• Nie Znaleziono Wyników

Europäische Union - ein Schritt näher

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Europäische Union - ein Schritt näher"

Copied!
22
0
0

Pełen tekst

(1)

Monika Kucner

Europäische Union - ein Schritt näher

Acta Universitatis Lodziensis. Folia Germanica 3, 229-249

(2)

A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S

F O L IA G E R M A N IC A 3, 2002

M onika Kucner

EUROPÄISCHE UNION - EIN SCHRITT NÄHER

N icht allen M enschen ist noch zum Bewusstsein gekom m en, dass sie um die Jahrtausendw ende die Zeugen der w ichtigen Vereinigungsprozesse sind. D ie europäischen V ölker, die viele Ja h re gegeneinander käm pften, beginnen sich zu vereinigen. D er Integrationsprozess ist leichter durchzuführen, weil diese L än d er viele G em einsam keiten verbinden. E u ro p a ist nicht nu r ein geographischer Begriff. E u ro p a - das ist vor allem die Philosophie der G riechen u n d der unbesiegbare G edanke des Friedens und der Freiheit. D a s ist das röm ische Rechtssystem , die christliche E thik u n d die A chtung d er M enschenw ürde. Diese W erte begleiteten die europäischen V ölker bei d er Schaffung d er europäischen Gem einschaften.

Ein hervorragender Platz in dem Integrationsprozess kom m t der E uropäis­ chen U nion zu. Sie ist eine der größte Organisation in der Welt. Innerhalb von 40 Jahren vereinigte die E U fünfzehn europäische Länder. Zehn andere Staaten aus M ittel- und O steuropa drängen a u f den B eitritt zur E U .

D ie U n io n ist kein Staat, sie entscheidet aber m it H üfe von gem einsam en europäischen O rganen über viele wichtige Politikbereiche, weil die M itglied­ sta aten m iteinander vertraglich vereinbart haben, die H oheitsrechte au f zw ischenstaatliche Einrichtungen zu übertragen. D ie E uropäische U nion e n tsta n d n ich t von T ag zu Tag. D ie Idee eines vereinten E u ro p as bewegte die M enschen schon im 14. und 15. Jahrhundert, aber erst im 19. Ja h rh u n d ert ■wurde d er Einigungsprozess in G ang gesetzt.

VORGESCHICHTE DER EUROPÄISCHEN U N IO N

Als erster ergriff V ictor H ugo die Initiative zu r Vereinigung E uropas. E r erh o b am 17. Juli 1851 im französischen P arlam ent die F o rd e ru n g nach

(3)

den „V ereinigten S taaten von E u ro p a ” 1. E r fand seinen besten N achfolger in W inston Churchill, d er in Z ürich 1946 den b ek an n ten Satz prägte: „W ir m üssen etw as wie die Vereinigten S taaten von E u ro p a schaffen!” 2 D ie europäische Idee fand ihren Niederschlag zum ersten M al in einem politischen P rojekt, als R o b e rt Schum an, der französische A ußenm inister, am 9. M ai 1950 den Plan seiner Regierung verkündete. E r erklärte, dass die französische R egierung bereit ist, die gem einsam e P olitik m it D eutschland im M o n ta n ­ bereich K ohle und Stahl zu betreiben. Sein Projekt, bekannt als Schum anplan, fü h rte am 18. A pril 1951 in Paris zu r G rü n d u n g d er E uropäischen G em ein­ schaft für K o h le und Stahl (EG K S, auch M o n ta n u n io n genannt). Ih r traten au ß e r F ra n k reich und D eutschland vier weitere w esteuropäische S taaten bei: Italien, Belgien, N iederlande und Luxem burg. M on ta n u n io n w ar ein wichtiger S chritt zur Sicherheit und Frieden in W esteuropa. Zwei „E rbfeinde” D e u t­ schland u n d F ra n k reich entschieden sich, d as an der R u h r k o nzentrierte K rieg sp o ten tial u n te r europäische K o n tro lle zu stellen u n d d u rc h die wirtschaftliche Zusam m enarbeit ewige R ivalität zu überwinden. 1957 gründeten die sechs S taaten in R om die E uropäische W irtschaftsgem einschaft (EW G ) und die E uropäische A tom gem einschaft (E U R A T O M ). D ie gemeinsame P olitik w urde a u f w eitere W irtschaftsbereiche ausgedehnt, z.B.: a u f L a n d ­ w irtschaft, Fischerei, V erkehrswesen, W ettbew erbsrecht und A ußenhandel. D ie M itgliedstaaten beschlossen, innerhalb von 12 Ja h ren einen gem einsam en M a rk t (B innenm arkt) m it freiem Personen-, K a p ita l-, D ienstleistungs-, W arenverkehr zu bilden, wo die Zölle aufgehoben und die G renzen abgebaut w erden.

D e r europäische Integrationsprozess verlief vo r allem a u f dem w irtschaf­ tlichen G ebiet. D ie ersten V ersuche zur Schaffung der politischen Einigung von René Pleven oder C hristian F o u ch et kam en jedoch nicht zustande. Die M itgliedstaaten w aren noch nicht im stande, die H ochheitsrechte in vielen Bereichen der Politik a u f zwischenstaatlichen E inrichtungen zu übertragen. E rst in den 70er Ja h re n erfolgte die A ngleichung m a n c h e r n a tio n a le n W irtsch aftsp o litik en wie U m w elt-, F o rsch u n g s- und T echnologiepolitik. 1973 kam es zur ersten E rw eiterung. D änem ark, Irlan d und das Vereinigte K önigreich von G ro ß b ritan n ien und N o rd irlan d tra te n der E W G , E G K S und E U R A T O M bei. A cht Ja h re später 1981 h a tte die G em einschaft zehn M itglieder. G riechenland w urde in den Integrationsprozess einbezogen.

A nfang 1986 einigten sich die M itg lied staaten a u f die E inheitliche Europäische A kte, den V ertrag, der eine um fassende Reform der G rü n d u n g s­ verträge beinhaltete. In demselben Ja h r erh ö h te sich die Zahl d er M itglied­ staaten a u f zwölf: P ortugal und Spanien w urden zu neuen M itgliedern.

1 P. Czada, G . R enner, Euro und Cent, B onn 1997.

(4)

E u ro p äisch e U nion - ein S ch ritt n ä h e r 2 3 1

Am 7. F e b ru a r 1992 trafen sich die Staats- und Regierungschefs der E G -M itg lied staaten in M a a stric h t zusam m en und U nterzeichneten den V ertrag über die G ründung der Europäischen U nion. In die Aufgabenbereiche d e r E u ro p ä isc h e n U n io n fielen w eitere Politikfelder.· B ildung, K u ltu r, G esundheitsw esen, V erbraucherschutz, Industrie, Entw icklungshilfe, A ußen- und Sicherheitspolitik, Justiz und Inneres. D ie M itgliedstaaten einigten sich a u f die W irtschafts- und W ährungsunion, die in drei E ta p p en du rch g efü h rt w erden sollte. 1993 wurde der Binnenm arkt verw irklicht, also viel später, als m an 1957 angenom m en hat. Die E U -B ürger bekam en seit dem I n k ra ft­ treten des M aastrich ter V ertrages N iederlassungsfreiheit, A ufenthaltsrechte und W ahlrechte. Ab 1995 h a t sich die EU um drei weitere L änder Österreich, Schweden u n d F innland erweitert.

1996 haben die Staats- und Regierungschefs die R egierungskonferenz in A m sterdam zu r Ü b erprüfung des M aastrich ter V ertrages und zu r W eiteren­ tw icklung der E uropäischen In teg ratio n einberufen.

Einen wichtigen Platz in der E U nim m t die Bundesrepublik D eutschland ein. Ih re E inbindung in die europäische G em einschaft verursachte, dass die D eutschen nach dem Zweiten W eltkrieg das V ertrauen anderer L änder zurückgew onnen haben und sich besser w irtschaftlich entw ickeln k onnten. D er europäische Integrationsprozess beeinflusste in hohen M aße das politische Leben in der BR D .

G RUNDGESETZÄNDERUNG IN DER BRD U N D DIE EUROPÄISCHE UNIO N

D as R atifizierungsverfahren zum M aastrichter V ertrag schuf d e r B un­ desrepublik D eutschland die G elegenheit, eigene V erfassung a u f die EU auszurichten. D ie E uropäische U nion w urde zum Staatsziel. D er B undestag und d er B undesrat bekam en klare Beteiligungsrechte an den europäischen G esetzgebungsprozessen, was über die W ichtigkeit dieser O rganisation in der B R D zeugt.

D er neu geschaffene A rt. 23 (E uropaartikel) Abs. 1 stellt k lar, dass die Bundesrepublik D eutschland ein vereintes E u ro p a m it dem okratischer, rechtstaatlicher, sozialer u n d föderativer S tru k tu r anstrebt. Eine sehr wi­ chtige R olle spielt hier d as S u bsidiaritätsprinzip, d as besagt, dass die E U (m it ihren Teilen EG , E G K S und E U R A T O M ) n u r in den Poli­ tikbereichen tätig w erden und handeln darf, in denen ihr die V erträge ausdrücklich eine Befugnis erteilen. In allen anderen Bereichen sind die S taaten allein zuständig. Liier d a rf sich die E U n ur d an n einm ischen.

