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Thorner Presse 1903, Jg. XXI, Nr. 146 + Beilage

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Academic year: 2021

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Bezugspreis:

kilr a u s w ä r t s : bei alle» Kaiserl. PoslanstaNeu vierleljährlich S,00 Mk. ohne Bestellgeld.

Ausgabe:

täglich a b e n d s mit Ausnahme der So»»-- ilüd Festtage.

Schriftleitung und Geschäftsstelle:

K a th ln illen stra sze l .

Kerusprech-Auschlutz N r . 57.

Anzeigenpreis:

die Petlispaltzelle oder deren Raum 1b Pf., sllr lokale Geschkfts« und Privat-Nngelge«

10 Ps. — Anzeigen werde» angenommen in der Geschäftsstelle Thor», Kathgrineu- ftraße I , den BermitttlungSstellen „Fnvaltdendank", Berlin, Haasenstei» n. Vogler, Berlin »nd Königsberg, sowie von allen andere» Anzeigen-VermittelungSstellen des In» und Auslandes.

Annahme der Anzeigen sllr die n M e ^ M M b e ^ e r ^ e t t M ^ ^ iS ^ M r ^ ia c h m iM

« L 146. Donnerstag -e» 85. Juni 1903. X X I. Zahrg.

Politische Tagesschau.

D er P a p s t erfreute sich, so meldet W olffs Bureau »ach Aussage von Persoueu, die dem Konsistorium am M ontag beige­

wohnt haben, gnter Gesundheit und nahm die einzelnen Handlungen selbst vor. I n seiner Ansprache äusserte sich der Papst in allgemeiner Form über die Schwierigkeiten und die A ngriffe, denen die Kirche überall in der E rfü llu n g ih re r Aufgabe begegne.

D e r erste T heil der Ansprache wurde von Monsignore V o lp in i, dem Sekretär fü r la ­ teinischen Briefwechsel, vorgelesen, den ü b ri­

gen T heil las der Papst selbst.

M i t einem Sieg der f r a n z ö s i s c h e n Regierung haben die Kau»» Handlungen betr. einen Nachtrag z»m Konnregationsge- setz am M ontag geendet. W olffs Bureau berichtet folgendes: Hans und Tribünen waren überfüllt, es herrschte lebhafte Be­

wegung. Z n r Verhandlung stand die Gesetz­

vorlage betreffend Säknlarisi'' der Kon- areganisten. I n einer Sitzn welche die Kongregationskonimissio« vor der Kammer abgehalten hat, w a r geschlossen worden, einen Abändernngsantrag Bnisson zuzulassen, nach welchem das Verbot der E rtheilung von U nterricht an trühere Kongreganiste»

nur dann Anwendung finden soll, wenn fest­

gestellt ist, datz sie thatsächlich nicht säkn- la ris irt sind. B ei E in tr a t in die Verhand- lnng unterzog B aron R ^ lle (R a lliirte r) die Vorlage einer K ritik . S.weton (Nationalist), dessen am Sonntag erfolgte W a h l noch nicht amtlich bekannt gegeben w ar, und der des­

halb »och nicht das N e^,t hatte, an den Verhandlungen theilzunchmen, betrat den S a a l und drängte die Diener, welche ihm den E in tr itt nicht gestatten wollten, beiseite.

Die Linke erhob lebhaften Widerspruch gegen das Vorgehen SyvetonS, während die Rechte Syveton B e ifa ll spendete. D er Präsident machte Syveion darauf aufmerksam, daß er nicht das Recht habe, an den Verhandlungen theilznnehmen. Syveton ließ die W orte des Präsidenten unbeachtet. (Große Erregung.) Schließlich ließ der Präsident den E in d rin g ­ lin g doch an den Verhandlungen theil- nehmen. Charles Bos (Sozialist) führte aus, daß das Ameßdement Bnisson dem Gesetz­

entwürfe jeden willkürlichen Charakter nehme und er deshalb fü r denselben stimmen werde, hnbbard (Sozialist) meinte, daß der Gesetz.

entw arf unnütz sei und dem öffentlichen Rechte widerspreche; er werde die Trennung der Kirche vom Staate verzögern, welche das Endziel jedes Republikaners sein müsse.

Redner verlangte eine Reform des Unter­

richts von G rund aus. Der Berichterstatter Massö vertheidigte den Gesetzentwurf, dessen Nothwendigkeit er betonte, um Schiebungen bei der Säkularisation zu verhindern. L'ho- pitean erklärte, die Gesetzvorlage betreffend die Säknlarisirnng der Kongregationen schmä­

lere die Rechte der persönlichen F reiheit und mache die Säknlarisirnng unmöglich. Die von der Regierung und der Kommission be­

antragte Dringlichkeit wurde m it 316 gegen 270 Stim m en genehmigt und hierauf die W eiterberathnng auf Dienstag vertagt.

Der f r a n z ö s i s c h - r u s s i s c h e Zwei- bnud w ird eine neue Weihe erhalten. Der M inister des Ausw ärtigen Delcassd, der un­

päßlich ist, ließ dem französischen M in iste r­

rath am Dienstag die M itth e ilu n g zugehen, daß fü r den Chef des Generalstabes der französischen Armee im Namen des Zaren eine Einladung ergangen ist zur Theilnahme an den M anövern bei Zarskoje Sselo, die vom 1. bis 10. August stattfinden.

Ueber eine s p a n i s c h e Courtoisie gegen D e u t s c h l a n d meldet W olffs Bureau, die Budgetkommission der spanischen Depntirten- kammer habe die zollfreie Einführung der fü r das Denkmal bestimmten M a te ria lie n genehmigt, welche- in M alaga fü r die bei dem Schiffbrnch des deutschen Schulschiffes

„Gneisenau" Verunglückten errichtet werden so».

