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Die Bautechnik, Jg. 18, Heft 50

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DIE BAUTECHNIK

18. Jah rg ang BERLIN, 22. November 1940 Heft 50

Al le R e c h t e V o r b e h a l t e n .

Eine neue Waffe

Von Oberst Als unser F ührer in seiner großen Rede vom 19. Juli auch die Bau­

truppen mehrfach lobend erwähnte, da hat sich wohl mancher gefragt, w as das für eine neue Waffengattung sei. Sie sind auch tatsächlich eine N euers cheinung dieses Krieges, die Baubataillone, deren Stellung als Sonderwaffe neben manchem anderen auch durch die Verleihung einer eigenen Waffenfarbe b eto nt ist. Zwar kannte der Weltkrieg bereits A rmierungsbataillone, aber diese können nicht als Vorgänger betrachtet w erd en. Ihre Kompanien waren recht bu n t zusam mengew ürfelt und waren soldatisch nur recht notdürftig ausgebildet, so daß ihr Einsatz nur einseitig u nd bedin gt sein konnte. Dagegen bildet ein neuzeitliches Baubataillon eine straff gegliederte, vorzüglich geschulte, überall verwendbare Einheit.

Abb. 1. Holzbrücke in der Stadtmitte von Verdun.

Schon der N am e besagt, daß der Schwerpunkt der Tätigkeit auf bau technisch em , in der Regel pioniertechnischem G ebie t liegt. Die Pionierbataillone müsse n heute, im Zeichen des. motorisierten Krieges, w eit vorn sein; bei den schnellen Vormärschen können sie oft genug sich nicht mit Aufgaben beschäftigen, die ihre Kompanien längere Zeit aufh al ten und an einen Ort fesseln. Diese Aufträge, wie z. B. Wieder­

h erste llen von Brücken, Instandsetzen der durch die Kraftwagen sich stark a b n u tze n d en Straßen, Beseitigung von Sperren und Minen sowie Frei­

machen von zerstörten Ortschaften fallen dann den zahlenmäßig sehr starken Baubataillonen zu; außerd em finden sie bei schwierigen Siellungs­

b a u te n eine recht w eitgehende Verwendung. Womit nicht gesagt ist, daß nicht auch die Bautruppen im Bereich des feindlichen Feuers ein-

Abb. 2. Bautruppen beim Stollenbau.

Abb. 1: Tobias, Abb.

: die Bautruppe.

Dr. G ro sse .

gesetzt werden können: Tote und Verwundete und auf der anderen Seite eine nicht geringe Zahl von Eisernen Kreuzen beweisen, daß die Bau­

bataillone auch — und zw ar oft g e n u g — ihre Arbeiten besonders im Vorfeld einer Stellung un ter Beschuß des Gegners ausführen mußten.

U nd als der große Vormarsch ge gen Frankreich begann, da hatten die Baubataillone bei ihren Divisionen oft motorisierte .fliegende Kom­

mandos" gebildet, die bei den vordersten Teilen im feindlichen Feuer rasch Hand anlegten, wenn es Schwierigkeiten auf den Vormarschstraßen und den Brücken gab und die Pioniere der Division zu Sonderaufgaben an anderen noch schwierigeren Stellen eingesetzt waren. Als ein deutscher Offizier im Gespräch mit einem frisch gefangenen Franzosen diese Art

Abb. 3. Brückenjoche.

der Tätigkeit erwähnte, hatte der französische Major nur die Antwort:

.O h , eile est vraiment formldable, votre Organisation!“

Unter den Baubataillonen gibt es solche, die nach Art ihrer Zu­

sam m ense tzung und Ausrüstung für Sonderaufgaben besonders geeignet sind, wie z. B. Brückenbau-Bataillone, leichte und schwere Straßenbau- Bataillone, Eisenbahnbau-Bataillone und Festungsbau-Bataillone, in Ihren Stäben und bei ihren Kompanien befindet sich als Offizier und Unter­

offizier so mancher, dessen Nam e in der deutschen Bauwelt einen guten Klang hat. Alle Baubataillone führen für ihren technischen Einsatz einen starken Troß mit sich. Zum Teil sind die Fahrzeuge noch mit Pferde­

bespannung ausgerüstet, sehr oft aber auch schon voll- oder zum mindesten teilmotorisiert. E inew eitgehendeM oto risleru ng erscheint besonders wichtig,

Abb. 4. Brücke für 16 t Last Im Kampfgebiet.

bis 4: B autruppe. •

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G r o s s e , Eine n e u e Waffe: die Bautruppe DIE BAUTECHNIK F a c h s c h rift f . d . g e s . B a u in g e n ie u rw e s e n

weil die Lage meist einen kom panieweisen Einsatz verlangt. Nicht selten erstreckt sich der Arbeitsraum für ein Bataillon auf 50 un d mehr Kilo­

meter; die Fern spre chzüge ha ben dann viel zu tun, und die Schwierig­

keiten in der Verpflegung, im Nachschub u nd in d e r Befehlsführnng lassen sich ohne Hilfe des Motors kaum noch meistern. Der Dienst in den Bataillonen ist oft körperlich schwer, und er verlangt gesunde, kräftige Männer. Er ist auch ents agungsvoll, denn es ist mei st dankbarer, mit der Waffe in der Hand ge g e n den Feind lo szustü rm en als seine A rbeit in der Nähe des G egners zu tun, ohne von der d anebenliegenden Waffe Geb ra uch machen zu können. Aber alle, die in den Reihen der Bau­

bataillone stehen, sind gereifte Männer. Sie haben in ihrem Leben arbeiten und den Wert der Arbeit kennengelern t, viele sind schon in selbständiger Stellung. Jetzt fassen sie auch im F eld e dort, wo der Befehl des F ühre rs sie hingeste llt hat, ihre Tätigkeit als selb stv erstän d ­ liche Soldatenpflicht auf.

Wie überall ln der großen Gemeinschaft der de utschen Wehrmacht finden sich auch in den Reihen der Baupioniere alle Berufe zu sa m men.

V orherrs chend sind M änner aus technischen G ew erben, viele ents ta m m en dem Hoch- und Tiefbau. Aber ebenso gib t es Angestel lte und Bauern, Pfarrer un d H andwerker , Studienräte, Beamte un d Künstler. In einem im Westen steh en d en Baubataillon h atten sich nicht w enig er als 40 Künstler vom Film, Funk, Theate r un d b ek an n te n Kapellen zusa m m engefunden

— und die „Soldatenspielgruppe eines B aubata illons“ mit dem Untertitel

„K ünstler im Sold atenrock“ hat m anche r Truppe und auch manchem Ort im Saargebiet im Win ter un d Frü h jah r ein paar frohe, von bea chtens­

werter Kunst getr agene Stu nden bereite t. Wie die Berufe, so sind auch die ursprünglichen W affengattungen sehr verschie den: Viele sind gele rnte Pioniere, vor allem un ter den Offizieren und D ie nstgraden, aber es finden sich ln den Baubataillonen auch eh em alige Infanteristen, Artilleristen, Kavalleristen und Kraftfahrer zu sa m men. Wer nicht gedient hat, der hat In d en Ersatz-Baubataillonen eine längere, sehr vielseitige A usb ildungs­

zeit durchgem ach t. N eben den jungen Soldaten, von de nen indessen auch schon viele den ganzen Pole nfeld zug mitgem acht haben, stehen die T eilnehm er des Weltkrieges, oft gesc hm ückt mit dem Eisernen Kreuz von 1914, d eren Kriegserfahrung sich schon mehr als einmal zum Nutzen d er Tru ppe b ew ährt hat. Alle diese nach Beruf und Ausbildung so ver­

schied en gereiften Männer prägt das starke Band soldatischer Kamera d­

schaft bald zu einer echten Gemeinschaft um, was noch dadurc h er­

leichtert wird, daß die landsmannscha ftliche Z usam m ensetzung sehr stark b eto n t ist. Aus ihren S tä dten u nd Dörfern, von ihren Arbeitsplätzen k e n n e n sich viele vo n früher h e r u nd stehen nu n auch in der Front getreulich n ebeneinander. Es ist dabei manchmal erstaunlich, wie schnell

sich der Deutsche als Soldat in technische Aufgaben hineinfindet, die ihm in seinem früheren Beruf ganz fernlagen. Da baut z . B . im Zuge einer großen Ste llu ng ein Unteroffizier, der Direktor einer Sparkasse ist, und nie in seinem Leben etw as mit Bauen zu tun hatte, nach Sonder­

zeichnungen einen durchaus nicht einfachen Unters tand. O der ein Friseur­

meister h a n d h a b t viele Meter unte r der Erde im harten G ebirge einen Preßlufthammer, als ob er eine H aarschneidemaschine wäre.

