Die Zukunft, 29. Juni, Jahrg. XXVI, Bd. 101, Nr 31.

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Berlin, den 29.Juni 1918

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Clara

amuel, der Sohn Elkahans, nahm ein Milchlämmlein a, rüstete einBrandopfer^{und schrie zudem Herrn: und} derHerr erhörte ihn. Denn seingroßerDonner schreckte diePhilister, ^dieam Tag^desBrandopfers heraufzogen,^also, daß sievon Israel geschlagen^{wurden. Dessen Mannschaft} brach von Mizpa ^{auf und} jagte^{dieFeinde bis}unter Beths Kar. Da nahm Samuel einen Stein,'setzte ihn zwischen Mizpa ^und Sen,hießihn denStein derHilfe und sprach:

Bishierher hatderHerr uns geholfen.‘Dieser Spruchstand, inden schönen,klaren Schriftzügen^des nun in Gott Ein:

gangenen, ^zur Linken auf seinem Schreibtisch. Und zur Rechten ein anderer aus dem selben Buch Samuelis. ‚Dies.

sprach ^{Samuel, „wirddasRecht des}Königssein, ^den Ihr

"alsHerrscher begehret. ^{Eure Söhne wird er nehmen und} auf seine Wagen setzen, wird sie zu-Reitern machen und zuLäufern vor seinen Wagen. Und wird sieeinsetzen als seine Hauptleute ^{überTausend und über} Hundert, wird von ihnen seine Waffen, Harnisehe, Streitwagenschmieden, seine Aecker bestellen und diezu Ernte reife Saatschneiden lassen. Eure Töchter werden ihm Köchinnen undBäckerinnen .sein und ihm dieSalben und Heilkräuter mischen. Eure

26

336 DieZukunft,-

bestenAecker,Weinberge, Oelgärtengiebt^erseinen Knechten.

Ihnen, den Kämmerern und den Verschnittenen auch den Zehnten von Eurer Einkunft aus dem von Schnittern und Winzern Geernteten. Knechte und Mägde,die schmucksten

i

Jünglingeund grauen Lastthiere nimmt erEuch und nützt sie fürseinGeschäft. Wenn Ihr' dann seineKnechte seid, werdet Ihr schreien über denvon Eurem Willen erwählten König. Der Herr aber wird Euch an dem Tagnicht er;

hören: dieweil Ihrselbst ja^einen Königverlangt habt.^Das Volk horchte nicht aufdie Stimme Samuelis, sondern sprach:

Ueber uns soll, dennoch,einKönigsein. Wir wollen werden wiealle anderen Völker und einen Könighaben, der uns richtet und vor" uns herzieht, wenn wir Krieg^{führen.‘ Was} sagen uns diese Sprüche?Daß der Unermüdliche, der sie aus dem Heiligen^Buch abschrieb, weil er injeder^Stunde seines arbeitvollen Lebens sievor denAugenhaben wollte, einfrommer Mann war und niemals indenIrrwahn taumelte, ohne Segenvon oben könne hienieden Etwas gedeihen;daß er, wie auf dieTragkraft ^{eines Felsens, auf dieVernunft} und Tüchtigkeit, den Gehorsam und die Geduld seines Volkes vertraute und mit ihm dieNothwendigkeitfühlte, einer Ordnung ^{stiftenden und} erhaltenden,für dieSchärfung und Führung^{des Schwertes} sorgendenObrigkeit^unterthan

zu sein. Schön fügt^dieser Zugsichindas Bild; ^dasein schwacherMenschenmund hiervon demreichen, fruchtbaren Leben desVerewigten nachzuzeichnen versucht hat. Nicht nur Mühe undArbeit istsolches Leben,sondern auchGlück und Hoffenserfüllung. Dieser, wahrlich, ^ob er auch im dichtesten GedrängthätigenGetriebes stand und dem flüchs tigen^Blicknur irdischen Dingen, grober^Materie zugewandt schien, war recht im Sinndes EvangelistenLucaseinWahrer- Knecht, immer bereit,treu dem von HOChzeit heimkehrenden

