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Die Inkulturation des Evangeliums Jesu im Neuen Testament und Heute

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Academic year: 2021

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Michał Czajkowski

Die Inkulturation des Evangeliums

Jesu im Neuen Testament und Heute

Collectanea Theologica 58/Fasciculus specialis, 29-38

1988

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C o lle c ta n e a T h e o lo g ic a 53 (1988) fa sc. sp e c ia lis

M ICHAŁ CZA JK O W SK I, W A R S Z A W A

DIE INKULTURATION DES EVANGELIUMS JESU IM NEUEN TESTAM ENT UND HEUTE

Das T hem a g lie d e rt sich in d rei Teile, v o n d e n e n d e r jew eils n ä c h ste im m er k ü rz e r w ird: 1. Die In k u ltu ra tio n im N eu en T e sta ­ m ent; 2. Die In k u ltu ra tio n des E vangelium s h eu te; 3. Die In k u ltu ra ­ tio n im h e u tig e n Polen? (hier setze ich e in gro sses F ragezeichen).

Der Begriff „ In k u ltu ra tio n " ist ein N eologism us. Er w ird h e u te im k irch lich en K o n tex t d e r E v ang elisation und M ission gebraucht, d e re n G ru n dlag e d e r A u ftrag des g e k reu zig ten u n d au fe rsta n d e n en H errn bildet: „G ehet zu alle n V ö lk ern und m acht alle M enschen zu m einen Jü n g e rn " (Mt 28,19). In diesem Z u sam m enhang sp rich t m an von In k u ltu ra tio n in so lch en B ereichen w ie L iturgie (im Sinne von litu rg isch en Z eichen u n d Form eln), K atechese, V erk ünd ig ung , th e o ­ logische A u ssage u n d Form el, se k u n d äre k irc h lic h e S truk turen, kirch lich e D ienste u.ä. Zum e rs te n M al k om m t d iese r Begriff w äh ren d d er B ischofssynode 1977 in der Botschaft an das G o ttesv o lk (Nr. 22) vor, d ie an d a s Z w eite V atican u m (Gaudium et spes, Nr. 42 und A d gentes, Nr. 5) anknüpft. S eitdem tritt d iese r Begriff im m er häu fig er in d en k irc h lic h e n D okum enten auf, zu letzt in d e r In stru k ­

tion über die christliche Freiheit und Befreiung aus dem J a h re 1986

(Nr. 96). Ü ber die In k u ltu ra tio n ä u sse rn sich die P äp ste Paul VI. und Jo h a n n e s Paul II. in d en D okum en ten Evangelii nuntiandi und Ca­

techesi tradendae, ab e r au ch in v e rsc h ie d e n e n A n sp rach en und

Briefen.

W as ist In k u ltu ratio n ? Sie ist nich t einzig u nd allein e in Zu­ sam m en treffen v o n zw ei K u ltu ren — d ie K irche ist do ch m it k e in e r b eso n d eren K ulturform v e rb u n d e n — so n d e rn ein H in ein gehen des E vangelium s u n d des ch ristlic h e n G laubens in e in e b estim m te K ul­ tur. M ehr noch: sie ist e in v o llk o m m en er P rozess des H inein gehens, d e r E inw urzelung d e r K irche in die jew e ilig e K ultur, um sie in n e r­ lich aufzunehm en u n d zu v erw an d eln . In k u ltu ra tio n ist e in e w ah re

incarnatio fidei.

Der T erm inus ist neu. H in ter ihm v e rb irg t sich a b e r e in sehr a lte s P ostulat. In d iesem Begriff w e rd e n E lem ente d e s g ro ß e n M y ­ sterium s d er In k a rn a tio n v erk ö rp e rt. W ir w issen: „Das W o rt ist F leisch gew o rd en u n d h a t u n te r un s gew o h n t" (Joh 1,14). W e r Je su s C hristus, „den Sohn des Z im m erm anns" (Mt 13,55) an schaut, k an n sich d er K o n tem plation d e r „H errlich k eit d e s ein zig en S ohnes vom V a te r" (Joh 1,14) hingeben.

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Uns ist auch das folg en d e bew usst: d a sse lb e W o rt G ottes w u rd e zur m ensch lich en S prache, d.h. zur D arstellu n g sw eise v e rsc h ied e n e r K ulturen, w elch e — v o n A b rah am bis zum S eh er d e r O ffenbarung — d e n au fein an d e rfo lg e n d e n G e n e ra tio n e n e s erm ö g lich ten , tro tz d e r V e rsch ie d e n h eit ih re r g esch ich tlich en S itu atio n en d e n Zugang zum M ysteriu m d e r S o lid a ritä t G ottes zu finden. „V iele M ale und auf v iele rle i W eise" (Hebr 1,1) sta n d G ott in K o n tak t m it den M en ­ schen und fü h rte m it ih n en e in e n D ialog d u rch die P roph eten, d u rch die A postel, d u rch d ie h eilig en S ch riftsteller u nd v o r allem d urch den M ensch en so h n. Er v e rk ü n d e te sein e W u n d e r m it H ilfe d e r m enschlichen S p rach e und m en sch licher E rfahrungen. M esopota- m ische, ägyp tisch e, p ersisch e und h e lle n istisc h e K u ltur im A lten T e sta m en t und die g riech isch -rö m ische K ultur d e s S p ätjud aism us im N e u e n T estam en t d ien te n T ag für T ag d e r O ffen barun g d es e rlö s e n ­ de n M ysterium s. D araus e rg e b e n sich zw ei K o nsequenzen:

1. Ein seh r g ro sse s Kosm os d er K u ltu ren k o n n te als T rä g er des W o rte s G o ttes in F ra g e kom m en, da d iese K ulturen b e re its die A n w esen h eit des Logos G o ttes verb arg en .

