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Deutsche Volksbildung, Jg. 5. Dezember 1929, H. 2.

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DeuHElje ollwlsild ung

Die

ukunft

des

deutschen Buches

EineUmfragederDeutschenVolksbildung

MamLeben derdeutfchenGrenzen

ManUniversitätsprokelsarDr.karlHaushoker

L. Jahrg.Nr.2 Dezember 1929

Zweimonatsschrifhherausgegebenvon GeorgKerlchensceineruKarl Alexander v.Mäller Merlagvon R.Oldenbourg«MünchenundBerlin

ZährlichM. z.— EinzelheftM. o.75

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BayerischerVolksbildungs-Verband, gegr. 1906 DemLandesverband für freie VolksbildunginBayernangeschlossen.

Geschäftsstelle:München,Neuhauserstr.51(Alte Akad.), Fernrnf93982.

Postscheckkonto4330.

1.Vors.:Geh.Oberstudienrat,Univ.-Prof.Dr.GeorgKerschensteiner, München- Stellv. Vorsitzende: Generalintendant Clemens Frhr.v.Franckenstein undUnio·-Prof.

Dr.KarlAlexanderv.Müller, München.

Vorstandsrat: DieVorsitzendenundSenatspräsidentDr.Ernst Müller-Meiningen, Staatsministera.D.-Univ.-Prof.Dr.Kaup-BürgermeisterDr.O.Mainerx Oberlehrer Dr.Adolf Strehler JHauptlehrer F.X.Wahl,München. Juristischer Beirat: Ober- landesgerichtspräsidentM. Hahn-Nürnberg Pressebeirat: Prof. P.N.Coßmann, HauptschriftleiterDr.Mündler, dieSchriftleiterP. Ehlers, C.Freund, H. Maier, A.Noelte, Dr. O. v.PanderundDr.W.Zentner. Schriftführer: HauptLEduardRiegel undHauptLZwißler.Schatzmeister:Dr.Alfr. Rudolph, München,Bayer. Vereinsbank, Promenadestr.14.

Abteilungen: 1.Volkstümliche Kunstpflegez MünchenerDpernbiihne: Hauptlehrer Wahl,VorsitzenderderLandesstelle für VolksbildungdesBayer.Lehrervereins, München, HarlachingersStr 38; Tel.42567; Postscheckkonto23077.

2.Volks- undJugendbüchereien, Schundliteraturbekåmpfung: Hauptlehrer Ell, HauptL ScherlundDr.Prestel,Südd.Lehrerbücherei,München,Rosental 7,Tel. 20869.

3.Körperlichenndstaatsbürgerliche Erziehung:Grafv.Luxburg, Dr.Gertraud Wolf, OberstudienratDr.Kemmer, München,Gabelsbergerstr. 41,Dr· med.DoraRohlfs,

Sportärztin. -

4. Bild-undWerkkunst: KunstmalerDr.Quante, München, Ysenburgstr. 2,Tel. 61348.

Wanderkunstausstellungem Oberlehrer Freytag, München, Winthirschule. Lichtbilderund Lehrfilme: Oberlehrer Buckler, München, Albanistr.2.

ö.BollstiimlicheHeimatpflege: Dr.O.Mainer, München,Leopoldstr.27,Tel. 360043.

Arbeitsgemeinschaftenbestehen a) fürdasWande rb üche rei wese nmitder Beratungsstelle fürVolksbüchereienan derBayer.Staatsbibliothek,München, Ludwigstr. 23, d) fürdiePflege des Kultur- und Spielfilms mitderBayer.

Landesfilmbühne, München,Franz-Joseph-Str. 41, Tel.360426. Leiter:Dr.c»ob.Eckardt, c)für Wanderlehrgänge mitderVolkshochschuleMünchen (DirektorBol).

Beifitzerx Min.-Rat Dr.Bauerschmidt; Landtagsabg. Oberstudiendirektor Bürger, Ludwigshafen;Jntendant Kurtv.Boeckmann; Reg.-SchulratBogenstätter; Arnold Clementz Dr.Dolles, Lauingen;Professor Fritz Erler; Professor Oskar Graf; L.

