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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 4, H. 10

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Academic year: 2022

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W I R T S C H A F T

MONAI 5 CHRIFT DES VEREINES DEUTSCHER IN gM EU R E» » »REDAKTEUR Ih M gy E R

4 . J A H R G . O K T O B E R 1911 1 0 . H E F T

D I E O B E R S C H L E S I S C H E M O N T A N I N D U S T R I E . Von Dr. BONIHOWSKT, K a tto w itz 1)-

Die oberschlesische M o n tan in d u strie w ird nach U m fang und B edeutung zu m eist g an z w esentlich u n te rsc h ä tz t G leichw ohl is t das oberschlesische K ohlenbecken d as kohlenreichste von ganz D eutschland. Es h a t eine A us­

d e h n u n g von 3000 qkm un d b irg t 150 a b b au w ü rd ig e Flöze, w äh ren d das R uhrbecken n u r eine A usdehnung von rd. 2800 qkm und nu r 65 ab b au w ü rd ig e F löze h a t H ierzu kom m t, daß die oberschlesischen Flöze von ungleich g rö ß e re r M ächtigkeit sind als die des R uhrrevieres. G ew altig sind auch die Z inkerzvorkom m en in O berschlesien. Seine Z inkindustrie ist die g rö ß te in D eutschland u n d g e h ö rt zu den ersten d e r gan zen W e lt E ntsprechend den m ineralischen V orkom m en finden w ir in O berschlesien v e rtre te n : K ohlenberg­

bau, Zink- und Bleierz- sow ie E isenerzbergbau und — auf diesen R ohstoffen b eru h e n d — Koks- und B rikettanstalten, E isenhütten, Zink- u nd B leihütten, S chw efelsäurefabrikation. D er G esam t-B ru tto w e rt d e r E rzeu g u n g d e r o b er­

schlesischen M o ntanindustrie ist fü r das J a h r 1910 auf ü b e r 500 M illionen M zu schätzen, w obei die W erte d er M engen oberschlesischer R ohstoffe u n d H albfabrikate, die von den oberschlesischen W erken selb st v e rb ra u c h t w urden, a u ß e r A nsatz g eb lieb en sind. Bei d ieser P ro d u k tio n w u rd en in 1910 rd.

190000 A rbeiter beschäftigt, die einen G esam tb arlo h n von 196,3 M illionen M em pfingen.

H ieran glied ern sich zahlreiche Z iegeleien, S teinbrüche, Kalk- und D olo- m it-G räbereien, K alkbrennereien, S chneidem ühlen und andere U nternehm ungen, d ie von d e r M o n tan in d u strie b esch äftig t w erd en u nd ihrerseits w iederum T au se n d e n von A rbeitern Lohn un d B rot geben. So b ild e t d ie oberschlesische M o n tan in d u strie die N äh rm u tter einer nach vielen H u n d erttau sen d en zählenden B evölkerung. Allein in dem eigentlichen M ontanrevier, in den Kreisen Glei-

l) V o rg etrag en in d e r 53. H au p tv ersam m lu n g des V ereines d eu tsch er In g en ieu re zu Breslau.

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A B H A N D L U N G E N

witz, T am o w itz, B euthen, K önigshütte, Z abrze, K attow itz, P leß und R ybnik, d. i. auf einem F lächenraum von rd. 3580 qkm , w u rd e am 1. D ezem ber 1910 eine B evölkerung von 1236000 K öpfen g e z ä h lt; d as e rg ib t eine V olksdichte von 345/qkm , w o g eg en die V olksdichte im g esam ten D eutschen Reiche n u r 120 b eträg t. D ort, w o noch in den d re iß ig e r u n d v ierzig er Jah ren d e s v e r­

g an g en en Ja h rh u n d e rts eine dünn g esäte B evölkerung aus M angel an N a h ru n g zu Z eh n tau se n d en vom H u n g e rty p h u s d a h in g e ra fft w urde, h a t d e r reiche Segen, d er von d e r oberschlesischen M o n tan in d u strie a u sg e g a n g e n ist, eine V olksv erm eh ru n g g e sta tte t, w ie sie selten ihresgleichen fin d et. V on 1871 bis 1910 h a t die B evölkerung in den g e n a n n te n K reisen von rd. 483000 auf 1236000, d. i. um rd. 156 v H , zugenom m en, w äh ren d die B evölkerung von D eu tsch lan d in sg esam t in diesem Z eitrau m n u r eine Z u n ah m e von 57 vH zeigt. U nd gleichzeitig ist d as oberschlesische M o n tan rev ier, ein st eine b e ­ rü ch tig te polnische W ildnis, von d e r sich u n ser A ltm eister G o e th e m it G rau sen w an d te, zu einer b lü h en d en S tätte d e u tsc h e r K ultur g e w o rd e n . D eu tsch er G eist, d eutsches S treben, d eu tsch e O rd n u n g u n d G e sittu n g fan d en u n te r d e r so rg sam en und opferw illigen F ö rd e ru n g seiten s d e r In d u strie in O b ersch lesien E in g an g u nd V erb reitu n g . D ie L eb en sh altu n g in allen Schichten d e r B e­

völk eru n g h a t sich in den letzten Jah rzeh n ten in g e ra d e z u erstau n lich em M aße g eh o b en . So kann m an in d er T a t sagen, daß d as o b ersch lesisch e L and fü r die deutsche V olksw irtschaft, die d eu tsch e K ultur eigentlich e rst d u rc h seine M o n tan in d u strie e ro b e rt w o rd en ist.

Die B ed eu tu n g d e r oberschlesischen M o n tan in d u strie g re ift ab er ü b e r d as eigentliche R evier w eit hinaus. Die p reu ß isch en E isen b ah n en erh alten von ihr jährlich F rach tein n ah m en fü r einen V erk eh r von m in d esten s 30 M illionen t ; F rachten von etw a 2 x/ 2 M illionen t fü h rt sie jährlich d e r O d ersch iffah rt zu.

L andw irtschaft, V iehzucht und F o rsten h ab en an ihr, ihren A rbeitern u n d den h ierm it zu sam m en h än g en d en B evölkerungskreisen ihre H a u p ta b n e h m e r, und k ein esw eg s n u r in O berschlesien. Allein auf dem B ah n w eg e w u rd en a u s den östlichen P rovinzen des Reiches in den V erkehrsbezirk O p p eln im J a h re 1909 G etreide, K artoffeln, O bst, G em üse, M üh len fab rik ate, P ferde, R indvieh, S chw eine und H olz im W erte von m in d esten s 60 M illionen M ein g efü h rt.

Betrachten w ir nach diesen allgem einen B em erkungen die w irtsch aftlich en V erhältnisse d er H a u p tzw eig e d er oberschlesischen M o n tan in d u strie im ein ­ zelnen.

D er oberschlesische K o h l e n b e r g b a u h atte im Ja h re 1910 eine F ö r­

deru n g von 34,4 M illionen t in einem W erte von rd. 297,2 M illionen M. Sie ist g eg en 1890 um 17,5 M illionen, d. i. um rd. 104 vH , g e stie g e n , g e ­ w iß, für sich b etrach tet, eine seh r erfreuliche E ntw icklung. Eine noch viel stärk ere Z unahm e h at indessen das R u h rrev ier zu v e rz e ic h n e n .' Seine F ö rd e ru n g ist von 1890 bis 1910 von 35,5 auf 86,9 M illionen, d. i. um 145 vH , g e ­ stiegen. D er A nteil des R uhrreviers an d er d eu tsch en G e sa m tfö rd e ru n g von Steinkohlen ist von 55,2 auf 57 vH in die H ö h e g e g a n g e n , w äh ren d d e r d es oberschlesischen R eviers von 26,13 auf 22,5 vH g esu n k en ist. Es fra g t sich, auf w elche U rsachen d iese w en ig er g ü n stig e E ntw icklung d es o b e r­

schlesischen R eviers zu rückzuführen ist, d ie um so m eh r auffallen m uß, als w ie e rw ä h n t O berschlesien an K ohlenschätzen erheblich reich er als d a s R uh rrev ier ist.

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F assen w ir zunächst die P ro d u k tio n sb ed in g u n g en ins A uge, so w erd en w ir in sg esam t feststellen können, d aß in d ie s e r B eziehung das ob ersch lesi­

sche R evier g ü n stig e r g estellt ist als w ohl irgend ein anderes R evier in D eutschland. G ü n stig ist in e rste r Linie die B eschaffenheit d e r oberschlesi­

schen Flöze. Flöze von w en ig er als 2 m M ächtigkeit, die im R uhrrevier, in N iederschlesien schon als seh r m ächtige Flöze gelten, w erden im e ig en t­

lichen Z en tra lrev ier O berschlesiens kaum g eb au t. Die durchschnittliche M äch­

tig k eit d e r hier g eb au te n Flöze b e trä g t 4 bis 6 m reine Kohle. N icht selten finden sich Flöze von ein er M ächtigkeit von 8, 10 m und noch m ehr. In­

fo lg ed essen ist natürlich auch d er K ohlenfall, die K ohlenausbeute in O b er­

schlesien e rg ieb ig er als andersw o. So b etru g d ie Ja h resleistu n g auf den K opf d e r G esam tb eleg sch aft in 1910 im R uhrrevier 260 t, in O berschlesien 296 t. A llerdings w ird d e r V orteil des A bbaues m ächtiger Flöze dadurch stark b eein träch tig t, daß hierbei erklärlicherw eise die T ag eso b erfläch e in viel stärkerem G rad in M itleidenschaft gezogen w ird als beim A bbau von schw äche­

ren Flözen. D as n ö tig t die oberschlesischen G ru b en teils zum A nkauf um fang­

reicher T ag eso b erfläch en , d ie g rö ß ten teils brach liegen bleiben m üssen, teils zur Z ah lu n g g ro ß e r S ch ad en b eträg e o d er zur b eso n d ers um fangreichen An­

w en d u n g des kostspieligen V ersatzbaues sow ie ganz allgem ein zum S teh en ­ lassen seh r sta rk e r und zahlreicher Sicherheitspfeiler. H ierzu kom m t, daß d er A bbau m äch tig er F löze erklärlicherw eise einen erheblich g rö ß eren A uf­

w and von G ru b en h o lz erfo rd ert, w as nam entlich angesichts d e r starken S teigerung d er H olzpreise in den letzten Jahren für die P rod u k tio n sk o sten w esentlich ins G ew ich t fällt. S eit 1900 sind die G rubenholzpreise in O b er­

schlesien um etw a 3 M /cbm gestieg en , w o rau s sich allein fü r den V erbrauch von rd. 840000 cbm in 1910 eine V erteu eru n g um etw a 2 ll 2 iMillionen M ergibt.

