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Die Zukunft, 11. Mai, Jahrg. XXVI, Bd. 101, Nr 24.

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XXVLJahrg. Pettin,den II.Mai1918. Eli-As-

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Herausgehen

Maximilian Hardem

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Erscheintljedensonnabendi spei-pkatekiäckucho,soAar-,spieein«-tuestumm- oo pi.

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Berlin, den 1|. Mai “"8,

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Gordische Knoten.

Was,daßfragtOesterreich-UngarneinLeser, hatSieinzuVVese'ntlichemderAndeutunganderebestimmt,Inter-

essen als Deutschland habe? DerBlick aufdieGeschichte,

aufdieLandkarte derzwei Reiche, dieErkenntniß ihrer Ent- wickelungnothwendigkeiten; und‘das Bewußtsein derundank' baren Pflicht, vor neuer Selbsttäuschung zu warnen. Daß Britania zwar mürrisch auf den hastigen Vordrang der deut- schen Industrie und Finanz, des Flottenbaues und Handels schaue,niemals aber.gegen dasDeutsche Reich, „ihrenbesten Kunden“, einen Krieg führen werde, daß Frankreichs Volk schmählichentartet und zuKampfnicht mehr tüchtig,Italiens dem Gedanken desDreibundes zärtlich ergeben, derAnhang der Irredenta nicht nennenswerth, Amerika nur von Geld—

sucht beherrscht undfür eineIdee drum niemals inBewegung

zu bringensei:solche undnoch dümmere Märenwaren beiuns bis1914jedenMörgen,jedenAbend zu lesen;und haben mit- erwirkt, Waswir nun erleben. Sprach ich dagegen, sowars Grille oder geckige Neigung, dieDingeanders alsderHaufe zu sehen. Jetzt ist die Reihe an Oesterreich. Hirnbastler, die genau soklugsind wiedertreffliche Ingenieur, demvor dempapiernenPlan einer Neuanlage zwar allerlei Möglichkeit

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140 DieZukunft.

besserer Turbinenausnutzung einfällt,nieaber, daß dieganze Sache in sich unhaltbar, dem Geist gesunder Wirthschaft zuwider wäre, haben derMenge eingeredet, nach dem Krieg,

dessen Ende „absehbar“ sei,müsse, könne,werdeeine

deutsch-austro-ungarische VVillensgemeinschaft entstehen, Wie solche inPolitik undWirthschaft, sofest, innig,höchster Leistung fähig,dieErde noch nicht erblickt habe;und daraus werde „von selbst“ dann das herrliche „Mitteleuropa“er- blülien und reifen, in dessen 'VVunderblumenkranz Bulgarien, Rumänien, die Türkei,Vielleicht auch Hellas und dieUkraina sich einwinden, dasbis an denPersergolf undweiter hinaus Duft nnd Strahlen sendet und dem geographischen Begriff Eurasien erst sinnvollen Inhalt giebt. Ein breites Feld lür dieaufhundert Gebieten spürbare Fähigkeitdeutscher Köpfe von heute, einem Plan, dessen Unsinn und Unausführbarkeit nur Kurzsichtverkennen kann, solange,mitsolchem Scharf—

sinnsaulwand „Verbesserung“ _zu erklügeln, sclilauere Me- thode und feineres Werkzeug zu verdiensten, bis er allen flüchtig Hinblickenden, nur fürMinuten Aufhorchenden aus—

führbar scheint. Die Verbesserung schießt oftso weitüber

das zuvor möglich Geglaubte hinaus wie dasGeschütz, das

jetzt aus einem Abstand von mindestens hundertzwanzigtau- send Metern Granaten aufParis wirft,überdieVorstellungdes zweiten Dumas, der1873,inseinem etwas Wüsten, doch von derRollensucht derFrau Duse langekonservirten Schauspiel

„La femme de Claude“, den Ingenieur (undGatten des

Messalinchens) eineneuntausend Meter bestreichende Kanone Verheißen ließ. Ungelähreben so ist das Verhältniß des uns auspnsaunten Mitteleuropa zu dem vor der Mitte des neunzehnten J ah'rhunderts von dem nicht ganz sterblichen, aber fest anseine enge Welt gebundenenNationalökonomen Friedrich List erträumten. „Glänzend organisnrter Wahn- sinn“: danach langt, wie nach keinem anderen Gut,Faustens niebestatteter Famulus, derin derMaschine richtiggehende

