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Glückauf, Jg. 52, No. 45

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Academic year: 2022

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Berg~ und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 4 5 4. N o v em b er 1 9 1 6 52. Jahrg.

Der Eisenerzbergbau in Nordwestfrankreieh.

Von BergasSessor D r. F. F r i e d e n s b u r g , z. Z. H erisa u (Schw eiz).

(F o rts e tz u n g Andere Eisenerzlngerstiitlcn der Normandie.

D i e l e t t e 1. Im nördlichen Teil der H albinsel Cotentin an der W estküste, etw a 20 km von Cherbourg entfernt, ist seit m ehrern Jahrzehnten ein Eisenerzvorkom m en bekannt, das sich von den bisher besprochenen Lager­

s tä tte n durchaus unterscheidet. Bei dem kleinen Ort D ielette treten u n m ittelb a r am S trande sechs Eisenerz­

lager zutage. Das Nebengestein sind schwach b itu ­ m in ö s e /s te il stehende Schiefer, die teils dem Devon, teils dem S ilur zugerechnet werden. Die Schiefer sind durch den K o n ta k t m it dem benachbarten G ranit von Flam anville m ehr oder weniger v eränd ert und erscheinen stellenweise halbkristallinisch; D er genetische Zusam m en­

hang zwischen der L agerstätte und dem E ru p tiv k o n ta k t ist unzw eifelhaft. Das Einfallen der Lager ist nahezu seiger; die M ächtigkeit b eträ g t je m ehrere Meter. Bereits das Ausgehende m ehrerer L ager liegt bei F lu t unter dem Wasserspiegel. Das E rz b esteh t aus einem außer­

ordentlich harten kristallinen Gemenge von Roteisenerz und Magneteisenerz. N ic o u gibt als m ittlere Zu­

sam m ensetzung an:

% %

F e 57 P ... 0,24 M.n ... 0,1 SiOg ... 12 Schon im Ja h re 1865 ist,d a s Vorkom m en du rch eine Verleihung m it einem F lächeninhalt von 345 ha ü b e r deckt worden. D er B etrieb setzte im Jah re 1867 ein und dau erte m it einer m ehrjährigen U nterbrechung bis 1892. Im Ja h re 1890 erreichte die F örderung m it 51 359 t ihren H öhepunkt; die Mengen w urden säm tlich nach dem A usland verschifft. Seit 1892 lag der B etrieb still. E rs t in den letzten Jah ren setzten die A rbeiten wieder ein; sie werden zur Zeit von der Société des m ines et carrières de Flam anville geführt, an der Thyssen m aßgebend beteiligt ist. Die V erw altung ist französisch.

Im Jah re 19:14 w aren mehrere, hundert A rbeiter auf dem W erk beschäftigt, zum großen Teil Ausländer.

Die F örderung h a t im Ja h re 1913 die Menge von 30 000 t erreicht. Allerdings sollen die großen Schwierigkeiten, an denen die frühem B etriebsversuche gescheitert waren, stark e W asserzuflüsse und außerordentliche G esteinhärte, auch jetzt den Betrieb ungünstig beein­

flussen. D er A bbau geht m eist u n ter dem Meere um.

i D er B esuch des W erk es w u rd e dein V erfasser le id e r n ic h t ge- s t u t t e t ; d ie A u s fü h ru n g e n s tü tz e n s ic h d a h e r a u f z e rs tre u te A n g ab en sow ie p ersö n lich e E rk u n d ig u n g e n , fe rn e r v o r allem a u f die M itte ilu n g e n von N i c o n in T h e ¡von o re reso u rees of tlie w'orld TDio, Bd. i, S. 20.

von S. 90ß.)

D ie G rube besitzt keinen B ahnanschluß; die gesam te F örderung wird verschifft. E ine neuzeitliche große Verladeanlage, eine D rahtseilbahn m it E n d p u n k t im Meer, gellt der Vollendung entgegen. Vor dem Kriege nahm D eutschland das Erz ab ; es ist jedoch nicht aus­

geschlossen, daß das Hochofenwerk von Oaen späterhin nach seiner Inbetriebsetzung einen Teil v erh ü tte n wird.

Die V orräte an hochprozentigem E rz sind fraglos recht erheblich.

K l e i n e V o r k o m m e n . E ine gewisse B edeutung besaßen früher kleine L ag erstätten von Brauneisenstein, die allenthalben an der Oberfläche der sibirischen Kalke, jedoch auch der Schiefer auftraten, häufig in örtlichem und genetischem Zusam m enhänge m it dem großen untersilurischen Erzlager. Diese sekundär e n tsta n ­ denen Vorkommen sind heute im allgemeinen abgebaut und besitzen keinerlei Bedeutung. Ehem als lieferten sie einen Teil der von der alten H üttenind ustrie der Nor­

m andie verschm olzenen Mengen. In der L ite ra tu r sind sie vielfach m it dem eigentlichen Ausgehenden d er E rz­

lager zusanunengeworfen worden, m it'd en en viele keinen Zusam m enhang besitzen.

Schließlich haben zeitweise auch die Schlacken­

halden der E isenindustrie früherer J ahrh un derte eine Rolle bei der E rzausfuhr aus der N orm andie gespielt.

Sie enthalten 55 — 60% Eisen neben 15 — 25-% Kiesel­

säure, sind' also verhältnism äßig hochwertig. Ihre

■ Gesamtmenge, die sich allerdings auf zahlreiche, nicht im m er fü r die A bfuhr günstig gelegene Stellen verteilt, schätzte H e u r t e a i i 1 1907 auf 150 0 0 0 -2 0 0 .0 0 0 t.

T rotz der Abgelegenheit von den Verkehrswegen bei den m eisten hat sich infolge der leichten und billigen Gewinnbarkeit ein regelmäßiger A bbau entw ickelt. E r setzte im Ja h re 1900 ein, und zeitweilig sind 30 000 t und m ehr in einem Jah re »gefördert« worden. H eute können die m eisten dieser Halden, soweit sie reicher an Eisen sind, als ab gebau t gelten.

Die s ib ir is c h e n E isenerzlager d e s A n jo u s und der B reta g n e

D ie L a g e r s t ä t t e n .

D er Gebirgsrum pf g efalteter paläozoischer Gesteine, in dem die bisher behandelten E rzlagei'stätten auftreten, erstreck t sich von der N orm andie nach Süden bis über die Loire hinaus ü b er die Landschaften A njou und

i l i e u r l e i u : N u t e s u r l e ; mi.nenti. de- feit silu r ie n d e Basse- N o r m a n d i e , An n. d, min. liio?, S. u i s ; Besonder s S. (¡51.

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B retagne. Südlich von den w eit ausgedehnten G ranit­

m assen der Gegend zwischen D om front u n d Laval finden sich die gleichen, herzynisch streichenden S ättel und Mulden wieder, die für das tektonische Bild w eiter im Norden kennzeichnend sind. Auch die Landschaft bew ahrt den C h arakter eines m äßig hohen, reich ge­

gliederten Hügellandes,_ das durch die rechten N eben­

flüsse der Loire entw ässert wird. S tärk er als im Norden p rägt sich im L andschaftsbilde der A ufbau des Gebirgs- untergrundes au s; m it stellenweise überraschender G enauigkeit entsprechen die Senkungen und T äler den Schiefern, die Höhen dagegen den h a rte m Sandsteinen.

Die F alten verlaufen im allgemeinen etw as regelmäßiger als in d er N orm andie; infolgedessen sind die Schichten­

bänder auf große E rstreck u n g hin,’auf 50 km und m ehr, ohne größere U nterbrechung streichend zu verfolgen.

S tratigraphisch sind kaum U nterschiede gegen die G ebirgsschichten im Norden zu verzeichnen. Die H a u p t­

masse bilden die in flachen S ätteln zutage tretenden präkam brischen und kam brischen Scliiefer m it ein­

geschalteten Sandsteinen und K onglom eraten (P udding­

stein). Die Mulden besitzen m eist steil abfallende R änder; sie werden hauptsächlich vom arm orikanischen S andstein und dem Calym eneschiefer des U ntersilurs ausgefüllt, jedoch treten im Innern der breiten Mulden auch die jüngern Glieder des Silurs sowie devonische K alke und Schiefer auf. ö stlic h von der Linie Alenęon—

Angers legen sich Mesozoikum und T e rtiä r des P ariser Beckens transgredierend an.

Die Eisenerze treten in einem tiefem Horizont auf als in der Norm andie, im arm orikanischen Sandstein, der eine größere Zahl von Lagern zu enthalten pflegt.