Trotz des für den heutigen Soldaten verh äl tn ism äß ig hohen L e b e n s­

alters und trotz des schw eren und an stren g en d en Dienstes wird die sportliche A usbildung nicht vernachlässigt. Es findet sich schon im m er einmal eine freie Stu nde, u nd vor allem ist stets irgend jem and da, der im Sport au sg eb ild et ist u nd A nre gungen zu geben weiß. Bei den sport­

lichen Veranstaltungen der Kom panien w e rd e n oft recht beachtliche Leistungen erzielt. Ähnlich steh t es mit der Pflege d e r Musik. Überall bilden sich mit U nte rstü tz ung der K ompanieführer u nd Bataillons­

k o m m an d eu re kle inere un d g rößere Kapellen, un d woh l jed es Bataillon hat sein eigenes Lied, oft sogar mit eigener Melodie. So manches hübsche und zackige „Lied der B ausoldaten“ ist ü b e r die deutschen Se n d e r gegangen.

Mit vielen andere n V erb än d en teilen auch die Bautruppen das Schicksal, daß sie nur für die D auer des Krieges aufges tellt sind, und daß sie voraussichtlich mit der D em obilm achung von der soldatischen B ühne abtreten. Aber w ährend der Zeit ihres B este hens h a t sich diese ju n g e Waffe im Rahmen der W ehrm acht doch einen b estim m ten Platz erkämpft, von dem sie h eu te, im Zeitalter des motorisierten Krieges, nicht m ehr w eg zu d en k en ist. Straßen, Brücken, Stellu ngen — das sind oft langwierige Arbeiten, von denen die käm pfende Tru ppe nach Mög­

lichkeit entlastet w erden m u ß , wenn sie den B ew egungen und An­

forderungen eines „Blitzkrieges“ gew ach sen sein soll. Es sind aber auch Aufgaben, die ln vielen Lagen eines Feld zu g s kein er anderen Organisation, so ndern eben nur einer Truppe übertragen werd en können, die fest in den V erb and des H eeres ein geglie dert u nd soldatisch allen Anford eru ngen gew achsen ist.

Und so ist h eute je d e Division, jed es A rmeekorps, jede Armee sehr froh, w enn sie ü b er eine g e n ü g e n d e Zahl von Baubataillonen verfügt.

Alle höheren F ü h re r wissen sehr wohl, daß sie sich auf die hochwertigen Leistungen die ser arbeitsfreudigen u nd pflichttreuen Bataillone verlassen können, de re n Wahlspruch „Mehr sein als sc h e i n e n “ trotz Waffenstolzes doch die Besch eid enheit des Schaffenden verrät.

„Die Bautruppen w erden in der Geschichte die ses Krieges den ihren Leistungen geb ü h ren d en Platz fin d en “ heiß t es in dan kbarer Anerk ennung in einem A rm eebef ehl aus dem Ju ni dieses Jahres.

Al le R e c h t e V o r b e h a l t e n .

E iniges üb er die G estaltun g v o n Brücken mit stählernem Überbau.

Von G. S c h a p e r u nd Architekt Dipl.-Ing. W e r n e r S c h a p e r .

Brücken gew ann die Ansicht die O ber­

hand, daß auch große Brücken mit stäh lern em Ü b erb au allein durch die Küh nheit u nd Schönheit der Formen des stähle rn en Ü berbaues wirken m üßten, und daß architektonische Zutaten von Ü bel seien.

Bei dem gew altigen Aufschwung des Brü ck en bau es in Deutschland In den letzte n Jahren, bei dem W ett­

streit um schöne Entwürfe für die Brücken un d bei der hierbei erfreu­

licherweise erzielten en gen Zu­

sam m enarbeit von Ingenieure n und Architekten ha b e n sich die Ansichten m ehr und m ehr geklärt. Es lohnt sich d ah er ein prüfender Rückblick auf die oben an g e­

de u te te n Ansichten un d M einungen und ein Ausblick auf das, was bei d e r G esta l­

tung derB rücken mit stähle rnem Überbau e rstrebensw ert ist.

Bei der in den Jahren 1846 bis 1850 in England erbauten, noch he u te im Be­

trieb befindlichen Britanniabrücke über

die Menaistraße (Abb. 1) finden wir ein klassisches Bei- Im vorigen J ah rh u n d ert und auch

im ersten Jah rzeh n t dieses J a h r­

h underts glaubte man wohl all­

ge mein, die stähle rne n Ü berb aute n von großen Brücken nicht ohne architektonischen Schmuck durch stein ern e Pfeileraufbauten und durch stein ern e Widerla gertü rm e bauen zu können. Man hielt die stähle rn en Ü be rb a u te n für zu nüchtern, um ohne architektonische Zutaten in Stein als Bauwerk o d er sogar als Baudenkmal zu wirken.

In vereinzelten Fällen führte man auch die P feiler-u n d Widerlager­

aufbauten stähle rn er Brücken in G uß­

eisen aus.

Es liegen auch V ers uche aus dem Anfang dieses Jah r­

hunderts vor, Teile d er stählernen Über­

b a u te n mit stähle r­

nem Schmuckw erk zu zieren, um dem stähle rn en Ü berbau das Nüchtern-Sach­

liche zu nehm en.

Dann setzte ein W andel die ser M ei­

nu n g ein. U n te r dem Eindruck des g e ­ waltigen Fortschritts

im Bau stählerner Abb. 3. S trom brü cke mit stähle rn en Bogenträgern.

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Jahrgang 18 Heft 50

22.November 1340__________ G. S c h a p e r u. w. S c h a p e r , Einiges über die Gestaltu ng Von Brücken mit stählernem Überbau 569

spiel für die w u n d e r­

volle Vereinigung von stählernem Ü b er­

bau und architek­

tonischer Gestaltu ng der Pfeiler undWider- lager. Die Ü b er­

b aute n sind vollwan- dige parallelgurtige K astenträger von 2 mal 141,73 und 2 mal 71,90 m Stütz­

w eite; sie du rc h­

dringen die hohen, oben geschlossenen

Pfeileraufbauten.

Die A ufbauten Widerlager sind nicht ganz so hoch g eh al­

ten wie die Pfeiler­

aufbauten. Lange

Parallelflügel binden die Brücke sehr gut in die Landschaft ein. Die Form en der Pfeiler und Widerlager stehen in gutem Einklang zu der Wirkung der vollwandlgen gleich hohen stählernen Überbauten.

Abb. 2. Alte Weichselbrücke bei Dlrschau.

Hauptträger lag. Die Pfeiler hatten hohe, die stählernen Ü b er­

bauten weit ü ber­

ragende runde Turm ­ aufbauten, die nicht wie bei der Brl- tanniabrücke am Kopf miteinander ver bunden waren.

Die runden Türme paßten vielleicht nicht so gut zu der

Erscheinung der stählernen, gleich hohen Überbauten wie die Widerlager mit ihren Aufbauten, Man hätte vielleicht auch die Pfeilerauf­

ba u te n ganz ent­

b ehre n können, die Waagerechte der stählernen Ü berbauten wäre dann ohne Unterbrechung auf 786 m durchgelaufen. Die Turmaufbauten bringen a ber fraglos Leben in das geschlossene harmonische Brückenbild.

ln Deutschland entstand kurz ein eb en so kü hnes und sehr schönes bei Dirschau (Abb. 2). Die im Jahre dann nicht w ie der­

herg este llte Brücke übers pannte mit sechs je 131 m weit

gestütz ten e ng­

maschigen Gitter­

trägern gleicher Höhe die Weichsel und ihr Vorland. Den kühnen Erbauern ist es gelu ngen, die Brücke so zu g e ­ s talten , daß sie als ein großartiges Baudenkm al a n g e ­ sprochen w erd en kann. An den Enden

begrenzt en hohe weh rturmartig e Auf­

b a u te n u nd lange kräftige Widerlager mit Parallelflügeln die stähle rn en Über­

bauten, deren Fahr­

bahn in der Höhe der U nte rgurte der

darauf in den Jahren 1850 bis 1857 Brückenbauwerk, die Weichselbrücke 1939 von den Polen gesprengte und

m m m i

Abb. 5. Stählerne Strombrücke.

Bel den dargestellten beiden Brücken sind die Aufbauten auf den Endwiderlagern auch deshalb sehr erwünscht, well die stählernen Ü ber­

baute n mit Ihrer tiefliegenden Fahrbahn senkrechte hochliegende End­

abschlüsse haben, die ohne die Widerlager­

aufbauten hart und unvermittelt ln der G egend stehen w ür­

den.

Das gleiche trifft auch zu bei stähler­

nen Bogenbrücken, die über der Fahr­

bahn liegen und senkrechte, hochlie­

gende Endabschlüsse aufweisen. Bel sol­

chen Brücken sind daher Aufbauten auf den Endwiderlagern sehr am Platze (Ab­

bild. 3). Auch die Pfeileraufbauten bei dieser aus drei Bo­

genträgern besteh en ­ den Brücke sind durchaus berechtigt;

sie vermitteln den Übergang der an dem Abb. 4. Endwiderlager der Bogenbrücke in Abb. 3. Abb. 6 . Strombrücke mit gußeisernen Portalaufbauten.

