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Glückauf, Jg. 62, No. 30

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GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 30 24. Juli 1926 62. Jahrg.

Das Ö lsch ieferv o rk o m m e n der G ru b e M essel bei Darmstadt.

Von D iplom -B ergingenieur P e t e r R a u c h , D arm stadt.

G e o g r a p h i s c h e L a g e .

Das Messeler Ö ls c h ie fe r f lö z 1 liegt etwa 10 km nordöstlich von Darm Stadt im G e b iete der nördlich­

sten Ausläufer des O d e n w a ld e s in einer T alm u ld e bei 160 m über Normalnull (Abb. 1). Die U m r ah m u n g bilden im Südsüdosten der Mainzer Berg ( 2 2 7 m ), südöstlich eine kleine Granitkuppe (220 m) an der Hauptsclmeisc, nördlich der Münsterer H ü g el ( 1 8 6 m)

und die Messeler H ö h e ( 1 9 5 m ) und w estlic h eine kleine Anhöhe an der S pa c h b r ü c k e n -Klein- immer Grcnzschneisc und der S ch w ar zlac h sch n e ise ( * Alle diese Erhebungen werden außer der ostlicnen von Gesteinen d es R otliege n d en gebildet.

Die Oberfläche d e s Granits und d es R otliege n d en ist größtenteils von F lu g sa n d bedeckt. Kleinere u g von Sanddünen sind n och zu erkennen. c*

kleinere Kuppen v on Erup tivgestein (Granit, ior , Basalt) beleben d as G e sam tb ild nur Unwesen ic . Östlich des Vorkommens, v o m Mainzer B e rg aus nora- lieh nach der M esseler H ö h e hin, verläu ft die assei

1 Von den im Schrifttum vertreten en viela rtig en S ^ T o n - Braunkohlenflöz, bitum in öser Schie fe r, B itum en sch iefcr, l 1 g r u m t e schiefer, Blätterschiefer, Ö lschieferflöz u s w ., sc h e in t m ir d i e l e t g d er für die Lagerstätte am k en n z eic h n en d ste n zu sein ; s e P om m ens neusten Bezeichnungsweise, d er sich au ch d e r E ig e ntü m er c p = rHCrffUt angeschlossen hat. V on d e n M e ss eler B er g le u ten w ird das

schlechthin als »Kohle» bezeichnet.

scheide dieser G egen d, w elc h e die Z u flüsse nach dem Rhein- und dem Maintal trennt.

A u f s c h l u ß a r b e i t e n .

Bis vor Jahresfrist war das M e sse le r ö ls c h i e fe r - v o rk o m m e n .n o c h u n v o llstä n d ig a u fg e sc h lo sse n . Man b egn ü gte sich mit der Tatsache, daß nach den vorhandenen T agesau fschlüssen der Ölschiefervorrat für lange Jahre ausrcichen würde, zumal da eine ältere Boh rung in der Flözmitte eine M ächtig keit von 150 m fest g e st e llt hatte. Die Ergeb nisse der am A u s ­ gehenden, b esonders im Süd felde, niedergebrachten Bohrungen waren von unkundiger Seite au sgew er te t w ord en , so daß sie sich bei näherer Betrachtung säm t­

lich als ungenau und u n z u ve rlässig erwiesen. War man bei 8 m noch nicht fündig, so führte man die Bohrung überhaupt nicht durch, da nach der alten A u ffa s s u n g eine größere M ächtig keit d es D ec k ­ g eb ir ges die Wirtschaftlichkeit d es Betriebes w e s e n t ­ lich herabsetzte. Bis zum Liegenden o d er gar in das Liegende hinein war noch keine B o h ru ng g e s to ß e n worden.

Nach dem Ü bergang der G ewerk schaft M e sse l an die Riebeck-Montan- und Ölwerke en tsch loß man sich, das ganze Vorkom men zwecks Berech nu ng der m ö g ­ lichen Lebensdauer durch strah len förm ig an geord n ete Bohrungen planm äßig zu erforschen und die das F lö z unterlagernden Schichten genau festzu stellen (Abb. 2).

Außerdem wurde eine größere Anzahl von Unter­

suchungsstrecken im T iefbau angesetzt, die eb en fa lls das Liegende aufschließen sollten.

D ie gen au e Kenntnis der li egen d en Schichten war desh alb unbedingt n otw en dig, w eil es von ihrer B e­

schaffenh eit abhängt, w ie w eit der Bergbau in die T e u f e zu g eh en vermag. In festem G e b ir g e kann bei dem m uld en förm ig en Vorkomm en auf den einzelnen Sohle n bis zum Liegenden abgebaut werden, während man bei nachrutschcndem G ebirge einen g e n ü g e n d e n B ö sch un gsw ink el stehen lassen muß, der bei dem ver­

h ältn ism äßig w e n ig au sged eh n ten Vork om m en einen vollstän d igen Abbau au sschließt.

N ach genauer U n ter su c h u n g der Bohrproben unter einem Binokularm ikroskop wurden d ie e in z el­

nen S ch ich tfolgen bestim mt und den in Abb. 2 ver- zeichneten Profile n A M , BAI u sw . zu g r u n d e g e le g t, von denen einige in den Abb. 3 - 6 w ie d e r g e g e b e n sind.

D i e l i e g e n d e n S c h i c h t e n .

D a s Liegende d es ö ls c h i e f e r f l ö z e s ist bisher nur durch B ohrungen a u fg e s c h lo s s e n , deren E r g eb n isse noch unveröffentlicht sind. In dem über M e s s e l v o r ­ handenen Schrifttum wird es teils dem R otliege n d en , teils dem kristallinen G r u n d ge b irge zugerechnet. D ie I—^Gron// ViWn/ori/

Abb. 1. Lage der Ö lschiefervorkom m en von Messel und U m g eg en d . M a ß s ta b 1 :2 0 0 0 0 0 .

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ziemlich kurz gefaß ten Angaben von L u d w i g 1 be­

ruhen m eines Erachtens nur auf Vermutungen auf Grund der anstehenden Gesteine, und W i t t i c h 2 ist w ohl lediglich Ludwigs Aufzeichnungen g ef o lg t .

Zur Beurteilung der unter dem F löz erbohrten Schichtenfolgen war ein Vergleich mit den in der Nähe des Vorkommens anstehenden altern Gestein en n ot­

w en dig; besonders galt es, festzustellen, ob das Liegende von Granit und seinen V erwitterungserzeug­

nissen oder vom Rotliegcnden gebildet wird. Im

Abb. 2. Der T ag eb au der G rube Messel mit den neuern B ohrungen. M aßstab 1 : 10000.

Nordwesten steht in mehreren Steinbrüchen G r a n i t an; er ist meist fein- bis mittelkörnig und besteht aus einem G em enge von weiß en bis rötlichen O rth o­

klasfeldspäten, mittelfarbigen Plagiok lasen, bläulich getöntem Quarz und schwärzlichem Biotitglimmer, in den außerdem rötlichbraune Magnctcisenerzkörnchen cingesprengt sind. Durchsetzt wird der Granit von mehreren sehr feinkörnigen, dichten G ängen, deren Gestein von K l e m m 3 als Malchit erkannt worden ist.

Der Granit ist stark zerklüftet und zeigt plattenförm igc Absonderungen. Bei genauerm V erfolgen läßt.sich ein südöstliches Einfallen der Kluftspalten mit 4 5 - 5 5 ° feststellen. D ie Streichrichtung verläuft u ngefähr N 40° O. Das bereits stark verwitterte Gestein hat überall eine g e l b l ic h -b is rötlichbraune, trübe Färbung, die auf Absätze au s dem eisenhaltigen Grundwasser zurückzuführen ist. Meist bewahren die verwitterten

1 L u d w i g : Braunkohle b ei M essel, N o tiz b l. d. Ver. f. Erdk. D a n n ­ stadt 1876, N r. 169, S. 1.

“ W i t t i c h : Beiträge zur Kenntnis d er M ess eier Braunkohle und ihrer Fauna, Abh. O eo l. Landesanst. H e ss en 1879, S. 82.

3 K l e m m : Erläuterungen zur g eo lo g is ch en Spezialkarte d e s GroB- lierzogtmns H e s s e n , 1910, S. 11.

G e ste in gem en gte ile einen lo sen Zusammenhalt. An einzelnen Stellen, w o etw as t o n ig e Substanz einge­

sc hw em m t w orden ist, haben sich die Verwitterungs­

erzeugnisse w ied er verfestigt.

