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Stahl und Eisen, Jg. 32, Nr. 5

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vite“ B P T M I T TTTVTTI P T C i n i T

D r T V e V m e r ,

\ I L j H J j j j l l j j

| l I M | | \ | K r - O n f l . 0. P l e t e r s . n ,

Gesdiältslührer der ■ A 1* » * I ^ F J I I M stellvertr. GeschäftsfQhrer

nordwestlichen Gruppe 0 t ^ | | des Vereins deutscher

des Vereins deutscher isen- und Stat

industrieller.

.. . .. ., , . — . . . T , . . . ,— . -. .--- . EisenhGttenleute.

Eisen- und Stahl- ' ' 1

ZEITSCHRIFT

F Ü R D A S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N .

Nr. 5. 1. F ebruar 1912. 32. Jahrgang.

Z um fü nfzigjährigen B e s te h e n d e s W e iß b le c h -V e rk a u fs -C o m p to irs .*

A

m 27. Januar 1912 blickte das W eißblech-Ver- kaufs-Comptoir bei Herrn J. H. Stein in Köln auf sein fünfzigjähriges B estehen zurück. Es ist somit das älteste aller in Deutschland bestehenden Kartelle. Gegenwärtig gehören demselben an:

1. die A kticn-G esellschaft der Dillingcr H ü tten ­ werke zu Dillingen an der Saar,

2. die Firm a Lcs P etits Fils de Fois de W endel &

Cie. zu H ayingen in Lothringen,

3. die Rasselsteiner Eisenwerksgesellschaft, G. m.

1). H., zu R asselstein bei Neuwied,

4. die Iliistener Gewerkschaft Akt.-G es. zu Hüsten in Westfalen,

5. Phönix, A kt.-G es. für Bergbau und H ü tten ­ betrieb, Abteilung W estfälische Union zu Nachrodt in Westfalen.

Nach längeren, von Dillingen angeregten Verhand­

lungen vereinbarten sechs W eißblechwerke, näm lich:

Dillingcr Hüttenw erke, H. W. R cm y & Konsorten zu Rasselstein, J. W. Buderus Söhne, Germania bei Neuwied, Neu-Oeger Bergwerks- und H ütten- Akticn-Verein zu Neu-Ocge bei Limburg, H üste- ner Gewerkschaft zu H üsten und Eduard Schm idt zu Nachrodt am 27. Januar 1862 den gemeinsamen Verkauf ihrer W eißbleche im Inlande behufs gleich­

mäßiger Verteilung der Aufträge an die Werke und gemeinsamer Bekämpfung des W ettbewerbes. Der Alleinverkauf der W eißbleche wurde einem bei Herrn J. H. S t e i n in Köln errichteten gemeinsamen Weißblech-Verkaufs-Comptoir übertragen. Ein Ver­

trag regelte die Beziehungen zwischen den ein­

zelnen Werken und der neuen Organisation.

Bei Begründung des W eißblech-Verkaufs-Comp­

toirs hatte das W eißblech noch nicht die vielen, aus­

gedehnten Verwendungsarten wie heute und wurde hauptsächlich zur Herstellung von H aushaltungs­

gegenständen aller Art, blank sowohl wie angestrichen oder lackiert, zu Einmachbüchsen, dann zu Spiel- waren, Gasmessern usw. verwendet. Großkonsu- menten bestanden noch nicht, und der Verkauf erfolgte an Händler, die wiederum einen sehr großen

* W ir folgen in den nachstehenden A usführungen einer vom W eißblech-V erkaufs-C om ptoir anläßlich des Jubiläums herausgegebenen, sehr b eachtensw erten und vortrefflich au sg e statteten Festschrift.

V -„

Kreis von kleinen Verbrauchern, Klem pnern, B lech­

schlägern und dergleichen versorgten. Das Ge­

schäft gestaltete sich daher anfangs recht schwierig.

Außer dem W ettbewerb englischer, Bleche m achte sich auch das nahe der sächsischen Grenze gelegene Böhm ische W eißblechw elk Neudeck des Freiherrn IL von K leist bemerkbar. Mit dem Vertreter des­

selben, der Firma C. T. Petzold & Co. in N eustädtel, kam es jedoch 1863 zu einem Vertrag, der 1865 erneuert wurde, Das Comptoir übernahm den Ver­

kauf dafür nacli Sachsen für eine Menge bis zu 4000 Kisten jährlich. Im Jahre 1865 entstand ein englischer W ettbewerb in Dortm und, wo ein Engländer C. Nurse englische Schwarzbleche m it W alzen verzinnte und in Verkehr brachte. Ver­

handlungen m it demselben führten zu keinem E r­

gebnis. E rst .1868 erlosch dieser W ettbewerb. 1866 brachte der Krieg m it Oesterreich und Süddeutsch- land eine schwere Störung des Verkehrs, und noch w eit schwerere N achteile traten 1870 durch den Fran­

zösischen Krieg ein. D illingen, das dem Kriegs­

schauplatz so nahe lag, kam dadurch zum sofor­

tigen Stillstand. Nach dem Friedensschluß trat dann ein lebhafter Aufschwung ein, dem leider wenige Jahre später der bekannte große Niedergang folgte, verschärft noch durch die verhängnisvolle Herab­

setzung des Zolles von 7 J i auf 2 J i für 100 kg im Jahre 1873.

1873 sah sich das Neu-Oeger Werk gezwungen, die Fabrikation cinzustellen. Dagegen trat am 8. April 1874 das lothringische, schon seit 1704 bestehende und seit 1811 W eißblech herstellende große E isen­

werk Los P etits Fils de Fois de W endel & Cie. zu H ayingen, Moyeuvre und Stiring-W endel der Ver­

einigung bei.

D ie Entw icklung des Geschäftes für die Zeit von 1862 bis 1875 bewegte sich in langsam aufsteigender Linie der Lieferungen, die im Jahre 1862 50 4,08 K isten betrugen und bis 1871 auf 104 413 Kisten gestiegen waren; 1875 war die Zahl wieder auf 87 741 zurückgegangen.

Im Jahre 1865 war der seit 1860 bestehende E in­

fuhrzoll von 24 J i für 100 kg auf 15 J i für 100 kg erm äßigt worden. 1870 wurde derselbe auf 7 J i für 100 kg und sogar 1873 auf 2 J i fiir 100 kg hera.b-

23

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178 S tah l u n d Eisen. Z u m fünfzigjährigen Bestehen des Weißblech-Verlcaufs-Com'ptoirs. 32. Ja h rg . N r. 5.

gesetzt, und der völlige W egfall der Eisenzölle sollte am 1. Januar 1877 eintreten.

A m 31. Dezember 1875 trat D illingen vorüber­

gehend aus dem Verbände aus. D ie übrigen fünf W erke beschlossen zusammen zu bleiben. —

U nter den dam aligen, höchst ungünstigen Ver­

hältnissen sanken die schon sehr gefallenen Preise bis 1878, also in nur drei Jahren, um 37 %. D ie Preise wurden schließlich so verlustbringend, daß 1877 die Germania die W eißblechherstelhmg ganz einstclltc, um sie nicht wieder aufzunehmen.

Inzwischen hatte in der Großindustrie eine lebhafte Rührigkeit eingesetzt für die W iederein­

führung der Eisenzölle. D ie Weißblechwerke rich­

teten eine Eingabe an den Reichskanzler Fürsten Bism arck sowie an den R eichstag, und nach langen Verhandlungen wurde schließlich ein Zoll für W eiß­

blech in Höhe von 5 J i für 100 kg vom 15. Juli 1879 ab beschlossen. D am it trat dehn endlich eine ruliigere Zeit m it stetiger Entw icklung für die W eißblech­

werke ein. 1883 wurde nach vielen Bemühungen und Eingaben bei den Behörden auch W eißblech unter die Güter aufgenom men, die in geschlossenen W agen befördert wurden, und m it W irkung vom ,15. März ab in Spezialtarif II für Eisenbahn-Doppclladungen versetzt, was eine erhebliche Frachterleichterung für den wachsenden Verbrauch bedeutete.