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5 7 0 G. S c h a p e r u. W. S c h a p e r , Ei niges über die G es taltung vo n Brücken mit stählernem Ü b er ba u Fachschriffcd^eZB'ouinKcnicurwesen

Zwickel anein ander­

stoßenden Bogen­

obergurte. Die Auf­

b auten auf den End- w lderlagern sind a ber im Verhältnis zu den Bogenträgern zu hoch und stehen, wie A b b . 4 zeigt, mit ihrer burgartigen, romantischen G e ­ staltung nicht in Ein ­ klang mit der Er­

sc heinung der stäh­

lernen Ü berb au ten . A bb.5 zeigt eine Stahlbrücke, deren ho chliegender Bo­

genträger ü b e r der H auptstromöffnung in den Seitenöffnun­

g en ln Fa chw erk ­ träger ausläuft, die ü b e r d e r F ahrb ahn liegen un d überall gleich hoch sind.

An den senkr echten Endab schlü ssen die ­ ser seitlichen Träger sind schlichte, nicht zu ho h e Türme e r­

richtet, die zu dem Bilde der S ta hl­

brücke passen und die Brücke gut a b ­ schließen.

Das Empfinden, daß man hoch­

liegende senkrech te Endabsc hlü sse stäh­

lerner Ü berbaute n nicht ohne architek­

tonischen Schmuck kräftiger E n d b e g re n ­ zu ngen lassen dürfe, hat auch der Er­

b au er der in Abb. 6 darg este llten Brücke gehabt. Er vers ah die senkrechten End-

abschiüsse der stählernen Ü be rb a u te n mit gußeisernen Torbauten in gotischen Bauformen. Diese Torbauten sollten wohl an das gotische M ünste r der Stadt, zu der die Brücke führt, anklingen, sie passen aber nicht zu einer Stahlbrücke.

Wie hart und unbefriedigend Stahlbrücken mit hochliegenden senk­

rechten Abschlüssen wirken, zeigt die in Abb. 7 w ied erg eg eb en e Brücke.

Seitlich von dem großen Bogenträger, der mit A usnahm e der Enden an den Lagern ü ber der Fahrb ahn liegt, sind parallelgurtige Fachwerkbalken-

n u u . i. oianiurucKe uoer einen m eeresarm .

Abb. 8. V erbesser ungsvors chlag zu Abb. 7.

träger unte r der Fahr­

bahn angeschlossen.

Der Bogenträger h e b t sich hart un d schroff aus dem langen Brückenzuge heraus.

Die schwierige G rü n ­ dung dieses Bau­

w erks verlan gte zwar eine möglichst g e ­ ringe Belastung der Pfeiler; man hätte a b er doch wohl eine b e ss ere G esta ltu ng des Bauwerks finden können, ln A b b . 8 ist eine Lösu ng für eine ansprechendere G e ­ staltung der Brücke skizziert. Die Pfeiler­

aufb auten an den Enden ra h m e n den großen stählernen Ü berb au gut ein, heben ihn aus dem langen Brückenzuge an sp rechen d hinaus un d gliedern und b elebe n das Brücken- biid gu t, ohne es zu zerreiß en.

Auch bei der ln Abb. 9 darges tellten Strom brücke wirken die se nkrecht aus d er Fahrb ahn h e r­

v ortrete nden E nden des gro ßen, hä n g e ­ brü ckenartig geform­

ten Ü b e rb a u e s nicht befriedigend. Auch der Sprung, der sich beim Ü berg ang von den Flu tü b erb au ten zu dem S tro m ü b er­

bau ü b e r dem schwachen Pfeiler in der H öhe der U nte r­

kante n der Ü b e rb a u ­ ten vollzieht, ist un­

schön. Man hätte zu m indest zwischen dem Str om überbau un d den Flut­

überbauten sehr kräftige Pfeiler nach Abb. 10 elnfügen müssen. Besser wäre es vielleicht noch gew ese n, die senkrechten Enden des Strom­

überbaues durch Pfeileraufbauten ähnlich wie ln Abb. 5 zu begrenzen.

Die in Abb. 11 w ied erg eg eb en e Strom brücke mit ihren ln gleicher H ö h e ü ber vie r Öffnungen durchlaufenden Fachwerkträgern hat auch senkrechte, ü b er der Fahrbahn liegende Endab schlü sse ohne Widerlager­

aufbauten. Man hat aber den schroffen Ü berg ang an den Enden von den

Abb. 9. Strombrücke mit stählernem Üb erbau in Form einer Hängebrücke.

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JnhrRHnß 18 H e ft 5 0

2 2 . No v e mb e r 1940__________ G. S c h a p e r u, W. S c h a p e r , Einiges über die Gestaltung von Brücken mit stählernem Überbau

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Abb. 11. Strombrücke mit überall gleichhohen Fachwerkträgern.

Abb. 10. Verbesserungsvorschlag zu Abb. 9.

m f i t n r i f t i r r

Abb. 12. Verbesserungsvorschlag zu Abb. 11.

Abb. 13. Stählerne Strombrücke mit versteiftem Stabbogen über der Hauptonnung.

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5 7 2 G . S c h a p e r u. W . S c h a p e r , Einiges über die Ges taltu ng von Brücken mit stählernem Überbau P a c h s c h ritt f. d. g e s . B a u in g e n ie u rw e s e n

Abb. 16. F lußbrücke mit stählernen, unte r der F ah rb ah n liegenden Bogenträgern.

O berg urten zu der Fah rb ahn dadurch an sp rechender zu g e ­ stalten versucht, daß man den Obergurt bei dem vorletzten K note npunkt enden ließ un d die äußere Begre nzung durch die erste steigende Strebe des rauten­

förmigen Fachwerks und durch den ersten h alb en Pfosten bil­

dete. Schöner aber wäre fraglos das Brückenbild gew or­

den, w en n man die E nden des stählernen Ü berbaues mit gan ­ zen senkr echten E nd­

pfosten ausgebild et hätte und diese End­

abschlüsse an kräf­

tige Pfeileraufbauten nach dem Vorschläge ln Abb. 12 angelehnt hätte.

Binden ü b er die F ahrb ahn sich er­

h e b e n d e Bogenträger mit Ihren E nden ln die Fahrbahn ein, w ie bei der in Abb. 13 w ie dergegebenen Brücke, so wäre ein e Einrahm ung des Bogens durch stei­

nern e Pfeileraufbau­

ten fehl am Platze.

Solche Aufbauten würden das schöne, gesch lossen e und flüssige Brückenbild zerreißen. In diesem Falle wirkt das Stahl­

bau w erk für sich ohne irgendwelche stein erne Aufbauten ü ber den Pfeilern am klarsten u nd besten.

Ein w eiteres gutes Beispiel für die aus­

g ezeichnete Wirkung einer Stahlbrücke ohne Pfeiler- und W iderlageraufbauten ist die in Abb. 14 ver­

anschaulichte Strom ­

brücke. Die Ü berb aute n sind Fachw erk träg er gleicher Höhe mit einer Ausfachung aus Streb en ohne Pfosten. Solche Fachw erke sind au ßer­

ordentlich klar in ihrer G liederung, behin dern mit ihren w eiten Fachen den Blick von der Brücke seh r w enig und bie ten auch ln der Schräg­

ansicht nicht den Anblick eines Stabgewirres. Solche Fach w erke können natürlich keine senkr echten Endabschlüs se erhalten, die Endsc hrä gen leiten

in natürlicher Weise von den O bergurten zur Fahrb ahn über.

Die Brücke ist in ihrer straffen, klaren und einfachen Form als ein sehr schönes B au­

werk anzusprechen.

Pfeiler- u nd W id er­

lageraufbauten hä tten das schöne Brü ck en ­ bild nu r verd orben . Bei allen stäh­

lernen Brücken mit u n ter der Fahrb ahn lieg enden Ü b e rb a u ­ ten sind im a ll­

g em ein en Pfeiler­

u nd Widerlagerauf­

b a u te n nicht am Platze. Pfeilerauf­

baute n stören die flüssige Linie der Fahrb ahn.

Bei der In Abb. 15 da rg este llten Brücke, bei der alle Ü b e r­

baute n u n te r der Fahrb ahn liegen, sind die weitgestü tz- te n s tä h ie rn e n Strom ­ überbauten vo n den w enig er w eit g e ­ stütz ten E isenbeton­

ü b erb au ten ü b e rd e m V orland durch einen se hr bre ite n Pfeiler

vonein ande r getrennt, der in aus­

gezeichneter Weise zwischen den ver­

schiedenartigen Ü b erb au ten verm it­

telt. Er ist aber nicht über die Fahrbahn hin ausgeführt und unterbricht deshalb die Linie der Fahr­

bahn nicht.

Auch bei der in Abb. 16 wieder­

g e g e b e n e n Strom­

b rücke mit unte r der Fahrbahn liegenden stählerne n Bogen­

trägern sind die Pfeiler und Wider­

lager aus wohl­

erw ogenen Gründen nicht über die G elä nder hinausgeführt. Die Brücke steht flüssig u nd gut eingefügt in der Landschaft.