Im allgem einen g ü n stig liegen auch die T eu fen v erh ältn isse O berschle­

sien s; nam entlich w ar das frü h er d er Fall. W äh ren d frü h er auf einer d u rch ­ schnittlichen T eu fe von 100 bis 200 m g e b a u t w urde, b e trä g t sie h eu te im allgem einen etw a 300 m. Es g ib t ab er auch schon eine ganze R eihe von G ruben, die 400, 500, ja 600 m tief g e h e n ; und es ist nicht zu b e ­ zw eifeln, daß in Z u k u n ft d as oberschlesische R evier ganz allgem ein zum A bbau d e r tiefer lagernden Flöze w ird ü b erg eh en m üssen, w as natürlich auf seine Selbstkosten von erheblichem E influß sein w ird. M an h o fft aller­

dings, d aß die Flöze in g rö ß e re r T eu fe eine bessere K okskohle liefern w erden, w o d u rch d e r N achteil des tiefer g eh en d en A bbaues teilw eise aus­

geglichen w erden w ürde.

D er w ichtigste P ro d u k tio n sfak to r fü r den S teinkohlenbergbau ist die m enschliche A rbeit. D er oberschlesische K ohlenbergbau b eschäftigte in 1910 rd. 118000 A rbeiter. Im Ja h re 1882 b etru g die B elegschaft 36700 K öpfe, sie h a t sich also in k napp einem M enschenalter m eh r als verdreifacht. Es liegt auf d e r H and, daß eine d e ra rtig stark e und schnelle V erm ehrung der B elegschaft in einem räum lich so eng begrenzten R evier wie O berschlesien auf Schw ierigkeiten sto ß en m uß, zum al auch noch d er B edarf d e r übrigen M o n tan in d u strie an A rbeitern g ed eck t sein will, d e r 1910 w eitere 72000 K öpfe b etru g . G ü n stig fü r O berschlesien ist hierbei, daß sich seine B evölkerung eines se h r reichen K indersegens erfreut, so daß d er B edarf an A rbeitskräften tat-

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A B H A N D L U N G E N

sächlich g ro ß en teils im eigenen R evier g e d e c k t w erden kann. D ag eg en ist fü r O berschlesien die M öglichkeit, seinen M eh rb ed arf an A rbeitern aus dem w eiteren Inlande zu decken, se h r g erin g , da es infolge sein er g e o g ra p h isc h e n Lage n u r nach einer Seite ein einheim isches R ek ru tieru n g sg e b iet h a t un d auch dieses n u r u n te r Ü b e rw in d u n g w eiter B ah n w eg e erreichen kann. J e d e n ­ falls h at d e r g ro ß e S trom von L an d arb eitern aus dem O sten , d e r in den letzten Jah rzeh n ten in die deu tsch en M o n tan rev iere g e w a n d e rt ist, das o b e r­

schlesische R evier fast völlig gem ied en . Es w u rd en bei d e r B erufszählung vom Jah re 1907 in d er P rovinz Schlesien in d er B eru fsab teilu n g B ergbau und H ü tte n b e trie b im g an zen rd. 176000 E rw e rb stä tig e g ezäh lt, von denen rd. 98 vH in Schlesien selb st g e b o ren w aren. D ag eg en w aren in d er rh e i­

n isch-w estfälischen M o n tan in d u strie von den d o rt erm ittelten 490700 E rw e rb s­

tätig en n u r 64 vH in R hein lan d -W estfalen g e b o re n . U n te r den au sw ärts G eb o ren en w aren d o rt so g a r 21441 Schlesier. D ie ob ersch lesisch e M o n ta n ­ industrie verm ag also nicht einm al die ü b ersch ü ssig e B ev ö lk eru n g d e r eigenen H eim atp ro v in z heranzuziehen. S o w eit ihr A rb eiterb ed arf n ich t aus dem eigenen R evier g e d eck t w erden kann, ist sie g e n ö tig t, au slän d isch e A rbeiter einzustellen, w ie das ü b rig en s die an d eren M o n tan rev ie re e b e n ­ falls und so g a r in v erh ältn ism äß ig stärk erem M aß e tun. Die G esam tzah l d e r in d er oberschlesischen M o n tan in d u strie b esch äftig ten ausländischen A r­

b eiter b e tru g im A pril 1910 14472, w ovon auf den S te in k o h le n b e rg b a u 9852 e n tfielen ; sie w erd en in e rster Linie und so w eit als irgend a n g ä n g ig für die u n terg eo rd n eten D ien stleistu n g en v erw endet.

Die A rb eiterlö h n e sind in O berschlesien w egen sein er billigeren L eb en s­

verhältnisse nicht unerheblich n ie d rig e r als im R uhrrevier. So entfiel im Ja h re 1910 fü r alle u n terird isch und in T a g e b a u e n b esch äftig ten eig en tlich en B erg arb eiter durchschnittlich auf einen A rb eiter und eine S chicht in O b e r­

schlesien eine L ohnsum m e von 3,91 M, im R u h rrev ier von 5,37 M. Es ko m m t hier allerdings in B etracht, daß in O b ersch lesien w eg en seines reich eren K ohlenfalles m eh r Schlepper als H äu er, also m ehr n ie d rig e r en tlo h n te H ülfs- p erso n eu als h ö h e r e n tlo h n te V ollbergleute, b e sc h ä ftig t w erd en , w ä h re n d es im R u h rrev ier u m g ek eh rt ist, w o d u rch n atürlich d er ja rein rechnerisch e r­

m ittelte D u rch sch n ittslo h n fü r alle A rbeiter in O b ersch lesien h e ra b g e d rü c k t w ird. Im ü b rig en ist festzustellen, d aß die L öhne in O b ersch lesien in den letzten Jah rzeh n ten seh r erheblich g e stie g e n sind, stä rk e r als in den an d eren R evieren. D er Ja h re sd u rc h sc h n ittsv e rd ie n st d es o b erschlesischen B erg arb eiters ist von 1887 bis 1910 um rd. 100 vH , die L ohnsum m e um rd. 2 M /t g e ­ stiegen.

Bezüglich d er öffentlichen L asten, die d er B ergbau zu trag en hat, n im m t O berschlesien insofern eine S o n d erstellu n g ein, als h ier p riv ate B e rg g e ­ rechtsam e noch eine erhebliche R olle spielen. W ä h re n d d as B erg w erk seig en ­ tum in D eutschland grundsätzlich jed erm an n zugänglich ist, seit 1893 auch eine b eso n d ere staatliche B erg w erk sab g ab e nicht m e h r erh o b en w ird, b esitzen in O b ersch lesien verschiedene M ag n aten teils ein au sg e sp ro c h e n e s B erg reg al, teils w ichtige, n am en tlich steuerliche, V orzugsrechte, die in w eiten T eilen d es R eviers die E ntw icklung des B erg b au es ein en g en o d e r ihn finanziell e r­

heblich belasten. Im ü b rig en ist bezüglich d e r ö ffentlichen Lasten, die d e r S tein k o h len b erg b au zu trag en hat, h e rv o rzu h eb en , d aß sie se h r h och un d

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in den letzten Jah rzeh n ten seh r stark g estieg en sind. So b etru g nach ein er v o r kurzem angestellten U ntersuchung allein für den privaten oberschlesischen S tein k o h len b erg b au im Jah re 1909 die G e sa m tb e la s tu n g 2) rd. 28 M illionen, die B elastung fü r die T o n n e F ö rd eru n g rd. 1,00 M, für den K opf d er G esam t­

b eleg sch aft 287 M. G egen 1892 hat die G esam tb elastu n g um rd. 332 vH zu­

g enom m en, die F ö rd e ru n g d ag eg en nur um 145 vH .

F ü r die A b s a t z b e d i n g u n g e n ist von w esentlichem E influß: die Be­

sch affen h eit d e r Kohle, fern er die B eschaffenheit des A bsatzgebietes, d e r T ra n sp o rt- und W ettbew erbverhältnisse.

Die oberschlesische Kohle ist im allgem einen ausgezeichnet, sow ohl w as ihre chem ische Z usam m ensetzung als w as ihre physikalischen E igenschaften anlangt. N ur e i n e E igenschaft g e h t ihr ab, die g u te B ackfähigkeit bei d er K oksherstellung. Die oberschlesische K ohle entw ickelt infolge ihres stark en S auerstoffgehaltes sehr viel G ase, w odurch im K oksofen die im Z usam m en­

schm elzen begriffene Kohle auseinandergerissen und die Bildung von g ro ß ­ stückigen, festen und trag fäh ig en Koks v erh in d ert w ird. D iese T atsac h e ist von sch w erw ieg en d er B edeutung, nam entlich fü r die oberschlesische E isen­

industrie, rückw irkend ab er natürlich auch für den K ohlenbergbau selbst.

N un zu den A bsatzverhältnissen.

