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Technik und Kultur : Zeitschrift des Verbandes Deutscher Diplom-Ingenieure, Jg. 20, H. 2

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(1)

T e c h n i k u n d K u l t u r

□ □

□ D

Z E I T S C H R I F T DES V E R B A N D E S

D E U T S C H E R D I P L O M - I N G E N I E U R E □ □ □ □

S c h riftle ite r: © ¡ p l.-S ttg . K . F . S t e i n m e t z

H E F T 2 B E R L IN , 15. F E B R U A R 1929 20. JA H R G A N G

©ipl.-Sng. K A R L V I G E K E R :

D I E E R F O R D E R L I C H E V O R B I L D U N G D E R L N G E N L E U R E D E R D A M P F K E S S E L - Ü B E R W A C H U N G S - V E R E I N E

S

eit Jahren durchlaufen K lagen die T agespresse im allgem ein en , die tech n isch en F ach zeitsch riften im beson d eren , über die großen S ch w ierigkeiten, ju n ge D ip lo m -In g en ieu re in geeign eter W eise in der Industrie u nterzu b rin gen .

O hne F rage ist der B eru f des M aschineningenieurs in der w eiteren F assu n g des W ortes, also ein sch ließ lich der E lek ­ tro tech n ik er, ü b erfü llt. D as A n geb ot ist für die A n fan gs­

stellu n g en w e it größer als die N achfrage. D ieser unerfreu­

lich e Z u stan d w ird sich v o ra u ssich tlich in den n äch sten Ja h ren n och v ersch lim m ern , denn einerseits ist der B e ­ d arf der W irtsch a ft an ju n g en Ingenieuren z. Z. ein geringer*), andererseits w ill der zahlenm äßig jährlich im m er steig en d e N ach w u ch s u n tergebracht w erden. D ie hierüber in den V D I-N a ch rich ten * * ) veröffen tlich ten Zahlen m ü ssen b ed en k lich stim m en . D ie Zunahm e der Studieren­

den an den T ech n isch en H och sch u len im M aschinen­

ingen ieu rw esen ein sch ließ lich der E lek trotech n ik b e­

trä g t das 2 ,76fach e im Jahre 1927-28 gegenüber dem Jahre 1913-14. W en n gleich im V erhältnis zur H öch stzah l der Studierenden dieser F a ch g eb iete seit den Jahren 1922-23 ein R ü ck gan g sta ttg efu n d en h a t, so sind es aber gerad e die Stu d ieren d en jen er Z eit, die nunm ehr in der P raxis untergeb rach t w erden m üssen. D iese V erhältnisse sp ieg elt folgen d e Z ahlenreihe w ieder:

V erh ältn ism äß ige Z unahm e an Studierenden an den T ech ­ nischen F lochschulen (ein sch ließ lich B ergakadem ien).

W in ter-

halbj ah r G esam tzahl V e rh ä ltn is­

zahl

M asch.-Ing. u.

E le k tro ­ tech n ik er

V e rh ältn is­

zahl

1913-14 11726***) 1 4 3 0 4 1

1922-23 28 4 8 2 2,43 14357 3,33

1923-24 27573 2,35 13950 3,24

1924-25 24 6 7 1 2,11 ’ 13019 3,02

1925-26 2 3 8 2 4 2,03 12614 2,93

1926-27 2 3 9 4 4 2,04 12 546 2,91

1927-28 24 1 1 5 2,06 11912 2,76

K ein W u n d er, w en n b ei solchem A ndrang v iele junge D ip lom -In gen ieu re S tellu n gen ann eh m en m üssen, in denen das a u f der H o ch sch u le erw orbene K ön n en und W issen k ein e A n w en d u n g finden kann.

W en n b e i dieser L age der D in ge es jed o ch einen B eru f g ib t, der a u s s c h l i e ß l i c h D ip lom -In gen ieu ren offen steh t, un d fü r d en B ew erber häufig g esu ch t w erden, aber der

*) V ergl. T ech n ik u n d K u ltu r, H e ft 11, 19. Ja h rg a n g , Seite 196.

**) V ergl. V D I-N ach rich te n 1924, Seite 396, 1927, Seite 493 ,1928 S eite 576.

***) O hne B ergakadem ie.

geeign ete N ach w u ch s m eist sehr schw er zu finden is t, so m üssen G ründe für eine so auffällige E rsch ein u n g vorliegen.

T atsach e is t, daß b e i den D a m p f k e s s e l - Ü b e r w a ­ c h u n g s - V e r e i n e n ein fo rtg esetzter M angel an geeign etem N ach w u ch s b e ste h t, obw ohl sie ihren In gen ieu ren v e r h ä lt­

nism äßig frü h zeitig eine gesicherte L eb en sstellu n g b ieten . D ie B esold u n g der V ereinsingenieure erfolgt n ach s t a a t­

lich en G rundsätzen, A lters- und H in terb lieb en en v er­

sorgung is t ihnen sich ergestellt. E s m uß daher angenom m en w erden, daß w eder die g eb oten en V o rteile n och die A n ­ forderungen für solche S tellu n gen der A llg em ein h eit und insbesondere den T ech n isch en H och sch u len gen ü gen d b e ­ k annt sind.

D och b evor hierüber b erich tet w erden soll, em p fieh lt es sich, zu n äch st kurz v o m W erden und W ollen der D am pf- kessel-Ü berw achungs-V ereine zu sprechen, w eil m it der E rkenntnis ihrer Z w ecke un d Ziele die geforderte V or­

b ildung des N ach w u ch ses leich ter verstä n d lich w ird.

U m den Gefahren in den B etrieb en m it D a m p fk esseln und D am p fm asch in en zu begegn en , h a tte n in D e u tsc h ­ lan d die B ehörden schon frü h zeitig g esetzlich e M aßnahm en getroffen. Preußen b eau ftragte m it der D urchführung der A ufgab en die K reisb au b eam ten , später in G egenden, in denen sich die Industrie stärker an gesied elt h a tte , h a u p t­

am tlich a n gestellte sta a tlich e D am p fk essel-R evisoren *).

D ie schnelle E n tw ick lu n g der T ech n ik h a tte jed o ch sch on zu E n d e der 60er Jah re des v ergan gen en Jah r­

hunderts eine offenbare N o tla g e der In d u strie geschaffen.

D ie häufig vorkom m enden K esselexp losion en veran laß ten die B esitzer v o n K esselan lagen zur B ild u n g v o n Ü b er­

w achungsvereinen. Sie sollten vorw iegen d dem Z w ecke dienen, die Gefahren des D am p fk esselb etrieb es dadurch zu m indern, daß besonders g esch u lte tech n isch e K räfte, u n a b ­ hängig von und n eben der S taatsü b erw ach u n g, eine sorg­

fältigere Ü berw achung der A n lagen durchführten. Zu­

gleich sollte der V ereinsingenieur der B erater der M itglieder der V ereine a u f den ein sch lägigen G eb ieten sein.

N ach Gründung des ersten V ereins w urde die Z w eck ­ m äß igk eit und N o tw en d ig k eit bald üb erall erk an n t. E s en tstan d en eine größere A n zah l V ereine in den v e rsch ie­

den sten G egenden D eu tsch la n d s, alle m it den gleich en Zw ecken**).

D ie offensichtlichen E rfolge, die die zu sätzlich e Ü b er­

w achung m it sich b rach te, insbesondere die B etreu u n g der A nlagen durch sach verstän d ige In gen ieu re, fü h rte im

*) Vergl. Jaeger-U lrichs, 5. A uflage, Carl H ey m an n s V erlag, B erlin 1926, Seite 6.

