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Technik und Kultur : Zeitschrift des Verbandes Deutscher Diplom-Ingenieure, Jg. 20, H. 1

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T e c h n i k u n d K u l t u r

Z E I T S C H R I F T DES V E R B A N D E S D E U T S C H E R D I P L O M - I NG ENI EU RE

Schriftleiter: ©¡pl.-Ottg. K. F. S t e i n m e t z

(2)

V

(3)

l e c h n i k u n d K u l t u r

E D □ 0 Z E I T S C H R I F T DES V E R B A N D E S

D E U T S C H E R D I P L O M - I N G E NI E U R E D E E D

Schriftleiter: 5DipL-3ng. K. F. S t e i n m e t z

H E F T 1 B E R L I N , 15. J A N U A R 1929 2 0 . J A H R G A N G

& ± j d z ^ w d d d d v d t k ± 3 d ^ f o d d d d d i ± k . ± j d d d d d d d d d d d d d d d d d d d d d d < : ± y d d d d d < : ± f o ' d d d t 5 &

Z U M N E U E N J A H R E !

M

it d em K a le n d er ja h r 1929 h a t d as 21. V e r b a n d s j a h r b eg o n n e n . H ier ist n ic h t d er R a u m , u m d ie A rb eit d es V erb a n d es in d ieser Z e itsp a n n e a u f­

z u z e ig e n u n d k ritisc h zu w ü r d ig en ; es er sc h e in t au ch n ic h t an der Z e it, ein en so lc h e n R ü c k b lic k zu w er fe n , o b sch o n so m a n c h e Z iele, d ie sich d ie G ründer d es V e r b a n d e s g e s te c k t h a tte n , erreich t sin d . A b er an d ere w ic h tig e F ra g e n u n se re s B e r u fs sta n d e s b lie b e n u n g e lö st, u m L e b e n sfr a g en des S ta n d e s h a t ein K a m p f e in g e s e tz t, der alle K r ä fte b ra u ch en w ird , u m ih n so zu b e e n d e n , d aß der B e r u fs sta n d der d e u tsc h e n te c h n isc h e n A k a d em ik er sein em E n d z ie ln ä h e r k o m m t:

als a n g e se h e n e r a k a d e m isch er S ta n d im R a h m e n der G e sellsch a ft zu ste h e n , e r fü llt v o n h o h er B e ru fsa u ffa ssu n g , m it E in flu ß im S ta a te , u m der G e sa m th e it u n d ih rer k u ltu r e lle n E n tw ic k lu n g m it aller E n er g ie d ien en zu k ö n n en .

D u rch 2 0 J a h re h in d u rch h a t d ie Z e i t s c h r i f t d es V erb a n d es sich in den D ie n s t der d e u tsc h e n D ip lo m -In g e n ie u r e g e s te llt, w ar V er fe ch te r ih rer S ta n d e s­

b e la n g e u n d d arü b er h in a u s des A n se h e n s u n d der W ü rd ig u n g der T e c h n ik in der Ö ffe n tlic h k e it. M it d em n eu en J a h re h a t ein W e c h se l in der S c h r iftle itu n g s t a tt g e fu n d e n . D ie le tz te n a c h t J a h re, d ie zu d en sc h w ie r ig ste n d es V er b a n d e s u n d der Z e itsc h r ift z ä h le n , h a t H err $ > ip l.-3n g. C a r l W e i h e in a u fo p fern d er u n d se lb s tlo s e r T ä tig k e it d ie Z e itsc h r ift g e le ite t u n d sie zu der h e u tig e n H ö h e g efü h r t. S e i n W u n sc h w ar es, m it d em J a h r e sw e c h se l sein e e h r e n a m t l i c h a u s g e ü b te S c h r iftle itu n g zu b e e n d e n . D ie d e u tsc h e n D ip lo m -In g e n ie u r e ste h e n t i e f in sein er S ch u ld . D er D a n k für sein e A rb eit u n d M ühe u m u n seren S ta n d k a n n nur e r s ta tt e t w erd en d u rch d ie H in g a b e aller an d ie Id e e des V er b a n d e s, d u rch d ie M ita rb eit an der w e ite r e n V e r fe c h tu n g sein er A u fg a b e n .

U n d d ie Z e itsc h r ift w ird v o n d em G e iste, d en er ih r g eg e b e n h a t, g etr a g en se in ; in se in e m S in n e w ird d ie Z e itsch rift w eite rg efü h r t w er d e n , der T e c h n ik u n d K u ltu r u n d d en d e u tsc h e n D ip lo m -In g e n ie u r e n d ie n e n d !

S c h r i f t l e i t u n g .

.c

(4)

2 T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S Y D D I 1 9 2 9

Z l l M S O J Ä H R I G E N B E S T E H E N D E S Ö S T E R R E I C H I S C H E N I N G E N I E U R - U N D A R C H I T E K T E N - V E R E I N S

I.

I

n der Z eit vom 15. bis 17. D ezem b er 1928 feierte der Ö sterreichische Ingenieur- und A rch itek ten -V erein zu W ien sein 8 0 jäh riges B esteh en . Er ist w ohl der ä l t e s t e V e r e i n t e c h n i s c h e r A k a d e m i k e r , der sich um das A nseh en und die G eltung der T echnik w ie ihrer Träger die größten V erd ien ste erw orben h a t. N eh en der P flege der tech n isch en W issen sch a ften — die Z eitsch rift des V ereins ersch ein t im 80. J ah rgan g! — und der Förderung des tech n isch en U n terrich tsw esen s in Ö sterreich h at der V erein für die tech n isch en A kad em ik er v o r allem vorb ild lich e S t a n d e s a r b e i t g eleiste t, die 1917 durch die K aiserliche V erordnung über den S c h u t z d e r B e z e i c h n u n g I n ­ g e n i e u r gekrönt w urde. D er neue österreichische Staat hat dann diese V erordnung zum G e s e t z erhoben.

II.

D er A rbeit des V erbandes D eu tsch er D ip lom -In gen ieu re für den S tan d der tech n isch en A kad em ik er im D eu tsch en R eich e is t der Ö sterreichische Ingenieur- und A rch itek ten - V erein zu W ien v ielfa ch V orbild gew esen. D er V erband tr a t 1917 in engere F ü h lu n g m it den österreichischen K ollegen , und in der F olge führte diese F ü h lu n gn ah m e zu einer Z u sam m en arb eit, w elch e schließlich in der G ründung des M i t t e l e u r o p ä i s c h e n V e r b a n d e s A k a d e m i s c h e r I n g e n i e u r - V e r e i n e g ip felte. D essen G ruppe Ö sterreich w urde v o m W iener V erein , seine G ruppe D eu tsch la n d vom V erband D eu tsch er D ip lom -In gen ieu re geführt. In D eu tsch la n d tra t der M itteleu rop äisch e V erband b eso n ­ ders in dem K a m p f um den rech tlich en S ch u tz der B e ­ zeichn u n g In genieur in den Jah ren 1917-18 in E rscheinung.

B ei einem anderen K riegsau sgan g w'äre dieser Z u sam m en ­ schluß der ak ad em isch en V erbände zu einer au ssch lag­

gebenden B ed eu tu n g gelan gt.

I I I.

