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Glückauf, Jg. 52, No. 42

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GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 42 14. Oktober 1916 52. Jahrg.

Der Eisenerzbergbau in Nordwcstirankreich.

V on B irg a ssc sso r D r. F . F r i e d e n s b u r g , z. Z. H e risa u (Schw eiz).

A llgem eines.

Die gewaltige E ntw icklung des französischen Eisen­

erzbergbaus im letzten Jah rzeh n t h a t F rankreich an die d ritte Stelle u n te r den Eisenerz liefernden Ländern gebracht. Nachdem im Ja h re 1911 G roßbritannien geschlagen worden ist, erscheint es nunm ehr nich t aus­

geschlossen, daß die französische Förderung, die 1913 rd. 21% Mill. t erreicht h a t, in absehbarer Zeit auch die des D eutschen Reiches einholen und dam it die zweite Stelle, nächst den w eitaus führenden Vereinigten Staaten, einnehm en wird. Von J a h r zu J a h r gewinnt die F örde­

rung Frankreichs steigende B edeutung auf dem W elt­

m arkt. Noch: im Jah re 19,06 w urde die A usfuhr von französischem E rz durch die E infuhr frem der, m eist deutscher Erze übertroffen; von 1907 ab beginnt jedoch die A usfuhr zu überwiegen, u n d im Ja h re 1913 wird ein A usfuhrüberschuß von m ehr als 8 Mill. t erreicht, der m it den Erzlieferungen Schwedens u n d Spaniens an den W eltm arkt durchaus verglichen werden kann (s. Zahlen­

tafel 1).

Zahlcntafel 1.

F r a n k r e i c h s E i s e n e r z f ö r d e r u n g u n d - a u ß e n - h a i u l e l 1 8 8 5 -1 9 1 3

J a h r G esam te

F ö r d e r u n g

F ö r d e r u n g F r z . L o th r,

F ö r d e r u n g

d. ü b r.B ez . E in fu h r A u sfu h r

1000 t 1000 t 1000 t 1000 t 1000 t

1885 2 318 1612 700 1420. 90

1890 3 472 2 630 842 1610 285

■1895 3 680 3 084 596 1651 237

1900 5 448 4 446 ■1002 2119 327

■1905 7 395 6 400 995 2152 , 1356

1906 8 48! 7 399 1082 2015 1.759

■1907 10 OOS 8 822 1180 1999 2147

1908 10 057 8 850 1207 145.4 2384

1909 11 890 10 673 1217 1203 3907

1910 14 606 13 210 1-396 1319 4894

1911 16 639 15 054 1585 1350 6176

1912 19 160 17 371 1789 1455 8324

1913 21 7001 19 SOO1 ■1900' ■1117 9746

i V o r lä u fig e Z a h le n .

Zum w eitaus größten Teil verdankt F rankreich diese E ntw icklung den Erzvorkom m en Französisch-Loth- ringens, besonders dem Becken von B riey; der Anteil

der M inette an der Gesam tförderung b e trä g t m ehr als 90% und ist in dauerndem Steigen begriffen. Im letzten Jah rzeh n t hat. sich die M inetteförderung verdreifacht, w ährend die F örderung der übrigen Bezirke im gleichen Zeitraum nu r auf etw a das A nderthalbfache gestiegen ist.. Im m erhin betrug im Ja h re 1913 die Förderung aller französischen Bezirke außer derjenigen Französisch- L othringens etw a 1,9 Mill. t. Sie befindet sich dabei in dauernder kräftiger Steigerung. Auch insofern be­

anspruchen die Nicht-M inetteprze im A uslande b e­

sondere A ufm erksam keit, als sie gegenüber der M inette, die infolge der F rachtverhältnisse, abgesehen vom in­

ländischen Bedarf, im wesentlichen n u r fü r die benach­

b arten Fisenindustriebezirke des D eutschen Reiches u nd Belgiens in B etrach t kom m t, säm tlich nicht allzu­

weit vom Meer entfernt liegen und infolgedessen ähnlich den spanischen und vielen skandinavischen E rzen sich besonders für die A usfuhr eignen. Schließlich beschränkt auch die eigenartige Zusam m ensetzung der lothringischen E rze ihre Verwendung auf die H erstellung b estim m ter Roheisensorten, w ährend für die übrigen B ezirke eine ähnliche Einengung der A bsatzm öglichkeit nicht vo r­

liegt.

Die Zahlcntafel 1 en th ält die Gesam tförderzahlen der außerlothringischen Eisenerzbezirke' Frankreichs.

Die Summ e von 1 789 000 t des Jah res 1912 setzt sich folgenderm aßen zu sam m en :

t N orm andie . . . 783 000 A n jo u -B re ta g n e ... 324 000 O s t p y r e n ä e n ... .... 230000 übrige B ezirke , ... 452 000 Abgesehen von der unbedeutenden F örderung der allenthalben v erstreu ten kleinern Vorkommen sind es also w eitaus in erster Linie die hier zu besprechenden L agerstätten des Nordwestens,- die neben dem M inctte- l erghau W ichtigkeit besitzen.

Vom geologischen und w irtschaftlichen S ta n d p u n k t sind im Nordw esten F rankreichs die beiden lla u p t- bezirke N orm andie und A njou-B retagne zu un ter­

scheiden. T rotz m annigfacher gem einsamer Merkmale erfordern die Gebiete schon wegen ihrer räum lichen T rennung eine gesonderte Besprechung, die allerdings auch aus nrehrern anderw eitigen Gründen gerecht­

fertigt erscheint. Die Eisenerze der N orm andie sind auf die A usfuhr nach N orden über den Ä rm elkanal angc-

(2)

878 G l ü c k a u f Nr. 42

'h e r bo urg

Dii leite

Le Havre

rfrouv/lm

arriérés

S f f iê m y

\Granvil

Argenten

Ia T&rJere^

\ a o K £ / a n g s M o r h in

hnarf

A/ençon

Mayanny

L a v a l

ChàL'Gon/tfir

ïfeaubnam

La Boche

Angers!

tantes

wiesen, die A njou-L agerstätten gehören dagegen zum W irtschaftsgebiet der Loire-H äfen an der W estküste.

D aneben b ietet auch das V erhalten der L ag erstätten selbst in beiden Bezirken einige nicht unwesentliche

Unterschiede.

Die Ü bersichtskarte in Abb. 1 zeigt die allgemeine Lage der Vorkommen zu den K üsten und Flüssen. Wie schon d araus hervorgeht, handelt es sich um L ag erstätten von recht erheblicher Ausdehnung. Die K enntnis von ihnen v erd an k t m an jedoch der H auptsache nach erst

o to io J o io so so 7Qhm

e m a Nachgennesene E r z la g e r

D epartem en ts :

I M anche I V Ille -e t-V ila in e V I I Sarlhe

I I C alvados V M a y e n n e V I I I M a in e-et-L o ire I I I Orne V I L o ire -In férieure I X M orbihan.

A bb. 1. Ü b e rsic h tsk a rte d e r E ise n e rz la g e r in N o rd w e stfra n k ieich .

(3)

14. O k to b e r 1916 G l ü c k a u f 879 den letzten Jahrzehnten, und ihre E rforschung k ann

noch kaum als abgeschlossen angesehen werden. N icht n u r die E rstreck u n g ste h t nicht überall fest, sondern auch in w irtschaftlicher H insicht sind, nam entlich für die A njou-Erze, noch nicht alle F ragen endgültig gelöst.

Im m erhin ist ü ber die L ag e rstätten b ereits eine ziemlich um fangreiche L ite ra tu r vorhanden. Neben zahlreichen w eiterhin gelegentlich' angeführten Ab­

handlungen u n te rric h te t zunächst am besten das aus Anlaß des Stockholm er Geologenkongresses erschienene Sam m elw erk1. Von besonders erw ähnensw erten Einzcl- veröffentlichungen sind unten die w ichtigsten genannt2.

In deutscher Sprache sind bisher n u r v erh ältn is­

m äßig wenige und kurze V eröffentlichungen ü b er die Eisenerze N ordw estfrankreichs erschienen. Sie lehnen sich m eist w ortgetreu an die französischen Quellen an, besonders an das g enannte K ongreßw erk.

Die nachstehenden A usführungen stü tzen sich in großem Umfange auf B eobachtungen, die der Verfasser im F rü h ja h r 1914 an O rt und Stelle angestellt hat.

Die sib irisch en E isenerzlager der N orm andie.

D ie L a g e r s t ä t t e n ,

Die E isenerzlager tre te n im H ügellande der U nter- N orm andie in den drei D epartem ents Calvados, Orne und M anche auf, in einem Gebiet, das fast völlig zum F lußgebiet der Orne gehört. Im allgemeinen ist das Gelände flachwellig; die H ohen überschreiten n u r selten 300 m ü ber N. Nr . Die W asserläufe sind m äßig einge­

sch n itten ; an einigen Stellen haben sie jedoch durch Bloßlegung der tiefem Schichtengliedcr in schlucht­

artigen D urchbrüchen w ertvolle Aufschlüsse geschaffen.

Ih r Gefälle ist durchw eg gering.