Große Störungen und Verluste brachten die g e ­ w altigen Schwankungen der Zinnpreise, die 1887 bis 1888 von 55 auf 100 holländische Gulden stiegen, dann auf 61 Gulden hinuntergingen, darauf wieder auf 102 Gulden stiegen und endlich auf 45 Gulden fielen. Aehnlicho unerwartete gew altige Störungen und Verluste brachte 1889 der große Ausstand der Kohlcnarbeiter in W estfalen, der die Werke teils zur Betricbscinstellung, teils zu Käufen fremder Kohlen zwang.

1888 hatte die Firma Gewerkschaft G r i ll o , F u n k e & C ie. zu Schalke in W estfalen die W eiß­

blechfabrikation aufgenom men. Verhandlungen zum E in tritt in das Konsortium h atten kein Ergebnis, sie wurden von Schalke aber 1891 wiedet aufgenommen und führten dann zum E intritt dieses Werkes m it dem 1. Januar 1892.

Schwerwiegende und für die deutsche W eiß­

blechindustrie m ittelbar sehr nachteilige Verände­

rungen traten in den neunziger Jahren in den Ver­

einigten Staaten von Nordamerika ein. S eit dem 3. März 1883 bestand daselbst schon ein Einfuhrzoll von 1 c für das englische Pfund (9,26 J i für 100 kg);

trotzdem war die amerikanische Erzeugung nur unbedeutend geblieben, und der gan z erhebliche Verbrauch wurde fast ausschließlich von England gedeckt. Mit dem 1. Juli 1891 wurde der Zoll jedoch auf 2,2 c f. d. P fund (20,37 J i für 100 kg) erhöht, und von diesem A ugenblick an nahm die amerikanische W eißblechfabrikation einen ganz ungeahnten A uf­

schw ung, der auch keine Unterbrechung erlitt, als der Zoll am 28. A ugust 1894 auf 1,2 c f. d. Pfund (11,11 J i für 100 kg) herabgesetzt wurde.

D ie W irkungen für Nordamerika zeigen sich in folgender A ufstellung:

Rechnungsjahr E infuhr Erzeugung

1891/2 ... 422 170 13 647 Tons 1892/3 ... 628 426 99 819 „ 1893/4 ... 454 161 139 223 „ 1 8 9 4 /5 ... 508 039 193 801 „ 1895/6 ... 385 139 307 229 „ 1896/7 ... 230 0 7 4 446 9 8 2 „ 1897/8 ... 171 662 681 674 „ 1898/9 ... 108 485 791 371 „ D er ungem ein große A usfall, den England da­

durch erlitt, führte dazu, daß von den etw a 100 Werken daselbst nach und nach etw a 30 eingingen und die Zahl der W alzenstraßen von rund 500 auf 273 in 1897 zurückging.

D ie Preise sanken andauernd, die englischen Werke standen untereinander im schärfsten Wett­

bewerb und warfen sich m it aller W ucht aut das Ausland, um ihre Uebercrzeugung unterzu­

bringen. Die Preise gingen daher auch in Deutsch­

land ohne R ücksicht auf die Preise der Rohstoffe fortgesetzt empfindlich zurück und erreichten 1S95 ihren Tiefstand. D ie billigeren Preise brachten in­

dessen eine gew altige Vermehrung des Absatzes von W eißblechen in D eutschland, wie dies aus nach­

folgender U ebersicht hervorgeht.

1870 81 157

1880 124 456

1885 172 575

1890 280 449

1895 554 953

Durch die Verbilligung und' Verbesserung des Materkds, durch das Aufkommen der Ziehpressen zur H erstellung von Dosen und Schachteln aller Art, durch Erlindung und Verbesserung der Werkzeuge für Verarbeitung von W eißblechen zu Verpackungen und Em ballagen, von Konservenbüchsen für Fleisch, Gemüse, Obst, Marmeladen usw ., zu Laternen, Blechplakateu, Kinderspielwaren, dann auch durch die Erfindung des Bedruckens und Lackierens der Bleche vor der Verarbeitung wuchs die Verwendungs­

m öglichkeit von W eißblech ganz gew altig; es wurde schließlich das praktischste, beliebteste und schönste Verpackungsm aterial. D abei ist diese Verwendung einer noch im m er unabsehbaren Ausdehnung fähig.

Rn Jahre 1895 erklärte sich D illingen bereit, wieder in die Vereinigung einzutreten, was denn auch am 1 . Dezember 1895 geschah.

Leider waren in den nachfolgenden Jahren die Preise so überaus ungünstig, daß 1899 gegen Jahres­

ende das Schalker W erk die Weißblechherstellung ganz aufgab und aus der Vereinigung ausschied, der es neun Jahre angehört hatte.

Im Jahre 1897 und 1901 wurden an die zuständi­

gen Behörden in Berlin Eingaben gerichtet, die aui die äußerst schwierigen Verhältnisse, unter denen die Weißblechwerke arbeiteten, dringend hinwiesen und eine Zollerhöhung beantragten. Es wurde dabei auch um eine Staffelung des Zolles nach den

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1. F e b ru a r 1912. Z u m fünfzigjährigen Bestehen des Wcißblcch-Vcrkaufs-Comptoirs. S tahl u n d Eisen. 179 Stärken ersucht, wie solche in anderen benach­

barten Ländern, insbesondere in Frankreich, Oester­

reich-Ungarn und Italien, besteht.

Der Regierungsvorschlag erging denn auch auf folgende Sätze:

5,— J i für 100 kg fü r W eißblech über 1 m m,

5.50 „ „ „ „ „ „ von 0,5 m m bis 1 m m, 6,— „ „ „ » ,» u n te r 0,5 mm.

Der schließlich vom Reichstag angenomm ene Satz war indessen nur

5(— J i fü r 100 kg fü r W eißblech über 1 m m,

5.50 „ „ „ „ „ von 1 m m u . d a ru n te r, vom 25. Dezember 1902 ab, wodurch ein ausreichen­

der Schutz für die W eiterentw icklung der heimischen Weißblechindustrie, n ie ihn die amerikanische durch die weit höheren Zölle genießt, versagt blieb.

Aus Anlaß der großen, von der Regierung ver- anlaßten kontradiktorischen Verhandlungen über deutsche Kartelle erging im Anschluß an die über Eisen und Stahl im Jahre 1904 auch ein Fragebogen über den W eißblech verband, dem im Jahre 1905, am 19. Jtmi, die kontradiktorischen Verhandlungen im Reichstagsgebäude zu Berlin folgten. Als ein­

ziger wichtiger springender P unkt ergab sich, daß die deutschen W eißblechwerke in ihrer Entw icklung dem in unerwarteter W eise schnell anwachsenden deutschen W eißblechverbrauch trotz ■ aller An­

strengung n ich t hatten folgen können. D ie H aupt­

ursachen waren die schon geschilderten, höchst un­

günstigen Preisverhältnisse in England infolge der durch einen außerordentlich hohen Schutzzoll in Amerika rasch und stark entw ickelten W eißblech­

industrie, die die gesteigerte Einfuhr englischer Weißbleche nach D eutschland zur Folge hatte. D ie Werke sahen sich wegen der unlohnenden Preise nicht in der Lage, weitere große K apitalien in Ver- giößerungcn zu stecken. Trotzdem waren jedoch von Rasselstein, dann auch von den anderen Werken Vergrößerungen in A ussicht genomm en und zum Teil schon in der Ausführung begriffen, um m it der Zeit den gesam ten Verbrauch Deutschlands wieder decken zu können.

Wie sich die Lieferungen in diesem Zeitabschnitt gestalteten, bringt nachstehende Zusamm enstellung zum Ausdruck:

Jahr Kisten^ Jahr Kisten

1896 1905 . . . 958 574

1897 . . . . 608 075 1906 . . . 802 468 1898 . . . . 693 910 1907 . . . 701817 1899 . . . . 594 683 190S . . . 888 853 1900 . . . . 523 107 1909 . . . 999 195 1901 . . . . 715 097 1910 . . . 1010 121 1902 . . . . 770 538 1911 . . . 1 098 472 1903 . .

1904 . .

. . 839 368

. . 916 007 zusam m en 12 713 276 einschließlich Elsaß-

L othringen.

Der Rückgang in den Jahren 1906 und 1907 wurde durch große Betriebsstörungen, welche mehrere Werke erlitten, sowie auch durch die für die Ver­

größerungen notw endigen N eu- und Umbauten berbeigeführt.