Im Süden und Süd süd osten findet man in mehreren alten Steinbrüchen anstehenden D i o r i t , der in den meisten Brüchen bereits stark verwittert ist. Bei frischem Anbruch stellt er ein fein körniges Gestein aus H ornblende und P lagiok las von schwärzlichem Aussehen dar mit zahlreichen E insp renglingen von rötlichem Eisenerz. Der Diorit wird von mächtigen Gängen eines G estein s durchsetzt, das man unter dein Mikroskop als rötlichweiß gefärbten Mikrogranit er­

kennt, in den rundliche, gröbere Quarzkörner, Feld­

späte und größere Glimm erschüppchen porphyrisch eingestreut sind. D as Verhältnis des Diorits zum Granit läßt sich nicht feststellen ; es ist aber anzu­

nehmen, daß es sich beim Diorit nicht um ein be­

sonderes Gestein, sondern nur um eine basische Aus­

b ildung des Granits handelt.

Im N ord w esten des M e sse ler Ölschiefervorkom- mens g eh t unter den Fabrikanlagen das R o t l i e g e n d e zutage aus. Außerdem ist es im Norden durch einen W egein sch nitt am Bahnkörper au fg e sch lo sse n , w o cs offensich tli ch unmittelbar auf dem an stehenden Granit lagert; es besteht aus einer rötlichbraunen, sehr fein­

körnigen und meist deutlich geschichteten Ton­

schiefermasse, die vielfach helle Feldsp äte und in feiner Verteilung auch Eisenerzschüppchen enthält.

Der Vergleich der beschriebenen G e stein e und besonders auch ihrer Verwitterungsrückstände mit den Bohrproben hat ergeben, daß der Ö lschiefer fast durch weg auf Granit oder seinen Aufbereitungs­

erzeugnissen lagert. Norm ales, gesch ich te tes Rot- liegen d es tritt unter dem ö ls c h i e f e r fl ö z nicht auf. Die fr ü h e m en tg eg e n g e setzt lautenden Angab en dürften damit berichtigt sein.

Die Ergebnisse der bis jetzt im nördlichen Feldcs- teile niedergcbrachten Bohrungen lassen erkennen, daß unter dem F lö z zunächst feinkörniger, t o n ig ver­

witterter Granit von grauem A ussehen liegt, dem größere G e rö lle b eige m e n gt sind. Bei der Unter­

su ch un g unter dem Mikroskop sieht man deutlich scharfkantige Granitstücke, die dem im Norden an­

stehenden Granit außerordentlich ähneln. Selten findet sich ein rötliches Eisenerzschüppchen, jedoch sehr häufig S chwefelk ies, der sich im verwitterten Gebirge auf Spalten angereichert hat.

Die einzelnen Granitkörnchen sind in der Regel von einer T o n m a sse umgeben, die an manchen Stellen fehlt, an ändern stärker vertreten ist und dann örtlich als b esondere T o n la g e auftritt. Schlämmt man sic so rgfältig, so findet man wieder T eilchen der kenn­

zeichnenden Granitmineralicn, so daß a lso auch dieses Material als verwitterter, sehr tonreicher Granit an- g esproch en werden darf. Besonders in einem der mrttlern Bohrlöcher, aber auch an ändern Stellen, so namentlich unmittelbar unter dem Flöz, w urde eine feinkörnige, weiß e, to n ig e Masse erbohrt, die bei genauer U ntersuchung eb en falls die Granitmineralien aufw ies, wenn auch der Feldspat meist vollständig kaolinisiert war.

Unter den lose n Ablageru n gen fand man zunächst gröbere V erwitterungserzeugnisse und dann festen Granit, der mit dem im N ord w esten anstehenden Gestein übereinstimmen dürfte.

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24. Juli 1926 G l ü c k a u f 9 5 5

D a s ö l s c h i e f e r f l ö z .

Das Messeier ö ls c h i e f e r f l ö z ist durch einen T a g e ­ bau aufgeschlossen und bereits in g ro ß er Mächtigkeit festgestellt worden. Zwei Boh ru ngen haben eine Flözmächtigkeit von 152 m n ach gew iesen .

Ein Idealprofil durch das F lö z zeigt von oben nach unten folgende Schichten:

0,1 -

0.75-

m

0,5 0,4

b i s

0,5 0,52,0 1,0

0,3 1,5 in - 1,5 m

0,85 in 152,0 m 5,0 in 5.0 5.0 5.0 3,0 10,0

At Hu m u sb ode n,

d ilu via le Sande,

diluviale Kiese und G erolle, Kohlenton,

m Ölschiefer,

m Ölschiefer, mit t o n ig e m Ölschiefer w e c h se lla g e rn d ,

in Ölschiefer,

m sehr tonreicher Ölschiefer, m t o n ig e r Granitgrus, in verwitterter Granit,

darunter fester Granit.

Der Ölschiefer hat eine dunkle Färbung, die ins Schwärzliche und Grünliche ü bergeh t, beim l rocknen aber rasch einen gelbbraunen T on an-

nmimt. Bei der G e w in n u n g fällt der Ölschiefer stückig; nur in den Störungs­

zonen ist er zu Mulm zerdrückt. Er zeigt einen matten Bruch und einen gelblich- braunen Strich, ist außerordentlich fein geschichtet und hat schiefriges Aussehen.

Beim Austrocknen blättern die einzelnen Schichten in den dünnsten Lagen auf.

Am Ausgehenden des Flözes findet sich tiefschwarzer Ölschiefer von ausgesprochen muscheligem Bruch; er führt im Messeier Bergbau die Bezeichnung »Knollenkohle«.

In der Mitte des Lagers beobachtet man bei sehr guter Schieferung eine mehr

kaffeebraune Färbung; auch hier zeigt der Ölschiefer muscheligen Bruch und seifigen Schnitt.

Die schwarz und dunkelbraun gefärbten Öl­

schiefermassen weisen den h öch ste n Bitu m engehalt auf und eignen sich daher am besten für die Ver­

schwelung; arme F löz te ile zeigen d a g e g e n ein mehr grünliches Aussehen, das auf einen höhern Gehalt an tonigen Stoffen zurückzuführen ist.

Das Flöz wird nach allen Rich tun gen v o n Spalten durchsetzt, die t eilw e ise unm ittelbar strah len förm ig nach der Mitte hin laufen, aber d as Lager auch kreuz

war das Ölschieferstück nach allen Richtungen durch gla tte Risse zerspalten.

Zwischen den einzelnen Schichten des Ölschiefer- flözes lagert ein feiner, oft durch die Einw irku ng von E ise n o x y d lö su n g e n rötlich gefärbter Sandton, der überall in geringer M ächtig keit festzu stellen ist. Die nur millimeterstarken ton ige n Z w isch en lagen lassen sich in ihrer söh ligen Verbreitung g u t v e r f o lg e n ; sie sind mehr oder w en iger g le ich m äß ig, setzen auch oft auf kurze Entfernung aus. D ie A n gab e von W i t t i c h 1, daß diese Zw is chenla gen nur in den tiefsten Flö z- schichten zu finden seien, trifft nach meinen F e s t ­ stellungen nicht zu.

An den Randzonen lagern sich h ellgefärb te, to n ig e Sandmassen in das F löz ein, deren M ächtig k eit am Au sge h e n d en am größ ten ist. Nach der Mitte hin nehmen sie rasch ab und keilen sc hließlich aus. D iese Sandschmitze bestehen aus verwittertem Gränitgrus mit erheblichem T o n g eh a lt.

Im Nord osten des Lagers sind zwei S andschm itze au fg e sch lo sse n , die mit 4 0 - 5 0 ° einfallen. Der untere

n

E23H u m u s u . S a n d e E5 3Tone, L e tte n , B ra u n h o h le n u . O /s c fu 'e fe rs c h n ö re B H o h /e n to n V U lÖ ls c h ie fe r W U ß o W e g e n d e s iM b re rw /ffe rte r ^ ra n it^ S \Q ra n it (g ilts u c h fü r A bb a u s )

Abb. 3. Profil nach A — Al in Abb. 2. M aßstab 1 :5000.

enthält sehr viel fein e Quarzkörnchen, w e n ig G lim m er- schüppchen und verwitterten Feldspat, der dem Sand im bergfeuchten Zustande eine grünliche F ärb un g verleiht. In regelm äß igen Lagen sind Körner lignitischer Braunkoh le eingestreu t; eine Lage feiner S chwefelk ieskonkretio nen mit bohn en artigem H abitus wurde vom Verfasser festgeste llt. Im zw eiten, obern Sand schm ilz lassen sich beim jetzig en A ufsch lu ß keine B raun kohleneinlagerungen erkennen; er b esteht g le ic h f a lls aus verwitterten Granitmineralien und g r o ß e m Knollen von S ch wefelk ies. Auch im Südsüd-

Abb. 4. Profil nach B —A I— C in Abb. 2. M aßstab 1 :5000.

und quer durchsetzen. D ie s e Spalten s e c Trocknungsrisse dar, w i e sich durch einen ei i Versuch leicht nachweisen ließ. Ein S r0 ®s. ' mer stück wurde an allen Seiten e i n g e s p a n n t und ang- • Trocknung unterworfen. S ch on nach curze bildeten sich Ansätze zu Rissen, u n d n ach etw a

westen so llen zwei von S ü d süd w esten nach N o r d ­ osten streichende Sandschmitze v on erheblicher Mächtigkeit ang'etroffen w o rd en sein, deren Unter­

su ch u n g w e g e n später eingetretener R utschungen nicht mehr m öglic h war.

