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Die literarische Variation des Tristan-Mythos im Gedicht August von Platens

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Academic year: 2021

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Artur Pełka

Die literarische Variation des

Tristan-Mythos im Gedicht August

von Platens

Acta Universitatis Lodziensis. Folia Germanica 2, 197-218

2000

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A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S F O L IA G E R M A N IC A 2, 2000

A rtur Pelka

DIE LITERARISCHE VARIATION D ES TRISTAN-M YTH OS IM GEDICHT AUGUST VON PLATENS

D e r 1S25 entstandene Tristan gehört zu den wenigen W erken A ugust von Platens, die ihren festen P latz im K a n o n der deutschsprachigen Lyrik gefunden haben. D as G edicht h a t - trotz seiner ununterbrochenen P o p u larität - bisher jed o ch vielm ehr skizzenhafte In te rp re ta tio n e n als ausführliche U ntersuchungen erfahren, die überdies m eh r oder weniger an d er B iographie des A u to rs orientiert waren. D e r voliegende Beitrag zu r P laten -F o rsch u n g m öchte indessen die A rt d er poetischen A d ap tio n des T rista n -M y th o s in den M ittelp u n k t stellen. D ie A uslegung des G edichts will den individuellen G estus P laten s bei d e r literarischen A neignung d er m ythischen F ig u r veranschaulichen, wobei sie sich grundsätzlich von dem biographischen K o n tex t distanzieren dürfte.

1. D IE FR A G E S T E L L U N G O D E R „ D IC H T E R S IN D D O C H N A R Z IS S E “ 1

Im K o n te x t der ursprünglichen K o n zep tio n des G edichts, das als ein M onolog in einem T rista n -D ram a gelten sollte, ließe sich ohne weiteres der Sprechende m it der Bühnentitelfigur identifizieren; som it wäre d er G edichttitel als eine B ühnenanw eisung zu interpretieren. Indessen liegt das Platensche Gedicht als eine abgeschlossene poetische G anzheit vor, was seinen mythischen und literarhistorischen H elden zu einer A rt Chiffre m acht.

D e r titelspendende H eld k ö n n te sow ohl als ein Subjekt, als au ch das lyrische Ich, das seine G edanken u n d E m pfindungen zum A u sd ru ck bringt,

1 D ir F o rm u lie ru n g stam m t v o n A ug u st W . Schlegel.

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oder auch als ein O bjekt gedeutet w erden, dessen W esen bzw. lyrische Situation ein vom D ichter fingiertes lyrisches Ich zu erfassen und auszu­ sprechen versucht. D as T ristan-S ubjekt w ürde ein Rollengedicht, das T ristan- O bjekt ein D inggedicht implizieren. A llerdings verm utet W erner H eck eine andere M öglichkeit. N ach ihm w äre das T ristan -G ed ich t quasi „ein W id­ m ungsgedicht an den T rista n G ottfrieds in der T rad itio n einiger W idm ungs­ gedichte Platens, die er entw eder verm eintlichen G ö n n ern oder ob ihrer ,Seelenverw andtschaft1 bew underten Persönlichkeiten [...] w idm ete“ .2 Jedoch spinnt d er In te rp re t in seiner A nalyse weder den G edanken fort, n o ch zieht er die T rista n -F ig u r in Erw ägung.

D ie vorgegebenen In te rp re ta tio n sa n sä tz e evozieren d as F eh len eines eindeutig identifizierbaren Sprechers im G edicht. D em nach p räsum iert der P laten -F o rsch er Jürgen L ink, das „R ätsel einer u n b ek an n ten Stim m e“ sei das „R ätsel dieses G edichts“ , folglich aufschlußreich für seine A uslegung.3

In seiner - w ohl repräsentativsten - In terp retatio n des G edichts Echobild

und Spiegelgesang löst er das Rätsel a u f eine ziemlich sim plifizierende

- wiewohl logische - A rt und Weise, indem er d as E ntw eder-O der der Lösung in dem Sow ohl-als-A uch vereinigt:

D ie rätselh afte Stim m e ist gleicherm aßen die Stim m e des realen Platen in seinem realen wie seelischen G efängnis wie auch die Stimme einer fiktiven Figur, einer theatralischen Rolle.4

A us dem offensichtlich tiefenpsychologischen In terp retatio n san satz von Link lä ß t sich folgende G leichung aufstellen:

d e r S precher = T rista n = P laten = N arziß ;

Bei der allerdings kohärenten A rgum entation Links erscheint die Gleichsetzung des lyrischen Ichs m it (dem M enschen) Platen beinahe als eine irritierende P latitüde. D abei ist die Identifikation Platens m it T rista n kaum originär, den n sie gilt bekanntlich seit der P latenrede von T h o m as M a n n aus dem Ja h re 1930. Es ist zw ar ein V orteil, sich an die T rad itio n zu halten, aber indem L ink sich anscheinend von dem M annschen Essay beeinflußen läßt, scheint er den Begriff des „erotischen Ä sthetizism us“ überzuinterpretieren, weil er ihn zu einem spiritus movens des G edichts schlechthin m acht. M it an d eren W orten setzt er implizite eine „hom osexuelle Ä sth e tik “ v oraus, die „die narzißtischen G ru n d situ atio n en und die dam it verbundenen affektbe­ schw erten im aginären K om plexe (zentriert um den narzißtischen und hom o-2 W . H eck, A u g u st von Platen: „T rista n ”. Ein Gedicht und seine ( B e-) D eutung, „ F o ru m H o m o se x u alitä t und L ite ra tu r“ (11) 1991, S. 31.

3 J. Link, Echobild u n d Spiegelgesang: Z u P latens Tristan. In; Gedichte und Interpretationen

4 , S tu ttg a rt 1992, S. 36.

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sexuellen Eros) zu verarbeiten“ 5 beansprucht und verm ag. D am it wird die psychische K o n stitu tio n des A u to rs P laten allzusehr verabsolutiert. Dies potenziert zusätzlich der - im m erhin interessante - A ufschluß Links ü ber die narzißtischen Züge des sprechenden bzw. dichtenden Subjekts, d er aber, zum organisatorischen G rundprinzip d er ganzen S tru k tu r erhoben, ziemlich beeinträchtigend w irkt, auch wenn m an nebenbei etliche A ffinitäten zum M odernism us beschw ört. K urzum k an n m an den E in d ru ck n ich t verm eiden, daß L ink das T ristan-G edicht a u f eine „F ru stratio n sk lag e“ des leidenden - d a hom osexuellen6 - D ichters reduziert. D ie geläufige A uffassung von der N a tu r d er H om osexualität, deren sich d er In te rp re t bedient, ist zw ar an h an d d er Tagebücher Platens fast exem plarisch zu belegen, nichtsdes­ tow eniger scheint es nicht ausreichend, um das G edicht ausführlich aufzu­ schlüsseln. D a rü b e r hinaus ist die m it m athem atischer P räzision vorgegebene B ehauptung Links, das G edicht enthalte „neunzig P rozent L eiden“ 7, p a ra ­ doxerweise wenig überzeugend und jedenfalls sehr einseitig.

A n der Stelle w äre zu verdeutlichen, daß die Einstellung Links zu Platen durchaus nicht neuartig ist, sondern die traditionalle, m it dem biographischen Ballast beladene Platen-Forschung vertritt, die beharrlich einen Zusam m enhang zwischen Platens H om osexualität, N arzißm us und Leiden herstellt. D as so geprägte Platen-Bild k ö n n te m an gewiß a u f die T atsache zurückfüren, daß seine T agebücher gerade zur Zeit des A ufblühens der Psychoanalyse veröf­ fentlicht w urden und som it den A u to r zu ihrem O pfer m a c h te n.8 A llerdings m uß diese Folie in hohem G rade legitim sein, wenn m an bis heute - tro tz des relativen A blebens d er Tiefenpsychologie9 — im m er w ieder aus ihr schöpft, aber sie ist bestim m t nicht d as einzig m ögliche K riteriu m im U m gang m it dem D ichter. Inzw ischen kristallisierte sich n äm lich eine

5 E bd., S. 44.

6 W enn m an eine p sychoanalytische M eth o d e anw endet, ist es selbstverständlich, d a ß m an

sich a n F re u d o rien tiert, d er beh au p tete, d er H om osexuelle gehe vom N arziß m u s aus, „indem er seine eigene P erson zum V orbild n im m t, in dessen Ä hn lich k eit er seine n euen L iebesobjekte auswählt. E r ist so hom osexuell geworden; eigentlich ist er in den H om oerolism us zurückgeglillen, d a die K n a b e n , die d er H eran w ah sen d e jetz t liebt, d och n u r E rsatzp erso n en u n d E rn eu eru n g en seiner eigenen k in dlichen Person sind.., Vgl. S. F re u d , Gesam m elte W erke, Bd. 10, F ra n k fu rt 1969, S. 125.

1 J . Link, Echobild..., S. 45.

8 D ie T ag eb ü ch er Platen s erschienen 1896 (der 1. Bd.) u n d 1900 (der 2. Bd.). Im Ja h re 1899 w u rd e im „ J a h rb u c h fü r sexuelle Zw ischenstufen“ d ie A b h a n d lu n g von L u d w ig F rey A u s

dem Seelenleben des Grafen Platen gedru ck t, u n d 1905 v erö ffentlichte Isid o r Sadger August von Platen. E ine pathologische Studie.

