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Theologisches Literaturblatt, 3. Januar 1908, Nr 1.

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

herausgegeben von

Dr. theol. Hölscher

in Verbindung mit

Konsistorialrat Prof. D . K l o s t e r m a n n in Kiel, Konsistorialrat Prof. D . H a u s s l e i t e r in Greifswald, Prof. D . W a l t h e r in Rostock, Prof. D. I h m e ls in Leipzig, Prof. D . A l t h a u s in Göttingen.

Nr. 1. Leipzig, 3. Januar 1908. XXIX. Jahrgang.

Erscheint jeden Freitag. — Abonnementspreis jährlich 10 Jt. — Insertionsgebühr pr. gesp. Petiteeile 30 — Expedition: Königsstrasse 13.

Corntll, D. Carl Heinrich, Das Buch Jeremia.

Knopf, Prof. Lic. Rudolf, Die Zukunftshoffnungen des Urchristentums.

Drews, D. Paul, Studien zur Geschichte des Gottes­

dienstes und des gottesdienstlichen Lebens.

Ewigkfitsfraeen im Lichte grösser Denker.

D rejdorff, D. Johann Georg, Kasualreden.

Strack, Herrn. L., Hebräisches Vokabularium.

Neueste theologische Literatur.

Zeitschriften.

Uni versitäts Schriften.

C o r n ill, D . Carl H einrich (o. Prof. der Theol. an der Univ.

B reslau ), D a s B u c h J e r e m i a erklärt. L eip zig 1 9 0 5 , Chr. Herrn. T auchnitz (L II, 5 3 5 S. gr. 8). 1 0 Mk.

D er vorliegende Jerem iakom m entar sollte, w ie das V orwort berichtet, nach dem W unsche des V erlegers an die S telle des Grafschen treten. Doch is t er ein durchaus neues, von jenem ga n z unabhängiges W erk — glück lich erw eise, da man einen so bedeutenden Kommentar w ie den von K. H. G raf lieber in unveränderter G estalt zur Hand nimmt als in einer „zeit*

gem ässen U eberarbeitung“ , und da Cornill selbst sich so oft und so lan ge m it dem Jerem iabuche beschäftigt hat, dass ihm w ohl das R echt zu stan d , eiDen eigenen Kommentar darüber herauszugeben. Eine A nlehnung an G raf findet nur insofern s t a t t , als dieser nicht selten ohne jedesm alige N ennung des N am ens in A nführungszeichen zitiert w ird.

Es w ar kaum anders m öglich , als dass Cornill bei einer so ausführlichen A uslegung des Jerem iabuches sich m it dem Duhmschen Kommentar (1 9 0 1 , U ebersetzung 1 9 0 3 ) einlässlich auseinandersetzte. In dieser H insicht is t die M ässigung er­

freulich, m it w elcher er im allgem einen die A usscheidung von nicht authentischen Stücken handhabt. B ei aller Anerkennung des genialen V erfahrens jenes V orgängers verh ält er sich da w e it konservativer. Er bemerkt S. X L V : „D a kam Duhms gen iales W erk w ie ein luftreinigendes G ew itter, um m it jenem V orurteil (von der literarischen M inderw ertigkeit des Jerem ia) w ohl für immer anfzuräum en: je tz t is t dem grossen Propheten der verdiente Ehrenplatz als D ich ter gesich ert. F reilich is t Duhm nach dieser R ichtung zuw eit gegan gen , so dass eig en t­

lich bloss noch ein D ichter übrig b l e i b t ... Zweifellos is t das (von Duhm als e c h t ) A usgeschiedene das B edeutendste und V ollkom m enste in dem Buche Jerem ias; aber doch hat der Kom mentar gerade gegen diese P osition Duhms nachdrücklich F ront gem ach t“. An letzterem h at Cornill sicher w ohlgetan.

Mit dem E hrenplatze eines D ichters w äre einem Jerem ia am w enigsten ged ien t g ew esen , wenn er dabei hätte auf hören m üssen, lebendig inspirierter Prophet zu sein. Stand soviel au f dem S p iel, so b egreift man auch nicht die A eusserung C ornills, dass das „B edeutendste“ ihm immer noch gesich ert bliebe. Sollten in der T a t W orte w ie 3 1 , 31 ff. (vom „neuen B u n d “) oder die m ächtige Tem pelrede (Kap. 7) oder die Ver- h eissu n g 3, 16 f. oder auch die P rophetenw eihe Kap. 1 nicht zum B edeutendsten im ganzen Buche gehören? Cornill selb st spricht an anderen Stellen seines Kommentars gan z anders und anerkennt in den m eisten dieser Stücke theologisch äussersc w ich tiges jerem ianisches Gut, so nam entlich 3 1 , 31 ff.

Auch Kap. l nimmt er g u t in Schutz gegen die B e ­ streitu n g der E ch th eit durch Duhm und die V erkürzung durch

Stade. D ies h at seine Konsequenz auch für Kap. 2 5 und für die Sprüche über die H eidenvölker. Auch die Tem pelrede h ält er für eine in eminentem Sinne gesch ich tlich e und zw eifelt nicht daran, dass sie schon a u f der U rrolle gestanden hat.

Ueber 7, 22 lä sst er G raf das W ort, der in dieser S telle be­

kanntlich eines der stärksten Zeugnisse gegen das Vorhanden­

sein des P riesterkodex erblickte. D ass diese Instanz nicht b ew eisk räftig se i, dafür fä llt aber k ü n ftig auch die S tellu n g Duhms ins G ew icht. Siehe meinen Kommentar zu Jerem ia 3 S eite 52.

Auch in Kap. 2 5 is t nach C ornill die Grundlage jerem i- anisch, w as gegen S ch w ally u. a. fe stg e ste llt w ird, eine durch*

gehende B earbeitung habe allerd in gs stattgefunden. H inter diesem K apitel (nicht hinter Vers 1 3 , w ie L X X ) müssen die Heidenorakel einm al gestanden haben. D ass sie später nach V ers 13 g e ste llt wurden, sucht der Verf. zu erklären. — In Kap. 4 6 —4 9 werden die Orakel über Dam ask und Kedar v er­

w orfen; die über Moab und Edom haben eine „m assive“ U eber­

arbeitung erfahren. B eachtensw ert is t die W ahrnehm ung, dass in Kap. 4 6 — 51 die R eihenfolge der m assoretischen Version bis auf eine kleine A bw eichung m it Kap. 2 5 (M T und L X X ) über- einstim m t, w ährend L X X 2 5 , 1 4 — 3 1 , 4 4 offenbar eine w en iger ursprüngliche A nordnung z e ig t.

