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Sût) <5urtMacfy.

ron

B e r lin W . 3 0.

« « Selb ftr erl ag . « 1903.

(6)
(7)

ileberfefeer lyrifdjcr ©ebidjte in ber IPafyl bes für bie Heberfeijung 5U nermenbenben P erstn afes rolle ,^reii?eit gelaffen inerben müffe. 3*3? nerm ag biefer

2fnficbt nidjt beijulreten; icfy ftefye rielmcfyr auf bem Stanbpunfte, b af ber lleberfe^er lyrifeber ©ebiebte fein Hedjt t?at, ron ber ^orm ber © rigittalrerfe ab=

3utreicben, abgefefyen ron ber © rbnung ber £)cbungen unb Senfungen, bie fid? in ber Heberfetiung faum - anbers als nacb ben ©efe^en ber beutfcfyen Perslebre regeln Iä§t. Denn ber franjöfifcfje P ers m ifjt bie Silben nidjt trie ber beutfcfye, fonbern 5äf?It fte nur.

3 n ifym ftnb bie P ersfüfe, wenn man mit Bejug auf fransöfifcfye Perfe überhaupt ron folcfjen fpreeben will, balb sweiftlbig, balb breb, nier= unb mefjrjtlbig.

IPetiti es nun aueb nidjt gerabe unmöglich ift, audj ben Confall ber franjöiifdjen Perfe in ber lieber*

fetjung wieberjugeben, fo ftänbe bodj ber (Erfolg in feinem Perfyältnis 311 ber gan3 aujjerorbentlihm ITCüfye, bie eine folcfje IPiebergabe ber © riginab biebtungen rerurfacben triirbe. llllein ron ber £ ein ge

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unb ben H e im a rte n (männlichen unb tpeiblidjen Heimen) follte ber Heberfetter ofyne H ot nid?t ab=

tpeicfyen. Denn bie ^orm eines ©ebidjtes ift etrpas TDefentlidjes attr ifym, non ber ^orm fyängt 5um großen ©eil bie Sdjönfyeit bes ©ebicbtes ab. Bei manchen ©ebidjtarten ift ja ein Hbmeidjen non ber

^orm beim Ueberfetjen pon nornfyerein überhaupt aus*

gefdjloffett. tDenn man beifpielstpeife non ©afelen, Honbellen, ©anjonen, ©erjinen fpridjt, fo finb bamit

©ebicfyte rott einer ganj beftimmten ^orm gemeint.

JDeicfyt ber Heberfe^er pon biefer ^orm ab, bann liefert er eben fein ©afel, fein Honbell, feine ©anjone, feine Ce^inen mcfyr. 3f* m an nuu be'm Ueberfe^en fo fcbipieriger ©ebidjtformen ofyne meiteres an ifyre g etreu e IDiebergabe gebuttben, m arm n foll m an ba bei einfacheren 5ormen pom © riginale abmeidjen?

D aju liegt uidjt ber geringfte © ruub por. IDerner Scböncrmarf fagt in bem D ortport 5U feinem „^ran--

5öftfcfjen fiebcrbucfye"*) ganj richtig: „(Di)ne H ot unb nur aus 23equentlid)feit pon ber metrifd)en ^orm bes (Originals abjutpeidjen, ift bem lleberfeijer nidjt ge*

ftattet." ,-freilid), tpentt m an im Dortport ju einer Hntfyologie pon Uebertragungen frembfpracfyiger ©es bidjte — tpie bas toieberfjolt porgefommen ift — pon porntjereitt crflärt, b af ber Ueberfeger ficfy nidjt an bie ^orm ber © riginale 511 galten braudje, bann fyat man bie Hrbeit red)t bequem. Dann madjt m an fid) eben für jebes ©ebicfyt eine beliebige ^orm 5ured}t unb überfe|t luftig barauf los. Dann bietet bas Ueberfefjen lyrifd^er ©ebidjte feine Sdjtpierigfeiten mefyr. Die Sdjipierigfeit befielt eben barin, u n te r unb tr otj enger Hnlefynuttg an bie © riginalform

*) fjalle, fjermattn (Sefenius. 1878.

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m it ganj verarbeiten iiusnahm en, bei benen befonbere Umftänbe vorliegen, fe^r ivohl möglich. iillerbings gehört ba5u eine unermüblidje iiusbauer. IDer ba glaubt, jebes frembfpradjige (Bebicht müffe fid) in einer Stunbe ober in ein paar Stunben übertragen Iaffen, ber ift jum Ueberfeßer überhaupt nicht geeignet.

3eber Heberfeßer lyrifdjer Dichtungen, ber es mit feiner itufgabe ernft meint, tveiß, baß 5ur Ueber»

tragung eines ®ebid?tes, ja fogar einer einigen Strophe oft genug nicht bloß ein ftunbenlanges, fonbern fogar ein tagelanges „heißes Sem ühn" er=

forberlich ift, um bem ©ebidjt ober ber Strophe bie

^orm ju geben, bie ben an eine Uebertragung 5U fteüenben Ünforberungen genügt. Da3u gehört freilich außer ber nötigen iiusbauer auch bie ^ähigfeit, feine eigenen Arbeiten gan3 objeftiv, ohne Selbftgefällig*

feit, rücffichtslos fritifieren 3U fönnen. IDer nicht im Stanbe ift, eine mißlungene Heberfeßung als eine foldje 3u erfennen unb fte ins ^euer 3U tverfen, ftatt fie bem Drude 3U übergeben, ber follte bas lieber^

feßen lieber anberen überlaffen. Seiber aber giebt es eine ganje Heihe von Bänben unb fjeften lyrifcßer Ueberfeßungen, unter benen auch ^ ne cinjige befriebigt.

fCreue in ber IDiebergabe ber ^orm ift alfo meines <£rad)tens ebettfo tvefentlich tvie bie Creue in ber IDiebergabe bes 3 ni?a^ s-

Huch ben iilepanbriner follte m an nicht anbers als burch einen P ers von entfpreeßenber Sänge, burdj ben ätvölffilbigen, bejtv. breijehnftlbigen „beutfeßen iilepanbriner" rviebergeben. Ullein biefer beutfehe iilepanbriner hat viele ^einbe, bie ihm alles mögliche Schlechte naeßfagen. Sangtveilig, ßöljern, unerträglich foll er fein, ein ,,recßt langtveiliges Ungetüm" ift er

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genannt worben u. f. w. Hub w arum foll er alle biefe fd)Ied)tcn ©igenfehaften befi^en? IPeil er um

5wei Silben länger ift als ber non ben meiften lieber*

feiern an feiner Stelle nerwenbete jetjnfilbigc, bejw.

elfftlbige P e rs? — Peutfdje Ulejatibriner finb nur bann langweilig unb fyö^ern, wenn fie ron lang*

weiligeu unb ^öljernen Üeberfe^ern herrühren, bie nicht im Stanbe finb, glatte Perfe ju liefern. IDertn m an beim Sefen beutfdjer llleyanbriner bie ©nipfinbung i?at, als ob m an über ein holperiges Kleinftabtpflafter fä^rt, bann finb fie allerbings unerträglich. P a s gilt aber nicht blof nom U lejanbriner, fonbern ebenfo wohl non jebem anberen Perfe, mag er jehn, ad)t, fed;s ober noch weniger Silben haben. © latte, aus*

gefeilte Perfe finb weber langweilig noch hölfern;

auch beutfdje Ulepanbrinet finb es nicht. JPenn epifche unb bramaiifchePichtungen, bie in Ulejaubriuern gefchrieben finb, ermübenb wirfen, fo ift an biefer IDirfung nicht ber lilejanbriner fhulb, fonbern ber Umftanb, b af lange Heilten paarweife gereimter Perfe, wie fie in ©pen unb Pram en üblich ftn^/ überhaupt ermüben, mögen fie jwölf, 5ehn ober acht Silben jählen.

IPie gefagt, uerwenben bie meiften lleberfetjer an Stelle bes Hlep anbriners ben jehnftlbigen iambifchen Pers. IPenn bamit für bie Uebertragungcn noch ein

©ewinn erjielt würbe! Uber meift ift bas ©egenteil ber ^all. 3ft es kod) häufig fd)on fehr fdjwer, ju=

weilen fogar unmöglich, ^eu sollen 3n^alt eines franjöfifchen Perfes in einem beutfdjen Perfe t>on gleicher Sänge unter5ubringen, gefchweige benn in einem Perfe, ber um jwei Silben fürjer ift als ber

© riginabers. P a wirb benn fo manches fehmüefenbe Beiw ort weggelaffen, fo manche charafteriftifche IPenbung abgefchmäd]t.

(11)

ben beutfcßen iilepanbriner mill ich noch gebenfen.

Sic lautet: „U)ie fönnte eine leibenfcßaftlicße W age, ein her5er°frernbes Siebesfleßen in bie ^orm bes beutfcßen illepanbriners paffen?" Daß bies feßr woßl möglich ift, bas, hoffe ich, 5*îigt bie Uebertragung bes ©ebi'cßtes „D as lUäbchen von (Dtaßaiti", mie ich kernt überhaupt glaube, baß bas vorüegenbe Buch jur „Bettung" bes vielgefcßmäßten beutfcßen itlepam briners mefentlicß beitragen rvirb. Die ©ebicßte finb burcßmeg nach ben in ben vorfteßenben ilusfüßrungen aufgeftellten ©runbfäßen übertragen rnorben.

