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Thorner Presse 1903, Jg. XXI, Nr. 6 + Beilage

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Academic year: 2021

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Bezugspreis:

kNr T h o r , , Stadt und Vorstüdte: frei ms ^ 5 Mk.. monatlich 75 Ps..

' i,, der Geschäfts, „nd den Ausgabestellen merIcl,ahrI>chI80Mk.. monatlich 6V Ps;

für a n S w ä r t S : bei alle» Kaiser«. Postanstalte» vier,ehahrlich 2.00 Mk. ohne Bestellgeld.

^ Ausgabe:

täglich abends mit Ausnahme der So,,»- n»d Festtage.

Schriflltilung und SeMtsflelte:

Katharinenstrajze 1.

Ferusprech-Anschlus; Nr. 5-.

Anzeigenpreis:

die Petitspaltzeile oder deren Raum 15 Ps., siir lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen 10 Ps. — Anzeigen werden angenommen in der Geschäftsstelle Thor», Katharinen- straße 1, den Bermittelnngsstellen „Jllvalidendank", Berlin, Haasenstein n. Vogler, Berlin nnd Königsberg, sowie von allen anderen Anzeigen-BermittelungSstellen deS I n - und AnSlandeS.

Annahme der Anzeigen fär die nächste Ausgabe der Zeitung bis 2 Uhr nachmittags.

6

Donnerstag den 8. Januar 1903.

Die „große liberale Partei".

Die im nächsten Sommer stattfindenden Reichstagswahle» werfen ihre Schatten vo r­

aus. Die Parteien rühren die Werbe­

trommel. Nachdem die Sozialdemokraten m it ihrem W ahlaufrufe auf dem Plane er­

schienen sind, rüsten sich die Freisinnigen, nm fü r ihre Idee» Propaganda zn machen. Die stille Grütze, in der ihre führenden Paladine bei einander thronen, beginnt ihnen unheim­

lich zn werden, nnd es geht ein Sehnen durch ihre B rust nach einem Anschluß an gleichgeartete Seelen. Wo aber sollen diese gesucht nnd gefunden werde»? D arauf hat der der freisinnigen Vereinigung nahestehende Professor v. L is z t die A n tw o rt gesunden m it seinem wieder anfgewärmten Gedanken von der „großen liberalen P a rte i*. E r w ill

«in Zusammengehen aller Liberalen m it ihre» „geborenen Bundesgenossen", den So- zialdeinokroten, z,„» Kampse nach rechts, wo die schlimmste» Feinde des deutschen Volkes feien.

Eine Aussicht auf Verwirklichung hat der Gedanke nicht. D er Abgeordnete Richter von der freisinnigen Vvlkspartei bedankt sich bereits fü r die seiner P arte, zngemnthete Rolle eines Schildhalters der freisinnigen Vereinigung und nennt die ganze Sache ein

„P h a n to m ". Also nicht einmal bei den nächsten Verwandten findet der Gelanke Z u ­ stimmung. Auch die N ationalliberalen wollen nichts von dem W ahlbündniß wissen. Schließ­

lich hat H e rr v. L is z t »och von der Sozial- demokraiie einen Korb bekommen; klipp und klar schreibt der „V o rw ä rts ", daß die S ozial­

demokraten „an nichts weniger denken, als an eine Verwässernng der unüberbrückbaren Gegensätze zwischen dem kapitalistischen System und den Interessen der A rbeiter und der K u ltu r." Die große liberale P a rte i ist also ein todtgeboreues Kind.

Die Z eit ist vorbei, wo man m it liberale»

Redensarten anf die breiten Masse» erfolg­

reich wirkte. M i t den Junkern kann man Wohl den B e rlin e r Bezirksvereins-Biirger gruselig machen, wen» er hinter seiner Weiße» sitzt und kannegießert, aber nicht ver­

ständige M änner, die längst erkannten, daß ebenso wie im Kriege die feindliche Kugel keine» Unterschied macht zwischen dem Hans.

diener nnd dem Grafensohn, so auch im

Frieden die schaffende» Stände gemeinsam Leid nnd Freude tragen. I n der Gegenwart stehen nationale, wirlhschaftspolitische nnd soziale Fragen im Vordergründe. Davon aber wollen die Linksliberalen nichts wissen.

Sie sind blind gegen die Offenbarungen des nationalen W illens, sie zetern gegen die K o lo nialp olitik und huldigen nach wie vor einem verschwommenen, verweichlichenden W eltbürgerthnm , statt die nationale» Triebe zn Pflege» und zn fördern. Das Verlangen nach einer der nationalen A rb e it in S ta d t nnd Land günstigeren Ordnung der Handels- bezrehnngeu deS Reiches erklären sie fü r gleichbedeutend m it der Parole „Zollkrieg oder nicht!" F ü r die Harmonie der Interessen aller produzirende» Stände haben die Links­

liberalen kein Verständniß» nnd darum können sie auch nicht w ahrhaft sozial sein.

Nicht die rechtsstehenden Parteien sind die Feinde des deutschen Volkes, sondern die Gefahr liegt in der Sozialdemokratie, die der bestehenden Ordnung in S ta a t »nd Kirche de» Krieg erklärt hat. Die großen G itte r des V a te rla n d e s , der Gesellschaft und der K u ltu r — das sind die Einsähe, um die es sich bei den W ahlen hüben und drüben handelt. Wenn die Linksliberalen dies nicht einsehen, so beweist das, daß sie nichts ge­

lernt und nichts vergessen haben. Jedenfalls werden sie m it der G ründung einer großen liberalen P a rte i kein Glück haben. Sie werden sich schon daran gewöhnen müssen, allein zu bleiben, bis sie an ihren beide» un­

heilbaren Krankheiten, der Unduldsamkeit und dem verbohrten D oktrinarism us, zugrunde gegangen sein werden.

Aus den neuen Reichsetats.

