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Die Zukunft, 4. Mai, Jahrg. XXVI, Bd. 101, Nr 23.

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Berlin, den 4. Mai 1918.

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Gauklervögel.

Inder langen Irrthumsliste, die der Staatsminister und Staatssekretär außerDienst Gottlieb von Jagow zu einer Schutzschrift verarbeitet hat,steht auch dieBehauptung, wer als deutscher Politik-er nicht imnahen Orient, nicht auf der Balkanhalbinsel für das Interesse Oesterreich-Ungarns im Noth- fall alle Kraft einsetze, „verurtheile dieGrundzügederbis- märckischen Politik“. Daß die Behauptung unhaltbar ist.

habe ichschon am sechstenApril, durch dieAnführungunzwei- deutiger Sätze aus Bismarcks Buch, hier erwiesen. InHof-

manns Sammlungdervom Fürsten Bismarck in Friedrichsruli

diktirten Artikelfand ich diesem Beweis noch starke Stützen

„DerDreibund deckt nur dasdamnum emergens (dieGefahr der Besitzverringerung), nicht das lucrum cessans (denEnt- gang möglichen Gewinnes) der betheiligten Mächte. Am WenigstenistesDeutschlands Sache, ehrgeizigePläne Oester- reiohs auf dem Balkan zu fördern. Wenn solche vorhanden sind und international gefördertwerden sollen, sowird sich Oesterreich. nicht anDeutschland wenden, sondern an seine Mitinteressenten an derGestaltung derDingeaufderBalkan- halbinsel. Zuihnen gehörenalleGroßmächte mit alleiniger Ausnahme Deutschlands; abgesehen von Rußland alsoEng-

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land,Frankreich undItalien. Zwischen Oesterreich unddiesen Mächten kann stets eine Verständigung überösterreichische Pläne ohneDeutschlands BefassungStatt finden. Unter diesem Gesichtspunkt dervölligenUninteressirtheit Deutschlands an den Balkanfragen entbehrt essogar nicht einer gewissenBe- rechtigung, wenn die russische Presse hofft, daßDeutsch- land der russischen Politik freie Hand lasse. Das ist aber in der gegebenen Beschränkung immer der Fall gewesen_

Ein spezifischdeutsches Interesse gebietet nicht dasGegen- theil. Auch dieAnsicht, daß Italien um Frankreichs willen vom Dreibund abfallen werde, erweist sich bei näherer Be- trachtung als nicht stichhaltig. Wiewirglauben,kann Italien nicht mit Frankreich gehen, ohne dessen Vasall, von ihm absorbirt zuWerden. Wohl aber dürfte Italien, wie bisher, großesGewicht auf seinVerhältniß zuEnglandlegen. Eng- land kann nie dieAbsicht und einInteresse haben, die Un- abhängigkeitItaliens zubedrohen, während Frankreich gegen- über,wegen der Gebietsnachbarschaft und nach allen ge- schichtlichen Erinnerungen, diese Sicherheit nicht vorhanden ist. Italiens Rücktritt vom-Dreibund isteine Sache,dienicht in Frankreichs, sondern inEnglands Händen ruht. Daraus ergeben sich für die diplomatische Behandlung Englands Gesichtspunkte von nicht zu unterschätzendem Belang ... Das Einverständniß Deutschlands mitRußland darüber, daß,

wenn eins der beiden Reiche angegriffenwürde, dasandere thlwollend neutral bleiben solle,istnach demAusscheiden desFürsten Bismarck nicht erneut worden. DieAnnäherung desabsoluten Zarthumes an dieFranzösische Republikwurde nur durchdie Mißgrifi’eder caprivischen Politik herbeige—

führt; sie hat Rußland genöthigt,die Assekuranz, die ein vorsichtiger Politiker in den großmächtliehen Beziehungen Europas gern nimmt, in Frankreich zu suchen. Die Be- hauptung, das1890 abgelaufene deutsch-russische Abkommen seimitder Treue gegen den Dreibund nicht verträglichge-

wesen, ist aus derLuft gegriffen. Schon derText derDrei-

biindsverträgewahrt derösterreich-ungarischen Monarchie in Bezugaufneue deutsch-französische Verwickelungen die Frei—

heit, sogar beieinem AngriffFrankreith auf Deutschland

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neutral zu bleiben; und Keinem isteingefallen, deshalb von zweideutiger StellungOesterreichs imDreibund zusprechen.