Herrn zu dienen. Der Herr ist gekommen. Und seinem

Wink isteinVollendeter gefolgt.^Ihraber,^dererentriSSen wurde, ihr,die ihren Frühlingseinem hohen,^{tief schon‚.}

verschneiten Alter insündenloser Liebe verband und: für unserAugeallzu 'kurz dünkende Zeit, ihmStabundGäähttin,

Schaffnerin und Krone desDaseins war, ihrruft.heute und

Clam, 337

‚anjedem künftigen Tag,^{die sanfte} Posaune, die Stimme deshimmlischen Vaters ins Ohr: ,FürchteDich nicht! Ich binmit Dir und Dich hält die rechte Hand meiner Ge:

rechtigkeit. ^{SoDu durch Wasser} gehest,^{will ichbeiDir} sein,^{daß dieStröme} Dich nicht ertränken;und^{soum Dich} Flammen aufwirbeln, soll ihrer keine Dich brennen und kein Feuer Dir dieHaut brühen. Weiche nicht, denn ich bin als Helfer neben Dir. Bei Deinem Namen rief ich Dich: ‚Du^{bist mein. Fürchte Dich nicht: denn durch mich}

wardst Du erlöst.‘“

Indem überfüllten Saalsindseit früherMorgenstunde alle Fenster geschlossen ^und verhängt,alle‘ Lichter ange:

zündet.HundertMenschenlungen ^haben die verdorbene Luft ein: und ausgeathmet. ^{Der Pastor wischt denSchweiß von} derStirn und eilt,überverkrüppelteSätzehin,den Schluß:

formeln zu. Draußen wird gehämmert. Eine Radspeiche desschwarzenPompwagens, der denLeichnam indieHalle tragen soll,istlocker geworden. ^Wie Aufforderung,^sichzu

sputen, klingt^{es. Frommen und Trauernden ein}Aergerniß.

„Nich ^mal geschmacklos,^der Pope. WenigKlamauk, dasLargo erträglichund kein Flötengezwitscher.Daß der nochbeneidenswerth speckigeMann ^imSchlußgalopso oft stolperte, war mir lieber als einfeierlich gestreckter ^Trab durch diese beinahe schon an dielängstenGeneralversamma lungenerinnernde Luft. Was man so,Charakterbild‘nennt:

na ja.^{Wir wissen Bescheid. Aber die Stelle von seinem} Alter, ihrem Frühlingund der sündenlosen Liebe füreine Totenfeier ^inunserem Klima immerhin alles Mögliche.“

.„CharakterbildlWoher denn? Da Korghan^{weder An:}

lagenochje^Muße hatte, einKind Gottes zu werden und vor einem Pfarrer dieWeste desHerzens aufzuknöpfen, lege^ichZehn gegen Eins,daßderHochwürdigeihnkaum kannte. Das istja^dasGräulichste ansolchen Sachen. Un:

sereins kriegt^zu hören,eigentlich^{sei esdoch nicht} schön, vor irgendeinen Bankerotirer, Bilanzfriseur, Schieber,^Raub:

mörder sich hinzustrecken und den Männern inderRobe oder‚imBürgerrock‘^zuerzählen,^daßer einwackerer Zeit:

genosse, einnützliches Glied imGesellschaftkörper,allen:

26.

338 Die Zukunft

fallseinleichtsinnig^{dummes Luder odersub}ä51 sei.Isauch, besonders beikleinem Objekt ^{und ohne feste}Vorabsprache, nicht^{schön. Gerade} Kollege Korghan, der, wenns nicht anders ging,^{auch Ethos und} Salbung^haben konnte, ^hat aber gern dasThema behandelt: Zur Entschuldigung ^von jedem Vergehen^{undVerbrechen} läßt sich Allerlei anführen;