Ein Gegenbeispiel zu der eben beschriebenen Brücke bildet das in Abb. 17 verans chaulichte Bauwerk. Ü ber dem Strom sind drei weit­

gespannte, unte r der Fahrb ahn liegende Bogenträger, ü b er dem beider­

seitigen Vorland gem aue rte G ew ölbe angeordnet. Die Ufer des Stromes sind Abb. 14. Strom brücke mit überall gle ichhohcn Fachwerkträgern.

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J a h rg a n g 18 H e it 5 0

22. November 1940___________ G. S c h a p e r u. W. S c h a p e r , Einiges über die Gestaltung von Brücken mit stählernem Überbau 5 7 3

in der Brücke durch riesig e, überreich verzierte Torbaüten, die die Brückenfahr­

b ah n übers pannen, beto nt. Diese Tor­

ba u te n erinnern an burgar tige W ehr­

tü rme bei Brücken des Mittelalters. Daß sie einen b estim m ten Zweck erfüllen, kann man nicht behaupten.

Abb. 17.

Strom brücke mit u nte r der Fahrbahn

lieg enden Bögen.

Abb. 18.

S trom brücke mit unte r der Fahrb ahn liegenden stählernen

Bogenträge rn.

Abb. 19.

Strom brücke (Abb. 18) nach dem

U mbau.

Abb. 20. Verfehlter Brückenschmuck. Abb. 21. Stählerner Brückenächmuck.

Ihre Abmessungen sind zu gewaltig und stehen nicht Im Ein ­ klang mit denen der Brücke. Die kanzel­

artigen Aufbautenauf den Strompfeilern sind zwar klein g e ­ halten, sie überragen aber die Geländer und stören so den Fluß der Fahrbahn.

In verstärktem Maße ist dies bei der in Abb. 18 veran­

schaulichten Brücke der Fall, bei der die vielen hohen Pfeileraufbauten eine große Unruhe in das Brückenbild hinein­

tragen. B e i d e r V e r - bre ite rungder Brücke vor einigen Jahren hat man die Pfeiler­

aufbauten und auch die überflüssigen Brückenhäuschen an den Enden derBrückc beseitigt und das einfache stählerne Geländer über die ganze Länge der Brücke durchgeführt (Abb. 19). Ein Ver­

gleich der beiden Brückenbilder In Ab­

bild. 18 u. 19 zeigt deutlich, wie durch die U m gestaltung der Brücke Ruhe, Klar­

heit und V orn ehm­

heit an die Stelle der Unruhe und kleinlichen Gestal­

tung getreten sind.

Wie eingangs er­

wähnt w urd e, sind des öfteren Ver­

suche gemacht wor­

den, Tellen der stäh­

lernen Überbauten besondere Schmuck­

formen aus Stahl zu geben, weil man

(8)

5 7 4 G. S c h a p e r u. W. S c h a p e r , Einiges ü b er die G esta ltu ng von Brücken mit stähle rn em Ü b erb au F a c h s c h rift f . d . g e s. B n u ln g e n lc u rw c se n

g l a u b t e , das N üchte rn e des Stahlbaues durch V erzierungen verdecken zu müssen. Abb. 20 zeigt die V erzierung des oberen E n d k n o te n ­ p u n k te s eines Fachw erküberbaues mit tiefliegender Fahrbahn. Der im sogen an nten Ju gendstil g e h a lt e n e , sich aufb äum ende und am Rande einen Bele uchtungsk örp er tr agende Aufbau auf dem O b erg u rt und die Auflagen auf den Ste gen des letzten O bergurtsta bes u nd der End­

stre be tragen sicher nicht dazu bei, das Ende des Fachwerkträgers zu verschönen. Es wird h e u te n iem anden m ehr geben, der solche unnütz en Zuta ten schön findet.

Verständlicher sind schon die in Abb. 21 w ie dergegebenen, an und für sich ansp rechenden V erz ie rungen auf dem Stegblech des Win drah men s eines stählernen Ü berbaues durch einen heraldischen Adier un d durch Wappenschilder. Aber auch solche Verzierungen sollte man an Bauteilen stähle rne r Ü be rb a u te n nicht anbringen.

Die vors teh en d en Erläuteru ngen erheben nicht den Anspruch -darauf, m aß g eb e n d e Richtlinien zu sein, sie sollen nur den Brückeningenieur anregen, im Verein mit dem Architekten bei der G esta ltu ng von Brücken mit stählernem Ü berbau die beste Lösung zu suchen.

Al le R e c h t e V o r b e h a l t e n .

D ie A ufgaben d er M u ld e n -W a sse rg e n o sse n sc h a ft.

Von Prof. ®r.=3ng. W a l t h e r K u n z e , Regierungsbaurat a. D.

P R E U S S E N Wo die Bevölk erung dicht z usam m engeballt ist, ergeben sich Schw ierigkeiten für die Beseitigung der Abfälle. Fragen, zu deren Lösung bei gew öhnliche r Bevölkerungs dichte beso n d ere M aßnah m en nicht ergriffen w erd en müssen, w erden bei dichter Besiedlung zu recht schwierigen Aufgaben, die jedenfalls eine planm äßige Bek ämpfu ng der Verschm utzung erfordern. Neben dem w estd eutschen Industriegebiet ist beso nders das Land Sachsen bis an die G renze des Erträglichen ü ber­

völkert. D eshalb ist in Sachsen wie In den genannte n westlichen G ebie te n die A b­

wasserfrage besonders zugespitzt. Zu ihrer Lösu ng hat es sich als zweckmäßig er­

wiesen, bes ondere Genossenschaften oder V erbände durch Staatsgesetz einzus etzen.

So w u rd e 1934 die M ulden-W ass erg enossen­

schaft g e g r ü n d e t , die das G ebie t der Zwickauer und der F re iberg er M ulde sowie der V ereinigten M ulde — vorläufig nur innerhalb des Landes Sachsen — bearbeitet.

Die Einbeziehung der preußischen und an- haltischen Fläche des Einzugsgebietes im U nterlau fe der M ulde bis zu ihrer Ein ­ m ü n d u n g in die Elbe bei D essau ist b e ­ absichtigt, ebenso die Ein beziehung der im Süden je nseits der sächsischen G renze im S ud e te n g a u liegenden Teile des Einzugs­

gebietes. Die F lä chena usdehnung der M ulden-W ass erg enossenschaft beträgt zur Zeit 5500 k m 2, das sind zwei Fünftel des Landes Sachsen. Damit ist — der Fläche nach betrachte t — die M u l d e n -W a s s e r­

genoss enschaft der grö ßte de uts che A b ­ w asserv erband (Abb. 1).

Mitglieder der Genossenschaft sind die G e m e in d e n des V erb an d sg eb ietes, unter ihnen als größte die Sta dt C hem nitz mit 3 5 0 000 Einwohnern u nd 16 Stä dte mit mehr als 15000Ein w ohnern sowie die selbständigen A bw assereinlciter aus der Industrie, die so­

g en an n te n Grundstücksbesitzer. Die Mit­

gliederanzahl beträgt reichlich 1000.

Die H aupta ufg abe der M ulden-W asser­

genoss enschaft ist, die Beschaffenheit des Wassers der Bäche und Flü sse des M ulden­

gebietes so weit zu bess ern, daß es w ie der zum G em ein gebrauch (Baden, G artengießen, W äschespülen u. a.) die nen kann, un d daß es für die in Sachsen so reichlich vorlie gende g ew erb liche V erw ertu ng w ieder nutz bar wird. Das Ziel ist zugleich, die Flüsse und Bäche, die die meist sehr reizvollen Täler u nd Auen durc hfließen, w ieder zu einer Z ie rde , nicht a b er w ie vielfach je tzt, zu einer Schande der Landschaft zu machen und soweit als ir gendm öglich den früheren Fischreichtum der G ew ässer w ie derherzu­

stellen. Was U nkenntn is und Rücksichts­

losigkeit nach manchesterlichem Vorbild vom vergangenen J ah rh u n d ert an gesündigt hat, m uß durch Gem einsin n und Opferwilligkeit in gemeinschaftlicher Arbeit im nationalsozia­

listischen Reiche w ie der gutg em acht werden.

Von dem gegenw ärtigen Zustan de sächsischer Fluß- und Bachstrecken im M u ld en g eb iete dürften außerhalb dieser G ebiete kaum auch nur annähern d z u ­ treffende Vorstellungen besteh en . Aus der b eigefügte n Karte (Abb. 1) Ist zu ersehen,

welche M engen an Schwebestoffen in die sen Wasserläufen an den ver­

schiedenen Beo bach tu ngss tellen festgestellt werden. (Angaben in cm3/!.)1)

*) Die auf der Karte ang eg eb en en Schla m mengen b e d e u te n die An­

zahl der K ubikzentim eter losen Flockenschlam m im Liter. Es sind nicht die G rößtwerte, es sind auch nicht die Mittel schlechthin, sondern die M ittelw erte der neunzig schlechtesten Tage des Jahr es 1936.