Eine ilbmeicßung von biefen ©runbfäßen mill inbeffen auch icß in einem ^alle — ber freilich für bie ©ebicßte von Pictor i)ugo nicßt in Betracht fom m t, jebocß ber Pollftänbigfeit ßalber nicßt un=

ermähnt bleiben foll — gelten [affen, itämlicß für bie Uebertragung von ©ebicßten ber vers - libristes, ber

„^reiversler". Die metrifcße Begellofigfeit mannicß»

facßer itrt in ben lyrifcßen Erseugniffeit biefer Dicßter ift, rvenn nicßt gar überall, fo bocß jum großen Ceile nicßt eine moßl überlegte, von vornherein gemollte, fotibern eine rein jufällige, Unb biefe Begellofigfeit getreu nacßjuaßmen, biefe Urbeit tvill auch icß feinem Ueberfeßer jumuten. **)

i)ier unb ba ßabe icß, ivenn es oßne Störung bes 3ufamme»l?ani3es möglich m ar, bie eine ober anbere Stropße geftricßen. Der Dichter neigt oft

*) Didjterbucß ber fra^öfifdjeit Sdjroeij. Bafel unb (Senf.

Derlag von fj. (Seorg. \865.

**) proben von (5ebid?teit biefer Sidjter roirb tneine

„(jranjöftfdje £yrtf feit ber großen Beoolution bis auf bie (Segenroart", bie porausfidjtlid; im nädjften 3atire erfdjeinen roirb, enthalten.

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fortjufpinnen, fobafj es bann unb mann für ein ©e=

bid)t nur pon Dorteil fein fonnte, menn eine meniger gelungene, entbehrliche Strophe geftrichen mürbe.

H ur 8 ©ebichte habe ich 'n ben Uebertragungen pon ©eibel, fieuttjolb, Seeger unb 2lrthur Schmibt*

fjalenfee aufgenommen, nämlich: „Die D jinns",

„HTajeppa", „K om m , junge ^aubcrtny/r „D ahin",

„£)ier auf ©rben", ,,© ott, ber gnäbig ift ben ©ngeln",

„D as K inb" unb „Klein f)annchen". Die übrigen

©ebichte ha^e ich felbft übertragen.

B e rlin , im 3UK 19°3-

Ber “Berfafler.

(13)

„©ine breifadjc Beaftton macht ftd} an ber Schnelle bes 19. 3 a h rh un&erts in ^raufreicb gelienb.

Die politifche Freiheit tuirb burch bie Hoyaliften, bie religiöfe burch kie Kltramontanen, bie flaffifche ©e=

fchmacfsrichtung burch bie Kom autif bebroht. 3n ber £iteratur allein ift biefe Beaflion ein ^ortfebritt, eine © at ber Befreiung, ©bgleid? ©hateaubrianbs' erfte Dichtung, bas Pro~fa=<£pos „Batchet?", noch ooll non flaffifchen Hmfchreibungeu fteeft, fo hat ber romanlifche Dichter hier fd)on ein ©runbgefeh ber flafftfchen Schule, bie ftrenge Sd^eibung p o u poefie unb P rofa, perlest. B alb follte er noch rueiter gehen, ber flafftfchen îllythologic bie fatholifche ITCythologie, bem Altertum bas Dîittelalter, ber Konpeniens bas Haturleben als Quellen bidjterifcher Begeiftcrung gegemiberftellen. So rcirb © hateaulnianb P ater ber franjöfifdien B om autif, beren Dichter unb ^orfdjer pon beni mächtigen Räuber feiner farbigen Profa bie erfteit Anregungen empfangen.

IDähreub ©hateatibrianb bie erften BTufter einer neuen £iteratur fdjafft unb burch fein B c ifp ie l gegen bie Klaffifer tpirft, beginnt ^rau pon Staël mit ihrem Buche „Don ber Literatur" fchou (800

(14)

ben offenen Krieg in ber tEIjeorie. £)ier ftelit fie bie englifdjen unb bic beutfdjen Dichter als bic Präger ber echten Poefie ber i]öfifd]cn lilafftf Boileaus unb Nacines gegenüber unb fiinbet fieberen Blicfes ben naben Sieg bes mobernen ©cfdpnacfes a n /'* )

Cfyateaubrianbs unmittelbarer Nachfolger ift Nlpbonfe be £amartine. Seine „M éditations poétiques,, unb „N ouvelles M éditations“ uerfünben bie Klage ber £icbe, bie Bemunbcrung ©ottes unb ber N atur, „jenes unnennbare IDeb, jenes ©efübl einer unflaren unb nie befriebigten Scbnfucbf, bas im Anfänge bes 3M?ri)unberts ben ©runbtou ber romam tifdjen Stim m ung bilbete." 3 11»L a Cliute d ’un ange“

bat er mit ben barin erfonnenen ©reuelu auch bic Kngebeuerlidjfeiten ber Bom antif erreicht.

Siitb nun ©betkaubriatib, ^rati uott Staël unb

£atnartine bie Porlciufer ber Bom antif, fo ift ihr bebeutenbfter Pertreter, bas ijaupt ber romantifcfyen Sdjule P ic to r fju g o .

Pidor=NTarie ijugo mürbe am 26. jÇebruar f802

ju Befancon geboren, mo fein Pater, bamals faifer=

lieber ©berft, in ©arnifou ftanb. Seine BTutter Sophie, geborene CErébuchet, eine burdj feltenc ©aben ausgezeichnete ^rau, ftammte aus ber Penbée unb mar gut fatbolifcb unb ftreng royaliftifcb gefilmt.

Pie 3 fli?l'e feiner Kinbbeit uerbraebte Pictor £)ugo balb b^r, balb bort. B is fein Pater fidj, balb nad?

bes "Knaben ©eburt, bureb feinen ïîîu t unb feine glänjenben ^äbigfeiten 511m Bange eines ©enerals unb ©oueerneurs emporgefd)mungen batte, als melcber er nacb ©Iba perfekt mürbe, muvbc bas Kinb bortbin mitgenommen. Drei 3 afyrc fpäter (f805) feben mir

*) i?. S reitin g er, Die (Srunbjiige ber fraitjöftfcfjen Siteratur* u. Spradjgefdjidjte. 4. JlufL, §ü rid? 1882, Seite 67.

(15)

ihn mit feiner Dfutter in P a ris , 1807 in 3 ta^en/■

iro fein Pater als ©ouuerneur ber Protmi5 Arellino in Kalabrien ben Auftrag erhalten l^atte, ben be=

rüd)tigtcn Häuberfyauptmann ^ra Dianolo 311 be=

fämpfen, unb \809 finben mir ihn mit feiner ATutter mieber in Paris. Dort mürbe ber r»on Hapoleon nerfolgte ©eneral Sfahorie, ber in ber ^amilie ffugo einen geheimen Zufluchtsort gefunben hattc/ foiu Sehrer. Df an begreift, bag pugos jugenblidje Seele fpäter mit 3>'id'imm gegen bie Kaiferroirtfchaft erfüllt mürbe, als \8f2 Hapoleon feinen früheren £ehrer, beffen Aufenthalt ihm rerraten morbeu mar, hinrid)ten lieg. Das 3 ahr \8lf brachte mieber einen IPechfel:

©eneral £)ugo berief bie Familie nach ATabrib, mo Pictor einem abligen 3nft*,uie übergeben mürbe.

Aber fcf)on im folgenben 3 a^?re 3°Ö ATutter mieber mit ihren Söhnen nach Paris. Die Romatilif biefes £)in= unb f)erreifens unb namentlich ber Aufent=

halt in ben milbromantifchen ©egenben Kalabriens hinterliegen in ber Seele bes reichbegabten Knaben tiefe unb nachhaltige ©inbrüefe unb hatten einen bes beuteuben ©iuflug auf bie pfjantafte unb bas ©cmüt bes Kinbes.

Auf IPunfd) bes Paters* follte ber junge Pictor fich 311111 Atilitär ausbilben unb trieb beshaib einige

3 ahre lang bie uorbereitenben mathematifcheu Stubicn.

Daneben machte fich aber auch i e'ne poetifd)e Hatur unb feurige Phantafte in Perfen geltenb; fo entftanben fd)on \8f6 bie ©ebichte ,,Le R iehe et le P auv re“

unb „L a C anadienne“ . Das 3ahr l8P brachte eine IPenbung in bctit Cebensbcrufe Pictors. ©r be=

teiligte fich, fünfzehn 3 ahre flIt, an bem IDettbemerb um ben preis, ben bie AFabemie für bie Aehanbluiig bes ©hemas „L es avantages de l’etude“ aus=

gefchrieben hattc. Da er aber in fein biefe Aufgabe

(16)

behanbelnbes ©cbidjt eine Knfpielung auf feine faunt

5urücfgelegten fönfjeljn 3ahre einfliefen lief unb bie Preisrichter barin eine O ufdjung permuteten, fo ers hielt er ben P reis nicht fonbern nur eine Belobung.

