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Deutsche Volksbildung, Jg. 5. Mai 1930, H. 5.

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deuHEbe Volksbildung

———-———-————

5.Jahrg.Nr. 5 Friedrichn.Hchillerif9.Mai 1805) Mai jyzo

Zweimonatsschrifh herausgegeben

vom

Bayeriskhen Volksbildung

sverband Merlagvon

R.Vlöenbourg

«

München

undBerlin

IährlithM. z.— EinzelheftM. o.75

(2)

Bayerischer Volksbildung-Verband gegr. Iooo Dem Landes-verband für freie VolksbildunginBayernangeschlossen.

Geschäftsstelle: München,ReuhauferStr.51Jo (Alte Akad.), Fernruf93982.

Postscheckkonto4330.

Ehrenvorsitzendert Geheimrat Prof.Dr.Georg Kerschensteiner.

I.Vorsitzende:Staatsministera.D.Dr.ErnstMüller (Meiningen)undGeneral- intendant Clemens Frh.v.Franckenstein, Bayer. Staatstheater.

Stellv.Vorsitzende: Univ.-Prof. Dr. Alexanderv.Müller und FabrikbesitzerDr.

RobertRiemerschmid, München.

Geschäftsfühtender Borstandsrat: Die Vors. und Oberlandesgerichtspräsident Hahn,Nürnberg, jur. Beirat, Univ.-Prof.Dr.Kaup, Bürgermeisteri. R. Dr.Mainer, Bankdirektor Reus chel, Schatzmeister, Hauptlehrer Riegel, Schriftführer, Oberregie-

gingst-Legv.Stengel, OberlehrerDr.Strehler, Bayr.Lehrerverein,Hauptlehrer

. . a .

Abteilungen: 1.Volkstümliche Kunstpflege; Münchener Opernbühne:

HauptlehrerWahl,Vors.derLandesstelle für VolksbildungdesBayr.Lehrervereins, HarlachingerStr. 38;Tel.42 567; Postscheckkonto23077.

2.Volkstümliche Buchpsleget DieHauptlehrer Ell, ScherlundDr.Prestel, Südd.Lehrerbücherei, Rosental 7,Tel.20869; Prof. Junkert, Pasing.

3.Körperliche undstaatsbürgerliche Erziehung: Grafv.Luxburg, Dr.Ger- traud Wolf, M. d.L.,Oberstudienrat Dr.Kemmer, München, Gabelsbergerstr. 41, Dr.DoraRohlfs, Sportärztin.

4.Bildende Kunst; Wanderkunstausstellungen: Oberlehrer Freytag, München Winthirschule.LichtbilderundLehrfilme:OberlehrerBuckler.

5Volkstümliche Heimatpflege: Dr.OttoMainer, München, Leopoldstr.27.

Arbeitsgemeinschaften bestehen a)mitderGemeinschaft »Freundeder bildenden Kunst1928«b)fürdasWanderbüchereiwesen mit derBeratungsstelle fürVolks- büchereienanderBayr. Staatsbibliothek, München,Ludwigstr.23o)fürdiePflege des

Kultur- und Spielfilms mitderBayer. Landesfilmbühne, München, Franz-

Joseph-Str.41,Tel.36 04 26.Leiter:Dr.Joh.Eckardt cl)für Wanderlehrgänge mit derVolkshochschule München (DirektorBohl).

Pressebeirat:Hauptschriftleiter Büchnerund Dr.Mündler,Prof. P.N.Coßmann, dieSchritleiter P. Ehlers, E.Freund, K.Frieß,L. Lade,Hans Maier, A.Noelte, Chicago, r.O. v.Pander, KarlRabe, W. v.Schramm,H.Stahl, Dr.W.Zentner.

Großer Vorstandsmi: BürgermeisterDr.Bauer, LandsbergzMinisterialrat Dr.