So b e g ü n stig t O berschlesien durch den Reichtum seiner B odenschätze ist, so w enig g ü n stig liegen seine A bsatzbedingungen, zumal die politische und w irtschaftliche E ntw icklung d as ihrige g etan hat, um die schon von N atu r g eg eb en e U n g u n st sein er Lage noch zu verschärfen. E ingekeilt zw ischen Ö sterreich und R ußland, w eit abgelegen von jedem M eer, keine g rö ß ere schiff­

bare W asserstraß e in unm ittelb arer N ähe, fern von g rö ß eren Städten und gew erb ereich en G egenden, ist O berschlesien d arau f angew iesen, seine P ro ­ dukte in fern g elegene G eb iete auf dem teuern B ahnw ege zu versenden.

Als einzige g rö ß e re W asserstraß e kom m t für O berschlesien die O d er in B etracht, die ab er vom eigentlichen Industriebezirk noch 53 bis 99 km en t­

fern t liegt, so daß die V erschiffungen m it hohen U m schlagkosten und einer erheblichen B ahnvorfracht belastet sind. H ierzu kom m t, daß die O der w egen ihres unregelm äßigen W asserstan d es einer stetigen und befriedigend nutzbaren Schiffahrt ü b e rh a u p t w enig g ü n stig ist. Es ist d ankbar anzuerkennen, daß d er S taat in den letzten Jahren g ro ß e M ittel b ereit gestellt und teilw eise schon au fg ew en d et hat, um hier bessernd einzugreifen. W ie außerordentlich gro ß ab er im m er noch die U nregelm äßigkeit der O d erschiffahrt ist, zeigen die jährlichen S chw ankungen in den K ohlenverfrachtungen ab C osel-O der­

hafen. Es w urd en ab C osel v ersan d t:

im Jah re 1906 geg en das V orjahr m eh r: 192000 t = 15,4 vH

„ w en ig er: 203000 t = 14,1 „

„ m eh r: 328000 t = 26,6 „

„ w en ig er: 182000 t = U ,6 „

„ m eh r: 640000 t = 46,3 „

2) d. s. Reichs- und L andessteuern, G em einde-, Kreis- und Provinzial­

abgaben, A ufw endungen auf G rund der staatlichen A rbeiterversicherung ein­

schließlich d er B eiträge d er A rbeitnehm er, und freiw illige L eistungen d er W erke.

fj „ 1907

» „ 1908

„ 1909

„ 1910

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A B H A N D L U N G E N

Ü b e rh a u p t w urden im Ja h re 1910 ab C osel auf d er O d e r rd. 2 0 2 1 0 0 0 t K ohlen verladen. Die K ohlenverschiffungen O b ersch lesien s sind also v er­

h ältnism äßig g erin g fü g ig , w obei zu berücksichtigen ist, d aß das J a h r 1910 ungew öhnlich g ü n stig e S ch iffah rtsv erh ältn isse bot. Z u den C o se le r V erfrach ­ tu n g en kom m en fü r 1910 näm lich n u r noch 300000 t hinzu, die erst in B reslau auf d ie O d e r um geschlagen w u rd en , so d a ß selb st in dem A u sn ah m ejah r 1910 n u r etw a 7 vH d e r g esam ten zum V erkaufe g eb rach ten oberschlesischen K ohlen von rd. 31,2 M illionen t auf dem W asserw eg e v erfrach tet w erden konnten.

Den A bsatz ersch w ert w eiter, daß das A b satzg eb iet fü r die o berschlesische Steinkohle au ß ero rd en tlich a u se in a n d e rg e re c k t ist. Es fe h lt ih r an einem g rö ß e re n , nachhaltig a u fn ah m efäh ig en inneren A bsatzgebiet. Die eig en e In­

d u strie in O berschlesien ist zu klein, um einen g rö ß e re n K ohlenverbrauch zu entw ickeln. So verblieben nach den Z ahlen fü r 1910 in dem gan zen R e g ie ru n g s­

bezirk O ppeln n u r 9,8 M illionen t; rd. 4 M illionen t nah m en die ü b rig e n T eile d e r P rovinz Schlesien auf, 2,5 M illionen fan d en in d e r P ro v in z P o sen U n te r­

kunft, nach Berlin und d er P rovinz B ran d en b u rg g in g en w eitere 2,8 M illionen, in P rovinz und K önigreich Sachsen w urden 600000 t ab g esetzt, 760000 t w urd en nach O stp reu ß en , 1,2 M illionen t n ach W e stp re u ß e n und rd. 1 M il­

lion t nach P om m ern verladen. A ber se lb st nach M ecklenburg, H an n o v er, Provinz H essen-N assau, W ü rtte m b e rg und B ayern m u ß te die oberschlesische K ohle w andern, um A bsatz zu finden.

Die w eiten E n tfern u n g en , die die o berschlesische K ohle bis zu ihren V erbrauchplätzen zurückzulegen h at, und fü r die ihr, w ie erw äh n t, g an z ü b erw ieg en d n u r d e r B ahnw eg zu r V erfü g u n g steht, b elasten sie m it F rach ten in einer H öhe, die zu ihrem W e rt in einem auffallenden M ißverhältnis steht.

S obald die oberschlesische K ohle ü b er Schlesien h in au sg eh t, b e trä g t die F ra c h t fa s t ebensoviel, teilw eise noch g an z erheblich m ehr, als ih r W e rt ausm acht.

N un w äre das dann nicht b eso n d ers tragisch, w enn O b ersch lesien keinen W e tt­

b ew erb auszuhalten hätte. D as ist ab e r in b eso n d ers stark em M aße d e r Fall.

Schon in Schlesien, in B reslau, b e g e g n e t d ie o b ersch lesisch e K ohle d e r niederschlesischen Steinkohle, ln B ra n d e n b u rg und in Berlin tritt b ereits d ie w estfälische S teinkohle auf d en P lan, die h ierh er teils d en B ahnw eg, teils den W asserw eg ü b e r H am b u rg benutzt. A uch die polnische Steinkohle h a t schon w ied erh o lt einen V o rsto ß nach O std eu tsch lan d , nam entlich n ach P o sen un d W estp reu ß en , g em acht. H ierzu kom m t in allen A bsatzg eb ieten d er W e tt­

bew erb d e r B raunkohle, die in B ran d en b u rg und nam entlich in Berlin die o b e r­

schlesische Steinkohle als H au sb ra n d m a te ria l schon g ro ß en teils v e rd rä n g t hat.

Schließlich und schärfer als durch alle d eu tsch en K ohlen w ird die o b ersch lesi­

sche Kohle durch die e n g l i s c h e Kohle b ed rän g t.

So w enig g ü n stig näm lich in O std eu tsch lan d die W a sse rstra ß e n fü r den A bsatz d e r oberschlesischen K ohlen sind, so h e rv o rra g e n d g ü n stig sind sie d e r E infuhr d e r englischen Kohle. D iese b e stre ite t u n te r B enutzung des billigen S eew eges die gan zen w eit a u sg ed eh n ten K üstengebiete, und sie d rin g t fe rn e r a u f d en F lu ß läu fen bis tief in d a s Innere d es Landes ein. Sie g e la n g t ü b e r H a m ­ b u rg in d ie P rovinz B ran d en b u rg und nam entlich nach B erlin, so w ie nach P ro v in z und K önigreich S ach sen ; ü b e r S tettin in die nö rd lich en T eile d e r P ro v in z B ran­

d e n b u rg und ebenfalls nach Berlin, sow ie bis nach P o s e n ; ü b e r D anzig,

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K ö n ig sb erg und M em el nach O st- und W estp reu ß en . N ach Stettin, D anzig u n d K önigsberg b e trä g t die S eefracht fü r englische Kohle einschließlich L öschung im B estim m ungshafen näm lich durchschnittlich n u r 5,85 bis 6,00 M /t, die B ahn­

frach t fü r die oberschlesische Kohle d agegen nach Stettin 7,70 M, nach D an­

zig 8,38 M und nach K önigsberg 10,97 M /t. N ach Berlin kom m t die englische K ohle m it einer G esam tfrach t fü r See und F lu ß tra n sp o rt von 7,53 M, w ährend d ie von O berschlesien zu zahlende B ahnfracht 10,77 M ausm acht. Die eng­

lische Kohle h a t m ithin allein einen F r a c h t v o rsp ru n g vor d er oberschlesi­

schen von 3,20 M nach Berlin, 1,85 M nach Stettin, 2,38 M nach D anzig u nd 4,97 M nach K önigsberg.

D as zahlenm äßige E rgebnis dieser Frachtverhältnisse ist nun dieses. Die o berschlesische Steinkohle hat in ihrem inländischen A bsatzgebiet von 1890 bis 1910 um rd. 90 vH an A bsatz zugenom m en, w äh ren d d e r A bsatz d e r englischen Kohle in dem selben G eb iet und in dem selben Z eitraum um rd. 200 vH g estieg en ist. N ach S ta d t Berlin hat die oberschlesische Kohle von 1890 bis 1910 s o g a r ab so lu t erheblich an Boden verloren, näm lich 158000 t = 15 vH , w äh ren d d e r V erbrauch englischer Kohle in Berlin in diesem Z eitraum um rd. 700 vH g e stie g e n ist. In den O stseek ü sten ­ g e b ieten h a t d er A bsatz d e r englischen K ohle in den letzten Jah ren u n g efäh r d ie gleiche H öhe erreicht wie d er d e r oberschlesischen Kohlen, trotz d e r langjährigen g ro ß en P reisopfer, die O berschlesien g e ra d e in diesen G e­

bieten zur B ekäm pfung des englischen W ettb ew erb es au fg ew en d et hat.

D aß trotzdem O berschlesiens F ö rd e ru n g in den letzten beiden Jahrzehnten um 104 vH zunehm en konnte, ist der g ü n stig en E ntw icklung seines A usland­

ab satzes zu verdanken, d e r in dieser Z eit von 2,9 auf 8,6 M illionen t, d. h.

um fast 200 vH , g estiegen ist. N am entlich h at sich d e r A bsatz nach Ö ster­

reich-U ngarn u n te r dem anh alten d lebhaften B edarf d er d ortigen In d u strie g ü n stig entw ickelt. Es gin g en nach Ö sterreich-U ngarn 1910 rd. 7,6 M illionen t, w a s g eg en 1890 eine S teig eru n g um 182 vH bedeutet. B esonders b e ­ g e h rt ist d o rt die oberschlesische Kohle auch als H au sb ran d m aterial. W ien allein nahm 1910 rd. 1086000 t auf, ü b er 200000 t m ehr als die S tad t Berlin.