2. Der in stru m e n ta le C h a ra k te r d e r K u ltu ren ist d u rch g e ­ sch ich tlich e E volution b eein flu sst und u n te rlie g t d e u tlic h e n V e rä n ­ d e ru n g e n : „Das G ras v e rd o rrt, die Blum e v erw e lk t, d o ch d a s W o rt u n se re s G ottes bleib t in E w igkeit" (Jes 40,8).

1. Die Inkulturation im N euen Testament

Den w ese n tlich e n In h alt des ch ristlic h e n G laubens b ildet das Evangelium , die V e rk ü n d ig u n g d e r E rlösung in Je su s C hristus: „Einen a n d e re n G rund k a n n niem and leg en als den, d e r g eleg t ist: J e su s C h ristu s" (1 Kor 3,11). D ennoch ist d iese r G laube an Je su s C hristus n ich t v o n d e r v o ra u sg e h e n d e n G esch ichte d e r E rlösung zu tre n n e n . Sie e n th ä lt die g ru n d sätzlich en E lem ente:

— Das m en sch liche D ram a w u rde in E rzäh lu ngen d e r A nfänge au sg ed rü c k t (Gen 1— 11).

— Der Bund m it d e r G esam th eit des M e n sc h en g esch lech ts w urde in Form d es G o ttesb u n d es m it N o ah d a rg e ste llt (Gen 9).

— Das E ngagem ent G o ttes find et im A b rah am sb u n d sein en N ie d e r­ schlag (Gen 15 u nd 17).

•— Im sin aitisch en Bund sp rich t G ott dem V o lk Isra e l e in e b e so n ­ d e re Rolle zu.

— Die E rin n erun g an d iesen Bund g esch ieh t d u rch die P ro p h eten und ist für die G esch ichte dieses Bundes v o n au ssc h la g g eb e n d e r B edeutung.

— A us diesem H e ilsg e sc h eh e n sind die S tru k tu re n des Bundes zu en tn eh m en . Sie u n te rlie g e n d e r R e in te rp re ta tio n h in sic h tlic h g e ­ sch ich tlich er V e rä n d eru n g e n .

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D IE IN K U L T U R A T IO N DES E V A N G E L IU M S JE S U 31

in Je su s zur V o llen d ung des a lte n Bundes u n d m ach te ihn für den G lauben bedeutsam .

E inerseits ist Je su s in se in e r M en sch lich keit d u rch das J u d e n ­ tu m g eprägt, in d a s h in ein e r g e b o re n w u rd e u nd in dem e r aufge­ w ach sen ist. Er ü b ern im m t sein e W erte, um d e n M en sch en den W eg zum V a te r zu zeigen. A n d e re rse its b e h ä lt das sin a itisch e Recht, das von Je su s noch ra d ik a lisie rt w urde, sein en W e rt als „P ädagoge" für die M en sch en a lle r Zeiten. Die h eilsg esch ich tlich en E rfahrungen, die vo n Isra e l g em ach t w urden, finden ih re E rfüllung in dem e n t­ sc h eid en d en E rlösungsakt, d er d u rch Je su s v o llzog en w urde. Ewig bleibt die B edeutung d ieses P atrim onium s für die n e u e M enschheit, für die das Reich G o ttes in Je su s C h ristu s bestim m t ist.

In der G estalt J e s u k ö n n e n w ir zw ei E tappen d e r In k u ltu ra tio n verfolgen. Eine E tappe d e r A ssim ilation und e in e k re a tiv e Etappe. Die k re a tiv e Etappe ist vom Bedürfnis d er V e rk ü n d ig u n g d es R eiches G ottes d e te rm in ie rt u n d w ar im Leben J e s u e tw a s m ehr als re in e In k u ltu ratio n . Sie w a r näm lich ein e V e rm ittlu n g vo n M eta- -K u ltu rw erten an die M enschen, die n ich t n u r re p ro d u k tiv e Elem en­ te d e r jew eilig en K ultur, v ielm eh r auch ih re Q u e lle n in d e n g ru n d ­ leg en d en S chichten d e r m en sch lich en E xistenz u m g esta ltete n . In ­ folge d essen h a t d e r A p o stel P aulus die K u ltu rw erte se in e r U m w elt n ich t abgelehnt, so n d e rn h erv o rg e h o b e n , dass d as ch ristlich e Ke- rygm a m it k e in e r d er v ielfältig e n K u ltu rten d en zen zu v erb in d e n sei: „Die J u d e n fo rd ern Zeichen, die G riech en su ch en W eisheit. W ir d ag eg en v e rk ü n d ig e n C h ristu s als d en G ek reu zig ten: für die Ju d e n ein em p ö ren d es Ä rg ernis, für die H eid en e in e T o rh eit" (1 Kor l,22f.). Das K erygm a d arf n ich t d u rch die Form en d e r K u ltu r v e rd e c k t w e r­ den, die dem G eschm ack d er Z uhörer a n g e p asst sind: „Als ich zu e u ch kam, k am ich nicht, um g län zen d e R eden od er g e le h rte W e is­ heit v o rzu trag en , so n d e rn um e u c h das Z eugnis G o ttes zu v e rk ü n ­ digen. M eine B otschaft u n d V erk ü n d ig u n g w ar nicht Ü b erred u n g d u rch g ew an d te und k lu g e W o rte, so n d ern w a r m it dem Erw eis von G eist und K raft v e rb u n d e n " (1 Kor 2,1.4).

