rscheinung m it d er Blei­

verg iftu n g Z usam m enhänge, insbesondere, ob letztere die G icht auch in an­

d eren Berufen fördere, und ob neb en den B leiberufen noch andere auf­

fallend m it G icht belastet seien. Die U ntersuchung ergab eine g ro ß e W ah r­

scheinlichkeit, daß B leivergiftung einen die G ich ten tsteh u n g fördernden E in­

fl uß hat. D iese F eststellung spricht fü r die A uffassung d er Ärzte, welche G ich t als F o lg e d er B leivergiftung b etrachten, eine A uffassung, die auch im B leim erkblatt zur B ekanntm achung des B undesrates vom 27. Juni 1905 fü r das M aler- und A nstreichergew erbe zum A usdruck kom m t. Am schw ersten sind m it G icht die G ieß er — Schriftgießer, Blei- und Z inkgießer u. a. — b e la ste t; a b e r auch andere M etallarbeiter, die m it bleih altig er Löt- und A n­

strichm asse zu hantieren haben — K lem pner, M echaniker, U hrm acher u. a. — leiden erheblich an G icht.

Die Statistik e rb rin g t w eiterhin fü r den Beruf der B rauer und Köche den zahlenm äßigen N achw eis, daß viel Essen und T rinken G icht hervorruft.

S ehr zutreffend schließt das K apitel m it dem B em erken: „W ie nicht alle, die stark trinken, die G icht bekom m en, so auch nicht alle, die bleivergiftet sind. W er in einem ausgesprochenen B leiberuf arb eitet und dabei die G icht bekom m en hat, dem w ird d er Ü bergang zu einem anderen B eruf anzuraten sein.“

Auf die um fassenden Z ahlengruppen, w elche die K rankheitsform en und K rankheitstage in den verschiedenen Berufen nach 20jährigen A ltersklassen kennzeichnen, kann hier nicht im einzelnen ein g eg an g en w e rd e n ; es sollen n u r einige A ngaben von b esonderem Interesse herv o rg eh o b en w erden.

Die K rankheitstage infolge gew erblicher V ergiftungen zeigt die Z u­

sam m enstellung II, die deutlich die G efahren des A rbeitens mit bleihaltigen Stoffen veranschaulicht.

Z u s a m m e n s t e l l u n g II.

B e r u f e

K r a n k h e i t s t a g e i m A l t e r v o n 15 bis 34 Jahren 35 bis 54 Jahren 55 bis 74 Jahren

alle Berufe z u s a m m e n ... 102 185 257 M aler, Lackierer, A n s tr e i c h e r ... 1 414 2 689 5 354 S c h rifts e tz e r ... 1 380 2 676 3515

Auf 1000männlicheMitgliederkommen

Z u sam m en stellu n g III zeigt, daß folgende Berufe am m eisten m it K rank­

heiten b elastet sin d :

H ü lfsarb eiter im M aurergew erbe, Schlosser,

M aler, Lackierer, A nstreicher, A rb eiter in E isengießereien usw., Schm iede,

S chriftsetzer und F reiluftarbeiter.

Die M aler und S chriftsetzer kom m en in diese S tellung u n ter dem E in­

flüsse d er S elbstauslese für einen Beruf, d er keine g ro ß en K örperkräfte ver­

langt. F ü r die Schlosser g ilt Ähnliches, sie w erden auch durch M etallstaub u n g ü n stig beeinflußt. Bei den H ülfsarbeitern im M aurergew erbe, den A r­

beitern in E isengießereien, M aschinenfabriken usw ., den Schm ieden und d er S am m elgruppe d er F reilu ftarb eiter (E isarbeiter, S traß en rein ig er usw .) handelt es sich um seh r schw er arb eiten d e Leute, zum Teil um u ngelernte A rbeiter von g erin g e r H ö h e d er L eb en sh altu n g ; einige sind in besonders u n g ü n stig er W eise den U nbilden d er W itte ru n g ausgesetzt.

Die en tsp rech en d e Z usam m enstellung für die w e i b l i c h e n P ersonen zeigt Z usam m enstellung IV (S. 354).