3 n fein ©agebudf fchrieb ber Knabe bie ftolje Be=

m erfung: „Je veux être C hateaubriand ou rien “ .

3eft fah ber P ater ein, b af fein Sohn für ein auberes £ebens5iel beftimmt fei unb irilligte barein, b af er ben militärifchen mit bem Iiterarifdjen Berufe pertaufchte. B a f er recht getan habe, foil te fich balb jeigen. f8l9 frönte bie A cadém ie des Jeu x floraux in Couloufe feine beiben ©ben „L es V ierges de V erdun“ unb „Le R établissem ent de la statue de H enri IV .“ unb ernannte ihn 1820 jum „maiti-e ès jeu x floraux“.*) Kuch bie ©be „M oïse sur le N il“ mürbe preisgefrönt. 3m folgenben 3afyrc perlor er feine DTutter, ber er in ber ©be „A to i“ gebenft.

3n ben 3afyren 1822 — 24 peröffentlidjte f)ugo bie beiben erften Bänbe feiner „Odes et B allades“, bie

— in ber 50rm n0(i? ftafftfeh, aber in ber <£m=

pfinbungs= unb Kuffaffungsmeife fdjon romantifch — bureb ben Pollflang ber Perfe iiberrafchten unb burch ilge begeiferten Klänge für C hron u>1^ K ltar ein pielfad)es <£djo fanben, fobaf (£hateaubrianb ben jungen Dichter im „C onservateur“ als bas „enfant sublim e“ begrüßte unb ihn ben Koyaliften empfahl.

Unb in ber C at, Pictor tjugo glühte — unb barin jeigt fich S influf ber trefflichen Blutter — für feinen König unb hafte bie Hcpolution unb Hapoleon pon fjerjen. Diefe „Odes et B allades“ ermarben bem jungen Dichter mit einem DTale eine Stellung

*) Seit fünf Jahrfjunberten ftnbcrt alljährlich in Sioulonfe im ITtai Iyrifdje ÎDettftreite ftatt; bie preife beftetjen itt Blum en, Peildjen, Êilien, Œaufenbfdjônchen u. f. n>. aus (Solb unb Silber.

(17)

in ber Literatur. König Lubmig X V III. m arf ifym eine penfion non (OOO ^ranfen aus, bie i£?n in ben Stanb festen, Hbele ^ourf)ec als © attiu ijeimjufii^ren (1822). D as folgenbe 3 a^r brachte iijtn bie ^reube, biefe Pcnfton nerboppelt ju fefyen, 5uglei<h aber ben Sdjm erj, fein erftes Kinb burd? ben Cob 5U nerlieren.

Cine Hnfpielung barauf finben mir in bem ©ebichte:

„IDeil m ir bein noller Kel<h —

3 n ihrer Begeifterung fiir Cfjron unb H ltar nereinigte fid? bam als eine Knjafjl junger Dichter 3U bem „bataillon sacré“, ber „heiligen Schar", unb trat, angeregt bur<h bie neu erfdjloffene IDelt frember Literaturen, ber ftafftfdjen Heberlieferung ber fram jöfifd)en poefie immer feinblicber entgegen. lITan fab, mic arm bie pfeuboflafftfdje Literatur bes Kaifer»

reidjs, une pebantifeb unb lächerlich ib*e ©efetjgebung mar, m an ftreifte ben mytbologifdjen ^littertanb ab unb magte es einmal, bie farblofe Hmfcbreibung burd) ben malerifcben Husbrucf, bur<h bas eigentliche lü o ri

5U erfe^en, bie Dinge beim rechten Ham en 511 nennen.

H üt biefem „bataillon sacré“ 3ufammen grünbete Dictor fjugo als ibr (Drgart bie „M use française“

(2 Bbe. (825 u. (82^) unb fammelte mit C harles Hobier ein „cénacle“ non Dichtern unb Künftlern um ftdj, bie ben H adiflaffijism us befebbeten.

3ti5mifcben roar in ber politifdjen ©efinmmg bes Dichters eine IDanblung norgegangen. 21us bem glüijenben Xoyaliften mürbe nach bem Cobe ber lllutter ein Perebrer bes fjelben, nidjt bes {Tyrannen Hapoleon, ein Perehrer bes, gemaltigen Kriegers, beffen gan^e © röfe bes 3linSliltSs voreingenommener

©eift nicht erfaßt hüb«.

ffatten nun fdjon bie lohten Bücher ber „Odes et B allades“, bie feit (826 erfdiienen, ben Drang nach Befreiung non ben alten 5 effeIn ' H eigung,

(18)

eigene, neue IHegc 511 gehen, beutlidjer ge5eigt, als ben Perehrern bes hergebrachten lieb mar, fo brach er bocfy oollenbs m it ber alten, feit 3ab*:f?unberteu üblichen Schablone erft mit feinen beiben Homanen

„H an d'Islan d e“ ((825) unb „ B u g -Ja rg a l“ (1825), in benen bie Harftellung bes Schaurigen, Ungeheuer»

lieben unb Unfdjöneu febou beutlidj bie fpätere Planier bes Dichters erfennen lä£t, unb ro r allem mit feinem Auftreten als H ram atifer. (827 gab er feinen „CLrom*

mell" heraus, beffen Porrebe jum HTanifeft ber neuen Schule mürbe, ijier erflärt er bem Hlthergebradden, bem Unnatürlichen unb ©efprei5ten in leibenfdjaft«

liehen IPorten ben Krieg. E r nerlangt Hücffebr ju Seben unb H atur unb (Erweiterung ber enggefteeften

© retten. „Ulles Ijat Bürgerrecht in ber Poefie", ein ©runbfah, ben ja nicmanb mehr als Pictor ifugo felbft befolgte. leicht bas Schöne, fonbern bas ÎDirf»

liehe fei ©egenftanb ber Poefie; biefes IP irf liehe aber fei bas © rotesfe in Perbinbung mit bem Erhabenen.

„Dies htef Kultus bes Scheußlichen in ber HcfthetiP, ben K ultus bes Safters in ber UToral cm=

pfehlen. Hie Schule ift biefem ©runbfaße treu ge=

blieben; fie beit ben tugenbhaften Perbredjer erfunben unb bas Kaffinentent ihrer ßöllenphantafte bis 311m ÎHahnmih gefteigert." Her „Erom m ell" fonnte 5mar megen feiner Sänge unb aus technifd(eu ©rünben nicht sur Hufführung gelangen, bod( perhalf ber Hichter — nadhbem noch 1829 bas H ram a „M arion D elorm e“, bas non ber Cenfur perboten mürbe, unb ber Hom an „Le dernier jo u r d’un condam né“ er»

fd)ienen maren — in bemfelben 3 ahrc ntit „H ernani ou l’honneur castillan “ ber KomantiP jum enb»

gütigen Siege. Hie Klaffifer machten 3m ar noch eine oerjtüeifeltc Hnftrengung, bie Hufführung bes H ram as im „T héâtre français“ 5U perhinberu, unb

(19)

fd)icften bem Bönig B arl X . eine Petition in biefem Sinne ein; allein ber Bönig antmorfete, bajj er in fragen ber brantatiidjen Bunft feinen plat| nur im Cljeater fyabe. 3 m A'elnuar 1850 mürbe „Hernani“

jum erften llla lc unb in bemfclben 3 ahre noch neun*

unbnierjigmal gegeben. Bei ber erften Porftellung Farn es 511 Cätlidjfeiten, in meldjen bic Raufte ber Xomantifer fiegtert.

©in 3 ahr p01, ^e’'1 ©rfd)einen bes Dramas

„H ernani“ fyatte Dictor £)ugo eine neue Inrifdje Sammlung, „Les Orientales“, erfebetnen laffen, in ber ftdj fein gläii3enbcs ^ormtalent mit feinem ganjen nielfeitigen Xeicbtume offenbart.

1831 gab ber Dieter ben Homan „Notre-Dame de P a ris“ heraus unb betätigte mit bemfclben feine ZBeifterfchnft auch auf biefem ©ebiete. Die ©reue ber ¿eit= unb SoFalfarbe, bas abficbtliche ©emifd) non Sdjönem unb llnfchönem, t»on ©infachem unb Scltfamem, bie (Originalität ein3elner ©haraftere, bas bramatifche 3>itcreife bes ©artjen haben biefen Xoman 5U bem ffauptmert unter bes Didjtcrs profaifdieu Arbeiten gemacht.

Das folgenbe 3ahf5^i?>d war ein aufjerorbentlich fruchtbares. ©s erfebienen mährenb biefer ¿5eit

5 Dramen: „Triboulet ou le roi s’amuse“ , „Lucrece B orgia“ , „Maria Tudor“ , „A ngelo, tyran de Padoue“ unb „B uy B la s“ , beneit fid? 18^3 noch

„Les Burgraves“ anfcblof. Bann man bem Cyrifer ifugo einen richtigen Blicf in bas Seelenleben ber IlTenfchen unb eine gemiitnolle ©mpfänglidjfeit für alle ©ntpfinbungen unb Stimmungen bes f^erjens nicht abfprechen, fo erfdjeint er bagegeu als Dramatifer unnatürlich, übertrieben unb mibermärtig. lieber bem Streben, bie ^effeln ber flaffifäjcn Schule 511 fprengen unb an Stelle ber glatten, förmlichen unb altl}er=

(20)

gebrachten Poefie früherer ^eit eine inhaltreichere, mehr burd} bie ©ebanfeit unb ben Stoff als burd?