9 Eigentlich tro tz ih rer R ealitivierung, näm lich d u rch die Erw eiterung d es psychoanalytischen

Interesses a u f die G efühlsw elt als u n k o n k rete s G egen stü ck zu d e n T rieb en u n d In d ik a to r für einen w esentlichen Teil unseres Selbst, d .h . d er M ensch ersch ein t eb en so als fühlendes K in d (ohne v o rd erg rü n d ig e T rieb an sprü ch e) wie als w erdender, d en k e n d er u n d ab stra h ie ren d e r Erw ahscner. Vgl. d azu: A . M iller, Das D ram a des begabten Kindes, F ra n k fu rt 1983.

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andere O ption, die in gewissem Sinne einen A ntipol, ein E xtrem zu der Psycho-A nalyse des D ichters und seines W erkes bildet. D iese O ption, deren Beweggründe sozialkritischer N a tu r sind, will in dem D ich ter einen „R ev o ­ lu tio n är“ sehen - wie H u b ert F ichte es fo rm u liert.10 O hne sich in diese - schließlich für die vorliegende A rbeit irrelevante - D iskussion einzulassen, w äre jedoch ein A spekt dieser A useinandersetzung aufzugreifen, beispielsweise in der F o rm , wie W olfgang P o p p ihn artikuliert:

G e ra d e in d e r Id en tifik atio n des H om osexuellen A u g u st von P laten m it d e r literarischen F ig u r des offensichtlich heterosexuellen T rista n w ird b esonders d eutlich, d a ß P laten d ie hom osexuelle Liebe n ic h t als ein Ph än o m en gesellschaftlicher A b w eichung begreift [...], so n d e rn d a ß er d a s R e c h t des einzelnen In d iv id u u m s a u f die F re ih e it seiner Liebe einklagl ... .u

D iese A ussage, ob m an ihr zustim m t oder nicht, h ebt ein grundlegendes Problem hervor, das L ink in seiner In terp retatio n zu bagatellisieren scheint, und zwar: wenn es sich in dem G edicht so eindeutig um eine „narzißtische F ru stra tio n sk lag e“ handelt, wieso gerade ein A nti-N arziß, ein Liebender, zum M edium dieser K lag e gewählt w urde? D iese F ra g e im pliziert übrigens eine andere: Welche Rolle spielt das T ristan-M otiv in dem Gedicht überhaupt? Ist es n u r im T itel präsent? W elche Q u a litä t verleiht die Ü b ersch rift eigentlich dem G edicht? Wie weit ist Platens T rista n dem traditionellen, m ythischen Tristan-B ild verw andt? U m einer K om plexantw ort a u f die Spur zu kom m en, ist es nun angebracht, die S tru k tu r des G edichts eingehend zu erörtern.

2. D IE A N A L Y SE O D E R „ E IN D U R C H A U S U N G O E T H IS C H E S “ G E D IC H T 12

B etrachtet m an die K o n stru k tio n des G edichts, so kom m t ein vollkom ­ m enes literarisches G ebilde zum Vorschein. D as T ristan-G edicht besteht aus drei S trophen, die jeweils aus fü n t zehnsilbigen V ersen aufgebaut sind (3 X 5 X 10). D ie Strophen sind dabei spiegelsym m etrisch k o n stru iert. D er erste V ers jed er S trophe wird konsequent in ihrer letzten Zeile w iederholt. Folglich bildet jede Strophe eine form ale Einheit, die durch die V ersklam m er m a rk ie rt wird. D iese K lam m er besitzt überigens eine A rt Achse oder einen

10 Vgl. H . F ichte, I can't get no satisfaction. Z u r Geschichte der Em pfindungen des Grafen

A u g u st von Pialen-HaUermünde, In: H o m o sexualität und L iteratur 2. Polem iken. Geschichte der Em pfindlichkeit, F ra n k fu rt 1988, S. 234.

11 W . Popp: M ännerliebe. H om osexualität und Literatur, S tu ttg a rt 1992, S. 62 f. 12 P a rap h ra se d er A ussage von B enno von W iese. In: Platenschrift, U n iv e rsitä t E rlangen 1951, S. 14.

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D ie literarische V ariatio n des T rista n -M y th o s 201 Spiegelungspunkt, und zw ar den Reim in d er zentralen Zeile. D as R eim ­ schem a des G edichts - m it ausschließlich weiblichen Reim en - stellt sich folgend dar:

a b a b a с d с d с с а с а с

Es ist auffällig, d aß zwei Reim e im G edicht dom inieren. W äh ren d der au-R eim in der ersten S trophe und d er ie-Reim in d er zweiten überw iegt, w erden sie d an n in der letzten Strophe m iteinander variiert.

D as feste m etrische G erüst des G edichts bilden in jedem Vers fü n f betonte und fü n f u n b eto n te Silben. Es sind alternierende Verse m it dem regelm äßigen Wechsel von H eb u n g und Senkung. Sie beginnen o h n e A u f­ tak t, d.h. gleich m it einer H ebung. U n d so h andelt es sich hier durchw eg um fünfhebige T rochäen. Bei diesem, sozusagen, fließenden M etru m gibt es jed o ch A bw eichungen bzw. U ngenauigkeiten. W ährend fast alle Verse au f -en enden, w erden drei Zeilen d er m ittleren Strophe spiegelsym m etrisch m it -e geschlossen. N ach L ink w ar das U nterfangen Platens, den „ k i­ tschigen“ Reim „к^еЬ е Д п еЬ е“ zu verw enden, ein „nahezu halsbrecherischer B alanceakt“ 13, d er allerdings des D ichters K ö n n en beweisen sollte und es schließlich getan hat. W erner H eck dagegen greift den vierten Vers der zweiten S trophe a u f („U n d doch wird er vor dem T o d e b eben“ ) u n d behauptet, diese Zeile scheine sich dem m etrischen „Schem a zu w idersetzen, auch wenn sie sich letztlich doch d anach betonen ließe, ohne allzu gezw un­ gen zu w irken“ .14 K u rzu m d ü rfte das „ d o c h “ laut H eck nicht b etont w erden, w as aber d an n eine Irrita tio n verursachen w ürde. D ie beiden B eobachtungen sind anscheinend sehr kon stru k tiv für die E rk läru n g des G edichts, im G egensatz zu m anchen A ussagen, die das T rista n -G ed ich t um jeden Preis zu diskreditieren versuchen. Ein Paradebeispiel w äre hier d er In terp retatio n san satz von H an s K u h n , d er Platens „Z u genügen einem solchen T rieb e“ spöttisch „den banalsten Vers eines berühm ten [deutschen - A .P.] D ich ters“ 15 nennt.

A bgesehen n u n von den Irreg u laritä te n , die übrigens noch besprochen werden, erscheint die A rchitektonik des G edichts vollkom m en sym m etrisch. Es bildet eine A rt T riptychon, wobei P laten tatsächlich aus einer strengen rom anischen F o rm des T rioletts schöpft, in der d er E ingangsvers dreim al wiederholt wird. Insofern knüpft das Gedicht auch an die Renaissancetradition an. D ies placiert P laten - wie L ink es m it vollen R echt b eto n t - außerhalb der T rad itio n G oethes und d er deutschen R o m an tik , und so m a c h t es ihn

13 J. Link, Echobild..., S. 41. 14 W . H eck, August von Platen..., S. 34.

15 H . K u h n , S in d Klassiker unsterblich? P latens Fortleben in den Anthologien, ln : Orbis litterarum, G r a z 1967, S. 112.

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in gewissem Sinne zum Einzelgänger in seiner Epoche. D ie E igenart der P latenschen Lyrik, h eb t auch H einrich H enel heraus, der die herrschende G edichtform bei Platen als „statisch“ bezeichnet, allerdings „im G egensatz zu der fortschreitenden oder fließenden F o rm d er G edichte G oethes und der R o m an tik er“ .16 Somit wird die D ichtung Platens der zeitlich progressiven Erlebnislyrik d er E poche gegenübergestellt. H enel erläutert seine T hese folgenderm aßen:

D a s statisch e G e d ic h t s te h t a u ß e rh a lb d e r Z e it. Id ea l gesp ro ch en sind seine Teile gleichzeitig d a , obw ohl m a n sie n ach ein a n d e r lesen u n d auf'nehm en m u ß . D e r einfachste u n d zugleich charak teristisch ste K unstgriiT ist d esh alb die W ied erh o lu n g .11

E ben das Prinzip der W iederholung - als Echobild bezeichnet - erklärt auch L ink als grundlegend für das T ristan-G edicht. L a u t dem In terp reten verlieren die poetischen K lagen Platens in F o rm eines N achhalls ihren gegenw ärtigen C h a rak ter, erhalten d ad u rch eine andere D im ension, w erden letzten E ndes zu einer „positive(n) Ew igkeit“ 16 gesteigert. Dies geschieht angeblich a u f dem W ege d er V erarbeitung des V erdrängten, des U n te r­ schwelligen oder, m it den W o rten Links, „beginnt im U n b ew u ß ten und m ü n d et in die bew ußte K re a tio n“ .15 Bei d er L egitim ität u n d Trefflichkeit d er F o rm u lieru n g en „E c h o b ild “ u n d „p o sitiv e E w igkeit“ erscheint die Beharrlichkeit Links, ein so bew ußt konstruiertes G ebilde als A u sd ru ck des U nbew ußten zu betrachten, ziemlich gezwungen. D ie d u rch k o m p o n ierte form ale S tru k tu r des G edichts stim m t näm lich m it der in ihm dargestellten W elt überein, die sich vollkom m en denkrichtig präsentiert. D as G esagte ist völlig logisch u n d d am it steht es im krassen G egensatz zu d er dunklen, verschw om m enen Sphäre des Id.