**) Vergl. K . V igener, „V om W erden un d W ollen des Z entral-V er- b andes der preußischen D am pfkessel-Ü berw achungs-V ereine“ , D ie W ärm e,. N r. 9, 1927.

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22 T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S V D D I 1 9 2 9

L aufe der Jah re zur a m tlich en A n erk en n u n g der V ereine.

Sie sin d b ereits im p reu ß isch en G esetz v o m 3. Mai 1872 vera n k ert* ). E s h e iß t dort:

„ D a m p fk e sse l, deren B esitzer V ereinen angehören, w elch e ein e regelm äßige u nd sorgfältige Ü b erw ach u n g der K e sse l vo rn eh m en la ssen , k ön n en m it G en eh ­ m igu n g des M inisters für öffentliche A rb eiten v o n der a m tlich en R ev isio n befreit w erd en .“

D ie A u fgab en , die den D a m p fk essel-Ü b erw a ch u n g s- V erein en im L aufe der w eiteren E n tw ick lu n g v o n seiten des S ta a te s ü b ertragen w u rd en , sin d am b e ste n zu er­

k en n en aus den n ach folgen d w ied ergegeb en en S ä tzen der v o m P reu ß isch en H an d elsm in isteriu m erlassenen G e­

sch ä ftsa n w eisu n g fü r die V erein e, in der es h e iß t:

1. „A u fgab e im D a in p fk essel-Ü b erw a ch u n g s-V erein ist es, im R ah m en der ih m erteilten B efu g n isse für eine v o llstä n d ig e u nd gleich m äß ige D u rchführung der g esetzlich en V orsch riften u nd der dazu ergangenen A u sfü h ru n gsb estim m u n gen über die A n legu n g, U n tersu ch u n g und den B etrieb der D a m p fk essel innerhalb des B ezirkes Sorge zu tragen .

2. N eb en ihrer eig en tlich en R e v isio n stä tig k e it sollen die K esselü b erw ach u n gsverein e, g e stü tz t a u f ihre tech n isch en K en n tn isse un d E rfah ru n gen , ihre A u fgab e darin su ch en , durch sa ch v erstä n d ig e B eratu n g der K esselb esitzer solche M aßnahm en durchzuführen, die das P u b lik u m tu n lic h st gegen sch äd igen d e E in w irk u n gen durch die K e sse la n ­ lagen sc h ü tz e n .“

D as w ach sen d e V ertrau en zu den D a m p f kessel-Ü b er- w a ch u n gs-V erein en h a t die B eh örd e v era n la ß t, auch für andere G eb iete als dem D a m p fk esselw esen a u f die V ereine zuriiekzugrpifen. D urch das K o ste n g e se tz v o n 1905**) erw uchsen ih n en in P reu ß en v ö llig neue A u fgab en .

H eu te lä ß t sich das T ä tig k eitsg eb iet der D a m p fk essel- Ü b erw ach u n gs-V erein e in drei große G ruppen tren n en .

D er e r s t e n G r u p p e lie g t ob die Ü b erw ach u n g v o n D ru ck gefäß en aller A rt, also in erster L in ie die Ü b er­

w ach u n g des B au es u nd B etrieb es der D a m p f k e s s e l , d ann die der D a m p f f ä s s e r , die in den v ersch ied en sten In d u striezw eig en in großer Zahl und in den m a n n ig fa ch sten A u sfü h ru n gen vorh an d en sin d ; w eiter die Ü b erw ach u n g u nd P rü fu n g v o n A z e t y l e n a p p a r a t e n u n d -an lagen , v o n T a n k a n l a g e n , G e f ä ß e n f ü r v e r f l ü s s i g t e u n d v e r d i c h t e t e G a s e , M i n e r a l w a s s e r a p p a r a t e n usw .

D ie B estim m u n g en , nach denen sich a u f dem G ebiet der D a m p fk essel-Ü b erw a ch u n g die T ä tig k e it der V erein s­

in gen ieu re reg elt, sind n ied ergelegt in dem B u ch „ J a eg er- U lrich s, B estim m u n g en über A n leg u n g u nd B etrieb v o n D a m p fk e sse ln “ , 5. A ufl., Carl H ey m a n n s V erlag, B e r lin ,1926.

W ich tig is t, daß diese T ä tig k e it n ic h t led ig lich eine B e ­ au fsich tig u n g der fertigen K essel u m fa ß t, sondern daß der b etreffende S ach verstän d ige des D a m p fk essel-Ü b er- w a ch u n gs-V erein s auch schon E influß n im m t a u f die G e­

sta ltu n g des K essels, un d zw ar sow oh l a u f die A n fertigu n g der Z eich n u n gen (V orprüfung), als auch a u f den e ig e n t­

lich en B a u (B auprüfung) u n d die In b etrieb setzu n g (A b ­ n ah m ep rü fu n g) .

D iese T ä tig k e it is t deshalb so w ertv o ll, w eil der I n ­ genieur durch sie den überaus w ich tig en Z u sam m enhang m it den F o rtsch ritten des B au es u nd B etrieb es b eh ä lt. , D en In gen ieu ren is t — w en n auch im allgem ein en nur m ittelb a r — G eleg en h eit gegeb en , a u f Grund ihrer S o n ­ d erk en n tn isse E in flu ß zu n eh m en a u f die U m g e sta ltu n g der v ersch ied en en S ich erh eitsv o rsch riften für die v o n den D a m p fk essel-Ü b erw a c h u n g s-V erein en h ea rb eiteten G eb iete, so daß die V o rsch riften im m er so g e sta lte t w erden kön n en , w ie es im In teresse aller B e te ilig te n , d. h. der In d u strie und der A rb eitn eh m er, n o tw en d ig ist.

*) Vergl. Jaeger-Ulriclis, a. a. O., Seite 3.

**) Preußisches Gesetz betreffend die Kosten der Prüfung über"

wachungspflichliger Anlagen, vom 8. Juli 1905 (G.-S. Seite 317).

D ie sp ru n gh afte E n tw ic k lu n g , die das gesan D a i n p k esselw esen g en om m en h a t, in sb eson d ere die für ■'en K esselin g en ieu r erforderlich gew ord en e V ertiefu n g d e r K en n tn isse über das V erh a lten aller B a u sto ffe , zw in g t d ie Ü b erw a ch u n g sv erein e, b ei der A u sw a h l des N achw uchses- a u f eine g eeig n ete V orb ild u n g W ert zu leg en , w e il ein T eil der H erren sich b esonders m it derartigen F ra g en b e sc h ä f­

tig e n m uß.

N eb en dieser Sondergruppe „ W erk sto ffsa ch v erstä n d ig e“

b en ö tig en die V erein e auch eine größere A n z a h l v o n In ­ gen ieu ren , die sich außer ihrer ob en gek en n zeich n eten am tlich en T ä tig k e it a u f dem G eb iete des D a m p fk e ss e l­

w esen s m it beson d erer V orlieb e sä m tlic h e n F ra g en der W ärm e- un d K ra ftw irtsch a ft w id m en .