Die streichende Ausdehnung des Eisenerzhorizontes ist von der S arthe an, die n u r an einer Stelle, bei Angers selbst, ü b ersch ritten wird, bis in die Gegend von Redon und Rennes nachgewiesen (vgl. Abb. 1). "W ahrscheinlich setzen sich die Lager w eiter nach W esten fort, und auch die östliche B egrenzung d ü rfte vorläufig m ehr durch die auflagernden m esozoischen Schichten als durch ein wirkliches Verschwinden des Eisenerzhori­

zontes gegeben sein. Jedenfalls entsprechen zu r Zeit die angegebenen Grenzen den tatsächlichen Aufschlüssen.

Der E rzhorizont erstreckt sich über vier D epartem ents, llle-et-Vilaine, M ayenne, Loire-Inferieure u n d Maine- et-Loire. In dem letztgenannten sind die biäher wich­

tigsten Aufschlüsse gem acht w orden; n u r d o rt geht bisher Bergbau in größerm M aßstabe um .

Ganz allgemein b e tra c h te t sind die L ag e rstätten erheblich weniger gut bekannt als die der Norm andie.

E ine lückenlose, für alle Vorkom men gültige B e­

schreibung läßt sich nich t geben, d a die bisher vorliegen­

den Aufschlüsse im V erhältnis zu der gewaltigen Aus­

dehnung des E rzhorizontes einen allzu bescheidenen Umfang besitzen, als daß Verallgemeinerungen zuver­

lässige Folgerangen gestatteten .

Ü berall ist m ehr als ein Flöz vorhanden; die Zahl schw ankt zwischen 2 (in der Gegend von Angers) und der H öchstzahl 11, die in der Gegend von Pinceloup, nordw estlich von Segre, beobachtet worden ist. Nieist sind 3 - 4 Flöze ausgebildet. Sie lagern in den hangendem H orizonten des arm orikanischen S andsteins; das oberste

findet sich bisweilen u n m itte lb a r an der B asis der hangenden Calym eneschiefer, n ä h e rt sich also dem H orizont der N orm andie-Erze. Die w eitern Flöze folgen in A bständen von wenigen Z entim etern Ins zu m eh r als 100 m. Manche zerschlagen sich in einzelne Bänke, die d urch Anwachsen der Zw ischenm ittel schließ­

lich zu selbständigen Flözen werden. Die M ächtigkeit b e trä g t im D u rch sch n itt 1 —3 m fü r jedes F löz; die größte b eobachtete M ächtigkeit ist 5 m.

Störungen sind in den bisher durchforschten M ulden­

teilen, wie erw ähnt, seltener als bei den L agerstätten der Norm andie. Infolgedessen ist das Schürfen e rftb lic h erleichtert. Auch bietet vielfach der Pflanzenw uchs ein gutes Anzeichen fü r das Ausgehende der Eisenerzlager, d a er do rt infolge der v erän derten B odenzusam m en­

setzung ein besonderes B ild bietet und vo r allem üppiger ist als ü b er dem nährstoffarm en S andstein.

Als E rz a rte n tre te n in den Lagern K a rb o n at, M agnet­

eisenerz, Roteisenerz un d Brauneisenerz auf. Sehr wahrscheinlich ist das K arb on at auch hier das u rsprün g­

liche E rz ; es ist wie <3as N orm andie-Erz dicht, von gelb­

grauer bis grauschw arzer F arb e und oolithisch. E s findet sich bisweilen bereits am Ausgehenden, also erheblich über dem Grundw asserspiegel; an ändern Stellen ist es um gekehrt auch in größerer Teufe u n ter dem G rund­

wasserspiegel n ich t nachzuweisen. Völlig eigenartig ist das A uftreten des M agneteisenerzes in großen Mengen und w eiter E rstreckung. Bei Segré bildet es in den ausgedehnten bergbaulichen Aufschlüssen den bei weitem vorwiegenden Teil des Erzes. D ort findet sich ein Gemenge von M agneteisenerz m it untergeordnetem Roteisenerz und C hlorit; das K a rb o n at t r itt auch in den tiefsten Aufschlüssen völlig zurück; jedoch soll die ursprünglich oolithische S tru k tu r .-auch in dem d ichten, festen M agneteisenerz nachzuweisen sein. Das E rz von Segré erscheint: überall homogen und d ich t und besitzt außergewöhnliche H ä rte u nd Festigkeit. Die obersten Lagerteile u n te r dem Ausgehenden bestehen vorwiegend aus R oteisenerz, das jedoch in' frühem Jah rh u n d erten b is auf geringe Reste ab gebaut worden ist. Auch d o rt, wo das K arb onat vorzuwiegen scheint, ist es m ehr oder w eniger von M agneteisenerz d u rc h s e tz t;

der G lühverlust b e trä g t nicht m ehr als 2 0- 2 2 % , Die Zusam m ensetzung des E rzes schw ankt in w eiten Grenzen. G a n e t 1 gibt als großen D urchsch nitt 6 0 % Eisen u nd 15% Kieselsäure an, jedoch dürften diese W erte ein wenig zu g ünstig se in ; jedenfalls liegt aber wohl der durchsch nittliche Eisengehalt über 45%.

N i c o u 2 gibt recht w eite Grenzen an, ohne sich au f einen D u rchsch nitt festzulegen:

% %

F e 4 1 - 6 2 CaO . . . ' 1 SiO„ 7 - 4 0 MgO . . . 0, 2

T i02 ... 0,4 P ...0,3-0,75 Al.,0., . . . . 2 - 4

B em erkensw ert ist der Gehalt an T itansäure. D er Schwefelgehalt ist infolge unregelm äßiger Schwefelkies­

einlagerungen wechselnd, jedoch niem als hoch. Als

1 G a n e t : U ne v is ite ü a n s l'A n jo u fe rrifé re . E c h o d. m in . el d e la iiié ta ll. 1013, S. 466, b e so n d e rs S. 501.

2 T h e iro n ore reso u rees o f th e w orJd 1910, B d. l . S. 21.

(3)

D u rch sch n itt einer Gesam tm enge von 137 000 t Erz, die bei Segré gefördert wurden, werden anderw eit1 gen an n t:

o/ 0/

/o /o

F e ... 47,68 P ... 0,94 S i0 2 ... 17,65 S ... 0,123 Die Zahlen schw anken, selbst für einen zusam m en­

hängenden B etrieb wie den der G ruben von Segré, in großem .Grenzen, weil die einzelnen M uldenteile und Aufschlüsse recht verschiedenartige E rze geben. D er A bbau östlich von Segré, im Felde Oudon, liefert Erz von 47 — 50% Eisen und 16 — 18% K ieselsäure, dagegen en th alten die westlichen F elder Erz von 4 8 - 5 3 % Eisen und n u r 1 3 —16% Kieselsäure. Aus einzelnen Lager­

teilen ist es sogar m öglich, E rz m it 60 - 63 % Eisen zu fördern; andere Lagerteile, die E rz m it m ehr als 20%

K ieselsäure enth alten , m üssen anderseits wieder zur Zeit als unbauw ürdig angesehen werden.

Die Lager in den Feldern St.

B arth élém y und P avillon d ’An- gers bei Angers liefern E rz m it Eisen bis zu 52% und 12%

K ieselsäure ; bei C h âteau b rian t sind größere Mengen von E rzen m it 56% Eisen und 6% Kiesel­

säure nachgewiesen worden.

Die E n tste h u n g der E rzlager­

s tä tte n m it Sicherheit zu deuten, ist vorläufig noch weniger m ög­

lich als bei den E rzen der N or­

m andie. Sehr w ahrscheinlich sind auch hier die prim ären K a r­

bonatlager gleichzeitig m it dem Nebengestein sedim entär zur Ablagerung gelangt. Völlig u n ­ k la r sind die Einflüsse, die die

U m w andlung in M agneteisenerz v erursach t haben. E in K o n tak t m it E ruptivgesteinen, an den

zunächst gedacht werden könnte, liegt nirgend v o r und w ürde wohl auch kaum Um wandlungen von so großer F lächenausdehnung veranlassen. Die A nnahm e eines gewaltigen E ruptivlakkolithen tiefer im Liegenden, ein beliebter Erklärungsversuch, w ird durch keine t a t ­ sächlichen B eobachtungen g e stü tz t; ferner h ä tte er zweifellos auch das Nebengestein beeinflußt, das jedoch völlig frisch und unverändert ansteht. Aus diesem G runde verliert ebenso die A nnahm e von R egionalm eta­

m orphose, wobei der F altungsdruck eine Rolle gespielt haben könnte, eigentlich jeden H alt.

D er Eisenerzhorizont w iederholt sich in vier Mulden, von denen n u r die beiden nördlichen genauer b ek an n t sind. Von Süden nach N orden sind cs folgende:

1. Mulde von Ereigne, 2. Mulde von Angers-Sion, 3. Mulde von Segré, 4. Mulde von Renazé.

Die M u ld e v o n F r e i g n é , tektonisch sich bis süd ­ lich von Redon fortsetzend, ist n u r ganz oberflächlich

1 N os m ines e l m in iè re s: L e m in e ra i de fer do l ’A n jo u e tc . E d itio n de la B re ta g n e é co n o m iq u e e t fin a n c iè re 1913, S. 84.

in wenig ausgedehnten Aufschlüssen nachgewiesen. V er­

leihungen haben d o rt n ich t stattgefund en , u nd ein U rteil ü ber die L ag erstätten ist bisher unmöglich.