Erklärung

Ofi -oso ccm Schwebestoffe im Liter

Ost - W • * • •

Abb. I. V e rschm utzung der Flü sse Im Bereiche der Mulden-W ass erg enossenschaft, gekennzeichnet durch die M enge der ab setzbaren Schwebestoffe.

(9)

J a h r g a n g 18 H e ft 5 0

2 2 . N o v e m b e r 1940 K u n z e , Die Aufgaben der Mulden-Wassergenossenschaft

575

Zur Kennzeichnung der Verhältnisse soll nur eine einzige Zahl hier erw ähnt w e rd e n : bis oberhalb Zwickau werden der Mulde und ihren Zuflüssen t ä g l i c h über 800 m :! Schlamm allein aus der Papier-, Pappen- u nd Holzstoffindustrie zugeführ t, entsprechend 10 bis 20 000 kg/Tag fester Trockenmasse. Auf das Jah r umger echnet ergibt dies 250 000 m 3 S c h l a m m oder 3000 bis 6000 t f e s t e T r o c k e n m a s s e im J a h r .

Die Schwebestoffe sind ganz überwiegend organischer Natur und beteiligen sich deshal b stark an der Sauerstoffzehrung. Sie lagern sich ln den zahllosen Wehrteichen ab und gehen dort gasbildend ln Zer­

setzung über. Bei Hochwasser werden sie weitergetragen und setzen sich auf den übers chw em m ten Auen ab. Da se hr viel Fasern aus der Papier- und Holzstoffindustrie in dem Schlamm enthalten sind, bilden sie pappenartig e Überzüge, die dem Graswuchs sehr nachteilig sind.

Neben den ungelösten Schmutzstoffen sind sehr reichlich gelöste Ver­

schm utz ungen in den fließenden Gewässern enthalten. Beizereiabwässer mit Sulfaten und Chloriden der verschiedenen Metalle, Abwässer der Zellwollindustrie, der Gerbereien, Färbereien, Apprcturanstalten, Wäsche­

reien und Wollwäschereien, Öle aus den Maschinenfabriken bilden mit den A bwäss ern aus Schlachthöfen und den sogenannten häuslichen Abwässern ein übles Gemisch. Die Farb e des Wassers wechselt nach den jeweiligen Erzeugnissen der Papier- und der Textilindustrie. Obgleich diese Fär­

bungen im allgem einen auf den biologischen Haushalt des Flußwassers nicht beso nders nachteilig wirken, sind gerade sie für den Naturfreund, ü b erh au p t für je den unverbildeten Menschen, unerträglich. Sehr schwer w erd en dagegen die biologischen Verhältnisse im Wasser durch die Sulfit- abla uge geschädigt, die von zwei ziemlich beträchtlichen Zeliulosefabriken in die Zwlckauer und in die Freiberger M ulde gele ite t werden. In diesen bei der H erstellung von Sulfitzellulose anfallenden Ablaugen (Schlempe) liegt eine überaus große Sauerstoffzehrfähigkeit, und außerdem bringen sie Nährstoff für ein stellenweise märchenhaftes Wachstum von Abw asser­

pilzen in die Flüsse. Sie führen außerdem zu Schaumbildungen und Gelbfä rbungen. Durch die ständig zun e h m e n d e Verb re itu ng des Spül- aborts und seit der Machtübernahme durch das Neuaufblühen der Wirt­

schaft, steig ert sich die Verschmutzung der Gewäss er noch mehr, wenn nicht mit größtem Nachdruck auf die Reinigung der Abwässer oder ihre F ernhaltung von den Gewässern hingewirkt wird.

Die Mulden-Wassergenossenschaft sieht sich also vor eine sehr große Aufgabe gestellt. Zur Feststellung und Beobachtung der fließenden G e ­ wässer und der abwassereinleitenden Betriebe und G em ein den bedient sie sich der Arbeit einer Schar von Flußwarten, deren Ermittlungen von Chemikern und Abwasseringenieuren gelenkt und verarbeitet werden.

Sie überw acht die Abwassereinleitungen un d die Kläranlagen, berät die Betriebe, greift in ihre Abwasserwirtschaft ein, veranlaßt sie Kreislauf­

anlagen für ihre Wasserwirtschaft zu errichten oder zu vervollkom mnen, Klär- un d Filteranlagen herzustellen oder vorhandene zu vervollkom mnen, Ihre A bw ässer zu neutralisieren oder sie w ähre nd der Niedrig­

wasserzelten zurückzuhalten. Bel der Erlaubniserteliung zu neuen Wasser­

einleitungen wirkt die Mulden-Wassergenossenschaft bestim m end mit.

In vie len Fällen übern im m t sie den Bau von Kläranlagen und dergleichen selbst, in anderen Fällen liefert sie nur die Entwürfe und übt die Bau­

leitung aus. Sie ist auch ermächtigt, bestehende Kläranlagen in eigenen Betrieb zu nehm en. Wo es dem Reichsnährstand angängig erscheint, w erd en unte r ihrer Beteiligung Anlagen zur landwirtschaftlichen Ver­

w ertu ng der Abwässer erstellt. Durch laufende Beihilfen wird die Ein­

führung neuartiger Verfahren unterstützt. Wissenschaftliche U nte r­

suchungen und praktische Versuche kleineren un d größeren Maßstabes w erd en am Sitze der Genossenschaft oder in den Betrieben durchgeführt.

In der Standortfrage übt die Mulden-Wassergenossenschaft ihren E in­

fluß als A bwass erv erb and aus, so viel sie vermag.

Vom Bau von Flußreinigungsanlagen hat die Genossenschaft bisher im allgem einen abgesehen, weil es un ter den Verhältnissen ihres Bezirks richtiger erscheint, die Abwässer an ihrer Entstehungsstelle zu bekämpfen.

Hier ist meist eine W ie dergew innung brauchbarer Stoffe möglich, während in Fiußrein igungsa nia gen ein derartiges Gemisch organischer und an­

organischer Verschm utzungen anfällt, daß es keiner Verwendung mehr zugänglich un d schwer unterzubringen Ist.

Bel einer so verzweigten und massenhaften Schmutzzufuhr ist es notw endig , zunächst die Hauptverschm utzer zu behandeln. Das sind die grö ßeren G em ein de n und die größeren Betriebe der Papierindustrie. Es treten aber mitu nter auch örtlich an kleineren Wasserläufen arge Miß­

stände auf, die zur Behandlung kleiner für das große Ganze weniger b e ­ d e u te n d e r Abwassereinleitungen zwingen. Da die Verbesserung der V erhältnisse außergewöhnlich hohe Geldmittel erfordert, muß versucht w erden, zu nächst einmal diejenigen Anlagen zu schaffen, die mit ver­

hältnismäßig geringem Geldaufwand eine große Besserung bringen. Das sind die mechanischen Kläranlagen, die sich auf die Zurückhaltung der absetzbaren Schwebestoffe beschränken. Das Herausbringen der nicht abse tzbare n und gelösten Stoffe ist nur mit biologischen oder chemischen Anlagen möglich. Diese sind aber, bezogen auf die Einheit der b e ­ seitigten Schmutzm en ge, viel teurer als Absetzanlagen. Die Mulden-

Wassergenossenschaft hat deshalb v o r n e h m l i c h A b s e t z a n i a g e n erbaut und auch diese möglichst einfach unter Verzicht auf Verfeinerungen.

Die von ihr bisher errrichteten Anlagen sowie solche, bei denen sie stark mitgewirkt hat, sind in der nachstehenden Übersicht aufgeführt und in ihrer Wirksamkeit gekennzeichnet. Auch die aufgewendeten G eld­

mittel sind angegeben. Die Schlammengen sind nur überschläglich er­

mittelt. Insgesam t w erden nach dieser Zusamm enstellung In den darin aufgeführten Anlagen etwa. 40 bis 42000 m3 Schlamm alljährlich zurück­

gehalten.

Wenn man diesen Erfolg mit der oben angeführten Tatsache ver­

gleicht, daß allein im Gebiet der Zwickauer Mulde bis Zwickau (1936) jährlich 250000. m3 Schlamm aus der Papier-, Pappen- und Holzstoff-

B e z e ic h n u n g d e r A n /o g e

A n z a h l d .E in m h n e r tt.G e m e in d e n

A r / d e r e r r ic h te te n

A n la g e

K o s te n c fe r A n /a g e

z u r iie k - a e h a /fe n e d c /ifo m m m e it

jö h r /te n

B e m e r k u n g e n

1 K läranlage u n d Sam m terfür Zwickau/Sa

84000 finw .

5 Absetzbecken m it Handröumung, o ffener fau/raum , Schlammtrockenbeete, Regenwasserbecken.

Sieban/age

1500000 RH 1 0 0 0 0 m i Genossensehoffsonfage

2. K fö ra n/a ge u n d Sam m ler filr Siegm ar - Schönau

beiC hem nitz

20OOO fin w.