D ie V erbindung des Ö sterreichischen Ingenieur- und A rch itek ten -V erein s m it dem V erband D eu tsch er D ip lo m ­ in g en ieu re ist seit 1917 a u frech terh alten w orden. N a c h ­ dem die Sturm - und D ran gzeit der S ta a ten u m w ä lzu n g und In flation en vorüber w aren und in beid en S ta a ten ein iger­

m aßen stab ilere V erh ältn isse P la tz gegriffen h a tten , w urde die V erb in d u n g w ieder a k tiv er g e sta lte t und zu einer G e m e i n s c h a f t s a r b e i t beider V erbände v erd ich tet. In ­ zw isch en h a tte n sich die einzelnen L än dervereine in D eu tsch österreich (O berösterreich, Salzburg, K ärn ten , Steierm ark , T irol u nd V orarlberg) m it dem W ien er V erein zu dem V erband österreichischer Ingenieur- u nd A rchi- tek ten -V erein igu n gen zu sam m en gesch lossen , dessen F ü h ­ rung der W iener V erein h a t. D er V erb an d D eu tsch er D ip lom -In gen ieu re k o n n te a u f seiner F rankfurter T agung (1927) den P räsid en ten des Ö sterreichischen V erbandes, H ofrat P rofessor D r. H o l e y , begrü ß en , u nd der T agu n g der österreichischen K ollegen in Salzburg 1927 w o h n te a lsV ertreter der V erbandsdirektor, §>ipl.-3ng. K . F . S te in ­ m etz, bei.

IV .

Im M ittelpu n k t der Ju b elfeier des W iener V ereins stand eine f e i e r l i c h e T a g u n g im F estsa a l der W iener H ofb u rg am 16. D ezem b er 1928. D ie R eihe der A nsp rach en nach der B egrü ß u n g durch den P räsid en ten H ofrat Dr. H o ley eröffnete der österreich isch e B u n d esk an zler P rä la t Dr.

S e i p e l , dem der H an d els- u nd G ew erbem inister, der P r ä ­ sid en t der A k ad em ie der W issen sch a ften , die R ek toren der T H W ien un d der d eu tsch en T H P rag u. a. folgten . D er V ertreter des V erbandes D eu tsch er D ip lo m -In g en ieu re,

© ip (.-3 n g . K . F. S t e i n m e t z , B erlin, h ielt fo lg en d e, m it starkem B eifall au fgen om m en e A n s p r a c h e :

„H o ch g eeh rte F est V ersam m lung! H err P rä sid en t!

M eine D a m en u nd H erren!

Mir ist die hohe E hre und große F reude v er g ö n n t, dem Ö sterreichischen Ingenieur- und A rch itek ten - V erein die h erzlich sten Grüße u nd G lü ck w ü n sch e zu seiner Ju b elfeier v o m V erband D eu tsch er D ip lo m ­ in g en ieu re auszusprechen.

A n der großen k u l t u r e l l e n A u f g a b e Ö sterreichs als H ü ter u nd Förderer d eu tsch er K u ltu r im O sten , an der w ich tig en w i r t s c h a f t l i c h e n A u f g a b e Ö s t e r ­ r e i c h s als A u sfalltor nach O sten und S ü d o sten hab en die österreichischen Ingen ieu re und A rch itek ten den leb h a ftesten A n teil in V ergan gen h eit und G e g e n w a r t;

sie hab en den B o d en b ereitet zur L ösu n g dieser A u f­

gaben und die tech n isch en M ittel dazu b ereitg estellt.

D essen sind Z eugen die b erü h m ten K u n std en k m ä ler Ö sterreichs und besonders seiner H a u p tsta d t W ien , d avon legen leb en d iges Z eugnis ab die hervorragenden In gen ieu rb au ten , die schw ieriges G elände für den m o ­ dernen V erkehr überwmnden und w e ite G eb iete der w irtsch aftlich en D u rchdringung und k u ltu rellen E n t ­ w ick lu n g erschlossen haben.

V iel h a t Ö sterreich seinen tech n isch en A k ad em ik ern zu verd an k en , deren A rb eit w e it über die G renzen dieses L andes h in au s, besonders auch im D e u tsc h e n R eich e, b efru ch ten d gew irkt h a t u nd v ielfa ch V orbild gew orden is t. E b en so v iel v erd a n k t Ö sterreich aber auch dem Österr. Ingenieur- un d A rch itek ten -V erein , der den tech n isch en A kadem ikern in rastloser, m ü h e ­ voller A rbeit durch 80 Jahre hindurch die H in d ern isse aus dem W eg geräum t h a t, die sich der freien E n tfa l­

tu n g ihrer K räfte en tg eg en stellten . Es is t das a lte und unabdingbare V orrecht der ak ad em isch en B eru fs­

stä n d e, ihre A rbeit a u f das W oh l der G esa m th eit in erster L inie a b zu stellen , sich für die k u ltu relle E n tw ic k ­ lung der N a tio n ein zu setzen . U nd die S ta n d esv erb ä n d e dieser B erufe haben die A u fgab e, H ü ter dieser hohen B erufsauffassung zu sein. D arin w ar u n d ist uns d eu tsch en D ip lom -In gen ieu ren der Ö sterreichische Ingenieur- und A rch itek ten -V erein V orbild und L eh r­

m eister. So gewannt der J u b e lta g des V ereins auch w e it über die G renzen Ö sterreichs h in au s besondere B ed eu tu n g.

M e in e H e r r e n K o l l e g e n v o m Ö s t e r r e i c h i ­ s c h e n I n g e n i e u r - u n d A r c h i t e k t e n - V e r e i n ! Ihre K ollegen im R eich e, die d eu tsch en D ip lo m ­ in g en ieu re, b ew undern Ihre zähe A rb eit für die G el­

tu n g und das A n seh en des S tan d es der te ch n isch en A kadem iker u nd sind b estreb t, Ihrem V orb ild e n a c h ­ zuleb en . Sie sin d m it Ih n en eins in der Ü b erzeu gu n g, daß die T ech n ik er ihre A u fgab en für S ta a t u nd V olk nur dann lösen k ön n en , w en n der B eru fssta n d über ein hohes A n seh en und E in flu ß im S ta a t und V olk v erfü g t.

Ihre K ollegen im R eich e, m ein e H erren, sin d glü ck lich , m it Ih n en in G em ein sch aftsarb eit zu steh en und hab en den ern sten W u n sch , daß d iese G em ein sch a fts­

arbeit sich noch enger g e sta lte n m öge. D aß sie zu einem B a n d w ird, das uns tech n isch e A k ad em ik er, die wir alle D e u t s c h e sin d , m a ch tv o ll und u n tren n b ar u m sch lin g t. U n d d ieses B an d der d eu tsch en te c h ­ n isch en A k ad em ik er w ird m ith elfen , tren n en d e G renzen zu üb erw in d en , die d eu tsch en S tä m m e zur V o lk sein h eit z u sa m m en zu sch ließ en !“

(5)

3929 T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S Y D D 1 3

V.

D er -weitere V erla u f der F eier b rach te am 16. D ezem b er e in F e s t e s s e n im H a u se des W ien er V erein s. A n der V er­

a n s ta ltu n g nahm u. a. auch der n eu g ew ä h lte österreich i­

s c h e B u n d esp rä sid en t Mi k l a s te il, der b ei dieser G elegen ­ h e it sein e erste öffen tlich e A n sp rach e in seiner E ig en sch a ft a ls S ta a tso b erh a u p t D eu tsch ö sterreich s h ie lt.

S ch ließ lich fo lg ten am 17. D ezem b er, n ach m . 5 U h r, die T e iln e h m e r einer E in la d u n g des M inisters für H an d el und G ew erbe zu einer „ J a u s e “ in dem F e stsa a l des S c h lo sse s S c h ö n b r u n n , die den A b sch lu ß der glan zvoll v e r la u fe n e n J u b elfeier des Ö sterreich isch en Ingenieur-

un d A rch itek ten -V erein es b ild ete.

V I.

In V erb in d u n g m it der F eier sta n d die V e r b a n d s - t a g u n g der österreich isch en In gen ieu r- u nd A rch itek ten -

V erein igu n gen . Sie w u rd e e in g e le ite t durch ein e S itzu n g der D elegierten der E in zelv erein e (V erb an d sau ssch u ß ) am 15. D ezem ber, w elcher S itzu n g auch der V ertreter des \ e r - b a n d es D eu tsch er D ip lo m -in g en ieu re b eiw o h n te. D ie V erb an d stagu n g selb st fa n d am 17. D ezem b er v o rm itta g s s t a tt; a u f dieser T agu n g e r sta tte te der V ertreter des V erb an d es D eu tsch er D ip lo m -In g e n ie u r e (§ > ip l.-3 n g . K . F . S tein m etz) ein en ein g eh en d en B erich t über die E n tw ick lu n g und den d erzeitigen S ta n d der F rage des rech tlich en S ch u tzes der B ezeich n u n g In g en ieu r im D eu tsch en R eich e.