W erfen wir jetzt am Ende des fünfzigjährigen Bestehens des W eißblech-Verkaufs-Comptoirs einen Blick auf diese ganze Zeit, so ergibt sich in kurzer Zusammenfassung folgendes:

Dreißig Jahre lang waren alle Werke vereinigt;

R asselstein, N achrodt und H üsten gehörten dem Ver­

bände 50 Jahre ununterbrochen an. D er Absatz stieg von 50 408 K isten in 1862 auf id . 1 1 1 0 0 0 0 Kisten im Jahre 1911, h at sich also in den fünfzig Jahren verzweiundzwanzigfacht. Der erzielte D urchschnitts­

preis für 100 kg W eißblech betrug 1862: 69,53 M und 1910: 34,51 J i, is t also auf weniger als die H älfte gesunken, trotz wesentlicher Verbesserung der Quali­

tä t und schönerer Verzinnung. D er Höchstpreis war 1872: 8 2 ,6 0 .# , der Mindestpreis 1898: 28,92 J I , also nahezu ein D rittel des Höchstpreises.

Es ist jedenfalls ein Ereignis besonders seltener Art, daß eine Vereinigung auf das Bestehen während eines halben Jahrhunderts zurückschauen kann, und dies u m so mehr, w enn man bedenkt, welch w irt­

schaftliche und politische, ja welterschütternde U m ­ wälzungen in diesen fünfzig Jahren stattgefunden, und welche Schwierigkeiten die geschilderten, oft recht kritischen Verhältnisse den Werken geboten haben. E s unterliegt wohl keiner Frage, daß dieses in seltenem Maße einm ütige Zusamm enhalten der deutschen W eißblechwerke einen großen Teil, wenn nicht alles, dazu beigetragen hat, daß die deutsche W eißblechindustrie trotz aller Störungen, Kämpfe und Verluste zu ihrer heutigen Bedeutung und Höhe gelangt ist.

Auf dieses langjährige vereinte Arbeiten ist auch der schon seit einiger Zeit gefaßte Beschluß der Werke zurückzuführen, ihre Anlagen durch N eu­

bauten derartig auszudehnen, daß die deutschen Verbraucher innerhalb einiger Zeit ihren, in den letzten Jahren sehr gestiegenen Bedarf ausschließ­

lich im Inlande werden decken können. Bei Rassel­

stein und N achrodt ist noch im Laufe dieses Jahres auf eine erhebliche Vergrößerung der W eißblech­

erzeugung zu rechnen; D illingen wird seine N eu ­ anlagen bis Ende dieses Jahres vollendet haben und alsdann w esentlich größere Lieferungen übernehmen können. W enn der Ausbau der A nlagen sich nicht so schnell entw ickelte, wie es der W unsch der verarbeitenden Industrie und auch der herstellenden Werke war, so muß das der außergewöhnlichen Lage, in welcher man war, zugute gehalten werden, galt es doch auch, sich dabei die fortgeschrittene Technik der letzten Jahte dienstbar zu machen.

Zu diesen Ausbauten der bestehenden W eiß­

blechwerke, die einer Erhöhung der inländischen Weißblecherzeugung dienen sollen, werden ja auch bald ein oder m ehreie W erke treten, um diesen Fabrikationszweig neu aufzunehmen. Möchte zw i­

schen den alten, schon längst in einer bewährten Vereinigung zusam mengeschlossenen W erken und diesen neuen Fabrikationsstätten eine zweckmäßige Uebereinstimm ung gefunden werden zu dem Ziele, das Inland bald und umfassend von der noch starken

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ISO S tah l u n d Eisen. D ie E lektrizität in W erkstätten fü r Blech- und Panzcrplattcnkearbcituny. 32. Ja h rg . N r. 5.

Einfuhr an W eißblech unabhängig zu machen! Welch großes und dankbares Feld hier noch offen steht, g eh t aus folgenden Zahlen über die E in- und Aus­

fuhr Deutschlands an W eißblech schlagend hervor:

ls n o 1900 1905 1900 1907 1908

Ausfuhr t 421 238 135 180 375 242

Einfuhr t 4 296 18 158 29 682 37 647 43 085 33 378

1909 1910 1911

Ausfuhr t 2S9 389 362

Einfuhr

fc

38 681 40 973 47 059 D em W eißbleeh-Verkaufs-Comptoir und den in ihm vereinigten W erken rufen wir an der Wende des ersten halben Jahrhunderts seines Bestehens ein herzliches „G lückauf“ zu für eine weitere frucht­

bare E ntw icklung zum N utzen unserer nationalen Industrie!

D ie E le k triz itä t in W e r k s t ä tt e n fü r B lec h - u n d P a n z e r p l a t t e n ­ b e arb eitu n g .

Von 0 . P o l l o k in Charlottenburg.

D

ie Bearbeitung der Bleche beschränkt sich auf verhältnism äßig einfache Operationen. Es können daher in Blechbearbeitungsw erkstätten in der Zeiteinheit größere Material mengen die verschiedenen Bearbeitungsstufen durchmachen als z. B. in Ma­

schinenbauwerkstätten. Leichte und bequeme Trans­

portmöglichkeiten und leistungsfähige W erkzeug­

maschinen sind, da sie die Erzeugung in hohem Maße beeinflussen, für solche W erkstätten besonders wichtig.

Die Transportfrage ist heute durch die elektrischen Laufkrane m it ihren verschiedenen Abarten in un­

bestrittener W eise gelöst. Das Anhängen der Bleche m ittels Hebem agneten trägt w esentlich zur Er­

sparnis an Zeit und Arbeitslöhnen bei. Man fürchtet aber das Abfallen des Ladegutes bei zufälliger U nter­

brechung des Magnetisierungsstromes und hält die dagegen empfohlenen Schutzvorrichtungen für nicht genügend zuverlässig und für hinderlich.

Krane m it drehbaren Lasthebem agneten* kommen diesen Bedenken entgegen. Solche M agnetkrane werden von der D eutschen Maschinenfabrik Ä. G., Duisburg, geliefert. Wie die Abb. 1 zeigt, wird nach dem A n­

heben der Bleche der M agnet m it dem daran hängen­

den Ladegut m ittels eines kleinen Hilfsm otors um etwas mehr als 9 0 0 gedreht, bis sich dieses auf einer m it dem Magnet fest verbundenen und in geeigneter W eise ausgebildeten Stützvorrichtung abzustützen vermag. Die Bleche sind so während des Transportes gegen Herabfallen vollkommen gesichert. Während der Kranbewegung kann der Erregerstrom für den Magneten abgeschaltet werden. Abgesehen davon, daß man m it dieser M agnetanordnung in der Lage ist, ungeordnet gestapelte Bleche leicht zu greifen, kann man auch Bleche in senkrechter R ichtung aufstapeln und derartig gestapelte Bleche wieder m agnetisch greifen. D ie senkrechte Aufstapelung von Blechen, die sich aus Gründen der Platzersparnis sehr oft em pfiehlt, läßt sich also m it Hilfe dieser Einrichtung in einfachster und billigster Weise be­

werkstelligen, während die nicht drehbar aufgehäng­

ten Magnete die Aufstapelung von Blechen in senk­

rechter R ichtung n ich t zulassen. Auch beansprucht der Transport senkrecht eingehängter Bleche geringere Durchgangsprofile, was besonders unter beengten Verhältnissen sehr w ichtig sein kann. Es ist ferner m öglich, die Bleche auf Schmalspur-Transportwagen m agnetisch zu laden und zu entladen. Alle diese Anwendungen der drehbaren Hebem agnete bedeuten

* ü . R. P. 226 153.

A bbildung 1.

D reh b are r L astbebem ngnet.

eine wesentliche Verminde­

rung der Transportkosten nicht nur in den W erkstät­

ten, sondern auch im W alz­

werk, am Lagerplatz und auf der Baustelle (Schiff­

bau). Beiläufig sei hier noch bemerkt, daß nach ähnlichen Grundsätzen drehbar aufgehängte Mag­

nete auch zur Verladung und zum Transport von Stabeisen, Röhren usw. Verwendung finden.