E tw as um fangreicher sind die Aufschlüsse in der M u ld e v o n A n g e rs -S io n . E s ist n u r der Nordflügel bekan nt, in dem die Schichten m it regelmäßigem, steilem Einfallen nach Süden auf eine Länge von 90 km m ehr oder weniger zusam m enhängend verfolgt werden können. Auf dieser Mulde sind ganz im O sten auf dem linken Ufer der S arthe zwei Bergwerksfelder verliehen, Pavillon d'A hgers und St. B arth elem y. In dem erst­

genannten geht bereits A bbau um , wenn auch vorläufig noch in kleinem M aßstabe. E s sind zwei Flöze von je durchschnittlich 2 m M ächtigkeit b ek a n n t; das Erz ist teilweise karbonatisch und erreicht in den besten Teilen einen Gehalt von über 50% Eisen bei 12%

Kieselsäure.

Am genauesten b ekannt ist d ie 'M u ld e v o n S e g r e

10. D ie E ise n e rz la g e r des A njous.

f ! :

infolge des bei dieser S ta d t um gehenden lebhaften Berg­

baus. Sie ist sym m etrisch m it vollständig entwickeltem Nord- und Südflügel‘ aufgebaut (vgl. Abb. 11). 7 km östlich von Segre schließt sie sich, dagegen is t sie im W esten offen. D ie B reite, d. h. d er A b stan d zwischen den Schichfenköpfen d er heiden Flügel, ist n u r gering;

er beträgt wenige K ilom eter. E rst w estlich von Rouge nim m t die B reite erheblich zu. D urch den B ergbau von Segre ist noch eine kleine Nebenm ulde, etw a 3 km nördlich von der H auptm ulde, bei L a F e rn e re auf­

geschlossen. Auch auf ih r geht B ergbau um . Die Z ahl der Flöze b e trä g t überall 3 - 4. Am häufigsten ist folgendes Profil zu beobachten.

H angendes: C alym eneschiefer (sch ist cs ardoisiers) 1. Lager, 1,2 - 2 m E rz

S andstein, 4 0 - 5 0 in

2. Lager, bestehend aus 2 - 4 Banken m it zusam m en 2 - 2 , 5 m E rz

S andstein, 100 m

3. Lager, 2 , 5 - 3 m , nich t im A bbau, da reich an K ieselsäure

Liegendes: Sandstein.

Ausgehendes des E ise n crz h o riz o n k s t * Richtung des finja ffens

A bb.

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D as Einfallen b e trä g t 45 — 90°. Störungen sind recht selten. Die Nebenm ulde von L a F e rn e re v e rh ä lt sich völlig wie die H auptm ulde. Ü ber die Erzbeschaffenheit ist bereits im allgemeinen Teil b erich tet worden.

B em erkensw ert ist die B eobachtung, daß sich der Kiesel­

säuregehalt nach der Teufe zu verringern s c h e in t; nam en t­

lich trifft dies für das 3. L ager zu. D a die Kieselsäure durch von oben kom m ende Lösungen nachträglich zu­

gefü h rt bzw. verm ehrt worden sein kann, scheint ein derartiges V erhalten, zum al im örtlichem Zusam m en­

hang m it dem Grundwasserspiegel, nicht ausgeschlossen.

Die letzte Mulde, die M u ld e v o n R e n a z e , erstreckt sich erheblich w eiter nach Osten als die vorige, jedoch ist sie ebenfalls nach Osten zu geschlossen. N ord- und Südflügel vereinigen sich in der N ähe der Sarthe. Die M uldenbreite ist für die ersten 30 km von O sten aus gering; sie überschreitet dort kaum das Maß von 4 km.

ln der Gegend der' Oudon nim m t sie jedoch rasch zu und erreicht bei M artigne-Ferchaud etw a 10 km. Auf dieser Mulde sind drei Bergwerksfelder verliehen;

B etrieb geht bisher nicht um , so daß die K enntnisse von den L agerungsverhältnissen und der Erzbeschaffen- licil liier noch ganz unvollständig sind.

V o r r ä te .

E n tsprechend dem geringen Umfang der bisher vorliegenden Aufschlüsse im ganzen Bezirk sind ge­

nauere Schätzungen der vorhandenen abbauw ürdigen E rz v o rrä te noch nicht möglich. Im m erhin unterliegt es bei d er gewaltigen streichenden A usdehnung ,des als erzführend bekannten H orizontes keinem Zweifel, daß die vorhandenen Mengen ganz erheblich sind.

B e i l a n g e r 1 gibt als G esam tlänge der nachgewiesenen streichenden E rstreckung, des Lagerausgehenden in allen vier Mulden zusam m en 500 km an. B eruht diese Schätzung auch fraglos, nam entlich fü r die Mulde von Freigne, noch auf unsicherer Grundlage, so ste h t doch fest, daß die Schürfarbeiten bisher schon a u f m ehr als 150 km Streichlänge in den verschiedenen Mulden abbauw ürdige Erzlager nachgewiesen haben, un d daß tatsächlich die hangenden Schichten des armorikanischen Sandsteins kaum irgendwo auf diesen w eiten Strecken ohne abbauw ürdige E rzlager angetroffen werden.

Ü ber das V erhalten der Erzlager nach der Teufe laßt sich zw ar ebenfalls nich ts Zuverlässiges sagen, d a die B etriebe bei Segre, w enn,auch u n ter den G rund­

wasserspiegel reichend, doch nirgend eine größere Teufe als 200 m erschlössen haben un d auch infolge der großen Ausdehnung des E rzhorizontes eine Verallgemeinerung kaum zulässig erscheint. Im m erhin kann aus der großen streichenden E rstreckung m it m ehr oder weniger gleich­

m äßiger E rzführung ein längeres A ushalten nach der Teufe m it gewisser W ahrscheinlichkeit gefolgert werden.

Einige Bohrungen bestätigen diese Verm utungen, w ährend andere, allerdings aus nicht näh er bekannten G ründen, bis zu 200 m Teufe erfolglos geblieben sind.

N im m t m an u n ter vorsichtiger Schätzung die streichende Länge des E rzhorizontes zu 150 km an,

i B e 11 a n g e r : N o t e sur l ’i m p o r t a n c e d u g i s e m e n t f e r r i f f i r e d e

!’A n j o u . A n n . d , m i n . 1 9 1 1 , B d . 2, S . 4 5 2 , b e s o n d e r s S . 4 5 8 .

die durchschnittliche G esam tm ächtigkeit m it 4 m , so en th ält bei einem spezifischen Gewicht von 4 jedes laufende M eter in der Flözebenc bereits 2,4 Mill. t Erz.

U n ter der ebenfalls vorsichtigen A nnahm e eines D urch­

sch nitt sei n f allen s von 60° ergibt dann bereits eine Seigerteufe von 350 m einen E rz v o rra t von rd. I Milli­

arde t- D a kein G rund vorliegt, an einem erheblich tiefem H in atsetzen allbauw ürdiger Lager zu zweifeln, die streichende A usdehnung ferner wohl erheblich größer ist als oben angenommen w urde, u nd sich schließ­

lich auch die M ächtigkeit, besonders u n te r Einbeziehung der zu r Zeit nicht als vollw ertig angesehenen Lager, als bedeutender herausstellen kann, so v ersteht m an die Schätzungen, die von m chrern Milliarden t ab b au ­ w ürdiger Erzm engen sprechen1. E s sei wiederholt, daß von diesen V orräten tatsäch lich nachgewiesen bisher n u r ein v erhältnism äß ig geringer B ruchteil ist, der kaum 100 Mill. t beträgt. Jedenfalls können aber die zu rü ckh alten dem Schätzungen B e i l a n g e r s 2 als g u ter W ahrscheinlichkeitsw ert angesehen w erden; er kom m t u n te r etwas ändern Voraussetzungen als den obigen zu dem Ergebnis, dem beizupflichten ist, daß die zur Zeit bereits nachgewiesenen oder auf G rund der Auf­

schlüsse m it einiger Gewißheit zu verm utenden Mengen bauw ürdiger E rze m indestens 1 M illiarde t betragen.

D er E isengehalt w äre dem nach fa st % M ilharde t.

D e r B e r g b a u .

D ie Angaben über die technische Gewinnung der vorstehend geschilderten L agerstätten m üssen sich auf die E inrichtungen u n d Leistungen in den Gruben der Société des m ines de fer de Segré beschränken, da bisher n u r die Betriebe bei Segré einen regelrechten A bbau eingeleitet haben. D ort sind aber nach viel­

fachen, jahrelangen Versuchen je tz t, d. h. F rü h ja h r 1914, in verschiedener H insicht gu te und zweckmäßige A n­

lagen geschaffen oder vo rb ereitet worden. Sie werden daher aller V oraussicht nach das M uster fü r die neu entstehenden Bergwerke bilden, deren Verhältnisse von denen bei Segré kaum wesentlich abweichen dürften.