Frühauf; Dr.M.Hartig, Päpstl. Hausprälatu.Domkapitular;Stadtbibliothekdirektor Held;Oberreg.-RatHeydel7 Prof.Dr.H.Hilpert, M.d.L.;Geh. Kommerzienrat Kammerecker (Wirtschaftsbeirat);Sanitätsrat Dr.Lunckenbein, Ansbach; Oberbürger- meister Knorr; PfarrerLangensaß; Reg.-RatDr.Leibig; Exzellenzd.Mülmann;

KommerzienratArturRiemerschmied; Dr.Robert Riemerschmid; Stadtrat Ripey Erlangen; Geh.Komm-Rat Rückl; AbtAlban Schachleiter; Oberregierungsrat Schultheiß; L.-Abg. Städele; G. C.Steinicke; Dr.Stieve, Deutscher Gesandterin Riga; Reichsministera.D. Dr.K.Stingl; Direktor KarlThiemig; Stadtschulrat Weigl, Amberg; Univ.-Prof.Dr.Zahn;Min.-Rat Dr.Ziegler undStadtrat Zuber,München- MinisterialdirektorDr.Das ch; Ministerialrat Dr. Pöverlein; Landtagsvizepräsident Hartmann; Univ.Prof.Dr.v.Frauenholz; Obervermessungsrat Diplomingenieur Groll, Lindau; rechtsk.1.BürgermeisterDr.Bauer, Landsbergz

Vertreter angeschlossenerVerbändeimGefamtansschuß:GräfinBaudissin; Staats- ministera.D. Dr.vonBrettreich, Rotes Kreuz; Verleger Stadtrat Bos se,Regensburg;

Carry B rachvogel,Schriftstellerinnenoerein; Prof.Dr. B üttner;RegierungsdirektorDe g- rnai r,Landshut; Obervermessungs-und Stadtrat Deisenbe rger, B.Sängerbund;Studien- ratO.Döbereiner, Nürnberg; Franz Efinger; RegierungsdirektorEymann, B.Be- amtenbund; Prof.Dr.Fehn,Bamberg; Geh.RatProf.Fleischmann, Erlangen; Haupt- mann Frank, B.Kriegerbund7Dr.Friedrich, SchriftrktelleriSchutzverband;Dr.Gebhart, Lindau; SchulratGierster,Landshut;GraphikerPaülGlaß;Dr.Gofferje, Ochsenfurt;

Univ.-Prof.Dr.Gallinger; Joh. Grom,Frankenvereim Jnspektor Grötsch, Oberpfälzers verein; Prof.Gschwind,Freising; Hofrat Gutleben; Geh.RatDr.Hammerschmidt, Deutscher Sängerbund;PfarrerHaffner, Altdorfb.Nbg.; Geh.RatDr.Halm, Heimatschutz;

Hauptschriftleiter F. Hartmann, Neustadta.H.; BuchdruckereibesHebey Augsburg; Schul- (Fortietzung S.22)

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Deutsche Volksbildung

NachrichtenblattdesBagerischenMollsbildungsverbanües

S chriftleitun g:Dr.Kurt Trampler, München,Galeriestr. 15J11L Fernruf:29292.

5.Jahrgang g. Heft Dezember1929

Die Zukunftdes deutschenBuches.

Außerordentlichvielwird gegenwärtiginDeutschlandüberdieKrise des Buchesgesprochenundgeschrieben.Dieverschiedensten Ursachenwerden füreinen Rückgangder Verbreitung desdeutschen Buches verantwortlich gemacht. Nirgends aber wird bestritten, daß bedenkliche Anzeichen dafür vorhanden sind,dieeineAbschwächungderfürdiegesamteVolksgemeinschaft soungeheuer wertvollen Wirksamkeitdes guten Bucheserkennen lassen.

Wirhabenesuns zurAufgabe gemacht,anderKlärungderUrsachen dieser Erscheinung mitzuarbeiten undhaben deshalban führende Persönlichkeiten verschiedener WeltanschauungenundArbeitskreisedieAufforderung gerichtet, sichüber dasdeutsche Buchzuäußern.WirveröffentlichenindieserNummer einen TeildereingelaufenenAntworten. Jn dernächsten Ausgabe setzen wirdiese Veröffentlichungfort. Die Schriftleitung.