äußere Dor5Üge tntrfenbc Dichtung 511 fefen, perlet?te er nicht feiten bie einigen ©efet?e ber tCunft, ber Schönheit unb bes ©efchmacfs unb geriet ins Rohe, llebertriebene unb HbfchrccEenbe. 3 n&em er f°‘

genannten brei ©inheiien unb anbere toillfüriid^c Hegeln ber Hlafftfcr uernidjtete, ftürjte er fich in ben regeüofen ©egeufat?, rno ©reucl, Blutfdjulb, Un=

natur unb ©ntfet?en malten unb ftatt einer funft=

mäßigen Hnlage unb ©ntmicflung irgenb ein Deus ex machina bie Stöfuitg t^erbciführt. Den ITTangel einer tieferen inneren HMt fudjt er burd} bie RTalerei ber Hugenbinge, befonbers burch bie Hnmenbung uon Hontraften ju erfe^en. Das perfe£}rtefte unb inijg=

lungenfte unter allen feinen Dramen ftnb „Die Burg=

grafen". 3n kein* Dramatifer f?ugo ift ber £yrifer garnidjt mieber 3U erfennen, ber in „Les Feuilles d’automne“ , „Les Chants du Crepnscule“ , „Les Y oix interieures“ unb „Les Rayons et les Ombres“ , bie in bemfelbert 3 ahr3efy>d erfdjienen, balb fo unmber*

bar innige, jarte unb 5ärtlid)e, balb in unmiberftefp lidjer Begeiferung prachtuoll auftönenbe Hccorbe 51t einer flanguollen fjarmonie 3U pereinigen perftanb.

i)atte fidj Dictor Ejugo and) fdjon breimal per*

gebens um einen Sit? in ber Hfabemie bemorben, einem Dichter pon foldjer Dielfeitigfeit fotmten bie Pforten berfelbeu nicht perfd}Ioffen bleiben; {8^1 mürbe er als Hadjfolger pon Hepomucenc Semercier ge*

rpählt. <3mei 3ahre fpäter traf ihn einer ber härteften Schläge, bie ihm mährenb feines langen £ebens be=

fchieben maren. Hm 4. September \8 \5 perunglücfte bei einer IDafferfahrt feine erft neuujehujährige ©odbter mit ihrem por furjem augetrauteu ©atten. Dem Hnbenfen bes he'fe e^e^ en ttinbes finb in ben

(21)

mibmet, in benen ber liefe Sdjm erj bes P aters in rüfyrenber XPeife 5um Husbrucf fommt.

1845 mürbe ber Dichter ron bem Könige Louis- P h ilip p e 5um P a ir ron ^ranfreid) ernannt. Seitbem trat er auch a l5 jDolitifer auf, mobei er jeboch trenig

£orbeeren erntete. Die 5ebruar=HeroIution ron 18^8 ftachelte feinen politifchen £ h r9e'5 atll cr sollte nicht nur als P a ir fchmuttgreiche Kammerreben galten, fonbern tiefer unb unmittelbarer in bas £eben unb bie 3ntereffen bes Polfcs eingreifen. „ S tra r metamorphofierte er ftch noch nicijt fofort junt PoIfs=

mann reinften IPaffers; er fprach in ber Konftituante gegen bas Hecht auf Hrbeit, gegen bie Progreffim ftcuer unb gegen bie Hbfdjaffung bes <£rfafes ber Htilitärpflichtigen; erft in ber „(Scfefgebenben Der=

fam m lung" entfcbieb fid? fein Babifalism us, man m u f gefteljen, nach manchen IPanblungen; benn er'hatte fuccefftre bie Bourbons (f820), bie (Orleans (1850), Hapoleon I. (18^0) befungen; er m ar fpäter ron ben Kepublifanern 5U ben Bonapartiften unb ro n biefen rnieber 5U ber Kepublif übergegangen, trelcher er enblich treu blieb." 2tls £ubtrig Icapoleons 2Pieber=

ernennung 511m P ritt5 = Präfibenteu ¿ur Sprache fam , eiferte er aufs heftigfte bagegen, fobaf er nach &em Staatsftreicb rom 2. Dejember 1851, burch melden Hapoleon bie B la d f an ftch r’f/ flüchten m ufte.

i£r ging junächft nach Belgien, bann nach 3nfel

3erfey unb blieb fchüeflich auf ber 3niel ©uernfey, tro er ftch c'n fürftliches f)aus bauen lief. Dort harrte er ftanbhaft aus, eingebcnf bes Schtrures, b af cr ben Boben bes Paterlanbes nicht betreten trerbe, folange er burch bie ©egenmart Hapoleons rerum reinigt mürbe. IPeber bie Hmneftie rom 15. Huguft 1859, noch bei am 2?- 2tuguft 1868 erfolgte Cob

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feiner treuen © attin fonnte ben por Sdjm erj fyalb malpiftnnigen © reis jur Kücffefyr bemegen. B a bie UTutter gemünfcfyt fyatte, in franjöffdjer (Erbe neben ifjrer Cocfyter 5U ruljen, fo mürbe itjr £eidjnam pon ben beiben Söfynen bis sur ©renje geleitet.

Um fidj für bie Perbannung 5U rädjen, lief ber Dichter fdjon im folgenben 3 a^re ((852) bas mit aller Bitterfeit perfönlidjen © rolles gefdjriebene Pam phlet „N apoléon le P e tit“ unb bie leibcnfdjafb lieijen „C hâtim ents“ erfdjeinen. Bes B ieters 21r=

beitsfraft lief aud? im <£fil nidjt nadj: 1856 ers fdjtenen bie Iyrifdjen B ietungen „L es C ontem pla­

tions“, (Erinnerungen aus beni früheren £eben bes B ie te rs, f859 bie lyrifd) » epifcfye „L égende des Siècles“ , eine Sam m lung non perforierten Sagen unb pfyantaftifdjen Sdjilberungen auf gefdpd)tlid)er

©ruitblage, f865 bie bi3arren unb teilmeife gefdjmacf=

lofen „C hansons des rues et des bois“, f869 „Le C hrist au V atican “ , ferner bie Komane „L es M iserables“ (1862, 10 Bbe.), „L es T ravailleurs de la m er“ (1866, 5 Bbe.), „L ’H om m e qui rit“ (f869,

^ Bbe.) unb bie Ubfyanblung „W illiam Shakespeare"

((86^). P on ben Nomanen gilt basfelbe, m as oben non bes Bidjters Bramen gefagt mürbe. „3>t ben

„M iserables“, einem ausgeprägt focialiftifdjen No=

mane, m einer ben K am pf m it ber ©efeüfd)aft fdjilbcrn foll, liefen ftd? H adjt unb © raus, Haub unb BTorb, Kloafe unb B agno, ju n g er unb Pcrjmeiflung in müftem Burdjeinanber ab; in ben „T ravailleurs de la m er“, morin ber Bidjter einen unmöglichen U pparat mcdjanifdjer Kenntniffe por uns ausfram t, ift eine fjauptrolle bem polypen, einem furdjtbar = gräflidien Seeungetüm, 3ugeteilt. Pollenbs „ L ’H om m e qui r it“ ift ein milber £0115 ber monftröfeften Pfyantafi een, ein trüber S dfam nt pon Sdjeuflidjfeit unb IPolluft,

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in meldjem ftdi jmei Ungeheuer, ein phvftfches unb ein

m o r a lif d K S , mäljen, mährenb bisher bcr X)id}ter fid) in je einem Bom an mit einem £)auptmonftrum begnügt hatte."

Bad} ber Kataftropije non Seban fetjrte ber greife Dichter in bie i)cimat 5urücf, unb feine erfte fjanblung m ar, bajj er bie fiegreich uorrücïenben Deutfdjen in einem glühenben ZTtanifeft aufforberte, umjufehren unb ben ©ebanfen an eine Selagerung non P a ris aufjugeben. Diefes STanifeft überbietet an Scbmulft unb f^odjtönenben Phrafeu altes, mas nodj jemals rt^etorifdjes pattjos fyerrorgebractjt tjat.

Bei ben JSatjlen im ^ebruar f87f mürbe er r>om Seine = Departement in bie Bationaluerfam m lung ju Borbeauj gemätjlt, aus ber er im U lär5 bereits mieber ausfdjieb. 3n bemfelben U lonat, im lïïoptent bes Uusbrudjes ber Commune, ftarb plötzlich fein Sofyn C harles = Pictor am Scfylagfluffe. Der P ater brachte bie £eidje feines Sohnes nad) P a ris unb trat, nadp bem er noch fur^ 5unor bie Penböme» Säule in einer

5ornfprütjenben Dbe gegen bie Com m unarbs uerteibigt hatte, in einem an bie Uebaction ber „Indépendance . beige“ gerichteten Briefe für bie Commune ein.

