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Wer sprach den Segen nach Genesis 14,19 über Abraham aus?

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Michał Peter

Wer sprach den Segen nach Genesis

14,19 über Abraham aus?

Collectanea Theologica 47/Fasciculus specialis, 127-137

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47 (1977) fase, specialis

M IC H A i PETER, PO ZNA ft

WER SPRACH DEN SEGEN NACH GENESIS 14,19 ÜBER ABRAHAM AUS?

Kapitel 14 der Genesis bildet kein einheitliches Ganzes. Ohne besondere Schw ierigkeiten kann man in ihm drei Teile u n terschei­ den:

1) den chronikartigen Bericht über den K riegszug der Könige aus dem O sten (V. 1— 11);

2) die V erfolgung und Besiegung der Könige durch Abram (V, 12— 16);

3) die Begegnung des Siegers A bram mit den Königen von Sodom und Salem (V. 17—24).

Der historische Zusam m enhang zwischen dem ersten und zwei­ ten Teil des Kapitels ist kritisch nicht sicher gestellt und nach den heutigen w issenschaftlichen Erforschungen unmöglich zu beweisen. Für unser Thema hat jedoch diese Tatsache keine grössere Bedeu­ tung. D em gegenüber ist es aber notw endig, die Redaktionsgeschich­ te von 14, 17—24 zu klären.

L Redaktionsgechichte von Gn 14,17—24

Von vornherein muss man die Frage stellen: Stammt die Er­ zählung über M elchisedek (V. 18f) aus derselben Ü berlieferungs­ schicht wie die über den König von Sodom ( W . 17. 21—24)? W enn nicht, w elche von ihnen ist die ältere und früher ins K apitel 14 ein­ gefügt w urde? A usserdem muss man untersuchen, ob in diesen Erzählungen — im Rahmen des m asoretischen Textes — spätere Ergänzungen (Glossen) vorhanden sind.

Die A nalyse beginnen w ir mit V ers 17. In diesem V ers ist die Rede vom König von Sodom. Sein Name ,,Bera", schon bekannt aus V ers 2, w ird nicht genannt. Er erscheint zum zweitenm al in V ers 21ff. Auffällig ist die Tatsache, dass trotz der üblichen Höflich­ keitsform en des O stens und überm ässigen Gefühlsstimmungen, der König A bram den Sieger nicht zuvorkom m end begrüsst. Er sagt ihm kein W o rt der Billigung, spricht keine in dieser Situation bedingte D anksagung aus. Dies tut dagegen nach dem heutigen Text der König von Salem, der am K riegszug nicht teilnahm und von dem w ir dem Text nach nicht w issen, ob er A bram vorher kannte. Der König von Sodom, der A bram wie einen Söldner behandelt und ihn

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nicht begrüsstr schlägt ihm vor, die Siegesbeute zu behalten. Diese H altung des Königs von Sodom ist im Rahmen des ganzen K apitels nicht als natürlich anzusehen, um so w eniger als der Erzähler offen­ sichtlich alle Einzelheiten sammelt, die A bram s Sieg als grossartig erscheinen lassen. Das V erhalten des Königs von Sodom m acht den Eindruck einer verächtlichen Behandlung des Siegers.

Sonderbar erscheint auch der em phatische Schwur (14, 22), den A bram un ter Bezeugnahm e auf El-Eljon, den Schöpfer des Himmels und der Erde, aussprach. In Gn 12f, das chronologisch dem Kap. 14 vorausgeht, ist Gott, mit dem A bram in V erbindung steht, fast im mer m it dem N am en ,,Jahw e" benannt. W oher also taucht jetzt u n erw artet im M unde des P atriarchen der Name des kanaanäischen G ottes El-Eljon auf? G ebrauchte der König von Sodom den Namen., dann w äre er bei Abram einigerm assen gerechtfertigt, jedoch nach dem gegenw ärtigen W o rtlau t des Textes erw ähnt der König von Sodom keinen G ottesnam en. D agegen in feierlicher poetischer Form (V. 19f) nennt den G ott El-Eljon eine an d ere Person, der ganz u n er­ w artet erscheinende König von Salem, M elchisedek. D araus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass der Erzähler im V ers 22, im Dialog zwischen A bram und dem König von Sodom, den G ottesnam en El- -Eljon un ter dem Einfluss der V erse 19 und 20 A bram in den M und legt.