1 A bsetzbecken m it fasset von/-Rinaröumer,

Sch/amm abfuhr, 0/~ undfettsam m fer

700000 PM 2 0 0 0 m 3

G enossenscbaffsan/oge riet Jndus/rieabwasser

3. K läranlage u n d Sam m /erb au fü r d ie Sch/em o to t- gem einden:

Schneeberg, Radium- b ad Obersch/ema undHiedersch/ema

21000 finw . 1 A bsetzbecken m it M iederkratzer, g e - sch/ossenerfau/raum

770000 RM 2000 m 3

G cnossenscbaffson/age

4. K läranlage fü r

Grimma 14000 finw .

1 Absetzbecken m it anschließendem Pump­

w erk fü r tandwirtsch.

Verwertung

76000 RM 1900 m 3

G enossenschaffsan/age Kosten ohne den tandwirt- sch a ff Heben r a t Ges-Jng. 1333, 55 6 7

S. K läranlage fü r

f/a n i/z bet M ela u 22900 finw .

fm scherb ru nnen m it anschließender

Chlorung 370 0 0 RM 2000 m 3

G enossenschaffsan/age Kostenangabe ohne Orunderwerbskosten G es.-Jy. 1337,5233

6. K läranlage fü r Kurort O berwiesenfhat

2700 finw . fm scherbrunnen 969UO RM 3 0 0 m 3 G enossenscbaffsan/oge

7. K läranlage fü r H ilbersdorf b e i

freib erg 1300 finw . fm scherbrunnen 20000 RM 200 m 3

G enossenschoffsan/age Hon d er Muktenwasser- genossensch. übernommen

8. K läranlage fü r O rief e il W ald heim -

Richzenheim

kü n ftig 2000finw.

Z durchflossene fau/bedrn m it

je3K dm m ern 23600 RM kü n ftig

200m 1 G enossenschaffsan/age

3. Kläranlage fü r d ie 6 rofcledlang

in Glauchau

kü n ftig SOOOanw.

2 A bsetzbecken m it K ratzern m it S e il­

w inden. Schlam m w ird abgefahren

12500 RM kü n ftig 500m 3

G enossenschaffsonlage Kosten ohneßrondweri

10. K färanlage fü r ßrouse/och- gem elnden (B urgstädt und

Harfm annsdorf)

2 5 0 0 0 finw .

2 Absetzbecken m it Handräumung, Vorläufig ohne fo u l- raum , n u r m it

Trocken beeten

ÖOOOO RM

kü n ffig 2000m 3 -2 5 0 0 •

Hach dem fh t W urfe un d von d er MW. G.

erb a u tfü r d ie B eteilig­

ten.

fZurZeitim ßau)

11. K läranlage fü r Ö deron und 6 ö rb ersd o rf u n d ßachausbau, Sam m lers/reden

8 0 0 0 finw . 2 A bsetzbecken, o ffener fa u träum,

Söh/ommfrvckenbeefe 150000 RM BOOm3

-1000 • G enossenschaffsan/age

12. K töra n/ogefür d ie Lederw erke M ori/z Stecher,

Zug bei 'freiberg/Sa ■ ---

3 A bsetzbecken, m it Unterbrechung arbeitender ßefneb.

Chemisette Ausladung mitKa/kuIisenchlorid.

Sch/ammfeiche

e/w a 70000RM künftig 6000m 3

Koch fn/w u rfun d unter ieitung dJtW .G.im Bau a/s figentum san/ogedes Unternehmens.

Schtam m enge,fb/ls nich t chem /sch ausaefo/tt wird, son st ein Vielfaches ron

6 0 0 0 m 3

13. K läranlage fü r Gebr. fr e i lag Siege/hofbei Schwarzenberg

Poppenfabrik Absetzbecken m it fahrbarem Kratzer,

etw a ßauortM ieder 98000 RM künffig 12000m3

Hach Entw urf u n d unter.

Ieitung d M. ri.O im Bau, figenfum d.ün/ernehm ens

14. Stau see derMW.G.

in Glauchau

800000 m J Sfauraum

Z ur Aufspeicherung u nd Verbesserung ton M u/denwasserbesserer Beschaffenheit fAbgabe bei schlechterer

Beschaffenheit der M ulde)

676000 RM

G enossenschaffsan/age H asserabgabe and te 6/auchauc,'Jndusfrie.

Jühri. etw a2600000m 3 GesJng. 1338, 5.582

15. Speicherteich w eißendem bei

freiberg

6 5 0 00m 3 Speicherroum

Zur A ufspeicherung' von S u ffff ablauge

foder Schlempe) beigeringer H asserzu - führunga.frribergcrMuite

198000 RM G enossenschaffsan/age

16. Abwasser-Verrieselung fü r

Stal/berg frzgeb. IIOOO finw .

---

m j m i figenfum derMetioro/ions -

genossenschofffürdie Obere Mürschnitz BezusdtußtroaderM. M. G.

Die angegebenen, ¿ähriieh zurüclgehal/enen Schlam m engen s in d nur überschläglich erm ittelt, so w eit m öglich, aus fro h en

in J m h o ff g lä sern , f s h a n d elt sich um ungefüger len frischschlam m

Sum m e

Zu 1: Die K osten der K läranlage Z w i c k a u einschl. Schlam m behandlung und W ärter!

haus betragen 285000 RM.

Zu 2: D ie Kosten d er K läranlage ’ S i e g m a r - S c h ö n a u — noch ohne Schlam m ­ behandlungsanlagen — betragen 178 000 RM.

Zu 3: Die Kosten d er K läranlage S c h l e m a t a l einschl. W ärterhaus und Schlam m ­ b ehandlungsanlage (G asverw ertung) betragen 238 000 RM.

Zu 4: Die Kosten der A bsetzanlage für G r i m m a betragen 65000 RM.

Zu 6 : Die Kosten d er K läranlage O b e r w i e s e n t h a l (ohne Sam m ler) betragen 34 700 RM.

Z u l l : D ie Kosten für die K läranlage Ö d e r a n (ohne den Bachausbau) betragen 55700 RM.

(10)

576

K u n z e , Die A ufgaben der M ulden-W asserg enossenschaft DIE BAUTECHNIK F a c h s c h rift f. d . g e s. B a u ln g e n le u rw e s c n

Industrie elrigeleitet w urd en, so erscheint er mager, vor allem, weil ln den Flü ssen durch das Nachflocken der ein geleitete n A bw ässer noch weitere sehr b e d e u te n d e , oft auf ein Vielfaches der absetzbare n Stoffe hinau slaufe nde Schla m m engen g e b ild e t werd en. Es ist ab er zu bedenken, daß die A bwasserbekäm pfung durch die Mulden-Wassergenossenschaft erst vor w enig en Ja hren eingesetz t hat.

Die Erfolge beschränken sich aber auch keineswegs auf die aus der Z usam m en stellu n g ersichtlichen. In den Betrieben sind, zum Teil un te r dem Drange des Sparzwanges, zum Teil aber auch durch das u n ­ ermüdliche und oft hart empfunden e Drängen der M ulden-W asserg enossen­

schaft unnennbar viele M aßnahm en getroffen w orden, die zur V erm inde­

ru ng des Schmutzgehaltes des Abwassers geführt haben.

Abb. 2. Dauerlinien der F lu ßverschm utzung (Kaliumpermanganatverbrauch) an der E ntn ahm este lle 104, Fre iberg er M ulde bei Hilbersdorf.

D ie L inien zeigen für d ie Ja h r e 1937, 1938 un d 1939, an w ieviel Tagen die O x y d ie r­

b a rk e it „K “, d . h . d er V erbrauch an K M n 0 4 in dem b etreffenden Ja h re üb ersch ritten w orden ist. B eispielsw eise w u rd e K = 900 mg/1 im Jah re 1937 an 41 Tagen, 1938 an

35 Tagen un d 1939 an 3 Tagen ü b ersch ritten .

Es handelt sich hie r vornehmlich um die V erwirklichung des G rund­

satzes, daß mit dem Verbrauch von Frischwasser, also mit der V e r­

sc hm utz ung sauber en Wassers möglichst zurückgehalten, un d wo angängig, s t a t t F r i s c h w a s s e r b e r e i t s v e r s c h m u t z t e s W a s s e r b e n u t z t wird.

Dabei wird einesteils eine M enge der als V erschm utz ung wirken den Stoffverluste verm ie den und andernteils ein hochgesättigtes Abwasser erzeugt, das sich leichter reinigen läßt als dünneres.

Nach den F estste llu ngen der Mulden-Wassergenossenschaft sind in ihrem Bereiche seit dem J a h r e 1934 ln den Betrieben der Papier-, Pappen- und Holzstoffindustrie elf ADKA-Stoffänger (in neun Betrieben) und eine Schw immaufbereitungsaniagc, Ausführung Steinmetz, aufges tellt w orden.