1876 mürbe er 5um Senator für bas Seine=Departement gemählt. C r ftarb am 26. ZÏÏai 1885, nad)bent itjm faft feine ganje ^am ilie im Cobe uorangegangen m ar; ben Cob feiner U lufter, feiner © attin, feines erften Hinbes, feiner Codjter Seopolbine unb feines Sohnes © hartes = Pictor ha^en m it fdjon erm ähnt;

aujser ihnen fah er feinen P ater, feine Brüber Cugène unb Übet p837 u. \855) unb feinen 5mciten Sohn,

Î

rançois=Pictor, (1873) ins © rab ftnfen; nur feine bdjter Ubelc überlebte ihn, fie ftarb fpäter im 3rrenhaufe. 3 n »V ictor H ugo, raconté p ar un tém oin de sa v ie“ h<*t ihm feine eigene © attin ein Denfm al gefegt.

2*

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lead? feiner Rücffebr aus 6er Derbannung fdjrieb

6er Dichter noeb eine lange Reibe pon IPerfen: 1872

„L ’A nnée terrib le“, eine Sdplberung 6er Sd}re<fens=

ereigntffe 6es beutfdpfranjöfifcben Krieges, jugleid) ein erbittertes Pam phlet gegen 6ie Deutfcben, J875—7^

6en Rom an „ Q u a tre -v in g t-tre iz e “ (5 Dbe.), \87^

„M es fils“, (875 „A ctes et P aroles avant l’exil,

— 5t“, 1876 „A ctes et P aroles pendant l’exil,

\852 — 70“, 1877 „ L ’A rt d ’être g ra n d -p è re “, 1877— 78 „H istoire d ’un crim e“, 1878 „L e P ape“, 1879 „L a P itié suprêm e“, 1880 „R eligion et R e­

ligio ns“ un6 „ L ’A ne“ , 1881 „Les Q uatre V ents de l’esp rit“, 1882 6as D ram a „T orquem ada“ un6

1885 ben B anb ber „L égende des Siècles“ un6

„A rchipel de la M anche“ . 3 n biefen ID er fou fpäterer ^ eit ba^cn ftcfy Rebler feiner 3ugen6

übermäßig entmicîelt ,,<£r tr>ar orafelbaft meib fdjmeifig un6 fdjrüülftig gemorben, m ajjlos in ÏDorten un6 ©ebanfen: er beraufdfie fidj an feinen eigenen IDorten un6 an, 6er mit ifynen getriebenen Abgötterei.

Denn Dictor £)ugo lebte in einer felbft gefdjaffenen IDelt uon gigantiidjen Dorftellungen. Seine 6ict?terifdje pbantafie m ar fo üppig, fo übermenfdjlicb srofj, bag er 6ie ©egenftänbe gleidjfam burd) ein mächtiges Pergröferungsglas uttb burd) ein gefärbtes P rism a erblidte. ZHajjbalten mit ben Kunftmitteln ging über feine K räfte."

Had? feinem lEobe erfdpenen nod) 9 23änbe

„O euvres inédites: 1886 „T héâtre en lib erté“ unb

„L a F in de S atan “, 1887 „Choses vu es“, 1888

„T oute la ly re“ (2 236e.), 1889 „Am i R o b sart“

unb „Les Ju m eau x “ (l Hb.), I89O „E n V oyage.

A lpes et P yrénées“, 1891 „D ieu“ unb I892 „E n V oyage. F rance et B elgique“, bie fümtlidj mieber=

boit aufgelegt mürben.

(25)

Schon früh fyatte f}ugo auch ¿5eit gefunben, literarifche, gefdiicbtlicbc unb ïîctfecinbrücfe tuieber*

jugeben. So erfdpenen fdjon 183^ „O euvres de littératu re et de philosophie“ (2 235e.) uu5 „E tudes sur M irabeau“, 18^2 „Le R hin, L ettres à un am i“

(2 235e.), 1853 „O euvres oratoires (2 236e.), \868

„E n Z élande“.

23ei 6er 23eurteilung Pictor i)ugos m u f m an

6en Sram atifer un6 Romanfchriftfteller non 6em

£yrifer ftreng fchciben. Seine Sram en unb Romane fmb sur ©enüge charafterifiert morben. 2Ttôgen bie=

felben nod) fo abftoçenb tüirfen, m ag er in ifjnen noch fouie! geirrt unb gefehlt f^aben, m an barf ftdj baburd; in feinem Urteile über ben £yrifer £)ugo nidjt beeinfluffen laffen. KIs £yrifer fteijt er faft unerreicht ba. E r befifd eine ©etoalt über bie Sprache, eine ITleifterfdjaft bes Stils unb eine ©e^

toanbtheit im 2lusbrucf, bie einen eigenen Rei3 über feine Sichtungen ausgiejjeit. Seine £yrif ift „unuer«

gänglid; burd) bie ©emütstiefe, bie rceit umfaffenben

©ebanfen unb bie allen Stimmungen fid? anfdjmiegenbe, balb eherne, balb elfenhaft buftige Sprache".

Schon in feinen „O des“, in benen fidj Sprache unb Persm afj mit ben 3 a^rert rom Klaffijism us losringen, tritt bie «Eigenart bes Sicfjters ^eruor.

E r fchlägt bort jene fchönen unb prachtuollen Kfforbe an, tueldje alle £iebe jutrt Königtum, alle Pfyantafie feiner £yrif, allen Sdjmelj feiner Sprache enthalten, jene gemaltigen ©öne, bie feine Perehrung unb 23e=

geifterung für ben großen Krieger Uapoleon 5um U usbrud bringen. ¿Die jart, Feufd) unb rein fmb bie £ieber an bie ©eliebte, tuie riiljrenb bie ergreifenbe Klage bes unglücklichen 2Uäbchens non ©tafyaiti mit ihrem erfchütternben Schluffe, tuie farbenprächtig unb phantafteuoll bas Stimm ungsbilb ,,Sommerregen".

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„HUes fyat Siirgcrredjt in ber poefte"; bas fyat ber Siegler fo recgt in feinen ©ben gejeigt. politifcfje

©ebicgte, Siebeslieber, religiöfe Sieber, gefd)id)ilidje Stoffe, lanbfcfyaftlicfyc Sd)ilberungen, Stimmungsbilber, Pbantafieen roecbfeln m it einanbcr ab. Die ©ben bes fünften Buches geben uns feine J^erjenserlebniffe in igren rerfdjiebenen Stufen; bem Crennungsfdjmerj, bem ^tueifel, ber Beftgnation, ber Hoffnung, bem befeligeuben ©efügl ber ermiberten Siebe, bem 2luf=

jaudjjen eines banferfüllten unb bem ^rieben eines glücflicbett i)er5ens, allen biefen ©mpfinbungen leibt ber Siebter in harmonifd)er Sprache unb fanft bagim fliegenben Derfcn tiefgefühlte lüorte. IDof}l feiten bat ein Siebter feiner Siebe jur Kinbermelt einen fo rübrenben unb reisenben ilusbrucf gegeben als Dictor bjugo. ^ tu a r tritt er mit feinen Hinber»

liebern reebt eigentlieb erft &en „F euilles d ’autom ne“ auf, boeb fdjlägt er auch fcbon ' n ben

©ben jene ber5crclui£^ertb>cn O n e an, bie bie ganje i^erjensfreube bes gtücflid}en D aters jum Husbruc?

bringen.

Ser Stoff ber „B allades“ ift natürlich ein gan$

atiberer als ber ber ©ben. Ser Siebter be3eid}net fie als Sfijsen launennollen C garafters, ©emälbe, C räum e, Scenen, © rjäglungen, abergläubifd}e Se=

genben, polfstümlicbe Crabitionen, in benen er feiner Pb^ntafte freien Sauf lieg, mäbrenb er in bie ©ben mebr Don feiner Seele legte. „Sen Suftgeiftern räum t er mehrere ©ebid}te ein; unb er nerftebt es, biefe ©e»

fdjöpfe uns menfeblieb nabe 3U bringen. IDie rübreitb lägt er einen Sylphen feine HIage ertönen! Siefer, ein Kinb bes ©ages, bat fidj cerfpätet, ba ein glücf»

lieb Uebenbes P a a r in einem Huffe bie Spige feines

^lügels gefangen batte, unb fann jegt nicht mebr in ben Held} feiner Hofe fid} flüchten; er bittet bager

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bemütig um ©inlafj bei 6er Sdjlogfyerrin, 6a 6ie tTadjt i£?n pielen ©efahren ausfetjen fönnle; 6as 3rrIid)t ftreife am Sdfilfgeftabe um her, auf 6em IDaffer freisten ftdj bläuliche ^uutm en, ein Coter möchte ihn in 6ie © ruft ju feinen ©ebeiuen einfperren, „um ftd) feine fchmeigfame Süangemeile 511 pertreiben", 06er ein ¿auberer i™ bunFIen Ctirnte feinen fricblidfett

^tug mit 6em Schmunge 6er unheilFüttbenben ©locFe pereinigen. Aud] brauche fid? 6ie fjerrin feiner nid}t ju fd}ämett, 6enn er fei fo ijübfd}. Aber pergeblid}

ift fein riifyrenb flehen, uu6 fein Sdjmerj mad)t ftd}

in Cränett Cuft; — 6a plötdid} erflingt por 6em alten ©urme, faft unhörbar rnie ein gebeimnispoller Huf, eine Stim m e; follte es aud} ein (Seift getpefen fein? „B alb erfd)ien öie Dame auf ihrem gotifdjeu BalFon: man mcifj nicht, ob es 6er Sylphe mar,

6cm fte öffnete." So harm los un6 luftig 6iefer Stoff ift, fo ergreifenb un6 rein menfd}Iich ift 6er 3nfyaM

6er Ballabe „Die ©rofjniutter". Sobalb 6er Dichter

6en ©mpfinbungeu 6er Ainberfeele AusbrucF leiht, finbet fid} 6ie lieblicbfte, jum ^erjen gcfjenbe Sprache bei i^m ein, unb aud} in biefem ©ebidjte Fönnen mir nur mit Hührung 6ie beforgten fragen höre« unb

6ie machfenbe Angft 6er Ifinber fühlen, 6ie an 6em Bette ihrer jur lebten Huhe eingegangenen ©rofj=

mutter fitjen, aber bas ©raufen bes Cobes nur pon ferne ahnen unb fie fdflafettb mahnen; fte nehmen ihre Falten bjättbe, um fie 311 märmen, unb bitten fie, bod} aufjumadjen uttb ihnen Znärdjeu 311 e^ählen mie fonft. Allmählich aber ahnen fie öas SdjrecFIidje.