E s w ird k ein esw eg s v e r la n g t, daß solch e S o n d erk en n t­

n isse sch on a u f der H o ch sch u le im a u sreich en d en Maße erw orben sein m ü ssen . D ie B e d in g u n g en für d ie A u fn ah m e ein es D ip lo m -In g en ieu rs in d ie d a m p ftech n isch en A b te i­

lu n gen der D a m p fk essel-Ü b erw a c h u n g s-V erein e fordern vielm eh r n eb en der D ip lo m p rü fu n g e i n e m i n d e s t e n s z w e i j ä h r i g e P r a x i s , v o n der nur die H ä lfte in B etrie b e n des D a m p fk esselb a u es oder in größeren D a m p fk essel- B etrie b sa n la g en a u sg eü b t sein m u ß . E s k a n n im m er w ie ­ der fe s tg e ste llt w erd en , daß ein großer T e il der B ew erb er auch solch en A n sp rü ch en n ic h t g e n ü g t. D esh a lb sollte m an zw eck m ä ß ig die S tu d ieren d en sch o n im V erlaufe des S tu d iu m s a u f den B eru f ein es D a m p fk essel-Ü b erw a c h u n g s­

in gen ieu rs h in w eisen u nd sie m it d en zu erfü llen d en V or­

au ssetzu n g en v ertra u t m a ch en . D er E rlaß des preu ß isch en M inisterium s für H a n d e l u n d G ew erbe v o m 2 8 . N o v em b er 1906 — I I I 8010 — e n th ä lt im ein z e ln e n d ie B e s tim ­ m u n g en ; im b eso n d eren is t er durch E rlaß v o m 22. S ep ­ tem b er 1928 — I I I 51 1 9 , IG 2461 — a b g eä n d ert. D e m ­ gem äß g elten zur Z eit n a ch steh en d e B estim m u n g en :

„ B e i der A n n a h m e ein es In gen ieu rs h a t d ieser sein e p ra k tisch e u n d th e o r e tisc h e V o rb ild u n g (in le tz te r H in sich t a u ch in b ezu g a u f B a u k o n stru k tio n sleh re) durch V orlegu n g der Z eugnisse über sein e p ra k tisch e A rb eitszeit, sein en S tu d ien g a n g u n d ü b er die A b ­ leg u n g der D ip lom p rü fu n g m asch in en - oder e le k tr o ­ tech n isch er F a ch rich tu n g an ein er te c h n isc h e n H o c h ­ sch u le D eu tsch la n d s (so m it auch der A b itu r ie n te n ­ prüfung, so w e it n ich t die P rü fu n g so rd n u n g en e in ­ zelner H o ch sch u len gewdsse U b erg a n g sfristen fü r Stu d ieren d e ohne R eifep rü fu n g zu ließ en ), sow ie sein e tech n isch e B efä h ig u n g durch V orlegu n g der Z eu gn isse über eine (zw eck en tsp rech en d e) P ra x is v o n m in ­ d esten s zw ei J ah ren n ach dem S tu d iu m n a ch zu w eisen . D em A n trag a u f Z u lassu n g des In g en ieu rs is t ein L eb en sla u f u nd die E rklärung des In g en ieu rs b e iz u ­ fü g en , daß er die V erp flich tu n g ü b e r n im m t, k e in e r N eb en b esch ä ftig u n g n a ch zu g eh en , die ih n m it se in e m A m t in W iderspruch b rin gen k an n . A n trä g e a u f V er­

leih u n g v o n B efu g n issen zur Ü b erw a ch u n g v o n D a m p fk esseln k ö n n en in n a ch steh en d er R e ih e n fo lg e b ei dem M inisterium für H a n d el u nd G ew erbe g e ­ s te llt w e r d e n :

D au er der P ra x is nach

der D ip lo m p rü fu n g 24 36 48 M on ate u. m eh r A n trag a u f E rteilu n g der

1. B efu g n is n a ch 4 3 3 M o n a ten

l: : : l ! 9 19 ••

4 . 24 22 12

B ei d ieser R eg elu n g w erd en also die In g e n ie u r e u n ter B e r ü c k sic h tig u n g der v o r dem E in tr itt a u s­

g eü b ten P ra x is alle etwra n a ch A b la u f der g le ic h e n Z eitsp a n n e m it der E r te ilu n g der 4. B efu g n is rechnen

kön n en .

In d iesem Z u sam m en h än ge k an n jed o ch die Z e it der n a ch g ew iesen en P ra x is nur d ann anerkannt w erden, w en n sie m in d esten s zur H ä lfte in B etrie b e n <Jes

(3)

1 9 2 9 T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S V D D I 2 3

D am p fk esselb a u es oder in größeren D a m p fk essel­

b etrieb sa n la g en au sgeü b t w orden ist und auch die übrige Z eit der P raxis a u f G eb iete e n tfä llt, die m it dem D am p fk esselw esen Z usam m enhängen.“

D ie z w e i t e A r b e i t s g r u p p e u m fa ß t das G ebiet der K r a f t f a h r z e u g e . A u f ihm sind die Ingenieure der D a m p fk essel-Ü b erw achu n gs-Y erein e als S ach verstän d ige für die P rüfung v o n K raftfah rzeu gen und K raftfah rzeu g­

führern tä tig . Ihre A u fgab en regeln sich nach den G e­

setzen und V erordnungen über den K raftfahrzeugverkehr.

H ierb ei k om m t v o r allem die V erordnung v o m 16. März 1928 (R G B l. I S. 91 und 204), ferner die B ek an n tm ach u n g über K raftfahrzeugverkehr v o m 16. März 1928 (R M in. B l.

S. 121, 526 u. 561) in F rage. L etztere en th ä lt als A nlage 5 die „A nforderungen an die S a ch verstän d igen für die P rü ­ fu n g v o n K raftfah rzeu gen und K raftfahrzeugführern“ , die der W ich tig k eit halber im W ortlau t w iedergegeben w erden:

„W er v o n einer höheren V erw altungsbehörde als Sach verstän d iger anerkannt w erden w ill, m uß fo l­

genden V orschriften genügen:

1. E r h a t seine Sachkunde u nd U n p arteilich k eit dar­

zu tu n :

a) durch den N achw eis

1. eines ab geschlossenen S tudium s a u f einer tech n isch en H ochschule,

2. einer längeren, in sgesam t zw eijährigen prak­

tisch en In g en ieu rtä tig k eit vor oder nach b e­

en d igtem H och sch u lstu d iu m ; d avon m uß m in d esten s ein h albes Jahr a u f die T ä tig k eit in einer K raftfahrzeugfabrik oder einem von der obersten L andesbehörde als g eeign et an­

erkannten K raftfahrbetrieb en tfallen , 3. eingehender K en n tn is des B aues und Be- r triebes derjenigen B etriebsarten v o n K ra ft­

fahrzeugen, für deren P rüfung die A n erken­

nu n g als Sach verstän d iger b ean tragt ist, 4 . völliger S icherheit und G ew an d th eit in der

F ührung der B etriebsarten u nd K lassen v o n K raftfahrzeugen, für die der Bew erber die A nerkennung als S achverständiger für die A bnahm e v o n Führerprüfungen b ean tragt;

die V orlage des Führerscheins genügt n ich t, 5. eingehender K en n tn is der gesetzlich en und

p olizeilichen V orschriften über K raftfahr­

zeugverkehr;

b) durch die V ersicherung, daß er in keinem A b ­ h än gigk eitsverh ältn isse zur K raftfahrzeugindu­

strie steh t.

II. D er N ach w eis zu Ia 3, 4 und 5 ist durch eine P rü ­ fu n g vor einer v o n der obersten Landesbehörde b e­

stim m ten S telle zu erbringen.