(5)

w enn die einzelnen M itgliedstaaten ein vertraglich gesetztes Ziel allein nicht in ausreichendem M aße erreichen können.

A rt. 23 A bs. 2 des G rundgesetzes regelt, dass der Bundestag u n d die B undesländer in A ngelegenheiten der E uropäischen U nion m itw irken. D er A rtikel en th ält auch die U nterrichtungspflicht d er Bundesregierung, die den B undesrat und den B undestag um fassend u n d sehr schnell über alle der E U betreffenden A ngelegenheiten inform ieren soll. D ie B undesregierung m uss auch in A ngelegenheiten, die d er B undesländer betreffen, die Stellung­ n ah m e des B undesrates berücksichtigen. D ie H oheitsrechte k ö n n en a u f die E U von Zw eidrittelm ehrheiten in Bundestag und B undesrat ü b ertragen werden.

D en B undesländern ist d u rch die G esetzänderung gelungen, m eh r K o m ­ petenzen bei d er W illensbildung in E U -A ngelegenheiten durchzusetzen. Einzelheiten regeln andere Gesetze: „ü b er die Z usam m enarbeit von B undes­ regierung u n d D eutschem B undestag...” , „G esetz über die Z u sam m enarbeit von B und u n d L än d ern ...” vom 12. M ä rz 1993 und die „V ereinbarung zwischen d er Bundesregierung und den R egierungen d er L än d er...” vom 29. O k to b er 1993.

W eitere V eränderungen des G rundgesetzes betreffen das W ahlrecht der U nionsbürger, die Zuständigkeiten der G renzregionen (A rt. 28) und die E uropäische Z en tralb an k (A rt. 88).

G em äß A rt. 45 h a t d er B undestag den A usschuss für die E uropäische U nion ins Leben gerufen. Diese In stitu tio n k a n n d u rch den B undestag erm ächtigt w erden, in Angelegenheiten d er E U zu entscheiden. D er Bundesrat k an n dagegen in A ngelegenheiten der E U eine E u ro p ak am m er bilden, „deren Beschlüsse, als Beschlüsse des Bundesrates gelten” (A rt. 52, Abs. 3a G G ).

DEU TSCH LAND U N D DIE W ÄH RUNG S- U N D W IR TSCHAETSUNION

D ie B undesrepublik h a t d u rch die E G -M itg lied sch aft w irtschaftlich p rofitiert. D eutschland gehört seit 1975 zu den w ohlhabendsten In d u st­ rieländern in d er ganzen W elt, zu der sogenannten G 8. Im W elthandel befindet sich die B R D an der zweiten Stelle und w enn es um die w irt­ schaftliche G esam tleistung geht, nim m t sie den d ritten P latz in d er W elt ein.

D as R ü c k g rat der deutschen W irtschaft ist die In d u strie, die in rund 44 500 Betrieben 6,7 M illionen M enschen beschäftigt3. D ie A utom obilindustrie ist in D eutschland M o to r des W achstum s. Sie beschäftigt 680 000 M enschen.

(6)

E u ro p äisch e U nion - ein Schrill n äh er 2 3 3

Ih r Jahresum satz m acht m eh r als 270 M illiarden D M 4 aus. D ie von der H erstellung, dem V ertrieb und der N utzung des A utos abhängige B ru t­ to w ertschöpfung m ach t nahezu ein F ünftel des deutschen S ozialproduktes aus und dem S taat fließen 200 M illiarden M a rk Steuern z u 5. V on den rund fü n f M illionen K raftfahrzeugen, die 1997 in D eutschland hergestellt w urden, gingen über 60% in den E xport. A ber das wäre ohne enge Z usam m enarbeit m it anderen europäischen L ändern unmöglich. Weil D eutschland d as größte E x p o rtlan d in d er E U ist, erlangt es durch die Z ollfreiheit innerhalb d er E U die größten Vorteile aller E U -S taaten und nim m t andere Schritte auf, um weitere Erleichterungen einzuführen. Besonders wichtig w ar fü r D eu ts­ ch lan d die Schaffung des B innenm arktes und die V erw irklichung vier Freiheiten: freien Verkehrs von W aren (m an kan n die G ü ter in einem anderen E G -M itgliedstaat verkaufen, ohne an der G renze k o n tro lliert zu w erden, ohne die Zölle zu zahlen), freien V erkehrs von Personen (die E U -B ürger dürfen frei ein- u n d ausreisen. Sie w erden an der G renze nicht k o n tro lliert und m üssen fast keine F orm alitäten beachten. Sie haben R echt a u f N iederlassung, A rbeit und W ohnung in einem anderen E U -L an d ), freien Verkehrs von Dienstleistungen (die EU -B ürger entscheiden selbst bei welchem U nternehm en, in Italien, Belgien oder in Frankreich, sie ihre L ebensver­ sicherung abschließen m öchten) und die letzte Freiheit ist d er freie K apital­ verkehr. D as bedeutet, dass die U nionsbürger ihr K o n to in jedem S taat der E uropäischen U nion ohne Beschränkungen eröffnen können.

A u f diese A rt und Weise betriebene Politik schuf viele V orteile für die W irtschaft. D ie Ö ffnung der Binnenhandelsgrenzen erleichterte die E xporte d er B R D . D u rch die A bschaffung d er H andelshem m nisse w urden erhebliche K o ste n erspart. D urch W ettbew erb über die Landesgrenzen hinweg ergaben sich V orteile sow ohl für europäische P roduzenten als auch für V erbraucher. F ra n k reich h atte günstige G elegenheit, seine hohen landw irtschaftlichen Ü berschüsse abzusetzen. Die B R D dagegen konnte ihre industriellen F ertig ­ p ro d u k te günstiger anbieten.

E inen neuen Schritt a u f dem Weg nach der w irtschaftlichen In teg ratio n m ach te d er am 1. N ovem ber 1993 in K ra ft getretene M aastrich ter V ertrag und die dam it verbundene W irtschafts- und W ährungsunion. D ie Bundes­ republik D eutschland ist besonders an der Verw irklichung der W irtschafts­ und W ährungsunion (W W U) interessiert und bildet zusammen m it Frankreich, d as K ern stü ck der E uropäischen W W U . D ie W W U wird in drei Stufen realisiert. D ie erste Stufe begann am 1. Juli 1990. In dieser Stufe haben die M itgliedstaaten ihre W irtschafts- und W ährungspolitik stärker koordiniert, um die K onvergenz ihrer wirtschaftlichen Ergebnisse zu erreichen. Die

4 h ttp://w w w .eu -praesidenlsdiaft.de/50jahre/subpages/index2.hU iil.

(7)

zweite Stufe begann am 1. J a n u a r 1994. D ie M itg lied staaten m ussten strenge A ufnahm ebedingungen für die W W U erfüllen. Z u den B edingungen6 gehören: P reisstabilität, H aushaltsdisziplin, Z insen und W ährungsstabilität. D e r A nstieg der V erbraucherpreise durfte nicht m ehr als 1,5 P rozentpunkte ü ber d er durchschnittlichen Teuerungsrate d er drei preisstabilsten E U -L än d er liegen. (D er Preisanstieg in D eutschland m achte 1994 2,7% und 1997 1,6% aus. D ie R endite für die zehnjährigen Staatsanleihen m achte 6,5% aus und w ar 1996 am niedrigsten in d er EU ). D ie H aushaltsdisziplin des Staates soll d a u e rh a ft 3% des B ru tto in lan d sp ro d u k ts n ich t ü b ersch reiten . D ie langfristigen Z inssätze d u rften nicht höher als zwei P ro zen tp u n k te ü b er dem D u rch sch n itt in den drei preisstabilsten L än d ern ’ liegen. D ie W ährung m uss zwei Ja h re vor dem E in tritt in die W ährungsunion, gegenüber den anderen E U -W ährungen stabil sein. D ie d ritte Stufe der W W U begann am 1. Ja n u a r 1999 m it d er E in fü h ru n g d er U m rechnungskurse in d e r europäischen W äh ru n g E uro. 2002 w erden die E uro-B anknoten und -m ünzen eingeführt. D ie E inführung d er gemeinsam en W ährung E u ro erleichtert den deutschen Investoren die K apitalanlage in anderen E U -L än d ern ohne irgendwelche K ursrisiken zu befürchten. D ie K osten des W ährungsum tausches fallen weg. D a d u rc h garantieren die D eutschen die Stabilität eigener W irtschaft. Sie hab en auch vor, den E u ro als die stärkste W ährung in d er W elt aufrecht­ zuerhalten und in der W eltw irtschaft m it den U SA und Ja p a n in W ettbew erb zu treten. D eshalb beharren sie a u f die strikte E inhaltung d er K onvergenz­ kriterien und durch die E inführung in den Integrationsprozess solcher L ösungen wie d er Stabilitätspakt oder die Flexibilitätsklausel verhindern irgendwelche V erlangsam ung des Integrationstem pos.

POLITISCH E W ENDE IN M ITTEL- U N D O STE U R O PA

Eine herausragende Rolle spielte für D eutschland die politische W ende in M ittel- und O steuropa, die zur Einigung zweier deutschen S taaten führte.