Geheimrat Prof. Dr.Georg Kerschensteiner:

DieMenschenzum Lesen verführen, ohnesiezum Denken zuerziehen, ist ebenso leichtwie estöricht ist.Aber esist höchstmodern. DieTages- zeitungenund die Buchverlegersind nicht unschuldig daran; dieMenschen freilich auch nicht.Denn nichtallelassen sichzum Denken erziehen.Esgibt Bücherfresserunter denMenschen,wieesGrasfresserunter denTieren gibt.

Nur habendievierbeinigenGrasfresseralsbrave Wiederkäuer aucheinen vierblättrigen Magen, derihnen hilft,das genosseneGras und Heuzum Ausbau ihres Körpers nützlichzuverwenden. DashabendieBücherfresser nicht;ihnen fehltdasVerdauungsorgan fürdieimmer neuen Massenlite- rarischer Kost,diesieverschlingen.Esmuß ihnen fehlen.

Wenn einBuchuns nicht reizt,esvon ZeitzuZeitwieder zulesen,

was nur dann möglich ist,wenn esbeijedemerneuten Lesen unsneue LichterundSchönheitenaufglänzenundneue Tiefenerleben läßt—, dann istesnur allzu oft nicht wert, gelesenzuwerden. WerkeineSehnsucht hat, einsolches Buchalsdann zubesitzen, oberdie Sehnsuchtstillen kann, isteine andere Frage—,deristkeinLeser,wieihn unsere DichterundDenker so nötig hätten.

Freilich,wenn einBuchuns nicht reiztundfesselt, brauchtesnoch lange keinminderwertiges Buchzusein,wieumgekehrt,dasnoch langekeingutes Buchsein muß,dasHunderttausende vorübergehendreiztundfesselt.Man darfnievergessen, daßdiegeistige Fesselungdaamstärkstenist,wodiegeistig- seelischeStruktur desBuchesdergeistig-seelischenStruktur desLesers einiger- maßenangepaßt ist.

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Wenn darum ein Buchund einKopf zusammenstoßen,undesklingt hohl,dann ist nichtimmer das Buchdaran schuld,wieLichtenborg sagt.

Nurwenn dasMassenlesendenMenschenergriffen hat,dann isteinVerdacht auf Hohlräumeinihm nicht unbegründet.Aber dieKrankheitdesBücher- sressenskanndennicht ergreifen,dernicht bloß lesen, sondern auch selbständig denken undempfindengelernt hat.

Verlagsbuchhändler Dr.Friedrich Oldenb«ourg:

DerBuchhandel ist Handelunddarum istseine Aufgabe, Angebotund Nachfrage auszugleichen. Man könntenun dieLeistungenderDichterund SchriftstellerdasAngebotnennen, das LesebedürfnisdesVolkesdieNach- frage. Soeinfach istderSachverhalt freilich nicht,denn derBuchhändler istoftderAnregerbei derSchaffungeines Werkes, noch öfterabererstder Erwecker desLesebedürfnisses,ganz zuschweigenvon derBedeutungder buchgewerblichenSeite verlegerischer Tätigkeit. Immerhin ist jeneverein- fachte FormelfürdieStellung desBuchhändlersimLeben desVolkesim großen gesehen wichtig.DasbeweistalleinschondieTatsache, daßdiebuch- händlerischeErzeugungein genaues Spiegelbild der geistigen Haltung eines Volkes ist.

Dieses Spiegelbild verrät aber heuteeineReihevon Zügen sowohl aufdemGebiet desAngebots wieaufdem derNachfrage diebedenklich stimmen müssen. Zunächst istzusagen,daßdas Angebot geradezuer- schütterndgroß ist, daßaberdieNachfrage nur inwenigen Fällen genügt, um einen befriedigendenAusgleichzuermöglichen: Aufdereinen Seite istmitdem Schriftstellerberuf, insbesondereaber demTagesschriftsteller- beruf,einezwangsläufige,weil zum Lebensunterhalt dieser Berufenot- wendigemassenhafte Erzeugung von Schriftwerken entstanden,aufder anderen Seite sind Kino,Radio und Sport nur seltenund ingeringem UmfangErwecker von Lesebedürfnis, meist lassen sie feine Entstehunggar nichtzu,alleinschon deshalb,weil die imheutigen Daseinskampfansich schon geringe ZeitderErholung beschränktist, so daßneben Radio, Kino, Sport usf.ebenkeineZeitzum Lesenbleibt.