Die „N ordd. A llg . Z tg ." veröffentlicht am Dienstag noch AnSzüge anS dem Post­

etat und dem E ta t des NeichsamtS des In n e rn , sowie M ittheilungen aus den Denk­

schriften, welche dem E ta t des NeichsamtS des In n e rn beigegeben sind über die deutsche Südpolarexpedition, über die Betheiligung des deutschen Reiches an der Weltansstellnng in S t. Louis nnd über die Tuberknloseforschnug.

D er E t a t d e r R e i c h s p o s t - u n d T e l e g r a p h e n V e r w a l t u n g fü r 1903 veranschlagt die Einnahmen nm 15,6 M ill.

höher als der lausende E tat. Aus dem E tat

ist ferner m itzutheilen, daß das Postamt in Tsingta» in ein Postamt 1. Klasse, die Post­

anstalt in Swakopmnnd in ein Postamt 2.

Klasse umgewandelt werden sollen. I m Be­

reich der Telegraph',« sind 300000 M k. znr Einführung des Jnduktions-Weck-Betriebes vorgesehen. F ü r die Ausgestaltung des Telephondienstes auf dem flachen Lande w ird 1 M illio n M k. gefordert. A ls einmalige Ausgabe des außerordentlichen E ta ts werde»

22095000 M k. fü r Fernsprechzwecke verlangt.

Diese Ausgabe soll aus Anleihen bestritten werden. Die Erläuterungen sagen dazu:

„D ie außerordentliche Steigerung in der E n t­

wickelung deS Fernsprechwesens, welche die seit 1. A p ril 1900 durch die neue Fernsprech- gebührenordnnng in den kleinere» und m ittleren Orten eingetretene Gebührener­

mäßigung hervorgerufen hat, dauert an. Es rechtfertigt sich daher, wie im V orjahre, fü r solche Anlagen, die vorzugsweise der Zukunft zugute kommen, einen dauernden W erth be­

sitzen nnd auch eine ausreichende Verzinsung gewähren, die Ausgaben, soweit sie nach A r t und Umfang über den Nahmen der bloßen regelmäßig wiederkehrende» Ausgestaltung des Fernsprechwesens hinausgehe», aus Anleihe M itteln zu bestreiken."

Beim R e ic h s a m t d e s I n n e r n sind die Einnahmen aus dem Kaiser W ilhelm -Kanal wegen wirthschastlicher Stockung niedriger an­

gesetzt. Die Belastung des Reiches a»S den auf­

grund des JnvalidenversichernngSgesetzeS zahl­

baren Renten beträgt 40,8 M ill. F ü r die noch in der ersten H älfte d. J s . zu eröffnende Ans- steNnttg fü r A rbeiter-W ohlfahrt sind 490000 M k. eingestellt. Unter den einmaligen Aus­

gaben deS E tats des In n e rn befinden sich die erste Banrate fü r das Dienstgebände des Patentam ts, die letzte Rate fü r das Neichs- tagspräsidialgcbände, ein Betrag fü r Bethei­

ligung des Reiches an der internationalen Erforschung der nordischen Meere, Zuschüsse zum Ant'ialkoholkougrek in Bremen, znm Kongreß des internationalen statistischen I n ­ stituts in B e rlin , znm 6. internationalen Kongreß fü r angewandte Chemie, fü r eine Fnnkentelegraphiestatiou n. s. w. F ü r die Kosten der Betheiligung des Reiches an der Weltansstellnng in S t. Louis (insgesammt 2 '/ , — 3 M ill. M k.) sind als I . Rate 1600000 M k. eingestellt. I m außerordentlichen E ta t

Komtesse Nuscha.

Ei» Zeitroman von O. E ls t e r .

--- (Nachdruck verdaten.) (14 Fortsetzung.)

„Und ich danke Ih n e n , Komtesse Ruscha, daß S ie an mich gedacht haben. Wenn man einer ernsten Z eit entgegengeht, ist es nn trostreiches Gefühl, ein Herz zn wissen, das unser gedenkt."

. " O , ich werde stets dieser Zeit »nd I h r e r ."Oocgnete sie eifrig, während eine G l,,t ihre Wangen überflammte.

er il,7^'<?>'° thenre Ruscha", sagte er, indem K i- z "nd innig küßte.

Sie überließ rh», ihre Hand und blickte träumend m die Ferne. Draußen vor den

Dächer der Häuser, die Plätze „ „ h Straße» in eine Weiße Decke ein. N n r ge­

dämpft klang der Straßeulärm zu ihnen empor, wie aus weiter Ferne tönte der schrille Klang der Glocke einer Straßenbahn und lautlos glitten die Wagen und Droschke»

auf der dicke», weichen Schneeschicht vorüber.

Eine tiefe, fast feierliche S tille herrschte in dem Gemach, die keiner von ihnen zu unter­

brechen wagte.

Und doch w a r ihnen das H er- so voll und schwer!

Endlich sagte Ferdinand leise:

»Wie dankbar bin ich Ih n e n , Ruscha,

«aß S ie auch m ir nnd meinem Volke Ge- A r tig k e it widerfahren lassen! Daß Sie m ir

'cht mehr zürnen, wie damals anf Schloß wo meine S old"te»pflicht mich zwang,

^b»en weh zn thun . . . ."

.... kah m it großen, in Thränen schwim­

menden «ugen zu ihm auf.

„Ic h bin eine andere geworden", ent- g^nete sie leise und scheu. „S to lz »nd trotzig noch kam ich hierher, glaubte ich doch in Ih n e n , in jedem Deutschen meine» nnd meines Volkes Feind zn sehen. Was ich hier gesehen, gehört nnd erfahren, es hat mich gelehrt, daß ich Ih n e n nnd Ih re m Volke unrecht gethan habe. S e it jenem Abend, wo ich Ih re n König gesehen, wo mich die Begeisterung Ih re s Volkes nmbranste, ver­

stehe ich Sie und — liebe ich das deutsche V o lk . . . ."