Seit dem E nde des Zweiten W eltkrieges sind die L änder M ittel- und O steuropas zu Satellitenstaaten der Sow jetunion geworden. F ü r diese Länder bedeutete dies, die Zentralisierung des Staates, die D ik ta tu r einer kom ­ m unistischen Partei, die V erachtung grundlegender M enschenrechte, politische U nfreiheit, w irtschaftliche M isere, U m w eltproblem e u n d weitverzweigte K o rru p tio n . Viele Ja h re d urften diese L änder nichts ohne die Zustim m ung M o sk au s unternehm en. D ie Gesellschaft w ar durch die russischen Behörden

ö Europa 2000. Die Europäische Union der fü n fze h n Sta a ten , B o nn 1996. 7 W. W oyke, Europäische Union-Erfolgreiche Krisengem einschaft, M ü n chen 1998.

(8)

E uro p äisch e U n io n - ein Schrill n äh er 2 3 5

und d u rch die in diesen L ändern stationierenden russischen T ru p p en streng kontrolliert. E rst nach dem A uftreten des russischen R eform ators M ichail G orbatschow h a t sich die Situation in M ittel- und O steuropa wesentlich verändert. E r begann als erster in R ussland, die dem okratischen S taats­ refo rm en d u rch zu fü h ren . D ie allgem eine A uflockerung d er politischen S ituation hat dazu beigetragen, dass die M enschen begannen ihre A n fo r­ d erungen und bisher verborgenen G efühle zu offenbaren.

D ie revolutionären V eränderungen führten im A ugust 1991 in M o sk au zum Putsch, der von den K om m unisten m itorganisiert w urde, der aber nicht gelungen ist. Boris Jelzin, der 1991 die Präsidentschaftsw ahlen in R ussland gewonnen hat, ergriff die Initiative. E r organisierte in M o sk au große D em o n stratio n en gegen die Putschisten, die n ach drei T agen verhaftet w urden. M ichail G orbatschow verlor seine M acht. D ie einzelnen Republiken: L e ttla n d , E stlan d , die U kraine, W eißrussland, M oldaw ien, U sbekistan, K irgisien, T adschikistan, A rm enien, A serbaidschan und T urkm enistan haben die R ebellion ausgenutzt und ihre U nabhängigkeit verkündeten. Innerhalb von drei M o n a te n ist die Sowjetunion zerfallen. Anstelle der Sow jetunion entstand am 8. D ezem ber 1991 die G em einschaft von U nabhängigen S taaten (G U S).

D er Z erfall der Sow jetunion fand einen breiten W iederhall in allen Satellitenstaaten R usslands und begünstigte d o rt die G rü n d u n g der dem o­ kratisch en O p p o sitio n . Schon 1988 en tsta n d en in U n g arn verschiedene O ppositionsgruppen, die begannen, S taatsreform en durchzuführen. Am 17. F e b ru a r 1989 verzichtete die U ngarische Sozialistische A rbeiterpartei au f ihre in d er V erfassung verankerte Führungsrolle und in demselben M o n a t w urde die unabhängige G ew erkschaft A rbeiter-S olidarität gegründet. D as Z entralkom itee billigte die Bildung eines M ehrparteiensystem s. Im Juni 1989 begannen die V erhandlungen zwischen der A rbeiterpartei, den O ppositions­ g ru p p en und p arteinahen sozialen O rganisationen. D ie V erhandlungen des „D reiecktisches” haben über die Einführung der neuen V erfassung und der P arlam entsdem okratie entschieden.

A m 17. N ovem ber 1989 dem onstrierten in der Tschechoslow akei 50 000 M enschen gegen das Regime®. D ie M enschen fo rd erten d em o k ratisch e R eform en und den Verzicht der K om m unistischen P artei a u f ihr M a c h t­ m onopol. Vaclav A dam iec, der kom m unistische Staatsführer w ar gezwungen, die G espräche m it der O pposition aufzunehm en, infolge deren die k om ­ m unistische Regierung ihre M ach t der O pposition gab. D er Bürgerrechtler V aclav H avel w urde zum Staatspräsidenten gewählt. 1990 kam es zur Teilung der Tschechoslowakei in zwei Republiken: es entstanden die Tschechi­ sche und die Slowakische Republik, die später, 1993, weiter auseinanderdriften

(9)

und zwei selbständige S taaten bildeten: die Tschechische R epublik und die Slowakische Republik.

A uch in Bulgarien ist infolge der Geschehnisse in anderen O stblockstaaten die R evolution ausgebrochen. Am 10. N ovem ber 1989 tra t d er K P -C h ef Schiwkow zurück. D er W eg zu R eform en w urde geöffnet.

Z u sehr tragischen K onflikten kam es in R um änien. D as Regim e von N icolae Ceausescu schien die V eränderungen in ganz E u ro p a nicht bem erkt zu haben. D ie allgemeine U nzufriedenheit in der Gesellschaft erreichte ihren H ö h e p u n k t in B ukarest am 21. D ezem ber 1989, wo es zu M assendem ons­ trationen kam . D ie Protestierenden griffen das G ebäude der kommunistischen P artei an. Ceausescu m usste sofort m it seiner F ra u Elena fliehen. A u f der F lu ch t w urden die beiden verhaftet und hingerichtet. D ie Regierungsgew alt übernahm „ F ro n t zur N ationalen R e ttu n g ” .

D ie E n tw ic k lu n g des Ja h re s 1989 m a rk ie rte auch d en en tg ü ltig en D u rch b ru c h der R eform politik in Polen. A m 6. F e b ru a r 1989 w urden in W a rsc h a u d ie seit A u g u st 1988 g ep lan ten G esp räc h e am R u n d e n T isch aufgenom m en, an denen die R egierung u n d die O p p o sitio n tei­ lgenom m en haben. Infolge d er G espräche einigten sich die beiden Seiten a u f die politischen und w irtschaftlichen R eform en. D ie w ichtigsten P u n ­ k te w aren die E inrichtung der zweiten Parlam entskam m er, deren A bge­ ord n ete frei gew ählt w erden durften, weiter die Z ulassung oppositioneller M edien und freie dem okratische W ahlen. Bei den Parlam entsw ahlen er­ hielt das „B ürgerkom itee Solidarność” alle 161 Sitze (von 460) im Sejm, die der R u n d e Tisch zugestanden hatte. In der zweiten K am m er erhielt die O pposition, nach den ersten freien und dem okratischen W ahlen, 99% der Sitze. Zum neuen R egierungschef w urde T adeusz M azow iecki, Che­ fred a k te u r der O ppositionszeitung „T y godnik S olidarność” m it großer M ehrheit gewählt.

D ie G eschehnisse in Polen fanden einen breiten W iederhall in d er D D R . Im m er m eh r O stdeutsche, die m it d er politischen Situation in d er D D R unzufrieden w aren, stellten die Reiseanträge m it dem Ziel nach W esten zu fliehen.

Bis E nde Septem ber 1989 verließen D eutschland 32 500 M enschen, im N ovem ber gab es schon 225 000 F lüchtlinge9. Diejenigen, die übriggeblieben sind, dem onstrierten gegen das H onecker-R egim e, der seinen R ücktritt endlich nehm en m usste.

Am 7. N ovem ber 1989 entstand eine neue R egierung m it H an s M odrow an d er Spitze, d er zwei T age später m it der Z ustim m ung d er Sowjetunion die G renzen m it W estdeutschland und W est-B erlin geöffnet hat. In der N ach t vom 9. a u f den 10. N ovem ber fiel die Berliner M auer. Tausende

(10)

E u ro p äisch e U n io n - ein S ch ritt n ä h e r 2 3 7

von den D D R -B ü rg ern ström ten zur G renze. D ie W elt schaute zu, wie sich die M enschen aus Ost und W est nach langer T rennung in die A rm e fielen.

D u rch die m assenweise Ü bersiedlung nach W esten geriet die reiche B undesrepublik in Schwierigkeiten. D er Bundeskanzler K o h l plädierte für H ilfen vor O rt. E r bearbeitete den Z ehn-P unkte-P lan, ein P rogram m zur Ü berw indung der T eilung D eutschlands, das die sofortige Hilfe der B RD für Ostdeutschland, ein neues Wahlgesetz, enge wirtschaftliche Zusam m enarbeit zwischen beiden Staaten, konföderative Strukturen m it dem Ziel der Schaffung einer F ö d eratio n beinhaltete. W eitere Problem e, zu denen die G renzfrage, d as politisch-m ilitärische Sicherheitsproblem , das B erlin-Problem und die A blösung des V ierm ächtestatus gehören, w urden im M ai 1990 w ährend der 2 + 4 G espräche (zwei deutsche S taaten und vier G roßm ächte) geregelt. D ie V erhandlungen endeten m it dem „V ertrag ü b er die abschließende Regelung in bezug au f D eu tsch lan d ” 10.

D er Beitritt d er D D R zur Bundesrepublik beschloss die V olkskam m er am 23. A ugust 1990 und am 3. O ktober 1990 w urde O stdeutschland der B R D einverleibt.