L eider ist zu besorgen, daß d er A bsatz nach Ö sterreich-U ngarn erheblich beein träch tig t w erden w ird, da die d o rtig e R egierung im In teresse ihres eig en e n B ergbaues b estreb t ist, dem E inström en o berschlesischer Kohle n am en t­

lich durch eisenbahntarifarische M aßnahm en entgegenzutreten. Auch die zu­

n eh m en d e V erw endung d er Ö lfeuerung in G alizien tu t dem A bsatz oberschlesi­

sch er Kohle schon erheblichen A bbruch. — N eben Ö ste rre ic h -U n g a rn käm e fü r O berschlesien als ausländisches A bsatzgebiet b eso n d ers R ußland in Be­

tracht. D er A usfuhr d o rth in sind aber recht enge G renzen gezogen, da R ußland als einziger d e r m odernen W irtschaftsstaaten für K ohlen einen Ein­

g an g zo ll, und zw ar in d er b ed eu te n d en H ö h e von 2 M /t, erhebt. In fo lg e­

d e ss e n m achte d e r A bsatz nach d o rt in 1910 n u r die verhältnism äßig g e rin g ­ fü g ig e M enge von rd. 1050000 t aus.

In sg esam t b ietet die A usfuhr fü r den oberschlesischen S tein k o h len b erg ­ b a u nach Lage d e r heu tig en V erhältnisse keine besonders gün stig en A us­

sich ten . Um so d rin g en d er ist es vonnöten, daß die oberschlesische K ohle in ihren angestam m ten inländischen A bsatzgebieten unter Z urü ck d rän g u n g d er

»englischen K ohle m ehr an Boden gew innt. H ierzu ist aber eine w esent-

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A B H A N D L U N G E N

liche E rm äß ig u n g d e r inländischen K ohlentarife unerläßlich, nam entlich n ach Berlin und den O stsee-K ü sten g eb ieten , w ozu sich die preu ß isch e E isen b ah n ­ v e rw altu n g leider noch im m er nich t h a t b e re it finden lassen.

F ü r die A bsatzverhältnisse ein er In d u strie ist h eu tzu tag e stets no ch d ie w eitere F ra g e w ichtig, ob sie k artelliert ist o d e r nicht. In allen deu tsch en S tein- u nd B raunkohlenrevieren ist h e u te d e r W e ttb e w e rb d e r einzelnen W e rk e un terein an d er in m ehr o d er w en ig er w eitg eh e n d em M aß ein g esch rän k t. In O berschlesien ist eine solche E insch rän k u n g am w en ig sten d u rc h g e fü h rt. W ä h ­ rend die and eren K ohlenreviere d u rch w eg in S yndikate z u sam m en g esch lo ssen sind, die ihren M itgliedern den V erkauf völlig aus d er H an d g en o m m en haben und ihn durch eine g em ein sam e Z en tralstelle b ew irk en lassen, ü b e rlä ß t d ie oberschlesische K ohlen-K onvention ihren M itgliedern d en V erk au f nach w ie v o r völlig selb stän d ig . Die M itglieder d e r K onvention sind lediglich v er­

pflichtet, bei ihren V erkäufen einen im V ertrag e festg esetzten M in d estp reis n icht zu u nterschreiten. Eine Ä n d eru n g dieses M indestpreises kann von d e r H au p tv ersam m lu n g jed erzeit m it einer bestim m ten M ehrheit beschlossen w erden, w as ab er n u r seh r selten vorkom m t. Z u dieser P reisv e re in b a ru n g tritt als z w e ite r und letzter G rundsatz d er oberschlesischen K ohlen-K onvention eine P ro d u k tio n s­

regelung. Die M itglieder haben sich vertraglich verflichtet, ihren H a u p tb a h n v e r­

sand in den G renzen zu halten, die von d e r H au p tv e rsa m m lu n g fü r jed es V ierteljahr beschlossen w erden. D er oberschlesischen K ohlen-K onvention, d ie nun schon seit 1890 b esteh t, g e h ö re n m it A usnahm e einer kleinen, g an z u n ­ b ed eu te n d en G ru b e alle oberschlesischen S tein k o h len b erg w erk e an, einschließ­

lich des Fiskus. D er F iskus h a t den g rö ß te n G ru b en b esitz in O b e rsc h le sie n

— h in ter ihm stehen rd. 17 vH d e r gan zen oberschlesischen F ö rd e ru n g —, und er ist dam it sow ohl innerhalb d e r K onvention als auf dem o b ersch le­

sischen K ohlenm arkte von au ssch lag g eb en d em E influß.

W as n un schließlich die geldlichen E rlö se des o b ersch lesisch en S tein ­ k o h len b erg b au es anlangt, so haben sich diese fü r die letzten 20 Ja h re w ie fo lg t g e sta lte t. Es b etru g d er D urch sch n ittserlö s fü r die T o n n e im J a h r e

1891 5,68 M 1901 8,45 M 1908 9,47 A4

1896 5,47 „ 1905 7,50 „ 1909 9,43 „

1900 7,48 „ 1907 8,87 „ 1910 9,10 „

Die D urchschnittserlöse sind also in d e n letzten 20 Ja h re n um 3,42 Al fü r die T o n n e g estieg en . Es g ib t Stim m en, d ie diese S teig eru n g als u n g e ­ w öhnlich hoch bezeichnen und d a fü r den K artellv erb an d des o b ersch lesi­

schen K o h len b erg b au es v eran tw o rtlich m achen w ollen. D iese M einung ist in­

dessen irrig ; denn auch die Selbstkosten sind in diesem Z eitrau m , und z w a r in g anz au ß ero rd en tlich er W eise, g estieg en . V e rg e g e n w ä rtig e m an sich doch, die U nsum m en, um die u n ser W irtsch aftsleb en durch die Z ölle auf la n d ­ w irtschaftliche E rzeugnisse v e rte u e rt w o rd en ist, u nd die sta rk e S te ig e ru n g d er A rbeitslöhne als F olge dieser V e rte u e ru n g ; die au ß ero rd en tlich e B elastung u n serer Industrie durch die soziale A rbeiterversicherung, die den B erg b au m ehr als alle and eren Industriezw eige trifft, da er im V erhältnis m ehr A rb eiter b e ­ sch äftig t als alle a n d e re n ; die von Ja h r zu J a h r w achsende Inansp ru ch n ah m e:

d e r Industrie, und h ier ebenfalls w iederum in allererster Linie d es B erg b au es, durch soziale S ch u tzm aß n ah m en ; und schließlich no ch die stark w achsende- B elastung von Industrie und B ergbau durch staatliche und k om m unale Steuern,

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— g an z ab g eseh en von d er starken V erteu eru n g d e r vom B ergbau g e b rau ch ten M aterialien, insbesondere des H olzes! Alles das m ußte do ch die S elbstkosten er­

h ö h en und n atu rg em äß , w enn nicht der B ergbau zum Erliegen kom m en soll, in den P reisen zum A usdruck kom m en. W ie hoch sich die S elbstkosten d e r priv aten oberschlesischen G ruben stellen, kann ich zahlenm äßig nicht an g eb en . W ohl a b e r g ib t die P reußische Berg- und Salinenverw altung in ihren alljährlich veröffentlichten B etriebsergebnissen M itteilungen ü b e r die S elb stk o sten d e r fiskalischen oberschlesischen G ruben, die als A nhalt auch fü r die S elb stk o sten steig eru n g d e r privaten G ru b en dienen können. H iernach b e tru g en die fiskalischen S elbstkosten für die T o n n e g e fö rd e rte r Kohle im Jah re 1893 4,00 M, 1908 8,08 M, sie sind also in diesem Z eitraum um 4,08 M /t g estiegen.. D em g eg en ü b er zeigen die D urchschnittserlöse des oberschlesischen R eviers von 1891 bis 1910 n u r eine Z unahm e von 3,42 M, und nim m t m an als Endzahl selbst den höchsten D urchschnittserlös, den O berschlesien b is­

h e r erzielt hat, den des Jah res 1908 m it 9,47 M, so b e trä g t auch dann d ie S teig eru n g nur 3,79 M /t, also w en ig er als die fiskalischen Selbstkosten. Die ü b erm äß ig hohen G ew inne, die m an dem oberschlesischen K ohlenbergbau häufig g en u g zuschreibt, g eh ö ren so m it in das Reich d e r D ichtung. Im m erhin ist ohne w eiteres anzuerkennen, daß seine G rundlagen kerngesund sind und auch fü r die Z u k u n ft eine stetig e E ntw icklung gew ährleisten, sofern eine seinen B edürfnissen entsprechende G estaltu n g d e r oberschlesischen K ohlen­

tarife eintritt.

(Schluß folgt.)

D I E A U S S C H A L T U N G D E S A R B E I T E R S D U R C H D I E M A S C H I N E .

E in e so zia lö K o n o m isch e S tu d ie m it b e so n d e r e r B erü ck sich tig u n g d er O w en S 'G la sfla sch en m a sch in e.

Von CARL ERGANG, DoKtor d er S ta a ts w is s e n s c h a fte n , Q uedlinburg.