Auch wenn, wie man, bei aller Unwahrscheinlichkeit, theo- retisch sich zurecht legenkann, Rußland vom Deutschen

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Reich unprovozirt angegriffenwürde, sowäre aus dem Drei- bundsvertrag eineVerpflichtungzu österreichischer Bethei- ligung an dem deutschen Eroberungskrieg gegen Rußland nicht gherzuleiten. Der Dreibund war nie eine Erwerbsge- nossenschaft, deren Mitglieder sich verpflichtet hatten, auch jeder aggressiven Feindsäligkeitder Bundesgenossen Heeres- folge zu leisten. Unseren beiden Bundesgenossen war die RückversicherungmitRußland nicht unbekannt undschwer- lich unerwünscht; sie sahen wohl mit Befriedigung, daß DeutschlanddiegutenBeziehungen, dieesmitRußland unter- halt, stets benutzte, um Verstimmungen zwischen den zwei benachbarten Kaiserreichen zuverhüten oder beizulegen. Sie werden zwar dasVertrauen gehabt haben, daß derDreibund einen Kriegnach zwei Seiten hin bestehen könne; aber im Interesse desFriedens wird es ihnen dochlieber sein, wenn einKrieg, der von allen kontinentalen Mächten die unge- heuerlichsten Opferan Blut und Vermögenfordernwürde,

vermieden werden kann. Wenn Staatsmänner sich die

Schwere derVerantwortlichkeit vor Augen halten, welche dieSchuld an einem KriegdergrößteneuropäischenMächte mitsich bringen würde,sind sie der Pflicht bewußt, jedes sich ihnen zur Erhaltung desFriedens bietende und mitden Interessen des eigenen Landes verträglicheMittel auch an- zuwenden und zuvertreten. Unsere friedlichen Beziehungen

zu Rußland hängenganz und garvon unserer eigenenPolitik ab und einen'muthwilligenrussischen Angriff"haben wirweder jetztnoch künftigzu gewärtigen,weil dieInteressen beider Reiche einander nicht feindlich entgegenstehen. Daß Ruß- land,nach allen Erlebnissen von damals, noch 1890 bereit war, den EuropasFrieden sichernden Neutralitätvertrag mit Deutschland zu erneuen‚ war wohl einsehr großerErfolg

unserer Diplomatie,dernur durch CaprivisAblehnung später

vereitelt wurde.“ Wer noch mehr Beweisgewichte Wünscht, lese inBismarcks „Abschiedsgesuch“dieSätze,indenen er

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sich gegen den Befehl desjungen Kaisers wendet, vor der von dem kiewer Deutschen Konsul gemeldeten russischen Rüstung Oesterreichzu warnen und selbst auf derHut zu sein. „Ich Würdedamit alle fürdas Deutsche Reich wich- tigenErfolge in Frage stellen, welche unsere auswärtige Politik seit Jahrzehnten im Sinn der beiden hochseligen VorgängerEurer Majestätin unseren Beziehungen zuRuß-

land unter ungünstigenVerhältnissen erlangthatund deren

überErwarten große Bedeutung mirSchweinitz nach seiner Rückkehr aus Petersburg bestätigthat.“ Wer nach Alledem

noch inZweifeln schwebt, will nicht auf fester Erde stehen.