B each ten sw ert ist das A nschw ellen d er T uberkulosefälle bei den N äh erin ­ nen in den verschiedenen A ltersstu fen ; es kann jedoch nicht, wie zutreffend h erv o rg eh o b en w ird, in jedem Fall erö rte rt w erden, w elche m it dem Berufe v erbundenen U m stände das starke A uftreten d er K rankheit w ohl erklären m ögen. Im allgem einen sind folgende Einflüsse m aß g eb e n d :

1. A uslese bei d er W ahl des B erufes (starke Leute fü r schw ere, schw äch­

liche fü r leichte B erufsart u s w .);

2. L ebensführung d er A rbeiter (A rt der K leidung und Kost, unreg elm äß ig e M ah lzeiten );

3. K örperhaltung bei der A rbeit;

4. B etriebsverhältnisse (schroffer -T em peraturw echsel, Staub- und O as- einatm ung, V erätzungen durch S äuren, Unfälle u. a.).

Den V erfassern m uß ausdrücklich zugestim m t w erden, daß eine B erufs­

k rankheit noch nicht vorliegt, sobald die D u rchschnittsw erte fü r K rankheit o d er T odesfälle überschritten w erden. W enn z. B. die Schneiderinnen und N äherinnen viel an B lutarm ut leiden und sterben, so w ird m an n i c h t u r ­ t e i l e n d ü r f e n , daß S c h n e i d e r e i und N ä h e r e i B l u t a r m u t e r z e u g e n , w ohl ab er daran denken können, daß sich diesem w enig K raft erfordernden B eruf infolge von B lutarm ut schon schw ächliche M ädchen in g ro ß e r Zahl zuw enden.

W enn U hrm acher, O ptiker, M echaniker besonders au sg e p rä g t an T u b e r ­ k u l o s e leiden und sterben, so w ird man kaum dem B erufe die Schuld h ierfü r zuschieben, son d ern annehm en, daß sich diesem w enig K raft er­

fo rd ern d en B erufe viele schw ächliche L eute zuw enden, die en tw ed er durch ihre u n g en ü g en d e K ö rperverfassung der T u b erk u lo se m ehr ausgesetzt sind o d er die T u b erk u lo se w ohl schon in den Beruf m i t b r i n g e n . Ähnliche

Er-S T A T I Er-S T I K D E R G E W E R B L I C H E N K R A N K H E I T E N 353

Auf 1000weiblicheMitgliederkommen

A B H A N D L U N G E N

S T A T I S T I K D E R G E W E R B L I C H E N K R A N K H E I T E N 355 k läru n g en bieten sich für die so häufige T u b erk u lo se d e r B uchbinder und K arto n n ag earb eiter. M an k ö n n te gleiches vielleicht auch für die Schrift­

setzer so w ie fü r die M aler anführen, da sich diesen Berufen ebenfalls viele schw ächliche L eute zuw enden. H ier lieg t jedoch die V erm utung nahe, daß au ß erd em offene o d er schleichende B leivergiftung eine Rolle spielen m öge.

A uf d er and eren Seite ist z. B. fü r die g e r i n g e S t e r b l i c h k e i t d er H ü lfsarb eiter d es M au rerg ew erb es w ohl d er G rund, daß sich diesem Berufe nu r g anz kräftige, g esu n d e P erso n en zu w e n d e n ; u m g ek eh rt liegt für die h o h e S t e r b l i c h k e i t d er B ureau- und K o n to rarb eiter d er H au p tg ru n d wohl darin, daß ihm Schw ächliche und K ränkliche Zuström en. Die hohen A r­

beitsan stren g u n g en des schw eren B erufes, v erbunden m it den Einflüssen d er L ebenshaltung einer niedrigeren gesellschaftlichen Schicht (ungelernte A rbeiter) bringen dann bei den H ü lfsarb eitem d e r M au rer viele K r a n k h e i t e n zu­

w e g e ; d ag eg en bedingen die körperlich gerin g eren A nstrengungen des Bureau- und K ontorpersonals, sein Schutz geg en die U nbilden des W etters, fern er die Einflüsse einer h öheren B ildung einen W iderstand g e g e n ü b e r zahlreichen E r­

krankungen.