Diesem Mißstand aufdemGebiet derschönenLiteratur stehtein anderes Bildgegenüber,daszwarauchunerfreuliche Züge trägt,aberdennoch freund- licher erscheint:DieArbeitsteilungunddaszunehmendeSpezialistentum habeneinungeheures AngebotanFachbüchernaller Artgebracht,demer- freulicherweiseeine stets steigende Nachfrage gegenübersteht,dasaber nur ausden reinpraktischenGebieten dieses erfreuliche Ergebnis buchen kann, währenddiereinen Geisteswissenschaften unter der Verarmung unseres Mittelstandes ihr breiteres Publikum eingebüßt haben.

DasTechnische Fachbuchz. B.dringt heutebis zumHandwerker, insbesondere soweitessichum Maschinentechnik, Elektrizität, Jnstallation handelt,die philosophischeodergardiegeschichtlicheBetrachtung aberist nahezu brotlose Kunstgeworden, soweit sie nicht Modeströmungen nachgibt.

ZudemkommtdiedurchZeitungundZeitschrift erzeugte Verflachung derLes e-Technik, diesozusagenvon ÜberschriftzuÜberschrift fliegt,die aberauch notwendigist,um denBergvon Fachliteratur, derjedem Wissen- schaftler heuteinbeängstigender,dabeistets wachsender Höhe gegenübersteht, bewältigen lzulkönnen.

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SostehtderVuchhändler heute schweren Aufgaben gegenüber, seier nun VerlegeroderLadenbuchhändler. Für ihnaberistesdasschlimmste, daß dieKaufkraftderalten Kunden gebrochen ist,unddaßdieKaufkraftderbreiten Schichten sich nochvielzuwenigdem Buch zugewandt hat. Wohlistdas BuchinArbeiterkreisenvielhäufigerzusehenalsfrüher,esmüßteabernoch vielmehr durchdringen,um Ersatz fürdieverlorene Käuferschichtzubieten, denn deralteMittelstandkaufte auch Bücher hohen Preises,dieneue kann nur das wohlfeile aufnehmen.

Wenn der Buchhändler diese Verhältnisse betrachtet, so mußer zwar manches bedauern, er glaubtaber dochan die Eroberungderbreiteren Schichten. Dieseaber würde ganz anders vorsich gehen,wenn derStaat in anderer WeisedieWeckung des Lese-Bedürsnisses zuseiner Aufgabe machte. Was inder Volksbücherei-Bewegung geschaffenwerden könnte, wenn wirmehrdennordischen Ländern,vor allem Dänemark folgten,oder wenn wir,wieinderTschechoslowakei, fürdasBüchereiweseneine Kopf- steuer erheben würden,dasistgar nicht auszudenken. Gerade aber inden nordischenLändern entstandaus denLesernvon Leihbüchernder Bücher- käufer,unddiesen brauchtder Buchhandel.

Päpstl. Hausprälat Dr.Ludwig Müller, Generaldirektor desKatho- lischen Preßvereins für Bayern:

Voneiner Vortragstournee zurück,finde ichdasErsuchenderRedaktion, ihr »inwenigen ZeileneineStellungnahme zu demThemadie,Zukunftdes deutschen Buches«zuübermitteln«. Da ich schonmorgen wieder verreisen muß, seieninaller Eileeinpaar Gedanken niedergelegt.

Jch weiß,wie sehrdiealte Thesevom Buch ganz allgemein ge-

nommen alsdem größtenundumfassendsten Bildner des Geistes

und auchdesseelischenLebens heute besondersinDeutschlandumstritten ist. Ichverkenne nicht, welche Schwierigkeitendemdeutschen Buche gerade jetztimAusland entgegenstehen. Aberbrauchtman dasdeutsche Buch nicht doch tatsächlichimInland undAusland sonotwendigwiedastäglicheBrot?