A u ch die V erh an d lu n gen der V erb a n d sta g u n g n ah m en einen ersprießlichen V erla u f un d z e itig te n in sb eson d ere eine w eitere engere G em ein sch aftsarb eit der ö sterreich i­

schen K ollegen m it den d eu tsch en D ip lo m -In g en ieu ren , die sicher den tech n isch en A k ad em ik ern b eid er S ta a ten n ü tzlich sein w ird.

D I E T E C H N I K I M R E I C H E D E R G E I S T E S W I S S E N S C H A F T E N

A u f E i n l a d u n g d e s O b e r b ü r g e r m e i s t e r s d e r S t a d t K i e l s p r a c h e n i n d e r A u l a d e r U n i v e r s i t ä t K i e l a m 7. D e z e m b e r 1 9 2 8 v o r e i n e r z a h l r e i c h e n H ö r e r s c h a f t , u n t e r d e r m a n n e b e n d e m R e k t o r v i e l e P r o f e s s o r e n d e r U n i v e r s i t ä t u n d f ü h r e n d e P e r s ö n l i c h k e i t e n d e r P r o ­ v i n z i a l v e r w a l t u n g , d e r S t a d t , d e r I n d u s t r i e , d e r R e i c h s m a r i n e u s w . b e m e r k t e , d i e H e r r e n G e h e i m r a t P r o f e s s o r F r . R o m b e r g ( B e r l i n ) ü b e r , , R e f o r m d e r T e c h n i s c h e n H o c h s c h u l e n “ u n d ©ij>l.<5ng. K . F . S t e i n m e t z ( B e r l i n ) ü b e r „ D i e T e c h n i k i m R e i c h e d e r G e i s t e s w i s s e n ­ s c h a f t e n “ . L e t z t g e n a n n t e r V o r t r a g e n d e f ü h r t e e t w a f o l g e n d e s a u s :

7 ~

ielfach w ird h e u te das Sch lagw ort an gew en d et vom

\ l „ Z eita lter d erT ech n ik “ , u nd m an d atiert dieses Z eitalter

* etw a v o n der W en d e des 17. zum 18. J ah rh u n d ert an, zu­

sa m m en fa llen d m it der E in fü h ru n g der D a m p fm asch in e.

D ie „ T e c h n ik “ w ird v o n der ein en S eite als Schöpfer und T räger der m od ern en Z eit un d einer w underbaren Zukunft d er M en sch h eit gep riesen , die andere S eite m ach t sie v er­

a n tw o rtlich für all d as, w as an unserer Z eit unerfreulich is t . F ür die ein en ersch ein t „ T e c h n ik “ als die M acht, die d en M enschen ein st b efreien w ird v o n seiner E rd geb u n d en ­ h e it, für andere is t „ T e c h n ik “ T eu felsw erk . D er eine er­

w artet v o n der „ T e c h n ik “ die V erg eistig u n g des M enschen, der andere sie h t in ihr den T y ra n n en , der die M enschheit mehr und m ehr u n te r jo c h t, ih n zum S k la v en der M aschine m acht, deren T em p o die G eißel d ieses Z eitalters sei.

So h errscht h e u te S treit um die „ T ech n ik “ , um ihr Wesen u n d ih ren höheren Z w eck. T a tsä ch lich geh t durch unser V o lk ein R iß , w ir seh en ein en D u alism u s der D en k ­ w eise, der so w e it g e h t, daß B erufskreise einander n ich t mehr v e r ste h e n , als w en n ihre Träger eine verschiedene Sprache sprächen.

W ie k ann d esh alb die R ed e d a v o n sein, daß w ir in einem

„ Z eita lter der T ech n ik “ le b e n ? Man spricht v o n einem Z eitalter b e stim m te r R ich tu n g , w en n diese der ganzen Z eit u nd d a m it v o r allem dein in der Z eit steh en d en M enschen ein e e in h e itlic h e P rägu n g au fd rü ck t. W ir h ab en solch e A b sc h n itte der M en sch h eitsg esch ich te g eh a b t, w o b eisp ielsw eise b e stim m te K u n strich tu n g en der Z eit ein b eso n d eres, e in h e itlic h e s G esich t g a b en , w o auch die dam als leb en d en M enschen im G eiste v o n dieser R ich tu n g erfü llt w aren , d ie ih n en zur L eb en san sch au u n g gew orden

war.

D ie „ T e c h n ik “ h a t sich aber so w eit n ich t d u rch g esetzt, und w ir ste h e n auch n o ch am A n fa n g . N ic h t in einem

„ Z e ita lte r der T ech n ik “ leb en w ir, sondern w ir sind G ene­

ration en ein es Ü b ergan ges, ein er Z eit, die sich erst eine P rägu n g sch afft, die erst im W erd en is t. E in e U m b ild u n g v o llz ie h t sich . U n d im m er is t ein e solch e U m b ild u n g m it K ä m p fen u nd schw eren E rsch ü tteru n g en v erb u n d en , m it E rsch ü tteru n g en des E in zeln en , der um eine feste L eh en s­

a n sc h a u u n g rin g t, v o n deren B o d en aus er den L eb en s­

k a m p f b esteh en w ill, w ie auch der G esellsch a ft, der V o lk s­

g e m e in sc h a ft, w elch e um ihre k u ltu relle E n tw ick lu n g , ja u m ih re K u ltu r selb st k ä m p ft. „ D er K u ltu r droht der U n terg a n g durch die T ech n ik “ m ein en die ein en , v o rn eh m ­ lic h Träger geistesw issen sch a ftlich er E in stellu n g , „d ie

T ech n ik schafft die K u ltu r und en tw ic k e lt sie w e ite r “ sagen die anderen, n am en tlich Träger der T ech n ik . U n d dieser S treit ist nur deshalb so h eftig , w eil w oh l b eid en das V erständnis füreinander feh lt, und die g eistig führende S ch ich t des V olkes n ich t a u f einer gem ein sam en g eistig en P la ttfo rm ste h t. D er R iß , der gerade d esh alb durch die geistig Führenden g eh t, w ird breiter und tiefer u nd ist um so schw ieriger zu sch ließ en , je länger die G ed an k en w elt des T echnikers u nd die des G eistesw issen sch aftlers zw ei g e ­ tren n te W elten sin d , je län ger w ir zögern, b eid e zur E in ­ h eitlich k eit zu v ersch m elzen .

D ie T ech n ik is t da, u nd m an m uß sich m it ihr au sein ­ andersetzen. E s is t n ich t d am it g eta n , ihre S ch öp fu n gen w o h l zu b en u tzen , ihre E rru n gen sch aften sich d ien stb ar zu m ach en , die T ech n ik selb st aber ab zu leh n en , sie aus der G eistesbildung des M enschen zu verb an n en . E s geh t n ich t an, die T ech n ik w ohl anzuerkennen als F u n d a m en t einer Z iv ilisa tio n , zu vern ein en aber, daß T ech n ik ein K u ltu r ­ fa k to r is t. W en n w ir zu einer h arm on isch en G eistesb il­

dung kom m en w ollen , w en n w ir zu neu em k u ltu rellem A u f­

stieg die V orbedingungen schaffen, so darf die organische E in glied eru n g der T ech n ik in unser W eltb ild n ic h t fehlen.

