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Die ursprünglichen deutschen Heimatgebiete der Kolonisten sind bisher noch nicht durchweg ermittelt worden. Jedenfalls stammen sie

aus den verschie- densten deutschen Landschaften: Schwaben, Rheinland, Westfalen, Schlesien, Mecklenburg, Pommern u. a.

F d. F o lg , v g l.: R . S c h u lz : D e r deutsche B a u e r im B a ltik u m - E in B e itra g zu r E n tste h u n g sg e sch ich te eines deutschen B a u e rn sta n d e s im B a ltik u m . Z u r W irts c h a fts g e o g ra p h ie des deutschen Ostens.

P o litis c h - u n d w irts c h a fts g e o g ra p h is c h e U n te rs u c h u n g e n u. D a r­

s te llu n g e n . B d . 15. B e rlin 1938.

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Jürgen von Hehn

Bei der Siedlung kamen verschiedene Verfahren zur Anwendung' Reine Knechtssiedlungen bewährten sich nirgends. Das Manteuf- felsche Verfahren sah einen Aufstieg vom Knecht über den Pächter zum Eigentümer vor, führte aber tatsächlich meist zur Pächtersiedlung, In seinem Ergebnis am erfolgreichsten war das Verfahren Broederichs, das von einer Prim itivsiedlung ausging. M it geringem Kapitalaufw and kam der Kolonist verhältnismäßig rasch zum Eigentumserwerb. Gegen die Gefahr des W eiterverkaufs an Nichtdeutsche sicherte sich Broederich durch ein Vorkaufsrecht.

Diesem großen zukunftsträchtigen Kolonisationswerk bereitete der Ausbruch des W eltkriegs ein Ende. Die vom lettischen Staat 1920 durch­

geführte Agrarreform zwang etwa 12 000 Bauern zum Verlassen der Scholle. Sie wanderten aus, meist nach Am erika. Am besten konnten sich noch die Broederichschen Kolonien behaupten, denn die Agrarreform verschonte nur die bäuerlichen Eigentümer.

4.

Neben den K urländern Manteuffel und Broederich steht der liv - ländische Landrat Max von Sivers-Römershof. Seine A rb e it und seine Persönlichkeit, die in allem ihrem W irken geleitet war von der Liebe zu V olkstum und H eim at, sind noch nicht genügend gewürdigt worden.

Auch hier kann sein B ild nur knapp Umrissen werden.

Sivers wurde am 28. Oktober 1857 in D orpat als Sohn des Landrats August von Sivers-Euseküll geboren. Seine M u tte r gehörte dem Ge­

schlecht von Maydell an. Väterliches und m ütterliches E rbgut wiesen ihn auf den Landesdienst und verbanden ihn aufs engste m it Landschaft und N atur. Vögel und Pflanzen beschäftigten ihn schon als Jüngling.

Der Jagd galt seine ganze Leidenschaft. — Nachdem er in D orpat Land­

w irts c h a ft stu die rt und durch Reisen nach Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich seinen Gesichtskreis und seine K e n n t­

nisse erw eitert hatte, tr a t er das von seinem Vater ererbte G ut Römers­

hof in Südlivland an. Hier, wo das K lim a günstiger war, als auf dem alten Siversschen Stam mgut Euseküll, hat er in der Folge zahlreiche botanische und dendrologische Versuche unternommen. Eine w ertvolle durch Krieg und R evolution freilich vernichtete Baumschule und ein großer an seltenen Baum arten reicher Park dienten diesen For­

schungen. Sivers wurde zu einem Fachmann ersten Ranges auf dem Gebiete der F orstw irtschaft und Dendrologie. M it zahlreichen Gelehrten, nam entlich Deutschlands, stand er in engster Verbindung. W e it über die Grenzen seiner livländischen Heim at hinaus genoß er als Wissen­

schaftler einen bedeutenden Ruf.

A llein nicht in wissenschaftlichen Untersuchungen und Arbeiten erschöpfte sich Sivers’ W irken. Schon frü h begann er auch in der Landes­

verw altung m itzuarbeiten. 1887 wurde er Kreisdeputierter, 1898 Land­

rat. Als solcher sucht er Verbindung m it dem Alldeutschen Verband.