In geologischer H insicht liegt d er K ern eines ziem lich regelm äßig aufgebauten alten Faltengebirges vor. L anggestreckte, herzynisch streichende Mulden von Silur und K am brium werden durch S ättel von P h y lliten unterbrochen. Die H auptm asse des P aläo­

zoikum s setzen kam b rische Schichten zusam m en; das Silur ist fast ausschließlich als U ntersilur v ertreten und bildet in das K am brium kon kord ant eingelagerte schm ale Mulden. N u r an wenigen Stellen finden sich auch O bersilur und U nterdevon im M uldeninnem . Außerdem sind ausgedehnte m ächtige G ranitm assen verb reitet; nam entlich in der Gegend von Flers trete n gewaltige L akkolithe innerhalb der P h y llite auf. Schließ­

lich findet sich allenthalben D iabas in schmalen nord­

nordw estlich streichenden Gängen, also die sedim entären Gebirgsschichten rechtw inklig durchquerend.

Zahllose Störungen, nam entlich Querverwerfungen und Überschiebungen, unterbrechen den regelm äßigen Schichtenverlauf und haben an vielen Stellen die voll-

1 T h e ir o n o re reso u r c cs o f th e w o rld , 1910, m it d em A u f s a lz v o n N i c o u : L e h a s s in s ilu r ie n d e l'o u e s t d e l a F r a n c e , N o r m a n d ie , A n jo u , B r e ta g n e , B d . 1, S . 15.

2 Ü b e r d ie N o r m a n d i e . H e u r t e a u : N o t e s u r le m in e r a i d e fe r s ilu r ie n d e la B a ss e -N o r m a n d ie . A n n . d . m in . 1907, S . 613.

U b e r A n j o u - B r e t a g n e . D a v y : L e s m in e r a is de fer d e i’A n jo u et d u s u d -e s t d e la B r e ta g n e . B u ll. S o c . d e l'I n d . m in . 1911, S. 19, u n d N o s m in e s et m in iè re s: L e m in e r a i d e fer d e l'A n jo u , d e la B a s s e -B r e ta g n e e t d e la F o s s e V e n d é e n n e . E d it i o n d e la B r e ta g n e é c o n o m iq u e e t f in a n c iè r e 1913.

ständige U n terdrückung der Eisenerzhorizonte im Ge­

folge gehabt.

Die Eisenerze trete n stets im U ntersilur auf, und zw ar in den häufig sehr ausgesprochen g e l i e f e r t e n un d als Dachschiefer ben u tzten Tonschiefern des m ittlern U ntersilurs, die wegen der stellenweise sehr reichen F üh ru n g von Calym ene T ristan i gewöhnlich als Caly- m eneschicfer bezeichnet werden. E in anderer, in der französischen L ite ra tu r vielfach bevorzugter N am e ist die Bezeichnung »Schiefer von Angers«, die auf den großen Dachschieferaufschlüssen in der Um gebung dieser S ta d t beruht.

Innerhalb der Calym eneschiefcr trete n Eisenerze in m ehrern H orizonten auf. H äufig liegt ein Plöz un­

m ittelb a r an der Basis der Schiefer, den liegenden arm orikanischen Sandstein bedeckend. N icht selten fehlt jedoch dieses Flöz, und es t r i t t d afür w eiter im H angenden, bis zu 40 m im Seigerabstand von der Basis der Schiefer entfernt, ein anderes L ager auf.

Geringer m ächtige Flöze sind neuerdings auch m ehrfach in noch hohem H orizonten angetroffen worden.

D er allgemeine S chichtenaufbau des Paläozoikum s ist zusam m enfassend folgender:

U nterdevon: Sandige Schiefer.

Obersilur: B itum inöse Schiefer.

K alk von Rosan (nur stellenweise aus­

gebildet)

U ntersilur: Sandstein von May

Calym eneschiefer m it Eisenerzlagern Arm orikanischer Sandstein

— stellenweise leichte Transgression —

R ote u nd grüne Schiefer m it Sandstein- K am brium : einlagerungen

R oter P uddingstein

— D iskordanz — P h y llite von St. Lö.

D er W esten des Gebietes ist völlig' frei von Auf­

lagerungen jüngerer Schichten, abgesehen von dem stellenweise in geringer M ächtigkeit vertretenen D ilu­

vium und dem Alluvium der F lußtäler. N ach O sten zu senken sich jedoch die S attel- un d Muldenlinien all­

m ählich u nd w erden von den nach Osten ständig an M ächtigkeit zunehm enden, nahezu söhlig lagernden mesozoischen Schichten des P ariser Beckens überlagert.

E ine die O rte C aen-Falaise-A rgentan verbindende Linie bezeichnet ungefähr die w estliche Grenze der Ver­

bre itu n g des Mesozoikums. H iernach fallen also nur geringe Teile des Erzbezirks in seinen B ereich; in ihnen erreicht auch die Ü berdeckung nirgends größere M ächtig­

keit. Nachdem einm al das M uldenstreichen erkannt w ar, k on n ten die jüngern Schichten bei dem m eist recht regelm äßigen V erlauf der Streichlinien des Paläozoikum s die Aufschließung n u r selten hindern.

Die durch d as feuchte K lim a begünstigte tiefgekende V erw itterung der Schichtenköpfe u n d der dam it zu­

sam m enhängende üppige Pflanzenwuchs haben jeden­

falls die Verfolgung des Ausgehenden der E isenstein­

lager nicht selten kaum weniger erschwert, sobald das regelmäßige Streichen einm al unterbrochen war.

D as Einfallen der M uldenflügel ist in der Regel m ehr oder weniger steil, gelegentlich sogar fast senk-

(4)

880 G l ü c k a u f Nr. 42 recht. Indessen findet sich ük erk ip p te L agerung selten.

D as M uldentiefste ist bisher n u r an einer einzigen Stelle, kei St. R em y, erschlossen worden.

Die M ächtigkeit der L agerstätten liegt im D urch­

schnitt zwischen 11/2 und 3 m ; jedoch finden sich in beträchtlicher A usdehnung auch Lagerteile von erheblich größerer M ächtigkeit (bis zu 6, j a 10 m).

Mineralogisch b etra ch tet w urde das Erzlager im prim ären Z ustande zweifellos von S iderit1 (Fe C 0 3) gebildet; er ist jedoch in großem U m fang in Roteisen­

stein; gelegentlich auch in B rauneisenstein umgewandclt.

B isher herrscht noch keine völlige K larheit ü ber die Beziehungen der sekundären Erze zum ursprünglichen Mineral. Fraglos findet sich R oteisenstein vorwiegend in den obern Teufen; in m ehrern Gruben ist d er Über­

gang zum K arbonat nach der Teufe zu aufgeschlossen, w ährend um gekehrt das K arbonat nach der Teufe zu niem als in R oteisenstein übergeht. H ieraus folgt un ­ zweifelhaft, daß die Teufe die entscheidende Rollo spielt.

E in klarer Zusam m enhang m it dem heutigen G rund­

wasserspiegel b esteh t aber nicht. Stellenweise reicht der R oteisenstein Weit u n ter den jetzigen Grundw asser­

spiegel, in m anchen G ruben sogar bis zu den tiefsten Aufschlüssen, die 1 0 0 -1 5 0 m unterhalb der Talsohle liegen; jedoch bildet an ändern Stellen wieder das K arbonat schon unm ittelbar an der O berlläche das alleinige Erz. Im allgemeinen herrscht der Roteisenstein in den nördlichen L agerstätten (im D epartem ent Cal­

vados) in ausgeprägte.]' Weise vor, das K arbon at im Süden (D epartem ent Ornc)2.

D as K arb o n at ist stets dicht, vielfach oolithiscli, und besitzt graue bis gelblichgraue F ärbung. N icht selten ist cs infolge beginnender Limwandlung in R ot­

eisenstein rötlich gefärbt, nam entlich findet sich häufig auch ein fleckiges Aussehen. D er Eisengehalt b e trä g t durchschnittlich weniger als 40% im rohen Zustande.

Entsprechend einem G lühyerlust von 2 0 - 2 7 % steigt also der E isengehalt im abgerösteten E rz kaum über 50 %.

Auch sind die E rze verhältnism äßig reich an Kieselsäure.

In den bessern Sorten ist der S i0 2-G ehalt im m er noch höher als 10% und erreicht in den m indern n icht selten reichlich 20% . E ine D urchschnittsanalyse des Erzes von L a F erriere-aux-E tangs (Dept. Orne), das sich durch besonders günstige Beschaffenheit auszeichnct, zeigt folgende W erte:

F e . . Mn . Si„0 .

