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Die Bautechnik, Jg. 19, Heft 17/18

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DIE BAUTECHNIK

19. Ja h rg a n g BERLIN, 18. April 1941 H eft 17/18

185

Unserem Fiihrer zum 20. April 1941

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1 8 6 K l l n g b e l l , Die Brflckenbauten der H eeresbautruppe im heutigen Krlege Pachschriff^^Ecs^u^nicurwes^

H eeresbautruppe im h eu tig en K riege.

Generalmajor K lingbeil.

Ał le R ec h te v o r b e h a l t e n .

D ie Briickenbauten der

Von

Der blltzartige Verlauf neuzeltllcher Heeresbewegungen, wie wir ihn im polnischen Feldzug des Jahres 1939 und im Jahre 1940 beim Kampf mit unseren Westgegnern erlebt haben, macht rasches Oberwinden aller naturllchen Hlndernisse und kunstlichen Sperren erforderlich, die sich dem Vormarsch des Heeres entgegenstellen. Nur so kann die motorlsche Kraft der neuzeitlichen Waffen volI ausgenutzt werden.

Unsere Sturm- und Kampfplonlere sind bel dem schnellen Verlauf der heutigen Kampfhandlungen trotz ihrer erheblichen Vermehrung seit dem Weltkriege gar nicht mehr imstande, die ins Rlesenhafte gewachsenen

schubstraBen weitgehend zerstórten Kunstbauten an den FluBabschnitten, die nachstehend kurz besprochen werden soli. Hierbei galt es, in Ab- lósung der mit Ihrem Kriegsbrflckengerat zu neuem Einsatz schon weiter vorn benótlgten Pioniere, an Stelle der zerstórten Strafienbrflcken be- schleunigt fflr die schwersten Heereslasten ausreichende Umgehungsbrflcken herzustellen. Da die Zugangswege zu diesen Brucken vlelfach flber sumpfiges Wiesengelande gefflhrt, an anderen Stellen wieder Zufahrtsrampen in steile Talrander eingeschnitten werden muBten, wurde in Verblndung mit dem Brfickenbau haufig auch ein langerer Strafienbau erforderlich.

Abb. 3a.

Behelfsbrflcke neben einer gesprengten Stahlbrflcke, Gesamtansicht.

Abb. 3b.

Behelfsbrflcke neben einer gesprengten Stahlbrflcke, Widerlager.

Abb, 1. BehelfsmaBige Wiederherstellung einer gesprengten stelnernen Bogenbrflcke.

technischen Arbeiten, die mit den Bewegungen eines neuzeitlichen, welt- gehend motorisierten Massenheeres zwangsiaufig yerbunden sind, allein zu bewaitigen. Sie sind im heutigen Bewegungskrieg vielmehr durch ihre vlelseitlgen Kampfaufgaben beim Angriff uber FIflsse und gegen feindliche Befestigungen so stark in Anspruch genommen und so weit­

gehend gebunden, dafi auf Grund der Erfahrungen des polnischen Ver- nlchtungsfeldzugs zu ihrer Entlastung und Erganzung eine besondere technlsche Hlifswaffe, die Bautruppe, geschaffen wurde. Ihre Aufgabe ist es, in engstem Zusammenwirken mit den Pionieren rechtzeitig alle Sperren und Minentrichter zu beseltigen sowie rasch alle trennenden Flufischranken durch tragfahige Behelfsbauten zu flberbrucken. Dabei er- forderte nach den auf dem polnischen und dem westlichen Krlegsschau- platz gemachten Erfahrungen den bel weitem starksten Krkfteeinsatz die Wiederherstellung der vom Gegner im Zuge der Vormarsch- und Nach-

Abb. 2. BehelfsmaBige Wiederherstellung einer gesprengten stelnernen Talbrflcke.

Wahrend der Bauingenieur im Frieden zur Planung und Entwurfs­

bearbeitung seiner Brflckenbauten meist hinreichende Zeit zurVerfugung hat und ais Baustoffc heutzutage lm allgemeinen Eisen und Beton zu ver- wenden pflegt, erfordert die Kriegsbauweise Schaffen aus dem Stegreif und die Verwendung der in greifbarer Nahe gerade vorgefundenen Bau- stoffe, meist von Holz- oder Eisentragern. Es kommt dabei aber nicht allein auf die tehnische Leistung an sich an, sondern vielmehr auf lhr zeitgerechtes Einpassen in den Rahmen des Kampfes der verbundenen Waffen und auf so rechtzeitige Ausfflhrung der Arbeiten, dafi die Vor- marschbewegung der Angrlffstruppe und ihres Nachschubs keine Unter- brechung erfahrt, sondern standig im FluB bleibt. Das erfordert frflh- zeitiges Erkunden der VormarschstraBen, klare Unterstellungsverhaitnisse, stralfe Befehlserteilung und rechtzeitiges Heranfuhren der Baukrafte und Baustoffe an die Elnsatzstellen. Manchmal fuhrt die Gewinnung der

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Jahrgang 19 H eft 17/18

18. AprM 1941 K l i n g b e l l , Die Bruckenbauten der Heeresbautruppe im heutigen Kriege 187

Drahtbugel, durch Keile gespan n t

11121

126 j Ig °] = gj-w/w

1— :---— 6,50—

U --- 150—

Duerschnitt

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j 135 121 135

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A b b . 4. K l e i n e r e N o t b r u c k e a u s H o l z .

Baustoffe durch Abbruch von zerstOrten Gebaudegruppen In der N a h e der Einsatzstelle rascher zum Ziel ais langwieriges Heranschaffen von weit entfernten Lagerstellen, Sagewerken usw. auł durch Truppenbewegungen gesperrten Strafien. Je beweglicher die Bautruppe ist, desto friiher der Beginn und die Fertigstellung ihrer Arbeiten, desto grOfier der Gewinn fflr die Schlagkraft der Angriffstruppe. Der zweckmafllge Elnsatz der Bautruppe ist mlthin ebenso sehr eine Frage derFflhrung und Organisatlon wie der Leistung.

/.rinnssrhniff

Abb. 6.

Notbrflcke uber die Rotte, Tragfahigkeit 16 t, Bauzelt 16 Stunden.

Ihr Einsatz bei den Angrlffshandlungen im Westen wurde im all- gemeinen derart vorgenommen, dafi den Kommandeuren der Bautruppe (Regimentskommandeuren) bestimmte Vormarschstrafien des Heeres zur Oberwachung zugewiesen wurden, innerhalb dereń sie wieder die ihnen

unterstellten Baubataillone auł die einzelnen Strafienziigc ansetzten. Auf ein Baubatalllon entfielen mlthin je nach der vorhandenen Zahl der Baukrafte und nach dem voraussichtlichen Zustande der Strafien ein bis zwei Strafienzflge. Nach Eingang des Yormarschbefehls hatten sich die

Abb. 5b.

Fflhrer der Baubataillone durch eine allgemeine Erkundung (Schnell- erkundung) ais Grundlage fiir den Einsatz ihrer Truppe beschleunlgt einen Oberbllck zu verschaffen flber Zahl und Art der Sperren, Minen- trlchter, Brflckenzerstórungen, uber den Bedarf an Kraften, Zeit, Gerat und Baustoffen sowie flber die Verteilung der Krafte, Ihre beschleunigte Heranfflhrung an die Einsatzstellen und den Baustoffnachschub. Das Erkundungsergebnis der im Panzerkraftwagen bis und flber die eigene Infanteriespitze hinaus vorausgesandten Erkundungsabteilungen wurde durch Kradfahrer an den Bataillons- kommandeur zurflckgesandt und von diesem beschleunlgt an die vorgesetzten Dienststellen (Kom- mandeure der Bautruppen und

Armeepionierfflhrer) welter- gegeben. Diese wurden dadurch rechtzeitig in die Lage versetzt, zu entschelden, ob das auf der Strafie angesetzte Baubatalllon ausreichte oder ob noch Ver- starkungen herangezogen werden mufiten; ferner wie die Wleder- gangbarmachung des ZerstOrungs- gebiets durch Zuweisung von Gerat (Rammgerat, von einzelnen Brucken- fahrzeugen fflr den Rammfahrenbau, Langholzwagen fflr die Baustoffanfuhr, Strafienwalzen, Unterwasserschneldegeraten usw.) beschleunlgt werden konnte. — Die nach dem Ergebnis der Schnellerkundung anzusetzende Einzelerkundung vermit-

telte dann dem Bataillons- kommandeur die genauen Unterlagen fur die Aus- fflhrung der einzelnen Wiederherstellungsmafi- nahmen. Er konnte dar- aufhin seine Kompanlen auf der Vormarschstrafie ansetzen. Zur Beschleuni- gung des Einsatzes wer­

den zweckmaBig die Lastkraftwagen der Bau- kolonne des Bataillons und etwaige belgetrlebene Kraftfahrzeuge zum Be- fórdern von Mannschaften und Gerat nach den Ein­

satzstellen ausgenutzt.

Bel glelchzeltiger Be- nutzung der Vormarsch- strafie durch die fechtende Truppe ist es Sache der Truppenfflhrung, dasVor- wartskommen der Bau­

truppen und Baukolonnen durch entsprcchende Vcr- kehrsregelung derart slcherzustellen, dafi die

rechtzeltlge Wiedergang- Abb. 5c.

barmachung der Strafien Abb. 5 a bis c. Hólzerne Dauerbehelfsbrflcke fflr reibungslosen Verkehr mit 16 t Tragfahigkeit uber die Warthe.

gew ahrleistetist. DerEin- a) D ie Je rtjg e Brucke, b) Die Brucke im Bau,

satz der Bautruppe geht c) Eins der aufgestśnderten Joche.