D a zu is t v orw eg n o tw en d ig , m it der A uffassung zu brechen, die T ech n ik sei led iglich W irtsch a ftsa rb eit, die D ienerin der K u ltu r, des g eistig en In h a lts des L ebens ist.

H ier setzt m an T ech n ik m it In d u strie id en tisch . T ech n ik aber is t n ich t bloß W irtsch a ftsa rb eit, lo szu lö sen v o n der Seelen- und G eistesarb eit des M enschen. Sie greift in diese B e tä tig u n g sg eb iete des M en sch en geistes ü b er, sie v erflech tet die drei großen G ebiete m en sch lich er K u ltu r ­ äußerung: die S e e l e n a r b e i t , G e i s t e s a r b e i t , W i r t - s c h a f t s a r b e i t * ) .

So steh en tech n isch e A rb eit, tech n isch es Schaffen u nd D en k en n ich t gesondert da, u n tersch eid en sich dem W esen nach gar n ich t v o n anderen B etä tig u n g sg e b ie te n des M en­

sch en , die nur in ihrer G esam tsu m m e die K u ltu r eines V olkes ausm achen. W oh in auch der M ensch g e ste llt is t, er a rb eitet n ich t nur m it sein en M uskeln oder nur m it seinem H irn; und an allem T un h at auch sein e Seele A n ­ teil. N ur in der V erflechtung der drei G eb iete lie g t der B esta n d einer K u ltu r; nur d ann is t v o n einer K u ltu r zu sprechen, w en n ein G leich g ew ich tszu sta n d h errscht, w en n n ich t das eine G ebiet auf K o sten des and eren ein seitig

' *) C a r l W e i h e : D ie k u ltu re lle n A ufgaben des In g en ieu rs. —

„T e c h n ik u n d K u ltu r “ , Z. d. V D D I, 1924, S. 45.

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4 * T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S Y D D I * 1929

b e v o r z u g t w ird. A n d ers e n ts te h e n T eilk u ltu ren eines V o lk es, un d d iese sin d e s, w elch e im m er den K eim des Zer­

fa lles v o n vorn h erein in sich tra g en . So k an n k ein e G eistes­

k u ltu r a llein , aber auch k ein e „ tech n isch e K u ltu r“ allein b e ste h e n . R äu m en w ir m it S ch lagw orten auf: hie T ech n ik , h ie G eistesw issen sch a ften ! D as ein e b e ste h t n ich t ohne das andere, sie sind n ic h t tren n b ar, gehören zu sam m en , und in ihrer harm on isch en V erein igu n g m it der Seelen arb eit schaffen sie d en V o llm en sch en u nd die w ah re, die V o ll­

k u ltur.

S u ch en w ir das E in ig en d e, u nd überw in d en w ir die S on d ereigen sch aft des D eu tsch en , das T ren n en d e ste ts in d en V ordergrund zu sch ieb en . S o n st geh t u nser h öch stes B ild u n gsw esen ein em u n a u fh a ltsa m en Zerfall en tg eg en , einer A uflösung in eine w ach sen d e Z ahl v o n sch arf um - rissen en , ein seitig en B eru fsb ild u n g sa n sta lten . W ir sind a u f dem W ege schon w eit v o rg esch ritten ; die T rennung der tech n isch en W issen sch a ften , der an gew an d ten N a tu r­

w issen sch a ften v o n der u n iv ersita s w ar der A n fan g. U nd h at dazu gefü h rt, daß der In gen ieu r den Trägern der U n i­

v ersitä tsb eru fe frem d b lieb , daß d iesen das V erstän d n is für die T ech n ik feh lt. A us d iesem U m sta n d e n tsta n d der K a m p f der B erufsträger u n terein an d er um die V orherr­

sch a ft im S ta a te, um d iesem ihr eigen es G epräge a u fzu ­ drücken. S ta tt daß ein W e ttstr e it der B eru fsstän d e darum herrschen so llte, die größte L eistu n g für die G esam th eit zu v o llb rin g en , u nd ein s zu sein m it dem G ed an k en , daß es die v o rn eh m ste P flich t des d eu tsch en A kadem ikers b leib en m uß, sich für das W oh l der G esam th eit restlos ein zu setzen .

G ew iß, im M ittelp u n k t ste h t der B eru f, u nd L eb en s­

pflicht sein es Trägers b leib t, das h ö ch ste im B eru f zu er­

str e b e n . D as aber is t nur m öglich , w en n er auch ein ganzer M ensch ist. D a zu geh ört, daß der d eu tsch e A kadem iker das B ew u ß tsein in sich tr ä g t, durch seinen B eru f nich t nur K u ltu rträger, sondern darüber hin au s K ultu rsch öp fer zu sein. U n d hier is t das B an d , w elch es alle ak adem ischen B eru fe u m zieh t, h ier is t zw isch en den B eru fen die geistige

„ T u ch fü h lu n g “ , die nur leb en d ig sein k an n , w en n V er­

stä n d n is füreinander v o rh a n d en is t.

D aran aber feh lt es h e u te ; der T ech n ik er, der deu tsch e In gen ieu r w urde zu ein e n g u ten T eil an den G eistes­

w issen sch a ften , die U n iv ersitä tsb eru fe an der T ech n ik v o r­

b eigefü h rt. J a , darüber h in au s kann m an v ielfa ch fe s t­

stellen , daß zw isch en den ein zeln en B eru fsstän d en U n te r ­ sch eid u n gen h in sich tlich ihrer allgem ein en G eltung und W ertigk eit gem a ch t w erden, daß m an gerade den Ingen ieu r als n ich t „ g leich w er tig “ etw a m it dem J u risten oder M ediziner usw . b etra ch tet. D er tech n isch e A kadem iker w ird im m er noch n ich t als W issen sch aftler und als K u ltu r­

schöpfer g ew ertet, m an sieh t in ih m ein en „höher e n t­

w ick elten H an d w erk er“ , dem m an in der V o lk sg em ein ­ sch aft n ich t eine führende S tellu n g ein rä u m t, ihn nur au f den P la tz eines Sachbearbeiters v erw eist. N ur aus dem M angel des V erstän d n isses für tech n isch e A rbeit u nd te c h ­ n isch es D en k en u nd aus der U n k en n tn is der h istorisch en V ergan gen h eit des In genieurs resu ltiert solcher, le tz te n E n d es die G esam th eit schädigender M ißstand.

D er Ingen ieu rb egriff is t n ic h t eine F u n k tio n der M a­

sch in e, deren E n tw ick lu n g v ielfa ch em pirisch vor sich gin g, u nd die erst v ie l später w issen sch a ftlich e D u rch ­ dringung erfuhr. D ie L inie führt n ic h t v o m H andw erker, M aschinenbauer zum In gen ieu r, n ich t v o m G ew erbe zur W issen sch a ft, sondern: der In genieur w u rzelt im H eeres­

w esen * ), er w ar der V ertreter ex a k ter W issen szw eig e, seine T ä tig k e it schloß die A n w en d u n g der M ath em atik a u f w irk ­ lich e G eb iete des L ebens ein , er sch lu g die B rü ck e zu den U n iv e r sitä te n , an den en , v o n ih m n ich t u n b eein flu ß t, die m a th em a tisch -m ech a n isch en W issen sch a ften im 18. J a h r­

h u n d ert ihren A u fsch w u n g v o llzo g en . Zeuge dieses w iss e n ­

*) H e in ric h R e is n e r: Der Ingenieur und seine militärische Vergangenheit. — Zeitschrift des VDDI;, 1914, S. 429.

sch aftlich en H o ch sta n d es der In g en ieu re w ie auch ihrer m ilitärisch en V erg a n g en h eit is t die 1794 errich tete a lt ­ b erü h m te E co le p o ly tech n iq u e in P a ris, die in der F o lg e zw ar rein m ilitä risch e H o ch sch u le w urd e, aber dab ei n ich ts v o n ihrer th eo retisch -w issen sch a ftlich en H och w ertig k eit ein g eb ü ß t h a t. D o ch h a t sich gerade in rom an isch en L ä n ­ dern v ielfa ch eine en ge V erb in d u n g der T ech n ik m it den U n iv e r sitä te n erh alten . Sicher is t es auch k ein Z ufall, daß in diesen L ändern die B eru fsstän d e m ehr V erstän d n is füreinander zeigen u nd das A n seh en der T räger w issen ­ sch aftlich er T ech n ik ein anderes is t.