Als am E nde des achtzehnten Ja h rh u n d e rts K önig D am pf dem britischen Inselreiche das Szepter d er w irtschaftlichen und politischen W eltm acht in die H an d g ed rü ck t hatte, g in g ü b er Lancashires F luren ein g o ld en er R egen h er­

nieder. Die Industrie erfreu te sich einer v o rh e r ung eah n ten Blüte, und die

„co tto n -lo rd s“ heim sten dank den E rfindungen W atts, A rkw rights und C art- w rights g ro ß en G ew inn ein. Ein B entham p red ig te das Evangelium des U tilitariertum s, dem d er englische U ntern eh m er nu r zu g ern lauschte.

Buchgewinn w ar die L osung, D am pfm aschine und S elfactor die W affe im w irtschaftlichen K am pf. Es w aren jene g o ld en en T ag e der britischen In ­ dustrie, als d eren H ero ld U re d er M itw elt und den kom m enden G eschlechtern die S egnungen des G ro ß b etrieb es pries, ohne dessen S chattenseiten zu sehen.

Und deren w aren g e n u g v o rh an d en ! M an w ar sich keiner sozialen V er­

antw ortlichkeit g e g e n ü b e r d er arbeitenden Klasse bew ußt, m ißbrauchte die A rbeiterschaft auf das schnödeste und schw ächte die V olkskraft durch w eitest­

g eh en d e A usnutzung d e r K inderarbeit. S elfactor und m echanischer W eb- stuhl h atten g anze Scharen von Spinnern und H an d w eb ern b rotlos gem acht,

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die je tz t ihre K lagen g e g e n die n eu e n A rb eitsm ittel rich teten , anstatt* um m it M arx zu reden, g e g e n ihre „gesellschaftliche E x p lo ita tio n sfo rm “ : es w aren die K inderkrankheiten d e r G ro ß in d u strie, die E n g lan d heim su ch ten un d auch das F estlan d nicht verschonten.

Schon frü h e r h atte d e r M erkantilism us seine Stim m e g eg e n die M aschine erhoben, die die A rb eiter b ro tlo s m ache und auf die S traß e setze. D er B er­

liner P o lizeip räsid en t Jo h an n A lbrecht P h ilip p i schrieb 1759 in seinem Buche

„ D e r v e rg rö ß e rte S ta a t“ : „Ich w ü ß te zum w ah ren B esten d e r M enschen nichts v o rteilh afteres zu ih rer U n terh altu n g zu w ünschen, als d aß durch ein W u n d e r die B uchdruckerkunst auf ew ig in die V erg essen h eit g e ra th e n m öchte, w eil alsdann in jedem S taate b ey n ah e soviel M enschen m eh r ihr B ro d t verdienen könnten, als anitzt in den D ruckereyen to d te B uchstaben g e fu n d e n w e rd e n “ . Als d e r sp ätere M erkantilism us seine B evölkerungspolitik zu rü ck treten lassen m u ß te g e g e n ü b e r dem S treben n ach g ü n stig e r H andelsbilanz, g a b m an die m aschinenfeindliche P olitik auf, um auf dem W eltm ärk te b e sse r g e rü ste te n W e ttb e w e rb e rn nicht nachzustehen !). A ber ein u n ein g esch rän k tes laisser-faire des S taates d er fo rtsch reiten d en G ro ß in d u strie g e g e n ü b e r zeigte sich als v e r­

d erb lich : das industrielle P ro letariat, ein Kind des K önigs D am pf, erh eisch te vo n d e r G esellschaft Schutz v o r den M iß h an d lu n g en seines sich um die A lim ente d rückenden E rzeugers. Alle „ B e ru h ig u n g s e n q u e te n “ d es englischen P arlam en ts k onnten das so ern ste M asch in en p ro b lem n ich t lö sen u n d die V o rw ü rfe g eg en die M aschine, sie w erfe den A rb eiter aufs P flaster, zu n äch st nicht entkräften. Ja, e rst sp ä te r noch e n tsta n d d er m o d ern en G ro ß in d u s trie d e r erb ittertste A n k läg er in K a r l M a r x , d e r ab e r n ich t im technischen F o rtsc h ritt selbst, so n d ern in sein er k ap italistisch en A n w e n d u n g sfo rm d a s g rö ß te Ü bel sah.

Ist d e r technische F o rtsc h ritt auch h eu te noch d e r F ein d des A rbeiters, o d e r h a t die G esellsch aft aus d e r geschichtlichen E n tw icklung g e le rn t? W elche sozialpolitischen M aßnahm en sind b ish er ergriffen w o rd en , u n d m it w elchem E rfo lg ? In w iew eit h a t die M aschine se lb st d as Ü bel g elin d ert, das sie d er A rb eitersch aft z u g e fü g t? D er E rö rte ru n g d ie se r F ra g e n soll die fo lg en d e U n tersu ch u n g g e w id m e t sein.

H ä tte Karl M arx m it sein er B eh au p tu n g d e r stän d ig w ach sen d en „ in d u s tri­

ellen R eserv earm ee“ u n d d e r zu n ehm enden V erelen d u n g d e r M assen R echt behalten, w ie g an z a n d ers w ü rd e sich uns die E n tw ick lu n g d e r In d u strie un d d e r gan zen V o lk sw irtsch aft h eu te d arstellen ! Die S tatistik le h rt uns aufs schlagendste, daß M arxens V orw urf, d ie M aschine w erfe d en A rb eiter aufs P flaster, in sein er V erallg em ein eru n g u n zu treffen d u n d ü b e rtrie b e n ist. In den letzten Jah ren k o n n ten w ir u n s ö fters eh er ü b e r einen M angel an g e ­ lern ten A rbeitern als ü b e r eine zu v e rb re ite te A rb eitslo sig k eit b ek lag en . In ungleich h ö h erem M aß als die B ev ö lk eru n g w uchs die Z ahl d e r A rb eiter g e ra d e in solchen G ew erb en , in d en en die M asch in e eine w ich tig ere Rolle spielt. N ach A dolf W e b e r (D er K am pf zw ischen K apital u n d A rb eit S. 22)

!) Ü ber die E ntw icklung d e r S tellu n g n ah m e d es S taates u n d d e r W issen ­ sch aft zum technischen F o rtsc h ritt vergl. m eine d o g m en g esch ich tlich e S tu d ie : U n tersu ch u n g en zum M aschinenproblem in d e r V o lk sw irtsch aftsleh re, R ück­

blick u n d A usblick. K arlsruhe 1911.

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h a t D eutschlands E inw ohnerzahl im Laufe des neunzehnten Jah rh u n d erts um 135 vH zu g en o m m en ; fü r P reu ß en erg ib t sich fü r die M etallverarbeitung und d ie Ind u strie d e r M aschinen und A pparate folgendes A nw achsen d er A rbeiter­

zah le n :

1849 1907 vH

M etallverarbeitung . . . . 27 324 737 478 2598 M aschinen und A pparate . . 43 665 518 506 1087 W o h er stam m t die außerordentliche Z u n ah m e?

Die neuen A rbeitsm ittel verlangen einm al zu ihrer A nfertigung m ehr A rbeitskräfte. So w ies z. B. Lueg auf d er H au p tv ersam m lu n g des V ereines D eu tsch er M aschinenbauanstalten darau f hin, daß die sich ü b erstürzenden N eu eru n g en bei G asm aschinen, D am pfturbinen und A utom obilen dem M a­

sch in en b au reichliche A rbeit z u g efü h rt haben. In d er H au p tsach e rü h rt je­

d o ch d e r außerordentliche A ufschw ung davon her, daß infolge d er M aschinen­

an w e n d u n g ein stark er P reisnachlaß d er m aschinell hergestellten E rzeugnisse ein g etreten ist. H ierdurch erw eitert sich d er V erbraucherkreis, denn jetzt können auch G esellschaftskreise m it kleinerem E inkom m en K äufer von E r­

zeugnissen sein, die v o rh er bei H erstellu n g von H an d fü r sie noch u n er­

schw inglich w aren. D iese w achsende N achfrage kann ab e r n u r m it H ülfe n eu er A rbeitskräfte befried ig t w erden.

Ein E rsatz des M enschen d urch die M aschine tritt a b e r n u r in b e ­ stim m ten G ew erb en ein, in den en die A rbeitsm aschine vorherrscht. Im T ra n s­

p ortw esen, einem d e r w ichtigsten A nw endungsgebiete d er g rö ß eren M aschinen, tritt d as m echanische A rbeitsm ittel an die Stelle von tierischer A n trieb k raft; in an­

d eren Industrien w ied er erm öglicht erst die M aschine A rbeiten, die die K raft des M enschen w eit übersteigen, so d a ß von einem „ E rsatz“ des A rbeiters keine Rede sein kann, ln ih rer G esam th eit betrachtet, h a t die A rbeiterschaft d a h e r sicher von d e r M echanisierung des P ro d u k tio n sp ro zesses keinen Schaden erlitten, sondern es ist im G egenteil die B eschäftigungsm öglichkeit in au ßerordentlichem U m ­ fange gew achsen. Z ieh t m an jedoch nich t die g esam te arbeitende B evölkerung, sondern ihre einzelnen Schichten u n d B erufsklassen in Betracht, so gew innt dieses so g ü n stig e Bild ein an d eres A ussehen. D er G rad d er Z unahm e der B eschäftigungsm öglichkeit ist einm al in den einzelnen G ew erben verschieden, und es w äre, um m it Schaffie zu reden, eine „ d e r historischen W a h rh e it ins G esicht schlagende S ch ö n färb erei“ , w ollte m an behaupten, daß in m anchen Z w eigen die A rb eitersch aft n u r w enig von den „ Ü b e rg a n g sw e h e n “ d e r tech ­ nischen E ntw icklung zu leiden h ä tte : auch heute noch b rin g t zuw eilen die M aschine ihr zeitw eilige N ot.

Ich sage ausdrücklich: „auch heute n o ch “ , und kann mich den L obrednern d e r m odernen T echnik nicht anschließen, die in dieser E rscheinung au s­

schließlich eine ökonom ische K inderkrankheit d er G ro ß in d u strie sehen w ollen.