1 w i t t i c h , a. a. O. S. 85.

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Im F lö z w ec hsellagern verschieden mächtige Schichten mit größerm und gerin gem ! Bitumengehalt, die man deutlich durch das gan ze F lö z ver folgen kann.

Von der G ewerkschaft durchgeführte A nalysen haben die gleichmäßige Beschaffenheit solcher Schichten nach­

g ew ie se n . Eine besondere T rennung der a r m e m und reichern Schieferlagen durch größere T o n la g e n o. dgl.

ist nicht zu erkennen. Früher wurden die ärmern Schichten nur als Feuerkohle verwendet und be­

sonders gefördert, während sich heute eine g e m e in ­ same Verschwelung durchführen

läßt. Am Ausgehenden des Flözes finden sich Nester lignitischer Braun­

kohle, die stellenweise eine beträcht­

liche Mächtigkeit aufweisen. Im Nordosten des Lagers, der s o g e ­ nannten Messeier Fortsetzung, sind Braunkohlen in einer Mächtigkeit

bis zu 10 m ersc hloss en. Lignitische Braunkohle w ec h se llage rt hierbei mit geschieferter Braunkohle, Tonadern und tonreicher Braunkohle. Sie zeigt eine ähnliche A usbildung w ie die Braunkohle der Nachbar­

grube Prinz von H essen , auf deren Flözverhältnisse später einge gange n wird.

T e k t o n i k .

D ie gestrichelte Linie in Abb. 2 deutet das A us­

geh en d e des ö lsc liie fe r flö z e s an, w ie es nach den jetzigen A ufschlü ssen angenomm en werden muß. Im nördlichen Feldestcil keilt der Ölschiefer ziemlich steil aus (Abb. 3). In der Mitte des Lagers erreicht er mit 150 m seine größ te bis jetzt festgeste llte Mächtigkeit.

Das w estliche Profil B - M (Abb. 4 ) läßt ein weniger steiles Auskeilen nach Westen hin erkennen. Die Ver­

hältnisse im Süd- und im O stfeld sind noch nicht so weit geklärt, daß man ein v o llstän d ig richtiges Bild gewinnt. D as F lö z fällt mit 1 5 - 1 8 ° von Norden nach Südsüdosten ein.

Im Schrifttum findet man die A u ffa s s u n g ver­

treten, daß es sich beim M esselcr ö ls c h i e f e r f l ö z um die in einer Grubenversenkung erhalten geblie­

benen Reste eines ausgebreiteten Lagers handelt. £ Auf allen Seiten sollen Verwerfungen das Vor­

kommen begrenzen. C h e l i u s 1 spricht von einer nördlichen Querverwerfung, die die »Kohle«

stumpf abschneidet. Nach den jetzigen, bessern Aufschlüssen liegt jedoch kein Grund vor, eine derartige Verwerfung anzunehmen. Vor allem läßt die geschilderte Beschaffenheit des Liegenden im Nord- und im Westfeld erkennen, daß sich die Flözmasse unmittelbar auf dem Granit und seinen Verwitterungserzeugnissen abgesetzt hat. Das

Einfallen d es Liegenden (Abb. 3 - 6 ) ist nicht so stark, daß man die Flä che nicht als A b h an g einer bereits vor der Entstehung des F löz es vorhandenen Granit­

kuppe anschen könnte. Im Südfeld f eh lt es bisher noch an Bohrergebnissen, die über das Verhalten des F lö z e s genauen Aufschlu ß geben könnten. Die alten Bohrungen haben nur das H an gen de durchteuft; ihre Befunde sind höchst unzuverlässig, da die Schichten­

f o lg e n unrichtige Bezeichnungen führen. Aus ihren Ergebnissen läßt sich nur ein A nschw ellen des Deck ­ g eb ir g es nach Süden hin feststellcn. N eu e Schichten­

fo lg e n toniger S to f fe treten in gerin ger Mächtigkeit auf und nehmen nach Süden hin keilförmig zu. W ie

1 C h e 11 u s ; Erläuterungen zur g e o lo g is c h e n Spezialtcarte d es OroB- herzog tums H e ssen , Blatt M essel, S. 26.

Abb. 5 zeigt, macht das Ganze den Eindruck, als sei das F lö z nach seiner A b lageru n g im S üd osten allmäh­

lich abgesunken, und als habe sich die A b lageru n g der neuen Schichten während d ieses Senkungsvorganges v ollzogen .

Das A u sge h e n d e des F lö z e s ist im Südfeld noch nicht fest g e st e llt w orden. M ö g lich er w eis e setzt es in nach Südosten zunehm ender T e u f e bis zu den in Abb. 1 angedeuteten anstehenden Dioriten fort. Mit größerer Wahrscheinlichkeit ist jedoch anzunehm en, dal!

7V - 2 u

¡ ¡ ¡ ¡ ¡ P I

Abb. 5. Profil nach D —E —C in Abb. 2. M aßstab 1 : 5000.

hier das Vorkommen durch Verwerfungen begrenzt wird, die bisher noch nicht au fg e sch lo sse n sind.

Erst weitere Bohrungen, die vor allem auch die Mächtigkeit d es F lö z e s ermitteln, können über die Verhältnisse im Südfeld Klarheit bringen. Man wird dann auch feststellen, ob die erwähnten beiden dort angetroffenen Sandschmitze auf Einschwemmungen von den im Süden anstehenden G estein en zurück- zufiihren oder in Verbindung mit tektonischen Ein­

wirkungen zu bringen sind.

Im Osten wird das Lager, so w eit es bis jetzt durch den Tagebau au fg e sc h lo sse n ist, durch eine Störungs­

zone begrenzt. C h e l i u s 1 nimmt an, daß hier eine Ver­

w er fu n g stattgefunden hat, die in Verbindung mit ver­

schiedenen Basaltergüssen eine Hauptstörungszone d es ganzen Gebietes bildet. Nach seinen Angaben verläuft diese in nordnordöstlicher Richtung. Der Öl­

schiefer wird im Bereiche der S törun gszon e mehrfach von Sandschmitzen und -kesseln durchsetzt, ist klein­

stückig, ohne jed och m ulm ig oder zerdrückt zu fallen.

Auch das Einfallen der Schichten ist beeinflußt

G3/%//77i/j U3<5ande ESZft'fe/? fSHTone WkHoh/enton ED Öfcchitfer

Abb. 6. Profil nach G —F in Abb. 2. M aßstab 1 :500.

worden. D ie Profile B - A 1 - C und G - F (Abb. 4 und 6) lassen im F lö z eine m uld en förm ige Aus­

h ö h lu n g erkennen; sie ist erfüllt mit rotliegenden Sauden und Tonen, zw ischen denen Quarze, Rosen­

quarze, dioritische Kiese und G erölle so w ie Brocken v on Braunkohle und Ölschiefer eingebettet sind. Der Kohlenton, der son st überall das F lö z bedeckt, fehlt.

A us diesen Beobachtungen gew in n t man den Eindruck, als handle es sich hier um eine A u sw asc h u n g, die später mit Sanden und T on en w ied er ausgefüllt worden ist.

D ie erwähnten San dkessel, die zurzeit nicht auf­

g es ch lo sse n sind, deuten nach den M itteilungen der Betriebsbeamten auf frühere Strudellöcher hin. Man

> a. a. O. S. 26.

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24. Juli 1926 G l ü c k a u f 9 5 7

hat darin größere und kleinere Granit- und Diorit- gerölle inmitten lose r S and e und T o n e s o w i e auch Brocken von Ölschiefer g efu nd en .