N ach dem A p o stel darf m an k ein e G leich h eitszeich en zw ischen G lauben und K ultur setzen. D eshalb k ö n n e n C hristen jeg lic h e K ul­ turform als e in e G n ad e des a u fe rsta n d e n en C hristi annehm en, je ­ doch ist k ein e von ih n en zu a b so lu tie ren oder zu k a n o n isieren .

C hristus ü b e rm itte lte sein e B otschaft in d e r K u ltur d e r jüdisch- -h ellen istisch en U m welt. Er h a t k e in e e ig e n e ch ristlich e K ultur e r ­ funden, so n d ern d e r v o rh a n d e n e n K ultur e in e n n e u e n christologi- schen Sinn v erlieh en . Die sp ä te re K irche h a t le id e r d iesen G run d­ satz aus d en A ugen v e rlo ren . A llenfalls b em ü h te sie sich, die Bot­ schaft den frem den K ultu ren anzupassen. G ru nd sätzlich gibt es drei Form en d e r B egegnung und d es D urchdringens v o n C h risten tu m und K ultur: V e ra b so lu tie ru n g d e r K ultur, die das E vangelium m it sich bringt, V e ra b so lu tie ru n g d e r K ultur, dem die E v an g elisatio n gilt

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u n d die E in v erleib u n g des C h risten tu m s d e n e in z e ln e n K ulturen. Lediglich das d ritte M odell ist ann ehm bar. S ein V e rstä n d n is m uss stän d ig v e rtie ft w erd en , w ob ei m an sich auf die A nalo g ien v o n E in­ v e rle ib u n g des W o rte s in d e r G esch ich te b eru fen sollte.

Es gab zw ei K u ltu rräu m e, in d ie zu A nfang d ie B otschaft C h ri­ s ti eindran g , d e r a ltte stam e n tlic h -jü d isc h e u nd d e r g riech isch r ö ­ m ische. Es b e ste h t k e in Zw eifel, d a ß die a ltte stam e n tlic h -jü d isc h e K ultur sich n ä h e r am E vangelium b efand als die griech isch -rö m i­ s c h e W elt. B ekan n tlich w a re n Je su s und sein e J ü n g e r K inder des

jü d isc h e n Landes und S öhne d es isra e litisch e n V olkes. D arum h a t d a s E vangelium sein e N e u h e it au ch g e g e n ü b er Isra e l zeig en m üssen. G egen ü b er d er h e lle n istisc h e n W e lt w a r das selb stv erstän d lich . Von A nfang an w u rd e die E v an g elisatio n in d iese n b eid e n K u ltu r­ räum en du rch den P rozess d e r In k u ltu ra tio n g ek en nzeichnet. Die J ü n g e r Jesu , die V e rk ü n d e r des E vangelium s, w a re n sich bew usst, d ass sie e rs t d an n v o n d en M ensch en v e rs ta n d e n w urden, d ass sie e rs t dan n w irk sam das N eu e an d er P erson, an d en G esten und W o rten J e s u v o n N a z a re th ü b e rm itteln k o n n ten , w en n sie sich der v e rstä n d lich e n Begriffe b ed ien ten . D as g alt v o r allem beim Ü b e r­ gang vo n d e r jü d isc h -c h ristlic h en G em einschaft in die g riechisch e W elt. M it E rstau n en ste lle n w ir fest, w ie v e rsc h ie d e n D enkm odelle und V o rste llu n g e n n e u te sta m e n tlic h e r S ch riften sind, obw ohl diese in v e rh ä ltn ism ä ssig k u rz e r Z eitspan n e, in d e r z w eiten H älfte des e rs te n J a h rh u n d e rts e n ts ta n d e n sind. Es g e n ü g t nicht, die sy n o p ­

tisch en E v an g elien m it dem Jo h a n n ese v a n g e liu m zu v erg leichen. M an m uss au ch die sy n o p tisc h en u n te re in a n d e r verg leich en .