daßesangeführt werde,^{darfselbst der}gemeinsteVerbrecher fordern; und auch derAnwalt fühltsichstets nur im Dienst desRechtes. Versteht sich. Aber wir arbeiten doch,lesen, horchen; jehöher die Instanz, ^{desto mehr} Fleiß. Schon, weil man in der Hauptverhandlung ^{sonst inden Binsen} sitzt. Die schwarzen Herren haben nur mit der höchsten Instanz zu thun; gegen Tod giebtsja^weder Berufungnoch Revision. Trotzdem genügt^{einBesuch im}Trauerhaus, die Erzählungvon ein paar ‚Zügen‘: dann gehts^{los. Ueber} Menschen, von denen sienichts Nachprüfbareswissen und die,^eben deshalb, indiesen Reden wie vollkommen edle Wesen aussehen. Kein Cliche istda zu alt. Anwalt, der imTermin erst einsprang. Das Katholische, Beschränkung inFormen und Formeln, istmir appetitlicher als derSchein von Vertrautheit, ^{als die} gottselige Ergriffenheit, ^{die im} Nothfall dreimal täglichvor Stockfremden sicheinstellt und nicht ruht, ^bis‚keinAuge^{trocken bleibt‘. Wie vor Ge:}

schworenen. Ohne Nuance. Aber nicht ohne Honorar.“

„Keine Spurl. Gründe giebts überhaupt^nicht mehr;

siekündigen,wanns Ihnen paßt.^{Ich hatte das}Frauenzimmer angefaßtwieheutzutage^{einrohes Ei. Man ist}ja froh,qins

zu haben. Und nur, weil ichfand, beidem Bischen Regen dem Kind gleichdenWintermantel anzuziehen, seiunver:

nünftig,schlug^siedieThürzu. Ichhatte es"nicht malsehr unfreundlich gesagt. ^Aber sie sei nicht gewöhnt,vor fremden Leuten (als^{ob Tante} Ida, ^{die beimir} saß, frernd wäre!) sich auszanken zu lassen. Schlankweg Kündigung;^dicht vorder Reise. Sie könnens ja.Man zahltschon,was früher die verdrehteste Mamsell nicht mal imTraum zu fordern wagte. ^Muß auch; wo eineKüchenschürze fünfzehn Mark, Besohlung ^mitRand, wenn sie zuhaben ist,über zwanzig kostet, fleckt^{der alte Lohn} nicht. Urlaub wird'verlangt,

Clara 339 wie derbessere Beamte selbst ihnnichthat. ‚Zwei Monate,

um sichzuHaus aufzufüttern‘. Dabei bekommen sie genau dasSelbe wie meinMann, der doch anders arbeiten muß.

Hilft Alles nicht. Kein Auskommen mehr mit der Sipp:

schaft. Siewissen, daß einGereiße nach ihnen ist. Ein Schock Stellen fürJede. Versprechungen bis über diePuppen.

Fünfzig^Mark für einHausmädchen, dasaufdem Korridor schon den Titel desAnzumeldenden vergißt^und drindann Quatsch^{macht. Mir"ist}gesagt worden, daßBankweiber und ähnliche den Vermietherinnen Mehl, Graupen, nors

wegischeSardinen, sogar Butter inHalbpfunden ^insHaus schleppen,^{um den Mädchen, die so} gnädigsind,sichins Bureau zu bemühen, ,empfohlen‘zu werden. Mit solchen Mitteln kann Unsereins natürlich nicht wirthschaften.“

„Der ^{Minister sieht recht} klapperig ^aus.“

„Ueber die Siebenzig! Aber ein sehr bedeutender Mann und geistigganz frisch. Trotz dem Gedräng^erkannte

er mich, der sich immer im Hintergrund hält,kam auf mich zu und gab^{mir dieHand.} Vergessen ^Sienicht, daß diese Herren jetztauch nicht^{zu lachen haben.} Jeden Tag

neue Aufgaben. ^{Und wie} werden siebewältigt!Kritisiren ist leicht. Wir dürfen nicht unda’nkbarsein. Wie derUnter:

staatssekretär mir neulich sagte: Uns muß schon dasB6:

wußtsein stärken,daß Alle gegen ^uns sind und auf der weiten Erde Einer nach demAnderen ^{aufstehen muß,weil} sieuns sonst nichtklein kriegen.^{So ists.} Einem,^dendieser erhebende ^{Anblick nicht} tröstet,istnicht zuhelfen. Ichver;