Die Ansicht von C heliu s, daß eine V erw erfu ng das Flöz im Osten begrenzt, ist schon dadurch w id er­

legt, daß man weiter östlich Ö lsch iefer in bedeutender Mächtigkeit erbohrt hat. Leider ist d a s F l ö z hierbei noch nicht durchteuft w o rd en ; auch hier muß der Verlauf des Ausgehenden, das nach meiner Ansicht etwa 1 km weiter östlich zu su chen ist, n och durch planmäßige Bohrungen festgestellt w erden.

Verwerfungen, Sprün ge und W e c h s e l sind im Messeier Flöz nicht vorhanden. W e n n W i t t i c h 1 in der Mitte des Lagers eine ost w e st lic h streichende Verwerfung mit 6 m S p r u n g h ö h e f e s t g e s t e llt zu haben glaubt, so befindet er sich z w e if e ll o s in einem Irrtum.

Man sieht zwar dort tatsächlich eine E r scheinung, die darauf hindeuten könnte, aber in W irklichkeit hat hier nur ein durch den Abbau verursachtes Abrutschen der Kohle stattgefunden. D ie Schichten sind an einem Trocknungsriß glatt abgeb roch en und auf einer glatten Rutschfläche nach der T agebau m itte hin a b g eschob en worden. Einen ähnlichen V o r g a n g habe ich kürzlich auch an einer ändern S te lle beobachtet. D a s E infallen des Flözes nach der Mitte, die au sg ep rä g te S c h ie f e ­ rung und weiter der g er in ge R eib u ngsw id erstan d der ölig-fettigen Schichtenlagen rufen ein Rutschen der Masse nach unten hervor, w en n ihre Lagen durch den Abbau angeschnitten w erden. Schon in f r ü h e m Jahren erschwerten derartige starke G ebirgsr u tsch u n gen den Abbau. Wird eine solche L age n m asse s o angeschnitten, daß sie ins Rutschen kommt, dann macht man immer wieder die Beobachtung, daß sie in sich v ö l l i g g e ­ schlossen rutscht, im obern T eil aber m eist an einem der zahlreichen T r o ck nu ngsrisse g la tt abbricht. Bei solchen Rutschungen en tstehen manchmal durch A u f­

stauchung Sattelbildungen. Der Ölsch iefer wird hoch gepreßt und durch D ruckwirkung zu Mulm zer­

drückt, während die an stoß en den Schichtenlagen unbeeinflußt ihr altes Einfallen bew ahren . Derartige Aufstauchungssättel treten nach meiner M e in u n g dann auf, wenn sich irgendein H indernis den abschiebenden Schiefermassen en tgegenstellt. D ie S a ttelb ild u n g ist dann das Ergebnis einer D ru ck ablen ku ng senkrecht zur Schichtlage. Ein solc he r A u f stauchu ngssattel läßt sich gegenwärtig im T iefbau beobachten. Dort hat ein Abrutschen von S ch ieferm assen stattgefu nd en und dabei den obern Teil eines S ch ach tes mitgerissen.

Später ist durch eine a u fg e fa h re n e Strecke der ab­

gerutschte Schachtteil w ied er erreicht w ord en , und man kann jetzt hinter dem Schacht einen schön aus- gebildeten Aufstauchungssattel sehen. Sein Auftreten hinter dem Schacht b eweis t, daß die S attelb ild u n g eine

°lge entgegenwirkender Kräfte ist. Im T a g e b a u ist

"ii nordwestlichen F eld e ein äh nlich aussehender, ebenfalls als A ufstauchungssattel anzusprechender ahel sichtbar, der von N o rd n o r d o sten nach S üd süd ­ westen streicht.

D i e h a n g e n d e n S c h i c h t e n .

Unmittelbar über dem ö l s c h i e f c r f l ö z befindet sich eine -10- 80 cm m ächtige to n ig e Lettenm asse von gr.aufefm b;s schwärzlichem A u ss eh en und zäher Be- sc affenheit. Eine T rennung der obersten Ölschiefer- uchten und des h angenden T o n e s ist nur sc h w er uiogheh; die Farbe der Lettenschichten wird v on

1 F i t t i c h , a. a. O. s. 82.

unten nach oben heller. Der allmähliche Übergang o h n e jede Schichtentrennung läßt darauf schließ en , daß die T o n la g e gleichen Alters mit der Flözmasse ist und ein durch Oxydation und Einwirkung von Humussäure entstandenes U m w an d lu n gser zeu gn is des Ölschiefers darstellt.

Über dem Ton lagert eine Schicht von diluvia len Sanden, die zahlreiche Gerolle und G e sch ie b e b löc k e führt. An der nördlichen Abraum strosse habe ich deutlich gesch ich tete Kiesbänke von rötlichbraunem A u sseh en festgestellt. Das g e fu n d e n e Material ist zum größ ten Teil von granitischen, dioritischen, quarz- und hornblendereichen G estein en geliefert w o rd en ; man beobachtete zahlreiche Windsc hliffe. Überlagert wird diese Schicht von meist gelblich, rötlich o d er auch braun gefärbten Sanden, die G e sch ie b e von v o r w ie ­ gen d gerin ger A b m essu n g einschließen. D ie G e s a m t ­ m ächtigkeit beider Schichten beträgt bis zu 2,50 m, im Durchschnitt 1,50 m. Nach K l e m m 1 sind die hauptsächlich dem R otliegenden en tstam m enden G e ­ rolle und Kiese später vom Flugsand ü berw eh t und angeschliffen worden. Die vielfach ausgefurchte O b e r ­ fläche des das Kohlenflöz bed eck en d en Kohlentons deutet auf eine v o r a u s g e g a n g e n e E inw irku ng v on W asserläu fen hin. Die sich la n g hinziehenden kleinen Gräbchen sind mit fein sten, lettenfreien d iluvia le n Sanden erfüllt, die meist sehr s c h ö n e Schichtu ng zeigen. Auch Strudellöcher kann man öfter feststellen .

Über diesen Kiesschichten lagert eine u ngefähr 1 m m ächtige, von meist 10 cm starkem H u m u sb od e n bedeckte Flugsanddecke. W eit verbreitet und sehr häufig findet sich hier Raseneisenerz in Form von teilweise hohlen Wurzelröhren; es bildet g a n ze Stöcke, die bis zu 1 m Dicke erreichen. D a s E ise n o x y d wird dem Grundwasser durch die Einwirkung pflanzlicher L ebew esen entzogen und an der s u m p fig en O b er­

fläche unter Bildung zelliger Massen von Eisenerz au sgeschieden. Die V ersum pfu ng des G e län d e s ist auf den wasserundurchlässigen Kohlenton im H an gen d e n des öls chieferflözes zurückzuführen.

C h e m i s c h e E i g e n s c h a f t e n d e s Ö l s c h i e f e r s . Zur Beurteilung der ch em ischen Beschaffenheit des Ölschiefers m ö g e n die nach stehend en Angab en dienen.

A n a l y s e d e s Ö l s c h i e f e r s : C 3 3 , 4 % , H 4 , 5 <y<>, N 1 , 0 o/o, S 0 , 7 o/o, O (d iff.) 7,4 o/o, A sch e 53,0 o/o.

A n a l y s e d e r A s c h e (anorgan. S t o f f e ) : S i 0 2 57,1 o/n, A ijO j 12,3o/o, F e 2Ö s 2 6 , 8 o/o, C aO Spuren, M g O 0,5 o/o, P 20 5 0,3 o/o.

A n a l y s e d e s B i t u m e n s (nach H. S p i e g e l ) : C 63,4o/o, H 9 , 0 o/o, O 24,5 »/o' N l, 9 o /0, S l,2o/0.

A u s b r i n g e n b e i d e r V e r s c h w e l u n g : W a sse r 41,0 o/o, nasses Öl 8,67 o/o, S c h w e lw a s s e r 10,40 o /o , G as 1 4 ,7 0 o/o, Koks 2 2 , 8 0 o/o.

V e r h a l t e n v o r d e m L ö t r o h r . Bläst man den Öl­

schiefer mit dem Lötrohr an, so verbrennt er mit großer, stark rußender Flamme, w o b e i sich scharfe, beiß end riechende G ase entwickeln. Der Rückstand ist hellbraun bis grau. Bezeichnend für den A'lesseler Ölschiefer ist der h o h e A sch en geh alt von 5 3 o/o. W ie die Analyse zeigt, b esteht die A sch e zu 57,1 o/0 aus Kieselsäure, die w o h l hauptsächlich in Form feinsten Quarzsandes dem Ölschiefer b e ig e m e n g t sein dürfte.

Kennzeichnend ist ferner der h o h e W a sse r- und Stickstoffgehalt.

i K l e m m , a . a. O. S. 21.