Ein a u sd ru c k sv o lle s B eispiel d e r K o n fro n tatio n v o n C h risten tum und H ellenism us b ie te t u ns die A re o p a g re d e (Apg 17,22—31). P a u ­ lus u n te rs te llt den A th en ern , dass sie auf d e r S u che n ach G ott seien, obw ohl sie ihn n ich t k en n en . D ieses Suchen, a u ch w en n e s e rfo lg ­ los ist, h a t e in e n p o sitiv en Sinn: e s b ild et e in e D isposition d e r S eele, die die A n n ahm e d e r B otschaft e rle ic h te rt. D iese E rw artu n g schafft b e sse re B edingungen für die A n n ah m e d e r B otschaft. Ein w ah res M issio n ieren b e d e u te t n ich t n u r G eben, so n d e rn a u c h E ntge­ gen neh m en. Infolge d e r A nn ahm e des C h risten tu m s d u rch die H e i­ d e n h a b e n die e rs te n C h risten e in e n g ro ssen S c h ritt v o rw ä rts g e ­ m acht, um das M y steriu m C hristi u n d d e r K irche zu v e rste h en . Ein solch er „A u stau sch d e r G ab en" ist a u ch in d e r A re o p a g re d e e n th a l­ ten. Eine B egegnung m it d er n e u e n W elt, die v o n d e r K irche zu in te g rie re n ist, w ird sym b o lisiert. Eine n e u e S p rach e w ird fassbar, der sich die K irche d a n k d e r M issio n ierun g b e d ie n e n muss. W ir m öch ten n o c h hinzufügen, d a ß die A re o p a g re d e d ie Z ukunft v o r­ b e re ite t, indem sie das m o n o th eistisch e K ery g m a um die Form eln p a n th e istisc h e r F ä rb u n g b e re ich e rt. D arin w ird n äm lich b eh au p tet, d ass d er tra n sz e n d e n te G ott n ich t n u r in a u ß e rg e w ö h n lic h e n S itu a ­ tio n e n in d ie G esch ichte e in tritt. Er ist im m an en t d a und h a n d e lt

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D IE IN K U L T U R A T IO N DES E V A N G E L IU M S JE S U 33

im m er und ü berall, in a lle r W e lt und im In n ere n je d e s ein z e ln e n M enschen, ,,denn in ihm leb e n w ir, b ew eg en w ir uns u nd sind w ir" (Apg 17,28). Der T heologie ist d e r W eg in die M ystik gew iesen.

Ein Beispiel e in e r zu w eit g eh e n d en In k u ltu ra tio n finden w ir in der A u slegu n g der G efangen sch aftsb riefe. W e n n z.B. d er A utor des E pheserbriefes d e n Begriff d e r U n iv ersalk irch e en tw ick elt, b e ­ dien t e r sich h e lle n istisc h e r V o rste llu n g e n vom Kosm os, den m an m it einem O rg an ism us v e rg le ic h e n kann. Den Leib in d er c h rist­ lichen R e in te rp re tatio n d ieser V o rste llu n g b ild e t n ich t d er Kosmos, so n d ern die Kirche, d e re n H a u p t C h ristus ist.

Z urück zur P a rän e se d er G efangen schaftsbriefe: sie übern im m t die T u g en d k atalo g e d er h e lle n istisc h e n Ethik. D iese K atalog e b ezo­ gen sich a u sse rh a lb des C h risten tu m s auf die P riv ileg ie rte n . In den G efan gen sch aftsb riefen d ien e n sie zur Bestim m ung d e r m oralisch en Pflichten ein es jed e n C hristen. In der n a c h ap o sto lisch e n Zeit v e r­ zichtet m an bei der A u sleg u n g d iese r Briefe auf d ie U n iv e rsa lität d ieser N orm en.

In A n b e tra c h t der a u ß e rg e w ö h n lic h e n Em pfindsam keit fü r die a n g ren zen d en relig iö sen u n d K u ltu rsy stem e e n tfa lte t das v ie rte E vangelium ein e e in zig artig e V o rstellu n g vom M y steriu m Christi. W enn es sich um das V e rh ä ltn is zur R eligion des A lten T estam en ts han d elt, zeigt Jo h an n es, w ie tief d a s C h risten tu m in d e r altte sta- m entlich en O ffenbarung v e rw u rz e lt ist. G leichzeitig u n te rs tre ic h t e r d en Ü bergang des A lten in d as N eu e T estam en t und das Ende des A lten T estam ents. In d er K o nfron tatio n m it e in e r w e ite n relig iö sen und K ultu rw elt nim m t J o h a n n e s ein e sehr k ritisc h e S tellu n g ein, die aber e in e d ialo g isch e P osition ist. Der jo h an n e isch e U n iv e rsa li­ smus, seine O ffenheit, sein e S y m bo lsp rache u.ä. sind e in ü b e r­ zeu g en d es Beispiel für die S y m p athie m it d e n n ich t-ch ristlic h e n K ul­ tu re n und R eligionen. D er Prolog, in dem e r das M y steriu m seines E vangelium s zusam m enfasst, b ild e t den S chlüssel zu sein er k riti­ schen und zugleich d ialo g isch en E instellu n g zu d en k o sm isch en R e­ ligionen. Er lä sst die N o tw en d ig k eit zu, dieses M y steriu m g e­ m einsam d u rc h die g eg en seitig e K lärun g un d B ereich eru n g a lle r r e ­ ligiösen und K u ltu rtra d itio n e n zu suchen und zu em pfinden, w obei e r se lb stv erstä n d lic h annim m t, dass der einzige W eg, d a s M ysterium C hristi au szudrücken, das C h risten tu m sei.