Hierzu kom m t die Aufstellung eines gew öhnliche n Absetztrichters bei einem w eiteren Betrieb. Ferner haben vier Betriebe V.J.B.-Läufer zwecks V e rw e n d u n g von A bwass er als Spritzwasser eingeführt, und drei Betriebe

haben sich auf das Sveen verfahren um ges tellt, w obei durch V erw endung von Sveenie im eine größere M enge der feinen Stoffe fes tgchalten wird, also nicht m ehr ins A bwass er geht. Drei Betriebe haben neue Absetz­

becken gebaut. 13 Betriebe haben die Wasserrücknahme eingeführt oder — in der Mehrzahl — verbes sert.

Es überrascht also nicht, daß die M ulden -W asserg en ossen sch aft fest­

stellen konnte, daß 31 Betriebe der Papierindustrie usw. von 1936 bis 1939 ihre ein gel eitete Schla m m enge von 747 m 3/T ag auf 323 m 3/Tag herabgem in dert haben, un d zwar trotz der gerade in dieser Zelt ein ­ getretenen Ste igeru ng ihrer Erzeugung.

Welche V erm inderung des kennzeichnenden K M n 0 4-Verbrauchs in der Fre iberg er M ulde eingetreten ist, zeigen die nachstehenden Dauer- linien (Abb. 2). Zum Teil ist diese V erbesserung der Wasserbeschaffen- heit eine Folge günstig er W asserführung des Flusses, zum Teil aber liegt eine V erm inderung der absoluten V erschm utz ung vor.

Der K Mn 0 4-Verbrauch des M uldenw assers betr ug im Durchschnitt bei den en tn o m m en en Pro ben

im K alen derjahr 1937: 410 mg/1, 1938: 329 , 1939: 260 .

im Abflußjahr 1937 war die mittlere W asserm enge 3,7 m 3/s,

1938 . . , 3,9

1939 . „ „ 3,9 „

Die V erbesserung der Verhältnisse in der Zwickauer und der Fre i­

berger M ulde wird aber niemals gründlich sein können, ehe man nicht mit der Sulfitablauge zu ein er befriedigenden Lösu ng ge k o m m e n ist.

Die Sulfitablaugen und ihre Sch lem pen mit einem K M n 0 4-Verbrauch von rd. 250000 u nd 400000 mg/1 und einem biochemischen Sauerstoff­

bedarf von etwa 3000 un d 4000 mg/1 übertreffen die häuslic hen Ab­

w ässer mit 250 bis 300 mg/1 K M n 0 4-Verbrauch u nd 300 mg/1 bio­

chem ischem Sauerstoffbedarf an schädlichem Einfluß um ein hohes V ie l­

faches. Am biochemischen Sauerstoffbedarf g e m essen, ist die Sulfit­

abla uge 10 mal so schädlich wie häusliche Abwässer. Am P erm an g an at­

ve rb rauch gem essen wäre die Schädlichkeit der Schle m pe sogar etwa 80- bis 100 mal so groß wie die der häuslichen Abwässer.

An der Lösung der Sulfitablaugenfrage wird mit großem Eifer g e ­ arbeitet. Auch die Mulden-Wassergenossenschaft führt mit zwei Ver­

fahren, von denen das eine vom Verfasser erdacht ist, Großversuch e durch.

Den harten Entschluß, d ie Laugen einzuda mpfen, der an einigen anderen Stellen außerhalb des Bereichs der Mulden-Wassergenossenschaft durc hgesetz t w orden ist, hat man bisher der unerhörten Kosten w egen noch nicht gefaßt, zum Teil auch in der Hoffnung, daß in absehbarer Zeit ein wenig er kostspieliges Verfahren zur Ausschaltu ng oder V er­

nichtung o d er V erw ertu ng der Sulfitablaugen gefunden u nd sich als - bra uchbar erweisen wird.

V erm ischtes.

E in n e u e s V e r f a h r e n z u m A u s fü l le n v o n B e t o n r i s s e n . Es sind m ehrere Verfahren zum Ausfüllen von Rissen in der Oberfläche von Betonkörpern, im besonderen von Rissen in Belagbeton bekanntg e w orden.

H ierbei handelt cs sich je doch nur um Risse, die wenigstens 10 mm bre it waren, so daß es möglich war, eine Füllm asse mit Stampf- oder Stopfgeräten in die volle Tiefe des Risses einzupressen. Um die Bildung neuer Risse an den Grenzflächen der Füllmasse zu verhindern, gab man der Füllm asse einen nachgiebigen Stoff mit großer Dehnun gsfäh igkeit zu.

H andelt es sich um das Ausfüllen sehr schmaler Risse, w ie sie vor allem bei D e h nungen durch W ärm eunte rschie de eintreten, so kann man mit dem bei breiteren Rissen an w en d b aren Verfahren nichts erreichen.

Man kann die Risse nur oberflächlich verschmieren. Sie treten jedoch nach kurzer Zeit w ie der auf, bes onders dann, wenn der Beton Erschütte­

rungen ausgesetz t ist. Bitumen als Füllm as se dringt in schmelzförmigem Zustande nicht in den Riß ein, weil die starke A b kühlung durch die alte B eto nw andung das Bitumen bereits am oberen Rande des Risses zum Erstarren bringt. Es wäre selbstverständlich möglich, mit einer großen Lötlam pe den Beton so weit zu erhitzen, daß das Bitum en längere Zeit flüssig bleibt, ab er bei Rissen mit einer Tiefe von m ehr als zwei bis drei Zen timetern versagt auch diese Arbeitsw eise. Zudem sollen die ausgefüllten Risse möglichst unauffällig sein, was bei der V erw en d u n g von Bitumen als Füllstoff nie zu erreichen ist. D esweg en würde man einen Beton, der e b e n so aussie ht wie der Beton des auszubessern den Körpers als F ü llm as se vorziehen. Allerdings ist dann die Aufgabe zu lösen, eine g enügende Haftfestigkeit zwischen dem alten Beton und dem der Füllmasse herbeizuführen. Die Haftfestigkeit von n e u e m Beton an altem ist erheblich ge ringer als die von .frisch auf frisch* hergestelltem Beton, weil die je d e s einzelne G esteinskorn des G efü ges überziehende Z em enthaut nach ihrem A bbin den eine Haftung der Z em entgele des n eu eingebrachte n Betons an ihr verrin gert oder völlig verhindert.

U nte r Berücksichtigung d ie ser Schwierigkeiten w u rd e bei einem alten Belagbeton, der auf ein em U nte rb eton magerer Mischung in einer Mischung ungefähr 1 : 2 in 3 cm Dicke aufgebracht war, ein neues patentiertes Verfahren ang ew en d et, um D ehnungsrisse von etw as weniger

als 0,5 mm Breite auszufüllen. Die Risse waren insofern hier nicht nur als Schönheitsfehler zu werte n, als die Möglichkeit bestand, daß der Belag, der in dem Prüfraum einer Betongesellschaft lag, gelegentlich durch säurehaltiges Wasser übers ch w em m t w erd en kon nte , das beim Ein­

fließen in die Risse eine Zers töru ng des Betons von innen hera us be-

■ wirken mußte.

Die Risse w urden zunächst durch D ruckluftstrahl ausgeblasen und hierauf die Körnung der Seitenw andung von der an haftenden Zem ent- h au t mit dem Sandstra hlg ebläse befreit, so daß die freien Oberflächen der Körnung zur A ufn ah me von frischem Beton fähig waren. Dann w urde . über dem Riß in seiner Längsrichtung verlaufe nd ein Wall aufgehäufelt, der aus höherw ertig em , feinkörnigem Z em en t und sehr feiner Q uarzsand­

körnung, aus sogenanntem D ünensand, als Zuschlagstoff bestand. Über den Wall w urd e nun ein Rüttelgerät mit 5 cm Spurw eite entlang geführt.

Das Rüttelgerät hatte einen Ele ktro motor von 350 Watt Leistung, der eine Schw ungsc heib e mit ausmittiger S chw ungbela stung in einer U m ­ drehungszahl von 3000 in der Minute antrieb. Die Rüttelung dicht über dem aufg eh äu felten Walle setzte den Betonbel ag in starke Schwingungen, die das sofortige Eindringen der Mischung zur Folg e hatten. Nachdem der RIß bis auf ein Drittel seiner Höhe mit der Mischung angefüllt war, w urde das erforderliche W ass er in den Riß eing ebracht und abermals mit dem Rütteigerät der Riß in seiner ganzen Länge langsam überfahren.