kenne nicht, ^{daß dem}Mittelstand, auch inderBeamtenwelt, dieLebenshaltung ^{schwer wird.} Nicht, wie unsere Herren Demagogen schreien, ^{den Arbeitern. Wer kauft denn} die jungenGänse undbestellt Kupferberg^undBurgeff?Kellner, die der Hafer stach, haben sich, ^wie amtlich festgestellt wurde, ^schon geweigert, ^an Sonntagen ^Stunden lang^nur für Granatendreher Geflügel,Eisfrüchte, ‘Wein heranzus schleppen. ^{Deshalb kommen die} gewerbmäßigen^Wühler ja^auch nicht recht vorwärts. Der gesundeSinn^unseres Volkes hat sich nieschöner bewährt. Der breiten Mittel;

schicht wirds, freilich, sauer. Aber auch sie läßtsich den Siegeswillen^{nicht von} Flaumachern verleiden.“

340 DieZukunft;

„Das^istdieHauptsache. ^Uns bringen^{sie nicht} dahin, daßwir den alten deutschen Herrgott absetzen und dem Götzen Geld, ^dem Mammon dienen. Und wenn die Welt voll Teufeln wär’! Uebrigens ^{eine höchst} würdigeToten:

feier. Nicht billig. ^Diese Blumenfülle! Wie imFrieden.“

„Und ^drei Autos, eins sogar noch mit Gummireifen, vor dem Haus. Lange^nicht gesehen.^{Achten Siemal erst} aufdieNotiz morgen; eine Menge‚Spitzen‘.Ichhabe vier Excellenzen gezählt;und einGeneral z.D.soll auch da:

gewesen sein.DieBlumen hätte ich fürZehntausend schlank abgenommen. ^{Giebts dennnoch Preise? Blech. Imnächsten} Frühjahrwerden wir,wie die Warschauer jetztschon, für einen Anzug zwölfhundert,für ein Paar Stiefel fünfhundert, für einPfund Schmuggelkaffee hundertfünfzig ^{zahlen und} seligsein,^wenns überhaupt^{zu haben ist.} Spielt^{keine Rolle.}

InderRheingegend giebtsLeute,^diehoch übereineWertel:

milliarde verdient haben; Dutzendmillionäre inHaufen. Aber auch hier raucht der Schornstein; selbst da,wo nicht mit Kohle gefeuert,^mitMaschinen gearbeitet, Kriegsbedarfge:

deckt wird. Unser vortrefflicher Korghan^{konnte davon} er;

zählen; die Praxis verschaffte ^ihm täglichneue Einblicke.

Wär kannten uns (wartenSie)sechsunddreißig Jahre. Außer derguten Figur,^dem ‚angenehmenAeußeren‘ hatte ernichts so Besonderes. Bester Durchschnitt und von Fleiß nicht aufgerieben. ^{Deshalb kratzte icherstmirund dann ihmden} Kopf,^{als er mit dem Plan anrückte,die}Staatsanwaltschaft

andenNagel^zuhängen.^{Wer mitessen} will,mußheutzutage höllischschuften. Aber dergute^Erichhatte(bis zuletzt)einen unstillbaren Hunger ^nach Genüssen; sagen wir: mannich:

facher ^{Art. Mehr} wäre, noch inseinem Garten, ^taktlos.

Und wenn der Staat soweiterzahlt, wird ihm bald nur der Bodensatz ^{bleiben. Neben} Denen,die,esnichtnöthig^haben‘

und auf den Titel und das Uebrigelaufen, diedraußen ganzUnbrauchbaren. Unser armer Freund war dochzuhell,

um sich bei den sogenannten Idealisten wohl zu fühlen.

FünftausendEmmchen, zweiVorgesetzte^{auf der}Pelle,rund:

um den Staub von Polizeiakten und immer an der Frage murksen, ob irgendein Kujon‚hinreichendverdächtig‘sei:

Clara, 34s!