Ein leh rreich es, a b er n e g a tiv es Beispiel v o n In k u ltu ra tio n des E vangelium s b ild et die A b w an d lu n g des b ib lischen Begriffs d e r W ah rh eit, b e so n d ers d u rch Jo h a n n es, zu dem h e lle n istisc h e n Be­ griff. Bestim m te p a tristisc h e K reise in te rp re tie rte n in d e r lo b e n s­ w e rte n A bsicht, die ch ristlic h e T heologie in h e lle n istisc h e n K reisen v e rstä n d lic h zu m achen, den jo h an n e isch e n W a h rh e itsb e g riff im p lato n isc h e n Sinn. Da d ie se r Begriff auf C h ristus b ezo g en w ar, u n te rstric h e r e in se itig die G o tth eit C hristi un d die tra n sz e n d e n ta le Dim ension. Im v ie rte n E vangelium w u rd e d as G leich gew ich t

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seh en d e r M en sch lich keit J e s u und se in e r G o ttheit g eh alten ; d en n das W a h re im M en sch en J e s u b e d e u te te die E nthü llun g sein es M y­ sterium s. Es w u rd e u n te r W irk u n g des G eistes zum Prinzip d e s ch ristlic h e n H eils.

2. Die Inkulturation des Evangelium s heute

Die H e lle n isie ru n g des E vangelium s b ra c h te E rgebnisse, d ie für im m er ins P atrim o niu m des C h risten tum s ein g in gen. H eute sp rich t m an jed o c h im m er ö fter v o n dem Bedürfnis, das C h ristentum zu e n th e lle n isie re n . W ir seh en im m er d eu tlich er, w as im g riech ischen D enken ein seitig , sta tisc h u n d a b stra k t w ar. W ir n ehm en w ahr, d ass d ie H elle n isie ru n g g ew isse A sp ek te des c h ristlic h e n G laubens, die in d er b ib lisch en O ffen baru n g e n th a lte n sind, v e rd u n k e lte u nd v e r­ fälschte. D asselbe — od er n o ch schlim m eres — k ö n n te h e u tz u tag e gesch ehen , w en n w ir v e rsu c h ten , auf d e n v e rsc h ie d e n e n K u ltu r­ e b e n e n d e r W elt e in e w ilde, u n ü b erleg te, u n v e rn ü n ftig e In k u ltu ra ­ tion zu b etreib en . H ier d e n k e ich an die a sia tisc h en K ulturen, die von d en g ro ß en R elig io nen des O rien ts b e h e rrsc h t w urden. Ich d e n k e an A frika, d e sse n S tam m esrelig ion en v o n A nim ism us und M agie d u rch d ru n g e n sind, u n d an u n se re w e stlic h e W elt, in der v ersch ied en e P h ilosop h ien u n d a n tic h ristlic h e Id eo lo gien m itein a n ­ der w etteifern : R ationalism us, Im m anentism us, Positivism us, H isto ­ rizism us, Szientism us, S äku larism u s oder M arxism us. Dies zeigt u n s die N o tw en d ig k eit e in e s h e rm e n eu tisc h e n N a c h d e n k e n s ü b e r die V o ra u sse tz u n g en e in e r a u th e n tisc h e n In k u ltu ra tio n . W ir d ü rfen nich t v ersu ch en , das C h risten tu m in ein e sy n k re tistisc h e R eligion um zuw andeln.

V or allem h a t der P rediger, T heolog ie od er E xeget n ich t e in e eig en e K ultur zu v erm itteln , n ich t die ch ristlich e Z ivilisation, in d e r e r au fg ew ach sen u n d erz o g e n w urde, so n d e rn d e n ch ristlichen G lauben, d ie B otschaft, die g ru n d le g e n d e W a h rh e it. Es g e h t um den Sinn des G laubens, obw ohl e s nich t im m er leich t ist zu u n te r­ scheiden, w as w e se n tlich und w as zw eitran g ig ist. D ieses F u n d a ­ m ent, die W a h rh e it, d as Z entrum ist Je su s C hristus. Die „Frohe B otschaft v o n J e su s C h risti” (Mk 1,1) ist d as E vangelium . „In die ganze W elt h in au sg e h e n u nd das Evangelium alle n G eschöpfen v e rk ü n d ig e n ” (vgl. M k 16,15), das h eisst, J e su s C hristus v o rstellen , w ie er im a p o sto lisch en K ery gm a u nd in d e r V e rk ü n d ig u n g der frü h en K irche ersch ein t. D ürfen dabei alle F orm en d e r jew eilig en K ultur und d e r relig iö se n S p rach e für die V e rk ü n d ig u n g d er c h rist­ lichen B otschaft genom m en w erden? O ffensichtlich m üssen w ir h ier u n tersch eid en . Das M y steriu m C hristi, die ev a n g elisc h e B otschaft und d e r ch ristlic h e G laube bild en das K riterium . Dieses K riterium ist n ich t im m er leic h t anzuw enden. Das letzte Ziel d e r In k u ltu ra tio n des C hristen tu m s m uß im m er die C h ristian isie ru n g d e r v o rg eg e b e ­

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DIE IN K U L T U R A T IO N DES EVANGELDUM S JE S U 35

n en K ultur sein und d a rü b e r h in au s ihre T ran sfo rm atio n v on innen her. Diese b eid en B estrebungen, die In k u ltu ra tio n des C hristentum s und die C h ristian isie ru n g d er K ultur, m üssen d iale k tisch e in h e r­ gehen. Der T e im in u s ad q u e m m uss im m er d er re in s te und vollkom ­ m en ste A u sd ru ck des c h ristlic h e n G laubens u nd d e r ch ristlich en E rfahrung in je d e r K ultur sein, um zu Inspiration s-, T ran sfo rm a­ tions- und „R ek reatio n sq u elle" d iese r K ultur zu w e rd e n (2 Kor 5,17). So e n ts te h t die „neu e Schöpfung".