V oraussetzung für die zweckm äßige Anwendung der Transportvorrichtungen ist jedoch, daß in der W erkstätte keine hinderlichen Transmissionen vor­

handen sind. D a man bisher einzelne Transmissionen und Gruppenantriebe für die Werkzeugmaschinen nicht entbehren zu können glaubte, ordnete man diese Maschinen außerhalb der Kranlaufbahn längs der W ände oder in Seitenräumen an. D ie Maschinen können dann nicht unm ittelbar von den Hebezeugen bedient werden, was ein schwerer N achteil ist. Durch die Entw icklung der regelbaren und umkehrbaren

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1. F ebruar 1912. D ie E lektrizität in W erkstätten fü r B lech-und Panzerplattenbearbeitung. S tahl u n d Eisen. 1S1 Elektromotoren für j e d e S t r o m a r t ist es m öglich,

mit allen Transmissionen und Vorgelegen vollständig aufzuräumen und dam it nicht nur die Leistungs­

fähigkeit der Maschinen w esentlich zu erhöhen, son­

dern auch deren A ufstellung an jeder für die Erzeu­

gung günstigen Stelle zu ermöglichen und bedeutende Ersparnisse an Kraft und Arbeitslöhnen zu erzielen.

Stöße beim Umsteuern ist ein schweres Schwungrad vorgesehen, das den Motor entlasten soll.

Die Abbildungen 2 bis 5 zeigen dagegen Blech- kanten-H obelm aschinen m it direkt umsteuerbaren Motoren, bei denen der Aufbau für das Vorgelege vollständig fortfällt. Außerdem entfallen die Ver­

luste, die das Vorgelege m it seinem Schwungrad

A bbildung 3. B lech-H obelm aschine von W agner & Co., D ortm und.

ein Vorgelege, das jedoch in zw eckentsprechen­

der Weise m it der Maschine vereinigt ist. Trotz­

dem ragen der Motor und das Vorgelege in den Raum hinein und sind für den Transport der sperrigen W erkstücke m ittels des Laufkranes hinder­

lich. Der Motor ist unm ittelbar m it dem Vorgelege des .Riemenwendegetriebes gekuppelt. Der Riemen­

antrieb ist senkrecht. Zum Ausgleich der starken

die in den bewegten Massen enthaltene lebendige Kraft beim Umsteuern nich t durch Gegenkraft ver­

nich tet, sondern zurückgewonnen wird. Trotzdem kein Schwungrad zur Anwendung kom m t und da­

durch auch die dam it verbundenen dauernden Ver­

luste entfallen, sind die Belastungsstöße beim Um- stcuern geringer als m it Riem enwendegetriebe und Schwungrad. Endlich wird nur so lange Strom ver- A b b lld u n g 2. B le c h k a n te n - H obelm aschine von E. Schieß A. G., D üsseldorf.

Das beste Beispiel hierfür bieten die Blechkanten- Hobelmaschinen. Eine von der Sächsischen Maschi­

nenfabrik vormals Richard Hartmann in Chemnitz gebaute Maschine ist eine erste Annäherung an diese Bestrebungen; sie besitzt aber immer noch

und die wegen des senkrechten Antriebes stark ge­

spannten Riemen verursachen. Ferner entfällt der keineswegs geringe Riemcnverschleiß der beiden dauernd hin und her geschobenen Riemen, und bei regelbaren Motoren ergibt sich noch der Vorteil, daß

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liS2 S tah l u n d Eisen. D ie E lektrizität in W erkstätten fü r B le ch -u n d Panzerplattenbearbeitung. 32. Ja h rg . N r. S.

Steuerapparat auf der Stirnseite etwas versenkt angeordnet. Seine Lei­

stung beträgt 30 P S bei 430 bis 1290 minütlichen

Umdrehungen. Die Strom art ist Gleichstrom von 220 V olt. D ie nutz­

baren Abmessungen sind 15 m Länge und 2,25 m B r e ite , die Schnittge­

schw indigkeiten 0,1 bis 0,2 m /sek, der Rücklauf 0,3 m /sek.

D ie in Abb. 4 dar­

gestellte Maschine der D am pfkessel- und Gaso­

meterfabrik A. G., vorm. A.

braucht, wie die Maschine tatsächlich arbeitet. W il k c in Braunschweig befindet sich auf der Schiffs- A bbildung 4. B lechkaiiten-H obelm aschino d er D am pfkessel- und G asom eter-

fa b rik A. G., vorm . A. W ilke, Braunsohw eig.

Solche Antriebe werden von der A l l g e m e i n e n E l e k t r i z i t ä t s - G e s e l l s c h a f t geüefert, und zwar auf der Grundlage des von den früheren Felten- Gumeaume-Lahmcyer-W erken zu hoher Entw icklung gebrachten System cs.

D ie Abbildungen zeigen einige seit längerer Zeit im Betrieb befindliche Maschinen. D ie B lcchkanten- H obelm asehine (Abb. 2) ist in den W erkstätten der Firm a E. S c h i e ß A.G. in D üsseldorf gebaut. Sie dient zum H obeln der Kanten von Schiffbaublechon beliebiger Länge. D ie nutzbare Schnittlänge ist 10 m, die grüßte Spaunhöhe 200 mm. D er Antrieb ge- scldeht durch einen regelbaren Gleichstrommotor von 20 P S Leistung bei 380 bis 740 m inütlichen Umdrehungen. D em ent­

sprechend ist die geschw indigkcit von 0,85

bis 1,65 m /sek regelbar.

Abb. 3 zeigt eine Ma­

schine der Firm a W a g ­ n e r & C o., Dortm und, die in einer W erkstätte der G utehoffnungshütte sich im Betrieb befindet.

Sie dient zum gleichzei­

tigen Bearbeiten zweier Kanten und zum Hobeln von Blechpaketen. D er Tisch ist fest; der Mes- serselilitten wird durch zwei Spindeln bewegt.

Der Motor treibt m it ein­

fachem Eädervorgelege auf die Zugspindeln.*

Er ist zusammen m it dem

w erft „D anubius“ 5 in Fiume. D er Antrieb erfolgt durch einen umsteuerbaren asynchronen Drehstrom­

m otor von 26 P S bei 300 V olt, 42 Perioden und etw a 770 m inütlichen Umdrehungen. Bemerkenswert ist die m echanische' Bremse n ebst Bremsm agnet, die zur Sicherheit angeordnet ist und die lebendige K raft der bew egten Massen abbremst, falls die Um steuerung wegen Ausbleibens der Stromzufuhr oder aus einem anderen Grunde nicht rechtzeitig erfolgt. Betriebsm äßig arbeitet die Bremse nicht. Bei Gleichstromantrieben ist eine solche Bremse nicht nötig, w eil der Motor im N otfälle elektrisch durch Ankerkurzschluß und Eigenerregung gebrem st wird. D iese einfachste

* D iese M aschine is t in d e r Z eitschrift des Vereines deu tsch er In g en ieu re 1911, 23. Dez., S. 2147 von P r.

H ü l l e , D o r tm u n d , m it allen m echanischen E inzel­

heiten beschrieben.

A bbildung 5.

P an zerp latten -H o b elm asch in e d e r D e u tsc h e n -N ile s - W erkzeugm aschinenfabrik.

(7)

1. F eb ru ar 1912, D ie E lektrizität in W erkstätten fü r Blecli- und Panzerplattenbearbeitung. S tah l u n d Eisen. 183

A bbildung C.

Elektrische B e tä tig u n g d e r A u fsp an n v o rrich tu n g .

maschinenfabrik m it einem gleichen, jedoch 40 P S leistenden elektrischen Antrieb dar.

Da, wie ersichtlich, die normalen Elektrom otoren olme weiteres umsteuerbar sind, ist die Verwendung einer elektrom agnetischen Um kehrkupplung m it den nötigen Rädervorgelegen überflüssig. E s würde nur ein dauernder V erlust in den Rädervorgelegen er­

reicht werden. D ie Antriebe m it Umkehrmotoren sind, wie erwähnt, m it Sicherheitsvorrichtungen ausgestattet, die den Motor sofort stillbrem sen, falls einer der an beliebigen Stellen angebrachten Druckknöpfe gedrückt wird, wenn der eingestellte Hub aus irgendeinem Grunde nur um ein Geringes überschritten wird oder die Strom zufuhr plötzlich aufhört.

Das Aufspannen der Bleche unter dem Spann­

träger der Blechkanten-H obelm aschinen nim m t ver­

hältnismäßig v iel Zeit und A rbeitskraft in Anspruch.