(6)

M i n e r a l f ü h r u n g.

An Mineralien ist das M esseier ö ls c h i e f e r f l ö z außerordentlich arm; ausgebildete Kristalle sind sehr selten. Auf der 30-m-Abbausohle findet man eine den Ölschiefer durchsetzende regelm äß ige Schichtcnlage von geringer Mächtigkeit, die kleine Sterne oder Knöt­

chen eines grauen Minerals, M e s s e l i t , in großer Anzahl führt. Im bergfeuchten Zustande sind die Kristalle farblos und durchscheinend, unter dem Ein­

fluß der Atmosphärilien werden sie sehr bald trübe.

Der Messelit kristallisiert in triklinen Prismen und hat die Härte 3. Seine ch em ische Form el, ( C a , F a ,M g j 3 ( P 0 4)s !• 2Va H jÖ , kennzeichnet ihn als ein Kalk- Magnesiuin-Eiscnorthophosp hat.

P y r i t und M a r k a s i t kommen im ö ls c h i e f e r f l ö z höchst selten in au sgebildeten Kristallen vor. Meist trifft man beide Mineralien als Überzug und Imprä­

gnation von F ossilien. In einer T e u fe von ungefäh r 20 m unter der Abraum sohle liegt eine gerin gm ächtig e Lage von Schwefele isen, die der S chichtung folgt. Die Lage läßt sich p lattenförm ig abheben und im ganzen F lö z verfolg en . In einem Bohrloch wurde bei 125 m T eufe eine ungefähr 10 cm mächtige S ch w e fe lk ie s­

schicht erbohrt. Die Herkunft des S ch w e fe le isen s dürfte so zu erklären sein, daß das e isen oxyd h altige Grundwasser durch die organischen Zersetzungs­

erzeugnisse reduziert und mit dem beim Verfaulen der Tierkörper entstehenden S c h w e fe lw a sse r st o ff in D op p elsch w e fe le ise n u m gewandelt wurde.

Auf das Vorkommen von R a s e n e i s e n e r z in den hangenden Schichten sei der V ollständigkeit halber nochmals hingewiesen. Zu erwähnen sind schließlich noch V i v i a n i t , der nach K lem m1 im Osten d es T a g e ­ baus in Form kleiner Knötchen aufgetreten ist, und der heute höcht selten angetroffene G i p s , von dem C helius2 in den obern Flözteilen zahlreiche Kristalle gefunden hat.

F o s s i l f ü h r u n g .

Die auf M essel gefundenen F ossilien sind derartig zahlreich und mannigfaltig, daß man das Vorkommen schon als ein alttertiäres Herbarium bezeichnet hat.

Flora.

Die Flora des M esseier ö l s c h i e f e r fl ö z e s ist von E n g e l h a r d t eingehend beschrieben w ord en 3. Nach seinen Angaben sind auf M essel Pflanzen gu t er­

halten geblieben, und zwar hat man hauptsächlich Blätter von Pflanzen gefu nd en . Die g efu nd en e Flora ähnelt am meisten der Pflanzenwelt Ostindiens;

die Gattungen Moraceen, Lauraceen, Apocynaceen, Sapotaceen, Myrtaceen, Celastraceen, Sapindaceen und Leguminosen lassen auf einen subtropischen bis tropi­

schen Pflanzenwuchs schließen.

Fauna.

Die Tierwelt muß nach den im Schrifttum be­

schriebenen Funden außerordentlich m annig faltig gew e sen sein. Von den wirb ellosen Tieren treten nur Insekten auf. Kakerlaken und Käfer, beides Land­

insekten, sind zahlreich vorhanden, Schnecken und Muscheln feh len . M öglich erw eise hat die Humussäu re die aus kohlensauerm Kalk bestehenden Schalen dieser Tiere au fgelöst. Von den Wirbeltieren mit Widerstands­

1 K l e m m , a. a. O. S. 23.

2 C h e l i u s , a. a. O. S. 28.

» E n g e l h a r d t : D ie alttertiäre Flora von M essel b ei Darmstadt, A bh . O e o l. Lande sanst. H e ssen 1922.

fähig em Knochengerüst aus phosphorsauerin Kalk sind mehr G attungen erhalten geb li eb en . Häufig findet man Fische, b esonders G an oid fis ch e, ferner Krokodile, Schildkröten, V ögel, Flederm äuse und Huftiere. Seltener sind Eidechsen, S ch langen, Nage­

tiere und H albaffen. N a ch ste h e n d e häufiger fest­

g e s te llte F o ssilien seien genannt:

K r o k o d i l e : C rocodilus E berisi L d w g . , Alligator D arwini L d w g . S c h i l d k r ö t e n : Testudo sp., Trionyx messelianus, Anosieira gracilis. Anostcira crasse- sculpta. E i d e c h s e n : Lacerta. G a n o i d f i s c h e : Ami«

Kehreri A n d r ., Lepidostens Stransi K k l. S u m p f ­ v ö g e l : Rhyncliaeites messelcnsis. H a l b a f f e n : Cryp- (opithecus macroghatus. H u f t i e r e : Propalacothc- rium hassiacum, Löphiot/ieriurn m esseleuse. N a g e ­ t i e r e : Palacom arm ota s'ciuroides.

W issen sch aftlich bearbeitet w ord en sin d : Insek­

t e n ’, Fle derm äuse2, S ch ild kröten 1, H a lb a f fe n 1, Vögel'1 und Huftiere6.

G e o l o g i s c h e s A l t e r d e s F l ö z e s .

Die besprochenen hangenden Schichten erlauben keine Altersbestimmung, sic besagen nur, daß das F lö z älter als diluvial ist. Von den aufgeführten F ossilien kennzeichnen Propalaeotherium hassiacum, Lophiötherium m esselense, Palacom arm ota sciuroidcs und Anostcira gracilis sow ie crasscsculpta die Lage des M e sse ier ö lsc h iefcr vork on im e n s als O b e r e s M i t t e l e o z ä n (Lutetian). Die übrigen Pflanzen und Tiere kommen in allen Stufen des Tertiärs vor.

Früher wurde das Vorkommen in die miozäne Altersstufe eingereiht. Erst der Fund des Pro- palaeotheriums hassiacum und seine Bestimmung durch O. H a u p t 7 haben die richtige Altersbestimmung des F lö z e s ermöglicht.

U n g e fä h r gleichaltrig sind die Süßwasserkalke von B u xweiler im Elsaß so w ie die Braunkohlen im Geiß elthal (M üch eln -M ersebu rg) und in der Helm- stedter G egend.

Ä h n l i c h e V o r k o m m e n in d e r U m g e g e n d v o n M e s s e l .

Vor der Erörterung der Entstehung des Messeier Flözes se ien kurz die Verhältnisse einiger anderer in der U m g e b u n g von M e sse l auftretender Braunkohlen- und Ölschieferflö ze betrachtet.

G rube Prinz von H essenR.

Das früher durch einen T agebau erschlossene Vorkomm en (s. Abb. 1) hat ungefähr die Form eines Kreises mit einem Durchmesser von rd. 500 111. Das

1 M e u n i e r : D ie Insekten reste au s dein Lutetien v o n Messel bei Darmstadt, Abh. Ocol. Lan de sanst. H e ssen 1921.

“ ■ R e v l l l i o d : Fiederm äuse au s d er Braunkohle vo n M essel bei Darmstadt, A bh . G eo l. Landesanst. H e ssen 1917.

3 v. R e i n a c h : Sch ild kröten re stc im M ain zer B ecken, A bh . Senken­

b erg . Naturf. O e s . 1900, S. 104; H a r r a s s o w i t z : E o zä n e Schildkröten vo n M essel bei Darmstadt, Zentralbl. Miner. G c o \ Paläont. 1919, S. 147.

4 W i t t i c h : C ryptopithecus m acrognatus u. spec. ein n euer Primate aus d er Braunkohle von M ess el, Zentralbl. Miner. O c o l. Paläont. 1902, Nr. 10.

5 W i t t i c h : Beiträg e zur Kenntnis d er M e ss eier Brau nkohle und ilirer Fauna.

ö H a u p t : Propalaeotherium cf. R o llin a ti S t e h l i n aus der Hraun- kohle v o n M essel bei Darmstadt, N o tiz b l. V er. Erdk. u . O e o l. La nd es an st.

zu Darm sfadt 1911, H . 32, S. 59; D ie Palaeoh ip pid en d er eozänen Süß- w a s s e r a b l a g e r u n g e n von M essel b ei Darmstadt. Abh. O e o l. L a n d cs an it . H e ssen 1925.