Unb mie ergreifenb frieblid} tönen bie Sd)Iu§Iaute:

,.Unb fpät am 2Ibettb fab ein IDaubrer burd? bte pforte, Die halb geöffnet m ar, tute am uertnaiften ©rte

<£tu tuetnenb Kinberpaar bie fjänbe betenb rang."

Den Sd}mer3 bes Dichters über ben tEob ber eigenen

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KTutter, ber jœei 3 a^?re fo rcer fid) ereignet fjatte, füfylen tnir hier nad)flingen."*)

ferner begegnen mir in ben Ballaben böfen ^eeen, bem fjeerbann ber finfteren Däm onen, i)epen unb Rauherer, bem Kiefen, beffen Klauen ben Kl) ein rnie einen Bad) burd)fd)ritten, bem Kitter, ber feinen Sebensjmecf in K am pf unb îDaffenflang unb in ber Betnunberung I)oIber grauen fiet)t, unb aitberen.

H)eld)e unglaubliche Dteifterfdiaft ber Did)ter in ber Derfification befi^t, möge bie erfte Strophe ber Bailabe „Le P as d ’arm es du roi J e a n “ 5eigen, bie folgenbermafen lautet:

Çà, qu’on selle, Ecuyer,

M on fidèle D estrier.

M on coeur ploie Sous la joie, Q uand je broie L ’étrier.

D as ©ebid)t 5âi)lt nid)t tueniger aïs 32 foldier Strophen.

Die fd)önften Blüten ber glütjenben, fd)ranfen=

lof en Phantafte bes Did)ters finb feine „O rientales“.

i}ier tönen œeber poIitifd)c £eibenfd)aften nod) £iebes=

luft unb £icbesleib uneber, bie Subjeîtiuitât bes Did)ters tritt gan55urücf; bie © bjeftiuität allein um=

hüllt ben £efer mit il)rem R äuber unb mârd)enl)aften Duft, f}ier ift alles Kt)ytl)tmis, £id)t unb ^arben=

* ) 2i . K u m m e r , D i c t o r E ) u9° ’ s r y r t f c f j c (8e b i d ) t e , f f a m e l n )8 8 3, S d j u l p r o g r a m m . — P i e i n b e r c i t i e r t e n S t e l l e i m © r i g i n a l e a n g e f ü h r t e n D e r f e î c . f t n b I p e t i n U e b e r f e t j u n g m i e b e r g e g e b e n .

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pradjt, „ein Rïeer non ©olb, Rubinen uni» buftigen XDohlgerücben". „Rîofcheen unb iîthtarets, Syfomoren unb palm en, bie Pracht unb © raufam feit ber Sub tane unb bie bunfien Kugen i£?rer ^anoritinnen, Pafdjas unb Derwifche, RTagier unb 3 marts/

Djinns in tollem ^luge unb bie E ânje ber Baja»

beren, Kleplften unb ©riedjinnett ftnb es, bie uns in jene ^auberlänber perfetjen." E s beburfte einer ge»

waltigen 2Ttadjt bes Ealentes, jagt © .p la n c h e in

„Les R oyautés littéraires“, um bie träge Kufmerf*

famfeit ber fraujöftjcben tiefer 511 fcffeln, wenn mau in biefe Dichtungen alle (Elemente, aujjer bem menfch=

liefen Element, legte. E s beburfte perpielfältigter Hilfsmittel, unerwarteter ©eheimniffe, um mährenb biefer Reihe pon ©ebichten bie Kbwefenheit bes Herjens unb ber Reflexion ju perheimlichen. 2Itt bie Stelle ber Poefie trat bie Ktalerei unb bie ITCuftf, ober pielmehr, aus IRalerei unb RTuftf entftanb eine neue Poefte, ohne Eräncn unb ohne Eräum e, aber füfj unb forglos, poll harm onifef?em ©emurmel unb malerifchen Ztnfichteir aus ber ^erne : in ber Erunfen*

heit ber Sinne pergaf m an 3U benfen. Ruch in biefeu Dichtungen m u f m an bie DTeifterfcijaft bes Stiles, bie unerreichbare ©ewanbtheit im Rusbrucf unb bie faum beitfbare Kunft ber Derfififation be»

tpunbern."

RUen £ieberfammlungen Dicfor Hu905 fonm werben feine „F euilles d’autom ne“ gcftellt. 3 n ihnen wenbet fich ber Dichter pon ber fDelt ab unb hält Einfehr in feinem eignen 3»nern. Die gan3e Seele bes Dichters fpiegelt fich in liefen Dichtungen ab, feine Klagen, feine Scufser unb ©ebete ftnb rüljrenb unb ergreifenb. Der Rünftler bleibt in biefen Siebern berfelbe, ber er früher w ar, aber einen neuen Reij erhalten fte baburch, b af ber Ktenfch in ihnen

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5um Porfcfyein fontmt. Seine (ßebanfen tniegen fidj auf 6en (Erinnerungen an uergangene Cage. (£r gebenft jener, bie geftorbeu finb; er geben?! feiner 3uaenbliebe unb ^ugenbluft, feines alten P aters, ben er nid)t inieberfefjen foll, unb roirft einen trauernben 23Iicf auf feine 3uScnb5eit:

„ID as hab’ 'd> eud; getan, eud;, meinen jungen 3 ahr en, Dag eure fdjnellc flucht fo balb icf; follt’ erfahren,

Seraufdjt pon füget« ID abn?

2td;! bag itjr rpieberfebrt gieid; tpunberpolleit Sdjemen Unb bod; mid; nidjt mehr Fönnt auf eure Sdjtpingen neunten,

ID as hab’ tdj eud; getan?"

Pie reijenbften unb rüfyrenbften üöne finbet ber Pidjter, tuenn er ber Kinber gebenft, ber blonblocfigen fjäupter mit ben rofigen (Sefidjtern unb ben frofy unb

3uuerfid)tlidj in bie fi)elt fdfauenben blauen Hugen.

©b meine C ü r ber Sertj mit frifd;em (grün mag fdjmürfen,

©b m ir 3ur lDinters3eit bid;t an bas (Jeuer rüden, D as im Kam ine fprütjt,

Sobalb bas K inb erfdjeint, o tpeld;e £ufi, tpeld; £eben!

ITtan ladjt, man jauchst, man ruft’s, ittbcs it;r K inb mit Seben Die UTutter laufen fieijt.

Denn beine fjäitbdjen ftnb fo fcfjulblos nod;; bie blauen Unb bellen Keugeleiu finb gar 311 füg 3U fd;auen,

So fdjön, fo lieb, fo rein;

Dein £jer3 ift ohne ^et}I, bein £eben fonber JTtängel, Du blonbgelocftes Kinb, bu fdjötter, tjolber (Engel

3 m golbnen (glorienfd;ein!

(Es ift fo fd;ön, bas K in b ; beftänbig fdjeint 311 fragen Sein argios=tjeitrer S ü d ; fein £aut null alles fagen;

Sd;nelt flieht ein Cränengng;

Dertpunberung unb £uft auf feinem K ntlig fcbtueben;

(Es bietet überall fein junges Ejer3 bem £cben Unb feinen Utunb bem K u g!

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„D as m ar sugleid? D éranger mit feiner ©im fadjfyeit unb Lamartine mit feinem Sdjmelj, bas m ar non biefen beibcn l}eroen ber lyrifdjen RTufe bas Befte unb bas unübertroffene Befte. Die ^amilie, bie er felbft fo innig liebt, bie liebenbe ^ rau unb bie ladjenben Rinber umhüllt er mit einem £)eiligenfcfyeine unb meiht mit finblidjem fersen bem Schönften unb Uufdjulbigften bief er IDelt einen R ultus ber Religion;

feitt unermeßliches Calent mebt ihnen buftige ^een=

fdjleier unb baut ihnen noch einmal bie golbenen

©empel ber Rinbheit auf m it ibren ^een unb BTärdjen, Schmetterlingen, Spielen unb ©räumen — baut ihnen alle biefe fallen ber Kinbljeit auf unb fühlt felbft eine ©räne pon feinen Rügen hei'abrolIen, meil er m it Schmerlen bie fchönen Rinberjahre uerloren fiehtl"*) Doch neben bett jarteften Rinberliebern finben mir in ben „F euilles d ’autom ne“ auch ©e=

bidjte einer gan5 neuen R rt, unfruchtbare ©rübeleien, bie bie unlösbarften Problem e aufftellcn, fragen nach bem gm ed ber IDeltorbnung, nach bem Einfang unb

©nbe aller Dinge unb bergleidjen.