Beim Orakel über B abel v ertritt Cornill w ie Budde be­

stim m t die A n sich t, dass die Erzählung 5 1 , 5 9 — 6 4 authen­

tisch se i, m eint aber: „D as offenbar ganz kurze Orakel, w elches Seraja im A ufträge des Propheten in den E uphrat versenkt h a tte , w ar natürlich nicht m it überliefert w orden, und diese bedauerliche Lücke der U eberlieferung fü llte ein Späterer dadurch a u s, dass er in engster A nlehnung an Jerem ia eine Droh W eissagung w ider B abel (5 0 , 1 — 5 1 , 58) kom ponierte“ (S. 4 9 3 ). W ie soll es aber „n atü rlich “ sein, dass B aruch, der ohne Z w eifel das sepher geschrieben und auch die E rzählung verfasst h a t, nichts vom Inhalte jenes Schicksalsw ortes überlieferte, sondern es verloren gehen liess?

D ies w äre um so w eniger b egreiflich, wenn man m it Cornill (S. 4 9 4 ) annimmt, der en gste Kreis der Jünger Jerem ias habe schon zur Z eit der Absendung jenes Dokuments einer tröstenden Handhabe dieser A rt für seine Zukunftshoffnung n ö tig gehabt.

(D ass der K önig Zedekia von dem V orgänge Kunde hatte, is t unnötig anzunehmen und bei seinem C harakter, den Jerem ia k an n te, ganz unw ahrscheinlich.) Und warum sollte Baruch auch später keine Kunde von dem höchst w ich tigen In h alte jenes G ottesw ortes gegeben haben? Es is t aber auch eine Selbsttäuschung, zu meinen, 5 1 , 6 0 a könne ein „ganz kurzes O rakel“ bedeuten. W enn „alles U n glü ck , das über B abel kommen soll, auf ein sepher zu schreiben“, befohlen w ird, so

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muss es sich am eine Sam m lung einer A nzahl von Sprüchen h andeln, nnd die F orderang is t nicht b erech tig t, dass die Sch rift eine organische E in h eit g eb ild et haben müsse, w elche Bndde, Cornill in Kap. 5 0 , 51 verm issen. D ie w illkürliche E r­

setzu n g von „alle diese W o rte“ (V ers 6 2 ) durch „dieses B la t t “ ändert daran nichts. A ach V ers 6 3 se tz t eine län gere V er­

lesu n g voraas. Ueber die voraasgegan gen en Sprüche Kap. 5 0 .

£ 1 verw eise ich auf meinen Kommentar.

In einem entschiedenen G egensätze w eiss sich R ef. znm V erf. hinsichtlich der V orstellung des V erhältnisses Jerem ias zam D e a t e r o n o m i a m and der deateronom ischen Reform unter Josia. Schon g a r nicht überzeugt ist Ref. von dem, w as auf S . X X V II über Jerem ias E nttäuschung erzäh lt ist, der anfangs d ie Skythen a ls Rächer Jahves erw artet und dann den Miss­

e r fo lg erlebt h a b e, dass diese dem jadäischen Lande keinen nennensw erten Schaden zu fü g ten , sondern w ie '-Gespenster vorbeihaschten! D ies so llte jedenfalls nicht als T atsach e erzäh lt werden. Noch nachdrücklicher aber müssen w ir es ablehnen, w enn dem Propheten ein bew usster G egensatz gegen das deateronom ische Gesetzbuch angesonnen wird. Es h eisst S. X X V I I : „M it diesen furchtbaren W orten (Jer. 8 , 8) kann Jerem ia gar n ichts anderes m einen, als das Deuteronomium“ . W ie kam denn Jerem ia dazu, diese Thora als ein W erk des L ügengriffels zu bezeichnen? H ier sp ielt w ieder die Vor­

stellu n g , das Deuteronomium sei eine nm jene Z eit fabrizierte T enden zsch rift einer R eform partei. Za dieser habe sich Jerem ia in schroffsten G egensatz g e s t e llt , w eil e r , obwohl äusserlich das gleich e Ziel verfolgend, sich einer völligen V er­

schiedenheit des G eistes gegenüber diesen „Buchm ännern“ be­

w u sst gew esen se i. „Jerem ia w ollte hinaus au f eine inner­

lich e U m wandlung des Menschen, der zu einer neuen K reatur w erden so llte; die Buchmänner w aren zufrieden m it einer äusserlichen A bstellung von heidnischen Gebräuchen und N eu ­ reg elu n g des K u ltu s“ (S. X X I X ). A llein w as gäbe ihm das R echt, das Deuteronomium, w elches so stark die Innerlichkeit der R eligion beton t, und an w elches er selb st m it V orliebe

«ich an leh n t, als ein M achwerk v o n L ügengriffeln zu be­

zeichnen? H a t er als V orgänger deuerer K ritiker dessen E ch th eit b estritten ? W arum stü tz t er sich denn „handgreif­

lic h “ au f dieses B a ch , w ie Cornill selber S. 1 0 2 . 3 4 9 a. ö.

betont? S. 13 führt Cornill manche S tellen an , die ganz deuteronom isch klingen und g ib t z a , dass Jerem ia sich in seinen A nschauungen stark m it D . berührt, m eint aber, dies sei ganz naturgem äss, da beide ans der näm lichen Q aelle g e ­ schöpft haben, näm lich aus — H osea. Auch dann w äre un­

erklärlich,' dass Jerem ia diese g e is tig e V erw andtschaft nich t herausfühlte, sondern dieses Gesetzbuch verächtlich abgew iesen h ä tte. A llein bei näherem Zusehen erg ib t sich , dass eine so indirekte V erw andtschaft zw ischen Jerem ia und D n ich t g e ­ n ü g t, nm die B eziehungen zw ischen beiden zu erklären, sondern dass Jerem ia m it vollem B ew usstsein von dieser Thora sich n ä h rt, also sie nich t verw orfen haben kann. T atsäch lich liegen positive Zeugnisse dafür v o r, dass Jerem ia keinesw egs teilnahm slos oder g a r fein d selig jener Reform ation en tg eg en ­ stand. Jer. 1 1 , 1 — 1 4 z e ig t deutlich gen u g, w ie stark er an der A rbeit b eteilig t w a r , das w iedergefundene „Bundesbuch“

in s Volk hineinzubringen. D iese Perikope ihm abzusprechen, is t w illkürlich. Aber auch 1 7 , 1 9 — 27 rechnen w ir dahin, d essen U nechtheit w ir sow en ig als K önig, Strack, D river als au sgem ach t ansehen können. D as „V akuum “ in der T ä tig ­ k e it Jerem ias während der letzten z w ö lf Jahre Josias ex istier t also nicht.