EINBEZIEH UNG D ER EHEM ALIGEN O STDE UTSCH EN GEBIETE IN DIE EU

Parallel zur H erstellung d er deutschen Einheit verlief die Einbeziehung O stdeutschlands in den europäischen Integrationsprozess. A u f d er T agung des E uropäischen R ates in S traßburg vom D ezem ber 1989 begrüßten die Staats- und Regierungschefs der E G das Streben d er D eutschen, die Einheit u n d W iedervereinigung in Frieden und Freiheit zu erreichen. Sie erklärten aber gleichzeitig, dass der deutsche Einigungsprozess in den europäischen Integrationsprozess eingebettet sein sollte11.

D ie n eu en B u n d e slän d er w u rd en m it d er V ereinigung a u to m a tisc h M itglieder der E G , weil sie außergewöhnliche Beitrittsbedingungen12 bekommen haben. D ie frü h er beigetretenen L änder h atten eine m eh r oder weniger m arktw irtschaftliche W irtschaftsverfassung und konnten sich a u f den gemein­ sam en M a rk t d er E G und a u f die Bedingungen längere Zeit vorbereiten. D ie Einführung des W ettbew erbs in d er ehemaligen D D R erfolgte schlagartig m it der Schaffung der W irtschafts- und W ährungsunion im Juni 1990, die P riv atisieru n g d er ehem als volkseigenen In d u strie b egann erst m it d er

10 F . Pfetsch, D ie A ußenpolitik der Bundesrepublik 1949-1992, M ü n chen 1993. 11 E benda.

(11)

238

Vereinigung. D ie Beitrittsverträge anderer Länder enthielten für die Aufhebung d er Binnenzölle u n d an d erer B eschränkungen, fü r die E in fü h ru n g des A ußenzolltarifs, die Ü bernahm e d er A g rarm a rk to rd n u n g und die R e ch tsan ­ gleichung F risten von 5 bis 7 Jah re. In O stdeutschland w urde m it der W irtschafts- und W ährungsunion die gemeinsame A grarpolitik und der Z o lltarif sofort w irksam. Die B eschränkungen zu E infuhren aus E G -L ändern w urden abgeschafft. D ie ehemalige D D R übernahm die EG-Rechtsvorschriften schrittweise. R und 200 Rechtsakte w urden m it der Realisierung der deutschen W irtschafts- und W ährungsunion übernom m en. M it der V erw irklichung der staatlichen Einheit am 3. O ktober 1990 galt das gesam te P rim ärrecht der E G sowie etw a 80% des Sekundärrechts unm ittelbar. A usnahm eregelungen w urden vor allem für die Bereiche Landw irtschaft, V erkehr, A rbeitsschutz, B innenm arkt und U m w elt für den Z eitraum bis zum 31. D ezem ber 1992 erlassen. L ängerfristige A u snahm en im U m w elt- und A rzneim ittelrecht sowie für tier- u n d pflanzenhygienische Bestim m ungen sollen bis spätestens zum 31. D ezem ber 1995 abgelöst werden.

D ie W iedervereinigung m achte D eutschland einigerm aßen „ ä rm e r” . M it ihrem P ro-K opf-B IP stand die BR D 1990 an zweiter Stelle nach Luxem burg. 1991 ist sie m it 19 200 E C U des BIP zwischen G ro ß b ritan n ien und Spanien und dam it in die N äh e des E G -D urchschnitts gerückt. B estürzender ist, dass die neuen Bundesländer im Pro-K opf-B IP weit hinter G riechenland und P ortugal an letzter Stelle sta n d en 13. Einige Ja h re später h a t sich die S ituation w esentlich verbessert. D ie E G h at O stdeutschland in das System ihrer Hilfen und F ö rd e rm aß n ah m en eingeschlossen. A m 19. D ezem ber 1990 legte die B R D ihren E ntw icklungsplan vor, der die wichtigsten Schw erpunkte und A k tio n en für G em einschaftsinvestitionen und A ngaben zur V erw endung d er F ondsm ittel in den neuen B undesländern und O st-Berlin enthielt. Es w urden von der K om m ission im Einvernehm en den B undesbehörden und den betroffenen L ändern ein „G em einschaftliches F ö rd e rk o n ze p t” (G F K ) vorgelegt. G F K ist ein R ah m en p lan für die U n terstü tzu n g d e r neuen B undesländer durch die Gem einschaft. Es um fasst Hilfen aus dem E u ro ­ päischen F onds fü r R egionale E ntw icklung (E F R E ), aus dem E uropäischen Sozialfonds (ESF) und aus dem Europäischen Ausgleichs- und G arantiefonds für die Landw irtschaft (E A G F L ). D ie Investitionsschw erpunkte betreffen die Förderung der wirtschaftlichen Infrastruktur, die U nterstützung produktiver Investitionen, die M aßnahm en zur Erschließung des H u m an k ap itals, die B ekäm pfung der Arbeitslosigkeit, die E ntw icklung der L andw irtschaft, der F orstw irtschaft und der Fischerei.

Im Z eitraum von 1991 bis 1993 bekam en die neuen L änder Zuschüsse in H öhe von 3 M rd. E C U 14. A ußerdem stellte die E uropäische Investitions­

13 E benda. 14 E benda.

(12)

E uro p äisch e U n io n - ein S ch ritt näh er 2 3 9

b an k zinsgünstige K red ite fü r die neuen L än d er zu r V erfügung. D er B eitritt der D D R zu r E G veränderte die dem ographischen, ökonom ischen u n d politischen P aram eter der E G . Jetzt stellt D eutschland m it k n app 80 M io. E inw ohnern fast ein Viertel aller EG -B ürger. Som it stellt sich das Problem der R epräsentanz der neuen B undesländer in d er E G . 18 A bgeordnete vertreten die neuen Bundesländer im E uropäischen P arla­ m ent. In den anderen O rganen der E G haben sich keine Ä nderungen ergeben.

BESTREBUNGEN M ITTEL· U N D OSTEUROPÄISCHER LÄNDER NACH D E M EU-BEITRITT

Viele m ittel- u n d osteuropäische L änder w ürden gerne das Schicksal O stdeutschlands teilen und sich schnell in die westlichen S tru k tu ren integ­ rieren. D esh alb b eo b ach ten w ir seit vielen Ja h re n g roße Bestrebungen m ittel- und osteuropäischer S taaten (M O E) nach dem B eitritt zur E u ro p ä ­ ischen U nion. Folgende zehn m ittel- und osteuropäische S taaten bew erben sich um die EU -M itgliedschaft: Polen, U ngarn, Bulgarien, E stland, T sche­ chien, Slowenien, R um änien, Slowakei, Lettland und Litauen. Alle osteu­ ropäischen S taaten verfolgen das Ziel, ihre ehem als zentralen Planw irtschaf­ ten in leistungskräftige, nach M arktm echanism en funktionierende V olkw ir­ tschaften um zubauen und m öglichst schnell aus ihrer w irtschaftlichen und sozialen K rise herauszukom m en. Sie sehen in der E U -M itgliedschaft die V oraussetzung für den w irtschaftlichen Aufstieg, gesellschaftliche Stabilität, R ückversicherung gegenüber einer eventuellen neuen im perialen russischen Politik.

N och vor der W ende 1989/90 spielten die E uropäischen G em einschaften eine sehr wichtige Rolle im A ußenhandel Polens. In den achtziger Ja h ren w urden 20% der polnischen Im - u n d E xporte m it den E G - L ändern abgewickelt, obw ohl seit 1975 keine H andelsabkom m en zwischen P olen und d er E G vorhanden sin d 15. D iplom atische Beziehungen zur Europäischen Gem einschaft nahm Polen erst drei M o n a te nach der U nterzeichnung der politischen D eklaration am 25. Juni 1988 zwischen E W G (Europäische W irtschaftsgem einschaft) und R G W (R a t der G egenseitigen W irtschaftshilfe) auf. A m 16. D ezem ber 1991 Unterzeichnete Polen m it der E G E u ro p a a b ­ kom m en (A ssoziierungsabkom m en), das am 1. F eb ru ar 1994 in K ra ft trat. Zusam m en m it Polen Unterzeichneten U ngarn, die Tschechische, die Slowaki­ sche R ep u b lik u n d andere M O E -S ta aten ihre E u ro p aab k o m m en : 1992

(13)

Bulgarien, 1993 R um änien, 1995 E stland, L ettland und Litauen. Diese A bkom m en eröffneten den M O E -S taaten die B eitrittsoption, ohne allerdings B eitrittsgarantie zu geben und ein verbindliches B eitrittsdatum zu nennen. Sie sind jed o ch als wichtige Instrum ente zur V orbereitung a u f den Beitritt genutzt. Im Ju n i 1993 erklärte der E uropäische R a t in K o penhagen, dass jed er m it d er E U assoziierte S taat M itglied der EU w erden k an n , w enn er

folgende K riterien d er M itgliedschaft erfüllt:

- S tabilität d er D em okratie und ihrer In titu tio n en (R echtsstaat, P luralis­ m us, M ehrparteiensystem , M enschenrechte).

- E ine funktionierende M arktw irtschaft, die dem W ettbew erbsdruck im B innenm arkt standhält.