„D ank — tausend D ank!"

„ M i r gebührt kein Dank, Ferdinand", fuhr sie m it festerer Stim m e fo rt. „Ic h w ar thöricht, meine Augen der W ahrheit zu ver- große» Volke angehören."

„A b e r auch Sie gehören diesem Volke an!"

rief junge Offizier.

»Ich? — Nein — ich gehöre dem Volke an, das gleich dem Volke der Juden keine Heimat anf E rde» „le h r hat; dessen Heimat die weite, öde W elt ist . . ."

„A n , spreche Sie nicht so, Ruscha! Noch ragt an dem Ufer der Warthe das Schloß Ih r e r V äter empor - „och rauschen die W älder Ih r e r Heimat Ih n e n die E rinnerun­

gen Ih r e r Kindheit z„ - „och schlägt Ih nen tzvv-. . :.-:Hes Frenndesherz entgegen. Bleiben S ie i- der Heimat, Ruscha — "

»Ich muß meinen Vater, meinen B ruder b e g le ite "

„N ein — wollen Sie nnr, nnd S ie sind frei« — Ah, Ruscha, in einem Augenblick des Zornes verrieth sich m ir I h r Herz — in jenem Augenblick riefe» Sie m ir zu: „Ic h habe Dich geliebt" — Ruscha! — I s t diese

Liebe in Ih re m Herzen ganz erloschen? Sie wissen es ja schon seit langer Z eit, daß ich S ie liebe! Die Kindheit hat unsere Herzen ja schon verbunden, m it kindlicher Zuneigung

— und als ich Sie wiedersah, da flammte die Liebe zn Ih n e n in meinem Herzen empor, die Liebe, die niemals erlösche» w ird ! — Nuscha, seien Sie mein — lind Sie haben die Heimat gefunden, nach der sich I h r ein­

sames Herz sehnt . . . ."

E r hatte sie saust au sich gezogen und sie schmiegte ih r Köpfchen an sein Herz, m it glücklichem Lächeln z» ihn« ansschanend.

„D ü rfte ich bei D ir bleiben", flüsterte sie,

„w ie glücklich könnte» w ir sein!"

„W eshalb w illst Dn Dich von m ir trennen, meine Nuscha? — Ich gehe einer ernsten Z eit voller Gefahren entgegen, aber der a ll­

waltende G ott w ird schützend seine Hand über mich halten, er w ird mich i» Deine Arme zurückführe». Ruscha — vergiß die finsteren, geheimen Pläne, die Deines Vaters Freunde beschäftige» — vergiß den Unfrieden, den Haß nnd den S tre it — vergiß all das Unglück, das nnabmendbare Geschick Deines Volkes in dem Frieden »»serer Liebe, wie Dein Volk sein Unglück vergesse» und neu emvorbluhen w ird im Schalten der macht­

vollen Schwingen des deutsche» Adlers. Sei mein Weib, Nuscha — und sei glücklich!"

„W ie gern — wie gern, »nein G eliebter!"

flüsterte sie und schmiegte sich zärtlich in seine Arme.

Und er küßte ihre Lippen und sie schlang die Arme nm seinen Nacken und blickte zu ihm m it heiße», leidenschaftliche» Augen anf.

„Ic h konnte den Gedanken kaum ertragen", sagte sie. „Dich in den Krieg ziehen zn lassen,

x x i Zatzrg.

werden, wie im V orjahre, 4 M ill. M k. zur Förderung der Herstellung geeigneter Klein­

wohnungen fü r A rbeiter »nd gering besoldete Beamte durch Gewährung von Darlehen au P riva te und an gemeinnützige Unternehmun­

gen. sowie zum E rw erb geeigneten Bauge­

ländes gefordert.

V olt tische T lM S sch au .

Am Dienstag hatten in W i e «» die M i ­ nisterpräsidenten von Körber und von Szell eine I ständige Konferenz.

I m f r a n z ö s i s c h e n Heere ist der Helm fü r die A rtille rie seit etwa einem Jahre a ll­

gemein im Gebrauch. Es ist ein glatter Nnndhelm aus geschwärzten« M e ta ll; bei Paraden w ird ein kleiner rother Federbnsch au der Seite angebracht. Kürassiere nnd Dragoner haben schon immer einen M e ta ll- helm m it antikisirendem Aussatz und langem Noßschweif getragen. Jetzt soll auch die fran­

zösische In fa n te rie eine» Helm erhalten.

Ueber eine Belästigung des Schwagers des KönigS von Spanien «neidet W olffs Bureau auS M a d r i d : „ A ls der P rin z von Asturien am M ontag von einem Spazier- gange in seine» Palast znriickkehrte, tra t ihm ei» M a n » entgegen m it dem Rufe: „E s lebe Alsons X I I I . , nieder m it Caserta!" Der Schreier wurde verhaftet, er ist ein früherer Karlist und man glaubt, daß er geistesgestört ist. E r w ird vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

D er Führer der liberalen P a rte i S p a » i e n s , Sagasta, ist au» M ontag Nach­

m ittag im A lte r von 75 Jahre» einem Bronchialkatarrh erlegen. I » ihm hat Spanien einen Staatsm ann verloren, der seit eine«» Menschenalter aus die Geschickt Spaniens, besonders in der Z e it der Regent­

schaft der M u tte r deS gegenwärtigen KönigS, einen entscheidenden E influß ausgeübt hat, nicht immer znm Segen seines Vaterlandes.