V erstän d n is der B erufe füreinander is t ein d rin gen d es E rfordernis. S eit J ah ren sind es die T ech n ik er, w elch e im m er w ieder den R u f erh eb en , ihre B ild u n g sstä tte n durch

„ G eistesw issen sch a ften “ zu erw eitern , sind es die T e c h ­ niker, die ern sth a ft streb en , in die w issen sch a ftlich en und kü n stlerisch en G ren zgebiete ein zu d rin gen , um n ic h t als ein seitig e F a ch leu te in das L eben zu tr e te n , u m a u f breiter B a sis allgem ein er B ild u n g ihren B eruf, ihre L eb en s­

führung a u fzu b au en , um das W irken u nd Schaffen der anderen B erufe zu v ersteh en u nd auch zu w ürd igen . V o n diesem Streben zeugen die V o rlesu n gsverzeich n isse unserer T ech n isch en H och sch u len , zeu g t unser K a m p f seit fa st zw ei Jah rzeh n ten um d ie „ R efo rm “ der T ech n isch en H o ch sch u len , die le tz te n E n d es ja auch darum g e h t, d em Stu d ieren d en tech n isch er W issen sch a ften Z eit u n d R au m für das S tu d iu m dieser G renzgebiete zu schaffen.

Soll das eigen tlich e Ziel ein er B ild u n g a u f d en h ö c h ste n U n terrich tsstä tten erreicht w erden, so m uß auch d ie U n i­

v e r sitä t Sorge tragen , daß ihre J ü n ger n ic h t an der T ech ­ n ik , die doch eine g ew a ltig e R olle im m en sch lich en L eb en sp ielt, vorübergehen. A n fän ge sind da und dort w oh l v o r ­ han d en , aber sie w erden dem P rob lem n ic h t en tfern t gerecht. U n d doch gib t es kein en U n iv ersitä tsb eru f, der nich t in der P raxis v o n der T ech n ik stark b erü h rt oder gar rich tu n ggeb en d b eein flu ß t w ird.

D ie B ezieh u n gen und V erflech tu n gen v o n Ju risp ru d en z un d T ech n ik sind offenkundig und w erden im m er inniger.

V ersteh en begrifflichen D en k en s des J u risten is t für den T echniker eine N o tw e n d ig k e it, V erstän d n is für das a n ­ sch au lich e D en k en des T ech n ik ers is t für den J u r iste n und die R ech tsp flege v o n au ssch laggeb en d er B ed e u tu n g . N u n sind die V erh ä ltn isse zw ar h eu te n ich t m ehr so, w ie sie beisp ielsw eise w eilan d L u d w i g T h o m a , der J u r ist u n d große S ch riftsteller, sah, der in einer seiner G esch ich ten in satirischer Ü bertreibung ein m al folgen d erm aß en die B e ­ zieh u n g des „ K g l. L an d gerich tsrates A lois E sch en b erger“

zur T ech n ik fa ß te:

„ E r k ü m m erte sich n ich t um das W esen der D in g e , sondern au ssch ließ lich darum , u n ter w elch en r e c h t­

lich en B egriff d ieselb en zu subsutnm ieren w aren . E in e L o k o m o tiv e w ar ihm w eiter n ich ts als ein e b ew eg ­ lich e Sache, w elche nach b ayerisch em L an d rech te auch ohne n otarielle B eu rk u n d u n g verä u ß ert w erden k o n n te , und für die E le k tr iz itä t in teressierte er sich zu m ersten M ale, als er dieser m od ern en E rfin d u n g in d en B lä ttern für R ech tsa n w en d u n g b eg eg n ete u n d sa h , daß die A b leitu n g des elek trisch en S trom es den T a t ­ b esta n d des D ieb sta h lsp a ra g ra p h en erfü llen k ö n n e .“

W en n — w ie g esa g t — h ier satirisch ü b ertrieb en is t, so ste c k t d och ein w ahrer K ern darin, der a u ch h e u te G eltung h a t. U n d w er als tech n isch er S a ch v erstä n d ig er vo r G ericht au fzu treten h a t, der w ird dies d urchaus b e ­ stä tig e n k önnen. G ew iß, der J u rist k a n n n ic h t zu gleich zum T ech n ik er, der In gen ieu r n ich t auch zum J u r iste n au sgeb ild et w erden. A ber die D u rch d rin gu n g alles m e n sc h ­ lich en L eb en s m it der T ech n ik schafft in zu n eh m en d em M aße R ech tsstreite, bei d enen gerade tech n isch e F ra g en eine en tsch eid en d e R olle sp ielen . L etzten E n d es sp rich t der J u rist R ech t, aber sein U rteil b a u t sich a u f den D a r­

legu n gen tech n isch er S a ch v erstä n d ig er au f. W ie d ieser für die rech tlich e S eite V erstä n d n is h ab en m u ß , u m sein

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G u ta ch ten a u f die R ech tsfrage a b zu stellen , so der R ich ter u n d A n w a lt fü r die tech n isch e S eite, um m it d em G u t­

a ch ten das R e c h t zu finden.

G as B eispiel „Ju risp ru d en z und T ech n ik “ lä ß t sich auch auf andere D iszip lin en a n w en d en . D ie M e d i z i n v erd a n k t der T ech n ik w esen tlich e F o r tsc h r itte , u n d A rzt u nd I n ­ g en ieu r zeig en v ie le v erw a n d te Z üge. A ber die P h i l o ­ s o p h i e u nd die T ech n ik , w o sin d h ier die B e z ie h u n g e n ? W o sin d B rü ck en zw isch en der „rein en G eistesw issen ­ sc h a ft“ u n d der T e c h n ik ? N u n , k ein e p h ilo so p h isch e R ich ­ tu n g, w ill sie das w irk lich e L eb en erfassen , k ann an der T ech n ik v o rü b erg eh en . H a t diese doch d ie G rundlage des L ehens u m g e s ta lte t u n d w a n d e lt sie stä n d ig n eu . D ie P h ilo so p h ie, w ill sie ü b erh a u p t B e d e u tu n g h ab en , w ill sie g esta lten d ein g reifen in die L eb en sau ffassu n g u nd ihr rich tu n ggeb en d sein , so m u ß sie die T ech n ik in das W e lt­

bild ein fü g en . A u ch hier sin d A n fän ge da, w en n sie auch noch v ie lfa c h d ie T ech n ik sc h ie f seh en m ögen . E in V er­

stä n d n is für den T ech n ik er u nd sein Schaffen is t auch da noch m ehr v o n n ö te n . D ie S o z i o l o g i e ste llt die T ech n ik und d ie v o n ihr a b h än gige in d u strielle W irtsch a ft vor eine g ew a ltig e A u fg a b e, deren W ich tig k eit n ic h t besonders b eto n t zu w erden b rau ch t, deren L ösung, d ie ohne den T ech n ik er u nd ohne tech n isch es V erstän d n is des S ozio­

lo g e n n ic h t m ö g lich is t, für die V o lk sg esa m th eit a u s­

sch laggeb en d e B e d e u tu n g h a t .

D ie G e s c h i c h t e der M en sch h eit is t in ihrem ganzen V erla u f b eein flu ß t v o n der T ech n ik . D iese Z u sam m en ­ hänge g ilt es ein m a l zu erforschen und au fzu zeigen . In die T iefe d ü rfte m an auch h ier noch n ich t gedrungen sein , denn die G esch ich te der T ech n ik se lb st ste c k t n och in den A nfängen. Sie k an n a u ch gar n ic h t v o m T ech n ik er allein

. j G N ______________ T E C H N I K U N D K U L T U R ,

gesch rieb en w erd en , H istorik er u nd T ech n ik er nur k ön n en in G em ein sch aftsarb eit diese F orscherarbeit leisten .