Inhaltlich ist d as G edicht tatsächlich als eine kausale R eihe d er A ussagen form uliert, in denen jeweils U rsache u n d F olge b e n an n t w erden. In der H insicht gliedert es sich in eigenständige Sinneinheiten, die d en E in d ru ck einer G eschlossenheit erwecken. D ie kleinsten Sinneinheiten sind dabei die V erspaare, die m it dem In terrogativpronom en „W er“ bzw. „W en “ einsetzen. Als größere Sinneinheiten k an n jede d er S trophen gelten, zum al dies - wie bereits erw äh n t - d u rch die V ersklam m er und zusätzlich die A usrufezeichen m a rk ie rt w ird. K u rt W ölfel m iß t sogar jeder Strophe eine Ü b ersch rift bei, u n d zw ar „B egegnung“ , „L ieb e“ u n d „ T o d “ , die er ü b rig en s fü r die S tationen des Platenschen D aseins“ 20 halt. T ro tz der G liederung bem erkt aber d e r Platen-Forscher:

16 H . Henel, Epigonenlyrik. R ü c k e n und Fialen, „ E u p h o rio n “ (55) 1961, S. 273. 11 E b d ., S. 274.

18 J. Link, Echobild..., S. 43. la E b d ., S. 39.

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D e n n w ohl k e h rt jed e einzelne S tro p h e in sich selbst zurü ck , a ber in n erh alb des G anzen vollzieht sich d o ch ein V orw ärtsschreiten, d a s in je d e r S tro p h e d a s gleiche T h e m a a u f einer n euen Stufe w iederkehren lä ß t.21

D ie eigentliche Sinneinheit bildet zwangsläufig erst das G anze, das sich zu einem poetischen, kreisförm igen M ikrokosm os gestaltet: die A usgangsaus­ sage k eh rt zu E nde des G edichts wieder; sie schließt das G edicht ab und eröffnet es zugleich. A u f dem U m fang dieses K reises ist aber auch eine deutliche lineare Entw icklung zu verzeichnen, die das V erhältnis des lyrisch­ en Agens zu d er W irklichkeit darstellt. In d er E xposition erweist sich „ e r“ - allerdings in F o rm des verallgem einernden „W er“ - als aktiv („A n s­ ch au en “), dan ach passiv („A nheim gebung“), d an n w iederum aktiv („B e­ b en “ ) u n d schließlich aktiv-passiv (W unsch zu „versiechen“). D iese v erb­ lüffende Entw icklung läßt sich oberflächlich m otivieren, näm lich anhand einer kausal-konsekutiven Kette:

U rsache - B e tra c h tu n g - Folge - U n le rw o rfe n se in - U rsach e - R e b e llio n - Folge - R esig n atio n - U rsache - T odesw unsch.

W ohl ist diese A ufstellung psychologisch beg rü n d b ar und m it entsprechenden Indizien belegbar, aber trotzdem bleibt sie gewisserm aßen apriorisch. Die Schwierigkeit, eine E indeutigkeit in der B egründung zu erreichen, resultiert keinesfalls aus der In k o h ären z der A ussagen, sondern aus dem Verschweigen. Es h an d elt sich dabei nam entlich um die präzise Bestim m ung d er Schlüs­ selworte des G edichts - „S chönheit“ , „L iebe“ , „T o d “ - die sich leitm otivisch d urch das G anze hindurchziehen.

D ie erste Strophe, und insbesondere ihr d ritter Vers, e n tlarv t in gewissem G rade die Q u alität des T odes. D er T o d wird hier anscheinend nicht als A bscheiden vom biologischen L eben, so n d e rn als U n tau g lich k eit zum „D ienst a u f E rd e n “ dargestellt. D a sich das B edeutungsfeld des W ortes „D ie n s t“ zw ischen „ A rb e it“ u n d „P flic h t“ erstreck t, b eschw ört es die Existenz u n ter den M enschen, das aktive D asein in der G esellschaft. D a h e r wird d er T o d hier in eine soziale D im ension eingebettet. E r im pliziert eine A rt gesellschaftlichen A ussteigertum s, und zw ar in einer verabsolutierten F o rm , denn es heißt ausdrücklich „keinen D ien st“ .

D ie Begegnung m it dem Schönen entm achtet d as lyrische Agens, nim m t ihm jede F äh ig k eit zu sozial k o n n o tierte n A ktivitäten. F olgerichtig w äre es nun, „die Schönheit“ als U rsache dieses T odes, als eine Vis m a jo r zu deuten. D as Schöne oder seine sinnliche W irkung - denn es wird „angeschaut m it A ugen“ - richtet alle Lebensenergien des A gens a u f dieses Schöne selbst. D abei erscheint die Schönheit noch unpräziser als der T od konkretisiert, obw ohl es sich gewiß feststellen läßt, daß sie sich au ß erh alb des A gens

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befindet, weil sie sinnlich erfaß b ar ist. D em nach k an n sie kein A b strak tu m , also etw a eine Idee sein, die im Agens selbst liegt. Als T ro p e steht sie hier m etonym isch, wobei sie den eigentlichen Q ualitätsträger verschleiert. Die O ntologie dieser Schönheit g ründet sich keinesfalls a u f d as idealistische M odell eines F ichte, d er die natürliche O bjektw elt als ein P ro d u k t des G eistes b ehauptet. D as Schöne als O bjekt wird hier deutlich dem A gens als Subjekt übergeordnet. In der H insicht könnte m an den Erkenntnisvorgang a u f die sensualistische F orm el „N il est in intellectu, quod n o n fuerit in sensu“ zurückführen.

W ährend die erste Strophe die A n n ah m e über das Reale, das O bjekthafte d e r S ch ö n h eit z u lä ß t, v eran sc h au lic h t sie n ich t im g erin g sten , welche Position das Schöne „ a u f E rden“ einnim m t, und zw ar ob es d er sozialen D ienst-W elt angehört, ob es sich au ß erh alb der G esellschaft befindet oder g a r im G egensatz zu ihr steht. D agegen placiert d e r vierte Vers das lyrische A gens eindeutig m itten in d er D ienst-W elt: er h än g t an dem sozialen Leben, bem üht, sich gegen den gesellschaftlichen T o d zu w ehren, ja zu rebellieren, deshalb „ b e b t“ er. Som it stellt diese total aktiv-lebensfreundliche H altu n g des A gens einstw eilen die Folge der S chönheitsw ahrnehm ung in F rage. Bezeichnend ist dabei, d aß eben der vierte Vers - wie in d er form alen A nalyse bereits angedeutet - das m etrische Schem a des G edichts zu brechen scheint. Es entsteht der E indruck, als ob das rebellische W iderstreben des A gens — das sich einzig u n d allein in dieser Zeile au sd rü ck t - zusätzlich d u rch die F o rm b etont würde.

D as A gens zieht das Schicksal n u r in dem Sinne a u f sich, d aß es die Schönheit aktiv anschaut. Dies besagt aber d u rchaus nicht, d aß er für das Los verantw ortlich ist, zum al es sich dem Geschick ex post widersetzt. H inzukom m end akzentuiert sich die Schuldlosigkeit des A gens d u rch die V erknüpfung d er beiden letzten Verse der ersten Strophe: „ U n d d o ch wird er vor dem T ode beben, / W er die Schönheit angeschaut m it A ugen!“ . Es erw eckt den A nschein, als ob ein unbew ußter bzw. zufälliger V organg stattgefunden hätte, der gegebenfalls aufgrund einer spezifischen K o n stru k tio n des A gens - d.h. seiner (Ü ber-) Sensibilisierung a u f das Schöne - zu solcher extrem en W irkung h ä tte führen können.

D ie Schönheit eines angeschauten O bjekts ist in der ersten S tro p h e a u f eine kausale - wiewohl nicht ganz klare - A rt und W eise m it dem T o d eines w ahrnehm enden Subjekts verkoppelt. Diese verblüffende V erknüpfung d er Schönheitsrezeption m it d er T odesverfallenheit w ird n u n in d e r zweiten S tro p h e um weitere Elem ente ausgedehnt: die „L iebe“ u n d den „S chm erz“ . D ab ei wird eine Beziehung zwischen dem A nschauen d er S chönheit und dem Schm erz der Liebe hergestellt.