S e h r zutreffend ist, was P e te r Rosegger im „N . W . Tagebl." über da- B l u t b a d i n B e l g r a d und über die eigenartige S tellung des Königs schreibt: „ I m Königs- schloffe eines zivilisirten S taates", fü h rt er ans, „werden 10 Personen ermordet — und im ganzen Königreich ist kein einziger A n­

kläger. Die übrige W elt schaute gelassen z»

lind fand, daß dieses unerhörte Verbrechen eine — i n t e r n e Angelegenheit sei. Z w a r Entrüstungen gab es genug. Als die „interne Angelegenheit" eine demokratische Wendung zn nehmen schien, waren die Monarchisten entrüstet über das Verbrechen im Konak, und als dann ein König gewählt wnrde, empörten sich die Republikaner gegen die Mordgesellen.

Aber natürlich, alles »nr platonisch. Ich

hatte erw artet, daß in irgend einem K u ltu r- lande Europas unter den vielen Idealisten und M oralisten ei» M a n n auftreten und im Namen der Menschheit die M ö rd e r anklagen und ihre Bestrafung verlangen würde. Ich wartete vergebens. D er neue König ver- u rlh e ilt angeblich die Grenelthat und setzt sich doch auf den Platz, den sie leer gemacht hat. E r verspricht, die Thäter, deren Namen ein öffentliches Geheimniß ist, zn ver­

bannen, und gerade diese M änner läßt er bei seinem Einzüge sich entgegenschicken, um den W illkommgrnß von ihnen zu empfangen.

Der Königsmord mag eine interne Sache sein, obschon es mich wundert, daß die Könige Europas diese A r t von politischer Selbsthilfe eines Volkes stillschweigend so w illig sauktioniren. Aber der Menschenmord ist keine interne Sache. D er Mensch ist eine gemeinsame Angelegenheit und steht unter dem Völkerrecht. Wenn diesmal schon die S taatsanw älte schweigen, so sollten die Menschheitsanwälte nm so la u te r sprechen.

Dichter und Denker, Lehrer nud Publizisten müßten zusammenstehen und im Namen der Menschheit verlangen, daß die serbischen M ö rd e r nach dem Gesetze bestraft werden."

— Kaiser W ilhelm soll sich über die E rm o r­

dung des serbischen KönigspaareS sehr b itte r geäußert und von treulosen B a n d i­

ten und gemeine« Bluthunden gesprochen haben, die aufgehängt werden müßten. Die M örder, die sich als Befreier feiern lassen, würden bereit und fähig sein, auch dem neuen König ein gleiches Ende zu bereiten.

ES sei unerhört, daß sich Offiziere — und

»och dazu soviele Offiziere — zn einem Meuchelmorde hergeben und sogar eine wehr- lose F ra u morden.

Von der f r a n z ö s i s c h - m a r o k k a n i s c h e n Grenze w ird berichtet, daß am 19. J u n i von Mvcheria eine Truppe unter dem Befehl deS Obersten E» abgegangen ist, die die Gebirgs- stämme am Westabhang des Vechar-GebirgeS verlassen soll, den im Grenzgebiete Plünde­

rungen verübenden Eingeborenen nicht mehr Zuflucht zn gewähren und die französischen Behörde» bei der Aufrechterhaltung der O rd ­ nung zu unterstützen. D ie Kolonne P ie rro n hat das Grenzland zwischen Mscheria nnd F ig ig gesäubert und ist, ohne Verluste erlitten zn haben, nach Möcheria zurückgekehrt.

I n M a z e d o n i e n dauert nach über- verschiedenen einstimmenden Konsularmeldnn»

gen das Bandenunwesen nnd das Treiben des Komitees im V ila je t Adrianopel weiter fo rt. 200 Einwohner des Dorfes B u r- gadschik sind m it ih re r gesammten Habe aus­

gewandert, wobei m it der türkischen Grenz­

wache ein unblutiges Gefecht stattfand. ES liegen verschiedene Beweise fü r die Richtig­

keit der Annahme vor, baß die blutigen E r­

eignisse in Belgrad das mazedonische Ban­

denunwesen angefacht haben. D ie mazedoni­

schen Komitees sollen maßlos übertriebene Nachrichten über das Geschehene verbreite»

und angesichts der angeblich zn erwartenden weiteren Folgen energische Fortsetzung des Kampfes gegen die Türken predigen. — Die

„Agence tölSgraphiqne B u lg a re " meldet:

Am 21. d. d. M ts . überschritt eine türkische Grenzwache in Stärke von 100 M a n » bei Batak die Grenze, wurde jedoch von bulga­

rischen Soldaten zurückgeschlagen. A u f bul­

garischer Seite wurde ein M a n n verwundet.

Die Türke» hatten 20 Todte und V er­

wundete.

Den lang angekündigten a m e r i k a n i s c h e » F l o t t e u b e s u c h hat Deutschland nunmehr erhalten. I m Kieler Hafen sind am Dienstag M itta g die drei amerikanischen Kriegsschiffe

„C hicago", „S a u F rancisco", „Kearsarge", die bis znm M orgen bei Nyborg geankert hatten, eingetroffen »«nd habe» unter dem üb­

liche» S a lu t ihre Liegeplätze eingenommen.

Befehlshaber ist A d m ira l Cotton. Dazu tra f durch den Nord-Ostseekanal m ittags noch der Kreuzer „M achiaS" ein. Nach dem Eintreffen des Geschwaders stattete der amerikanisch«

A d m ira l Cotton Ih re n königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich im königlichen Schloß einen Besuch ab, den Seine königliche Hoheit P rin z Heinrich im Laufe des Nachmittags an B o rd des „Kearsarge"

erwiderte. Auch der amerikanische Konsul in K iel begab sich an B o rd des genannte«

Schiffes.

A us S ä n D o m i n g o kommt die Nach­

richt, daß WoS y G ilt znm Präsidenten, DeS- champs zum Vizepräsidenten der dominika­

nischen Republik gewählt worden sind.

„ D a ily Telegraph" meldet aus Washing- to n : D er japanische Gesandte erklärt es fü r unrichtig, daß ein Uebereinkomme» zwischen J a p a n und R u ß l a n d bezüglich Korea»

Das Füchschea.

Roman von B . von der Lancken.

--- -— (Nachdruck verdaten.) (71. Fortsetzung.)