0 Calym cneschiefer

4 A rm orikanisch r Sandstein • 1

m it Eisenlagern ( I , I I u n d I I I ) , 'U n te r - 3 Kam brische rote Schiefer I silu r

la P rä ka m b riu m ( m it S c ’.iefe r).

A bb. II. P ro fil d er E ise n erzla g ers! ä tte n bei Segre.Jj Die genan nte Gesellschaft b a u t auf der Mulde von Segre, kurz vo r ihrem östlichen Abschluß, u nd auf der kleinen N ebenm ulde von L a F erriere (s. die Abb. 11

1 N i e o u w a g te l $ | o in T h e iro n o re re so u re e s ot tb e w o rid , Bd. 1>

S. 2 1, n o ch k e in e z a h le n m ä ß ig e n S c h ä tz u n g e n v o rz u n e h m e n . - a . a . O . S . 4 5 6 .

(5)

und 12). Die Gesellschaft besitzt vier verliehene F elder m it zusam m en fast 4000 h a Fläche (gleich rd. 18 preußi­

schen N orm alfeldern); in jedem Feld ist eine selbständige Schachtanlage errichtet. Die erste A usrichtung erfolgte durch Stollen, die im T al der Ouclon und kleinen N eben­

tälern angesetzt wurden. W ahrscheinlich w ird die A usrichtung m ittels Stollen überall im Anjou zunächst eine gewisse Rolle spielen, wenn auch infolge der geringen H öhenunterschiede n u r für kürzere Dauer.

D er Anlegung von Stollen kom m t der bereits erw ähnte U m stan d zugute, daß die Täler m eist den weichem Schiefern folgen, w ährend der härtere armorikanische Sandstein m it den Erzlagern die Höhenrücken bildet.

Die S chächte sind bei Segre teils tonnlägig in den Lagern, teils seiger abgeteuft; das erste Verfahren empfiehlt sich schon wegen des wechselnden Einfallens nicht, außer vielleicht für die ersten Aufschließungsarbeiten.

Die Seigerschächte werden am zweckmäßigsten in das H angende gesetzt, d a die Schiefer erheblich weniger W asser zuzuführen pflegen als der stellenweise klüftige Sandstein.

Drahtseilbahn

Abb. 12. D ie B ergw erke bei Segre.

Als A bbauverfahren w ird bei steilem Einfallen der gewöhnliche F irste n b au angewendet. Den erforderlichen Versatz gew innt m an über Tage in besondern S tein­

brüchen und fü h rt ihn durch Rollöcher den A bbau­

örtern zu, soweit nicht der G rubenbetrieb selbst aus den eingelagerten B änken sowie aus dem S treckenauf­

fahren genügende Mengen Berge liefert. Bei flachem Einfallen s te h t eine A rt K am m erbau in Anwendung, wie er ähnlich oben für die G ruben der N orm andie beschrieben worden ist (vgl. die Abb. 7 und 8). Die L ager werden streichend in Streifen von 2,5 m B reite hereingewonnen. Je nach der F estigkeit des N eben­

gesteins bleiben Sicherheitspfciler stehen; jedoch be­

m ü h t m an sich auch hier, durch E inführung von B erge­

v ersatz den A bbauverlust zu vermeiden. D as außer­

gewöhnlich h a rte E rz verlangt die Anwendung m a­

schinenm äßigen B ohrbetriebes; Preßluftbohrhäm m er

werden bevorzugt. Als Sprengstoff findet ausschließlich D y n am it Verwendung.

Förderung, W asserhaltung und W etterführung bieten infolge der geringen A usdehnung der G rubenbaue bisher keine schwierigen Aufgaben. E s verdient hervorgehoben zu werden, daß m an säm tliche m aschinenm äßigen Anlagen für elektrischen B etrieb einrichtet. Den Strom soll ein neuerbautes E lek trizitätsw erk bei Segré liefern, an dessen B au sich die Bergwerksgesellschaft beteiligt hat.

A u f b e r e i t u n g .

Das von dem G rubenbetrieb bei Segré gelieferte E rz ist m it 45-50% Eisen bereits verkaufsfähig. Um

“ jedoch einen hohem M arktw ert zu erzielen und zugleich an F rach tk o sten zu sparen, soll die gesam te F ö rd er­

menge der Gruben von Segré einer A ufbereitung unter- 'w orfen werden. Bei dem dichten, homogen-massigen E rz kan n es sich n u r um das H erausklauben der un­

haltigen Berge handeln, die aus eingelagerten G estein­

bänken oder aus dem Nachfall vom H angenden stam m en.

Auf einer kleinen V ersuchsanlage bei dem B ergw erk L ’Oudon gelingt es, durch H andscheidung noch etw a 2% des F örderrohgew ichts als Berge abzusondern und den Eisengehalt entsprechend zu erhöhen. Die aus­

geklaubten Berge haben nach gehöriger Zerkleinerung zeitweise einträglichen A bsatz als S traß ensch otter ge- gefunden, für den sie sich infolge ih rer H ä rte und F estig­

k eit vorzüglich eignen. E ine große Zentralaufbereitung fü r H andscheidung ist bei der Schachtanlage Le Bois im Bau.

Infolge der wechselnden N a tu r des Erzes kann die A ufbereitung auf späterhin and erw ärts entstehenden Bergw erken abweichende Aufgaben bieten. Jedenfalls w erden diejenigen Gruben, die größere Mengen von karbonatischem E rz aufschließen, zur H erstellung von R östanlagen genötigt sein.

V e r h ü t t u n g .

ln dem E rzbezirk haben in früh em Jah rh u n d erten kleine H ü ttenw erke den örtlichen B edarf befriedigt, jedoch ist diese Industrie, die niemals größere B edeutung erlangt h at, wohl schon vo r Beginn des neunzehnten Jah rh u n d erts erloschen. Seitdem en tb eh rt der engere Bezirk eigener H ü tten . In gew’isser H insicht kann jedoch das kleine Hochofenwerk von Trignac bei St.

Nazaire noch als hierher gehörig b e tra c h te t werden.

E s ist im Jah re 1874 nach längerm Stilhegen von einer Gesellschaft in B etrieb gesetzt worden, die die Erze von Segré verschmelzen w o llte1. Die ersten Versuche fü hrten zu Mißerfolgen ; die V erh ü ttu n g des Anjou- E rzes w urde aufgegeben und in den Jah ren 1883 bis 1890 ausschließlich spanisches E rz verbraucht. Auch so entw ickelte sich der B etrieb wenig günstig, und es folgte ein längerer S tillstand, bis im Jah re 1903 die jetzige E igentüm erin, die Société de la Basse-Loire, die W erke auf neue G rundlagen stellte. Von vornherein w-urde hauptsächlich die V e rh ü ttu n g von Anjou-Erz

r vgl. G a n e t : U ne v isite a u x m in es de Segré et a u x u sin e s de T rig n a c . E ch o d. m in . et d e la in é ta ll. 1913, S. -142.

(6)

geplant; im Ja h re 1911..w urden 130 000 t E rz ver­

schmolzen, von denen 70% aus dem A njou stam m ten.

D as W erk b e sitz t neben einigen v eralteten und größtenteils stillgelegten Betriebsanlagen einen neuern Hochofen von" 250 t Tagesleistung, zwei M artinöfen von je 40 t E in satz und einen Mischer m it 200 t Fassungs­

vermögen. E in Thom asw erk m it vier Birnen von je 15 t E in satz geht der Vollendung entgegen.

Die Verschm elzung eines Möllers, dessen E rz aus­

schließlich oder vorwiegend aus dem dichten M agnet­

eisenerz der Gegend von Segré b esteht, begegnet nicht unerheblichen Schwierigkeiten wegen der schweren R eduzierbarkeit des Erzes; die w irtschaftliche B e­

urteilung des ganzen E rzbezirks ist durch diesen U m ­ sta n d ungünstig beeinflußt worden. Indessen sollen nach G a n e t 1 die B etriebsergebnisse des W erkes von T rignac in den letzten Ja h re n bei A nw endung genügender W indzufuhr durchaus befriedigen. Im m erhin hegt nahe, das E rz n u r zusam m en m it ändern, leichter red u ­ zierbaren E rzen zu v erh ü tten . Im übrigen gehören die G ründe fü r u n d w ider die E rric h tu n g von Hochofen­

w erken im E rzbezirk m ehr zu den u n ten folgenden B etrach tu n g en w irtschaftlicher N atur.

A r b e i t e r v e r h ä l t n i s s e .