Indessen ist es aus MT nicht ersichtlich, dass der König von Sodom V erehrer des El-Eljon w ar. W ir w issen auch nichts von einer Beziehung zw ischen dem König von Sodom und dem u n er­ w artet erscheinenden König von Salem.

Zur Beseitigung dieser zwei Bedenken schlagen die Exegeten ^ zwei Lösungen vor: Einige meinen, die V erse 21—24 seien ein, nachträglicher Zusatz, der unzulänglich mit dem K ontext harm oni­ siert, die m eisten dagegen sehen in Gn 14, 18—20 eine Glosse, die künstlich V ers 17 von V ers 21 tren n t und disharm onisch w irk t1. Die erste A nnahm e ist w enig w ahrscheinlich, nicht nur deshalb, w eil der V erfasser eines so grossen Einschubes den Text flüssiger for­ m ulieren könnte, ohne V ers 17 von V ers 21ff. zu trennen. Für die U rsprünglichkeit der V erse 21—24 spricht auch ihr Satzbau und W ortschatz. Der Satzbau w eist den üblichen Stil von J (reges Zwiegespräch, Emphase, H yperbel) und eine ganze Reihe von W ö r­ te rn auf, die selten im AT gebraucht und der altertüm lichen Sprache angehören: rekus, qoneh, ha t, serök, nearim (als Bezeichnung für die D ienerschaft), heleg.

Diese A rgum ente stützen die Auffassung, die V erse 18—20 über M elchisedek seien ein Zusatz. Es ich nicht leicht, das unerw artete A uftauchen M elchisedeks zu erklären. M an kö n n te zwar verm uten,

1 So z. B. E. K a u t z s c h , H. G u n k e l , O. P r o c k s c h , F. N o t s c h e r , R. H. S m i t h , E. S p e i s e r , W. Z i m m e r l i , J. A. E m e r t o n ;

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dass M elchisedek auf die Bitte des Königs von Sodom hin Abram und seinen Leuten P roviant b ring t oder dass M elchisedek und Abram eng m iteinander befreundet oder sogar verw andt sind2. Das sind jedoch nur M utm assungen ohne Belege im Bibeltext. Aus die­ sem Grunde muss m an die u n erw artete Einführung des M elchisedek als einen sp äteren Zusatz anerkennen.

Dieser Sachverhalt w irft jedoch eine neu e Frage auf, die bisher in der F achliteratur nicht gestellt w urde: Sollen w ir die ganze Erzählung über M elchisedek — drei V erse (18—20) — als Zusatz auffassen, oder nur einen Teil, z.B. V ers 18? W enn wir alle drei V erse als Zusatz bezeichnen, dann bleiben noch die oben ange­ deuteten Schw ierigkeiten ungelöst: Es fehlt die Begrüssung Abram s durch den König von Sodom, und sonderbar klingt der Name des kanaanäischen Gottes El-Eljon im M unde Abrams, als er dem König von Sodom antw ortet. W enn w ir aber nur den V ers 18 als Zusatz annehm en und in den V ersen 19 und 20 die chronologische F ort­ setzung des älteren Berichtes über den König von Sodom erkennen, dann verschw inden beide genannten Schw ierigkeiten: Der König von Sodom begrüsst feierlich A bram und p reist seinen G ott E1- -Eljon für die dem A bram erw iesen e’Hilfe. D arauf spricht er dem Sieger Dank aus und v erzichtet auf die Rückgabe der Siegesbeute, die w ahrscheinlich aus der ihm gehörenden Stadt stammt.

Nach einer U ntersuchung der Begrüssungsform el bärük EL. und Feststellung ihrer G leichheit mit der Form el im 2. Buch Samuel (18, 28), in Genesis (24, 27) und im 1. Buch der Könige (1, 48) spricht J. S c h a r b e r t die M einung aus3, dass man die Perikope über M elchisedek (14, 18—20), der Epoche David-Salomon zuschreiben und als W erk des Jahw isten betrach ten m üsse4. Diesen V orschlag kann m an annehm en, jedoch können w ir nicht die Behauptung bestätigen, dass diese Begrüssungsform el M elchisedek, der König von Salem, aussprach5. Sobald w ir aber diese Begrüssung dem König von Sodom zuschreiben, erhält der Text das natürliche Ge- dänkengefüge: Abram w urde vom König von Sodom, mit grösser