Für die D am p fkessel-U berw achungs-V ereine ist es außer- ,e. ordentlich schw er, N ach w u ch s zu erhalten, der diesen

Forderungen, ganz besonders denen des A b satzes 2 , g e ­ n ü gt. Zwar sind die darin en th a lten en B estim m u n gen an und für sich n ich t ein d eu tig , denn m an k an n , v o n A u s­

nahm en abgesehen, im allgem ein en v o n einer Ingenieur­

tä tig k eit, die vor dem H o ch sch u lstu d iu m g eleiste t ist, nich t sprechen. D ie B ed in gu n g aber, daß v o n der zw ei­

jäh rigen T ä tig k eit m in d esten s 1/2 Jahr in einer K raftfahr­

zeugfabrik oder einem v o n der obersten L andesbehörde als geeign et anerkannten K raftfahrbetrieb g eleiste t sein ire m uß, erfüllen so w enige H erren, daß b ei der im m er stärker IS. zunehm enden T ä tig k eit der V ereine a u f diesem G ebiete ,n g eeign ete B ew erber n ich t zu finden sind. Man wird also .fl einerseits für die klarere Fassung des A b satzes 2 ein zu ­

treten haben, andererseits aber dürfte der M angel an ent- r sprechenden D ip lom -In gen ieu ren w iederum zum T eil au f

die T atsach e zurückzuführen sein, daß den ju n gen Herren die B ed in gu n gen u n b ek an n t sind.

D ie d r i t t e G r u p p e der h a u p tsä ch lich en A rb eitsgeb iete der V ereine betrifft das A u f z u g s w e s e n . D ie hierfür zu­

gelassen en am tlich en S ach verstän d igen hab en die E n t­

w ürfe für jed e b ea b sich tig te A nlage zu n äch st vorzuprüfen;

die fertig g estellte A n lage darf erst nach der erfolgten A b ­ nahm e durch den S a ch verstän d igen in B etrieb genom m en w erden. D an eb en w erden die b esteh en d en A u fzu gsan lagen in regelm äßigen A b stä n d en und auch u n erw artet a u f ihre B etriebssich erheit geprüft.

A uch das A u fzu gsw esen h at einen früher n ich t geah n ten A u fsch w u n g genom m en. H e u te b e sitz t jed es zeitgem äß e G ebäude eine A ufzu gsan lage. D a sie häufig auch v o n u n ­ g esch u lten K räften b ed ien t w ird, is t ihre lau fen d e Ü b er­

w achung durch S ach verstän d ige im In teresse der A ll­

gem ein h eit unerläßlich.

D ie A ufzüge selb st haben h eu te vorw iegen d elektrischen B etrieb . D esh alb m uß der S ach verstän d ige n ic h t nur m it ihrem m ech an isch en A u fb a u , sondern auch m it dem e le k ­ trisch en A ntrieb ein geh en d v ertra u t sein. W ährend bis vor kurzem die E rnennung zum A u fzu g s-S a ch v erstä n d ig en abhängig w ar v o n dem B esitz der zw eiten K esselb efu gn is, ist durch den E rlaß v o m 27. S ep tem b er 1928 — II I 6482 II — eine N eu regelu n g getroffen. Sie b esa g t:

„ D ie A nerkennung eines Ingenieurs als S a ch v er­

ständiger für A ufzüge aller B au arten kan n erfolgen, w en n seine E ign u n g und Sachkunde n ach gew iesen w ird durch

1. ein ab geschlossenes S tu d iu m der m aschinen- oder elek tro-tech n isch en F ach rich tu n g a u f einer d eu t­

schen tech n isch en H och sch u le,

2. eine längere, in sg esa m t m in d esten s zw eijährige prak tisch e In g en ieu rtä tig k eit nach b een d ig tem H och sch u lstu d iu m und zw ar außerhalb eines D am p fk essel-Ü b erw achu n gs-V erein s,

3. die Z ugehörigkeit zu einem D a m p fk essel-Ü b er- w ach u n gs-V erein,

4. genaue K en n tn is der g esetzlich en und polizeilicŁen V orschriften über E in rich tu n g und B etrieb v o n A ufzügen,

5. eine g eeign ete Sonderausbildung, die darin b e ­ ste h t, d a ß :

a) der B ew erber die nach der D iplom prüfung unter Ziffer 2 geforderte zw eijährige praktische T ä tig k eit au sschließlich in der A ufzüge b a u en ­ den In d u strie zw eck en tsp rech en d au sgeü b t und außerdem im D ien ste eines D am p fk essel-Ü b er- w achungs-V ereins m in d esten s 3 M onate lan g unter A u fsich t eines b ereits an erk an n ten S ach ­ verstän d igen an V orprüfungen, A b n ah m ep rü ­ fu n gen und regelm äßigen U n tersu ch u n gen v o n A ufzügen aller A rt teilg en o m m en h a t, oder b) der B ew erber in sg esa m t m in d esten s d reiviertel

Jahre lang, davon m in d esten s drei M onate lang w ie vorsteh en d unter A u fsich t eines b e ­ reits an erkannten S a ch verstän d igen , b e i einem D am p fk essel-Ü b erw achu n gs-V erein tä tig g e ­ w esen is t, ferner eine w eitere Sonderausbildung erfahren und außerdem an dem A u fb a u eines A ufzuges gem äß den hierfür g elten d en R ic h t­

lin ien teilg en o m m en h a t.

D er N ach w eis zu Ziffer 1 u nd 2 sow ie zu Ziffer 5a b ezüglich der p raktischen T ä tig k eit is t durch V orlage der entsp rech en d en Z eugnisse, der so n stig e N a ch w eis zu den Ziffern 3 bis 5 durch B esch ein igu n g des v e r ­ an tw ortlich en V ereinsleiters zu erbringen.

D ie unter Ziffer 5b geforderte „ w eitere Son d erau s­

b ild u n g“ k ann durch die erfolgreiche T eiln ah m e an einem Lehrgang für S a ch verstän d ige b ei der A u fzu g s­

prü fstelle des D eu tsch en A u fzu gsau ssch u sses oder an ein em für d iesen Z w eck ab g eh a lten en Sonderlehrgang des Z entral-V erbandes der P reu ß isch en D a m p fk essel-

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2 4 T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S V D D I 1 9 2 9

Ü b erw ach u n gs-V erein e, im B ed arfsfälle auch durch sach gem äß e E in zela u sb ild u n g n ach M aßgabe der h ier­

für g e lte n d e n R ich tlin ien erw orben w erd en .“

S cb on die v o rsteh en d en A u sfü h ru n gen zeigen , daß die D am p flcessel-Ü b erw ach u n gs-V erein e h eu te a u f den v e r ­ sch ied en sten te ch n isch en A rb eitsg eb ieten b e sc h ä ftig t sind.

Im Z u sam m en h an g m it dem D a m p fk esselw esen h ab en wir b ereits die v ie lse itig e T ä tig k eit in der W ärm e- u nd K r a ft­

w irtsch a ft erw äh n t. F a st alle Ü b erw a ch u n g sv erein e h ab en eigen e elek tro tech n isch e A b teilu n g en , die sich m it allen F ragen der Z u stan d sp rü fu n g v o rh a n d en er A n la g en , der B era tu n g b e i N eu a n la g en b efassen .