Zur Verringerung dieses Aufwandes sind vielfach hydraulische Aufspannvorrichtungen in Verwendung.

Diese haben den N achteil, daß sie an das V orhanden­

sein eines ununterbrochen zur Verfügung stehenden Druckmittels gebunden sind und während der ganzen Bearbeitungszeit unter Druck stehen m üssen, was Verluste durch U ndichtigkeiten ergibt. Sie sind daher m eistens in Verbindung m it m echanischen Aufspannvorrichtungen zu finden.

Der Gedanke, die Aufspannvorrichtung elektrisch zu betätigen, is t naheliegend, doch stöß t die A us­

führung auf Schwierigkeiten, w eil je nach Länge und Dicke der aufzuspannenden Bleche der Hub der einzelnen Spindeln ungleich ist. Eine Lösung dieser Aufgabe dürfte das D . R. G. M. 459 857 der Allgemeinen E lektrizitäts-G esellschaft sein. Abb. 6 zeigt, w ie nach dieser B auart die einzelnen Druck­

stempel m iteinander verbunden sind und sich gegen­

seitig abstützen. Dadurch wird erreicht, daß säm t­

liche Stem pel durch einen Motor angetrieben werden können, und daß auch bei ungleichem H ub der ein­

zelnen Stem pel jeder den gleichen Anpressungsdruck erhält.

Obwohl auf diese Art ein rasches und bequemes Auf- und Abspannen der Bleche erreicht wird, ist

man dam it noch nich t zufrieden, sondern sucht durch m agnetische Aufspanntische den hinderlichen und schweren Spannträger und die m echanische Aufspannvorrichtung überhaupt zu beseitigen. D ies is t bereits in durchaus zufriedenstellender Weise durch Aufspann-Tischmagnete erreicht worden, ob­

w ohl für das magnetische Festhalten der Bleche die Verhältnisse zunächst ungünstig- liegen. Die m agnetische Zugkraft wirkt auf volle Bleche nur senkrecht auf die M agnetfläche; parallel hierzu w irkt der Magnetismus nicht, da beim parallelen Ver­

schieben Kraftlinien nicht gedehnt werden. Einer Kraft in dieser R ichtung w irkt also nicht der Magne­

tism us im m ittelbar, sondern nur die durch die m ag­

netische Anziehung hervorgerufene Reibung en t­

gegen. D iese Reibung wird noch durch das E igen­

gew icht der Bloche vermehrt. D a es sich um rauhe, unbearbeitete Flächen handelt, kann m it einem Reibungskoeffizienten von 0,2 bis 0,25 gerechnet werden. D ie m agnetische Zugkraft, verm ehrt um das Eigengew icht, muß also vier- bis fünfmal so groß

A bbildung 7.

B ohrm aschine von H . &. A. W aldrich, Siegen.

sein als der Schnittdruck; dies für den F all, daß das W erkstück rein m agnetisch gehalten wird. Man kann aber ebenso w ie früher die Bleche in der R ich­

tung des Schnittdruckes durch Schrauben und Keile abstützen und dann m it entsprechend geringeren m agnetischen Zugkräften auskom men. Für eine und sichere N otbrem sung ist aber für asynchrone

Drehstrommotoren nicht anwendbar.

Abb. 5 stellt eine große Panzerplatten - Seiten- hobelmaschine der D eutschen - N iles - W erkzeug-

(8)

184 S tah l und Eisen. Die E lektrizität in Werkstätten fü r B lech-und Panzerplattenbearbeitung. 32. Jah rg . N r. 5.

Zugkraft kg 1000 3000 5000

Gewicht kg 120 220 340

Kraftübertragungs- nunmehr vollständig

A bbildung 8. P la tten -H o b el-, Stoß- u n d B ohrm aschine d e r Sächsischen M aschinen-F abrik vorm . R. H a rtm a n n

in Chem nitz.

Blechkantcn-H obelm aschine werden je nach der Länge 3 bis 5 Tischm agnete verw endet. Einige Angaben der A .-E.-G .-Tischm agnete seien hier m it­

geteilt:

Magnetische Grundfläche

mm 0 380 250 X 500 300 X 600

E ine ausgedehnte Verwendung finden die B o h r ­ m a s c h in e n für die Blech- und Plattenbearbeitung.

Neben den transportablen und den Kranbohrmaschi­

nen m it elektrischem Antrieb sind auch ortsfeste E infach- und Viel- •

fach - Bohrmaschinen n ötig, bei denen auf hohe Leistungsfähig- k eitW ert gelegt wer­

den muß. Dazu ist es n ö tig , daß die G eschwindigkeit des

Bohrers seinem D urchm esserund dem zu bearbeitenden Ma­

terial angepaßt wird.

Auch muß es möglich s e in , die Geschwin­

digkeit m it wachsen­

der Bohrtiefe und beim Durchbohren zu verringern, da sonst während der übri­

gen A rbeitszeit nicht m it der zweckmäßigen

Geschwindigkeit gearbeitet werden könnte. E s m uß, m it einem Worte gesa g t, m öglich sein, die Geschwindigkeit vom Stande des Arbeiters und w ä h r e n d des Arbeitens beliebig zu regeln, was nur durch Einzelantrieb m ittels regelbarer Motoren erreicht werden kann. E in Beispiel dafür ist die Hochleistungsbohrm aschine der Firm a H. & A.

W a ld r i c h in Siegen, die in Abb. 7 m it einem Gleich­

strom -Regulierm otor der Allgem einen E lektrizitäts- .Gesellschaft organisch verbunden dargestellt ist.

Auch regelbare Drehstrom -Kollektorm otoren der A. E . G. wurden bereits öfter für solche Bohr­

m aschinen gebraucht. D a für die ausgedehnten Anlagen von Blechbearbeitungsw erkstätten gerade der Drehstrom das bevorzug

m ittel ist, so verdienen die

entw ickelten und im jahrelangen Betriebe bewährten regelbaren Drehstromm otoren besondere Beachtung.

D ie Drehstrom - Reguliermotoren der A. E. G.

haben auf den einzelnen Stufen Nebenschluß- Charakteristik; sie unterscheiden sich daher in der W irkungsweise n ich t von den entsprechenden Gleich­

strom m otoren, d. h. die eingestellte Geschwindigkeit ist annähernd unabhängig von der Belastung. Es gibt auch regelbare Drehstromm otoren, bei denen die Regelung durch Verschieben der Bürsten auf dem Kollektor erfolgt. Solche Motoren haben immer Hauptstrom -Charakteristik und sind daher insbe­

sondere für W erkzeugmaschinen nur sehr selten brauchbar.

D ie allgemeine Anwendbarkeit der Drehstrom- Reguliermotoren zeigen die Abbildungen 8 und 9 einer Platten-H obel-, Stoß- und Bohrmaschine der Sächsischen Maschinenfabrik vormals Richard Hart­

mann, Chemnitz. D iese Maschine befindet sich in der Lokom otivfabrik der A. E. G. und dient zum Bearbeiten der Lokom otivseitenplatten. D ie Kanten der Bleche werden auf beiden Seiten gleichzeitig und im Vor- und Rücklauf gehobelt. Hierzu dient der

A bbildung 9. R eg elb arer D re h stro m -K o lle k to r-U m k e h rm o to r d e r Allgem einen E le k triz itä ts - G esellschaft n e b st S te u e ra p p a ra t.

(9)

1. F eb ru ar 1912. D ie elektrische Umkehrstraße der Skinningrove Iron Company. S tah l u n d Eisen. 1S5 am Kopfende der Maschine angeordnete umkehrbare

Drehstroin-Kollektormotor von 25 P S Leistung.