Menschen zu machen unternahm. „DasWas bedenke, mehr

bedenke Wie! Indessen icheinStückchen Welt durchwandre, entdeckst Duwohl dasTüpfchenaufdasI.Dann istdergroße Zweck erreicht; solcheinen Lohn verdient einsoxches Streben:

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Gordische Knoten. l 41

Gold, Ehre, Ruhm,gesundes," langes Leben, undWissenschaft und Tugend —— auch vielleicht.“ Bis der Homunculus am

glänzendenThron desErdwillens zerschellt, kann derWitz 'desBastlers viel,mit wonnigem Behagen,anihm verbessern.

Der inVernunft Erwachte lächelt des Treibens, dasdurch Bücher-‚ Zeitschriften-, Pfründenzins ihreMänner nährt; doch inOesterreich istdemLächeln ungeduldiger Ingrimm gefolgt, Ganz andere Sorgebedrängt uns, stand in der „Arbeiter- zeitung“,und ganz andereDinge werden wirmorgen brauchen

„Fleisch, Baumwolle, Kupfer, Nickel, Felle, Maschinen,Kaffee aus Amerika, Wolle, Gummi, Oelpflanzen,PhosPhate aus Afrika, Getreide aus Rumänien und derUkraina und Schiffs- raum genug, um, auch aus Indien undAustralien, dasuns Noth- wendigeherzuschaff’en.“ Alle Preise werden ungeheuer hoch, die Frachtsätze kaum erschwinglichsein. Wie, ohne Gold- schatz undmitschmaler Waarenausfuhr, dasUnentbehrliche bezahlen? Für das tiefverschuldete Reich, das allein an Deutschland injedemJahr mehr alssiebenhundert Millionen Kronen Zinszuzahlen haben wird,könnte eineneue MÄliarden- anleihe nur aus denVereinigtenStaaten zuholen sein. Die aber sind auf keinem Schlachtfeld, von keinem Siegerin solches Geschäft zuzwingen. Undweigernsie ihrGeld,dannist schon die „Umstellung“derIndustrie, die auch dort nur noch für den Kriegsbedarf arbeitet, unmöglich:und an demTag,der das Schießen, auch nur den Landkrieg imGroßen, endet, die künstliche Haltung der Lohnhöhe also nicht längerer-

laubt,klafft derAbgrundauf.Istnicht begreiflich,daß Oester- reich-Ungarn,dem dieHilfe derdeutschen Militärpolitikund Mannschaft längstnun alle Feinde gebändigthat, einKriegs- ende ersehnt, das ihm die MöglichkeitderVerständigung mit derVor-macht Amerikas läßt‘?„Keinwirklicher Wider- spruchinden Auffassungen und Bestrebungen trennt, ob- gleichwir jetzt Gegner sind, mein Reich von Frankreich und ich bin berechtigt, hofi‘enzu können,daßmeine leb- haften Sympathien für Frankreich, vereint mit denen der ganzen Monarchie, für alle Zukunft die‘Wiederkehr des Kriegszustandes verhüten werden, fürden mich keine Ver- antwortung treffen kann.“ Diese unbestrittenen Sätzeaus

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142 DieZukunft.

dem Brief des Kaisers Karl an seinen Schwager geltenmit nicht geringeremRecht fürdasVerhältniß der Doppelmon-

archie zu England und den United States. (Die Wägung

solcherThatsachen hat mirgewehrt,demFürsten Lichnowsky zuzustimmen, derdieRückkehr inKaunitzens Politik fürun-

möglich hält;siewird, scheint mir,in der Stunde möglich,

wo ein kluger Kopfdie zeitgemäße„Umstellung“dieser P0- litik erdacht hat.) Auf beiden Seiten ist dasHöchstmaß des füreinander zuLeistenden erreicht; bleibt zu thun fast nichts mehr übrig.'Daß wir dahin kamen, istdieSchuld einer seit Vier Jahren apolitisch inden Tag hinein wirthschaltenden Geschäftsleitung, die,wieRaimunds Verschwender, einMor—