B eisp iele für die S tellu n g der T ech n ik im R a h m en der G eistesw issen sch aften lassen sich b elieb ig verm eh ren . D ie T ech n ik is t eb en n ic h t ein v o n allem lo sg elö stes A rb eits- und W issen sg eb iet für sich , ihre V erflech tu n g m it allen G eistesw issen sch aften ist un au flösb ar. Ihre T rennung v o n d iesen is t eine äußerliche durch die T ren n u n g in U n i­

v e r sitä te n und T ech n isch e H och sch u len . D ie se erfolgte in D eu tsch la n d zu B eginn des 19. J ah rhunderts, als die P o ly tec h n isch en S chulen errich tet w u rd en , deren R e c h ts ­ n achfolgerinnen die T ech n isch en H o ch sch u len w u rd en . D iese P o ly tec h n isch en Schulen ü b ernahm en v o n den U n i­

v ersitä ten deren „ In g en ieu r-A b teilu n g en “ , w ie b eisp iels­

w eise die K arlsruher Sch u le v o n der H eid elb erger U n iv e r ­ sitä t, an der ein st ein Dr. T raitteu r, der „k u rfü rstlich p fälzisch e A d m in istration srat und B aukom m issariu s der p rak tisch en G eom etrie, Civil- und M ilitärbaukunde“ , als

„öffentlicher, ordentlicher L ehrer“ w irk te.

G eistesw isÄ enschaften und T ech n ik fan d en ein st R au m in der u n iv ersita s. E s is t an der Z eit, w ieder a n zu k n ü p fen , w o der Z usam m enhang äußerlich verloren gin g. D en n die T rennung ist doch nur eine scheinbare und k ü n stlich e.

D ie G egenw art und unsere Z u kunft v erlan gen die freudige B ejah u n g der T echnik als K u ltu rfak tor und dazu ihre organische E in fü gu n g als B ild u n g selem en t in die E r ­ ziehung unserer führenden G eistessch ich t, der d eu tsch en A kadem iker jeder B eru fsrich tu n g. D a n n w ird das a ll­

gem eine V erständnis für T ech n ik sich ausw irken zur F ö r­

derung w ahrer K u ltu r, zur H öh eren tw ick lu n g der M ensch­

h e it, w as ohne die T echnik n ich t denkbar ist.

L o n g i n u s .

Z E I T S C H R I F T D E S V D D I 5

Ing. P. ENGELMEYER, M oskau:

DIESELS ERFINDUNG ALS DREI AKT

(Nach „D ie E n ts te h u n g des D ieselm otors“ vo n R u d o lf D iesel, £)r.*3n9- h . c. 1913.)

M

ag sein “ , — sagt D iesel — „daß diese (die Idee) m anchm al blitzartig au ftau ch t, m eistens wird sie sich aber durch m ühevolles Suchen aus zahllosen Irrtüm ern langsam herausschälen, sich allm ählich durch V ergleiche, A usscheiden des W ich ­ tigen vom U n w ich tig en , m it im m er größerer D eu tlich ­ keit dem B ew u ß tsein aufdrängen, bis sie endlich klar vom G eiste gesch au t wird. D ie Idee selbst en tsteh t dabei weder durch T heorie, noch durch D eduktion, sondern in tu itiv . D i e W i s s e n s c h a f t i s t b lo ß H i l f s m i t t e l zum Suchen, zum P rüfen, aber n i c h t S c h ö p f e r i n d e s G e d a n k e n s . Aber selbst w enn die w issen sch aftlich e N achprüfung die R ich tigk eit des G edankens erw iesen h at, ist die Erfindung noch nicht reif. E rst w enn die N atu r selb st die durch den Versuch an sie g estellte Frage bejahend b ean tw ortet hat, ist die E rfindung v o lle n d et. A uch dann ist sie im m er nur ein K om prom iß zw ischen dem Id eal der G edankenw elt un d dem Erreichbaren der realen W elt.“

D ieser S atz allein offenbart uns schon den ganzen Prozeß des E rfindens. D e u tlich sehen wir hier das W alten der drei P oten zen des v ollstän d igen E r­

finders: sein V o l l e n , W i s s e n u n d K ö n n e n tre ten nach un d nach und doch in sgesam t in Szene, so daß die E rfindung selb st als ihr gem einschaftliches A u s w i r k e n in die W elt der E rscheinung tritt.

Ob d ie , I d e e blitzartig a u ftau ch t, oder m ühsam h e r a u s g e s c h ä lt “ worden, bleibt sie stets das E r­

zeugnis der I n t u i t i o n , n ich t der logischen S ch lu ß ­ folgerung. H at sich die Idee „m it D eu tlich k eit dem B ew ußtsein aufgedrängt“ , so sage i c h : der e r s t e A k t des Erfindens ist zu E nde.

J e tz t, im z w e i t e n A k t e , tr itt a u f das logische D enken, die „D ed u k tio n “ m it all dem w issen sch aft­

lichen A pparat des E xperim entierens, den D iesel richtig auffaßt als „F ragestellu n g“ an die N atur. D ie w issenschaftliche N achprüfung der Idee ist eben Sache des zw eiten A k tes. Seine A ufgabe ist, e n t­

weder die Idee als unw ahr zurückzuw eisen, oder aus ihr ein ausführbares Schem a, einen Plan auszubilden.

„A ber selbst w enn die w issen sch aftlich e N a ch ­ prüfung die R ich tigk eit des G edankens erwiesen h a t“ , m uß noch ein W ichtiges hin zu k om m en : die reelle W elt m uß der ursprünglichen Idee gem äß u m f o r m t werden. Darin besteh t der d r i t t e A k t d e s E r ­ f i n d e n s .

Im ersten A kt drückt sich nur noch das W o l l e n aus. Der Erfinder w eiß noch n ich t, w as er tu n wird, er weiß nur, was er w ill. Im zw eiten A k te wird das W ollen m it dem W i s s e n versöh n t. D er Erfinder weiß noch n ich t, was er tu n wird, sondern er w eiß, was er tu n soll. Als „technologischer Begriff“ ist nun die Erfindung b estim m t; sie kann i in le u t ig b eschrie­

ben und definiert w e rd en : der Erfinder h at sich au s­

gesprochen. Aber für die reelle W elt der em pirischen Technik besteh t die Erfindung noch n ich t: m acht aus ihr eine S a c h e erst der gew erbliche d r i t t e A k t .

(8)

6 T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S V D D I 1 9 2 9

Der W erdegang der Erfindung ist ein D r e i a k t , eine A usw irkung der drei P oten zen , die den E r ­ f i n d e r ausm achen: des W o l l e n s , des W i s s e n s und des K ö n n e n s . D as W ollen drückt sich in tu itiv aus (1. A k t), aus der Idee wird diskursiv ein P lan au s­

gebildet (2. A k t), und dieser wird gew eblich ausgeführt (3. A k t). D ieser D r e i a k t drückt aus den zentralen L ehrsatz der H e u r o l o g i e oder allgem einen E r - f i n d u n g s l e h r e .

D ie D ieselsche Erfindung liefert die beste Illu stra ­ tio n zu diesem heurologischen G rundsatz. D as w er­

den wir gleich sehen.

E in geleitet wird der D reiakt des Erfindens stets durch das A u ftau ch en der Idee aus dem U nbew ußten.