A1A

O/ /o ,

40 0,3 10,5 4,3

CaO . . . MgO . . . P ■ ... ■ G lühverlust

; % J 4,5

0,65 26 Die Zusam m ensetzung des Roteisensteins entspricht etw a der des abgerösteten K arbonats. E s ist ein dichtes,

i n i e B e z e ic h n u n g ¿3p;ilqiseÜ stcirW fü h r t le ic h t irre, d a s ic u n ­ w illk ü r lic h d ie V o r ste llu n g v o n d e n g e k a n n te n s p ä tig e n K r a n h erv o r*

r u ft, m it d e n e n d a s h ier b e sch rie b e n e M in era l n ic h t d ie g e r in g ste Ä h n ­ lic h k e it b e s it z t ; e b e n s o w e n ig t r if f t d ie B e z e ic h n u n g » T o n e ise n s te in « d a s R ic h tig e . D a d e r A u sd r u c k » s id e r it « u n g e b r ä u c h lic h is t, w erd en d ie k a r b o n a tis c h e n E r z e im fo lg e n d en zu r U n te r s c h e id u n g v o m R o t­

e is e n s t e in k u rz a ls » K a r b o n a t« , w ie in d e r fr a n z ö s isc h e n L ite r a tu r , b e z eich n e t.

e D ie N ä h e d es M eeres, g e r a d e b e i d e n n ö r d lich en L a g e r s tä tt e n , le g t d ie b e k a n n te D e u tu n g d e r U m w a n d lu n g K a r b o n a t -R o te is e n s te in d u rc h A n n a h m e d er M itw ir k u n g s a lz h a ltig e r L ö su n g e n n a h e.

harte s Roteisenerz, das äußerlich, wie auch in den Lagerungsvcrhältnissen, große Ä hnlichkeit m it den deutschen Erzen des Dill-Bezirks aufweist; D as im Eisengehalt beste E rz ist gewöhnlich außerordentlich fest und zeigt violetten Schim m er; bei den geringem A rten fällt ein erheblicher Teil bei der Gewinnung als Erzklein, ja das E rz k an n stellenweise völlig erdig aus- sehen. D er Ü bergang zum K arbon at ist niemals scharf.

An der Um wandlungsgrcnze ist das K arb o n at nicht selten ro t gefleckt; anderseits weisen selb,st die reinern R oteisenerze bei der Analyse noch m ehr oder weniger stark e K ohlensäurespurcn auf.

Die wechselnde Zusam m ensetzung geht am besten aus einer G egenüberstellung der Analysencrgebnisso des reichem E rzes von St. R em y un d des ärm ern der Mulde von M ay hervor. E s enth ält:

E rz von St. R em y

% Fe . . . . 5 2 - 5 3 Mn . . .

SiCL . . . 1 0 - 1 2

E rz von May und St. A ndU

% 4 6 - 5 1

0,5

a i2o3

2,5

3 CaO+ MgO * 2,5

P . . . . 0 , 6 - 0 ,7 0 , 6 - 0 ,7

H 20 . . . 3 5 - 6

G lühverlust S p ur S pur

Die E n tsteh u n g der E rz la g erstätten ist bisher in den E inzelheiten noch in D unkel gehüllt. Ohne Frage sind die K arbo nate syngenetisch m it den Schiefern u n d Sandsteinen des U ntersilurs sedim entär entstanden, da der Erzgehalt auf w eite E rstreckungen im Streichen und Einfallen regelm äßig anhält. Auffällig ist das Wechseln des Eisenerzlagers von dem H orizont un­

m ittelb a r ü b er dem arm orikanischen Sandstein bis zu dem H orizont 40 m w eiter im H angenden. Außerdem sind neuerdings weitere Lager bis zum Obersilur hinauf bekannt geworden. D er Eisengehalt w ird nicht selten m it den m assenhaften Foram iniferen in Zusam m en­

hang gebracht, von denen das E rz bei der m ikrosko­

pischen U ntersuchung erfüllt erscheint. Genaues steht hierüber ebensowenig fest wie ü b er die sekundäre U m w andlung in Roteisenstein.

D ie e i n z e l n e n M u ld e n .

Die E rzform ation findet sich in vier scharf vo n­

einander gesonderten Silurkecken (s. Abb. 2). Von N orden nach Süden werden folgende M u ld e n u n te r­

schieden :

1. Mulde von May-Mezidon, 2. Mulde von Perrieres, 3. Mulde von Falaise,

4. Mulde von M ortain-La .Fernere.

W ie die K a rte zeigt, ergeben die Aufschlüsse bisher noch keine überall lückenlosen Beckenränder. Auch haben Störungen in den beiden großem , südlichen, Mulden das Bild einigerm aßen undeutlich gem acht. E ine allseitig geschlossene Mulde ist n u r bei dem Becken von Perrieres bekann t, wo m an die bereits vorhandenen Aufschlüsse m it gewisser W ahrscheinlichkeit durch zusam m enhängende Linien verbinden k ann. Im übrigen

(5)

14. O k to b e r 1916 G l ü c k a u f 8 8 1

rtë/idoi

ferneres

Argen/an

SiBomer,

ZS h m

sind fast durchweg nur die Nord- und S üdränder der langgestreckten Mulden m ehr oder weniger genau b ek a n n t; dagegen ist nam entlich die Grenze der E r ­ streckung nach Osten zu noch selten m it einiger Gewiß­

heit auch nur zu verm uten.

Im allgemeinen ist das V erhalten der Eisenerzlager innerhalb derselben Mulde recht gleichm äßig; dagegen weisen die vier'M ulden gegeneinander teilweise stärkere U nterschiede auf. Vielfach wird aus diesem U m stand gefolgert, daß die jetzt

räum lich genäherten Mulden ursprünglich vor der F altu n g w eit en t­

fernten Lagerteilen en t­

sprachen, deren E n t­

stehungsbedingungen sich bereits in der einen oder ändern Hinsicht stark unterschieden. J e ­ denfalls sei nochmals b eto n t, daß die Gleich­

m äßigkeit innerhalb einer Mulde m it großer W ahrscheinlichkeit die Annahm e m etasom ati­

scher E n tsteh u n g aus­

schließt.

D i e M u 1 d e v o n M ay- M é z id o n . Die nörd­

lichste Mulde w urde schon frühzeitig durch bergbauliche Arbeiten in den hügeligen Ufer­

rändern der Orne h art südlich von Caen be­

kannt. D er Nordflügel ist nam entlich am rech­

ten O r n e - U fer durch den B etrieb des B erg­

w erks St. A ndré bis auf ü ber 2000 m E rstreck ung von der Orne nach O sten zu verfolgt wor­

den ; am linken Orne- U fer liegen n u r die ge­

ringfügigen Aufschlüsse in der V erleihung von M altot vor. Ebenso ist auf dem Südflügel am linken Ufer in der Ver­

leihung B ully bisher nur wenig gearbeitet worden. Indessen läßt das genauer bekannte

A usstreichen der silurischen Schichten (s. Abb. 2) dort keinen Zweifel daran, daß die Eisenerzm ulde nu r geringe A usdehnung nach W esten besitzen kann.

Am rechten U fer ist der Südflügel durch die B aue des Bergw erks M ay-sur-Orne auf etwa- 4 km nach Osten zu b ek annt. Außerdem haben in den letzten Jah ren planm äßige A ufsuchungsarbeiten m it Hilfe von

Bohrungen m it gutem Erfolg die weitere E rstreckung der Mulde nach Osten u n ter dem J u ra b e s tim m t1. Es sind etw a 30 Bohrungen niedergebracht worden, die die ununterbrochene F o rtsetzu ng des ‘ Beckens über das T al der Dives hinaus festgestellt haben. Die gesamte streichende A usdehnung der Mulde w ürde danach reichlich 30 km betragen.

i s! C a y e u x : L e p ro lo n g eiiu m t o r ie n ta l d e la fo r m a lio n ferru - g in e u s e du s y n c lin a l d e M a y (C a lv a d o s), E c h o d e s m in e s et d e la m d ta llu r g ic 1914, S. 1943.

Die Form des Beckens, soweit sie in der N ähe der Orne durch die B ergbaubetriebe näher b e k a n n t ist, entspricht etw a dem schem atischen Profil der Abb. 3.

Infolge einer Überschiebung, an der der P h y llit des Liegenden am ganzen Nordflügel entlang ü ber das K am brium von N orden her hinweggeschoben worden ist, besitzt die Mulde einen durchaus unsym m etrischen

S ilur I n x h Abdeckung Ausgehendes des Erzlagers | des Juras

A bb. 2. Ü b e rs ic h ts k a rte d e r E ise n e rz la g e r in d e r N o rm a n d ie . (N ach H e u rte a u .)

64253

(6)

882 G ï ü c k a u f Nr. 42 Q uerschnitt. Auch h at die gleiche tektonische Ursache

bew irkt, daß. das Einfallen des Nordflügels in der Nähe der Ornc ü b erk ip p t ist, also widersinnig erscheint.

Dagegen b e trä g t das Einfallen des Südflügels durch­

schnittlich etw a 45 °.

In den neu erbohrten M uldenteilen im Osten k eh rt sich das V erhalten um . U nter stetig zunehmendem A bstand der M uldenränder w ird das Profil gleichzeitig allm ählich sym m etrisch m it beiderseitigem Einfallen der M uldenränder im W inkel von 60°. D ann nim m t das Einfallen in der Gegend des Tales der Laizon (s. Abb. 2) im Nordflügel im m er m ehr ab und fällt bis auf 30°, w ährend das Einfallen des Südflügels sich aut 4 5 - 6 0 ° hält. Noch w eiter östlich, im T al der Dives und an ihrem rechten Ufer, wurden die Eisenerzlager in nahezu söhliger Lagerung angetroffen und eigentliche Mulden formen nicht m ehr erkannt. E s läß t sich vermuten"

daß die Lagerung des Silurs im Osten u n ter dem Parise.