W en n gleich b ei der h eu tig en tech n isch en E n tw ick lu n g sow oh l für das K raftfah rzeu gw esen als auch für die A u f­

züge m ehr d en n früher S on d erfach leu te b e n ö tig t w erd en , so b leib en den n och n a ch w ie v o r die K esselb efu g n isse die w ic h tig ste U n terla g e für die T ä tig k e it in ein em D a m p f­

k essel - Ü b erw a ch u n g s-V erein . In P reu ß en k ön n en die K esselb efu g n isse im V erlaufe einer 4jäh rigen V e r e in stä tig ­

k e it v o n d en jen igen D ip lo m -In g en ieu ren erw orben w e r d e n ,

die den A u fn a h m eb ed in g u n g en der b esp roch en en ersten G ruppe en tsp rech en . W en n sie d a n eb en auch die V o ra u s­

setzu n g en der 2. u n d 3. G ruppe erfü llen , so is t ihre g le ic h ­ zeitig e A n erk en n u n g als S a ch v erstä n d ig e a u f d en b e ­ n a n n ten G eb ieten eb en falls m ö g lich . D arü b er h in a u s is t ü b rigens die T ä tig k e it b ei ein em D a m p fk essel-Ü b er- w ach u n g s-V erein ein e so v ie lse itig e , daß dem ju n g e n N a c h ­ w u ch s s te ts G eleg en h eit g eb o ten is t, den b eson d eren N eig u n g en en tsp rech en d a u f S o n d erg eb ieten B e sc h ä f­

tig u n g zu finden.

W ie w ied erh o lt g esa g t, fe h lt es zur Z eit an der g e n ü g e n ­ den A n za h l g eeig n eter B ew erb er. D a h er g eb t u n sere B itte an die m a ß g eb en d en S tellen , sch o n die S tu d ieren d en a u f die E ig en a rt des B eru fes als Ü b erw a ch u n g sin g en ieu r h in ­ zu w eisen . B e i g eeig n eter A u sb ild u n g k ö n n en die ju n g en D ip lo m -In g en ieu re in d en D a m p fk essel-Ü b erw a c h u n g s- V erein en n ic h t nur frü h zeitig ein g esich ertes U n terk o m m en , sondern au ch ein e L e b e n sste llu n g fin d en .

O b e rstu d ie n d irek to r Dr. WEINREICH, Stettin :

T E C H N I K U N D S P R A C H E I

n tech n isch en Z eitschriften haben v ersch ied en t­

lic h k lu g e Beurteiler darauf h in gew iesen, daß die A n ­ erkennung des Ingenieurs als eines hervorragenden Trägers unserer h eu tigen K u ltu r sich noch n ich t voll habe d urchsetzen kön n en , insbesondere w eil der Mann der T at und des w erk tätigen Schaffens im ganzen genom m en zu w enig N eig u n g h abe, die u n ­ geheure M acht des geschriebenen und gesprochenen W ortes au szu n u tzen .

In seinem tiefgründigen B uche „E rfindung und Erfinder“ schreibt A. D u B o i s - R e y m o n d : „V iele v o n denen, die sich in der W erk sta tt m it S tah l und E isen , D a m p f und F euer herum schlagen, können es n ich t vor G ericht, da ih n en die W affe des W ortes n ich t zu G ebote s te h t.“

In der T a t ist es kein G eheim nis, daß n ich t bloß vor den Schranken des G erichts, sondern auch in v ielen anderen G ebieten des öffentlichen Lebens eine gesch ick te D arstellu n g oft genug über redliche nüchterne S ach lich k eit den Sieg davon trägt. Es m ag daher klug und v o rteilh a ft für den V ertreter tech n isch en D enkens und Schaffens sein, w enn er sich der herrschenden Ü berschätzung des W ortes mehr anpaßt und so m it L ist und K lu g h eit erschleicht, was eigen tlich sein unantastbarer R echtsanspruch ist, näm lich die A nerkennung seines Führerberufs in unserer h eu tigen K ultur.

Meine W ü n sch e gehen freilich in anderer R ich ­ tu n g ! N ich t im W ege der A np assu n g, sondern in u n erb ittlich em K am pfe m öge der Ingenieur der H err­

sch aft der Phrase b egegn en ! A u f den Mann der T echnik setzen h eu te ihre H offnungen alle, die es m üde sind, sich an W orten zu berauschen und den G ötzen d ien st des S ch w ätzertu m s w eiter m itz u ­ m achen.

Mit allem N achdruck so llte er sich im m er w ieder zu dem A usspruch M a x E y t h s b ek en n en , daß W ort und W erkzeug gleich b erech tigte D iener des G eistes sitid. Zwar sind sie n ich t g l e i c h a r t i g : D as W ort ist

en tsch ied en der behendere, jed es W inks gew ärtigere D iener. Aber er verm ag n ich t, w as das W erkzeug le iste t: den Frierenden K leid u n g un d den H u n gern ­ den B rot zu verschaffen. U n d w en n die O berflächlich­

keit m ancher „ G eb ild ete n “ der T ech n ik ein K a in s­

zeichen anheften m ö ch te, w eil sie unser In d u str ie ­ zeitalter m it seinem H asten un d J agen , m it seinen sozialen G ebrechen un d sein en K lassen k äm p fen heraufgeführt habe, so m uß die G egenfrage lau ten , ob denn das W ort n ich t auch m iß b rau ch t w erden könne und ta tsä ch lich zu L ug un d T rug, V erleu m ­ dung und Verrat m ißbraucht w erde!

D em zuw eilem an den In genieur gerich teten R a t, m ehr den E influß des geschriebenen und gesprochenen W ortes zu eigenem V orteil ein zu setzen , k an n m an nun m it noch größerer B erech tig u n g u m gek eh rt die Forderung en tg eg en stellen , unsere Sprache m üsse beim W erkzeug, bei der T ech n ik , beim In gen ieu r in die Schule gehen!

E in solches V erlangen m ag zu n äch st w underlich genug erscheinen. E s sorgfältig und er n sth a ft zu begründen, ist aber gerade der eig en tlich e G egen­

stan d der n ach folgen d en A usführungen.

D er D eu tsch e Sprachverein b em ü h t sich seit vielen Jahren, einer bedauerlichen E n ta rtu n g unserer d e u t­

schen Sprache en tgegen zu w irk en , b ei der gerade unsere G ebildeten sch u ld ig befu n d en w e r d e n : dem u n ­ seligen H ang zur F rem d tü m elei! W er aber genauer a u f horcht, der findet neb en dieser m ehr äußerlichen F rem d w örtersu ch t ein tiefer sitzen d es Ü b el in unserer Sprache verborgen.

W enn wir aufm erksam den R ed en zuhören, die bei uns gehalten w erden, w enn w ir die A u fsätze zerglie­

dern, die in unseren Z eitsch riften und Z eitungen zu lesen sind, dann erkennen wdr gar bald, daß dje g eistige H an d sch rift unserer. G ebildeten — ihr Stil — E ig en tü m lic h k eiten au fw eist, die als A nzeichen einer gew issen V erbildung unserer G eistes ged eu tet werden m ü ssen : D ie Sprache, die wnr in unseren allgem ein.

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1 9 2 9 T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S V D D I 2 5

bildenden Schulen lernen und lehren, bevorzugt zu frühzeitig und zu ein seitig das rein B egriffliche und entfernt sich zu sehr von dem nährenden U rboden aller E rk en n tn is, der sinnlichen A nschauung. Zwar sind, w ie es K a n t ausgedrückt hat, A nschauungen ohne Begriffe blind, aber ebenso richtig ist seine H in ­ zufügung, daß Begriffe ohne A nschauungen leer b leib en .

W er sich einm al die Mühe m acht, die W orte unserer Sprache eines nach dem anderen a u f die G old­

w aage zu legen, die den wahren sinnesanschaulichen G ehalt fe ststellt, der m acht schnell die beschäm ende E n td eck u n g, daß v iel leere Begriffe im Verkehr sind.

