• Nie Znaleziono Wyników

Glückauf, Jg. 52, No. 37

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Glückauf, Jg. 52, No. 37"

Copied!
20
0
0

Pełen tekst

(1)

GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 3 7 9 . S e p tem b e r 1 9 1 6 5 2 . Jahrg.

Zeichnet die fünfte Kriegsanleihe!

D er K rieg ist in ein entscheidendes S tadium getreten. D ie A nstrengungen dei F ein d e haben ih r H öchstm aß erreicht. Ihre Zahl ist noch größer gew orden. W eniger als je dü rfen D eu tschlands K äm pfer, d rau ß en wie d rin n en , jetzt nachlassen. N och m üssen alle K räfte, angespannt bis aufs Ä ußerste, eingesetzt w erden, um u n ersch ü ttert festzustehen, wie bisher, so auch im T o b en des nahenden Endkam pfes. U ngeheuei sind die A nsprüche, die an D eutschland gestellt w erden, in jeglicher H insicht, aber ihnen m uß genügt w erden. W ir m üssen Sieger bleiben, schlechthin, auf jedem

* G eb iet, m it den W affen, m it der T ech n ik, m it der O rganisation, nich t zuletzt auch m it dem G eld.

D aru m darf h in ter dem gew altigen Erfolg d er frü h e m K riegsanleihen der - der fü n fte n -n ic h t Zurückbleiben. M eh r als die bisherigen w ird sie m aßgebend w erden für die fernere D au er des K rie g e s ; auf ein finanzielles Erschlaffen D eu tschlands setzt d er F eind große E rw artungen. Jedes Z eichen d er E rschöpfung bei uns w ürde seinen M u t beleben, den K rieg verlängern. Zeigen w ir ihm unsere un v erm in d erte S tärke un d E ntschlossenheit, an ih r m üssen seine H offnungen zuschanden w erden.

M it R änken u n d K niffen, m it R echtsb rü chen u n d Plackereien fü h rt d er F ein d den K rieg, H euchelei u n d L üge sind seine W affen. M it h arten Schlägen an tw ortet d er D eutsche. D ie Z eit ist w ieder da zu n eu er T a t, zu neuem Schlag. W ieder w ird ganz D eutschlands K raft u n d W ille aufgeboten. K einer darf fehlen, jeder m uß beitragen m it allem, was er hat u n d geben kann, daß die n eue K riegsanleihe w erde, was sie u n b ed in g t w erden m uß:

Für uns ein glorreicher Sieg, für den Feind ein

vernichtender S ch lag!

(2)

766 G l ü c k a u f N r . 37

Zum hundertfüriizigjährigen Bestellen der Königlich Sächsischen Bergakademie zu Freiberg.

V on Geh. B e rg ra t P ro fesso r D r. E . P a p p e r i t z , F re ib e rg (Sa.).

Am 29. Ju li 1916 feierte die w eithinbekannte alte Freiberger Hochschule ihr hundertfünfzigjähriges J u ­ biläum . M it R ücksicht auf den gewaltigen E rn st der eisernen Zeit h a tte m an davon abgesehen, ein Jubelfest zu veranstalten, wie es in Friedenszeiten geplant war.

Ein großes F est, das w eite Kreise von F reunden und Gönnern der Hochschule um spannt h ätte, w ar u n ter den heutigen V erhältnissen unmöglich.- Auch die studentische Fröhlichkeit m it Kommers, m it Schlägerklang und heiterer Lieder Schall konnte sich nicht entfalten.

A nderseits h ä tte aber eine Verschiebung der hohen B edeutung des Gedenktages nicht entsprochen. Das hundertjährige Jubiläum im Ja h re 1866 w ar ebenfalls in eine Kriegszeit gefallen. D am als verschob m an die Feier auf das folgende J a h r; aber die politischen Zeit­

ereignisse verwischten den E indruck des bedeutsam en akadem ischen Ereignisses auf die M itwelt. .Man be­

gnügte^ sich daher diesmal m it einer E r i n n e r u n g s ­ f e ie r in der schlichten Form eines akadem ischen h estak tes in der Aula und verband dam it die Einweihung des jetzt vollendeten neuen Mineralogisch-Geologischen In stitu ts.

D ie G e d e n k f e ie r .

Von herrlichstem Som m erw etter begünstigt, nahm die Gedenkfeier einen glücklichen, durch ihren In h a lt denkwürdigen und sehr eindrucksvollen Verlauf.

V a s ihr die besondere W eihe gab, w ar die Gegenwart des Allerhöchsten Schutzherrn der Hochschule, Seiner M ajestät des K ö n ig s F r i e d r i c h A u g u s t, der in huld­

voller Gesinnung die Bergakadem ie durch neue G naden­

beweise auszeiclmete. Auch die Anwesenheit einer großen Zahl hoher E hrengäste, d aru n ter vieler Hochschul­

rektoren, die im Schm uck ihrer A m tsketten erschienen waren, gab dem festlichen Akt ein glanzvolles, würdiges Gepräge.

Die alte B ergstadt Freiberg, an die sich die E r­

innerungen an die B lütezeiten des sächsischen Berg- und Hüttenw esens knüpfen, p rangte im bu n ten Festschm uck der Fahnen. D as altersgraue S tam m haus der B ergaka­

demie, an dessen P forte der König vom derzeitigen R ektor, Professor G a lli, und dem Prorektor, Professor Dr. K o lb e c k , ehrerbietig begrüßt wurde, w ar m it F ahnen und frischem, golddurcliflochtenem Grün ge­

schm ückt. In der Vorhalle b rach te die kleine Schar der in Freiberg anwesenden S tudenten, an ihrer Spitze m it der Akadem iefahne eine Abordnung des Verbandes der Studierenden in ihrer historischen F e sttra c h t dem Könige ein begeistertes »Glückauf« dar.

Im Gefolge des Königs befanden sich außer Hof­

w ürdenträgern der S ta ats- und Finanzm inister v o n S e y d e w itz und der M inisterialdirektor Geheimer R a t Dr. W a h le . Vom Finanzm inisterium , dem die Bergakadem ie u n tersteh t, waren ferner erschienen Ge­

heim er F in an zrat D r. K r e t z s c h m a r , Geheimer B ergrat F i s c h e r , Geheimer B au rat C a n z l e r u. a. Alle säch­

sischen Hochschulen: die U n i v e r s i t ä t L e ip z ig , die

T e c h n i s c h e H o c h s c h u l e D r e s d e n , die T i e r ä r z t ­ l i c h e H o c h s c h u l e D r e s d e n un d die F o r s t a k a d e m i e T h a r a n d t h atten ihre R ektoren"zu der F eier entsandt.

Ebenso waren die m it m ontanistischen Abteilungen aus­

gestatteten T e c h n i s c h e n H o c h s c h u l e n zu B e r l in , A a c h e n und B r e s l a u , die B e r g a k a d e m i e n zu B e r l i n und C l a u s t h a l , die österreichischen M o n t a n i s t is c h e n H o c h s c h u l e n L e o b e n und P r i b r a m und die un­

garische F o r s t - u n d B e r g a k a d e m i e S c h e m n itz . vertreten. U nter den E hrengästen befanden sich ferner der O berbürgerm eister der S t a d t F r e i b e r g sowie Ver­

tre te r des V e r e in s d e u t s c h e r I n g e n i e u r e in Berlin, des V e r e in s d e u t s c h e r E i s e n h ü t t e n l e u t e in Düssel­

dorf, der G e s e l l s c h a f t D e u t s c h e r M e t a l l h ü t t e n - u n d B e r g l e u t e in Berlin, des V e r b a n d e s D e u t s c h e r D i p l o m - I n g e n i e u r e und des M i t t e l e u r o p ä i s c h e n V e r b a n d e s a k a d e m i s c h e r I n g e n i e u r v e r e i n e in Berlin sowie der J u b i l ä u m s - S t i f t u n g A l t e r H e r r e n d e r B e r g a k a d e m i e F r e i b e r g .

Von den Professoren, D ozenten und Assistenten der Bergakadem ie, von ihren Studierenden und Alten H erren trugen viele das feldgraue Kriegerkleid. W aren doch beim A usbruch des Krieges ü b er die H älfte des Lehrkörpers und fast die ganze deutsche S tudentenschaft zu den F ahnen geeilt oder in den Heeresdienst eingetreten.

Viele von denen, die voll Begeisterung in den K am pf für des V aterlandes R echt und E h re hinausgezogen waren, deckt nun leider der grüne Rasen, viele andere stehen noch draußen an der F ro n t in hartem Ringen und konnten nicht zu r Jubiläum sfeier ihrer Alma M ater nach Freiberg kommen. Dennoch w ar die F estv er­

sam m lung so zahlreich besucht, daß die altehrw ürdige kleine Aula die Zahl der Teilnehm er kaum zu fassen Vermochte.