Mit Liebe hat Cornill die sch riftstellerisch e E igen tü m lich ­ k eit Jerem ias, besonders sein poetisches Charisma, gesch ild ert.

W ie dieser Prophet „für Israel der E ntdecker der bräutlichen L ie b e “ heissen kann (S. X X II), verstehen w ir allerd in gs nicht.

A uch H osea h at sie nicht erst entdeckt, sondern nur fü r -d ie P rophetie verw ertet. D ass bei der sym bolischen H andlang vom Töpfer Kap. 18, 1 ff- nur die H andlung echt nnd ein Z eugnis von Jerem ias G eistesgrösse se i, die D eutung von V ers 5 ff. aber vom Bilde abspringe, beruht auf M issverständnis.

Vortrefflich is t dagegen die E hrenrettung der S telle 3 1 , 31 ff.

gegen ü b er Duhm.

D ie U eb ersetzu n g is t so ged ru ck t, dass an den Typen ohne w eiteres erkannt w ir d , w elche W orte der m assoretische T e x t vor L X X voraus h at und w elche um gekehrt nur der L X X eigen sind. D agegen is t das V erhältnis der beiden V ersionen zueinander nirgends in zusam m enfassender W eise besprochen. Ebenso findet sich auch keine eingehende A u s­

einandersetzung über die Metrik Jerem ias in dem Buche. Doch sind des V erf.s G rundsätze schon aus seiner Schrift „D ie m etrischen Stücke des B uches Jerem ia 1 9 0 1 “ bekannt. E r bleibt ihnen auch hier treu gegenüber Sievers nnd Erbt.

G egen Dabm behauptet er grössere F reih eit des Propheten vom m etrischen Zw ange. „D ass Jerem ia die K inastrophe be­

sonders bevorzugt und oft gan z unw illkürlich in ihren R hyth­

mus v e r fä llt, h atte man auch früher schon beobachtet; ihm aber den Gebrauch des gleichschw ebenden Rhythm us oder der rhythm ischen P rosa oder auch der eigentlichen P rosa bei S toffen, die sich zur poetischen B ehandlung nicht eign eten , zu verbieten, h eisst doch w ohl zu rigoros se in “ (S. XLV 1).

D am it is t Ref. darchaus einverstanden. Za Kap. 7 h eisst es dann S. 9 3 : „W ohl konnte der Prophet nachher das mündlich frei Gesprochene in eine stren g dichterische Form um giessen and so werden w ir uns im allgem einen das V erhältnis des gesprochenen Prophetenw ortes zu dem sch riftlich fixierten zu denken haben. Aber bei einer so im eminenten Sinne g e ­ schichtlichen Rede (w ie Kap. 7), deren sich zur Z eit der V er­

öffentlichung der U rrolle g ew iss noch zahlreiche Hörer ent- san n en , w ürde es sich ganz g u t b egreifen , dass Jerem ia sie in ihrer ursprünglichen G estalt beliess, um so mehr, als auch der w esentlich lehrhafte Ton dieser Rede einer stren g poetischen Form nicht eben g ü n stig w a r “. W ir halten es gegenüber der beliebten W e is e , die Propheten zu D ichtern zu m achen, für sehr w ic h tig , wenn hier w en igsten s für die Form des V or­

tra g s auf die grösste F reih eit gedrungen w ird. N ar glauben w ir n ich t, dass die Propheten nachher ihre eigentlichen Prophetenreden in „stren g dichterische Form “ um gossen, so dass die Zuhörer den W ortlau t nicht mehr h ätten erkennen können. A bgesehen von mehr lyrischen E rgüssen zeigen auch die A ufzeichnungen eben jene F reih eit des U ebergangs von einer lyrischen W eise in die andere, von P oesie za P rosa und um gekehrt, w ie sie beim mündlichen V ortrage w ird angenomm en werden müssen.

Im einzelnen b ietet dieser Kommentar reich h a ltig e B e ­ leh ru n g, und auch in seiner gesam ten H a ltu n g anerkennen w ir trotz gew isser oben berührter Differenzen das B estreben, einer in geistvollen Sprüngen sich gefallenden K ritik ruhige U eberlegung en tgegenzusetzen. v. Orelli.

K n o p f , Professor L ic. R udolf (M arburg a. L .), D ie Z u - k u n f t s lio f f n u n g e n d e s U r c h r is t e n t u m s (R e lig io n s­

geschichtliche Volksbücher herausgegeben von Fr. Michael Schiele. I. R eihe, 13. H eft.) T ü b in gen , J. C. B. Mohr (P au l Siebeck) (6 4 S. 8). 5 0 P f.

In dem vorliegenden H efte z e ig t der V erf., w ie die ch rist­

liche E sch atologie ursprünglich im w esentlichen von d e r j ü d i s c h e n Z u k u n f t s h o f f n u n g bestim m t ist. D iese selbst sch eid et er als V olkserw artung nnd A pokalypse, bei w elch letzterer er auf die verw andten Erscheinungen bei den B ab y­

loniern nnd Persern h in w eist. Nachdem er dann die E r­

sch ü tteru n g der realistischen E sch atologie, w ie er sie nennt, durch die ausbleibende P arusie und durch die derselben über-^

haupt entgegenstehenden A nschauungen des Griechentums, besonders des religiösen Individualism us, erörtert h a t, b e ­ schreibt er die g r i e c h i s c h e E s c h a t o l o g i e selbst, um dann zu zeigen, w ie dieselbe auch in das Christentum eindringt und neben die realistisch e E schatologie tr itt, ohne dass diese durch sie ausser k raft g e se tz t wurde. So kommt ein Gemisch von jüdischer E sch atologie m it griechischer m ystischer Fröm m ig­

k eit, platonischer und platonisierender Philosophie, Individua­

lism us und v erg eistig ter Auffassung zustande. D as z e ig t sich z. B. im Evangelium Luk. 1 6 in der V orstellung von Paradies und H ölle, bei P aulus in der H offnung, dass er einen neuen Leib gleich nach dem Tode bekommt, 2 Kor. 5, 10, und in der

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E rw artu n g, dass er gleich nach dem Abscheiden bei Christus Bein w erd e, sow ie in den Johannesbriefen in der V orstellung von dem L ich te und L eben, das man schon je tz t em­

p fän gt etc. Ferner wird auf die verw iesen , wo sich ebenfalls die v e r g e istig te A uffassung des Hellenentum s neben der realistisch en E sch atologie finde. Endlich w ird der G nostizism us g ew ü rd ig t als V ersuch, die griechisch m ystische F röm m igk eit und E schatologie m it dem Christentum zu ver­

feinden. Auch O rigenes, Irenaeus und die Petrusapokalypse w erden in den K reis der B etrachtung- gezogen .