Man m acht es m it ihnen n ich t anders wie m it G eld­

m ünzen oder G eldscheinen: m an nim m t sie und gibt sie, ohne sich lange darüber G edanken zu m achen, ob sie vollw ertig, echt und unverfälscht s in d !

Soll unsere Sprache wieder kraftvoll und gesund w erden, so m üssen wir der hier getriebenen F a lsch ­ m ünzerei durch A blehnung unechter Münzen im Sprachgebrauch das H andw erk legen!

E s feh lt n ich t an ernsthaften V ersuchen, die W äh­

rung unserer W orte im T auschverkehr unserer Sprache wieder gesund und zuverlässig zu m achen.

D aß die G olddeckung einer vertrauensw ürdigen W ährung hier nur die sinnesanschauliche E rkenntnis sein kann, das ist es, was unter der H errschaft der Phrase v ielleich t übersehen wird. A u f welchem W ege allein die G esundung gefunden werden kann und w elcher B eru f dabei gerade dem Ingenieur zufällt, das wird niem andem m ehr zw eifelhaft bleiben, der etw a den 1912 in dieser Zeitschrift*) erschienenen A ufsatz von C. W e i h e „A nschauliches und begriff­

liches D enken“ m it A ufm erksam keit durchliest.

W as in unserer üblichen Spracherziehung gesündigt wird, hat v ielleich t niem and schonungsloser an den Pranger gestellt, wie A r t h u r S c h o p e n h a u e r in einem K ap itel „Ü ber E rziehung“ seiner „Parerga und P aralipom ena“ . D ort sagt er: „H ingegen bei der kün stlich en E rziehung wird durch V orsagen, Lehren und L esen der K op f v o ll Begriffe gepfropft, bevor noch eine irgend ausgebreitete B ek an n tsch aft m it der anschaulichen W elt da is t.“

Es ist in der T at so, daß unser G eist vielfach von frühester Jugend an in ein unnatürliches P rokrustes­

b ett logisch-begrifflicher Schulung gesteckt wird und nun zeitlebens die Spuren solcher M ißhandlung m it sich herum trägt. Man sehe sich nur die R ede- und Schreibw eise vieler unserer sogenannten G ebildeten an. Ihr feh lt die unm ittelbare Bezugnahm e au f E r­

fahrung, B eob ach tu n g und A nschauung; ihre Sprache ist infolge des Vorherrschens abstrakter Begriffe u n ­ anschaulich, blutleer und blaß geworden. Es feh lt ihr alle K raft des unm ittelbaren sinnlichen E in ­ drucks; sie ist bilderarm und daher w irkungslos und langw eilig.

D enen aber, die im rein begrifflichen D enken den H öhepunkt unseres G eisteslebens bew undern, kann nicht eindringlich genug entgegengehalten werden, daß es der gesunde G eist besonders des ju gen d ­ lichen M enschen in der dünnen L uft zu w eit ge­

triebener A bstraktion nie lange au sh ält, ohne von

*) Z. d . V .D .D .I . 1912, S. 322 u . f .; a u c h a b g e d r u c k t im 5. J a h r ­ b u c h d e r S c h o p e n h a u e r- G e s e lls c h a ft, K ie l 1916, S. 207.

Sehnsucht nach der sprudelnden Quelle lebendiger E rkenntnis, nach der S innesanschau ung gepackt zu werden, D ort haben auch im m er die großen Führer unserer K u ltu ren tw ick lu n g für ihre geistige Ju g en d ­ kraft W asser des Lebens geschöpft. W . D i l t h e y w eist z. B . a u f die ungeheure K raft der sinnlichen und sachlichen A nschauungen eines S h a k e s p e a r e hin, der etw a vo n F alk en und Falkenjagd rede w ie einer, der sein Leben lang als Jäger zugebracht hat.

D as aber h at sich in der Sprache des großen D ichters unverkennbar ausgeprägt. „S ein e Sprache war noch erfüllt vo n sinnlicher und bildlicher K raft. Sehen war noch m it dem D enken untrennbar verb u n d en .“

D ie anschauliche E rkenntnis ist n ich t nur die sicherste und ein leu ch ten d ste unter den m en sch ­ lichen E rkenntnisw eisen, sondern ihr w ohnt auch eine durch nichts zu ersetzende sprachbildende K raft inne. D enn sie drückt sich in einer Sprache aus, die jederzeit den bezeichneten G egenstand aufw eisen kann und darum das zuverlässigste W erkzeug der gegenseitigen V erständigung der M enschen über die W ahrheit darstellt.

In einem jü n gst erschienenen, v iel b each teten Buche vo n B r o d e r C h r i s t i a n s e n „D ie K u n st des Schreibens“ werden m it scharfen W orten die ab­

genutzten Schablonen unseres h eu te verbreiteten Stils bekäm pft und ganz in unserem Sinne Forde­

rungen au fgestellt, die es verdienen, im W ortlaut verbreitet zu werden. D a heißt es z. B .: „T rachten Sie allzeit nach anschaulichem A usdruck und b e ­ schränken Sie kräftig den Gebrauch von Begriffs­

w örtern. Ihre Sprache soll den B oden der Sinne nur verlassen, wo der G egenstand sie abzw ingt und selbst da spüre m an ihre H eim at an ihrem H eim w eh .“

U nd an anderer Stelle sagt er: „W o im m er Sie können, gehen Sie au f die ursprüngliche B edeutung der W örter und W endungen zurück!“

Hier liegen nun auch zu einem erheblichen Teile die A nsprüche der N aturw issenschaften a u f B erück­

sichtigung im B ildungsplan unserer allgem einbilden­

den Schulen unabw eisbar begründet. Mit ihrer Pflege der A nschauungskraft und ihrer Schärfung der B eobachtungsgabe erfüllen sie aber n ich t nur einen notw endigen B eruf bei der Schulung des G eistes, sondern dam it erw eisen sie sich auch sprach­

schöpferisch und stilbildend in hohem Maße. Man darf sich freuen, diesen T atb estan d aus berufenstem Munde anerkannt zu w issen. G elegentlich einer 1926 in S tettin stattfindenden V ersam m lung der D irek­

toren Pom m erns hat M inisterialrat R i c h e r t , der V ater der neuen preußischen U nterrichtsreform , ausdrücklich festg estellt: „In d em z. B. die N a tu r­

w issenschaft eine B eschreibung eines G egenstandes, die D arstellung eines Vorganges v o n den Schülern verlangt, leistet sie für die stilistisch en F äh igk eiten des Schülers in der D arstellung sachlicher Z u­

sam m enhänge n ich t weniger als der D eu tsch u n ter­

richt, w enn er v om Obersekundaner einen E rleb n is­

aufsatz schreiben läß t. D ie S ach lich k eit der D ar­

stellung, eine einfache nüchterne, aber zutreffende B eschreibung, ein einfaches P rotokoll ist etw as, was gefordert werden m u ß .“

Freilich darf m an die B eiträge, die ein gut ge­

leiteter naturw issenschaftlicher U nterricht für die Spracherziehung und S tilb ild u n g zu leiste n verm ag

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2 6 * T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S V D D I . 1 9 2 9

n ich t ü b erschätzen und soll daher n ich t U n m ö g ­ lich es v o n ih m verlangen. D ie G egenstände der n atu rw issen sch aftlich en E rk en n tn is sind eben G egen­

stän d e der N atu r. U nd daher führt auch der A n ­ te il der N atu rw issen sch aften bei der S ch u lu n g der sprachlichen A usdrucksfähigkeit n ich t über diesen B ereich hinaus. M enschliches Tun und Schaffen b leib t im ganzen jen seits der Grenzen dieser U n te r­

rich tsstu n d en oder findet h öch sten s in ihren R a n d ­ gebieten vorübergehend einm al E inlaß. D ie S ch u ­ lung der A n sch au u n g und die m it ihr H and in H and gehende Spracherziehung würden also ein seitig aus- fallen, w enn sie sich a u f das R eich der N a tu r b e ­ schränken w ollten .