Ihm ist schon damals, — so heißt es in einem Nachruf — „sein

Liv-ländertum , sein B a lte n tu m ... nur soviel w ert, als es ein besonderer Teil des Deutschtums war. Für die Auffassung, die im B alten tu m eine N atio ­ n a litä t fü r sich sah, hat er nie Verständnis gehabt.“

Die R evolution von 1905/06, in der auch Römershof zerstört w ird, läß t Sivers erkennen, daß die deutsche Stellung in L ivla nd gefestigt werden muß. Ein M itte l dazu war der Zusammenschluß aller Deutschen des Landes über ständische und soziale Schranken hinweg. Sivers w ird einer der ersten, die die N otwendigkeit der Begründung deutscher V olks­

tumsvereine erkennen und in die T a t umzusetzen suchen. Als Präses der Rigaer Ortsgruppe des Deutschen Vereins in Livla nd und zeitweilig an der Spitze der Gesamtorganisation hat er bis zum W e ltkrie g ununter­

brochen fü r die deutsche Sache gew irkt und am weiteren Ausbau des Vereins gearbeitet.

Gleichzeitig aber greift er wie M anteuffel und Broederich den Plan einer inneren deutschen Kolonisation auf. A u f seinem G ut Römershof begann Sivers selbst m it der Siedlung.5) Bereits 1906 sandte er einen Vertrauensmann in das Wolgagebiet. Im November treffen die ersten Siedler in Römershof ein, doch bewähren sie sich nicht. Sivers läß t sich nicht abschrecken. Bereits im A p ril 1907 t r i f f t ein neuer Siedlerzug ein, je tz t aus W olhynien. Ununterbrochen bis zum großen Kriege kommen Jahr fü r Jahr immer neue Siedler. Zuerst werden sie meist von Sivers als Knechte angesetzt, dam it sie das Land und die Verhältnisse kennen lernen. Bereits nach kurzer Z eit erhalten sie eine Pachtstelle. Zuweilen werden sie auch gleich Pächter. Eine Hoflage ®) von Römershof w ird Pächterkolonie. W o lettische Höfe frei werden, sucht Sivers die deutschen Kolonisten anzusiedeln. A u f jede Weise sucht er die Neuankömmlinge zu fördern, nich t nur w irtsch aftlich , sondern vor allem auch bildungsmäßig.

Jüngere Bauernsöhne schickt er nach Riga zur Erlernung eines H and­

werks — fördert das Lehrlingsheim in Riga — oder g ib t sie auf die ritte r- schaftliche Forstschule in Weizenhof oder die Verwalterschule in Reval.

Besondere Aufm erksam keit richtete Sivers auf die Ausbildung guter deutscher Lehrer fü r die Bauern im Lehrerseminar in M itau.

U naufhörlich warb Sivers in L ivla nd fü r seine Siedlungspläne, ohne allerdings in den wenigen Jahren bis zum W eltkriege größere Erfolge bei der Mehrzahl seiner skeptischen oder abwartenden Standesgenossen zu haben. N ur in N ordlivland in Sommerpahlen (heute H eim tal) ent­

stand eine weitere Kolonie. A u f einigen andern Gütern wurden zwar Knechte angesetzt, doch sind sie in der folgenden Kriegs- und Revo­

lutionszeit meist untergegangen. Die Siedlung W in te rfe ld selbst wuchs bis 1914 auf etwa 450 Seelen an. Der Ausbruch des Weltkrieges schien der jungen Kolonie den Untergang zu bringen. Eine große Zahl der Bauern flüchtete. Römershof selbst wurde in den Käm pfen vö llig zerstört.

5) V g l. dazu a u ch R . G ro ß : V o n A r t u n d H e r k u n ft de r W in te r ­ fe ld e r K o lo n is te n . N a ch E rz ä h lu n g e n de r deutschen B a u e rn . B a lt.

M o n a tsh . 1937.

«) B e d e u te t das gleiche, w ie V o rw e rk .