D as R esu ltat der U ntersuchung ist nun d ieses, dass das Christentum k e i n e o r i g i n e l l e E s c h a t o l o g i e hat und dass da verschiedene V orstellungen durcheinander gehen. D as sei auch im religiösen Empfinden so. D a ständen auch neben­

einander der Gedanke an den jüngsten T a g d. h. das Gericht und die Hoffnung, gleich nach dem Tode des höheren Lebens te ilh a ftig zu werden.

U n d w ie s t e l l t s i c h n u n d e r m o d e r n e M e n s c h z u d i e s e n D i n g e n ? D iese F ra g e w irft Knopf zu letzt auf.

E r b eantw ortet sie d a h in , dass nur an der einen grossen G rundvorstellung re lig iö se s Interesse hafte, dass es überhaupt eine Fortdauer des individuellen D aseins nach dem Tode gebe.

A lles andere b at also keine B edeutung.

D a s ist demnach recht w e n ig , w as übrig bleibt. G ew iss werden w ir ja zu geb en , dass eben darum, w eil die Hoffnung der E n dzeit vielfach in B ildern ausgedrückt ist, man eine B e­

rech tig u n g h a t, besonders die religiösen Grundgedanken herauszuheben und vor detaillierter A usm alung zu warnen.

A ber die H o f f n u n g a u f d i e W i e d e r k u n f t C h r i s t i u n d d i e A u f e r s t e h u n g w e r d e n d o c h u n t e r a l l e n U m ­ s t ä n d e n a l s d i e j e n i g e Z u k u n f t s h o f f n u n g f e s t z u h a l t e n s e i n , d e r e n a u c h w i r w a r t e n . Sodann scheint mir der V e if. in der B ehauptung viel zu w eit zu gehen, dass die ver­

schiedenen eschatologischen V orstellungen so im N euen T e sta ­ m ent nebeneinander stehen. Da Hessen Bich doch manche V e r b i n d u n g s l i n i e n ziehen. E s z e ig t sich gerade bei K nopf, w ie bedenklich es is t , immer nur zu tragen : wo kommen die Stoffe her? D iese F ra g e in teressiert die R eli­

g ion sgesch ich tler so seh r, dass sie darüber ein seitig werden nnd den B lick für das Ganze verlieren. Es kommt mir das so vor, als wenn ein Mensch, der vor einem herrlichen M osaik­

bilde Bteht, nur fragen w o llte , wo kommen diese S tein e her und woher je n e , die in dem B ild e V erw endung gefunden haben? nnd keinen B lick h ätte für die H errlichkeit und Schönheit des B ildes selb st, nicht sie h t, w ie es gerade als Ganzes genommen ein grossartiges K unstw erk darstellt. Ich m eine, es fehlt auch in Knopfs U ntersuchung besonders e in G edanke, der die ganze U ntersuchung in ein anderes L icht stellen w ürde, nämlich der G edanke, w ie in grossartiger W eise d a s, w as von jüdischer und griechischer E schatologie übernommen is t , in d e r P e r s o n C h r i s t i z u s a m m e n ­ g e f a s s t i s t . D as eben ist das O r i g i n a l e der christlichen E sch atologie: in Christo findet sich alles e r fü llt, w as die H offnung der V ölker ist. D ie Parusie Christi h ä tte als der M ittelpunkt der E sch atologie betont werden müssen. Von diesem M ittelpunkte hätten sich Verbindungslinien nach allen eiten ziehen lassen , und es wäre zu sagen g ew e se n , dass, w enn auch die Hoffnung auf eine b a l d i g e P aru sie, w ie sie die Urchristenheit h eg te , sich nicht erfü llte, die E rw artung selb st nicht hingefallen ist.

D ra n B feld - _______ Rudolf Steinmetz.

erforscht, ja m eist nicht einm al in einer W eise veröffentlicht, die auch nur den bescheidensten Ansprüchen gen ü gt. V iele w ertvolle T ex te sind überhaupt noch nicht gedruckt. W er ein­

mal einen B lick in R ietschels Lehrbuch der L itu rgik w irft, w ird b egreifen , warum die Forschung hier so w eit zurück­

geblieben ist. D er Stoff, den es zu b ew ältigen gibt, is t erstens schier unübersehbar, zw eiten s aber auch sehr spröde. D ie ein ­ zelnen L iturgien sind einander vielfach ähnlich. E s g e ­ hört ein ausgezeichnetes Gedächtnis und ein g u t Stück Geduld dazu, wenn man sich hier einarbeiten, das M aterial beherrschen, sich die K enntnis des W ich tigen und C harakteristischen an­

eignen w ill. D esto höher sind die A rbeiten zu schätzen, die diese S ch w ierigkeiten überwinden und die litu rgisch e F orschung fördern. Eine solche A rbeit verdanken w ir D rew s.

D rew s b esch äftigt sich in der vorliegenden Schrift m it der so g . klem entinischen L itu rgie, d. h. der L iturgie, die im achten Buche der apostolischen K onstitutionen enthalten ist. E s is t sehr danken sw ert, dass D rew s gerade an diesem Punkte ein­

setzt. E rstens m acht die klem entinische L itu rgie auf jeden unbefangenen L eser den E indruck, dass sie sehr altertüm lich ist. Z w eitens hängen gerade mit dem achten Buche der apostolischen K onstitutionen Fragen von allgem einerer Bedeu­

tung zusammen. D ieses Buch g eh t zw eifellos auf ältere Quellen zurück. A ber w elcher A rt diese Quellen sind, darüber is t man noch nicht ein ig gew orden; Hans A chelis findet sie , w ie ich glaube m it R echt, in den Canones H ippolyti. V ielleicht ist es also m öglich, von der G eschichte der ältesten L iturgien aus mehr L ich t zu bringen in die G eschichte des ältesten K irchen­

rechts, in der die Canones H ippolyti allem A nscheine nach eine bedeutsame R olle spielten.

D rew s b esch äftigt sich in seiner A bhandlung vor allem m it der F ra g e: lassen sich in den ersten [christlichen Jah r­

hunderten Spuren der klem entinischen L itu rg ie bei S ch rift­

stellern der römischen Gemeinde nachw eisen? D ie F ra g e ist, w ie D rew s selb st mit R echt hervorhebt, der sch w ierigsten eine. W enn sich irgendw o V erw andtschaft zw ischen einer christlich-röm ischen Schrift und der klem entinischen L itu rgie findet, so lä sst sich diese zunächst immer auf eine dreifache W eise erklären. E ntw eder können die verw andten Stellen aus einer gem einsam en Quelle stam m en; oder die klem entinische L itu rg ie h at den betreffenden römischen Sch riftsteller benutzt;

oder endlich der betreffende Römer verw endet seinerseits die klem entinische L itu rgie. Ein sicheres U rteil wird sich nur in w enigen F ällen erzw ingen lassen; und doch kommt auf ein solches U rteil alles an.