Der F e s t a k t w urde nach dem V ortrage des Chorals

»Lobet den Herren, den m ächtigen König der Ehren«

durch eine Ansprache des S taatsm inisters v o n S e y d e w itz eröffnet. Sie begann m it einem geschichtlichen R ück­

blick auf die G ründung der F reiberger Bergakadem ie und auf ihre stetige E ntw icklung bis zu ihrer jetzigen hohen Blüte. In bedeutsam en W orten fü h rte der M inister aus, welche Verdienste sich die Hochschule dank der unerm üdlichen W irksam keit vieler hervorragender und berühm ter Lehrer um das W ohl des Landes und um den F o rtsch ritt von W issenschaft und Technik erworben und welchen ehrenvollen P latz sie sich u n ter den deutschen Hochschulen errungen habe. Man kann den In h alt seiner eindrucksvollen Rede nich t besser kennzeichnen als durch die wörtliche W iedergabe der folgenden Schluß­

sätze:

»In A nerkennung der großen Geschichte der Berg­

akadem ie un d ihrer dieser Vergangenheit würdigen A rbeiten u nd Leistungen in der Gegenwart, die auch für die- Z ukunft w eiter die schönsten F rü ch te ver­

sprechen, w ird der sächsische S ta a t, seinen Ü berlie­

ferungen getreu, die unschätzbaren E rinnerungen und Verm ächtnisse, die sich im Laufe von anderthalb J a h r­

hunderten an die Bergakadem ie geknüpft haben, w eiter

(3)

9. S e p t e m b e r 1916 G l ü c k a u f 767

h üten und pflegen und das kostbare Erbe auf dem geschichtlichen Boden der alten B ergstadt Freiberg, der »Getreuen«, die der Akademie den w eltberühm t ge­

wordenen N am en gab, sicher fü r die Gegenwart und für die kom m enden Geschlechter bewahren. Das ist der Wille Seiner M ajestät des Königs und seiner Regierung.

Unser allergnädigster H err h a t es sich daher in seiner huldvollen Gesinnung für die Schöpfung seiner Vorfahren nicht nehmen lassen, dem heutigen E hrentage der Hoch­

schule durch seine Gegenwart einen besondern Glanz zu verleihen. Zugleich hat Se. M ajestät, um sein be­

sonderes allerhöchstes Wohlwollen für die Akademie vor aller W elt zu bekunden, ihren R uhm zu m ehren und ihr einen Ansporn zu w eiterer segenbringender Arbeit zu geben, genehmigt, daß dem jeweiligen R ektor der Berg­

akadem ie in seinem am tlichen W irkungskreise die Be­

zeichnung »Magnifizenz« gebührt«.

Nach der V erkündigung der vom König verliehenen Auszeichnungen1 hielt der derzeitige R ektor der Aka­

demie, Professor G a lli, die Festrede, die in ein be­

geistertes Hoch auf den König ausklang.

D ann folgte eine Reihe von Begrüßungsansprachen.

Die Glückwünsche der U n i v e r s i t ä t L e ip z ig b rachte der R ektor, Geheimer M edizinalrat Professor Dr. v o n S t r ü m p e l l , u n ter Ü berreichung einer künstlerisch aus- ' geführten Adresse dar. Mit feinem pfundenen W orten führte der. R edner den Gedanken aus, daß die fünf sächsischen Schwesterhochschulen wohl im einzelnen verschiedene Ziele verfolgten, daß sie sich aber alle in dem Streben nach W ahrheit vereinigten und eng zusammenschlössen. E r w ünschte der Bergakademie, die in der wissenschaftlichen Forschung vielfach leuchtend vorangeschritten sei, daß sie ihr 200jähriges Jubiläum in einem noch großem und m ächtigem V alerlande feiern könne.

F ü r die T e c h n i s c h e n H o c h s c h u l e n z u A a c h e n , B e r lin , B r e s l a u u n d D r e s d e n sprach der R ektor Professor Dr. E l s e n h a n s Und überreichte eine vor­

nehm ausg estattete Adresse der Dresdener Hochschule.

Von der T i e r ä r z t l i c h e n H o c h s c h u le D r e s d e n b rach te Geheimer R a t Professor Dr. E l l e n b e r g e r und von der F o r s t a k a d e m i e T h a r a n d t Geheimer b o rstra t Professor Dr. M a r tin der Jubilarin herzliche Glück­

wünsche dar. Im N am en der B e r g a k a d e m i e n zu B e r l i n und C l a u s t h a l sprach Geheimer B ergrat Pro­

fessor F r a n k e der F reiberger Akademie ein herzliches Glückauf aus und überreichte als wertvolles, sinniges Geschenk der Berliner Schwesterhochschule ein Kol­

legienheft T h e o d o r K ö r n e r s über Mineralogie, das er nach V orträgen des berühm testen Freiberger Professors, Abraham G ottlob W e r n e r s niedergeschrieben hatte.

Von der k. F o r s t- u n d B e r g a k a d e m i e S c h e m n i t z brach te O berbergrat D r.-Ing. B a r l a i Grüße aus Ungarn und zugleich die Glückwünsche der k. k. M o n ta ­ n i s t i s c h e n H o c h s c h u le n zu L e o b e n und P r i b r a m .

Im Namen d e rS ta d t F r e i b e r g beglückwünschte Ober­

bürgerm eister H a u p t ihre alte Hochschule und knüpfte daran die M itteilung von einer nam haften S t i p e n d i e n ­ s t i f t u n g . F erner sprach nam ens des V e r e in s d e u t s c h e r

I n g e n i e u r e , des V e r e in s d e u t s c h e r E i s e n h ü t t e n ­

1 s. Glückauf 1S)16, s. 680.

le u t e und der G e s e l l s c h a f t D e u t s c h e r M e ta ll- h i i t t e n - u n d B e r g l e u t e der Vorsitzende des D irek­

torium s der Fried. K ru p p A.G. Grusonwerk, D r.-Ing.

S o rg e , M agdeburg-Buckau, sowie für den V e r b a n d D e u t s c h e r D i p l o m - I n g e n i e u r e und den M i t t e l ­ e u r o p ä i s c h e n V e r b a n d a k a d e m i s c h e r I n g e n i e u r - v e r e i n e D r.-Ing. Dr. phil. L a n g , Berlin.

Aus allen diesen kurzen, aber gehaltvollen B egrüßungs­

worten, die oft den lebhaften Beifall der F estversam m ­ lung w eckten, sprach die kollegiale H ochachtung fü r die segensreiche W irksam keit u nd die wissenschaftliche B e ­ deu tu ng der Freiberger Bergakadem ie. F a st alle R edner gedachten der Gefahren und Leiden, die unsere Feinde über D eutschland und seine V erbündeten freventlich herauf beschworen haben, aber auch unserer un erschü tter­

lichen Siegeszuversicht, der gewaltigen Erfolge unserer schneidigen Waffen und nicht zuletzt der unschätzbaren Dienste, die deutsche W issenschaft und Technik dem V aterlande in seinem Daseinskam pf bis hierher geleistet haben und w eiter leisten werden. D er R ekto r Magni- fikus sprach den D ank der Freiberger Hochschule für alle ihr gewordenen hohen Ehrungen und S y m path ie­

beweise aus; sein D ank galt auch den hochherzigen Spendern zur J u b i l ä u m s - S t i f t u n g A l t e r H e r r e n d e r B e r g a k a d e m i e F r e i b e r g , deren Vermögen bereits auf über 200 000 M angewachsen ist. Die feierlichen K länge von K retschm ers K rönungsm arsch aus den

»Folkungern« beschloßen die erhebende Feier.

Nach dem F estak t begaben sich der König m it Gefolge und die F estteilnehm er nach dem neuen M in e ­ r a lo g i s c h - G e o l o g i s c h e n I n s t i t u t , unweit des Domes, das von dem B auleiter, Geheimen B au rat C a n z ie r , m it kurzer Ansprache übergeben un d u n ter Führung der Geheimen B ergräte Professor Dr. Dr. h. c. B e c k und Professor Dr. K o lb e c k eingehend besichtigt wurde.

Die vortreffliche äußere und innere A u sstattu n g des Neubaus und die in ihrer neuen Aufstellung erstm alig zu voller G eltung kom m enden reichen wissenschaftlichen Sammlungen fanden allseitige Bewunderung.

D am it schloß die H auptfeier. Eine gesellige Ver­

einigung hielt am Abend die Festteilnehm er und ihre D amen noch lange in hochbefriedigter S tim m ung bei­

sam m en. •

G e s c h i c h t l i c h e s ü b e r d ie F r e i b e r g e r H o c h ­ s c h u l e 1.