B ecken ü b erh au p t allgemein ziemlich flach ist. D r oben erw ähnte Überschiebung ist in den östliclrie M uldenteilen nicht m ehr gefunden worden. en

8 B itu m in ö se S ch iefer des Ober S ilu rs 7 S a n d stein von M a y 1

6 C alym en esch ieter m it | U niersn u r 5 E isen stein la g er

4 A rm o rik a n isch er S a n d ste in ) 3 B u n te Schiefer 1 K a m b yiu m 2 P u d d in g stein )

1 P liy llit

A bb. 3. P ro fil d e r M ulde von M ay.

D as Eisenerzflöz liegt in allen Aufschlüssen dem arm orikanischen Sandstein u n m ittelb ar auf; es ist 4 - 1 0 m m ächtig, jedoch sind m eist n u r die liegenden Teile abbauw ürdig. Stellenweise steigt allerdings die abbauw ürdige M ächtigkeit, z. B. in einzelnen Auf­

schlüssen des Bergw erks May, bis auf 10 m. Ih r D urch­

sch n itt dürfte 2 - 3 m betragen. N am entlich am linken O rne-U fer finden sich außerdem innerhalb des Lagers sta rk verkieseltc Teile, so daß nur m ehr oder weniger um fangreiche Linsen abbauw ürdig sind.

Ü berall wiegt in der Mulde von May-Mézidon R o t­

eisenstein v o r; in den B auen von M ay-sur-Orne findet er sich bis ü ber 1000 m unterhalb der Talsohle der Orne.

Dagegen stö ß t m an in den tiefern Aufschlüssen von St." A ndré und in den oberflächlichen Schürfarbeiten von B ully vielfach auf karbonatisches Erz.

Abgesehen von der den Nordflügel im W esten be­

gleitenden Verwerfung sind größere Störungen selten.

Kleine K lüfte un d Spalten sind m eist m it K alkspat und auch Glimmer ausgefüllt.

D ie M u ld e v o n F e r n e r e s . Die Mulde von F er­

neres ist die einzige, die, wie bereits hervorgehoben wurde, allseitig geschlossen ist. D as westliche M ulden­

ende ist zw ar nicht überall sicher bek ann t, jedoch lassen die w eiter im W esten vorhandenen Aufschlüsse von P h y llit keinen Zweifel daran, daß sich das Becken im F oret des Cinglais, h a rt nordw estlich von B arbery, Schließt. D er östliche Beckenabschluß ist durch einen S teinbruch bei Perrieres genau bekannt, in dem der arm orikanische Sandstein m it westlichem Einfallen abgebaut wird. D er größte Teil der Mulde ist von Ver­

leihungen überdeckt; A bbau ging jedoch A nfang 1913 n u r in den Verleihungen. B arbery und Soum ont um.

In m elirern ändern werden V orrichtungsarbeiten be­

trieben. Neuerdings brachte m an auch m ehrfach Boh­

rungen im Beckeninnern nieder. Außerdem haben die die Mulde durchquerenden B äche Laize und Laizon stellenweise in steilen Schluchten die Schichten durch­

brochen und dadurch hervorragende Aufschlüsse ge­

liefert. N am entlich ist dies der F all in der Breche du D iable in dem Felde der Verleihung Soum ont, wo die B ergbauarbeiten' u n m ittelb ar in dem B acheinschnitt ansetzen konnten.

8 Schiefer des O bersilurs 7 S a n d stein von M a y 6 C alym en esch iefer m it 5 E isen stein la g er

4 A rm o rik a n isch er S a n d stein

A bb. 4. P ro fil d e r M ulde von P errie res.

D ie G esam theit aller dieser Aufschlüsse h at ein einigermaßen klares Bild-von den Lagerungsverhältnissen geliefert (vgl. Abb. 4). E s liegt eine etw a 17 km lange und im D urchsch nitt reichlich 3 km b reite Mulde vor, deren Flügel auf beiden Seiten m it etw a 50° einfallen.

N ach dem Ergebnis der B ohrungen setzt sich jedoch das Einfallen nicht gleichsinnig nach der Teufe fort, sondern die Schichten sind im Beckeninnern flacher gelagert.

Außerdem h at die G ebirgsfaltung auch innerhalb der Mulde noch einen Sondersattel geschaffen; er verläuft nahe dem Nordflügel; jedoch erreicht in ihm die S attel­

linie des Eisenerzlagers nicht die Tagesoberfläche. D a bei gleichsinnigem Einfallen der Muldenflügel das M uldentiefste bei wenig m ehr als 1500 m liegen würde, ist auf G rund des, tatsächlichen V erhaltens des Mulden- innern anzunehm en, daß d er größte Teil des Eisenerz­

lagers in einer durch den B ergbau erreichbaren Teufe anzutreffen sein wird.

D as Eisenerzlager findet sich überall etw a 40 - 45 m oberhalb der Basis der Calymeneschiefer. Seine M ächtig­

keit b eträg t im D urchschnitt etw a 1,5 m und erreicht n u r selten 2 m . Am Ausgehenden oder in den silurischen Schichtenköpfen unterhalb der J uraüberdeckung ist das E rz R oteisenstein; es geht jedoch bei etw a 20 m

(7)

14. O k to b e r 1916 G l ü c k a u f 883 Teufe bereits in K arbonat über. Bisweilen findet sich

das K arbonat sogar als alleiniges E rz schon in den Schichtenköpfen. An der U m wandlungsgrenze h ä lt sich der R oteisenstein nach der Teufe zu gewöhnlich am Liegenden des Lagers länger als am Hangenden.

D er Eisengehalt ist wenig beständig und dabei im großen D urchschnitt verhältnism äßig niedrig. Im vorherrschenden K arbonat b eträ g t er d u rchschn itt­

lich 36% im rohen Z ustand (entsprechend 44% im ab­

gerösteten E rz, dabei m it 20 — 25% S i0 2). An m ehrern Stellen erreicht der Eisengehalt des abgerösteten Erzes nicht einm al 40% , so daß an diesen Stellen das Läger im H inblick auf den hohen Kieselsäuregehalt vorläufig als unbauw ürdig angesprochen werden muß.

D ie M u ld e v o n F a l a i s e . Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Mulden kann hier von einem einheitlichen, zusam m enhängenden Becken nicht m ehr gesprochen werden (vgl. Abb. 2). Die außerordentlich b reite und ausgedehnte kam brisch-siluriscbe Mulde von Falaise ist durch eine große Zahl von Sonderfalten, Überschiebungen und Q uerverwerfungen vielfach zerlegt;

besonders schneidet 5 km w estlich von Falaise eine gewaltige nordnordösllich streichende Querverwerfung die Mulde in zwei Teile, von denen der östliche offenbar m ehrere 1000 m abgesunken ist. Innerhalb der Mulde sind an verschiedenen Stellen, jedoch ohne Zusam m en­

hang, Teile des Eisenerzlagers aufgeschlossen, die am besten durch die K am en der darauf verliehenen Berg­

werksfelder gekennzeichnet werden. Diese sind von Osten nach W esten: S t.R em y, M ontpingon, Ondefontaine und Jurques. Die Aufschlüsse in den einzelnen Teilen haben regelmäßig an großem Verwerfungen ein E nde gefunden. Außer den tektonischen Störungen haben auch gerade hier die V erw itterung der Schichtenköpfe und der Pflanzenwuchs dem Aufsuchen der verbindenden Glieder ganz besondere Schwierigkeiten entgegengesetzt.

6 C älym en esch iefer m it 5 E isen stein la g er

4. A vm o rik a n isch cr S a n d stein 3 B u n te Schiefer

A bb. 5. P ro fil d er M ulde von S t. R e m y .

In dem abgesunkenen östlichen Teil der Mulde fand sich das Eisenerzlager bisher n u r in vereinzelten Schollen und stets unbauw ürdig. Stellenweise v ertreten d o rt das Eisenerzlager rötlich gefärbte sandige Schiefer an der Basis der Cälymeneschiefer.