E in leitu n gsw eise g ib t D rew s einige allgem eine Bem erkungen über die altkirchliche L itu rgie, die sich, w ie er treffeüd aus­

führt, gleich w e it entfernt h ielt von agendarischer Gebunden­

heit w ie schrankenloser W illkür. Dann charakterisiert er seine A ufgabe genauer. Einen V orläufer hat D rew s e ig e n t­

lich nnr in dem katholischen T heologen Ferdinand P robst g e ­ habt. D ieser versuchte in seinem W erke über die L itu rg ie der drei ersten christlichen Jahrhunderte (T übingen 1 8 7 0 ) zn z e ig e n , dass die klem entinische L iturgie die L iturgie der A postel [sei. Probsts D arstellu n g w ar aber, w ie [schon das E rgebnis z e ig t , tendenziös: sie stand im D ienste der katho­

lischen Lehre von der apostolischen U eberlieterung. U nter diesen Umständen übersah man leider fa st stets (m it allein iger A usnahme von Kattenbusch), dass in P robsts U ntersuchungen ein ganz b erechtigter Kern enthalten w a r: die klem entinische L itu rg ie muss älter sein, als das achte Buch der apostolischen K onstitutionen. D rew s setzt es sich zum Ziele, Probsts U nter­

suchungen in ech t w issenschaftlichem Sinne w ieder aufzunehmen und w eiter zu führen.

D rew s erörtert zunächst die V erw andtschaft der klem en­

tinischen L itu rg ie m it dem sog. ersten Klem ensbriefe. D ie einander entsprechenden A bschnitte druckt er in übersicht­

licher W eise nebeneinander ab. E s ergib t sich mit zw ingender N otw endigkeit, dass die klem entinische L itu rgie und der erste K lem ensbrief irgen d w ie m iteinander Zusammenhängen. D rew s deutet diesen T atbestand dabin, daBS der erste K lem ensbrief bereits die klem entinische L itu rgie (genauer: eine V orstufe dieser L itu rgie) kennt. Zugunsten dieser A uffassung der D in g e D r e w s , D. P au l ( 0 . Professor für praktische T heologie in

Giessen), S t u d ie n z u r G e s c h ic h t e d e s G o t t e s d i e n s t e s u n d d e s g o t t e s d i e n s t l i c h e n L e b e n s . II. und III. U nter­

suchungen über die sog. clem entinische L itu rg ie im VIII. Buch der apostolischen K onstitutionen. I. D ie clem entinische L itu rg ie in Rom. Tübingen 1 9 0 6 , Mohr (V II, 16 6 S. gr. 8).

5 Mk.

Das Studium der christlichen Liturgien ist zweifellos von grösser W ichtigkeit; die christliche Frömmigkeit tritt nicht zuletzt im Gemeindegottesdienst, d. h. eben in den Liturgien, zutage. Trotzdem sind die Liturgien bis jetzt erst sehr wenig

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w ird S. 5 5 f. auch eine A rt äusseres Z eugnis beigebracht.

Irenäus (eAsy^oc 3, 3) w ill im ersten K lem ensbriefe einige D in ge gelesen haben, die in W irklichkeit nich t in ihm stehen;

sie finden sich aber teilw eise in der klem entinischen L itu rgie.

D rew s verm utet, dass Irenäus sich durch den ersten K lem ens­

brief eben an diese L itu rg ie erinnert fühlt; daraus w ürde sich dann erklären, dass er beide verm engt. (B eachtensw ert is t auch D rew s1 B ehauptung, vielleich t sei schon Hebr. 11, 4 ff.

die klem entinische L itu rg ie benutzt; v g l. A post. K onstit. 8, 1 2 ; 1. Klem. 9, 12 ; Jnstin D ial. 19. 1 1 1 . 1 3 1 . 1 3 8 .) W eiter unter­

sucht D rew s, ob J u stin die klem entinische L itu rg ie kennt. Er g e la n g t hier zu demselben E rgeb n isse, w ie bei dem ersten Klem ensbriefe. N nr kom pliziert sich das V erhältnis dadurch, dass zw ischen der L itu rgie und Justin eine auffallende theo­

logische UebereiDStimmung besteht. D rew s n eig t zu der A n­

nahm e, dass ein Schüler Jastin s die L itu rgie überarbeitete.

An d ritter S telle wird Hippolyt untersucht. B ei ihm treten d ie E inflüsse der klem entinischen L itu rgie zurück. D afür sind E inw irkungen der jerusalem ischen Jakobusliturgie oder einer ihrer V orstufen wahrzunehmen. W as viertens N ovatian be­

trifft, so sind bei ihm A nklänge an die klem entinische L itu rg ie w ieder deutlicher zu hören. Z uletzt fa sst D rew s die röm ische Messe ins A u g e , deren ältere G estalt er im ersten H efte der Studien m it E rfolg rekonstruiert hat. E s ergib t sich , dass in der römischen Messe Einflüsse sow ohl der klem entinischen als auch der jerusalem ischen L itu rg ie fest­

stellb ar sind.

W enn w ir uns ein klares B ild von D rew s’ U ntersuchungen machen w o llen , so dürfen w ir eines nicht vergessen : diese Untersuchungen sind zu einem gu ten T e ile , wenn ich es sch arf auBdrücken so ll, Konstruktion (w enn auch durchaus keine aprioristische Konstruktion). N ur zw ei B eispiele w ill ich dafür anführen. S. 3 3 verw eist D rew s darauf, dass der H ebräerbrief und die klem entinische L itu rg ie beide das ganz selten e W ort (ito&aTroSotYj? brauchen. D er H ebräerbrief wird in der L itu rg ie sonst nicht zitiert. A lso , sch liesst D rew s, w ird man anzunehmen haben, dass um gekehrt der H ebräer­

brief das W ort ans der L itu rg ie h at. Ich gebe gern za, dass diese M öglichkeit besteht. Aber sicher is t der Schloss nicht. Man wird ebensogut annehmen können, dass dem Ver- j fasser der L itu rg ie der B r ie f bekannt war. S. 5 0 hält es j D rew s für unm öglich, dass in ägyptischen O rdinationsgebeten der erste K lem ensbrief benutzt ist. Doch is t darauf hin­

zuw eisen, dass der erste K lem ensbrief den griechisch redenden A egyptern und sogar den Kopten eine bekannte GrösBe war.