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D ie erste und zweite S trophe sind aufgrund eines syntaktischen Paral- lelismus verbunden, denn dem abschließenden V erspaar d er zweiten S trophe „W en d er Pfeil des Schönen je getroffen, / Ewig w äh rt fü r ihn d er Schm erz der Liebe!“ entspricht offenkundig die V erkoppelung d er letzten Zeile der ersten Strophe m it dem ersten Vers der zweiten Strophe „W er die S chönheit angeschaut m it Augen! / / Ewig w ährt für ihn d er Schm erz d er L iebe.“ Insofern erscheint der Vers „W en der Pfeil der Schönheit je getroffen“ als eine V ariation, eine E rgänzung der das G edicht einleitenden Zeile, wobei er eine relevante E rläuterung beinhaltet. D as G etroffenw erden vom Pfeil des Schönen korresp o n d iert hier eindeutig m it der visuellen W ah rnehm ung der Schönheit. Es scheint dieselbe E rfah ru n g zu sein, aber ihre Q u alität in der B eschreibung än d ert sich: das A gens wird nun zum Patiens des Ge- troffenw erdens, was aberm als sein unverschuldetes Geschick betont. D as Los bricht fast wie eine N aturgew alt in sein Leben herein. A ndererseits evoziert das Bild vom „Pfeil des Schönen“ die traditionsreiche D arstellung des L iebesgottes als Bogenschütze. In dem Sinne k ö n n te m an die beiden Verse travestieren: W er die Schönheit sinnlich w ahrgenom m en h at, der ist vom Pfeil des A m o r getroffen w orden. D ie F olge des A nschauens erweist sich also offensichtlich als E n tbrennen in Liebe. D as sinnlich-ästhetische Erlebnis wird som it zu r erotisch-existentiellen E rfahrung.

D as A ttrib u t des E ros w irft ein bestim m tes Licht sow ohl a u f die erste S trophe wie auch a u f d as G anze, wobei es neue A spekte des T ristan-G edichts aufdeckt. Z u n äch st läß t das Eros-Sym bol - zum al in V erbindung m it dem ,,Trieb(e)“ - das Schöne in der E xposition ziemlich eindeutig als m enschliche S chönheit konkretisieren. D as G edicht k n ü p ft som it an die E ros-orientierte W ah rnehm ung an, die als F un d am en talerfah ru n g des M enschen bekanntlich eine zentrale Stelle in der P hilosophie bereits seit ihren A nfängen einnim m t.

In d er A ntike hieß es, d aß beim Erlebnis d er Schönheit — die übrigens paradigm atisch ein m ännliche und weibliche M erkm ale harm onisch vereinender P haidos verkörperte - eine G o tth eit eingreift und den B etrachtenden aus einer subjektiven in eine objektive D im ension hebt. P lato n , d er als erster diesen G enius als E ro s bezeichnet h a t, versinnbildlichte d en V o rg an g m ehrm als in seinen W erken: wer einen schönen M enschen erblicke, werde von d er M a ch t des E ros a u f eine höhere Seinsebene geführt, so d aß ihm m it d er E rfah ru n g der Schönheit Z ugang zum Sein d er Ideen gew ährt werde. D iese A uffassung des D inglich-Schönen im allgem einen u n d - als m enschliche Schönheit - im besonderen m it seiner ontologisch positiven A usw irkung a u f den M enschen w urde ferner u n abhängig von d er Epoche und ihrer geistigen G esinnung in verschiedenen V arian ten bestätigt. D ie Essenz aller diesebezüglichen philosophischen A ussagen k ö n n te beispielsweise so lauten, wie H an n s Cornelissen sie form uliert:

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2 0 6 A rtu r Pełka

K r a f t T e ilh a b e am S chönen w ird dem In d iv id u u m seine kosm isch e B elan g lo sig k eit erträg lich , m eh r n o ch , k ra ft T eilh ab e am Schönen verm ag d er M ensch ein v erstan d en zu sein m it d er co n d itio h u m a n a .22

U m ein m ark an tes Beispiel anzuführen, selbst A rth u r Schopenhauer - ein Zeitgenosse Platens - schreibt d er Schönheit tro tz seines philosophischen Pessim ism us eine lindernde W irkung zu:

M enschliche Schönheit ist ein objektiver A usdruck, welcher die vollkom m enste O bjeklivation des W illens a u f d er h öchsten Stufe seiner E rk e n n b ark e it bezeichnet, die Idee des M enschen ü b e rh a u p t, vollständig au sg ed rü ck t in d er an geschauten F o rm . S o sehr hier a b er auch die objektive Seite des Schönen h e rv o rlritt; so bleibt die subjektive d o ch ih re stete Begleiterin u n d eben weil kein O bjekt uns so schnell zum rein ästhetischen A n schauen h inreißt, wie d as schönste M enschenantlitz u n d G estalt, bei deren Anblick u n s augenblicklich ein unaussprechliches W ohlgefallen ergreift und ü b e r u n s selbst u n d A lles w as uns q u ä lt h in au sh eb t; d a h e r sag t G o ethe: „W er die m enschliche Schönheit erblickt, den k a n n nichts U ebles anw ehen: er fü h lt sich m it sich selbst u n d m it d er W ell in U eb erein stim m u n g .“ (Die W ah lverw andschaften, 1,6).23

D as A gens in G edicht Platens w eht jedoch das Üble an, es leidet nach der Begegnung m it dem Schönen, So m ü ß te seine E rfah ru n g entw eder nicht „rein ästhetisch“ oder keine „rechte Liebe“ im Sinne P latons sein. D e r E ros im T ristan-G edicht w ürde dem entsprechend als d er niedere, U n o rd n u n g erzeugende „E ros Pandem os“ fungieren, und die Liebe als eine A rt „R aserei“ erscheinen, um bei der T erm inologie P latons zu bleiben.

D er erotische H intersinn dieser E rfah ru n g wird - wie schon erw ähnt - d u rch die V erkoppelung d er Begriffe „L iebe“ und „T riebe“ tran sp aren t. In d er H insicht ist auch plausibel, weiche Rolle das - wie L ink es bezeichnet - „triviale“ , „kitschige“ R eim terzett „Liebe - T riebe - Liebe“ spielt. Es fällt form al aus dem G edichtsrahm en, w odurch es seine Sem antik hervorhebt. D ab ei ist das R eim w ort „Trieb(e)“ besonders exponiert: einerseis m a c h t es das Z entrum des Reim es aus, zum anderen - d a es a u f d er G edichtsachse liegt - w ird es zum B rennpunkt des G anzen. Als Signifikant k an n es sich allerdings sow ohl a u f einen inneren, unbestim m ten Z w ang als auch a u f sexuelles V erlangen beziehen, j a eine Ausschw eifungslust einbegreifen, was im U m feld des „Schönen“ äußerst pro v o k ativ w irken m u ß . Zw angsläufig w ürde die Z u rü ckführung und Beschränkung des Begriffs „T rieb(e)“ auf die sexuelle Begierde die Schönheit a u f reine Biologie reduzieren, d en n „w er in triebhaftem Verlangen der schönen G estalt h ab h aft w erden will, wem d as tiefe W ohlsein im U m gang m it ihr nicht genügt, dem verw andelt sie sich u n te r der H a n d zu bloß Biologischem“ .24

22 H . C om elissen, D ie Funktion des Schönen. Eine philosophische H inführung z u Eros­

orientierter Wahrnehmung, F ra n k fu rt 1989, S. 102.

23 A. Schopenhauer, Die W elt als W ille und Vorstellung, Bd. 1, Z ü ric h 1977, S. 281. 24 H . C ornelissen, D ie Funktion..., S. 109.

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D ie T hese von d er R eduktion der E rfah ru n g a u f das bloß Sexuelle soll jed o ch widerlegt w erden, zum al es um stritten bleibt, ob es sich im Falle d er Schönheit - die als das M enschlich-Schöne gedeutet w urde - um eine n atürliche G estalt o der um ein A rtefak t handelt, das eine Pygm alion-L iebe im plizieren k ö n n te. Einem solchen In te rp re ta tio n sa n sa tz m a g au ch d er G eb rau ch des sublim ierenden A b strak tu m s „S chönheit“ - selbst w enn es ein K o n k retu m bezeichnet - sowie die H ervorhebung des Sinnesorganes „A u g en “ w idersprechen. G egenw ärtig gibt es zw ar „vor allen fem inistische T heorien, die d as Auge, das Schauen m it den A ugen dem M ännlichen zu o rd n en“ 25 und ihm dadurch einen pejorativen W ert beimessen, ab er in der G oethezeit fungierte d as A uge ausschließlich als eines d er „edelsten“ Organe, das „in d er D arstellung sow ohl des G ew inns als auch d er V erhin­ d erung von E rkenntnis und Wissen dom iniert(e)“ .26 D a rü b e r hinaus ist es nicht ohne Bedeutung, d aß der A ugensinn seit der „P ysiognom ik“ des A ufklärers L avater im m er wieder m it dem K ü n stlertu m assoziiert wird.

A uch wenn sexuelle Begierde m it dem A nschauen des A gens einhergeht, m u ß an dieser E rfah ru n g auch eine andere, und zw ar eine num inose S phäre teilhaben, zumal ihre Folge eine verabsolutierte Form annim m t. D ie E rfahrung ist näm lich so m ächtig, so intensiv, d aß sie einen ,,ewig(en) Schm erz“ verursacht. D ie absolute K ra ft dieser U rsache und ihre überzeitliche W irkung w ird in dem abschließenden V erspaar der zentralen Strophe veranschaulicht. D a die V erse d u rc h einen D o p p elp u n k t eingeleitet w erden, w irken sie wie ein F azit u n d ein H ö h ep u n k t des Gedichts: das ästhetisch-erotische Erlebnis wird zum p erm anenten Schm erzenszustand.