S e it 1872 ist Sagasta, ursprünglich Professor der M athem atik, nicht weniger als sechsmal Ministerpräsident gewesen. I n die Z e it eines M inisterium s Sagasta fiel der fü r Spanien unglückliche Krieg m it den Vereinigte»

Staaten, der m it dem Zusammenbruch der spanischen Kolonialmacht endete. Diese Niederlage aber hinderte nicht, daß Sagasta

»ach R ücktritt des konservativen M inisterium s ohne D ir mein Herz, meine Liebe offenbart zn haben. Ach, Ferdinand, «vaS habe ich diese Woche», diese Monate hindurch gelitten?

Meine Liebe kämpfte m it meinem Stolz, ich suchte meiner Liebe zu entfliehen, ich ver- suchte, Dich zu hassen, Dich z» vergesse», und ich wurde fast wahnsinnig darüber . . . "

„M eine arme Ruscha . . . ."

„Ic h wollte Dich nicht wiedersehen — ich fühlte, daß ich meiner Liebe erliege» würde

— aber erst der Gedanke, daß dieser Krieg Dich m ir anf ewig entreißen könnte, daß der Tod zwischen uns treten könnte, ehe ich D ir gesagt, wie sehr ich Dich liebe, ließ mich er­

kenne», daß ich ohne Dich nicht zn leben ver­

mag. Ach, ich glaubte, «nein Leben gehörte ganz allein meinem Volke, gehörte der Rache

— und nun sehe ich ein, daß ich nichts bin, als ein schwaches Weib, das D ir , D ir alleiy gehört."

„ F ü r alle Zeit und Ewigkeit . . .

Ein rascher S chritt ward anf dein Korrk«

dor gehört, die T h ü r ward hastig geöffnet nnd G ra f Gorka tra t ein.

Ruscha flog anf ihn zn.

„M e in V ater — hier mein V erlobter", rief sie in ihrer raschen, leidenschaftlichen A rt.

„D ein V e rlo b te r? !"

„H e rr G ra f— "Ferdinand tra t auf Nuschas V ater zu nnd streckte ihm die Hand entgegen

— „S ie werden schon seit langem bemerkt habe,«, wie eS um unsere Herzen gestanden

— verzeihen S ie m ir, daß ich ohne I h r Vorwisse» um Herz nnd Hand NnschaS ge­

worben habe."

M it ernster Miene hörte der G ra f den W orten des jungen O ffiziers z» und streichelte

(2)

S iw e la im Sommer 1899 aufs neue m it der Leitung des Kabinets betraut wurde, bis er im November v. I . wieder S ilve la den Platz räumen mutzte. — Beim Tode Sagastas hat sich »och ein V o rfa ll abgespielt, der fiir die m ittelalterliche» Anschauungen am spanischen Hofe bezeichnend ist. D er König hatte den Wunsch geäutzert, Sagasta zu besuche», man bemerkte ihm jedoch, datz dies gegen die Etikette verstoße. Der König äußerte hier­

über sein tiefes Bedauern. Dienstag Nach­

m ittag wurde der Leichnam Sagastas nach der Depntirteukammer überführt. A u f der Straße w ar eine zahlreiche Menge ange­

sammelt, die in ehrsnrchtsvollem Schweigen verharrte, als der Leichenwagen vorüberzog.

Der König, von dem Herzog Sotom ayor be­

gleitet, begab sich nach der Kammer, nm ein Gebet nm Sar»e zn verrichten. D ie B ei­

setzung soll am F reitag stattfinden.

Einen S ch ritt von großer Bedentnng im Nhedereiwesen w ird , wie die „Neue Ham- bnrgische Börseuhalle* hört, die atlantische Schifffahrtsvereinigung, der „ M o r g a n - t r u s t * , nuternehnien. E r hat die Versiche­

rungen der Lcyland-, Dominion nnd W hite Stardam pfer anfgcki'indigt und übernimmt die Selbstvcrsichcrung seiner Dampfer in größtem Maße. Der Trust w ird sogar noch einen S chritt weitergehen nnd auch die V e r­

sicherung der m it seinen Schiffen beförderten W aaren für seine Gefahr ü bernehmen.

B e rlin . 6. Januar 1903.

Seine Majestät der Kaiser hatte h Ute M orgen am Brniidenbnrger T hor eine Besprechung m it dem Finanzminister F rh rn . v. Nheiubaben, dem Polizeipräsidenten v.

B ornes, dem Geh. Hosbanrath Jhne und dem Thiergartendirektor G eilner wegen A u f­

stellung von Denkmälern. Es wurden hier­

bei hauptsächlich Verkehrsfragen erörtert, die zn der E rrichtung der Denkmäler und Brnnnenanlageu in Beziehung stehe». H ier­

auf besuchte der Kaiser den Reichskanzler Grafen B ülow und empfing m ittags zunächst den französischen Botschafter M a rq u is de Noailles und dann den serbischen Gesandten Stejitsch in Abschiedsandienz und den Nach­

folger des letzteren Militschrwitsch in An- trittsaudienz. Dem M a rq n is de Noailles hat der Kaiser seine Büste in M a rm o r zum Geschenk gemacht.

— Die Uebersiedelung des kaiserlichen Hoslagcrs vom Neuen P a la is nach dem B e r­

liner Schloß w a r f iir den 8. Jan u a r festge­

setzt, doch ist der Kaiser m it den alteren Prinzen, dem Prinzen Joachim und der Prinzessin V ikto ria Luise schon am Sonntag Abend plötzlich nach B e rlin gekommen nnd hier geblieben, während die Kaiserin m it de» Prinzen Oskar nnd August W ilhelm im Neuen P a la is w e ilt. Der 14jährige P rin z Oskar ist nämlich an den Masern erkrankt.

M a n befürchtet auch, daß sich diese Krank­

heit auf den Prinzen Anglist W ilhelm , der am 29. J a n n a r 16 Jahre a lt w ird , über­

tragen könnte, w eil er m it feinem B ruder in P lön fortdauernd zusammen w ar, und hat ihn deshalb im Neuen P a la is behalte». Die Kaiser Pflegt persönlich den Prinzen. Die Krankheit nim m t einen durchaus normalen Verlauf.