W estlich von der großen Verwerfung tau ch t zunächst das kleine vereinzelte Silurkecken von S t. R em y aus den P h yllitcn und kam brischen Gesteinen hervor. Es bildet eine halbkreisförmige! nach W esten offene, ziemlich Hache Mulde. N ach W esten ist sie etw a im T al der Orne

durch eine Q uervenverfung abgeschnitten, h in ter der das K am brium au ftau cht. Im Profil (s. Abb. 5) erscheint die Mulde durch einen S ondersattel in zwei kleinere Mulden zerlegt. D urch den hier um gehenden B ergbau, den frühesten im Bezirk, ist die verhältnism äßig wenig um fangreiche M ulde genau bekannt. D as Eisenerzflöz liegt u n m ittelb a r an der Grenze zwischen dem arm ori- kanischen Sandstein u nd dem Cälym eneschiefer; es besitzt eine M ächtigkeit von 5 — 6 m , von denen die obern 2 - 2 % m aus K arb o n at m it 4 2 - 4 5 % Eisen im Roherz bestehen. Die u n tern 2% - 3 in, die allein ab­

gebaut werden, sind R oteisenstein m it besonders hohem Eisengehalt. Die Zusam m ensetzung ist bereits im allgemeinen Teil angegeben worden. N ach der Teufe zu nim m t die M ächtigkeit der auflagernden K a rb o n at­

schicht auf K osten des Roteisensteins zu; außerdem ist eine V erm inderung des Eisengehalts nach der Teufe u n ter gleichzeitiger Zunahm e der Kieselsäure fest­

gestellt worden. D as Einfallcn ist nahe dem östlichen Ausgehenden, in dessen N ähe das Profil der Abb. 5 aufgenom m en ist, sehr flach. E s w ird nach W esten steiler und erreicht d o rt bis zu 60°.

W eiter nach W esten lagert innerhalb des K am brium s w ieder S ilur; es fü h rt Eisenerz zunächst in der Gegend von Montpingon. Die Lagerungsverhältnisse sind d ort durch zahlreiche Störungen außerordentlich verw orren;

auch fehlen bisher noch bergbauliche ■ Aufschlüsse.

Soweit die Schürfarbeiten, die z u r Verleihung des Bergwerksfeldes M ontpingon geführt haben, erkennen ließen, b esteh t das Lager aus R oteisenstein und schw enkt in der M ächtigkeit von wenigen Zentim etern bis zu 1,50 m. B isher ist es nicht möglich gewesen, eine größere streichende Länge als die weniger M eter hei den einzelnen Versuchen nachzmveisen, d a das Lager jedesm al durch größere oder kleinere Verwerfungen abgeschnitten wurde.

E ine streichende S törung tre n n t die Aufschlüsse von M ontpingon von dem südw estlich anschließenden Erzlager von Ondefontaine. A uch hier ist bisher* kein B ergbau umgegangen, und die Schürfarbeiten haben n u r die obersten Schichtenköpfe erkennen lassen. Im allgemeinen ist: die Lagerung weniger gestört als bei Montpingon, w enn auch im m er noch reichlich unregel­

m äßig. E s liegt das Ausgehende des Südflügels einer Erzm ulde vor, das, allerdings m it großem U n ter­

brechungen, auf eine streichende Länge von fast 7 km nachgewiesen ist. D as nach Norden m it 3 5 - 4 5 ° ein­

fallende Lager b esteht großenteils aus einem fleckigen Gemenge von R oteisenstein und K arbo nat und ist 0,5 — 1,5 m m ächtig.

In der streichenden F ortsetzu ng dieser Aufschlüsse nach W esten zu liegt die Mulde von Ju rq u es; sie ist im Osten gegen die bisher besprochenen M uldenteile durch eine Querverw erfung abgeschnitten. Diese Störung bildet die östliche Grenze der im übrigen allseitig ge­

schlossenen Mulde. Am Südflügel geht seit einigen Jah ren B ergbau um. D as Lager ist karbonatisch und 1 - 1 , 8 m m ächtig, es fällt m it' 55 - 7 0 ° ein. D er etwa 1000 m querschlägig entfernte Kordflügel verhält sich ähnlich.

(8)

G l ü c k a u f Nr.

Ai

D ie Mulde von Falaise setzt sich zw ar nach Westen w eiter fort, besteh t aber fernerhin n u r aus kam brischen Schichten, die den P hylliten eingelagert sind. Stellen­

weise liegt im M uldeninnern auch arm orikanischer Sandstein, jedoch treten jüngere Schichten des Silurs, vor allem das Eisenerzlager, nicht m ehr auf.

D ie M u ld e v o n M o r t a i n - L a F e r r i e r c . Auch die Mulde von M ortain-La F ern e re ist nicht einheitlich und geschlossen. Die im Foret-de-la-M otte, 12 km westlich von Alenpon (vgl. Abb. 2) ansetzende Mulde gabelt sich in der Gegend des Mont-en-Gcrpme in zwei Sonderm ulden. Die nördliche, gekennzeichnet durch die Verleihungen L a Ferriere-aux-E tangs, L a Fonte, I-Ialouze und Larcham p, verläuft m it etw a nordwest­

licher Streichrichtung, uäihrend die südliche Mulde, die eine kurze U nterbrechung bei Dom front aufweist, das allgemeine westnordwestliHre Streichen beibehält. H ier sind die Bergwerksfelder Bourberouge und M ortain verliehen worden.

7 S a n d stein von M a y 0 C a lym en esch iefer m it 5 E isen stein la g er

4 A rm o rik a n isch er S a n d stein 1 P h y llit

A bb. 0. P ro fil des M uldenflügcls von L a F e rrie re -a u x -E ta n g s.

Im östlichen, noch einheitlichen Teil der Mulde ist der in den übrigen Mulden bek annte E rzhorizont erz­

führend noch nicht aufgefunden worden. Dagegen kennt m an w eiter im H angenden nach der obern Be­

grenzung der Calym eneschiefer zu vier kleinere Lager, die an einigen Stellen bis zu 10 m G esam tm ächtigkeit erreichen. D er Eisengehalt ist jedoch m it 45% im ab­

gerösteten E rz recht niedrig; überdies ist das V erhalten dieser Lager besonders unregelmäßig. Bisher läßt sich noch nich t k lar erkennen, ob es sich nicht um eine durch m ehrfache F altu n g oder Ü berschiebung hervorgerufene W iederholung desselben Lagers handelt. D a das eigent­

liche H au ptlag er der übrigen Mulden nicht gefunden worden ist, m ag es sich sogar hier um dieses h an d e ln ; n u r entfernt es sich hier ganz besonders weit von der Basis der Calymeneschiefer.

Die beiden durch die Gabelung entstandenen Sonder­

m ulden sind dadurch ausgezeichnet, daß m it Ausnahm e des W estrandes der südlichen Sondennulde n u r der Südflügel der Mulden ausgcbildet ist. Ü berall ist der Nordflügel durch große Überschiebungen unterdrückt (vgl. Abb. 6). Außerdem fehlt in beiden Flügeln das K am b riu m ; der arm orikanische Sandstein liegt un­

m ittelb a r auf dem P hy llit, stellenweise auch auf G ranit.

Mit Ausnahm e weniger Stellen findet sich das E rz­

lager durchweg an der Basis der Calymeneschiefer auf dem arm orikanischen Sandstein. E s ist fast überall

bis zum Ausgehenden durch karbonatisches E rz von recht g u ter Beschaffenheit (40% Eisen im Roherz) gebildet und galt schon lange als besonders begehrt.

Das Ausgehende ist daher auf viele K ilom eter durch Pingenzüge gekennzeichnet.

In dem Grubenfelde M ont-en-Gerome geht bisher noch kein B ergbau um. Schürfarbeiten stellten ein nordöstliches Einfallen von 25 — 35° fest. Bei einiger­

m aßen regelmäßigem V erhalten im Streichen nim m t die M ächtigkeit von Süden nach Norden von 1,2 m auf 2,5 m zu. D ie Aufschlüsse gehen im Streichen ohne U nterbrechung in die von L a Ferriere-aux-Irtangs über, die bereits zu lebhaftem und blühendem B ergbau geführt haben. D as Einfallen ist hier etw'as steiler und b e trä g t im D urchschnitt 4 0 - 6 0 ° ; jedoch finden sich auch völlig söhlig liegende Teile neben nahezu seiger stehenden. Im übrigen verhält sich das Erzlager ziemlich regelmäßig. Die M ächtigkeit nim m t nach N orden im m er m ehr zu; sie b eträ g t durchschnittlich etwm 2,50 m m it fast durchweg karbonatischem Erz.

N ordw estlich vom Dorfe L a F erriere-aux-E tangs erleiden die Aufschlüsse eine kurze U nterbrechung von ctw'a 1 km. D ann tauchen wieder auf beiden U fern des Varenne-Baches Schollen von arm orikanischem Sand­

stein m it dem Erzlager darüber auf. E s ist hier in der N ähe des Ausgehenden im Gegensatz zu den bisher genannten Vorkommen der Mulde in R oteisenstein um gewandelt. Die M ächtigkeit nim m t noch w eiter zu und b eträg t im Felde dgr Verleihung Halouze 2,5 — 6 m, ja an m ehrern Stellen in dem w eiter nordw estlich an­

schließenden Felde der Verleihung L archam p sogar bis zu 8 m. D as Einfallen udrd hier stellemveise sehr steil, sogar ü berk ipp t, d ü rfte aber im D urchschnitt doch kaum m ehr als 45° betragen. In beiden Berg- werksfeldern geht B ergbau um.

Die südwestlich abgabelnde Nebenm ulde m it den Verleihungen Bourberouge und M ortain en th ält im allgemeinen weniger reiches Erz. Im Felde Bourberouge geht bereits B ergbau u m ; im Felde M ortain steh t er in Vorbereitung. Die M ächtigkeit des Lagers b eträ g t 1 , 5 - 2 m bei einem Einfallen von 3 0 - 5 0 ° . An der Oberfläche ist das Lager vollständig in R oteisenstein umgewändelt.