2 V gl. den Freundschaftsbund ( = berit) zw ischen Abram u. dem K önig A bi- m elek von Gerar (Gen 21,27— 31). — W enn man gleich der M ehrzahl v o n G elehr­ ten annimmt, Salem entspreche dem künftigen Jerusalem (vgl. Gn 14,17, Ps 76,3, Ps 110,2— 4), dann m acht die nicht allzu grosse Entfernung zw ischen Hebron (Abrams A ufenthaltsort) und Jerusalem (etwa 25 km) unsere H yp oth ese sehr w ahrscheinlich. — G. M. L a m s a schreibt, dass M elchisedek ein Sem ite u. sogar ein V erwandter von Abram war: O ld Testa m ent Light. A Scriptural C om m en tary based on the Ara maic oi the ancient Peshitta Text, N ew Jersey 1964, 44.

3 Die G eschichte der barük-Formel, BZ 17(1973)1— 28. S c h a r b e r t m eint, die barük-Formel habe D avid aus B etlehem oder Hebron mitgebracht: sie so ilte ihren "Sitz im Leben" in den Dank- und Grusssitten der N om aden u. Halbnom a­ den des N egeb haben.

4 Ebd., 6.

5 V gl. J. S c h a r b e r t , a.a.O., 10 u. 12. 9 — C ollectanea Theologien

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E hrerbietung empfangen. In Sodom h atte Abram s V erw andter Lot seinen W ohnsitz; für ihn unternahm A bram auch den gefahrvollen Kriegszug.

II. Die Zehntenabgabe

Auf G rund der bisher durchgeführten T extanalyse beziehen w ir die V erse 19—20 auf den König von Sodom. G ewisse Bedenken ruft aber noch V ers 20b hervor: „Er gab ihm den Zehnten von allem". In diesem Satz fehlt die genaue G egenstandsbezeichnung, und man könnte fragen, w er eigentlich den Zehnten gab — ob A bram dem König von Sodom oder um gekehrt? A us dem K ontext w issen wir, dass A bram noch „H ebräer" ist (Vers 13), also ein Frem dling in Palästina. M an muss verm uten, dass gerade er den Zehnten dem König von Sodom gibt. A ber aus w elchem R echtsgrunde und w o­ von? Es gibt keine sich aufdrängende, eindeutige A ntw ort auf diese Frage. Zusätzlich tu t sich noch ein W iderspruch auf zw ischen der Behauptung, den Zehnten „von allem " gegeben zu haben und dem V ers 23, nach dem A bram nichts von der Siegesbeute für sich b e­ hält. W enn also „nichts", w ovon soll er denn den Zehnten geben? Der Zehnte w ar, ausser der nach der Rechtsauffassung für die Le­

viten bestim m ten Abgabe, auch oft eine gew isse V erm ögenssteuer von im K riege erw orbenen Gütern. Abram dagegen bereicherte sich nicht, denn er v erzichtet grossm ütig auf die Beute.

D iesen W iderspruch verd ank en w ir sicherlich ni,cht dem ursprünglichen V erfasser, sondern einem viel später lebenden Tradenten. D ieser dachte w ohl an die A bgabe des Zehnten nicht an den König von Sodom, sondern an den H errscher von Salem, M elchisedek, der schon in seinem Text (Vers 18a) — erw ähnt w u r­

de6. Da es angem essen war, dass Abram auf die feierliche Begrü- ssung des M elchisedek w ürdig reagiert, darum liess ihn der spätere T radent den Zehnten dem Priesterkönig geben. Jedoch führt dieser T radent keinen Dialog zwischen A bram und M elchisedek ein, um den V ers 17 nicht zu sehr vom V ers 21 zu entfernen und dam it den Bericht über den König von Sodom nicht zu sehr zu zerreissen.

Es bleibt noch ein kleines Problem zu besprechen, näm lich die V erknüpfung des V erses 21 mit V ers 20. N ehm en w ir an, dass diese V erse sich auf den König von Sodom beziehen, aber V ers 20 nicht auf M elchisedek und V ers 21 auf König von Sodom, dann haben w ir in V ers 21 die unnötige W iederholung von Subjekt und P rädikat („Und der König von Sodom sprach zu Abraham"); im V ers 20 ist gerade der König von Sodom G egenstand der Handlung.