A ber es soll keine K ritik se in , wenn ich D rew s’ A uf­

stellu n g eine Konstruktion nenne. W ir befinden nns hier ausnahm sw eise einm al au f einem A rb eitsgeb iete, auf dem man zu rzeit ohne K onstruktion leider nicht auskommen kann. W er die noch so neue W issen sch aft von den ä ltesten L iturgien vorw ärtsbringen w ill, der muss es w a g en , die w enigen A n­

d eu tu n gen , die w ir vor uns haben, zu einem grossen Zu­

sam m enhänge zu verbinden. D er F o r tg a n g der Forschung w ird schon leh ren , ob die K onstruktion den T atsachen ent­

spricht, oder ob sie unhaltbar ist. W ie ich glaube, b ietet uns D rew s’ Konstruktion sehr w ohl die M öglichkeit, die G eschichte der ältesten christlichen L itu rgien zu verstehen.

H a ll e (Saale). J. Leipoldt.

E w i g k e i t s f r a g e n im L ich te grösser D enker. Sam m lung von A uswahlbänden von Dr. D ennert-G odesberg. Ham burg, A gen tu r des Rauhen H auses. Pro Band 1. 9 0 .

1. B and: I m m a n u e l K a n t , au sgew äh lt und bearbeitet von Prof. Dr. L. W eis (1 4 2 S. 12 ).

2. B and: S ö r e n K i e r k e g a a r d , au sg ew ä h lt und bevor- w o rtet von A. Bärthold (1 5 3 S. 1 2).

D ieses neue Unternehm en, w elches noch w eitere A usw ahl­

bände über M ichelangelo, T auler, N ew ton, Tholuck, G eiler von K aisersberg, W iehern, P lato, vom Stein, A ssisi u. a. bringen soll, w ill das R echt der „religiösen W eltan sch au u n g“ g e g e n ­ über dem naturw issenschaftlichen W elterkennen nachw eisen helfen. E s w ill allen denen, die nach einer W eltanschauung suchen, m itteilen, w as bedeutende Männer aller W issen szw eige

über die religiöse W eltanschauung g e sa g t haben. Nan is t A pologie der R eligion in unserer Z eit eine w ertvolle und un­

erlässlich e A rbeit. Aber sie muss rich tig getan werden, rich tig nach M assgabe der g eistig en Situation des Z eitalters w ie nach den M assstäben der m öglichen E rkenntnis überhaupt. B eiderlei E rw ägu n g der Sache scheint aber zu einer anderen A rt der A pologetik zu führen als diejenige ist, für w elche der H eraus­

geber der Samm lung ein bekannter V ertreter ist. E s g e h t heute nicht mehr an, dem W elterkennen in seine R echte und A rbeit einzagreifen. D as Ideal des W elterkennens is t und bleibt der Monismus aller D inge und der alles G eschehens.

D as W elterkennen nimmt sich nun einm al des G ottesglaubens nicht an. D ieser hat denn auch durchaus eine andere W urzel und einen anderen Lebensherd w ie W elterk läru n g und W e lt­

bew usstsein. D as Bekenntnis zu Gott is t Sache des Glaubens als eines persönlichen G rundverhaltens; seine Lebenssphäre is t nicht das gegenständliche oder W eltb ew u sstsein , sondern das Selbstbew usstsein. Und hier könnte man w ohl k räftige Apo lo g etik treiben. D enn das persönliche G rundverhalten, w elches allein durch A nerkennung der G ottheit zustande kom m t, ja w elches mit ih r, sofern sie sich auf dem G ebiet des persön­

lichen Lebens durchsetzt, d. h. sofern Bie überhaupt ernst g e ­ nommen wird, geradezu identisch is t, h at die höchste, näm lich fundam entale, B edeutung für die E thik. D ieses G rundverhalten bedeutet offenbar F reiheit vom eigenen Ich und W illen, schlecht- h in ige H ingegebenheit desselben und ebensolche B estim m theit durch Gott. S ch lechthinige Hingabe zu setzen ohne G ott is t unm öglich. G ott ist der Fröm m igkeit gerade grundleglich der B estim m ungsgrund zu sclilechthiniger H ingabe. — W elche B edeutung aber dieses G rundverhalten für die E rfüllung der Forderungen hat, die sich im G egensatz zu dem E goism us des natürlichen M enschen von der O bjektivität um ihn h er, v o r­

nehm lich von dem N ächsten a u s, ergeben und jene natürliche R ichtung als illusorischen Subjektivism us brandm arken, das dürfte unm ittelbar einleuchten. Kann w ohl der natürliche Mensch den Forderungen des G esetzes w irklich, d. h. auch in den innersten Affekten g erech t w erden? Kann er es w eiter bringen als z a einer rein äusseren G esetzesg erech tig k eit?

Offenbar n ich t, solange nicht innerlichst seine persönliche H altung eine andere w ird: aus Selbstbehauptung S elbsthin­

gabe, F reih eit vom eigenen W illen . Und diese ist ein Nonsens, w enn nicht der Glaube den Bestim m ungsgrund zu schlecht- hiniger H in gegeb en h eit setzt, d. i. Gott, den Herrn. So würde die A pologetik ethisch arbeiten müssen. Sie h at es getan in Luther. E s is t bekannt, w ie er die G erechtigkeit des Glaubens in ihrem em pirischen R echte klar zu machen liebte, indem er z. B. die G esetzesgerech tigk eit des äusseren Lebens als H euchelei zu bezeichnen pflegte.

G ew iss g ib t es dann auch eine religiöse W eltanschauung, sofern der Glaube die M ajestät seines Herrn auch an der W e lt au sp rä g t, indem er ihr D asein und Leben in G ottes Hand ste llt; aber diese U rteile haben keine naturw issenschaftliche B edeutung, sie sind Ausflüsse der neuen inneren G erechtigkeit.

W enn die apologetischen Bestrebungen des H erausgebers und auch die vorliegenden E w ig k eitsfra g en mehr auf diesem sittlich -relig iö sen Boden den Grund leg ten , s ta tt ohne solches Fundam ent unm ittelbar von „religiöser W eltan sch au u n g“ zu reden, so würden sie w ohl auch noch w eiteren Kreisen dienen können. U nter diesem G esichtspunkte darf man sich besonders au f das H eftchen über T auler freuen und ihm rich tig e und um fassende A usw ahl w ünschen. S ollte nicht auch Luther für die E w igk eitsfragen etw as ab w erfen?