D ie Z usam m enkunft m it dem Schönen erw eckt also Liebe, von der weiterhin ein absoluter Schmerz h errü h rt. D ie Liebe an sich scheint jed o ch nicht dem Schm erz zugrunde zu liegen. E r ergibt sich vielm ehr aus der U nfähigkeit des A gens „zu genügen einem solchen T rieb e“ . A n alo g der ersten Strophe wird auch hier die U rsache, u n d zw ar die des U ngenügens, verschwiegen. Jedenfalls ist es nicht eindeutig, w arum das A gens nicht im stande ist, dem T riebe bzw. d er Liebe G enüge zu tun. D iese U n zu län g ­ lichkeit k ö n n te sow ohl im A gens selbst liegen o der sich in der N a tu r dieser Liebe oder au ch in den äußeren U m ständen gründen. U m zu erinnern, Link verm utet hier eine narzißtische Fixierung. D agegen suggeriert H eck, indem er sich a u f die zweifache B etonung des „ a u f E rd en “ stü tz t27, einen G egensatz zwischen der Liebe u n d d er Welt. G em eint ist dam it ein zw angs­ läufig unerfüllbares Gefühl: von L ink die psychisch unbefriedigte, von H eck

25 W . P o p p , Hännerliebe, S. 64.

20 M . T itzm an n , Bem erkungen z u Wissen und Sprache in der G oethezeit (1 7 7 0 -1 8 3 0 ). M it

dem Beispiel der optischen Kodierung von Erkenntnisprozessen. In: Bewegung und S tillsta n d in M etaphern und M ythen, hrsg. von J. L in k , W . W ülfing, S tu ttg a rt 1984, S. 110.

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die sozial inakzeptable — in den beiden F ällen - hom osexuelle Liebe. Wie dem au ch sei, sieht das A gens jedenfalls die A ussichtslosigkeit seines W iderstrebens ein, e rk en n t, d aß sein Schicksal d o c h u n ab d in g b a r ist. D em nach gibt es die H offnung a u f die Erfüllung seiner Liebe bzw. Bef­ riedigung seines Triebes als töricht auf.

D ie letzte S trophe setzt wieder m it einem Vers ein, d er sich ü b e r die Strophengrenze m it den letzten Vers d er vorigen Strophe verbindet: „E w ig w äh rt für ihn d er Schm erz der Liebe! / / A ch, er m öchte wie ein Quell versiechen.“ D iese Zeile, und nam entlich das Lexem „versiechen“ , bildet für die F o rsch u n g wohl die sem antisch kontroverste Stelle des ganzen G edichts. U m einige Beispiele anzuführen. Deutsches Wörterbuch urteilt, P laten gebrauche „versiechen“ infolge M ißverständnisses sta tt „versiegen“ .28

K u h n behauptet genauso einen groben lexikalischen Fehler, den P laten n u r um des Reimes willen begangen h ab e.29 D ie beiden Feststellungen berück­ sichtigen jedoch nicht, d aß hier im Z usam m enhang m it „ G ift“ u n d „ T o d “ d er nächsten Zeilen gerade „versiechen“ einen originären Sinn gew innt und besser trifft als das geläufige „Versiegen eines Quells“ . L ink erk lärt dagegen: „ U n d nun die P rägung ,versiechen', in der versiegen (B usen-K om plex) m it dahinsiechen (M otiv von T ristan s Siechebett) kontam iniert ist!“ 30 F ü r eine K o n tam in atio n , eine „(ungew ollte) W ortneuschöpfung ..., in d e r Platen .versiegen' von ,siechs‘, ste rb en sk ra n k , ab leitet“ 31, p lädieren au ch van R ingsum s. Dem gegenüber beweist Heck, das W ort sei im 18./19. Ja h rh u n d ert im Sinne des „sich in K ra n k h e it bis zum T o d e V erzehren“ d u rch au s geläufig gewesen. U nd so h a tte es auch G oethe in Die Braut von Kornith g e b rau ch t.32

D e r W unsch zu „versiechen“ erscheint also eindeutig als b ew ußter Todesw unsch, und diesmal - im G egensatz zu r ersten Strophe - ist die K o n n o ta tio n m it dem E rlöschen des biologischen Lebens da. D as Agens m öchte n u n allem A nschein nach freiwillig sterben, was im K o n tex t der zentralen S trophe eine D esperation, einen verzweifelten F luchtversuch aus dem Schmerzenszustand bedeuten würde. N ichtsdestow eniger scheinen Bilder, die den W unsch ferner begleiten, ihn zu relativieren.

In d e r letzten S trophe w erden exem plarisch „Q uell“ , „ L u ft“ , „B lum e“ als N aturerscheinungen und in dem Sinne Sym bole des Lebens schlechthin beschw oren. A ußerdem stehen sie für drei Elem ente - W asser, L uft und

28 P. H e rm a n n , D eutsches W örterbuch, T ü b in g en 1966, S. 743. 29 H . K u h n , S in d Klassiker..., S. 112.

30 J. Link, Echobild..., S. 42.

31 A .-M . u n d W. van R ingsum , D eutsche Literaturgeschichte. Frührealismus 1815-1848, B d. 6, M ü n ch en 1992, S. 59.

32 Vgl. W . H eck, A ugust von Platen..., S. 43. D e r A u to r zitiert hier die V erse G oethes: „S ch ö n er Jü n g lin g , k a n n st n ich t länger leben/ D u versiechest n u n an diesem O rt!“

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E rde - und in d er K onstellation gestalten sie sich zu einer T o ta le , die die ganze W elt um faßt. Ü berdies knüpfen sie an den T opos d er Liebesbegegnung an, denn als T ropen arrangieren sie traditionell das Am biente eines am ourösen Beisammenseins. In der H insicht ist es fast schockierend, d aß diese sanften, subtilen poetischen Requisite m it den k o n trastierenden „versiechen“ , „ G ift“ , „ T o d “ zusam m engestellt sind, w odurch sie tatsächlich zu M e ta p h e rn des T odes w erden. Diese O xym oronie k ö n n te u n ter U m ständen als Projektion der inneren Zerrissenheit eines Verzweifelten a u f die ganze U m w elt, als A usdruck eines absoluten, hysterischen W eltschm erzes gedeutet w erden. P aradoxerw eise wird jed o ch in diesen Bildern eine A rt L ieblichkeit und H arm o n ie zwischen den G egensätzen hergestellt. D er innere Z u stan d des Agens korresp o n d iert hier schwerlich m it der U m gebung, wie es bei einem W erth er d er F all w äre. D ie Vision des T odes erscheint hier p a rto u t abgem ildert, u n d zwar durch ihre V erankerung in der schönen N atu r.

Bekanntlich h a t F riedrich Schiller in den Göttern Griechenlands d a ra n erinnert, d aß die künstlerische V orstellung des G estorbenseins in d er A ntike eine freundliche w ar.33 Im 18. Ja h rh u n d e rt w urde der T o d m eist durch dessen allegorisierende D eu tu n g als B ruder des Schlafes ästhetisiert, w ofür wohl die theoretischen E rw ägungen Lessings von größter Bedeutung waren:

H ie r zeiget sich u n te r an d eren ein geflügelter Jüngling, d er in einer tiefsinnigen Stellung, d e n linken F u ß ü b e r den rechten geschlagen, neben einem L eichnam e stehet, m it seiner R e c h ten u n d d em H a u p te a u f einer um g ekehrten Fack el ru h et, die a u f die B ru st des Leichnam es g estützet ist, u n d in d er L in k en, die u n die Fack el h erab g reift, einen K ra n z m it einem Schm etterling h ält. D iese F ig u r, sagt Bellori, sei A m o r, w elcher d ie Fackel, d a s ist, die A ffekten, a u f d er B ru st des versto rben en M enschen auslösche. U n d ich sage, diese F ig u r ist d er T o d !34

Im T rista n -G e d ic h t w ird d e r T o d auch in R ü c k b ezu g a u f die A n tik e - obgleich im plizite - personifiziert, denn der „Pfeil“ fungiert hier sow ohl als W erkzeung des E ros wie auch des T h an ato s. D abei ist die Ä sthetisierung des T odes progressiv, weil sie sich in der letzten Strophe a u f die ganze N atu r ausdehnt. D as A gens m ach t sich nun die A bgründigkeit des D aseins und eine V ernichtungsdrohung, die über allem Schönen schw ebt, bew ußt. D arü b er hinaus gibt es hier A nklänge an die sich zu Platens Z eit theoretisch kristallisierende Ä sthetik des H äßlichen, laut der d as Schöne aus sich heraus das H äß lich e erzeugen m üsse. K a ro l R o sen k ran z, jü n g e re r Z eitgenosse Platens und H au p tv ertre te r dieser R ichtung, definiert das H äßliche als „die

33 N am en tlich h a n d e ll es sich hier um die Verse: „ D a m als tra t kein gräß lich es G e rip p e / An das B elt des Sterbenden: ein K u ß / N ah m das letzte L eben von d er L ip p e ;/ Seine Fackel senkt ein G e n u is."

34 G . E. Lessing, W ie die A lien den T o d gebildet. In: Lessings Sä m tlich e W erke in zw anzig

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G efahr, die ihm [dem Schönon - A.P.] an ihm selber drohet, der W iderspruch, den es sein W esen an sich selber h a t“ .35 D ah er argum entiert der Philosoph, d u rch diesen inneren Z usam m enhang des Schönen m it dem H äßlichen habe sich das H äßliche wieder auf, löse seinen W iderspruch

un d gehe m it ihm in die Einheit zurück. A llerdings scheint P laten die R osenkranzsche Ä sthetik zu antizipieren: er d ekonstruiert näm lich den schönen K osm os, indem er eine D ialektik schafft.