Die Eröffnung der Bergakadem ie F reiberg im Jah re 1766 bezeichnet einen wichtigen W endepunkt in der neuern Geschichte des Hochschulwesens. Keine der vor diesem Z eitpunkt entstandenen hohen Schulen oder U niversitäten h a tte sich m it wissenschaftlichen Auf­

gaben der technischen K u ltu r befaßt, un d soweit tech­

nische E rfahrungen und Kenntnisse geistiges Besitztum der Menschheit geworden waren, fehlte es noch an ihrer

i E in e a u sfü h rlich e D a r ste llu n g d er G e sc h ic h te , V e rfa ssu n g und O r g a n isa tio n d e r H o c h sc h u le . M itte ilu n g e n ü b er ih r e I n s t itu t e und L eh rm itte l, P e r sö n a ln a e h r ie h te u und s t a tis tis c h e A n g a b en e n th ä lt d ie im V e rla g e v o n , Craz & G erla ch (J o h . S tettn e r ), F r e ib e r g (S a.). e r ­ s c h ie n e n e » G e d e n k sc h r lft z u m H u n d e rtfd n fz lg jä h r ig e n J u b ilä u m der K ö n ig lich S ä c h s is c h e n B er g a k a d em ie zu Freib erg« von Dr. E r w m P a p p e r i t z . D ie se r S c h r ift s in d a u c h d ie n a c h s te h e n d w ie d e r ­ g e g e b e n e n A b b ild u n g e n en tn o m m en .

(4)

G l ü c k a u f N r. 37

Zusam m enfassung u n ter wissenschaftlichen Gesichts-, punkten. Sie vererbten sich in den W erkstätten der K ünstler und H andw erker, in den B auh ü tten der Archi­

tek ten vom Meister auf den Gesellen, ohne eine tiefere B egründung zu erfahren. Jedenfalls w urde nichts von allen diesen wissenswerten und nützlichen Dingen öffent­

lich gelehrt ; auch lag hierzu noch kein eigentliches Be­

dürfnis vor, so lange nicht größere, zusamm enhängende und ineinandergreifende technische B etriebe entstanden, wie sie erst die neuere Zeit schuf. Man kann wohl sagen, daß der B ergbau und das H üttenw esen das erste Beispiel eines G roßbetriebes bildeten, und daß sie in gewissem Sinne V ater und M ütter der technischen W issenschaften wurden. Mit der Bergakadem ie Freiberg tr a t die erste technische Hochschule ins Leben; sie leitete die E n t­

wicklung des heute zu höchster kultureller B edeutung gelangten technischen Hochschulwesens ein.

Als nach den V erw üstungen des dreißigjährigen Krieges sich unser deutsches V aterland von den er­

littenen Schäden allm ählich zu erholen begann, wurde alsbald das K urfürstentum Sachsen ein B renn punk t des K ulturlebens. U n ter dem Schutze der Landesfürsten b lühten W issenschaft, K unst und H andw erk im 18. J a h r­

hundert neu empor. Zu dem W iederaufleben des Handels, der In d u strie und der V olksw irtschaft tru g der schon am E nde des 42. Jah rh u n d erts entstandene sächsische Silbererzbergbau, das ihm zur Seite stehende H ü tte n ­ wesen und der seit dem Anfang des 14. J ahrhunderts stärk er in Aufnahm e' gekommene Kohlenbergbau nicht wenig bei. N am entlich w urde der Freiberger Silber­

bergbau eine Quelle des W ohlstandes für das ganze Land. Mehr als siebenhundert J a h re h at er reichen E rtra g geliefert. Seit kurzem ist er erloschen; n u r zwei Schächte werden noch betriebsfähig erhalten, einesteils wegen der Instan d h altu n g dös R otlischönberger Stollens und der A usnutzung der vorhandenen W asserkräfte in Form von elektrischer Energie, andernteils, um der B erg­

akadem ie als Lehr- und Versuchsgrube w ertvolle D ienste zu leisten. W enn nun auch in w irtschaftlicher Beziehung von einem Segen des Freiberger Bergbaues nicht m ehr gesprochen werden kann, so hat dieser doch auch w eit höher einzuschätzende bleibende kulturelle W erte er­

zeugt. Denn er h at die erste technische Hochschule auf der E rde entstehen lassen, die heute in voller B lüte steh t und hoffentlich noch sp ätem Geschlechtern Nutzen und unsenn V aterlande E hre bringen wird.

Freiberg, die alte B erg h au p tstad t Kursachsens, üb te schon am Beginn des 18. Jah rh u n d erts eine bedeutende A nziehungskraft auf deutsche und fremde, ältere und jüngere Berg- und H ütten leu te aus, die hier, da andere Gelegenheiten zu m ontanistischen Studien nicht vor­

handen waren, die als - m ustergütig bekannten E in ­ richtungen der staatlichen Berg- und H ü ttenbetrieb e aus eigener Anschauung kennen lernen wollten. Auch außerhalb der genannten Berufskreise stehende Gelehrte besuchten vielfach Freiberg, um hier vorhandene N a­

turaliensam m lungen zu besichtigen und die n a tu r­

wissenschaftlichen E rfahrungen der F achleute zu F o r­

schungszwecken zu verwerten, . Diese T atsachen gaben die Veranlassung zur Schaffung von E inrichtungen zum Studium der Berg- und Schmelzwissenschaften, der

Mineralogie und m etallurgischen Chemie, der M ark­

scheide- und R ißkunst. Ursprünglich w aren dies priv ate V eranstaltungen, aber schon im Ja h re 1702 gelang es dem O berberghauptm ann A braham v o n S c h ö n b e r g , auch staatlich e M ittel zu ihrer F örderung flüssig zu machen. Bei der Genehm igung seiner A nträge ließ sich die Landesobrigkeit vornehm lich von dem Gesichts­

pu nkt leiten, daß angesichts der Kostspieligkeit und Schwierigkeit eines solchen Studium s leicht ein Mangel an N achwuchs von Berg- und H ü tten leu ten eintreten könnte, die sich für den höheren S taatsd ien st eigneten.

An die Zulassung von Inländern zum unentgeltlichen Studium knüpfte sie daher die Bedingung, daß diese sich verpflichten sollten, nicht außer Landes zu gehen, sondern sich im kurfürstlichen D ienste gebrauchen zu lassen. N eben diesen S tipendiaten m achten aber auch andere von den dam als geschaffenen Unterrichtsgelegen­

heiten gegen Zahlung von H onoraren Gebrauch. N a­

m entlich fanden das von H einrich F riedrich H e n k e l begründete L aboratorium fü r m etallurgische Chemie und Mineralogie und das Collegium M etallurgico-Chy- micum des O berhüttenverw alters und B ergrats Christlieb E h reg o tt G e l i e r t (Bruders des Fabeldichters) lebhaften Zuspruch. Geliert übernahm nach Henkels Tode dessen L aboratorium und w ar nachm als der erste Professor an der Bergakadem ie. So wuchsen allm ählich ständige E inrichtungen für m ontanistische Studien aus beschei­

denen Anfängen heran, bis m an erkannte, daß die vor­

handenen Bildungsbedürfnisse der Berg- un d H ü tte n ­ leute sich n u r durch die E rric h tu n g einer hohem U nter­

rich tsanstalt auf b reiter wissenschaftlicher Grundlage befriedigen ließen.

Bei einem Besuch, den der junge, dam als noch nicht volljährige K u r f ü r s t F r i e d r i c h A u g u s t und sein Oheim, der A dm inistrator des K urfürstentum s, P r i n z X a v e r , Herzog zu Sachsen, den F reiberger Berg- und H üttenw erken ab statteten , fanden der Generalberg­

kom m issar F riedrich A nton v o n H e y n i t z un d der O berberghauptm ann F riedrich Wilhelm v o n O p p e l Gelegenheit, in dem genannten Sinne vorstellig zu werden, und so w urde am 13. N ovem ber 1765 die G r ü n d u n g e i n e r B e r g a k a d e m i e in F r e i b e r g beschlossen. N ach­

dem von H eyn itz einen eingehenden B ericht ü ber das geplante akadem ische In s titu t e rs ta tte t h a tte , wurde die S tiftu n g der Bergakadem ie durch das kurfürstliche R eskript vom l.^.Dezember 1765 bestätig t. Sie w urde nach Ostern 1766 eröffnet und zählte im ersten S tudien­

jah re 19 Studierende. Ihre E inrichtungen und ih r Lehr­

plan w urden durch das »Avertissement« vom 27. April 1767 öffentlich bekanntgegeben. U rsprünglich bestan d die Absicht, sie im kurfürstlichen Residenzschloß F reu ­ denstein unterzubringen. Dies unterblieb aber und es w urden ih r zunächst gem ietete R äum e in dem sp äter angekauften von Oppelschen Klause angewiesen. Im Laufe der Zeit wurden w iederholt Um-, Erw eiterungs­

und N eubauten ausgeführt. Gegenwärtig besitzt die Hochschule vier G rundstücke der innern S ta d t m it rd. 11 500 qm Bodenfläche und sieben Gebäuden, alle nahe beieinander.