Dieser Motor ist von 250 bis 750 m inütlichen Um­

drehungen regelbar. Für das Umkehren is t ein selbsttätiger Stcuerapparat m it einem kleinen H ilfs­

motor vorgesehen. Abb. 9 läßt den Steuerapparat deutlich erkennen; er besteht aus Reguliertrans- formatoren (Potentialreglern), die beim Umsteuern von dem H ilfsm otor bew egt werden. D er Apparat ist verhältnismäßig teuer. Versuche, die inzwischen von der A. E. G. angestellt wurden, haben aber ergeben, daß das Regeln solcher Umkehrmotoren auch m it bedeutend einfacheren M itteln ausführbar ist. Die Bleche werden auf den festen Tisch auf­

gespannt. Der Support ist beweglich und wird durch Spindeln angetrieben. Auf dem Support be­

findet sich ein weiterer Drehstrom-Reguliermotor samt Regulicrschalter, der seinen Strom von einer

biegsamen, von einem M etallschlauch geschützten Leitung erhält. D ieser Motor treibt die auf dem Support befindliche Stoßm aschine an, außerdem wird hiervon der Vorschub des Supportes beim Stoßen abgeleitet. Auf einem parallel zum A uf­

spanntisch angeordneten B ett ist eine bewegliche Radialbohrmaschine angeordnet, die gleichfalls m it einem Drehstrom -Regulierinotor au sgestattet ist.

Auf dieser zusam m engesetzten Maschine werden die L okom otivbleche m it nur einm aligem Aufspannen seitlich auf Maß bearbeitet, gebohrt und m it den nötigen Aussparungen und Schlitzen versehen. Es is t ohne weiteres ersichtlich, daß eine solche Ma­

schine nur m it Hilfe des elektrischen Einzelantriebes möglich wurde, und daß die Unabhängigkeit der einzelnen Antriebe und die bequeme R egelbarkeit die W irtschaftlichkeit einer derartigen Sonder­

m aschine sehr stark beeinflußt.

Die e le k tris c h e U m k e h r s t r a ß e d e r S k in n in g ro v e I r o n C o m p a n y .*

A

uch in England beginnt die Verwendung elektrischer Energie unter w eitgehender A us­

nutzung der Hochofengichtgase immer weitere Kreise zu ziehen. So hat die Skinningrove Iron Company Ltd. (Yorkshire) beim N eubau ihres Stahl- und Walzwerkes den rein elektrischen Antrieb sämtlicher Maschinen durchgeführt. Seit Inbetriebsetzung des Hüttenwerkes ist im W alzwerk überhaupt keine Kohle gebraucht worden. Auch die Wärmgruben werden m it Hochofengas geheizt. D ie W alzenstraße erhält ihre Rohblöcke aus den Talbotöfen und soll alle Arten von Profilen einschließlich Schienen her- stcllcn, sow eit dies in einer H itze m öglich ist. Man erhofft von dem elektrischen W alzwerksantrieb die Möglichkeit einer recht w eiten Ausdehnung des Walzprogramms. D ie Straße ist als Um kehrwalz­

werk gebaut und besteht aus drei Gerüsten, je einem Block-, Grob- und Fertiggerüst. D ie E n t­

fernung zwischen Wärmgruben und Blockstraße be­

trägt etw a 100 m. D ieser Raum ist so reichlich ge­

wählt, dam it man in ihm noch eine Vorblockstraße unterbringen kann. Ferner ist die M öglichkeit vor­

gesehen, einen zweiten Umkehrmotor neben dem dritten Gerüst der Straße aufzustellen, welcher bei Vergrößerung der Erzeugungsm enge das zw eite und dritte Gerüst antreiben soll, während der jetzt schon vorhandene Motor in diesem Falle nur das erste Gerüst bedienen würde. D ie W alzen aller drei Gerüste haben 915 mm Ballendurchmesser. Vorläufig sollen Blöcke von 2 bis 4 t bei einer L eistung von 30 t in der Stunde verw alzt werden. D er W alzm otor wird nach System Ugner angetrieben.

Wenngleich dieser I l g n e r - A n t r i e b nichts vo ll­

ständig Neues bringt, so gib t eine ausgedehnte B e­

schreibung desselben doch ein sehr gu tes Bild über die Anpassungsfähigkeit des elektrischen Stromes an

* Engineering 1911, 29. S ep t., S. 410/4.

v.3i

den jeweiligen Verwendungszweck. Anderseits erscheint aber die ausführliche Beschreibung der Straße auch deshalb gerechtfertigt, weil m ancher E isenhüttenm ann trotz der mehrfachen V eröffent­

lichungen in der technischen Literatur von dem W esen, den Grundlagen und Ausführungsformen des Ilgner-System s keine reife Vorstellung besitzt.

D er Erfindungsgedanke I l g n c r s bezweckt, die stark stoßweise Beanspruchung des W alzenstraßen­

m otors in eine m öglichst gleichförm ige B elastung der antreibenden Maschine zu verwandeln. Hierdurch ergibt sich der w esentliche Vorteil einer gleichmäßigen oder nur in geringen Grenzen schwankenden Energie­

entnahm e (Zentralenbelastung). Es sollen also die Stöße in der K raftentnahm e gebuffert werden. Hierzu erscheinen Schwungradmassen geeignet, welche in den Stichpausen unter Beschleunigung Energie auf­

nehmen und während der Stiche unter A bfall in den Umdrehungen abgeben. Zur Erreichung dieses Zweckes bedient sich Ugner der Leonard-Schaltung, die darin besteht, daß eine Gleichstromdynamo einen Gleichstromm otor speist, w obei durch R egelung des Feldes der D ynam o ihr Ankerstrom und dam it der Ankerstrom des von ihr gespeisten W alzwerksm otors beeinflußt wird, w obei der Motor jede gew ünschte U m ­ drehungszahl annehmen kann. Durch Umkehren des Feldes der D ynam o ändert der Motor die Um laufrich­

tung. D er W alzm otor ist ein Hauptstrom m otor, w eil nur ein solcher seine Umlaufzahl m it dem Ankerstrom in w eiten Grenzen w echselt. Die Leonard-Schaltung h at zugleich den Vorteil, daß bei dem oftm aligen Anlassen, Stillsetzen und Regeln des Motors keine Energie in Anlaß- und Regulierwiderständen im Hauptstrom kreis vernichtet zu werden braucht.

Beim Hgner-System treibt nach obigen Ausführungen eine beliebige Antriebsmaschinc eine m it einem schweren Schwungrade gekuppelte D ynam o. D er von dieser erzeugte Strom speist den W alzwerks-

24

(10)

186 S tah l u n d Eisen. Die elektrische Vmkehrstraße der Skinningrove Iro n Company. 32. Ja h rg . N r. 5.

motor. In dem Schaltim gsschem a gem äß Abb. 1, das der in Skinningrove gew ählten Anordnung en t­

spricht, besteht die Antriebsm aschine aus einem D rehstrom m otor A, w elcher auf einer W elle m it den beiden D ynam os B und den beiden Schwungrädern C untergebracht ist und durch Verm ittlung dieses U ni­

form ersatzes den D oppelm otor D treibt. D ie Teilung in zwei D ynam os, zwei Schwungräder und zwei W alzenzugm otoren ist aus konstruktiven Gründen wegen der Größe der Anlage erfolgt. D ie D ynam os sind m it den Schwungrädern durch eine nachgiebige Stahlbolzenkupplung verbunden. Sie h at den Zweck, Ungenauigkeiten in der Ausrichtung der vielfach gelagerten W elle auszugleichen. D ie Regelung des

Feldes der D ynam os erfolgt durch die dünn ge­

zeichnete W icklung, die von der gleichfalls von der W elle des Um formersatzes getriebenen besonderen Erregermaschine gespeist wird. Durch den H au p t­

steuerhebel werden in diese Leitung stufenweise W iderstände ein- und ausgeschaltet und dam it die Geschwindigkeit des W alzenzugm otors geregelt. Der Motor folgt den Bewegungen des Steuerhebels außer­

ordentlich schnell. D er neben dem Hauptsteuerhebel sichtbare, gleichfalls in Form eines Hebels ausge­

sta ltete N otschalter g esta ttet in Gefahrfällen eine sofortige Unterbrechung des Stromes und dam it ein Still setzen des W alzm otors. Außerdem ist ein M axim alschalter vorhanden, der den Strom unter­

bricht, falls er einm al eine gefährliche Höhe erreichen sollte. U m während der ersten kurzen Stiche an der Blockstraße ein besonders starkes Dreh­

m om ent an der W alze zu erzielen, lassen sich die

sonst hintereinander geschalteten beiden D ynam os parallel schalten. Bei dieser Schaltung ist natürlich die Um laufgeschwindigkeit des W alzm otors ent­

sprechend kleiner. E ine Besonderheit besteht ferner darin, daß der Doppelw alzenzugm otor außer seiner Hauptstrom wicklung noch eine besondere im Schal­

tungsschem a schwach gezeichnete Feldwicklung be­

sitzt, die von der Erregermaschine gespeist wird, und deren W iderstand durch den Hauptsteuerhebel allmählich verm indert werden kann. Bei dieser Schwächung des Feldes tritt unter Verringerung des D rehm om entes eine Beschleunigung der U m lauf zahl des W alzm otors auf, wie sie beim Auswalzen langer Stäbe auf dem Fertiggerüst erwünscht ist.