- F äh ig k eit zu r Ü bernahm e der R echte und Pflichten, die sich aus dem rechtlichen Besitzstand (acquis com m unautaire) der E G ergeben.

- E inverständnis m it den Zielen d er Politischen U nion sowie d er W irt­ schafts- und W ährungsunion.

- D a s fünfte K riteriu m bezieht sich a u f die F ä h ig k e t d e r E U zur A ufnahm e neuer M itglieder, ohne an Integrationsdynam ik zu verlieren16.

A u f derselben R attag u n g w urden auch sogenannte stru k tu rie rte Bezie­ hungen zu den O rganen und Institu tio n en der E U beschlossen. D ie M O E - S taaten hab en die M öglichkeit, m it den Institutionen d er E U gemeinsam zu tagen, und dad u rch system atisch an die E U herangeführt zu w erden. Zu dieser Strategie gehört der sogenannte strukturierte Dialog. Es geht darum , dass die E U den D ialog m it den M O E -S taaten führt, dessen T hem en die T ätigkeitsbereiche der E U betreffen. Jedes Ja h r treffen sich die S taats­ und Regierungschefs am R a n d e des E uropäischen R ates (15 plus 10), halbjährlich treffen sich verschiedene R essortm inister der 15 EU -M itglied- sta aten (für Um w elt, Forschung, Finanzen, G esundheitsw esen, V erkehr, T elekom m unikation) m it den entsprechenden zehn M inistern aus den as­ soziierten L ändern.

A b 1994 stellten zehn m ittel- und osteuropäische S taaten ihre A n träg e a u f den B eitritt zur EU .

D er E uropäische R a t in M adrid im D ezem ber 1995 h a t dazu seine Stellung eingenom m en und unterstrich die N otw endigkeit der schrittw eisen u n d h arm onischen In te g ra tio n d er assoziierten L än d er, die d u rc h die E ntw icklung d er M arktw irtschaft, d urch die A npassung d er V erw altungs­ stru k tu ren dieser L änder und die Schaffung stabiler w irtschaftlicher und m o n etärer R ahm enbedingungen m öglich ist. D arü b er hinaus veröffentlichte die E uropäische K om m ission ein Weißbuch zur In teg ratio n in dem B innen­ m ark t. D as W eißbuch beinhaltet 23 Sektoren, die das F u n k tio n ieren des B innenm arktes erm öglichen. Es nennt die nationalen R echtsvorschriften, die

(14)

E u ro p äisch e U n io n - ein S ch ritt n ä h e r 241

im H inblick a u f den B esitzstand der E U angepasst oder verändert w erden m üssen. D as W eißbuch erklärt auch, welche Institutionen fü r die U m setz­ ung und die K o n tro lle des Vollzuges von E U -N o rm en v o rhanden sein m üssen.

Im R ahm en d er H eranführungsstrategie wurde ein P H A R E - P rogram m

(Poland and Hungary: Assistanze to the Restructuring o f the Economy) zur

U n te rstü tz u n g des w irtschaftlichen T ran sfo rm atio n sp ro zesses eingeführt. D as PH A R E -B udget betrug in den ersten fü n f Ja h ren c.a. 4,3 M rd . E C U , von 1995 bis 1999 - 7 M rd . E C U . Polen bekam in den Ja h ren 1990-1994 1011 M io. E C U , für weitere Ja h re h a t m an 1015 M io. E C U vorgesehen. A m 16. Juli 1997 stellte die E uropäische K om m ission A genda 2000 vor, die zehn Stellungnahm en (sogenannte Avis) zu den B eitrittsanträgen der M O E -S taaten beinhaltet. D ie E uropäische K om m ission h a t im Som m er 1997 festgestellt, dass keiner der A ntragssteller die ökonom ischen K riterien d er M itgliedschaft in vollem U m fang erfüllt h a t17. Sie bem erkte große Schwächen in den Bereichen Um w elt, V erkehr, In fra stru k tu r und L an d w irt­ schaft. A ußerdem entspricht das B ru ttoinlandsprodukt (BIP) pro K o p f nu r ca. einem D rittel des E U -D urchschnitts. Obwohl der V orbereitungsgrad der M O E -S ta aten niedrig w ar, h a t die E U vorgeschlagen, die B eitrittsverhand­ lungen erst m it Polen, U ngarn, E stland, d er Tschechischen R epublik und Slowenien zu eröffnen. D ie ersten B eitrittsverhandlungen fanden am 30. M ä rz 1998 u n d die näch sten am 19. M a i 1999 sta tt. D ie polnischen D iplom aten legten inzwischen den T erm in der Bereitschaft zum E U -B eitritt sehr optim istisch a u f dem 31. D ezem ber 2002 fest18.

M e h r zurückhaltend blickt in die Z ukunft polnische Gesellschaft, obw ohl sie gegenüber dem E U -B eitritt positiver als andere E U -K andidaten eingestellt ist und wurde als euroenthusiasten bezeichnet. D avon zeugen die Forschungen verschiedener M einungsinstitute.

T ab elle I м

D ie Beurteilung d er E u ro päischen

U nion

öffe n tlic h e M einung % P o litik er % A ssoziierungsstaaten Polen A ssoziierungsstaaten Polen

1997 1998 1997 1998 1997 1998 1997 1998 Positive 49 41 58 56 80 81 88 95 N eu trale 28 34 24 27 14 14 5 3

N egative 6 6 5 6 3 3 4 1

" E b en d a, S. 127.

18 h ttp ://w w w .u k ie.g o v .p l/co na/in d ex .h tm . 19 h ttp ://w w w .u k ie.g o v .p l/con a/o p in ia/o p in ia.I h tm .

(15)

D ie sta rk e n B efürw orter findet m a n häufiger u n ter den P o litik e rn , Geschäftsleuten, M an ag ern , Schülern, Studenten und G eistlichen als u n ter den Bauern. A us anderen Statistiken geht hervor, dass 84% der G eistlichen20 Polens B eitritt zur Europäischen U nion stark befürw orten. Sie sehen in der In teg ratio n eine C hance zur Verbesserung d er w irtschaftlichen L age des L andes, der internationalen Sicherheit, der E ntw icklung der D em okratie u n d die V erbesserung d er ökonom ischen S ituation d er Bürger. „D ie K irche, sagte im N ovem ber 1997 K ard in al Josef G lem p, fü rch tet nicht vo r dem V ereinigten E u ro p a, im Gegenteil, sie blickt m it H offnung in die Z u k u n ft d er E U ” 21.

O bw ohl die A kzeptanz gegenüber dem E U -B eitritt noch groß ist, h a­ ben die CBO S- U n tersu ch u n g en ergeben, dass die positive E instellung gegenüber dem E U -B eitritt in den letzten fü n f Ja h ren zurückgegangen ist. 1990 w ar es leichter die Zustim m ung zur E uropäischen In teg ratio n zu erhalten. W esten w urde dam als m it Freizügigkeit, R eichtum und C h a n ­ cenvielfalt assoziiert. D o ch je ko n k reter die M enschen begannen, sich m it dieser F rage zu beschäftigen, welche K onsequenzen der E U -B eitritt für sie h a t, um so differenzierter, zum Teil aber au ch ab leh n en d er, wird diese gesehen. In den U m fragen wurde den M enschen die F ra g e gestellt: W enn in Polen die V olksabstim m ung zum Polens E U -B eitritt stattfinden w ürde, wie w ürden sie abstim m en? Im Ja h re 1994 hab en sich 77% der Befragten für den E U -B eitritt ausgesprochen, 1998 gab es nu r 64% der B efürw orter.

T ab elle 2“

W enn in Polen die V o lksabstim m ung zum

Polens E U -B eitrilt stattfin d en w ürde,...

CBOS PBS°

V I’ 94 V ’ 95 V ’ 96 1Γ 97 I I I ’ 97 I X ’ 97 IV ’ 98 I X ’ 98 I I ’ 98

F ü r den E U -B eilritl 77 72 80 59 72 72 62 63 64 G egen den E U -B eitritt 6 9 7 9 12 12 12 19 9 ich nehme an der V olks­

ab stim m u n g n ich t teil

_

_

_

_

_

12

_

13 Schwer zu sagen 17 19 13 32 18 15 13 18 14

D D ie F o rsch un g en von ISP /P B S (In stitu t fü r öffentliche A ngelegenheiten).

20 Eine fe s te Burg ist unser Polen .D ialo g ” 1998, N r. 2, S. 50. 21 E b en d a, S. 51.

(16)

E uro p äisch e U n io n - ein S ch ritt n ä h e r 2 4 3

D ie negative Einstellung der Polen gegenüber dem E U -B eitritt h a t viele U rsachen. Polen fürchten vor den großen A npassungskosten und neuen V eränderungen, infolge deren sie tiefer in die T asche greifen m üssen. D er In fo rm atio n sstan d ü ber die E uropäische U nion ist auch sehr niedrig in der Gesellschaft. D ie M enschen wissen wenig oder ü b erh au p t nichts über die E U . D er M angel an K enntnissen verursacht die negative Einstellung dem gegenüber, was frem d ist. D ie polnischen Politiker sind auch d a ra n schuldig, dass im m er weniger Polen den E U -B eitritt befürw orten. Sie schrecken uns m it h äufigen P reiserhöhungen u n d sagen, dass wir unsere Preise den EU -Preisen anpassen m üssen. D er D urchschnittspole frag t sich dann: „ N a ja und was ist m it unseren Löhnen und G ehältern? W erden die auch h ö h er?” D iese F ra g e n sind berechtigt, weil der L eb en sstan d ard vieler M enschen in den letzten Zeiten gesunken ist.