Undhatman irgendwie GleichartigesundGleichwertigesodergar Besseres und Tieferes ihm entgegenzufetzen?

Ich weiß, daßdem deutschen BuchinSport, Kino undRadio ein gefährlicherKonkurrent entstanden ist.Sind doch selbstdieBücherausleihun- gender930öffentlichenundgemeinnützigenJugend-undVolksbibliotheken desbayerischenPreßvereinsimJahre 1928gegen dasVorjahrum 49300 Einzelbände auf1150236 zurückgegangen. Heuer istwieder einAufschwung zu verzeichnen. Der Rückgangerfolgte.wohlbeiallen Büchekei-Okgani- sationen, geschahabernichtinLandesterlen,wo KinoundRadio weniger verbreitet sind,wieinderOberpfalz,diegesteigerteAusleihziffernaufweist.

Jch weiß, daßdemdeutschen Buchein weiterer Gegner entstanden ist im Geldmangel und inder direkten Not des Volkes. Organisation und vereinte Kraft müssen auch hiereinen siegreichen Gegenkampf führen.

Derbayerische Preßverein hatz. B.1928bloß für Sachanschaffungen seiner BüchereienMk.216862 aufgewendet,infrüheren Jahren dasgleiche, seit seinem Bestehen 1901,dieJnflationsjahre abgerechnet,3097582 Goldmark.

Ich weiß, daßdemdeutschen Buchin derMißgunstundimHasse des Ausland esein direkter Feind droht.AberauchderHaßmuß sichimLaufe

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derJahre und Jahrzehnte wieder legen. Wird nicht aucheinTeilderAb- neigung dadurch behoben, daßwirdurchdieBibliotheken des Auslands- deuts chtumsauch gebildetenAusländern Gelegenheit geben, deutsche Wissen- schaftunddeutsches Gemüt, deutscheKultur und deutscheSeele kennen zu lernen? Unser Preßverein hat nicht bloß177öffentlicheund gemeinnützige Jugend-undVolksbibliothekenandertschechoslowakischenGrenzeinsLeben gerufen,erhat für deutsche VolksgenofsenimAusland Büchereien gründen helfeninAthenundHeraklea,in derTschechoslowakei,in Rumänien undSüd- rußland.

AuchimKampfeum dasdeutsche Buch gehtesum deutsche Ehreund um deutsche Weltgeltung. Dadürfen nicht jenean ersterStelle reden,die vorlauter SchwarzsehereienundPessimismuszu keinerpositivenArbeit für dasdeutsche Buchkommen. Da müssenwirglücklicheOptimisten sein trotz allem undgegen alles. Glückauf, deutsches Buch! Man kanndich fürBil- dungundHebungderdeutschenKultur unddesdeutschenGemütes im deut- schenVaterland nicht entbehren! Man wird dich, deutsches Buch, fürin- tellektuellen undwissenschaftlichen Fortschrittin derWelt, fürdieWeltkultur derMenschenseeleundauch fürdasästhetischeWissenund Gewiser der Menschheitniemals vermissenkönnen.

Studienrat Dr.Friedrich Bachmann:

KeinZweifel mit derZukunftdesdeutschen Buches siehtesimAugen- blick trübe aus. Eswerden immer weniger Bücher gelesen:Bildungsgut undUnterhaltungsstoff werden,von wirtschaftlichen Dingen hier abgesehen, inanderen, kurzlebigerenund darum scheinbar reizvollerenFormen dar- geboten, so daßman sichder Befürchtung nicht erwehren kann,alswäre Geistesbesitz schon allzu feil geworden. Und geradedasdeutsche Buchwird immer weniger gelesen: Offensichtlich gerät auchdasGeistige mehrundmehr unter die BotmäßigkeitderunsichtbarenModeschöpferund dieMode ist janochnieinDeutschlandgemachtworden. Eswird vieldarüber geklagt, daßwirnicht mehr schreibenkönnen—- ein Blick in dievorhandene Brief- literatur zeigt,wiedas gemeint ist—, mußesnun auchdahin kommen, daßwir nicht mehr lesenkönnen? Jchglaube nicht, daßdas gesteigerte Arbeitszeitmaßund derfieberhaft beschleunigte Pulsschlag desmodernen Lebens dieHauptschuldam RückgangdesBuches tragen. Darum scheintmir dieZukunftdesdeutschen Buchesnicht so sehrvom zukünftigen Lebensrhyth- mus abzuhängenalsvielmehrvonetwas anderem: DieZukunftdesdeutschen Buches ist aufGedeihundVerderb verbunden mitderZukunft der deut- schen Bildung.