Bauerschmidt; RundfunkintendantDr.v.Boeckmann; Re.-Schulrat Bogenstätter;

Staatsminister a.D.Dr.v.Brettreich, Rotes Kreuz;OerstudiendirektorBürger, Ludwigshafen,M. d.L.; Prof. Büttner; Direktor A. Element (Südd. Konzertdirektion);

MinisterialidrektorDr.Dasch;Stadtrat Deisenberger, B.Sängerbund; Regierungs- direktor Eymann, Beamtenbund; Stadtrat Fiehler; Geh. JustizratProf. Franken- burger; Prof.Dr. v.Frauenholz;L. Frühauf,D.H. V.; Pros.Oscar Graf;Dipl.- Jng.Groll, Lindau; Dr.v.Halt; GeheimratHammerschmidt, D.Sängerbund;

Landtagsvizepräsident Hartmann; Dr.M.Hartig, päpstl Hausprälatx Staatstheater- direktor K.Heydel; OberstudienratDr.Hilpert, M.d.L.; Geh.K-Rat Kammerecker;

Reichsbahnpräsidentv.Käß,Direktor A.KlingMch.Volksbildungsverein,Studienrat Knörl,Eistätt;DekanLangenfaß; Prof.Dr.Leisewitz; Sanitätsrat Dr.Luni-ken- bein, Ansach; SchulratMeyerhöfer, Fränk.Sängerbund,Nürnberg;Oberstudienis direktorP slanz,Augsburg, Schw.Sängerbund; Ministerialrat Pö verlein; Generaldirektor Dr.Riedner, Deutscher Sprachverein; Geh.K.-Rat Röckl;Prof.D1-.Rothenbücher, AbtSchachleiter; HauptlehrerScherbauer; OberregierungsratSchultheiß; Ober- postdirektion; Oberlehrerin Späth,Erlangen;Redakteur Städele,M.d.L.; Buchhändler Steinicke; Dr.Stieve, deutscher GesandterinRiga;Dr.Stingl, Reichsministera.D.;

Stadtrat NikolausStolz, Landesgewerberat;DirektorKarlThiemig; DirektorThoma, Landgemeinden;OberlehrerDaniel Winkle, Augsburg; Frh.v.Witzleben, V.D.A.;

Prof. Wüchner,Turnerbund; Oberstudienrat Dr. Wührer; StadtschulratWeigl, Amberg;Stadtrat KarlWeiß, München; PräsidentDr.Z ahn; MinisterialratDr.Ziegler.

Gefamtausfchuß:Die Vorsitzer aller angeschlossenen Verbände, u.a.:

Gräfin Baudissin; VerlegerBosse,Regensburg;EarryBrachvogel; Regierungsdirektor Degmair, Landshut;Studienrat Döbereiner, Nürnberg;Dr.Dolles, 1.r.Bürger- meister, LauingemFranzEfinger; Prof.Dr.Fehn, Bamberg;GeheimratFletsch- mann, Erlangen;Hauptmann Frank, B.Kriegerbund;Dr.Friedrich, Schklftsteller- 2

FortsetzungS.is)

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DeutscheVolksbildung

NachrichtenblattdesBagerischen Volksbildungsverbanbes

S christle i tung:Dr. KurtTrampler, München,Galeriestr. IZJIILFernruf:29292.

5.Jahrgang 5.Heft Mai Iyzo

Friedrich Schiller

ZumGedächtnisseinesTodestages (9.Mai1805).

VonDr.Tini Klein.

Das Jahr 1781 istinder Geschichtedesdeutschen Geistesein merk- würdiges Epochenjahr. Jn diesem Jahr istdie,,Kritikderreinen Vernunft«

vonJmmanuel Kant erschienen,die,,deutsche Odyssee«von JohannHeinrich Voß, ,,Lienhart und Gertrud« von Johann Heinrich Pestalozzi und die ,,Räuber«von Friedrich Schiller. Das Jahr1781istaberauchdasTodes- jahrLes sings. Diegroßen TendenzenderZeittreten hier zusammen auf.