— Der Kronprinz nnd P rin z E itel Fried­

rich sind heute nach Bonn zurückgekehrt.

— Anläßlich des Todes der Baronin Cohn-Oppenheim hat der Kaiser durch seinen zärtlich den dunklen Lockenkops seiner Tochter, die sich au seine Brust schmiegte. Dann sagte e r:

„Ic h verzeihe Ih n e n gern — bedanre jedoch nur, daß das Geschick m ir nicht ver­

gönnt, Ih re m Bund meinen väterlichen Segen zu gebe».*

Ruscha fuhr empor, doch sanft drückte der G ra f sie wieder an sich.

„N icht Ih re Person ist eS» H e rr von Schombnrg,* fuhr der G ra f fo rt, „welche mich dieses harte W o rt sprechen läßt. Ich würde Ihnen gern das Schicksal meiner Tochter an­

vertraue» — aber die Verhältnisse gestatten es nicht. Ich komme soeben von dem P o li­

zeipräsidenten — w ir sind aus Preußen aus­

gewiesen worden . . . .*

„V a te r? !* rie f Ruscha erschreckt.

Auch Ferdinand erschrak.

„Unmöglich, H err G ra f*, sagte er m it bebender Stimme. „S ie sind preußischer Unterthan . . . .*

„Ic h allerdings, aber nicht mein Sohn, den ich als russischen Unterthan habe erziehen lassen, w eil er meine russischen Besitzungen dereinst erben sollte. So bat man auch nur S tan isla u s auf Requisition der russischen Regierung ausgewiesen, m ir aber nur den guten R ath ertheilt, einige Z e it außer Landes zu gehen, damit erst G ras über die Geschichte wachse, wie m ir der H err Polizeipräsident lachend sagte. Nun werde» Sie selbst ein­

sehen, mein lieber junger Freund, daß eine Verbindung zwischen Ih n e n nnd meiner Tochter unmöglich ist.* (Fortsetzung folgt.)

Fliigeladjutanten, Korvettenkapitän von Grnmme, ein Blumenarrangement überreichen lassen. Der Großherzog von Baden, der Herzog von A nhalt nnd andere Fürstlichkeiten drückte» telegraphisch ih r Beileid aus.

— Der Kaiser hat anläßlich des A b­

schlusses der Verhandlungen über die katho­

lisch-theologische Fakultät an der Universität S traß bnrg dem Reichstagsabgeordneten Pros.

F rh r. v. H ertling nnd dem päpstliche»

Sekretär fü r außerordentliche geistliche A n­

gelegenheiten Gaspari Ordensanszeichnnngen verliehen, Professor v. H ertling erhielt den Kroiieiiorde» 2. Klasse m it dem S tern und Monsiguore Gaspari den Krvnenorden 1.

Klasse. Die Zeitungsmeldnng, Gaspari habe den Schwarzen Adlcrorden erhalten, ist irrig .

— Am 9. J a n n a r vollendet der Nestor der deutschen Chirurgen, Generalarzt s, In suite des S auitäiskorps, W irklicher Geheimer Rath, Professor D r. Johannes Friedrich Angnst v. Esmarch, Exzellenz, zn Kiel das 80. Lebensjahr. 1672 vermählte sich Esmarch nach längerem Wittwcrstande m it der P r in ­ zessin Henriette von Schleswig-Holstein, m it der vereint er auf ein langes und durch nahe Beziehungen zn unserem Kaiserhause be­

glücktes Familienleben zurückblicken kann.

Gelegentlich der Grundsteinlegung des Kaiser W ilhelm -Kanals 1887 erhob ihn Kaiser W il­

helm I . in den erblichen Adelsstand.

— Der Zilstizminister Schönstedt nnd der frühere Staatssekretär des In n e rn Obcrprä- sident v. Bötticher feierten am Dienstag ihren 70. Geburtstag. H err v. Bötticher wurde znm Ehrenbürger von Magdeburg nnd S tra l- snnd ernannt.

— Der H err Verkehrsminister legt nach einer M itth e ilu n g der „Neuen politischen Korresp.* W erth darauf, baß die Verbesserung der Beleuchtung in den Personenwagen 3.

Klasse älterer B a u a rt nnd die Abänderung der Thürschlösser an den Abtheilpersonen- wagen im nächsten Etatsjahre zu Ende ge­

fü h rt werden.

— Ein E rlaß des M inisters des In n e rn , de» die „Schles. Z ig .* veröffentlicht, fü h rt aus, daß das Verbot der Theilnahme von Frauen an den Versammlungen politischer Vereine sich nicht auf solche Versammlungen beziehe, bei denen, wie bei Tanzfestlichkeiten, Leseabenden und dergleichen, die Erörterung öffentlicher oder politischer Angelegenheiten programmmäßig garnicht beabsichtigt ist.

— Die Kaisermanöver dieses Jahres werden, wie jetzt feststeht, in diesem Jahre in der P ro vin z Sachsen stattfinden.

— 318 Denkmäler Kaiser W ilhelm s I . sind, wie in einem Buch „N eb.r die Denk­

mäler Kaiser W ilhelm s des Großen*, be­

richtet w ird , bis jetzt in Deutschland errichtet.

106 Künstler haben sie gearbeitet.

— An der technische» Hochschule München werden nach einer am Freitag veröffentlichten Verordnung die Bezeichnungen D irektor, S tellvertreter des Direktors nnd D irektorium durch die Bezeichnungen Rektor, Prorektor nnd Senat ersetzt; der Rektor fü h rt den T ite l Magnifizenz. Die Verordnung t r ifft ferner Bestimmungen über die Ernennung des Rektors durch den König, beziehungs­

weise das VorschlagSrecht des Gesammt- kollegiums.