Esstehtum unsere Bildung nichteben gut. Der »Jntellektualismus«

zwarsollüberwunden sein,aberwas wireingetauscht haben, istkaum besser.

Esmag einfalscher Weg gewesen sein, daßdieBildung ihre Aufgabedarin sah, KenntnisseundWissenzuübermitteln;esistabereinnichtminder falscher Weg, daßdieBildung dazu übergeht, Fertigkeitenund»praktische«Lebens- weisheiten darzureichen. Sind wirnicht aufdemWegzueinem Bildungs- materialismus schlimmsterArt? Dierationalisierte Bildung ist gefährlicher alsdie rationale! Sieführt schnurgeradewegvom eigentlichen,unverrück- baren Zielaller Bildung,vom ,,gebildeten«Menschen, sie splittertdenMen- schen auf, anstattihn zusammenzufügenund zusammenzuhalten. Vermag 6

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unsereBildungin Zukunftdenrichtigen Wegzufinden—- ersei fürden vorliegenden Zusammenhang einmal mit »Bewußtheit«und ,,Besinnlich- keit«veranschaulicht—, so istetwas Wichtiges fürdieZukunftdesBuches getan.

Derbewußte Mensch formt sichaucham Buch,derbesinnliche Mensch freut sich aucham Buch,an Abbild undGegenbild seiner selbst, gleichvielob essichum Erlebtes undErlittenes oder um Erschautes und Geschaffenes handelt. Der indiesemSinne »gebildete« Mensch greift allerdings nicht nacheinem Buch,weil»man«esgelesen haben muß,um seine »Bildung«

zuerweisen;ergreift vielmehr nachdenBüchern,dieerbrauchtunddieihn bereichernundbeglücken.Esistklar zusehen,wiebedeutsamdas gerade für dieZukunftdesdeutschen Buches ist,denn esfügt sichwievon selbstein zweiterGedanke an.

Das moderne Leben entwurzelt den Menschen, macht ihn heimatlos undgeschichtslos; geistige Heimatlosigkeit isteinWahrzeichen unsererZeit.

Esist Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe derBildung, dem entgegenzu- arbeiten, nichteszuverstärken,wiedurchdasAllzuvielerlei mancher Bildungs- formenaugenblicklichnicht selten geschieht.Wirsehenesalseinevordring- liche Pflichtan,jedem VolksgenosseneinDachüberden Kopfzugeben, wo er daheim sein kann;dievordringlichfte Pflichtder Bildung ist,dem Menscheneinegeistige Heimatzugeben,einenseelischen Lebensraum, in demerwurzeltundwohnt.WerindiesemSinne heimgefunden hat durch einedeutsche Bildung, derwird dasdeutsche Buch mehrlieben als das fremde. DasistkeineAbsagean dieWeltliteratur, aberesmag daran er- innern, daßdieunvergänglichenWerkederWeltliteratur zuerstundzutiefst unvergänglicheWerke derNationalliteratur sindund bleiben,denn auch im Geistigen tritt,genau wie imNatürlichenund Geschichtlichen,dasall- gemein Menschlicheimmer nur am BesondereninErscheinung.

Bei demallen braucht nicht vergessenzuwerden, daßderursächliche Zusammenhang,in demBildungund Buch hier gesehensind, nicht ihrganzes gegenseitiges Verhältnis umspannt, daß BuchundBildungin einer Wechsel- wirkung stehen. Trotzdemabermöchte ich meinen, daß nichtsanderes als dieBildungdemBuchRaum undLebenzugebenvermag; dieZukunftdes deutschen Buches ist schicksalhaft verknüpftmitder Zukunftderdeutschen Bildung.