AnS Komtesse Rose's Tagebuch.

Gnm pertsdorf, den 20. M a i 18 . .

„ M i r schwindelt von allem, was ich in diesen letzten fünf Tagen erlebt habe. Erst der Brand, dann bei meiner Heimkehr von B e rlin die Nachricht von, Tode des armen Kunstreiters, die wunderbare M ä r über ,„eines geliebten Fnchschen'S Herkunft nnd schließlich Wchschen's flnchtähnliche Abreise. F o rt — sie ist wirklich fo rt und M am a hat sie gehe»

lassen, so gehen lassen! Das ist unerhört, unverzeihlich nnd ungerecht, selbst wenn meine geliebte M am a es gethan hat, und ich setze ,„einen Kopf darauf zum Pfande, daß es so nicht bleibt. Woher kommt denn überhaupt die ganze Geschichte? W eil M am a nnd die meisten Menschen immer denken, daß der Srand, dem sie angehören, die Menschen vor­

nehm nnd »,,t ,,„d tüchtig macht, weil man heut« noch, wie immer, den Stand nnd den Namen des V aters als eine feine Etikette fü r die Kinder ansieht. O ft mag das ja richtig sein, aber ,n diesem Falle ganz gewiß nicht, nnd M onika w a r doch schließlich auch eine Offizierstochter, sie hat m ith in doch nicht gelogen und ist ebensowenig eine Abenteurerin, wie eine Betrügerin. Daß sie verschwieg, wonach w ir nicht fragten? Pah, ich kaun es fü r kein so unverzeihliches Vergehen halten, ich nicht, »nd wenn M am a es auch zehnmal

sagt. v

W arum n u r ih r V a te r unter die Knnst- relter gegangen ist? Ic h muß noch heute

m it M am a darüber spreche»». G ra f G ötter ist, gottlob, abgereist und w ir sind allein.

Ich habe Heiniweh nach Füchschcn, sie fehlt m ir überall, sie w a r reizend «nd ich habe sie nach wie vor von Herzen lieb — Wankelmnth in der Liebe und der Freundschaft soll man m ir gewiß nicht vorwerfen können nnd gerade in schweren Tagen soll «nd »nutz man sie be­

weisen. Ich habe auch gleich an M onika ein Paar Zeilen geschrieben, damit sie weiß, daß ich zn ih r halte. Wie tief unglücklich w ird sie sein! Ich habe ih r geschrieben, wie feier­

lich der arme Force-Reiter begraben und daß ich selbst ihm eine» Kranz von Lorbeer »nd M aiblum en geflochten und auf den S a rg ge­

legt habe. E r w a r doch auch nur ein armer wandernder Kunstreiter, aber er hat das höchste gethan, was ein Mensch fü r den andern thun kann, das, was uns G ott am nächsten b rin g t: er hat sein Leben gegeben, um das eines andere» zu retten. E r liegt nicht weit von der Kirche nnd eine junge Linde breitet ihre Zweige über seinen Hügel. Ob er E ltern oder Geschwister hat, die ihm nachweinen, wenn sie seinen Tod erfahre»? Ob niemand nm ihn tra u e rt? Doch, eine thnt's — FüchS- chen, »nein tapferes FüchSche»! Wo «nag er nur ih r Spielgefährte gewesen sein? Gewiß in der kleinen thüringischen S tadt, wo sie bei Bekannten erzogen wnrde. M a n sieht cS ja wohl in kleinen Städten, daß reichere und ärmere Nachbarskinder gute Kameraden m it­

einander sind. Wie ist er aber in den Z irkus gekommen? Das sind hundert nnd hundert Fragen, die »»»ich beschäftigen, «nd die ich unter allen Umstände» löse» w ill nnd mnß." — G räfin Korpstedt l i t t seit dein Tage deS

Brandes nnd seit M onika ih r Hans verlassen, an einer fü r ihre Umgebung zwar begreiflichen, aber doch nicht leicht zu ertragenden V er­

stimmung. Die Dienerschaft w a r geneigt, diese Verstimmung anf das Brandunglück nnd die damit verbundene Erregnng, die Unruhe, die Ungeniiithlichkeit und die vielerlei ge­

schäftlichen Angelegenheiten zn schiebe»», die dam it verknüpft waren «nd theilweise doch meist erst nach Rücksprache m it der G räfin ihre Erledigung finde» konnten. Rose aber kannte ihre M u tte r besser, sie sah tie fe r; nnd wenn sie in ih re r Jugend anch nicht ganz das rechte tra f, so kam sie doch der W ahrheit nahe, wenn sie sich sagte, ihre M u tte r habe M onika geliebt und, nneiiigkstanden, fehle sie ih r so sehr, »vie ih r selbst. G räfin Ursula Korpstedt w a r nnznfrieden m it sich selbst. S ie hatte ,»»»gerecht gehandelt, diesen V o rw n rf konnte sie sich nicht ersparen, und wenn sie sich auch zn ih re r Entschuldignng sagte, daß M onika eine Vertheidigung ihres Thuns in Gegenwart von G ra f G ötter stolz zurückge­

wiesen, so hätte sie ih r trotzdem Gelegenheit dazu geben müssen. I h r unbezähmbarer W iderw ille gegen alles, was Kunst und Künstler hieß „n d nm so ausgeprägter, je mehr die Kunst eine rein körperliche w ar, hatte sie hingerissen und st« zn einer Handlung ver­

leitet, die ihre eigene junge Tochter scharf rügte, während der Bries M o n ik a '- nnd die Zurückgabe des Geldes diese in den» ganzen vornehmen Charakter zeigte, der sich während der Zeit ihres Zusammenlebens täglich an ih r offenbart hatte.