DieAufklärungwirddurchKantvollendet und übersichhinausgeführt,der deutsche Homer gibtderklassizistischen Dichtungden echtenantiken Hinter- grund Goethe hattemitder Prosa-Jphigenie dieklassische Bahn schon beschritten.MitPestalozziwirddieErziehungdesneuen Geschlechtes praktisch wirksam Fichtewirdbald,von Pestalozzi ausgehend, dieseneue Erziehung fürdaspolitisch zusammengebrochene deutscheVolkfordern—, mitLessings TodschließteinLeben ab,daserfüllt istvon dengeistigen KämpfenderZeit;

diedeutscheNation verdankt LessingdieBegründungderästhetischenund literarischenKritikgroßen,Stils, sieverdankt ihmdieBegründungderdeut- schen Tragödie.MitSchillersRäubern wogt nocheinmal derSturm und Drangderneuen deutschenDichtung auf,vorallem aber tritt mitdiesem hin- reißenden Jugendwerkzumerstenmaldergroße deutsche DichtervorseinVolk.

DasVerhältnisderDeutschenzu demDichter Schiller hatimLaufder Zeit manche Schwankungen erfahren. Schon Goethe war Gelegenheit gegeben,gegen dessenVerkleinerer zusagen, daßertrotzallerJmperatoken undDiktatoren Schiller füreinen ganzgroßen Dichter halte. Undimmer, wenn eineneue DichtergenerationdenParnaß stürmte, glaubte sie ihre eigene erträumte Größemitder HerabsetzungdesDichtersSchillerzuerweisen.

Unddochist heute nochderDramatiker Schiller seiner WirkungvonderBühne herunter sicher,denn er war, selbst abgesehenvom poetischen Genie,der geboteneDramatiker. Als SchillerinWeimar neben Goetheam Theater wirkte, ließernichtzu,daß seine stürmischenJugenddramen aufder Weimarer Bühne gegebenwurden. Goethe hatdas bedauert und gesagt:,,Schillek mochte sich stellenwieerwollte,erkonntegarnichts machen,was nicht immer bei weitem größer herauskam,als dasBestedieserNeueru. Ja,wenn Schiller sichdieNägel beschnitt, sowar ergrößeralsdiese Herren.«Alleauf Schiller folgendenDramatiker setztenihn irgendwievoraus. Auch Heinrichv.Kleist, dersonst für sich aufeinemeinsamen Gipfel steht. Kleist hat tiefereQuellen

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dergroßen Tragödie ergrabenundin derkurzenZeit seines Schaffensdie Tragödievonäußeren Stilformen entfesselt.WasbeiSchiller,dervonJdeen ausgingundzuIdeenhinleitete, ofteinfastnur geistiger Prozeßwar,das brachbeiKleistaus demBlute hervor.

DieWirkungskraftunddieDauer eines dramatischen Dichters hat ihre Grenzen in dem Weltgefühlder nachfolgenden Geschlechter. Wilhelm v.Humboldt meintvon denDramen Schillers, daß sie noch langedieBühne beschäftigenunddannihren Platzin der Geschichtederdeutschen Dichtung einnehmenwerden. JnSchillers Wesen istniemand tiefer eingedrungenals eben Wilhelmv.Humboldt. UndHumboldt hat,wie das übrigens auch Schiller selbst schon getan hatte,dasSchwergewichtdesWirkens einesgroßen Geistes nicht bloßinseineWerkeverlegt; diese zeigennur einenTeilseines Wesens;imeinzelnen nicht nachweisbarundnicht erforschbar, gehtdie leben- dige Erscheinungeines großen Geistes aufdieNachweltüber. Esistein stillesundgleichsam magischesWirken großer Geistnaturen,wieSchillereine war, »was denimmer wachsendenGedanken von GeschlechtzuGeschlecht, von Volkzu Volk immer mächtigerundausgebreiteteremporfprießen läßt.«