6 Der spätere Tradent dachte w ahrscheinlich daran, dass Abram nur auf den T eil der Beute verzich tete, der dem König von Sodom von den Siegern genom ­ men wurde. V on dem Rest konnte er dem M elchisedek den Zehnten geben.

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W ir m üssen feststellen, dass in der neuzeitlichen A usdrucksw eise solche W iederholungen unnötig sind und den Eindruck eines un­ beholfenen, ungeschickten Stils machen. Jedoch in der ältesten hebräischen L iteratur sind solche W iederholungen keine A us­ nahm em und w ir finden sie gerade in den älteren Texten der Bibel; z.B. Gn 2,15— 16; 3,21—22; 9,25—26; 15,2—3; 21,6—7; 37,21—22 (J). Deshalb bestehen wohl, vom kritisch-literarischen Standpunkte aus, keine Bedenken ob die W iederholung der W endung in Genesis 14, 21 authentisch ist: w ajjom er m elek sedom.

Am Ende noch eine Frage: sind die W o rte A braham s über den V erzicht auf die K riegsbeute, trotz des grosszügigen V orschlags des Königs von Sodom, nicht eine Dissonanz im K ontext der Er­ zählung? Sind sie nicht beleidigend für den König von Sodom, der mit hoher E hrerbietung den P atriarchen behandelt? Nein. Der se­ mitische V erfasser bedient sich der literarischen Form der H yper­ bel, der Betonung des Leitgedankens und des pathetischen Eid­ schwurs. Mit Hilfe dieser Form en will er die Idee der ungew öhn­ lichen U neigennützigkeit und der edlen G rossm ütigkeit A brams hervorheben, der sich nicht am frem den Eigentum bereichern will. Dazu m üsste man noch die in der feierlichen Begrüssung durch den König von Sodom en thaltene verschleierte A bsicht berücksichtigen. Der schon erw ähnte J. S c h a r b e r t sieht darin den W unsch des Königs nach näheren Beziehungen zur A nknüpfung jfreund- schaflicher K ontakte7. Der P atriarch jedoch verzichtet auf eine Gabe und dem nach gleichzeitig auch auf die A nknüpfung näherer Bezie­ hungen und Freundschaftsbande. W enn wir also die A ussagen in V ers 19—20 dem König von Sodom zuschreiben, dann erhalten w ir zusätzliche E rklärungen über die A bsichten A braham s in V ers 22—24.

Die ganze Erzählung über den König von Sodom lautet demnach: 17 Als A braham nun zurückkehrte von der Besiegung des

K edorlaom er und der mit ihm v erbündeten Könige, zog der König von Sodom ihm in das Tal Schawe entgegen, 19 begrüsste ihn feierlich und sprach: G esegnet sei A braham

von El-Eljon, dem Schöpfer des Himmels und der Erde! 20 G epriesen sei El-Eljon, der deine Feinde in deine Hand

geliefert hat!

21 Und der König von Sodom sprach [weiter] zu A braham: Gib mir nur die Leute, die H abe nimm für dich!

22 A ber A braham an tw ortete dem König von Sodom: Ich erhebe meine H and zum Schwur zu El-Eljon, dem Schöpfer des Himmels und der Erde:

7 Die barü k-Formel „vor allem die Funktion hatte, einer Gruppe oder einer Person, mit der man bisher k eine engeren B eziehungen hatte, den W illen zur Freundschaft und Solidarität zu bezeigen". (A.a.O., 21).

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23 Keinen Faden, keinen Schuhriemen, ü berhaupt nichts von allem, w as dir gehört, w erde ich behalten; du sollst nicht sagen können: ,,Ich habe A braham reich gem acht".

24 A usgenom m en das, w as die K nechte v erzeh rt haben, und den A nteil der M änner, die mit mir gezogen sind. Sie sollen ihren A nteil bekommen.

III. Der Text über Melchisedek (Vers 18)

Aus den bisherigen E rörterungen ergibt sich, dass der übrigge­ bliebene Text betreffend M elchisedek sehr kurz ist:

18a M elchisedek, der König von Salem, aber brachte Brot und W ein heraus.

18b Er w ar ein P riester des El-Eljon.