7 H a u p t , a . a. O . ; f er n e r: Mitteilung über w ich t ig e n eu e Funde aus d em O b errh ein g eb ie t, Jahresber. O ber r. O e o l. Ver. Stuttgart 1912, S. 17;

D ie eozänen S ü ß w a sser a bla g eru n g en ( M esseier Braunkohlenformation ) in d er U m g e g e n d vo n Darm stadt und ihr p a lä o n to lo g is ch er Inhalt, Z. Gcol.

O e s. 1922, S. 175.

8 N a ch A ng a b en d es f rü h em Betrie bsdirekto rs, B er g a ss es s o rs S t e i n ­ m e t z .

(7)

24. Juli 1926 G l ü c k a u f 9 5 9

Flöz lagert auf einer M asse, die aus w e iß e n Kieseln, Granit und ändern kristallinen G e stein en mit einem tonigen Bindemittel besteht. Hieran schließ en sich vfn unten nach oben f o lg e n d e Schichten: liegender Ölschiefer ( 4 - 5 m m ächtig), Braunkohle mit Quarzit- bänkeii und tonigen Letten (letztere durchschnittlich 16 in mächtig), sandig e T on sc h ic h t (1,70 m), h a n g e n ­ der Ölschiefer ( 1 - 3 4 m), T o n e und Flugsande.

Das Flöz ist stark gefaltet und wirr durcheinander geschoben. Der l i e g e n d e Ölschiefer ist nach Struktur und Aussehen dem M esseier außerordentlich ähnlich.

Die untersten 1 2 m d es Schiefers sin d ziemlich fest.

Nach oben wird das Gestein tonhaltiger, und sc h lie ß ­ lich geht es unmittelbar unter dem B r aun koh le nflöz in einen dunkeln, nur w e n i g g esch iefer tcn T o n über.

Diese Flözteile sind heller gefärbt. Die Mächtigkeit des liegenden Ölschiefers beträgt am östlichen A u s ­ gehenden 1 3 in, in der S üd oste ck e 6 m ; in der Muldenmitte wurden 4,25 m, im nördlichen, w estlichen und südlichen Teil 1 1 - 1 3 m erbohrt.

Der Bitumengehalt beträgt 0,118 o/o in getrockneter Probe und 0,075 o/o in der Rohsubstanz, währen d die Schweianalyse 41,59 o/o W asser, 56,80 o/o Koks, 0,41 o/o Teer und die H e i z w e r t e r n i i t t l u n g 36,50o/o W asser, 50,46% Asche und 13,04o/0 brennbare Stoffe ergeben hat.

Der h a n g e n d e Ölschiefer bildet die Ausfüllung von Mulden im Braunkohlenflöz. Man findet daher eine Flözmächtigkeit im A u sg e h e n d en von 1 - 2 m und in der Mitte von 3 5 m. Der h a n g e n d e Ölschiefer ähnelt im allgemeinen dem liegen d en , ist aber, w i e die folgenden Untersuchungsergebnis se z e ig e n , erheblich tonhaltiger und unreiner. S ch w e ian alyse: W asser

4 0 , 1 2 o/o, Koks 5 8 , 2 5 o/o , T e er 0 , 3 8 o /o ; Bitumengehalt:

der Rohsubstanz 0 , 0 6 o/o , der getrockneten Probe

0 , 1 0 5 o/o; H e i z w e r t : W asser 3 S , 5 8 o / o , A sch e 5 5 , 1 3 ° / o ,

brennbare Stoffe 6 , 2 4 o/„ .

Der Ölschiefer enthält regello s cingela gerte Schnüre von Ton und Braunkohle, und man fin d et Gerolle kristalliner G estein e s o w ie des R otlicgenden.

Der Tongehalt nimmt nach S teinm etz von unten nach oben zu, bis der Ö lschiefer in einen dunkeln, blauen, fetten Ton übergeht, d e r d em K ohlenton des Messeler Vorkommens ähnelt. Die ge fu n d e n e n Fossilien sind von Haupt bearbeitet w ord en , d e r ihre Gleichartigkeit mit denen von Messel festgestellt hat.

Offenthal.

Das Vorkommen bituminöser T on schiefer in der

^ähe von Offenthal, rd. 7 km nördlich von Messel, wird bereits 1S61 von L u d w i g 1 erwähnt. Nach W ittich- tritt dort ein erdiger, bituminöser, toniger Kohlenschiefer auf, der S ch w e fe lk ies und Messelit führt. Die untersten Schichten n eh m e n Sand auf und k'ehen durch Zurücktreten der organischen Stoffe nach unten in reinen Sand über, der nach Wittichs

• .nung den tiefsten Flöz sch ich ten von M e sse l ent­

spricht. Im Hangenden wird das Kohlenflöz w i e bei

■icssel durch einen Kohlenton a b g e s c h l o s s e n .

Die Gewerkschaft M essel hat das V orkommen urch Bohrungen untersuchen lassen. Wittich führt W e Bohrprofile an. Am Nordrand des Lagers:

W Moorerde und Sand, 6,50 Kohlen (Ö lsc hiefer)-;

L u d w i g ; Erläuter. zu den g e o l o g is c h e n Karten d es mittelrhei- mschen geologischen Vereins, S. 65.

Fauna s ®e 'tr®£e zur Kenntnis d e r M e ss e le r B raunkohle u nd ih rer Wniugef0gt'n ^ ammern s t e h e n d e n B ez eic h n u n g e n sind vo m V erfasser

in der Mitte: 2,50 Ackerboden und Flugsand, 14,00 Kohlen (Ö lschiefer), 0 , 5 0 . Basalt als L iegend es; dicht an der N ord w e stseite des Lagers: 5,00 Kulturboden und Flugsand, 11,00 Kohlen (Ölschiefer), 0,50 Basalt als Liegendes; nordwestlichster Punkt des Lagers:

4.00 Kulturboden und Flugsand, 8 ,75. Kohlen (Öl­

schiefer), im Liegenden Basalt; nahe der Mitte, s ü d ­ lich der von Chelius auf Blatt M e sse l ein g etragen en Verwerfungslinie: 4,00 Kulturboden und Flugsand, 8,50 Kohlen (Ölschiefer), 1,00 Kies (verwitterter G ranit); am Südende des F lö z e s : 4,00 F lu gsan d , 4,00 Kohlen (Ölschiefer), 0,50 Kies (verwitterter Granit);

an dem östlichen R a n d : 5,00 Ackererde und F lu gsan d , 4.00 Braunkohle, 1,00 Kies (verwitterter Granit).

Nach A ngabe von Ludwig wurden an Fossilien g e ­ funden: Früchte von H ippopliae dispersa L d w g . , Stratiotes Kaltennordheim ensis, A spidium M eyeri H e e r (Fied erblä ttch en ) und T e ile eines Jugla ns- Blattes.

Nach Wittich und b esonders nach den Angab en der Gewerksc haft M essel w u r d e »Basalt« als Liegend es des Flözes erbohrt. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, so w ürde es für ein viel jüngeres ■ Alter des Offenthaler Flözes sprechen, da vor eoz än e Basalte in Deutschland nicht bekannt sind. Die Bezeichnung Basalt könnte aber auch falsch sein und cs sich tat­

sächlich um M ela phyr handeln, der auch in der G e g e n d dort ansteht. Eine N achprüfung war nicht m öglich, weil die Bohrproben nicht mehr v o rlieg e n und keine Aufschlüsse vorhanden sind. W äre das Liegende Melaphyr, so könnte das Vork om m en zu derselben Zeit w ie Messel entstanden sein. D ieser im Schrifttum w ied erholt ausgesp rochenen Ansicht kann ich mich jedoch auf Grund der Fossilfunde nicht anschließen. Denn einmal lassen die an geführten Fossilien auf miozänes Alter sc hließen, und zum ändern finden sich diese überhaupt nicht in M essel, während umgekehrt nach den bisherigen Funden die Messeler Leitfossilien nicht in Offenthal auftreten.

Danach darf man w o h l annehmen, daß cs sich bei beiden Flözen zwar um fast gleichartige Ablageru n gen handelt, daß aber das M esseler Vork om m en älter ist und mit dem von Offenthal währen d der En tstehu ng kein g em e in sam e s Becken geb ildet hat.

Urberach.