,,Glei"chsammumienartigverschlossen«,sagt Humboldt, »tragen ihndanndie inSchrift gefaßtenWerke und Literaturen überKlüfte hinweg, welchedie lebendige Wirksamkeit nichtzuüberspringen vermag.«

Schillers Dichtergeniewar an dasDenken geknüpft, so sehr daßnur Schillersintellektuelle GrößedieVeranlassungzudemTadel geben konnte,

»ihm sei nicht sowohldieleichte, glücklicheGeburt desGenies,alsdiesich ihrer selbst bewußteArbeit desGeistes zuzuschreiben.«Goethe hatesbe- dauert,daß Schiller sich so tiefmitderKantischenPhilosophie eingelassen habe,undman kann mitihmderMeinung sein, Schiller hättedieJahre,die er dem Studium desgrößten deutschen Philosophen gewidmet hat,zum Nutzenund SegenderdeutschenNation besseraufdiedichterische Hervor- bringung verwendet. Aber wer kannnachträglichdem Genie seine Bahn korrigieren? Wirverdanken derphilosophischenArbeit SchillerseineReihe von Schriften,indenen ersich mehrund mehrvon derSchulspracheder Kantifchen Philosophie frei gemachtundeineÄsthetikgeschaffen hat,die das großartige Spiegelbild nichtnur seines dichterischen Schaffens, sondern seiner menschlich-sittlichenNatur ist.Seine ,,BriefeüberdieästhetischeErziehung desMenschengeschlechtes«werden immer alseinMusterderphilosophischen Sprache, der Schönheitund Prägnanzeines klaren und kühnen Geistes gelten, ja,eswäre zuwünschen, daß Schillers Jdeevon derTotalität der menschlichen KräfteimIndividuum undihres harmonischen Zusammen- wirkens einerZeit zustatten käme,die in dieAnarchiederTriebe zuzerfallen droht.

Schillers Geistwar rechteigentlich aufdieGeschichte, ihre philosophische Durchleuchtung und dichterische Gestaltung gerichtet. Niemand hat er- greifenderdiese Bestimmung Schillers dargestelltalsGoethein demnachdem Tode Schillers gedichteten EpilogzuSchillersGlocke:

Jhrkanntet ihn, wieermitRiesenschritten DenKreisdesWollens, desVollbringensmaß, Durch ZeitundLand derVölkerSinn undSitte, Das dunkleBuchmitheitermBlickelas.

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Die historische Forschung istüberSchillerseigene historische·Arbeiten hinweggeschritten. Aber seine GeschichtedesDreißigjährigen Kriegesund dieGeschichtedesAbfallsderNiederlande sind heute noch, trotzdem Schiller nicht nachQuellen arbeitete,Vorbilder großen historischenStils. Undsein Wallenstein istdie größte historische Tragödieder Deutschen geblieben.

Schiller istaberaucheinErzählervom ersten Rang: PsychologeundEpiker.

Was erstBalzaeund Zola verwirklichten, plante schoner. Paris sollteder GegenstandeinesgroßenRomans werden,dersicherlich stark realistischaus- gefallenwäre. HattederDichter dochu.a.schondieFahrpreisederDroschken notiert.

AberdasDrama hielt ihn fest.So konnteertrotzdemkörperlichenVer- falleinganzes großesdramatisches Repertoire schreiben,dasvon unserer Bühnegarnicht weggedachtwerden kann. Denn eserweist sich, obwohlimmer wenigerzeitgebunden werdend,immer wieder alsgegenwärtig.

Das Werkjedes Menschen ist sterblichwieerselbst. Unsterblichaberist die geistige Individualität,derDämon seines persönlichen,geistigenund sittlichen Charakters. UndalsPersönlichkeit ist Schiller nichtnur einerder erhabensten Menschen gewesen, sondernerkannauchinunseremVolkdurch keinen anderen ersetztoderverdrängtwerden. SchillersLeben war einfast übermenschlichesRingen nach VollendungundesistwieselteneinLeben dasWerkderSelbstbestimmung ,,Wolle! Bestimme dichaus der höchsten Kraftdeines Wesens,aus der sittlichen FreiheitDas istseineLosung.