Diefes ©rübelit tritt in ben folgenbett brei Samm«

Jungen, „Les C hants du C répuscule“, „Les V oix in térieu res“, „Les R ayons et les O m bres“, noch mehr h«ü°c. Dod) fielet m an non ben ©ebichteu, in benen fich unflare unb perroorrene ©rübeleien unb ein nidjts ergrünbcnbes ^m eifelu unb 5ra9ert machen, ab, fo finb auch bie „Dämmerungsliebcr", bie „3uneren Stimmen" unb bie „Strahlen unb Sdjatten" Dichtungen p o u bcmunbernsmertem Sdpne!;

ber Sprache unb non tiefer Poefie. 3 n ihnen ru^

eine ganj eigentümliche Bîelandjolie, eine lyrifdje

*) (Ebuarb Sdjmibt s ÎPeigenfels, ^ranîretd;s tnoberne

£itteratur, Berlin \856.

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Cmpfinbung, tr>ie man fie bei einem Dichter, ber in feinen Dramen unb Komanen eine ganj um getjeuerlidje Phantafie geseigt unb felbft ber lidjfeit einen piafs angewiefen fyatte, faum ner=

muten follte.

H äher foll auf biefe Dichtungen nicht eingegangen tuerben. Cine ausführlichere 23efprechung mögen noch bie „C ontem plations“ finben. Der Dichter nennt fie „M ém oires d ’une âm e, fortlaufenbe Sefenntniffe einer Seele, bie nach unb nadj 3u9cn&/ Siebe, 3Uufionen, Kam pf, Derjœeiflung hinter ftch gelaffen unb nun entfett am Hanbe bes Hnenblichcn fteht."

îD ir finben ba sunädjft (Erinnerungen aus bem Schub leben bes Dichters, mafjjlofe îDutausbrüche gegen feine früheren Seiner unb gegen ben h^rjlofen Form alism us unb bie unglaublich nerfchrten «Einrichtungen, bie in ben fran5öfifchen Collèges ein gemütliches Derftänbnis

5tr>ifchen Schülern unb Sehrern uerhinbern. (Ein trauriges Crgänjungsbilb basu ift bas ©ebidjt „Le M aître d ’E tu d es“, ber Hilfslehrer. Doll Hlitleib erfüllt ruft ber Dichter aus: „Q uält ihn nicht, er leibet! Kein Strahl hat ihm ie geleuchtet, er ift auf eœig ber (Sefangene bes ^udjihaufcs: fran5öftfche Schule! C r ift ber bemütige, frierenbe, hun9ernbe Sflane." — Heben biefen Crinnerungen aus bem Schulleben enthalten bie „C ontem plations“ rei5enbe Sieber ber Siebe unb bes Haturgenuffes, Sefenntniffe aus bem Seelenleben bes jugenblid)en Dichters, Schilberungen aus ben erften literarifchen Kämpfen ber romautifcben Schule, Sieber uoll fprubelnber Sebensluft. Daneben macht ficfj leiber audj bie Heigung bemerfbar, mit felbftquälerifcher Phantafie ftch in bie Hacbtfeiten ber ©efellfchaft einsumühlen.

Dicfe Ausführungen mögen für bie Charafteriftif ber Syrif bes Dichters genügen. „IDie alle Ke=

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formatoren überfdjreitet audj er bie ©renje bes äftbetifcb Xïïôglicben; er beraufdit ftcb gern an feinen eigenen Derfen unb fdjiüelgt Ijm unb œieber in ge=

fud)ten 2tntitbefen unb langatmigen metapbyftfcben

2veflejionen. 3m können une im 3m ’" finb foldje ba^nbreebenben ©eifter gleidj çsrog. ItTag aber aus ben ftebsebn Sänben Cyrif unb <£pif ber Strom ber

§ eit norfj fouiel fpurlos i^intoc^fpülcn, immerbin ift bie ZTtenge bes Unuergänglicben in i)ugos lüerfen fo grog, bag er als erfter Styrifer ^ranfreiebs an=

erfannt tuerben mug.'' Q ofepb Sarrasin.)

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,,© eim erften UTorgengraun ift Fühler noch bie ^ lu t;

Kom m t, Schmeftern, mährenb noch babeim ber Schnitter ruljt;

P a s Ufer liegt in tiefem Schmcigen;

Hoch bringt aus UTempijis faum ein Hturmeln ber jum H il;

P a s ^rührot ftefjt uns nur, menn mir 511 feufchem Spiel

3n biefe füllen fluten fteigen.

j n meines P aters Schlof Kunftmerf bei Kunftmerf glän5t;

Poch mich erfreut ber ,£lufj, uon Blumen rings umfränjt, tDeit mehr als ©olb= unb Porphyrbecfen;

Blich labt nur ber (Sefang, ber rings erfüllt bie £uft;

Pes Zephyrs paueb entjüd’t midi meljr als IDeibraudibuft, Per auffteigt 5U ber Säle Pecfen.

Kommt! ruhig ift bie ^flut unb rein bes Rimmels B lau !

£ a ft flattern im ©ebüfdj, noch gli^ernb uon bem C au, P er blauen (Sürtel leidjte galten!

2Tebmt m ir bas Piabem , nehmt m ir bie Schleier ab!

bjeut mill ich fröhlich fein! fommt, fteigen mir hinab Schnell in bie fluten, in bie falten!

Schnell! — boch mas feh’ ich bort im grauen Hebelraud) Um fernen bjorijont? — Schaut h™/ feM ihr es auch? —

5urd)tfame UTäbcben, haltet ^rieben!

€ in alter Palmbaum ift’s, ber, aus bem IDüftenfanb

P om Strome fortgefebmemmt 511m fernen UTeeresftranb, Bcfuchen mill bie Pyram iben.

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IP as fage id; ? — Cctufdjt 6cnn 6er Hebel mein ©efidjt?

Kom m t 3 fts’ 2Ttufd;eIboot, 6es ferm es Hadjen nid;t Dort auf 6en fluten tjcrgejogen?

Dod; nein! cs ift ein Kafyn! D arin liegt nadt un6 blojj (£in fleines K in6; mie m an rul;t in 6er DTutter Sd)of,

So ruf;t es in 6em S d;of 6er IDogen!

<£s fcblummert! IDcnn cs fo 6cit Strom hinunterjict^t.

Dann mill es fd;einen, als ob m an 6as K itt6Iein fielet

3n einem Caubennefte liegen.

3 n feinem fleinen Bett treibt es 6er lü in6 ftromab;

Die fluten fdjaufcln es, es fdjläft; in feinem (Srab Scheint cs 6er K bgrun6 fanft 511 miegen.

3e^t mad;t es auf! es meint! ® fommt, ifyr BTäg6eIein!

K ann eine Htutter 6enn mirflid; fo graufam fein, 3fyt K in6 6en IDellen prcisjugeben?

<£s ftredt 6ie Kermdjen aus — 6ie ^lut fpri^t t?od? empor;

Kd;! eine IDiege nur aus 6ünnem, fd;mad;em Hol;r Sd;ü<5t t>or 6cm C06 fein junges £eben.

(Es ift ein 3u^cnf'n^ oicllcidjt — id; rett’ es, m art’!

BTein P ater ächtet fie; mein P ater ift 6od; t;art,

Die Knfd;uI6 fo 6em t£o6 511 meinen!

D as arme K in6! IPie ift mein i}erj uon 21titlei6 uoll!

D anft cs aud; 6ie ©eburt m ir nid;t, 6as £cben foll

<£s m ir 6od; 6anfen un6 © ebenen." —

Klfo fprad; 3 p ^ s kort, kcs irtädjt’gen Königs Kin6,

KIs an 6es Ufers K an6 5um B a6e fie gcfd;min6

©efommen mar mit ifyren grauen.

Sie alle glaubten, als iijr golbner Sdjleier fanf’, H116 fie uor ifynen ftan6 fo anm utroll 11116 fcfylatif,

Des Strom gotts Cod;ter felbft 511 fd;aucn.

(39)

3h* jarter berührt btc fluten febon — fie bebt;

HUein bas Hnäblein meint, ba mirb iijr ^uj? belebt, Unb fie befielt ifyr fcheues Sangen,

je ^ t l?at fie es erreicht! Da glänjt junt erften HTal 2tuf ihrer fdjönen Stirn bes reinen S tores Strahl

Unb mifebt fid) in bas Kot ber IDangen.