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DI E BAUTECHNI K F a c h s c h r l f t t. d . g e s . B a u l n g e n l e u r w e s e n

K lln g b e ll, Die Bruckenbauten der Heeresbautruppe im heutigen Kriege

Ojuerschnitt a,-b Langsschnift

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Tragebelag — Si

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fa/irbahnm /tte

=^ ~ Versteifungstrager 1 22

1

Tragerbefesfigung

Endauflager

Esenbahnschiene

Holmbefestigung

fe rłig e Brucke ohne de/ag Trager/age Joche

Abb. 7. Zweispurige Behelfsbrucke fur 24 t Tragfahlgkeit,

Uferbatken

Onerschnitt Gesamtansicht w

llódeleisen-

Gsbrechea,

16/22

---1 1 0 0 — ---

Aufsicht a u f die Binder Ansicht des rech ten ffei/ers

- 6,70 -•

f/che || |t y \ |r II Y

im 1 0 M 0 & 8 /is m e

Ansicht des tinken ffei/ers j---670--- 1 'Unterzug 15/22

a/tes Ifeilerm auerw erk

Rodeleisen Tragebelag

Abb. 8. Dauerbehelfsbrilcke uber die Maas fQr 24 t Tragfahlgkeit.

zweckmaSig Qberschiagend vor sich, d. h. riickwarts frei werdende Arbeits- krafte gewinnen den AnschluB an den noch in Betrieb befindiichen Einsatzstellen vorbei nach vorw3rts, um immer w ieder zu neuem Einsatz bereitzustehen. Ihre Heranfuhrung kann durch Pendelverkehr der Bau- kolonnen beschleunigt werden. Nach vorw3rts ist mit den Pionieren Verbindung zu halten, damit sie rechtzeitlg abgelóst werden.

Der im Rahmen des Rheinubergangs am 15. Juni 1940 in kurzer Zeit durch ein StraBenbaubataillon durchgefflhrte Bau einer Schiffsbrucke bei Breisach stellt im Hinblick auf die schwierigen Stromverhaitnisse des Oberrheins eine beachtliche technische Leistung dar.

Dafi die Bautruppe mit ihren technisch vor- und ausgebildeten Fiihrern und mit ihrem handwerkerlichen Ersatz aber auch in der Lage Die Bauweise der Brflcken ist die in den Pionier-Dienstvorschriften

vorgesehene unter Anpassung an die jeweiligen iłrtlichen Verhaltnisse und die Baustofflage. In jedem Fali blieb zu entscheiden, ob das Fort- raumen der Trummer der zerstorten Kunstbauten und der Wiederaufbau der Brucke an der alten Stelle eher zum Ziel fuhrte oder der Bau einer Umgehungsbrucke trotz der meistens damit verbundenen Herrichtung der An- und Abmarschwege vorzuziehen war. Vom Zeitdruck hing es ferner ab, ob gleich eine Brucke fiir zweigleisigen Verkehr oder zunachst nur eine Brflcke fflr Einbahnverkehr geschaffen werden konnte, dereń Ver- breiterung spaterer Zeit vorbehalten blelben muBte. Rflcksicht auf die Stromverhaltnisse und — namentlich auch im Osten — auf den Eisgang nótigten stellenweise zur Anwendung grOBerer Stutzweiten bis zu 15 m.

Hierbei gelangten holzerne Gitter- und Kastentrager verschiedener Bauart zur Anwendung.

Ist, Brflcken in neuzeltllcher Stahlbauweise auszufflhren, zeigt die von einem Baubataillon bei Poissy flber die Seine erbaute eiserne Gitter- tragerbrflcke fflr 30 t Belastung mit Spannweiten bis zu 43 m.

Nach langen anstrengenden Marschęn in flotter Arbeit mit dem un- gestflmen Vorw3rtsdrang unserer unvergleićhlichen Kampftruppen gleichen Schritt haltend, hat die Bautruppe bel den Angriffshandlungen im Westen die Maas mit ihren Nebenfiflssen, dleM osel, Schelde, Aisne, OIse, Marne, Seine, Loire und RhOne In kurzester Zeit mit ihren festen und tragfahlgen Brflcken fiberspannt und hat durch ihre unverwflstliche Einsatzbereitschaft und hohe technische Leistungsfahigkeit zum glatten, ununterbrochenen Verlauf der Heeresbewegungen recht wesentlich beigetragen. Sie hat damit ihre Unentbehrlichkeit ais technische Hilfswaffe im neuzeltllchen Bewegungskrieg neben der heute vornehmlich durch Kampfaufgaben stark gebundenen Pionierwaffe erwiesen.

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J sh rg a n g 19 H eft i 7 /1 8

18. A p ril 1941 W e s t m e y e r , Dle Y erb esserung schlechter Órtsdurchfahrteri 1Ś9

Abb. 2. Hafiliche G ebaude In A an der Ortsdurchfahrt. Abb. 3. Hafiliche Gebaude in A an der Ortsdurchfahrt.

2

Alle R ec h te v o r b e h a l t e n .

D ie V erb esseru n g sch lech ter O rtsdurchfahrten.

Von Oberreglerungsbaurat Sr.=3i>9- W estm eyer.

A. A llgem eines.

Dle Leere der LandstraBen In der heutigen Kriegszelt lafit die Not- wendlgkeit der Verbesserung verkehrssch\vacher Stellen in ihrer grofien Bedeutung und Dringlichkeit nicht ausreichend in Erscheinung treten.

Man darf sich aber nicht der Tauschung hingeben, daB die Verkehrs- zunahme und dle sich steigernden Anspriiche an dle Verkehrs\vege nach dem Kriege etwa in ruhigeren Bahnen yerlaufen werden ais vor Kriegs- beglnn. Einer der berufensten Vertreter auf diesem Geblete, derU nter- staatssekretar im Relchsverkehrsministe-

rium, Generalmajor v. S c h e l l, SuBerte hierzu, „daB der Kraftverkehr nach dem Kriege auBerordentliche AusmaBe an- nehmen w erde“ *).

Schon die zahlreichen nach Krlegs- schluB bei der Wehrmacht entbehrlich werdenden und der Wirtschaft zu- flieBenden Kraftfahrzeuge werden dies yeranlassen. Die Kraftfahrzeugwerke werden bei dem grófieren Raum, der der EinfluBnahme des Reiches zukunftlg unterstehen wird, vermehrt zu arbeiten haben. Mit Sicherheit ist zu erwarten, daB das Volkswagenwerk sein Er- zeugnis binnen kurzer Frist in groBer Zahl auf die Strafie bringen wird.

Die jetzlge, durch den Krieg be- dlngte Einstellung der Strafienbauver- waltungen auf andere Ziele darf daher nicht dazu verleiten, dle zukiinftlgen Aufgaben allgemelner Verkehrsver- besserungen auf den LandstraBen zu vernachiassigen. Im Gegenteil muB angestrebt werden, die Vorbereitungen fQr spatere Arbeiten so weitgehend zu treffen, daB im Bedarfsfall die not- wendigen Mafinahmen schnellstens in Gang gesetzt werden kónnen.

Liegen die Verhaltnisse auf diesem Gebiet fur die freie Strecke einfach, so sind sie um so schwleriger fflr dle bebaute Ortslage. Hier handelt es sich in den meisten Fallen nicht um dle Schaffung ausreichend guter und tragfahlger Strafiendecken, sondern um die Beseitigung von Gefahrenpunkten in Gestalt von Verkehrsengen, unflberslchtlichen oder schwer befahrbaren Ecken, Krflmmungen u. dgl. mehr.

Nicht ohne zwlngende Notwendlgkeit sollte man zur Verbesserung unzulanglicher Ortsdurchfahrten den Ort verlassen, sondern das Ziel

]) Vgl. Dtsch. Kraftfahrt, Oktober 1940, S. 37.

durch Verbrelterung und erforderlichenfalls durch Beseitigung hindernder Gebaude zu erreichen suchen, wenn die Umstande es eben gestatten.

Bel nur elnlgermaflen bedeutendem Eigenleben eines Ortes wiirde der Bau einer relnen Umgehungsstrafie, auf weite Sicht gesehen, doch zu- satzlich den Ausbau der Ortsdurchfahrt notwendlg machen, also doppelte Kosten verursachen. Es darf auch nicht verkannt werden, dafi dem Kraftfahrer oft durchaus nicht daran gelegen ist, lediglich freies Gelande zu durchfahren. Vielen Menschen sind die Anregungen eines freundlichen

Ortsbildes willkommen, zum Einkauf mflssen Geschafte in Anspruch genom- men werden, eine Mittagsrast mag am Platze sein oder andere Grflnde zwlngen dazu, die Ortschaft aufzusuchen.

Wichtig ist es, bei dem Ausbau von Ortsdurchfahrten auf die Bedflrf- nisse des Ortsverkehrs und die Not- wendigkeiten des Stadtebaues Riick- sicht zu nehmen. Insbesondere dflrfen Gebaude aus alter Zeit von kflnstle- rischem Wert nicht angetastet werden, es sei denn, dafi fur sie nach dem Urteil berufener Sachkenner etwas gleich w ertigN eues geschaffen werden kann. Durch die Eingriffe darf vor allem dle stadtebauliche Elgenart einer alten Ortschaft nicht zerstórt werden.

Dafi fflr die Bemessung des Ausbaues nicht dieaugenblicklichen Erfordernlsse, sondern die Verkehrsnotwendigkciten der nachsten Zukunft mit Parkmóg- lichkeilen, Radwegen u. dgl. mafi- gebend sein mflssen, sei nur der Vollstandigkeit halber bemerkt. Halbe Mafinahmen zu treffen, die schon bald w ieder unzulangllch sein werden, be- deutet Vergeudung von Geld und ArbeitskrSften.

Kónnen die Verkehrserfordernisse im Zuge der vorhandenen Orts­

durchfahrten nicht ausreichend befriedigt werden, so bietet sich viel- leicht die Móglichkelt, mit Hilfe kieiner, nach vorstehendem vertretbarer Durchbrflche einen neuen Weg durch den Ort hindurch zu finden. Ver- standnisvolle MaBnahmen solcherA rt kónnen durch Beseitigung hafilicher Gebaude und ihren Ersatz durch gute neue in stadtebaulicher Beziehung sehr segensreich wirken.