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Jürgen von Hehn

Sivers selbst aber blieb aufrecht. Er glaubte felsenfest die ganze Zeit über an den deutschen Sieg, von dem er fü r das baltische Deutschtum den Anschluß an das M utterland erhoffte. Sein Optimismus schien sich zu bewahrheiten. Im Herbst 1917 war Südlivland in deutscher Hand. Sofort begann er, wo es nur möglich war, fü r die deutsche Sache zu arbeiten. „ E r tr ie b " — wie ein Zeitgenosse sagt — „a k tiv e deutsche P o litik im weitesten Maße“ . M it größter Energie setzte er sich dafür ein, die R itterschaft möge großzügig Land fü r Siedlungszwecke zur Verfügung stellen. Selbstverständlich begann er in Römershof sofort wieder die Kolonisation fortzuführen oder wiederherzustellen. M it allen K räften arbeitete er auf möglichst engen Anschluß des Baltikum s an das Reich hin. W ohl war er sich darüber klar, daß eine enge Verbindung m it Preußen in der Form einer Personalunion oder eine Eingliederung als preußische Provinz m it vielen Schwierigkeiten verbunden und die straffe preußische Verwaltung manches Unangenehme und Ungewohnte m it sich bringen werde, aber solche Erwägungen traten fü r ihn hinter der deutschen, Sache vö llig selbstverständlich zurück.

Als sich dann im Herbst 1918 die W olken drohend zusammenzogen, war Sivers einer der ersten, die fü r die B ildung einer heimischen Schutz­

wehr eintraten. Am 11. November nahm der Regentschaftsrat Sivers’

Vorschläge zur Aufstellung einer baltischen Landeswehr an. Gleichzeitig etwa rief er m it anderen führenden Männern auf zur Gründung eines deutschen Baltenbundes, der eine Einheitsfront des Deutschtums über die sich bedrohlich abzeigenden parteipolitischen Gegensätze hinweg schaffen sollte.

Der Ausbruch der Novemberrevolte in Deutschland vernichtete die H offnung auf die Rückkehr der baltischen Lande zum Reich.

Am 9. Januar 1919 ist M ax von Sivers nach kurzer K rankheit in Libau gestorben in der dunkelsten Zeit baltendeutscher Geschichte, als die Heim at verloren schien und das Reich tie f daniederlag. Und doch erhielt er sich auch je tz t den W illen zum Glauben an einen neuen A u f­

stieg des Deutschtums. In dieser aufrechten H altung und seinem un­

wandelbaren gesamtdeutschen politischen W ollen ist Sivers sichtbares V o rb ild und Beispiel Volksdeutscher Gesinnung und G läubigkeit.

Sivers W erk aber hatte Bestand. Nach Krieg und Revolution fingen die W interfelder Bauern wieder an aufzubauen. 1937 zählte die Siedlung bereits über 250 Köpfe. — Der R uf des Führers, der im Herbst 1939 an die baltischen Deutschen erging, führte auch sie wie die Bauern aus Hirschenhof und aus den kurländischen Siedlungen zurück in das Reich, aus dem ihre Väter einst ausgewandert waren. In dem Kreise Mogilno des W arthelandes sind sie nunmehr angesiedelt. Sie haben sich in der Vergangenheit bewährt und werden es auch in der Z u k u n ft gegenüber den Aufgaben, die an sie als deutsche Bauern gestellt werden. Schicksal und A rt verbürgen das.

in d e r N e u m a r k u n te r F r i e d r i c h d. G r.

Von A l b e r t K o e r t h - Berlin.

Der starken Abwanderung von Bewohnern der N eum ark während des 30jährigen Krieges nach dem benachbarten Großpolen folgte unter Friedrich W ilh elm I. schon ein R ückstrom in bescheidenem Maße, als der aus m ilitärischen Gründen zur „P e up lie ru ng “ des Landes daran ging, in bescheidenem Maße Neuland in den Bruchgegenden der W arthe, Netze und Oder zu gewinnen und m it Ausländern zu besetzen. So manche V orarbeit dafür mußte aber der finanziellen und technischen Schwierigkeiten wegen unterbrochen werden, die Pläne und Ver­

messungsergebnisse fü r Urbarmachung, Rodung und Bewallung wan- derte dann in die bekannte Mappe m it der A u fs c h rift: „ F ü r meinen Sohn“ , der das W e rk dann auch bald nach dem R egierungsantritt in A b g riff nahm, getreu dem Satze: Die Fundamente bleiben dieselben, nur an der D ekoration würde sich manches ändern!