Die A rbeitsbedingungen und die V erhältnisse der A rbeiterbeschaffung gleichen in jeder H insicht denen der Norm andie. . Auch das A njou besaß bisher eine rein landw irtschaftlich tätig e B evölkerung; die H eran ­ ziehung der erforderlichen A rbeiterzahl b ereitet infolge­

dessen schon je tz t große Schwierigkeiten. Die Société des m ines de fer de Segré w ar infolge störenden A rb eiter­

m angels bereits genötigt, zur Seßhaftm achung der ausw ärtigen A rbeiter 72 Vierfaxnilienhäuser zu er­

richten, obwohl sie als erste der im Bezirk tätig en Ge­

sellschaften noch am ehesten K räfte heranziehen konnte.

D ie A nw erbung d er A rbeiter für die vielfach erhoffte u n d geplante außerordentliche Steigerung des B ergbaus in d er nächsten Z uk u n ft w ird fraglos eine der ernstesten Aufgaben bei dieser E ntw icklung bieten. Jedenfalls w erden wie in der N orm andie in großem Um fang Aus­

länder herangezogen werden müssen.

In den G ruben bei Segré b etru g im F rü h ja h r 1914 der H auerlohn etw a 7 fr in der zehnstündigen' S chicht

W i r t s c h a f t l i c h e V e r h ä l t n i s s e .

Die Eisenerzlager des Anjous haben schon in frühem Ja h rh u n d e rte n den S chauplatz kleiner Gewinnungs­

betriebe gebildet, wie die kilom eterlangen, wenn auch n u r flachen Pingenzüge auf dem Ausgehenden der Lager beweisen. Eigentlicher B ergbau setzte jedoch erst um 1880 ein, nachdem im Jah re 1874 die erste bergrechtliche Verleihung von Feldern erfolgt war. E ine G ruppe französischer U nternehm er, die die alte H ü tte von T rignac wieder in B etrieb setzen und m it E rz aus dem Anjou versorgen wollte, m achte die ersten Aufschlüsse.

In den Jah ren 1874 und 1875 w urden ih r die vier F elder bei Segré verliehen; bei den Schürfarbeiten w ar m an

t a. a. O. S. 114.

zunächst den alten Pingenzügen gefolgt. D as erfolgreiche Vorgehen dieser Gesellschaft regte w eitere U n ter­

nehm ungen in der Mulde von Renazd, nordöstlich von Segre, in der N ähe der M ayenne an ; die Schürfungen füh rten zu den Verleihungen von Cham pigne u nd L a Jaille-Yvon in den Jah ren 1875 un d 1876. Als indessen die Versuche der E rz v erh ü ttu n g in Trignac unbefriedi­

gend ausfielen, flaute das Interesse rasch ab. E rst in diesem J a h rh u n d e rt lenkte die E rzkn ap p h eit der H och­

k o n ju n k tu rjah re 1900 u nd 1907 die Aufm erksam keit erneut auf die L agerstätten . N am entlich in den Jahren 1909 bis 1912 herrschte eine außerordentlich lebhafte S ch ürftätig keit, verbunden m it einer H ochflut von M utungen, nachdem der inzwischen reger betriebene B ergbau von Segre m ehr K larheit über die N a tu r der L ag e rstätten gebracht h atte. Jedoch gelangten nu r noch drei M utungen zur Verleihung, davon diesmal auch zwei auf der Mulde von Angers.

N icht weniger als 38 unerledigte M utungen standen Anfang ‘1914 den bis dahin bestehenden neun Verleihun­

gen gegenüber. Die A dm inistration des Mines in P aris verschwieg nicht, daß auf eine Erledigung u n d eine- Zuteilung der sich teilweise gegenseitig überdeckenden gem uteten Felder nicht zu rechnen sei, ehe nicht das in V orbereitung befindliche neue Berggesetz erlassen wäre, das dem S ta a t einen A nteil an dem Gewinn der verliehenen Bergwerke geben soll. D a überdies durch die vorliegenden Verleihungen und M utungen das Ausgehende der E rzform alion fast restlos überdeckt ist, h a t die Schürf tätig k eit in letzter Zeit völlig nach­

gelassen h

D ie E ntw icklung der F örderung des Bezirks fällt noch fast völlig m it der B etriebsgestaltung der Gruben von Segre zusam m en. Diese haben erstm alig in den Jah ren 1 8 8 1 -1 8 8 3 zusamm en 25 000 t E rz gefördert.

N ach längerm S tillstand blieb die Förderung recht- gering bis zum Jah re 1908. Insgesam t haben die Gruben von Segre in äieser Zeit, bis 1907 einschließlich, nur etw a 75 000 t geliefert, dagegen von 1908 bis 1913 einschließlich fast 450 000 t.

Seit 1911 t r i t t zu der F örderung der Gruben von Segre die vorläufig noch unbedeutende des Bergwerks Le Pavillon d ’Angers nordöstlich von Angers. Die übrigen verliehenen F elder haben bisher n u r zeitweilig u n d s te ts n u r einige h un dert Tonnen gefördert. Ins-

■ gesam t g estaltete sich die Förderung des Anjous aus den Silurlagem seit 1907 folgenderm aßen:

J a h r t J a h r u tjj

1907 3 418 1911 |v 92 456 1908 18 046 1912 " 114 918 1909 29 664 1913 rd. 145 000 1910 65 177

H a t sich hiernach die F örderung bereits im Laufe des letzten Jah rfü n fts fast verfünfacht, so steh t der Bezirk doch fraglos noch in den ersten Anfängen seiner Entw icklung. Allein die Gruben von Segrö, auf die im letzten J a h r noch m ehr als 80% der gesam ten F ör­

derung entfielen, sollen in der nächsten Z ukunft nach Angaben der V erw altung eine Leistung von 800 000

1 vgl. L e s reeh crch es de m in e ra l de fer d a n s l ’O u e s t. K cho U. m in.

e t d e la in d tall, 1914, S. 1811.

(7)

bis 1 Mill. t jährlich erreichen. Selbst wenn sich diese A bsicht nicht vollständig durchführen läßt, w enigstens nicht sofort, so w ird doch sicherlich in den ändern B ergwerksfeldern binnen kurzem B etrieb eröffnet w erden; überdies will die Verwaltung des Bergwerks Le Pavillon d ’Angers die Förderung dieses W erkes auf 1 0 0 0 0 0 -1 5 0 000 t im Ja h re bringen1. Sobald aber erst au ch n u r einen Teil der Bergwerke, deren M utung z u r Zeit schwebt, zur Verleihung und B etriebs­

eröffnung gelangt, w ird der E rzbergbau im Anjou fraglos eine nach Millionen Tonnen zählende Förderm enge er­

reichen, zum al die recht regelmäßige Lagerung eine M assenförderung leicht ermöglicht. Jedenfalls w ird in allen Kreisen, nam entlich auch seitens der S ta atsb ah n ­ verw altung, m it einer derartigen E ntw icklung gerechnet.

Ü ber die bisher verliehenen Bergwerke sind im einzelnen folgende Angaben zu machen.

Z a h l e n t a f e l 3.

N am e d e s B erg w erk s B ezeich n u n g d e r M ulde

Jahr der Verleihung Größedes =" verliehenen Feldes F ö r­

d e ru n g 1912

t

1. C ham p ig n é R e n a z é 1875 2318

2. L a Jaille-Y von R enazé 1876 2490 _1

3. L ’O m b rée R e n az é 1910. 1514 .

D az u 14 sclnvebende M u tu n g e n a u f d e r M ulde v o n R enazé.

4. L e Bois 5. L es A uhiais 6. L ’O udon r , c 7. L a P e r r iè r e I d e S e Sle

M ines de fer

1874 1875 1875 1S75

1219 834 845 989

6 380 38 313 49 725 Segré

S egré Segré Segré (N eb en m u ld c)

D azu 10 schw ebende M u tu n g e n a u f d e r M ulde v o n Segré.

8. S t. B a rth é lé m y I A ngers-S ion I 1902 ! 460 9. L e P a v illo n d ’A n g ers | A ngers-S ion j 1910 j 327

D azu 1 4 sc ln v e b e n d e M u tu n g e n a u fd e rM u ld e v o n A n gers-S ion 1 F ö rd e rte 1907— 1909 in s g e s a m t 2500 t.

F ö rd e rte 1911 iioo t.

3 F ö rd e rte 1907—'1908 in s g e sa m t e tw a s ü b e r lo o o t.

» 20000

Im Gegensatz zur N orm andie ist an den Bergwerken des Anjous, soweit bekannt, ausländisches K a p ital b is­

her nich t beteiligt.