Dieselbe Zumutung stellteran sein Publikum. AnFichte schreibtermit einem Stolze,überdessen GrößewirinunsererWelt derReklame fastek- schrecken: »Wenn ich gleichaus äußeren Gründen,dieichmitnoch mehr Schriftstellern gemein habe, nicht gleichgültigsein kann,obmicheingroßes oderein kleines Publikum kauft, so habe ich mich wenigstens aufdemeinzigen Wegedarum beworben, der meiner Individualität und meinem Charkter entspricht nicht dadurch, daß ichmirdurchAnschmiegunganden Geist derZeitdas Publikumzugewinnen, sondern dadurch, daß ichesdurchdie lebhafte und kühne Aufstellung meiner Vorstellungsart zu überraschen, anzuspannenundzuerschüttern suchte. DaßeinSchriftsteller, welcher diesen Weg geht, nichtderLiebling seines Publikumswerden kann, liegtin der Natur derSache,dennman liebtnur, waseinen inFreiheit setzt, nicht,was einen anspannt. Aberererhält dafürdieGenugtuung, daßervonderArmselig- keitgehaßt,von derEitelkeit beneidet,von Gemütern,die einesSchwunges fähig sind,mitBegeisterung ergriffenundvonknechtischenSeelen mitFurcht und Zitternangebetetwird.«

Schiller ist nichteinsentimentalerJdealist, sonderneinheroischer,und die Einzelzüge seines Charaktersgehenzum Bilde eines rein wollenden Menschen zusammen, dessenLebengroßenStilhat.

Der Widerscheinvon SchillersPersönlichkeitinGoethewürde allein schon genügen, Schillers Gestaltalsdie eines derseltensten Menschenzu beleuchten. Wenn Goethe auf Schillerzusprechen kommt, sovernimmt man vonihmnur Worte derschrankenlosenBewunderungundLiebe. Er nennt ihnden»letztenEdelmann unter den Schriftstellern«,nieseiein leeresWort ausseinemMunde gekommen,erseieineerhabene Natur, ja,eine,,Heilands- natur«. Er nennt ihn »so großamTeetisch,wieerim Staatsrat gewesen sein würde«.Goethe behandeltden kränklichenFreundmitderRücksichteines

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,,zärtlichenLiebhabers«,erkannihn nicht vergessen,undalservieleJahre nachdemTodedesFreundesdengemeinschaftlichen Briefwechsel herausgibt, sagter zuEckermanm ,,seinen letzten Brief bewahre ichalsein Heiligtum unter meinen Schätzen«. Goethewar esauch,deraus tieferKenntnis der deutschenSeele heraus geäußert hat,derDeutsche verlange,,einen gewissen Ernst,einegewisse GrößederGesinnung,einegewisse FülledesJnnernvom Dichter, weshalbdennauch Schillervon allen sohoch gehaltenwerde«. Und dabeisollundwird esinDeutschland bleiben, so lange nochderSinn für Dichter-und MenschengrößeimdeutschenVolknichterloschen ist.

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Schillerund dieMusik

Zum125.Todestageam 9.Mai1930.

Von Dr.Karl Herelr.

DerTöne Macht,dieausdenSaiten quillet, Dukennst sie wohl,duübst sie mächtigaus.

Wasahnungsvoll dentiefenBusenfüllet, Esspricht sichnur inmeinen Tönenaus.

Einholder Zauber spieltumdeineSinnen, Ergieß ich meinen Strom vonHarmonien, Insüßer WehmutwilldasHerzzerrinnen, Undvon denLippen will die Seelefliehen, Undsetz ichmeine LeiteranvonTönen, Jch tragedich hinaufzum höchsten Schönen.