Bringen die aufgefflhrten Mafinahmen keine befriedlgende Lósung, so wird der Bau einer Umgehungsstrafie erforderlich. Sie ist fflr den reinen Durchgangsverkehr meist die vollkommene Lósung der Yerkehrs-

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190 W e s t m e y e r , Die Verbesserung schlechter Ortsdurchfahrten DIE BAUTEĆHNlK P a c h sch rlft f. d . g es. B au ln g en ieu rw eseit

UUBaubesfand

zu beseitigende Bauten

“Ti gep/ante Erganzungsbautsn

o

Abb. 5. Plan der Innenstadt A.

die gleiche Rolle. Die Umgehungs- strafie mufi daher so nahe wie móg- llch an den umgangenen Ort heran- gelegt werden. Gute Verblndungen von ihr in den Ort hinein mfissen entweder im Zuge vorhandener alter StraBen oder zu schaffender neuer angelegt werden. Fflr den Fahrer wird schon reln In der VorstelIung der Anschlufi an den Ort dadurch herbelgefflhrt, dafi der Blick von irgendeinem Teil der Umgehungs- strafie aus einen kennzelchnenden Elndruck der Ortschaft yermittelt.

Die Linienfflhrung kann fast Immer so gewahlt werden, dafi dieser Forde­

rung Genuge geschieht.

Oft wird gegen das nahe Her- anschieben von Umgehungen an den Ort eingewendet, dafi das Verbleiben von Siedlungen oder Stadtteilen aufierhalb der Umgehungsstrafie die Verkehrserfordernisse auf der Strafie beelntrachtlge und dem Verkehr der aufien verbllebenen Teile in den Ort hlneln Schwierigkeiten bereite.

Abb. 4. Neue Bebauung an der Teilstrecke der Abb. 3.

Dieser Elnwand hat aber keine grofie Bedeutung, denn unbeeinflufite Verkehrsmógllchkelten wie auf der Relchsautobahn sind auf der Land- strafie nicht herbeizufflhren und sollten daher nicht angestrebt werden.

Mit Querverkehr durch elnmundende Nebenwege und Anlieger mufi immer gerechnet werden. Nótigenfalls mflssen zur Sicherung des Verkehrs aufien- liegender Ortstelle geelgnete Vor- kehrungen getroffen werden. Sie sind auch bel Umgehung aller Ortstelle In gleicher Weise erforderlich, wenn etwa aus grofien Nachbargemelnden, von nach aufierhalb verlegten In- dustriewerken oder dergleichen leb- hafter Verkehr zu erwarten ist.

Bleiben trotz nahem Heran- rflcken einer Umgehung an den Ort unbebaute Fiachen innerhalb des neuen Strafienzuges, so mflssen sie der Bebauung zunachst zugefflhrt werden, bevor eine Siedlung welter nach aufien ubergreifen darf. Ais erstes sind daher yorhandene Bau- lflcken zu schllefien. Diese Geslchts- punkte des allgemelnen Stadtebaues, dleden Anslchten mafigeblicherStellen entsprechen, dlenen dem Vortell der Stadte selbst. Geschlossene Be- verbesserung, da sie einen gSnzlich

neuen Landstrafienteil darstellt, bei dessen Planung und Durchfuhrung alle Kunst neuzeltlicher Bauweise und alle Erlelchterungen fflr den Verkehr angewendet werden kónnen und mflssen.

Die Wahl der geeigneten Linien­

fflhrung erfordert elngehende Unter- suchungen und Ermlttlungen. Die naheliegende Form der Fuhrung weit um alle Siedlungen herum ist zwar meist die leichteste Lósung, weil sie allen Schwierigkeiten aus dem Wege geht, stellt jedoch im allgemelnen nicht die erwflnschte Regelung dar.

Die Neubaulange wird grofi, die Kosten sind daher hoch. Gedient wird mit solch einer Aufienstrecke lediglich dem Durchgangsverkehr, doch mufi auch auf diesem Gebiet der nationalsozlalistlsche Grundsatz des Gemeinnutzes unbedingt in den Vordergrund gestellt werden. Nur dann kónnen vo!lkommene Lósungen gefunden werden. Grundsatzllch mufi angestrebt werden, die Beziehungen zur umgangenen Ortslage In irgend- elner Form aufrechtzuerhalten, denn die schon genannten Grflnde fflr den Besuch einer Stadt spielen flberall

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W e s t r a e y e r , Die Verbesserung schlechter Ortsdurchfahrten 191

bauung vermlndert die Kosten und Lasten der Versorgung, Entw3sserung, Verkehrsbedienung und anderes mehr. Einem geschlossenen Ort kann ein kennzeichnendes Wesensmerkmal elnigermaBen leicht gegeben werden, kaum dagegen einem ungeordneten und wild zerflatternden Siedlungs- gebilde, bei dem die Wahl der zu bebauenden Flachen nach alten, angebllch freiheitlichen Gesichts- punkten yorgenommen worden ist.

Kreuzen sich zwei oder mehrere DurchgangsstraBen von annahernd gleicher Verkehrsbedeutung in einem Ort, so kann die Umgehungsstrafie nur in Form einer geschlossenen RlngstraBe fflr alle StraBenzweige ausreichende Verkehrsverbesserungęn bieten. Ais Beispiel seien die grofi- zOglg geplanten Ringstraflen von Berlin erwahnt. Bei kleinen Orten wird der Aufwand einer solchen Mafi-

nahme oft nicht vertretbar sein, auch mógen Ortllche Hlndernisse dem ent- gegenstehen. Zwangsiaufig endlgt die Planung dann wieder bei dem zu Beginn behandelten einfachsten Weg des Ausbaues der vorbandenen Orts­

durchfahrten. Fernliegende LOsungen soliten daher nicht gewahlt werden, bevor nicht die einfachsten sorgfaitig geprflft und erwogen worden sind,

Eingehende Beschaftigung mit der Frage der Verkehrsverbesserung bei Ortsdurchfahrten bestatlgt, dafi nie zwei Faile gleich sind und nach demselben Muster behandelt werden kónnen. Im folgenden selen elnlge praktische Belsplele naher eriautert.2)

Abb. 9. Ansieht der Stadt B

J) Vgl. auch ffir.sgng. W e s tm e y e r , Der Ausbau von Ortsdurch­

fahrten und die Umgehung geschlossener Ortslagen. StraBe 1940, Heft 15/16, S. 332 bis 338.

B. B eispiele.

I. Die in der Nahe der ehe-

mallgen Reichsgrenze an einer Haupt- verkehrsstrafie gelegene Stadt A hat etne sehr ungflnstige Ortsdurchfahrt.

Der Verkehr wird nach Beendlgung des Krleges zweifellos erheblich zu- nehmen. Mafinahmen zur Verbesse- rung seiner Abwicklung sind daher notwendig. Die Entwurfsbearbeltung liefi anfangs den Bau einer Um- gehungsstrafie unter Inanspruchnahme der Zufahrt zum Schlofl vortellhaft erschelnen (Abb. 1). Sie w3re ln un- mittelbarer Nahe des Ortes geblleben und hatte zu tragbaren Kosten her­

gestellt werden kOnnen. Eingehende Prflfung Ilefi jedoch manche Nach- telle in Erschelnung treten. Das An- schneiden des Schlofiparks durch eine Strafie des ausgesprochenen von der UmgehungsstraBe aus. Durchgangsverkehrs in einer stlllen

Landstadt sollte mOglichst vermieden werden. Die nOrdliche Elnmflndung der Umgehungstrafie ln die alte Strafie unmittelbar vor der Flufibrucke ist verkehrlich nicht schOn.

Ais sehr bedauerllch w3re ferner anzusehen gewesen, wenn nicht un- betrachtliche MIttel fflr eine grofizflgige Verkehrsverbesserung durch Bau einer UmgehungsstraBe aufgewendet, dafflr aber an mehreren Steilen ein Stadtbild ausgesprochener Haflllchkelt fflr nicht absehbare Zeit erhalten worden ware (Abb. 2 u. 3). Die Stadt, die nach dem Bau der Umgfłhungsstrafie die verbleibende Ortsdurchfahrt zu unter- halten haben wflrde, hatte wegen ihrer wenig gflnstlgen Wirtschafts- lage vorerst nichts Durchgrelfendes zur VerschOnerung des Stadtbildes tun kOnnen.

Die daraufhin vorgenommenen eingehenden Ermlttlungen zelgten, dafi mit gerlngeren Kosten eine grofizflgige Yerbesserung der Ortsdurch-

Abb. 12 u. 13. Hafiliche Gebau de an der Umgehungsstrafie B.

Abb. 10. Ansieht der Stadt B von der UmgehungsstraBe aus. Abb. 11. Marktplatz in B.

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192 W e s t m e y e r , Die Verbesserung schlechter Ortsdurchfahrten DIE BAUTECHNIK F a c h s c h rlft f. d . g e s. B a u ln g e n le u rw e sen

Alle R ec h te r o r b e h a l t e n .

D ie G esch ich te der H o ch w a ssersich eru n g der Stadt M exiko.

Von Regierungsbaumelster A. B eschreibung des T ales von M exiko.

Die Hauptstadt Mexiko liegt in einem geschlossenen Talbecken von 8050 km2 Fiachenlnhalt (Abb. 1). Die Sohle des Texcoco-Sees, des Tief- punktes des Beckens, liegt 2263 m uber dem iMeeresspiegel; das Becken ist fast ringsum mit einem Kranz von hohen Bergkuppen umgeben. Nach Osten liegt die Sierra Nevada, dereń Gipfel, der Popocatepetl (5450 m) und ktaccihuatl mit ewigem Schnee gekrónt sind; nach Sflden erstreckt sich die Sierra Ajusco mit dem Ajusco (4610 m) und nach Westen und Norden die Sierras de las Cruces und von Pachuca mit vielen Bergkuppen.

i. D. Dipl.-Ing. W. H. Rabe.