gen nicht sehen will und auf den EingriffNVunder Wirken- derFeenweltmächte hofft. Oesterreich-Ungarn blinzelt inEr- kenntniß. Nur das deutsche Eisen imFeuer? DieStunde muß kommen, inder Deutschland sichnicht mehr den austro-un- garischenBalkaninteressen verpflichtet,fürdie es auch der Bündniß vertrag, dererste (lesenSies inPoschingers Ausgabe derbismärckischen Tischgespräche nach),nicht haftbar machen wollte. Die Doppelmonarchie istdem Nachbar nicht verhei- rathet; siebraucht Freiheit zuAbrede mitMächten,dieuns, nicht ihr, Feinde sind. Braucht, mehr alsjedes Anderen,

das Wohlwollen der Vereinigten Staaten. Deren Kongreß

hatneulich (nocheheFrankreich sämmtlicheHandelsverträge gekündigt hatte)dieRegirung ermächtigt, ‚inden ersten sie- benJahren nach Friedensschluß alleWaarenausfuhr zuüber- wachen, also Export in ihr nicht zuverlässig scheinende Länder zu hindern. Und imwashingtoner Senat hat Herr Owen einGesetz empfohlen, dasallen amerikanischen Schiffen die deutschen, allen deutschen und den zu Deutschland hal—

tender Mächte die amerikanischen Häfen sperrt,jedenHandel, auch mittelbaren, Post-‚Telegraphen-, Telephonverkehr mit demDeutschen Reich und dessen Bundesgenossen verbietet, Fordert, mahnte dernicht immer blinde Nikolai Pawlowitsch, von dem Sozius nie mehr, als er leisten kann!

Oesterreich (darüberhilft alle Leitartikelei „gelernter“

Deutschböhmen,Deutschmähren nicht hinweg)istkein deut- scher Staat und kann in seinem Länderbestand von heute

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Gordische Knoten. 143

nie einer werden. Zehn Millionen Deutsche gegen neunzehn anderen Stammes; in der Gesammtmonarchie, also mit Un- garn, Kroatien, SlaWonien,Bosnien,Herzegowina, zwölf ge- gen zweiundfünfzig.Solangedie zehn Millionen Magyaren inallen, die neun Millionen Polen und Ruthenen in fast allen Grundfragen des austro-ungarischen Gemeinlebens mit den Deutschen stimmen, istderen Macht beträchtlich. Ne- ben Einem selbständigenPolen-,einemautonomen Ruthenen- (Ukrainer-)Staat, einem von der"Großgrundbesitzerpolitik, katholischer und calvinischer, erl'östen Ungarn,in, dem die Partei desGrafenKarolyi die aussterbende‘Interessen-Scho- nung inallen Forsten überwächst, wird dieses Bündniß un- natürlich und kann drum nicht währen. Jeden Ausblick sperrt dasGerüst der Frage, wann und wie sichdie'Monarchie der Habsburg-Lothringer das ihre Zukunft schützende Kleid wir—

ken,zuschneiden,nähenwird. Ueberleget,ob sie einin Ost und West triumphirendes, den SieginLanderwerb (oder Krypto- Annexion) münzendes, siein Gönnerumarmung pressendes Deutschland wünschen,einen Zollverein ersehnen kann,der aufihrem einzigenMarkt, inSüdosteurasien, denindustriell, auch finanziell immerhin noch stärkeren Freund ihr zu er-

barmunglosemWettbewerb gesellt.Vordem Krieghörtebeim Vöslauer, bei saftigemBeinfleisch mit Nierndlsauce, Rinds- gulyasmitReis, Kaiserschmarren, Apfelstrudel oderIndianer- krapfen(leckst über den Futterkarten die Lippe, Leser?)in Wien Mancher aus deutschem Munde denSeufzer: „Jetzt,soa

Bundesstaat, eingrößeres Bayern,wann wirbeiEuch wären!

Brauchts net zu raunzen, Schwarzgelber; binehschon stat.“

Stockernst wars nie gemeint;auch imHalbspaßaber wird mans kaum noch von Denen hören,die auf den Tadelsvor- wurf, ins Deutsche Reich hinüberz’uschielen,stolz, mit dem Versaus dernordböhmischen Ecke,antworteten: „Wirschielen nicht, wir schauen!“ Das war. Und aus der Täuschung darüber,daß,in beiden Reichshällten, dieStimmung,da.sogar, wo sienooh 1916 alltäglichin Begeisterung auflohte, sich gewandelthat, droht Gefahr. Oesterreichern und Ungarn istbewußt geworden, daß ‚sieinWesentlichem andere Inter—

essen haben als das DeutscheReich; auch anderen Seelen-

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144 v DieZükunft.