Im e rs te n Teil m ein es V o rtra g s h ab e ich ü b e r den p a tristisc h e n V e rsu ch der In k u ltu ra tio n gesprochen. Dabei w u rd e d e r biblische W a h rh eitsb eg riff in die W e lt d e r p lato n isc h e n Begriffe um gesetzt. J e tz t m öchte ich auf d en g e g e n w ä rtig e n V ersu ch h inw eisen, d iesen Begriff in das D enken d e r w estlich en W e lt zu in te g rie re n . Diese W elt a n e rk e n n t n u r e in e w issen sch aftlich e und e in e g eschich tlich e W ah rh eit. Das sind die M y th en des 20. Ja h rh u n d e rts. W ir b e ­ schäftigen u ns m it d e r zw eiten, d er g esch ich tlich en W ah rh eit. Das alte S prich w ort Veritas tilia tem poris g ew inn t h e u te an A k tu alität. Das In te resse an der G esch ich te v erläu ft in zw ei e n tg e g e n g e se tz te R ichtungen:

1. in die V erg an g en h eit: das W a h re an d er G eschichte befindet sich in v e rg a n g e n e n E reig n issen (dabei kom m en w ir auf den H isto­ rism us des 19. Ja h rh u n d e rts zurück) und

2. in die Zukunft: d a s W a h re ist nu r im V erlau f der G eschichte zu e rreich en . D iese id ealistisch e M axim e w u rd e v o n H egel in­ spiriert.

Ad. 1. Der H istorism us id entifiziert die T a tsach en m it dem W ah ren : v e ru m et îa ctu m convertuntur. In der E xegese h e rrs c h t die histo risch -k ritisch e M eth o de absolut: das W a h re des E vangelium s sei identisch m it sein er re in e n h isto risch en W a h rh e it im p o siti­ v istisch en Sinne. A lfred Loisy als V e rtre te r des sog. M odernism us b e h au p tete, dass das W a h re n ich t a u sserh alb d e r P h äno m ene zu su chen sei. Das h isto risc h e P häno m en bilde e in In te g ra lo b je k t (,,l'o b je t intég ral") d er w issen sch aftlich en und h isto risc h e n U n te r­ suchung. H eute h a b en w ir k e in e n Zw eifel m ehr, dass d iese L eseart des E vangelium s v e ra rm t und illu so risch w ar. W a s Je su s v on N a ­ z a re th in W irk lich k eit w ar, ist n u r ein seh r re d u z ie rte r A sp ek t der U ntersuchung. D iese M eth od e m acht k ein e w e se n tlich e U n te r­ scheidung zw ischen d e r T atsach e und dem Sinn, der das W a h re der T atsache ist. H ier liegt die G efahr e in e r u n ü b e rle g te n In k u ltu ratio n : w enn beim Studium des E vangelium s ein h isto riz istisc h e r W a h r­ h eitsbegriff an g e w e n d e t w ird, so red u zieren w ir die L ektü re und es wird uns nicht gelingen, zu dem w a h rh a fte n Je su s d er G eschichte zu kom m en. Den g esch ich tlich en Je su s darf m an nich t vom C hristus des G laubens tren n en .

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sein er G eschich tlich keit, u n d zw ar in e in e r id ea listisc h e n P e rsp e k ­ tiv e: das W a h re ist die A u fg esch lo ssen h eit d e r Z ukunft g egen ü ber, das W a h re ist die Entw icklung. H eg el sagt: „Das W a h re ist das G anze". Das G anze a b er ist das D asein, das sich e rs t d an n v o lle n ­ det, w enn es sich en tw ick elt. Das W a h re ist e in Kreis, d e r am A n ­ fang das Ende als Ziel v o rau ssetzt. Der A nfan g e x is tie rt n ich t an d ers als in sein er E ntw icklung bis zum Ende. Es gibt nich t das W ahre, das nich t im F o rtsch reiten , im G eschehen, im B ew u sstw er­ den w äre. K arl M arx ist dem H egelian ism u s nahe, obw ohl e r den Idealism us k ritisiert: das W a h re ist k e in Ideal, dem die W irk lich k eit v e rsu c h t sich anzup assen ; es b efin d et sich in d e r re a le n Bew egung, d ie den g e g e n w ä rtig e n S a c h v e rh a lt um stösst; das W a h re ist p o li­ tisch, m an kom m t auf sein en G rund d u rch die G eschichte; das W a h re ist die Praxis, die g esch ich tlich e u n d g esellsch aftlich e W irk ­ sam keit. „In d e r P rax is m uß d er M ensch die W ah rh eit, d.h. die W irk lic h k e it und M acht und die D iesseitig k eit sein es D enkens b e ­ w eisen", sag t K arl M arx.