— Die Universität Münster w ird jetzt, wie die übrige» Hochschulen, ebenfalls einen Sitz im Herrenhanse erhalten.

— D er bayerische Volksschnllehrervereiu ist am 1. J a n u a r d. J s m it 11557 M i t ­ gliedern dem deutschen Lehrervercin formell angegliedert worden. D er deutsche Lehrer- verein zählt nunmehr 100084 M itg lie d e r.

— I n einer freisinnigen Vertranens- mäunerversammlnng des Wahlkreises G rün- berg-Freistadt wurde m itgetheilt, daß der Reichstagsabgeorduete Justizrath Mnnkel (freis. Volksp.) aus Gesundheitsrücksichten auf eine abermalige Kandidatur verzichtet hat.

— Zweitausend neue Assistentenstellen sieht, wie die „Deutsche Poslztg.* erfährt, der E n tw u rf des Postetats fü r 1903 vor.

— I m Jahre 1902 sind über Bremen 13960 deutsche Auswanderer gegen 9143 im V orjahre und 8977 im Jahre 1898 be­

fördert worden. Einschließlich der fremden Auswanderer stieg die Gesammtzahl der über Bremen beförderten von 56200 im Jahre 1901 nnd 143300 im Jahre 1902.

Mannheim, 5. Januar. W ie die „Neue Badische Landeszeitung* meldet, ist gestern Abend hier der frühere nationalliberale Reichstagsabgeorduete Geheime Kommerzien- ra th P h ilip p Diffen6 gestorben.

Halle a. S .. 6. J a n u a r. Die Regierung th e ilt heute ohne Angabe von Gründen m it, daß sie die W ahl des Kaufmanns Richter, des bekannten freisinnigen Wahlredners und Reichstagskandidaten, zum S ta d tra th ab­

lehne.

Dresden, 6. Januar. M ediziualrath Pros.

D r. Curschmann w a r heute zur ärztliche»

Konsultation wieder in Dresden und besuchte am V o rm itta g m it den königlichen Leibärzten den König.

Gotha, 5. Januar. Die Gothaer Feuer versicherungsbank w ird ihren M itgliedern fü r das J a h r 1902 voraussichtlich auf die e.nge zahlte P räm ie einen Ueb-rschuß von 75 Proz.

derselbe» znrückgewähre».

Z u m sächsisch-österreichischen Hofdram a.

D e r Kronprinzessin von Sachsen ist M o n ta g B o rin ilia g die aus Aushebung der eheliche» Ge­

meinschaft gerichtete Klage des Kronprinzen von Sachsen durch den deutsche» Konsul Böthe zuge­

stellt worden. D e r Zustellung wohnten der A n ­ w a lt des Kronprinzen Jn stizrath D r . Körner- Dresden nnd der A n w a lt der Kronprinzessin Lache- nal bei. D ie Klageschrift enthält die Ladung vor das besondere Gericht in Dresdem znm 28. d.

M t s . D ie Beklagte w ird die Ehescheidung bean­

tragen.

Z n der A ffaire der Kronprinzessin Luise werde»

stetig neue Einzelheiten bekannt, die die H and ­ lungsweise der Kronprinzessin im m er rgthsrlhafter erscheine» lassen. D ie „Deutsche Tageszeitung*

meint, man sei geradezu gezwungen, eine pfhchische s to n lu g der Kronprinzessin anzunehmen, die mög­

licherweise m it ihrem jetzigen physischen Zustande M eicklarcii sei. I n einer Unter» ediing m it einem BerichteeNatter der W iener „Z eit" erklärt sie. alle m den Zkllttltliett ge^en ihren G atten vorgebrachten Auschrrldigirttcien seien unw ahr. D e r Krorivrinz ,el immer gut zn ihr gewesen. Seine Zärtlichkeit w a r ih r zn derb; aber das, er. sie getäuscht habe»

solle, sei ein Gedanke, der fü r leden, der den Kron­

prinzen kenne, komisch sei. S ie verzichte aus der­

gleichen Erfliidilngcii zu ihren Gunsten und wünsche nicht, andere zu vei.'lagen, um sich zu rechtfertige».

Ih m sind die Frauen nichts. M e in M a n n liebt Jagd und M i l i t ä r und ist sehr fromm . Ic h bin M itgegangen, w eil ich unglücklich verheirathet w ar.

M a n kau» unglücklich verheirathet sei», ohne daß man geschlagen w ird.

M ons. G iro » wurde von der Genfer P o liz e i­

behörde z»r Beschaffung der nöthigen A usw eis- schritten eine Frist gesetzt, sollte dem Ersuchen nicht Folge gelüftet werde», so könnte möglicher­

weise die Ausweisung erfolgen». E in e r weiteren M eldung aus Genf zufolge lehnte G iro » das A n ­ erbiete» eines Leipziger Chantants. gegen große M onatsgage allabendlich vor dem P ublikum zn erscheinen, ab. D ie Prinzessin nnd G iro » bleiben dabei, sobald wie möglich in P a r is Wohnsitz zu nehmen, wo G iro » literarisch thätig sein und so eine Existenz gründe» w ill. G iro » hatte fü r seine i» Brüssel verw ahrte» S chriften in Versen und Prosa bereits Verleger in Aussicht. — W ie aus Brüssel m itgetheilt w ird , hat G iro » vor seiner Flucht sein gesaminteS Vermögen, circa 80000 Franks, flüssig gemacht. V o n diesem Gelde be- streiten augenblicklich G iro » «nd die Prinzessin ihren U n terhalt.

Auch den Jo u rn alist Gustave Fntz vom P ariser .F ig a ro ', eine» Jugendfreund G iro n 's , empfing die Kronprinzessin. S ie erklärte ihm gegenüber:

„ Ich liebe AudrS G iro » , er w ird mein G a tte sein, »Ilsen beider Lebe» w ird in eins übergehe».