Als ein besonderes Problem erscheint hier ein V ersuch zur B eantw ortung der Frage: M it w elcher A bsicht und aus w elcher Tradition w urde dieser Text über M elchisedek ins K apitel 14 der Genesis eingegliedert?

Zunächst ist es jedoch nötig, V ers 18 unter dem G esichtspunkt seiner Einheitlichkeit zu betrachten. Es scheint, dass der V ers 18a sich ganz natürlich an den V ers 19 anknüpfen liesse, also ohne V ers 18b. Im A lten O rient w ar es doch ohne w eiteres verständlich, dass der König, der H errscher, gleichzeitig P riester w ar und damit berechtigt, den feierlichen Segen auszusprechen. Demnach ist V ers 18b eigentlich ein unnötiger Zusatz. Er schw ächt dabei das W o rt­ gefüge des V erses und w irkt wie eine literarische K ünstelei. Es

entstehen dadurch zwei kurze gleichw ertige Sätze, die in der h e­ bräischen Sprache untypisch sind: V ers 18a und 18b. Der zw eite Satz hat übrigens im Text des Kap. 14 drei sich ähnelnde Sätze. Ihre Ä hnlichkeit ersieht m an unzw eideutig aus ihrer Zusam men­ stellung:

18b: w e hü hohen le el eljön {und er [war] P riester El-Eljons) 3: hü jäm ham melach (das [ist] das Salzmeer)

12: w e hü joseb bise dom (und er [war] Bewohner von Sodom) 13: w e hem bac die be rit abräm (u. sie [waren] V erbündete ' Abraham s).

Die drei kurzen Sätze (V., 3, 12, 13), in den Text eingeschoben, haben die Aufgabe, gew isse Einzelheiten kurz heryorzuheben, und sind allgem ein als G lossen anerkannt. Sie bringen nichts N eues zum Inhalt, sondern w iederholen, w as schon von w oanders bekannt w ar (vergleiche z.B. V ers 12 mit 13, 12 und auch mit 19, lff.), oder w as sich aus dem K ontext ergibt (vergleiche V ers 13 mit 13, 18 und

14, 24). Der letzte Fall ist gerade im V. 18b zu ersehen.

Also kann man V ers 18b als Glosse ansehen, die noch jünger ist als V ers 18a. Es kann sein, dass der V erfasser zu der Schluss­ folgerung kam, dass der V ers 18a nicht genügend die Person des

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M elchisedek mit den V ersen. 19 und 20 verknüpft (der Segen im Namen El-Eljons). Da nun nach dem Vers 22 A braham El-Eljon als Gptt des Königs von Sodom m utm asslich anerkennt, fü g t unser G lossator noch, den V ers 18b hinzu, um endgültig den Zusam men­ hang zwischen M elchisedek und seinem El-Eljon zu erklären.

Diese Glosse enstand sicherlich in einem Zeitraum , in dem man in der israelitischen Liturgie sehr stark unterstrich, dass nur die Priester berufen sind, bestim m te kultische Funktionem auszuüben; unter anderem auch den feierlichen Segen im N am en der G ottheit auszusprechen. Das w ürde also ein Kennzeichen der P riestertrad i­ tion sein (P). Jedoch M elchisedek ist kein Israelit. W arum ist der V erfasser so besorgt um seine Person, als ob er die Rechtsmässig- keil seiner kultischen Tätigkeit beschützen wollte?

M an kann verm uten, dass für den V erfasser El-Eljon schon eine Bezeichnung des G ottes Israels ist. W äre es nicht so, dann w ürde der V erfasser dem A braham eine andere G ottesbezeichnung in den M und gelegt haben, nicht El-Eljon, sondern z.B. El-Schaddaj, der o f t‘(in der Ü berlieferung P) als Bezeichnung des G ottes Israels zu finden ist. Der V erfasser k en n t gewiss schon solche Texte (in der M ehrzahl poetische) w ie Nm 24, 16; Dt 32, 8; Js 14, 14; 2 Sm 22, 14, die die G ottesbezeichnungen El-Eljon und Jahw e völlig gleichstel­ len8. Da M elchisedek P riester (wenn auch noch kein levitischer) des Gottes ist, w elchen A braham verehrt, h at er das Recht, A bra­ ham im Namen dieses G ottes zu segnen.