Das Talbecken gliedert sich In das Gebiet von Apam und Zumpangos das Gebiet von Mexlko, das am tiefsten liegt und das wlrtschaftllch wlchtlgste ist, und das Gebiet von XochimIIco und Xalco, die nur wenlg hóher gelegen sind ais Mexiko.

Das Grundgesteln des Beckens ist Porphyr; es ist an vielen Stellen von yulkanlschen Gesteinen durchsetzt oder flberlagert. Der Popocatepetl (rauchender Berg) ist zur Zeit nur schwach tatlg, er hatte im 16. und 17. Jahrhundert lebhafte Ausbruche. Der Ixtaccihuatl (welfie Frau, weil die Bergkette Ahnllchkeit mit dem Bilde einer liegenden Frau hat) Abb. 14.

Abb. 14 u. 15. Neue Bauten an der Umgehungsstrafie B.

fahrt selbst móglich ist. Zwar mflssen dabei manche der alten Hauser fallen, doch kann das nur ais Vorzug angesehen werden, weil sie unschón und flberdies zum groBen Tell abbruchreif sind. Mit dem Strafienbau ist daher eine sehr begrflfienswerte Verbesserung des Stadtbildes verbunden.

An Stelle der Hauser der Abb. 3 wflrden neue Gebaude etwa nach Abb. 4 treten.

Wie die Bereinlgung durchzufuhren ist, zeigt der Plan der Inneren Stadt (Abb. 5). Er unterstreicht In anschaullcher Weise die peinllche Klelnarbeit, ohne die derartige

Planungen nicht durchgefiihrt werden kónnen, bringt dafflr aber auch die Gewlfiheit ausreichender verkehr- llcher Ausgestaltung des Ortes. Der elngetragene klelnste Halbmesser von

15 m am Nordende des Hauserblocks am Marktplatz gestattet reibungs- losen Verkehr auch fflr Lastkraftwagen mit zwei Anhangern und langste Omnlbusse. Die HauptverkehrsstraBe fflhrt vor der Stadt auf eine 20 km lange, fast unbebaute freie Strecke durch Staatsforst und Acker hlndurch.

Die Durchfahrt durch den freund- llchen Ort (Abb. 6), dessen schlechte Teile durch den Ausbau ja verschwin- den sollen, wird daher jedem Fahrer nur willkommen sein. Der Ortsaus- bau bringt ferner eine sehr erwflnschte Bereinigung (Sanierung) der Wohnver- haltnisse. Durch Fortfall vieler Hauser

in den beiden an den Marktplatz anschllefienden Wohnblócken wird den dort verblelbenden Gebauden gróBerer Hof- und Gartenraum zugewlesen.

II. Ein StraBenneubau in landschaftlich schóner Gegend hat einer an- schliefienden, frflher unbedeutenden StraBe starken Verkehr gebracht.

Im Zuge dieser StraBe liegt im Stadtchen B eine aufierst ungiflckliche Verkehrsenge mit nur 4,20 m Breite zwischen den Hauserfluchten (Abb. 7), die nicht umfahren werden konnte. Abhilfc war hler unbedingt er­

forderlich.

Die Vorbedingungen fflr die Entwurfsaufstellung erwlesen sich ais aufierst ungunstig. Fflr die frflher meist benutzte unmittelbare Zufahrt- straBe von der benachbarten Kreisstadt aus lieB sich eine Umgehung schwer finden, weil der Bahnhof hindernd im Wege liegt (Abb. 8). Der

Ausbau der Ortsdurchfahrt selbst hatte sehr umfangreiche und kost- spieiige Eingriffe in die vorhandene Bebauung erfordert. Ais gegebene Lósung wurde schlieBlich eine neue Strafienverbindung im Ort ermlttelt, die unter Verlagerung des Verkehrs von der unmittelbaren Verbindungs- strafie nach der Kreisstadt auf einen anderen StraBenzug mit ganz ge- ringem Umweg eine vorteilhafte Begradlgung der Ortsdurchfahrt darstellt, aber auch die Bedflrfnisse der Stadt selbst ausreichend berflcksichtigt (Abb. 8). Von der neuen Strafie aus erhait man einen ansprechenden

Eindruck von der Stadt (Abb. 9 u. 10) und wird gern geneigt sein, auch sie mit ihrem freundllchen Markt­

platz (Abb. 11) aufzusuchen.

Die neue Strafie lehnt sich an an den alten schmalen Verkehrsweg zwischen der stadtischen Bebauung und dem linken Flufiufer, das mit einer kleinen Grflnanlage versehen ist. Die Benutzer der Anlagen hatten frflher die wenig erfreulichen Hinter- ansichten und Hófe der Gebaude vor sich; durch den neuen Verkehrs- weg ist auch hier Wandel geschaffen worden. Schmale Strelfen des An- llegergeiandes mufitenfflrdenStrafien- bau abgetreten werden, wodurch In den meisten Fallen Schuppen und andere Nebengebaude angeschnitten wurden (Abb. 12 u. 13). Mit an- erkennenswertem Eifer hat der Lelter des zustandigenHochbauamtes seine Mitarbeit zur Verfflgung gestellt, damit auch auf diesem dem Strafienbauer wenlger gelauflgen Gebiet Erspriefiliches gelelstet werden konnte. In geduldiger Kleinarbelt ist eine Vieizahi von Hauschen und Schuppen mit den zugehórigen Einfriedigungen um gestaltet worden, so dafi sich im ganzen ein ansprechendes Bild ergibt. So bietet sich dem Verkehr ein freundlicher Anblick, und den Anliegern ist fflr ihren Geiande- verlust Entschadlgung durch schóne neue Anlagen geboten worden (Abb. 14 u. 15). Die gelungene Eingliederung der Strafie in die vor- handenen Anlagen zeigt Abb. 16. Damit ist der Forderung nach Schón- heit in allen Tellen Genflge getan. Wenn die auf den Abbildungen noch etwas unfertlg wlrkenden Anlagen endgfiltig fertiggestellt sind, wird das Bild noch ansprechender werden. (Schlufi folgt.) Abb. 16. Anlagen an der Umgehungsstrafie B.

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Jahrgimg 19 H eft 17/18

18. A p rll 1941 R a b e , Die Geschichte der Hochwassersicherung der Stadt Mexiko 193

Staubecken rnn

•S,Guadafupe Staubeckerh

^ •^ A /a u c a /p m Sfaublecken(

\Catacoavc

'tluehuetoca m utitlań,

(A Teo/o- Kd yucan

Xechimilco -

bewassert vom Staubecken / Pecrje

Tizayuca

Acotman Ctialco

Staubecken

Peąie Texcoco

ist nicht tatig. Ober dem Urgestein und den Ausbruchmassen sind wieder vielfach Schichten vulkanlschen Ursprungs ausgebreitet, die durch Ab- schwemmung, durch Windverwehung oder ais Aschen bel Ausbriichen der Vulkane herangetragen und abgelagert wurden. An manchen Stellen flndet man alte Humusschichten durch neuere Ausbruchmassen uberdeckt.

In dem groBen Einschnitt von Nochistongo, der bis zu 30 m tief ist (slehe spater), sind zahlreiche Schichten, die verschiedenen Zeltstufen angehOren, zu erkennen.

In der Vorzeit bildete das Becken von Mexiko ein weites Seen- und Schlammgebiet, aus dem die Vulkane mit ihren Schuttkegeln und die sonstlgen Berge und Hugel herausschauten. Die Fruchtbarkeit des Bodens und die feuchte Warme begunstlgten das Aufkommen der flppigsten

Da das Becken nach allen Seiten geschlossen ist, ergossen sich in der fruheren Zeit die Wassermassen in die in der Talsohle befindlichen Seen Zumpango, Texcoco, Xochimilco und Xalco. Aus ihnen verdunstete das Wasser im Laufe der Zeit.

B. D er Z ustand d es L andes vo r E intretfen d e r spanischen E roberer.

M aBnahm en zu r H och w asser-S ich eru n g .

1. D as E n t s t e h e n v o n T e n o c h t i t l a n , d e m h e u t i g e n M e x ik o [1], [2], Die Azteken trafen auf ihren Wanderungen vom Norden her etwa im Jahre 1216 im Tale von Mexiko ein; ein Stamm von ihnen, die Mexikos, griindeten die Niederlassungen Zumpango und Chapultepec Im Jahre 1245. Zu dieser Zeit dehnten sich im Tal noch weite Śeen aus.

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/ / ; > * \ C :

Versickerung ' /on Hoch wasser in den Untergrund

Sn. Juan Teotmuacan

Abb. 1. Talbecken von Mexlko. MaBstab 1 :5 0 0 000.

Im Jahre 1325 begannen die Azteken mit der Erbauung eines Tempels auf der Insel Tenochtitlan. Dieser Tempei, die TeocalH, wurde spater in Stelnmauerwerk ln Form einer abgestumpften Pyramide in funf Stufen mit einer ąuadratischen Grundfiache von 100 m Seitenlange und 37 m HOhe ausgebaut. Auf der Spitze standen die Tempel der GOtter.

Im Laufe der Zeit bildete sich um den Tempel die Stadt Tenochtitlan, die Hauptstadt der Azteken. Sie stand an der Stelle des heutigen Mexlko. Die Fflrsten der Azteken hatten hier ihren Sitz mit Chapultepec ais Jagdschlofi; von hler herrschten sie iiber weite Gebiete. Tenochtitlan bildete eine Insel, die von vielen Kanalen durchzogen war. Auf diesen spielte sich der Verkehr ab, etwa wie In Bangkok oder Venedig. Die Fruchtbarkeit des Bodens trug zu dem schnellen Anwachsen der Be- vólkerung bei. Die Palaste der vornehmen Azteken waren zumelst zwel- geschosslg in Stelnmauerwerk gebaut; die Wohnungen der elnfachen Leute standen vlelfach auf Pfahlen. Wegen Mangels an genOgendem Platz lebten vlele Azteken auf schwlmmenden Garten, den Chinampas.