D as sagt uns auch D iesel: „W ie nun der G rund­

gedanke e n t s t a n d e n ..., das w eiß ich n ic h t.“ Der G edanke selbst h at nur nach und nach die nötige K larheit erlangt und hat sich zu dieser klaren A bsicht k rista llisiert:

1. E rh itzu n g reiner L uft im A rbeitszylinder der M aschine durch ihre m echanische K om pression v er­

m ittels des K olbens w eit über die E n tzü n d u n g s­

tem peratur des zu ben u tzen d en Brennstoffes.

2. A llm ähliches E inführen vo n fein verteiltem Brennstoff unter V erbrennung desselben in diese hoch erhitzte und v erd ich tete L uft bei gleichzeitiger Ar­

beitsleistu n g derselben a u f den ausschiebenden K o l­

ben.

D a ein B rennstoff nur brennen kann, w enn er zuvor vergast ist, so war für alle n ich t gasförm igen B renn­

stoffe die u n m ittelb are Folge aus diesem zw eiten G ru n d ged an k en :

3. allm ähliche V ergasung des Brennstoffes im A rbeitszylinder selb st, jew eils nur in geringsten M engen a u f einm al, für jeden H ub des K olbens besonders unter E ntnahm e der V ergasungsw ärm e zur E in leitu n g der V erbrennung aus der V erdich­

tu n gsw ärm e.“

D as war indessen nur noch eine klar erfaßte A b ­ s i c h t . „D er Gedanke verfolgte m ich u n a u sg esetzt“ , sagt D iesel genau so wie N ew ton . Jahre vergingen in rein theoretischer A ufklärung der A b sich t; 1893 erschien diese therm odynam ische Form ulierung der A bsicht in der bekannten B roschüre: „T heorie und K onstruktion eines rationellen W ärm em otors.“ Das W ort „ K on stru k tion “ ist hier durchaus n ich t am P la tz e; daraus dürfen wir D iesel aber keinen V orw urf m achen, w eil n ich t nur dam als, sondern auch je tz t noch solche grundlegenden Begriffe wie Id ee, Prinzip, Schem a, P lan, K onstruktion und dergleichen vo n der T e c h n o l o g i k * ) noch n ich t kritisiert sind. D iese bevorstehende und h öch st n otw en d ige K ritik wird ungem ein erleichtert durch die D reiakttheorie, die hier zum A usdruck kom m t und die wir bereits an H and der D ieselschen Erfindung bis ins E nde des ersten A k tes verfolgt haben.

Zum zw eiten A k te trat D iesel bald heran. Lassen wir D iesel reden: „D ie V eröffentlichung m einer Broschüre löste h eftige K ritiken vo n versch ied en en S eiten aus, die d u rch sch n ittlich sehr u n gü n stig, ja

*) „T echnologik“ u n d n ic h t T echnologie g e b ra u c h t E . H a rtig ge­

flisse n tlich in seinen b e k a n n te n „ S tu d ie n “ , ohne das d am als neue W o rt zu d eu ten . A us dem persönlichen U m gang m it dern ( f ) T ech n o ­ logen weiß ich, w as er eig en tlich d a ru n te r m e in te : es soll eine W issen sch aft b e g rü n d e t w erden, die aus T echnologie un d Logik b esteh e u n d die A ufgabe h ä tte , technologische B egriffe logisch zu k lä re n u n d zu definieren.

eigen tlich v ern ich ten d a u s f ie le n ... G ünstig w aren nur drei S tim m en , d iese aber von G ew icht. Ich nenne die N a m en : L inde, Schröter, Z e u n e r .. . D iese U rteile gingen im w esen tlich en dahin, daß die er­

finderischen G rundgedanken und die daran ge­

kn ü p ften th eoretisch en E rörterungen richtig seien un d waren v o n großem Einfluß a u f den E ntschluß der beiden F irm en: M aschinenfabrik A ugsburg und Fried. K rupp, E ssen , die neu en Ideen praktisch zu erproben.“

D en E in tr itt in den zw eiten A k t seiner Erfindung b e titelt D iesel ganz rich tig als „A usführung“ . Wir aber, a u f dem „ D reia k te“ fu ß en d , sind berechtigt zu fragen: „A u sfü h ru n g“ vo n w a s? V on der „E r­

findung“ noch n ic h t; w ohl aber v o n der Idee der­

selben bis zu ihrer A ufklärung zum technologischen Begriff.

D aß wir je tz t m it D iesel in den zw eiten A k t kom ­ m en, ist daraus zu ersehen, daß wir noch nicht in eine W erk statt, sondern ins L a b o r a t o r i u m ein- treten . E nde A pril „ ein ig ten sich beide Firm en dahin, die V ersuchsarbeiten in einem gem einsam en Labora­

torium a u f gem einsam e K osten zu m a c h e n . . . Der Zweck des L aboratorium s war die Verkörperung des G edankens, also die E rforschung der physikalischen und chem ischen Erfordernisse des A rbeitsprozesses und der b esten A rb eitsb ed in gu n gen der Maschine sow ie die D urchbildung der ty p isc h e n , konstruktiven E in zelh eiten , als G rundlage für die spätere fabrik­

m äßige H erstellu n g der M aschinen, kurz die F est­

stellu n g der grundlegenden G esetze und K onstruk­

tionsform en des D ieselm otorb au es.“

D ie A ufgabe, die der zw eite A k t des Erfindens zu erfüllen h a t, kann n ich t präziser ausgesprochen wer­

den, w ie dies D iesel in den angeführten W orten tu t.

Man k ön n te sogar den k en , er h ä tte v o n der D reiakt­

theorie K en n tn is genom m en. D ieses w ill ich nicht b eh au p ten , bem erke nur, daß der dreiaktige W erde­

gang des M aschinenentw erfens in H artigs „Civil- ingenieur“ unter dem T itel „U b er das E n tw erfen der M aschinen“ im Jahre 1893 un d das uns vorliegende B uch vo n D iesel im Jahre 1913 erschien.

Bis dahin stan d en dem Erfinder D iesel (im l.A k te ) nur noch „G ed an k en exp erim en te“ (E . Mach) zu G ebote; je tz t aber wurde (im 2. A k te) eine lange R eihe w irklicher, rein w issen sch aftlich er E xperim ente ausgeführt, w o natürlich n ich t alles g la tt ablief, bisw eilen auch L ebensgefahr m it sich b rach te, wie beispielsw eise gleich beim ersten V ersuch der In ­ dikator p la tzte und dessen S tü ck e an den K öpfen der E xp erim en tatoren vorüberflogen.

In den m eisten G eschichten w irklicher E rfindungen ist die G esch ich te des zw eiten A k tes eine L eid en s­

gesch ich te. D er zw eite A k t nahm bei D iesel sechs V ersuchsreihen in A nspruch un d d auerte v olle fü n f Jahre. D er V ersuchsm otor w urde dreim al u m geb au t, dessen E in zelteile aber erlitten eine U n m en ge V er­

änderungen, bis das O ptim um getroffen w urde, was doch im m er w eit Vom Ideal en tfern t war, w ie dies D iesel selbst b eto n t. E iniges w ollen wir hier h ervor­

heben.