A u d is w ird arbeiten, nnd ich werde mich den U m ­ ständen fü g e n * Ueber ihre» A u fen th alt am Dresdener H of sagte die Prinzessin: „A lle meine Handliinge» wurde» kritisirt, »ud welch tolle Ge­

schichte» ersann m an.* Andrs G iro » wiederum erzählte einem Abgesandten des P ariser „T e m p s " :

„ W ir erhallen von alle» S eite », znmeist von«

sächsische» Volke Shmpathieknndgr''»»geu, vo»

Freunden und Unbekannten die rührendste.! B riefe

»nd auch beträchtliche Geldangebote werden nns gemacht. Eine D am e schreibt uns. daß sie uns eine M illio n znr Bersilgung stelle. W ir an tw o r­

te» nie aus solche Briefe, nicht einmal »m z»

danken, denn jeder B rie f kann eine F alle sei«.*

A n sla u d .

Kopenhagen, 4. Jannar. H ier ist ein Z u ­ sammenschluß der größte» Brauereien zustande gekommen. Die neue Kom bination verfügt über ein Aktienkapital von 40 M illio n e n Kronen und beherrscht fast die gesammte dänische Bierproduktion.

Cetinje, 5. Januar. P rin z M irk o ist m it seiner Gemahlin nach dem Auslande abge­

reist.

Washington, 6. Januar. D er stellver­

tretende Sekretär im Staatsdepartement, David H ill, ist znm Gesandten in Bern nnd der dortige Gesandte B rya n znm Gesandten in Lissabon ernannt worden. An die Stelle H ills t r it t der jetzige Gesandte in Lissabon, LoomiS.

D ie Lage in Marokko.

Aus Marokko treffen fü r den S u lta n günstige Nachrichten ein. I n M a d rid ein­

gegangene M ittheilunge n aus Marokko be­

sagen dem Renterschen Bureau zufolge, daß die anfriihrerifchen Stämme sich dem S u lta n unterwerfen nnd die Bennruhignna sich legt.

Ueber die Lage in Marokko th e ilt die

„Neue politische Korresp.* m it, daß es nur eine Frage der Z eit ist, wann der regierende S u lta n allein oder m it H ilfe seines znm Generalissimus ernannten älteren B ruders der Aufständische» H err w ird . Die M öglich­

keit, daß der Präsident Bn-H am ara die M ehrheit der Cheriffs f iir sich gewinne»

könnte, ist schon jetzt vorüber.

Am Dienstag sind in Tanger bei den fremden Gesandtschaften sämmtliche Kuriere aus Fez m it der Nachricht eingetroffen, daß

dort die Lage nnverändert sei.

Wie aus Centa nach M a d rid gemeldet w ird , sind dort die angesehenste» Eingebore­

nen zusammengetreten und haben beschlossen, Waffen nnd M u n itio n anzukaufen fü r den F a ll, daß die Benider- nnd Snadera-Kabylc»

die S ta d t angreifen sollten.

Proviilzitilttnchrichteil.

? J a n u a r. (Besitzwechsel.) Das

466 Hektar große R itte rg u t G o tta rto w o ist von H e rrn J u lia » S ilakow ski an H e rrn S o w iu ski.

408.7 S eklar großes G n t Chohno der- kauft bat. fü r 2lOV00 M k veräußert worden.

e Rosenberg. 6. J a n n a r. iUcber de» Doppel- raubmord) w ird heute folgendes bekannt: E s ist uilnmehr znx Gewißheit geworden, daß thatsächlich die beiden ve>1ä,Wunde,.ei, russischen A rbeiter die T h ä te r sind. D ie >n dem Wäldchen i» der Nähe der Mordstelle aufgefundene» Kleider sind durch den Besitzer Ziesnier i» Rothwasser und den B e­

sitzer W itteiiberg Abbau Nosenbera als de»

beide» verschwundenen Arbeitern gehörig erkannt worden. Angeiischkinlich hat ma» es m it bereits wegen schwerer Verbrechen in Rußland V o rb e­

strafte» zn thun. die n ur zn dem Zwecke. In Preußen zn rauben, über die Grenze gekommen sind. S ie tauchte», wie jetzt feststeht, am 17. D e.

zember i» uiiserer Gegend auf. A n diesem Tage sprachen sie den von Rosenberg »achhanse fahren­

den Besitzer Ziesm er aus Rothwasser »», A rb e it an. S ie gaben a» aus G alizien zn sei». Den größere» der beiden, der sich S ta n is la u s nannte, nahm er auch wirklich i» A rbeit, den kleineren, etwa >9jährigen Bursche» Johann brachte er zi»

dem ermordeten Besitzer Ackermann, der ihn auch behielt. Polizeilich haben beide Besitzer diese vor­

übergehende» A rbeiter nickt angemeldet. A m ander» Tage verlangte Z iesm er von seinem A r ­ beiter die Papiere, dock wurde er vertröstet. Beide A rbeiter sprechen gnt polnisch und »n r gebrochen deutsch. Z u dem Nachiwächter Nallcck aus R o th - waffer. der der polnische» Sprache mächtia ist.

äußerte S ta n is la u s auf polnisch: „ W a s brauche ich dem dummen B a u e r meinen N am en auf die r 2 U b'''den* er erzählte ihm , daß er in R u ß - land Fleischer sei nnd rühm te sich mehrerer in Rnüland verübter Verbreche». E r w a r auch dem Besitzer Ziesm er vor Weihnachten beim Schweine- schlachtei, so geschickt behilflich, daß dieser sicher annehmen konnte, es m it einem russischen Fleischer zn thu» zn haben. D a er »och iinnier nicht m it seine» Papieren herausrückte, wurde er kurz nach Weihnachten entlassen und erhielt umi A rb e it bei dem Besitzer W ittenberg. dessen Besitzung n u r V«

Stunde von der des ermordeten Ackermann ent­

fernt liegt. Aiich W ittenberg drang täglich auf Vorzeige» der P ap iere und „iin zeigte schließlich der A rbeiter eine» P a ß vor. vo» dem glücklicher­

weise W ittenberg eine Abschrift genommen hat ohne daß der A rb e ite r davon wußte. D e r P aß lautete auf den N am e» S ta n is la u s Jablo no w ski aus Rosinex bei W isniew o . ausgestellt am 8. D e­

zember 1902 vom A m t W isniew o auf 4 Wochen.