Aber, heißts pirgendwo, „geradeBismarck war der Mann jäherNVendungen“ (was,mitsolcherPlumpheit desvom Athem desGenius niemals angewehten Buchmenschen ausgedrückt, schon den Flügel der Wpahrheit knickt); „wer weißdenn, wie dergroßeMann heute dieOstfragenbeantworten würde?“

DasmagDieunmöglich dünken, die,weil fahrlässige Zeitung- waibel ihnen gestatteten, denarmen Herrn von Bethmann für einen schöpferischenStaatsmann auszuschreien, ums Jahr 1914 den Muth schöpften,iminternationalen Geschäft, des Stoffes und der Personen unkundig, sich, wie strebsame Handlungsgehilfen auf sichtbarem Ast ihres Stämmchens,

„selbständigzu machen“. Ich kann mir durchaus klar vor—

stellen, was" Bismarck gethan hätte,wenn er genöthigtwor- den wäre, aus derWirrniß (dieunter seiner Leitungjanicht entstehen konnte) Ordnungzu schaffen. Niemals hätte erfür ausgreifende BalkanpolitikOesterreich-Ungarns die Reichs—

macht eingesetzt; sondern dieDoppelmonarchie auf denWeg der VerständigungmitRußland, Britanien, Frankreich gewie- sen, ihr dabei leisgeholfenund dieGelegenheit benutzt, um, ohnedenkleinsten Verlust anWürde undTreue,durch gefällige .Vermittelung dieDrei demDeutschen Reichzu verpflichten.

Er hätte gewußt,daßin einem Dreibund, dessen Vormacht dem Britenimperium verfeindet ist, Italien auch durch die pfiffigste Diplomatie nicht zu halten wäre. Daß dieWiener und berliner Verträgemit Rumänien, erstens, nur fürden Fall unprovozirten russischen Angrifl’es,also nicht fürden vom Juli 1914, galten und, zweitens, dasienur desKönigs

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(ianklcrvögcl. l17

Unterschrift trugen, demGeist derVerfassungnicht genügten, dieKammermehrheit und deren Minister nicht banden, also

nur wirksam werden konnten, wenn dem KönigKarl Muße

gelassenwar,ihnen die Gunst Oefi'entlicher Meinungzubereiten.

Erhätte,inklarer Erkenntniß desAngerichteten, nicht eine Stunde anderAbschwenkungItaliens undRumäniens nach der Seite gezweifelt, dieihren nationalen Wünschen, inSüdtirol und hinter dem Isonzo, inSiebenbürgen, dem Banat, der Bukowina, Erfüllung verhieß; und hätte, Vielleicht, dieUn- klugheit. gewißnicht die Untreue der diese Lauder leiten—

den Minister getadelt, deren Vorgängern er selbst ja ein- dringlich gerathen hat,inden Fallen großen Europäerstreites abzuwarten, welche Wägschalesichtiefer neige,undindiese dann auch ihr Gewicht noch zu werfen. Nur imEinver- ständniß mit denrussischen Machthabern, nicht gegen deren Willen,hätte er inder Türkei durch Sondermissionen die sichtbaren Möglichkeitendeutschen militärischen ‘Wirkens noch gemehrt. Und niemals hatte er von einem überRuß- land erfochtenen Siegfürsein Kinderland sich einen Dauer- Vortheil erhofft; immer darin nur das erste Glied einer Kette von Kriegen,in Rußlands Zerstückungfür Deutschland ein Unglück,für Osteuropa den Beginn gefährlichsterBalkani- sirung erblickt. DerSchaft dieser Ueberzeugung war in ihm erzfest. Und hatte er zuvor (erthats nicht) jein solchem Glauben geschwankt: war .rheute undhier andere Erkundung nothwendig alsdie,wie er am Ausgang seines gewaltigen Erlebens, amAbendreicher Ernte gedachthat? Vorrussischer Mobilisirung und Truppenballung, die in einem Land mit _unzulänglichemSchienennetz und ohne Organisirkraft nie- mals die selbeBedeutung haben konnte wieinDeutschland,

war ihm nicht bang;erkonnte darauf miteinem nach Peters—

burggerichteten Eiswasserstrahl antworten oder denVorgang

zur Förderungeiner ihn unvermeidlich dünkenden Heeres- stärkungnützen; hätte darin abernicht eine indenZustand der Kriegsgefahr zwingendeHandlung gesehen. Deutsche und Russen, dachte er, wieGortschakows Nachfolger Giers, riechen seit zweihundert Jahren einander ‘nicht gern, sind;l