G räfin Ursula saß an ihrem Schreibtisch, den Kopf in die Hand gestützt und blickte in

den dämmernden Frühlingsabend hinaus; die Sonne stand im Westen und w a rf ihre roth­

goldigen S trahlen in das kleine B oudoir;

sie g litten über die golddnrchwirkteu, moos­

grünen Sam nielportiören, über die reizende»

Franenköpfein goldeneuNokokorahme», welche die Wände schmückten, über die tausenderlei kostbare» brio L brav, welche anf Konsolen

»nd Etagörcu »»»»herstanden, sie ließen die schmalen, venctiauischeu Spiegel an den m it dunkle»»« Sau»' t bekleideten Wänden anf«

leuchten und gl tzer» und sie woben um G räfin Ursula'S schwarzes H aar einen funkelnden Strahlenkranz. S ie hatte in ihren» Schreib­

tisch gekramt und ihre Gedanken in alte Zeiten versenkt. Alle Briefe lagen halb geöffnet vor ih r »«nd ein silberbeschlageneS Kästchen mit Photographien stand seitwärts, unbeachtet auf einem niedrige» Hocker.

„M a in a , stör' ich?"

ES w a r Koniteffe Rose's frische Stimme, die durch die halb zurückgeschlagene Portidr«

schallte, und eS w ar ih r liebliches Gesichtchen, das sich neugierig lugend in die weichen Falten drückte.

„S tö re n ? mich? nein, »nein Kind, ge­

wiß nicht. Komm n u r!"

Die G rä fin schob die Briefe zusammen «nd breitete die Arme nach ihrer Tochter aus, aber die „kleine Komtesse" schien heute nicht

»vie sonst geneigt, die mütterliche Zärtlichkeit in gleichem Maße zu erwidern, sie ließ sich nur sehr flüchtig festhalten, küßte die M aina auf die S tir n nnd kauerte sich dann auf den kleinen Hocker, den Kasten m it den B ildern achtlos neben sich anf die Erde stellend; ihre Bewegungen waren sehr energisch und auf

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und der Mandschurei erzielt worden sei;

seine Regierung habe jedoch die Bemühungen erneuert, die bezwecke», die Offenhaltung der mandschurischen Häfen sicherzustellen. — E in J o k o h a m a e r B la tt meldet, es sei ihm ein Telegramm aus Tokio zugegangen, nach welchem zwischen dem russischen Gesandten und dem Prinzen Tsching am 20. J n n i eine Konvention abgeschlossen worden sei. — Der russische Kriegsminister Knrovatkin w e ilt noch in K iolo.

Deutsches Reich.

B e rlin . 23. J u n i 1903.

— AuS Cnxhaven w ird berichtet: Seine M ajestät der Kaiser hörte gestern auf der F a h rt von Hamburg nach Cnxhaven den V o r­

trug des Geh. Kabinetsraths Exzellenz von LncannS und empfing, in Cnxhaven ange­

kommen, den Besuch des GroßherzogS von Oldenburg. D er Kaiser erwiderte den Besuch auf der Jacht des GroßherzogS „Leiisahn.*

— Heute B o rm itta g 11 U hr begann die offene Segelw ettfahrt des Norddeutschen Regatta- vereinS. Beim ersten S ta r t startete der

»M eteor*, an dessen B ord sich Se. Majestät der Kaiser befand. D as W etter ist vorzüg­

lich. — D ie heutige Regatta nahm bei gün­

stigem Winde einen vortreffliche» Verlauf.

An B ord des „M e te o r* waren außer den Herren des Gefolges geladen der Großherzog von Oldenburg m it seinem Adjutanten M a jo r Freiherr»« v. D alw igk, der Kommandant von A ltona General v. Slnytermann-Langeweyde und H e rr M a x Gnilleanme-Köln. Der Kaiser kehrte nach drei Uhr wieder an Bord der

„Hoheuzolleri,* zurück. — Das Resultat der heutige» Regatta ist folgendes: Klaffe L Schooner-Kreuzeryachten: „M e te o r* erster,

„H am burg* zweiter. Klaffe » Große Renn- yachten: „Navahoe* erster, „O rio n * zweiter.

Erste Klaffe Kreuzer-Jachten: „Kommodore*

erster. Zweite Klasse Krenzeryachten: „ I r i s * erster, „H ubertns* zweiter. D ritte Klaffe Kreuzeryachten: „A lic e * erster (gewann 8000 M ark-P reiS .) D ritte Klaffe kleine Reun- Yachten: „G arde* erster, C a rlo tta * zweiter.

„C a rlo tta * legte Protest ein, über den noch nicht entschieden worden ist. V ierte Klaffe Ren,»Yachten: „B e tty V I * erster. Fünfte Klaff« Kreuzeryachten: „ Z iu * erster, „H ellas*

zweiter. „M e te o r* gewann m it 53 Sekunden den P re is des SenatS.

— Ih r e M ajestät die Kaiserin ist heute Abend 1 1 '/, U hr von Potsdam nach P lan abgereist.

— D er OberregiernngSrath Bake in W ies­

baden ist zum Präsidenten der königlichen Regierung in T rie r ernannt worden.

— Den» Präsidenten der deutsche» Land­

wirthschaftsgesellschaft hat der Kaiser auf ein anS Anlaß der Eröffnung der la n d w irth - schaftlichen Ausstellung in Hannover an ihn gerichtetes Telegramm m it dem Wunsch ge­

a n tw o rte t: „M öge die Ausstellung m it ihren mannigfachen Anregungen zu einen»

rationellen und intensiven Betrieb der Land­

wirthschaft bleibenden Ruhen bringen und dazu beitrage», der deutschen Landwirthschaft über die Schwierigkeiten hinwegzuhelfen, m it denen sie jetzt zn kämpfen hat. W il­

helm I. U *

— D e r Kaiser hat bestimmt, daß bei der Kavallerie znr E inführnng gelangen: «in neues Brückengeräth, nenkonstrnirte Tele- den, jugendlichen Gesichtchen lag ein ent­

schlossener Ausdruck.

„M a m a , wann kehren w ir nach B e rlin znrück?* fragte sie, die Arme nm die Knie faltend und zn ih re r M u tte r aussehend.

„Ic h weiß es «och nicht*, erwiderte die G räfin, ihre Briefe zusammenfaltend.