D ie hier vorhandene Lücke au szufüllen, b ietet sich nun die T echnik an! Man h at ihr bisher nur ungern die Tore der allgem einbildenden Schule geöffnet. Man h a tte allerhand M ißtrauen gegen sie. Aber schon die D ien ste, die sie bei der S chulung unserer A n ­ schauung und bei der B ild u n g des Stils unserer Sprache zu leisten verm ag, sollten kleinliche und a u f irrtüm lichen V oraussetzungen beruhende B e ­ denken bezüglich ihres B ildungsw ertes hinfällig m achen.

D ie T echnik näm lich ist die berufene Führerin in einer W elt, die leider bisher im B ildungsp lan unserer Schulen gar zu sehr vern ach lässigt w orden ist: die W elt der schaffenden A rbeit! D ie Ä ch tu n g, die einst vo n der p laton isch -aristotelisch en P h ilosophie über die N ü tzlich k eit w erk tätigen Schaffens ausgesprochen wurde, hat sich als verh än gn isvolles V erm ächtnis a u f unsere K ultur vererbt. Man n en n t solchen S tan d ­ p un k t stolz „ Id ea lism u s“ und übersieht dabei, daß w irklichen W ert nur der n ü tzlich e a u f N äch sten h ilfe ein gestellte Id ealism u s der schaffenden T at h a t, und m an übersieht w eiter, daß zw ischen der Förderung des eigenen N u tzen s und der A rbeit zum N u tzen der M itm enschen noch ein him m elw eiter U n ter­

schied klafft. E rst w enn dieser U n tersch ied b e­

griffen worden ist, wird auch das Gerede vom B a ­ n ausentum und. M aterialism us der T echnik v er­

stum m en.

A llererst dann wird es in unseren Schulen auch freie B ahn für die B ild u n gsw erte der T echnik geben!

U nd da wird m an dann die E n td eck u n g m achen, daß die so n otw en d ige soziale B ild u n g der a u f unseren höheren Schulen heranw achsenden k ü n ftigen Führer des V olkes sich hier u n gesu ch t einfügen lä ß t, insofern die B etrach tu n g der M aschine auch den Mann an der M aschine m it seinem T un und D en k en , m it seinen Sorgen und M ühen vor A ugen führt. U nd m an wird w eiter finden — und das soll der eigen tlich e G egen­

stan d unserer jetzig en B etra ch tu n g sein — daß auch die A usdrucksfähigkeit unserer Schüler en tw ick elt u n d erheblich bereichert wird. D ie Sprache unserer K inder wird an A n sch au lich k eit, B ildkraft und S in n en fälligk eit gew innen, w enn sie dem Mann im B au ern k ittel zuschauen, der schw eren S ch rittes hinter dem Pfluge ein h ersch reitet, oder w enn sie sich m it dem M anne in der A rbeitsbluse u n terh alten , der am S chraubstock oder vor dem W eb stu h l steh t.

D ie W elt des G ewerbefleißes m uß h eu te jede S chule um so m ehr planm äßig in ihren U n terrich ts­

stoff einbeziehen, als unserer Ju gen d , im G egensatz zu früheren Z eiten , die S tä tte n der G üter erzeugenden

A rbeit vielfach durch hohe F abrikm auern v e r ­ schlossen sind, deren Tore die b ek an n te A u f s c h r i f t

tragen : „ U n b efu g ten ist der Z u tritt v e r b o te n .“

D ie H erstellu n g unserer G ebrauchsgegenstände v o llzo g sich in früheren Jahren im ganzen sozusagen vor aller A u gen , und zum G eiste des h eran w ach sen ­ den K indes redeten a u f S ch ritt und T ritt die w irk ­ lich leb en d en B ilder des h an d w erklichen Gewerbe- fieißes und der noch v ö llig übersehbaren B etrieb e in der L an d w irtsch aft.

H eu te ist die schaffende A rbeit v ielfa c h im G roß­

betrieb aufgegangen und so den lernbegierigen B lick en unserer Ju gen d en tzogen . D a m it ist nu n aber n ich t nur eine bedauerliche E in b u ß e an gesunder B eo b a ch ­ tu n gsgab e und eine verh ä n g n isv o lle E in se itig k e it in der S chulung unserer D en k k raft v erb u n d en , sondern auch unsere sprachliche S ch öp fertätigk eit un d unsere sprachliche Ä u sd ru ck sfäh igk eit drohen in gew isser W eise zu verküm m ern. U nsere Sprache verarm t, sie verliert ihre B ild k raft, sie wird b lu tleer, v er­

w aschen und ausdruckslos! Sie flieh t die grünen W ä l­

der und W iesen der A n sch au u n g und verirrt sich in die S tein w ü ste der zu w eit getrieb en en A b stra k tio n ! D ie leb en svollen W orte für alle ursprünglichen E in zelh eiten schaffender A rbeit und für alle bei ihr g eh an d h ab ten W erkzeuge gehen m ehr un d m ehr v e r ­ loren oder w erden für das T alm igold farbloser B e ­ griffswörter d a h in g eg eb en !

W as hier an edelstem S prachgut b ereits v e r ­ schleudert w orden ist oder v o n Preisgabe bedroht w ird, das k om m t heraus, w enn m an unser h eu tiges Z eitungsdeutsch in seiner durchgängigen V erbildung und E n ta rtu n g und die Sprache des w erk tätigen V olkes n eb en ein an d erstellt!

W ie in der G esch ich te unseres V olkes röm ische R echtsbegriffe die R edew eise verfä lsch t h ab en , die ein stm als urgerm anischem R ech tsem p fin d en als A u s­

dru ck sm ittel d ien te, so ist nun a u f v ielen G ebieten der K u ltu r an der Sprache unserer V äter gefrevelt worden.

. V on der ganzen Größe des hier zu beklagenden V erlustes bekom m en wir eine V orstellu n g, w en n wir einm al einige B ücher zur H and n eh m en , in denen altes Sprachgut noch leb en d ig ist.

D ie kleine A u sw ah l, die hier geb oten w erden soll, läßt zugleich d eu tlich w erden, daß besonders in der Sprache m ittelalterlich er T ech n ik un d lä n g st v er­

storbener G ewerbe ein u n ersch öp flich er R eich tu m edelster Schätze vorhanden ist. V iele dieser v er­

sch ü tteten Sprachgüter verd ien en es, u n ter dem S ch u tt w ieder hervorgezogen zu w erden. D as ist e i n e r der Gründe, die für eine E in b ezieh u n g der K u ltu rg esch ich te der T ech n ik in den Lehrplan unserer allgem einbildenden S chulen sprechen. Wir m üssen wieder lernen, „H am m er und A m b oß “ ,

„ S ch lä g el und E isen “ , „P flu gsterz“ un d „ K e lte r ­ presse“ als k raftvolle B ilder unserer R ed e zu g e­

brauchen, wir m üssen begreifen, daß etw a die R ed e­

w en d u n g „V om ersten H ah n en sch rei bis zur letzten E u len flu ch t“ oder die A u s s a g e : „E r iß t w ie ein D rescher“ durch ihre N atu rb ezogen h eit und L eb en s­

nahe m ehr w ert sind als die B lü ten des überladenen S tils unserer T age.