D er A bsatz der F örderung des Bezirks ist in allen Teilen au f die Eisenbahn angewiesen. Ausgenommen sind die Bergwerke St. B arthélém y und Le Pavillon d ’Angers, die ih r E rz auf kleinern Flußkähnen nach N antes schicken können, ohne es erst auf die B ahn zu verladen. D er Bezirk ist verhältnism äßig reich an Eisenbahnlinien (vgl. Abb. 1). Als Sam m elpunkte kommen die O rte Segré und C hâteaubriant in B etracht, von denen aus m ehrere Linien das künftige B ergbau­

gebiet durchschneiden. Überdies soll die Verwaltung der S taatsbahnen den B au w eiterer Strecken planen.

Die abseits von den Bahnlinien errichteten Schacht­

anlagen der Gruben von Segré sind durch Seilbahnen m it den S tationen verbunden.

i N ach G a n e t a. a. O. S. 540. D o rt w ird a u c h die w ohl ü b e r­

trie b e n e M e in u n g a u sg e sp ro c h e n , d aß d ie G ru b en von S e g re b e re its fü r ein e J a h re s fö rd e ru n g von 2 - 3 Mill. t e in g e ric h te t w erden.

Die Frage des Absatzes w ird für das Anjou deshalb besonders viel erö rtert, weil der V erkauf der bisher geringen Mengen n u r einen schwachen A nhalt bietet, wie sich der m utm aßliche M arkt der für die Z ukunft erw arteten riesigen Förderm engen gestalten mag. Drei M öglichkeiten stehen zur Auswahl, die V erhü ttu ng im Bezirk selbst, der Versand an andere B ezirke des fran ­ zösischen Inlandes un d schließlich der A bsatz an den W eltm ark t durch Ausfuhr.

Die erste M öglichkeit w ird kaum zu befürw orten sein1. R echnet m an die H ü tte von Trignac bei St.

N azaire noch als zum Erzbezirk im w eitem Sinne ge­

hörig, so zeigt das Beispiel dieses fü r die Kohlenzufuhr un d den Absatz der Erzeugnisse besonders günstig gelegenen W erkes bereits die Nachteile der V erhüttung im Bezirk selbst. Die in der schwierigen R eduzierbarkeit des Erzes liegenden Gründe dagegen, das A njou-Erz nicht ausschließlich oder hauptsächlich als Möller zu verwenden, sondern m it in dieser H insicht günstigerm E rz zu vermischen, sind bereits erö rtert worden. D azu kom m t der N achteil, daß der gesam te B rennstoff ü ber See vom Auslande bezogen werden m uß.

Die B eschaffung geeigneter A rbeiter un d der Absatz der Erzeugnisse stö ß t in dem industriearm en Lande auf große Schw ierigkeiten; in beiden Fragen m üß te wohl wieder auf das Ausland zurückgegriffen werden.

Alle diese Ü belstände sind nicht n u r gegen eine Erw eiterung des H üttenw erks von Trignac geltend zu m achen, die zu r V erhüttung eines irgendwie wesent­

lichen Teiles der erw arteten Förderm engen notwendig wäre, sondern stehen auch in noch v erstärk tem Maße der Neuanlage von Hochöfen im Erzbezirk selbst e n t­

gegen. E in geringerer B ruchteil d er Erzförderung im Anjou wirdAvie bisher auf der H ü tte in Trignac Absatz finden können, der w eitaus größte Teil m uß aber andere Wege suchen.

W enig A ussichten bietet auch der Absatz an andere französische Bezirke. Die französische Eisenindustrie ist nahezu völlig in den beiden Gebieten Französisch- Lothringen (Dept. M eurthe et Moselle) un d N ordost­

frankreich (Depts. N ord u nd P as de Calais) sowie in der Gegend von Creuzot vereinigt. Zu allen diesen B ezirken h ä tte das E rz auf Eisenbahnen einen großen Teil F rankreichs zu durchqueren. D a nun diese H ü tte n ­ gebiete schon je tz t nicht en tfern t im stande sind, die französische Eisenerzförderung selbst zu verbrauchen, so ist nich t anzunehm en, daß größere Mengen des durch den langen Eisenbahnw eg verteu erten A njou-Erzes hier ihren M arkt finden werden.

So bleibt schließlich nu r der A bsatz ü ber das Meer in das Ausland, das tatsächlich schon je tz t die gesam ten nicht von der H ü tte von Trignac verschmolzenen Mengen erhält. Infolge des d auern d steigenden E rz­

bedarfs D eutschlands, des H au p tk äu fers auf dem freien E rzm ark t, ist auf absehbare Zeit hinaus kaum eine B eschränkung des A uslandm arktes zu fürchten.

Als Häfen für die A usfuhr kom m en N antes und St. N azaire in Frage, dieses erst im Falle der E n t-

i D ie G rü n d e gegen d ie A n la g e g ro ß e r H ü tte n w e rk e in d e r N ä h e des E rz b e z irk s w erd en b e so n d e rs s c h a rf z u sa m m e n g e fa ß t in N os m ines e t m in iè re s: L e m in e ra i de fe r de l'A n jo u etc. E d itio n de )a B re ta g n e éco n o m iq u e e t fin a n c iè re 1918, S. 8 2.

(8)

Wicklung von Bergbau auf den westlichen M uldenteilen.

Die E ntfernung S e g re -N a n te s b eträg t rd. 80 km.

Nach dem zur Zeit geltenden Tarif belaufen sich die F rach tk o sten auf 2,40 fr fü r 1 t. D a m an die Selbst­

kosten für die Gruben von Segre auf etw a 5 fr frei E isenbahnstation ansetzen k a n n 1 und die Verladekosten in N antes 1,15 fr für 1 t betragen, so ergibt sich, daß zur Zeit 1 t E rz von Segrü fob N antes insgesam t m it etw a 8,65 fr Selbstkosten belastet is t3. Sehr w ahrschein­

lich werden sich die Grubenselbstkosten späterhin nach Verwirklichung der geplanten F ördersteigerung noch etw as herabsetzen lassen3. A ußerdem ist auch im Anjou der neue F ra c h tta rif anw endbar, wonach bei A bfertigung von Eisenerz in Zügen von dem Versender gehörenden W agen zu je 40 t besondere Erm äßigungen eintreten.

Die F rach tk o sten für die S trecke S e g re -N a n te s werden nach diesem T arif bei gleichzeitiger A bfertigung von m indestens 16 W agen n u r noch 1,90 fr für 1 t be­

tragen ; dazu kom m t allerdings noch eine geringe Summe für die Abschreibung u n d Verzinsung des für die Wagen aufzuwendenden K apitals und für ihre U nterhaltung.

Schließlich werden sicherlich auch die ungebührlich hohen V erladekosten im H afen von N antes nach en t­

sprechender A usgestaltung der V erladeanlagen fü r die in Z ukunft zu erw artenden großen Umschlagmengen nicht unw esentlich erniedrigt werden können.

Alles in allem kann m an annehm en, daß die Selbst­

kosten für 1 t E rz von Segre fob N antes die Summe von 8 fr keinesfalls überschreiten werden. S ch ätzt m an die sp ätem G rubenselbstkosten4 auf 4,50 fr für 1 t, die erw ähnten W agenkosten auf 0,20 fr für die B e­

förderung von J t zum Hafen u nd die Verbilligung der V erladung auf 30% ( = 0,35 fr), so kom m t m an u n ter Einschluß der statistischen A usfuhrgebühr von 0,10 f r /t auf die Zahl von 7,50 fr für die späterhin zu erw artenden Selbstkosten fob N antes. Bei diesen K osten, selbst bei den heute geltenden höhern, kan n ein E rz von durchschnittlich 4 8 - 5 0 % Eisen sicherlich stets eine Stellung auf dem W eltm arkt behaupten.

W ieweit diese Zahlen fü r die noch aufzuschließenden ändern Bergwerksfelder gelten werden, läßt sich schwer beurteilen. . Die Lagerungsverhältnisse sind in den Gruben von Segre besonders regelm äßig; in den ändern Muldenteilen können sie jedenfalls nicht günstiger sein.

Dagegen besitzt das E rz bei Segre ganz außergewöhnliche H ä rte und Festigkeit. Außerdem haben die w eiter im W esten gelegenen, vorläufig n u r gem uteten Grubenfelder erheblich kürzere B ahnverbindung m it N antes, n am en t­

lich diejenigen in der Umgegend von C-häteaubriant.

Diese noch zu verleihenden F elder werden aber aller W ahrscheinlichkeit nach wie alle noch nicht zugeteilten M utungen m it staatlichen Auflagen bei der Verleihung belastet werden, die, wie im m er sie auch ausfallen, sicherlich die Selbstkosten erhöhen. Bei einem Teil

1 Nos m in e s e t m in ie re s, a. ;t. O. S. 83;

2 G a n e t , a. a. O. S. 444, b e re c h n e t 9 f r S e lb stk o s te n lo b N a n te s f ü r l t, o h n e a u f E in z e lh e ite n e in zu g eh en .