Sie bestanden aus einem groBen Rost von Baumen und Asten, die mit Flechtwerk fest zusammengewirkt waren; hierauf brachte man eine Erd- lage auf. Auf diesen Chinampas wohnten die Leute und trieben Garten- und Gemflsebau. Im flachen Wasser schlugen die Aste der Chinampas im Laufe der Zeit Wurzel und wuchsen fest. Auf diese Weise ver- grOBerte sich allmahllch der U m fangder Insel und der Stadt Tenochtitlan [1],

2. D ie H o c h w a s s e r g e f a h r fflr d ie S ta d t.

Da das Becken von Mexiko keinen Ablauf hatte und sich alle Zu- fliisse in die Seen ergossen, ergaben sich bei heftigen Regengflssen be- deutende Wassersplegelschwankungen, bei denen sich die Pfahlbauten und schwimmenden Chinampas gut bewShrten. GroBe Oberschwemmungen wiederholten sich in langeren Zeltabschnitten, richteten groBen Schaden an und gefahrdeten den Bestand der Stadt.

Zur Sicherung der Stadt begannen die Azteken im Jahre 1449 unter der Reglerung Montezumas I. den Bau eines groBen Dammes von 16 km Lange von Siiden nach Norden durch den See; er schloB zu beiden Seiten an die Bergketten an (Abb. 2). Er war in Bruchstelnen und Erde aus- Pflanzenwelt; die groBartigen, mit Moos bedeckten Ahuehuetebaume

(taxodium dlstichum) im Park von Chapultepec werden von vlelen ais Oberblelbsel eines fruheren' tropischen Urwaldes im Becken angesehen [l]1).

Im Laufe der Zeiten schoben sich die Schuttkegel und die Sinkstoffe, die durch die Bergflusse herabgetragen wurden, immer welter ln das Seengeblet vor.

Die Regenzeit ist in den Monaten Juni bis etwa Mitte Oktober;

heftige Regenfalle von langerer Dauer (bis zu mehreren Tagen) kommen gelegentllch vor. Infolge des ungemeln starken Gefailes in den Geblrgs- hangen und der heftigen Niederschlage sind die Flusse zumeist sehr relBend. Die noch nicht genugend verfestigten vulkanischen BOden sind wegen ihres gerlngen Gewichts der Abwaschung am meisten ausgesetzt.

Die Geschlebemassen setzen sich aus Schutt- und Grobteilen, Sanden und ungemeln feinen Teilen zusammen.

In Abb. 1 sind die hauptsachllchsten Flusse des Beckens zu erkennen. Die folgende Aufstellung glbt eine Obersicht uber ihre mittleren jahrlichen AbfluBmengen.

Jahrllche Lag g zum Abflufimenge boden von Mexiko

J) Die eingeklammerten Zahlen verwelsen auf die Schrlfttumsangaben am SchluB.

Ostselte Sfldostseite Sfldostselte Sildwestseite Westseite Westseite Nordwestseite Fliisse an der Ostseite zusammen

T la m a n a lc o ...

A m eca...

Churubusco ...

P ied a d ...

Los R e m e d lo s ...

Tlalnepantla...

C u a u t l t l a n ...

Las A v e n l d a s ...

72 000 000 300 000 000 40 000 000 27 000 000 65 000 000 50 000 000 11 000 000

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194 R a b e , Die Geschichte der Hochwasserslcherung der Stadt Mextko DIE BAUTECHNIK F a c h s c h rlft f. d . g e s. B au in g e n le u rw e sea

gefflhrt und erhlelt eine Kronenmauer glelchfalls aus Bruchsteinen, die mit MOrtel aus Kalk und vulkanischem Naturzement gut zusammengefflgt war. Nach den O berlieferungen der Azteken ging der Plan fur den Bau des Dammes von dem HSuptling von Texcoco aus. Der Erfolg spricht fiir das gesunde und treffende Urteil dieses Mannes; Netzahualcoyotl war der Name des grofien Wasserbauers der Azteken [1], Bis zu 20 000 Indlaner arbeiteten zeitweilig an dem Damm, haufig in tiefem Wasser. Zum Schutz gegen Wellenangriffe wurde die Vorderseite des Deiches durch eingerammte Pfahlreihen geslchert. Seine Kronenbreite betrug 8 m. Der Damm bewahrte sich sehr gut. Ein welterer Erfolg war, daB das Salzwasser des auf der Ostseite gelegenen Texcoco-Sees von dem SflBwasser auf der Westseite abgeschlossen wurde. Yorkehrungen

wurden getroffen, um das Wasser aus dem Westbecken bel htiheren Wasser- standen durch brelte, eingebaute Siele In den Texcoco-See abzulassen.

Die Anlage bewahrte sich so gut, daB im Laufe der Zeit auf der Westseite drei weitere Seltendamme gebaut wurden, so dafi die Stadt gut gegen Oberschwemmungen geslchert war (Abb. 2). Fflr die Wasser- versorgung der Stadt wurde eine Trlnkwasserleitung gebaut, die Quell- wasser von Chapultepec zur Stadt brachte. Zum Schutz gegen felndliche Angriffe waren auf den Deichen besondere Verteldlgungswerke angelegt.

C. Die V eran d eru n g en im Becken von M exiko in d e r Z eit von 1519 bis 1900. M afinahm en fiir den H ochw asserschutz.

1. D ie E r o b e r u n g v o n T e n o c h t i t l a n d u r c h d i e S p a n i e r [1], [2], Cortez traf am 21. April 1519 in Veracruz ein. Er erhlelt bald Schilderungen von dem Glanz des „Venedigs der Azteken" und von dem Reichtum des Fiirsten Montezumas III. und entschlofi sich bald, es zu erobern. Seine erste MaBnahme war, den Weg durch die UrwSIder und flber die Sierra Nevada besser ausbauen zu lassen. Im November begann der Vormarsch. Cortez Streitmacht bestand aus 400 Spaniem zu FuB, 15 zu Pferde, 7 Kanonen und 1300 indlanischen Hllfstruppen, wozu noch etwa 1000 Trager kamen, um das Feldgerat und die Kanonen vorw3rts zu brlngen. Die einhelmischen Hilfstruppen wurden auf dem Wege durch Einreihung welterer Leute auf rd. 7000 Mann erhóht.

Von der Sierra bllckte Cortez herab auf das weite Becken mit den grflnen Waldungen auf den Bergen, den weiten Maiśfeldern auf den Fluren, den Fruchtgarten im Tal und auf die Seen in der Tiefe. In der Ferne lag sein Ziel: Tenochtitlan.

Cortez wurde von Montezuma freundlich aufgenommen. Der Eln- marsch fand von der Sfldselte flber den grofien Damm statt. Die Spanier hatten dabei G eiegenheit, die grofie Anlage und die sorgfaltlge Aus- fuhrung der Bauten zu bewundern. Die weiteren Vorg3nge in der Haupt- stadt, das Ausbrechen der Feindsellgkeiten und der Rflckzug von Cortez am 30. Juli 1520 sind bekannt.

Im Frflhjahr 1521 rflckte Cortez mit einer neuen Truppe, die er durch indiantsche Streitkrafte sehr verst3rkt hatte, Ins Feld. Seine erste MaB­

nahme war, 13 grofie Brlgantinen zu bauen, die den Kanus der Azteken weit flberlegen waren. Der Texcoco-See wles zu dleser Zeit eine-Tiefe bis zu 10 m auf. Es gelang, die Kanus der Azteken zurflckzuschlagen und den groBen Damm zu durchstechen; damit war die Wasserleitung von Tenochtitlan unterbrochen. Schliefilich wurden auch die anderen Damme durchstochen. Die Stadt fiel am 15. August 1521 durch Aushungerung.

Tenochtitlan wurde die Hauptstadt des neuen Reiches; ihr Name wurde Mexiko. Die Teocalli, der grofie Tempel der Azteken, wurde dem Erdboden gleichgemacht; auf seinem Grund wurde die Kathedrale

gebaut. Die Hauser der Azteken wurden niedergerissen, die Kanale der Stadt aufgefflllt und eine neue Stadt entstand.

Bereits hier soli die Frage aufgeworfen werden, ob der Entschlufi von Cortez, seine Kirche auf dem Platz des Heidentempels, seine Haupt­

stadt auf dem berflhmten Sitz der Aztekenfflrsten zu errlchten, zweck- mafiig war. Die Azteken hatten es auf Grund schwerer Erfahrungen gelernt, den Hochwassern In geelgneter Weise zu trotzen. Die Neu- ankómmllnge hatten diese Erfahrungen nicht. Die Stadt war wegen ihrer nledrlgen Lage am Rande des Texcoco-Sees den Hochwassern sehr ausgesetzt. Die Beseitigung der AbwSsser der Stadt war fflr viele Jahre nicht in geelgneter Weise zu lOsen; bei O bersch w em m u ngen trat das Hochwasser in die Strafien und Untergeschosse. Der Ausbruch von Fieber und Typhus war die unvermeldllche Folgę. Im weiteren Verlauf wird gezeigt werden, dafi die Einwohnerschaft fflr mehrere Jahrhunderte einen schweren Kampf um Ihren Bestand zu fflhren hatte, und dafi es aufierordentlicher Mafinahmen bedurfte, um die Stadt zu sichern.

2. A u f t r e te n g ró fie r U e b e r s c h w e m m u n g e n .

In den Jahren 1555, 1580, 1607 und 1629 erelgneten sich ungemein starkę Oberschwemmungen, die groBe Schaden in der Stadt hervorriefen.