Interesse v erd ien t noch am Schluß des T eiles C eine Z usam m enstellung d erjen ig en G ew erbe, die sich sow ohl hinsichtlich K r a n k h e i t als auch T o d e s d u rch g eh en d am u n g ü n s t i g s t e n erw iesen haben.

Es h an d elt sich hierbei um fo lg en d e B erufe:

1. F reilu ftarb eiter;

2. S tein m etze;

3. B ierb rau er;

4. A rbeiter in P apier- und P ap p efab rik en ;

5. A rb eiter im H an d elsb etrieb e m it A bfällen (K nochen, Lum pen, T ier­

haaren u sw .);

fe rn e r u m :

1. A rbeiterinnen in Bunt- und L u x u sp ap ierfab rik en ; 2. „ „ d e r chem ischen In d u strie;

3. „ „ M aschinenfabriken.

1. Bei den F r e i l u f t a r b e i t e r n (H o farb eiter, S andgräber, S traßenreini­

g e r u. a.) treten h e rv o r: K rankheiten d er A tm u n g so rg an e infolge d er U nbilden d e s W etters, V erletzungen und H erzkrankheiten infolge sch w erer A rbeit.

Die F reilu ftarb eiter steh en außerdem u n g ü n stig hinsichtlich d e r K rank­

heiten d e r V erd au u n g so rg an e (niedere Lohnsätze, schlechte L ebenshaltung), d e r H a u t (S traßenschm utz usw .), des Muskel- und chronischen G elenkrheum a­

tism u s (U nbilden des W etters).

2. D urch g eh en d u n g ü n stig nach K rankheits- und S terbeziffer stehen die S t e i n m e t z e n und die B ildhauer in Stein, die Steinschleifer u. a. Sie leiden an Infektions- und p arasitären K rankheiten (insbesondere T u berkulose), fern er an K rankheiten d e r A tm u n g so rg an e (Steinstaub). N u r der K rankheitsziffer nach zeigen sie sich grundsätzlich u n g ü n stig bei M uskel- und chronischem G elen k rh eu m atism u s (U nbilden des W etters), sow ie K rankheiten des A uges (S teinsplitter).

3. D u rch g eh en d u n günstig verhalten sich den K rankheits- und S terb e­

ziffern nach die B i e r b r a u e r hinsichtlich Infektions- und parasitären K rank­

A B H A N D L U N G E N

beiten, da sie k ran k h eitsa n fäliig er durch den A lk o h o lv erb rau ch sin d ; a u ß e r­

dem treten E rk ran k u n g en d e r H a m - u nd G esch lech tso rg an e, fern er M uskel- u n d ch ro n isch er G elen k rh eu m atism u s h ervor.

4. D urchgehend u n g ü n stig nach K rankheits- und Sterbefällen stehen d ie A r b e i t e r i n P a p i e r - u n d P a p p e f a b r i k e n in fo lg e v on K rankheiten d e r A tm u n g so rg an e (C hlordäm pfe, H a d e m - un d L u m p en stau b u sw .), in fo lg e v o n V erletzu n g en usw ., so w ie in sb eso n d ere in fo lg e v on B etriebsunfällen. F a ß t m an n u r E rk ran k u n g en ins A uge, so e rg ib t sich, d aß sie sta rk an K rank­

h eiten d e r V erd au u n g so rg a n e u n d an Äluskel- u nd chronischem G elen k rh eu m a­

tism us (N ässe, h eiß e u n d feu ch te L uft in m anchen A rb eitsräu m en ) leiden.

5. D ie A rb eiter in H a n d e l s b e t r i e b e n m i t H a d e r n , L um pen, K nochen, A bfällen, T ierh a aren usw . zeigen d u rch g än g ig u n g ü n stig e Z ah len nam entlich in b ez u g au f H au tk ran k h eiten .

D ie drei u n g ü n stig ste n w eiblichen B erufe w eisen in d e r S terb eziffer nir­

g en d s ein fü r alle A ltersklassen n ach K ran k h eitsg ru p p en u n g ü n stig e s ü b e r­

durchschnittliches V erh alten auf. D er G ru n d lie g t vornehm lich in d e r schw achen B esetzung d e r 55- bis 74 jä h rig en A ltersklasse.