D ie „V ersöhnung“ der G egensätze in R o senkranz Sinne ist in den Bildern „B lum e“ und „ G ift“ besonders m ark an t. Diese T ro p en gestalten sich eigentlich zu einem D oppelbild, das eine giftige, tödliche Pflanze in den Sinn ruft. D as H äßliche existiert dabei tatsächlich als das „N egativs­ chöne“ , das „wie das Böse, ein n u r R elatives“ 36 sein kann. Ü brigens setzt sich R o se n k ra n z m it d er R e la tiv itä t einer G iftpflanze folgenderm aßen auseinander:

D ie Pflanzen sind fast d u rchgängig schön. D ie G iftp flanzen m ü ß ten , einer an tiq u ierten T h eologie zufolge, h äß lich sein, und sie gerade bieten uns eine überschw engliche F ülle zierlicher F o rm en und k ö stlich er F a rb en . Ih re nark o tisch e K r a f t k a n n allerdings dem L eben den T o d bringen, allein w as geht diese W irk u n g d ie Pflanze a n ? Liegt es d en n in ih rem Begriff, zu töten? W ie die N a rk o se letal w irken k a n n , so k a n n sie j a au ch im R au sch , den sie erzeugt, entzücken; j a sie k a n n d a s Leben aus E rk ra n k u n g e n retten . G ift ist ein gan z relativ er Begriff, u n d d a s griechische P h a rm a k o n bezeichnet eb ensow ohl GifL als H eilm ittel.37

D arü b er hinaus gestaltet sich die V erbindung der Blum e m it dem T o d nicht n u r zu einem ästhetisierten T ote n k ran z, sondern ru ft auch zw angsläufig die A ssoziation m it dem rom antischen Paradigm a hervor. Es m ag sein, daß eben die Z usam m enstellung zweier G ru n d w o rte der R o m an tik W alther R ehm dazu veranlaßt hat, im T ristan-G edicht ,je n e s tragisch verführende, rom antische W issen um die Schönheit, um die tödliche V ollkom m enheit“ 38

zu sehen.

Als zen trale E rfa h ru n g d er R o m an tik er stellt sich b ek an n tlich d as Todeserlebnis dar, das zur Vollkom m enheit führen soll, sei es eine ästhetische, sei es eine religiöse V ollendung. D arü b er hinaus wird d er T o d m assiv erotisiert, auch d er T o d im religiösen Sinne.39 E in P aradebeispiel w ären hier die H ym nen an die N acht, die ein erotisch-m ystisches U nio des lyrischen Ichs, seiner G eliebten und Christus them atisieren. D ie T odessehnsucht der R o m an tik er ist aber die Sucht nach dem Irrealen, Jenseitigen, dem a u f der

35 K . R o se n k ran z , Ä sth etik des Häßlichen, Leipzig 1990, S. 15.

* E b d ., S. 16.

37 E b d ., S. 25.

38 W . R e h m , D er Todesgedanke in der deutschen D ichtung vom M itte la lte r bis zur

R o m a n tik , D a rm s ta d t 1967, S. 462.

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D ie literarische V ariatio n d es T rista n -M y th o s 211 E rde nicht m eh r o der gar nicht E rfüllbaren. Bei P laten ist es gerade um gekehrt; das lyrische Agens erblickt näm lich die Schönheit bzw. die V ollkom m enheit real, und zw ar „ a u f E rd e n “ , und e rträ u m t sie nicht etw a wie ein O fterdingen. In dem Falle soll der W eg zur Schönheit logischerweise nicht via m ori führen. D er paradigm atisch-rom antische V organg wird som it gewisserm aßen a u f den K o p f gestellt.

R ehm überzeugt also nicht, wenn er das „tragische E rlebnis d er V oll­ kom m enheit und Schönheit als d er „V erführung zum T o d e sam t dem Bekenntnis B rentanos „bloßes vollendetes D asein ist T o d .- Schönheit ist T o d “ dem T ristan-G edicht zuschreibt.40 D ie S chönheit in Platens G edicht gleicht nicht dem T od - zum indest nicht a u f eine rom antische A rt u n d Weise. Wie ist es nun um die Schönheit bestellt, w äre es an g eb rach t noch einm al zu fragen.

3. E R O S U N D T H A N A T O S O D E R , W A S D IE S C H Ö N H E IT S E I

N ach H eck läß t das T ristan -G ed ich t die entscheidende F ra g e offen, welcher N a tu r die S chönheit u n d die ihr entspringende Liebe seien, ohne die A n tw o rt zu verschweigen. So „w ird das Schöne selbst zu einem Begriff, m ittels dessen er [Platen - A.P.] sich über die seine Liebe verbietenden gesellschaftlichen M oralvorstellungen hinwegsetzen zu k önnen g lau b t“ .41

Auch wenn m an die Ä sthetisierung d er real erlebten Liebe zu einer reinen, höheren Liebe als eine A rt Legitim ation des sozial inakzeptablen Begehrens anerkennt, soll m an das T ristan-G edicht nicht a u f einen em anzipatorischen G estus beschränken.

Wie bereits in der A nalyse argum entiert, präsentiert sich die Schönheit a u f der O berfläche als sinnlich-w ahrnehm bar, also objekthaft, wobei sie m e to n y ­ m isch allem A nschein nach für eine m enschliche G estalt steht. D ie In ten sität ihrer A usw irkung verklärt aber deutlich ihre Q u alität u n d verweist som it a u f ihren philosophischen Ü berbau. Es k ö n n te w ohl zu r A porie führen, der Schönheit im ästhetisch-philosophischen Sinne a u f die S pur zu kom m en, nichtsdestotrotz scheint es äußerst sinnovoll, das G edicht m it den geistigen Ström ungen der Epoche in V erbindung zu setzen, zum al die poetische V er­ absolutierung der Schönheit deutliche Affinitäten zu dem deutschen Idealism us - und nam entlich zu d er Phüosophie Schellings - verrät. Diese S pur erscheint um so legitim er, w enn m an die persönlichen K o n ta k te P latens m it dem Philosophen in B etracht zieht.

40 W . R ehm , D er Todesgedanke..., S. 419. 41 W . H eck, August von Platen..., S. 52.

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212 A rtu r Peîka

„Schönheit ist das real angeschaute A bsolute“ heißt es in Schellings

Philosophie der K unst.12 Schönheit als A bglanz absoluter Id e n titä t w ird laut

dem P hilosophen in d er gesam ten N atu r, und insbesondere in d er K u n st, permeabel. Diese A rt Pantheismus spiegelt anscheinend das Gedicht wieder: die Schönheit dringt hier fast Vers für Vers durch, bald explizite genannt, hald in d en Synekdochen - wie „Q uell“ , „ L u ft“ , „B lum e“ - um schrieben. Es kom m t hier offensichtlich eine Schönheitssteigerung zustande: von dem Schön-Einzel­ nen der ersten u n d zweiten Strophe, über das K om plex-Schöne d er N a tu r in der letzten Strophe, bis zum K unst-Schönen, das das G edicht selbst verkörpert. D ab ei bezieht sich das Schöne als das Besondere pars pro toto a u f das Allgemeine, das A bsolut-Schöne. D ie V erbindung dieser T o ta lität des Schönen m it dem T od, die V erm ischung von Schönem und H äßlichem , bereits als D ialektik bezeichnet, schließt nicht die Perm eabilität aus. D ie belegen auch die Schiften Schellings: „[...] jedes W esen k an n nu r in seinem G egenteil offenbar w erden“ 43, sagt der Philosoph und so nim m t er auch eine D ialektik von h arm oniestiftendem E ros und zerstörerischem T h an ato s an: „W äre keine Zertrennung der Prinzipien, so könnte die Einheit ihre Allmacht nicht erweisen; w äre nicht Z w ietracht, so k ö n n te die Liebe nicht wirklich w erden“ .44 D arau s resultiert bei Schelling auch die D eutung des Todes, die übrigens - wie U lrich Irion es beweist - die Schopenhauersche Philosophie vorwegnimmt: ^ b s t e r b e n der Eigenheit, durch welches aller menschliche Wille als ein Feuer hindurchge­ hen m u ß , um geläutert zu w erden“ .45

Sowohl bei Schelling als auch bei Schopenhauer kom m t die N otw endigkeit d er Ü berw indung des Individuationsprinzips zum A usdruck. D ie A ufhebung des Ichs, die V erneinung d er In d iv id u a lität ist auch im T rista n -G ed ich t präsent. D eshalb weist L ink m it R echt in seiner früheren A b h an d lu n g über P laten a u f die „S tru k tu ren d er E ntpersönlichung“ in seiner L yrik hin:

[...] in jed em „w ir“ isl ein „ to te s“ „ ic h “ verborgen: d a s W ir en tsp ric h t d e r G a ttu n g und dem ewigen G esetz - und n u r d esh alb b e rü h rt es die Schönheit: d a s Ich, d a s zufällige, em pirische In d iv id u u m k a n n d er S chönheit niem als genügen (zweite S trophe); jed e r schöne Vers ist m it dem „ T o d “ des Ind iv id u u m s e rk a u ft.46

D ie E ntpersönlichung, die sich in den zwei ersten Strophen d u rch das entindividualisierende „W e r“ bzw. „ W e n “ verw irklicht, erre ic h t seinen

42 F . W . J. Schelling, Philosophie der Kunst. In: W erke. A usw ahl in drei Bänden, hrsg. von F . M ein er, Bd. 3, Leipzig 1907, S. 110.