Eine andere Frage, ist die Sache eigener Id en tität. Viele S taaten, bevor sie zur E U beigetreten sind, stellten sich die Frage, ob sie nach dem E U -B eitritt ihre nationale Id en titä t verlieren. A ndrzej Szczypiorski sagte in einem seiner V orlesungen, dass Polen ein S taat ist, dessen Id e n titä t viele Ja h re d u rch die E ro berung im X IX . Ja h rh u n d ert gefährdet w urde, und d o ch au fre ch terh alten blieb. D eshalb sollen w ir keine A n g st vor dem V erlust d er Id e n titä t h ab en 23.

P olen tra t im M a i 1999 in die zweite P hase der V erhandlungen m it d er E uropäischen U nion. D ie V erhandlungen sind sehr wichtig, weil sie Einfluss a u f die B edingungen des polnischen E U -B eitritts nehm en. D as wichtigste T hem a bei den V erhandlungen soll die Z u k u n ft der polnischen L andw irtschaft sein. D ie S ituation der polnischen B auern ist zur Z eit sehr problem atisch. In Polen existieren infolge der L andreform n ach dem Zw e­ iten W eltkrieg viele kleine Bauernhöfe. Sie sind nicht a u f große P ro d u k ­ tio n eingestellt und ihre Erzeugnisse entsprechen den europäischen N o r­ m en nicht. D ie polnischen Bauern bem erken, dass sie a u f den eu ro p ä ­ ischen M ä rk te n nicht k o n k u rren z fäh ig sind. D eshalb streiken sie und fo rd ern die Begrenzung der E infuhren von billigen Lebensm itteln aus den E U -S taaten . Sie w ollen Subventionen für die polnische L an d w irtsch aft erhalten.

Ebenso wichtig ist das R echt d er Polen a u f die A rbeit und die N iederlas­ sungsfreiheit in anderen EU -M itgliedstaaten. In Polen herrscht in der letzten Z eit eine große Arbeitslosigkeit. 11,1% der Polen sind arbeitslos und in m anchen Regionen verdoppelt sich sogar diese Zahl. Polen hoffen, dass sie die M öglichkeit haben w erden, irgendw ohin, in ein anderes Land auszuw andern und ihre Lebensbedingungen d o rt zu verbessern. D ie U ntersuchungen der

(17)

F orschungsinstitute, auch deutscher In stitu te24, beruhigen, dass die Z ahl der nach D eutschland kom m enden P olen sehr gering wird.

E ine sehr wichtige Sache ist das Problem vom „ A u s v e rk a u f’ der polnischen G rundstücke an die D eutschen. D ie F ra g e ist sehr kom pliziert u n d ru ft in der G esellschaft sehr viele E m otionen hervor. Sicherlich m elden sich n ach dem polnischen E U -B eitritt D eutsche, die die G ru n d stü ck e k raft des Gesetzes in unserem L and kaufen w erden, deshalb sollen die Polen dies u n ter strenge K o n tro lle nehm en.

T ab elle 3 “

T h em en der V erhandlungen % D ie Z u k u n ft d er p olnischen L an d w irtsch aft 66 D a s R e c h t d e r P olen a u f die A rb eit in a n d eren E U -S taalen 54 D ie N iederlassungsfreiheit d er Polen 37 D ie Z u k u n ft des polnischen B ergbaus 21 D a s R e c h t d er A u sländer a u f d as K a u fe n polnischer G ru n d stü c k e 10

D e r B eitritt zur E U h a t auch seine positiven Seiten. Polen steuert in R ichtung M a rk tw irtsch aft u n d freien W ettbew erbs. D as zukünftige F u n k ­ tionieren Polens in einem großen B innenm arkt vergrößert den H andelsspiel­ raum . Polen wird die Chance haben, seine P rodukte a u f den westeuropäischen M ä rk te n anzubieten. W ir können auch a u f die ausländischen Investitionen nicht verzichten. Sie sind konjunkturbelebend, weil m an m it diesem Geld die Einfuhren verschiedener Produkte aus Westen finanzieren kann. A ußerdem lockt die polnische R egierung das ausländische K ap ital schon jetzt nach Polen m it günstigen Bedingungen, um die H aushaltsdefizite aufzudecken26. D ie frem den Investitionen bedeuten auch T ransfer von T echnologie und K now -how . W enn Polen au f dem G ebiet W irtschaft höheres N iveau erreichen will, k a n n es dem F o rtsch ritt den R ücken nicht zeigen. D ie ausländischen Investoren zwingen die einheim ischen U nternehm er zum W ettbew erb, was viele V orteile für die V erbraucher h at, weil w ir billigere u n d bessere P ro d u k te kaufen können.

T ro tz vieler unbestrittener V orteile des E U -B eitritts h ö rt m a n im m er häufiger die Stimmen, dass m an nicht so schnell z u r E U gehen soll. Diese K onzeption ist sehr vernünftig und gibt die M öglichkeit, die polnische W irtschaft und die Gesellschaft besser a u f den E U -B eitritt vorzubereiten.

24 Polskie ręce do pracy, „ G a z e ta W y borcza” , 20. M a rz 1999. 25 h ttp ://w w w .u k ie .g o v .p l/c o n a /o p m ia /o p in ia .lh tm .

(18)

E u ro p äisch e U n io n - ein S c h ritt n äh er 2 4 5

Tab elle 4 27

Polen soll...

1997 % 1998 % *01 *05 ’02 *06 *09 so schnell wie m öglich d er E U beitreten 34 31 29 23 25 n ic h t so schnell d er E U beitreten 54 52 53 56 60 ü b e rh a u p t n ich t d e r E U beitreten 3 6 7 8 8 schw er zu sagen 9 12 11 11 7

D ie In teg ratio n Polens m it den westlichen W irtschaftstrukturen soll erst d an n stattfinden, w enn alle heiklen Them en, wie das Problem d er polnischen L andw irtschaft, oder das Problem des „A usverkaufs” der polnischen G ru n d ­ stücke, gelöst w erden. Alle Befürchtungen der Polen sollen von unseren P olitikern berücksichtigt und bei den nächsten EU -V erhandlungen in Brüssel e rö rtert werden.

E IN S T E L L U N G D E U T S C H L A N D S G E G EN Ü B ER D E R E U -O S T E R W E IT E R U N G

E inen großen Einfluss a u f den Prozess d er effektiven H e ran fü h ru n g der ju n g en D em okratien an die E U wird des vereinigte D eutschland haben. Die geopolitische Lage zwingt D eutschland seine A ußenpolitik a u f diese L änder auszurichten, weil sie gemeinsames Interesse d a ra n haben.

V on A n fan g an u n terstü tzte das vereinigte D eutschland die In teg ratio n Polens und anderer osteuropäischer Staaten m it den europäischen S trukturen. In einer der Regierungserklärungen sagte der Bundeskanzler H elm ut K ohl:

U n sere N a c h b a rn in U n g arn , Polen, T schechien und in d er Slow akei sind d u rc h ihre T ra d itio n , d u rch ih re K u ltu r und n atü rlich au ch d u rch ihre geographische Lage ein n icht w egzudenkender Teil E u ro p as. W ir wollen, d ass diese R efo rm slaaten ihre B eitrittsch an ce zur E U bekom m en, w enn sie d ies wollen [...]. F ü r m ich ist die U n te rstü tz u n g dieser L ä n d e r [...] eine d er w ichtigsten V oraussetzungen auch für den in n eren F rieden u n d die freiheitliche E ntw ick lu n g D e u tsch la n d s28.

N icht unb eg rü n d et sprach K o h l über den Frieden. N ach der A uflösung des W arschauer Paktes w urde M ittel- und O steuropa als eine politisch

27 h ttp ://w w w .u k ie .g o v .p l/c o n a /o p in ia /o p in ia .lh tm .