stand und Idealdrang. Ein Staatenbund, zwischen deutschem und schweizer Muster, in den jederBalkanstaat, wenn ers

will, aufgenommen werden kann; Herr seiner Adriaküste,auf der dieWestslawen den Erben Roms inSchach halten; fest und klar in dem Entschluß, schädliches Vorurtheil auszu- schalten, jedemVolk seine Zungezu lassen, jedemGliede des Reichskörpers Regungfreiheit zu gewären; im nahen

Orient Sämann und Schnitter: so malt meinem Augesich

dieZukunft diesesVölkergeknäuels. Gegenwart kann’sieerst werden, wenn in Ungarn ein Demokratie sicherndes Wahl- recht erfochten ist,dasfürdas Gesammtreich ähnliche Be- deutung hat wie fürunseres die preußischeStimmrechts- gleichheit. Wenn magyarischer Herren-trutz nicht mehr die Slawen und Rumänen (dieer, von derHöheherab, „Nationa—

litäten“ nennt) in Ohnmacht drücken kann, also auch in Cisleithanien nicht jedes antislawische Streben zu fördern braucht, sondern inVerständigungmitCzechen, Polen,Yugo—

Slawen genöthigtwird. Soweit ists noch nicht. Selbst der Wahlgesetzentwurf: desMinisters Vaszonyi, der dieZahl der rein magyarischen Wählerstimmen noch erhöhen will,scheint erst nach Reichstagsauflösungund Neuwahl durchbringbar, vor denen nicht nur dieErnährungsorge warnt. Budapestsah

zwei(kurze)Massenstrikes; hörttäglichaus Arbeiterversamm- lungendenRul nach demallgemeinenundgleichenWahlrecht.

Undin Oesterreich war dieZerklüftungnietiefer,zwischen den bedrängten,inererbten Machtwillen verbissenen Deutschen und den ungeduldig vorstoßenden Slawen der Grollniemals bitterer als heute, WeildieSalzburger glaubten,Graf Czernin seidenCzechen geopfertworden, wallten amTagnach seiner Entlassung von allen Giebeln derstillen, nie von National- zwietracht verstörten Bischofstadt schwarze Fahnen. Discite justitiam, moniti! Lernet gerechtes Urtheil über Oesterreichs und UngarnsLeistung imKrieg,Kraftquellen, Willensborne und Friedensnothdurft. Dann erst droht nicht Enttäuschung-

Zweite Frage: Obder Wechsel im britischen Kriegs- ministerium nicht erwähnenswerthe Bedeutung habe. Ueber die militärtechnische kann ich, dem Sachverständniß und Personenkenntniß fehlt, nicht urtheilen; die politischeBe- deutung istkurzer Rede werth. Lord Derby,derbisher dem

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Gordische Knoten. 145

Kriegssekretariat. derWar Office.vorsaß, hat, als Botschafter desKönigs George,inParis LordBertie ofThame abgelöst.Die Auswahl geradedieses Mannes fürdiesen Posten ist leicht ver' ständlichzda LordDerbydieHeeresverwaltung bis ins Innerste kennt, kann er dem versailler Kriegsrath dieschnellste und sicherste Auskunlt geben; und neben der Wichtigkeit der Kriegsfragen verblaßt fürsErste diealler sonst nochzwischen England undFrankreich zu erörtenden. Staatssekretär im Kriegsamt, nach unserer Ausdrucksart also Kriegsminister, istViscount Milner geworden. Vierundsechzig Jahre alt; in Tübingen,wo sein Vater Lektor ander Universität war, ge- boren; Laureat desNew CollegeinOxford; Advokat inLon- donundRedakteun derPaolMail Gazette; Schüler undFreund des starken Freigeistes John Morleyund Privatsekreiär (mit solchem stage fangt in England jafastjede Politikerlauf- bahn an)desSchatzsekretärs Groschen; drei Jahre imDienst der egyptischen Finanzverwaltung; dann Britaniens Ober- kommissar fürSüdafrika, ‚1897 Kap-Gouverneur, nach der Burenniederlage Gouverneur der Transvaal- und OranjevKo- lonie. Einst liberal, mit beinahe sotiefer Neigung inRadi- kalismus wieSirEdward Grey,und von Asquith,schon dem Parteihaupt, alseineHoffnungderWhigsgefeiert; nach dem Erlebniß imAusland abtrünnigvon demJugendglauben und langealsRenegatam Parteipranger. InDeutschland galter, derBegünstigerdesJameson-Raid. GünstlingdesgroßenCecil Rhodes und Gegner des unsägli’chedlen Ohms Krüger, im- mer als. Erzfeind; bisSenex Heitling, nach falschem Bericht, ihn als dem Deutschen Reich besonders freundlichen Red—