D e r andere sich Jo h an n »eiinende Bursche w a r während der Z e it vom 17. Dezember bis znin Sonnabend den 3. J a n u a r bei dein Besitzer Acker­

mann beschäftigt. A . soll m it dem Russen zu­

frieden gewesen sein. n ur hatte er ihm m ehrm als das Zigarettenranchen im S ta lle verbiete» müssen.

A m 3. m ittag s tr a f er ihn wieder rauchend im S ta lle an nnd entließ ihn, nachdem es zu A usein­

andersetzungen zwischen ihnen gekommen w a r. »och au demselben Tage. E s ist festgestellt, daß die russische» A rb e ite r »och am Abend des 3. J a n n a r zusammrngewrsen sind. »nd zw ar haben sie sich mehrere Stunden bei der W ittw e Wegeuer in Nothwasser aufgehalten. H ie r haben sich geäußert, sie wollten den Besitzer W ittenberg ermorde» und beraube», doch wurden ihre Redensarten nicht ernst genommen. I n der Nacht zum 4. J a n n a r verschwanden beide A rbeiter. D aS furchtbare Berbrechen müssen sie am Abend des 4. J a n n a r zwischen 7 nnd 8 U h r verübt haben „nd z w a r i»

dem Augenblicke, a ls die beiden Ehelente. die allein anf der Besitzung wirthschaftete», m it dem A b fü ttern des V ieh s beschäftigt w aren. K u rz v o r 7 U h r w a r ein Nachbar noch bei den E rm ordete»

vorgesprochen und tra f dieselbe» beim Abendbrot- essen. D ie B ette» sind »nberührt. das V ieh w a r anscheinend noch nicht gefüttert. Ebenso w ie dem M a n n e ist auch der F ra u der Kopf durch einen furchtbaren Axlhieb säst ganz von» Rumpfe ge­

trennt. I n dem S ta lle , in dem die Leiche des M an n es liege» blieb, befanden sich etw a 40 Schweine, die während der Nacht sörmliche Stücke aus der Leiche herausgerissen hatten. D ie R a u b ­ mörder nähme» folgende Gegenstände m it: E in e goldene D am eiin br nebst Kette, eine goldene Herremihrkette m it einem Berloqne in F o rm eines Pferdchens, mehrere weiße Hemden und verschie­

dene Kleidungsstücke und z w ar einen ganz neuen schwarze» W interüberzieher m it dunklem, weiß karriertem F u tte r, eine schwarze Kammganihose, einen schwarzen weichen H u t, eine braune S to ff­

hose aus grobem Gewebe und J a q n e tt aus dem­

selben S to ff. A » barem Gelde sollen die E r ­ mordeten 1 8 0 - 200 M k . in ihrer W ohnung gehabt haben; 15 M k . wurden in einer Bettstelle versteckt aufgefunden. E s ist festgestellt, daß die beiden Russen bei G olinb über die Grenze gekommen sind. eS ist deshalb wahrscheinlich, daß sie auch bei ihrer Flucht die Richtung aus G olinb einge­

schlagen habe». S ta n is la n s Jablonow ski ist etw a 1,70 M e te r groß. 21 J a h re a lt. stark pockennarbig, hat hellgraue Augen und kleinen hellen B a r t . D e r andere ist m ir 1.60 M e te r groß, 19 J a h re a lt. h at dunkle Augen, schwarzes H a a r, eine» A n fing von B a r t und stark aufgeworfene Lippen. Leider haben die M ö rd e r einen großen V vrsp ru n g; die Leichen wurde» nicht, w ie zuerst berichtet wurde, morgens

»m 6 U hr, sondern erst m ittag s 11 U h r entdeckt.

D e r Milchknticher. der morgeus um 6 U h r die M ilc h abholen sollte, hatte n ur flüchtig im Hanse «ach den W irth e n gesucht «nd ist schließlich i» der A n ­ nahme, daß niemand znhanse sei, wieder fortgefahren.

Erst als er um 11 U b r aus der M o lk ere i zurück­

kam und erzählte, daß er dort niemand zu Hause getroffen habe. ging der Hofinaini des benachbarten G utes E m llie iih o f zu dem Abbaubesitzer hinüber,

»m nachznsrage». weshalb die M ilc h nicht bereit gewesen w äre. Dieser bemerkte sofort die B ln t- spuren an der H ansthü re und fand dann auch die so furchtbar zugerichtete» Leiche» in den S ta lle » . H e rr Gutsbesitzer B ü ttn e r-E m ilie n h o f telephomrte sofort au die P o lizeiv crw altiirig Rosenberg, sodaß schon «m 12 U h r die Telegram m e nach der Grenze abgesandt werden konnte». Im m e rh in hatten die Raubm örder eine» Vorsprung von I I- l ö S k u n d e n . Heilte w a r H e rr Erster S ta a ts a n w a lt G liem an n aus E lbiu g anwesend und besichtigte die M o rd - stelle. D ie Leichen sind noch nicht sezirt. — Sente M it t a g verbreitete sich das Gerücht, daß die M ö rd e r bereits gefaßt nnd m it dem Nachm ittags- znge vo» D t.-E h la u in das hiesige Gesängm« ge­

bracht würde». Hunderte von Neugierigen hatten sich am Bahnhöfe elugesnnden. E s sehlt aber von b in M ö rd e rn im m er noch jede S p u r. Fest steht.

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