Dies war zum Teil darauf zuruckzufflhren, dafi die grofien Deiche bei der Eroberung teilweise zerstćłrt und nachtraglich nicht genflgend wieder- hergestellt worden waren. Durch den starken Holzbedarf fflr den Wieder- aufbau der Stadt und fflr die stelgende Bev01kerung waren welte Hangę der schfltzenden Walddecke beraubt. Dieser Umstand begflnstlgte die Ver- scharfung der Hochwassergefahr und die Vermurung der Talsohlen und Seen.

Eine grofie Gefahr fflr die Stadt bildeten die Hochwasser des Cuautitlan- Flusses. Dleser Flufi ergofi seine Wassermassen In-den Zumpango-See; bel ungewShnlichem Hochwasser trat dieser weit uber die Ufer und ergofi sich in das tiefer gelegene Texcoco-Becken und die angrenzende Stadt Mexiko.

3. D e r e r s t e V o r f i u t k a n a l n a c h d e m P la n d e s d e u t s c h e n I n g e n i e u r s E n ric o M a rtin e z .

Nach der rieslgen Oberschwemmung im Jahr 1607 berief der da- malige Vizek0nIg einen AusschuB von Fachleuten, dem auch der Ingenieur E n ric o M a r ti n e z (Heinrich Martin) angehfirte. Dleser hatte einen Plan aufgestellt, der von den bisher angewandten Schutzdeichen grund- satzllch abwich und eine Ableitung der Hochwasser aus dem Becken vorsah.

Martinez hatte die Ursachen der Steigerung der Hochwassergefahr klar erkannt; er schreibt In seinem Bericht vom 20. Junl 1608 wie folgt:

„Es sind von den Spaniem Im Tal von Mexiko, in den Schluchten, auf den HOhen und Hangen der Gebirge alle Walder abgeholzt worden und so vle!e Land- und Ackergflter angelegt, dafi es kaum eine Hand- breit unbebaute oder brachliegende Erde gibt. Im Zeltraum weniger Jahre hat der lang anhaltende Regen der Regenzeiten die Oberschlcht der Erde jener Landereien fortgeschwemmt und mit den StrOmen in die Lagunę gefflhrt. Der Boden hat sich auf diese Weise derart ge- ffillt und gehoben, dafi er beinahe die Hohe der Stadt, der Strafien und Piatze erreicht hat. Damit ist die fruhere Tiefe und AufnahmefShlgkeit der Lagunę so elngeschrankt worden, dafi sie nicht mehr dieselben Wassermengen aufnehmen kann. Und so kommt es, dafi der See flber- lauft, daB er sein Wasser flber die Stadt erglefit und sie flberfiutet*.

(Deutsche im frflhen Mexiko [3], S. 197).

Dieser fflr die damalige Zeit belspiellose Plan sah folgende Anlagen vor:

1. einen Zuleitungskanal vom Zumpango-See zum FuB des Berges von Nochistongo von 10 km Lange,

2. den Tunnel von Nochistongo von 6,6 km Lange und 3. den AbfiuBkanal zum Tula-Flufi von 3,6 km Lange.

Trotz der lebhaften Befehdung des Planes durch dieG egner gab der Vizek0nig die Genehmlgung zur Ausfiihrung. In 10V2 Monaten voIl- endete Enrico Martinez das gewaltige Werk. In Gegenwart des Vlze- kOnlgs wurde es erOffnet, das Wasser strómte tatsachlich aus dem Zumpango-See durch die Ableitung dem Atlantischen Ozean zu. Alles schien gewonnen, da nahte dasU nheil. Ahnllch wie nach der Inbetrleb- nahme des spateren Panama-Kanals traten In dem hohen Einschnitt grofie Erdrutsche auf. Sie nahmen bei Hochwasser einen solchen Umfang an, dafi sich der Tunnel immer wieder verstopfte und dauernde Unter- haltungsarbeiten notwendig waren. Die Gegner frohlockten, unberechtigte Vorwflrfe wurden gegen Martinez erhoben. Schwerer Undank lohnte den so verd!enstvollen Baumelster, er mufite ausscheiden und sein Werk ver- lassen ([2], S. 96 bis 127).

Die Deutsch-Mexikanische Humboldt-Gesellschaft in Mexiko hat das Verdienst, dafi sie Enrico Martinez, eine der grOfiten PersOnllchkelten der mexikanischen Kolonialzeit, ins helle Licht gestellt hat. Es erschelnt angebracht, einige Angaben flber diesen grofien deutschen Auslands- Ingenieur zu machen, der ein Werk schuf, das zu seiner Zeit In der ganzen Weit nicht selnesgleichen hatte.

Enrico Martinez wurde in den maBgebenden Geschlchtswerken der mexlkanlschen Kolonialzeit entweder ais Franzose oder Portugiese be­

zeichnet. Alexander von Humboldt, der ihn lebhaft bewunderte, zog aus der Tatsache, dafi Martinez selnerzeit beim Inąuisitions-Gerlcht ais

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ilh rg in K 19 H e ft 1 7/18

18. A pril 1941 R a b e , Dle Geschlchte der Hochwasserslcherung der Stadt Mexiko 195

Dolmetscher fur Deutsch und Fl3misch dlente, ais erster den Schlufi, daB er ein Deutscher oder Holiander gewesen sein musse. Erst im Jabre 1912 fand der Geschichtsschreiber Fernandez del Castillo in alten lnquisitlons-Akten dle amtliche eigene Angabe des Dolmetschers Martlnez, dafi er In Hamburg geboren sei.

Martlnez war einer der hervorragendsten und geblldetsten Leute des damallgen Kolonialreiches; er war Kosmograph, Buchdrucker, Astronom und Schriftsteller. Ais Ingenleur jedoch schuf er ein Werk, das die Zeiten flberdauerte; in der GrOfie des Werkes liegt zugleich die Ursache fflr sein tragisches Geschick (Deutsche im frflhen Mexiko [3], S. 81). In neuerer Zeit wurden dle Verdienste von Martinez um die Hochwasser­

slcherung der Stadt voll anerkannt; im Jahre 1881 wurde ihm an der Sfldwestecke der Kathedrale ein Denkmal gesetzt.

Nach dem Ausschelden Martlnez’ nahmen die Oberschwemmungen immer mehr zu. Man erkannte, dafi sein Plan grundsatzlich der elnzlg richtige war, und entschloB sich, den Tunnel, der dauernde Schwlerig- kelten verursachte, ais offenen Einschnitt auszufflhren. Die gewaltige Arbeit glng mit Unterbrechungen vor sich, erst im Jahre 1789 wurde sie beendet. V ieleTausende von Indianern arbelteten fflr Jahre daran. Der Durchstich ist im ganzen flber 20 km lang, seine Sohlenbreite betragt 4 m, dle grOfite Tiefe flber 30 m und dle Splegelbrelte 100 m. Die BOschung in den vulkanischen Bodenmassen ist verhaitnismafiig steli; die ab- rutschenden Telle wurden von der starken Strómung mltgefflhrt. Bedenkt man, dafi dle gesamten Erdarbelten zu jener Zeit von Hand geleistet wurden, so erkennt man die gewaltige Leistung.

4. B au d e s z w e i t e n V o r f l u t k a n a l s u n d d e s T u n n e ls v o n T e q u i x q u l a x [4].

Der Durchstich von Nochistongo bewahrte sich fflr dle Abfflhrung der Hochwasser des Cuautitlan-Flusses und des Zumpango-Sees; er 16ste jedoch nicht dle Schwierlgkeiten in dem tlefergeiegenen mittleren Becken mit dem Texcoco-See und der Stadt Mexlko selbst. Hlnzu kam, daB dle Wassertiefe des Sees im Laufe der Zeit durch dle Aufschlickung von 10 m auf 2 bis 4 m gesunken war. DemgemaB hatte sich dle Wirksam- keit des Sees ais Speicherbecken verringert. Bei Hochwasser trat er weit flber dle Ufer und flberflutete die tlefer gelegenen Teile der Stadt. Diese Zustande waren wegen der grofien wirtschaftllchen und gesundheitlichen Schaden unhaltbar, und die Regierung sah sich zu aufierordentlichen Mafinahmen gezwungen.

Im Jahre 1856 entwarf F. d e G a r a y den Plan, einen neuen Auslafl fflr dle Hochwassermengen aus dem Becken zu schaffen.

Die Hauptpunkte des Planes waren [2]:

a) Ausbau eines Hauptabzugskanals von 5 bis 6,50 m Sohlenbreite, der vom Osten der Stadt zum Texcoco-See (km 20) und von dort zum Zumpango-See und dem Tunnel von Tequixquiax (km 47,5) fflhrte, und

b) Ausbau dieses nach einem Seltentale des Panuco-Flusses fflhrenden Tunnels in 10 km Lange und mit einer Leistungsfahlgkeit von 20 m3/sek.

Der Plan wurde genehmlgt, seine Ausfflhrung verzógerte sich jedoch wegen innerer Unruhen im Lande. Im Jahre 1876 kam der Prasident Porflrio Dlaz ans Ruder. Er erkannte die Bedeutung und dle Notwendig- kelt des grofien Werkes fflr die Stadt; im Jahre 1878 wurden die Arbeiten aufgenommen. Im Hauptkanal waren flber 20 Milllonen m3 Boden aus- zuheben.

Der Tunnel hat Eiform von 4,44 m Hóhe und 5,15 m Breite. Bei den Bauarbelten traten bedeutende Schwierlgkeiten auf; dle Fertlgstellung zog sich bis ins Jahr 1899 hinaus. Erst nach Fertlgstellung dieses zweiten Auslasses aus dem Becken konnte die Stadt Mexiko an den planmafiigen Ausbau ihrer Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung herangehen.

D. Dle Ver&nderungen in dem ' B eck en in der N eu zeit. — W eltere Mafinahmen fflr den H o ch w assersch u tz. — P lan u n g fiir d ie Zukunft.

1. D as W e r d e n d e r G r o f i s t a d t M e x lk o .

Die groBen Verbesserungen trugen zur Gesundung und zum Auf- bluhen der Stadt bei. Die Bev(5lkerungszahl stieg von 350000 im Jahre 1891 auf 650 000 lm Jahre 1923 und betragt zur Zeit flber 1400 000.