2 N a c h N os m in es e t m in ie re s, a. a. O. S. 83, k ö n n en sic h d ie S e lb st­

k o ste n n a c h A u s g e sta ltu n g d e r W e rk e v o n SegrO a u f n ic lu m e h r a ls 4,50 fr fü r i t d e r v e rg rö ß e rte n F ö rd e ru n g b e la u fe n .

4 N a c h N os m in es e t m iniöres, a. a. O. S. s s .

der Erzfelder, die w eiter abseits von den B ahnstrecken liegen, u erden schließlich auch fü r die notwendigen Gleisanschlüsse besondere K osten aufzuwenden sein.

H iernach ist anzunehm en, daß die oben für Segre an ­ gegebenen Selbstkosten wohl die un tere Grenze des bei den übrigen B etrieben E rreichbaren darstellen, und daß eine U nterschreitung n u r in Ausnahm efällen bei besonders günstigen U m ständen möglich sein wird.

Im m erhin läß t sich erw arten, daß zu den angegebenen Selbstkosten oder wenigstens zu nu r geringfügig erhöhten eine größere Zahl von B etrieben w ird liefern können.

Die tatsächlich erzielten Preise lassen bei Voraus­

setzung dieser Selbstkosten recht ansehnliche R ein­

gewinne zu und rechtfertigen durchaus die lebhafte Aufm erksam keit, die die L agerstätten gefunden haben.

Im F rü h ja h r 1914 w urden z. B. Abschlüsse für Segre- E rz auf der Basis von 12 fr für 1 t E rz von 48% Eisen und 17% Kieselsäure fob N antes getätigt. ± 1% Eisen entsprachen ± 0,30 fr, + 1% K ieselsäure ± 0,15 f r .' Gegenüber solchen Preisen werden auch nich t unw esent­

lich höhere Selbstkosten in ungünstig gestellten G ruben­

feldern eine ausreichende Spannung gewähren, um die W irtschaftlichkeit des B etriebes zu gewährleisten.

Alle diese Erw ägungen sichern die A nnahm e einer gesunden und kräftigen E ntw icklung des Bezirks für die Z ukunft und d am it der Lieferung beträchtlicher Erzm engen an den W eltm arkt. W er als A bnehm er in erster Linie in Frage kommen wird, läßt sich auf Grund der bisherigen Lieferungen kaum beurteilen, da ihre geringen Mengen für die sp äter zu erw artenden Liefe­

rungen kaum einen zuverlässigen A nhalt geben dürften.

F erner ist das Ziel der bisherigen A usfuhr n ich t sicher bekann t, d a die Angaben über d ie E rzau sfuhr von den Loire-H äfen neben den Erzen der sibirischen Lager auch die der w eiter u nten behandelten jungen Ober­

flächenvorkom m en einbegreift. G a n e t 1 gibt an, daß im Ja h re 1912 über N antes 139 905 t, über St. N azairc 137 300 t E rz von beiderlei L agerstätten verschifft worden sind, wovon etw a 80% nach R otterdam , der R est nach englischen Häfen gegangen ist. Die Ver­

schiffungen nach R otterdam fallen fraglos der deutschen Eisenindustrie zu. Soweit nicht durch die Kriegsfolgen wesentliche Änderungen in dem V erhältnis zwischen den E isenindustrien des D eutschen Reiches und Groß­

britann iens eintreten, was wohl nicht anzunehm en ist, werden sich die deutschen Hochofenwerke m it ihrem ständig steigendem E rzverbrauch auch w eiterhin am stärk sten an der A ufnahm e der A njou-Erze beteiligen;

das angegebene V erhältnis der Ausfuhrzahlen nach beiden L ändern aus den Loire-Häfen wird sich eher noch zu­

gunsten des D eutschen Reiches verschieben. Die d e u t­

schen W erke sind m it ihrer so überaus verschiedenartig zusam m engesetzten E rzzufuhr auch am ehesten im stande und am besten geschult, fü r das etwas schwierig ver­

h ü ttb a re A njou-Erz den geeigneten Möller zusam m en­

zustellen.

(Schluß f.)

i a. a. 0 . S. 540.

(9)

Die beim Betriebe elektrischer Grubenbahnen m it Oberleitung auftretenden Streuströme und die Frage ihrer Gefährlichkeit für die Sicherheit des Grubenbetriebes.

Von K . A l v e n s l e b e n , E rs te m E le k tro in g e n ie u r des D am pfkessel-Ü bcnvachungs-V ereins d er Zechen im O b erb erg am tsb ez irk D o rtm u n d zu E ssen.

(Schluß.) U ntersuchungen über die G efährdung der G rubenbetriebs-

Sicherheit durch S treuström e.

Z ü n d u n g v o n S p r e n g s c h ü s s e n b e i d e r e l e k ­ t r i s c h e n S c h i e ß a r b e i t .

Um den Einfluß der S treuström e auf die elektrische Schießarbeit beurteilen zu können, ist es erforderlich, auf die elektrische Zündung im allgemeinen kurz ein­

zugehen.

Zum Zünden des Sprengsatzes • dienen Spaltglüh­

zünder oder Brückenglühzünder. E rstere haben 20 bis 300 Ohm W iderstand und erfordern zur Zündung eines einzelnen Zünders 1 /100 - 1 /10 Amp bei 6 - 10 V Spannung. Die B rückenglühzünder verlangen bei 0,3 - 1,2 Ohm 0,5 - 0 , 8 Amp und 0,5 - 2 V. Die D rähte des Zünders bestehen aus isoliertem Eisen- oder K upfer­

draht. Zur Zündung dienen neben B atterien aus kleinen Trockenelem enten überwiegend m agnet- oder dynam o­

elektrische Maschinen, deren S tärk e von der gleich­

zeitig abzütuenden Zahl von Schüssen ( 3 - 3 0 ) abhängt.

Die V erbindung der Zündm aschine m it den D räh ten der Zünder erfolgt in der Regel durch E isendrah t, von dem entw eder beide Leitungen, nu r die H inleitung oder keine L eitung isoliert sind. Die Leitungen werden im letztgenannten F all durch kleine an den Stem peln der Strecke festgenagelte B rettchen oder eiserne Klam m ern befestigt, bei isolierten D räh ten auf die Sohle gelegt.

Die Länge der V erbindungsleitung rich tet sich nach der Ö rtlichkeit und b eträ g t durchschnittlich 20 - 1 0 0 m.

Mehrere gleichzeitig abzugebende Schüsse werden parallel oder in Serie geschaltet.

Die Voraussetzungen fü r eine Zündung von Schüssen durch Streuström e bestehen darin, daß im Bereich der Zündlcitungen elektrische P o tentiale verschiedener Höhe vorhanden sind und durch Ström e von genügender S tärke durch die Zündleitungen und Zünder zum Aus­

gleich gelangen können.

Nach den voraufgegangenen Ausführungen werden die Gebirgsschichten in einiger E ntfern u n g von der B ahn ein m ittleres P o ten tial, das des neutralen P unktes, führen, w ä h re n d , R ohrleitungen durch besondere Z u­

fälle ein anderes, ~voiT den Schienen der B ahn aufge­

nommenes P oten tial in die verschiedenen Strecken .verschleppen können. Eingehende Messungen auf einer Reihe von Zechen haben Spannungen zwischen Schienen und Rohren bis zu 15 V ergeben.

E s h a t sich aber herausgestellt, daß die Spannung allein keinen M aßstab für die Gefährdung des Schieß­

betriebes abgibt. T rotz der erw ähnten Spannung war es nur selten möglich, eingeschaltete Zünder zur E x ­ plosion zu bringen, obwohl an den K ontaktstellen die

auf den Rohren und Schienen haftenden R ostschichten m it der Feile en tfern t worden waren. Die Ursache liegt teils in den oben erörterten hohen Übergangsw iderständen von .Rohrflansch zu R ohrflansch, teils in den hohen Ü bergangsw iderständen vom Gebirge zu den Schienen.

Dies ließ sich deutlich beobachten, wenn m an ein V olt­

m eter parallel zum Z ünder schaltete. Die Spannung fiel beim Anlegen der Z ünderdrähte in den m eisten Fällen annähernd auf Null.

Bei den außerhalb der B ahnstrecken liegenden Schienen fehlen selbstverständlich die Schienenver­

binder und vielfach auch die Laschen. Aber auch wenn die le tz te m vorhanden sind, stellen sie wegen des an ihnen und den Schienen haftenden R ostes keine gut leitende V erbindung her, so daß in der Regel eine Schiene von der ändern für die geringen in B etracht kom m enden Spannungen als isoliert angesehen werden kann.

N im m t nun eine Schiene das P o te n tia l der Um­

gebung auf und w ird durch den eingeschalteten Zünder ein Potentialausgleich zwischen Schiene und R ohr her- gestellt, so ist der sich entwickelnde Strom in den m eisten Fällen zu gering, um zu zünden.

Den Einfluß des Ü bergangsw iderstandes möge folgende R echnung klarstellen.