In der A bh an d lu n g vo n G o t t f r i e d V i l h e l m L e i b n i z „Ü b er die b este V ortragsw eise des P h ilo ­

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1 9 2 9 T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S V D D I 2 7

sop h en “ (1670) findet sich eine Stelle, die von dem hohen S tan d e der d eutschen T echnik besonders im m ittelalterlich en Bergbau redet und in klarer W eise auch ihre sprachschöpferische K raft b eto n t. D ort h eiß t es: „ D en n das D eu tsch e ist überaus reich und allseitig a u sg esta ttet m it A usdrücken für das W irk­

lic h e , zum N eid aller anderen V ölker. Sind doch die Gewerbe und unter ihnen besonders die H andw erke seit vielen Jahrhunderten von keinem V olke eifriger g ep fleg t w orden, so daß selb st die Türken in den griechischen und k lein asiatisch en Bergwerken d eu t­

sche Bergm annsw örter brauchen.“

D aß in der T at der schaffenden Arbeit gerade des m ittelalterlich en Bergm annes eine bew underns­

w ürdige sprach- und stilbildende K raft innew ohnte, dafür b esitzen wir in einer 1562 zu Nürnberg er­

schienenen P redigtensam m lung ein herrliches Zeug­

nis. D er T itel dieses B uches la u te t: „S arep ta oder B ergp ostill“ . Sein Verfasser ist ein gewisser J o h a n n M a t h e s i u s , der als G eistlicher im sächsischen B erg­

b au geb iet tä tig war und in vorbildlicher W eise als K anzelredner sich der V orstellu n gsw elt und Sprache seiner G em eindem itglieder anpaßte. Sein S til atm et den unverfälschten Erdgeruch des m ühseligen und gefahrvollen alten B ergm annslebens m it all seiner R om antik, seinem stillen H eld en tu m und m it seinen tiefen religiösen B edürfnissen. D ie Sprache der Männer m it Schlägel und E isen ist so wunderbar getroffen und die A npassung an die W elt, die sich im tiefen Schacht der Berge eröffnet, ist so innig er­

reicht w orden, daß wir aus diesem B uche die w ert­

vollsten kulturgeschichtlichen A ufschlüsse über die Technik und die L ebenshaltung im m ittelalterlichen B ergbau entnehm en können. U nd wer m öchte b e ­ zw eifeln, daß ein gu t T eil der sprachschöpferischen K raft des Bergm annssohnes M a r t i n L u t h e r aus der W elt des M ansfeldischen K upferbergbaus vererbt worden ist!

E in anderer K ronzeuge für die hinreißende Gewalt der Sprache, die durch ihre A nschaulichkeit den Zu­

sam m enhang m it dem V olkstum des H andwerkers und Bauern aufrechterhält, ist jener A b r a h a m v.

S a n t a C l a r a , der uns aus der K apuzinerpredigt in S c h i l l e r s „W allen stein “ eine w ohlvertraute Figur gew orden ist. Man h at ihn m it R echt den Schöpfer des tech n isch en W ortspiels genannt, und die Schlag­

fertigk eit seiner Zunge hat er sich vor allem dadurch erworben, daß er m it scharfen spähenden A ugen die M enschen bei ihrer W erktagsarbeit im m er wieder b eob ach tete. Sein 1699 erschienenes B uch: „E tw as für alle“ . D as ist: „E in e kurze Beschreibung allerley Stands-A m bts u. G ew erbs-Persohnen“ bew eist es zur Genüge.

W ie gerade E inblicke in die verschiedensten P ro­

vinzen des R eiches der schaffenden A rbeit die A u s­

drucksfähigkeit des Schülers zu entw ickeln, ja sogar das Erlernen frem der Sprachen zu fördern im stande sind, das h at erstm alig m it allem N achdruck jener böhm ische Pädagoge A m o s C o m e n i u s b eto n t, der

uns in seinem B ilderlesebuch „Orbis p ictu s“ nahezu alle dam aligen H andw erke und tech n isch en Betriebe neb st den B ezeichnungen der W erkzeuge vor A ugen führt.

Der innige Z usam m enhang zw ischen T echnik und Sprache kann n ich t geleugnet werden. A uch der le tz te Zw eifel m uß verstu m m en , w enn m an über die W irkung des W erkzeuges a u f das W ort einm al einige der grundlegendsten literarischen D ok u m en te unserer Sprach- und K ulturforschung zu R ate zieht.

Es gen ü gt, einige berühm te B ände den R egalen unseres Schrifttum s zu entnehm en und darin zu blättern. Wir greifen etw a das b ek an n te d eutsche W örterbuch der B r ü d e r . G r i m m (seit 1852) heraus.

W ie die T echnik die Sprache bereichert h at und wie daher ihre G eschichte eine Quelle w ertvollster sprachw issenschaftlicher A ufschlüsse werden kann, dem haben J a k o b u n d W i l h e l m G r i m m bei ihrem W erk durchaus R echnung tragen w ollen und daher vielfach aus dem angesehenen älteren te c h n o ­ logischen W örterbuch von J a c o b s s o n u n d R o s e n ­ t h a l (1781-84 bzw . 1793-95) geschöpft.

D iese U n zertrennlichkeit von T echnik und Sprache ist es ja auch, die einem W erk wie den „ F ü n f Büchern deutscher H ausaltertüm er“ des G erm anisten M o r i t z H e y n e sein besonderes Gepräge gibt und ihm dam it für im m er einen b evorzugten P latz in unserem k u l­

turkundlichen S chrifttum sichert. W enn hier z. B.

die G eschichte des deutschen W einbaus, der Jagd, des F ischfangs, des Backens und M ahlens, des Brauens, des W ebens, der Schm uckherstellung usw.

unter w eitgehender A nw endung sprachgeschicht- licher K enntnisse geschrieben wird, so h at unsere B etonung der Zusam m engehörigkeit von W ort und W erkzeug einen guten Sinn.

D ie E rkenntnis dieser T atsache ist ja auch der leiten d e Gedanke gew esen, der das Z ustandekom m en der berühm ten französischen E n zyk lop äd ie von d ’A l e m b e r t und D i d e r o t bew irkte. H ier wurde erstm alig m it dem V orurteil gebrochen, als seien nur rein geistesw issenschaftliche G egenstände in einer K ulturschau am P latze, und hier wurde nu n einm al E rnst gem acht m it der T atsache, daß neben dem W ort auch das W erkzeug als K ulturträger sein R ech t haben will.

W enn sich diese E in sich t erst einm al in den R eihen unserer Pädagogen verb reitet h a t, so wird dies auch besonders unserer je tz t zu sehr verflachten Sprach­

erziehung zum Segen gereichen. Bei jeder te c h ­ nischen B esichtigung, bei jedem M useum sbesuch, bei jeder W allfahrt zum D eu tsch en M useum in M ünchen, wird die W elt der T echnik n ich t nur ihren B eru f für kulturkundliche B elehrung, sondern auch ihre sprach- erzieherische K raft stets von neuem bew eisen.

Schw ätzertum und P hrasenkult haben dann ihr Spiel verloren. D er B undesgenossenschaft aber des Ingenieurs im K am p f gegen Sprachentartung und Sprachverfälschung darf unsere Schule von v o rn ­ herein sicher s e in !

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