Dr.KurtTrampler:

DieFrage nachderZukunftdesdeutschen Buches istvorallemaucheine Frage nachderZukunftderErhaltung desdeutschen Volkstums außerhalb derGrenzenderdeutschenStaaten. Nurganzwenige deutsche Volksgruppen habendie Möglichkeit,inihren Wohnstaaten eineBildungs-Organisation überdieMittelschule hinaus auszubauen. JnzahlreichenStaaten ist ihnen durch staatlichen Zwangsogardiemuttersprachliche Volksschulegenommen.

Häufig sind ihre Siedlungen verstreut, so daßdiePflegedergeistigenWerte desVolkstums nichtingemeinschaftlicherArbeit erfolgenkann.

Dasdeutsche Buch istin alldiesen GegendendasfesteBollwerk gegen diedrohende Entnationalisierung. Das Buchermöglicht Selbstunterricht undPrivatunterrichtimHaus,dasBuch istdasstärksteBand,dasunabhängig von räumlicher Entfernungdas ganze Volkzusammenhält.Darum wird

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mitvollem Rechtvon allen Schutzverbänden fürdasGrenz-und Ausland- deutschtumimmer wieder dieForderung vertreten, das gutedeutsche Buch allen Volksangehörigen außerhalbderReichsgrenzen zugänglichzumachen.

Eine guteBibliothekkann dieVolksgrenzeaufweite Sicht besser schützen, als ein Sperrsort. Darum: Laßt Bücher fürdie Zukunftdesdeutschen Volkes kämpfen!

Eines istaberdazuzubemerken: Erfolgreichwird diesernationalkultu- relleSelbstbehauptungskampsnur sein,wenn diegegenwärtigeundkommende Produktionan deutschen Vüchern höchstesNiveau hält. Nirgendswird so vielGelegenheit sein, deutsche Leistungenmitdenen anderer Kulturkreise zuvergleichen,wiegeradein denauslanddeutschen Gebieten. Denn manche andere VölkerversuchenmitdemBesten,was siehervorbringen, dieAnge- hörigen deutscher Volksgruppen, in ihrenKulturkreis hereinzuziehen. In diesem organischen Ringen, Kulturgrenzen zuerhalten undzuverschieben, wird aberendlichdie Kultur siegreich sein,die diehöchstenWerte ihr eigen nennt. Soerweitert sichdie Arbeit ander Zukunft unseresBucheszueiner Arbeit anderBehauptungundErhöhungderGeltungderdeutschenKultur in derWelt undihresWertes fürdiegesamteMenschheit.

Vom bämpsendenDeutschtum.

Vom Leben der deutschenGrenzen.

Von UniversitätsprofessorDr. KarlHaushofcr.

AltbayernundMünchenkannten von 1871bis1914GrenzleidundGrenz- sorge,dasLebenderGrenzeunddasWissenvon ihrimGanzen überhaupt nicht.WerzuStadt undLand,damals so fröhlichsicher ihrer selbstundihrer

»Grübigkeit«davon sprach, galtalsein Störer der Gemütlichkeitund seine Stimme verhallte. Jstesinweiten Kreisen doch heute noch so!Auchin sehr bedrohtenGrenzlandschaften oderan derWasserkante,wo man meer- überhätte sehen sollen,war esdochvielfach nicht besser.

Heute leuchtetdemMünchner, auchwenn ernicht ausdienahen Hoch- warten seines sehr schmalen GrenzstreisensimSüden steigt,bei einem Spa- ziergangimHügelland nördlichderHauptstadt,bei derEinfahrt in denBahn- hof Rosenheimdieitalienische Reichsgrenzeaus den Lücken derKalkalpen.

Wenn er sich aufdem Wendelstein umdreht, stehenan einem klaren Tage diedunklen WaldbergeanderGoldenen Steigeam Sehkreis, hinterdenen einstseinStammboden war, heutederausdehnungslustige Mittelstaat der Tschechoslowakeilauert.

Somachen ihmdie Sinne klar,wogegen sichderpolitischeWille so kurzsichtig sträubte, daßdie Grenze ihreigenes,unheimliches Leben hat, undalsGrenzlandschasteinwesentliches Umgrenzungsorgan desVolkskörpers, seinesVolks- und Kulturbodens ist.Wiealle ErscheinungendesLebens aber erkennt esdieLinien der Kartengrenze, des Staats- und Völkerrechts nichtan.