Eines von denvielen herrlichenWorten,indenen Schillerdieethische Gewalt derMusik besungen hat, ihre Fähigkeit,den Menscheninnere Be- freiungzuschaffen, seine sittliche Persönlichkeitzuheben.JndieserEin- schätzungderMusik steht unser Dichter nicht einzeln da;allegroßen Geister habenebensogedachtundgefühlt.

»Der Menschheit Würdeistineure Hand gegeben, BewahretsielSiesinktmiteuch!

Miteuchwirdsie sich heben

Und:

Derfreisten Mutter freie Söhne Schwingteuchmit festemAngesicht Zum StrahlensitzderhöchstenSchöne!

UmandreKronen buhlet nicht!

SoruftderDichterdenMusikernzu. Kannman einer Kunsteinehöhere Aufgabe, schönere Ziele stellen?Ananderer Stelle (Den Künstlern):

Daßvon derSinne niederm Triebe Der LiebebessrerKeimsich schied, Dankt erdemerstenHirtenlied.

Geadelt zurGedankenwürde Floß die verschämtere Begierde MelodischausdesSängersMund.

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JhrLichtpfad, schönernur geschlungen, seiiket SichindieSonnenbahn derSittlichkeit.

Was wiralsSchönheit hier empfunden, Wird dereinstalsWahrheituns entgegengehn.

WasbeidemSaitenklangderMusen Mitsüßem Lebendichdurchdrang, ErzogdieKraftindeinem Busen, Diesichdereinstzum Weltgeist schwang.

Ausallen diesen Zitaten sprichteineEinschätzungderMusik,die zuSchil- lersZeit aufdenHöhenderGeistesaristokratie keineswegs Regelwar. Man hielt nichtvielvonihr schonallein deshalb,weilman mitMittelmäßigkeit überfüttertwar. Händelsund BachsSchaffen war nur bruchstückweise Reservat bestimmter engbegrenzter Kreise:die Wiener Klassiker Hahdn undMozart begannenlangsam festen Fußzufassen, ohne daßdieAllgemein- heit genügend imstande gewesen wäre, ihr Schaffeningrößerem Umfange kennenzulernen. Beethoven war heiß umstritten. sub specie aeternjtatis, auchnur von heute gesehen handeltessichbeidenReichardt, Zelter, Zum- steegum dieVertreter einer Mode,diemitder Zeit selbst verschwand.Es sollnicht verschwiegen werden, daßdaund dort,z. B.beiZumsteegAn- regungen zufindenwaren, diewieder beiSchubert auf fruchtbaren Boden fielen.Jm großen Ganzenkonnte man aus denzeitgenössischenProdukten

keinehohe Meinungvon derMusik überhauptableiten. Undesistbiszu einem gewissenGrade verständlich,wenn GoetheVertonungen seinerGe- dichteim allgemeinen mit gemischten Gefühlen begegnete.

Schiller hatvon AnfanganderMusikmitunbegrenzter Wertschätzung gegenübergestanden.Erhatnie musikalischen Unterricht genossen,niesich mitMusiktheorie befaßt,erhatkeinen musikalischen Freundund Mentor be- sessenwieihn GoetheinZelter hatte. Sein ganzes VerhältniszurMusik basiert aufeiner empirisch-praktischen Erfahrung imMusikerlebenundauf einer verstandeskritischen Durchdringung derphilosophisch-ästhetischenSeite des ganzen Fragenkomplexes Wertvolle musikalische Anregungen hater schon aufderMilitärakademie empfangen. AuchdasHausderFrau von Lengeseld inRudolstadt,deren TochterEharlotte seine Frau wurde, scheint ihmindieser Beziehungvielgebotenzuhaben: ,,Alles,was Lektüre undguter Ton einer glücklichenGeistesanlageund einem empfänglichen Herzenzu- setzen kann, findet sichdain.vollem Maße,außerdem auchvielemusikalische Fertigkeit,dienichtden kleinsten TheilderErholung ausmachen wird,den ichmir dort verspreche.«

Außerordentlichwertvoll war seineJugendfreundschaftmit demMusiker Streich er,der in,,Schillers FluchtausStuttgart«einelebendigeSchilderung derWirkung gibt,diedieMusik auf Schillerausübte.