Ungefäh r 4 km nordöstlich von M e sse l nahe der T h om ashü tte w urde durch zw ei B oh ru ngen der G ewerk schaft M e sse l Ölschiefer fest g e st e llt . Wittich' teilt fo lg en d e s Profil mit: 2 m grauer Flugsand, 8 m to n ig e Kohle (Braunkohle) mit Holz, etw as lignitisch, 2 m grauer Ton ( K o h le n to n ), 1 8 m Kohle (Ö lschiefer) von w ec h se ln d e r B eschaffenheit, 1 m stark t o n ig e K ohle (Ölschiefer), 3 m brauner T o n mit Kohle (ton iger Öl­

schiefer).

Nach Auskunft eines alten M esseler B ergm anns entsprechen die Schichten der in Klammer b e ig e fü g te n Schichtlage von Messel; jed och sind diese A n g a b en mit Vorsicht aufzunehmen. F o ssilie n lieg en nicht vor.

Gundernhausen.

D ies es Vorkommen liegt u ngefäh r 4 km sü dlich von Messel, nordöstlich von G u ndernhausen. Bohr- profil nach W ittich 1: 1 m F lu gsan d , 1 m t o n ig e r Sand, 2 m fetter, etw as g elb lich er T o n , 6 m stark to n ig e

i W i t t i c h , a. a. O . S . 9 9 ,

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Braunkohle, 1 m grauer Ton (Kohlenton), 7 m feste Braunkohle, nicht durchbohrt (Ölschiefer).

Die Ölschicfermasse so ll dem Messeler F lö z ähn­

lich sein. Die Braunkohle ist nach S t e u e r 1 lignitisch und schließt zahlreiche Holzreste ein. Fossilfunde sind nicht bekannt.

Dieburg.

Bei der Kreisabdeckerei zu Dieburg w urde bei '23,5 m Ölschiefer erbohrt. Leider hat man die B oh ­ rungen nicht bis zum Liegenden durchführen können.

Darmstadt.

Nach einer Angabe von Bergrat S t e u e r in Darm­

stadt stehen am Gaswerk bei Darmstadt Braunkohlen an. Ein von Wittich2 angeführtes Vorkommen von Kohle am Karlshof ist von Steuer jed och als ein durch Schwefeleisen und seine U m setzu ngserzeu gnisse schwarz gefärbter T on erkannt worden.

Die beiden letztgenannten V orkommen werden nur erwähnt, w eil sie im Schrifttum vielfach in B e ­ ziehung zum Messeler Flöz gebracht w erden. Sic sind aber beide wesentlich jünger und stimmen kein esw egs mit dem Messeler Vorkommen überein.

E n t s t e h u n g d e s M e s s e l e r F l ö z e s .

W ährend das Offenthaler Vorkommen w o h l jünger als das von Messel ist und die mangelhafte Er­

sc hließung der übrigen Fundpunkte eine gen etische Beziehung zum M esseler ö ls c h i e f e r f l ö z nicht festzu ­ stellen gestattet, zeigt das g en ü g en d au fgesch lossene liegen d e Ö lschieferflöz der Grube Prinz von H e ssen fast dieselbe petrographisehe Beschaffenheit der Schichten sow ie gle ich e Flora und Fauna. Man kann daher annehmen, daß dieses Flöz während seiner Entstehung mit dem von Messel in unmittelbarer V er­

bindung gestanden hat. Ob auch die östlichen und südöstlichen Vorkommen bei Dieburg und Gundern- hausen mit Messel einmal in Zusammenhang g e ­ standen haben, können erst weitere Aufschlußarbeiten ergeben.

Das Fehlen des Rotliegenden unter dem unmittel­

bar dem Granit und seinen Verwitterungse rzeugnissen aufgelagerten ölschieferflöz läßt darauf schließen, daß die gerade in der Messeler G egen d außerordentlich verbreiteten rotliegenden Schichten vor der Bildung des Flözes abgetragen w orden sind.

Im Norden und im W esten wird das Messeler Becken von anstehendem Granit begrenzt, und nur im Südwesten kann man nach den jetzigen Aufschlüssen auf Prinz von H essen eine Öffnung des Beckens ver­

muten. Gerade im Süd- und im O stfeld fehlen noch die nötigen Aufschlüsse, oh ne die eine Erklärung der großen Tiefe von 150 m unmöglich ist.

Die übereinstimmende Ausb ildung des Messeler Flözes und des l i e g e n d e n Flözes der Grube Prinz von Hessen weist darauf hin, daß beide Vorkomm en einem zunächst einheitlichen S een geb ie t entstammen, dessen Zusa m m enhang später gestört wordeii ist.

D as Gebiet der Grube Prinz von H e ssen vertorfte und verlandete; dort bildete sich die heu tig e Braunkohle auf primärer Lagerstätte. Bei M essel d agegen setzte sich während dieses Zeitabschnittes immer weiter Faulschlamm ab. Nach längerer Zeit, als sc hon die Sedimentation in Messel b eendet und das Sapropel

1 K l e i n : Han dbuc h für den deu tsche n B raunkohlenbe rgbau, 1912, S. 115.

1 W i t t i c h , a . a . O . S. 100.

fest g efü g t war, nagte sich im Osten des Messeler ölschieferflözes ein Flußlauf durch das Flöz hindurch.

Das h a n g e n d e , bitum inöse ölsc h iefer flöz auf Prinz von H e ssen ist sehr tonreich und nur in den Mulden des Braunkohlenflözes angetroffen worden.

Das Material ähnelt den obern Teilen der Messeler Formation. Außerdem führt der hangend e Ölschiefer eingelagerte Schnüre von T on en und Braunkohlen s o w ie ein g e sch w em m te größere und kleinere Brocken rotliegenden Gestein s. Danach dürfte der hangende Ölschiefer eine sekundäre A b la g eru n g darstellen. Die östliche Stö run gszoiie des M esseler Lagers habe ich als eine A u sw a schu ngsersch ein un g erklärt, w obei die au sgew asch en en Massen vermutlich nach Prinz von H e ssen befördert w orden sind. Hierauf deutet auch die Tatsache hin, daß die Fauna und Flora des hangenden ölschieferflözes mit der von M e sse l über­

einstimmt.

Der Messeler Ölschiefer stellt eine echte Faul­

schlam mbildung dar, einen unreinen tertiären Sapro- pelit, der sich in steh en den Wassern aus pflanzlichen und tierischen Stoffen bei Luftabschluß geb ildet hat.

Den tertiären Sapropeliten ist gerin ger Kohlenstoff­

und verhältnismäßig hoher W asserstoffgehalt eigen­

tümlich, w ie man sie auch beim Messeler Ölschiefer findet.

Die Fossilführung kennzeichnet die Messeler For­

mation als eine S üß wasserbildung.

Die geo lo g isc h e n und klimatischen Verhältnisse zur Eozänzeit hat man sich w ie folgt vorzustellen.

D as Rhein- und das Maintal waren noch nicht vor­

handen. Der bereits im Oberkarbon erstandene Oden­

wald war sc hon stark abgetragen. Die G e g e n d von M essel stellte ein sanftwelliges, weithin versumpftes und von einer üppigen Urw ald flora b estandenes Ge­

biet mit tropisch-subtropischem Klima dar. In dem dichten M ischwald waren nach E n g e l h a r d t 1 Pflan­

zen Australiens, Süd- und Mittelamerikas, vor allem aber des heutigen Ostindiens vertreten. Man findet im Messeler Flöz außerordentlich zahlreiche und gut er­

haltene fossile Pflanzen und Tiere.

Im Schrifttum ist die A uffassung vorherrschend, daß der größte Teil der Fossilien in größere oder kleinere Seen ein ge sch w em m t worden sei. Dagegen sprechen aber u. a. der g u te Erhaltungszustand der Knochengerüste bei fast allen Fundstücken und das Fehlen von Z w e ig en und Stämmen, während sich gut erhaltene Blätter in großer Zahl finden. Man geht daher w o h l nicht fehl, w e n n man annimmt, daß das Zubringen durch F lu ßläu fe nur eine ge r in g e Rolle gespielt hat. Das Messeler Flöz wird sich in einem rings von Urwald bestandenen S ee geb ildet haben, in den die gefu nd en en Blätter vom W in d e eingeweht wurden. Die fossilen Tiere haben w o h l fast alle in dem Messeler See gelebt, und zwar darf man aus den überaus häufigen F o ssilfu n d en auf eine äußerst zahl­

reiche T ierw elt schließen. Die ab gestorb en en Tiere sanken zu Boden und bildeten gem e in sam mit den z u g ew e h ten Pflanzenstoffen den Faulschlamm. Etwas Material wird w o h l auch von den Zuflußwassern mit­

geführt worden sein, so besonders die vielen T on ­ teilchen, die sich in inniger M isch un g mit dem Plank­

ton absetzten. Brachten die Zuflüsse mehr Ton , so entstanden Lagen von sogenannter Feu erkoh le, eines tonreichen, bitumenarmen Ölschiefers. Setzte die

1 E n g e l h a r d t : D ie alttertiäre Flora v o n M essel bei Darmstadt, S. 22.

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24. Juli 1926 G l ü c k a u f

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Regenzeit ein, dann ü b e rw o g der zu gefü h r te T o n , und es bildeten sich die T o n la g e n z w is c h e n den S ch iefer­

schichten.