Indem tatsächlich die Heroen des G eisteslebens, so w eit sie hier in F ra g e kommen, m eist in der beschriebenen L inie Vor­

gehen, ist es dankbar zu begrüssen, dass das vorliegende U nter­

nehmen manche von ihnen, die nicht leich t zu gän glich sind und übersichtlich genossen werden können, dem V olke darbietet. D as is t zunächst m it Sören K ierkegaard der Fall.^ E s is t überaus dankensw ert, dass man A uszüge aus seinen Schriften über G egen­

stände w ie G ott und der Glaube an G ott, D ie W elt in G ottes Gedanken und die moderne W eltan sch au u n g, D as W esen des Menschen, D ie U nsterblichkeit, D ie Sünde, Christus, die h eilige S ch rift, der Einzelne (G egensatz zu dem Herdenm enschentum

(5)

unserer T age) zusammen findet. D ie A asw ahl ans seinen S chriften zu diesen Gegenständen is t durchaus g e e ig n e t, die D enkw eise des einsam en D änen zn kennzeichnen, besonders auch seine A rt, im G egensatz zu einer rein theoretischen B e­

handlung der Glaubensw ahrheiten alle F ragen auf das per­

sön lich e Leben zuzuspitzen nnd an die S telle des Welt*

erkennens die E thik als die E ntsch eid u n gsstätte für die R e li­

gion zu setzen. D ie A usführungen sind der „E inübung im C hristentum “, der „K rankheit zum T o d e“, den „Zw ölf R eden“,

„Zur Selbstprüfung“, insbesondere aber dem Tagebuche en t­

nommen.

D ie A usw ahl aus K ants Schriften entspricht der oben g e ­ kennzeichneten A pologetik. N ach einer D arstellu n g von K ants Leben und philosophischer E ntw ickelung wird über G ott, W elt, S eele und Christentum verhandelt. Man verm isst eine A b­

teilu n g über Ethik. Ein T eil des W issensw erten aus Kants E thik findet man unter der Ueberschrift „S eele“. D ie nicht geringen A uszüge über K ants W eltb egriff würden w eggefallen s e i n , wenn die A pologetik anders a u fgefasst w ürde. Dann w ürden die interessierenden P unkte gew esen sein: G ottes­

begriff, E thik, Christentum, und gerade die letzteren würden eingehend behandelt worden sein. D ie apologetische Tendenz, die unm ittelbar in der W eltanschauungsfrage m itreden soll, n a c h t sich denn auch w iederholt in den in kleiner Schrift ein gefü gten Ausführungen des V erf.s g elten d , indem K ant etw a s zu dogm atisch genommen w ird. Jedoch kann auch diese A usw ahl in vielen Punkten zur O rientierung über die D en k ­ w eise K ants führen.

G re ifs w a ld . Mandel.

Ureydorff, D. Johann Georg (i* P a s to r an d er e v . - r e f o r m ie r t e n K ir o h e zu L e i p z i g ) , Easualreden. Leipzig 1907, M. Heinsius Nachfolger (X, 246 S .g r. 8). 4.80.

Der Verf. dieser Easualreden ist am 22. Dezbr. 1905 im 73. Lebens­

jahre aus dem Leben geschieden, nachdem er noch über ein Jahrzehnt hinaus als Emeritus literarisch tätig sein resp. Veröffentlichungen vor­

bereiten konnte. Zu dem bei seinem Tode Vorgefundenen gehört dieser Band, dem C. B o n h o ff ein kurzes, orientierendes Lebensbild Drey­

dorffs vorangestellt hat. — Die homiletische und dogmatische Eigenart Dreydorffs ist aus seinen früheren Publikationen (Zum Neubau auf altem Grunde, 1872; Stunden der ErbauuDg. Ein Jahrgang Predigten für deckende Verehrer Jesu, 189B) zur Genüge bekannt. Dreydorff traf zu seiner Selbstcharakterisierung, die er in einem gelegentlichen curriculum vitae gab, wohl das Richtige, wenn er eich „einen Ratio­

nalisten“ nannte. Stellenweise ist sein Rationalismus sogar dürr, so besonders in den Taufreden (S. 27) und begreiflicherweise in den Abendmahlsvorbereitungsreden. Wie könnte letzteres anders sein, wenn er selbst (S. 6) von dem „geradezu unwürdigen und verderblichen Aberglauben“ redet, „dass nämlich die Abendmahlsfeier ein besonderes Mittel der Sündenvergebung sei; ein Wahn, dem in der Vorbereitungs­

rede nicht ernstlich genug kann entgegengetreten werden“. Gott sei Dank, dass wir von Luther her eine bessere Einsicht haben.

Erträglicher sind die Konfirmationsreden. Es fehlt in ihnen nicht der dort angebrachte herzliche, seelsorgerische, auch warnende und er­

mahnende Ton. Interessant sind Dreydorffs Auslassungen über seine

„Judentaufen“, die er S. 4 bietet: „Dass ich eine verhältnismässig grosBe Anzahl Juden in die christliche Gemeinschaft aufgenommen hat wohl vornehmlich darin seinen G rund, dass ich ihnen ein re igiös-sittliches (1) und kein dogmatisches Bekenntnis abforderte. Man onnte ihnen, meines Erachtens, auch die Taufe erlassen. Denn eine e ingung des „Heils“ ist sie nicht, und der Apostel Paulus scheint sie für unnötig gehalten zu haben (!); auf seinem freien Standpunkte mit Recht . Ich enthalte mich diesem Satze gegenüber jedes Urteils, denn ich muss eingestehen, dass mir für derartige praktisch-theologische Grundsätze das Verständnis fehlt. — Auch den Satz Dreydorffs (S. 5):

„Eine öffentliche Prüfung der Konfirmanden ist nicht rätlich; denn sie begünstigt den ohnehin noch weit verbreiteten Wahn, dass die Religion eine Sache der Erkenntnis sei und als ao’che gelehrt und gelernt werden könne“, möchte ich nicht unbeanstandet sein lassen.

Dem modernen Menschen — und auf ihn sollten homiletische P u b lik a tio n e n doch immer abzwecken — bringen diese nun gedruckten Reden Dreydorffs sehr wenig. Sie bringen ihm weder den Vollgehalt des Evangeliums, noch auch wissen sie, wie das doch bei Konfirmations-, endmahls-, Trauungs- und Begräbnisreden nicht unangebracht ge­

wesen wäre, verständnisvoll und fördernd auf die Gedankenkreise, die ihn wohl bewegen, einzugehen. Man könnte die Reden bezeichnen als eine geschickte homiletische Verarbeitung derjenigen rationalistischen Ge­

dankenreihen, die etwa im zweiten Drittel des vorigen Jahrhunderts Mode waren.