Erschreibt: »Die langen Herbstabende wußte Schillerfür sein Nachdenken aufeineArtzubenützen,diedemselben ebensoförderlichalsfür ihn angenehm war. Denn schoninStuttgart ließ sichimmer wahrnehmen, daßer durch Anhören traurigeroderlebhafter Musik außer sich selbst versetzt wurde,und daßesnichts wenigeralsvieleKunsterforderte,durch passendes Spiel auf demKlavieralleAffekteinihm aufzureizen.NunmiteinerArbeitbeschäftigt (KabaleundLiebe), welchedasGefühl aufdieschmerzhaftesteArterschütterte, 7

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konnteihm nichts erwünschterseinalsinseiner WohnungdasMittel zu be- sitzen,dasseineBegeisterung unterhalten oderdasZuströmenvon Gedanken erleichternkönne.Errichtete daher schon meistensbei demMittagstischemit derbefcheidensten ZutraulichkeitdieFragean Streicher: ,Werden Sienicht heuteAbend wieder Klavier spielen?«Wenn nun dieDämmerung eintrat, wurde sein Wunsch erfüllt, währenddemerimZimmer,dasoft bloß durchdas Mondlicht beleuchtetwar,mehrereStunden aufundabgingundnicht selten inunverständliche,begeisterteLaute ausbrach«

GanzimGegensatzezuGoethe sah SchillerinderMusikdashervor- ragendfte Mittel,die Gefühlslinieneiner Dichtungzuintensivieren, ihre Stimmungswerte zusteigern.Mitandern Worten: er sahinihreineden übrigen Künsten gleichgeordnete, ebenbürtige Kunst,die mitdenihr eigenen Mitteln diegleichen Zwecke verfolgteunddasgleiche hohe Ziel erreichtewie diese.Von diesem Grundgedanken ausgehend hater z. B. Vertonungen eigener Dichtungenbeurteilt. Objektive Sachlichkeitund feinfühligesBer- ständnis fürdieErfordernisseund Aufgaben,die derGefühlsinhalteiner Dichtungan denMusiker stellt, weisen ihmden Weg.

SosagterübereineKompositiondesGedichts »Die Ideale« durchden damals berühmtenNaumanm ,,Mufik istvieldarin undineinigenStellen derAusdruck glücklich.Aber infeiner Methode,einsolches Gedichtzubehan- deln,verstößtNaumann gegen dieerstenGrundsätze.Erhateine Wut, einzelneBilder zumalen undseine Darstellung gehtimmer zuerst aufdas Objekt,von demgesprochen wird, nicht aufden ZustanddesSubjekts«.

Wiegesundundsichererdiemusikalischen Möglichkeitenzubeurteilen verstand,dieeine Dichtunginsich trug, zeigteine Auslassungüber»Das Liedvon derGlocke«(das späterdesöfteren, sovon Romberg, Bruch undLindpaintner vertont worden ist): »Ich glaube, daß sichdie,Glocke«

recht gutzueiner musikalischen Darstellung qualifizierte,aber dann müßte man auch wissen,was man will,und nichtinsGelaghineinschreiben. Dem Meister Glockengießermußeinkräftiger,biederer Charakter gegeben werden, derdasGanze trägtundzusammenhält.DieMusik darfnieWorte wählen und sichmitkleinlichen Spielereien abgebensondern mußnur dem Geiste derPoesieimGanzen folgen.«

DiespekulativeSeitevon Schillers VerhältniszurMusik, seineästhetisch- philosophische Meinungübersie,bötenochvielAnregendesundesmuß hier leider darauf verzichtetwerden, dieseSeite des Fragenkomplexes ein- gehenderzubehandeln. BeiderBetrachtung derintuitiven, naiven Seite seines Musikerlebensunddersichdaraus ergebendenunmittelbaren Folge- rungen kannman jedenfallszusammenfassend feststellen, daß Schillerin einer geradezu prophetischen WeiseüberseineZeithinausgesehen hat.Prophetisch deshalb,weildieModemusikseiner ZeitkeineAnhaltspunkte dafür bot, daß dieTonkunst überhaupt jemalsdenhohen Anforderungen gerechtwerden könnte,dieSchilleransie stellte.