28 D . Bingen, H elm ut Kohls Polenpolitik „ D ie politische M e in u n g ” , D ezem ber 1998, 43. Jah rg an g .

(19)

unstabile Region angesehen. D ie Stärkung der Stabilität a u f diesem G ebiet w urde zum H auptanliegen der bundesdeutschen O stpolitik. A n D eu tsch ­ lan d s O stgrenze ist näm lich die W ohlstandsgrenze en tsta n d en , die a u f D a u e r nicht erfolgreich aufrechterhalten w erden konnte. E ine solche große W ohlstandsgrenze beschw ört V erletzlichkeiten u n d Bedrohungsm om ente wie soziale U nruhe, verstärkte M igration, organisiertes V erbrechen herauf. Von diesem S tan d p u n k t ausgehend erklärte Bundeskanzler K o h l vor dem po l­ nischen Sejm sogar den W unsch, Polen bis zum Ja h re 2000 in die E U zu integrieren25. M ittel- u n d langfristig verspricht die O sterw eiterung für die U nionsm itglieder einen großen w irtschaftlichen N utzen. Polen u n d andere M O E -S ta aten sind für D eutschland ein wichtiger H andelspartner. 1991 gab es in d er ehem aligen Tschechoslow akei 80% d er deutschen Investitionen, in Polen dagegen n u r 5% . E rst seit 1995 verbesserten sich die H andels­ beziehungen m it Polen. 1996 stieg d er H andel im Vergleich m it 1995 von 25,1 M rd . D M a u f 28,5 M rd . D M . D ie Z ahl d er deutschen Investitionen w ächst in Polen von Ja h r zu J a h r 30. E nde 1991 gab es in P olen 676 deutsche Firm en, w ährend 1997 ü ber 6000. D er Bundesverband der D e u t­ schen Industrie sieht die Exportsteigerung nach Polen in den nächsten Ja h re n bei 4 .M rd. D M 31 vor. D a n k dem E ngagem ent d er deutschen W irtschaft in P olen w urden 1997 in D eutschland 60 000 neue A rbeitsplätze geschaffen32. D ie D eutschen sollen dam it zufrieden sein, sie sind es aber nicht. N u r 2 9 % 33 d er deutschen Gesellschaft befürw ortet die O sterw eite­ rung. D ie geringe U n terstü tzu n g d er E U -O sterw eiterung h a t jed o ch ihre Begründung. Viele D eutsche stellen sich die F rag e, w arum sie ihren W o h l­ stand m it im m er neuen M itgliedstaaten teilen sollen. Sie fürchten sich dav o r, dass die K osten der Erw eiterung sehr hoch w erden. D ie künftigen E U -M itgliedstaaten w erden langfristig zu den N ettoem pfängern der EU zählen, weil ihr w irtschaftlicher W ohlstand u n ter dem D u rch sch n itt in der E U liegen wird. F ü r die bisherigen M itglieder bedeutet dies, dass sie au f m anche Förderm ittel verzichten m üssen. Sie haben auch A ngst, dass die neuen M itglieder a u f den A rbeitsm arkt stürzen und den D eutschen oder anderen EU -M itgliedern viele A rbeitsplätze wegnehmen. D ie D eutschen Spezialisten m einen, dass nach dem E U -B eitritt einige H u n d e rt Tausend P olen jä h rlic h n ach D eu tsch lan d au sw an d ern u n d in n erh alb von zehn Ja h re n steigt diese Z ahl a u f 2,5 M io. M enschen34.

25 „ D ia lo g ” 1998, N r. 2, S. 19.

30 P. K a lk a , Gospodarczo-społeczne i prawne a sp e kty Przegląd Z a c h o d n i” 1996, N r. 4, S. 147.

31 E uroexpress, N ach rich ten am 18.5.1999 TV P1. 32 P o czą tek nowej architektury, „D ialo g ” 1998, N r. 2, S. 16. 33 E b en d a, S. 17.

(20)

E u ro p äisch e U n io n - ein S ch ritt n ä h e r 2 4 7

Eine sehr wichtige R olle bei der Stellungnahm e d er D eutschen gegen­ ü b e r dem polnischen E U -B eitritt hab en verschiedene V orurteile. D er Zw e­ ite W eltkrieg, H olocaust, V ertreibung, die deutschen Ostgebiete sind F ra ­ gen, die in den deutsch-polnischen Beziehungen besonders problem atisch sind. H artn äck ig h ält sich außerhalb inform ierter W irtschaftskreise das V orurteil, dass P olen w irtschaftlich sehr schw ach ist35. D as S tichw ort „Polnische W irtschaft” - Bezeichnung fü r C haos- genügt hier als Hinweis. A ber w ir sollen diese Ä ngste nicht außer acht lassen, weil D eutschland einen sehr wichtigen Einfluss a u f das Integrationstem po h at. D ie positive Stellungnahm e D eutschlands gegenüber den polnischen Bestrebungen nach dem E U -B eitritt h a tte bei den V erhandlungen über das polnische E u ro p a ­ abkom m en viele N utzen gebracht. D eutschland bestand a u f einem schnel­ len und erfolgreichen V erhandlungsergebnis für Polen. N ach d er U nterzei­ c h n u n g des E u ro p aab k o m m en s w urde das In teg ratio n stem p o von den D eutschen einigerm aßen verlangsam t. K o h l erklärte am 2. A pril 1992, dass sich D eutschland fü r den Polens E U -B eitritt ausspricht, aber die Polen m üssen alle w irtschaftlichen V oraussetzungen erfüllen. Diese Stellungnahm e beunruhigte politische E liten in Polen, weil dies die V erlangsam ung des Integ ratio n sp ro zesses bedeutete. E rst d as Ja h r 1994 b rach te neue E n t­ scheidungen zu den polnischen EU -B estrebungen. W ährend d er deutschen P räsidentschaft 1994 einigten sich die E U -M itgliedstaaten a u f den deuts­ chen V orschlag d e r „S trategie für In te g ra tio n d er assoziierten L än d er M ittel- u n d O steuropas m it d er E uropäischen U n io n ” , die a u f dem Es­ sener R a t positiv bew ertet wurde.

D ie O sterw eiterung der E uropäischen U n io n wird in der Z u k u n ft in großem M aße von der deutschen R atspräsidentschaft 1999 und von der neu gew ählten “ R o t- G rü n en ” R egierung unter G erhard S chröder abhängen. Schröders E instellung gegenüber der E U -O sterw eiterung ist positiv, aber er gibt kein genaues D atu m d er E U -E rw eiterung, wie das H elm u t K o h l m achte. Die U rsache liegt darin, dass Schröder vo r allem P ragm atiker ist. F ü r ihn sind die deutschen Interessen, die „ stärk er ans Tageslicht gefördert w erden sollen” von größter B edeutung36. D as bedeutet jedoch nicht, dass Polen an dem Integrationsprozess nicht teilnehm en wird. In der Regierungs­ erklärung vom 10.11.1998 sagte G erhard Schröder:

U nseren N a c h b a rn im O sten versichern wir, dass wir die C hance d er E U -O sterw eiteru n g entschlossen nu tzen wollen. E u ro p a w ird und d a r f n ich t am ehem aligen E isernen V orh an g o d e r an d er d eutschen O stgrenze enden. D ie D eu tsch en werden eben n ich t vergessen, welch u n sc h ätzb aren B eitrag die V ölker in U n g arn u n d in Polen zum al zur Ü b erw in d u n g der d e u tschen T eilung geleistet haben. W ir wollen sie partn ersch aftlich in die E U integ rieren 3'7.

3S W ozu brauchen wir Polen in der E U , „ D ia lo g ” 1998, N r. 2, S. 40. 30 D er T eufel ste c k t im Detail, „D ia lo g ” 1998, N r. 2, S. 49. 37 http ://w w w .eu ro p a.d e.

(21)

V on Schröder wird es abhängen, welche P rioritäten er der E uropa-P olitik u n ter deutscher R atspräsidentschaft setzt. D eutschland m öchte seine P rä ­ sidentschaft nutzen, der E uropa-Politik neue Im pulse zu verleihen. Angesichts d er aktuellen A rbeitsm arktproblem e will D eutschland das besondere A ugen­ m erk dem A b b au der A rbeitslosigkeit widm en. Ein w eiterer Schw erpunkt des deutschen Vorsitzes ist die G estaltung des neuen m ittelfristigen F in a n z ­ rahm ens d er E uropäischen U n io n für die Ja h re 2000-2006. D eutschland m ö ch te als g rößter N ettozahler der E U niedrigere B eiträge an die E U -K asse leisten.

Einer grundlegenden Reform b ed arf die gem einsam e A grarpolitik, die w ettbew erbsfähiger und um w eltverträglicher w erden m uss. D eutschland wird auch die Anliegen und Bedürfnisse derjenigen Staaten M ittel- und O steuropas m itbedenken, die sich a u f dem W eg in die E uropäische U nion befinden. D ie A ufgabe D eutschlands wird im R ahm en d er B eitrittsverhandlungen sein, die E U -internen Beratungen zur Festlegung der V erhandlungspositionen zu leiten und die V erhandlungen m it den K a n d id aten zu führen.

Bevor die ersten m ittel- und osteuropäischen S taaten der E U beitreten, m uss die U nion interne Reform en durchführen. D ie deutsche Präsidentschaft wird sich auch für die V erbesserung d er A rbeitsm ethoden insbesondere des R ates u n d der E uropäischen K om m ission einsetzen.