W en n z. B. Lexis sagt, d e r technische F o rtsch ritt schalte heute w enig o d er keine m enschliche A rbeitskraft m eh r aus, da „die durch das M aschinenw esen b e d in g te U m g estaltu n g des P ro d u k tio n sp ro zesses in den K ulturstaaten nahezu vollständig vollendet sei“ , so b each tet er m. E. dabei zwei w ichtige U m stände nicht, einen technischen und einen ökonom ischen. Einm al ist die von ihm d am it b eh au p te te technische U nm öglichkeit w eiterer M echanisierung und U m w andlung d e r G ü tererzeu g u n g g arn ich t bew iesen, im G egenteil sind g era d e in den

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A B H A N D L U N G E N

letzten Ja h re n n eue E rfindungen so w o h l im G eb iete d e r Kraft- w ie auch d er A rbeitsm aschinen in g ro ß e r Z ahl au fg etau ch t, die, w ie sich G o ld stein tre f­

fend ausdrückt, in das w irtschaftliche Leben d u rch ihre u n ü b erseh b aren F o lg e ­ erscheinungen ein „irratio n ales M o m en t“ hin ein trag en .

A ber g a n z ab g eseh en von diesem technischen E influß sp rich t fü r eine M echanisierung d e r G ü te re rz e u g u n g g e ra d e in un seren T a g e n ein w irtsc h a ft­

licher G ru n d stark mit, die H ö h e d e r A rb eitslö h n e d e r H a n d a rb e it. V om w irt­

schaftlichen S ta n d p u n k t aus ist die M aschinenfrage m eistens eine R en tab ilitäts­

frage, d. h. in e rster Linie eine L o h n frag e. S tehen dem U n te rn e h m e r billige A rbeitskräfte in hin reich en d er M enge zur V erfü g u n g , so w ä re es u n ratio n ell (ab g eseh en natürlich von einer etw aigen h ö h eren G en au ig k eit o d e r besseren B eschaffenheit d e r M aschinenarbeit), g rö ß e re K apitalien in M aschinen fest­

zulegen. Ein g u te s Beispiel b ietet sich uns h ierfü r im sü d afrik an isch en G ru b e n ­ bezirk d a r: solange d o rt die billige K uliarbeit zu haben ist, w ird die M a­

schine n u r eine g erin g e Rolle spielen. W ie S o m b art uns ü b e r die n o rd a m e ri­

kanische K onfektionsindustrie berich tet, fand d o rt in den ach tz ig er Ja h re n des neunzehnten Ja h rh u n d e rts s o g a r eine R ückkehr vom zen tralisierten m a ­ schinellen G ro ß b e trie b zur dezen tralisierten H a n d a rb e it im H eim d es A r­

beiters statt, als sich E inw anderer, m eistens östlich er H erk u n ft, in g ro ß e r Zahl zur A rbeit an b o ten und d am it ein D ruck auf die L öhne einsetzte.

Solche Fälle w erd en jed o ch h eu te in den T a g e n d e r w ach sen d en K raft d er A rb eitn eh m ero rg an isatio n en A usnahm en se in ; w ir haben d a h e r m it einem Steigen d e r Löhne zu rechnen. Ih r A nteil an den G esam tk o sten d e r P ro ­ duktion nim m t in solchem M aße zu — um diesen relativ en A nteil, nich t um die absolute H ö h e h an d elt es sich —, d aß vom S tan d p u n k te des U n tern eh m ers aus die A n w en d u n g von M aschinen in im m er erh ö h tem M aße g e b o te n erscheinen w ird. Solange dieses Steigen anhält, ist d a h e r m it S ich erh eit eine w e ite r w achsende M echanisierung d es A rb eitsp ro zesses zu erw arten . N och ein a n d e re r w irtschaftlicher G ru n d w irk t in derselben R ich tu n g : d e r A rb e ite r v erleih t heute oft seinen F o rd eru n g en durch E instellung d e r A rb eit einen dem U n tern eh m er u n erw ü n sch ten N achdruck. K ann d e r U n te rn e h m e r diese G e­

fa h r durch V errin g eru n g d er m enschlichen A rb eit ausschalten, so w ird d u rch Schw ächung d e r S treik g efa h r d e r P ro d u k tio n sp ro z e ß an S tetig k eit g ew in n en . Alle diese E rscheinungen trag en d a h e r d azu bei, daß g e ra d e h e u t in erh ö h tem M aße die M öglichkeit w eiterer M echanisierung d e r G ü te re rz e u g u n g v o rlieg t.

W ie w ir oben sahen, is t jed o ch die g esam te N ach frag e nach m enschlichen A rbeitskräften stark g e w a c h se n ; es kann also in g rö ß e re m U m fan g e keine A usschaltung, Bondern n u r eine U m schichtung d e r A rb eitersch aft vo r sich g eh en . W ie K äm m erer in seinen ausgezeichneten U n tersu ch u n g en n ach w eist, tritt die M aschine m eistens an die Stelle d e r u n g elern ten H a n d arb eit, da g e ra d e die Löhne d ieser Schichten in solchem M aße g e stie g e n sind, d aß ihre E rse tz u n g durch die M aschine m it w enigen q ualifizierten A rb eitsk räften fü r den U n ter­

n eh m er nützlich w ird. D a es jed o ch d ieser A rb eitersch ich t v e rh ä ltn ism ä ß ig leicht sein w ird, sich bald in ein an d eres ih rer b ish erig en T ä tig k e it v e r­

w an d tes G e b ie t einzuarbeiten, so kann h ie r die M aschine n u r zeitw eilige N ot bringen. G anz an d ers jedoch beim g elern ten A rb e ite r: die verzw eifelte Lage d e r englischen T ex tilarb eiter, die aus den B laubüchem des P arlam en ts und aus G askells und, E n g els’ Schilderungen zu uns spricht, zeigt, d aß hier

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d ie N o t keine v o rü b erg eh en d e w ar, d aß die E rfindungen A rkw rights und C a rtw rig h ts bittere F ein d e d er arbeitenden Klasse w aren, denen diese nicht g ew ach sen sein konnte. S elbst ein G o eth e stand diesem P roblem resig n iert g e g e n ü b e r! H ab en auch w ir heute noch G rund zu solchem Pessim ism us?

D er M erkantilism us v erb o t schlankw eg die neuen A rbeitsm ittel, die der B evölkerungs- und dynastischen Finanzpolitik g efährlich zu w erden drohten.

N och in unseren T ag en lehnen sich E igenbrödler, w ie M orris und Ruskin, au s R egungen einer altväterhaften Ä sthetik g eg en die angeblich kulturw idrige T echnik auf und w ollen ih re Z eit um h u n d ert Ja h re zurückschrauben in jen es idyllische Zeitalter, da noch kein F ab rik sch lo t in die Lüfte ragte und a n sta tt der fauchenden L okom otive das P o sth o rn das Land m it einem m elo­

d ischeren Klang erfüllte. Ü ber solche ästh etisieren d e E insiedler g e h t jedoch d ie Technik zur T a g e so rd n u n g über, indem sie sich ih rer ästhetischen und kulturellen W erte b e w u ß t ist.

H eu te w ollen w ir nicht m ehr m it S taatsverboten dem R ade d e r fo rt­

sch reite n d en T echnik in die Speichen g re ife n ; es kann sich vielm ehr n u r d aru m handeln, festzustellen, auf w elchem W ege dieser sozialpolitisch un er­

w ünschten N ebenw irkung d er M aschine, der A usschaltung g elern ter A rbeiter, d en en ein Ü b erg an g zu einem anderen Beruf n u r schw er o d er g arn ich t m öglich ist, m it dem besten E rfolg en tg eg e n zu treten ist. Die M ittel hierzu lassen sich nach drei G esichtspunkten unterscheiden, je nachdem sie von den A r ­ b e i t e r n selbst, den U n t e r n e h m e r n o d er den ö f f e n t l i c h e n K ö r p e r ­ s c h a f t e n zur A nw endung g e b ra c h t w erden.

In den K indertagen d e r G roßindustrie bediente sich der brotlos g ew o rd en e A rb eiter d e s d en k b ar d rastischsten K am pfm ittels g eg en den v erhaßten eisernen W e ttb e w e rb e r: er zerschlug Spinnm aschine und W ebstuhl. W ie seh r m an sich in d e r industriellen W elt d aran g e w ö h n t hatte, m it solchen A rbeiterrevolten zu rechnen, g e h t schon daraus hervor, daß B entham sein ursprünglich n u r für die A nlage von G efängnissen erdachtes P anoptikon-System allen E rnstes auch f ü r T extilfabriken vorschlug, m it d er B egründung, diese G e b äu d ean o rd n u n g sei b esser g eg e n anrückende V olksm assen zu verteidigen. Politische u nd g ew erkschaftliche E rziehung lehrten jedoch die A rbeiterschaft, daß sich mit diesen D onquichoterien der technische F o rtsch ritt nicht aufhalten läßt. M an verzichtet d ah er auf solch rohes K am pfm ittel und sucht die Fabrikanten durch Streiks zur A ufgabe d er neu en M aschinen zu veranlassen, eirf V erfahren, dessen sich b eso n d ers die englischen T ra d e U nions bedienten. Es lassen sich dabei zw ei S tadien u n tersch eid en : S uchte m an anfangs durch A rbeits­

einstellung die E inführung n e u e r M aschinen ü b e rh a u p t zu hintertreiben, so b eg n ü g te m an sich sp ä te r dam it, d u rch d en Streik bessere A rbeitsbedingungen a n den neuen P ro d u k tio n sm itteln zu erkäm pfen und so am M ehrgew inn d e s U nternehm ers teilzunehm en.