„D a s ist schade.*

D ie kleine Komtesse blickte in ihren Schoß, die G rä fin schien nicht besonders Lust zn habe», das Gespräch fortzusetzen, nnd machte sich weiter m it ihre» Briefen zu schaffen. Rose g riff in den Photographiekasten nnd ließ einen T heil seines In h a lts durch ihre Hände gleiten.

„M a m a , wie kommst D u zn diesem B ild ? * stieß sie plötzlich hastig hervor, der G räfin das P o rträ t eines jungen O ffiziers in Vlanen- N nifvrm hinhaltend. Es w a r ein schöner M a n n m it tiefdnnklen Augen, einem keck auf­

gedrehten S chnnrrbart nnd dunklem H aar, das sich in weichen Wellen um die schmale, Weiße S tir n legte.

„Z u den« B ild ? * entgegnete die G räfin, die Hand danach ausstreckend, „gieb her — Rose, gieb — *

„N ein, nein, M am a, sage m ir erst, wer dieser O ffizier is t!* beharrte die Kleine, die Photographie an ih re r Brust verbergend.

„W a ru m ? * Die S tim m e der G räfin klang streng, aber die Hand, die sie noch immer ausgestreckt hielt, bebte leise und die Farbe auf ihren Wangen kam und gii»g.

„G u t, ich w ill e« D ir sagen, weshalb ich Kage*, sagte Komteffe Rose, m it M üh« ihre Erregung bemeisternd, „dieser M a n n ist — FiichSchenS V a te r!* (Fortsetzung folgt.)

graphenwagen nnd zusammenlegbare Säge»

fü r Arbeiten im Felde.

— F ü r die Stellungnahme der Parteien zu den bevorstehenden S t i c h w a h l e n ist weiter hervorzuheben, daß in Usedom-Wollin die freisinnige Vereinigung, die den W ahl­

kreis bisher ve rtra t, fü r den Sozialdemo- kraten Knntze (5543 Stim m e») gegen den Konservativen v. Böhlendorf (6777 Stim m en) e in tr itt; sie verfügt dort über 3989 Stim m en.

I n Kottbns-Spremberg w ill ein Theil der Freisinnigen (3674 Stim m en) in der Stich­

w ahl zwischen v. Dirksen-Jesseu (Reichsp.), der 10324 Stim m en erzielte, und Antrick (Sozd.), dem 9146 Stim m e» zur Verfügung stehen, fü r Dirks«,» stimmen. Dadurch ist hier der sozialdemokratische Besitzstand gefähr­

det. Auch in F ra n k fu rt a. O. scheinen die Liberalen (7025 Stimme»») den Konservati­

ve» Fetisch (8268) gegen den Sozialdemokra- ten D r. B ra u n (12187) nuterstützei» zu

»vollen. B isheriger V ertreter »var Abg.

Haake (Reichsp.) Z n r H altung der „N a t.- Z tg .* welche die W ahl des Sozialdeinokrate»

gegenüber dem Landw»rthsbü»dler D r.

O ertel empfiehlt, bemerkt die natioualliberale

„Rheinisch-Westfälische-Ztg.*: „E s ist geradezu

«ine Schmach, daß die „natiouallib erale*

„N a tio u a lztg .* energisch den W ählern räth, fü r den Sozialdemokrateu gegen den Konser­

vativen einzutreten. Und solches B la tt wagt

»och besonders „N a tio n a l* als Name sich zn geben. Der T ite l müßte entschieden geändert werden. Z u r Erklärung diene übrigens folgendes: DaS jährliche D efizit des B etrie­

bes der „N a tio n a lztg .*, das etwa 6 0 —80000 M k. beträgt nach den im „Reichsanz,* ver­

öffentlichten Bilanzen, w ird von Börsianern gedeckt, die vor alle« Dingen vermieden sehen wollen, daß „agrarische* Kandidaten durchkommen, und denen es an sich von ihrem internationalen Standpunkt aus vollständig gleichgiltig ist, wieviel Sozialdemokrateu im deutschen Reichstage fitzen. Daß das „B . T .* auf demselben internationalen S ta n d ­ punkt steht, ist nicht weiter verwunderlich.*

— Das heutige Reichsgesetzblatt enthält die von» BnndeSrath aufgrund der See- mnnnSordnung erlassenen Vorschriften be- treffend die Besetzung der Kauffahrteischiffe

»nit Kapitänen und Schiffsoffizieren, betr.

die D reitheiluug des Wachdienste- auf K auf­

fahrteischiffen, sowie betreffend die Nichtan­

wendung der Bestimmungen der SeemaunS- orduung auf kleinere Fahrzeuge, ferner die Bekanntmachung betreffend die Zulassung zur F ü h r u n g von Hochfeefifchereifahrzengen in der Jsla n d fa h rt.

— W ohl die größte W ahlbetheilignng ist in dem Wahlkreise Reichenbach-Kitchberg (22.

Sachsen) erzielt worden, wo G ra f P a u l HoenSbroech gegen einen Sozialdemokraten kandidirte. D o rt haben 97,6 P roz. der W ahl­

berechtigten abgestimmt.

— Auch die C harlottenburger Polen ha­

ben eine Protestversammlnng gegen den H irte n b rie f des Fürstbischofs Kopp abgehalten und einstimmig eine entsprechende Resolution angenommen.

Die „Vosstsche Z e itu n g .' meldet aus B e rn : Leopold W ö lflin g ist diesen Sonnabend von M o n tre u il nach Genf über­

gesiedelt, wo er ein« V illa miethe» und in vierzehn Tage» F r l. Adaniovitsch heirathen w ill.