Die Stadt, in der M elchisedek seinen W ohnsitz hatte, träg t in Gn 14, 18 den Nam en Salem9. Im Psalm 76 ist der Name im V ers 3 auf Grund des synonym ischen Parallelism us völlig gleichgestellt dem Zion10, und in der w eiteren K onsequenz — Jerusalem . Der Ge­ brauch der zwei O rtsnam en Salem und Zion im Psalm "weist en t­ w eder auf hohe A ltertüm lichkeit hin und führt bis auf die Zeit David-Salomon zurück11, oder es liegt ein bew usster A rchaism us der Dichtung vor. Der Dichter w ollte bestim m t die Bedeutung jen er Stadt als eines K ultortes sichtbar machen, der sich des Besitzes der K ultstätte rühm t: Gott bew acht die Stadt, wo er sein Heiligtum hat.

G leicherm assen m üsste man also die Funktion des Nam en Sa­ lem in Genesis 14, 18b auffassen. Da aus den obigen U ntersuchun­

8 Das geschieht entw eder offensichtlich oder ist w en igsten s ohne w eiteres zu vermuten.

9 In der K orrespondenz aus el-Am arna steht uru-salimu, w as dem späteren Jerusalem entsprach. — Im "Genesis-Apokryph" (aus Qumran) finden w ir auch die G losse: Salem hü, jerusa lem .

10 D ieser Psalm, im Titel dem A saf zugeschrieben (vgl. 1 Chr 16,5.37; 29,30), kann etw as jünger sein; er konnte aber nicht später als um das Jahr 701 (Invasion des Sancherib) enstehen.

11 Im Vers 3 steht das W ort su k k ö und nicht öhel: das spricht für die A lter­ tüm lichkeit des V erses.

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gen zu ersehen ist, dass der V ers 18a ein Zusatz ist, der nicht aus der ältesten Q uelle J stammt, steh t nichts im W ege, auch hier die zw eite Erklärung, einen A rchaism us, anzunehm en. Der V erfasser der Glosse übernim m t aus der Q uelle E die Erzählung über M elchi­ sedek, dem früh eren H errscher von Jerusalem , die er archaisch als Salem benennt. D adurch v erleiht er der Begegnung A braham s mit M elchisedek die Bedeutung einer religiösen V erbrüderung. A nachronistisch bringt er den Patriarchen m it dem künftigen h eili­ gen Jerusalem in V erbindung. Für den V erfasser bzw. G lossator w ar dort schon längst der G ott Israels, Jahw e, v e re h rt w orden; eben deshalb ist für ihn die G ottheit El-Eljon, die M elchisedek v er­ ehrt und an b etet12, nichts anderes als gleichbedeutender A usdruck für den Gott Israels. In dieser Fassung ist M elchisedek schon nach

Vers 18a ein M onotheist.

D enselben G edankengang finden w ir gleichfalls in V ers 18b. Da dieser V ers w ahrscheinlich eine noch jü n g ere Glosse ist (Quelle P), m usste der in ihm enthaltene G edanke um so m ehr mit dem ü b eraus strengen M onotheism us nach der babylonischen G efangenschaft übereinstim m en.

IV. Das Verhältnis des Verses 18b zu Psalm 110r4

Im A nschluss an den Text Gn 14, 18b taucht die Frage auf: Entstand diese Glosse auf ganz natürliche W eise als Folge des K ontextes in Kap. 14, oder hat auf ihre Entstehung eine andere Q uelle Einfluss gehabt?13. H ier ist der Psalm 110 zu bedenken. In diesem unverk en nb ar altertüm lichen Psalm 14 tritt im V ers 4 die Bezeichnung des M elchisedek als P riester (und König) auf. Entstand dieser Psalm in der Zeit Salomos — viele sind dieser M einung15 — so ist es möglich, dass man unter dem Einfluss dieses Psalmes Gn 14, 18 mit der W ortw endung über M elchisedek als „P riester" e r­ gänzte. Diese M öglichkeit muss m an ernsthaft in Betracht ziehen16. Der Psalm 110 rühm t den König aus dem H ause David auf dem Zion und u n te rstreich t seine V orrechte. O hne grössere Schw ierig­ keiten kann man in ihm eine Reihe von G edanken w ahrnehm en, die auch in der berühm ten Prophezeiung von N atan (2 Sm 7) h er­

12 Das geht aus der Zusam m enstellung der V erse 19ff. mit V ers 18 hervor. 13 D ie so entstandene G losse konnte dann natürlich Einfluss auf andere T exte ausüben.