Entsprechend erhOhte sich die Zahl der Einwohner Im ganzen Becken.

In den letzten 15 Jahren sind auBerordentliche Ver3nderungen in der Stadt vor sich gegangen; grofie Durchbruchstrafien slnd bereits aus- gefflhrt oder im Bau begrlffen. Eine grofizflgige Planung hat elngesetzt.

Das Eisenbahnnetz war bereits in frflherer Zeit Im wesentlichen aus- gebaut. Der Bau von neuzeitlichen Strafien fflr den steigenden Kraft- verkehr hat grofie Fortschritte gem acht; fflnf Hauptstrafien verblnden dle Hauptstadt mit den flbrigen Tellen des Landes. Der frflhere Umfang der Stadt genflgt nicht mehr, weite Siedlungsgebiete schleben sich nach allen Richtungen vor. Alle Anzeichen sprechen dafflr, dafi diese Ent­

wicklung auch in der welteren Zukunft anhalten oder viellelcht noch steigen wird. Da dle Stadt beinahe lm Tlefpunkt des Beckens gelegen ist, mufite bel allen Planungen dle Slcherung der Stadt und ihrer Anlagen gegen Hochwasser und Oberschwemmungen an erste Stelle gestellt werden.

2. D I e V e r 3 n d e r u n g e n d e s B e c k e n s in d e r N e u z e i t [4], [5] u n d [6].

In der Zwlschenzeit sind auch im Becken grofie Ver8nderungen vor sich gegangen. Die Seen Texcoco und Xalco sind von den Geschiebe- massen der Flfisse fast ganz aufgefflllt. Vom Xochimllco-See ist nur noch ein Netz von KanSIen ubriggeblieben; aus den schwimmenden Chinampas slnd feste Polder geworden, nachdem die Wurzeln der Pflanzen in dem flachen Wasser festen Fufi gefafit haben2).

Die Senkung des Wasserspiegels in den Seen Ist zum Teil dadurch be- schleunigt worden, dafi durch Bohrungen lm tieferen Untergrund gutes Trink- wasser durch eine grofie Menge artesischer Brunnen aufgeschlossen wurde.

Der starkę Bedarf an Bau-, Nutz- und Brennholz fflr die wachsende Bev()lkerung der Stadt hat zur Abholzung welterer Flachen an den HSngen gefflhrt. Dieser Umstand hat zweifellos zur ErhOhung der Geschlebeffihrung der Flflsse beigetragen. Dle von den Bergflflssen herab- getragenen Sink- und Schwebestoffe schlagen sich in den Vorfiutkan31en nieder und verursachen der Stadt standige Kosten fflr ihre Freihaltung.

Dle grofie Flachę des frfiheren Texcoco-Sees hat zur Zeit kaum noch eine Bedeutung ais Speicherbecken, ebensowenlg hat sie einen landwirt- schaftllchen Wert. Bei der Verdunstung des Wassers blelben dle Salz- telle im Boden zurflck; dadurch, dafi sich dieser Vorgang jahraus, jahrein wiederholte, ist der Boden so mit Salzen durchsetzt worden, dafi kein Pflanzenwuchs mehr mOgllch ist.

3. D er s t e l g e n d e B e d a r f an G e b r a u c h s w a s s e r .

Der Verbrauch an Wasser in dem Becken selbst verrlngert die Menge des flberschflssigen und abzuleltenden Wassers. Fur die Trlnkwasser- versorgung der Bevć)lkerung und der gewerblichen Betriebe, die Strafien- relnlgung, die Bew3sserung der Vorg3rten, Grflnstrelfen und Parks werden grofie Mengcn von Wasser benótigt.

Der Boden in dem Becken aufierhalb des frflheren Texcoco-Sees ist recht fruchtbar und eignet sich gut fflr den Anbau von landwlrtschaft- lichen Erzeugnissen, Gemflse und Obst. Dle F13chen werden zum grofien Teil in der langen Trockenzelt zusatzllch kflnstllęh bewSssert.

4. A u f s t e l l u n g e i n e s e i n h e i t l i c h e n W a s s e rp la n s .

In den Jahren 1900 bis 1930 wurden weltere Verbesserungen fflr dle Ableitung der Hochwasser getroffen; sie bestanden Im wesentlichen in der Freihaltung der Flufibetten und Kanale und dem Ausbau von Stlch- kanSlen, um das Wasser von bedrohten Punkten schnell den Haupt- vorflutern zuzufflhren; aufierdem wurde damit begonnen, die Hóhen wieder aufzuforsten.

Im Laufe der Zeit zeigte sich immer mehr, dafi alle Fragen der Wasserversorgung, der Ableitung der AbwSsser und der Hochwasser fflr das gesamte Becken mlteinander verknflpft slnd und im Zusammen­

hang behandelt werden mflssen. Das fflhrte zur Aufstellung eines e in - h e i t l l c h e n W a s s e r p l a n s fflr d a s B e c k e n . Die Hauptpunkte dieses Planes slnd dle folgenden:

a) die Unterhaltung des vorhandenen Kanalnetzes und der beiden Hauptableltungen (Durchstich von Nochistongo und Tunnel von Tequixqulax) in lelstungsfahlger Form,

b) einheltliche Planung fflr den Bedarf an Wasser im Becken fflr Trink- und Nutzzwecke sowie fflr Bew3sserungsanlagen,

c) Anlage einer Relhe von Sammelbecken in den FlufilSufen und Zusammenschlufi dieser Becken In ein einheitllches Netz sowie Anlagen zur Aufspelcherung von Wasser Im Untergrund,

d) elnheitlicher Plan fur die Llnienfflhrung der Flufil3ufe und des Kanalnetzes im Rahmen des allgemelnen Stadtplans unter be- sonderer Berflcksichtigung des Hochwasserschutzes der tiefer gelegenen Stadtteile,

e) Mafinahmen fflr dle Verrlngerung der Geschlebefflhrung der Flflsse durch weltere Aufforstungen auf den Hóhen und durch sonstige geeignete Mittel,

f) Ausbau eines welteren Hauptvorfluters fflr das Becken in Erganzung der Anlagen unter a und

g) Umwandlung der nutzlos und brachllegenden Salzbóden des frflheren Texcoco-Sees In anbaufahiges Ackerland.

Der Wasserplan fflr das Becken ist In Ausfflhrung begriffen; besondere Erganzungen sind zu erwarten. Im folgenden sollen elnlge wichtlge Bauten, die bereits ausgefflhrt oder noch im Bau begrlffen sind, be­

handelt werden.

5. D ie A n la g e e i n e s S p e l c h e r n e t z e s a u f d e r W e s t s e l t e d e s B e c k e n s [6],

Schon seit langem ist bekannt, dafi die Gefahr von Oberschwem­

mungen in erster Linie von den auf der W estseite der Stadt zustrómen- den Gebirgsflflssen herruhrt; dies sind die Flflsse Churubusco, Pledad, Consulado, Remedlos und Tlalnepantla mit ihren zahlreichen Seitenarmen.

2) Xochimilco ist ein bellebter Ausflugsort von Mexiko. Der gesamte Verkehr spielt sich wie In der alten Zeit mittels Booten auf den KanSlen ab. Das Bild der Polder mit ihren leuchtenden Blflten und den Blumen zum Yerkauf anbletenden Indianern ist einzigartlg.

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196 R a b e , Die Geschichte der Hochwassersicherung der Stadt Mexiko DIE BAUTECHNIK P a c h sch rlft f. d. g e s. B a u ln g e n ie u rw e sen

Sie durchschnelden in ihrem (Jnterlauf Teile der Stadt oder der benach- barten Ortschaften und bildeten von jeher eine stete Bedrohung fiir die tiefer gelegenen Gebiete (Abb. 1).

Man entschloB sich zu einer grundlegenden Lósung, dereń Haupt- punkte sind:

a) Anlage einer Reihe von Sammelbecken an geeigneten Punkten der Flufilaufe zur Abfangung und Aufspelcherung ihrer gesamten AbfluBmengen. Die W asserspiegel der einzelnen Becken haben nicht die gleiche Hóhenlage.

b) Ausbau von Verbindungskanaien zwischen diesen Becken und die Schaltung der Becken in ein einheitliches Speichemetz. Durch Elnbau von ElnlaBtoren und -schutzen ist die Móglichkeit ge­

schaffen, die Speicherbecken untereinander auszuglelchen.

Vom Mixcoax-FluB (Abb. 1) werden die Hochwasser dem Magdalena- FluB nach Sflden zugefflhrt, und die vom Mlxcoax-FluB weiter nach Norden zu gelegenen WasserlSufe werden nach dieser Richtung hln abgefangen und abgeleitet. An diese Schaltleitungen sind die yerschiedenen Abnehmer- leltungen angeschlossen; sie setzen sich wie folgt zusammen:

a) ein Stichkanal von 10 m3/sek Leistung, er fiihrt von dem sfld- lichen Speicherbecken im Magdalena-FluB zu dem Pedregal (Schotter- feld, Abb. 1) und dlent zur Anreicherung der unterirdischen Becken, b) Leitungen fur die Wasserversorgung der yerschiedenen Stadte und

Ortschaften und

c) Leitungen fflr die Bewasserung von unterhalb gelegenen Gebleten.

Die hauptsachlichsten Bewasserungsgebiete sind in Abb. 1 gekenn- zeichnet.

Die Flufibecken unterhalb der Sperren sind aufgeraumt und aus- gebaut worden; sie dienen alś Spulkanale und ais Hochwasserableitungen.