schließlich aberstets miteinander fertig gewordenundwerden

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sich auch weiter friedlich vertragen, wenn derVerstand halb- wegs gutenWillen berath. DieLuftspiegelungzunächst fessel- loser, dann gar dem Deutschen Reich anzukittender „Rand- staaten“ hätte erunvernünftigund ruchlos genannt, würdige Verständigungmit England, Lösungdesveralteten Dreibun- des, Vermittelung zwischen Rußand und Oesterreich-Ungarn, freundliches Verhältniß zu den der Industrie und Finanz Deutschlands zugeneigten Balkanvölkern erstrebt und nicht demHerrn von J agow zugestimmt, sondern demFürsten Lich- nowsky,der geschrieben hat: „Dasunter einer einzigenVor- aussetzung geschlossene Bündniß durfte nicht zu einer auf allen Gebieten giltigenInteressengemeinschaft werden.“

Dievon Jagow gefürchtete „PreisgabeundAuslieferung“

Oestereich-Ungarns hat, so wenigwie der Knüpferdes für begrenzten Zeitraum nützlichen Dreibundes, der Mann ge- wollt, derversuchte, aus den F'aden bismärckischen Denkens am Webstuhl neuer Zeit ein für Deutschlands Zukunft tau- gendesGewand zu wirken. Treue Erfüllungder Bundes- pflichtbedingt nicht, wie dernachWiens Zaubern Sehnsüch- tigeleicht glaubt, ein solidarisches Haftverhaltniß noch die kriegerischeVertretung solcher austro-ungarischen Balkaninter-

essen, die nicht schon am Tagder Bundesknüpfung alsnach

Recht undLebensnothdurft giltig betrachtet wurden. Wenn die Monarchie derHabsburg-Lothringer selbst sich,nachfreiem Ermessen, das ihre Zukunft schützende Kleid gewirkt,zuge- schnitten, genähthat,wird auchihrVerhältniß zum Deutschen Reich, dem sieweder Vasall noch Feind werden soll und will,neu zu ordnen sein. Daßsie in dem alten Gewand, über dessen Mangelder ihrBefreundete inKriegszeit nicht gern spricht,sich desGedeihens nicht sicher fühlt,haben ihre hellsten Köpfe oft,hat mit lauter Stimme auch ihrhöchstes Haupt ausgesprochen." Furchtsame Blinzler sogar hats das Kriegselend erkennen gelehrt. AufRoms Kapitolhatneulich einKongreßderinOesterreich undUngarnhausenden Czechen, Yugoslawen, Italer, Rumänen, Polen getagt, aus dem Munde desMinisterpräsidentenOrlando gehört,dieSachedieserVölker sei auch Italiens, und im Wesentlichen denlondoner März- pakt(Torre-Trumbitsch)bestätigt,derdieGrundmauer eines

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yugoslawischen Abkommens mörtelt undzuKampfgenossen- schaft gegen dengemeinsamen Feind, „denUnterdrücker po—

litischer und wirthschaftlicher Freiheit“,aufruft. Nicht nur, hieß es da, „aufdemKarst "und inden Karpathen: auchim Innersten seines StaatsgefügesistOesterreich-Ungarn zu bew kriegen; inGemeinschaft mußten wirallen nationalen Groll, allen Rassenhaß,alle Sprachenzwietracht bündeln und alle Steinchen desGlaubens-, Kasten—‚Klassen- undWirthschaft- interesses aus der lockeren Mosaik dieses Völkermischmaschs lösen.“ DieGelegenheit war derErinnerung an 1848und66 günstig.Denn durch die dem Kongreß empfohlenen Mittel hat Cavour den Aufstieg Piemonts, hat Bismarck den deut- schen, Kriegund Oesterreichs Scheidung aus demDeutschen Bund vorbereitet. Usedom, Preußens Vertreter am Hof des zweiten Victor Emanuel, rieth, aufBefehl desMinisterpräsi- denten, unter Garibaldis Führungeine starke Freischaar auf

idieOstküste derAdria zu werfen, Dalmatien inAufruhr zu schüren und dem gegen Wien vorrückenden Heer so die Flanke zu schirmen. In‚derNote, die den Rath enthielt, stand, Italien dürfe gewißsein,daßHabsburgs magyarische