M it fo rtsch reiten d er gew erk sch aftlich er E rziehung und dem A ufkom m en sta rk e r A rb eitg eb erv erb än d e lernte m an jedoch einsehen, daß d e r Streik eine zw eischneidige W affe ist u n d dem bekäm pften U nternehm ertum oft w eniger sc h a d e t als d e r eigenen G ew erkschaftskasse. M an g reift d ah er lieber zu e in e r w en ig er kostspieligen W affe, dem „ C a ’canny“ (schottisch: „ n u r im m er h ü b sch lan g sam !“ ), d. h. d er A rbeiter h ält auf V eranlassung sein er O rg an i­

sa tio n m it d er vollen A rbeitskraft zurück und zw ingt so den F ab rik an ten ,

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m ehr L eute einzustellen, als bei rich tig er A u snutzung d e r P ro d u k tio n sm itte l erforderlich g ew esen w ären, w o d u rch vo r allem die von d e r G ew e rk sc h a ft an A rbeitslose zu zahlenden E n tsch äd ig u n g en g e rin g e r w erd en . D er R ück­

schritt d er englischen In d u strie g e g e n ü b e r d em W e ttb e w e rb e N o rd a m e rik a s und D eutschlands auf dem W eltm ärk te kann zu einem gew issen G rad e d ie se r C a’canny-Politik d e r britischen A rb eitersch aft zu g esch rieb en w erd en , w enn er sich auch in d e r H au p tsa c h e auf die teilw eise R ü ck stän d ig k eit des en g li­

schen U n tern eh m ertu m s zurückführen lassen d ü rfte.

Jed en falls sch äd ig t auch d ieser passive W id e rsta n d die In d u strie u n d schw ächt ihre W e ttb e w e rb fä h ig k e it dem A uslande g e g e n ü b e r. D am it v er­

letzt jedoch d er A rb eiter d ie In teressen seines G ew e rb e s un d d am it auch seine eigenen. H a t er ab er e rst einm al eingesehen, daß je d e r K am pf g eg e n den technischen F o rtsch ritt, in w elchen F o rm en e r im m er g e fü h rt w erd en m ag , d er A rbeiterschaft selb st n u r nachteilig sein kann, so w ird er seine T ak tik ändern. Er w ird nicht m ehr g eg en , so n d ern um die technischen V e rb e sse ru n g e n käm pfen und auf friedlichem W eg e sein e In teressen durch tarifliche R eg elu n g zu w ahren suchen. A llerdings m uß zu g estan d en w erd en , daß diese A rt d e r S tellungnahm e g e g e n ü b e r d e r M aschine eine se h r ho h e S tufe von p o litisc h e r u nd g ew erk sch aftlich er E rkenntnis zur V o rau ssetzu n g h a t un d d a h e r h e u te e rst in solchen G ew erb en erreich t ist, die sich ein er b e so n d e rs stra ffe n D is­

ziplin erfreuen. Ein typisches B eispiel d a fü r b ie te t uns d as B u ch d ru ck g ew erb e in seinem V erh alten bei E in fü h ru n g d e r S etzm aschine, die m an n ich t v o n v ornherein ablehnte, so n d ern w obei m an sich n u r b em ü h te, sich d u rch d e n T arif v o r B enachteiligung zu s c h ü tz e n 2). Ein beim A uftau ch en d e r n eu e n E rfindung g e m ac h ter V orschlag, d e r M aschine d en E in g a n g m it G e w a lt zu v ersperren, w u rd e von d er G e w erk sch aftsp resse m it d e r B em erkung zurü ck ­ gew iesen, ein so reak tio n äres T u n p asse nicht fü r auf d e r H ö h e d e r Z e it steh en d e A rb e ite r; „ d e ra rtig e s kon n te m an w o h l frü h e r von u n o rg a n isie rte n A rbeitern e rw a rte n “ . M an sieht, d er o rg an isierte B uchdrucker ist sich b e­

w ußt, daß noblesse o b lig e : d e r A rb e ite ra risto k ra t d arf nicht zu einem M ittel greifen, d a s einem „black leg “ vielleicht noch an steh en w ü rd e. W ie im ü brigen d e r T arif die A rb eit an d e r M aschine reg elt, un d w ie P rin z ip a l u n d G ehilfe sich friedlich schiedlich ü b e r d ie N u tzb arm ach u n g des tech n isch en F o rtsch rittes einigten, das ein g eh en d h ier zu b eh an d eln , w ü rd e zu w eit f ü h r e n ; es sei d a h e r auf die an g eg eb en en Schriften von B eyer u nd B aensch verw iesen.

F ü r d en o rg an isierten A rb eiter ist jedoch d e r T a rif n ic h t d as e in z ig e M ittel, sich geg en sozialpolitisch u n erw ü n sch te N e b en ersch ein u n g en d e r Ein-i fü h ru n g n e u e r M aschinen zu schützen, so n d ern m an b e m ü h t sich — a u c h hierin können die B uchdrucker an d e re n G ew erb en als V orbild h in g e s te llt w erd en —, durch A rb eitslo sen u n terstü tzu n g , R eiseg eld er u nd A rb e itsn a c h w e is dem einzelnen B erufsgenossen, dem eine fü r das g an ze G e w e rb e w o h ltä tig e N eu eru n g S chaden brachte, helfend zur S eite zu steh en . Kurz, ein so lc h e s V erhalten d e r A rbeiterschaft, m ag sie nun selb stän d ig o d e r im V erein m it den A rbeitg eb ern Vorgehen, z e u g t nich t m eh r von M aschinenfeindlichkeit.

2) N äh eres h ierzu vergl. b e i: Beyer, D ie volk sw irtsch aftlich e u n d sozial­

p olitische B ed eu tu n g d e r E in fü h ru n g d e r S etzm aschine im B u ch d ru c k g e w e rb e . K arlsruhe 1910. — Baensch, D ie N eu eru n g en in d e r T a rifg e m e in sc h a ft det.- d eu tsch en B uchdrucker. K arlsruhe 1908.

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Z eigte sich bei E inführung d e r Setzm aschine ein Fall gem einsam en H a n ­ d elns von P rinzipalen u n d G ehilfen, so b ietet sich in den V orgängen bei d er A n w en d u n g d er O w ens-G lasflaschenm aschine ein Beispiel fü r e i n s e i t i g e sozialpolitische S chutzm aßregeln des U n t e r n e h m e r t u m s . D iese durch den A m erikaner O w ens erfundene M aschine, m it d e r täglich durchschnittlich 15000 F laschen h erg estellt w erden können, leistet die A rbeit von 75 G lasbläsern, v erlan g t jedoch zu ihrer B edienung (m it B erücksichtigung des Schichtw echsels) n u r 4 A rbeitskräfte. Da sich in d e r technischen und n ationalökonom ischen L iteratu r n u r v erstreu te M itte ilu n g e n 3) ü b er die M aschine finden, sei h ier N äh eres ü b er sie und die V o rg än g e bei ih rer E inführung berichtet. Ü ber ihren E influß auf die Industrie und die Lage d e r A rbeiter liegen b isher noch nicht so gen au e E rgebnisse vor, d aß aus ihnen endgültige Schlüsse g ezo g en w erden könnten, da sie e rs t v o r ku rzer Z eit e in g efü h rt w o rd en ist und sich, wie unten n äh er a u sg efü h rt w erden w ird, n u r langsam v erbreitet.

E he eine B eschreibung d e r neuen M aschine g eg eb en w ird, sei kurz das bisherige A rbeitsverfahren geschildert, das g ro ß e F e rtig k e it und körperliche A u sd au er vom G lasbläser v e rla n g t4). D urch w iederholtes E intauchen der

„ P fe ife “ in die im R egenerativofen geschm olzene G lasm asse w ird vom A rbeiter eine zur H erstellung des zu erzeugenden G laskörpers ausreichende M enge G las aufgenom m en. D arau f w ird durch kurzes E inblasen von L uft d ie innere H ö h lu n g v orgebildet, die G lasblase w ird in d er P feife in eine flache schalen­

artig e F orm ein g eleg t u nd e rh ält durch D rehen und Pressen eine vorläufige G estalt. Z u r E rreichung d er langgestreckten Flaschenform läß t m an den noch ro h g estalteten G lask ö rp er sich u n ter seinem eigenen G ew icht strecken. S o­

dan n w ird er in eine F o rm m it d en endgültigen A bm essungen ein g eh ä n g t und darin bis zur vollen A usfüllung aufgeblasen. Ein se h r g e ü b te r F laschen­

m acher kann auf diese W eise in einer Schicht bis zu 200 Flaschen anfertigen.

D ieses V erfahren h a t sich seit Jah rh u n d erten , ab g eseh en von V erb esseru n ­ gen d e r Ö fen, n ich t w esentlich g eän d ert. E rst seit etw a 20 Ja h re n ist man bem üht, auch hier die m enschliche H an d auszuschalten, o d er ihr nach M ög­

lichkeit die A rbeit zu erleichtern. Die E rfindungen von B ouche, Severin, H ilde u. a. v erfo lg en alle d iesen Zw eck, b ed eu te n ab e r no ch keinen allzu­

g ro ß e n E rfolg, da sie g u t g esch u ltes B edienungspersonal verlangen un d ihre L eistu n g sfäh ig k eit sich auch n u r auf 1500 bis 2000 F laschen täg lich b e ­ läuft, bei gleichen o d e r s o g a r noch h öheren H erstellkosten w ie beim H an d b etrieb . E rst d er aus dem G lasm ach erstan d e h erv o rg eg an g en e am eri­

kanische In g en ieu r O w ens h a t d urch seine geniale E rfindung die A ufgabe gelöst, eine w irklich selb sttätig arb eiten d e M aschine — o d e r b esser eine kom binierte M aschinenw anne — zuschaffen, d ie u n ab h ä n g ig von d er M enschen­

hand die F lasch e von A nfang bis zu E nde herstellt.