Die elnzelnen Sperren haben yerschiedenen Stauinhalt; am be- deutendsten ist das Speicherbecken von Guadalupe mit 57 700 000 m3 Inhalt. Da gute Bruchsteine zur Verfflgung stehen, sind samtllche Sperren ais Steinschflttdamme gebaut; ihre Hóhen schwanken zwischen 15 und 31 m, ihre Kronenbrelte zwischen 4 bis 5 m. Die wasserseitige Bóschung ist durchweg 1: 1 und die talseitige 1,2 :1 . Bei allen Sperren ist wasser- seltig eine Eisenbetonabdeckung angeordnet.

Wegen des gebirglgen Gelandes mufiten die Verbindungskanale zwischen den einzelnen Becken zum groBten Teil ais Stollen ausgeblldet werden. Die Leistungsfahigkeit schwankt gemaB der spateren Belastung der Tellstrecken; die geringste ist 10 m3/sek und die hóchste 75 m3/sek.

Die Stollen haben eine Gesamtlange von 16 km. Die Querschnitte sind zum Teil kreis-, zum Teil hufeisenfórmig. Der innere Halbmesser schwankt zwischen 2,50 und 4 m. Die Stollen werden durchweg ausgemauert; In Druckstellen wird das Mauerwerk mit Elsenelnlagen bewehrt. Seine Dicke schwankt zwischen 0,40 und 0,50 m.

Die Stollen sind zur Zeit etwa zur Halfte fertlg. Das durchfahrene Gestein wechselt sehr; der Vortrieb fur den Arbeltstag von 24 Stunden schwankt zwischen 2,50 m ais Mindest- und 5 m ais Hóchstlelstung fflr die Arbeitsstelle.

6. B au d e s z w e ite n T u n n e l s v o n T e q u i x q u la x [7], [8].

Bereits zu Zeiten frfiherer Hochwasser hat es sich gezeigt, daB die beiden bestehenden HochwasserauslSsse des Beckens (der Durchstlch von Nochlstongo und der Tunnel von Tequlxquiax) den Ansprflchen nicht genflgten. Man erkannte die Gefahr, daB die Verstopfung eines dieser Auslflsse unabsehbare Schaden fur die Stadt Mexlko nach sich zlehen wflrde. Bel der Planung ging die Reglerung von dem Grundsatz aus, die Bedurfnisse der Stadt fiir die nachsten 50 Jahre sicherzustellen.

Die angestellten Berechnungen fflhrten zu der Entscheidung, einen neuen Tunnel mit einer Leistungsfahigkeit von 60 ms/sek zu bauen [8]. Der Tunnel erhalt eine Lange von 11 350 m; seine EInmflndung liegt etwa 200 m westlich von dem bestehenden Tunnel Tequlxquiax, seine Richtung geht etwas mehr nach Westen. Der AuslaB des Tunnels fiihrt in eine Schlucht, von wo die Wassermassen glelchfalls einem NebenfluB des Panuco- Flusses zustrómen werden.

Der Tunnel erhalt einen krelsfórmlgen Querschnltt mit 4 m innerem Durchmesser. Er wird durchweg mit Beton yerkleidet, die Mindestdlcke ist 0,40 m. Der Tunnelmund wird 4 m tiefer gelegt ais Im bestehenden Tunnel, um etwaigen Senkungen im Talbecken, die Im Laufe der Jahre durch Setzen der Bodenschlchten oder durch Erdbebenbewegungen eln- treten kónnten, Rechnung zu tragen.

Mit dem Bau des Tunnels ist bereits begonnen. Da die Deckschicht Im Hóchstmafie nur 110 m betragt, hat man sich entschlossen, zur Be- schleunigung des Baufortschritts sleben Schachte abzuteufen und von Ihnen aus immer nach beiden Richtungen yorzutrelben. Man gewlnnt auf diese Weise 2 X 7 + 2 = 16 Arbeitsstellen. Etwa Im Mittelpunkt der Bauarbeiten wird ein elektrisches Kraftwerk von 980 PS Leistung angelegt mit Zuleltungen von 12 000 V Spannung zu allen Arbeitsstellen.

Zur Zeit sind die Einrlchtungsarbeiten und die Erstellung der Voreinschnltte im Gange; aufierdem sind im ganzen flber 800 m Stollen vorgetrieben.

Ais Bauzeit sind zwei Jahre yorgesehen.

7. D ie U m w a n d lu n g d e r b r a c h l l e g e n d e n S a lz b ó d e n d e s f rf lh e re n T e x c o c o - S e e s in f r u c h t b a r e s A c k e r la n d [9], [10],

Die Gesamtfiache des mit Geschiebemassen fast ganz aufgefullten Texcoco-Sees betragt 27 780 ha; sie wies fruher nur an yereinzelten Stellen Pflanzenwuchs auf. Bei der allmahllchen Aufschlickung haben sich die Felnstteile, zum grófiten Teil yulkanlsche Aschen, an der Ober­

flache niedergeschlagen; sie werden, da eine schfltzende Pflanzendecke fehlt, leicht vom Windę aufgewirbelt. In der trockenen Jahreszelt waren deshalb heftige Staubstflrme haufig, die in der ganżen Umgebung und besonders in der nahe gelegenen Stadt Mexiko lastlg fielen und gesund- heitsschadlgend waren. Aus diesem Grunde wurde beschlossen, die ehe- mallge Seefiache allmahlich in anbaufahlgen Boden umzuwandeln und daraus nutzbrlngendes Siedlungsland zu schaffen.

Ais erste Einheit ist eine Flachę von 11 780 ha in Angriff genom men Zunachst wurde das Gebiet durch Deiche zum Schutz gegen Ober- schwemmungen geslchert. Die weitere Aufgabe besteht darln, die flber- schusslgen Salze (in der Hauptsache Natriumkarbonat und -chlorid) aus dem Boden auszuwaschen. Zu diesem Zweck werden zunachst Saugrohre in 10 m Abstand eingebaut, von denen das Wasser den Sammelleitungen zufllefit; dann wird der sehr tonhaltige Boden mit Tiefkulturpfliigen bis auf 0,60 m Tiefe aufgerlssen und gut durchgearbeltet. Zum SchluB werden kleine Polder angelegt und mit Frischwasser flberstaut, um die Salze aus dem Boden auszuwaschen. Sie werden dann durch die Sauger und die Sammelleitungen abgeleitet. Die Arbeiten wurden vor etwa zwei Jahren aufgenommen. Da die feinen Telle, die frflher an der Oberflache lagen, beim Umpfliigen in tlefere Lagen kommen, hat sich bereits jetzt die lastige Staubplage etwas verrlngert.

Die zweite Einheit von 16 000 ha kann erst nach Fertigstellung des zweiten Tunnels von Tequixquiax in Angriff genommen werden. Das gesamte Gebiet soli spater kflnstllch bewassert werden; man rechnet, dafi etwa 3000 Famlllen darauf angesiedelt werden kónnen. In Anbetracht der gflnstigen Lage in der Nahe der Hauptstadt Ist ein guter Absatz fur die Erzeugnlsse geslchert. Zur Zeit ist bereits eine grofie Flachę so weit entsalzt, dafi Baume, Zuckerruben, Luzerne usw. angepflanzt werden konnten. Man beabsichtigt, aus den ausgewaschenen Salzlaugen Natriumkarbonat, Borax und andere chemische Stoffe zu gewinnen.

Zur Zeit ist bereits eine grófiere Versuchsanlage im Betrieb; die ge- wonnenen Erfahrungen werden die Grundlage fflr die geplante GroB- anlage schaffen.

Das grofie Gebiet war vordem nutz- und wertlos; dem Unternehmen kommt slcherlich ein hoher volkswirtschaftlicher Wert zu, ganz abgesehen davon, dafi so der Gesundheitsstand in der ganzen Umgebung ver- bessert und der einheimische Bedarf an chemlschen Stoffen durch die gewonnenen Salze gedeckt wird.

S chlufibem erkung.

Die Ausfflhrung der gesamten Arbeiten im Rahmen der Wasser- planung des Beckens wird noch eine Reihe von Jahren In Anspruch nehmen. Das grofie Werk wird die Grundlage fflr die Sicherung, Ge- sundung und das Aufblflhen der Hauptstadt Mexiko und des ganzen Beckens schaffen.

Der Verfasser ist den zustandigen Stellen, dem Departamento de Obras Hldraulicas und der Dirección de las Obras del Valle de Mexico, fflr die freundllchst erteiite Auskunft und die Oberlassung von Unter- lagen zu Dank verpfllchtet.

S chrlfttum ,

[1] Historia Antigua de Mexiko, F. J. Clanjero. 1853.

[2] Memoria, HistorIca,TćcnicayAdministrativa de lasObras del Desagiie del Valle de Mexico (1449 bis 1900). Mexico 1902, 2. Bd.

[3] Wilh. Pferdekamp, Deutsche Im fruhen Mexiko. Deutsche Ver- lagsanstalt Stuttgart 1938.

[4] Problemas Hldrológicos del Valle de Mexico, T. Marin und R. Zama- coma. Ingenieria, Dezember 1937, S. 465 bis 472.

[5| Las Obras de Desagiie del Valle de Mexlco desde los Tiempos Anterlores a la Conąuista y su Estado Actual. Revista de Inge­

nieria, Oktober 1937, S. 35 bis 39.

[6] Descripción Orohidrografica del Valle de Mexico. Proyectos y Programa de las Obras que Actualmente se Iievan a Cabo. Rev.

de Ing., Marz 1939, S. 4 bis 7.

[7j El Nuevo Tunel de Tequixqulax, Ing. C. A. Velasco. Rev. de Ing., Januar 1938, S. 23 bis 35.

[8] Avance de los Trabajos en el Nuevo Tunel de Tequixqulax. Rev.

de Ing., November 1939, S. 19 bis 21.

[9] Urbanlzación y Saneamiento de Poblaciones — Las Obras que se Ejecutan en el Lago de Texcoco. Rev. de Ing., August 1938, S. 19 bis 24.

[10] Las Obras que se Ejecutan en el Lago de Texcoco, Ing. J. Corral.

Rev. Mex. de Ing. y Arch., November 24, 1938, S. 637 bis 644.

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