Die IDaffer teilt fie jeijt, fie fnieft bas febmaufe Hohr, Unb langfam febreitenb fteigt fie aus ber ^lut empor

Unb legt bas Hinb am Stranbe nieber;

Drftaunt blieft es umher; bic 3ungfrau’n ftnb cntjücft, Unb eine jebc nabt, unb fdjeue Hüffe brüeft

H uf feine Stirn ftc imm er mieber. —

K om m nur bie bu ron fern m it bangem Slid?

Dem Sohne folgteft; <Sott bemachte fein <Sef chicf.

K om m nur, m an mirb bich nicht erfennen.

tDenn bu ibn b^rjt unb fü f t unb mcinft uor £uft unb Schme^, Hein, es »errät bidj nicht; noeb füllte fte ihr

3n HTutterliebe triebt entbrennen. —

Unb als bie 3 un8frau nun m it ftoljem Scbritt gefduoinb,

<3ur b^ben Hönigsburg nabtn m it bas jarte Hinb, Senebt uon feiner Htutter 3 ä b ren/

Da hörte m an ringsum ber Dngel b«bren Sang, Der leis 511 ber Hlufif ber ffim m elsbarfen flang,

Unb cs ertönte in ben Sphären:

„® 3afob, feufje nicht mebr über bein <£pil!

£a^ beinc Dränen nidjt mebr fließen in ben H il!

S alb mirft bu an ben 3or^an 5icl?cn.

Der Dag toirb enblidj nab’n, mo ber Hcgypter £anb IDirb beinc Stäm m e febn, trob ^einb unb lüogenbranb,

3n bie »erbeif’nen Huen fliehen.

3*

(40)

Der fd}mad}e ‘Knabe, ben m an ausgefeft im H il, (Er tft es, ben ber Serr erfor 5U feinem ¿5iel,

Den unberührt bie fluten liefen.

3 f r Stoßen, bie ifr (Sott perfennet, beugt eud} fcfnell!

U us einer tDiege mirb bas f^eil für 3srael, D as fjeil ber gan5cn XDelt cntfpriefcnl"

i F

„i£>o millft bu fliefn non fier? So foll aus biefem £anbe D as unbeftänb’ge Scfiff bid} m ir entführen? bid}? — 3 cf förte biefe Had}t, mie fingenb auf bem Stranbe Die Scfiffer frof gclöft pon ifrem ^ elt bie Banbe,

Unb ad}! id} meinte bitterlid}!

Derlaffen unfer £anb? Sag’ an, ift in bem beinen Der ffimmel feföner benn? (Siebt bort es Scfmerjen nid)t?

Unb merben, menn bu ftirbft, bie Deinen bid) bemcinen, Kn beinern (Srabe fid} um bie Platane einen,

Don ber m an nieft bie Blüten brieft?

(Scbenfft bu nod} bes C ag s, mo günft’ger IDinbe XDefcn Did} 5U uns fergefüfrt an biefen ftillcn © rt?

Du riefeft mid) pon fern, mit bir jum IDalb ju gefen;

3d} fa b ’ bid} nie supor auf unfrem Stranb gefefen, Unb bennod} fam id} auf bein IDort.

© , bam als mar id} fd}ön! H un beugten mid} barnieber Die Crimen. Bleibe fier! © 5 remMin3/ fcfctbe nie!

K om m , plaubern mollen mir pon beiner UTutter mieber!

IDic förte id} fo gern, ad}, beiner peim at £ieber Unb bein (Scbet! U>ie lieb’ id} fie!

(41)

Du meiner Cage ©lücf, bir mill id) angeboren!

ffab’ id) bid) je betrübt? Dcrlag nid)t biefen Stranb!

© ut mill id) fein unb fanft; fein £eib foll bid) mehr ftören;

B us meinem Htunbe fcllft bu ftets ben Ham en gören, Den m an bir giebt in beinern £anb!

2lls treue Sflauin mill id) immer bid) peregren,

ürifft manchmal nur bein Blicf mein trunfnes 2lugenpaar.

3 a , meine Schönheit mirb, bleibft bu m ir, mieberfegren.

Dod) licbft bu mid) nid?t mcgr, id) m uf bid? mogl entbehren;

Dod) id), id) lieb’ bid) immerbar.

2td)l fort millft bu pon I^icr! — 3 a/ 11,0 ¿>u geboren, ffarrt eine 3 ungfrctu mogl, baf balb bu fegrft juriicf.

Himm menigftens mid) mit, bift bu mir aud) Perloren;

3d j mill ftc lieben, ßerr, bie HTaib, bie bu erforen, ibcnn igre £iebe ift bein (Slücf.

Den alten (Eltern fern, bie järtlid) auf mid) fegen, Dem IDalbc fern, mo bu fo oft gemeilt m it m ir,

Den Blum en, Palm en fern, — mie balb merb’ id) pergegen!

pier ftürbe einfam id;; fo lag mid) mit bir gelten!

Dann fterb’ id) menigftens bei bir.

IDenn bie B ananen bid) bcgrügten, raufcgenb leife, IDenn bu mid? je geliebt, o ftog’ mid) nidjt pon bir!

Begieb bid) ot)nc mid) nid)t auf bie meite Beife, B us ^urd)t, es folge bir bann in bcr IDoIfen IDeife

Dod) meine Seele nad) pon g ie r!" --- Hnb als bas flücgt’ge Scgiff, fobalb ber Dcorgen tagte, Dem Blicf entfcgmanb, ba fanb m an i£)re pütte leer;

3 m UDalb, am Stranbe m an Pergebens nad) il)r fragte; — Dod) m ar bie füge 2TTaib, bie, ad), fo rügrcnb flagte,

Hid)t bei bem ^rembling auf bem Hteer.

(42)

„ J d j baffe eud}! XDas ich, fo jung noch, m ag begehren, (Erfüllt ihr, ©ötter, jcöerjctt I

3h l?affc eucfy! ijört auf, m ir meljr noch 511 befheeren!

U )as tat ich, baf ihr, mich 511 fegnen, ftets bereit?

Don Spaniens fcfyönem Stranb bis 5U £eanbers Sunbe

<3iehn meine Sdjiffe burdj Sie ^ lu t;

2Tiein ftoljesSdjIof uerfhlm gt, gleid) einem gier’gen Sd^Iunbe, ID as aus ben Stabten fommt, aus ferner £anber © lut.

Huf einem toeidjeit Pfühl, ben golbne ,füfc jieren,

B uh’ idj, inbes bie £eier Hingt;

Unb meine beife Stirn umfächeln m it ¿ep£jYren

3ungfrauen, bie mein Schiff r>om fernen 3nbus bringt.

ID as meine fjanb rerfhm äht, bas ift bei meinen Utahlen (Ein Sd)m aus für ber Schmarotzer £)eer;

Selbft ^ifdje, bie genährt mit Utenfchenblut, in Schalen H us ©olb bereitet — adj! fie reijen mich nidjt mehr.

U m üiber, auf ben bföbn, erfüllt non beiten £ar>en, Bcfifz’ idj © arten tuunberbar;

Unb meine £änberei’n, bebccft mit meinen SHaucn, (Ermüben meinen BlicE unb meiner Hoffe Schar.

B on tneif em U tannor ftra£?It mein Sdjlof, unb meine Bäber Beftebn aus glifernbem Porphyr;

Durch ©lientenbeer roll’n meines IDagens Bäber, Die © rofen fürchten mich un^ ^ d far lächelt mir.

D as ^orum langmeilt mich, kic Strafen, bie Hrcnen.

Stets frage idj: ID as tu’ ich »ur?

<?>um tüirb jeben C ag ein SHaue ben UTuränen, Huch biefes Spiel bat faum no h eines Beizes Spur.

(43)

Die grauen Xlfiens, bie ^vau’n (Europas regen P lein f^erj faum an 511 fdjnell’rem Sd}Iag;

2tus golbnetn tCelcij gäfynt m ir ber Hebcrbrujj entgegen, Xtnb bod} beneibet mid} ber Prm e jeben C ag!

ID arum pcrfolgt ifyr fo mit eurer <ßunft micb im m er?

<3ief?t enblidi eure f)anb jurücf!

leeijmt meiner 3ugenb uicfyt ben lebten i^offnungsfeijimmer!

Hefjmt alles mieber l}in, ad}! für ein menig © lücfl" — 3 m Cempel fyingeftreeft auf mcidjen Pfüfyles ©runbe, Sprad} fo roll Ueberbruf Eelfus mit federn XTfunbe, 3nbes ein PTartvrer mit einem Segensmort

Starb freubig am P lta r für feinen f^eüanb bort.

jü P

(©eefyrt mirb, mer ben P reis im Streiten

3n ber Xlrcna fidj errang;

Sein Harne tro^t ben flüdjt’gen feiten, Die Pölfer preifeit iljtt nodi lang’

Don jener Ifüfte, mo im Eife Der raufye XPinter rufjt, ber greife, 3 n tiefem Schlafe, ungeftört,

P is bafyin, mo m an bei bem ©Iüfyen Des ^jrübrots, bet ber XPogen Sprühen Die Sonnenroffe miefyern fyört.

D as ^eft © lym pias! Sflauen,

2tu f! minbet Corbeer unb Pfantfy!

Den ©ottlofen mög’ ^ eu s beftrafen.

Die alte Kühnheit, bie gefcfylafen,

Sd)ür’ in bes liriegers P rüft ben P ranb!

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