Diese Form d e s p o litisc h e n A theism us setzt e in e U m w andlung des Begriffs d er W a h rh e it v o rau s. Der P rim at d e r P rax is ü b e r die W ah rh eit, der T at ü b e r d ie E rk en n tn is b e d e u te t n ich t ein e Elim i­ n ieru n g d er W ah rh eit? Um den P rim at d er O rth o p ra x is b iblisch zu b egründ en, beru fen sich ein ig e B efreiun g sth eolo gen auf die jo h an - n e isc h e F orm el „die W a h rh e it tu n '1. Ist das e in e g elu n g en e In k u ltu ­ ration? F ür J o h a n n e s b e d e u te t „die W a h rh e it tu n " (3,21): sie in sich selb st tun, das h eisst die W a h rh e it J e s u in sein H erz a u f­ nehm en,um in d e r W a h rh e it zu w erd en un d dem zufolge a u th e n tisc h zu handeln. Bei J o h a n n e s geht es n ich t um den P rim at des H a n ­ delns, so n d ern um d e n P rim at des G laubens; soll d ieser G laube a u th e n tisc h w erden, m uss e r sich in d er B ruder- un d S c h w e stern ­ liebe, in g e g e n se itig e r S o lid a ritä t ausd rück en .

Ich m öchte n o ch e in a n d e re s Beispiel d e r g efäh rlich en In k u ltu ­ ratio n geben. In In d ien und A frika w erd en Stim m en laut, dass R e­ ligionen u n d K u ltu re n d er V ö lk er m it dem A lten T e sta m en t g leic h ­ g estellt u nd m it ihm gleich in te rp re tie rt w e rd e n k ö n n en . N och m ehr: sie seien im stande, Isra e ls Bibel zu ersetzen . Es ist richtig, dass m an seit d en K irch e n v ä te rn d ie Idee d e r l o g o i s p e r m a t i k o i u nd d er a n im a n a t u r a lite r C hristiana als p o sitiv e B eziehung zw ischen der O ffen­ b arun g u n d d en K ulten bzw. K u lturen d er H eid en annim m t (s e m in a V e r b i u n d p r a e p a r a t i o e v a n g e l i c a ) . E rsetzt m an die Bibel Isra e ls und dam it die Bibel J e s u u n d d er C h risten d u rch e in e and ere, selbst w enn dies d e r e d e ls te W eg zu C h ristu s w äre, so b e d e u te te das d en V erlu st des E vangelium s. Ü brigens zeigt uns d as A lte T estam ent selbst ein e a n d e re M ethode, um die n e u te sta m e n tlic h e B otschaft in irgend e in e n ic h tc h ristlic h e K ultur ein zuw u rzeln: die d i s s i m i l a t i o

und die a s s im ila tio . Der a ltte stam e n tlic h e O ffen b aru n g sv o rg an g e r ­ folgt in ein em Prozess v o n D issim ilation u n d A ssim ilation, in e in e r

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DIE IN K U L T U R A T IO N DES E V A N G E L IU M S JES U 37

d ialek tisch en A u se in an d e rsetz u n g m it d en a u to c h th o n en R eligionen. Dies b e d e u te t für uns, d a ss w ir bei d er V erk ü n d ig u n g d e r O ffen­ b arun g auf je n e E lem ente in d en n a tio n a le n R eligionen u nd K u ltu ­ ren sorgsam a c h te n m üssen, w elch e als P roleg om en a d u rch das C hristentu m rez ip ie rb ar sind.

3. Inkulturation in Polen heute?

Zum S chluss m ö ch te ich, etw as sch ü ch tern , ü b e r die In k u ltu ra ­ tio n in m einem H eim atlan d etw a s sagen. A uffallend bei un s ist eine e ig e n a rtig e Sym biose v o n relig iö se n und p a trio tisc h e n E lem enten. Es lä sst sich n ich t v erm eid en , an d ieser S telle auf die G eschichte kurz ein zugehen. Zur Zeit d e r T eilung Polens, als d er A ufstan d geg en d a s zaristisch e R u ßland n ied e rg esc h lag e n w o rd en w ar, e n t­ stand, a n g e re g t d u rch die h e rv o rra g e n d ste n D ichter u n d Philoso ­ phen d ieser Epoche, d e r p o ln isch e ro m a n tisc h e M essianism us. D ieser M essianism us w ar ein au sg ez e ic h n e ter N äh rb o d en , g e trä n k t du rch frü h e re Ideen, w ie z.B. P olen als „das B ollw erk des C h riste n ­ tum s", das das ch ristlic h e E uropa v o r dem tü rk isc h e n Ü berfall g e­ re tte t hat. P olen w ar d as a u se rw ä h lte Land, d er „C hristus d e r V öl­ ker", der für die S ün d en a n d e re r V ölker g ek reu zig t w u rd e u nd litt, der aber bald a u fe rste h e n sollte. D urch sein L eiden so llte e r zu e in e r E rn eu eru n g d e r M en sch h eit in e in e r n a h e n „Epoche des

G eistes" beitragen.