und kroatische Regimenter nicht gegen Truppen kämpfen

würden, die in Dalmatien undUngarn froh begrüßtworden seien. Garibaldi'war, desGelingens sicher; mit nur dreißig- tausend Mann, schrieb er, „werfe ichvon Dalmatien aus die österreichische Monarchie über den Haufen und werbe alle kriegerischen,denösterreichischen undtürkischen Bedrückern feindlichen Stamme unter unsere Fahne.“ General Klapka und dieFührer der ungarischen Rebellen waren einverstan- den und LudwigKossuth schrieban den italischen General LaMarmora, dem die berliner Note vorgelegt wurde: „Da Geschichte undLogikuns inunausgleichbaren Gegensatzzu dem Haus Habsburg gebrachthaben, müssen wirUngarn,um alsNation fortleben zu können, uns um jedenPreis von der Oesterreichd‘rherrschaft befreien.“ (DerLeser desSatzes möge bedenken, daß der. Plan, dessen Ausführung Fürst Felix Schwarzenberg und seinGefahrte Bachdamals vorbereiteten, Ungarn, alseine von der Centralmacht abhängige Provinz, dem kaum größerenOesterreich einverleiben wollte.) Dievom

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Grafen Usedom überreichte Note bot, zu Schürungdes in Ungarn undden Südslawengebieten glimmendenFeuers, an—

derthalb Million Francs an,dieItaliens Schatzamt derpreußi- schen Regirung bis ans Kriegsende kreditiren sollte, und schloß mitdem Satz: „DaimFestungviereck viele kroatische Regimenter stehen, scheint mir wichtig,soschnell Wieirgend möglichaufdemanderen UferderAdria eine starke Bewegung entstehen zulassen.“ Diese Note hatte Bismarck selbst vorge- schrieben; eine zweite, die der italischen Kriegsführung die Einzelwege vorzuzeichnen versuchte, wurde später,alsUse- doms Privatarbeit, die „nachForm und Inhalt mit den Auf- fassungen derKöniglichen Regirung nicht übereinstimme“, imPreußischen Staatsanzeiger verleugnet. (Auchder unga- rische Rebellengeneral Klapka,der1848und59 gegen Oester- reich gefochten hatte und 66in Schlesien eine Magyaren- legion aufstellte, handelte imEinverständniß mitBerlin und, wieallgemeinangenommen wurde, alsEmpfängerpreußischen Geldes.) General LaMarmora, der imKrimkrieg das sar- dinische Hilfcorps geführt,bei Sebastopol gekämpfthatte.

vor Cavour Kriegsminister, nach demFrieden von Villafranca Ministerpräsidentgewesen war, standnunwiederdem italischen Kabinet vor und galt,weil er mit Preußen einen Handels- vertrag und dasBündniß gegen Oesterreich schloß,den Ber- linern alsihres höchsten Vertrauens würdig.Obwohl er nach Kriegsausbruch dasPräsidium und dasPortefeuille desAus- wärtigen abgab und als Chef des Großen Generalstabes ins Feld ging, fielihm allein die Entscheidung über Usedoms Anträgezu. Erlehnte sieabund bat,demGrafen Bismarck zu sagen: „Inso unehrliche Art der Kriegsführung kann und werde ich mich niemals bequemen. Und dasSchreiben desGrafen Usedom konnte meine Abneigung davon nur ver- tiefen: denn daß Preußen uns drängt,einen Aufstand anzu- stiften und dasdazu nöthigeGeld vorzustrecken, zeigtuns ja deutlich seinen Wunsch,"die eigenen Finger indiesem Gre- schäft nicht allzu sehr zubeschmutzen!“ Hatte ihnnur der Versuch gekränkt,seine Strategie zugängeln?Vorund bei Custozza erwies sie-sich als schwächlich; und weil sie ver-

sagt hatte, wurde von derOeffentlichen MeinungseinRücktritt

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erzwungen. Um die Welt zu überzeugen,daßPreußen im