BreSla«, 30. J n n i. Unter Autheilnahme von V ertretern der Staatsregierung, der S ta d t BreSlan und der B reslauer Handels­

kammer und unter Betheiligung zahlreicher Holzhändler und Holziudnstrieller aus ganz Ostdeutschland fand heute die Generalver­

sammlung des Verein« ostdentscher Holz­

händler und Holzindnstrieller unter dem Vorsitz des Konsuls Schloesstngk-Bcrlin hier- selbst statt. Den Gegenstand der B erathun­

gen bildete «eben zahlreichen Nachfragen insbesondere ein A ntrag, durch Neichsgesetz die Verpflichtung der Handwerker und ande­

re r nicht handelsgerichtlich eingetragener Ge­

werbetreibender ansznsprecheu, ihre» Fa­

miliennamen m it mindestens einer»« ansge«

schriebe»«» Vornan»«,» am Eingänge ihrer gewerblichen Niederlass,»ug anzubringen, nnd ferner ein A ntrag an den Reichskanzler, den BnndeSrath, den Reichstag nnd den V e r­

band der Berufsgenoffenschafte» auf Ab­

änderung des Z 34 des Gewerbe-Unfallver- sicherungsgesetzeS betreffend die Ansammlung von Reservefonds.

Hamburg, 23. J u n i. Das A m ts b la tt enthält folgende Bekanntmachung: Seine M ajestät der Kaiser haben bei dem Festmahl aus Anlaß der Feier der E nthüllung des Kaiser W ilhelm-Denkmals den Wunsch aus­

gesprochen, daß der S ta d t Hamburg fü r den Allerhöchst Ih m bereiteten überwältigenden Empfang der herzlichste nnd tiefgefühlt«

Dank überm ittelt werden möge. D er Senat konimt diesem Ersuchen Seiner M ajestät nm so bereitw illiger nach, als das schöne Ge­

lingen der Feier «nr dem freudigen Z u ­ sammenwirken aller patriotisch gesinnten

Kreise der Hamburgischcn Bevölkerung zu danken ist.

Bremen, 20. J u n i. Z u r Theilnahme an der 51. Sitzung der Zentralinoorkommissio»

sind die M in iste r v. Podbielski nnd F re ih e rr v. Hauilnerstein sowie der Unterstaatssekretär Sterneberg nnd mehrere M in iste ria lve rtre te r hier eingetroffen.

Bremen, 21. J u n i. DaS Schulschiff des dentschen SchnlschiffvereinS „Großherzogin Elisabeth* ist heute wohlbehalten in Swine- münde eingetroffen und geht au» 27. J u n i nach Zoppot werter.

Bremen, 23. J u n i. Bürgermeister D r.

G röning ist heute eine»,» Schlaganfall er­

legen. Ferner ist Oberbandirektor D r. Lud­

w ig Franzins heute frü h nach längerem Leiden im A lte r von 71 Jahren gestorben.

— Die „Weserzeitung* meldet: „A u s An­

laß des Ablebens des Bürgermeisters D r.

G röning und des Oberbandirektors Franzins gingen heute Nachmittag folgende Tele­

gramme Seiner M ajestät des Kaisers hier ein: „A n die Freie Hansestadt Bremen, zn Händen des ersten Bürgermeisters D r. P a n li.

Cnxhaven, 23. J u n i. M i t der Freien Hanse­

stadt Bremen betrauere Ich den Heimgang ihres zweiten Bürgermeisters D r. G röning, der, ein V o rb ild unermüdlicher nnd treuer Pflichterfüllung, seine ganze K ra ft dem Wohle der S ta d t noch bis znm letzten Athemzuge gewidmet hat. W ilhelm I . k . *

— „A n die Hinterbliebenen des H errn Ober­

bandirektors F ranzins in Bremen. T ie f be­

wegt durch die Nachricht von den, H in ­ scheiden des Oberbandirektors Franzins, spreche Ich den Hinterbliebene» M e in herz­

liches Beileid aus. Die genialen Schöpfn», gen des Verstorbenen »verde», seinen Namen

»nit der Entwickelung der S ta d t Bremen, ihrem Handel und der gesammten deutschen S chifffahrt bis in die fernste Zukunft unzer­

trennlich verbinden und ihm im Herzen seiner M itb ü rg e r wie in dem M einigen fü r alle Zeiten ein ehrenvolles und dankbares Andenken sicher». W ilhelm I . R *

Dresden, 20. J n n i. König Georg, die Herzogin von Genna und Prinzessin M a ­ thilde sind heute Nachmittag aus S ybillen, o rt hier »vieder eingetroffen nnd haben sich nach P illn itz begeben. — Das „D resdner J o u rn a l*

veröffentlicht den Dank der K ö niginw ittw e fü r die ih r überwiesene König Albert-G e- dächtnitzstiftnng im Betrage von 178460 M a rk, deren Erträgnisse den Wünschen der K ön ig in w ittw e entsprechend znr Linderung von N oth, A rm uth und Krankheit Berwen- düng finden sollen.

Brunsbüttel, 22. J n n i. Die neue S ta ­ tio n fü r drahtlose Telegraph»« in B rn n s- bttttelkoog ist jetzt m it dem neu kombiuirten System S la b y - Arco und Braun-Sie,ne»»S ausgestattet. Ursprünglich w a r die S ta tio n fü r das System Branu-Siem ens bestimmt.

S ie hat in den letzten Tagen erfolgreich te­

legraphische Nachrichten m it der „H ohru- zollern*, ebenso »nit Helgoland, Cnxhaven und Hamburg ausgetauscht, w ird in nächster Z e it die Verständigung »nit dem neuen Feuerschiff aufnehme»» und allmählich den gesammten wellenteiegraphischen Verkehr m it den Stationen am Nordostseekanal, sowie den diesen passirenden Kriegsschiffen aufrecht erhalten.

AuSlaud.

PariS, 21. J n n i. Der Khedive von Aegypten ist heut« V o rm itta g hier von Wien eingetroffen.

London, 20. J n n i. K a rd in a l Vaughan ist hente Nacht gestorben.