Die A n fertig u n g d e r F laschen m it d e r O w ens-M aschine vollzieht sich wie fo lg t: D as G em en g e w ird in eine Siem enssche Schm elzw anne ein g eleg t un d u n u n terb ro ch en geschm olzen. A us d ie se r W anne fließ t das G las in einen L äu teru n g srau m und w ird alsdann aus ihm durch eine Rinne in eine etw as tiefer steh en d e ziemlich flache run d e „ D re h w a n n e “ (revolving tank) von etw a an d erth alb M eter D u rchm esser ü b erg eleitet, die auf einem eisernen G estell

3) s. Z. 1908 S. 1218.

4) V ergl. Stahl und Eisen 1908 Nr. 28.

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A B H A N D L U N G E N

langsam um ihre A chse g e d re h t w ird. A us dieser D reh w an n e entnim m t die F laschenblasm aschine das G las, und zw ar infolge des D reh en s so, d aß die E ntnahm estelle fo rtw ä h re n d w echselt. O b erh alb d e r D reh w an n e b e fin d e t sich eine Schutzw and, die n u r d en kleinen, fü r die E n tn a h m e des G lases in Be­

trach t k om m enden T eil sich tb ar w erd en läßt.

N eben d e r D reh w an n e s te h t die F lasch en b lasm asch in e ü b e r ein er g e ­ m au erten G rube, auf d e r sie durch ein S teu errad u nd einen H eb el, die beide durch einen einzigen M ann b ed ien t w erden, rü ck w ärts und v o rw ärts sow ie h ö h er und tiefer b e w e g t w erd en kann, ln d e r M itte d e r G ru b e s te ig t ein R ohr em por, das d e r M aschine einen L u ftstrom zuführt.

Die B lasm aschine selb st b e ste h t aus einem vielarm igen G estell, d as sich langsam um die senkrechte A chse d re h t. N eb en ein er R eihe von w en ig er w ichtigen V orrichtungen e n th ält es 6 V o rfo rm en un d 6 H a u p tfo rm e n . Je eine V orform un d eine H a u p tfo rm g e h ö re n zusam m en un d b ew e g e n sich, w äh ren d sich das G estell gleichm äßig w ag e re c h t d reh t, an b ew eg lic h en A rm en auf L eitschienen auf- und ab w ärts. O b erh alb d ie se r L eitschienen sind noch feststeh en d e R inge au s F lacheisen v o rh an d en , an d en en N asen a n g e b ra c h t sind, d ie beim V o rb eig eh en d e r F o rm en durch Ö ffnen von V entilen P re ß lu ft ein- treten lassen und d am it d as A ufblasen d e r G lasm asse in die F o rm hinein b e ­ w irken. Die T e m p e ra tu r d e r M aschinenteile w ird teils d u rch G asflam m en, teils durch a u sströ m en d e L uft gereg elt.

Die H erstellu n g einer F lasche b eg in n t d am it, d aß die sich lan g sam d reh en d e F laschenblasm aschine m it dem u n te re n T eil einer V orform die O berfläche d er G lasm asse in d e r W an n e b e rü h rt und langsam e in ta u c h t; in diesem A ugenblick w ird die in d e r V orform befindliche L uft von o ben a b g ezo g en , die flüssige G lasm asse tritt in die nun leere V o rfo rm ein u n d fü llt sie vollkom m en aus. Die V orform ist so ein g erich tet, daß sie g e n a u die zur H erstellu n g d er b etreffen d en F lasch en so rte erfo rd erlich e M en g e G las au f­

nim m t, un d zw ar in einem m assiven länglichen Stück (G laskern), an dem ob en b ereits die äu ß e re F o rm d e r M ü n d u n g erscheint. D ie V o rfo rm h e b t sich aus d e r D reh w an n e w ie d e r em por, d arau f sch läg t se lb sttä tig ein eiser­

nes M esser u n te r ihr h in w eg und nim m t v o rste h e n d e G lasreste fort.

Indem die M aschine sich langsam w eiter b ew eg t, ö ffn et sich die V orform , un d die gleichzeitig von ob en ein treten d e P re ß lu ft bew irkt, d aß von dem in­

neren T eil des G lask ern es u n ten G lasm asse au stritt, die den B oden v o rb ereitet.

Die zw eiteilige V orform b e w e g t sich nun zurück, d e r G lask ern sc h w e b t fü r einen A ugenblick, an dem K opfteil h än g en d , frei, w ird a b e r gleich durch einen sich von u n ten h eran sch ieb en d en B oden g e h a lte n ; es sch ließ t sich dann, v o n unten au fsteig en d , um den m assiven K ern herum d ie zw eiteilige H a u p t­

form an den Boden an. D iese H a u p tfo rm en tsp rich t dem ä u ß e re n U m fan g e d e r herzu stellen d en F lasche in d erselb en W eise w ie die b ish e r g e b rä u c h ­ lichen B lasform en. N un w irkt von oben P re ß lu ft auf den G laskern ein, und die G lasm asse nim m t allm ählich die d u rch die F o rm v o rg esch rieb en e F la sc h e n ­ g e sta lt an. Es ö ffn et sich alsdann die H a u p tfo rm und g e h t zurück, die F lasche w ird frei, u nd durch eine se h r sinnreiche H eb elw irk u n g w ird d a ra u f die fertig e F lasche k o p fü b e r in einen T ric h te r g e leg t, dessen u n te re Ö ffn u n g g e ra d e w eit g e n u g ist, um sie d u rchzulassen. Die F lasch e g leitet alsdann m it d e r M ü n d u n g nach u n ten in eine eiserne H ülse, in d e r sie h än g en bleibt. D iese H ülse ist

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m it m eh reren and eren vereinigt, die sich d er Reihe nach füllen und so d an n sto ß w eise langsam ü b e r einen B unsenbrenner h in w eg g efü h rt w erden. Ü ber den vier Ö ffnungen d es B renners, aus denen Flam m en von verschiedener T em ­ p e ra tu r ausström en, w erden die F laschenm ündungen w ied er a n g ew ärm t und g ew isserm aß en im F e u e r poliert, so daß alle U nebenheiten, N ähte usw . am K opfe völlig verschw inden. Die Flaschen erscheinen dann von oben bis u n ten gleichm äßig d u rch w ärm t und w erden durch einen B edienungsm ann zu m ehreren Stücken mit einem G riff au frecht vor den g anz in d e r N ähe be­

findlichen K ühlofen auf einer T o n p latte aufgestellt. Von hier aus trä g t sie ein zw eiter A rbeiter, d e r zugleich den K ühlofen beaufsichtigt, gleichfalls par­

tienw eise in diesen hinein, w o sie au frech t stehend eine so g en an n te K ühlbahn d urchlaufen.

Die F laschenblasm aschine w ird durch elektrische K raft angetrieben, 3 PS g e n ü g e n ; sie arb eitet ganz geräuschlos, man h ö rt n u r das Fallen d e r Flaschen auf den T richter. Die M aschine d re h t sich in 20 Sekun­

den einm al um ihre A chse; w äh ren d einer U m drehung w erden 6 Flaschen fertig, so daß u n g efäh r 18 Stück (je nach d e r G rö ß e d e r Flaschen m eh r o d e r w eniger) in d er M inute h erg estellt w erden. Eine in Sinzig a. Rh. arb eiten d e O w ens-M aschine stellt in d er M inute 18 A pollinaris-Flaschen her. Die durch ­ schnittliche T ag esleistu n g kann m it 15000 Flaschen an g esetzt w erden, zu der, w ie schon an gegeben, m it B erücksichtigung des Schichtw echsels vier M ann B edienung n ö tig sind. Um im H an d b etrieb die gleiche M enge herzustellen, sind 75 G lasb läser und etw a 15 H ülfspersonen erforderlich.

D er E uropäische V erband d er F laschenfabriken kaufte die O w en s-P a­

tente fü r 12 M illionen M für die ganze Erde m it A usnahm e d er V ereinigten S taaten, M exikos, K anadas, Jap an s und C hinas an und setzte, um die ung ü n sti­

g e n W irk u n g en fü r die A rbeiterschaft abzuschw ächen, fest, daß die M aschinen n u r allm ählich ein g efü h rt w erden dürfen. Bis A nfang D ezem ber 1910 sind bei M itgliedern des V erbandes 17 M aschinen aufgestellt w orden, außerdem h a t die A pollinaris-C o. deren 5 teilw eise im B etrieb und zum T eil bestellt. Eine schnellere V erb reitu n g d e r neuen M aschinen v erh in d ert auch ih r h o h er An­

sch affu n g sp reis (35000 M ); kleinere H ü tten können sie sich — abgesehen von den h ohen K osten — sch w er leisten, da sie M assen erzeu g u n g verlangt, um ertrag b rin g en d zu sein. Eine V erbilligung d er m aschinell hergestellten F laschen dü rfte vorläufig noch nicht zu erw arten sein, da die g ro ß en zur T ilg u n g nötigen Sum m en den durch V errin g eru n g d er anderen K osten er­

zielten G ew inn verschlingen. Die K äufer w erden d ah er in d er nächsten Z eit kaum V orteile von d e r O w ens-M aschine haben.

W ie ä u ß e rt sich ab er ihr Einfluß auf die P ro d u k tio n und die Lage d er A rb eitersch aft? Sicher w ird, w enn die M aschine erst län g er im B etrieb und allgem einer e in g efü h rt sein w ird, d er dann einsetzende N achlaß d er F laschen­

preise (falls keine P reisv erab red u n g en geschlossen w erden sollten!) die klei­

neren H ü tten , denen die A nschaffung d er M aschinen nicht möglich ist, zur S tillegung d e s B etriebes nötigen, d. h. die K onzentration d er F laschenindustrie in einigen G ro ß b etrieb en w ird eintreten. F ü r die H ütten, die m it d e r F laschen­

blasm aschine arbeiten, erg ib t sich auf dem L ohnkonto eine g ro ß e E rsp ar­

nis, da, w ie schon bem erkt, 4 A rbeiter m it d e r M aschine das gleiche E r­

zeugnis liefern w ie frü h er 75. T eilw eise w erden jedoch diese E rsparnisse 3

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