43 F . W . J. Schelling, Philosophische Untersuchungen über das W esen der menschlichen

Freiheit un d die dam it zusammenhängenden Gegenstände, F r a n k fu r t 1975, S. 67, zlt. n a c h . U .

Irio n , E ros und Thanatos in der M oderne. N ietzsche und Freud als Vollender eines anti-christlichen

G rundzugs im europäischen D enken, W ü rz b u rg 1992, S. 47 JT.

44 E b d ., S. 67. 45 E b d ., S. 74.

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H ö h e p u n k t erst in d er letzten Strophe. N u n tu t sie tatsächlich verstärkt k u n d , und zw ar k raft des D ionysischen Prinzips, das sich als V erbindung der „G egensätzlichkeit [...] grenzenslose(r) Lebensfülle und grausam ster V ernichtung“ 47 äußert.

D as G e d ich t kulm iniert offensichtlich im dionysischen R ausch der Selbstvernichtung. D as lyrische Agens erlebt hier näm lich einen Sinnenw ahn, einen G em ütszustand, der an eine Todesorgie grenzt. Es gibt sich dem T ode hin, und es ist eine freudig freiwillige O pferung, auch wenn ein Liebesschmerz sie begleitet. Es ergötzt sich gewissermaßen an der dialektisch schön-häßlichen, tödlichen, aber zugleich wollüstigen W elt. D iese O pferung ist orgiastisch, und zw ar to tal, denn an ihr nim m t die ganze N a tu r teil. Es ist ein R ausch, der m it dem „ G ift“ stim uliert wird, von dem wie von einer D ro g e die ganze S chlußstrophe d urchduftet ist. Diese dionysische G lorifizierung des T odes als R ausch h a t sow ohl existentielle wie auch ästhetische Züge, und in dem Sinne nim m t sie die P hilosophie Nietzsches vorweg:

W enn w ir zu diesem G ra u se n die w onnevolie V erzückung hinzu n eh m en , die bei dem selben Z erb rech en des prinzipii in d iv id u atio n is aus dem inn ersten G ru n d e des M enschen, j a der N a tu r em p o rsteig t, so tu n w ir einen Blick in d a s W esen des D ionysischen, d a s u n s am n ä c h ste n n o ch d u rch die A nalogie des Rausches g e b rach t w ird. E n tw eder d u rc h den E influ ß des n ark o tischen G eträn k es, [...] oder bei dem G ew altigen, d ie ganze N a tu r lustvoll d u rch d rin g en d en N ah en des F rü h lin g s erw achen jen e d io n ysischen R egu n g en , in d e re n Steigerung das Subjektive zu völliger Selbstvergessenheit h in schw indet.48

D as T odesverlangen stam m t im T ristan-G edicht nicht aus reiner N egation, sein H in tergrund ist zw ar schmerzvoll, aber er bildet nicht die absolute U rsache des T odesbegehrens, d as vielm ehr von einem positiven M o m e n t h errü h rt, und zw ar der Ü berw ältigung durch das Schöne.

K u rt W ölfel, d er allerdings die überw ältigende K ra ft des Schönen au f das A gens positiv bew ertet, fü h rt das G edicht a u f eine K lage zurück, die in ihrem m o n o to n en , vehem enten A u f und A b in eine Besänftigung m ündet:

N ic h t aufn ah m eb ereite W eltzugew andtheit d rü ck t sich aus: vielm ehr bleibt d a s Lied, in jed e r S tro p h e aufsteigend aus d er K lage u n d zurückfallend in die K lage, eingehüllt in die ab so lu te W eltiosigkeit einer in endloser E in sam k eit sich ausw einenden Seele. W ie ein w ehm ütig sehnsüchtiges Lied sich zag h aft erheben und fo rtschw ingen m ö ch te, um - k au m beg o n n en - wieder abzu b rech en , und wie zu B eginn leise en tsagend und o h ne H o ffn u n g in einem trau rig en , aufschluchzenden und verschw ebenden, zerrin n en d en K la n g in d ie vorm alige Stille zurückzuw eichen: so erklingen u n d verstum m en d ie Verse.49

Diese R e d u k tio n des G edichts a u f eine K lag e w irkt jed o ch d u rchaus als eine Sim plifizierung, zum al die vom In terp reten suggerierte „W eltiosigkeit“

47 W . F . O tto , D ionysos, M yth o s und Kultus, F ra n k fu rt 1980, S. 107 ff.

48 F . N ietzsche, Die Gehurt der Tragödie aus dem beiste der M u sik , S ta ttg a rt 1990, S. 22. 49 K . W olfei, Platens..., S. 143.

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einfach den T atsachen widerspricht: das A gens ist näm lich allzu deutlich der W elt verhaftet, und eben d urch diese G ab u n d en h eit an der realen W irklichkeit wird ihm die Schönheit - die T odesschönheit - und d er T od - d er Schönheitstod - zuteil. D azu erscheint der T o d keineswegs als eine endgültige-stillende Instanz, sondern als ein p erm an en ter In-S tatu-N ascendi- Zustand. U nd eben als ein n ur in der Vorstellung bestehender Schönheitstod, ein im aginär-ästhetisches P hänom en wird er n u n in künstlerischer H insicht überw unden. D ies m eint wohl auch U n k m it d er „positiven Ew igkeit“ des Platenschen Gedichts.

Schelling betont, d aß die D arstellung des U nendlichen im E ndlichen in der N a tu r doch n u r in unvollkom m ener Weise geschehen könne, d a die w esenhafte Zeitlichkeit der geschaffenen N a tu r den D ingen nicht erlaube, die absolute W ahrheit länger als einen A ugenblick lang zur A nsch au u n g zu bringen. D aru m müsse das W ahre der N a tu r d urch die K u n st aus der Zufälligkeit seiner zeitlichen Existenz befreit w erden. U nd so transzendiert die Lyrik nicht n u r das sinnlich Schöne, nicht nur „die Ausweglosigkeit der W ünsche“ 50, nicht nu r Schm erz und K lage, sondern auch d as G efühl und den T rieb, die m enschliche Existenz insgesam t. Bei P laten geschieht dies allerdings ganz im Sinne Nietzsches: wie in dem antiken Theaterm ysterium w erden im T ristan-G edicht - das im m erhin ein K eim d er unvollendeten T rag ö d ie bleibt - die G egensätze in d er U reinheit vereinigt.

Die dionysische T ransgressivität, das C haos und die Extase d er Verse w ird letzten Endes durch die appolinische V orstellung des A gens und die apollinische F o rm des G edichts gebunden und a u f diese W eise ihrer H infälligkeit entrissen. In d er H insicht bildet das G edicht vielm ehr einen m odernen Bocksgesang als „ein m o n o to n und hoffnungslos in sich selbst zurückkehrendes Z au berritornell“ 51, wie T hom as M a n n es bezeichnet. Ü b ri­ gens, m an k ö n n te an der Stelle den A phorism us M anns travestieren: In Platens T rista n steht m ehr Nietzsche als N ovalis und S ch o p en h au er....52

D ie m ythische P o la ritä t von Leben und T od, d as „Z erbrechen des principii individuationis“ fü h rt das G edicht per analogiam a u f die Bataillesche F orm el zurück: die Schönheit läßt die E ro tik ein, die E ro tik läß t den Tod ein, d er T o d läß t die N egation ein, die N egation der individuellen F o rtd a u er:

D ie P o esie f u h rt zu dem selb en P u n k t, zu d em jed e F o rm d e r E ro tik f ü h rt - zur U n u n tersch eid b ark eit, zu r V erschm elzung d er unterschiedlichen G egen stän d e. Sie fü h rt uns zu r Ew igkeit, sie f ü h rt uns zum T o d , und d u rch den T o d zu r K o n tin u itä t ...53

50 J. L in k , Echobild u n d Spiegelgesang..., S. 43.

51 T . M a n n , Platen-Tristan-D on Q uichotte. In: d e rs., Essays, h rsg . v o n H . K u rz k e , S. Stach o rsk i, Bd. 3, F ra n k fu rt 1994, S. 248.

52 Im O riginal: „ In W agners T rista n steck t m eh r N o v alis als Sch o p en h au er, wie m an w ahrscheinlich schon weiß. A b er w as geht m ich d a s a n “ ; T h . M a n n , N o tizen , „ D e r T a g “ , 24.12.1905, Berlin.

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4. D E R M Y T H O S O D E R E IN O R P H E U S -G E S A N G

Jo h a n n e s K lein sieht im T rista n -G e d ic h t „d a s O d en h afte [...]: das H o h e, d as ü ber alles P ersönliche hin au sg eh t, ab er persönlich erfa h ren w ird .“ A llerdings bem erkt er m it d er A u to ritä t eines etab lierten L ite­ ratu rh isto rik ers dazu:

D as T ristan -L ied , das sag t d ie Ü b erschrift, m ein t zugleich den geliebten schönen M enschen. A b e r d as G e d ic h t selber sagt es n u r m it g ro ß er Z u rü c k h altu n g .54

Es m ag sein, d a ß die S chönheit bei P laten keine T re n n u n g zwischen E rscheinung und Idee kennt, d aß sie „gleicherm aßen [...] die G a ttu n g alles Schönen (Eidos) wie das Bild des schönen E ro sk n ab en “ ” bezeichnet, weil sie zu einer rechtfertigenden T a rn k a p p e für des D ichters V eranlagung wird. A uch w enn es so ist, bedeutet diese U n tren n b ark eit jed o ch vor allem den E inbruch d er T ranszendenz in die reale Welt. M ag die S chönheit einen P haidos m itm einen, wird er doch nicht k o n k ret beschrieben, sondern als Bild, als d as Schöne dargestellt.