Das war auf dieDauer nichts für ihn. Erhat sich dann fest auf die Hosen gesetzt. ^{und war imCivilen früh an:}

ständig beschlagen. Glücklich,wenn erabends, tip top,^im Hotelrestaurant saß und,nicht bösartig,nur neugierig,die feine Gesellschaft beklatschte. Noch glücklicher^{durch die} bloßeThatsache desGeldverdienstes. Der schwoll rascher, alsich fürdenkbar gehalten^{hatte. Ermachte sich}beliebt, stand mitAllen gut, ^{hatte eineleichte} Hand, einegefällige, durch die imBeamtenstand anerzogene Zurückhaltungvor Weichlichkeit geschützteArt, war imFordern vom ersten

Tag an nicht schüchtern und kam,man wußte nicht, wie, indiegroßen^{Sachen hinein. Besonders indashalb} Private, dasam Meisten bringt. Die Trauerversammlung gab ja^ein Bild seiner Praxis und seines Verkehrs; den berliner Aus:

schnitt: denn ergehörte,^biserzusammenbrach, zuden Rund:

reiseanwälten, aufdiealle Flüche der Provinz hageln. ^Weil

'

erMaßgebenden^{Allerlei in}Ordnung brachte, flogihmder Geheime früher als Anderen zu. Indenletzten zehnJahren hat er gescheffelt^{und 'im}Krieg,indessen erstem Semester er dieBude schließen zu müssen glaubte,^sind auS-jedem Scheffel mindestens fünfgeworden.^{Sein kleiner} Adel,früher eine Last,war längst^dickvergoldet.^{Dann kamdiesewunder:}

liche Heirath; und so...-Wieder neue Schichten. Finanz, Diplomatie ^undNachbarliches hatte erschon;nun nochMia litärund Außerpreußischesbisinsehrhohe Regionen hin:

‚auf. Das war aber nicht das Motiv; ^{kein Gedanke.} Die Zahl seiner Sachen war niegroß;wenn ernoch dieHälfte von sich abgeschoben ^{und nur die}schwierigsten^{selbst be:}

arbeitet hätte, wäre,auch bei seiner Freude an Dem, was

Altberlin ‚Fettlebe‘nannte, Einnahme und Zins nicht auf;

zuzehren gewesen. Der konnte Ihnen über dieErwerbs:

verhältnisse derKriegskonjunktur ^Klarheit schaffen. Erhatte tiefin dieZuckerdüte geguckt ^und wußte,wie man, um Geld zu verstecken, bilanzirt, Güter,Forsten, Bilder,M0;

biliar kauft, immer wieder ’neneue G.m.b.H. gründet,die, versteht sich,nieEtwas abwirft, und überall mit derKelle bereit steht,wo zu schöpfenist. Eklig^{war ersonst in}Geld;

sachen nicht. Wenn ihm jetzt^{aber die} Leute, ^dieirgend:

342 DieZukunft

was ausgefressen^{oder zuvertuschen} hatten, die grauen Lap;

pen gleich^soinBündeln,alsVorschuß, hinschmissen, wurde ihm manchmal übel;^und erfragtesich,obernicht^Bruch:

theile zurückweisen solle. Gott seiDank, daß dieStimmung

sofest undzuversichtlich ist. Wir sindnicht unterzukriegen.

Welche Bahn nehmen Sie,Herr Geheimrath?“

„Weil erKorghan^nicht gekannt^{hatund wiederblind} Geborene von Hyazinthenfarbe ^redet. Drei Daten, mal überden Schreibtisch hinschnuppern: fertig. ‚Bishierher hat der Herr geholfen.‘Ihm etwa nicht? Die Praxis trug wenigstens Sechshunderttausend; Reingewinn: ^Und wer Klienten aus dem feudalsten Theil desGotha hat, braucht

sowas Frommes zu gefälliger^{Ansicht. Den anderen} Spruch aber,denvom König,hatersicher nichtim Sinn desgemüth:

vollen Pfaffen gemeint. Derhat’neAhnung, wieradikal der Altegeworden^{war! Wenn er malfreivon derLeber} redete, wurde Sodom eineharmlos idyllischeKleinstadt, ein Schwind oder Spitzweg^{neben unserem “Status}quo. Doch er ließdie Leber meist hübsch zugedeckt ^{und mimte den} würdigen Greis imSilberhaar, ^{der stolz} auf^{allesBestehende blickt.“}