ner rühmte. Seit 1901 sitzt er imHaus der Lords, seitDe- zember 1916 indem von Lloyd George geschaflenen Kriegs- kabinet, dem die anderen Staatssekretäre und Kabinetsxnit- gliedernicht dreinreden dürfen. Unter dem walisischen David, den man mit triftigerem Grund alsEinen aus dem Troß‘uno

sei-er; Imperiodemagogen einen demokratischen Sozialisten

nennen darf, tagend4 sechs Männer: derSüdafrikaner General

Smuts, der Arbeitervertreter Barnes, dieLords Curzon und Milner, die dem Unterhaus angehörigenHerren Bunar LaW und Chamberlain. Vier ganz oder fast Konservative, dievor dem Kriege gegen die Gewährung desHomerule an Irland

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I46 DieZukunft.

waren, inzwischen sich aber wohlzu der Formel Garvins

„HomeRule allround“ (allenVölkern freie Selbstverwaltung) bekehrt haben. Der Wunsch desHerrn LloydGeorge,auch, wie seinVorgänger,alleParteien in dieRegirungzuvereinen, ist also nicht erfüllt worden. DieLiberalen sind darin kaum

noch vertreten. Herr Asquithhat das ihm mehrmals ange-

botene Amt desLord-Großkanzlers abgelehnt und istan der Spitzealler liberalen Parteiorganisationen geblieben,aufeinem Platz, dernach ehrwürdigemBritenbrauch nur demliberalen Premierminister gebührt.DeristLloyd George;und derselbe Mann,der, alsErsinner des„Reichsbudgetderarmen Leute“, alsHomeruler und Feind desOberhauses, noch imFrühjahr 1914 den Tories und allenGegnern irischer Selbständigkeit

so verhaßt war, daß siemit ihm,mitGrey oderHaldane sich nicht an einen Eß- oder Rauchtisch setzten, hat aus ihrem La—

ger heute viel mehr Anhang alsaus dem der eigenenPartei.

Die will ihm das Nothgemisch aus Barschheit und Tücke, dasihren Asquithzum Rücktritt zwang, kann ihm dasBünd- nißmit Lord Northcliffe und die secessio inmontem sacrum nicht verzeihen. Außen Höflichkeit. die sich gern insTon- gewandderHerzlichkeit kleidet, innen kühles Lauern: ob sich nicht plötzlicheine nützbare Blöße entdeckt. Herr Winston Churchill, der jetzt dasRüstungamt leitet, scheint denlibe- ralen Genossen nicht zuverlässiger als der Premier selbst;

und Herr Montagukann ihr,im Indischen Amt,nichts Rechtes leisten. Viscount Milner hatte biszum zwanzigsten Aprilkein - Portefeuille, war aber oft,zuletzt mitHerrn Clemenceau,an den Fronten. Als demHerrn desKriegsamtes wächst nicht

nur ihm,sondern allen konservativen TrägernderRegirung

neue Macht zu. Dasist der politische Sinn des Minister- wechsels. Laut werden ihnwohl selbst dieAltliberalen kaum tadeln. Denn auch sietrauen Alfred Milner die Fähigkeit

zu raschem Entschluß und die unermüdliche,vor keinem

Hinderniß,keinem Einwand müder Routine scheue Thatkraft zu, dieallein, nach dem ZeugnißdesFeldmarschalls French, demWaff’en- und dem Kriegsminister Lloyd Georgeermög-

licht hat,in Monaten aus der Erde zu stampfen, was dem Viscount Kitchener kaum inJahren erlangbar schien, und durch diese Ballungaller Volkskräfte dem Britenimperium

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Gordische Knoten. 147

eintaugliches Landheer zu schweißen. Einstweilen wird alles Parteibedenken von dem Schaumkamm des ruhigenStolzes überglänzt,der aufBonar Laws neues Reichsbudget blickt.