V o r r ä t e .

Die zu r B eurteilung der w irtschaftlichen B edeutung der N orm andieerze notwendige Schätzung der v o r­

handenen V orratsm engen läßt sich noch nicht ab ­ schließend durchführen. E inm al ist der B ergbau bisher noch nicht zu genügenden Teufen vorgedrungen, um eine gewisse Sicherheit hinsichtlich des V erhaltens der M ulden und der Erzbeschaffenheit in größerer Teufe zu ermöglichen. F erner steh t die B auw ürdigkeit w eiter Lagerflächen bisher nicht fest, z. B. gewisser Teile der Mulden von Falaise u nd Perrieres. Selbst die streichende A usdehnung der bisher als abbauw ürdig angesehenen Lagerteile w ird gelegentlich u m stritten .

Die Schätzungen von N ic o u 1, die hier wieder­

gegeben werden, können infolgedessen nu r einen an-

i a . a . o . s . i o .

(9)

14. O k to b e r 1916 G l ü c k a u f 885

genäherten, vorläufigen A nhalt gewähren, wie Nicou übrigens selbst betont. D urch einfache Vervielfachung der Streichlängen der in den einzelnen Mulden als abbauw ürdig anzusehenden Lagerteile m it den zuge­

hörigen D urchschnittsm ächtigkeiten gelangt er zu dem Schluß, daß auf 1 m Teufe:

cbm E rz in der Mulde von May-Mezidon . . . 18 000 in der Mulde von Pcrrieres . . . 64 000 in der Mulde von Falaise . . . 15500

(ohne St. Remy)

in der Mulde von M ortain-La F ernere 83 000 entfallen. Insgesam t sind dies auf 1 m Teufe rd. 180 000 cbm E rz, die hei einem spezifischen Gewicht von 3,1 rd.

560 000 t E rz ergeben. N im m t m an nur eine Teufe von 200 m für das H inabreichen abbauw ürdigen Erzes an, so erh ält m an bereits eine Gesamtmenge von rd. 110 Mill. t Erz. Jedenfalls darf aber die Teufe, bis zu der die L ager durch B ergbau verfolgt werden können, als erheblich größer, wohl als drei- bis vierm al größer an ­ genommen werden. Außerdem 'sind in der vorstehenden S chätzung die neuen Aufschlüsse von kleinern Lagern im Hangenden der Calymencschiefer östlich von Mont-en- Gerome in der Mulde von M ortain-La F ernere sowie die neuen um fangreichen Bohraufscblüsse in der östlichen F ortsetzung der Mulde von May-Mezidon noch nicht berücksichtigt, die zur Zeit von Nicous Veröffentlichung

noch u nbekannt waren. Die in die Schätzung nicht ein­

begriffene L ag erstätte von St. R em y ist räum lich wenig ausgedehnt und en th ält einen Vorrat von höchstens 5 Mill. t Erz.

Alles in allem d ürfte dem nach eine S chätzung .von rd. 500 Mill. t den tatsächlich-abbaufähigen G esam t­

erzvorräten der N orm andie nach den heutigen Auf­

schlüssen wohl am ehesten gerecht werden, wenn m an ein Niedersetzen der Lager in gu ter B auw ürdigkeit und die Verfolgung durch B ergbau bis zur Teufe von 700 bis 1000 m voraussetzt. E s handelt sich hierbei wohl­

verstanden sowohl um Erze, die sofort greifbar und unbedingt bauw ürdig sind (Erze 1. Reihe), als auch um solche, deren B auw ürdigkeit von dem E in tritt weniger, verhältnism äßig leicht erfüllbarer Bedingungen abhängt.

Ü ber diese Zahl hinaus Schätzungen anzugeben, die nam entlich die W ahrscheinlichkeit w eiterer ausgedehnter Aufschlüsse im Osten zur V oraussetzung haben würden, d ü rfte v erfrü h t sein. D a m anche Beobachtungen eine Zunahm e des Kieselsäuregehalts nach der Teufe v er­

m uten lassen, ein V erhalten, das theoretisch allerdings nicht allzu wahrscheinlich ist, kann es im m erhin nicht als ausgeschlossen gelten, daß sich selbst die angegebene Zahl in W irklichkeit als zu groß herausstellt. Jeden­

falls bietet aber die Möglichkeit w eiterer ausgedehnter Aufschlüsse im Osten u n ter den mesozoischen Schichten einen gewissen Ausgleich. (Forts, f.)

Die Elektrometallurgie der weniger häufigen Metalle in den Jahren 1906 bis 1915=

V on P ro fesso r D r. F ra n z P e t e r s , B ertin -L ich terfeld e.

(Schluß.) M olybdän.

D a s M e ta ll.

D ie E lektrom etallurgie des M olybdäns ähnelt n a tu r­

gemäß sehr derjenigen des W olfram s u nd Vanadium s.

A uch hier sind die e l e k t r o t h e r m i s c h e n V e r f a h r e n die technisch wichtigsten.

U nreines G ußm olybdän kann erzeugt werden in einem W iderstandofen, d er dem für die K alzium karbid­

darstellung gebräuchlichen ähnelt, oder in einem von G. G in 1 zuerst 1897 und 1898 angegebenen m it zwei hintereinander geschalteten Herden. L etzterer h at zwei senkrechte, bewegliche E lektroden, die so weit voneinander entfernt sind, daß der Strom nicht u n ­ m itte lb a r von einer zu r ändern übergehen kann, sondern, m indestens zum größten Teil, über eine m ittlere fließen m uß, die im Tiegelboden befestigt ist. N ur wenn das B ad im Verlauf der E lektrolyse besser leitend wird, hebt m an die beiden E lektroden, m uß dann allerdings auch den Tiegel w eiter auffüllen. Will m an kohlenstoff­

arm e M etalle oder Legierungen darstellen, so wird die m ittlere Bodenkohle durch M etall ersetzt2. Zu den

1 T r a n s. A m er. E le c tr o c h e m . S o c. 19 o 7, Bei. 12, S . '484.

2 v g l. Bei der R a ffin a tio n d es M o ly b d ä n s, S. 888.

beweglichen E lektroden führen konzentrische L eiter Sie sind an B ronzestücken befestigt, die un m ittelbar auf die Kohlen gegossen u nd zum D u rc h tritt von K ühl­

wasser hohl sind. D er auf R ädern stehende Tiegel, der oben einen A nsatz erhält, w ird m it feuerbeständigen Stoffen ausgekleidet. Diese werden (teils grob ge­

brochen, teils in K orngrößen von höchstens 5 mm) m it 7 - 8 % Pech innig gem engt und erhitzt. D a sich das flüssige M etall leicht u n te r F unkensprühen und A usstößen dicker D äm pfe o x yd iert, schließt m an an das Abstichloch u n m ittelb a r die Gießform an und bedeckt den M etallstrom m it einem feuerbeständigen H albzylinder.

B eschickt m an den Ofen m it M olybdändioxyd, das durch E rhitzen von A m m onium m olybdat.erhalten werden ist, und m it Kohle im V erhältnis 1 Mol. : 2 At., so t r i t t R eduktion leicht ein. E s en tsteh t ein M etallbad m it einer Schicht Schlacke, die überschüssiges O xyd enthält, und d arau f schwim m ender Kohle. Zugegebene frische Beschickung wird in den obern Schichten reduziert.

Der Kohlenstoffgehalt des so gewonnenen M etalls nim m t bei dem Niedersinken durch die Schlackenschicht ab.

Auf, diese Weise en tsteh t ein G ußm olybdän m it nu r 2 - 3 % K ohlenstoff, wenn m an als m ittlere E lektrode

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8 8 6 G l ü c k a u f Nr. 42

eingesfatnpfte M olybdänstücke anw endet. Bei 60 V Spannung werden vorteilhaft 140 - 160 W a tt auf 1 qcm E lektroden querschnitt ben u tzt.

D as D ioxyd kann auch1, nam entlich wenn-M olybdän- eisen erzeugt werden soll, im Gemenge m it K okspulver auf das M etallbad eines Induktionsofens2 m it um laufen­

dem B ade aufgebracht werden. D er S ekundärstrom ­ kreis erhält vo rteilhaft T-förmigen Q uerschnitt, dam it die elektrische Leitfähigkeit gut und die B erührungs­

fläche zwischen M etall und O xyd groß wird. Die beiden K anäle werden durch eine H aube vereinigt, die alle M etallrinnen m it einer Esse oder einem K ondensator verbindet.

D as M olybdändioxyd w ird erst aus dem T rioxyd dargestellt, das nicht u n m ittelb ar im elektrischen Ofen verarb eitet werden kann, weil es bei zu niedriger Tem ­ p e ra tu r sublim iert. Das T rioxyd erh ält m an durch R östen von M olybdänglanz oder nach G in 3 aus solchen Stoffen, die es aufweisen, durch Abdestillieren in den A rbeitskanälen des U m lauf-Induktionsofens, der allein die D estillation in einem geschlossenen R aum ohne E lektroden und ohne reduzierende oder oxydierende W irkungen zuläßt. Man b rin g t das G ut auf ein W ider­

stan d sb ad aus K upfer und erh itz t auf helle R otglut.