W ie bereits erw ähnt, er­

folgt der A ntrieb des Ugner- satzes durch einen Drehstrom ­ m otor. D ieser D rehstrom ­ m otor würde, w enn sein An­

ker kurz geschlossen wäre, im m er noch während der Ver­

m inderung der Umdrehungs­

zahl, die zur Erzielung einer kräftigen Energieabgabe der Schwungm assen notwendig ist, erhebliche, sich m it sin­

kender Drehzahl steigernde Strom mengen aufnehm en. Er m üßte daher sehr reichlich bemessen werden und würde die Zentrale durch die erheb­

lichen Schwankungen seiner Strom aufnahme ungünstig be­

einflussen.* Zur Vermeidung dieses U ebelstandes is t der M otor m it einem selbsttätigen Schlupfregler ausgerüstet, der entsprechend dem Sinken der Umdrehungszahl im mer grö­

ßere AViderstände in den Anker des Drehstromm otors A einschaltet. D er letztere ist zu diesem Zweck m it Schleifringen versehen. Der Schlupfregler wird durch einen Relaisschalter betätigt, der die G estalt eines Motors hat; der Anker dieses Mo­

tors dreht sich jedoch nicht, sondern m acht nur ent­

sprechend dem D rehm om ent des Feldes einen größeren und kleineren Ausschlag, indem er eine Spiralfeder mehr oder weniger spannt. Je höher der dem Relais zugeführte Strom ist, desto größer ist das Dreh­

m om ent, desto mehr wird die Feder gespannt, desto größer ist der Ausschlag des Ankers, und desto mehr AViderstand wird durch ein m it dem Anker des Relais verbundenes Gestänge in den Ankerstromkreis des Motors A eingeschaltet. D ie Strom stärke in dem R elais ist durch einen Transformator von der Größe des Stroms in den H auptzuleitungen zumJVfotor A

* Siehe m eine A usführungen S t. u. E. 1910, 16. Nov., S. 1971/3.

Um/refir, -Mohre

(11)

1. F eb ru ar 1912. Die elektrische Umkehrstraße der Skinningrove Iro n Company. S tah l u n d Eisen. 1S7 abhängig gem acht, w ächst also proportional der

Stromaufnahme des Motors A. Von den Sekundär­

wicklungen dieses Transformators können je nach Einstellung des Schalters E mehr oder weniger Windungen zur Beeinflussung des Relais herange­

zogen werden. Hierdurch läßt sich die Höhe der mittleren Strom aufnahme des Motors A der jeweiligen mittleren Beanspruchung der W alzenstraße anpassen, derart, daß bei zu erwartender starker Inanspruch­

nahme der Straße (ungünstige Profile) die m ittlere Stromentnalnne des Motors A (Zentralenbelastung) auf einen höheren W ert eingestellt wird.

Die Um laufzahlen des W alzm otors ändern sich zwischen N ull und 120 in der Minute. Für die U m ­ laufzahlen des Um formersatzes g ilt folgende Ueber- legung: Bei den großen Geschwindigkeiten, die zur Erzielung kräftiger Wirkung der Schwungräder wünschenswert sind, müssen die letzteren aus einem Stück ausgeführt werden. Ihr Durchmesser ist durch das Bahnprofil auf 3,87 m beschränkt. Läßt m an für die Stahlgußschwungräder eine Umfangsgeschwindig­

keit von etw as über 100 in in der Sekunde zu, so ergibt sich als höclistm ügliche U m laufzahl etw a 500 U m ­ läufe in der Minute. Mit R ücksicht darauf, daß die Zentrale in Skinningrove Drehstrom von 40 Perioden erzeugt, wurde die synchrone U m drehungszahl des Antriebdrehstrommotors zu 480 in der Minute fest­

gesetzt. Unter Berücksichtigung des Schlupfes er­

gibt sich hierm it eine Leerlaufum drehungszahl des Ilgner-Satzes von 475. Als niedrigste Umdrehungs­

zahl wurde 380 in der M inute festgesetzt (2 0 % Drehabfall). Bei einem Gewicht der Schwungmassen von 4 6 1 werden unter diesen U m ständen beim Sinken von der höchsten zur geringsten Umlaufzahl 36 % der in den Schwungrädern aufgespeicherten Energie aus- genutzt; diese 3 6 % entsprechen 64 000 Pferdekraft­

sekunden.

Der Antriebdrehstrommotor entnim m t unter mittleren Verhältnissen etw a 18 2 5 P S aus der Zentrale.

Der Umformersatz gib t im H öchstfälle 12 000 P S an den W alzwerksmotor ab. D a som it die größten vor- konnnenden Drehm om ente vom Schwungrad auf die Dynamo übertragen werden m üssen, ergibt sich die Notwendigkeit, beide unm ittelbar nebeneinander zu setzen und den Antriebdrehstrommotor am Ende des Umformersatzes unterzubringen. D er hohen Um- laufzahl und der großen Generatorenleistung wegen war eine Teilung in zwei Maschinen (BB der A b­

bildung 1) notwendig. Ebenso m ußten die Schw ung­

massen auf zwei Schwungradscheiben verteilt werden.

Zur Verminderung der Ventilationswirkung sind die Sekwungscheiben auf dem äußeren U m fang ge­

kapselt. E ine m it H olz gefütterte Bandbrem se, die auf den U m fang der Schwungscheiben w irkt, g estattet ein Stillsetzen des Ilgner-Satzes innerhalb zweier Minuten. W enn diese Bremse nicht vorhanden wäre, würde der A uslauf zwei Stunden dauern. D ie Sclunie- rung der Lager des Um formersatzes erfolgt durch Drucköl, das von zwei Pum pen, einer Motorpumpe und einer von der W elle getriebenen R iem enpum pe,

geliefert wird; bei Versagen des Oeldrucks tritt eine Alarmglocke in Tätigkeit. Zur Sicherheit sind ferner die Lager als Ringschmierlager ausgebildet. D ie K upplung überträgt das D rehm om ent durch 44 Stahl­

bolzen aus N ickelstahl; sie hat einen Durchmesser von etw a 1200 mm. D ie Spannung der D ynam os schw ankt zwischen N ull und 540 V o lt; die Strom ­ stärke beträgt je 8400 Ampere. Sie sind zur E rzie­

lung funkenfreien Laufs des K ollektors m it W ende­

polen und A uigleichwicklung ausgerüstet.

Auch der W alzm otor ist m it R ücksicht auf seine Größe, insbesondere aber auch zur Erzielung eines für das häufige Anlassen wichtigen geringen Schwung­

m om entes, als Doppelm otor ausgeführt. Er w iegt etw a 194 t. D ie Ankerwelle h a t an ihrer stärksten Stelle einen Durchmesser von 780 mm. A uch er hat sowohl Wendepole als auch Ausgleichwiekluiig. D a bei seiner stark w echselnden Umdrehungszahl auf eine ständige kräftige Ventilationswirkung des Ankers n ich t zu rechnen ist, so h a t m an, wie dies bei solchen A nlagen stets üblich ist, die Kühlung durch beson­

dere Ventilatoren bewirkt, die einen kräftigen Luft­

strom zwischen die beiden Anker führt; der L uft­

strom teilt sich und kühlt einm al die Feldwicklungen und m it seinem zweiten Zweige den Kom m utator. Die Lager sind m it Preßöl-Schm ierung versehen, zu dessen U m lauf zwei m it Motoren angetriebene Schmier- pumpen dienen. Bei Parallelschaltung der Umformer­

dynam os m acht der W alzm otor 0 bis 30 Um läufe in der M inute und entw ickelt dabei ein normales Dreh­

m om ent von 140 m t und ein größtes D rehm om ent von 170 m t ; bei R eihenschaltung m acht er zwischen 0 und 60 Umläufe in der Minute bei einem normalen D rehm om ent von 1 0 0 m t und einem höchsten Dreh­

m om ent von 150 m t ; durch stufenweises Ausschalten von W iderständen in der erwähnten, in Abb. 1 schwach gezeichneten besonderen Erregerwicklung des Motors kann die Um laufzahl auf 120 in der Minute gesteigert werden, während das D rehm om ent auf 45 m t sinkt.