W e it ü b e r den D u rch sch n itt leiden A rbeiterinnen in B u n t - u n d L u x u s ­ p a p i e r f a b r i k e n an In fek tio n s- u n d p a ra sitä re n K rankheiten, an K rankheiten d e r V e rd au u n g so rg an e u n d an M uskel- u n d chronischem G elen k rh eu m atism u s.

Die B eschäftigung in P apier- und P ap p efab rik en bezw . B unt- u n d L u x u sp ap ier­

fabriken g e h ö rt zu den gesu n d h eitlich u n g ü n s tig s te n ; nam entlich ist M uskel- und chro n isch er G elen k rh eu m atism u s v erb reitet. D ie A rb eiterin n en in d e r c h e m i s c h e n I n d u s t r i e zeigen die sy stem atisch e U n g u n st in d e r g ro ß e n Z ahl von K rankheiten d er A tm u n g so rg an e und d e r H a u t. V on A rb eiterin n en in M a s c h i n e n f a b r i k e n sind zu w en ig e (217 P e rso n e n ) b e o b a c h te t w o rd en . Ihre A ufteilung nach A ltersklassen e rg ib t fü r die K ran k h eitsg ru p p en n irg e n d s m eh r gleich artig e V erhältnisse.

N icht u n e rw ä h n t d arf h ier bleiben, d a ß sich die als b e so n d e rs u n g ü n stig g ek ennzeichneten F reilu ftarb eiter, u n te r denen sich viele u n stä n d ig e P e rs o n e n (ungelernte, G eleg en h eitsarb eiter) befin d en , hinsichtlich d e r S terb lich k eit n o ch erheblich g ü n stig e r verhalten als die Ä rzte:

au f 1000 F re ilu fta rb e ite r k om m en 16 T od esfälle, au f 1000 Ärzte kom m en 23 T od esfälle.

D erartig e T atsac h en m üssen b erü ck sich tig t w erden, um u n b e re c h tig te F o l­

g e ru n g e n zu verm eiden.

D er T eil D b esc h ä ftig t sich m it den freiw illigen M itg lie d e rn ; d e r P ro ­ zentsatz ist jed o ch nicht hinlänglich erheblich, um d iesen A u sfü h ru n g e n h ie r zu folgen. D ag eg en verd ien t d e r letzte A bschnitt d es W erk es, d e r sich m it den A lkoholikern besch äftig t, ein g an z b eso n d eres In teresse, d a e r d e n zah len ­ m äßigen Bew eis fü r das g ro ß e U nheil führt, d as d e r A lkohol u n te r den A r­

beitern a n ric h te t Es sei h ierb ei fo lg en d es v o ra u s g e sc h ic k t:

K einesw egs h an d e lt es sich um G e g e n ü b e rste llu n g von „ A l k o h o l i k e r n “ und „ A b s t i n e n t e n “ , d e n n zu den M itg lied ern d e r K asse g e h ö re n w e n ig A bstinenten, vielm ehr alle A rten A lk o h o lv erb rau ch er, w ie sie in d e u tsc h e n A rbeiterkreisen V orkom m en. Als „ A l k o h o l i k e r “ w u rd en n u r solche P e r­

so n en b etrach tet, die ärztlich als „ T rin k e r“ o d e r als an ch ro n isch er T ru n k ­ su ch t erk ran k t b ezeich n et w u rd en , d. s. etw a 0,5 vH d e r m ännlichen M it­