Beim Rütteln mit der hohen Schwingungszahl gerät die Betonmischung in stark w allende Bewegung, die kleineren Teilchen der Körnung dringen in die Hohlräum e der Betonm asse ein, füllen sie aus und drängen das üb ers chüssige Wasser an die Oberfläche der Füllschicht. So ents te ht ein in hohem G ra de dichter Beton, der an die von der alten Zem enthaut gereinigten Seiten w än d e in gleicher Weise a n b in d e t wie die einze lnen Teile eines je d e n einheitlichen Betons aneina nder. Nach etwa einer halb en Stu nde, die man benutz te, um die W an dungen der Risse mit einem Heißluftstrahl zu trocknen, w urde das Verfahren w iederholt und das zweite Drittel d e r Rißtiefe in gleicher Weise w ie vor beschrieben ausgefüllt. Hieran schloß sich w ie der eine P ause zum Austrocknen der W andungen. Dann füllte m an das letzte Drittel der Rißtiefe ebenfalls

(11)

J a h r g a n g 18 H e it 5 0

22* N o v e m b e r 1940 Vermischtes

577

u. Bahnbedarf AG. vorm. Orenstcin & Koppel. Die Druckänderung wird dadurch erreicht, daß an einem Walzengestell verschieden schwere, für das Gewicht pass ende, breite Räder angesetzt werden können. Zusätzlich läßt sich ln die Räder Ballast einbauen. Durch alleiniges Belasten der Vorderräder ist auch eine Verschiebung des Druckes zwischen den Vorder- und Hinterrädern möglich.

Gleichzeitig war die Frage zu lösen: Dreirad- oder Tandem walze?

Diese Frage wurde zugunsten der Dreiradbauart entschieden (Abb. 1).

Bel der Dreiradwalze läßt sich der Schwerpunkt tief legen und der Rad­

durchmesser vergrößern. Ein tiefer Schwerpunkt erhöht die Standsicher­

heit und ein großer Raddurchmesser hinterläßt, besonders beim F e s t­

legen nachgiebiger Decken, einen geringeren Eindruck.

Die nach den genannten Gesichtspunkten entwickelten, zahlreichen Bauarten von Dreiradwalzen erschwerten die Übersicht, so daß heu te nur noch die Walzen nach der folgenden Zahlentafel gebaut werden.

D i e n s t g e w i c h t ...

Belastbar d u r c h ...

um i n s g e s a m t ...

Einheitsdruck (ohne Ballast) vorn kg/cm2

„ , hinten ,

Einheitsdruck (mit Ballast) vorn

„ hinten M o t o r l e i s t u n g ... PS G e s c h w i n d i g k e i t ...km/h Ü b e rd e c k u n g ... mm Achsstand

S teigung (ohne Ballast):

Steigung (mit Ballast):

Fahren Walzen Fahren Walzen

m

°/o

°/o

°/o

°/o

6,7

Vorderräder Wasser 2

19 52 27 6 6 ,5 22 1,2 bis 2,6 120

2,4 18

10 11 3

Hinterräder Sand 2 31 60 38 71 33 3,6 bis 7,8

175 2,4 17.5

9 12.5 I 4,5

Die H interräder der Walzen können als Kippachsen für verschiedene Einstellungen ausgeführt sein (Abb. 3), so daß sie sich den jeweiligen Straßenquerschnitten anpassen lassen. Die gefederten Räder tasten die Stellen geringerer Verdichtung ab, wirken ausgleichend und ergeben e b e n e Walzflächen.

Alle neueren Dreiradwalzen haben im Antrieb der Hinterräder ein Ausgleichgetriebe. Auf geraden Fahrstrecken wird das Ausgleichgetriebe gesperrt, während es in K rü m m ungen gelöst wird, um das Schieben des

Walzgutes zu vermeiden. R.—

ln der gleichen Weise wie vor aus und glättete die Oberfläche mit der Glättkelle. Die Risse wurden schließlich mit Brettern abgedeckt, und nach drei Tagen w urd e der Belag wieder dem Verkehr übergeben. Der Belag wird jetzt seit etwa l l/2 Jahren benutzt. Ein Wiederaufbrechen der Risse ist nicht eingetreten, obwohl Maschinen mit hoher Drehzahl auf ihm aufgestellt sind und fast täglich einige Stunden arbeiten.

Oberlng. E. S c h r ä d e r , Berlin.

N e u e M o t o r w a l z e n fü r d e n S t r a ß e n b a u . Beim Walzen loser Schüttungen w erd en die Zwischenräume zwischen den einzelnen Schütt­

tellen verkleinert, wobei teils eine Umlagerung und teils eine Zer­

kle ineru ng, besonders bei größerem Korn, stattfindet. Je kleiner die Korngröße ist, desto geringer sind die zu beseitigenden Zwischenräume un d die Reibung der einzelnen Teile untereinander. Beim Festlegcn einer mit ein em Bindemittel durchsetzten Schicht auf einer anderen ist der Vorgang im allgemeinen derselbe.

N e u z e i t l i c h e A b d i c h t u n g v o n B a u t e n (nach Dr. Guggenberger).

In den letzten Ja hren w urd e auf den Leipziger Baumessen ein Abdich­

tungsverfahren gezeigt, das Dr. Alfred G u g g e n b e r g e r ln Augsburg durch verschiedene Patente und G ebrauchsm uster geschützt ist. Das Verfahren stellt etwas grundsätzlich Neues auf dem Gebie te des Bau ten­

schutzes dar. An Stelle der bisher üblichen, nur 1 bis 2 mm dicken Ein­

lagen aus Pappe, Blei oder Aluminium wird eine 7 cm dicke, vollständig dunst- und wasserdicht getränkte Ziegelstein-Dichtungsschicht angewendet, die nicht nur g egenüber der Einwirkung der Bodensäuren und Boden­

bakterien unverletzlich ist, sondern infolge der Dehnfugen, die in Ihr ln der Längsrichtung alle 30 cm und in der Breite alle 12 cm angeord net un d mit geschmeidiger Dichtungsmasse ausgegossen sind, eine derart große Dehnungsziffer aufweist, daß sie allen Senkungen standhält, denen ein Bauwerk ausges etzt Ist. Die Dichtungsschicht ist dadurch außeror dent­

lich schmiegsam, sie hat gegen Eindringen von Feuchtigkeit eine drei­

fache Sicherheit (Dichtungssteine, Auflage der Dichtungsmasse und Fugen­

ausguß). Außerdem wird das Bauwerk durch die Dichtungsschicht nicht unterbrochen, wie es bei Pappeinlagen der Fall ist. Das Verfahren er­

leichtert in vielen Fällen die im Vierjahresplane verlangte Metall- und Papiereinsparung, zumal die dafür notwendigen Dichtungsmassen aus Steinkohlenpech hergestellt werden, das heu te in Deutschland in großen Mengen zur Verfügung steht und für das bisher sogar vielfach eine wirtschaftliche Verwendungsmöglichkeit fehlte. Die zu dem Verfahren Abb. 1.

6,7-t-Drelrad-Motorwalze. Motorleistung 22 oder 33 PS.

F ür die Verdichtungsarbeiten standen ursprünglich zwei Geräte zur V erfügung, von de nen jedes nur für g a n z . b e s t i m m t e Zwecke verw endet w e rd e n konnte. Die Dreiradwalze kam für das Verdichten von sand- g e b u n d e n e m Steinschlag und die Tandem w alz e für das Walzen von A sphaltbela gen in Betracht. ' Infolge der umfangreichen Bauarbeiten der letzte n Jah re genügte n jedoch die beiden Walzenarten In den älteren A usführu ngsfo rm en den Anforderungen nicht mehr. Ais Kraftquelle wählte man den Rohölmotor, der die Dampfmaschine fast gänzlich ab­

g e lö s t hat. Außer dem Antrieb waren es aber noch andere Fragen, die z u einer U m gestaltung der Walzen führten.

Die Bauart W 6 mit einem 33-PS-Motor ist vorzuziehen, wenn in größer en Seehöhen, auf größeren Steigungen oder mit schweren Waiz- radzusatzeinrichtungen gearb eite t werden soll.

Durch Verbreiterungsringe an den Hinterrädern (Abb. 2) läßt sich der Walzdruck wesentlich herabsetzen, so daß eine verhältnismäßig schwere Walze auch zum Festlegen leichten Bodens (Sand usw.) verw endet w erden kann.

Abb. 3. Verschiedene Einstellungen der Hinterräder mit Kippachsen entsprechend einem Walzquerschnitt.

Abb. 2. 8,2-t-Dieseldreiradwalze mit Verbreiterungsringen (je 250 mm) und Greifern an den Hinterrädern.

Die älteren Straßenwalzen mit 3/7 und 4/7 Gewichtsverteilung auf d ie Vorder- und Hinterräder ha tten den Nachteil, daß beim Fahren der Walzen der Baugrund auswich un d die sich bildenden Erhöhungen schließlich so weit verdichtet w urden, daß die Walzen da rü ber hin w eg ­ fuhren. Wurde diese Stelle nochmals befahren, so blieb die Erhöhung bestehen. Der heutige Straßenbau verlangt pla nebe ne Verdichtungen sow ohl des Baugrundes als auch der aufgebrachten Decken. U n eb en ­ heiten beim Walzen lassen sich vermelden, indem entw eder der G egen­

druck des zw eiten Walzenrandes aufgehoben oder das Gewicht der Walze der Größe der Reibung der einzelnen Schütteile untereinander

an g ep aß t wird. _

Die N otw endigkeit einer weitg ehenden Druckänderung war die G ru nd­

la g e für die neueren Bauarten der Dieselwalzen, z. B. der Maschinenbau

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