Die O rganisation der neuen Hochschule entsprach etw a der einer U niversitätsfakultät. Sie fand sehr bald

(5)

9. S e p t e m b e r 1916 G l ü c k a u f 16 9

einen regen Besuch und lenkte die Aufm erksam keit nam hafter G elehrten des In- u n d Auslandes in steigendem Maße auf sich. Die B ergakadem ie h a tte das große Glück, im ganzen Laufe ihrer E ntw icklung hervorragende Ver­

trete r der W issenschaft und Technik zu ih rem Lehrern zählen zu dürfen. Von ihren ersten Professoren sind hervorzuheben: der schon genannte M etallurg und Chemiker G e li e r t , w eiter v o n C h a r p e n t i e r , der über M athem atik, Physik, M arkscheidekunst, Mechanik und M aschinenlehre v o rtru g und sich zu gleicher Zeit als eifriger S tu d e n t in andere W issenschaften vertiefte, dann der Mineralog L o m m e r , der als »Inspektor« den durch von H eynitz und von Oppel begründeten wissen­

schaftlichen Sam m lungen Vorstand. Mit den Kollegien waren allerhand praktische Unterweisungen verknüpft.

D adurch w u rd e die Akademie zu r Vorkäm pferin des dam als neuen, heute allseitig bew ährten U n terrichts­

verfahrens, das die theoretische B elehrung im V ortrage nicht n u r m it V orführungen und Versuchen, sondern auch m it schriftlichen und zeichnerischen Ü bungen, L aboratorium sarbeiten, Besichtigungen von H ü tten , Bergwerken und F abriken, U nterrichtsreisen, praktischen K ursen u nd längerer B eschäftigung in technischen Be­

trieben verbindet.

Im Jah re '1775 w urde A braham G ottlob W e r n e r , der zuvor einer der eifrigsten u n te r ihren ersten S tu ­ denten gewesen war, als Professor an die Akademie berufen. Seine W irksam keit, die. sich bis zu seinem 1817 erfolgten Tode erstreckte, ist für den Aufschwung der B ergakadem ie und die B egründung ihres W eltrufs von höchster B edeutung gewesen. W enn sich auch einige seiner sp ätem Theorien über die E n tsteh u n g der geo­

logischen F o n n atio n en als anfechtbar erwiesen haben, so darf doch W erner als der eigentliche B egründer der m ineralogisch - geologischen W issenschaft angesehen w er­

den. Große Verdienste hat er sich um die w eltberühm ten wissenschaftlichen Sam m lun­

gen erworben. Seine überaus wertvolle M ineralien- und Edelsteinsam m lung w urde im Jah re 1814 fü r 40 000 T aler angekauft, nachdem ihm von E ngland aus 50 000 Täler geboten worden w aren. Von dem K aufpreis hinterließ er

testam en tarisch überdies 33 000 Taler der B ergakade­

mie, die er auch zur E rbin seiner Sam m lungen von Con- cliylien,V ersteinerungen,M ün- -zen, M anuskripten-usw . ein­

setzte. Diese w ertvollen H in­

terlassenschaften sind jetzt in dem »Werner-Museum« ver­

einigt.

Von den vielen ändern hervorragenden Lehrern der

Hochschule kan n hier nicht ausführlich berichtet werden.

E s seien n u r einige N am en genannt un d die w ichtigsten wissenschaftlichen Leistungen in kurzen W orten ge­

kennzeichnet, m it denen sie verk nü pft sind. In Freiberg w irkten u. a. als Professoren: der M athem atiker, P hysiker und Ingenieur J. F. L e m p e ; der Chem iker u nd H ü tte n ­ m ann W. A. L a m p a d i u s , der in seinen V orträgen über Chemie zuerst die Phiogistonlehre durch die Lavoisiersche V erbrennungstheorie ersetzte, die erste G aslaterne des K ontinents anzündete (1816 auf dem Amalgamierwcrk in Halsbrücke) un d den Schwefelkohlenstoff (von ihm Schwefelalkohol genannt) entdeckte; der Mineralog und Geolog Fr. M o h s u n d sein sp äter an die U niversität Leipzig berufener Nachfolger C. Fr. N a u m a n n ; der Chemiker K. M. K e r s t e n ; der B egründer der Probier­

ku nst m it dem L ö tro h r C. F r. P l a t t n e r ; der B erg­

gelehrte M. F . G ä t z s c h m a n n ; der berühm te Mineralog A. B r e i t h a u p t ; der durch die in V erbindung m it R ichter gem achte E ntdeck un g des Indium s in der F rei­

berger Zinkblende u nd seine B estim m ung d er m ittlern E rd d ich te bek an nte Chemiker und P hysiker F. R e i c h ; der Chem iker und L lüttenm ann H. Th. R i c h t e r ; der als Begründer der sogenannten neuen M arkscheidekunst, als Verfasser des ersten um fassenden Lehrbuchs der Ingenieurm echanik u nd durch seine hydraulischen U n ter­

suchungen rühm lich b ek an n te M athem atiker und In ­ genieur J. L. W e i s b a c h und sein auf den Gebieten der m echanischen W ärm etheorie, der M echanik und Ma­

schinenlehre hervorragender Nachfolger G. Z e u n e r ; die bedeutenden Geologen B. v o n C o t t a und A. W.

S t e l z n e r ; der, geistvolle Chem iker un d M etallurg Th. S c h e e r e r ; der durch die E rfindung des K on tak t-

A bb. 1.™ A n sich t des n eu e n M ineralogisch-G eologischen In stitu ts.);

(6)

770 G l ü c k a u f N r . 37

/lO b e rg e fc /jc ß -f-i- r-r t-t-T-r-t H - t- f i1 f t i -t -t-r

A bb. 2. G ru n d risse d er b eid e n O bergeschosse im n euen M ineralogisch-G eologischen I n s titu t . Verfahrens der Schwefelsäuredarstellung im großen un d I

durch die E ntdecku ng des Elem entes Germanium be­

rü h m te Chemiker CI. W in k l e r ; der auf dem Gebiete der E isenhüttenkunde bahnbrechend wirkende M etallurg A. L e d e b u r ; der Mineralog A. W e is b a c h , d er H iitten- m ann und D okim ast A. S c h e r te l.

Im Laufe der Zeiten w urden von m anchen Lehr- gebieten neue Zweige abgetrennt oder auf breitere G rund­

lage gestellt und neue Lehrgegenstände aufgenommen, so daß das Lehrgebäude der m ontanistischen Wissen­

schaften und der fü r sie grundlegenden m athem atischen und physischen W issenschaften einen großen Um fang annahm und reiche Gliederung erfuhr.

In den Satzungen und den U nterrichtsplänen der Bergakadem ie haben sich nach und nach verschiedene zeitentsprechende Änderungen vollzogen. Die gegen­

w ärtige Verfassung und O rganisation ist die gleiche wie bei den deutschen Technischen Llochschulen.

Die Leitung der B ergakadem ie w ar ursprünglich dem O berbergam t und im besondern dem jeweiligen Ober-

berg hau ptm an n als K u ra to r übertragen. Von 1871 ab w urden ständige D irektoren ernannt. Im Ja h re 1899 wurde auf W inklers A ntrag das W ahlrektorat ein­

geführt.

D a s n e u e M in e r a lo g is c h - G e o lo g is c h e I n s t i t u t . U nter den zahlreichen wissenschaftlichen In stitu te n und reichaltigen Sam m lungen der Akademie verdient das nach einheitlichen großzügigen Plänen neuerrichtete Mineralogisch-Geologische In s titu t, das bei der Ge­

denkfeier des 150jährigen Bestehens der Hochschule in Gegenwart des Königs feierlich eröffnet wurde, besondere B eachtung. D aher mögen hier noch einige nähere An­

gaben darüb er P latz finden, zu deren E rläu teru n g die Abb. . 1 - 3 dienen.

D er stattliche N eubau (s. Abb. I) en th ält das Mine­

ralogische In s titu t m it dem historisch und 'wissen­

schaftlich wertvollen Werner-M useum, das geologische In s titu t m it Lder Paläontologischen Sammlung, das

/ Obergefefigß

(7)

9. S e p t e m b e r 1916 G l ü c k a u f 771

Laboratorium für L ötrohrprobierkunde und die Berg­

akademische Niederlage verkäuflicher Mineralien.

Die erste vorläufige, dem A ntrag der Akademie an die S taatsregierung beigegebene P lan u n g des Gebäudes w urde von dem Professor der B aukunde O berbergrat R o c h bearbeitet. Die zur A usführung bestim m ten Pläne des N eubaues sind nach Skizzen des H ochbautech­

nischen B ureaus des Finanzm inisterium s durch das L an d­

b au am t D resden I I und nach Beginn des Baues durch das N eubauam t zuerst nach den Angaben des ver­

storbenen Geheimen B au rats R e i c h e lt, alsdann des Geheimen B au rats C a n z le r u n ter besonderer M it­

wirkung des Finanz- und B au rats K r a m e r entworfen und ausgearbeitet worden. Die A usführung erfolgte durch das N eubauam t u n ter der Leitung des B au rats R o ß b e r g und nach dessen E inberufung zum Heeres­

dienst des Regierungsbaum eisters G r o ß m a n n unter der O berleitung des Geheimen B aurats C a n z le r.