G re ifsw a ld . ________ Lic. Alfred Uckeley.

Strack, Herrn. L., Hebräisches Vokabularium. 8. u. 9. neubearb.

Auf]. München 1907, C. H. Beck (48 S. gr. 8). Kart. 80 Pf.

So wenig wie des Verf.s hebräische Grammatik bedarf dies Vokabular einer empfehlenden Einführung in die literarische Welt. Was nicht nur allgemein anerkannt, sondern sogar schon nachgeahmt worden ist, worüber sich der Verf. in der Vorrede beschwert, was schon die 9. Auflage erlebt hat, braucht nicht mehr empfohlen zu werden. Was dem Werkchen wie jedem hebräischen Vokabular fehlt, hat mit seinem inneren Werte nichts zu tun und liegt auf einem ganz anderen Ge­

biete. An der oft so kläglichen und geradezu trostlosen Unbeholfen- heit der Studenten und Geistlichen im Hebräischen ist nicht so sehr Unkenntnis der Grammatik (jeder kann seine Paradigmen hersagen) als die Vokabelarmut schuld. Ohne Vokabelschatz aber nützt die Grammatik nichts, die infolge Vokabelarmut entstehende Unlust an einem hebräischen Texte verursacht schliesslich Aufgaben der hebräi­

schen Lektüre überhaupt und allmähliches Verschwinden auch der grammatischen Kenntnisse. Dahingegen wächst mit zunehmendem Reichtum an Vokabeln die Freudigkeit am Lesen des Alten Testa­

ments, womit sich dann naturgemäss eine Befestigung und Erweiterung der grammatischen Kenntnisse einstellt. Eine alte selbstverständliche Wahrheit, die nur deswegen so wenig befolgt wird, weil man nicht einmal anfangen mag, Vokabeln zu lernen. Man fange doch einmal an, man versuche die Heldentat, täglich vier ganze Vokabeln zu lernen.

Wenn irgendein Vokabular Lust zu solchem Lernen machen muss, so iat’a das Stracksche, dessen methodische Anordnung, Uebersichtlich- keit, Beschränkung der Bedeutungen aufs notwendigste, von den interes­

santen und belehrenden Gedächtnisstützen zu schweigen, auch den ver­

wöhntesten Anforderungen entsprechen.

R o th e n b u r g o/Tauber. Heinr. Laible.

Neueste theologische Literatur.

Geschichte der Theologie. Pöhlmann, D r. Hans, Die Erlanger Theologie. Ihre Geschichte u. ihre Bedeutg. Eine historisch-dogmat.

Studie. [Aus: „Theol. Studien u. Kritiken“.] Gotha, F. A. Perthes (V, 73 S. 8). 1.20.

Zeitschriften. Eirchlich-positiv. Flugschriften zum Verständnis u.

zur Förderg. kirchl. Arbeit in der Gegenwart. 1. N eb e , W ir k t . O b .- K o n s .-R . G en .-S u p erin t. a. D ., Die evangelische Landeskirche u. die reli­

giöse Krisis der Gegenwart. — 2. R a th m a n n , P . , Das Gebet zu Jesu. — W e n d la n d t, H o fp r e d ., Weshalb bedarf die evangelische Kirche e. formulierten Bekenntnisses? — 3. B o r n h ä u s e r , P r o f., Die Aufgabe der gläubigen Gemeinde in der gegenwärtigen kirchlichen Krisis. A) Ihre grundsätzl. Bedeutg. B) Ihre Ausführg. Vortrag. — 5. O e ttli, P r o f. D .,

Sünde u. Gnade in Bibel u. Babel. Vortrag. — 6. S i n d f. den modernen Menschen die Sakramente noch nötig und brauchbar? Von L ic . Z. — 7. E i e r t, P . G., Wie ist die Ordinationsverpflichtung der evangelischen Prediger zu verstehen, u. was hat die Gemeinde auf Grund derselben zu erwarten? Vortrag. — 8. U n b e k a n n t, P . Osk., Welchen Gewinn kann die gläubige Gemeinde v. den Ergebnissen der Ausgrabungen haben, auf welche der Bibel-Babel-Streit die allgemeine Aufmerksam­

keit gelenkt hat? Vortrag. — 9. N eb e , W ir k l. O .-K o n s .-R . D . , Die Pflichten der Freunde der positiven Union gegen die Landeskirche in der Gegenwart. Vortrag. — 10. S c h u le n b u r g - V itz e n b u r g , Graf v. der, Die weltlichen Stände u. der Aufbau des Reiches Gottes. Vor­

trag. 11. L em m e, P r o f. G eh. K ir c h e n r . D . Ludw., Die weltgeschicht­

liche Aufgabe der evangelischen Kirche in den Wirren der Gegenwart.

Berlin, Verlag der landeskirchl. Vereinigg. der Freunde der positiven Union (12 S.; 16 S.; 16 S.; 12 S.; 12 S.; 16 S.; 19 S.; 11 S.; 11 S.;

16 S. 8). 1 J6

Biblische Einleitung«Wissenschaft. G-ordon, Alex. R., The Early Traditions of Genesis. T. & T. Clark (Edinburgh) (X II, 348 p. 8).

6 s. — Encwling, R. J., Literary Criticism and the New Testament.

(Manchester Cathedral Lectures, 1907.) S.P.C.K. (110 p. 8). 2 s. — Moncrieff, C. E. Scott, St. Mark and the triple tradition. London, Nisbet (150 p. 8). 2 s. 6 d. — Pullan, Leighton, New Testament criticism during past Century. London, Longmans (8). 1 s. — Scott, E. F., The Apologetic of the New Testament. London, Williams &

Norgate (VII, 258 p. 8). 2 s. — Torrey, R. A., Difficulties and Alleged Errors and Contradictions in the Bible. London, Niabet (128 p. 8).

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Exegese n. Kommentare. Bible, The Century. Deuteronomy and Joshua. Introductions. Revised Version. With Notes, Map, and Index.

Edit. by H. Wheeler Robinson. London, Jack (394 p. 12). 2 s. 6 d. — Bible, The Literary Man’s. A Selection of Passages from the Old Testament. Historie, Poetic, and Philosophie. Iliustrating Hebrew Literature. Arranged with Introductory Essays and Annotations by W. L Courtney. London, Chapman & Hall (426 p. 8). 10 s. 6 d. — Handbuch zum Neuen Testament. In Verbindg. m. H. Gressmänn, E. Klostermann, F. Niebergali u. a. hrsg. v. Hans Lietzmann. 6. Lfg.

II. Bd. Evangelien, Die. Markus. Unter Mitwirkg. v. P r o f. L ic . Hugo

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