D ie Steuerung des Motors erfolgt von einer hoch­

gelegenen Bühne aus, die vor den AValzgerüsten liegt und neben den Steuerhebeln auch die notwendigen Instrum ente — einen Um drehungsanzeiger für den W alzm otor, einen solchen für den Umformersatz, ein Amperemeter für den Strom des W alzm otors und ein V oltm eter für die Steuerdynarnos — übersicht­

lich nebeneinander angeordnet trägt. Zur Bedienung des Motors dienen drei H ebel; der m ittlere ist der H auptsteuerhebel. R echts davon liegt der Schalt­

hebel, durch w elchen m it Hilfe eines besonderen Schaltm otors die Steuerdynarnos entw eder parallel oder hintereinander geschaltet werden; links be­

findet sieh der N otschalter, der den H auptstrom des W alzmotors unterbricht und zu gleicher Zeit das Feld der D ynam os auf N ull zurückführt. D er H aupt­

steuerhebel ist m it dem R eihen-Parallelschalter in der W eise verriegelt, daß er nur bei M ittellage des H aupt­

steuerhebels, also strom losem Anker des W alzm otors und der Steuerdynam os, bew egt werden kann, und daß anderseits der H auptsteuerhebel nicht bewegt

(12)

188 S tah l u n d Eisen. Die Gewinnung der Nebenerzeugnisse beim Gaserzeugerbetrieb. 32. Jah rg . N r. 5.

werden kann, wenn sich der Reihen-Parallelsehalter nicht in einer seiner Endlagen befindet. Ebenso kann, wenn der Notschalter in Tätigkeit getreten ist, die Straße erst wieder angelassen werden, nachdem der Steuerhebel in seine Mittellage zurückgebracht ist. Eine weitere Sicherheitsvorrichtung soll einen zu weit gehenden Umdrehungsabfall des Umformer­

satzes verhüten. Der Haupthebel steuert von seiner Nullstellung (Mittellage) bis zur Hälfte seines Ge- samtausschlages in der oben angegebenen Weise die Dynamos; von dort bis zum Ende seines Hubes schaltet er die Widerstände der zusätzlichen Feld­

wicklung des Walzmotors. Sinkt nun die Umlauf­

zahl des Umformers unter 380 in der Minute, so ver­

hindert ein magnetisch betätigter Anschlag eine

Bewegung des Steuerhebels von der mittleren Ausschlagstellung nach der Endstellung, so daß also eine Steigerung der Umlaufzahl unmöglich und die Leistung der Straße verringert wird. Die be­

schriebene Steueranordnung ist doppelt ausgeführt, einmal vor dem ersten Gerüst und das andere Mal vor dem dritten Gerüst. Die Bedienung der Straße kann beliebig von der einen oder der anderen Stelle aus erfolgen.

Die elektrische Einrichtung der Straße ist von Gebrüder Siemens Ltd., Stafford, gebaut, die Straße selbst von der Deutschen Maschinen­

fabrik A. G. in Duisburg, die Antriebsgasmaschinen der elektrischen Zentrale von Ehrhardt & Sehmer,

Saarbrücken. RI.

Die G e w in n u n g d e r N e b e n e r z e u g n is s e beim G a s e r z e u g e r b e tr ie b . Von A n ton G w i g g n e r in Wien.

I— <ine Anfrage aus dem Leserkreise läßt es wün- sehenswert erscheinen, meiner Veröffentlichung über die Wirtschaftlichkeit der Gewinnung der Nebenerzeugnisse beim Gaserzeugerbetrieb* noch folgende Bemerkungen hinzuzufügen.

In dem Aufsätze wird betont, daß er sich auf einen Sondeifall bezieht, weshalb eine Verallge­

meinerung nicht so ohne weiteres tunlich ist. Vor allem maßgebend ist neben dem Verwendungszweck der Kohlen preis. Hier wurde das Generatorgas nur als Heizgas für Hüttenbetriebe und bei Ver­

wendung der genannten gasreichen Kohle besonders in Betracht gezogen. Anders stellen sich die Ver­

hältnisse nach dem Mondschen Vergasungs- und Sulfatgewinnungsverfahren, da ersteres ein teer- und rußfreies Gas durch Mitvergasung dieser un­

liebsamen Gasbestandteile erzeugt, wodurch ein höheres Wärmeausbringen erzielt wird, und weil letzteres ein direktes Sulfatgewinnungsvcrfahren dar­

stellt. Während nach Zahlentafel 2 auf Seite 2087 bei Betrieb auf hohes Ammoniakausbringen und

Z ah len tafel 1. V e r g a s u n g n a c h M o n d .

E ü r das J a h r .

B ei gleichem W ilrm eauf- w an d wie in Z ah lo n tafel2 , S e ite 2087«

N och m it R ü ck sic h t a u f d e n v e r­

m in d e rte n p y ro m e tri- schen E ffekt

K ohlenm ehrverbrauch

fü r Vergasung in % . . . . 8 40

t . . . . 2 880 14 544 für E am pferzeugung in t . . 4 996 6 495 G esam tm ehrverbrauch in t . . 7 876 21 039

J C . 102 388 273 507

für Tilgung und V erzinsung JC 90 000 90 000 som it jährlicher M ehraufw and JC 192 388 363 507 B ruttogew inn aus S ulfat (3 %

A usbeute) in . 1 1... 173 303 225 295 erg ib t jährlichen V erlust in .11 19 0S5 138 212

* S t. u. E . 1911, 21. D ez., S. 2085.

Abscheidung von Teer und Ruß die Wärmeausbeute für 1 kg zu vergasender Kohle nur 4490 WE ausmacht, so steigert sich dieselbe durch Mitvergasung dieser Bestandteile auf ungefähr 5300 WE.

Trotz des besseren Wärmcausbiingens steigt nach vorstehender Zahlentafel 1 somit bei Berück­

sichtigung des Wirkungsgrades, sobald das Gas zu Heizzwecken Verwendung finden soll, der Kohlen­

mehrverbrauch für Vergasung auf 40% und für Dampferzeugung auf 18,4%, so daß in dieser Be­

ziehung die Gewinnung der Nebenerzeugnisse bei einem Kohlenpreise von 13 Ji für die Tonne nicht empfohlen werden kann. Hierbei wird angenommen, daß der Bruttogewinn für die Tonne Sulfat 148,58 JC

nicht überschreitet. Dieser Betrag gilt aber für eine Kondensationseinrichtung älterer Bauart und dürfte beim Mondschen Verfahren der direkten Sulfat­

gewinnung nicht unwesentlich höher sein.

Wird nun aber das Generatorgas zum Betiiebe von Gaskraftmaschinen verwendet, so sind hier wesentlich andere Gesichtspunkte maßgebend. Die ungleich bessere Wärmeausnutzung bei Gaskraft­

maschinen gegenüber Dampfmaschinen einerseits und der annähernd gleiche Wärmeverbrauch für die Pferdeluaftstundc bei Verwendung der verschiedenen Heizgase, gleichgültig ob Gicht-, Generator- oder Koksofengas benutzt wird, anderseits zeigen, daß hier bezüglich der Gewinnung der Nebenerzeugnisse die Verhältnisse andere sind. Es braucht beim Be­

trieb der Gaserzeuger nicht auf hochheizkräftiges Gas hingearbeitet zu werden, sondern die Vergasung ist so zu führen, daß ein möglichst hohes Wärmeaus­

bringen erzielt wird. Hier ist eine Reinigung des Gases unerläßlich, ln diesem Falle sind für den gleichen Wärmeaufwand (siehe Zahlentafel 2, Seite 2087) für die Vergasung nur ein um 8% und für Dampferzeiigung um 13,88% größerer Kohlen­

verbrauch notwendig. Trotzdem scheint durch

den Verlust von 19 085 .11 im Jahr das Mondsche

Verfahren für die Gewinnung von Kraftgas ünwirt-

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