M o n ik a K u c n e r

U N IA E U R O P E JS K A О J E D E N K R O K B L IŻ E J

Id ea integracji europejskiej nie je s t wym ysłem n aszych czasów . Jest to p ro ces złożony, k tó ry dojrzew ał n a przestrzeni kilku w ieków i k tó ry w naszym stuleciu zaczął n ab ierać wyrazistych kształtów . Społeczeństw a europejskie znużone bezsensem wzajem nie wyniszczających wojen, zaczęły poszukiw ać takiej form y koegzystencji, k tó ra um ożliwiłaby im wspólne decydowanie o polityce, g o spodarce czy k u lturze. W ro k u 1950 francuski m inister spraw zagranicznych R o b e rt Schum an zadeklarow ał gotow ość rząd u francuskiego d o w spółpracy z rząd em niem ieckim w sektorze węgla i stali, w celu zag w aran to w an ia p o k o ju n a k o n tynencie. Plan S chum ana urzeczyw istnił się z chw ilą p o d p isa n ia w P aryżu 18 kw ietnia 1951 r. przez sześć p ań stw zachodnioeuropejskich: Niem cy, Fran cję, W łochy, L u ksem burg, Belgię i H o lan d ię, u k ład u o Europejskiej W spólnocie W ęgla i Stali (EW W iS). K olejne dw a tra k ta ty o utw orzeniu Europejskiej W sp ó ln o ty G osp o d arczej (E W G ) o raz Europejskiej W sp ó ln o ty Energii A tom ow ej (E u ra to m ) p o d p isa n e w Rzym ie 25 m arca 1957 r. m iały n a celu rozszerzenie w spółpracy gospodarczej n a inne sektory, takie ja k rolnictw o, rybołów stwo, kom unikacja, handel zagraniczny o raz utw orzenie w spólnego ry n k u gospodarczego.

A b y cel len zo stał osiągnięty, p a ń stw a członkow skie zdecydow ały się n a kolejne kroki integracyjne, jak im i były u nia gosp o d arcza i w alutow a. D ro g ę d o tego pro cesu otw orzył

(22)

E u ro p äisch e U n io n - ein S ch ritt näh er 2 4 9

p o d p isan y 7 lu teg o 1992 r. w M a astric h t T r a k ta t o U n ii Europejskiej. R a ty fik a c ja U k ład u z M a astric h t s ta ła się o k azją d o k o n a n ia pew nych zm ian w niem ieckiej k o n stytucji, d o któ rej w p ro w ad z o n o now y zapis w a rt. 23 o U n ii E uropejskiej. U n ia s ta ła się celem n ad rzęd n y m p a ń stw a niem ieckiego, a B undestag i B u n d e srat otrzym ały ja s n e cele i za d an ia w spraw ach do tyczących U n ii E uropejskiej. F a k t ten świadczy o ogrom nym znaczeniu U nii dla Niem iec.

N iem cy są jed n y m z n ajbogatszych p a ń stw piętn astk i. Ich PKJB przek racza 20 tys. E C U i je s t jed n y m z najw yższych w U nii. M o to re m niem ieckiej g o sp o d ark i je s t przem ysł, a zwłaszcza p rężn ie rozw ijający się przem ysł sam ochodow y. U n ia E uro p ejsk a je s t d la N iem iec ważnym ry n k iem zbytu - 60% ek sp o rtu w ram a c h U nii Europejskiej zajm uje e k sp o rt niem iecki. Poziom , k tó ry N iem cy osiągnęli w przeciągu 50 la t od zakończenia drugiej w ojny światow ej, n ie byłby m ożliw y bez ścisłej w spółpracy pozo stały ch p a ń stw europejskich. Zniesienie ceł oraz wszelkich b a rie r gospodarczych stw orzyło o grom ne możliwości han d lo w e i nie tylko. W ażnym krokiem w intensyfikacji wzajem nych stosu n k ó w było utw orzenie unii gospodarczej i m onetarnej, m ającej n a celu w p row adzenie d o 2002 wspólnej w alu ty E U R O .

W ra z z p o stęp u jącą in teg racją w ew nątrz U n ii E uropejskiej p o d kon iec la t osiem dziesiątych d o k o n a ły się w E u ro p ie w ażne zm iany historyczne. E u ro p a Ś rodkow a i W sch o d n ia u w aln ia się, w w yniku refo rm p rzep ro w ad zan y ch w Zw iązku R adzieckim przez M ich aiła G orbaczo w a, spod to ta litarn y c h rzą d ó w kom unistycznych. W ro k u 1991 w y b u ch a w M oskw ie pucz, k tó ry w y k o rzy stu ją rep ubliki radzieckie, ogłaszając sw oją niepodległość. W Polsce i n a W ęgrzech o d b y w ają się o b rad y okrągłego stołu, w w yniku k tó ry ch kom uniści o d d a ją w ładzę opozycji. D o o strych ko n flik tó w doch o d zi n a to m iast w Czechosłowacji i R u m u n ii, gdzie o d d an ie w ładzy nie o d b y w a się bez przelew u krwi. Z m iany polityczne nie om inęły rów nież N R D . W nocy z 9 n a 10 lis to p a d a 1989 r. ru n ął m u r berliński, a 3 p aźd ziern ik a 1990 r. d o k o n u je się zjednoczenie obu p a ń stw niem ieckich. W raz ze zjednoczeniem N R D staje się członkiem Unii Europejskiej. Proces ten odbyw a się jed n a k n a in n y ch zasadach, n iż przew idują to unijne p ro ce d u ry m ów iące o przyjęciu now ych członków w swoje szeregi. W dn iu zjednoczenia W sch od n ie N iem cy przejm u ją p raw o p ierw otne o raz 80% p raw a w tórnego U nii. P o za tym otrzy m u ją znaczn ą p o m o c w ram ach funduszy stru k tu raln y ch . W iele p a ń stw E u ro p y Ś ro dkow o- W schodniej chętnie podzieliłoby los N R D i szybko zintegrow ałoby się z zachodnioeuropejskim i stru k tu ra m i. D la te g o też od p o czątk u la t dziew ięćdziesiątych zauw ażam y intensyw ne s ta ra n ia tych p ań stw o przyjęcie w stru k tu ry U nii Europejskiej. W ro k u 1991 P o lsk a i W ęgry podpisał}' ja k o pierw sze p a ń stw a byłego Bloku W schodniego U k ład y E uropejskie. W ślad za nim i poszły B u łg aria, Litw a, Ł o tw a, E sto n ia, R u m un ia, Słowenia, Słow acja i Czechy. O d 1994 r. k raje te w ystąpiły oficjalnie o członkostw o w U n ii E uropejskiej.

Przystąpienie d o U n ii s p o ty k a się w społeczeństwie z w ielom a negatyw nym i reakcjam i. Polacy c o raz bardziej sceptycznie o d n o szą się do spraw U nii Europejskiej i d o przyszłego w niej członkostw a, ch o ć z pew nością m o żn a b y liczyć n a wiele. C hociażby n a ustabilizow anie g o spo d ark i, m łodej dem o k racji o raz stosunków polsko-niem ieckich. P rzeszk o d ą i problem em n a d ro d ze d o integracji je s t sy tuacja polskiego rolnictw a, kw estia w ykupu ziem p o lskich przez N iem ców o raz u tra ty tożsam ości n arodow ej. R ów nież N iem cy o b aw iają się rozszerzenia. Politycy n a to m iast w ydają się być m o to rem integracji europejskiej. H elm u t K o h l, były kanclerz Niem iec, p o staw ił sobie naw et za cel zintegrow anie krajó w środkow oeuropejskich ze stru k tu ram i zachodnim i d o 2002 г., p o d a ją c z a po w ód swej decyzji utrzy m an ie stabilności g o sp o d ark i i p o k o ju w tym regionie. Jego n a stęp ca G e rh a rd Sch rö d er n ie je s t ju ż tak im o pty m istą. Po d c z a s niem ieck ieg o p rze w o d n ic tw a w R a d z ie U n ii E u ro p e jsk iej m a z a m ia r z a ją ć się w pierw szej k o lejn o ści interesam i niem ieckim i o raz sp raw am i doty czący m i w ew nętrznych p ro b lem ów U nii E uropejskiej. K w estia rozszerzenia zeszła n a p la n dalszy. Czy jest to słuszna ko n cep cja - po k aże czas.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Neben fortschreitenden Demokratisierungsprozessen, die aus dem Bedarf nach Beteiligung und Mitbestimmung hervorgingen, neben der weitergehen- den Verbesserung der

Bardzo maªy sze± ian o masie m zna jduje si wewn¡trz lejka obra aj¡ ego si wokóª pionowej osi, ze staª¡ szybko± i¡ ν obr/s. Jaka jest najwiksza i najmniejsza warto±¢ ν ,

si. Bardzo maªy sze± ian o masie m znajduje si wewn¡trz lejka obra aj¡ ego si wokóª pionowej osi, ze staª¡ szybko± i¡ ν obr/s. Jaka jest najwiksza i najmniejsza warto±¢ ν

Ciaªo porusza si ze staª¡ prdko± i¡ po po równi o na hyleniu 300. pod dziaªaniem siªy 10

Traktor i¡gnie za zepion¡ na linie gªadk¡ pªyt kamienn¡ o masie m po poziomej powierz hni na od inku drogi s.. Po przeby iu poziomego od inka drogi s=15

Porządki te miały za zadanie dyscyplinowanie zachowań i sposób ekspresji własnej tożsamości (tamże, s. Umieszczenie kategorii tożsamości w wymiarze temporalnym, związanym

doch nicht konstant durchführt (Schwane, Dogmengeschichte S.. D ie N ebenzw ecke kö nn en diesen E ndzw eck nicht aufw iegen.. Die Zeit ist nicht früher als die

Die Union ist kein Staat, sie entscheidet aber m it Hilfe von gemeinsamen europäischen Organen über viele wichtige Politikbereiche, weil die M itglied- staaten