Nach -Nr. 8 der Versuchsreihe VI und Nr. 1 der Ver­

suchsreihe I I (s. Zahlentafel 2) kan n der Ü bergangs­

w iderstand vom Gestein zum eingetriebenen Eisenstab etw a 2000 Ohm betragen. Bei 50 Ohm Eigenw iderstand eines Spaltglühzünders u nd 15 V Spannung b e trä g t die S trom stärke 15— — = 0,007 Amp, die zu gering ist,

2 00 0+ 50 um zu zünden.

Nach Nr. 4 der Versuchsreihe I I I und Nr. 7 der Ver­

suchsreihe IV b etra g der Ü bergangsw iderstand von der Kohle zum eingetriebenen E isenstab 10 Ohm, w oraus sich eine S trom stärke bei 50 Ohm Zünderw iderstand und

1 5

15 V Spannung von - — 0,25 Amp ergibt, die 50 + 10

zum Zünden genügt.

F ü r Brückenglühzünder von 2,5 Ohm • ergeben sich

—---— ■. = 1,2 Amp, d. i. eine S trom stärke, die fü r die15 10 + 2,n

Zündung ausreicht.

D a die einzelne Schiene m it ihrer geringen F läche nu r eine unvollkom m ene B erührung m it dem Gebirge hat, w ird ih r Ü bergangsw iderstand in den m eisten Fällen höher sein als der vom Gebirge zum ein­

getriebenen E isenstab, wie auch die Versuchsreihe VI erkennen läßt.

(10)

Hierin ist auch der G rund zu suchen, daß nu r ver­

hältnism äßig wenig Schießunfälle durch Streuström e auftreten.

Liegen die Schienen in angesäuertem oder salz­

haltigem W asser, so ist nicht nur der Übergangswlcfer- stan d an den Schienenstößen gering, sondern auch der von der Schiene zur Sohle, so daß u n te r diesen U m ­ ständen für die Zündung genügend stark e Ström e auf­

trete n können.

Zur E rläu teru n g der vorstehenden Ausführungen sind im folgenden Auszüge aus den U ntersuchungs­

berichten über die im O berbergam tsbezirk D ortm und w ährend der letzten 4 Ja h re auf S treuström e zurück­

geführten Schießunfälle wiedergegeben.

1. Zeche H. Zwei H auer verletzt. Schußstelle etw a 270 m en tfernt von der m it Gleichstrom von 220 V Spannung betriebenen Bahn. Zwischen der v o r O rt in salzhaltigem W asser liegenden eisernen P la tte und einem blanken D ra h t der Schießleitung konnten sowohl Brücken- als auch S paltglühzünder abgeschossen werden.

Die E isenplatte, auf der ein Schießdraht lag, nahm das P otential der Gebirgsschichten auf und der andere Schießdraht nachweislich das der Berieselungsrohre.

D er Spannungsunterschied betru g 7 - 8 V. Die Schieß­

leitung w ar wenig sorgfältig verlegt, teils auf hölzernen Pflöcken, teils vor und hinter den hölzernen Stem peln und teils über und u n ter den hölzernen Kappen. Eine unm ittelbare B erührung m it den Berieselungs- und L uftröhren w ar nicht vorhanden, jedoch ü b ertru g ein kurzes, von salzhaltigem W asser durchsetztes B rettstü ck das P otential des Rohres auf den Schießdraht. Das A uftreten der verhältnism äßig starken Streuström e beruhte darauf, daß die Gleise der B ahn nicht m it der üblichen Sorgfalt unterh alten waren, die Schienen­

verbinder fehlten teilweise in den geraden Strecken, vor allem aber an säm tlichen Kreuzungen und Weichen.

2. Zeche G. E in H auer verletzt. Schußstelle die zu erw eiternde A usbesserungsw erkstätte der elektrischen Lokom otiven in nächster N ähe der m it Gleichstrom von 220 V betriebenen Grubenbahn. Verwendet wurden isolierte Schießdrähte, deren Isolierung bei genauerer U ntersuchung m ehrfache Beschädigungen aufwies. D er H auer wollte tro tz des Verbots m it dem Strom aus der O berleitung schießen und h a tte den einen aufgerollten isolierten Schießdraht auf einen T räger gehängt; als er den ändern an den Schienen zu befestigen suchte, kam der Schuß. D er T räger b erü h rte ein D am pfrohr und h a tte dessen P oten tial auf die aufgerollte Schießleitung übertragen; durch die Verbindung der ändern Schieß­

leitung m it den Schienen der B ahn wurde ein Ausgleich der P otentiale hergestellt, so daß der Schuß kommen m ußte.

3. Zeche E. E in H auer to t, einer verletzt. S chuß­

stelle in einer Sohlenstrecke, 70 m von der im Querschlag fahrenden G rubenbahn entfernt, die m it Gleichstrom von 220 V betrieben wird. Als Schießleitung dienten isolierte K upferdrähte, deren vordere E nden auf m ehrere Meter blank waren, da fallendes H aufw erk die Isolierung zerstört h a tte . Der Unfall en tstan d dadurch, daß das P oten tial der Berieselungsleitung über den eisernen Ausbau in eine an dem Stem pel anliegende Schießleitung

un d d as P o ten tial der Schienen in die andere Schieß­

leitung übertragen wurde. Die gemessene S pannung betru g 2,4 V ; dam it konnten Z ünder vo r O rt abgetan werden. N ach Lösung der Laschen des Gestänges der Sohlenstrecke am Querschlag fiel die S pannung auf 0,1 V, und eine Zündung w ar n ich t m ehr möglich, ein Zeichen dafür, daß die Schienen der Sohlenstrecke ihr P o ten tial aus der B ahn im Querschlag verschleppten.

Schienen und Laschen w aren neu angeliefert und ohne wesentlichen R ostansatz, besonders w aren die Löcher m etallisch blank.

4. Zeche P. E in H auer leicht verletzt. Schußstelle in der Strecke der m it 220 V Gleichstrom betriebenen G rubenbahn. Die verw endeten blanken Schießdrähte waren so verlegt, daß sie m it einem L uftro h r und dem eisernen Signalseil der B ahn in B erührung kom men konnten. D er in B etrach t kom m ende Teil der Gruben- i bahn w ar zur Zeit des Unfalls angeblich ausgeschaltet, j jedoch ging auf einer tielern Sohle und auf der gleichen j Sohle etw a 7 0 0 - 8 0 0 m vom U nfallort entfernt 1 elektrische Lokom otivförderung m it Schienenrück- leitung um. Messungen ergaben, daß u n te r diesen Um ­ ständen zwischen den verschiedenen M etallteilen, wie Schienen, R ohren und Signalleitungen, n ur Spannungen von 0,1 V auftraten, die zur Zündung nicht genügten.

D er Unfall ist n u r dann auf S treuström e zu rü ck zu fü h ren ,!

wenn m an annim m t, daß der T erP d e r B ahn, in dem geschossen w erden sollte, eingeschaltet war. In diesem F all betru g die Spannung zwischen der Signalleitung und dem R ohr 3 V, so daß dazw ischengeschaltete Zünder gezündet werden konnten.

5. Zeche E. Schußstelle 6 m von der m it Gleichstrom von 220 V betriebenen G rubenbahn en tfern t, von der aber die zunächst hegenden 130 m ausgeschaltet waren.

Der verw endete S chießdraht w ar blank. Zwischen W asserleitung und Schiene w urden bis zu 2,4 V ge­

messen. D er zw ischengeschaltete Z ünder ging los. Die Schießleitungen berü h rten das verzinkte W asserrohr sowie die Schienen un d nahm en aus diesen Teilen die P otentiale auf, w odurch der Unfall v erursacht wurde.

Vielfach sind aber Unfälle den S treuström en in E r ­ m angelung einer ändern nachweisbaren Unfallursache oder aus U nkenntnis ihrer A rt und ihres A uftretens zur L ast gelegt worden. N u r so ist es denkbar, daß gelegentlich eines n ich t aufgeklärten Schießunfalls auch auf die mögliche Anwesenheit von S treuström en hin­

gewiesen wurde, obwohl keine elektrisch betriebene G rubenbahn vorhanden w ar, auch andere elektrische Anlagen nich t in B etrach t kom m en konnten. Von den dem Ü berwachungs-Verein b ek an n t gewordenen Schieß­

unfällen, zu deren U ntersuchung die elektrotechnische Abteilung des Vereins hinzugezogen wurde, w aren in den letzten 4 Jah ren n u r 6 m it W ahrscheinlichkeit auf S treuström e aus der elektrischen G rubenbahn m it Schienenrückleitung zurückzuführen, von denen die hier in B etrach t kom m enden oben geschildert worden sind. D em nach ist die U rsache fü r die w eitaus größte Zahl der eingetretenen Schießunfälle in der elektrischen Zündung als solcher, nicht aber in dem B etriebe dei elektrischen G rubenbahn zu suchen.

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