W ie erw ähnt, w ird das T rio x y d zu D ioxyd reduziert.

Auch kann es in das blaue Zwischenoxyd Mo20 5 .über­

geführt werden. D as D ioxyd w ird am besten durch Glühen von A m m onium m olybdat, das von etwas Phosphorsäure durch Magncsiumchlorid befreit ist, in reduzierender A tm osphäre erhalten, nach G in 4 v orteil­

h aft u n ter Z usatz von Kohle, wodurch die Zersetzung sich auch auf die letzten 1 0 - 1 5 % ausd eh n t5. Man k an n fü r die R eduktion zu M etall auch das Gemenge von M olybdändioxyd und Ivalzium m olybdat benutzen, das sich beim Schmelzen von M olybdänsäure oder A lkalirnolybdat m it gepulvertem K alzium karbid bildet.

Diese Arbeitsweise findet Ii. M ennicke® aber zu u m ­ ständlich und teuer.

D as O xyd Mo20 5 läßt sich durch E lektrolyse von geschmolzenem M otybdäntrioxyd darstellen. D a die V erluste durch V erflüchtigung ziemlich hoch sind, zieht G in das sehr niedrigen D am pfdruck aufweisende Iva- lium m olybd at (annähernd K 20 , 5 M o03) vor, das beim Zusamm enschmelzen von 15 T. M olybdänsäure m it 2 T. K aliu m k arb o n at en tsteh t. Dieses läß t aber nach einiger ‘Zeit den Strom ohne m erkliche E lektrolyse durchgehen. D as Ausbringen w ird besser, wenn m an es m it einem w eniger gu t leitenden Salz m engt, dessen Bildungswärm e um so viel höher ist, daß es durch den Strom nich t zersetzt wird. Geeignet ist eine Mischung von 6 T. M olybdat m it 4 T. K alium fluorid. N ach b e­

endigter E lektrolyse k ü h lt m an ab, p u lv ert und wäscht m it W ässer, das etw as Am m oniumchlorid enthält.

Auch aus ungereinigtem M olybdänglanz oder seinem R östg u t läßt sich7 rohes M etall w irtschaftlich auf elek-

1 a. a. 0. S. 451.

2 vgl. Glückauf 1906, S. 1390.

3 a, a. 0. S. 422.

1 a. a. O. S. 426.

5 Bei sorgfältigem Arbeiten übersteigen (a. a. O. S. 453) die Atn- moniakverluste nicht 60- 65 kg auf 1 t Erz.

6 Elektrochem. Z. 1913, Bd. 20, S. 215.

l a. ü. O. S. 424.

irischem Wege erhalten, wenn die Energie billig ist.

Man kann den abgerösteten M olybdänglanz (MoO;j) im Gemenge m it B aux it und Kohle u n m ittelb a r in einem m it M agnesia au sgefü tterten Ofen erhitzen. Is t Kiesel­

säure zugegen, so verschlackt sie sicli gleichzeitig als M agncsium silikoalum inat.

M e n n ic k e 1 m ach t d arau f aufm erksam , daß aus M agnesiurSjnolybdat und Kohle auch im besten Falle (18 At. C auf 6 Mol. Mg.MoO,) das M etall noch etw as k arbu riort erhalten werde, aber schon bei geringem Kohleüberschuß (21 At. C auf 6 Mol. Mg Mo O t) bereits das K arbid Mo2C entstehe. D a die A usbeute bei A n­

w endung von wenig Kohle gering ist, h ält er es für w irtschaftlicher, zunächst ein kohlenstoffreiches M etall zu erzeugen und dieses dann in demselben Ofen durch überschüssiges M olybdändi- oder -trio x y d zu raffinieren2.

M agnesium m olybdat kann auch 3 v erarb e itet werden, indem es zunächst nach 4 MgMo04 + Al2Si2Q7 + 14 C = 4 M gO. Al2Si20 7 (basische Schlacke) + 2 Mo2C + J2C O bei R otglut zu r R eaktion gebracht wird. Die durch den Kaolin erzeugte Schlacke m uß basisch sein, d am it nicht durch R eduktion der Kieselsäure Silizide entstehen.

Die Gegenw art der K ieselsäure w ird von vornherein verm ieden, wenn m an den K aolin durch eisenhaltigen B au x it ersetzt, der eine M agnesium alum inatschlacke bildet. Allerdings e n tste h t d ann M olybdäncisen, das aber viel häufiger als M olybdän allein g ebraucht wird.

W ulfenit (Pb Mo 0 ,) schm ilzt G in 4 im Gemenge m it Soda und Kohle im elektrischen Ofen. W ährend Blei und etw a vorhandenes K u pfer reduziert werden und sich verflüchtigen, bildet sich eine Schlacke von N atriu m m olyb dat, die' m it A lum inat, S ilikat un d P h o sp h at verunreinigt ist. Man k ü h lt sie ab, b rich t sic auf, lau g t m it heißem W asser aus, fällt P hosphor- und Arsensäuren durch kleine Mengen Am m oniak und M agncsium chlorid u nd behandelt die M olybdänsäure- lösung wie gewöhnlich.

Man kann auch5 im Gemisch m it Magnesia oder M agnesium karbonat elektrisch schmelzen, die Magnesia- schlackc fein pulv ern un d m it kochendem W asser b e­

handeln. Dieses löst n u r einen kleinen Teil des Ma- gnesium m olybdats, d er beim E rk a lte n durchsichtige Prism en m it 5 Mol. H20 gibt. D er R ückstand, der erst bei 1440° schm ilzt, kan n u n m ittelb a r z u r Erzeugung von gegossenem M olybdän dienen. Die Ü berführung der E rze in M agnesium m olybdat ist nach M e n n ic k e um ständlich u n d m it v erm ehrten K osten verbunden.

A nderseits schließt sie eine R einigung in sich. Das M agnesium m olybdat wird® m it Kohle in G egenw art von Tonerde (B auxit) oder K aolin (zwecks Verschlackung des M agnesium s als A lum inat) verschmolzen.

Von erheblicher technischer B edeutung ist die F rage der un m ittelb aren V erarbeitung des häufigen Schwefelerzes, des M o ly b d ä n g la n z e s . A ussichts­

voll erscheint n u r seine E ntschw eflung durch K alk.

N ach dem Vorgang von C. L e h m e r u nd O. W.

1 a. a. O. S. 184 und 215.

2 Ausführung s. S. 888.

3 a. a. O. S. ¡38.

4 a. a. 0. S. 421.

s a. a. 0. und nach den Mitteilungen auf dem 7. internat. Kongreß f. angeiv. Chemie ln Z. f. angew. Chemie 1909, Bd. 22, S. 1269.

8 vgl. ohen.

(11)

14. O k to b e r 1916 G l ü c k a u f 887 B ro w n 1 h a t R. M. K e e n e y 2 bei seinen V ersuchen,

über die er v o r der 24. V ersam m lung der American Electrochem ical Society berichtete, u n m ittelb ar aus dem Glanz eine Legierung m it niedrigem K ohlen­

stoffgehalt durch R eduktion m it Kohle im elek­

trischen Ofen erzeugen können. E n th ä lt die B e­

schickung den K alk im Überschuß, so geht der Schwefel als K alzium sulfid in die Schlacke. Eingehende Ver­

suche haben schon früher W. M u t h m a n n , L. W e iß und A. M ai3 angestellt. Schmelzen von 3 Mbl- Glanz und 4 Mol. K alk im elektrischen Lichtbogen m it 600 Arnp gibt ein vollständig schwefelfreies M etall1, aber in recht wenig befriedigender Ausbeute. Diese bessert sich nicht, wenn der B eschickung noch Kohle (0,15 kg auf je 1 kg der beiden ändern Stoffe) beigem engt wird, wobei die R eaktion teils nach MoS0 + 2 CaO + C = Mo + 2 C a S ‘+ CO,, teils nach 2 MoS2 + 2 CaO + 2 C = 2 Mo + 2 CaS + CS2 + 2 CO zu"verlau fen scheint5. Die A usbeute w ird aber ziemlich gut, das M etall schm ilzt g la tt.z u einem einzigen K lum pen zu­

sammen, und sein R einheitsgrad w ird n u r von dem des Glanzes und des Kalkes beeinflußt®, wenn ein Gemenge von M olybdänglanz und K alk u n te r Zugabe von F lu ß ­ sp at (etwa dem d ritte n Teil)7 langsam m it nich t zu hohen S trom stärken und S pannungen (z. B. 7 0 0 - 1 0 0 Arnp und 30 — 40 V) eingeschmolzen wird. Bei höhern S pannungen (über 60 V) e n tste h t im m er viel M olyb­

dänsäure, deren V erdam pfen und E ntw eichen das ab­

geschiedene M etall so aufw irbelt, daß sich ein größerer K lum pen nicht bilden kann. Auch du rch W iderst'ands- erhitzun g des Gemenges ist M olybdän zu erhalten, so daß es lediglich durch die W ärm ew irkung des elektrischen Strom es (und nicht etw a durch Schm elzflußelektrolyse) gebildet wird.