D as In stitu t ist in allen seinen Teilen den Anfor­

derungen der Neuzeit entsprechend vortrefflich aus­

gestattet. E s weist zwei große Hörsäle m it Projektions­

vorrichtungen und eine ganze Reihe von kleinern R äum en für die Dozenten, Studierenden und das V erwaltungs­

personal auf, die durchweg sehr zweckmäßig angeordnet und eingerichtet sind. Besondere Sorgfalt ist der U n ter­

bringung der berühm ten mineralogischen und geolo­

gischen Sam m lungen gewidmet worden. Die hellbe­

lichteten 5 Sam m lungssäle des 2. Obergeschosses bringen die in allseitig verglasten und stau b d ich t abgeschlossenen eisernen Schränken zur Schau gestellten Mineral- und Gesteinschätze, die früher in ungeeigneten Räum en zusam m engedrängt w aren, in vorzüglicher Weise zur vollen Geltung. A ußer den großen Hörsälen sind Vor­

zeige- u nd Studienzim m er, Laboratorium s- und Nieder­

lagsräum e in genügender Zahl vorhanden.

Zur E rrich tu n g des In s titu ts wurden von den L an d­

ständen bewilligt:

für die B a u l i c h k e i t e n ... 462 456 J i fü r die Beschaffung der Ausstellungsgegen­

stän d e einschließlich der Museums­

schränke ... 219 300 J i zusam m en 681 756 J i.

Die Verteilung der einzelnen R äum e in den beiden Obergeschossen des Gebäudes auf die verschiedenen Zwecke ist aus den Grundrissen (s. Abb. 2) zu ersehen.

D as In s titu t gliedert sich in die nachfolgend genannten Abteilungen.

D as M i n e r a lo g i s c h e I n s t i t u t e n th ä lt: 1. das Werner-Museum (rd. 12 000 Num m ern), 2. die m eth o­

dische M ineraliensammlung (rd. 40 000 Stufen), 3. die Sam m lung von Pseudom orphosen, 4. die m ineralogische Ü bungssam m lung (rd. 2500 Stufen), 5. die Sam m lung von losen K ristallen (rd. 800 Nummern).

Ihnen sollen sich hinzugesellen: eine K ennzeichen­

sam m lung, eine Sam m lung aller auf Freiberger E rz­

gängen gefundenen Minerale und eine Sam m lung der technisch wichtigen Minerale.

D as G e o lo g is c h e I n s t i t u t um faß t: 1. die S am m ­ lung für stratigraphische Geologie, 2. die petrograpliischc Sam m lung, 3.. die Sam m lung für dynam ische Geologie, 4. die L agerstättensam m lung und 5. die paläontologische Sammlung.

Das L a b o r a t o r i u m f ü r L ö t r o h r p r o b i e r k u n d e . Die B e r g a k a d e m i s c h e N i e d e r l a g e v e r k ä u f ­ l i c h e r M i n e r a li e n ist eine in ihrer A rt einzig d a­

stehende E in richtu ng der Freiberger Hochschule. Sic v erm ittelt durch ihre über die ganze E rde ausgebreiteten Beziehungen die ständige B ereicherung der bergaka­

demischen Sam m lungen durch neue I* undstücke, ver­

sorgt die verschiedensten L ehranstalten m it U n terrich ts­

und A nschauungsm itteln und erleichtert Studierenden und Gelehrten die Anlegung von Privatsam m lungen.

Die Elektrometallurgie der weniger häufigen Metalle in den Jahren 1906 bis 1915,

V on P ro fesso r D r. F ra n z P e t e r s , B erlin -L ich terfeld e.

(F o rtse tzu n g .) T itan.

Als Ausgangsstoff für die Gewinnung von T itan dient m eist sein Dioxyd, das auch in Form von K onzentraten vorliegen kann. E ine T itansäure, die spezifisch leichter (3 ,7 7 -3 ,8 0 ) als die gewöhnliche (spezifisches Gewicht 3,99) ist, wollen A. R o s s i u n d L. E. B a r t o n .(T h e T i t a n i u m A llo y M fg. Co.)1 aus eisenhaltigen Erzen auf folgende Weise erhalten. Man verschm ilzt 298 T.

von ihnen m it 172 T. Soda u n d 30 I . Koks, wobei sich N a triu m titan at, -silikat sowie -alum inat bilden und das

i A m er. P. 1 1 0 6 406 v om 29. N ov. 1912, e r!e ilt a m 11. Aug. 1911;

C h e n i.-Z fg . 1915, Bll. 3V, R e p e rt. S. 130. Die D a te n g e lte n a u c h f ü r d ie b e id e n fo lg en d en P a te n te .

Eisen teilweise in Schwamm u nd in F errooxyd übergeht, laugt m it W asser und löst aus dem R ückstand Eisen und F errooxyd durch Schwefelsäure. D am it letztere nicht auch T itanosulfat in Lösung bringt, setzt m an etw as Salpetersäure zu. E s bleibt dann ein basisches T itansulfat m it 7 0 - 8 0 % T i0 2, 5 - 1 0 % S 0 3 und 1 5 - 2 0 % H 20 zurück. Dieses w ird geglüht. S ta tt Soda läßt sich au ch 1 Ä tznatron verwenden. Aus dem Gemenge kan n 2 die Kohle fortbleiben, so daß es z. B.

aus 100 T. E rz u n d 57 T. Ä tzn atro n besteht. M an ' laugt m it W asser u nd kocht den R ückstand m it ver­

1 A m er. P. l i0 6-io<.

2 A m er. P. l 106 lo s.

(8)

772 G l ü c k a u f Nr. 37 ■ d ü n n ter Schwefelsäure. W erden1 100 T. E rz m it 300 T.

N atrium bism fat und 50 T. Koks oder2 s ta tt der beiden letztem un m ittelb ar m it N atrium sulfid in einem m it Kohle g efütterten elektrischen Ofen geschmolzen, so entsteh t eine der vorigen ähnelnde schlackenartige Masse, in der das Eisen als Ferrosulfid vorhanden ist. Dieses geht in V erbindung m it N atrium sulfid in Lösung, wenn m it W asser (zunächst m it kaltem , dann m it heißem) gelaugt wird. Auch das A lum inat u n d Silikat sowie überschüssiges N atrium sulfat lösen sich, w ährend das T ita n a t zu T itaniliyd roxyd zersetzt wird. Aus dem R ückstände wird noch vorhandenes Eisen m it ver­

d ü n n ter Schwefelsäure (nicht über 20%ig) ausgekocht.

Aus Ilm enit (F eT i03) erhalten F. A. J. F i t z G e r a ld und P. McN. B e n n ie 3 technisch reines T itandio xy d durch teilweise R eduktion und m agnetische Scheidung.

Nachdem zunächst das den Ilm enit häufig als G angart begleitende M agneteisenerz durch m agnetische Auf­

bereitung entfernt ist, wird m it so viel Koks (7,3 - 10,6%) und auf eine solche T em peratur (etwa 1800°) erhitzt, daß die R eaktionen FeTiOs + C — F e + TiOs + CO u n d 2 F eT i0 3 + 3 C = 2 F e + T i20 3 + 3 CO eintreten, u n d die Masse n u r sin tert, nicht schm ilzt. Man zer­

kleinert dann, zieht das Eisen durch den M agneten aus, befreit den R ückstand durch 10%ige Schwefelsäure vollständig von Eisen und w äscht und trocknet das zurückbleibende Pulver.

Die D arstellung des reinen M e ta lls h at weniger technische B edeutung als die seines K arbids öder seiner Legierungen.

Die T itansäure will F. M. B e c k e t ( E le c tr o Me- t a l l u r g i c a l Co.)4 zunächst durch Generator- oder W assergas im gewöhnlichen Ofen in ein niederes Oxyd überführen und dieses erst durch K arborund im elek­

trischen Ofen vollständig zu Metall reduzieren. Silizium ist als R eduktionsm ittel verw endbar, wenn m an nach K. A. K ü h n e 5 durch Zusatz von B arium peroxyd die R eaktionstem peratur steigert. Die Schlacke muß möglichst dünnflüssig werden. Deshalb gibt m an F luß­

spat, K alk usw. zu. Mengt m an R util m it Silizium6 in berechneten Mengen und trä g t in ein durch Wechsel­

strom von 100 Amp u n d --30-35 V geschmolzenes un d überhitztes Kalk-Tonerde-Gem isch (1 : 1 oder 1,5- T.) ein, so entsteh t nach B. N e u m a n n 7 nicht T itan , sondern ein Silizid8. Vielleicht läßt sich das Silizium aus diesem durch stärk stes E rhitzen m it T itan dioxyd entfernen.

Massives T itan scheiden A. K r a t k y u n d W. B r u c k ­ n e r 9, ähnlich wie bei Cer10 beschrieben, aus seinen Salzen

(Halogeniden) ab, die in die Schmelze der Salze (Halo­

genide) stärk e r elektropositiver Metalle nach und nach eingetragen werden. Elektrolyse von Titanilösungen fü h rt nicht zum Niederschlagen von Metall, sondern nur

1 A m er. P. l 106 409 v o m 6. F e b r . 1913, e r te ilt a m l t . A ug. 1911;

so a u c h d a s folgende P a te n t.