Ein Budget, wie,von verwegenem Muth aufsolche Grathöhe gehoben, dieErde noch nie eins sah. Der Schatzkanzlerfor- dert fürdasRechnungjahr 1918/19(ichcitire nach demHavas- Bericht, und habe nicht mehr die Muße zu Umrechnung) 74 Milliarden und400 Millionen Francs. (JederKriegstag

kostet England ungefähreben sovielwiedasDeutsche Reich:

jetzt 140 Millionen Mark.) Ende 1919 wird die englische Reichsschuld 1991/2Milliarden Francs betragen; 40davon schulden, freilich, die Dominions und die Bundesgenossen dem londoner’Schatz und diese Schuld, auch die russische, scheint Herrn Bonar Law fest fundirt. Er schlägtneue Steuern undZollsteigerungen vor, die2 Milliarden 850Millio-

neneinbringen und dieJahreseinkunft desReiches auf22Mil—

liarden und 207 Millionen hebenwerden. Die Einkommen-

steuer steigt von 30 (bei12 500 Francs Jahreseinkunft) bis

auf 56Prozent (bei63 000 Francs Einkunft); von jedemin Kriegszeit erworbenen Luxusgegenstand heischt die Staats- kasse ein Sechstel des Werthes. Von Mitte 1914 bisEnde 1919 hat England dann über 42Milliarden Kriegssteuern gezahlt. Zerhauner Knoten'.2 Alle Vorschläge des Schatz-

kanzlers wurden vom Parlament, ohne jede Debatte und

Ausschußberathung,angenommen; dieeinzige Frage,dievor dem nach 221/4Milliarden Steuern schnappenden Rechnung- jahr auftauchte‚ war die,obdieEinkommensteuer nicht noch erhöht werden könne. Das sieht nicht aus wiedasBildfe‘iger Schlafl'heit. Und inderRegirung, die soUnahnbares Wirk- lichkeit werden läßt,ist Milner eben recht am Ort.

Warum, fragt ein Dritter, ich über den dem Staats- sekretär desAuswärtigenAmtes angehängtenSchimpfvor acht Tagennicht mehr gesagt,über die„Alldeutschen“, aus deren vorderster Schützenlinie dasStinkbömbch-en kam,nicht härter geurtheilt habe. Wars nicht hart genug? Noch heute scheint mir alles Nothwendige in diesesUrtheil gefalzt;

scheint mirs,nach Menschenmöglichkeit gerecht, ingleichen Schalen Leistung und Ethos zu wagen. Hörten Sieniemals in dem unsinnig wunder-vollen Knabendrama des liebens-

Cytaty

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Ob erfür eine Ehetauglich wäre?Daß er ein kränkelnder Schwäch- ling ist, durfte ich Eurer Majestät nicht verschweigen ; immerhin bleibt er der Sohn eines mächtigenMonarchen.«

Diesen Glauben stützt er auf die Thatsache, daß die russischeRegirung einen Agenten nach Berlin geschickt hat, der hier über Finanzfragen verhandeln soll.« (Herrn Davidow, der

Nicht zum Geringsten aber fanden sich in diesen Heeressäulen Deutsche aller Stämme zusammen. ,,Nie zuvor«, hat Moltke einmal gesagt, »in zwei Jahr- tausenden, seit man

Deshalb schreibt Vismarck schon im Dezember 1860 (als Pictor Emanuel mit Ga- ribaldi in Neapel eingezogen war) aus Petersburg an s einen Mi- nister: »Ich würde, wenn

Simmel hat in einer seiner drei geschichtphilosophischen Abhandlungen für die Erkenntniß des Wesens der Geschichtschreibung einen sehr dankenswerthen Grund gelegt: in der Darlegung,

Vielleicht wird einst sogar die Annahme widerlegt, der Rassenname sei von slovo (Wort) abzuleiten und stamme aus dem Wahn (der auch die Nordalbaner umfing, als siesich

nicht eine bis ins Einzelne gehende biographische und literarhistorische Darstellung war zu geben« die philosophischen Gedankengänge waren auf ihre Grundlinien zurückzuführen,

M uß nicht jeder Malvy sich sagen, daß er nach Abweisung einer Beschwerde, eines Gesuches übermorgen angeprangert, im Amt unmöglich sein werde?. Und sagte er