Im T ristan -G ed ich t läß t d er E inbruch d er Schönheit als einer jenseitigen M acht das Reale als unharm onisch, chaotisch, in einer dionysischen Dimension erscheinen. Es ist ein d u rchaus m o d ern er Z ug - G eorge, H o fm an n sth al, Rilke n a h - , aber gleichzeitig beschw ört es die m ythische P o larität, die dem G edicht einen M y th o s-C h arak ter verleiht.

In dem „statischen“ T ristan -G ed ich t wird die Zeit au fgehoben56 u n d in dem Sinne rep rä sen tiert es das Im m erw iederkehrende, d as Ewige, das M ythische. A u f eine deutlich m ythologisierende A rt und W eise wird hier auch die S chönheit m it V orstellungen verbunden, die in den M y th e n zur D arstellu n g des N u m in o sen galten. M it dem „P feil-A ttrib u t w ird das Schöne tatsächlich vergöttlicht. E benso weisen andere Indizien im G edicht a u f m ythische A nklänge hin. So spielt zum Beispiel die Zeile „D en T od aus jed er Blum e riechen“ deutlich a u f die B lum enm ythen - den A donis, H yakinth und N arkissos - an.

L ink h a t - wie zu Beginn angedeutet - aus der G edichtstruktur besonders gekonnt den N arziß-E cho-M ythos herausinterpretiert. D ieser A sp ek t des Gedichts ist auch evident, aber dessen Psychologisierung durch den Interpreten w irkt gezwungen. D aß alle D ichter doch im m er N arzisse seien, ist allzu bekannt. W enn m an m it diesem Bewußtsein einen hom osexuellen D ichter unter die literaturw issenschaftliche L upe nim m t u n d dabei wie L in k den do g m atisierten F re u d sch en F o rsc h u n g sa n sa tz anw endet, h a t m a n einen

M J. K lein, Geschichte der deutschen L y r ik von L u th er bis z u m Ausgang des Z w eiten

W eltkriegs, W iesbaden 1960, S. 517.

55 J. Link, Echobild..., S. 42. 50 Vgl. A n m . 17.

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2 1 6 A rtu r Pełka

Extrem fall vo r A ugen u n d k an n aus der M e th o d e nicht heraus. Indessen spiegelt d as G edicht w irklich „die T ragödie des N arziß “ w ider57, bloß ist es kein psychisches D ram a, sondern eine T ragödie im Sinne Nietzsches, T ragödie als die d as D ionysische und Apollinische vereinigende F orm ; der N arziß dagegen ist hier kein In-Sich-Selbst-Verliebter (bzw. in das „Spiegelbild seiner K in d h eit“ - so Link) sondern vielmehr eine m ythische D oppelfigur, ein N arziß-O rpheus etwa, wie R ilke ihn prägt, nachdem er die zwei M ythen h a t verschmelzen lassen;

M a g auch die Spiegelung im Teich o ft uns verschw im m en:

W isse das Bild

E rs t in dem D oppelbereich W erd en d ie Stim m en ewig u n d m ild .SB

D as N arzißtische wird anscheinend sow ohl bei Rilke wie auch bei P laten zur V erkörperung der Reflexion über das D asein, das zwischen d er V er­ nichtungsgefahr und dem V erlangen nach E rfüllung zerrissen ist. D as Leben und d er T od existieren in den beiden F ällen im R ahm en des Diesseitigen, die dialektische E inheit ist hier allgegenwärtig. D ie sinnliche und geistige W elt verschmelzen m iteinander, w oher auch die Begeisterung für das Reale stam m t. Diese Poesie ist deshalb nichts anderes als ein gesteigerte, m ythische W irklichkeit.

D ie m ythische Q u alität des G edichts d ü rfte n u n un u m stritten sein. In dem K o n tex t wird auch sein Titel plausibel. Es ist eine A rt poetischer R ückkoppelung zwischen der m ythisch kon n o tierten Ü berschrift und dem m ythisch d u rch trän k ten In h alt. D er T ristan -M y th o s wird hier beschw oren, allerdings in einer extrem ko n d en sierten F o rm , wobei d e r T rista n als eigentlicher T rä g e r dieses M y th o s d as ganze System von stru k tu relle n V erhältnissen ordnet. D ieser T ristan, die m ythische F igur, spricht auch persönlich: T rista n , der Spielm ann, der w ahlverw andte des O rpheus singt hier. T rista n , der die D ialektik des O rpheus und dessen absoluten Liebesan- spruch teilt, spricht hier.

T rista n -O rp h eu s verbirgt sich h in ter dem „W er“ und „ E r “ . D iese P ro n o m in a, die für den T ristan -N o m en stehen, bew irken - ähnlich wie bei seinem U rbild - den A k t der A ufhebung des Ichs, zugleich aber der H ervorhebung seiner Ü berdurchschnittlichkeit, denn das relative „W er“ entpersönlicht ihn ebenso wie auch en tfern t unm erklich alle, die nicht so

” J. Link, Echobild..., S. 39.

is R . M . R ilke, D ie S o nette an Orpheus ( I X ) . ln : ders., W erke, Bd. 1-2, F ra n k fu rt 1980, S. 492.

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D ie literarische V ariatio n d es T ristan -M y th o s 2 1 7

wie das „ E r“ em pfinden können, die nicht genauso wie T rista n zu r tran s- gressiven Liebesleidenschaft prädestiniert sind. D as „W e r“ schließt aber gleichzeitig viele Individuen ein, schafft eine ausgew ählte G em einde, sam m elt die „edelen H erzen“ .59 T rista n spielt nun zwei Rollen: die des narzißtischen, Ich-süchtigen Liebhabers und die des O rpheus, des Poeten und H arfn ers, der seine Liebesgeschichte selbst besingt.

D e r T ristan-T itel m odifiziert aber auch den G edicht-M ythos: er bringt ihn gewisserm aßen um Isolde um . D iese geschieht allerdings n u r in dem Sinne, d aß sie hier nicht m concreto als poetisches A gens m itspielt, son­ d ern verschw om m en und verschleiert bleibt wie das Schöne. Ih r In k o g ­ n ito wird gew ahrt, aber ihr P hänom en ist da: es wird gleich zu Beginn d urch das „ D ie“ d er „S chönheit“ angedeutet, tau ch t als ein echohafter R u f aus dem T otenreich der Isolde-Eurydike in jedem A bschlußvers auf, um als d as Ewigweibliche dem T ristan-O rpheus in d er E n d stro p h e h in a n ­ zuziehen.

T rista n spricht hier und agiert. D er T ristan, d er k raft des irrationalen Pfeils, wie k ra ft des M in n e tra n k s in Liebe e n tb ra n n te , u n d n u n das Liebesgift ,je d e m H au ch der L u ft“ entsaugen m öchte. T rista n spricht hier, der Vasall, d er „ fü r keinen D ien st“ m eh r taugt, seitdem die L eidenschaft in ihm aufflam m te, d er nicht m eh r im stande ist, sich den E rfordernissen und N orm en d er Welt anzupassen. T rista n spricht hier, d er im aginär Sieche, d er „von Pfeil“ wie von M o ro lts Schwert G etroffene, d er „vom Pfeil“ wie von d er D rachenzunge V ergiftete.60 T rista n , der „siech“ w erden m öchte, weil er dad u rch einen V orw and für die Begegnung m it d er Schönheit, den Zugang zu Isolde hat, die ihn heilen w ürde. T ristan, d er „versiechen“ , ja dahinsiechen m öchte, weil er d ad u rch seine D isk o n tin u ität vernichtet und die absolute E inheit m it Isolde erlangt, m it der er sonst n u r „m it A ugen“ , ja n u r sinnlich verkehren kann.

T rista n sp rich t hier: „ a u f E rd e n “ , m itte n in d er G esellschaft, d er H ofgesellschaft M arkes, aber auch abgesondert von dem M ilieu, m itten in der N a tu r, im locus am oenus d er letzten S trophe wie in der urbildlichen M innegrotte, die m it „Q uell“ und „B lum en“ verziert ist.61 E r m öchte wie der Quell versiegen, um in d er Selbstvernichtung die V erklärung seiner Liebe zu erreichen. E r m öchte - nachdem er das V ersprechen gebrochen, Isolde-Eurydike „angeschaut m it A ugen“ u n d sich zur ewigen T rennung, ja zum ewigen „Schm erz der Liebe“ verurteilt h a t - d aß d er Quell versiegt

59 „ D a finden alle edelen H erzen B ro t.“ Z it. aus: G . von S tra ß b u rg , Tristan u n d Isolt, S tu ttg a rt 1980, V. 204.

60 Pfeil/W affe, d er/d ie zu Siechtum fü h rt, e rin n e rt n a tü rlic h au ch a n A n fo rla s in der

Parsifal-G eschichte, w om it d a s G edicht a n den G ra l-M y th o s a n k n ü p fe n d ü rfte.

01 „Seitlich d a v o n d e h n te sich eine E b en e,/ w o eine Q uelle floß, [...] L euch ten d e B lum en und grünes G r a s ,/ m it dem die E bene b edeckt w ar...“ (G o ttfried 16627-36).

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