Alsinteressanter Beitragzuden ästhetischenAnschauungen Schillers sei hiereine Briefstelle mitgeteilt,diebisher nichtvielBeachtung gefunden hat. DerBriefistanKörner gerichtetund dieAnmerkungen Schillersbe- ziehen sich aufeinenAufsatzKörners fürdie»Horen«:»ÜberdasJdeal des Charaktersin dermusikalischen Darstellung«.Manmuß sichdabeigegenwärtig 8

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halten, daßdieseUrteile ebensodasErgebniseines Denkprozesseswieeiner empirisch durch Musikerlebengewonnenen Erfahrung darstellen.

»Die Frage, was inderMusik darftellungswürdig sei, geht eigentlich nichtden Stoff, sonderndieBehandlungan. UberdenStoffkanndem Mu- siker ebensowenigwieirgendeinem anderen Künstleretwas vorgeschrieben werden. Wenngefragt würde,ob derKünstlerdenZornoderdieEifersucht usw.darstellen könne, sowürde esden Stoff betreffen. Oberaberin der SchilderungdesZornesoderderEifersuchtdasPathosoderdasEthosdar- zustellen habe,dasisteine Frage,diesich aufdieBehandlung bezieht. OffenbarberuhtdieMachtderMusik auf ihrem körperlichmateriellen Teil.

AberWeil in demReichderSchönheitalleMacht,insoferne sieblindist, aus- gehobenwerden soll, sowirddieMusiknur äfthetischdurch Form. DieForm abermacht keineswegs,daß siealsMusikwirkt, sondern bloß, daß sie beh ihrer musikalischen Macht äfthetischwirkt. Ohne Form würdesieüberuns blind gebieten; ihre Formrettet unsere Frehheit. Aber dieFreyheit machtdas äfthetifchealleinnichtaus,sonderndieFreyheit insoferne sie sichimLeiden behauptet. DiesesLeiden wird hierhervorgebracht durchdenTon, dessen Einfluß aufuns undAffinitätmitunsern Leidenschaften lediglich aufNatur- gesetzen beruht.Jm ästhetischenabersollenzugleichmit denNaturgesetzen auch Fteyheits-Gesetze herrschen. DaherdieNotwendigkeit des Charakters in der Musik, wenn siealsschöne Kunstwirkensoll. Nimmstdu·der MusikalleForm, soverliert siezwaralleihre ästhetische,abernichtalleihre musikalische Macht.NimmstduihrdenStoffundbehältstbloßihrenreinen Theil, soverliert sie zugleich ihre äfthetischeundihremusikalischeMacht,und

wirdbloßeinObjektdesVerstandes. Dieß beweist also, daß auf ihren körper- lichen Theil mehr Rücksichtgenommen werden muß,alsdu genommen hast.«

I I

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An das Leben VonOttoDeiglmayr.

Aus derWeite Atemregtsich,

Tönt Geläute Esbewegt sich,

HellerGlocken. Was geboren,

,EinFrohlocken Lichterkoren.

Allhienieden Undauf Erden

Ringsum Frieden! Ew’ges Werden.

Durchs Gefilde EinErgänzen

Wehen milde Ohne Grenzen.

Blumendüfte. EinErstehen

Frühlingslüfte Kommen Gehen.—-

Hin undwieder AusdenTrieben

WeckenLieder, Kurzes Lieben

WeckenLeben, EinUmwerben

Hingegeben Leben Sterben.

AndieSonnel Frühlingswonne!

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