2 A m er. P . l iog n o .

3 A m er. P . 921 G86, e r te ilt am 18. M ai 1909.

■* A m er. P . 858 329 v om 12. A p ril 1907, e r te ilt am 25. J u n i 1907.

5 A m er. P . 910 391, e r te ilt am 19. J a n . 1909.

3 D as S iliziu m w u rd e a ls E ise n le g ie ru n g m it 9 1 ,G5 % Si u n d 1,03% C

v e rw e n d e t. '

7 Z, f. K ie k tro c h e m . lo o s , B d. l-i, S. 171; S ta h l u. E ise n 190s, S. 359.

3 E s w ies n e b e n 2,99% F e 20,37 % Si a u f, w a r g ra u w e iß , se h r b rü c h ig u n d ließ sic h sc h w er v o n d e r S ch lack e tre n n e n .

9 D. R. P. 263 301 vom 19. A p ril 1911.

10 vgl. S. 745,

zur B ildung von Titanolösungen. Diese R eduktion haben B. D i e t h e l m u nd F- F o e r s t e r 1 näher u n tersuch t un d .d ab ei besonders den Einfluß der A rt des K athoden- m ctalls ergründet.

Geschmolzenes T itan h at H. K a i s e r 2, wie auch L. W e iß u n d H. K a i s e r 3 berichten, aus pulver- förmigem oder aus der Alum inium legieruug ähnlich wie das geschmolzene Zirkonium 4 durch Verwendung in S tiftform 5 als Lichtbogenelektroden in einem elek­

trischen Vakuumofen erhalten. Sic arb eiten6 so lange, bis' sich an beiden E lektroden gleichm äßig runde u nd g latte Schnieizkuppen gebildet h ab en 7. W ird der Strom zu s ta rk 8, so verdam pft viel T ita n 9 und tr itt, nam entlich beim Schmelzen der Aluminiümlegierung, lebhaftes Spritzen auf. T itan h a t H . M o is s a n 10 flüchtiger als Uran, M olybdän u n d W olfram gefunden. E s entwickelt beim E rhitzen m it 500 Amp u n d 110 V von der vierten M inute ab Dämpfe. In 5 m in destillierten 9 —11 g, dagegen vom U ran, M olybdän u n d W olfram 11 nichts.

W ährend T itan ein schlechter elektrischer L eiter ist, leiten nach C. R. B ö h m 12 die niedern O xyde13 un d die K arbide13 gut. Der elektrische W iderstand des Metalls hat nach J. K o e n i g s b c r g e r u nd K. S c h i l l i n g 14 seinen niedrigsten Wert, bei etw a 150°.

T itan bat nach I. L ad o ff15 großen W ert als M aterial für die Bogenlichtbelcuchtung, weil es u n te r allen Metallen eine V erflüchtigungstem peratur, die sich am m eisten der des Kohlenstoffs nähert', un d das linien­

reichste Spektrum besitzt, dessen leuchtender Teil aus­

gedehnter als der aller nicht seltenen Elem ente ist. Die verhältnism äßig geringe elektrische L eitfä h ig k e it'k a n n durch Legieren m it Eisen oder K upfer aufgehoben w erden. D en Lichtbogen zwischen Kohlen, von denen eine T itan karb id enthält, hat R. R o s s i 16 näher u n ter­

sucht. Nach W. S. W c e d o n 17 gibt u n te r fast allen K arbiden das des T itans die höchste N utzw irkung in K erzenstärken auf 1 W att. V orteilhaft arb eitet m an m it T itanium karbidkathode u n te r einer Kupferanöde, die unw irksam ist un d nicht m erklich aufgebraucht wird. Bei 3 Amp, 103 V u n d 25 mm Länge verbraucht der Bogen n u r 0,228 W a tt auf 1 horizontale Kerzen­

stärk e u nd n ähert sich nach W h i t n e y 18 dadurch am m eisten dem theoretischen elektrischen Lichtäquivalent, das zu 0,188 bis 0/102 W a tt angegeben wird. Die N u tz­

w irkung des T itankarbidlichtbogens steigt m it wachsen­

der Strom dichte und Bogenlänge. E s kann außer m it

1 Z. f. p liy sik . Chem . 1908, Bd. G2, S.- 129.

2 ü b e r m etallisch e s T ita n . D is s e rta tio n d e r M ü n c h e n e r T e c h ­ n isc h e n H o c h sc h u le 1909, S. 75.

3 Z. f. a n o rg . Cliem . 1 9 tö , ;B d. 65, S. 38R.

■> vgl. S. 753.

s S p ezifisch er W id e rs ta n d 0,322 Olim.

0 M it 15-20 A m p bei -13 cm la u g e n , o,5 cm d ick en u n d l cm b re ite n S tifte n .

7 E in d ü n n e r Ü b e rz u g v o n O x y d o d e r N itrid a u f ih n e n ist d u rc h F e ile n o d e r E in ta u c h e n in S ä u re n zu e n tfe rn e n .

8 B e isp ielsw e ise 1 5 0 A m p.

9 D ie S u b lim a te e n th ie lte n in H 83,6% T i, in X 7 3,1% . 10 C o m p l. re n d . A cad . se i. 1906, B d. 142, S. 673.

11 W eiteres ü b e r d ie s e .d re i M etalle s. in einem folgenden A u fsa tz ■ ü b e r die M e talle d e r E ise n g ru p p e . .

12 C h e m .-Z tg . 1907, Bd. 31, S. 1037.

13 ü b e r sie vgl. a. S . 773. ,

14 P h y sik a !. Z. 1908, B d . 9, S. 347.

18 J. In d . E n g . C hem . 1909, Bd. 1. S. 711.

10 P ro c . R o y . Soc. E onctön, S e rie A, 1910, Bd. S3, S. -I 14.

u T ra n s . A m er. E le e lro c h e m . Soc. 1909, Bd. 16, s. 220; E le ctro ch em M e ta ll. In d . 190», B d. 7. S. 509.

18 M itte ilu n g in d e r E rö r te ru n g ü b e r den V o r tra g v o n W e e d o n .

(9)

9. September 1916 G l ü c k a u f 773 Gleichstrom u n ter gewissen B edingungen auch m it

W echselstrom betrieben werden. N ur Gleichstrom ist zulässig bei dem Bogen zwischen T itan su b o x v d 1. Dieser verbraucht bei 3,4 Amp. 100 V und 22 m m Länge sogar nur 0,162 W a tt auf I l-Iefncrkerzc. D er P o te n tia l­

unterschied zwischen den E lektroden ist aber um etw a 15 V höher als beim K arbid, weil sich auf der Anode ein dicker A bsatz bildet. T itan d io x y d strah lt als Bogenlam penelcktrode nach B. M o n a s c h 2 m ehr Licht als M agnetit aus. Dem T itan k arb id will die A ll g e m e in e E l e k t r i z i t ä t s - G e s e l l s c h a f t bei der Verwendung in B ogenlam penclektroden verschiedene Zusätze in kleinen Mengen geben. C hrom karbid soll3 die Lebensdauer der E lektroden verlängern, ohne ihre L euchtk raft zu verringern. Schwefel, Selen oder Tellur verm indern4 das V erspritzen der E lektrode und ver­

hüten das A nhaften der dennoch verspritzten Teile an den Glasglocken u n d deren Durchschmelzen,

D as durch R eduktion von R u til gewonnene T itan, das noch kleine Mengen Stickstoff, Kohlenstoff un d Sauerstoff (als TiO) enthalten kann, b en u tzt J. B.

H u f f a r d ( E l c c tr o M e t a l l u r g i c ä l Co. in Gien Fcrris, W .V a.)5 zur D arstellung von Vanadin, W olfram , M olybdän un d ähnlichen M etallen oder ihrer Le­

gierungen. Soll das Enderzeugnis kohlenstoffarm sein, so darf nur sehr wenig T ita n k a rb id zugegen sein, da der gebundene Kohlenstoff unvollständig oxydiert wird.

Die N utzbarm achung des gesam ten T itan s erfordert einen Überschuß des O xyds, das reduziert werden soll.

Der Teil von ihm, der in die Schlacken geht, kann aus . diesen herausgelöst u n d wiedergewonnen werden. F ü r W olfram trioxyd z. B. ist Salzsäure verw endbar, die es leicht löst.

Eisenfreie T i t a n s ä u r e , wie sie als Maler- u n d Deck­

farbe gebraucht wird, will P. G o n n o t 0 durch E lektrolyse von T itan tetrach lo rid darstellen. Ih re Ausscheidung w ird durch geringe Zusätze von N atrium - oder Ma­

gnesium chlorid erleichtert. Das von D r. F ranz Wolf- B urckh ardt in Seebach-Zürich hergestellte Titanglas oder T-Siloxvd, ein Gemenge von geschmolzenem Quarz m it T itansäure, neigt nach F. T h o m a s 7 noch weniger zur E ntglasung als das Z-Siloxyd8 un d teilt im übrigen dessen E igenschaften u n d Verwendungsmöglichkeiten.