Jede lebendige Grenzzellestrebtwieder danach,Grenzstrichezuver- schieben, ihren Atemraum, ihreEllenbogenweitezuvergrößern,und damit 8

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natürlichandere zurückzudrängen,zuvernichten,zuzermürben,zuunter- wandern! Selten, sehr selten sindin derNatur dauernde, stehende Grenzen, fastimmer istdieGrenzeeine Kampf-Angleichs- oder-Übergangszone,be- deutet Grenzleben Daseinskampf. Sehen Sie hinabaufdiekämpfenden Moose,in dasunerbittlichringendeGewimmel deswerdenden Waldes,den gnadenlosenDaseinskampf,derzwischen Buchenund Fichten tobt, zwischen Fressernund Gefressenenan derTränke,oder imWesten, Osten,Süden desdeutschenVolks- undKulturbodens, anund zwischen seiner Wasserkante imNorden: wenn sie sich nicht belügen, so istesüberall dasselbe.

Man kanndieFormen desKampfes mildern und veredeln,seinGe- setz selberkannman mitderenger und engerwerdenden Übervölkerungder Erde nichtändern. Darum istesPflicht für jeden,derseinVolkstum als Ganzesmitallen Leistungender Vergangenheit fürdieZukunft innerhalb derMenschheit erhaltenwill,und seinenKindern Lebensraum undDaseins- möglichkeiterhalten, dieFormen, das Wesendes Lebens der Grenze,der Grenzlandschaftzukennen. Das ist gerade fürdendeutschenVolksboden inseiner ungeheuren Mannigfaltigkeit soschwer, dreifach schwer,weildas Grenzproblem im Westen,im Ostenund imSüden,im Alpenkörper so grundverschiedene Gestalten annimmt.

Es wirdweiterhin erschwert,weilkein anderer Erdteil inseinem Herzen so volksübersüllteDruckräume kennt wieEuropa, undweildarin zuleben, geradedeutsches Schicksalist.Leben erhält sichleichterangesichertenRändern als imärgsten Gedränge.Unddie andern GroßräumederErdekennendiesen Zentraldruck nicht: Asien,Afrika, Amerika, Australien haben geradeimInnern weite leere Landschaften. Ihre großräumig denkenden, dieseseng- und kleinräumige Problem nichtkennenden Staatsmänner stiften Unheilan, wenn sie sich nachden heimischen Vorstellungendamit befassen.Sowirkt Grenznot von außenund innen störendinunsernLebensraum!

EinAnsatz dazu liegtabersicherin einem WachrufendesVolksbewußtr seins selbstzum Grenzinstinktund bewußten Grenzkampf,unddanndesseh- schlummerbereiten Gewissensder Weltgegenschreiende Torheitin derGrenz- gestaltung,dieman freilich dazukennen muß.

DieWest-Grenze

ist mehreineGrenzedertausendjährigen romanischen Rückeroberung des Rhein-Rhonegrabens, der Geschichte,desRechts,als deswirk- lichen Lebens,dasgeradeimElsaß zerschnitten wird,aberganz ähnlichin derMosellandschaftundam flämischen Kohlenwald!

Die istdieTrümmerstätteeiner riesigenniedergebrochenenMauer, dievergeblichvom alten deutschen Kaisertumgegen dieum einIahrtausend länger geschulte KulturpropagandadesRomanentums, gegen einum viele Jahrhunderte früher geeintesundzentralisiertesfranzösischesStaats-bewußt- seinundgegen Westeuropa eher erreichtekapitalistischund merkantilistisch überlegene Wirtschaft aufgetürmtwurde. Rabulistisch ersonnene Linien derKultur, Machtund Wirtschaft hattendieansich stärkere Volkskraft mehr und mehreingeengt. Ein Stein nachdem andern wurde aus derdeutschen Mauer herausgebrochen, dievor einem JahrtausendtiefimInnern des heutigen Frankreich stand. Zuerst wichdieStaatsgrenze zurück,dannfolgte dieSprachgrenze, diemeist widerstandsfähigerwar. Immer aberwar ein 9

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