Proviuzialuachrichtel».

s Briefen, LS. J n n i. (Verschiedenes.) D e r H e rr LandwirthschastSnliniAer hat dein Komitee fü r den hiesigen Lnxuspferdrm arkt einen B etrag von 800 M a r k znr B rä m lirn n g von S tu te n bis zn 6 J a h re » und s ln t f lllle » gelegentlich des ain 8.

nnd 9. J u l i hier stattfindenden LnxnspferdemarkteS übe»Wiese»». Anßerdei» hat der H e rr M in is te r zn gleichen» Zwecke drei silberne und drei bronzene M ed aillen den» Komitee zugehe» lassen. — W ir nachträglich bekannt »vird, entstanden die U n ­ ruhen. welche am S o im tag zn r Auflösung der Versam m lung des Sokolvereins führte», dadurch, daß »nehrere M itg lie d e r verbotsw idrig durchaus ei» polnisches Lied fingen w ollte». — H e rr B ü rg er­

meister von Gostomski ist von der Regierung von»

15. J u l i bis 15. Augnst beurlaubt. E r »vird durch den Beigeordnete» H e rrn Branereibesttzer B auer

vertrete»». .

M arienw erdrr. 22 J u n i. ( I » unserer fre»- w illigen Feuerwehr) kracht es. M ittw o ch Abend soll »n einer außerordentliche» Versam m lung über die Aitflöfm ig der W ehr Beschluß gefaßt »verde»,.

D ie Ursache dürfte in gewissen Vorkommnissen ge.

legentlich der Hilfeleistung bei den jüngsten V e r­

heerungen zu suchen fei».

Oanzig, 23. J n n i. (W ie die Sozialdem okratie hetzt!) Schauermärchen verbreitet die S o zia t- demokratie w ie in Königsberg, so auch hier in Dauzig. D a s hiesige soziald-mokratische W a h l- komltee erzählt in einem F lu g b la tt fü r die S tich ­ w ah l. daß Hunderte von Danzlger A rbeitern am 1«. J n n i nicht hätte wählen könne», w ell liberale Arbeitgeber ihnen nicht einm al die Z e lt dazu frei gaben. Auch die Schichanwerft habe b ru ta l und rücksichtslos über 50 A rb e ite r anfs P flaster ge- w orfe». nur w e il fie an» W ahltage die Arbert verfilnm t hätte». — Hier»»» t h n l t die Schtchan-

w erft der «D anz. Z tg .* m it. daß fie am W ahltage allen A rb e ite r» , welche ih r W ahlrecht ausüben w ollten, den Nachm ittag freigegeben habe und da»

der B etrieb ihrer W e rft am Nachm ittage des '6 . J n n i fast ganz geruht habe; daß ferner nicht 5v A rb e ite r entlaste»« seien, sondern 6 A rb e ite r auf ihren Wunsch aus der Beschäftigung ansgetreten nnd 7 entlaste«» werden »»»»»tztrn. w e il fü r fie keuie Beschäftigung mehr vorhanden »var. M i t den W ahlen habe der Abgang diefer im ganzen n ur 13 A rbeiter absolnt n icht- zn Ihn». .

Königsberg, 23. J n n i. (Stöcker-Prozeß.) Nach wiederholten Vertagungen gelangte nnniliehr gestern vor der 1. S tra fk a m m e r des Landgerichts Königsberg derVeleidignugsprozeßdes ehemaligen HospredigrrS nnd „eligewählten Neichstagsabge«

ordneten fü r Siegen A dolf Stöcker gegen den hiesigen Redakteur Gustav Noske z»m A n strag . Dieser Prozeß bildet das Nachspiel zu den bekann­

ten Reichstagsdebatteii zwischen Bcbel nnd Stöcker, die durch die Behauptung Bebels hervor­

gerufen w urden, der damalige Hvfprediger Stöcker habe in dem im J a h re 1885 vor der ersten S t r a f ­ kammer des B e rlin e r Landgerichts I verhandelten Slöcker-Leckelprozeß einen M ein e id geschworen, als er seine Bekanntschaft m it den» sozialdemo­

kratischen A g ita to r E w a ld u nter seinem Eide in Abrede gestellt habe Dieser E w a ld »var dam als als Zenge geladen, jedoch nicht erschienen, da die preußische P o liz e i ihn nuter den» Sozialistengefetze ausgewiesen hatte. E s ist bekannt, daß die Sozialdeinokratie seither den F a ll »niederholt zum Gegenstände heftiger NiiSeinanderfetznngei» »nit Stöcker sowohl im P a rla m e n t als auch in der Presse machte. D en Höhepunkt diefer Ausritt«

aiidcrsetznngeu bildete dann in» letzte» Reichstage die Szene zwischen Bebel nnd Stöcker. »nobel Stöcker dein Abgeordneten Bebel den V o r w a r f machte, er habe in dem bekannten F a lle des Polizeispitzels Norm ann-S chum ann die U n w a h r­

heit gesagt und sich in der Folge eine M ein eid s - dennnziation des Genannten bei der B e rlin e r Oberstaatsanwaltfchaft zugezogen, »vorauf Bebel den Ausdruck: „M ein eidspfaffe!* gegen Stöcker gebraucht habe» soll. Thatsächlich »var auch eine solche D enunziation gegen Bebet eiugeloufe». die O berftaatsanw altschaft h at die Erledigung aber znrückgeftellt, solange S chnm ann-R orm an» keine»

A nlaß n im m t, sich wegen seiner M a je ftiits - beleidigiingen, die er als Polizeispitzel »n an sla n d i- schen B lä tte rn verübt hat, vor den deutschen G e­

richte» zu verantw o rte». I m V erfo lg dieser V o r ­ gänge erschien am 15. Dezember 1901 in der in»

V erlage des S tadtverordnete» Noske in Königs­

berg befindliche» Z eitun g „Oftvrenbifcher Land­

bote" ei» A bw ehrartikel gegen eine von dein konservativen „Bolksfreund" gebrachte D a rleg u n g über die Stell»»»« der Sozialdem okratie zn r D n e ll- frage. Dieser A rtik el trug dir Spitzmarke „Frecher Schw indel* »nid enthielt n. a. folgende S te ile r Trotzdem lü g t der „Bolksfreund" den» Stöcker nach. in den Reihen der Soziaidem okraten sei das D n ell zu finden. D e r „Bolksfreund" i«»d der Stöcker. den das L üg en b latt rü h m t, find einander w erih . W iß t I h r , liebe Leser, »nie dieser Stöcke«

im Reichstage schon hundertm al genannt ist. ohne daß er sich dagegen wehren kann? M e in - eidspfaffe! (Dieses W o r t »var als Ueber- schrittzeile gesetzt und fe tt gedruckt.) Diesen»

Menschen ist nämlich «achgrwirsr». daß er als Zeuge vor Gericht u nter seinem Eide Dinge bebauvtet b at. die nicht w a b r W are».