Um 1727 fin g das A m t Driesen an, das Bruch G o t t s c h i m m zu besiedeln, weil sich dazu neben Inländern auch Deutsche aus Polen d ort gemeldet hatten, auch das A m t H im m elstädt konnte fü r die Gegend um V ietz dasselbe melden. Auch Landsberg war bereit, nach Festsetzung der Grenzen ihrer Bruchgebiete an der W arthe d o rt einige Kolonisten zur Steigerung ihrer Einnahmen anzusetzen. Hier machte allerdings die F orstverw altung Bedenken geltend m it R ücksicht auf des Königs Vorliebe fü r die Jagd: die W ildbahn würde dort leiden, wo der König gern jagte. Der m utige R at der Stadt wies aber in einem langen Schreiben darauf hin, es gäbe keine Verfügungen und Edikte, daß diese Gebiete, deren Besitz er m it einem Vertrage aus dem Jahre 1482 m it dem Abte von H im m elstädt und der K lassifikation von 1718 belegen konnte, daß solche Gebiete nur der „W ild b a h n “ wegen ungenützt bleiben m üßten!

Die Besiedlung würde gerade bewirken, daß das W ild nich t durch diese Wildnisse, die nur Wolfsherde seien, aus den königl. Forsten nach denen des H errn von W aldow oder gar — nach Polen wechsele! Der Erfolg war dann auch die Mahnung des Generaldirektorium s an die K iistrin e r Kam mer, die Sache gütlich beizulegen und die Ansetzung von den ge­

planten drei Kolonisten zu gestatten!

Kolonisten fü r G ottschim m erbruch hatten sich schon 1725 in Driesen gemeldet, und zwar zunächst 10 Familien aus Polen, man hatte ihnen

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A lb e r t K o e rth

6 Freijahre zugesagt bei 16 Gr. Zins pro Morgen, was ihnen aber-zu hoch war, so daß es von Berlin auf die H älfte herabgesetzt wurde. Die Rodung geschah aber nur langsam, das Holz sollte zum Besten der königl.

Kasse ve rka uft werden, fand aber wenig Absatz und blieb den K olo­

nisten — 28 W irte werden 1728 schon gezählt — auf dem Lande liegen.

Dann machte das Land außerhalb der Bewallung n atü rlich Sorge, auch die Einsprüche der benachbarten Bauern, die peinliche Forschungen des Amtes bei den einzelnen W irtschaften nach gerodetem ,, Übermaß“

verärgerte auch. Dann wünschten die Kolonisten eine eigene Kirche, die von Friedeberg aus versehen werden könnte, dem Pfarrer zu Modder­

wiese brachten sie nich t das nötige Vertrauen entgegen. Solche und andere Sorgen trugen die Besitzer schon 1728 dem Könige vor und u nter­

schrieben das Gesuch: Hans + Michael Bolicke,-Andreas + Peter + Hans Stolte, Christian + Paul Persicke, Michael Strurzweg, M a rtin Stellmacher jun . + sen. und Michael St. Mathias Kakuschke, Christian L ub itz, Gabriel Brüning, Chr. Laenz, Hans Adam K ü h l, Hans Genocke, Michael Gießke, J. Schm idt, M a rtin u. C hristian Keim , Hans Steinbach, Andreas Vieruß, Hans Zander, Michael Rohrbeck, Hans Völker, Chr.

Hein, Chr. Pohl, G o ttfried Röhl, Michael Bartel, Michael Stabenow, Erdm ann Lehmann, G o ttfrie d H artw ich, Hans Golicke.

W ir erfahren wohl, wo diese W irte saßen, ob sie durch den W all geschützt wurden, über ihre H e rk u n ft aber w ird nichts genau gesagt.

Die Besetzung ging dann weiter, ln einer späteren Eingabe bezeichnen sich einige W irte als ehemalige Soldaten: M artin Köntop, Johann u.

Ludwig K ü hl, Hans Quade, Christoph Koske. G o ttfried Pohl ist Schulze, Daniel K ü hl, Hans Lenz und Michael Liebuch zeichnen als Gerichts­

leute.