„Nein: ich fand, siesahglänzendaus und warin der Haltung ^{tadellos. Zu demGoldhelm des}Haares stand ihr dasSchwarz famos. Sollte sieetwa Theater machen und ein gebrochenes^{Herz markiren?} Puder verträgtihr Teint nicht;

sieht gleich^bläulich aus. Verweinte Augen ^wären schließ:

lich anzuschaffen gewesen. Dann hätten dieLeute mitAr;

men und Blicken einander geknufft:^{‚Diehatsichauch} noch!‘

Zwischen denRollen der für denScheiterhaufen geputzten indischen und der leharischen lustigen^{Witwe sich durch:}

zuschlängeln,war indiesem Fall nichtleicht. Aller Augen hingenan ihr. Erinnerst Dich noch,wiesiesichverlobte?

Dreiundzwanzig; ^{mit dem feinen} Kopf,^{den hohen Beinen} und dem Gang^einerCharis schon^{mehr als blos hübsch. Er} Achtundsechzig;nurJurist ^{und kleinerer Adel} als sie. Man;

cher dachte,ihr werde es gehen^{wie dem armen Edelfräua} lein,daseinalterGeneral, einer von 66und 70,^beimReiten fragte,'ob ^{sie Lust} habe,seineWitwe zuwerden. Nicht übel alsEheantrag. ^{Sie hat}Ja gesagt; istaber erst sieben oder

Clara 343 achtJahredanach, die,Tagund Nacht,^nichtgerade einVergnü:

genwaren,Witwe geworden. Korghan^{hattemehrTakt} als der Draufgänger; hatskurz gemacht.^{Großes Los? Siebraucht} nichts abzugeben,erbtmitdemKapitaldasunbelastete Gut und Stadthaus, kann leben, wie ihr behagt. ^{Stimmt. Mit} Herkunft und Aussehen war sie aber nicht auf denAlten angewiesen. Wer glaubts? ^Wer traut, unter unserem Him:

mel, dem Nächsten ein anständigesMotiv, ein reinliches Handeln zu? Jeder Jedem ^daserbärmlichste.^{Wenn sie} heute dasGesicht trauernder Liebe zeigte,^{hieß es} jadoch nur: Elende Heuchelei. Daß siesich natürlich gab,ein:

fach,in derselben Haltung wiesonst imSalon,ernst, ohne die beliebten Symptome von Gebrochenheit,ruhig ^mitdem Minister redete,beweist mindestens, daß die Frau Geschmack hat. Und als siehereinkam, fürstlich schön ...“

„Wärst Du bereit gewesen, ^zu plaidiren, ^daßsieihn

nur auas Liebe genommen hat;aUS ,sündenloser‘. Du bist verrückt,mein Kind. Wenn sienicht dümmer war, als hoher Adel erklärt,hat sie sich schlicht verkauft. Wetten, daß Drittes nicht findest? Doof, mein Junge, ^{oder ein}Aas.“

„Miristdie feuchte KühleErquickung. ^Undichfürchte, der süßliche Duft sitzt noch inPolstern und Behang^und macht uns gleich^wieder matt,^{wenn wir nicht dieFenster} weit offen halten. Zwischen allden Blumen war mir,als würdeich noch einmal ganz kleinund säße in einer Schaukel.

Zuerst ists angenehm. ^{Man schwebt und die}bewegteLuft erfrischt. ‚Wie inHeiligendamm‘,sagte ^{Ellen. Bald aber} kommt derSchwindel. AlsobdieAugen^verbunden wären;

als ob einMieder den Magen^zu eng einschnüre;und Alles riecht nachAether. Ichmeine dasZeug,womit sieNarkose bewirken. Stemmten sichdann dieJungen indieSeileund schrien, jetzt gehe^{es noch viel}höher,bis^andenHimmel,

etrus während des Mittagsschlafes ^den Speisekammer:

schlüssel vom Bund zu haken: Angstwars nicht,aber ich trampelte^{mit denFüßen die} schrägstehenden Bretter und wollte durchaus herunter. Aus diesem Taumeligen wieder

aufmeine Erde. Sowars heute. Blumen und Wachs. Vera