14 D ie A ltertüm lichkeit d ieses Psalm es b etonen u.a. H. G r e s s m a n n , A. W e i s e r , H. J. K r a u s , J. C o p p e n s , H. G. J e f f e r s o n , H. R i n g g r e n .

15 Vgl. O. E i s f e 1 d t, Einleitung in das A l t e T e sta m e n t, Tübingen3 1964, 360; A. W e i s e r, Die Psalmen. Das A. T. d e u ts c h , G öttingen 1963, 476.

16 So z. B. F. C o r n e l i u s , G enesis X I V , ZAW 72(1960)lff. Es gibt aber auch andere M einungen: nach O. P r o c k s c h (Die Genesis, Leipzig 1913, 515) so ll der Text des Psalm es 110 aus der Zeit des babylonischen. Exils stammen, unabhängig von Gn 14.

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v o rtreten 17. Besonders die sehr seltene R edew endung vom „N ieder­ setzen vor Jahw e" fällt auf: 2 Sm 7, 18: „David setzte sich vor Jahw e nieder"; Ps 110, 1: „A usspruch Jahw es an m einen Herrn: Setz dich zu m einer Rechten". F ern er e rin n ert die W endung „Ich w ill seinen K önigsthron festm achen für im m er" (ad- öläm — 2 Sm 7, 13) an V ers 4 des Psalmes („Priester für immer": le öläm)18. Es ist bekannt, dass die W eissagung N atans in der Zeit Davids ausgesprochen ist und spätestens in der Zeit Salomos, seines Sohnes, oder eines seiner N achfolger niedergeschrieben w urde. Psalm 110 steht unv erk en n ­

bar unter dem Einfluss dieser Prophezeiung. Das einzig N eue in ihm ist im V erhältnis zu N atans T ext gerade im V ers 4b die W en­ dung vom König als „Priester nach dem Beispiel M elchisedeks", die Jahw e mit einem feierlichen Schwur bestätig t (Vers 4a).

D ieser Schwur, antropopathisch und mit sem itischer Emphase überliefert, scheint gleichfalls aus dem G edankenzusam m enhang der W eissagung N atans zu stammen:

Ps 110, 4 — „Jahw e hat geschw oren und es reu et ihn nicht" 2 Sm 7, 15 — „A ber m eine Gnade soll nicht von ihm w eichen"

7, 28 — „Nachdem Du deinem K nechte diese herrliche Zusage gem acht hast".

V ergleiche auch: 1 Kg 3, 5; Ps 89, 4; Ps 132, 11 u.a.

Jedoch in N atans Text betrifft die Zusage Gottes die D auerhaf­ tigkeit des Thrones, der D ynastie, also der Königswürde. W oher stam m t dem nach im Psalm die N achricht über den „Priester" Mel- chisedek? V ielleicht aus Genesis 14, 18b? M an könnte eine even­ tuelle Entlehnung aus dem Gn-Text für den Psalm annehm en, jedoch nur unter der V oraussetzung, dass der V ers 4 im Psalm die Eigenart einer Glosse hat, und zwar einer aus viel jü n ­ gerer Zeit stam m enden als die im V ers 18b des K apitels 14 der Genesis. Es ginge dann um die späte Stufe der Q uelle P. Ziehen w ir jedoch die archaische W esensart des Psalmes 110 in Betracht, m üssen w ir ziigeben, dass diese H ypothese w enig w ahrscheinlich ist.

Es käm e dem nach noch eine andere M utm assung in Frage: Der altertüm liche Psalm 110 benutzt die m ündliche Ü berlieferung von Jerusalem , die im 10 Jh. das A ndenken an einen jebusitischen H e rr­ scher in Jerusalem nam ens M elchisedek b ew ah rte19. D ieser König w ar offenbar eine sehr hoch geschätzte Person. V ielleicht besass er h ervorragendes Interesse für Liturgie (Priestertum). V ielleicht w ar

17 V gl. N ick P a u l s s e n , König und T em pel im G la ubensz eugnis des AT, Stuttgart 1967, 60.63.

18 D ie A usdrücke le cöläm und cad cöläm haben d ieselb e Bedeutung: für alle Zeit, für immer.

19 D ie Tradition hat den N am en der G ottheit, w elch e M elchisedek verehrte, nicht erhalten. D ie älteren K om m entatoren w aren aber überzeugt, dass dieser Nam e S edeq lautete, denn er bildet einen Teil des N am ens M alki-sedek.