„ D ie erste M aschine h a t überhaupt niem als selb ­ stän d ig laufen k ön n en “ , sagt D iesel. D ie zw eite 1894 erbaute M aschine gab w oh l den ersten L eerlauf, der aber nur „ein e M inute“ dauerte. Im m erhin war D iesel hoch erfreut und b em erk t: „D am als glau b te

(9)

1 9 2 9 T E C H N I K U N D K U L T U R , Z E I T S C H R I F T D E S 1 D P I

1( l* artt Ziele zu sein und ah n te n ich t, daß m ich noch jahrelange schw ere A rbeit davon tr e n n te .“

belir bezeichnend für den zw eiten A kt ist der U m ­ sta n d , daß D iesel durch u n rich tige In terp retation der V ersuchsergebnisse a u f einen Irrweg geriet, vo n dem i,verh än gn isvollen S ch lu ß satze“ g e leitet, den „B renn- stoll dam pfförm ig“ einführen zu m üssen, w as zu V erw ickelungen des S y stem s fü h rte: ,,S o h a tte ein T rugschluß eine R eihe w eiterer T rugschlüsse im Gefolge und die V ersuche b ew egten sich in einem cirsulus v icio su s, der zur F olge h a tte, daß während voller 10 M onate kein F ortsch ritt m ehr erzielt w urde.“

Die m it größter A u fm erk sam k eit geführten V er­

suche ergaben aber en d lich die W urzel alles Ü b els:

zuerst war es die m an gelh afte A b d ich tu n g, dann waren es unw irksam e L ufträum e. E in vollk om m en befriedigendes R esu lta t w urde erreicht, als D iesel den V erbrennungsraum m öglich st klein und kom pakt m achte. D ie ersten „prinzipiell richtigen D iagram m e“

erschienen E nde 1894; im Mai 1895 (zw ei Jahre nach Beginn der V ersuche) w urde „der richtige D iagram m ­ verlauf nunm ehr erreich t“ . Im Ju n i 1895 „fand en d ­ lich der erste B rem sversucli s ta tt “ und ergab folgende R e su lta te :

1. therm ischer W irkungsgrad 30,8% , 2. m echanischer W irkungsgrad 54% , 3. w irtschaftlicher W irkungsgrad 16,6% ,

P ctroleum verb rau cli pro P S i Stunde 206 g

P S e „ 382 g.

„W egen des sch lech ten m echanischen W irkungs­

grades wird je tz t den m ech an isch en E in zelh eiten der Maschine n ach gegan gen “ , h eiß t es w eiter, was indes noch keinen Ü bergang v o m zw eiten zum dritten A k te b ed eu tet: alle diese E in zelh eiten sollen ja nur „ T y p en “ ergeben, nur dasjenige feststellen , w as D iesel ganz richtig und für den zw eiten A kt so bezeichend nennt

„ d i e G e s e t z e d e s D i e s e l m o t o r e n b a u e s “ . Der zw eite A kt dauert im m er f o r t : N ovem ber 1895 :

„Dauerbetrieb des M otors unter alleiniger Führung des M onteurs. . . D er Motor arbeitet d a b e i. . . zum ersten Male ganz selb stä n d ig .“

Jetzt sind wir am E nde des zw eiten A k tes: „D a infolge der bisherigen D auerbetriebserfahrungen und Versuchsergebnisse die b eteilig ten Firm en die Zeit für die praktische V erw ertung der neuen M aschine als gekom m en erachten, so fand am 20. Februar 1896 eine große K onferenz über diese Frage sta tt. Es wird der B esch lu ß gefaßt, die V ersuchsarbeiten ein ­ zustellen und alle K räfte a u f das K onstruktionsbüro zu konzentrieren. E in K onstruktionsbü ro wird in das Laboratorium ein geb au t, der alte V ersuchsm otor im Septem ber 1896 abgebaut und ein neuer Motor 250/400 schon im O ktober 1896 fertig m ontiert.

„Der W erdegang des M otors“ -— sagt D iesel — „ b e­

stand, w ie ersichtlich, in dem tasten d en A ufsuchen der rich tigen Form , Lage un d Größe des Verbren­

nungsraum es.“

28. Jan u ar 1897: B rem sversuch ohne V orkom ­ pression. E rgebnisse:

j _ • ’ ■> _ A _ ,-'-1 3 bei v o ller bei h alb er L eistu n g L eistung

t h e r m . W ir k u n g sg r a d...• 31,9% 38,4%

m e c h a n . W irkungsgrad ... 75,6% 61,5%

w irtsch aftl. W ir k u n g sg r a d ... 24,2% 23,6%

B r e n n s t o f f v e r b r a u c h pro P S i-S td . . 195 g 162 g B r e n n s t o f f v e r b r a u c h pro P S e -S td . . 258 g 264 g

„ D a m it e n tste h t der norm ale V iertak tm otor m it direkter A nsau gu n g aus der A tm osphäre, w ie er h eu te noch allein gebräuchlich is t.“ Mit diesen W or­

ten stellt D iesel den G renzpfosten auf, der den Ü ber­

gang vom zw eiten A k te zum dritten bezeich n et.

Oder ist auch schon der d ritte A kt zu E nde ? N ein, vorläufig ist n ich ts als ein D em on stration sm od ell der neuen M otorart geliefert. V ollkom m en betriebsfähig für den in d ustriellen Gebrauch war die M aschine n och n ich t. In vollkom m ener Ü bereinstim m ung m it der hier ausgedrückten M einung sagt D iesel: „D as Laboratorium h a tte dem nach in ungefähr fü n f­

jähriger T ätigk eit seine A ufgabe gelöst, die Erfin­

d ungsgedanken zu verkörpern und die grundlegenden G esetze und ty p isch en K onstruktionsform en des D ieselm otorbaues so festzu legen , daß die Fabriken den B au der M aschine aufnehm en k o n n ten . . . D ie A ufgabe des Erfinders war dam it erfü llt.“ D er zw eite A k t ist zu E n d e!

D er d r i t t e A k t setzt ein. D urchaus keine K lei­

n igk eit !

H ierüber D iesel: „N u n h a tte (A nfang 1897) d ie A rbeit des F abrikanten einzusetzen, d. h. die A u s­

bildung der F abrikationsm ethoden, die V erein h eit­

lichung der k on stru k tiven Form en m it R ücksicht a u f die Serienfabrikation und dam it die H erabsetzung der H erstellungspreise, ferner die allm ähliche V er­

größerung der D im ensionen und die A usbildung der verschiedensten M otortypen, m it einem W ort, die ,E n tw ick elu n g4 der Erfindung. D iese A ufgaben können nicht m ehr von einem einzelnen in stiller L aborationsarbeit gelöst werden, sondern nur von den Fabriken selbst in ihrem lebendigen W erk sta tt­

betrieb und unter dem fortw ährenden D ruck der B edürfnisse der P raxis und der jahrelangen B etrieb s­

erfahrungen.44 A uch diese W orte bekunden in D iesel das bei Erfindern so selten zu treffende S elb st­

bew ußtsein beim Schaffen.

Im Februar 1897 beginnt im K onstruktionsbüro des Laboratorium s die F ertigstellung „der K on stru k ­ tionszeichnungen zu den M otortvpen für den Verkauf.

Das ist die recht eigentliche Sache der dritten A ktes.

Im April 1898 tritt der erste 76-P S -D ieselm otor in B etrieb. Zu gleicher Zeit wurde zw ischen den zwei b eteiligten Firm en und D iesel ein neuer Vertrag ab ­ geschlossen, der einen M arkstein zw ischen dem zw eiten und dem dritten A kt b ild et, m it dieser B e ­ stim m ung: „N achdem durch die bisherigen vo n der M aschinenfabrik A ugsburg in V erbindung m it Herrn R u d olf D iesel und der Firm a Fried. K rupp au s­

geführten Versuche ein verkaufsfähiger M otor des D ieselschen System s konstruiert und erprobt w orden ist, soll nunm ehr tu n lich st rasch m it der fabrika­

tionsm äßigen H erstellung des D ieselm otors begonnen w erden.44

Im Som m er 1898 wurde dann a u f der II. K raft- und A rbeitsm aschinenausstellung zu M ünchen in einem eigenen P avillon eine K ollek tivau sstellu n g von D ie sel­

m otoren v eran staltet. D ort w aren folgende F irm en v e r tr e te n :

1. M aschinenfabrik A ugsburg m it einem 3 0-P S - E inzylinderm otor, der zum A ntrieb einer D reh ­ kolbenpum pe, P a ten t B rackem ann, diente.

2. Fried. K rupp, E ssen , m it einem 3 5-P S -E in - zylindcrm otor zum A ntrieb einer H och d ru ck zen tri­

fugalpum pe von Gebrüder Sulzer.

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