T itan su b o x y d wollen G e b r. S ie m e n s & Co.° als elektrischen L eiter benutzen, indem sie die aus ihm u nd einem B indem ittel bergest eilte p lastisch e. Masse formen. Die äußere Schicht w ird durch E rh itzen höher o xydiert und dadurch nichtleitend gem acht.

E in feinpulvriges T i t a n k a r b i d , das ohne weitere Zerkleinerung für die V e r f o r m u n g zu Schleifsteinen geeignet ist, erhält O. R u f f 10, ähnlich wie Zirkonium ­ karbid11, dadurch, daß er beim E rhitzen von T ita n ­

1 n u r c h c le k tro th e rm is c h e R e d u k tio n v o n R u til d a rg e s te llt. S ein S c h m e lz p u n k t lie g t v iel n ie d rig e r a ls d e r des K a rb id s. .

2 ,T. r.- O ashei. 1910; Bd. 53, S. 1 1 2 2. 3 D. R. I'. 231 231 VOIlV 5. .Tllli 1910, l I). l t. P . 234 466 v o m 26. J u n i 1910.

5 A m er. P. 992 422 u n d 992 423, e r t e i l t am 1 6. M ai 1911.

« F r a n z . P. 475 642 v o m 9. M ärz 1914; C h e m .-Z tg . 1916, B d . 40, R e p e rt. S. 146.

7 C hom .-Z tg. 1912, B d. 36, S. 25. - s vgl, $. 7 5 4.

9 D. R. P. 20 6 109 v o m 17. F e b r. 1907.

10 D. R. 1’. 286 054 v o m 1 0, J u li 1914.

11 s. S. 753.

dioxyd in kohlender oder seines Gemenges m it Kohle in reduzierender A tm osphäre u n ter dem Schm elzpunkt des K arbids bleibt’. E in geeignetes Gemenge ist beispiels­

weise das aus 1 T. R u til un d 0,45 T. Kohle, das zunächst auf etw a 1300°, d ann höher erh itz t wird. Die Ver­

wendung des K arbids fü r das R affinieren von M etallen ist w irtschaftlicher als die des T itan s u n d des T ita n ­ eisens, wenn ihm die Unlöslichkeit im M etallbade ge­

nommen wird. Dies erreichen A. J. R o s s i u n d W. F.

M e r e d i th 1 bzw. T h e T i t a n i u m A llo y M fg. C o.2 durch B enutzung eines an T itan k arb id möglichst reichen , P rod uk ts, das ein homogenes Gemisch jener V erbindung • m it dem zu reinigenden M etall ist. Man schm ilzt zu*

nächst im Tiegel des elektrischen Ofens beispielsweise Eisen, setzt überschüssiges T itan d io x y d u n d noch stärk er überschüssige Kohle zu, erh itz t stärk e r auf die R eduktionstem peratur des T itandioxyds, erhält auf dieser, bis sich sehr viel T itan k arb id gebildet hat, wobei aber Kohlenstoff im Überschuß bleiben m uß, u n d k ü h lt dann schnell ab, dam it dieser nicht in die graphitische Form übergeht. Die schnelle A bkühlung k ann durch Gießen in G raphitbehälter erreicht werden. Ähnlich werden Gemische von T itan k arb id m it K upfer, Blei, Zink oder A ntim on hergestellt, wenn diese M etalle zu reinigen sind.

E rh itzt m an T itan d io x y d m it R uß im Vakuumofen (A rsem scherB auart)3, so erhält m an nach M. A. H u n t e r 4 im wesentlichen ein Gemenge aus TiC u n d liO . Der .G eh alt an e r s te m wird am kleinsten (4,6% C), wenn auf die höchst erreichbare T em p eratu r von 2400° in einem W olfram tiegel erh itzt wird. H u n t e r hat auch bei der R eduktion von N a triu m titan llu o rid durch Kalium im geschlossenen eisernen Zylinder elektrische E rhitzung (durch einen darum gewickelten Nickeldraht) angewendet.

U n ter den T i t a n l e g i e r u n g e n haben die m it Eisen die größte technische W ichtigkeit. Ih re Erzeugung im elektrischen Ofen6 ist schon deshalb w irtschaftlich, weil die V erhü ttu ng s ta rk tita n h altig e r E rze dm Hoch­

ofen ausgeschlossen ist. D as gilt6 z. B. für m ehr als die H älfte der Eisenerze O ntarios u n d Quebecs. Im elek­

trischen Ofen kann aus ihnen u n m ittelb a r hochgradiger W erkzeugstahl erhalten werden. J. T. M o r c h e a d 7 h at aus einem E rz m it 37% T i0 2 u nd 39% F e20 3 ein Titaneisen m it 35% T i erhalten können. D urch E in­

schmelzen ist d er T itangehalt auf 45 — 65% zu steigern.

Aus R u til e n tsta n d ein N itrid m it 79 — 81 % Ti. 3 - 4 C u n d 1 6 —18 N. Die T em p eratu r beeinflußt den lita n - gehalt des P rod uk ts.

W ird auf Eisen, das im elektrischen Ofen geschmolzen ist, ein Gemenge von T itan säu re oder K alzium titan at und Kohle gebracht, so wird nach A. J ; R o s s i (T he.

1 A llier. P. 1 094 022, e r te ilt a m 21. A p ril 1914.

2 I). R. P. 292 470 vom 17. A p ril 1913; F r a n z . P . 456 iS3 u n d

456 784 v om 17. A p ril 1913. -n.1

3 E in so lc h e r O fen is t von W . C. A r s e m in T ra n s. A m tr. E le c- tro ch em . Soc. 1906, Bd. 9, S. 153, b e sc h rie b e n w o rd e n .

4 .T. A m er. Chem. Soc. 1910, B d. 32, S. 330.

6 I n diesem k a n n (vgl. d en V orschlag v o n B o r c h e r s , S. 775) a u c h n ic h t le g ie rte s E is e n ersch m o lzen w e rd e n . U b e r , d ie h ie rfü r v o rg esch lag e n en M e th o d en w ird in ein e m s p a le rn A uTsaU , d e r sich m it d e r E le k tro th e rm ie d es E is e n s b e fa ß t, b e r ic h te t w e rd e n ,

3 oan. M in. J. 1911, B d . 32, S. 591. _ 7 T ra n s . A m er. E le c tro c h e m . Soc. 190», B d. 12, S. ¿7.

(10)

774 G l ü c k a u f Nr. 37 T i t a n i u m A llo y Mfg. Co.)1 die R eduktion durch

Kalzium karbid u n te rstü tz t, das sich aus einer zwischen dem Eisen und dem Titangem enge liegenden K alk­

schicht oder aus deip K alzium titanat bildet. F erner schützt das K alzium karbid die Legierung vor O xydation u n d Verflüchtigung. Gegen E nde der A rbeit bringt m an auf das K alzium karbid noch eine frische Decke Kohle, um eine reduzierende A tm osphäre zu erzeugen.

Eine größere Menge T itan als gewöhnlich kann m an 2 in das Roheisen bringen und schon bei 1700° arbeiten, wenn m an dom Erz wenigstens 10% M anganoxyd zusclilägt.

Titanlegierungen erzeugen A. J . R o s s i u n d die i i t a n i u r n A llo y Mfg. Co. im allgemeinen, indem sie3 auf ein B ad des geschmolzenen Legierungsm etalls eine Decke von K alk und darauf ein Gemenge von T ita n ­ dioxyd und so viel Kohle schütten, daß bei Erhöhung der Tem peratur T itan und K alzium karbid entstehen können. Gegen E nde der A rbeit kann noch eine Kohlcn- schicht aufgegeben werden. So lassen sich Legierungen des lita n s m it Eisen4, Zink5, Zinn5 und Blei7 erzeugen.

Letztere kann m an auch darstellen8, wenn m an zu geschmolzenem Blei dessen Oxyde, T itansäure und Kohle oder Aluminium fügt. Im letztem Fall braucht m an nicht im elektrischen Ofen zu erhitzen. Verwehdct m an diesen aber bei der H erstellung der Legierungen von Zinn oder Blei oder Mangan9 aus dem Gemenge ihrer O xyde und Aluminiumschrot, so m uß zum Schutz der Schmelze eine Decke aus Glas allein oder zusamm en m it Hochofenschlacke aufgebracht werden. T itan- aluminium en tsteh t10, wenn m an zu geschmolzenem Aluminium von Zeit zu Zeit ein Gemenge von T ita n ­ dioxyd und festem Alum inium schrot fügt. Die Tem ­ p eratu r kann am besten im elektrischen Ofen genau geregelt werden. Nach Bedarf wird der Strom ein- oder ausgeschaltet. E ntsprechend bildet sich11 Titannickel aus einer Mischung von T itansäure, Nickeloxyd und Nickel durch E rhitzen m it Alum inium in einer zur Reduktion der O xyde hinreichenden Menge im elektrischen Ofen.

R eduktion m it Kohle erfordert eine höhere Tem peratur.