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er zugleich der letzte H errscher der Jebusiter in Jerusalem./ bevor es David eroberte? In diesem Falle w ürde der. Psalm, den P riester M elchisedek erw ähnend, bestim m t die altertüm lichen V orrechte des' Königs aus dem H ause David hervorheben, der seine Rechte und F unktionen der ursprünglichen H errscher . von Jerusalem (Salem) gleichsam als d eren Erbe ausübte.

In dieser Fassung w ürde der V erfasser des Psalms den M elchi­ sedek als V erm ittler handeln lassen, der den Priester- und Königs­ segen aus der R esidenzstadt Jerusalem e rte ilt20.

Auf G rund der obigen Bem erkungen ist es möglich die H y p o ­ these aufzustellen, dass die Glosse in Gn 14, 18b (,,er w ar P riester des El-Eljon") auf G rund Ps 110, 4 entstehen ko n nte21. Es ist jedoch schw ierig diese A nnahm e näher zu bew eisen. Schon die T atsache sehr verschiedener M einungen betreffs der Entstehungszeit von Ps 1 1022 m ahnt zur V orsicht gegenüber voreiligen Behauptungen.

Aus u n serer U ntersuchung geht hervor, dass der T ext von Gn 14, 17—24 zwei w esentliche Ergänzungen enthält: den V ers 18 über M elchisedek23 und den V ers 20b über die Zehntenabgabe.

D agegen bilden die V erse 19 und 20 eine Einheit mit dem V ers 17 und beziehen sich auf den König von Sodom. In dieser G estalt der Erzählung spricht nicht M elchisedek den feierlichen Segen über A braham den Sieger aus, sondern ein anderer kanaanäischer König, Bera, der H errsch er von Sodom (Gn 14, 2)24. Diese Kunde v erdanken w ir u nverkennbar der sehr altertüm lichen Tradition, nach w elcher es noch keine G egensätzlichkeiten zwischen den A braham iten und der einheim ischen B evölkerung gab.

Diese gew iss m ündliche Ü berlieferung übernahm hernach die J-Tradition und legte sie schriftlich nieder. Die Person des M elchi­ sedek w urde später in das Buch Genesis eingefügt. Das ist sicher­ lich das W erk der Traditionsschicht E, die b estrebt w ar, die dem König von Sodom sehr w ohlgesinnte Schilderung seines V erh ält­ nisses zu A braham abzuschw ächen und die M elchisedek-Tradition aufzuw erten. Die Einfügung des M elchisedek in Gen 14 bew irkte eine künstliche Zusam m enstelung der V erse 17—24 und, w as noch

20 V gl. J. S c h a r b e r t , Heilsmittler im AT und im A lte n Orient, Freiburg i.B. 1964, 262.

21 N atürlich schon vorher m usste im Text von Gn 14 der V ers 18a vorhanden sein.

22 V gl. Anm. 14? die Zeit nach dem babylonischen Exil nehm en an: O. P r o c k s c h , R. T u r n a y , A. D e i s s l e r , A. S e r i n a (La figura dl Melch isedec nel Salmo CX, Trapani 1970) ,u.a.

23 A ber es ist durchaus w ahrscheinlich, dass der V ers 18 ein Erzeugnis zw eier Traditionen ist: 18a — E, und 18b — P. V gl. oben den A bschnitt über M elchise­ dek.

24 A nders freilich Hbr 7,6; aber Hbr 7 ist ein judaistischer Text, nur christ­ lich gestaltet.

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schlimmer ist, sie leitete die jüdischen sowie auch später die christ­ lichen K om m entatoren auf falsche spekulative W ege, z.B. zur A n­ nahm e des scheinbar von M elchisedek bereits v ertreten en M ono­ theismus. A ber das sind schon w eitere Probleme, die mit unserem Thema nicht m ehr unm ittelbar verbunden sind.

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