Nach diesen U ntersuchungen m uß die R ich tig keit der B eh au p tu n g von F. M. B e c k e t ( E l e c t r o M e t a l l u r - g i c a l Co.)8 bezweifelt werden, daß ein n u r 0,2 % K ohlen­

stoff enthaltendes Metall (oxydfrei) in einem A rbeits­

gange nach der Gleichung 2 MoS2 + 2 CaO + 3 C - 2 Mo + 2 CaS + CS2 + 2 CO erhalten w erden könne.

So g latt wie angegeben w ird auch die' R eaktion 5 MoS2 + 2 CaC2 = 5 Mo + 2 CaS + 4 CS2 nicht verlaufen. Bei der R eduktion von M olybdänglanz durch Kohle ist n ach G in 0 dieselbe Energiem enge wie bei der V er­

arbeitung des D ioxyds, aber n u r eine Spannung von 40 V notwendig. Die m ittlere B odenelektrode besteh t aus Kohle. A uch G in fügt dem B ade zur E rhöhung seines W iderstandes noch K alk in solcher Menge zu, daß die R eaktion MoS2 + 2 Ca O + 2 C = Mö + 2 CaS

1 G lü ck a u f 1900, S. 1522.

2 C h c m .-Z tg . 1914, B d . 38, S. 785.

0 L ie b lg s Arm . C hem . ii) o 7, B d . 35 5 , S. 10S.

4 E in E is e n g e h a lt la ß t s ie li d u rc h E n tfe r n e n d e s E is e n s a u s d em M o lv b d ä n g la n z (z. B . d u rc h A u sk o c h e n m it S a lz sä u r e) v e r m e id e n .

5 N a c h d em A r b e ite n m it 3 0 0 — 50 0 Arnp u n d 10 V w a r en in d ie g la s a r t ig e S c h la c k e M e ta llte ilc h e n e in g e sp r e n g t m it 97,61% M o, 1,01 S i 0,15 C a, 0 ,3 4 C a m o rp h , 0 ,28 G ra p h it.

6 E in .M olyb dänglan z m it 2 ,2 - 3 ,5 % E ise n lie fe r te e in 1,84%

E ise n e n th a lte n d e s M o ly b d ä n , d a s G las u n d S ta lil r itz te , s ic h a n der S c h m ir g e lsc h e ib e n u r e tw a s s c h le ife n ließ u n d s c h a r fk a n tig e n B ru ch z e ig te . W u rd e a b er d er G la n z v o r h e r m it S a lz sä u r e a u s g e k o c h t, so w ies d a s M o ly b d ä n n u r 0,67 % E ise n a u f, w a r v ie l w e ich er, le ic h t b e a r b e itb a r , zä h e, in d e r H it z e sch m ie d b a r un d h a t t e k ö r n ig -k r ista llin is c h e n B ru ch . 1 M it F lu ß s p a t lä ß t s ic h a u c h d ie b e im S c h m elz e n v o n M o ly b d ä n ­ g la n z u n d K a lk fa lle n d e S c h la c k e w e it e r a u f M o ly b d ä n v e r a r b e ite n .

s A m e r . P . 835 052, e r t e i lt a m l . F e b r . 1906, a a . a. O. S. 4 3 8 .

+ 2 CO eintreten kann. Sie ist leicht zu regeln. Die Entschw eflung ist vollständig.

Reines Sulfid k an n m it O xyd nach 2 M o02 + MoS2 gem engt werden. Die R eaktion ist aber unvollständig u nd liefert ein etw as Schwefel enthaltendes M etall1.

Besondere Vorteile erw artet F. M. B e c k e t ( E le c tr o M e t a l l u r g i c a l C o.)2 von der Anwendung des Silizium s3 als Entschw eflungsm ittel. N ach den U ntersuchungen von M u t h m a n n , W e iß un d M ai ist ab er sogar die Möglichkeit der Entschw eflung auf diesem Wege zu bezweifeln, ganz abgesehen davon, daß das Metall sicher silizium haltig wird. Zum m indesten h a t B. N e u m a n n 4 durch E in trägen des Reaktionsgem isches5 in ein im H eroult-O fen überhitztes Schlackenbad aus Tonerde und K alk n u r einen blasigen K önig m it 13,89% S neben 2,87% F e und 2,06% Si erhalten können. Ob sich die Entschw eflung bei großem Silizium m engen als 1 At.

zu I Mol. MoS2 w eiter treiben läßt, als es bei R eduktion m it Kohlenstoff gelungen ist, sei dahingestellt.

G ünstiger scheinen die Entschw eflungsbedingungen zu liegen, wenn m an n icht reines M olybdän, sondern seine Eisenlegierung darstcllcn will®.

Zur E n tfern un g des Schwefels aus dem M olyb­

dänglanz durch oxydierende V erschlackungsm ittel sind nach den Versuchen von M u t h m a n n , W e iß un d M a i7 F errio x y d 8 und M olyb dän trio xy d9 nicht geeignet.

D urch M olybdändioxyd (82 T. auf 50 T. Glanz, also etwas m ehr als 2 Mol. M o02 : 1 Mol. MoS2) kann ein fast schwefelfreies M etall10 erzielt werden, wenn das Gemenge m it einem durch 20 - 40 V u n d 50 - 1 0 0 Amp gezogenen Lichtbogen b ehandelt wird. W ährend des Schmelzens t r i t t öfter explosions­

artiges K nallen u nd teilweise sehr heftiges S p ritz e n un d F unkensprühen auf. E ine technische B edeutung messen die Forscher dem V erfahren kaum bei.

Die A m p e r e - G e s e l l s c h a f t m. b. II. u nd E rich M ü l l e r 11 wollen M olybdänglanz m it K alzium m olybdat un d K ohle im elektrischen Oien verschm elzen. B e­

sonderer Zuschlag von K alk soll das M etall leicht schwe­

felfrei m achen. S ta tt des K alzium salzes sind auch die M olybdate der ändern E rdalkalim etalle, des Magnesiums, der Alkalien u n d ändern B asen verw endbar, die m it dem Schwefel des M olybdänglanzes geeignete Schlacken bilden. Sie können aus dem O xy d u nd M olybdänsäuren erst erzeugt werden.

1 s. uiücn.

2 A m e r . P . 855 157 v o m 5. M ärz 1907, e r t e ilt a m 28. M ai 1 9 0 7 . 3 ü b e r se in e B e n u tz u n g b e i O x y d e n s. S. 888.

4 S ta h l u . E is e n 1908, S . 359.

5 D a s S iliz iu m w ir d in F o r m v o n F e r r o s iliz io m m it 91,65% S i un d 1,03% C v e r w e n d e t .

« s. a. S. 891.

7 a. a . O. S. 103.

s S e lb s t b e i A n w e n d u n g e in e s g ro ß en Ü b e r sc h u s s e s a n F e r r io x y d (m eh r a ls 2 M ol. a u f l M ol. M oS2), G e g e n w a rt v o n A lu m in iu m u n d seh r la n g e m S c h m elz e n m it e in e m L ic h tb o g e n d u rc h 5 0 - 100 A m p b ei 2 0 - 40 V (K a th o d e G r a p h ittie g e l, A n o d e G r a p h itsta b ) s a n k der S c h w e fe lg e h a lt n ie u n te r 2 %. D a s seh r h a r te , h e lle M eta ll m it f e in ­ k ö rn ig em B ru ch e n th ie lt 4 0 - 50% E ise n .

» W ir d d a s G em en g e (4 M ol. MoO.i : 3 M ol. M o S 2) in d en L ic h t­

b o g en e in g e tr a g e n , s o sc h ä u m t d ie S c h m e lz e so s ta r k , d a ß e in B o g en n ic h t m eh r ü b er g e h t, d ie S p a n n u n g a u f 5 V fä llt, d ie S tr o m stä r k e a u f 120 A m p s t e ig t un d d ie T e m p e r a tu r h c r a b g e h t. G lü h t d ie M a sse n ic h t m ehr, so k a n n w ie d e r e in ig e Z e it m it hö h erer S p a n n u n g g e a r b e ite t w erd en , b is d ie b e sc h r ie b e n e E r s c h e in u n g v o n n e u e m d ie O b erh a n d g e w in n t. N a c h m e h r m a lig er W ie d e r h o lu n g w u r d e m it seh r s c h le c h te r A u s b e u te e in s ilb e r h e lle s , seh r h a r te s u n d s p r ö d e s M eta ll m it e tw a

6% S u n d 5 % F e e r h a lte n .

10 G efu n d en 0,72% S n a c h h a lb stü n d ig e m S c h m elz e n .

11 0 . R . P . 24 0 989 v o m 1 0 . M a i 1 9 1 0 ; Z u s a tz z u D. R . P , 237 285 I v o m 26. S e p t. 1907 (S. S . 8 6 6 ).

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