Über die Siedlungstätigkeit des Jagdjunkers Georg W ilhelm von Schöning auf Birkholz in dem Reste des Bruches, den er auf 20 Jahre als Unternehmer übernahm, kann n ich t viel Rühmliches gesagt werden:

es gab Verdruß wegen des Holzes und des geringen Fortganges der Be­

siedlung, so daß 1740 erwogen wurde, das Bruch ihm wieder abzu­

nehmen.

M it G ottschimm erbruch gleichzeitig wurde zu P y r e h n e ge­

siedelt. Von den Namen der sich bewerbenden Kolonisten stammen die meisten aber aus den Grenzbezirken nach Polen: Zantoch, Kernein, Polichen, einzelne aber aus nahen Orten jenseits der Grenze: Christoph Strauch aus Lub ia th , auch Michael Schulz, Erdm ann Völker und E rd­

mann Klem m , einzelne nennen bloß allgemein Polen ihre H e im a t: Jürgen Vanselow, M a rtin Kladosch, M a rtin Buchholz, und behaupten, sie seien schon zwei Jahre m it ihrer Habe auf preußischem Boden gewesen.

Friedrich 11. machte bald E rnst m it der W eiterführung des K olo­

nisationswerkes im Osten der M ark, sah es aber zunächst gern, wenn sich wagemutige private „E n tre pre ne urs“ fanden, die unter Bew illigung gewisser gutherrlicher Gerechtsame die Rodungen und Besetzungen von Bruchländereien auf eigene Rechnung übernahmen. Ein solcher war ein Pächter des Besitzers von Tamsel bei K ü s trin , H errn von Wreech,

der es m it der Besetzung von etwas über 9 Hufen versuchen wollte.

Hier handelte es sich aber vor allem um Gewinnung von gewerbetreiben­

den Ausländern, m it denen der Unternehm er Fischer es m it Herstellung von Leinen Damast, Segeltuch usw. versuchte. Seine Nachkommen behaupteten nach einem V ie rte lja h rh u n d e rt, Fischer sei Ausländer ge­

wesen, darum gelte fü r einen seiner Enkel das ihm zugebilligte Bene- fiziu m der Befreiung von der Enrollierung. Das wurde aber nach Akten, die beim Bombardement von K ü s trin durch die Russen vo r der Schlacht bei Zorndorf gerettet worden waren, n ich t bestätigt, und der Enkel mußte zu seinem Kantonregim ente gehen.

Dann meldete sich wieder ein Pächter aus der Spremberger Gegend zur Übernahme des großen B a l t z b r u c h e s bei V ie tz und verlegte nach Aufgabe seiner Pachtung hoffnungsvoll seinen W ohnsitz nach Lieberose, von wo er seine W erbung um Ausländer zur Ansetzung dort recht intensiv betrieb. In einer eingesandten Liste konnte er 1749 ver­

melden: 8 bem ittelte Fam ilien aus M utschin (?) in Polen und 4 aus der Meseritzer Gegend neben solchen aus M ecklenburg, Kalau, Drossen usw.

Trotzdem dieser Pape sich erbot, des Königs Lieblingsidee ganz zu seiner zu machen und, gestützt auf Erfahrung, neben den besten Obstbäumen auch Maulbeerbäume zu ziehen, so daß zahlreiche Leute durch Zucht von Seidenraupen und Seidespinnen Beschäftigung und gute Nahrung finden könnten, gelang es der K ü strine r Kam m er, einen Teichinspektor M arburg als Entrepeneur in B erlin durchzusetzen, der nun ebenfalls Ausländer k o n tra k tlic h zu werben h atte. Und er fand sie: von Berlin wurden ihm einige Pfälzer und 10 W ürttem berger überwiesen; diese letzteren verlangten bald Auszahlung von Reise- und Zehrgeld, weil sie in der H eim at vor der Abwanderung „A bschoß “ hatten zahlen müssen, w urden aber abgewiesen.