D iese g efäh rlich e u n d falsch e In k u ltu ra tio n d e s E vangelium s in die poln isch e G eschichte, in u n se r G edankengut, in u n se r N a tio n a l­ gefühl w u rd e g lü ck lich erw eise in ein em Z eitrau m v o n ein e in h alb J a h rh u n d e rte n g e lä u tert, n och n ich t in vollem A usm ass. A b er die n atio n a l-g rö sse n w a h n sin n ig e n D im ensionen w u rd e n zu rü c k g e w ie ­ sen, nach d em sie ih re psych o lo g isch -k o m p en sato risch e F u n k tio n e r ­ füllt hatten . A uch die c h iliastisch e D im ension w u rd e ab g eleh nt. W as ist v on d iesem M essianism us in d ie p o ln isch e G eistesk u ltu r h in ein ­ gew achsen? Die Idee des L eidens und O pfersin ns und die Id ee des Leidens für alle h a b en sich ein g ep räg t. G eb lieb en ist die Ü b er­ zeugung, dass das m enschlich e L eiden m it dem e rlö se n d e n Leiden C hristi v e rb u n d e n ist un d dass das polnische V olk — die G esam t­ h eit b e ste h t aus ein zeln en P e rso n e n — sein Leiden G ott opfert.

W ir sind bem üht, diese m essian isch e In k u ltu ra tio n w e ite rh in zu lä u te rn und w ir versu ch en , die In k u ltu ra tio n des E vangelium s in Polen zu v erw irk lich en . A b er wie?

Die Ehre, d as a u se rw ä h lte V olk zu sein, lasse n w ir dem g e ­ sch ichtlichen Israel. W ir g eb en u ns zufrieden, w en n w ir dem g ro ssen V olk G o ttes an g eh ö ren , das aus den z a h lreic h e n v o n G ott g eb lieb en en und a u se rw ä h lte n V ö lk ern zu sam m en gesetzt ist. W ir b e ­ m ühen uns, die M e n sc h e n rec h te d em k irc h lic h e n In te re sse v o rzu zie­ hen. W ir a rb e ite n d aran , d ass d as C h risten tu m k e in O pium für das

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V olk w erde. Das ist d er V o rw u rf u n s P rie stern g eg en ü b er. M an klag t u ns an w eg en p o litisc h e r R eden, w eg en A ufhetzung, w eg en H ass u nd w egen d e r U n ru h estiftu n g u n te r d er B evölkerung. W ir v e rz ich ­ te n nich t auf das n a tio n a le G em einschaftsgefühl, a b er w ir v e rb in ­ d e n es m it e in e r p ra k tisc h e n Solidarität. D iese S o lid a ritä t tra g e n w ir a u sse rh a lb d er G ren zen u n se re s V a te rlan d e s, w eil u ns die e u ro ­ p ä isc h e n V ölker, b e so n d ers die d e u tsc h e n C h riste n so v iel S o lida­ ritä t e rw ie se n h a b e n und im m er n o ch erw eisen .

In u n serem Lande v e rsu c h e n wir, e in e solche S o lid arität au fzu ­ b au en , die m ehr ist als e in e In teressen g em ein sch aft. Die S o lid arität ist nich t S e lb stv e rte id ig u n g geg en die B edrohung, sie ist k e in W e rk ­ zeug zur V e rn ic h tu n g des G egners. W ir w o llen n ich t S o lidarität, die g eg en jem an d g e ric h te t ist. W ir ziehen die S o lid a ritä t für jem an d en und m it jem an d em vor, v o r allem die S o lid a ritä t m it den A rm en und V erfolgten. W ir b e tra c h te n sie als e in e A n tw o rt auf die g ö tt­ liche S o lid a ritä t des Em m anuels, als e in e V o llen d u n g d er bib lischen B otschaft — hic et nunc. U n sere S o lid a ritä t v e rsu c h t ch ristlich zu sein, sie h a t sich m it dem, w as beim G egner g u t ist, zu so lid arisieren und sie m uss dem , w as bei uns un d in un s sch lech t ist, w id e r­ sprechen.

In u n se re r p o ln isch en K ultur sind sch o n la n g e zw ei W e rte b eso n d ers h och g esch ätzt: die F reih eit und die W ürd e. Die F reih eit k an n in W illk ü rlic h k e it au sarten , und die W ü rd e in Eitelkeit. Um d a s G leich gew ich t zu h alten , b ed arf e s e in e s d ritte n E lem ents: das ist für uns die S o lid arität. A n stelle d er falsch en In k u ltu ratio n , des p o litisch en M essianism us, b rich t seit ein ig e n J a h re n v o r u n se re n A ugen u nd in u n se re r G e g e n w a rt in d e r F reu d e, im M ut, in d en T ränen, in d e r N ied erlag e, im Leid e in e Form d e r In k u ltu ra tio n des E vangelium s — w ir glauben, d ass es ein e F orm d es E vangelium s ist — auf, u n d zw ar u n se re g e g e n se itig e S o lid arität. W ir seh en d arin die A u fford eru n g des A postels: „Einer tra g e des a n d e re n Last; so w e rd e t ihr das G esetz C hristi erfü lle n " (Gal 6,2).

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