Man kann annehmen, daß die Zuflüsse in das Gebiet von Nordosten her zw isch en den an stehenden Graniten erfolgt sind, was auch die ein g e sc h w e m m te n Massen verwitterten Granits erklären würde. Bei stärkern Regengüssen traten die Z u fluß w asser über lind beförderten V erwitterun gserzeugn isse der an ­ stehenden Gesteine, fein e Kiese und G eröllbrocken in das in der Bildung b egriffen e Flöz.

lin Norden läßt sich auf Grund der B ohrergebnisse sehr schön die größere M ächtig keit diese r Schichten am Ausgehenden und das keilförmige Zulaufen nach der Mitte hin erkennen (Abb. 3 ) , während andere, hier nicht wiedergegebene n ördliche P r o f ile zeigen, daß sich diese Einschwemm ungen nicht g le ic h m ä ß ig über die ganze Nordseite d es F lö z e s verbreitet haben. Bei den mehr nach der Mitte hin g e l e g e n e n Bohrlöchern ist feineres Material f e s t g e s t e llt w ord en , w a s die A n ­ nahme der E inschw em m un g vom A u sg e h e n d en her bestätigt. Das gan ze V ork om m en w urde zur D ilu vial­

zeit von Sanden, Kiesen und G e ro llen bedeckt und, wahrscheinlich von der Rhein- und der M ainebene her, mit Flugsand überweht.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Das Liegende des M e sse ier ö lsc h iefer flö ze s ist auf Grund der neusten A ufschlü sse untersucht und im Gegensatz zu den Angab en im Schrifttum als Granit, und dessen V erwitterungserzeugnisse erkannt worden.

Darüber lagert ein sehr tonreicher Ölschiefer, dessen Toiigehalt nach oben hin abnimmt und der in reinen Ölschiefer übergeht. D ieser w ec h se llage rt mit mehr oder weniger tonigen Lagen, die sich sc h ic h te n w e is e vollständig regelmäßig über das gan ze Lager ver­

fo lg en lassen und dadurch se in e A b lageru n g auf primärer Lagerstätte en tg eg e n frühem A n schau un gen b eweis en.

Überlagert wird das Flöz von einem rd. 50 cm mächtigen Kohlenton, der durch O xyd ation und die Einwirkung von Humussäure aus der Flö zm asse selbst entstanden ist.

Die frühere Erklärung des M e sse ier ö ls c h i e f e r ­ flözes als Rest eines a u sged eh nten Lagers, das in einer Grabenversenkung erhalten g eb lie b e n ist und auf allen Seiten von Verwerfu ngen begrenzt wird, läßt sic h nach den jetzigen Aufschlüssen nicht aufrechterhalten. Aus den Profilen im N orden und W e s te n erkennt man deutlich ein Auskeilen des Flözes, das t e ilw e ise auch im Süden festzustellen ist; jed och sind hier die A u f ­ schlüsse noch unzureichend.

Im Osten ist die schon längst bekannte S tö r u n g s­

zo ne als eine A u sw asc h u n g erkannt und dadurch die frühere Ansicht wid erlegt w ord en , w on ac h es sich um eine in Verbindung mit Basaltergüssen st e h e n d e V e r ­ w er fu n g handeln soll. Das a u s g e w a s c h e n e Material ist wahrscheinlich nach der Nachbargrube Prinz von H e sse n g e s c h w e m m t w o rd en und hat dort das han­

g en d e ö ls c h i e f e r f l ö z gebildet, während das lieg en d e bei der Bildung noch in unmittelbarer V erbin dung mit M essel gestan den haben muß.

Fauna und Flora des M esseier Flözes sind außer­

ordentlich reichhaltig; gan ze K n och en gerüste sind gut erhalten geblieben. Blätter finden sich in groß er M enge, jedoch kaum Z w e ig e und gar keine Stäm me.

Die fossilen Tiere müssen fast alle in dem M esseier See selbst geleb t haben. D ie g e f u n d e n e n Blätter sind so g u t erhalten, daß sie nur vom W in d e e in g e w e h t worden sein können und eine lan ge B e fö rderu ng in Flu ßläu fen als u nm öglich erscheint.

Die neue K esselanlage der S chachtanlage 3 /4 /9 der Z e c h e C on solid ation .

Von O b e rin g e n ie u r V. H u n d e r t m a r k , Essen, und O b erin g en ieu r H. R e i s e r , Qelsenkirchen.

B e s c h r e i b u n g d e r A n l a g e .

Die in den Jahren 1 9 2 0 /2 1 auf der S ch ach t­

anlage 3/4/9 der Zeche C on so lid a tio n erbaute R ohren­

kesselanlage, deren N o tw e n d ig k e it sic h in erster mie aus der Aufnahme d e s Förd erbetriebes in dem neuen Schacht 9 ergab, stellt die E r w eiter un g einer um einige Jahre altern Zweiflammrohrkesselanlage dar. er große Kohlenmangel der ersten N ach k r iegsjah re hatte die Frage der wirtschaftlichen Verbrennung minder wertiger Brennstoffe in den Vordergrund gerückt. Im besondern aber w urde für die Zechen die Verbrennung des bei der Aufbereitung anfallen den g e r in g w e rtig e n Gutes, wie Schlamm, Mittelprodukt, K ok sasche u. d g ., dessen Menge i n fo l g e der stä n d ig w a ch sen d e n n- sprüche der Kohlenverbrauclier in b e z u g au f Reinhei der Ware immer mehr zunahm, ein d rin gen d e s G e i o , wenn man nicht diese E r ze u g n isse in der Grube v er­

setzen und damit jährlich T a u se n d c versc hleudern wollte. Um unter den g e g e b e n e n B e d in g u n g e n eine Neuanlage zu schaffen, mit der sich in technischer Hinsicht die höchsterzielbare N u tzw irku ng bei g*cic 1_

zeitig sparsamster G r u n d flächenau snu tzun g erreichen ließ, entschloß man sich, e b e n so w i e kurze Zeit vorher bei der P la n u n g der K essela n la g e aut Schacht 1 / 6 1, für w e lc h e d iese lb en G esichtspunkte

1 Glückauf 1925, S. 301.

m aßgebend g e w e s e n waren, zum Einbau v o n W a s s e r ­ rohrkesseln in Verbin dung mit U nterwindwander- rosten. Die Eigenart d es B r en nstoffes erforderte von vornherein en tsprechende Berü ck sichtigu ng beim Entwurf der Bekoh lu ngs-, A ufbereitun gs- und En t­

aschu ngsan lagen.

Der A u f b a u d e s K e s s e l h a u s e s , eines auch in seinen äußern Form en ge s c h m a c k v o lle n und g r o ß ­ z ü g ig a n g ele g te n Bauwerkes, g e h t aus den Abb. 1 bis 4 hervor. Bei der vorhandenen A n la g e handelt es sich v o r lä u fig um eine T eila u sfü h ru n g d es G e s a m t ­ planes, dessen weiterer Ausbau im B e d a r fsfa lle nach Norden und O sten e r fo lg e n kann. Der A sc h e n k e lle r ist, abweichend von f r ü h e m Grundsätzen, in G e lä n d e ­ h öhe a n g e le g t und ger äu m ig geh alten , w ähren d sich der Heizerstand im ersten Stockwerk befindet. Die G ebäu d e w än d e sind in Ziegelstein mauerwerk, die von diesem e in g e sch lo sse n e n Binderstützen, ferner die Binder, die Pfetten und d ie D a ch h a u t in E isen b e ton ausgeführt worden. D ie K oh lenb eh älter und ihre Stützen bestehen eb en fa lls au s Eisen beton und sind getrennt v on der K esselh a u sg rü n d u n g auf einer b e­

sondern Betonplatte au fgebaut. E ine durch d as g a n ze G e b ä u d e g efü h r te D e h n u n g s f u g e sichert d ie f r e ie B e­

w e g u n g beider T eile. Reichlich b e m e sse n e O b er lic h t­

flächen in der D ach eb en e und g r o ß e , aufkla ppbare

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