Bei der späteren E rrich tu ng einer eigenen Mühle fü r diese Siedlung B lit z und Kleinheide mußte erst der Personenbestand und der V - brauch an Mehl, Malz und Grütze aufgesetzt werden, ln der Liste werden auch die Heim atsorte der W irte, meist genannt: G o ttfrie d K la ffk e war m it Frau und zwei Kindern, die berücksichtigt werden m ußten aus M orrn-H olländer gekommen und hatte anderthalb H u f en übernehmen können. Aus K rebbel-H olland bei Schwerin stamm te Jakob Domeck und Peter Thieme, aus dem Filehner Gebiete kam Paul ^ n r o ^ k nu m it Frau. Als aus Polen stammend werden noch‘ uutgU i • Hjnze Thiern der noch ohne K inder war, Michael Reiche, , der H 5 2 schSnVerstorben war, unter Hinterlassung von Frau und zwei

K in d e n f dTe beT der Mehlversorgung berücksichtigt werden mußten C hristian Bunke Georg Ziese, Christoph Engel, ein Neumann m it

f tändern

die unberücksichtigt blieben, M a rtin Kräm er, von einem t n S n i d ten Meyer stand noch n ic h t fest, ob er-kom m en wurde. Alle a u f p r i n stam m m den K olonisten h a tte n je 1 % Hufen annehmen können, während sich die W ürttem berger meistens m it f t Hufe begnügen m ußtei wegen der geringen eigenen M itte l.

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Ob Pape von seinen geworbenen Kolonisten dem neuen Unternehmer einige abgegeben hat, ist zw eifelhaft; er klagte später dem Könige, manche Ausländer hätten wartend längere Zeit in Lieberose auf seine Kosten gelebt und seien dann „u n te r Stürmen und V erdruß“ abgezogen, be­

sonders die Handwerker, denen die Behörde geraten hätte, nach irgend einer märkischen Stadt zu gehen, weil nach des Königs „ In te n tio n “ Handel und Gewerbe als städtische Nahrung nicht aufs pla tte Land gehöre. Pape nahm nach seinem Fehlschlag m it diesem Unternehmen dem Könige gegenüber b rieflich kein B la tt vor den Mund, sondern wies auf die Widerstände hin, die solche neuen Anlagen bei der Behörde, bei den Forstbedienten und besonders bei den einheimischen Bauern fänden, die um die freie Weide besorgt waren, die sie auf dem Gebiete „s e it un­

denklichen Zeiten“ gehabt hätten. Auch die Kolonien hatten dann jahrelang ihren Verdruß m it den Bauern von Vietz, die sich durch sie geschmälert sahen in ihren alten Gerechtsamen!

Aus der Stadt Posen meldete sich fü r den Rest des Bruches ein von T o lk m it als Unternehm er d ire k t beim Könige durch einen B rief vom 8. Februar 1751: der „n a tü rlic h e T rieb reize ihn an, u nter dem mächtigen Schutze des ebenso weisen als großen Königs glücklich zu werden; als Entrepeneur würde er 12 Kolonisten m itbringen, wenn ihm genügend Land unter den Bedingungen des M arburg d ort überlassen würde. Der K önig fand den Vorschlag annehmbar und wies die Kam m er an, die

„Sache gründlich zu exerzieren!“ T o lk m it muß dann auch zu einer O kularinspektion gekommen sein, reiste aber ab, ohne sich zu entscheiden, und ließ dann nichts mehr von sich hören! F ür ihn übernahm diesen Rest des Bruches als Grundherr der kaiserl. Proviantm eister Migula und gründete die Kolonie K 1 e i n h e i d e , wo nur kleine W irtschaften entstanden. Als M arburg dann bald starb, heiratete er dessen W itw e und übernahm auch B a ltz als Herr.

Die größeren W irte , als vor allem die „P o le n “ , drangen darauf, daß ihnen Annahmebriefe“ ausgestellt wurden, w orin ihre Rechte und P flichten aufgeführt werden sollten. Manche bewahrten auch die Werbe­

scheine auf, die M arburg ausgeschickt h a tte ! Sie wußten aus den Er­

fahrungen in der H eim at her, wie w ic h tig solche Dokumente waren bei dem dortigen häufigen Wechsel der Starosten und Grundherren! Die

fahrungen in der H eim at her, wie w ic h tig solche Dokumente waren bei dem dortigen häufigen Wechsel der Starosten und Grundherren! Die