I n s Zuchthaus h a t »nan den M a n n . der dam als Hvfprediger »var. nicht geschickt. W i r möchten nicht »n ter denselben Umständen w ie Stöcker von der W a h rh e it abweichen- D a s Zuchthaus, das Stöcker m it dcm A erm el streifte, w äre »ins gewiß, wie schon andere Leute wegen weniger schlimmer Dinge hineingrschickt wurden . nfw . D a hier­

m it in einer gerichtlich faßbaren F o rm der alte B o rw u rf anfs neue erhoben wurde, beantragte der Ab«. Stöcker bei der Königsberger S ta a ts a n ­ waltschaft die Verfolgung der Sache. I m Laufe des V erfah rens benannte die Vertheidigung den jetzige» B e rlin e r Stadtverordnete» E w a ld alS Zeugen darüber, daß er m it Stöcker w iederholt in den Versammlungen der 80 er J a h re zu tlm n gehabt habe »nid daß Stöcker daher im Stöcker- Bäckcr-Prozeß. als er die Bekanntschaft »nit ihm ableugnete, die U n w ah rh eit gesagt habe. F ern er find seitens derBertheidigm »»die Akten des Stöcker- Bäcker-Prozesses als B e w e ism a teria l benannt »nor­

de». Rechtsbeistand desAbg.StöckeristRechtsanwalt M e tz e r-T ilfit S t öck e r . T u tz a n e r und E w a l d werde» «n ter Aussetzung ihrer Vereidign»,g vernommen und nach ihrer Vernehm ung vereidigt.

S t ö c k e r bestreitet. daß er versucht habe. S o z ia l­

demokraten fü r seine P a r te i zn gewinne»; er gebe aber die Möglichkeit zu. daß ein M a n n nameuS K ran k von ihm beauftragt »var. E w a ld zn be­

suche» und ihn» fü r seine P a r te i zn gewinne».

D e r S t a a t s a n »v a l t h ä lt den W ahrheitsbe­

weis fü r vollständig mißlitiigen und beantragt d r e i M o n a t G e f ä n g n i ß . Da S U r t h e i l lautete nach diesen» Antrage. D e r Gerichtshof nahm an, daß Stöcker i» dein Prozeß E w a ld objektiv etw as unwahres gesagt habe. e s s e i a b e r i n k e i n e r W e i f e e r w i e s e » , d a ß e r w i s s e n t l i c h o d e r f a h r l ä s s i g e i n e » M e i n ­ e i d g e l e i s t e t h a b e . M i t Rücksicht auf die Schwere der Beleidigung sei w ie geschehen erkannt worden.

Akt Mllilil M Nichmhl!

D ie Neichstagshanptwnhl am 16. J n n i bat die Entscheid»»» darüber noch nicht gebracht, w er unseren W ah lkreis Tho rn -C n lm -B riese» in den nächsten fünf J a h re n im Reichstage vertrete» soll.

Unser bisheriger Abgeordneter, Landgericktsdirekior G raßm onn, der als deutscher Kowprounßkandidat von neuen« aufgestellt ist, erhielt 13406 S tim m e »,

»nährend aus den polnischen Kandidaten Redakteur BreiSki 13952 S tim m e n fielen; ferner erhielten der ZeiitrnniSkandidat 89 und der sozialdemo- kratische Kandidat 998 S tim m e ». E s hat daher S tichw ahl stattzufinden zwischen den, gemeinsamen dentschen Kandidaten Landgerichtsdirrktor G r a b » m a n n und dem Kandidaten der polnischen Bolks- p artei Redakteur B r e j s k i Gegen die Haupt»

»nah! vom J a h re 1898 find bei der H a n p tw ah l an»

16 J n n i 8100 S tim m e n mehr in nnserem W a h l­

kreise abgegeben »norden; der deutsche K andidat hat gegen 1898 546 iind der polnische Kandidat 947 S tim m e » mehr erhalten. W ährend der pol­

nische Kandidat 1898 einen Borsprung gegen den deutschen Kandidaten von 145 S tim m e n hatt», beträgt derselbe diesm al 546 S tim m en- Da»»»

kommt, daß die Sozialdeinokrate» 1898 keme P a ro le fü r dir Abgabe ihrer 440 Stim m e,» b«k der

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großer Theil davon werde aber von der Konkiirsverwaltung bestritten, sodaß die Passiven 74 bis 76 Millionen betragen. Als Obligo der Trebergesellschaft habe die

besondere die große und mittlere Landwirthschnft anS der gestimmten Zollpolitik des deutschen Reiches künftig zieht, belaufen sich auf mindestens 1200 Millionen

stände des Konservativen Vereins Thor« hatte auch der liberale Wahlverein Thorn vorher eine Besprechung über die W ahl und die Kaudidate»- frage gehalten. Die

das sei indirekter Vortheil, baue es sich selbst ein Schlachthaus, so habe es nur indirekte Vortheile, denn ein Geschäft dürfe eine Gemeinde mit dem

lichen Schirm und der Tabaksdose. D as Volk im allgemeinen und die Bewohner des Palastes betrachten diese Gegenstände mit außerordentlicher Ersurcht. Anch haben sie

„Nichts geht verloren, nicht der kleinste Rest eines kostbare,> M aterials bleibt i,n Halse stecke» oder wird durch uiizeitigen Athenivcrbranch vergeudet und

nungen. Für Fabrrkbetriebe eignen sie sich wegen ihres geringen Heizwerthes nicht. Ein weiterer Transport ist nicht lohnend. Braun- und Steinkohlen denselben

gründung des Urtheils ist ausgeführt: Wenn wirklich die Verkäuferin (die dies freilich bestreitet) am 5. J u li durch den Kaufmann ausdrücklich und dringlich