Krieg vom Völkerrecht verpönteMittel empfohlenund an-

gewandt habe, veröffentlichte er 1868, als Abgeordneter, Usedoms zweite Note; erwirkte dadurch abernur, daß seine Landsleuteihn, weil er demschlauen Rath nicht gefolgt sei, heftigernoch alszuvor tadelten. Seitdem hat ervon Preußen sich ganz zuFrankreich geneigt, indemersten Band seines Buches „Etwas mehr Licht ‚über die politischenund mili- tarischen Ereignisse des Jahres 1866“ (dasErscheinen des zweiten Bandes wurde von Visconti—VenOstas Ministerium ver-

hindert)Aktenstücke, insbesonders berliner Depeschen seines Freundes Govone veröffentlicht, die Bismarcks Politik derTreu- losigkeit und schnöderMachenschaft gegen Oesterreich und Italien ziehen,und dadurch (nicht ungern)den Sturm entfesselt, der imJanuar 1874 denMinisterpräsidentenimPreußischen Landt‘agzuschrillem Fehderuf wider die Centrumsführer Schor- lemer undMallinckrodt reizte. Aufdemrömischen Kongreß der Unterdrückten ist gestern laut an das 1866 Versaumte erinnert und leisdem Minister Sonnino vorgeworfen worden, daßer seit 1914 den selben Fehler gemacht habe wie einst LaMarmora, statt mit dem kühnenBlick eines Garibaldi zu

erkennen, „wieviel leichter als aufdemKarst Oestereich inDalmatien,Bosnien, Kroatien verwundbar ist.“ Sogarldie demMinisterpräsidentenOrlando nächste Zeitunghatgrollend gesagt, Italien habe garzunaiv gehandelt,alseseinen Krieg gegen Oesterreich begann, „ohnesich zugleich dessen Cen- trifugalkr'aftenutzbar zumachen. Der Kriegvon heute wird von Völkern gegen Völkern geführtund jedes Werkzeug derPolitik und derSittlichkeit wird ihm Waffe. Jetzt erst, jetzt endlich scheint unseren Krieg ein politischerGedanke zu tragen, der aus überlieferter Geschichte stammt; scheint eine neue Politik Italiens zu dämmern.“ Daß diese Politik, der die nationale Wuth undSehnsucht derYugoslawenund Czechen, Istriens und desTrento, derRuthenen, Polen, Slo- waken, Rumänen nun dieBrandfackel anzünden soll,morgen schon, nach Italiens Niederlage beiCaporetto undRußlands Ohrimachtanfall,Erfolg haben könne,ist kaum zufürchten.

Doch gegen den Versuch schon,jezuwiederholen, was 1848

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Diesen Glauben stützt er auf die Thatsache, daß die russischeRegirung einen Agenten nach Berlin geschickt hat, der hier über Finanzfragen verhandeln soll.« (Herrn Davidow, der

Und ahntnicht, sdaßein verlorener Mann ist, wer sichvertheidigen muß,nicht, auf die Länge, durch seine Lebensleistung selbst schweigend für sich

Für unsere Betrachtung wichtig ist, was Frankreich seinen Künstlern von dem Geist giebt, der der Nation gesammte Entwickelung bestimmt. Es ist das selbe Prinzip, das es

Aber zweimäch- tigeKomitees, turco-franc;ajs und turco-russe, haben den deutschen Einfluß in die Türkei abgedeicht; das Despötchen Enver hat die schlauste Staatsmannschaft nach

Geschäfteüberhaupthaben die Neigung, sich der Tradition zu entziehen und- so weit es der innewohnende Grundgedanke zuläßt, sich opportunistisch zu bewegen. Sie lassen sich durch

Er kann aber betrachtet twerden, als ob· er kein IsBieleck von sehr großerSeitens zahl wär-c, und diese durchaus unlogische, fiktive Annahme erweist sich als sehr nützlich.sBon

tadelt, weil er weder für den „historischen Prozeß“ noch für den ökonomischen Determinismus Verständniß habe, Alles subjektiv sehe, unter sich festen

Aberglauben an die Allgewalt der Waffen gewarnt, die bis in den ersten Verhandlungtag der Politiker, nach Thorenmeinung, nicht durch Rede- geräusch stören dürfe. Die