S T A T I S T I K D E R G E W E R B L I C H E N K R A N K H E I T E N 357 g lie d e r; au sg esch lo ssen w urden auch Fälle gew erblicher o d er ak u ter A lkohol­

v erg iftu n g . Es kom m t also n u r eine G eg en ü b erstellu n g u n m äß ig er T rin k er m it d e r g ro ß e n M asse d er A lkoholverbraucher in F rage, w ährend die M erk­

m ale d er A bstinenz nicht h erv o rtreten . H ervo rzu h eb en ist in erster Linie der häu fig e S t e l l e n - und B e r u f s w e c h s e l d e r A lkoholiker, d e r zahlenm äßig b eleg t w ird. Am m eisten v ertreten w aren die A lkoholiker u n ter den Stein­

setzern, den A rbeitern in A bbruchgeschäften, den E rdarbeitern, den H ülfs- arb eitern im M au rerg ew erb e, den S traß en arb eitern usw . — Berufe, die u n ­ g elern te A rbeiter von g ro ß e r K örperkraft beanspruchen. B edauerlicher W eise haben diese P erso n en ihre G esu n d h eit durch den überm äß ig en Ge n u ß von A lkohol d erartig v erd o rb en , daß sie schon in m ittleren Jahren an K r a n k ­ h e i t s z e i t alle A ltersklassen, s o g a r G reise von 75 Jahren, übertreffen.

Die A lkoholiker w eisen in den A ltersklassen von

15 bis 24 Jahren das 1,8-fache d er Krankheitsfälle d er A llgem einheit auf 15 » 34 » 2,6 » " »

35 » 44 » » 2,8 » 45 » 54 » » 2,6 »

55 » 64 » 2,7 >» » ' ’» » . »

6 5 - 7 4 . » 2,9 *

Ähnliches erg ib t sich auch hinsichtlich d er K r a n k h e i t s t a g e . Auch die S t e r b l i c h k e i t ist eine 1,2- bis 3-fache d er übrigen M itglieder.

In w elcher W eise d er A lkohol die B e t r i e b s i c h e r h e i t verringert, zeigen b eso n d ere Z ahlentafeln, die bew eisen, d aß teilw eise die Zahl d er U nfälle bei den A lkoholikern dreim al h ö h e r als bei d er A llgem einheit ist. E r­

w äh n en sw ert ist noch, daß die A lkoholiker in jenen B erufen, die starke K örperkraft beanspruchen (Steinsetzer, M aurer, B rauer u. a.), sich d er T u b e r ­ k u l o s e g e g e n ü b e r g ü n stig e r erw eisen als die A llgem einheit. Die E rklärung h ierfü r liegt darin, daß es sich um B erufe handelt, in denen keine schw äch­

lichen, sondern n u r k räftig e P erso n en tätig sein können, die infolge ihres starken K örpers d er T u b erk u lo se m ehr Stand halten als andere Berufe.

W enn diese F eststellungen d er vorliegenden Statistik im W iderspruche mit E rh eb u n g en von a n d erer Seite stehen, so rü h rt dies daher, daß d o rt nicht S o rg e g etrag en ist, die b eo b ach teten P ersonen d e r s e l b e n s o z i a l e n S c h i c h t zu entnehm en. V ergleicht m an A lkoholism usfälle, die vorw iegend d er u n g e­

lernten A rbeiterschaft o d e r g a r dem P ro letariertu in angehören, m it A bstinenz­

fällen, die h öheren A rbeiterschichten o d e r den freien Berufen usw . a n g e ­ hören, so ist das stärk ere A uftreten d er T u b erk u lo se bei den A lkoholikern nichts B ew eisendes; denn es kann und w ird w ahrscheinlich von dem ü b er­

h a u p t stärkeren A uftreten d e r T u b erk u lo se in d er b etreffenden sozialen Schicht b e d in g t sein. D agegen h a t man es in der vorliegenden U ntersuchung mit ein er so g leichm äßigen sozialen Schicht zu tun, w ie sie b isher kaum in einer a n d eren Statistik zur B ehandlung g elan g t ist.

D iese A usfü h ru n g en m ögen die B edeutung des vorliegenden W erkes kurz kennzeichnen. Es m uß w eiteren M itteilungen Vorbehalten bleiben, auf G ru n d des w ertvollen um fassenden M aterials das interessante T h em a der B erufskrankheiten n ä h e r zu behandeln, insbesondere auch auf die w ichtige F ra g e einzugehen, w elche Rolle die W ahl des B erufes und die persönliche G esu n d h eitsp fleg e hierbei spielen.

A B H A N D L U N G E N

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