A ußer auf dem vorher beschriebenen Wege erhält m an die Zink-12 und die Zinnlegierung13 auch, wenn m an ein m it dem M etall versetztes Gemenge der O xyde im elektrischen Lichtbogen reduziert. Die Zinnlegierung nim m t dabei auch u n te r einer Schlackendeckc bis zu 1% Kohlenstoff auf. Ebenfalls kohlenstoffhaltig wird die aus dem Gemenge der O xyde m it Kohle im F lam m en­

bogen erzeugte M anganlegierung14. Ähnlich entstehen K upferlegierungen13.

1 A m er. P. 986 505, e r te ilt a m 14. M ärz 1911, vgl. a. die Ariier.

P . I 019 527/30 w e ite r u n te n .

2 A llier. P . i to t 317 vom .1 0. A p ril 1914; C hem .-Z tg. 1915, Bd. 3 9, R c p e rt. S. 148.

3 vgl. Am er. P . 986 505 w e ite r oben.

1 A m er. P. l 019 528, w ie d ie folgenden P a te n te e r te ilt am 5. M ärz 1912. D ie D a rste llu n g des T ila n e is e n s a u f diese W eise ist a u c h schon in dem a m u . M ärz 1911 e r te ilte n A m er. P. 986 505 b esch rieb e n .

s A m er.' P. l 0 1 0 527,

« A m er. P. 1 019 530.

7 A m er. P. 10 1 9 529.

8 A m er. P. 1 020 616 vom 6. J a n . 1911, e r te ilt am 19. M ärz 1912;

1 022 799 v om 6. J a n . 1911, e r te ilt am 9. A p ril 1912..

9 A m er. P. 935 863, e r te ilt am 5. O kt. 1909.

1» A m er. P. 1 0 2 0 517, e r te ilt a m 19. M ärz 1912.

>l A m er. P . 1 003 8 0 6, e r te ilt am 19. S ep t. 1911.

12 A m er. P . 10 2 2 597 vom 4 . F e b r. 1911, e r te ilt a m 9. A p ril 1 9 1 2. 13 A m er. P. i 0 2 2 598 vom 4. F e b r. 1911, e r te ilt am 9. A p ril 1912.

14 A m er. P . 10 2 3 331 vom 4. M ai 1909, e r te ilt am 10, A p ril 1912.

K o h len sto ffrei w ird die L e g ie ru n g b ei R e d u k tio n m it A lum inium (A m er. P . 10 2 2 595 vom 22. M ärz 1907, e r te ilt am 9. A p ril 1912).

13 A m er. P. 1 022 599 vom 4. F e b r. 191t, e r te ilt a m 9. A p ril 1912.

Eine Legierung m it 70% Silizium (100 kg) w ird1 durch E rh itzen von 150 kg Kieselsäure, 50 kg T itansäurc und 75 kg Kohle im elektrischen Ofen erhalten. F üg t m an zu dem Ausgangsgemenge noch 20 kg Eisenabfall, so entstehen 120 kg einer Legierung m it 16,7% Fe, 58,3% Si un d 25% Ti. E ine silizium haltige K upfer­

legierung2 m it 16,7% Cu, 58,3 Si u nd 25 T i erzeugen die E rfinder durch Einschm elzen von 80 T. R util, 60 T.

Ouarz u n d 24 T. Kohlenstoff u n te r Zusatz von K upfer, Die Legierungen werden zur R affination von Alu­

m inium 3, Zink4, Nickel5, Blei11 und Z inn7 benutzt. Im allgemeinen wird von ihnen n ur so viel zu dem Schmclz- bade gefügt, daß p raktisch das gesam te T itan in die Schlacke geht und das gereinigte M etall höchstens 1% aufnim m t.

Ch. V. S lo c u m 8, der die A rbeiten R o s s is vor der Versammlung der American Electrochcm ical Society in Toronto besprach, ging näher auf die Verwendung des Titancisens als Reinigungsm ittel in der Eisen- und S tahlindustrie9 ein. W eitere Angaben darüb er brachten in der E rö rteru ng des Vortrages R. M o ld e n k e , W m . C. K u n t z nach M itteilungen von LI. G o l d s c h m i d t, F. A. J. F i t z G e r a l d und W a tc r h o u s e . Das als

»titanium alloy« verkaufte Titaneisen der Titanium Alloy Mfg. Co. in N iagara Falls en th ält nach Ch. V.

S lo c u m 10 1 0 - 1 5 % Ti, 5 - 7 % C, weniger als 0,5%

andere. Verunreinigungen und als R est Eisen. S pätere Legierungen fand G. F. C o m s tö c k 11 15 bis 20%ig. Die clcktrotherm isch erzeugten sind nach ihm den durch Reduktion m it Alum inium oder Silizium erhaltenen dadurch überlegen, daß sie keine frem den E lem ente in den S tahl einführen. Die bei der E ntziehung des Sauer­

stoffs sich bildenden T itan oxy de wirken als F lußm ittel fü r die Silikate und gehen in die Schlacke, so daß der S tahl, wenn m an ihm im Gießlöffel auf I t etw a 6 kg der m indestens 15%igen Legierung zu setzt, höchstens 0,025% T itan aufnim m t. J. L a m o r t 12 b etrach tet das Titaneisen der T itanium Allo37 Mfg. Co.,. das im M ittel 77,68% Fe, 15,75% Ti, 2,27% Si und außerdem Kohlen­

stoff aufwies, als graues Gußeisen m it groben E in ­ schlüssen von T itan nitrid. Ein ebenfalls im elektrischen Ofen erzeugtes 50%iges Titaneisen u ngenannter H er­

kunft enthielt außerdem T itan n itrid zy an id (W ollastons Hochofcnkristalle) in mikroskopisch (nach Ätzen m it Salzsäure) deutlich erkennbarer M enge. Im Gegensatz dazu en th alten die alum inol hermisch dargcstellten Titaneisensorten das T itan nur zu einem sehr geringen Teil in Form von N itrid, so daß sie sich in kochender Salzsäure u n ter L uftabschluß bis auf kleine R ückstände vollständig lösen.

1 A m er. P. 1 019 526, e r te ilt am 6. M ärz 1912.

2 A m er. P. 10 2 3 333 vom 1 1. S ep t. 1909, e r te ilt am 1.6. A p ril 1 9 1 2. 3 A m er. P. 1 019 531, e r te ilt am 5. M ärz 1912.

1 A m er. P. 10 2 05 1 2, wie d ie folgenden P a te n te e r te ilt a m 19. M ärz 1912,

5 A m er. P . 1 020 513.

6 A m er. P. 1 020 514.

7 A m er. P. 1 020 515.

8 M etall. Chein. E n g . ,1911. Bd. 9, S. 529.

9 N ach H. G o l d s c h m i d t (E le c tro c h e m M etall. Ind. 1908, Bd. fl, S. 244) tre te n S p u re n v o n T ita n im S ta h l a u f D ünnschliffen u n te r dem M ik ro sk o p als ro te K ris ta lle v o n T ita n n itr id z y a n id a u f .

i» E le c tro c h e m . M e tall. In d . 1909, Bd. 7, S. 1 2 8. D er A u fsa tz b r in g t im ü b rig e n A u s fü h ru n g e n ü b e r d ie A n w en d u n g d es T ita n s fü r S c h ie n e n s ta h l; vgl. a. a. O. S. 498.

11 J. In d . E n g . Chem . 1915, Bd. 7, S. 87.

12 U b e r T ita n e ise n le g ie ru n g e n , D is s e rta tio n d e r T ech n isch en H o ch ­ sc h u le zu A ach en , 1914, S. 13.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Dabei scheint sich jedoch der nordöstliche Beckenteil langsam gehoben zu haben, so daß dort die wenn auch stark eingeebnete Kuppe des Pfälzer Sattels Festland

rührungsdauer m it dem zersetzenden Kohlenstoff werden deshalb auch für die Wassergasbildung nicht aus dem Grund als vorteilhaft anzusehen sein, weil diese günstige

stellen ausschließt, und daß der E influß, den die W ahl eines großem oder kleinem D urchm essers oder auch eine für später geplante E rw eiterung haben, in

W enn auch von einer so w eitgehenden Verringerung des Gewichtes wegen der ändern Anforderungen nicht G ebrauch gem acht werden kann, so ergibt sich doch für den

Vielfach sind derartige Verbindungen aus böswilliger Absicht hergestellt worden und haben nicht n u r zu .vorzeitiger Zündung von Schüssen, sondern auch zu einem

Abb. nicht wie über Tage in eine leitfähige Um gebung eingebettet sind, w irkt die Befestigung je nach A rt und Feuchtigkeit des Streckenausbau cs m ehr oder

Die eingesandten .Mischungen w aren zum Teil ü b erh au p t nicht sicher gegen Schlagw etter, zum Teil w ar ihre Lebensdauer und dam it auch die .Dauer ihrer

4. Es bildet eine halbkreisförmige! nach W esten offene, ziemlich Hache Mulde. 5) erscheint die Mulde durch einen S ondersattel in zwei kleinere Mulden zerlegt. D urch